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...für den anspruchsvollen Herren
  • Monitor - 7x10: Zusammenkunft

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    Die Ereignisse spitzen sich immer weiter zu. Innerhalb der klingonischen Konföderation kommt es zwischen Martok und Worf um einen Kampf um Leben und Tod. Wer wird der neue Regent werden? Zur selben Zeit muss sich der Präsident auf der Erde mit innenpolitischen Querelen herumschlagen, die ihn nur von den wahren Problemen ablenken...
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    Monitor 7x10 "Zusammenkunft"


    Das letzte Mal in 7x09 „Machtwechsel“:

    Das Ergebnis der Jagd gefiel Captain Martok ganz und gar nicht. Vor allem verstand er nicht, wieso sie das fremde Schiff nicht hatten zerstören können. Die klingonischen Schiffe hatten die Terraner quasi schon in die Ecke gedrängt, doch bevor sie ihnen den Todesstoß hatten versetzen können, war ein zweites Schiff aufgetaucht. Nun waren beide Schiffe verschwunden und Martok ratlos.
    Bei dem eben aufgetauchten Schiff musste es sich um die Defiant handeln, das stärkste Kampfschiff der Rebellenflotte. Das zweite war scheinbar baugleich mit ihr. Ihr Auftauchen konnte alles verändern. Im Laufe der letzten Jahre hatte die Defiant den Schiffen der Allianz beträchtlichen Schaden zugefügt. Dieses Schiff war zu einer Art Phantom geworden, welches nicht zu fassen gewesen war. Wenn es nun ein weiteres Schiff dieser Bauart gab, so stellte dies eine beträchtliche Bedrohung dar. Es galt beide Schiffe so schnell wie möglich zu stellen und zu vernichten. Auch wenn das fremde Raumschiff von ihren Sensoren verschwunden war, aufgrund seiner Beschädigungen musste es noch im Sol-System sein und stellte daher eine leichte Beute dar.
    Die Schotts zur Brücke öffneten sich und der klingonische Regent betrat die Brücke. Worf hatte den gelangweilt-gleichgültigen Blick aufgesetzt, der ihm so eigen war. Scheinbar schien sich der Führer der Klingonischen Konföderation mal wieder nicht für das Tagesgeschehen zu interessieren, sondern schwelgte in seinen eigenen Machtphantasien. Allein für die Art und Weise, wie er auf die Brücke stolzierte, hasste Martok ihn. Der Captain hatte sein gesamtes Leben in den Dienst der Flotte gestellt und in zahlreichen Kämpfen gesiegt. Zudem gehörte er zu den wenigen Kommandanten, die lebend von einer Expedition in das Romulanische Sternenreich zurückgekehrt waren. Dennoch war ihm die politische Anerkennung verwehrt gewesen. Man hatte ihn damit belohnen wollen, der Captain des klingonischen Flaggschiffes zu sein, der direkt dem Regenten unterstellt war, doch in seinen Augen kam diese Aufgabe einer Strafe gleich. Schon immer hatte er wenig von Worf gehalten, doch seitdem er in seiner unmittelbaren Nähe diente, hasste er ihn.
    „Bericht,“ forderte Worf ein und ließ sich wie selbstverständlich in den Stuhl fallen, der eigentlich Martok als Kommandant vorbehalten war.
    „Wir haben das fremde Schiff nicht zerstören können,“ erwiderte Martok mit grollender Stimme.
    „Sie haben nicht?“
    „Nein, es bekam Unterstützung von einem weiteren Schiff, welches, wie ich vermute, die Defiant ist. Beide Schiffe verstecken sich wahrscheinlich nun unter Ausnutzung ihrer Tarnvorrichtung.“
    Worf blickte Martok lange an und ließ die eben gehörten Worte auf sich wirken. Ob er nun Martok auf der Stelle wegen seines Versagens töten würde? Eigentlich wäre es für einen klingonischen Krieger die angemessene Strafe. Dabei würde Martok zumindest seine Ehre und damit die Chance auf den Einzug ins Sto´vo´kor behalten. Innerlich schloss der Captain mit seinem Leben ab und dachte ein letztes Mal an seine Frau, die er über alles liebte.
    Doch zu seiner Überraschung wandte sich der Regent mit seinem Blick ab und erhob sich aus seinem Stuhl.
    „Wie dem auch sei, wir werden uns zu geeigneter Zeit mit diesem Thema befassen. Es ist nun an der Zeit unsere menschlichen Gefangenen hinzurichten.“
    Keiner der Brückenoffiziere, schon gar nicht Captain Martok, konnte glauben, was der Regent da eben gesagt hatte. Selbst in den Augen des einfachsten Matrosen war dies als klarer Fehler zu erkennen.
    „Mein Regent,“ widersprach Martok mit zorniger Stimme, „das fremde Schiff ist beschädigt und kann das System nicht verlassen. Wir sollten uns auf die Suche machen und es vernichten.“
    „Dies hat Zeit. Ich möchte mich stattdessen unserer Gefangenen entledigen. Ich werde ihrer langsam überdrüssig.“
    Diese geschwollene, unkriegerische Sprache machte Martok nur noch wütender.
    „Ein zweites Schiff, welches mit der Defiant identisch ist, stellt eine immense Gefahr für unsere Flotte dar, Sir. Jetzt, wo das Schiff angeschlagen ist, müssen wir unsere Chance nutzen!“ erklärte Martok mit fast schon zittriger Stimme.
    Worf und er starrten sich mehrere Sekunden lang an; jeder von ihnen den nächsten Schritt abwägend. Dann wandte sich Worf ab (ein Zeichen der Schwäche für den Captain) und wollte die Brücke verlassen.
    In diesem Moment fragte sich der Kommandant, was ihm seine Karriere und sein Leben wert war. War er bereit für seine Ansicht, die er als richtig ansah, alles aufzugeben? Bei seiner Argumentation ging es ihm nur um das Wohl der Allianz. Wahrscheinlich würden sie nie wieder die Gelegenheit bekommen einen so wichtigen Schlag gegen die Rebellenflotte zu erlangen!
    Worf hatte schon fast das Schott erreicht, als Martok seine Stimme erhob und erklärte:
    „Regent, ihre Entscheidung ist falsch!“
    Langsam, fast schon in Zeitlupe, drehte sich Worf um und blickte Martok fest in die Augen. Er wollte zu einer Erwiderung ansetzen, doch der klingonische Captain kam ihm zuvor:
    „Ich denke, sie führen ohne Ehre und fehlerhaft. Es ist meine Pflicht als Klingone sie herauszufordern.“
    Entsetzt blickten die Brückenoffiziere erst zu Martok und dann zu Worf. Dieser lächelte.
    „Sie wollen ein Duell?“ fragte der Regent grinsend und schien sich über diese Gelegenheit zu freuen. „Wie sie wollen.“
    „Es geht mir um die Zukunft unseres Volkes,“ entgegnete Martok und zückte seinen Dolch.
    Der Kampf um die Herrschaft der Klingonischen Konföderation hatte begonnen…


    Und nun die Fortsetzung…

    Die Zeit mochte ungünstig sein, doch die Entscheidung musste jetzt gefällt werden. Schon länger hatte Martok hinter verschlossenen Türen über die Möglichkeit einer Absetzung des Regenten nachgedacht. Vorsichtig hatte er Gleichgesinnte um sich gescharrt, die ebenso unzufrieden wie er mit Worfs Führungsstil waren. Jedoch so schnell ihn herauszufordern, kam selbst für den klingonischen Captain überraschend. Es hatte sich einfach aus der Situation heraus ergeben. Die anwesenden Brückenoffiziere wandten sich von ihren Stationen ab, drehten sich in Richtung Brückenmitte. Vor dem Wandschirm, wo es einen größeren freien Bereich gab, wurde ein Ring gebildet, in den sich Worf und Martok stellten. Die Klingonen begannen damit Schlachtengesänge anzustimmen und jubelten ihrem jeweiligen Favoriten zu. Hier kam ein Jahrhunderte altes klingonisches Ritual ins Rollen, welches die Jahrhunderte überdauert hatte. Worf ließ sich seinen schweren Mantel abnehmen und griff ebenfalls zu seinem Dolch.
    „Mir war schon länger klar, dass sie sich eines Tages gegen mich auflehnen würden“, grollte Worf und lachte finster.
    „Es geschieht alles zum Wohle des Reiches“, erwiderte Martok und ging im Geiste seine Angriffstaktik durch. Auch wenn er Worf für einen nur mäßigen politischen Führer hielt, so waren seine kämpferischen Qualitäten unbestritten. Hinzu kam sein deutlich jüngeres Alter, welches ihm eine höhere Agilität bescherte. Der Captain musste sich auf seine Erfahrung verlassen und den richtigen Moment abpassen.
    Beide Männer begannen sich gegenseitig zu umkreisen, während sie von den sie umringenden Klingonen angefeuert wurden. Worf versuchte ihn mit mehreren Finten aus der Reserve zu locken, doch der Herausforderer fiel nicht darauf ein. Stattdessen wartete er auf seine richtige Chance. Martok machte einen schnellen Vorstoß, versuchte einen eher schlecht platzierten Hieb, der mühelos von Worf abgewehrt wurde. Deutlich war die Konzentration der beiden Männer zu spüren. Die Welt um sie herum existierte nicht mehr, stattdessen gab es nur noch Martok und Worf. Jeder lauerte auf seine Chance. Mehrfach kreuzten sich ihre Klingen, ohne dass sie nennenswerten Schaden anrichteten. Der Kampf dauerte länger als beabsichtigt, was ein deutliches Zeichen für die Qualitäten der beiden Kämpfer war. Beide schenkten sich nichts, pflegten jedoch einen ausgesprochen defensiven Kampfstil. Niemand von ihnen wollte zu früh sein Pulver verbrauchen.
    Dann, plötzlich, erkannte Martok eine Lücke in der Verteidigung des Regenten und preschte vor. Doch obwohl seine Technik exzellent, sein Hieb platziert war, konnte Worf dem Angriff ausweichen und setzte zu einem Konter an. Sein Dolch verfehlte nur um Zentimeter Martoks Schlagader, versetzte ihm stattdessen eine Risswunde an der rechten Wange. Er würde diese Narbe eines Tages mit Stolz tragen, soviel stand für den Captain fest. Die Menge grölte aufgrund dieses fast gelungen Angriffs und wähnte den Regenten als Sieger. Martok wusste, dass er nicht die Ausdauer besaß, um den Kampf noch ewig so weiterlaufen zu lassen. Immerhin war es ein Duell auf Leben und Tod. Möglicherweise galt es alles auf eine Karte zu setzen. Martok hatte keine Angst vor dem Tod. Wenn er starb, dann zumindest in dem Gewissen das Richtige getan zu haben. Der alte Klingone sammelte all seine Kraft, stürmte vor und rammte Worf zu Boden. Diese Attacke verlief so schnell, in ihrer Planlosigkeit so unerwartet, dass der Regent sie nicht abwehren konnte. Wie besessen stach Martok immer wieder auf ihn ein und der Regent hatte alle Mühe die Dolchstöße abzuwehren. Die Brückenoffiziere hielten den Atem an, denn sie witterten das Ende des Kampfes. Martok schwitzte aus allen Poren, keuchte aufgrund der Anstrengung, doch er hörte nicht mit seinen Angriffen auf. Einer Salve gleich hieb er immer und immer wieder zu, um so Worf die Gelegenheit eines Aufstehens zu nehmen. Schließlich schlug er Worfs Dolch zur Seite, welcher scheppernd einer Ecke landete.
    Entsetzt weitete der Regent seine Augen, als er sich seiner Niederlage bewusst wurde. In diesem Moment lief wirklich ein letztes Mal sein gesamtes Leben an ihm vorbei, so wie man es in den Mythen behauptete
    „Für das Wohl unseres Volkes“, raunte Martok und stach den Dolch in das Herz des Regenten.
    Vor Schmerzen fast ohnmächtig weitete Worf seine Augen, doch er gab sich nicht die Blöße eines Schreis. Stattdessen trug er sein Ende so weit es ging mit Fassung. Das Leben entwich aus ihm fast geräuschlos. Um Martok herum herrschte Stille. Die Brückenoffiziere, selbst die, die zu ihm hielten, hatten nicht mit diesem Ausgang des Kampfes gerechnet. Der Regent, der Führer der Klingonischen Konföderation, war in einem Duell geschlagen worden.
    Vor Erschöpfung schwer atmend sank Martok zu Boden und öffnete die Augenlider des Regenten, damit seine Seele den Weg ins Sto´vo´kor antreten konnte. Auch wenn er Worf für einen schwachen Anführer gehalten hatte, so wollte er ihm die letzte Ehre erweisen. Im Anschluss stimmte er das Totengeheul an, um die Krieger im Himmel zu warnen, dass ein weiterer Klingone auf dem Weg zu ihnen war.
    Der zweite Offizier des Schiffes trat vor, nahm den Mantel des Regenten an sich und erklärte:
    „Erweist dem neuen Regenten des klingonischen Volkes die Ehre: Martok! Martok! Martok!“
    Mit einer weltmännischen Geste wurde Martok der Mantel umgelegt und die anderen Offiziere stimmten in den Chorus mit ein. Alle riefen sie Martoks Namen, preisten ihn als neuen Führer. Dieser konnte noch immer nicht so ganz fassen, was geschehen war. Noch vor wenigen Minuten war er ein Captain der klingonischen Verteidigungsstreitkräfte gewesen. Nun war er der Regent der Klingonischen Konföderation! Ein unglaubliches Glücksgefühl durchströmte ihn, denn ein neues Zeitalter hatte begonnen!

