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Evil gets an Upgrade!
  • Monitor - 7x08: Suche

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    Die Freude über den scheinbaren Sieg der Monitor-Crew währt nicht lange, denn sie muss sich neuen Herausforderungen stellen. Nicht nur gilt es Lieutenant Bird zu finden, der von der Föderalen Befreiungsarmee verschleppt worden ist, auch muss sich Matthew Price seinem größten Albtraum stellen. Lest mehr in der aktuellen Episode von Star Trek: Monitor!
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    Monitor 7x08 "Suche"
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    Das letzte Mal in 7x07 „Feinde“:

    In der Zwischenzeit hatte sich Commander Matthew Price in den Stuhl des Captains in seinem Bereitschaftsraum gesetzt und den Tischcomputer aktiviert. Er hatte absolut keine Ahnung, wieso er nun einen Anruf von Rigel bekam, dem Wohnort seiner Mutter und seine ehemalige Heimat. Dem Ort, an dem er aufgewachsen war.
    So vieles war heute schon geschehen, der Tag hatte sich als Wechselbad der Gefühle erwiesen und es wurde ganz sicher nicht besser, soviel schien für den Commander fest zu stehen.
    Auf dem Bildschirm erschien das Gesicht eines Rigellianers, der nach menschlichen Maßstäben um die dreißig Jahre alt sein musste.
    „Guten Tag, ich bin Detective Jol von der rigellianischen Polizei. Spreche ich mit Commander Matthew Price?“
    „Mit dieser Annahme liegen sie richtig,“ entgegnete der erste Offizier auf seine typisch flapsige Art und Weise.
    „Sind sie der Sohn von Birgit Price, die in Rigel City wohnt?“ war die nächste Frage des Beamten.
    Die ganze Sache kam Matt nun sehr seltsam vor. Ein ungutes Gefühl beschlich ihn und daher antwortete er argwöhnisch:
    „Ja, das bin ich… Detective, wir haben hier momentan sehr viele Dinge zu tun und meine Zeit ist leider nur begrenzt. Kann ich sie daher bitten mir den Grund ihres Anrufs zu verraten?“
    Der Polizist stockte für einen kurzen Moment, schien nach den richtigen Worten zu suchen. Offenbar war ihm diese Sache sehr unangenehm und instinktiv wusste Price, dass etwas Schreckliches geschehen sein musste. Eine Sache noch furchtbarer als alles, was sie heute erlebt hatten. Ein letztes Mal räusperte sich der Beamte, bis er schließlich einsah, dass er irgendwann die Wahrheit erzählen musste. Ihre Blicke trafen sich kurz und in den Augen des Rigellianers zeigte sich eine Anteilnahme, die man üblicherweise nur in einem speziellen Fall antraf. Fast schon zerriss es Matt vor Neugierde, dann erklärte Detective Jol schließlich:
    „Mr. Price, es ist leider meine traurige Aufgabe ihnen mitzuteilen, dass heute ihre Mutter Birgit tot in ihrer Wohnung aufgefunden worden ist.“


    Und nun die Fortsetzung…

    Die ganze Welt um Matthew herum schien in sich zusammenzufallen. Alles drehte sich, dem Halbbetazoiden fiel es schwer nur einen klaren Gedanken zu fassen. Irgendwann, der erste Offizier wusste nicht, wie lange es gedauert hatte, fing er sich wieder und stammelte:
    „Wie…wie?“
    Dem Detective war deutlich das Unbehagen anzusehen, welches er beim Übermitteln dieser Nachricht empfand. Nicht zum ersten Mal hatte er dies tun müssen und es wurde einfach nicht leichter.
    „Eine Nachbarin hat uns alarmiert“ erklärte der Polizist, „nachdem sie mehrfach versucht hatte ihre Mutter zu erreichen. Nachdem sie keine Antwort von ihr erhalten hatte, brach sie die Tür auf und fand ihre Mutter leblos am Boden liegen.“
    Price versuchte sich das Bild, welches im geschildert wurde, vorzustellen, jedoch war diese ganze Situation viel zu abwegig, als dass er sie sich im Geiste ausmalen konnte.
    „Haben Sie schon eine Spur, wer für diese Tat verantwortlich sein könnte?“
    „Mr. Price… ich weiß, es wird schwer für Sie sein dies zu akzeptieren, aber ihre Mutter hat Selbstmord begangen!“
    „Selbstmord?“
    Wieder begann sich die Welt um den Commander zu drehen. In der Tat konnte er nicht glauben, was er da eben gehört hatte.
    „Ihre Mutter Birgit hat sich die Pulsadern aufgeschnitten. Sie verblutete in ihrer eigenen Wohnung.“
    Die restlichen Worte des Polizisten gingen in den Ohren des ersten Offiziers unter. Detective Jol sprach von Ergründen der Selbstmordumstände, von Ermittlungen, doch für Price waren dies alles nur schale Worte.
    Seine Mutter war tot.
    Die Person, die ihn geboren und großgezogen hatte. Der einzige Mensch, dem er bedingungslos vertraut hatte und die immer für ihn da gewesen war. Nun war Birgit Price viel zu früh vom Antlitz dieser Welt verschwunden. Für einen kurzen Moment wollte Matt sich der Realität verweigern, den Tod seiner Mutter einfach nicht akzeptieren und so weiterzuleben, als ob nichts vorgefallen wäre. Doch dies stellte keine Option dar. Das Gesicht Jols verschwand vom Schirm des Computers, scheinbar hatte der Polizist die Kommunikationsverbindung beendet. Price hatte davon nichts mitbekommen. Er befand sich in einer Traumwelt, in der niemand anderes außer ihm selbst Zugang befand. Alles fühlte sich so an, als wäre er in einen Wattebausch gehüllt worden. Er sah wie durch einen Schleier hindurch, die Geräusche der Außenwelt drangen nur gedämpft zu ihm durch. Irgendwie, der Halbbetazoid wusste nicht wie, hatte er die Brücke betreten und blickte in das Gesicht seines Captains. John musterte seinen Stellvertreter und wusste instinktiv, dass etwas Furchtbares geschehen sein musste.
    Lewinskis Lippen bewegten sich, schienen eine Frage zu formulieren, die Matt Price jedoch nicht verstand. Ob sich der Kommandant nach seinem Befinden erkundigte? Nein, Moment, er wusste ja gar nicht, was vorgefallen war.
    „Ist alles in Ordnung, Matt?“ fragte Lewinski noch einmal und musste lange auf eine Antwort warten. Auch die restliche Brückenbesatzung blickte zu dem ersten Offizier, der einfach nur furchtbar aussah. In seinem tiefsten Innersten wusste John, was mit seinem Stellvertreter war. Diesen Gesichtsausdruck, diese Leere in den Augen hatte er schon einmal gesehen und zwar bei sich selbst, als sein Vater vor drei Jahren an antallianischem Krebs gestorben war. Der bis heute immer noch schlimmste Tag im Leben Captain Lewinskis, der scheinbar nun auch Commander Price widerfahren war.
    „Nein…,“ stammelte Price fast schon geistesabwesend, „es ist nichts in Ordnung.“
    „Was ist geschehen?“ hakte Captain Lewinski vorsichtig nach, dabei jedoch die Antwort schon kennend. Man musste kein Empath sein, um zu erahnen, dass im privaten Bereich etwas passiert sein musste. Eigentlich hatte der Captain derzeit andere wichtige Sorgen, die geklärt werden mussten, wie z.B. die Frage nach dem Aufenthaltsort ihres taktischen Offiziers Danny Bird.
    Price fiel es schwer, die geeigneten Worte über die Lippen zu bringen. Schließlich sammelte er all seine Kraft und schluchzte:
    „Meine Mutter ist tot.“
    Zwar kämpfte der erste Offizier gegen die Tränen an, dennoch war ihm deutlich die Trauer anzusehen. Matt musste sich für seine Gefühle nicht schämen; John wusste selbst, wie es war ein Elternteil zu verlieren.
    „Brauchst du etwas Zeit für dich?“ fragte der Kommandant und der Commander nickte.
    Angesichts der momentanen Situation konnte John eigentlich auf niemanden verzichten, doch angesichts der Umstände musste er Milde walten lassen.
    Der Angesprochene nickte und verließ die Brücke. Der Captain wollte ihm noch zurufen, dass er sich bei Problemen oder Gesprächsbedarf bei ihnen melden sollte, doch dies war dem ersten Offizier wohl ohnehin klar. Denn auf der Monitor, in der die Crew zu einer Familie zusammengewachsen war, war niemand allein. Sie würden sich bei geeigneter Gelegenheit um Price kümmern, so viel stand für Captain Lewinski. Nun musste er sich jedoch auf die Erde begeben, um das Rätsel um das Verschwinden Danny Birds zu lösen. Dieses Problem war mindestens genauso dringlich.

    Die Augen von Lieutenant Bird weiteten sich in Panik, nachdem Kira Nerys ihre Drohung ausgesprochen hatte. Nein, das konnte sie doch nicht ernst meinen! Bird hatte sich auf alles vorbereitet, nur nicht darauf, dass eine andere Person als er selbst in diese Sache hineingezogen werden könnte.
    „Wagen sie es ja nicht!“ drohte der Mensch, aber sein Einwand schien im Nichts zu verpuffen.
    „Oder was? Sie sind nicht gerade in der Lage oder gar der Verfassung, um mich aufzuhalten. Soll ich also nach Janine rufen lassen oder sagen sie mir nun, was ich wissen will?“
    Tausende Gedanken gingen Danny Bird nun durch den Kopf. Die dringlichste war:
    Was sollte er nur tun?
    Natürlich konnte er seine Missionsgeheimnisse bewahren, aber dafür würde eine Frau in Mitleidenschaft gezogen werden, die trotz ihrer kriminellen Machenschaften die Mutter seines Kindes sein würde. Wie handelte man in einer solchen Situation?
    „Haben sie es sich überlegt, Danny?“
    Statt eine Antwort von sich zu geben, schwieg der Lieutenant nur. Angesichts des Bevorstehenden grinste die ehemalige Intendantin. Deutlich war ihr die Freude anzusehen, als sie einen Kommunikator aktivierte und fragte:
    „Janine, würden sie bitte einmal zu mir in den Verhörraum kommen?“
    Während der vergangenen drei Monate, selbst während seiner Gefangennahme, war Danny Bird immer die Ruhe selbst gewesen. Egal wie brenzlig auch eine Lage gewesen sein mochte, immer hatte er die Risiken hingenommen. Angst hatte er kaum empfunden. Jedoch lag dies daran, dass es bisher immer nur um ihn gegangen war. Welche gefährlichen Dinge er auch versucht hatte, im Falle eines Scheiterns hätte es immer nur ihn getroffen. Die jetzige Situation stellte sich jedoch anders dar: nun würde Janine in die Sache hineingezogen werden. Die Frau, die er am Anfang genauso wie ihren Vater ausspionieren sollte und die nun die Mutter seines Kindes werden sollte. Er kannte nicht einmal das Geschlecht seines Kindes!
    Die altmodische Tür zu dem Verhörraum öffnete sich und Janine betrat den Raum. Süffisant grinste die Intendantin ihren Gefangenen an und zählte die Sekunden, bis dieser mit der Sprache rausrücken würde.
    „Sie wollten mich sehen, Intendantin?“ fragte Janine und stellte sich neben die ganz in Leder gekleidete Bajoranerin.
    „Ja, schön sie zu sehen,“ entgegnete Kira und grinste. „Ich hoffe, ich habe sie jetzt nicht bei etwas wichtigem gestört?“
    „Nein. Was kann schon wichtiger sein als das hier?“ beantwortete Janine die Frage mit einer Gegenfrage und blickte Danny an. Ihr Gesicht zeigte eine Mischung aus Kälte und Zuneigung. Eine höchst seltsame Mixtur.
    „Es ist gut, dass sie das so sehen. Sie haben viel von ihrem Vater gelernt; sie werden einmal eine würdige Nachfolgerin sein.“
    „Ich danke ihnen.“
    Am liebsten hätte Danny angesichts dieser schalen Worte die Bajoranerin angespuckt, doch sein Mund war seltsam trocken. Immer noch wechselte sein Blick zwischen Kira und Janine hin und her. Am liebsten hätte er sie gewarnt, aber würde man seinen Worten überhaupt glauben schenken?
    „Bitte, Janine, geh wieder!“ bat Danny, wurde jedoch ignoriert.
    „Du hast mir gar nichts zu sagen,“ zischte die junge Frau, die scheinbar einen spontanen Stimmungswechsel erlebt hatte. Wie er es sich also gedacht hatte, wurden seine Warnungen in den Wind geschlagen. „Also, was gibt es?“
    Ohne ein weiteres Wort zu sagen, holte Kira einen Phaser hervor, welchen sie versteckt unter ihrer Kleidung getragen hatte, und hielt ihn Janine an den Kopf.
    „Was…was geht hier vor??“ rief die dunkelhäutige Frau und war aus Furcht erstarrt. Sofort bildeten sich Schweißperlen auf ihrer Stirn.
    „Ich versuche nur ihrem Freund einige Informationen zu entlocken,“ erklärte die Intendantin, so als wäre das Bedrohen einer anderen Person mithilfe einer Waffe die normalste Sache der Welt. „Er zeigt sich unkooperativ, also nutze ich ihre Beziehung.“
    Für einen kurzen Moment stemmte Lieutenant Bird sich gegen seine Fesseln, doch natürlich konnte er sich nicht rühren. Er war dazu verdammt diesem grauenvollen Schauspiel zuzusehen.
    Doch, er konnte etwas ändern. Alles, was er tun musste, war die Informationen zu liefern, die die Bajoranerin haben wollte.
    „Lassen Sie sie ihn Ruhe!“ schrie Danny und seine Pulsfrequenz schoss in die Höhe.
    „Ich soll sie in Ruhe lassen? Oh je, Danny, Sie sind es doch, der mich zu dieser Tat zwingt. Sie allein werden Janines Blut an den Händen haben.“
    Perverserweise schien Kira Spaß an der Sache zu haben. Sie strahlte über das ganze Gesicht, musterte Janine und setzte den Phaser direkt an die Stirn an.
    „Bitte sag ihr, was sie wissen will!“, flehte Janine ihren Freund an und in ihrer Stimme erklang echte Panik. „Bitte!“
    Abermals rasten die Gedanken des taktischen Offiziers. Kurz wog er ab, ob es sich hier um eine gut geplante Täuschung handeln könnte, doch Janines Angst war echt, dies konnte Danny deutlich sehen.
    „Ich werde nun bis drei Zählen,“ sagte Kira, „dann wird Janine sterben.“
    „Wenn Sie sie töten, dann wird sich James auf grauenvolle Art und Weise an ihnen rächen,“ drohte Bird, doch seine Warnung schien einfach an der Bajoranerin abzuprallen. Drohungen, die von Menschen ausgesprochen wurden, tangierten sie nicht im Geringsten.
    „Eins,“ zählte die Bajoranerin und blickte zu Danny. Dieser blieb standhaft
    „Zwei,“ war die nächste Zahl. Auf Janines Lippen konnte man deutlich ablesen, wie sie um ihr Leben flehte. Es war das erste Mal, dass Danny bei ihr Panik sehen konnte. Jedoch blieb er hart. Egal, wie er zu der Frau stehen mochte oder was sie beide auch verbinden mochte, er konnte nicht seine Überzeugungen und seinen Auftrag verraten. Dieser stand über Janine. So einfach war das.
    „Drei.“
    Danny schloss in Erwartung eines Schusses die Augen, jedoch geschah nichts. Langsam öffnete er wieder die Augen und bemerkte, wie die Intendantin die Waffe heruntergenommen hatte. Abermals lachte die Intendantin schallend, während Tränen über das Gesicht von Janine Talley kullerten. Die junge Frau zitterte am ganzen Leib.
    „Faszinierend,“ fand Kira und neigte den Kopf zur Seite, „dass Sie ihre Mission über das Leben ihrer Freundin stellen. Respekt, kann ich da nur sagen. Aber sie glauben doch wohl nicht im Ernst, dass ich nicht über ihre Identität informiert bin: sie sind Lieutenant beim Sternenflottengeheimdienst.“
    Entsetzt öffnete Danny den Mund, wollte etwas sagen, konnte es jedoch nicht. Er war völlig überrumpelt. Für einen kurzen Moment vergaß Janine ihre Angst und starrte Danny entsetzt an. Natürlich war seine Identität als Agent längst klar, die Wahrheit zu hören war jedoch trotzdem ein Schock.
    „Woher ich das weiß?“ Kira schien über die Reaktionen der beiden Menschen amüsiert zu sein. „Ich wäre ja wohl kaum so weit gekommen, wenn ich nicht meine Spione clever eingesetzt hätte.“
    „Dann haben sie das hier alles nur zum Spaß abgezogen?“ zischte Danny und lief vor Wut rot an. „Sie haben gedroht Janine zu töten!“
    „Etwas, was ich täglich mache oder zumindest mal gemacht habe. Glauben sie mir, ich habe schon schlimmer gesündigt,“ erwiderte Kira achselzuckend und verließ den Verhörraum. Auch Janine, die immer noch am ganzen Leib zitterte, verließ nach kurzem Zögern die Zelle.
    Zurück blieb ein deprimierter Danny Bird, der keinen Ausweg mehr wusste.