    Von Glücksgefühlen war die Crew der USS Monitor weit entfernt. Im Schutze des Tarnschirms von ihrem Schwesterschiff flogen sie zum Pluto, dem am weitesten entfernten Planeten des Sol-Systems und versteckten sich in dessen Atmosphäre. Hier würde die Allianz es schwer haben sie zu finden; vor allem schon aus dem Grund, weil die Klingonen keine Ahnung hatten, wo sie überhaupt suchen sollten. Die Monitor erzitterte kurz, als Commander Price sie in der Atmosphäre parkte, doch er passte sofort den Kurs an und die Vibrationen verschwanden.
    „Wir sind nun in Sicherheit…denke ich“, erklärte Matt Price und fuhr sich durch die schweißnassen Haare.
    Auch Captain Lewinski kam nicht umhin, als tief auszuatmen. Unwissentlich hatte er die letzte Passage der Reise über die Luft angehalten. Nun, wo sie nicht mehr dem Beschuss der Klingonen ausgesetzt waren, blickte sich der Kommandant auf seiner Brücke um und was er dort sah, gefiel ihm ganz gar nicht. Mehrere Brände waren in Folge durchgebrannter Relais ausgebrochen, die von den automatischen Brandbekämpfungssystemen gelöscht worden waren. Die Deckenbeleuchtung war teilweise ausgefallen und lief nur noch über Notstrom. Selbiges galt für die Umweltkontrollsysteme, denn es war unglaublich heiß auf der Brücke. Zwei Sanitäter wuselten auf der Brücke hin und her, behandelten Verwundete. Dr. Frasier selbst hatte sich inzwischen auf die Krankenstation zurückgezogen, um weitere verletzte Crewmitglieder zu behandeln. Auch Fähnrich Kensington nutzte die Ruhepause, um ihre Stirn behandeln zu lassen. Manche mochten sich durch ihren übertriebenen Ehrgeiz angegriffen fühlen, doch die junge Frau war ein exzellenter taktischer Offizier und ein mehr als würdiger Ersatz für Danny Bird. Lieutenant Tellom hatte inzwischen selbstständig begonnen erste Schadenskontrollteams einzuteilen, die sich an die Arbeit machten. Die Entwicklung der jungen Terellianerin war bemerkenswert. John konnte sich noch ganz genau an die Zeit erinnern, als sie noch ein junger Fähnrich war. Schüchtern und zurückhaltend; eine Person, die sich und ihren Platz auf dem Schiff erst noch finden musste. Aus dieser Person war ein zielstrebiger Lieutenant geworden, der nun selbstständig Führungsverantwortung übernahm. Auch Arena stand eine große Zukunft bevor, davon war Captain Lewinski überzeugt.
    „Schadensberichte kommen herein“, meldete Lieutenant Bolder, der die Einsatzstation übernommen hatte. „Mehrere Hüllenbrüche auf Deck 5. Zerstörung der hinteren Phaserbänke und Torpedorampen, vordere Bänke sowie Rampen reparabel. Auf allen Decks explodierte Leitungen und Durchgeschmorte Relais. Zwei Tote, 14 Verletzte.“
    Niedergeschlagen senkte John seinen Blick. Zwei Tote also. Weitere Personen, die am heutigen Tage in Ausübung ihrer Pflicht ums Leben gekommen waren. Wer die beiden Crewmitglieder waren, darüber konnte der Captain derzeit nur spekulieren. Im Moment mussten sie sich auf andere Dinge konzentrieren.
    Price´ Konsole piepte und mit einem überraschten Gesichtsausdruck sagte er:
    „Das andere Schiff ruft uns!“
    Fast schon war er so sehr in Gedanken versunken gewesen, dass John das seltsame Schwesterschiff vergessen hätte. Doch hier war es nun, live und in Farbe. Ohne dieses wären sie niemals heil aus dem Beschuss herausgekommen.
    „Auf den Schirm!“ befahl Lewinski und abermals tauchte auf dem Projektionsschirm das Gesicht seines besten Freundes Bruce Land auf. Noch immer konnte der Captain es nicht fassen. Doch dieser Bruce sah anders aus als der Mann, den er das letzte Mal auf der USS Voyager gesehen hatte. Statt der Sternenflottenuniform trug er einige lumpige Zivilsachen, ein Vollbart zierte sein Gesicht und auch das Haupthaar war etwas länger, als es ein Offizier tragen würde. Diese äußerlichen Unterschiede verdeutlichten, dass es sich bei diesem Bruce Land um eine gänzlich andere Persönlichkeit handelte.
    Da die Mission im Spiegeluniversum quasi spontan und daher nicht von langer Hand vorbereitet worden war, hatten die Crewmitglieder nur wenige Gedanken an die Möglichkeit verschwendet, dass man möglicherweise bekannte Figuren hier wieder entdecken konnte. Viele Rückkehrer aus der Welt hinter dem Spiegel hatten von den Verwirrungen berichtet, die mit den Treffen der Doppelgänger einhergingen. Mehr als einmal war betont worden, dass ein Freund im eigenen Universum in der Spiegelrealität möglicherweise ein erbitterter Gegner sein konnte.
    „Captain Lewinski“, begrüßte Land den Kommandanten der Monitor. „Ist alles in Ordnung bei ihnen?“
    Kurz räusperte sich John, legte sich seine Worte zurecht und antwortete:
    „Ja, wir haben mit der Sichtung und Beseitigung von Schäden begonnen. Wir danken ihnen für ihre Hilfestellung. Ohne sie wären wir vermutlich zerstört worden.“
    „Kein Problem. Die Zeit war etwas zu knapp gewesen, um sich vorzustellen. Mein Name ist…“
    „Bruce Land“, unterbrach Lewinski ihn und sein Gegenüber nickte, erkannte sofort die gegenwärtige Situation.
    „Ich befehlige die Defiant, ein Schiff der terranischen Rebellion. Mir scheint, dass sie und ihre Crew von einem Ort kommen, der als Spiegeluniversum bekannt ist.“
    „Das ist richtig. Darf ich ein Treffen vorschlagen, um dies von Angesicht zu Angesicht zu besprechen? Mir scheint, wir haben möglicherweise gemeinsame Interessen.“
    Nur kurz dachte Land über das Angebot nach, erklärte sich dann zum Treffen bereit.
    „Ich gehe mal davon aus, dass sie im Moment ihr Schiff nicht räumen wollen, Captain. Also werde ich zu ihnen an Bord beamen. Benötigen sie einige Ersatzteile? Möglicherweise haben wir etwas Material dabei, welches ihnen dienlich sein könnte.“
    Erleichtert akzeptierte John das Angebot. So könnten die Reparaturen möglicherweise schneller vonstatten gehen. Zudem, auch dies musste er zugeben, brannte er auf ein Treffen mit diesem anderen Bruce Land. Trotz allem war sein Drang nach Forschung immer noch nicht erloschen.

    Auf der Brücke der Spiegel-Defiant herrschte ebenfalls Tumult. Nicht so sehr wegen Schäden, denn die hatte das Schiff nur wenig davon getragen, sondern viel mehr aufgrund des bevorstehenden Besuchs.
    „Sicher, dass dies eine gute Idee ist?“ fragte Jozarnay Woil, der taktische Offizier des Schiffs in Richtung seines Kommandanten.
    „Nein, sicher bin ich mir nicht. Aber wir dürfen uns diese Chance nicht entgehen lassen, “ erwiderte Bruce Land und erhob sich aus seinem Stuhl. „Dieses Schiff kommt definitiv aus dem Spiegeluniversum und könnte uns daher mit einigen taktischen Informationen weiterhelfen. Nicht zu vergessen eventuelle technische Updates, die uns weiterhelfen könnten.“
    „Wieso sollten wir die kriegen? Zudem wird das Schiff von John Lewinski kommandiert. Ich denke, wir müssen da vorsichtig sein.“
    Plötzlich mischte sich eine weitere Stimme in die Diskussion ein. Es war die des Steuermanns der Defiant:
    „Keine Sorge, dieser John Lewinski wird gänzlich anders sein“, meinte Martin Lewinski und begab sich ebenfalls mit in den Transporterraum.