    Immer noch saß Arena Tellom am Krankenbett ihres verwundeten Mannes und streichelte seinen bandagierten blauen Kopf. Erst vor kurzem war er wieder zu sich gekommen und blickte sie aus müden, aber dennoch strahlenden Augen an. Die Terellianerin konnte ihr Glück gar nicht fassen, dass alles so glimpflich verlaufen war. Elisabeth Frasier hatte ihr von vorne herein klar gemacht, dass die Operation schwierig sein würde und mit Risiken verbunden wäre, dennoch war alles gut gegangen.
    „Ich bin so froh,“ murmelte Arena und streichelte einmal mehr ihren Mann.
    „Miguel tut mir so leid,“ entgegnete der Andorianer traurig und blickte kurz ins Leere, bevor er wieder seine Frau fokussierte. Sie war immer noch so schön wie am ersten Tag ihrer Begegnung. Nein, sie war in der Zeit ihrer Ehe nur noch schöner geworden. Sie besaß eine Schönheit und Eleganz, von der Ardev derzeit nur träumen konnte.
    „Ich bin entstellt,“ wisperte der Lieutenant fast unhörbar.
    „Unsinn! Wieso sagst du denn das?“
    Arena reagierte mit Entsetzen auf diese Aussage.
    „Schau mich doch nur an. Fast mein gesamter Körper ist in Verbände gewickelt. Überall habe ich Verbrennungen…“
    „Die mit der Zeit abheilen werden!“ unterbrach Tellom ihren Mann. Es galt gleich zu Beginn diesen Unsinn rigoros zu unterbinden. „Natürlich wird die Rekonvaleszenz lange dauern, aber mit der Zeit wirst du wieder dein altes Aussehen wiedererlangen!“
    „Ich hoffe es,“ raunte Ardev und wirkte auf einmal sehr traurig.
    „Und selbst wenn es nicht klappen würde, du bist immer noch mein Mann! Ich liebe dich für das, was du bist. Das darfst du niemals vergessen!“
    Diese Worte waren so voller Zärtlichkeit ausgesprochen worden, dass es dem andorianischen Einsatzoffizier fast die Tränen in die Augen trieb. Was für ein unsagbares Glück er doch mit dieser Ehefrau hatte. Sie waren einfach füreinander bestimmt, so viel stand für den Lieutenant fest!
    Unerwartet trat Dr. Frasier in das Krankenzimmer herein. Sie hatte ein Lächeln aufgesetzt und ihre Hände in den weißen Arztkittel gesteckt, welchen sie über ihrer Sternenflottenuniform trug.
    „Ah, da ist ja jemand wach geworden!“ rief sie freudig aus. „Wie geht es dir denn?“
    „Schwach, aber am Leben,“ scherzte Ardev und hustete. Es würde dauern, bis er wieder im Vollbesitz seiner Kräfte sein würde.
    Die Chefärztin der Monitor prüfte die Anzeigen der medizinischen Geräte und nickte zufrieden.
    „Es wird schon werden.“
    Peinlich berührt erhob sich Arena von ihrem Platz und ergriff die Hände der Ärztin.
    „Ich möchte dir danken, Elisabeth. Du hast Ardev das Leben gerettet.“
    „Nicht nur ich allein haben ihn operiert,“ betonte Frasier.
    „Du weißt, wie ich das meine. Wir beide sind dir wirklich dankbar für deine Hilfe und Freundschaft!“
    Nun war es an Elisabeth beschämt zu Boden zu blicken. Diese Szene zeigte einfach nur, wie sehr sie an Bord der Monitor zu einer Familie zusammengewachsen waren. Jeder von ihnen setzte sich für den anderen ein und half, wo er nur konnte.
    „Keine Ursache,“ erwiderte Elisabeth lächelnd. „Ich werde mich nun zurück an Bord der Monitor begeben.“
    „Du solltest auch gehen,“ meinte Ardev in Richtung seiner Frau.
    „Nein, ich werde bei dir bleiben.“
    „Hier kannst du nichts für mich tun, Arena. Was ich nun brauche, ist Ruhe. Die gegenwärtige Krise ist jedoch noch nicht ausgestanden; man kann nicht auf deine Fähigkeiten verzichten.“
    „Bist du dir da sicher?“
    „Ja! Bitte hilf die Mörder von Miguel zu finden!“
    Mehr musste er nicht mehr sagen. Verstehend nickte Arena und hauchte ihm einen letzten Kuss auf die Wange, bevor sie mit Elisabeth das Krankenhaus in Richtung ihres Schiffes verließ. Nun galt es sich neuen Herausforderungen zu stellen.

    Natürlich dachte Captain John Lewinski während der gesamten Reise zum Präsidentenpalast über seinen ersten Offizier nach, der wohl eine der schlimmsten Nachrichten der Welt erhalten hatte. Das Gefühl, wie es war ein Elternteil zu verlieren, dies war dem Kommandanten der Monitor noch wohlbekannt. Der Familie Lewinski war es nicht gerade vergönnt gewesen ein langes Leben führen zu können. Schon seine Mutter war für menschliche Verhältnisse früh gestorben und vor drei Jahren war auch sein Vater Luke aus dem Leben geschieden. John konnte sich noch an die Todesnachricht erinnern, als wäre es gestern gewesen:
    Aus dem Quartier John Lewinski konnte man, sofern man an ihm vorbeiging, die Geräusche von sich öffnenden und schließenden Schranktüren sowie einigen weiteren dumpfen Lauten hören. Eine innere Unruhe hatte den Kommandanten der Monitor erfasst, die eigentlich völlig untypisch für ihn war. Der Grund dafür sollte jedoch jedem vernünftig denken Menschen klar sein. Allen bis auf seine Vorgesetzten. Wütend schleuderte John einige Sachen in seinen Koffer und versuchte ihn anschließend mühsam zu schließen. Befehle hin oder her, ein weiteres Hier bleiben war sinnlos. Was machte es schon, wenn er in einem solchen Moment gehen würde? Die Crew hatte mehr als einmal gezeigt, dass sie auch ohne ihn zurechtkamen und ohnehin ging es um einen privaten Notfall. Wenn sie ihn deswegen vor ein Kriegsgericht bringen wollten, dann sollte es halt so sein. Aber er sah nicht ein, wieso er nicht in dieser schweren Zeit bei seinem Vater sein sollte. Kurz warf der Captain noch ein Blick auf das am Tisch liegende Padd. Auf ihm war der Befehl aufgezeichnet, der die gesamte Kommandogewalt auf Commander Price übertrug. Er musste ihn nur noch per Daumenabdruck bestätigen, dann war er bereit für seinen Rückflug zur Erde. Dieser würde zwar knapp eine Woche dauern, doch die Sache war es ihm wert. Mit einem kleine Shuttle vom Schiff könnte er vielleicht noch etwas schneller vorankommen. Oder war es doch besser Passagierschiffe zu nehmen? Darüber hatte John noch nicht nachgedacht.
    Plötzlich piepte das Wandterminal und signalisierte ihm so ein eingehendes Gespräch. Für einen kurzen Moment erstarrte John Lewinski. Konnte Admiral LaToya Gedanken lesen und hatte so von Lewinskis Vorhaben erfahren? Nein, dies war doch blanker Unfug. Gehetzt überlegte John, ob er noch diesen Anruf entgegennehmen sollte und entschied sich schließlich dafür. Na gut, den noch.
    Auf dem Bildschirm erschien ein dunkelhaariger Mensch in den Dreißigern, den er nicht kannte. Offenbar befand sich die Person auf einem Planeten, denn ihm Hintergrund konnte man die Sonne scheinen sehen.
    „Captain John Lewinski?“ fragte der Anrufer zögerlich nach.
    „Der bin ich,“ antwortete der Kommandant unruhig.
    „Mr. Lewinski, es ist in der Tat schwierig sie zu erreichen. Ich musste einige Formulare ausfüllen, um überhaupt die Erlaubnis zu bekommen sie anzurufen.“
    „Ja, ist leider so,“ antwortete Captain Lewinski genervt. „Was kann ich nun für sie tun?“
    „Sir, mein Name ist Dr. Stoltz, ich arbeite im Mercury-Krankenhaus in Toronto...“
    Plötzlich schrillten bei John alle Alarmglocken. Toronto? Irritiert ließ er seine Tasche zu Boden sinken.
    „Und was ist?“
    Betreten blickte der Arzt zu Boden, auf die Art und Weise, wie es John noch kurz zuvor bei Bruce Land getan hatte, als er die schlechte Nachricht überbracht hatte.
    „Mr. Lewinski, es fällt mir schwer ihnen dies zu sagen,“ erklärte der Arzt mit leiser Stimme, „aber ihr Vater wurde heute morgen in unser Krankenhaus eingeliefert. Es war ein akuter Notfall. Wussten sie, dass er an antallianischem Krebs erkrankt war?“
    „Ja, ja, ja, das wusste ich!“ stammelte der Captain hektisch. „Wie geht es meinem Vater? Kann ich mit ihm sprechen?“
    „Es ist leider so...“
    „Wie lautet seine Zimmernummer? Ich werde ihn selbst anrufen,“ unterbrach ihn John, so als hätte er kein Interesse mehr an einem weiteren Gespräch.
    „Bitte hören sie mir doch zu, Mr. Lewinski. Ihr Vater ist heute Nachmittag verstorben.“
    Unmittelbar im Anschluss setzte für einen kurzen Moment Johns Herz aus. Der Arzt sprach noch weiter, aber in seinen Ohren hörte Lewinski nur ein Rauschen und so gingen die Worte darüber, dass sein Vater ohne Schmerzen starb, unter. Der Bildschirm schaltete sich ab und damit auch Johns Stehvermögen. Wie in Zeitlupe fiel er zu Boden und eine unglaubliche Stille herrschte ins einem Quartier. Normalerweise war es hier immer still, doch in diesem Moment handelte sich um eine einsame Art von Stille. Sie hatte nichts beruhigendes an sich, sondern viel eher etwas Beängstigendes.
    Plötzlich tropfte etwas auf seine Hand. Es waren Tränen, die nun unkontrolliert hervorschossen. Irgendetwas in ihm meinte, dass ein erwachsener Mann nicht weinen durfte, doch er konnte den Wasserfluss nicht mehr kontrollieren. Die Tränen vermischten sich mit Rotz und Speichel und John schrie, so laut er konnte. Vielleicht hoffte er so seinen Vater im Jenseits zu erreichen.
    Sein Vater war tot. Natürlich war klar gewesen, dass er sterben würde, aber darauf vorbereitet war man nie. Und viel schlimmer noch, John war nicht bei ihm gewesen. Sein Vater war allein gestorben, ohne Familie. Allein war er ins Tal der Dunkelheit gewandert.

    In vielerlei Hinsicht war der Tod seines Vaters für ihn noch schwerer zu verkraften gewesen als der seiner Mutter. Der Grund dafür war ganz einfach der gewesen, dass seine geliebte Mutter eines natürlichen Todes gestorben war. Zwar zu früh, dennoch jedoch unter normalen Umständen. Dies war bei Luke Lewinski jedoch nicht so gewesen. Der halsstarrige alte Mann war an antallianischem Krebs erkrankt gewesen; eine Krankheit, die man mit der heutigen Medizin innerhalb weniger Tage hätte heilen können.
    Doch zur Überraschung aller, ganz besonders seines Sohnes, hatte Luke eine Behandlung abgelehnt. John hatte es am Anfang nicht glauben können, es für einen schlechten Scherz gehalten, doch sein Vater hatte dies ernst gemeint. Noch immer hatte John die Erklärung seines Vaters im Ohr, nachdem dieser die schockierte Reaktion seines Sohnes wahrgenommen hatte.
    Ich habe lange genug gelebt und ein erfülltes Leben gehabt, hatte der alte Mann gesagt, seit deine Mutter tot ist und du so wenig auf der Erde weilst, fühle ich mich inzwischen jedoch einsam. Ich bin bereit vom Antlitz dieser Erde zu gehen, als glücklicher Mann.
    Dabei war Luke Lewinski zum Zeitpunkt seines Todes nicht einmal 70 Jahre alt gewesen. Unter normalen Umständen hätte er locker noch mit einer Lebenserwartung von weiteren 50 Jahren rechnen können.
    Doch sein Vater hatte nicht mehr leben wollen. Zu vieles hatte sich für ihn seit dem Tod seiner Frau verändert. Luke war einfach nicht mehr dieselbe Person gewesen, dies hatten seine Söhne immer wieder gespürt. Vielleicht hätte John mehr für seinen Vater da sein und ihm zur Seite stehen müssen. Für solche Zweifel war es jedoch zu spät. Der Captain hatte inzwischen dieses Kapitel seines Lebens abgeschlossen. Für eine Sekunde dachte John an seinen Bruder Martin und fragte sich, wo dieser nun sein mochte. Hoffentlich hatte er die Unruhen in Emden überstanden und war heil aus der Stadt herausgekommen.
    Wie auch immer, sein erster Offizier konnte sich voll und ganz auf seine Unterstützung verlassen, so viel stand fest. Derzeit jedoch musste sich John noch mit anderen Dingen beschäftigen, wie z.B. den verschwundenen Danny Bird.
    Geschwinden Schrittes erklomm der Captain die Stufen zum Präsidentenpalast. Aus Sicherheitsgründen herrschte eine Transportblockierung um den gesamten Komplex, weswegen er mit einem Shuttle auf dem gewaltigen Vorplatz hatte landen müssen. Man schien ihn schon zu erwarten, denn alle Sicherheitsleute ließen den Captain ohne großen Aufwand passieren. Im Hintergrund war deutlich der Eiffelturm sowie das Stadtpanorama von Paris zu erkennen, ein immer noch unglaublicher Anblick für einen Besucher. Es war das erste Mal, dass John die heiligen Hallen der Föderation betrat, doch nervös war er deswegen nicht. Es gab derzeit auch überhaupt keine Zeit für solche Gedanken. Innerhalb weniger Minuten hatte Captain Lewinski das gewaltige Gebäude durchquert und betrat das Büro des Präsidenten der Vereinigten Föderation der Planeten.
    Der Staatschef saß, fast schon so wie erwartet hinter seinem Schreibtisch, die Hände sorgsam gefaltet vor sich auf der Ablage abgelegt. Commander Elena Kranick saß hinter ihm und las sich einige Berichte durch, während der ebenfalls im Raum anwesende Edward Jellico durch das große Fenster gen Stadt hinaus blickte.
    „Captain Lewinski,“ begrüßte ihn der Präsident und erhob sich als Geste der Höflichkeit, „ich hätte nicht erwartet Sie so schnell hier anzutreffen!“
    „Ich wollte noch einmal persönlich mit Ihnen sprechen,“ entgegnete Lewinski und schüttelte die Hand seines Vorgesetzten. Trotz des ganzen Ärgers, den es heute im Laufe des Tages gegeben hatte, war der Präsident glücklich und dankbar für die Hilfe des Raumschiffkommandanten.
    „Dank Ihnen ist die Lage in Emden wieder stabil. Bisher haben die Aufräumteams keine weiteren Infizierten entdeckt. Wir sind guter Dinge!“ erklärte der Präsident und setzte sich wieder an seinen Platz, nachdem er Lewinski einen Stuhl ihm gegenüber angeboten hatte.
    Wie zur Bestätigung nickte Commander Kranick, während Justizminister Jellico sich endlich ihrem Gespräch zuwendete. Allerdings zog es der Captain der Monitor vor seinen alten Widersacher zu ignorieren. Dass es der alte Verschwörer geschafft hatte, inzwischen so hoch in das Zentrum der Macht vorzudringen, war für John unbegreiflich. Jedoch hatte niemand auf seine immer wieder gepredigten Warnungen gehört. Die Beliebtheit des ehemaligen Admirals war weiterhin ungebrochen, daran konnte auch seine mehrmonatige Haft vor einigen Jahren wegen Verrats nichts ändern. Wie schnell sich doch alles ändern konnte. Im einen Moment war man noch der Kriminelle, im nächsten der Volksheld. Eigentlich war genau dies auch Captain Lewinski am heutigen Tage widerfahren.
    „Freut mich zu hören,“ meinte John und streifte mit seinem Blick kurz Jellico. „Mich würde interessieren, welche Anstrengungen zur Auffindung von Lieutenant Bird unternommen werden.“
    „Immer noch durchkämen Polizei und Sternenflotte das Anwesen der Talleys auf dem Mond,“ erklärte Commander Kranick, die mehr Einblicke in diese Vorgänge hatte. Auch sie wirkte erschöpft, wie alle anderen beteiligten im Raum auch. Niemand blieb heute von den Anstrengungen verschont. „Zusätzlich werden die Raumhäfen sowie Reiseunternehmen überwacht. Fahndungsprofile sind an alle Behörden rausgeschickt worden.“
    „Da schwingt jedoch ein Aber mit,“ stellte der Captain fest.
    „Bisher haben wir noch keine Spur vom Lieutenant,“ gab Kranick kleinlaut zu. „Auch von James Talley, seiner Tochter Janine oder anderen Führungsmitgliedern der Föderalen Befreiungsarmee fehlt jedwede Spur. Es ist, als seien sie vom Erdboden verschluckt.“
    Verstehend nickte John und war dankbar für diese offene Auskunft. Zwar glich es in weiten Teilen dessen, was er schon an Bord der Monitor vernommen hatte, dennoch war es noch einmal gut gewesen die Ereignisse zusammengefasst zu bekommen.
    „Wann kann ich also mit der Suche einsteigen?“
    Die Frage Lewinskis löste ungläubiges Staunen bei den Anwesenden aus. Es war das erste Mal, dass sich auch Edward Jellico in das Gespräch mit einmischte:
    „Wer sagt, dass Sie überhaupt daran teilnehmen dürfen?“
    „Eines meiner Crewmitglieder wird vermisst, Herr Minister,“ erläuterte Lewinski mit sachlicher Stimme, ohne den ehemaligen Admiral jedoch anzublicken, „und ich habe nicht vor es im Stich zu lassen. Danny Bird ist nicht nur einer meiner Offiziere, ich betrachte ihn als Teil der Familie und werde ihn daher nicht im Stich lassen. Ich werde also ebenfalls an den Ermittlungen teilnehmen.“
    Der Präsident wollte zu einer Erwiderung ansetzen, wurde jedoch von Jellico unterbrochen. Scheinbar hatte der alte Mann nun Blut geleckt und wollte um jeden Preis ein Streitgespräch vom Zaun brechen. Dass die Gereiztheit des alten Mannes von dem immer noch entflohenen Jozarnay Woil herrührte, konnte dabei natürlich keiner ahnen.
    „Sie sind gar nicht in der Position irgendwelche Forderungen stellen zu können! Eigentlich müssten wir Sie auf der Stelle wegen Meuterei festnehmen lassen. Immerhin haben Sie sich gegen direkte Befehle des Präsidenten gestellt und wollten auf ein anderes Schiff der Sternenflotte feuern! Sie selbst haben eingewilligt nach Beilegung der Krise sich uns zu übergeben,“ argumentierte der Justizminister.
    „Die Krise ist noch nicht beendet.“
    „Sie…“
    Mehr konnte Edward Jellico nicht sagen, denn der Präsident hob seine rechte Hand und alle Anwesenden im Raum verstummten. Genau im richtigen Moment, denn der alte Streit zwischen den beiden Kontrahenten wäre fast eskaliert.
    „Ich gewähre dem Captain einen weiteren Aufschub,“ erläuterte das Staatsoberhaupt mit ruhiger, fast schon zurückhaltender Stimme. „In Anbetracht seiner Verdienste am heutigen Tage und dem Umstand, dass es sich um einen seiner Offiziere handelt, sollten wir ihn in unsere Bemühungen mit einbinden.“
    Zwar klangen die Worte des Präsidenten wie ein Vorschlag, stattdessen waren sie natürlich eine klare Anweisung und alle Anwesenden akzeptierten sie.
    „Danke, Sir,“ sagte Captain Lewinski und erhob sich von seinem Platz.
    „Commander Kranick wird Sie dann in den aktuellen Stand der Ermittlungen einweisen,“ fügte der Präsident hinzu und bedeutete der Frau mit dem Captain in ihr Büro zu gehen. Was ihn betraf, so war die Sache geklärt. Captain Lewinski teilte diese Ansicht. Er wollte keine Zeit mehr verlieren!