    Edward Jellico schlug den Kragen seines Mantels hoch, als ihm eine Windböe entgegenschlug. Die Nacht schien kalt zu werden, ganz besonders hier im Stadtpark von Paris. Wie von den meisten Stellen der Innenstadt konnte man auch von diesem wunderschönen Platz den Eiffelturm sehen. Auch Notre Dame war nicht allzu weit entfernt und bot einen wundervollen Anblick. Doch für diese historischen Sehenswürdigkeiten hatte der Justizminister dieses Mal keine Zeit. Er ging etwas auf und ab, um sich während des Wartens die Zeit zu vertreiben.
    Dann endlich trat die Person, auf die er gewartet hatte, auf ihn zu und begrüßte ihn mit einem Handschlag.
    „Edward, schön, dass du hier bist“, meinte der Innenminister und bedeutete seinem Gegenüber, sich mit ihm auf die Parkbank zu setzen. „Danke für dein rasches und vor allem so kurzfristiges Erscheinen!“
    Der Justizminister machte eine wegwerfende Handbewegung.
    „Nun ja, du hast ja betont, dass es sich um eine dringliche Angelegenheit handelt. Also, hier bin ich! Worum geht es? Du musst verstehen, ich habe leider nur wenig Zeit.“
    „Du sprichst damit schon genau das richtige Thema an“, erläuterte der Innenminister und faltete seine Hände. „Du hast derzeit viel zu tun, weil der Präsident fast alle Entscheidungen selbst trifft. Unterstützt wird er dabei nur durch deine Expertise?“
    „Soll das etwa heißen, mein Rat sei nicht gut genug?“ fragte der ehemalige Admiral fast schon gekränkt.
    „Meine Güte, natürlich nicht! Selbstverständlich kannst du eine beträchtliche Kompetenz aufweisen. Dennoch muss ich dir in diesem Gespräch, ganz inoffiziell, die Unzufriedenheit des Kabinetts mitteilen!“
    Verstehend nickte Edward Jellico. Er hatte sich schon gefragt, wann dieses Thema am heutigen Tage aufkommen würde. Dennoch tat er unwissend.
    „Unzufriedenheit wieso?“
    „Nun, bei meiner letzten Lektüre der Verfassung der Föderation ist mir ein Absatz ins Auge gesprungen, dass wir ein demokratisches System haben, dessen Entscheidungen von einer Mehrheit getroffen werden müssen. Leider fühle ich mich, und auch andere Minister, von den wichtigen Entscheidungen des heutigen Tages ausgeschlossen. Über die Beugung bestimmter Gesetze am heutigen Tage möchte ich gar nicht erst sprechen!“
    Beruhigend legte Edward Jellico seine Hand auf die Schulter des Innenministers. Er empfand für ihn tiefsten Respekt und wollte die Situation jetzt nicht eskalieren lassen. Sein gesamtes diplomatisches Geschick war daher nun gefragt.
    „Natürlich konnten wir euch nicht an den heutigen Entscheidungen beteiligen, zumindest nicht gänzlich. Wir hatten es hier mit einer Krisensituation zu tun, die eine schnelle Problemlösung verlangte. Daher war der Präsident im Laufe des Tages gezwungen einige schnelle Aktionen einzuleiten und Entscheidungen zu treffen!“
    „Dass der Präsident Entscheidungen trifft steht gar nicht zur Debatte. Dazu hat ihn das Volk schließlich zum Staatsoberhaupt bestimmt. Genauso wurden unsere Parteien und auch wir selbst vom Volk gewählt, um ihre Interessen zu vertreten und sie zu schützen. Aus diesem Grund bin ich etwas unzufrieden damit, nur in die Rolle eines ausführenden Organs gedrängt worden zu sein.“
    „Ist es also das, was dich stört?“ fragte der Justizminister seinen Kollegen frei heraus. „Du möchtest mehr in die politischen Aktionen involviert sein?“
    „Nein, das ist es nicht. Aber wieso befindest du dich im unmittelbaren Umkreis des Präsidenten, während er auf unseren Rat verzichtet? Obgleich unsere Ressorts und damit auch wir selbst viel wichtiger für die Beilegung der heutigen Krise sind.“
    Natürlich wusste Jellico, worauf sein Gegenüber hinaus wollte. Dennoch spielte er den Eingeschnappten. Beleidigt sprang er von der Bank auf, steckte seine Hände in die Manteltaschen und grummelte:
    „Haben sie mich deswegen abends in den Park gebeten? Um mir mitzuteilen, dass sie mehr Macht und Entscheidungsgewalt haben wollen?“
    Auch der Innenminister erhob sich, um Jellico in die Augen blicken zu können.
    „Nein, ich habe die Demokratie im Sinn. Selbst in einer Situation wie dieser, die schnelle Aktionen verlangt, muss sich der Präsident von mehreren Ministern beraten lassen…nicht nur von dir.“
    „Und was hast du nun vor?“
    „Erst einmal bitte ich dich, mit dem Präsidenten darüber zu sprechen und ihm unsere Bedenken kund zu tun. Das wäre ein Anfang.“
    „Was wäre die Alternative?“
    „Darüber möchte ich noch keine Worte verlieren“, erklärte der Minister. „Ich denke es genügt, wenn ich sage, dass es Konsequenzen geben würde. Bitte versteh dies jedoch nicht als Drohung!“
    Jellico starrte den Innenminister einige Sekunden lang an, dann nickte er lächelnd.
    „Gut, ich werde sehen, was ich tun kann!“
    Auch der Innenminister lächelte angesichts dieser aus seiner Sicht schnellen Problemlösung
    „Vielen Dank“, erklärte er. „Mehr verlange ich auch gar nicht von dir.“
    „Kein Problem. Wenn du mich nun entschuldigen würdest…es gibt noch viel zu tun.“
    „Selbstverständlich! Wann kann ich mit einer Antwort des Präsidenten rechnen?“
    „So schnell wie möglich“, entgegnete Jellico, schüttelte die Hand seines Kabinettskollegen und verließ den Park umgehend. In seinem Kopf suchte er dabei fieberhaft nach einer Lösung, die ihm ebenfalls zu Gute kommen würde.

    Sie ließ nicht von ihm ab. Wieder und wieder quälte sie ihn mit denselben Fragen. Doch Jozarnay Woil schaffte es nicht, sich lang genug zu konzentrieren. Wieder und wieder fiel seine Aufmerksamkeit auf ein anderes Detail. Sei es die Farbe ihres Haares, sei es das Muttermal über ihrem Auge, sei es das Muster ihrer Uniform. In einem andere Leben, ja, da hatte er einmal gewusst, was das Muster bedeutete. Da hätte er gewusst, dass er sich vor diesem Muster mehr hätte fürchten müssen, als vor seiner mangelnden Konzentration.
    Apropos: sie... wie hieß sie eigentlich? Hatte sie sich ihm überhaupt vorgestellt? Unablässig donnerte sie ihm die Fragen an den Kopf. Und sie schien dessen nicht müde zu werden. Mit einer Engelsgeduld fuhr sie fort.
    „Sie ist deiner nicht würdig!“ Stella Tanners Stimme huschte wie ein Schatten durch den kleinen Verhörraum des romulanischen Schiffes. In der Tat nahm Woil eine Verdunkelung des Raums war. Er schob dies auf Stella Tanners „Präsenz“, tatsächlich lag dies aber an der nachlassenden Wirkung des Weiß.
    „Sie werden nie wieder auch nur einen Fuß aus dieser Zelle setzen.“ Jellicos Stimme schien von allen Seiten auf ihn einzudröhnen. Und sie war dabei so laut, dass sie in Woils Ohren schmerzte und er verkrampft sein Gesicht verzog.
    „Machen Sie, dass es aufhört“, beschwor Woil flehend.
    Verwirrt blickte Ke’ler auf und musterte die wahllos umherirrenden Augen Woils. Sie schienen Alles und Nichts zu fixieren und keine Minute still zu stehen. Woil war im Grunde das genaue Gegenteil zur kühlen, planenden Romulanerin. Sie saß still auf dem Stuhl, schien keinen Muskel zu bewegen, sah Woil immer direkt an und legte jedes ihrer Worte zurecht. Ihr gegenüber saß ein mit der Welt fertiger, klatschnasser, geistig verwirrter Mann.
    Ke’ler ließ sich nicht abbringen: „Wie kamen sie auf den Talar?“
    „Ich kann nicht mehr“, antwortete Woil mit zusammengekniffenen Augen. Als verstecke er sich vor der Realität – was auch den Tatsachen entsprach.
    „Wieso hat man Sie verfolgt?“
    „Ich kann nicht mehr, ich kann nicht mehr...“, murmelte er weiter vor sich hin.
    „Jozarnay Woil, Sie müssen nur meine Fragen beantworten. Dann werden wir Sie wieder behandeln.“
    Woil senkte seinen Kopf. Ke’ler konnte nicht ahnen, was er durchmachte. Im Moment versuchte er sich zu verschließen. Er wollte die Stimmen und Geister in seinem Kopf wegsperren. Er wollte sich wegsperren. Doch damit schloss er sich in seine eigene Verdammnis.
    „Du wirst mir zuhören. Du wirst mir ewig zuhören, du wirst ewig mir gehören.“, flüsterte Stella, leise wir ein Wind raschelndes Blatt, laut wie ein Donnerschlag.
    „Machen Sie, dass es aufhört!“, schrie Woil inbrünstig.
    „Das kann Sie nicht, niemand wird dir je wieder so nahe sein wie ich. Nur ich verstehe ich dich. Nur ich.“
    Woil konnte Stellas Atems spüren, roch ihren Duft, fühlte ihr Haar, erlebte die Gänsehaut, die ihre Berührung auslöste. Zuerst konnte er ihre Worte nicht verstehen. Wie so oft hatte sie den Überblick – und die Kontrolle.
    Hoffnungsvoll blickte Woil zu Ke’ler. Nie hätte er auch nur in seinen kühnsten Träumen angenommen, dass eine Romulanerin seine Hoffnung war. Nun war dem so.
    Die Sekunden verstrichen wie Jahre, bis Ke’ler den Mund öffnete. Zu hören – war nur ein schriller Pfeifton, der den gesamten Raum zu füllen und Woil jede Hoffnung zu leben, zu nehmen schien.