    In einem ganz anderen Universum saß James Talley an einem großen Esstisch und trank einen Tee. Es tat gut die wärmende Flüssigkeit zu spüren, sie spendete Kraft und vertrieb die Müdigkeit. Leider bot auch dieser Raum keine der sonst gewohnten Annehmlichkeiten, doch dies war auch zu erwarten gewesen. Immerhin befanden sie sich hier in einem Bunker und nicht in einem Ferienhaus. Für einen kurzen Moment wurde James melancholisch. Ob er und seine Tochter jemals nach Hause zurückkehren konnten? Mit Zuhause bezog er sich dabei auf ihr eigenes Universum. Doch es galt ehrlich zu sich selbst zu sein: die Chancen dafür standen mehr als schlecht. Wahrscheinlich musste er sich darauf einstellen den Rest seines Lebens im Spiegeluniversum zu verbringen. Einer Realität, in der Menschen und andere Föderationsvölker nicht mehr als Sklaven waren; weil sie für die Taten eines Imperiums bezahlen mussten, welches sie selbst gar nicht mehr erlebt hatten. Kein sehr lebenswerter Ort, wie der dunkelhäutige Mann fand.
    Völlig aufgelöst betrat seine Tochter den Raum und schmiegte sich an ihn. Ihr ganzer Körper bebte, Tränen liefen über ihre Wangen und sie erzählte ihm davon, was eben geschehen war. Was James da hörte, war für ihn ungeheuerlich. Natürlich hatte er von Anfang an gewusst, dass es ein gefährliches Spiel gewesen war sich auf die Intendantin von Bajor einzulassen.
    Im Vorfeld hatte er sich natürlich über sie informiert und war zu Beginn entsetzt über ihren skrupellosen Ruf gewesen. Im Anschluss war ihm jedoch bewusst geworden, dass für die Erfüllung dieser Mission eine gewisse Skrupellosigkeit von Nöten gewesen war.
    Sanft streichelte James seiner Tochter durch das Haar und überlegte, was er nun tun sollte. Wenn Kira nun schon seine Familie bedrohte, dann waren sie womöglich nicht mehr sicher bei ihrer ehemaligen Alliierten. Es galt sie jetzt in die Schranken zu weisen, damit sich so etwas nie mehr wiederholte.
    Wie aufs Stichwort betrat nun auch die Bajoranerin den kleinen Raum und setzte sich grinsend an den gemeinsamen Esstisch. Es war dieses aufgesetzte Lachen, welches James so sehr störte. Kira schien sich gar nicht an der zu Tode verängstigten Janine zu stören.
    „Ws haben Sie getan?“ fragte James und versuchte so wenig Schärfe wie möglich in seine Stimme zu legen.
    „Was meinen Sie?“
    Dass die Intendantin überhaupt die Frechheit besaß eine solche Frage zu stellen, war ungeheuerlich. Nur mit Mühe konnte sich der Anführer der Föderalen Befreiungsarmee zügeln.
    „Ich denke, Sie wissen ganz genau, wovon ich rede. Sie haben meine Tochter bedroht!“
    „Und es hat geholfen!“ entgegnete Kira und schlug die Beine übereinander, wobei deutlich ihre Lederbekleidung zu hören war. „Bird weiß nun, dass wir zu allem bereit sind.“
    „Sind wir das?“ fragte James und schickte seine Tochter nach draußen. Sie sollte nicht dieses Gespräch anhören. „Sind WIR wirklich zu allem bereit?“
    „Immerhin waren Sie willens die Erde mit einem todbringenden Virus zu verseuchen. Ich schließe daraus, dass Sie zu allem bereit sind.“
    Wütend erhob sich James von seinem Platz und fuhr sich durch sein kurz geschnittenes Haar. Konnte sie etwa wirklich nicht seinen Zorn als Vater nachempfinden?
    „Meine Tochter habe ich dabei nicht eingeschlossen,“ fauchte James und schlug wütend auf den Metalltisch. Eine Reaktion, die bei Kira nur ein Stirnrunzeln verursachte.
    „Eine recht seltsame Sichtweise, wie ich finde,“ gestand die Mörderin zahlloser
    Terraner. „Jeder ist der Sohn oder die Tochter von irgendjemanden. Es gilt sich jedoch bewusst zu machen, dass jedermann austauschbar ist, falls es zum Erreichen des Missionsziels dienlich ist. Sie, Ihre Tochter oder sogar ich sind unwichtig. Was zählt, ist Ihre Mission.“
    Lange musterte James seine Gegenüber. Meinte sie das ernst, was sie da eben meinte?
    „Sagen Sie mir noch einmal,“ bat James, „was unserer Ziel ist?“
    „Unser Ziel ist der Sturz der Föderationsregierung, um die Macht wieder in die Hände des Volkes zu legen,“ erklärte Kira und lächelte ergeben, so als wäre dies das normalste der Welt.
    James musterte sie abermals lange, verließ dann den Raum. Die Intendantin schaute ihm noch einige Zeit lang nach, dann lachte sie schallend, so dass es einem durch Mark und Bein ging.

    Commander Price war immer noch ratlos. Zerstreut und von tiefer Trauer erfüllt, saß der erste Offizier in seinem Quartier und starrte die gegenüberliegende Wand an.
    Seine Mutter war tot.
    Diese Nachricht ging ihm, verständlicherweise, nicht aus dem Kopf. Die Person, die ihn geboren, aufgezogen und immer für ihn da gewesen war, lebte nicht mehr. Wie sollte es nun bloß weitergehen? Auf diese Frage hatte Matthew keine Antwort.
    Die dringlichste Frage jedoch war die nach dem Grund für den Selbstmord seiner Mutter. Sie war trotz des harten Lebens auf Rigel immer eine lebensfrohe und glückliche Person gewesen, die nie im Leben an Suizid gedacht hätte. Nun jedoch hatte sie sich genau das angetan und Price wollte nur zu gern den Grund dafür wissen. Ob er diesen jemals erfahren würde?
    Schließlich fasste der Halbbetazoid einen Entschluss. Nicht nur er hatte ein Anrecht darauf, etwas über das Schicksal von Birgit Price zu erfahren. Auch sein Vater musste davon erfahren!
    Price ließ eine Kommunikationsverbindung zum ehemaligen Sonderbotschafter der Föderation herstellen. Es dauerte einige Zeit, bis er ihn schließlich erreicht hatte, denn sonderbarerweise hatte er sich nicht auf Betazed aufgehalten. Seine Sekretärin hatte Price jedoch zu seinem momentanen Aufenthaltsort weitergeleitet.
    „Matt!“ begrüßte ihn Arsani Parul überschwänglich. „Welch schöne Überraschung! Wie geht es dir?“
    „Mutter ist tot.“
    Nur kurz hatte Matthew über die Art der Nachrichtenüberbringung entschieden, bevor er sich schließlich für die direkte Variante entschieden hatte. Auch auf dem Gesicht Paruls zeigte sich deutlich Entsetzen und Fassungslosigkeit; dieselben Reaktionen, die auch schon sein Sohn gezeigt hatte.
    „Wie??....Wann hast du davon erfahren?“
    „Ich bin vor nicht einmal einer halben Stunde von der rigellianischen Polizei kontaktiert worden. Birgit hat Selbstmord begangen.“
    Die Lippen des ehemaligen Botschafters bewegten sich mehrmals, ohne jedoch einen Laut formulieren zu können. Arsani Parul war sprachlos angesichts dessen, was er eben gehört hatte.
    „Wie kann sie tot sein?“ stammelte der Betazoid und rieb sich über die Stirn. Auch er hatte mit seinen Tränen zu kämpfen. „Vor wenigen Stunden habe ich sie doch erst gesehen!“
    Die letzte Aussage ließ den ersten Offizier aufhorchen. Verwirrt blinzelte er und fragte:
    „Du hast was?“
    Erst jetzt begriff Parul, was er da eben gesagt hatte und scheinbar sah er seine Aussage als Fehler an.
    „Birgit und ich… ich habe sie heute besucht.“
    „Besucht? Aber… du bist gerade auf Rigel?“
    „Ja, das bin ich,“ erklärte der ehemalige Sonderbotschafter kleinlaut und wirkte auf einmal äußerst nachdenklich. „Im Rahmen einer Geschäftsreise bin ich nach Rigel gekommen und ich entschloss mich deine Mutter zu besuchen. Sie machte eigentlich einen recht gefassten Eindruck, fand ich.“
    Langsam setzten sich für Matthew Price die Teile des Puzzles zusammen. Dies konnte doch alles einfach nicht wahr sein! Wusste sein Vater denn überhaupt, was er da angerichtet hatte?
    Scheinbar nicht, denn er redete einfach weiter, ohne die Reaktionen seines Sohnes zu bemerken.
    „Natürlich war es schwierig gewesen,“ meinte Arsani und schien mehr zu sich selbst denn zum Commander zu sprechen. „So lange Zeit hatten sich Birgit und ich nicht gesehen. Damals sind wir im Zorn auseinander gegangen. Ich hatte das Bedürfnis zu reden und genau dies haben wir getan.“
    „Es ist deine Schuld!“ erklärte Price mit düsterer Stimme und schaute seinen Vater mit finsterer Miene an.
    „Wie meinst du das?“
    „Du hast es also immer noch nicht verstanden, oder? Meine Mutter hat dich geliebt, Arsani! Selbst nachdem du sie schwanger hattest sitzen und deinen eigenen Weg gegangen bist, liebte sie dich immer noch von tiefstem Herzen. Zwar hatte sie es nie direkt gesagt, doch ich hatte es spüren können. So viele Jahrzehnte hatte sie dich nur auf Fotos von Zeitungen und im Fernsehen gesehen, dennoch empfand sie noch immer etwas für dich. Dein Besuch jetzt muss für sie zuviel gewesen sein. Was habt ihr getan?“
    Arsani Parul war zu perplex, um sich gegen die Vorwürfe seines Sohnes wehren zu können.
    „Wir redeten,“ erklärte der Betazoid und dachte nach. „Es war ein langes Gespräch… und am Ende haben wir uns geküsst. Mehr nicht.“
    „Mehr nicht?“ Price war fassungslos angesichts dieser Aussage. „Du hast sie in den Selbstmord getrieben! Sie muss so verzweifelt über ihr Schicksal gewesen sein, dass sie sich das Leben genommen hat.“
    „Wie bitte? Sei doch vernünftig, Matt, ich kann doch gar nichts dafür!“
    „Oh doch, das kannst du! Mit deinem Besuch hast du sie an eine Zeit, ein Leben und eine Beziehung erinnert, die sie niemals haben konnte. Es war aus ihrer Sicht ein letzter, verzweifelter Akt der Liebe…du Schein!“
    Mit dieser abschließenden Beleidigung beendete Matt abrupt die Komverbindung und sank zu Boden. Er hockte auf dem Teppich und weinte bittere Tränen. Wieso meinte es das Schicksal nur so schlecht mit ihm? Noch vor kurzem schien es, als würde sein Leben wieder in geordneten Bahnen verlaufen. Elisabeth und er waren ein glückliches Paar, endlich hatte er seinen Vater kennen lernen dürfen. Doch nun war seine Mutter tot und Arsani war in seinen Augen schuld daran.
    Nur zu deutlich konnte sich Price an die erste Begegnung mit seinem Vater erinnern, als er noch gar nicht wusste, in welcher Beziehung er mit dem ehemaligen Sonderbotschafter stand:
    Sogleich nachdem er den Türsummer betätigt hatte wurde Commander Price in das Quartier hineingebeten. Scheinbar hatte der darin befindliche Gast nur auf seine Nachricht gewartet, anders war diese flotte Reaktion nicht zu erklären. Der erste Offizier des Schiffes betrat das spartanische Gästequartier von Dr.Dr. Arsani Parul, dem Spitzendiplomaten der Föderation. Der Betazoid war mit ihnen in den Gamma-Quadranten aufgebrochen, um neue Beziehungen mit dem Dominion aufzubauen. Persönlich hatte Price bisher nicht mit Parul zu tun gehabt, doch anhand seines Rufes stand für ihn außer Frage, dass der Botschafter dieser Aufgabe mehr als gewachsen war.
    „Botschafter, wir werden in Kürze das Ziel unserer Reise erreichen,“ unterrichtete ihn Matt höflich.
    „Vielen Dank, Commander,“ entgegnete der Gesandte ebenso höflich und erhob sich, wobei er seine elegante Kleidung in einer beiläufigen Geste glatt strich. Dabei war diese Bewegung alles andere als Zufall, sondern sorgsam abgestimmte Körpersprache, die er dazu einsetzte bei seinem Gegenüber ein Gefühl von Vertrauen und Sicherheit zu erwecken.
    Auch Price bewunderte diesen Mann, doch wer tat dies nicht? Arsani Parul hatte schon so viele komplexe Verträge ausgearbeitet, dass er schon zu Lebzeiten eine politische Legende war. Wie würde erst die Nachwelt über ihn sprechen?
    Der erste Offizier wollte sich schon daran machen zu gehen, als Parul sich räusperte.
    „Mir ist da etwas aufgefallen, Commander,“ meinte der Betazoid.
    „Bitte nennen sie mich Matt, Botschafter. Dies tut jeder hier an Bord,“ entgegnete Price lächelnd.
    „Aber nur wenn sie mich Arsani nennen. Dies tut auch jeder. Der Titel Botschafter ist ein wenig zu steif für diese Atmosphäre, finden sie nicht?“
    „Ich bin da wohl der falsche Ansprechpartner... immerhin sehe ich so ziemlich alles locker.“
    Amüsiert lachte Parul.
    „Ja, dies habe ich schon gehört, Matt. Obwohl wir nun das erste Mal miteinander zu tun haben spüre ich dennoch eine gewisse Vertrautheit zwischen uns. Vielleicht liegt es an ihrem betazoidischen Erbe?“
    „Gut möglich,“ entgegnete Commander Price.
    „Sind sie denn noch in der Lage mental zu kommunizieren?“ sandte ihm der Botschafter plötzlich eine telepathische Botschaft.
    „Nur mit Betazoiden,“ antwortete Matt daraufhin, „und auch nur dann, wenn der Gegenüber sehr ausgeprägte Fähigkeiten hat.“
    „Oh, das ist schon mehr als ich erwartet habe. Dass sie in der Lage sind mir eine telepathische Antwort zu schicken ist bemerkenswert. Viele Halbbetazoiden vernachlässigen ihre Fähigkeiten, sie verkümmern und werden kaum genutzt.“
    „Ich war vor einigen Monaten auf Betazed, um mich einer Fortbildung zu widmen,“ antwortete Price mental, ohne auch nur eine einzige Silbe auszusprechen. „Auch wenn ich am Anfang skeptisch war, so hat es mir einiges gebracht... in mehrfacher Hinsicht.“
    Bei Erwähnung des letzten Satzes flammte ein kurzes Bild von Marissa vor Price´ innerem Auge auf. Was sie wohl gerade machte?
    „Ich hörte sie sind Vater geworden?“ fragte Parul, der keinerlei Anstalten machte zur verbalen Kommunikation zurückzukehren. Anscheinend genoss er es mit einem Artgenossen sich wieder auf diese Art und Weise zu unterhalten.
    „Ja, eine kleine Tochter. Leider habe ich noch keine Gelegenheit bekommen sie zu besuchen. Vielleicht ergibt sich nach dieser Mission eine Besuchsmöglichkeit.“
    „Ich selber habe zwei Kinder, die beide ungefähr in ihrem Alter sein müssten, vielleicht etwas jünger. Sie werden bemerken, dass es eine lohnenswerte Erfahrung ist Vater zu sein. Aber ich möchte sie nicht zu lange belästigen. Wie eingangs gesagt möchte sie etwas fragen.“
    „Bitte?“
    „Die Crew scheint seit kurzem unter großem emotionalen Stress zu stehen. Sehe ich dies richtig?“
    „Das kommt nicht von ungefähr,“ entgegnete der Commander und stieg nun wieder auf sprachliche Kommunikation um. Er wollte nicht „hinter dem Rücken“ der Crew darüber reden. „Die Crew strandete vor fünf Jahren im Gamma-Qaudranten, ohne Möglichkeit auf Rückkehr. In jener Zeit waren sie massiven Angriffen ausgesetzt gewesen und gut die Hälfte der Besatzung ließ ihr Leben bei dem Versuch die Rückkehr zu gewährleisten. Captain Lewinski selbst musste in psychiatrische Behandlung, um diese Sache zu verdauen.“
    „Dies klingt gar nicht gut,“ kommentierte Parul mit ehrlicher Betroffenheit.
    „Und nun fühlt sich die Crew an diese Zeit erinnert. Ich war damals noch nicht an Bord, doch mittels meiner empathischen Fähigkeiten spüre ich diese Verunsicherung bei allen. Es ist der erste Aufenthalt im Gamma-Quadranten seit jenen Ereignissen.“
    „Verständlich.“
    „Nun ja, es wird schon alles gut gehen,“ schloss Price seine Erklärungen ab, „wir sollten uns jetzt auf dem Weg zum Transporterraum machen. Verhandlungen warten auf sie.“

    Schon damals hatte er diese seltsame Vertrautheit zu dem charismatischen Mann gespürt. Damals hatte er dessen diplomatische Fähigkeiten als Hauptgrund dafür angesehen, doch stattdessen hatte es an etwas anderem gelegen. Nun jedoch wollte er nie wieder etwas mit Arsani Parul zu tun haben. Er hasste ihn!

    Die Suche nach Danny Bird hatte begonnen. Fähnrich Samira Kensington, derzeit der taktische Offizier der Monitor, hatte sich mit einem Team auf den Mond gebeamt, um dort nach Hinweisen zu suchen, die ihnen Aufschluss über den Aufenthaltstort von Bird geben konnten. Mit den modernsten Sensoren stellte das Team von James Talley auf den Kopf, drehte dabei sprichwörtlich jeden Stein um. Dabei fragte sich Kensington, ob es nicht besser wäre, wenn sie den regulären Sicherheitschef nicht auffinden würden. Immerhin hatte sich der Fähnrich in den letzten drei Monaten an die taktische Leitung des Schiffes gewöhnt. Samira war nun die Sicherheitschefin der Monitor und brachte gute Leistungen. Sicherlich, sie war nicht so beliebt wie Bird, aber so war das halt mit guten Offizieren. Leistung brachte leider auch Neid mit sich. Anders konnte sich Samira ihre mangelnde Popularität an Bord nicht vorstellen. Nicht nur mit Commander Price verband sie eine tiefe Abneigung. Auch andere Crewmitglieder straften sie mit Nichtachtung oder beschränkten den Kontakt auf das Dienstliche. Dennoch sprachen ihre Reputationen für sie. Fähnrich Kensington war ein guter Offizier, basta!
    Leider fanden sie keinerlei Spuren zu James Talley, seinen Gefolgsleuten oder Danny Bird. Es schien fast so, als wären sie vom Erdboden verschluckt worden. Auch die anderen fanden keinerlei Hinweise. Routinemäßig überprüfte sie den Transporter, checkte erst die Logbücher und unterzog dann die Transporterplattform einer intensiven Untersuchung. Seltsamerweise zeigten sich zwar Spuren eines kürzlich erfolgten Transports, ein Rematerialisationspunkt war jedoch nicht im Logbuch angegeben. An sich war dies nicht weiter verwunderlich, denn diese Information hätte ohne weiteres aus dem Transporterlogbuch gelöscht worden sein. Jedoch hätte nichtsdestotrotz der Computer die Information enthalten haben müssen, dass der Transfer geglückt war. Mit anderen Worten: irgendwie hätte verzeichnet sein müssen, dass der Beamvorgang funktioniert hätte.
    Kurz grübelte Samira, nahm dann abermals die Transporterplattform genauer unter die Lupe. Möglicherweise handelte es sich hier um eine geschickte Täuschung. Doch die Messergebnisse ließen keinen Zweifel, das Gerät war benutzt worden. Ein interessantes Phänomen, wie der Fähnrich fand. Eines, welches sie bisher noch nicht so erlebt hatte. Scheinbar hatte selbst die SFCID, die Starfleet Crime Investigation Division, diesem Umstand nicht allzu viel Beachtung geschenkt. Kensington musste schmunzeln, dass also selbst die berühmte Polizeibehörde der Sternenflotte Dinge übersehen konnte.
    Vielleicht gab der Computer jedoch genauere Auskunft über diese Sache. Sie gab die ermittelten Parameter in die Datenbanken ein und ließ eine Suche durchführen. Das Ergebnis überraschte Kensington mehr als andere. Dies musste sie sofort dem Captain melden!

    Friedlich, nichtsahnend, völlig entspannt lag Woil auf einem Biobett in der Krankenstation des romulanischen Schiffes Observer.
    Ke’ler saß auf dem benachbarten Biobett. Ihre Wunden waren behandelt, eine frische Uniform war ihr gebracht worden. Sie beobachtete das Diagnosefeld über Woils Biobett. Alle Werten waren extrem niedrig. Zumindest für Romulaner. Sie war keine Medizinern und hatte daher keine Ahnung, was romulanische Messinstrumente über einen Antosianer auszusagen vermochten.
    Keine Minute hatte sie den Besucher aus den Augen gelassen. Doch er hatte nicht reagiert. Er döste weiter in seinem Koma dahin. Seinem Schwebezustand zwischen Leben und Tod.
    Dann verließ Ke’ler die Krankenstation. Ein Gespräch mit dem Kommandanten des Schiffes erwartete sie.
    Nur eine Minute später stand sie in dessen Quartier. Subcommander Telk, ein alter, erfahrener Kriegsveteran, der während der Besatzung Bajors ein Bein verloren hatte, stand an dem großen Fenster seines Quartiers und beobachtete die vorbeiziehenden Sterne.
    „Subcommander Ke’ler, ich bin Ihrer Aufforderung nachgegangen.“
    Gespannt wartete sie auf das Ergebnis. Vor nicht einmal einen halben Stunden hatte sie einem der Offiziere das Gesicht des Menschen – Mallon – beschrieben, den sie im Lager gesehen hatte.
    „Es gibt keine Übereinstimmung in den Datenbanken des Föderationskorps auf Talar.“
    Verwundert blickte sie zu dem Subcommander.
    „Augenscheinlich, haben Sie den zweiten Unbekannten auf Talar entdeckt.“
    „Ich nehme mal an, dass alle anderen aus seiner Einheit dasselbe Schicksal teilen. Wir haben es also mit einem kleinen Heer an Unbekannten auf einem total überwachten Planeten zu tun“, folgerte sie.
    „Wie weit sind Sie bei den Nachforschungen ihrer Mission?“
    „Was hat die Mission mit den Unbekannten Föderationsbürgern zu tun?“
    „Das weiß ich nicht. Schließlich haben Sie nicht daran gedacht, die Missionslogbücher zu evakuieren. Die Anstrengungen der letzten Wochen sind umsonst gewesen.“
    „Hat Commander Men’tesz diese nicht synchronisiert?“
    „Er hatte die Synchronisation vorbereitet, jedoch noch nicht gestartet. Er sagte, er warte noch auf einen Abschlussbericht von Ihnen...“
    Peinlich erinnerte sie sich an den aufgeschobenen Bericht. Sie hatte angenommen, Men’tesz würde ihn später nachschicken. Telk drehte sich herum und blickte mit seinen stahlblau funkelnden Augen direkt zu Ke’ler.
    „Ich habe ein Kommunique erhalten... es soll Anklage gegen Sie erhoben werden.“
    „Bitte... ich war weder in die Einzelheiten der Mission eingeweiht noch in die Verfahrensweise.“
    „Dies wird das Tribunal klären.“ Sagte er mit der tödlichen Gewissheit eines Schuldspruchs.
    Ke’ler versetzte der Tonfall dieser Worte einen Schauer. Nichtsdestotrotz wollte sie jetzt auf keinen Fall nachgeben. „Subcommander, mein Augenmerk lag während der letzten Stunden auf den rätselhaften Ereignissen um diesen Antosianer. Nicht bei dieser Mission, die auf Talar im Schnee verlief. Und Commander Men’tesz hat mich dabei ausdrücklich unterstützt.“
    „Einige unangemeldete Föderationsbürger auf dem Talar sind nicht unser Problem. Die romulanische Regierung hat Ihnen im Namen des Tal Shiar einen Auftrag erteilt. Diesen haben Sie nicht zur Zufriedenheit erfüllt.“
    „Und wenn der Antosianer etwas damit zu tun hat?“
    Telk sprang mit seinem künstlichen Fuß, der metallischen auf dem Boden klackte, zu ihr und baute sich nur wenige Zentimeter vor ihrer Nase auf. Sie fühlte seine Aura wie ein nahe brennendes Feuer. „Die Mission steht über allem“, wiegelte er ab. „Nicht ihre persönlichen Verlangen nach einem Rätsel als Zeitvertreib. Sie haben das Imperium grob fahrlässig gefährdet! Denken Sie daran, wenn die Nachricht von den ersten Toten hereinkommt. Denn diese gehen auf Ihr Konto.“
    Ke’ler schluckte schwer. Sie vermochte er nicht, das eben gehörte in den Gesamtzusammenhang zu bringen. Wie sollte man auch ein Puzzle lösen, wenn man das Bild nicht kannte? Ihr wurde bewusst, dass sie eigentlich dafür ausgebildet worden war. Das Bild vor den Einzelteilen zu erkennen. Vielleicht hatte sie wirklich versagt.
    „Sie können wegtreten Subcommander“, wies Telk an und blickte ihr tief in die Augen. Erst als sie sein Quartier verschüchtert verlassen hatte, wandte er sich wieder dem beruhigenden Anblick der Sterne zu.

    Ruhelos war James durch den Bunker gewandert, nur um zu bemerken, wie klein doch dieser Ort war. Auf dem Weg durch die schmalen Gänge waren ihm Mitglieder seiner Gruppe begegnet und Völker der Allianz: hauptsächlich Klingonen und Cardassianer, die ihn mit einer Mischung aus Abscheu und Geringschätzung betrachtet hatten. Daran musste sich wohl der charismatische Anführer gewöhnen. Menschen waren in diesem Universum Lebewesen zweiter, ja sogar dritter Klasse. Sollte dies also ihre Heimat für den Rest ihres Lebens werden?
    Es war sein erster Aufenthalt im Spiegeluniversum. Bisher war immer Kira Nerys diejenige gewesen, welche ihn in seinem lunaren Anwesen besucht hatte. Die Idee eines Unterschlupfes hier war ihre Idee gewesen, für den Fall eines Scheiterns ihrer Mission. Ehrlich gesagt hatte James niemals erwartet, dass die Mission schief gehen würde. Doch was hatte er eigentlich erwartet? Dass man nach dem Ende der Regierung ihn als Heilsbringer und Retter willkommen heißen würde? Möglicherweise war das Volk noch gar nicht bereit für diese Entwicklungen. Sie alle waren so abhängig von dem System, an das sie sich gewöhnt hatten, dass sie alles taten, um es zu schützen. Danny war ein gutes Beispiel für einen solchen Menschen. Leider war er so verblendet, er konnte die Wahrheit über die Föderation gar nicht sehen.
    James erreichte die Unterkunft seiner Tochter, die auf ihrem Bett saß und ins Leere blickte. Dennoch lächelte sie, als sie ihren Vater erblickte.
    „Hi,“ sagte James und setzte sich neben sie auf das Bett. Er umarmte seine Tochter noch einmal und bewunderte abermals, was für eine fabelhafte Frau sie doch geworden war.
    „Wie geht es Danny?“ fragte Janine mit besorgter Stimme.
    „Er schläft. Auch einen Agenten kann mal die Müdigkeit übermannen,“ erklärte James. In der Tat war der Lieutenant eingeschlafen, auch wenn seine Schlafposition alles andere als gemütlich sein musste. Immerhin saß er noch gefesselt auf dem Stuhl. „Ich kann es immer noch nicht glauben.“
    „Was meinst du?“ fragte seine Tochter nach.
    „Dass er ein Verräter ist. All die Wochen und Monate habe ich ihm vertraut, ihn zu einem Teil unserer Familie gemacht. Du hast dich in ihn verliebt und wirst ein Kind von ihm kriegen. Alles war nur gespielt.“
    „Nein, nicht alles,“ widersprach ihm Janine und rieb sich über den Bauch, so als könne sie schon ihr junges Kind spüren. „Er liebt mich.“
    „Wie kannst du dir sicher sein angesichts seines Verrats?“
    „Ich spüre es einfach,“ erklärte Janine und lächelte schwach.
    Zwar seufzte James, doch er glaubte seiner Tochter. Bisher hatte sie immer eine gute Menschenkenntnis besessen, eine viel bessere als er selbst.
    „Wird es ein Mädchen oder ein Junge?“
    „Ein Junge,“ meinte Janine lächelnd und beide schwiegen für einen Moment.
    „Ich möchte mich bei dir entschuldigen,“ gestand ihr Vater schließlich.
    „Für was?“
    „Für die Intendantin.“
    Schlagartig veränderte sich die Gesprächsatmosphäre. Die kurze Fröhlichkeit, die eben noch geherrscht hatte, war verschwunden.
    „Du kannst dich nicht für etwas entschuldigen,“ fand die junge Frau, „was du nicht getan hast.“
    „Doch, dies kann ich sehr wohl. Es war meine Idee hierher zu flüchten und es war ganz allein meine Entscheidung, mit dieser Frau zusammenzuarbeiten, obwohl sie von Anfang an einen suspekten Eindruck machte.“
    Diese Worte hörte Janine zum ersten Mal und es überraschte sie. Obwohl sie und ihr Vater keine Geheimnisse voreinander hatten und gemeinsam die Föderale Befreiungsarmee führten, hatte er ihr dies nie gestanden.
    „Ehrlich?“
    „Ja…als sie mich aufsuchte und meinte, sie könne uns bei unserem Ziel unterstützen, da habe ich ihr Angebot begeistert angeboten. Ohne ihre Hilfe, dies weißt du genauso gut wie ich, hätten wir niemals so viel erreichen können. Nun jedoch frage ich mich, ob es die richtige Entscheidung gewesen ist. Es liegt wohl an diesem Ort, dass ich so denke.“
    Janine war baff angesichts dieser offenen Worte. Schon länger hatte sie diese Gedanken gehabt, sich jedoch nie getraut diese auszusprechen. Jetzt zu hören, dass sich ihr Vater mit denselben Dingen beschäftigte, verblüffte sie.
    „Dad…sie macht mir Angst,“ gestand Janine, „und so empfinde ich nicht nur erst seit heute. Sie hat etwas Unheimliches. Schau dir die Welt an, in der sie lebt und in der wir uns nun verstecken. Es ist ein Universum der Gewalt, in dem Menschen keine Zukunft und keine Hoffnung haben.“
    Die Tochter stockte, betrachtete ihren Vater intensiv und versuchte eine Reaktion in seinem Gesicht zu erkennen. Sie versuchte zu erkennen, ob sie den Satz sagen sollte, der ihr schon seit einigen Stunden durch den Kopf ging. James wirkte nachdenklich und auf eine gewisse Art und Weise aufgeschlossen. Janine beschloss es zu wagen:
    „Ich denke, wir dürfen hier nicht bleiben!“
    Überrascht runzelte James die Stirn.
    „Wie meinst du das?“
    „Die Intendantin Kira scheint auf den ersten Blick dieselben Ziele zu verfolgen wie wir. Aber ich habe das Gefühl…als benutzt sie uns nur.“
    Endlich waren ihre Gedanken ausgesprochen worden. Es war so, als wäre eine tonnenschwere Last von Janine gefallen. Ihr Vater schien nicht gerade abweisend auf ihre Aussage zu reagieren. Vielmehr war es so, dass er sich in den letzten Stunden die gleiche Frage gestellt hatte. Nach dem Scheitern der Virusverbreitung war einiges nicht so verlaufen, wie sie es ursprünglich geplant hatten und das Spiegeluniversum wirkte nicht mehr wie der sichere Hafen, der er eigentlich hatte sein sollen.
    „Danke dir für deine offenen Worte,“ gestand James und erhob sich von dem Bett. „Ich werde darüber nachdenken. Was du jetzt tun solltest, ist dich etwas auszuruhen. Es war ein langer Tag und er ist noch nicht zu Ende.“
    „Wie meinst du das?“ fragte die schwangere Frau überrascht.
    „Ich habe vor den Alternativplan in Kraft zu setzen.“
    „Wie bitte?“ fragte Janine überrascht und erhob sich von ihrem Bett. „Hattest du nicht mal gesagt, dass du ihn verworfen hättest, weil sein Effekt nur minimal wäre?“
    „Dem ist in der Tat so. Jedoch wird diese Tat ein deutliches Signal dafür sein, dass wir immer noch existieren und man mit uns rechnen muss.“
    „Ich verstehe.“
    „Die Verwirklichung wird ohnehin einige Stunden dauern. Zwar kann ich unsere Kontaktperson informieren, doch diese muss die Information erst über Mittelsmänner weiter tragen, bis die Aktion durchgeführt werden kann. Zeit genug, damit du dich etwas erholen kannst.“
    James strich ihr noch einmal durch die Haare und verließ dann ihr Zimmer, welches genauso karg war wie alle anderen Orte in diesem Bunker. Dabei hoffte er instinktiv, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte, als er sich mit der Intendantin eingelassen hatte.

    Nachdem die Krise in Emden so gut wie beigelegt worden war, kehrte im Präsidialamt der Föderation wieder so etwas wie Alltag ein. Die Epidemie war besiegt worden, man versuchte wieder Herr über das Chaos zu werden und im Büro des Präsidenten trudelten immer mehr Berichte ein. Das Staatsoberhaupt war glücklich über den Ausgang der Ereignisse. Auch wenn er es nicht für möglich gehalten hatte, sie hatten tatsächlich die Ausbreitung des Virus verhindern können. Diesen Erfolg hatten sie nicht zuletzt Captain John Lewinski zu verdanken, dem Mann, den er vor wenigen Stunden am liebsten noch in Handschellen abgeführt hätte. Nun war dieser Mann, und mit ihm die gesamte Besatzung der Monitor, ein Held. Zu einem späteren Zeitpunkt musste darüber nachgedacht werden, wie man diese Helden ehren konnte. Insbesondere diejenigen, die bei dieser Mission ihr Leben lassen mussten.
    Aus den Augenwinkeln bemerkte der Präsident, wie sein Justizminister auf ihn zutrat.
    „Was gibt es, Edward?“
    „Sir, wir müssen über eine kleine Formalität sprechen,“ erklärte Jellico und schien fast schon etwas herumzudrucksen. „Es geht um den Status der Stadt Emden.“
    „Welchen Status denn?“
    Der Präsident schien nicht zu erahnen, worauf sein Minister hinaus wollte.
    „Wollen Sie das Kriegsrecht über die Stadt verhängen?“
    Angesichts dieser Frage fiel das Staatsoberhaupt aus allen Wolken. Auch Commander Kranick stellte ihre Arbeit ein und widmete stattdessen ihre ganze Aufmerksamkeit dem Gespräch.
    „Wieso sollte ich dies tun, Edward?“
    „Gegenwärtig operieren noch Einheiten der Sternenflotte in der Stadt. Gemeinsam mit der Polizei sorgen sie für Recht und Ordnung.“
    Noch verstand der Präsident nicht.
    „Und was ist daran verkehrt?“ fragte er.
    „Beim Kampf gegen die Infizierten konnten wir uns darauf berufen, dass die Sternenflotte einen von außen eingebrachten Feind bekämpft und die Polizei mit Mitteln unterstützt, die ihr nicht zur Verfügungen stehen. Nun jedoch, wo die Epidemie eingedämmt ist, kann die Sternenflotte nicht wirken, ohne dass sie das Kriegsrecht verhängt haben.“
    „Ohne dieses kann das Militär nicht im Inneren eingesetzt werden,“ kombinierte der Präsident und verstand nun. Er war so müde, dass er über diese innenpolitische Angelegenheit gar nicht nachgedacht hatte. „Nun gut, ziehen Sie die Sternenflotte ab.“
    Diese Antwort schien Edward Jellico ganz und gar nicht zu gefallen.
    „Wie bitte?“ fragte der Justizminister und konnte seinen Ohren nicht trauen.
    „Sie haben mich schon richtig gehört. Ich sehe keinen Grund mehr, wieso die Sternenflotte noch vor Ort sein sollte. Von nun an kann gänzlich die Polizei übernehmen.“
    „Der Polizei fehlt jedoch ganz einfach die Anzahl an Männern, um der Situation Herr zu werden. Noch immer werden Plünderungen innerhalb des Stadtteils befürchtet!“
    „Ich bin felsenfest überzeugt, dass die lokalen Behörden die Sache in den Griff kriegen werden. Einer meiner Vorgänger, Jaresh-Inyo, hat schon einmal das Kriegsrecht verhängt und damit einen katastrophalen Fehler begangen. In meinen Augen setzt eine Demokratie keine Streitkräfte im Inneren ein. Unsere Gesetze sind da eindeutig.“
    „Diese Gesetze wurden nicht für solche Zeiten geschrieben,“ entgegnete Jellico, der scheinbar nicht klein beigeben wollte. „Schon gar nicht für solche Katastrophen.
    „Ihnen scheint dieses Thema fast schon eine Herzensangelegenheit zu sein, Minister,“ schlussfolgerte der Präsident argwöhnisch und wollte die Diskussion beenden. „Ich habe mich jedoch entschieden. Wenn wir die Sternenflotte einmal für diese Zwecke eingesetzt haben, so öffnen wir jeder weiteren Verwendung Tür und Tor. Ich möchte dies nicht und sehe auch keine Vereinbarkeit mit den Gesetzen. Commander Kranick, die Sternenflotte zieht sich zurück!“
    „Jawohl, Mr. President,“ erklärte die Frau und machte sich sofort daran, entsprechende Befehle in die Wege zu leiten. Noch einige Zeit lang schien Jellico über eine Antwort nachdenken zu wollen, gab es jedoch schließlich auf. Diese Runde hatte er verloren.