    Kira Nerys war gelangweilt. Dies passierte der Intendantin recht häufig. Vermutlich lag es an ihrer nur geringen Aufmerksamkeitsspanne. Schnell verlor die Bajoranerin Interesse selbst an den wichtigsten Dingen, sie neigte zu Banalisierung von vielen Dingen. Selbst die gegenwärtige Situation, eigentlich brisant, rang ihr derzeit nur ein müdes Lächeln ab. Derzeit räkelte sie sich auf dem Bett in ihrem kargen Raum, starrte an die Decke und seufzte. Kurzzeitig überlegte die Intendantin, ob sie sich einem ausgedehnten Liebesspiel hingeben sollte. Jedoch scheiterte diese Idee an ihrer Unentschlossenheit, ob sie sich einen Liebhaber oder eine Konkubine bestellen sollte. Beides hatte sie sich in ausreichender Anzahl in den lunaren Mondbunker mitgebracht, doch sie konnte sich zu keiner Entscheidung durchringen. Also tat sie das, was sie immer tat: Kira verlor das Interesse. Im Anschluss daran wanderten ihre Gedanken weiter zu den nunmehr nur noch zwei Gefangenen ab, die noch in ihrer Zelle darbten. James Talley, dies hatte sie von einer der Wachen gehört, war vor wenigen Minuten seinen Verletzungen erlegen. Der wievielte Mensch es gewesen war, der durch ihre Hand ums Leben gekommen war, wusste die Bajoranerin nicht. Für sie waren Menschen sowie die anderen Völker des ehemaligen Terranischen Empires ohnehin keine vollwertigen Lebewesen. Diese Völker hatten andere, darunter auch die Bajoraner, Jahrzehnte, manches Mal sogar Jahrhunderte lang geknechtet. Wenn sie nun selbst dieses Schicksal ereilte, so hatten sie selbst Schuld. Es war doch nur natürliche Auslese! Die starken Spezies erhoben sich über die schwachen. Überall kam dies in der Natur vor, wieso sollte dies also auch nicht für Humanoide gelten?
    Die Tür zu Kira Nerys Zimmer flog auf und ein wutschnaubender Klingone betrat den Raum. Im ersten Moment hielt Kira den aufdringlichen Besucher für Worf, doch diese Person trug seinen Mantel, ohne selbst Worf zu sein. Irritiert sprang Kira von ihrem Bett auf und bedeckte ihre Blöße. Immerhin hatte sie ihre Lederuniform gegen ein bequemes Nachthemd ausgetaucht, um sich etwas zu entspannen.
    „Was machen sie denn hier?“ kreischte die Intendantin und erkannte dann Martok als ihren Besucher. „Captain Martok, was wollen sie und wieso tragen sie den Mantel des Regenten?“
    Der ehemalige Kommandant baute sich vor der Bajoranerin auf und machte so deutlich, dass er nahezu zwei Köpfe größer war also sie.
    „Die korrekte Anrede lautet Regent Martok“, grollte der Klingone.
    „Was soll das denn werden? Wo ist Worf?“
    „Worf ist tot.“
    Nur mit Mühe konnte die Intendantin verhindern, dass ihre Kinnlade herunterklappte. Das alles ging ihr nun etwas zu schnell.
    „Tot? Seit wann?“
    „Seit einer knappen halben Stunde“, erklärte Martok und strich sich kurz über die Narbe, die ihm sein Kontrahent zugefügt hatte. „Er wurde in einem ehrenhaften Duell getötet.“
    „Duell? Ehrenhaft? Von wem?“
    „Von mir!“
    Entsetzt rollte Kira mit den Augen, als sie langsam verstand, wovon sie gerade Zeuge wurden.
    „Oh je, Klingonen und ihre Tradition! Wollen sie mir etwa gerade sagen, dass aufgrund eines lächerlichen Rituals sie Worf herausgefordert und ihn dann getötet haben?“
    Erbost über diese Aussage schlug Martok der Frau mit der flachen Hand ins Gesicht und meinte drohend:
    „Maßen sie sich ja nicht an die Kultur meines Volkes zu beurteilen oder gar herabzusetzen. Sie dekadentes Wesen haben gar nicht das Recht dazu! Getreu den Gesetzen und Traditionen der Klingonischen Konföderation habe ich Worf in einem Kampf getötet und somit die Regentschaft übernommen. Ich bin nun ihr Ansprechpartner, wenn sie mit dem klingonischen Volk verhandeln wollen.“
    Genervt stemmte die Bajoranerin die Hände in die Hüften und blickte an die Decke. Schon wieder verlor sie das Interesse an diesem in ihren Augen sinnlosen Gespräch. Wenn sich die Klingonen gegenseitig abmetzeln wollten, na fein. Was hatte dies jedoch mit ihnen zu tun.
    „Und jetzt?“ fragte sie provokant, was sie jedoch besser nicht hätte tun sollen. Martoks Laune verschlechterte sich von Mal zu Mal. Für einen kurzen Moment überlegte die Frau, ob sie nicht ihre Reize einsetzen sollte, um den neuen Regenten mildtätig zu stimmen. Jedoch entschied sie sich dagegen, da Martok niemand von den Männern war, der auf solche Avancen hereinfiel. In dieser Hinsicht hatte er etwas mit Worf gemeinsam.
    „Was jetzt geschieht, kann ich ihnen ganz klar sagen. Die Zeit, in der wir nur die willfährigen Handlanger für sie waren, ist vorbei. Wir werden wieder den uns angestammten Platz innerhalb der Allianz annehmen, der uns als Gründungsmitglied zusteht. Der Einfluss ihres Volkes ist in den letzten Jahren zu groß geworden und hat uns an den Rand der Niederlage gegen die Rebellen gebracht. Dies ist nun vorbei.“
    „Gut zu wissen. Was gedenken sie nun zu tun?“
    Martok überlegte, ob er ein weiteres Mal die Frau schlagen sollte, entschied sich jedoch dagegen. Er würde sich noch früh genug mit der Intendantin befassen.
    „Zuerst werde ich die politischen Dinge, die mit meiner Machtübernahme einhergehen, in Ordnung bringen. Darauf folgend werden wir uns umgehend unseren Gefangenen widmen und sie exekutieren. Wir alle haben schon zu viel Zeit mit ihnen verschwendet!“
    Ohne auf eine weitere Antwort zu warten, stolzierte der neue Regent aus dem Raum und ließ die Intendantin ratlos zurück. In ihrer Borniertheit war sie sich vermutlich gar nicht den Implikationen dieses Machtwechsels klar.

    Schimmernd erwachte die Transporterplattform der USS Monitor zum Leben und ließ vier Personen erscheinen, die Captain Lewinski bestens bekannt waren. Im ersten Moment konnte er nicht anders, als seine Gegenüber einfach nur verblüfft anzustarren. Vor ihm standen Bruce Land, Jozarnay Woil, Martin Lewinski und William Riker. Sie alle vor sich stehen zu sehen und dennoch zu wissen, dass es sich nicht um dieselben Personen handelte, die er kannte, war einfach nur unglaublich. Bruce Land war der erste, der von der Plattform herunterstieg und ihm die Hand reichte.
    „Captain Bruce Land vom terranischen Schiff Defiant, “ stellte sich der Mann vor.
    Es war einfach nicht zu fassen. Seine Haut mochte sich etwas rauer anfühlen, aber es war tatsächlich ins kleinste Detail der Land, den John immer gekannt hatte. Seinen besten Freund Bruce Land, also aus dem „normalen“ Universum, hatte er schon seit längerer Zeit nicht mehr gegenübergestanden.
    „Captain John Lewinski vom Föderationsraumschiff Monitor, “ entgegnete er perplex und zwang sich dazu die ihm dargebotene Hand wieder loszulassen.
    Der andere Land schien wahrscheinlich zu spüren, was John gerade durch den Kopf ging, denn er lächelte nachsichtig. Im Anschluss deutete er auf seine Begleiter und stellte sie vor:
    „Mein taktischer Offizier Jozarnay Woil, mein Chefingenieur William Riker und mein Pilot…Martin Lewinski.“
    Die Wunder schienen am heutigen Tage nicht abzureißen. Noch vor wenigen Stunden hatte John seinen Bruder in Emden ziehen lassen, um ihm so die Freiheit zu schenken. Zu diesem Zeitpunkt hatte er befürchtet ihn nie wieder zu sehen und nun stand Martin leibhaftig vor ihm!
    Abermals jedoch musste der Captain sich bremsen; nur mit Mühe konnte er den Versuch einer familiären Umarmung unterlassen. Auch hierbei handelte es sich nicht um den Martin Lewinski, den er gewohnt war. Zumindest schienen dem Äquivalent seines Bruders die gleichen Probleme zu planen, denn auch er wusste nicht so recht, wie er mit der Situation umgehen sollte.
    Und dann war da noch Jozarnay Woil! Wie lange hatte John Lewinski seinen ehemaligen Chefingenieur schon nicht mehr gesehen, nachdem dieser die Sternenflotte verlassen hatte? Mehr als einmal hatte sich der Captain schon gefragt, wie es dem Antosianer ergangen war. Zumindest in diesem Universum schien er seinen Platz wieder gefunden zu haben.
    „Sehr erfreut“, erklärte John schließlich. „Wir alle hier an Bord danken ihnen für ihre Hilfe. Ohne sie wären wir wahrscheinlich schon längst alle tot.“
    „Keine Ursache“, entgegnete Land lapidar und blickte dann in Richtung Deckenbeleuchtung, die immer noch flackerte. „Ich schlage vor, wir verlagern unser kennen lernen auf ihren Bereitschaftsraum, während meiner Männer bei der Reparatur ihres Schiffes behilflich sind. Wir sind auch in der Lage einige Ersatzteile herüber zu beamen. Zwar können wir nur wenige entbehren, doch dies ist besser als nichts!“
    „Wir sind auch für das wenige dankbar! Der Vorschlag macht Sinn. Ich nehme mal an, ich muss keinem von ihnen den Weg erklären?“
    Statt einer Antwort machten sich die Besucher auf den Weg und versuchten überall dort zu helfen, wo ihnen dies möglich war. Land und Lewinski gingen währenddessen in den Bereitschaftsraum des Captains. Überall an Bord wurde Land von Crewmitgliedern überrascht angeschaut und auf der Brücke hörte man einige Offiziere aufgeregt dessen Namen murmeln. Dieser Besuch sorgte in der Tat für einigen Wirbel an Bord. Endlich erreichten die beiden Kommandanten den Bereitschaftsraum und John setzte sich an seinen Schreibtisch. Der Raumkampf hatte zahlreiche Padds im Büro verstreut; es würde eine Ewigkeit dauern, bis sie wieder sortiert wären. Bruce Land nahm ihm gegenüber Platz.
    „Ihr Schiff gleicht der Defiant wirklich bis aufs kleinste Detail“, meinte Land.
    „Das sollte es auch. Immerhin beruht es auf unseren Konstruktionsplänen, die ihr Benjamin Sisko entwendet habt.“
    Nachdem er von Lewinski geduzt worden war, blickte Bruce Land etwas verwirrt drein.
    „Kennen wir uns?“
    „Ja…na ja, eigentlich nicht. Zumindest kenne ich den Bruce Land in meinem Universum recht gut, “ gestand John Lewinski fast schon peinlich berührt angesichts dieser grotesken Verwechslungskomödie. „Wir sind beste Freunde.“
    „Ach ja.“
    „Kennen wir uns denn? In diesem Universum, meine ich.“
    „Ja, flüchtig“, antwortete Bruce Land auf eine ausweichende Art und Weise, die John sofort auffiel. Doch für den Moment verzichtete er darauf weiter nachzuhaken. Derzeit gab es wichtigeres zu tun.
    „Was habt ihr hier gemacht?“ fragte der Kommandant der Monitor, was seinem Besucher ein flüchtiges Lächeln entlockte.
    „Was wir hier gemacht haben? Viel eher sollte ich sie danach fragen. Immerhin befinden sie sich in unserem Universum und noch dazu mit einem ganzen Schiff! Uns war gar nicht bekannt, dass ein Transfer dieses Ausmaßes überhaupt möglich ist.“
    „Glaub es mir, bis vor wenigen Stunden wusste ich es auch noch nicht“, schnaufte John und schallt sich selbst einen Narren, weil er Land immer noch duzte. „Wir sind hier auf einer Rettungsmission.“
    „Und wenn wollen sie retten?“
    „Einen meiner Offiziere. Ich denke, der Name dürfte ihnen bekannt sein: Lieutenant Danny Bird.“
    Überrascht weitete Bruce Land seine Augen.
    „Nicht nur der Name ist mir ein Begriff, sondern auch die Person. Lieutenant Bird war schon einmal zu Gast in unserem Universum.“
    „Ja, er erwähnte es in einem Bericht. Er wird von einer Untergrundorganisation festgehalten, die in das Spiegeluniversum geflüchtet ist. Daher sind wir zu seiner Rettung hier.“
    „Tja, hätten sie besser geplant, dann wären sie nicht in eine Armada voller klingonischer Schiffe geflogen. Nun weiß die Allianz, dass sie hier sind und die Rettung von Lieutenant Bird wird dadurch deutlich schwieriger. Außerdem haben die Klingonen ihren Transfer bemerkt. Sie könnten nun reges Interesse an der Technologie haben, die den Sprung zwischen den Universen ermöglicht.“
    „Die besitze ich nicht“, erklärte John lapidar.
    „Das ist denen egal“, war die nicht minder lässige Erwiderung seines Gastes. „Die Klingonen würden sie liebend gerne aufspüren und umbringen, einfach des Sports wegen.“
    „Nun ja, da ihr uns schon einmal aus der Patsche geholfen habt, dachte ich an die Möglichkeit einer Kooperation.“
    Nicht gerade überrascht über das Aufbringen dieses Themas lehnte sich Bruce Land in seinem Sessel zurück und blickte kurz an die Decke, bevor er antwortete:
    „Wir sind von Captain O´Brien mit einem strikten Beobachtungsauftrag hierhin befohlen worden. Unsere Aufgabe ist es den Regenten bei seinem Treffen mit der Intendantin auszuspähen, nicht ihn anzugreifen.“
    Verstehend nickte John. Irgendwie musste er dennoch die Crew der Defiant auf seine Seite ziehen.
    „Dieser Auftrag galt jedoch zu dem Zeitpunkt, als sie nur ein Schiff zur Verfügung hatten. Nun besitzt ihr zwei Raumschiffe der Defiant-Klasse, was die Situation verändert.“
    Statt zu antworten blickte Bruce Land ihn einfach nur stumm an, was Captain Lewinski als Aufforderung nahm weiter zu reden:
    „Außerdem böte sich so die Gefangennahme des Regenten. Ich weiß zwar nicht, wer er ist oder was er sein soll, doch es klingt wichtig.
    „Der Regent ist der Führer der Klingonen und wir hatten ihn schon einmal gefangen genommen, bevor er uns entwischt ist!“
    „Ein Grund mehr, es noch einmal zu versuchen!“
    Sorgsam dachte Bruce Land über diese Worte nach. Sie entbehrten nicht einer gewissen Logik. So schnell würden sie nicht wieder die Gelegenheit bekommen der Allianz einen vernichtenden Schlag zuzufügen. Der Bau des zweiten Defiant-Schiffes verlief immer noch schleppend und mit der Monitor besaßen sie eine realistische Chance.
    „Wenn wir ihnen bei der Befreiung ihres Lieutenants helfen, “ sagte Land langsam, „dann können wir mit ihrer Unterstützung bei der Festnahme des Regenten oder sogar der Intendantin rechnen?“
    Da musste John kein zweites Mal drüber nachdenken.
    „Ja. Alles, was wir tun müssen, ist die Monitor wieder gefechtsbereit zu kriegen und einen Plan auszuarbeiten.“
    Nun endlich lächelte Bruce. Scheinbar war er mit den Bedingungen einverstanden und erklärte:
    „Dann lassen sie uns mal besser keine Zeit verschwenden!“