    Immer noch saß Matt Price wie betäubt auf dem Boden seines Quartiers und weinte bittere Tränen. Sein Kommunikationsterminal piepte und das Computersystem identifizierte den Anrufer als Arsani Parul. Doch der erste Offizier des Schiffes hatte kein Interesse daran mit seinem Vater zu reden. Seine Gefühle in Bezug auf ihn hatten sich nicht verändert, im Gegenteil, sein Groll war sogar noch stärker geworden.
    Wie hatte sich alles nur so entwickeln können? Nur zu deutlich war noch die Erinnerung daran, als Matt die Wahrheit über Arsani Parul erfuhr:
    Mit Überlichtgeschwindigkeit flog die Monitor in Richtung Starbase 67. Dort hatte das Schiff, welches unter dem Kommando des Sternenflottengeheimdienstes stand, den Auftrag ihren neuen Chefingenieur an Bord zu holen. Noch immer war deutlich der Verlust von Jozarnay Woil zu spüren. Müde und genervt von seiner Schicht stolperte Commander Price in sein Quartier und warf sich sogleich auf sein Bett. Ihm ging es nur noch um ein schnelles Einschlafen, damit dieser blöde Tag so schnell wie möglich vorbei war. Leider wurde ihm nicht diese Bitte gestattet, denn sein Komterminal meldete sich. Anscheinend wollte ihn jemand anrufen. Gequält erhob sich der erste Offizier und nahm das Gespräch entgegen.
    Es wäre eine Untertreibung gewesen zu sagen, dass die Identität des Anrufers ihn überraschte.
    „Botschafter Parul,“ begrüßte Matt den Sondergesandten der Föderation auf der anderen Seite der Leitung, „sie hätte ich ganz sicher nicht zu dieser Zeit erwartet!“
    „Ich hoffe ich störe sie nicht gerade,“ entschuldigte sich der Betazoid und ihm schien es in der Tat Leid zu tun.
    „Nein, dies ist kein Problem,“ beschwichtigte Price ihn, „ich habe nur gerade Dienstschluss und wollte mich etwas hinlegen. Aber sagen sie, Botschafter Parul, wie komme ich zu der Ehre ihres Anrufes?“
    „Nun ja, ich wollte mich eigentlich nur einmal erkundigen, wie es ihnen so geht.“
    „Meinen sie mit Ihnen die Crew oder mich speziell.“
    „Wenn ich ehrlich bin geht es mir dabei um sie,“ gab der Botschafter mit zwei Doktorgraden zu.
    „Ich bin soweit ganz zufrieden mit mir und meinem Leben, danke,“ antwortete Matt und wunderte sich über diese Frage. „Arsani, sie sehen so aus als bedrücke sie irgendetwas. Können wir ihnen vielleicht helfen?“
    „Sie sind ein besserer Menschenkenner, als sie vielleicht zugeben möchten,“ lobte Parul ihn und blickte mit traurigen Augen in die Kamera. „Da wäre tatsächlich eine Sache. Es gibt da etwas, was ich ihnen schon länger sagen wollte, jedoch bin ich nie dazu gekommen. Es handelt sich dabei auch um eine recht schwierige Angelegenheit.“
    „Ein Grund mehr sie auf den Tisch zu bringen,“ wie der erste Offizier fand. Er hatte zwar immer noch keine Ahnung worum es ging, doch helfen wollte er dem Gesandten alle Mal.
    „Leider bin ich absolut ratlos darüber, wie man solche Dinge sagt. Dies mag wohl daran liegen, dass es für eine solche Situation kaum brauchbare Präzedenzfälle gibt, die man als Vorbild zu Rate ziehen könnte.“
    Langsam konnte Price dem Betazoiden deutlich ansehen, dass er herumdruckste. Er redete um den heißen Brei herum, wie es ein Sprichwort der Menschen so schön ausdrückte; dies konnte er auch ohne seine empathischen Fähigkeiten bemerken.
    „Ich denke ich werde es frei heraus sagen,“ beschloss Arsani Parul schließlich.
    „Dies wäre am besten.“
    „Ich bin dein Vater, Matt.“
    Im ersten Moment dachte der erste Offizier er hätte sich verhört. Dann begann es in seinen Ohren zu klingeln und sein Blutdruck stieg an. Bei jeder anderen Person, die dies gesagt hätte, hätte Matt es als lächerlichen Scherz abgetan, doch aus irgendeinem Grund wirkte es bei Parul absolut glaubwürdig. Erst nach und nach wurde sich Commander Price der bitteren Konsequenzen bewusst, die diese ungeahnte Offenlegung mit sich brachte. Der Vater, den er nie kennengelernt hatte und der seine Mutter in Armut verlassen hatte; die Person, die er für all seine früheren Probleme verantwortlich gemacht und die er gehasst hatte, war nun aufgetaucht. Viel schlimmer noch, es handelte sich um eine Person, die er überaus respektierte.
    „Ich kann mir gut vorstellen, was du nun durchmachen musst,“ gab der Botschafter kleinlaut zu und schien sich nicht mehr zu trauen seinem verlorenen Sohn in die Augen zu sehen.
    „Wie lange... weißt du das schon?“ presste Matt mühsam hervor, ohne die geringsten Zweifel, dass die Aussage wahr war.
    „Schon sehr lange.“
    „Wie lange?“
    „Jahre.“
    „Was?“ rief Matt wütend und entsetzt auf. „Du weißt es schon so lange und hast nie den Versuch gemacht mit mir Kontakt aufzunehmen? Und auf einmal laufen wir uns zufällig über den Weg und du eröffnest mir die schockierende Wahrheit??“
    „Es war kein Zufall,“ gab Parul ebenfalls ehrlich zu und fühlte sich ganz besonders mies. Bisher war seine Karriere immer ein leuchtendes Vorbild für die Jungpolitiker der Föderation gewesen. Nun würde seine weiße Weste einen ersten Makel aufweisen. „Als ich die Monitor damals nach Terellia verlangt hatte tat ich dies natürlich, weil ich wusste ihr seid die Besten auf eurem Gebiet. Und woher wusste ich dies? Weil ich euren Werdegang verfolgt habe, weil ich die Entwicklung MEINES SOHNES verfolgt habe.“
    Statt eine Antwort von sich zu geben schwieg Matt nur und fühlte auf einmal eine große Schwere auf ihm lasten. So viele Jahre und nun kannte er also seinen Vater...
    „Ich möchte mit dir über alles reden, jedoch persönlich. Bitte besuche mich und meine... unsere Familie auf Betazed. Dort können wir uns besser kennenlernen... als Vater und Sohn.“
    Ohne auf eine Antwort zu warten beendete Arsani Parul die Verbindung und ließ Matt mit seiner neuen Erkenntnis allein. Dieser war innerlich aufgewühlt, erschüttert. Sein Weltbild war soeben ins Wanken geraten und er wusste beim besten Willen nicht, ob er die Einladung annehmen sollte.

    Am seltsamsten war jedoch das Gefühl des Glücks gewesen, welches der Halbbetazoid nur kurze Zeit später empfunden hatte. All die Jahre hatte er sich gefragt, wie er wohl auf seinen Vater reagieren würde, wenn er ihn endlich kennen gelernt hätte, doch niemals hatte er dabei an Freude gedacht. Ja, er war glücklich gewesen diesen Mann endlich kennen zu lernen. Nicht einmal der Umstand, dass Captain Lewinski einige Zeit vorher, dank eines Aktenstudiums, von der wahren Identität Paruls erfahren hatte, hatte Price´ Stimmung getrübt. Für ihn zählte nur noch, dass er endlich einen Vater hatte, wie alle anderen Kinder auch. Nun jedoch war ihre Beziehung zerbrochen.

    Mit ordentlich Dampf betrat Jellico sein Büro. Das PADD in seiner Hand schleuderte er vor lauter Wut in die nächste Ecke. Er verstand den Präsidenten beim besten Willen nicht. Im einen Moment wollte er Lewinski verhaften lassen, im nächsten ihm glatt einen Freibrief für alle möglichen waghalsigen Operationen geben.
    Verfiel der Präsident etwa einer Paranoia? Verfiel er dem pragmatischen Lewinski mit Haut und Haar? Oder hatte der Präsident gar etwas von seiner kleinen Romanze mit dessen Frau erfahren?
    Edward Jellico hasste es mehr Fragen im Kopf zu haben, als Antworten.
    Und im Moment dominierten deutlich die Fragen.
    Mit einem ernsten Blick und einigen Falten auf der Stern blickte Jellico aus dem Fenster. Er wurde mit einem prachtvollen Blick über Paris und die Champs-Élysées. Einige kleine Wolken bedeckten den Himmel. Doch sie waren weder störend noch regenbringend. Sie umrahmten die hellstrahlende Sonne an diesem herrlichen Tag.
    Zumindest die Meteorologen dürften zufrieden sein.
    Sein Komterminal zirpte. Ein eindeutiger Hinweis auf ein ankommendes Gespräch. Nichts ungewöhnliches, wenn man sich im Büro eines der Minister der Vereinten Föderation der Planeten befand. Ungewöhnlich war jedoch, dass das Gespräch nicht von einem Hinweis seiner Vorzimmerdame durchgestellt worden war und, dass sich kein Adressat auf dem Terminal zu erkennen gab.
    Jellico warf einen schnellen, abschätzenden Blick auf den Bildschirm. Ein Adressat war nicht nötig. Er kannte die angezeigte Frequenz nur zu gut. Schließlich hatte er sie mitentwickelt, in die Transponder der Föderation integriert und dann dort beinahe bis zur Unauffindbarkeit vergraben.
    „Kanal öffnen“, wies er den Computer mündlich an. Dieser gehorchte folgsam und stellte die Verbindung her. Mallon erschien auf dem Schirm. Einige Verwirrung war im Hintergrund zu vernehmen. Er selbst sah dementsprechend aus. Einige Schürfwunden zierten sein Gesicht. Ein großes Pflaster bedeckte eine seiner Schläfen.
    „Berichten Sie“, wies Jellico gleichgültig an. Um ehrlich zu sein, wollte er die Worte gar nicht hören. Er kannte sie schon. Sie hatten viel zu lange gebraucht. Es musste schief gegangen sein.
    Mallon wirkte verwirrt. „Sir, ich muss Ihnen leider berichten, dass die Mission fehlgeschlagen ist.“
    Der Justizminister biss sich auf die Unterlippe. Er schloss seine Augen und genoss die wenigen Sonnenstrahlen, die durch die getönten Scheiben fielen.
    Wir haben versuchte das Lager der Romulaner einzunehmen. Beinahe wäre es uns gelungen Woil zu holen, doch die Romis flohen. Ein Schiff von ihnen war getarnt im Orbit, hat sie zu sich gebeamt und danach getarnt das System verlassen.“
    „Was ist mit Burbank?“
    „Er kam bei dem Einsatz um Sir“, lautete die bewusst nüchterne Antworte Mallons.
    Darauf folgte ein langes Schweigen. Jellico massierte sich selbst mit einer Hand seine linke Schulter.
    „Sir, wie lauten Ihre weiteren Anweisungen?“
    „Kehren Sie in die Einrichtung zurück“, kam es wie aus der Pistole geschossen. „Und bereiten Sie eine komplette Evakuierung vor. Wenn die Romulaner Woil haben, müssen wir uns darauf vorbereiten so schnell wie möglich von Talar zu verschwinden. Wir müssen so schnell wie möglich den Eindruck erwecken nie da gewesen zu sein. Ich werde unsere Kontaktmänner und –frauen auf Schiffen nahe der Grenze kontaktieren. Zudem werd ich mal sehn, ob Roger noch immer pünktlich seinen Tee zu sich nimmt.“ Damit meinte er Commodore Roger Mannox, hochrangiges Mitglied des Geheimdienstes und Berater des Krisenstabs des Präsidenten, zudem Squashpartner Jellicos auf der Akademie und treuer Wegbegleiter der Sektion. Wie spät ist er gerade in London?
    Mallon nahm die Anweisungen stumm und nickend zur Kenntnis.
    Er wusste, er hatte den Karren in den Dreck gefahren. Nun, eigentlich nicht er, sondern Burbank. Doch da die Nummer eins tot ist, war er nun an der Reihe. Zudem würde es nicht einfach werden, ein adäquates Versteck auf einem anderen Planeten zu finden, der ebenso perfekt war, wie Talar. Also begnügte er sich mit einem einfachen: „Verstanden Sir.“
    Jellico erwiderte nichts. Er gab dem Computer den Befehl, die Verbindung zu schließen. Daraufhin begann eine Subroutine automatisch das Gespräch aus den Aufzeichnungen zu löschen.
    Edward wünschte sich, dass dies auch so einfach bei ihm funktionieren würde. Er erinnert sich an eine Begebenheit auf der Monitor vor einem Jahr. Nur knapp war er bei einem Attentat mit dem Leben davon gekommen. Daraufhin hatte jedoch sein Gedächtnis eine Weile gelitten.
    Schnell verdrängte er diese Erinnerung. Ihm war bewusst, dass diese Erinnerung ihn prägte. Nein, ein Verdrängen, ein Vergessen durfte bei ihm nicht Einsetzen. Schließlich hing daran das gesamte Vermächtnis seiner Familie.

    Fähnrich Kensington, immer noch auf dem Mond in Talleys gewaltigem Anwesen, hatte eine Kommunikationsverbindung zu ihrem Schiff hergestellt. Auf dem Bildschirm war das Gesicht von John Lewinski erschienen, welcher vor kurzem aus Paris zurückgekehrt war und selbst einige Nachforschungen anstellte. Wie jeder andere an Bord machte sich auch der Captain Sorgen um Danny Bird, der nicht nur ein guter Offizier und Untergebener war, sondern auch ein Freund. Ein Freund, den keiner im Stich lassen wollte.
    „Was gibt es, Fähnrich Kensington?“ fragte Lewinski und sein Tonfall ließ kein Zweifel daran, dass er derzeit alle Hände voll zu tun hatte. Verschiedene Spuren wurden von der Crew der Monitor verfolgt, ohne dass man jedoch eine konkrete Spur hatte finden können.
    Daher war John für jeden noch so kleinen Hinweis dankbar.
    „Ich könnte etwas gefunden haben,“ erklärte Samira Kensington, „jedoch wird es sich in ihren Augen seltsam anhören.“
    „Wie meinen sie seltsam?“
    „Damit meine ich, dass ich dem vom Computer ermittelten Ergebnis selbst nicht so ganz traue,“ gab der Fähnrich zu und wartete auf eine Reaktion ihres Kommandanten.
    Diese bestand in einem überraschten und frustrierten Stirnrunzeln.
    „Jeder noch so kleine Hinweis könnte hilfreich sein,“ raunte John und rieb sich die müden Augen.
    Auch Samira Kensington wurde angesichts dieser Geste bewusst, wie erschöpft sie eigentlich war. Es war für jeden von ihnen ein langer Tag gewesen und derzeit sah es nicht so aus, als könnte er bald zu Ende sein.
    „Im Anwesen der Talleys habe ich nichts gefunden,“ erklärte die derzeitige Sicherheitschefin mit ruhiger Stimme. „Zwar gibt es DNA-Spuren, aber keine, die uns weiterhelfen könnten. Es scheint so, als wären alle vom Erdboden verschluckt worden. Aus diesem Grund lag es nahe den Transporter zu überprüfen.“
    „Haben dies nicht schon ihre Vorgänger, inklusive die lunare Polizei und die SFCID, getan?“ fragte Lewinski nach.
    Die Zeit drängte und man konnte sie nicht mit sinnlosen Doppeluntersuchungen, die nur eine Verschwendung von Ressourcen darstellten, verschwenden. Aus diesem Grund wirkte seine Stimme wohl gereizter, als er ursprünglich beabsichtigt hatte. Der Schlafmangel, verbunden mit dem Hunger, nagte an ihnen allen.
    „Das haben sie, Captain,“ gab Kensington zähneknirschend zu und fragte sich für einen Moment, ob sie nicht einen Irrtum begangen hatte. Nun war es jedoch eh zu spät; es galt die Vermutung zu äußern. „Jedoch scheinen die örtlichen Behörden nicht zu den gleichen Schlussfolgerungen wie ich gelangt zu sein. Was meiner Meinung nach an den begrenzten Informationen lag, die der Polizei zur Verfügung standen.“
    Nun war Captain Lewinski wieder hellwach. Mit einer Handbewegung, die jedoch nur schlecht über die Kameras gesehen werden konnte, bedeutete er dem Fähnrich mit ihren Ausführungen fortzufahren.
    „Zwar verzeichneten die Transporterlogbücher einen Transportvorgang, jedoch ohne Zielmaterialisation.“
    „Anscheinend muss der Zielort gelöscht worden sein,“ entgegnete Lewinski mit kalter Stimme.
    „Nein, Sir,“ widersprach Samira ihrem Vorgesetzten mit aller Entschiedenheit. „Sie scheinen mich missverstanden zu haben. Der Zielort ist nicht gelöscht worden, weil dies gar nicht möglich war… es gab ihn nämlich nicht.“
    „Wie bitte?“
    Lewinski wurde nun hellhörig.
    „Man kann zwar den Ort der Rematerialisation löschen, dennoch wird vom Transporter vermerkt, ob der Beamvorgang geglückt ist. In diesem Fall gab es jedoch keinen. Zudem haben wir Spuren von menschlicher DNA gefunden, die definitiv gebeamt wurden.“
    „Aber wohin?“
    „Ich habe den Vorgang durch den Computer vergleichen lassen,“ erklärte Fähnrich Kensington, „in der Hoffnung auf Präzedenzfälle oder Referenzpunkte. Diese gab es tatsächlich: immer dann, wenn ins Spiegeluniversum gebeamt wurde!“
    Captain Lewinskis Gesicht erstarrte. Selbst über den Kombildschirm war ihm deutlich die Überraschung anzusehen.
    „Meinen sie das ernst?“
    „Ja, ich habe das Ergebnis zweimal gegenprüfen lassen. Der Computer kommt immer wieder zum selben Ergebnis. Es ist in meinen Augen zudem die einzig sinnvolle Erklärung.“
    Verstehend nickte John. Deswegen konnte die Polizei nicht diese Schlussfolgerungen ziehen. Alles, was mit den Spiegeluniversum zu tun hatte, war von der Sternenflotte zur Verschlusssache erklärt worden und unterlag dem Geheimdienst.
    Das Spiegeluniversum.
    John hatte inständig gehofft, diesen Begriff nie wieder hören zu müssen. Eine Enttäuschung, die scheinbar enttäuscht werden musste.
    „Sie stimmen der Analyse also zu fragte?“ der Captain sicherheitshalber noch einmal nach.
    „Mir fiel es zwar schwer es zu glauben, aber auch für mich gibt es keinen Zweifel.“
    Abermals nickte John.
    „Gute Arbeit, Fähnrich. Zumindest haben wir nun einen Anhalt.“
    Trotz ihrer Erschöpfung lächelte Kensington angesichts des Lobs.
    „Vielen Dank, Sir. Aber was sollen wir nun tun?“
    „Ganz einfach: es gibt nur einen Ort, wo ich ihr Ergebnis verifizieren kann,“ erklärte John Lewinski und machte sich sogleich auf den Weg zum Oberkommando.

    Im Orbit des Mondes, welcher sich im Spiegeluniversum befand, ging eine gewaltige Flotte unter Warp. Es handelte sich um eine klingonische Armada, bestehend aus zwölf Schiffen, die den weiten Weg von Qo´nos bis hierher angetreten hatte. Auf dem mächtigsten Schiff der Flotte, einem schweren Kreuzer der Negh´var-Klasse, befand sich der klingonische Regent Worf und betrachtete von der Brücke aus die Erde. Sie war schon lange nicht mehr der strahlend blaue Planet, der er in den alten Aufzeichnungen mal gewesen war. Auch Worf selbst hatte diese Zeit niemals miterlebt. Ihm war nur diese braun-lilane Schlackewelt bekannt, die durch das Bombardement der Allianz entstanden war. Mit einer Mischung aus Stolz und Ehrfurcht betrachtete er die ehemalige Heimatwelt der Menschen. Obwohl niemand der sich an Bord befindlichen Klingonen geboren war, als das Terranische Empire mit eiserner Hand geherrscht hatte, empfanden sie nichts anderes als Hass für die Menschheit. Der Regent hatte sie dafür, was sie seinem Volk angetan hatten. In seinen Augen hatten die Menschen und alle anderen Völker, die mit ihnen kollaboriert hatten, ihr furchtbares Schicksal mehr als verdient.
    „Wir befinden uns in einer synchronen Umlaufbahn um Lunar,“ erklärte Captain Martok, der Kommandant des Schiffes. „Sie können sich nun hinunterbeamen, Regent.“
    Statt eine Antwort von sich zu geben, nickte Worf nur mürrisch und begab sich, gemeinsam mit seiner Leibwache, zum Transporterraum.
    Innerhalb weniger Sekunden befand sich der Regent in dem größten Raum des militärischen Bunkers, der jedoch genauso karg wie alle anderen Orte war. Auch hier existierte nur eine einzige Lichtquelle, die von der Decke hing, sowie ein großer Metalltisch, welcher in der Mitte des Raumes stand. Die einzige Annehmlichkeit bestand aus einem an der Wand stehenden Sofa und einem Ölgemälde. Sogleich nach der erfolgreichen Rematerialisation trat die Intendantin Kira mit einem Lächeln auf ihren Partner zu.
    „Regent,“ begrüßte sie ihn lächelnd. „Was für eine unglaubliche Freude zu sehen, dass sie wohlbehalten angekommen sind.“
    Angesichts dieser Worte schnaubte der Klingone verächtlich und warf sein Haar zurück.
    „Sparen sie sich ihre salbenden und ohnehin nicht ernst gemeinten Worte,“ fauchte der klingonische Staatschef und blickte demonstrativ an der Bajoranerin vorbei. „Ich bin hier, um mich über die Fortschritte der Operation zu erkundigen.“
    „Aber natürlich! Ich habe ihnen extra sogar etwas Blutwein bringen lassen, damit wir es uns auch gemütlich machen können,“ erklärte die Intendantin und klatschte in die Hände, woraufhin zwei bajoranische Soldaten ein riesiges Fass in den Aufenthaltsraum hineinbrachten. Der Regent musterte erst Kira, ging dann zu dem Fass und öffnete dessen Deckel. Erst schnupperte er an dem rötlichen Gebräu, so als fürchtete er, es sei vergiftet, dann tauchte er seinen Becher in den Blutwein und nahm einen großen Schluck.
    Was er da trank, gefiel ihm!
    „Ich muss ihnen gratulieren,“ erklärte der Regent und bedeutete seiner Leibwache, sich auch einen wohlverdienten Schluck zu genehmigen. „Mit diesem Tropfen haben sie eine exzellente Wahl getroffen. Ein ausgezeichneter Jahrgang.“
    „Wie immer trügt sie ihr exzellenter Gaumen nicht,“ erwiderte Kira Nerys mit einem aufgesetzten Lächeln und setzte sich auf das Sofa.
    Mit dem Becher Blutwein in der Hand wanderte Worf in dem Raum auf und ab, musterte das Inventar und blieb schließlich vor dem protzigen Ölgemälde stehen. Es war eine Zeichnung des Imperators Kirk in seiner Galauniform, welche mit nichtverdienten und viel zu prunkvollen Orden geschmückt war. James T. Kirk blickte mit überheblicher Miene den Betrachter an, so als könne er sich sicher sein, dass niemand je an seinem Thron und Ruhm rütteln könne.
    „Wie sehr er sich doch getäuscht hatte,“ raunte Worf und nahm einen weiteren Schluck Blutwein.
    „Was meinen sie?“ fragte die Intendantin und spielte gelangweilt mit ihren Haaren.
    „Imperator Kirk hatte angenommen, dass er das Empire zu unvorstellbarer Größe führen würde,“ erklärte der Regent und blickte der Ölfigur direkt in die Augen. „Zum Zeitpunkt seiner Inthronisierung bestand das Imperium schon über 100 Jahre und schien stetig zu expandieren. Kirk wollte der unbestrittene Herrscher des Quadranten werden, doch mit seiner Politik läutete er das Ende seines Reiches ein.“
    „Hochmut kommt nun einmal vor dem Fall!“
    „Ein menschliches Sprichwort,“ grummelte der Regent. „Ich frage mich, wer mehr Schuld am terranischen Untergang trägt: Kirk mit seiner Politik der harten Hand oder Spock, der mit seinen Reformen das Empire so sehr schwächte, dass dadurch für die Allianz der Sieg erst möglich wurde?“
    Überrascht wölbte Kira eine Augenbraue und erhob sich von ihrem Platz, stellte sich neben den klingonischen Regenten. Auch sie betrachtete nun das Gemälde Kirks und bewunderte die künstlerische Arbeit des Malers. Sicherlich hatte dieses Bild früher einmal als Meisterwerk gegolten. Nun jedoch stellte es nur noch eine Erinnerung an längst vergangene Zeiten dar.
    „Es ist in der Tat eine Ironie der Geschichte,“ stimmte die bajoranische Intendantin dem Klingonen zu. „Spock hatte in der Tat versucht die Schäden zu beheben, die das Empire verursacht hatte. Doch der Zorn der Völker war zu groß gewesen. Hätte er die Sternenflotte nicht so sehr abgerüstet, die Besatzungen so schnell beendet; die Allianz hätte niemals den Krieg gewonnen. Möglicherweise wäre heute dann noch Leben auf der Erde möglich.“
    „Wer weiß?“ philosophierte Worf und trank den Becher Blutwein leer. Er hatte sein Interesse an dem Thema verloren. „Wie ist also die Operation auf der Parallelerde verlaufen?“
    „Zwar hatte der Virus freigesetzt werden können, doch der Föderation ist eine Eindämmung gelungen.“
    „Ich hatte ehrlich gesagt mit einem Erfolg gerechnet.“
    Worf klang missmutig, aber seltsamerweise nicht aggressiv. Ehrlich gesagt hatte er niemals an einen Sieg geglaubt. Dennoch hatte er der Mission zugestimmt, weil sie in seinen Augen überaus interessant geklungen hatte.
    „James Talley hat nun Phase Zwei eingeleitet, um zumindest einen Teilerfolg zu erreichen.“
    „Ist Talley hier?“
    „Das ist er,“ bestätigte die Intendantin und betrachtete die klingonische Leibwache, die sich noch etwas Blutwein genehmigte. „Soll ich ihn holen lassen?“
    „Nein,“ erwiderte Worf gleichgültig.
    „Sind sie sicher? Er ist ein faszinierender Mensch mit einigen interessanten Ideen…“
    „Er ist ein Mensch. Mehr muss ich nicht über ihn wissen.“
    Kurz schwiegen die beiden Herrscher und schienen über die gegenwärtige Situation nachzudenken. Dann warf Worf in einer staatsmännischen Geste seinen Umhang zur Seite und sagte:
    „Mir war eben so, als hatte ich Ironie in ihrer Stimme gehört.“
    Kira tat unschuldig und fragte:
    „Was meinen sie?
    „Als sie gesagt haben, er wäre ein faszinierender Mensch mit interessanten Ideen…“
    „Ach so, das,“ entgegnete die Intendantin und klang wie ein kleines Kind, welches man beim Lügen erwischt hatte. „Ehrlich gesagt macht mir Talley in letzter Zeit etwas Sorgen.“
    „Bezüglich?“
    „Er scheint nicht mehr so überzeugt von unseren gemeinsamen Zielen und der Zusammenarbeit mit uns.“
    Worf ließ sich diese Worte durch den Kopf gehen.
    „Wird er zum Risiko?“
    „Ich habe Zweifel an seiner Loyalität,“ erklärte Kira ehrlich.
    „Dann sollten wir uns des Problems entledigen. Schnellstmöglich!“
    Kira nickte wortlos und damit war die Sache beschlossen. In den letzten Monaten hatten sie James Talley Unmengen an Material und Geld zukommen lassen, damit er seinen Plan verwirklichen konnte. Nun, wo er gescheitert und hier in diesem Universum angekommen war, verhielt er sich seltsam. Ehrlich gesagt fand Kira, dass er seinen Nutzen verloren hatte. Wenn sie ehrlich zu sich selbst waren, so hatte James Talley immer nur ein Mittel zum Zweck dargestellt, mehr nicht. Zum erreichen ihres Ziels brauchten sie ihn nicht mehr: die Zerstörung der Föderation!

    Er atmet. Doch Jozarnay Woil spürt keine Luft. Er spürt gar nichts. In einem anderen Leben, zu einer anderen Zeit, hätte ihn dies beunruhigt, doch dieses mal... dieses mal, genügt ihm einfach das Wissen, zu atmen.
    Er öffnet die Augen. Er sieht... nichts. Nicht einmal die Dunkelheit gesellt sich zu ihm. Zu ihm und seiner Einsamkeit.
    Wo bin ich?
    „Dazwischen...“, lautet die schlichte Antwort einer unbekannten Stimme. Einer Stimme, wie er sie noch nie gehört hat. Schaurig schön. Bekannt und fremd zugleich.
    Zwischen was?
    „Dem was ist und dem was kommen wird...“
    Woil spürt sein Herz schlagen.
    Ein unglaubliches Gefühl. Dessen war er sich noch nie so bewusst, wie in diesem Moment.
    Wo werde ich sein?
    „Wo willst du sein?“
    Kannst du mir das nicht sagen?
    Stille.
    „Nein, es hängt von dir ab. Nicht von mir.“
    Woil beginnt zu weinen – leise.
    Ich habe Angst.
    „Du sollst eins wissen: Ich habe dich nie vergessen. Und du wirst nie vergessen sein – niemals.“
    Ein helles Licht leuchtet auf. Erst schwach, aber es wird immer stärker. Zuerst ist es nur ein kleiner Punkt, rein und schön. Dann wird dieser Punkt immer größer.
    „Du warst abgekommen von deinem Weg. Dämonen haben versucht, dich zu täuschen.“
    Fasziniert beobachtet Woil das Licht. Und in ihm breitet sich ein Gefühl aus, dessen Existenz er schon beinahe vergessen hatte.
    Hoffnung.
    „Du warst, bist und wirst immer ein Teil von mir sein. Lass mich wieder auch ein Teil von dir sein.“
    Wieder weint Woil. Doch dieses Mal vor Freude.
    Ja, oh ja.

    Das Treffen mit Arsani Paruls Familie war letztes Jahr in einer kleinen Katastrophe geendet. Es hatte nicht so sehr an Matt selbst gelegen, auch wenn er natürlich alles andere als akzeptiert im Kreise seiner Stiefmutter und –geschwister gewesen war. Vielmehr war ein handfester Streit zwischen Arsani und seiner Frau vom Zaun gebrochen worden, der an sich nur zu selbstverständlich gewesen war, wenn man an die Umstände der Zeugung von Matthew Price dachte. Immerhin hatte der Sonderbotschafter der Föderation, eigentlich schillernde Figur des politischen Lebens, seine Frau betrogen und ein uneheliches Kind gehabt. Das gemeinsame Abendessen zwischen der Familie Parul und Price war genauso schnell zu Ende gewesen, wie es begonnen hatte. Ziellos war der erste Offizier durch den Stadtpark Betazeds gewandert, nur um dort erneut auf seinen Vater zu treffen:
    Anders als sein ehemaliger Kollege hatte es Matt Price nicht vorgezogen nach dem Familienstreit das Weite zu sehen. Stattdessen befand er sich im weitläufigen und berühmten Stadtpark der Hauptstadt von Betazed und beobachtete den dunklen Nachthimmel. Deutlich war der Mond zu sehen und irgendwo zirpten einige Insekten. Es war ein wundervoller Ort, der Geruch der Blumen lag wohltuend in der Luft. Hierhin hatte sich der erste Offizier zurückgezogen, um mit seinen Gedanken und sich allein zu sein. Stundenlang war er umher gewandert, hatte die Atmosphäre genossen und sich Gedanken um die Zukunft genossen.
    Nun hörte er leise Schritte im Gras hinter sich und es war für ihn keine Überraschung Arsani Parul zu sehen, der sich neben ihn stellte und ebenfalls den Mond anstarrte.
    „Er ist wunderschön heute nacht,“ fand der Diplomat und lächelte.
    „Ja, es ist außergewöhnlich,“ musste selbst Matt zugeben, der eigentlich keinen Sinn für die Kunst hatte.
    „Irgendwie habe ich mir schon gedacht, dass ich dich hier finden würde,“ erklärte der Diplomat und wandte seinen volle Aufmerksamkeit nun seinem Sohn zu.
    „Ich war erst einmal vorher auf diesem Planeten gewesen, na gut zweimal, und dennoch hatte es mich magisch an diesen Ort gezogen,“ gab Price freimütig zu.
    „Auch ich komme oft hierher, wenn ich über komplizierte Sachverhalte nachdenken muss,“ gab Arsani freimütig zu. „Vater und Sohn, die gemeinsam den selben Ort aufsuchen.“
    „Ob wir noch andere Gemeinsamkeiten besitzen? Ich weiß es nicht.“
    Traurig blickte Parul nun seinen wiederentdecken Sohn an. Es war so schwer die richtigen Worte zu finden, doch gab es sie überhaupt?
    „Es tut mir Leid wegen der Sache mit dem Essen.“
    „Ach wirklich? Du kannst froh sein, ich bin bald weg und dann kannst du dich wieder deiner Familienidylle hingeben,“ brummte Matt missmutig.
    „So solltest du die Sache nicht sehen,“ entgegnete Arsani, „ich habe meine Ehe einer erheblichen Gefahr ausgesetzt, als ich von dir erzählte. Immerhin musste ich zugeben, dass ich eine Affäre hatte.“
    „Für einen Mann wie dich, der in der Öffentlichkeit das Bild einer perfekten Familie repräsentiert, müssen das harte Zeiten sein.“
    „Ach, die Öffentlichkeit und die Medien sind mir doch egal! Viel wichtiger bist du mir!“
    Über diese Worte war der Halbbetazoid mehr als überrascht. Meinte sein Vater es doch ernst mit ihm?
    „Wie geht es deiner Mutter?“ fragte Arsani traurig.
    „Sie verleugnet dich. Anscheinend nimmt sie es dir immer noch übel, dass du damals einfach verschwunden bist.“
    „Ja, dies war ein Fehler von mir gewesen. Überhaupt diese ganze Affäre war sehr unglücklich.“
    „Sie hat dich geliebt, Arsani!“ erklärte Price seinem Vater.
    „Und ich habe sie geliebt, Matt, nur nicht auf die selbe Art und Weise. Deine Mutter ist ein ganz besonderer Mensch und sie nimmt immer noch einen gewissen Stellenwert in meinem Herzen ein, aber ich habe ein Familie.... wenn ich auch nicht mehr weiß wie lange.“
    „Wie meinst du das?“
    „Ewala und ich streiten immer öfters. Nun ja, ich denke dies ist nur natürlich angesichts dessen, was sie erfahren hat. Ich möchte meine Ehe retten, aber ich weiß nicht, ob sie ebenso denkt.“
    Diese Situation lastete schwer auf dem Diplomaten, der schon so viele Krisen gemeistert hatte. Ihm war deutlich anzusehen, dass er es ernst meinte, was er sagte. Er liebte sein Frau und wollte sie auf keinen Fall verlieren.
    „Es tut mir leid für dich,“ meinte Matt und sprach damit die Worte aus, von denen er niemals gedacht hatte, dass er sie aussprechen würde. „Es ist schon komisch.“
    „Was?“
    „Ich habe immer gedacht, dass ich meinen Erzeuger hassen würde. Den Mann, der meine Mutter im Stich gelassen hat. Doch wenn ich hier in deiner Nähe bin fühle ich mich so... wohl.“
    „Matt,“ meinte der alte Mann fürsorglich und schaute ihm fest in die Augen, „egal wie dumm die Affäre mit deiner Mutter damals gewesen sein mag: ich bin immer noch glücklich darüber, was für einen Sohn ich bekommen habe. Ich mache zwischen dir und meinen anderen beiden Kindern keinen Unterschied. Du bist ein Teil meines Herzens.“
    Statt einer Antwort schluckte Matt nur. Er konnte nicht glauben, was eben vor sich ging. Er war sogar bereit seinem Vater für seine Fehler und all die Jahre der Abwesenheit zu vergeben.
    „Ich denke wir sind die ganze Sache zu schnell angegangen,“ meinte Arsani Parul
    schließlich. „Erst einmal sollten wir beide uns kennen lernen und dann kriegen wir meine Familie auch noch unter.“
    Mit diesem Vorschlag konnte Matt sich anfreunden. Lachend schlang er seinen Arm um seinen Vater und wanderte mit ihm noch stundenlang durch den duftenden Garten. Er schien endlich seinen Frieden gefunden zu haben und ihm wurde noch einmal klar, wie wichtig ihm seine eigene kleine Tochter war. Vielleicht würde die Zukunft ja wirklich besser werden.