    Edward Jellico betrat wieder sein provisorisches Büro in Paris, warf den Mantel achtlos auf das Sofa und setzte sich an den Schreibtisch. Er legte seine Füße auf dem Tisch ab und dachte nach. Für den Weg zurück hatte er sich viel Zeit gelassen, denn Tausende von Gedanken gingen ihm durch den Kopf.
    Auch wenn der Ton zwischen ihnen freundschaftlich gewesen war, so konnte man die Aussagen des Innenministers ganz klar als Kampfansage verstehen. Unglücklicherweise wusste Edward, dass er die Sache auch auf seine Kappe nehmen musste. Im Verlaufe des Tages hatte er nur wenige Gedanken an die anderen Mitglieder des Kabinetts verschwendet, die tatsächlich zu einer Art Befehlsempfängern degradiert worden waren. Er selbst war so sehr mit dem Bewältigen der Krise beschäftigt gewesen, jedwede andere Dinge waren aus seinem Sichtfeld geraten. Hinzu kam ein Grund, den er sich nur schwerlich eingestehen wollte: er hatte es genossen so direkt am Schaltzentrum der Macht mitwirken zu können. Das Gefühl an essentiellen Entscheidungen teilhaben zu können war so berauschend gewesen, am liebsten würde er diese Möglichkeit gar nicht mehr abgeben wollen. Hier zeigte sich nun seine Machtgier am deutlichsten, welche ihn seine gesamte Karriere über begleitet und ihn schließlich in die Arme des Präsidenten getrieben hatte.
    Nun musste sich der Justizminister fragen, was die klügste Vorgehensweise war. Eigentlich hatte er seinem Kollegen versprochen den Präsidenten auf die Sache anzusprechen. Doch irgendetwas in seinem Innersten hinderte ihn daran diese Bitte in die Tat umzusetzen. Stattdessen saß Jellico weiterhin vor seinem Schreibtisch und dachte nach. Offensichtlich hatte er hier zwei Optionen. Die erste bestand darin mit dem Präsidenten über die Ängste der anderen Minister zu sprechen und diese notfalls aus dem Weg räumen zu lassen. Dies würde ihm einige weitere Pluspunkte in Sachen Vertrauen beim Präsidenten einbringen und seine gegenwärtige Position noch weiter festigen.
    Es gab jedoch noch eine zweite Option! Diese bestand darin einfach gar nichts zu tun. Wenn der ehemalige Admiral einfach hier verharrte, so würde auf kurz oder lang der Innenminister seine Drohung in die Tat umsetzen und die anderen Minister um sich scharren. Dann würde eine Maschinerie in Gang gesetzt werden, die dem Präsidenten immensen Schaden infolge des Vertrauensverlustes durch sein Kabinett zufügen würde. Im schlimmsten Falle würde sich der Präsident von einer solchen Schlappe nie wieder erholen können. Ein solcher Disput im inneren Zirkel der Föderationsführung würde auch niemals geheim gehalten werden können. Früher oder später würde die Presse davon erfahren und es an die Bevölkerung weiter tragen, was sicherlich bei der nächsten Wahl Konsequenzen haben würde. Möglicherweise würde diese Affäre sogar in einer Wahlniederlage des derzeitigen Amtsinhabers resultieren, was Platz schaffen würde für einen neuen Mann an der Spitze.
    Einen neuen Präsidenten.
    In Jellicos Kopf begann es zu arbeiten. Er ging die beiden Optionen durch, wog sie gegeneinander ab und versuchte zu einer Entscheidung zu kommen. Innerlich jedoch hatte er schon längst seine Entscheidung getroffen. Die Tür zu dem provisorischen Büro ging auf und Commander Elena Kranick steckte ihren Kopf herein. Sie sah genauso müde aus wie Jellico, vielleicht sogar noch mehr. Im Gegensatz zum Justizminister hatte sie sich eigentlich keine freie Minute gegönnt, sondern immer wieder die Aktionen der Sternenflotte koordiniert. Auch sie hatte heute eine beträchtliche Leistung an den Tag gelegt.
    „Verzeihen sie die Störung, Minister, “ meinte Kranick und strich sich eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht, „ich wollte sie nur fragen, ob sie gemeinsam mit mir und dem Präsidenten etwas zu Abend essen möchten. Es ist endlich einmal Zeit dafür!“
    Jellico lächelte, als er seine Entscheidung getroffen hatte.
    „Sehr gerne, ich komme gleich mit!“
    Beschwingt stand er auf und folgte dem Commander durch die Gänge des Präsidentenpalastes. Gemeinsam betraten sie das Esszimmer des Gebäudes, welches ähnlich opulent wie die anderen Räume gestaltet war, ohne jedoch zu protzig zu wirken. Stattdessen wurde man der immensen Geschichte dieses Hauses und seiner Amtsinhaber gewahr. Vor einem dezent gedeckten Esstisch stand der Präsident und lächelte, als seine beiden wichtigsten Berater am heutigen Tage eintraten.
    „Ich freue mich, dass sie beide meiner bescheidenen Einladung zum Essen gefolgt sind. Bitte setzen sie sich, “ begrüßte das Staatsoberhaupt sie und deutete auf die freien Sitzplätze. Sogleich nachdem sie Platz genommen hatte, brachten die Kellner eine Suppe als Vorspeise, die exzellent schmeckte.
    „Meine Komplimente an den Koch“, erklärte Commander Kranick beeindruckt und tupfte sich mit einer Serviette den Mund ab. „Diese Suppe ist einfach köstlich.“
    „Warten sie erst einmal auf die Hauptspeise, diese wird sie noch mehr begeistern!“ frohlockte der Präsident und blickte in Richtung seines Justizministers. „Sind sie zufrieden, Edward?“
    „Allerdings, Mr. President. Ich muss sagen, so gut habe ich nicht mehr gegessen, seit meine Frau für mich gekocht hat.“
    Angesichts dieser wehmütigen Worte nickte der Präsident und erhob sein Weinglas. Auch die anderen beiden Tischgäste taten es ihm gleich und er sprach einen Toast:
    „Auf die gelungene Bewältigung dieser Krise und die Rettung der Erde. Ich danke ihnen!“
    „Zum Wohl!“ bestätigten Kranick und Jellico, nippten im Anschluss an dem Wein. Auch dieser war von außerordentlicher Qualität und, das merkten die beiden sofort, kein Synthehol.
    „An dieser Stelle denke ich, dass mir nun diese Worte gestattet sind,“ gestand der Präsident offen und ehrlich, während der Hauptgang serviert wurde, „ich habe manchmal nicht an einen glücklichen Ausgang der Sache geglaubt.“
    „Da waren sie weiß Gott nicht der einzige“, stimmte Jellico zu.
    „Möglicherweise sollten wir uns noch nicht zu früh freuen“, mahnte Commander Kranick
    an. „Immerhin befindet sich die Monitor noch immer auf einer heiklen Mission, um die Urheber des Anschlags zu fassen und Lieutenant Bird zu befreien. Ihm haben wir einen Großteil der heutigen Erfolge zu verdanken.“
    „Er wird dafür auch belohnt werden, keine Sorge“, beruhigte das Staatsoberhaupt den Sternenflottenoffizier. „Dennoch denke ich, dass wir uns nach all dem Stress auch etwas Erholung in Form einer kleinen Siegesfeier gönnen können.“
    Sowohl Jellico als auch Kranick nickten und machten sich über die nicht minder köstliche Hauptspeise her. Scheinbar hatte der Präsident wirklich die besten Köche des Quadranten um sich gesammelt, anders war die immens hohe Qualität des Essens nicht zu erklären.
    „Ich frage mich, was James Talley zu diesem Schritt bewogen hat“, murmelte Commander Kranick schließlich. Fast schon schien sie mehr zu sich selbst als zu den anderen Anwesenden gesprochen zu haben.
    „James Talley kannte ich schon, als er noch ein Abgeordneter des Parlaments war“, erklärte der Präsident nachdenklich und trank einen weiteren Schluck Wein. „Schon damals waren seine Ansichten…unkonventionell, aber niemals radikal. Irgendetwas muss ihn verändert haben.“
    „Möglicherweise der Tod seiner Frau“, spekulierte Jellico, der es wohl selbst am besten wissen musste.
    „Was veranlasst einen Mann zu denken, dass der Tod von Tausenden, ja Millionen, seiner Sache dienlich sein könnte?“ stellte Commander Kranick die berechtigte Frage.
    „Ob wir es jemals erfahren werden?“ mutmaßte der Präsident, ohne dass jemand seine Frage beantworten konnte. „Sonst noch etwas wichtiges in letzter Zeit vorgefallen?“
    Bei dieser Frage blickte der Staatschef ausgerechnet in die Richtung Jellicos und er ehemalige Admiral schauderte. Ob der Präsident etwas ahnte? Wusste er von seinem Treffen mit dem Innenminister? Nein, unmöglich, das konnte nicht sein!
    „Nein, sonst gibt es keine neuen Meldungen, abgesehen von den Berichten aus Emden“, antwortete der Justizminister schließlich. Auch der Präsident nickte angesichts dieser Worte und aß weiter. Nichts ahnend.
    „Und von der Monitor?“ wollte der Staatschef wissen.
    „Auch da haben wir noch keine neuen Informationen. Wir müssen wohl weiterhin warten, bis die Crew aus dem Spiegeluniversum zurückkehrt, “ erklärte Edward Jellico missmutig.
    Commander Elena Kranick hatte lange damit gewartet, ein ganz bestimmtes Thema zur Sprache zu bringen. Doch in ihren Augen musste nun darüber gesprochen werden. Vorher hatte es einfach zu viel zu tun gegeben, nun bot sich jedoch die erhoffte Verschnaufpause.
    „Wie gedenken sie mit Captain Lewinski zu verfahren, wenn dieser Tag endlich vorbei ist?“ fragte Kranick direkt.
    Überrascht legte der Präsident sein Besteck nieder. In der Tat schien er wirklich nicht damit gerechnet zu haben nun über dieses Thema zu sprechen. Während der vergangenen Stunden war so viel geschehen, dass er kaum noch an den aufsässigen Sternenflottencaptain gedacht hatte.
    „Wie meinen sie das?“ beantwortete der Präsident die Frage mit einer Gegenfrage.
    „Nun ja, wir alle sind heute Zeuge geworden, wie Captain Lewinski mehr als ein Gesetz am heutigen Tage gebrochen und sich sogar direkt gegen sie gestellt hat, Mr. President,“ erklärte Commander Kranick ihre Gedanken. „Dennoch ist es ihm als auch seiner Crew zu verdanken, dass die Krise so glimpflich ausgegangen ist.“
    „Der Zweck heiligt jedoch nicht die Mittel!“ warf Edward Jellico ein.
    „Dies wollte ich auch nicht aussagen. Unbestreitbar jedoch hat Captain Lewinski heute gemeinsam mit seiner Crew die Erde gerettet. Soll er dennoch für seine Taten bestraft werden?“
    Ein interessantes Dilemma, wie der Präsident fand. Natürlich hatte John Lewinski am heutigen Tage einige falsche Dinge getan, doch andererseits war ihm zu einem Großteil die Rettung der Erde zu verdanken. Wie sollte man mit einem solchen Mann umgehen und wie würde die Öffentlichkeit auf die Nachricht reagieren, dass ein Held ins Gefängnis gesteckt wurde?
    „Ich denke“, meinte der Präsident schließlich, wobei er jedes seiner Worte sorgsam abwog, „dass die Gesetze für jeden gelten. Und jederzeit.“
    „Aber dies sind außergewöhnliche Zeiten gewesen!“
    „Die meisten der heutigen Gesetze entstanden in außergewöhnlichen Zeiten, “ argumentierte Jellico, „und gelten ebenso für außergewöhnliche Zeiten. Ich halte sie für unabänderlich.“
    „Ich bin ebenfalls dieser Ansicht“, pflichtete der Präsident seinem Justizminister bei. „Auf keinen Fall sollen die Taten von Captain Lewinski und seiner Crew zur Bewältigung der heutigen Ereignisse vergessen werden. Aber dennoch muss sich der Captain vor einem Gericht verantworten und wie ich John kenne, möchte er es auch gar nicht anders. Captain Lewinski ist ein Mann der Ehre, auch wenn einige seiner Aktionen heute fragwürdig gewesen sein mögen. Sicherlich werden seine Taten ihm als strafmildernd angerechnet werden.“
    Verstehend nickte Commander Kranick. Zwar sah sie die ganze Sache anders, doch auch die Argumentation des Staatsoberhauptes war schlüssig. An seinem demokratisch legitimierten Führungsanspruch durfte kein Zweifel bestehen. John Lewinski hatte sich über seinen obersten Befehlshaber hinweggesetzt und musste dafür nun mal die Konsequenzen tragen.
    „Ich bin erstaunt“, meinte der Präsident nach einer kurzen Phase des Schweigens und wechselte das Thema, „dass Sektion 31 nicht hinter dem ganzen steckt.“
    „Mich ebenfalls, “ pflichtete Jellico ihm scheinheilig bei. „Scheinbar steckt jedoch nicht hinter jedem Übel diese Organisation.“
    „Auch wenn ihre Beteiligung an diesem Tag nicht gänzlich ausgeschlossen werden kann“, fand Commander Kranick und erntete dafür Zustimmung vom Präsidenten.
    „Ja, wir müssen dies im Auge behalten“, stimmte er ihr zu.
    „Werden sie eigentlich ihre Familie zurück auf die Erde bringen lassen?“ fragte Edward Jellico vorsichtig nach.
    „Nein, ich ziehe es vor sie bis zur endgültigen Bewältigung des heutigen Tages von der Erde fern zu halten…nur als Sicherheitsvorkehrung.“
    Jellico nickte, verstand er doch die Beweggründe des Staatsoberhauptes.

    Beeindruckt blickte sich Jellico noch einmal in dem wunderschönen Speisesaal um. Alles daran begeisterte ihn. Die Architektur, die Geschichte, der Baustil, die Dekorierung und die Möbel. Möglicherweise würde schon bald ein neues Staatsoberhaupt hier einziehen müssen…

    Ke’ler tat, was sie die letzten Stunden über am häufigsten getan hatte. Sie beobachtete Jozarnay Woil. Dieses Mal stand sie jedoch im kleinen Beobachtungsraum und trank eine Tasse Tee.
    Die Tür öffnete sich und Doktor Menek trat herein. „Es ist, wie ich vermutete...“, begann er sogleich ohne Umschweife. „Er ist viel zu süchtig um vernommen zu werden. Die Überdosis Weiß hat seinen Hypothalamus befallen. Einzelne Nervenstränge beginnen bereits sich zu degenerieren.“
    „Er hat den Bezug zur Realität schon vor langer Zeit verloren. Hören Sie auf, das mir anzukreiden“, verteidigte sich Ke’ler.
    „Das ist reine Spekulation.“
    „Dann steht wohl Spekulation gegen Spekulation.“ Ke’ler zeigte sich wie immer unbeeindruckt von der Meinung des Arztes. Sie würdigte ihn keines Blickes.
    Seufzend aktivierte Menek einige der Bildschirme und überprüfte Woils Lebenszeichen. Dieser döste im Moment. Zur Ruhe kam er nicht. Irgendetwas hielt seine Gedanken auf Trab.
    „Ich kann die Degeneration verlangsamen. Ein kleiner Gamma Strahlen Emitter in seiner Schädeldecke sollte die Stränge stabil halten.“
    „Bilden die Gamma Strahlen nicht Krebszellen?“, wunderte sich die Geheimagentin.
    „Höchstwahrscheinlich. Jedoch werden die für ihn erst in etwa 20 Jahren zum Problem. Vorher hat er keine Nervenstränge mehr, wenn ich nichts unternehme“, antwortete der Mediziner. „Zudem sollten Sie sich eher Gedanken darüber machen, wie Sie die Entzugserscheinungen in den Griff bekommen wollen. Wir haben nämlich kein Ketracel Weiß mehr an Bord.“
    „Ich kann einige Zutaten replizieren...“
    „Ketracel Weiß ist unreplizierbar.“
    „Ich sagte auch, ich kann einige Zutaten replizieren.“
    „Woher nehmen Sie den Rest?“
    Ke’ler nippte an ihrem Tee und fokussierte ihren Blick auf Woil, der seinen Augen plötzlich aufriss und die Romulanerin durch die dunkle Scheibe hindurch anzublicken schien.
    „Was ich replizieren kann muss reichen“, gestand sie offen.
    Menek schüttelte den Kopf. „Was Sie replizieren wird Ketracel Weiß nicht mal im Ansatz nahe kommen.“
    „Der Tal Shiar ist inzwischen einen Schritt weiter, als es die Öffentlichkeit vermutet. Wird sind in der Lage Ketracel Blau zu synthetisieren.“
    Menek hörte zum ersten Mal davon. Sein Blick offenbarte dies glasklar.
    „Sie sind ja noch wahnsinniger als ich gedacht hatte.“
    Ich bin wahnsinniger als Sie es sich überhaupt vorstellen können, dachte sie.
    „Wahrscheinlich ist Woil sogar noch der geistig gesündere von ihnen beiden“, fuhr der Arzt fort.
    Ke’ler blickte lächelnd zu Menek. Es war allerdings kein ansteckend fröhliches Lächeln. Im Gegenteil, Menek begann bei diesem Anblick zu frösteln.
    „Ich mag Sie Doktor. Sie halten mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg. Leute von ihrem Schlag sind selten geworden im Imperium.“
    Wieder einmal hatte Ke’ler es geschafft, Menek mit einer gekonnten Bemerkung zu verunsichern. Was zur Hölle, meinte sie damit?
    „Wann können Sie ihm den Emitter implantieren?“
    „Ich muss den Emitter noch auf die antosianische Gehirnfrequenz programmieren. Vielleicht...“ Menek grübelte nach und war wieder ganz Arzt. „Eine halbe Stunde.“
    „Gut, machen Sie sich an die Arbeit.“
    Menek tippte noch etwas in die Geräte ein, an denen er bis gerade eben noch gearbeitet hatte und stand dann auf.
    „Und Doktor...“
    „Ja, Subcommander?“
    „Falls Sie heute Abend noch nichts vorhaben würde ich mich über ihre Gesellschaft sehr freuen. Abendessen in meinem Quartier?“
    Kopfschüttelnd verließ Menek den Beobachtungsraum. „Diese Frau...“