    Jetzt, fast zwei Stunden nach dem verhängnisvollen Anruf, fragte sich Matt, ob er vielleicht nicht vorschnell gehandelt hatte. Sein Vater hatte so vieles geopfert, seine politische Karriere hingeworfen und sich zu ihm bekannt. Fast ein ganzes Jahr war der ehemalige Botschafter arbeitslos gewesen, bevor er sich selbstständig gemacht hatte. Vielleicht war die Reaktion Matts unangebracht gewesen. Möglicherweise projizierte er den gesamten Schmerz, den er angesichts des Selbstmordes seiner Mutter empfand, auf den Vater, den er eigentlich nie so richtig gekannt hatte.
    Zischend öffnete sich das Schott zu seinem Quartier und Elisabeth Frasier betrat sein Quartier. Sofort sank sie zu ihm auf den Boden und umarmte sie. Ihre Wärme zu spüren, ihren Duft zu riechen, war unglaublich beruhigend.
    „Schatz, ich habe davon gehört,“ erklärte Elisabeth und streichelte liebevoll seinen
    Rücken. „Es tut mir so unglaublich Leid für dich!“
    Abermals stiegen Tränen in ihm hoch und nur mit Mühe konnte sie der Halbbetazoid zurückhalten. Er hatte ja keine Ahnung, wie nahe er am Wasser gebaut war. Aber welche Reaktion erwartete man schon angesichts des Todes von einem Elternteil?
    „Wie geht es Ardev?“ fragte Price und schämte sich schon fast, weil er die Frage zur eigenen Ablenkung stellte.
    „Die Operation ist geglückt und er ist aufgewacht. Zwar wird seine Rekonvaleszenz dauern, aber er ist über den Berg!“
    „Schön,“ murmelte der erste Offizier und schwieg.
    Langsam löste sich das paar aus der gegenseitigen Umklammerung, blieb jedoch auf dem Boden sitzen. Eindringlich musterte die Chefärztin ihren Geliebten. Zu deutlich konnte man in seinen Augen den Schmerz und die Trauer ablesen. Sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, wie er sich nun fühlen mochte. Zwar hatte sie in ihrem Beruf den Tod schon mehr als einmal gesehen, jedoch ihn selbst niemals erlebt. Ihre Eltern lebten noch und Elisabeth selbst war Einzelkind.
    „Weiß es Arsani schon?“ fragte Dr. Frasier, ohne von dem Gespräch der beiden Männer zu wissen.
    „Sagen wir mal so: er weiß mehr davon, als ich erwartet habe,“ raunte er als Antwort.
    „Wie meinst du das?“
    „Kurz vor ihrem Selbstmord war er bei Birgit gewesen?“
    „Ach!“ Elisabeth war ebenso überrascht wie Matt vor wenigen Stunden. „Wieso denn das?“
    „Angeblich hatte er Sehnsucht nach ihr gehabt… er wollte mit ihr über alles reden. Nachdem er das Haus verlassen hatte, hatte er sich die Pulsadern aufgeschnitten.“
    „Du glaubst doch nicht etwa…“
    Elisabeth sprach nicht weiter, denn anscheinend nahm ihr Geliebter das an.
    „Oh Matt, ich kann verstehen, dass du einen Schuldigen suchst, aber das kann doch nicht dein Ernst sein!“
    Statt zu antworten, blickte der Halbbetazoid an ihr vorbei und dachte nach. Eigentlich hatte sie ja Recht. Möglicherweise war sein Vorwurf völlig fehl am Platze.
    „Aber sie hatte ihn geliebt…“
    „Selbst wenn dies so war, so kannst du unbedingt einen anderen für ihre Taten verantwortlich machen. Am Ende hat sie selbst die Entscheidung für den Selbstmord getroffen. Was denkst du, wie Arsani sich nun fühlt? Er ist mindestens ebenso sehr am Boden zerstört wie du und macht sich sicherlich Vorwürfe. Statt ihn zu verurteilen, solltest du ihm beistehen,“ erklärte die Ärztin und meinte ihre Worte ernst. Sie wollte nicht, dass die beiden Männer nun auseinander drifteten, nachdem sie auf einem so guten Weg gewesen waren. In Price´ Gesicht zeigte sich deutlich der innere Kampf, den er ausfechten musste. Hin und Her gerissen war er durch seine Gefühle.
    „Ich denke darüber nach,“ meinte Matt schließlich und lächelte seine hübsche Freundin schief an. „Aber ich bin noch weit davon entfernt mit ihm zu sprechen!“
    „Das verlangt ja auch keiner von dir. Gib ihm jedoch eine Chance! Lass die Sache sich etwas beruhigen und dann sehen wir weiter.“
    Mit diesem Vorschlag konnte Matt leben. Er würde etwas Zeit brauchen, aber möglicherweise wäre er in der Lage wieder mit Arsani zu reden. Immerhin trauerten die beiden Männer um dieselbe wunderbare Frau. Vielleicht heilte die Zeit ja tatsächlich alle Wunden.

    Im tiefsten Inneren des Sternenflottenhauptquartiers gab es einen Lift. Er hatte keine besondere Wachen oder Ausschmückungen, er stand einfach nur im Saal. Um ihn zu betreten, musste man einen Code eingeben, den nur Kommandanten des Geheimdienstes hatten. Man gab den Code ein und die Lifttüren schlossen sich. Automatisch setzte sich der Lift in Bewegung und brachte den Passagier abwärts. Gleich nachdem sich die Lifttüren geschlossen hatten, galt der vorherige Code als ungültig und ein neuer wurde an das Postfach des Kommandanten gesendet. Es war praktisch unmöglich, in das "Erdgeschoß", wie der geheime Raum genannt wurde, einzudringen. Wieso? Nun, gleich nachdem man unten, sehr weit unten, angekommen war, musste man seinen Namen, Rang und Sicherheitscode angeben. Wurde dieser akzeptiert, öffnete sich eine Tür und man kam zu einem DNA-Scanner. War auch die DNA richtig, so öffnete sich die nächste Tür und man kam zu einem Netzhautscanner. Und dann zu einem Fingerabdrucksensor. Und noch zu fünf weiter Stationen. Sollte nur eine dieser acht Stationen die Person als unbefugten Eindringling identifizieren, so würde der Raum einer termionischen Reinigung unterzogen werden, die alles organische Material verdampfen lassen würde. Doch dies war angeblich noch nie vorgekommen, denn wie gesagt, das Erdgeschoß war absolut sicher. Captain Lewinski wurde richtig identifiziert und die Türe öffneten sich vor ihm, zeigten ihm nun den Mittelpunkt von Starfleet Intelligence. Hunderte von Personen, teils uniformiert, teils in Zivil arbeiteten hier. Verschiedenste Völker waren zu sehen, auch welche wie Klingonen oder Romulaner, wobei unklar blieb, ob diese Überläufer oder einfach Ergebnisse einer Operation waren. Riesige holographische Anzeigen schimmerten hoch über den Köpfen der Mitarbeiter, zeigten Raumkarten, Akten und andere Informationen. Der Raum selbst war in einem sterilen Weiß gehalten, was den Eindruck erwecken sollte, dass man sich nicht tief unter der Erde befand. Das letzte Mal war John Lewinski hier vor drei Jahren gewesen. Nur selten betrat man das Geheimdienstoberkommando, hatte stattdessen mehr mit seinen Sektorchefs zu tun.
    Dennoch oder gerade deswegen war er beeindruckt von allem, was er sah. Die Technik in diesem Raum war immer auf dem neusten Stand der Technik und jeder der hier war, war ein absoluter Profi. Sollte irgendeiner einmal geheime Informationen aus diesem Raum an die Außenwelt weitergeben, so stand darauf die Todesstrafe. Sicher, sie war in der Föderation abgeschafft, aber es gab innerhalb der Organisation einige Spezialisten, die wussten, wie man jemand diskret beseitigte.
    Aber darum ging es John gar nicht. Stattdessen wollte er Kontakt zu einer Gruppe innerhalb des Geheimdienstes aufnehmen, die man sonst nicht so leicht erreichte. Um dieses zu erreichen, rief Captain Lewinski einige Akten und Dateien auf, die alle das Spiegeluniversum zum Thema hatten. Sie alle waren von dieser Gruppe markiert worden.
    Dabei ging der Plan des Kanadiers voll auf. Sobald jemand diese geheimen Dokumente aufrief, wurden bestimmte Personen informiert, die wiederum bestimmte Personen losschickten. Und diese bestimmten Personen, in unauffällige Anzüge gekleidet, stellten sich neben Captain Lewinski auf, der sich (gespielt) überrascht umsah.
    „Mr. Lewinski,“ sagte der größere Mensch der beiden mit einer tiefen Bassstimme, „bitte folgen sie uns.“
    Der folgte den Männern, ohne dass sie ihn irgendwie zwingen mussten und brachten ihn in eine Holokammer. Nachdem er diese betreten hatte, fand er sich auf einem gewaltigen Schiff wieder. Jedoch war es nicht ein Raumschiff, sondern ein altes Segelschiff ähnlich denen, die im 18. Jahrhundert auf der Erde benutzt worden waren. Die Simulation war einfach perfekt: das altmodische Schiff trieb sanft auf den wogenden Wellen des Ozeans, die Luft roch nach Salzwasser und weiße Wolken zogen am strahlend blauen Himmel vorbei. Wenn man ganz genau hinhörte, so vernahm man das Rauschen der gewaltigen Segeltücher.
    „Captain Lewinski, schön sie hier zu sehen.“
    Die Stimme erklang von hinten und Lewinski drehte sich in Richtung der Person. Es handelte sich um eine männliche Person, die im selben Alter wie er selbst sein musste und in das klassische Gewand eines britischen Kapitäns der Royal Navy gekleidet war. Sie lächelte freundlich, während die Hände hinter dem Rücken verschränkt waren.
    „Ich bin Captain Hu-Lin Radisson,“ stellte sich der Kapitän vor. „Leiter von Projekt Zeichen.“
    Natürlich wusste John, wer diese Person war. Zumindest konnte er es erahnen, denn Captain Radisson liebte es immer wieder in verschiedenen Maskeraden aufzutreten. Inzwischen mutmaßten John und andere, dass es Hu-Lin Radisson möglicherweise gar nicht gab. Dass er, der in seinen verschiedenen Gestalten sogar die Rassen und Geschlechter wechselte, ein Hologramm war, welches stellvertretend für das Projekt Zeichen sprechen sollte. Doch heute war die Beantwortung dieser Frage sekundär.
    „Sie sind mir immer noch bekannt, Captain,“ entgegnete John und schüttelte seinem Gegenüber die Hand. „Auch wenn unsere letzte Begegnung schon einige Jahre her ist.“
    „Wir vergessen niemals,“ meinte Radisson und zwinkerte. „Wieso habe ich nur das Gefühl, dass sie nicht versehentlich von meinen Männern beim Durchstöbern der Akten aufgegriffen worden sind?“
    „Weil ich ihre Hilfe brauche,“ war die direkte Antwort des Kommandanten der Monitor.
    „Hilfe in welcher Hinsicht?“
    „Ihre Gruppe überwacht die Aktivitäten des Spiegeluniversums, insbesondere die Wechsel zwischen den beiden Realitäten,“ fasste John noch einmal den Arbeitsbereich des Projekts Zeichen zusammen. „Hat ein solcher Transfer in das Spiegeluniversum während der letzten Stunden stattgefunden?“
    Nachdenklich neigte Captain Hu-Lin Radisson den Kopf zur Seite und blinzelte.
    „Wieso sollte ich ihnen diese Information geben?“
    „Weil das Leben von Lieutenant Danny Bird davon abhängen könnte. Einem Mann, der schon mehr als einmal sein Leben für ihre Gruppe eingesetzt hat. Und weil irgendwer oder irgendetwas vom Spiegeluniversum im Zusammenhang mit dem heutigen Anschlag auf die Erde zu tun haben könnte.“
    Radisson dachte nach und blickte kurz auf den gewaltigen Ozean hinaus, der absolut friedlich und still war. Der Wind fuhr ihnen beiden durch das Haar und gab dem Schiff neuen Aufwind.
    „Wenn dies stimmen würde, dann würde dies ja im Umkehrschluss bedeuten, dass wir unsere Arbeit vernachlässigt hätten,“ meinte Captain Radisson.
    „Heute geht es nicht um Schuldzuweisungen,“ betonte Lewinski. „Dies ist auch gar nicht meine Aufgabe. Mein Ziel ist es meinen Offizier zu finden und am besten die Urheber des Attentats mit ihm. Hat es also einen Transfer gegeben?“
    Wieder neigte Hu-Lin den Kopf zur Seite, bevor er gestand:
    „Es hatte mehrere Transfers gegeben.“
    „Heute?“
    „Im Laufe der letzten Monate,“ gestand der Leiter des Projekts Zeichen.
    „Und diese Tatsache hatte sie gar nicht stutzig gemacht?“
    „Ich dachte, hier geht es nicht um Schuldzuweisungen?“
    Sofort erkannte John, dass er einen Schritt zu weit gegangen war. Er durfte es sich jetzt nicht mit Captain Radisson verscherzen.
    „Natürlich, sie haben Recht. Ich muss in das Spiegeluniversum gelangen.“
    „Ich kann ihnen die Spezifikationen zur Transportermodifikation zukommen lassen.“
    Kurz seufzte John. Was er jetzt verlangte, würde kritisch sein.
    „Mir reicht das nicht. Ich muss mit der Monitor in das Spiegeluniversum.“
    Als Reaktion auf diese Aussage prustete Hu-Lin Radisson.
    „Das kann unmöglich ihr Ernst sein!“
    „Wenn sich unsere Informationen als wahr erweisen, so mischen sich Akteure des Spiegeluniversums, aller Wahrscheinlichkeit nach die Allianz, in die Politik und in das Leben unseres Universums ein. Dem müssen wir Einhalt gebieten.“
    Statt einer Antwort nickte Radisson nur. Die Situation stellte sich tatsächlich als ernst dar. Wenn die Allianz wirklich James Talley und den Anschlag unterstützt hatte, so würde dies die Bedeutung der gesamten Situation schlagartig verändern.
    „Innerhalb des Geheimdienstes hat es in letzter Zeit Gerüchte gegeben, dass sie an einem Gerät arbeiten, welches groß genug ist, um Schiffen den Transfer zu ermöglichen,“ mutmaßte Lewinski.
    Abermals schmunzelte Radisson.
    „Wir scheinen ja keinen effektiven Geheimdienst zu haben, wenn sich solche Gerüchte verbreiten können,“ war der lapidare Kommentar des Projektleiters.
    „Besitzen sie ein solches Gerät?“ bohrte Lewinski noch einmal nach.
    „Es gibt kein derartiges Gerät,“ meinte Captain Radisson, „aber wir könnten ihnen einen Transfer in das Spiegeluniversum ermöglichen. Die Order müsste jedoch von sehr weit oben kommen.“
    „Wie weit oben?“
    „Von ganz oben!“
    Nun war es an Lewinski zu lächeln. Endlich einmal eine kontrollierbare Situation.
    „Ich denke, das kriegen wir hin.“
    „Wieso denken sie überhaupt, dass sie dort Lieutenant Bird finden werden? Ein Universum ist groß!“
    „Sie können nicht allzu weit entfernt sein. Vorausgesetzt natürlich, wir vertrödeln nicht noch mehr Zeit.“
    Abermals streckte Radisson dem Kommandanten der Monitor die Hand hin. Dieser ergriff sie und schüttelte sie; fragte sich dabei, ob Hu-Lin nicht vielleicht doch nur ein Hologramm war.
    „Es ist mir eine Freude, mit ihnen Geschäfte machen zu können,“ lachte Radisson. „Ich werde mich bei ihnen melden.“
    Nach dieser Ankündigung erschien wie aus dem Nichts der Torbogen, der Captain Lewinski von der Fiktion des Holodecks zurück in die Realität bringen sollte. Ein unmissverständliches Zeichen für ihn, dass es nun an der Zeit war zu gehen. Er konnte jetzt nur noch hoffen, dass Projekt Zeichen schnell genug arbeiten würde.

    Der klingonische Regent war an Bord seines Flaggschiffs zurückgekehrt und befand sich in seinen privaten Gemächern, um seine wohlverdiente Mahlzeit einzunehmen. Wie so oft gab es sein Leibgericht, frischer Gagh, welchen er genüsslich in den Mund stopfte. Sein Leibkoch war exzellent, dies musste er zugeben. Manchmal dachte er, dieser Mann war wichtiger als alle seine Soldaten zusammen.
    Worf würde es zwar niemals zugeben, doch er war froh wieder auf seinem Schiff zu sein. Der Grund dafür war die Intendantin. Kira und er mochten zwar Alliierte sein, dennoch empfand er kaum mehr als Verachtung für die Bajoranerin. Ihre zahllosen Eskapaden und Abenteuer haben nicht zuletzt zum Verlust Terok Nors beigetragen, der bisher größten Niederlage während der gesamten Rebellion. Die ehemalige cardassianische Station war ihm immer noch ein Dorn im Auge und er würde sie lieber heute als morgen wieder erobern. Doch die Zeit war dafür noch nicht gekommen; derzeit gab es dringlichere Kriegsschauplätze. Auch wenn es die Propaganda der Allianz verheimlichte, die Rebellen gewannen an Boden. Ihr Aufstand mochte noch Jahre, vielleicht sogar Jahrzehnte andauern, doch irgendwann würden sie sich erheben, dies war dem Regenten klar. Der Funke der Rebellion war schon über zu viele ehemalige Welten des Empire übergesprungen. Überall erhoben sich die Sklaven gegen ihre Besatzer, die mit voller Härte zurückschlugen. Es war ein Teufelskreis: je mehr Siege die Rebellen davon trugen, desto unbarmherziger waren die Vergeltungsmaßnahmen der Allianz, was jedoch nur noch mehr Menschen in die Hand der Rebellion trieb. Bisher hatte der Regent noch keine Lösung für dieses Problem gefunden.
    Zischend öffnete sich das Schott zu Worfs Gemächern und Captain Martok trat herein.
    Das Verhältnis zwischen den beiden Männern war gespannt, auch wenn Worf den Captain durchaus für fähig hielt. Jedoch war Worf adliger Abstammung, während Martok aus dem Ketaa-Flachland stammte. Dass er als Bauer es überhaupt zum Kommandanten eines Schiffes gebracht hatte, grenzte schon an ein Wunder und war ein Indiz für seine Fähigkeiten. Jedoch würde Martok keine höhere Karrierestufe mehr erklimmen können. Dummerweise schien der Kommandant diesen Umstand nicht zu akzeptieren. Immer wieder war Martok aufsässig, stellte Entscheidungen in Frage und akzeptiere Anweisungen nur widerwillig. Mehr als nur einmal hatte Worf überlegt, ob er Martok nicht einfach hinrichten sollte; dann würde ihm jedoch ein guter Raumschiffcaptain fehlen.
    „Was ist?“ fragte Worf, unkundig sauer darüber beim Essen gestört zu werden.
    „Mein Regent, ich habe Zweifel,“ erklärte Martok mit grollender Stimme.
    „Das haben sie immer. Äußern sie ihre Gedanken!“
    Worf wollte sich die Meinung seines Gegenübers anhören. Nach der (kurzen) Zeit mit Kira war ihm nach einem sinnigen Gespräch.
    „Wieso haben sie sich mit diesem Talley verbündet?“ fragte Martok und schien den Namen fast auszuspucken. „Immerhin ist er ein Mensch!“
    „Nicht ich habe mich mit ihm verbündet, sondern die Intendantin von Bajor.“
    „Aber sie als Führer der Klingonischen Konföderation haben ihre Entscheidung abgesegnet. Den Plan einer Frau, die schon lange ihren Ruhm verloren hat und mit ihr Terok Nor!“
    Es lag eine offene Aggressivität in Martoks Stimme, was Worf schon fast bewunderte. Dennoch war er gefährlich.
    „Zügeln sie sich, Captain, und erinnern sie sich, mit wem sie sprechen! Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen, aber ich habe sie zum Wohle unseres Volkes und der Allianz getroffen?“
    „Einem Menschen zu helfen kann wohl kaum in unserem Interesse liegen!“
    „Doch, dies kann es,“ erklärte Worf und erhob sich von seinem Platz. Er stellte sich vor Martok auf, so dass er ihm direkt in die Augen blicken konnte. „Diese ganze lächerliche Rebellion, diese ganze Misere haben wir nur den Menschen zu verdanken. Nicht den Menschen hier, sondern denjenigen aus dem Spiegeluniversum. Ihre Ankunft war es, die die Rebellion auf Terok Nor ausgelöst hat! Als ich über diese Probleme nachdachte wurde mir bewusst, dass wir, um siegen zu können, nicht nur die Menschen hier besiegen müssen. Wir müssen stattdessen die Menschen in jedem Universum eliminieren, um diese Gefahr für uns ein für alle Mal zu beseitigen. Am besten fangen wir mit dem Menschen aus dem Universum an, welche uns so viele Mühen gemacht haben!“
    „Ich verstehe,“ erwiderte Martok und schien wirklich diese Gedanken nachvollziehen zu können.“
    „James Talley wollte die Erde in seinem Universum zerstören und seine eigene Regierung stürzen. Ein Ziel, welches uns mehr als gelegen kommt. Daher wollte ich, wie die Menschen selbst sagen, zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und habe ihn unterstützt. Dies allein ist der Grund für unsere Unterstützung: James Talley war ein Mittel zum Zweck.“
    „Aber er ist gescheitert!“
    „Dies mag sein, aber es war erst die erste Schlacht in einem langen Krieg,“ erläuterte Worf mit emotionaler Stimme. „Es mag dauern, doch wir werden uns der Gefahr durch die Föderationsmenschen entledigen und den Klingonen im Spiegeluniversum zu dem Platz verhelfen, den sie verdienen. Glauben sie mir, über unsere Taten werden Lieder gesungen werden!“
    Nun lächelte Martok, als ihm die Implikationen dieser Aussage bewusst wurden. Er mochte zwar private Probleme mit dem Regenten haben, doch dieser Plan gefiel ihm.
    „Diese Vorstellung scheint ihnen zu gefallen!“ meinte Worf und schlug seinem Captain auf die Schulter.
    „Wussten sie, dass Danny Bird auf dem Lunar als Gefangener gehalten wird?“ fragte Martok, der das Thema wechseln wollte?
    Der Regent dachte einige Sekunden nach, dann erinnerte er sich an den Lieutenant. Nur zu deutlich war seine Erinnerung an die letzte Begegnung zwischen den beiden Männern. Beim letzten Mal, auf Terok Nor, hatten sie sich jedoch in umgekehrten Situationen befunden: dort war Worf der Gefangene gewesen, während Bird ihn beschimpft hatte. Wie schnell sich doch alles ändern konnte!
    „Danke für diese schöne Information,“ meinte Worf und lachte schallend. Auch wenn Talley gescheitert war, dies war ein herrlicher Tag! Immerhin konnte er sich ihn mit etwas Folter an dem Lieutenant versüßen. Bird sollte für alle Sünden der Menschen teuer bezahlen! Ein wohliger Schauer überkam Worf, als er an die mannigfaltigen Möglichkeiten der Schmerzbereitung nachdachte.