    Die Pietätlosigkeit in diesem Universum war einfach nur widerlich. Oder handelte es sich dabei einfach um bloße Achtlosigkeit? Noch immer waren Lieutenant Bird und Janine Talley gezwungen auf den Leichnam zu blicken. Inzwischen hatten sie in gemeinsamer Anstrengung James etwas würdevoller arrangiert. Sie hatten ihn an die Wand gelegt, ihn so gut es ging aufgebahrt und seine Hände gefaltet. Am liebsten hätte Danny eine Decke über den Toten gelegt, schon allein aus dem Grund, damit Janine ihn nicht die ganze Zeit über anstarrte. Leider gab es in dieser Zelle nichts dergleichen und auch kein Hemd oder eine Jacke war in Griffweite. Inzwischen hatte die Totenstarre eingesetzt und die Haut verlor ihre Farbe. Zumindest sah James Talley nun friedlich aus. So gut es ging hatten sie mit ihren Taschentüchern das Blut abgewischt, doch ihre Bemühungen waren umsonst gewesen. Die Zelle war derzeit am ehesten als Saustall zu bezeichnen. Glücklicherweise waren die beiden Gefangenen inzwischen zu abgestumpft, um sich allzu sehr über den Schmutz und das Blut aufzuregen. Die Allianz war wirklich ein grauenhaftes und despotisches System. Scheinbar starben in ihren Händen tagtäglich zahllose Menschen, denn anders war die Ignoranz aller in Bezug auf den Toten nicht zu erklären. Sogar die Wachen hatten sie einmal gerufen und diese um Hilfe gebeten, jedoch war ihr Flehen überhört worden. Nicht mal ein kurzes Gebet hatte der Bajoraner aufgesagt, obwohl dieses Volk normalerweise für seine Spiritualität bekannt war. Scheinbar jedoch nicht in diesem Universum, denn Danny hatte noch keinen Bajoraner gesehen, der den typischen Ohrschmuck als sichtbares religiöses Zeichen getragen hatte.
    Nun hatten sich beide Gefangenen in die andere Ecke des Raums gekauert. Der Lieutenant hatte Janine in den Arm genommen, spendete ihr so Trost und Wärme. Als Nebeneffekt versuchte er so zu verhindern, dass die junge Frau nicht immer wieder zum Leichnam ihres Vaters blickte. Zärtlich streichelte er ihr Haar, gewann dadurch selbst an Kraft und Zuversicht. Unglaublich, dass es mal auf der Erde eine Zeit gegeben hatte, wo eine Beziehung zwischen ihr und Janine unmöglich gewesen wäre und das allein wegen ihrer Hautfarbe. Glücklicherweise spielte so etwas nun keine Rolle mehr!
    Noch immer schmerzte sein Körper an zahllosen Stellen, er fühlte sich schlapp und sehnte am meisten ein gemütliches Bad herbei. Doch solche Tagträume, geschweige denn Selbstaufgabe, waren der gegenwärtigen Situation nicht gerade zuträglich. Zwar starb die Hoffnung zuletzt, aber inzwischen musste Danny mit jeder Faser seines Lebens gegen die aufkeimende Mutlosigkeit ankämpfen. Aber wie standen denn nun tatsächlich ihre Chancen? Er selbst war bis in die Bewusstlosigkeit geprügelt worden, Janine war augrund des Todes ihres Vaters völlig aufgelöst und James tot. Sie beide waren in einem gänzlich anderen Universum gefangen und Hoffnung auf Rettung gab es nicht. Durch wen auch? Immerhin wusste wohl keiner, dass sie sich hier befanden.
    Als Danny diese Mission vor mehr als drei Monaten angenommen hatte, war ihm sehr wohl die Wahrscheinlichkeit seines Todes bewusst gewesen. Natürlich hatte er sich schon öfters in brenzligen Situationen befunden. Dies ging nun mal einher mit seiner Position als Sicherheitsoffizier der Sternenflotte. Jedoch hatte es bisher immer einen Ausweg gegeben. Wo war der Ausweg jedoch dieses Mal? Bird sah ihn nicht. Manchmal war das Leben schon unfair. Da hatte er die Liebe seines Lebens gefunden (etwas, woran er nach der Sache mit Elisabeth Frasier nicht mehr geglaubt hatte), doch sie hatte sich als Terroristin herausgestellt. Zwar bekam er endlich ein Kind, sogar einen Sohn, aber wahrscheinlich würde er ihn niemals aufwachsen sehen. Erst jetzt, wo er eine Familie im Aufbau besaß, merkte er erst, wie wichtig ihm das ganze war. Scheinbar war so was jedoch nicht mit einem Leben beim Sternenflottengeheimdienst vereinbar.
    „Sollten wir hier jemals herauskommen“, flüsterte Danny seiner Geliebten zu, „dann möchte ich unseren Sohn aufwachsen sehen.“
    Allein die Vorstellung dieser Sache zu überleben, war aberwitzig. Dennoch ließ sich Janine auf diesen Gedanken ein, versuchte aus ihm Kraft zu schöpfen.
    „Wie soll das funktionieren? Du wirst wahrscheinlich wieder auf deinem Raumschiff dienen oder wo immer du auch eingesetzt bist und ich werde im Gefängnis sein.“
    Entsetzt richtete Danny sich auf, um so seiner Freundin in die Augen blicken zu können.
    „Du gibst dich doch schon nicht etwa vorher auf?“
    „Ich weiß nicht…wie ich es allein schaffen soll!“
    „Aber du wirst nicht allein sein“, beschwor der Lieutenant sie. „Ich werde dir zur Seite stehen und wir werden eine Familie sein. Aus diesem Grund werde ich mich auf die Erde versetzen lassen.“
    Eigentlich war es unklug über die Zeit danach zu spekulieren, wenn man die Krise noch nicht bewältigt hatte. Dennoch musste das Thema zur Sprache gebracht werden. Irgendwie schöpfte Bird aus dem Gedanken neuen Mut.
    „Es ist genug“, fuhr Bird fort und schien sich in seiner Meinung nun sehr sicher zu sein. „Ich habe nun fast mein gesamtes Leben beim Geheimdienst der Sternenflotte verbracht. Was hat es mir gebracht? Ich habe keine Familie, nur wenig Freunde und schon gar kein Privatleben. Möglicherweise wäre es an der Zeit sich etwas Neues zu suchen.“
    „Meinst du das ernst?“ fragte Janine und blickte auf.
    „Das ist mein voller Ernst. Die Sternenflotte kann ich nicht verlassen, weil ich schon zu lange beim Geheimdienst war und an sensibles Material gelangt bin. Aber ich kann sicherlich etwas anderes tun. Ein Posten auf der Erde, wie gesagt.“
    Janines Augen strahlten, als sie diese Worte vernahm. Allein die blanke Vorstellung war gegenwärtig absolut unrealistisch, dennoch klammerten sie beide sich an diese Worte.
    Danny stand jedoch zu seinem Wort. Er hatte nun auch eine kleine Familie, für die er bereit war zu kämpfen. Für Janine und für seinen kleinen Sohn!
    „Wenigstens sind nicht alle Pläne meines Vaters heute gescheitert. Ein kleines Ziel erreichen wir dennoch, “ murmelte Janine und kuschelte sich wieder an ihren Freund. Was sie damit meinte, konnte Danny derzeit nicht einordnen und eigentlich war es ihm auch egal. Im Moment musste er sich um wichtigeres kümmern!

    Noch musste die Politik auf Qo´nos warten, denn es galt erst einmal Herr anderer Dinge zu werden. Zielstrebig wanderte Regent Martok in den Maschinenraum seines Flaggschiffes, auf der Suche nach einer ganz bestimmten Person. Dabei hatte er auf die Begleitung einer Leibwache verzichtet. Diese Sache wollte er allein klären, unter Kriegern. Die anwesenden Techniker verneigten sich vor ihm, als sie den neuen Regenten erblickten und machten ihm ehrfürchtig Platz. Martok genoss diesen neuen Respekt, auch wenn er nicht allzu viel Wert darauf legte. Immerhin war er nicht Führer aller Klingonen geworden, um sich huldigen lassen. Stattdessen wollte er etwas bewegen, einen Umschwung herbeiführen.
    Endlich erreichte er sein Ziel, fand die Person vor, mit der er sprechen wollte: der Chefingenieur des Schiffes. Ein erfahrener Soldat, der auf eine lange Dienstzeit in den klingonischen Streitkräften zurückblicken konnte und mit dem Martok an zahlreichen Schlachten teilgenommen hatte. Ein treuer Weggefährte. Bis jetzt.
    „Was kann ich für sie tun, mein Regent?“ fragte der Chefingenieur, nachdem er von einer seiner Diagnosekonsolen aufgeblickt hatte. Im Hintergrund summte auf fast schon beruhigende Art und Weise der Warpkern.
    „Ich denke sie wissen genau, weswegen ich gekommen bin?“
    Die beiden erfahrenen Männer starrten sich gut eine Minute lang an, dann schüttelte der Ingenieur den Kopf.
    „Mir ist nicht klar, wovon sie reden.“
    Der neue Regent machte einen weiteren Schritt vor, hielt aber immer noch genügend Distanz, um diese Geste nicht aggressiv wirken zu lassen. Hier war Fingerspitzengefühl gefragt. Martok wandte sich in Richtung der anderen Techniker, die ihr kleines Gespräch mithörten und grollte:
    „Gehen sie. Alle!“
    Sofort ließen die Techniker alles stehen und liegen, verließen eilig den Maschinenraum und der letzte schloss das Schott hinter sich. Nun waren beide Männer gänzlich allein, ungestört.
    „Wir haben gemeinsam in vielen Schlachten gekämpft“, fuhr Martok fort und beobachtete seinen Gegenüber ganz genau. „Sie sind ein ehrenwerter Soldat mit einer langen Dienstzeit in den Streitkräften. Ihre Akte ist beeindruckend.“
    „Ich weiß, was ich geleistet habe“, entgegnete der Ingenieur und schien auf Zeit spielen zu wollen. Oder verstand er wirklich nicht, worauf der Regent hinaus wollte? „Was wollen sie von mir?“
    „Meiner Ansicht nach haben sie keine Zukunft mehr an Bord dieses Schiffes“, erklärte der Regent direkt.
    „Und wie kommen sie zu dieser Ansicht?“
    Martok wählte seine Worte mit Bedacht. Es war nicht seine Absicht einen Kampf heraufzubeschwören. In seinen Augen gab es auch andere Wege, um dies zu klären.
    „Sie sind bekanntermaßen ein Unterstützer von Worf und seiner Regentschaft gewesen. Unter normalen Umständen wäre mir dies egal gewesen. Jeder Klingone soll frei sein in der Unterstützung des Hauses, welches ihm am meisten zusagt. Doch sie sind anders. Sie engagieren sich politisch und sind daher zu viel mehr bereit.“
    „Was wäre das denn in ihren Augen?“
    „Ein Sturz meinerseits“, fuhr Martok mit fester Stimme fort. „Sie sind der Typ Klingone, der sich über das normale Maß hinaus politisch engagiert. Sie wären zu einem Sturz meinerseits bereit, um die alte Ordnung wiederherzustellen.“
    Verächtlich schnaubte der Chefingenieur.
    „Sie haben in einem regulären Zweikampf Worf getötet und damit die Regentschaft übernommen. Es ist nicht an mir dies anzuzweifeln.“
    „Ich weiß und dennoch tun sie es. Daher bin ich hier, um ihnen zu sagen, dass ich einen Umsturz niemals zulassen werde. Möglicherweise, vielleicht sogar ganz sicher, haben sie die ersten Schritte in Richtung Stürzung meiner Person eingeleitet. Dem muss ich zuvorkommen.“
    Ohne zu zögern zückte Martok seinen Dolch. Für einen kurzen Moment ging der Chefingenieur in eine Verteidigungshaltung, erkannte dann jedoch, dass er nicht angegriffen werden würde. Stattdessen hielt ihm der Regent seinen Dolch entgegen.
    „Ich gebe ihnen die Chance eines ehrenhaften Todes“, erklärte Martok mit fast schon väterlicher Stimme. „Ein ritueller Selbstmord, bei dem die Integrität ihres Hauses gewahrt bleiben wird.“
    „Wenn ich mich weigere?“
    „Werde ich sie wegen revolutionärer Versuche einsperren und hinrichten lassen.“
    „Sie wissen doch nicht einmal“, zischte der Kontrahent, „ob ich etwas plane.
    „Ich weiß es. Glauben sie mir.“
    „Selbst wenn ich etwas plane“, fragte der Ingenieur daraufhin, „wieso sollte mein Tod es verhindern? Vielleicht gibt es ja andere, die sie ebenfalls beseitigen wollen?“
    „Weil sie der Motor sind. Mit ihrer Erfahrung und ihrem unzweifelhaften Mut können sie die Männer mitziehen. Ohne eine Führungspersönlichkeit wie die ihre wird es keine Auflehnung gegen mich an Bord dieses Schiffes geben!“
    Abermals lieferten sich die beiden Männer ein Blickduell. Aufrichtig hoffte Martok, dass der Mann sein Angebot annehmen würde. In seinen Augen war es großzügig und ehrlich. Der Selbstmord war der Erschießung durch einen Disruptor ganz klar vorzuziehen.
    Beide Klingonen versuchten im jeweils anderen zu erkennen, was der andere dachte. Für einen kurzen Moment rechnete sich der Ingenieur seine Chancen aus. Würde es reichen sich den Dolch zu schnappen und ihn gegen seinen Besitzer zu wenden? Doch das Überraschungsmoment war nicht auf seiner Seite; er würde es so nie schaffen Martok zu erledigen. Nein, er musste sich eingestehen, der neue Regent war ihm zuvorgekommen. In diesem Spiel um Macht hatte er ganz klar verloren und musste sich dies nun eingestehen.
    Schließlich nahm sich der Chefingenieur den Dolch und rammte ihn sich, ohne zu zögern, in den Bauch. Röchelnd, aber ohne Schrei, sank er zu Boden und starb. Er hatte sich für die Ehre entschieden, was Martok nur begrüßen konnte. Er würde diesen Leichnam genauso ehrenvoll bestatten wie den von Worf. Der Ingenieur hatte es sich durch seine mutige Entscheidung mehr als verdient. Damit konnte Martok sich endlich den wirklich wichtigen Dingen zuwenden.