    Ein Rückflug war immer eine kritische Angelegenheit. Das hatte Ke’ler in den Jahren ihres Dienstes beim Tal Shiar gelernt. Entweder, man hatte Erfolg gehabt und wurde befördert - oder man war gescheitert und musste mit einem Tribunal rechnen.
    In diesem Fall wartete das Tribunal.
    Sie war Teil einer der größten Geheimoperationen der letzten Jahre gewesen. Viel Vertrauen war auf sie gelegt worden. Nicht zuletzt von Men’tesz, der sie immer unterstützt hatte. Und nun hatte sie ihn, sie hatte alle enttäuscht.
    11 Mitglieder ihrer Einheit waren beim Angriff der Menschen getötet worden, inklusive des Anführers – und wofür?
    Für diesen Antosianer, der im Koma auf der Krankenstation lag.
    Sie konnte Telks Punkte nachvollziehen. Das Team auf Talar war durch diesen Angriff zu geschwächt um die Operation fortzuführen. Und an Bord der „Observer“ gab es keine für diesen Einsatz ausgebildete und trainierte Agenten. Das Schiff war im Grunde nur eine Drohne, losgeschickt um sich ein aktuelles Bild vom Talar zu machen – vermutlich für den Prätor – und um die Berichte zu synchronisieren. Eigentlich sollte nie ein Kontakt hergestellt werden, der über die Synchronisation hinausging.
    Und nun war dies alles gefährdet, weil sie einen Antosianer aus dem Schnee gezogen hatte. Dieser verdammte Antosianer... mit dem hatte das Unheil angefangen. Sie verspürte plötzlich eine große Lust dem Unbekannten einen Dolch in die Brust zu rammen. Dann hätte sein Leiden wenigstens ein Ende gefunden.
    Ein Geräusch riss sie aus ihren Mordgedanken.
    Es kam vom Computerterminal, das auf dem kleinen Tisch in ihrer noch kleineren Kammer stand, dass als Gästequartier bezeichnet wurde.
    Sogleich setzte sie sich an den Tisch und sah nach, welche ihrer Anfragen zu einem Erfolg geführt hatte.
    Vor einer knappen dreiviertel Stunde hatte sie eine Verbindung zum Großrechner des Tal Shiar hergestellt und einige Daten eingegeben, die vielleicht etwas Licht ins Dunkel bringen konnten.
    Das erste auf dem Bildschirm war ein Foto von Mallon. Samt seiner Dienstakte. Sie las den Namen „Marc Mallon“, laut vor. Dann überflog sie schnell seine Tätigkeit. Er war ein Techniker bei den Utopia Planitia Werften des Mars. Und dort immer noch tätig!
    Dann öffnete sie lächelnd auch die zweite Personalakte.
    „Jozarnay Woil...“ sie überflog den kurzen Geheimdienstbericht, der der Akte beigefügt war.
    „Mitgleich der Starfleet Intelligence und bis Sternzeit 58181,3 Chefingenieur des Schiffes USS Monitor.“
    Ke’ler lehnte sich zurück. Einerseits war es ein großes Plus, dem Tribunal auf dem Romulus einer höchstdekorierten Techniker des Sternenflottengeheimdiensts zu präsentieren. Doch andererseits warfen diese Antworten nur noch mehr neue Fragen auf.
    Subcommander Ke’ler erhob sich aus ihrem Stuhl und zog sich die Uniformjacke über. Sie verließ ihr Quartier mit Kurs auf die Krankenstation. Das Tribunal auf dem Romulus beginnt mit ihrer Ankunft dort. Also musste sie sich einige Antworten verschaffen. Und diese würde sie bekommen.
    Und ihrer Trumpfkarte war der nun nicht mehr namenlose Antosianer auf der Krankenstation.
    Und sie würde diese erst wieder verlassen, wenn sie zufrieden war.

    Sämtliche Teams waren auf die Monitor zurückgekehrt und bereiteten sich auf die neue Aufgabe vor. Konnte man sich jedoch auf etwas vorbereiten, was noch nie zuvor probiert worden war? Unruhig wanderte Captain John Lewinski auf der Brücke auf und ab. Normalerweise konnte man sich auf die Aussagen von Hu-Lin Radisson verlassen. Projekt Zeichen mochte zwar eine überaus mysteriöse Gruppe innerhalb des Geheimdienstes sein, dennoch war sie seriös. Wenn er (oder sie?) gesagt hatte, dass man sich melden würde, dann war dies auch so.
    Die vergangene halbe Stunde hatte John damit verbracht dem Präsidenten sein Anliegen nahe zu bringen. Es war schwierig gewesen, das Staatsoberhaupt in so kurzer Zeit in das komplette Geschehen einzuweisen. Nach langen Diskussionen hatte er jedoch eingewilligt die Mission zu autorisieren. John hatte dazu die Wichtigkeit und die möglichen Implikationen dieser Mission herausstellen müssen. Möglicherweise standen sie einem völlig neuen Feind gegenüber. Der Präsident hatte lange überlegt und schließlich der Mission zugestimmt. Radisson hatte einen Befehl von höchster Stelle haben wollen; nun hatte er sie.
    Zischend öffnete sich das Schott zur Brücke und Commander Price betrat, in Begleitung von Dr. Frasier, die Brücke. In seinen Augen zeigte sich immer noch deutlich der Schmerz und die Trauer über den Verlust der Mutter. Dennoch sah man nun auch wieder Zuversicht, gepaart mit Hoffnung. John wusste ganz genau, dass dies der Verdienst von Elisabeth Frasier war.
    Sie stellte derzeit den letzten Anker im Leben des Halbbetazoiden dar.
    „Geht es wieder?“ fragte Lewinski vorsichtig in Richtung seines Stellvertreters. „Ich brauche deine Hilfe hierbei.“
    Und das Unglaubliche geschah: Price lächelte schwach.
    „Um nichts auf der Welt würde ich das verpassen wollen,“ antwortete der erste Offizier.
    Natürlich war die Sache alles andere als bereinigt. Noch immer empfand er Zorn in Bezug auf seinen Vater und seine Anrufe hatte er immer noch nicht beantwortet. Doch nun galt es alle Kräfte auf diese Mission zu fokussieren. Sie standen nun vor einer neuen Herausforderung. Wenn sich die Allianz nun wirklich in die Angelegenheiten ihres Universums einmischte, würde dies ein neues Zeitalter der Sicherheitspolitik einläuten. Dann würde es nicht mehr darum gehen sich gegen äußere Feinde zu wehren, sondern auch gegen Wesen aus parallelen Universen. Die Auswirkungen einer solchen Entwicklung wären katastrophal!
    Statt einer verbalen Erwiderung klopfte John dem Halbbetazoiden auf die rechte Schulter und blickte zur Person, die ebenfalls gerade die Brücke betrat.
    „Alle Stationen sind bereit,“ meldete Fähnrich Kensington und setzte sich an die taktische Station.
    „Danke, Fähnrich,“ meinte John und setzte sich in seinen Kommandantensessel. „Das war gute Arbeit von ihnen auf dem Mond. Möglicherweise haben sie uns die entscheidende Fährte geliefert.“
    „Vielen Dank, Sir!“ erwiderte Samira und hoffte so wieder einige Pluspunkte gesammelt zu haben.
    „Und worauf warten wir nun?“ war die berechtigte Frage von Commander Price.
    „Wenn ich das nur wüsste…,“ murmelte der Captain und blickte auf den Wandschirm, der ihnen die Erde zeigte.
    Anscheinend hieß es nun wirklich darauf warten, bis sich Projekt Zeichen meldete.

    Allein und ratlos saß James Talley in seinem Raum, der genauso schmucklos war wie die anderen in diesem Bunker. Dies schien nun sein neues Leben zu sein. Noch vor einigen Stunden hatte er in einer großen Villa auf dem Mond gelebt, mit zahllosen Räumen und sogar Bediensteten, die ihm und seiner Tochter jeden Wunsch von den Lippen ablasen. Nun befand er sich in einem kargen militärischen Gebäude, welches selbst die einfachsten Annehmlichkeiten vermissen ließ. Zum ersten Mal überhaupt fragte sich der Anführer der Föderalen Befreiungsarmee, ob er das richtige getan hatte. Jahrelang hatte er den heutigen Tag vorbereitet und alle Energie in ihn investiert. Zeit, Geld und Ressourcen hatte er aufgewendet, nur um am Ende zu scheitern.
    Müde fuhr sich der dunkelhäutige Mann durch das Gesicht. Was würde nun aus ihm werden? Er hatte immer das Ziel gehabt eine lebenswerte Welt für seine Tochter zu schaffen. Eine, in der die Macht beim Volk lag und wahre Demokratie herrschte. Früher, als seine wunderbare Frau Jessica noch gelebt hatte, hatte er auf normalem Wege versucht dieses Ziel zu erreichen. Einmal hatte er sogar für eine Legislaturperiode im Parlament gesessen, doch erreicht hatte James nichts. Zu festgefahren waren die Strukturen gewesen, zu verkrustet das System. Also hatten er und seine Frau sich dafür entschieden in die Opposition zu gehen. Sie hatten Demonstrationen veranstaltet, Flugblätter verteilt und Aufrufe gestartet. Doch auch diese waren erfolglos geblieben. Als Jessica starb wurde James klar, dass ihnen die Zeit davon lief. Die Änderungen mussten schnellstmöglich geschehen, damit er und viele andere Bürger sie noch zu Lebzeiten mitprägen konnten. Nur aus diesem Grund wurde die von ihm gegründete Föderale Befreiungspartei zur Föderalen Befreiungsarmee. Nur wenige Wochen später wurde die Organisation vom Verfassungsgericht verboten. Ein weiterer, deutlicher Beweis für James, dass das Establishment ihn blockieren wollte. Daher ging er mit seiner Organisation in den Untergrund, um dort mit seiner nun erwachsenen Tochter weiter an ihren gemeinsamen Zielen zu arbeiten. Der heutige Anschlag hätte eigentlich die Wende einläuten und sie ihrem politischen Ziel ein gehöriges Stück weiterbringen sollen.
    Doch nun, wo er in diesem kargen Raum saß, zweifelte James an seinen Taten. Er hatte geplant die Wiege der Menschheit zu entvölkern. Millionen, ja sogar Milliarden wären fast gestorben und er wäre dafür verantwortlich gewesen. Wie hätte sein Erbe ausgesehen? Man hätte wohl von James dem Schlächter gesprochen. Wer weiß, vielleicht war dies ja sogar das Bild, welches die Öffentlichkeit von ihm hatte. So vieles hatte er für seine Tochter und die Erde aufgegeben; nun fragte er sich, ob er die richtigen Entscheidungen getroffen hatte. Sollten seine Tochter und er nun den Rest ihres Lebens im Spiegeluniversum verbringen; einem Ort, in dem Menschen nicht mehr als Sklaven waren?
    Plötzlich fragte sich James, was wohl seine verstorbene Frau zu all dem sagen würde. Hätte sie seine Taten unterstützt, ihm dabei geholfen und sähe sie in ihm nun auch einen Kriminellen? Einen, der Freunde wie Nelson ebenso bereitwillig opferte wie die gesamte Erde und sich mit erklärten Feinden der Menschheit einließ. Sowohl die Intendantin Kira als auch die gesamte restliche Allianz machten ihm Angst. Bisher war er immer glücklich und dankbar für ihre Unterstützung gewesen. Ohne ihr Geld, ihre Mittel, hätte niemals die heutige Operation durchgeführt werden können. Doch wie stark interessierte sich die Allianz für seine Ziele? Möglicherweise musste James einsehen, dass er nur ein Mittel zum Zweck gewesen war. Eines, welches versagt hatte und dadurch entbehrlich geworden war.
    James traf seine Entscheidung. Nicht seinetwillen, sondern wegen Janine. Sie verdiente ein gutes Leben. Sie verdiente überhaupt ein Leben!
    Erstaunlich selbstsicher erhob sich James und ging in das Nebenzimmer, in dem sich seine Tochter befand.
    „Was ist los? Was hast du?“ fragte Janine, doch ihr Vater griff sie nur am Arm und zerrte sie nach draußen.
    „Stell bitte nicht so viele Fragen. Wir haben kaum Zeit!“ entgegnete James und wollte sich mit ihr in Richtung Transporterraum machen. Janine begriff sofort, was ihr Ziel war und riss sich von ihrem Vater los, um in die andere Richtung zu rennen.
    „Wo willst du hin?“ fragte James und rannte ihr nach.
    „Wir können nicht alleine gehen,“ flüsterte Janine und ihrem Vater war sofort klar, was sie mit dieser Aussage meinte. Sie wollte Danny nicht zurücklassen. Auch wenn er sie verraten hatte, so war er immer noch der Vater ihres Kindes. Innerhalb weniger Sekunden waren sie bei der Zelle angekommen, vor der ein Bajoraner wartete. Ohne eine Sekunde zu zögern rammte Janine dem Wachmann ihren Ellbogen in das Gesicht und schlug ihn bewusstlos, bevor sie mit dessen Schlüsselkarte die Zelle öffnete. Dort saß der Lieutenant auf einem Stuhl, schlafend und aus zahllosen Wunden blutend. Der Anblick zerriss Janine und sogar James das Herz. Die junge Frau öffnete die Fesseln des Gefangenen.
    „Danny!“ rüttelte sie ihn wach. „Steh auf, wir verschwinden von hier!“
    Bird verstand zwar nicht so ganz, wieso sie auf einmal flohen, der er reagierte instinktiv und erhob sich von dem Metallstuhl. Jedoch musste er von James gestützt werden, so übel war er zugerichtet worden. So schnell es ihnen möglich war humpelten die drei zum nächsten Transporterraum. Von dort aus wollten sie sich zurück in ihr eigenes Universum transferieren.
    Und dann? James war sich noch nicht so sicher, doch alles, sogar eine Haft, war besser als das Leben hier!
    Doch sie erreichten nicht ihr Ziel. Als sie um die letzte Ecke bogen, die sie noch von ihrem Ziel trennten, blickten sie in die Mündungen von mehreren Phasergewehren. Bajoranische Wachen hatten sie ins Visier genommen, angeführt wurden sie von einer feixenden Intendantin Kira Nerys.
    „Mr. Talley,“ meinte sie grinsend, „ich hatte schon erwartet, dass unsere Zusammenarbeit nicht so lange halten würde, wie wir vielleicht gehofft hatten. Doch Verrat hätte ich nicht erwartet.“
    Mit einem mulmigen Gefühl blickte James zu seiner Tochter und Danny. Scheinbar hatten nun die letzten Sekunden ihres Lebens begonnen…

    Fortsetzung folgt…

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    based upon "STAR TREK" created by GENE RODDENBERRY
    produced for TREKNews NETWORK
    created by NADIR ATTAR
    executive producers NADIR ATTAR & CHRISTIAN GAUS
    co-executice producer SEBASTIAN OSTSIEKER
    producer SEBASTIAN HUNDT
    lektor OLIVER DÖRING
    staff writers THOMAS RAKEBRAND & JÖRG GRAMPP and OLIVER-DANIEL KRONBERGER
    written by NADIR ATTAR & CHRISTIAN GAUS
    TM & Copyright © 2005 by TREKNews Network. All Rights Reserved.
    "STAR TREK" is a registered trademark and related marks are trademarks of PARAMOUNT PICTURES
    This is a FanFiction-Story for fans. We do not get money for our work!


    Quelle: treknews.de
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    • Hallo Gast - Aufgrund des vielen Spams müssen leider ein paar Fragen beantwortet werden.

      Bitte der Reihe nach durchführen, sonst kann das Captcha nicht erfolgreich abgeschlossen werden...
      Schritt 1: Wenn Picard ein Captain ist, sollte hier ein Haken rein...
      Schritt 2: und wenn es in der Nacht nicht hell ist, sollte hier der Haken raus!
      Schritt 3:

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