    William T. Riker war ein starker Mann. Wie viele andere Menschen war auch er als Sklave aufgewachsen, hatte unter einfachsten Bedingungen leben und für seine Existenz unter der Fuchtel der Allianz kämpfen müssen. Irgendwann hatte er sich der Rebellion angeschlossen, als diese noch in den Kinderschuhen gesteckt hatte. Zahllose Schlachten hatte er überlebt, sowohl Raumkämpfe als auch Bodengefechte, und manchmal hatte es schon sehr knapp ausgesehen. Doch immer wieder hatte es geschafft sich aus scheinbar ausweglosen Situationen zu befreien. Seit einiger Zeit war er nun Chefingenieur der Defiant und hatte sich als dieser ein gewisses Ansehen verdient. Eifrig hatte er die Baupläne studiert, jedes Detail in sich aufgesogen und war zu einem echten Experten auf dem Gebiet geworden. Nun half er im Maschinenraum der Monitor, um das Schiff wieder flott zu kriegen.
    Was er jedoch nicht ertragen konnte, war das ständige Gestarre der anderen Menschen. Egal was er tat, selbst jetzt, als er unter eine Energieleitung gekrochen war, beobachteten die Techniker ihn. Bis ihm irgendwann der Kragen platzte.
    „Können sie verdammt noch mal aufhören mich so anzuglotzen?“ fauchte er durch den Maschinenraum und sofort drehten sich alle weg, so als hätten sie nie etwas getan. Genervt fuhr sich Riker durch das schüttere Haar.
    „Sie müssen das verstehen, Sir“, erklärte Lieutenant Bolder ihm, der derzeit im Maschinenraum aushalf. „Die meisten von uns kennen sie – also ihr Äquivalent aus unserem Universum – etwa von persönlichen Begegnungen oder von Bildern. Sie nun hier stehen zu sehen, ist seltsam!“
    „Ich bin nicht diejenige Person“, grummelte Riker und las sich ein Diagnosepadd durch. Was er dort lesen musste, gefiel ihm ganz und gar nicht. „Wo ist der Chefingenieur?“
    Betreten blickte Bolder zu Boden und auch einige Techniker, die dies gehört hatten, erstarrten. Instinktiv wusste Riker, was geschehen war.
    „Lieutenant Sanchez ist tot“, erklärte Bolder niedergeschlagen.
    „Starb er bei dem Gefecht?“ fragte Riker. Seine Stimme klang herzlos, auch wenn er nicht so empfand. Es war einfach so, dass er sich schon viel zu sehr an den Tod von Menschen gewöhnt hatte.
    „Nein, er kam heute Morgen bei einem anderen…Zwischenfall ums Leben.“
    In Bolders Stimme war immer noch deutlich die Trauer über diesen Verlust zu hören. Ganz sicher nicht der einzige, der heute ums Leben gekommen ist.
    „Sind sie denn seine Vertretung?“ fragte Riker und kletterte wieder unter die Leitung.
    „Nein, ich bin der Einsatzoffizier.“
    „Und wer ist nun die Vertretung von Lieutenant Sanchez?“
    „Fähnrich Mutobo…der ist leider auch tot.“
    Riker schreckte so heftig hoch, dass er sich den Kopf fast an der Energieleitung stieß.
    „Haben sie etwa eine Pechsträhne im Maschinenraum?“
    „Ich weiß es nicht. Der Fähnrich starb bei dem Gefecht mit dem Klingonen. Damit haben wir weder Offiziere noch erfahre Unteroffiziere, mit denen wir im Maschineraum aufwarten können, sondern nur Mannschaften. Daher soll ich ihnen zur Seite stehen.“
    „Verstehen sie denn etwas von Technik?“ fragte Riker herausfordernd, der sich nun endlich wieder an die Arbeit machen wollte.
    „Ich verstehe zumindest genug, um zu wissen, dass sie an dieser Leitung nicht weiter herumschrauben sollten“, erwiderte Alex Bolder keck. „Die Merkmale unserer Spannungsleitungen haben sich nämlich im Vergleich zu denen ihn bekannten verändert.“
    Sofort ließ Riker alles stehen und liegen. Vielleicht war es ja doch gar nicht so schlecht, wenn er etwas Hilfe in Anspruch nahm.

    William T. Riker war nicht der einzige, der sich mit unerwarteter Prominenz herumschlagen musste. Auch Jozarnay Woil wurde überall an Bord „wieder erkannt“ und musste sich zahllosen Fragen stellen, die ihn von der Arbeit abhielten. Gemeinsam mit Fähnrich Kensington, die er seit dem ersten Moment nicht leiden konnte, versuchte er die Tarnvorrichtung wieder in Gang zu bringen. Schwieriger gesagt, als getan, denn das System war äußerst komplex und die Zeit knapp. Beide standen, begleitet von mehreren Technikern, in der Tarnvorrichtungsanlage: ein gewaltiger, dunkler Raum, in dessen Mitte das wohl wichtigste Objekt des Raums stand. Normalerweise schimmerte es, ähnlich dem Warpkern, wenn es funktionsbereit war, aber derzeit war das romulanische Gerät einfach nur tot.
    „Das ist keine menschliche Technologie“, stellte Woil schnell fest.
    „Richtig. Es handelt sich um romulanisches Material, “ erklärte Fähnrich Kensington und schlug die Spezifikationen in ihrem Padd nach.
    „Ich fürchte, dafür haben wir keine Ersatzteile an Bord, “ war der lapidare Kommentar des Antosianers.“
    „Dann müssen wir uns halt mit dem zufrieden geben, was wir haben. Wird ne schöne Flickerei.“
    Gemeinsam gingen sie die Bestandslisten der beiden Schiffe durch, auf der Suche nach jedwedem Material, was ihnen bei der Reparatur der Tarnvorrichtung behilflich sein konnte. Dies ging einige Minuten so, bis Woil schließlich die Stille mit einer Frage durchbrach:
    „Haben sie ihn schon einmal getroffen? Den Woil ihres Universums, meine ich?“
    Müde rieb sich Samira den Schweiß von der Stirn. Auch hier unten waren die Umweltsysteme gestört und verursachten eine zu große Hitze.
    „Nein. Als ich an Bord kam, hatte Woil die Sternenflotte schon vor einem halben Jahr verlassen. Ich kenne den ehemaligen Chief nur von Bildern und Berichten.“
    Nun hatte ihn doch die Neugierde gepackt. Die gesamte Zeit über hatte er sich gegen den Gedanken gesperrt, doch nun wollte er doch mehr erfahren.
    „Und was können sie mir von ihm erzählen?“
    Kurz blickte Kensington an die Ecke. Sie dachte nach, kramte die wenigen Informationen, die sie besaß, aus ihrem Langzeitgedächtnis heraus.
    „Na ja, er sah halt aus wie sie. Bis auf seine Haare, die waren kurz.“
    „Was hat er an Bord gemacht?“
    „Er war der Chefingenieur.“
    Angesichts dieser Worte schnaubte Woil irritiert.
    „Sie wollen mir sagen, dass ihr Jozarnay Woil ein ausgebildeter Ingenieur war?“
    „Ja, wieso nicht?“
    „Weil ich absolut keine Ahnung von dieser Materie habe“, erklärte der Spiegel-Woil mit einem Grinsen. „Technik ist nichts für mich. Ehrlich gesagt habe ich schon Probleme ihnen bei dieser Sache hier zu helfen. Ich kann kämpfen; daher bin ich der taktische Offizier der Defiant.“
    Angesichts dieser Informationen musste auch Fähnrich Kensington lächeln. Ein kleiner Spaß angesichts der derzeit brenzligen Lage.
    „Zumindest zeigt dies, dass, nur weil sich die Personen ähneln, ihre Schicksale nicht vorherbestimmt sind“, fand Kensington und machte sich wieder an die Arbeit. „Für jeden Genetiker wäre diese Erkenntnis im höchsten Maße faszinierend.“
    So machten sich die beiden wieder an die Arbeit, ohne ein weiteres Wort über das Thema zu verlieren. Derzeit gab es einfach wichtigeres zu tun.

    Die einzige Person, die eigentlich nicht an Kommunikation interessiert war, war Commander Matthew Price. Schwitzend lag er unter seiner Navigationskonsole und versuchte einige kleine Reparaturarbeiten daran durchzuführen. Unterstützt wurde er dabei vom möglicherweise interessantesten Charakter unter den Besuchern, nämlich Martin Lewinski. Jedoch hatte der Halbbetazoid absolut kein Interesse an einer Konversation.
    „Reichen sie mir mal das Diagnosegerät“, bat Price und untersuchte einige Gelpacks auf ihre Tauglichkeit. Sollten sie noch einmal in einen Kampf geraten, und Price zweifelte an diesem Umstand in keinster Weise, dann wollte er mit unter den optimalsten Bedingungen arbeiten.
    Martin Lewinski betrachtete Price eine Zeit lang bei seinen stummen Arbeiten, dann fragte er ihn schließlich:
    „Wollen sie denn gar nichts sagen?“
    „Ich wüsste nicht, was es zu sagen gäbe“, entgegnete Matt und ächzte, als er wieder unter der Konsole hervorkrabbelte.
    „Na kommen sie! Überall an Bord stellt man uns Tausend Fragen und wundert sich, dass wir nicht so sind, wie die Personen ihres Universums. Sie müssen doch auch interessiert sein.“
    „Bin ich nicht“, raunte Price und suchte nach einem ganz bestimmten Werkzeug, welches er jedoch nicht in der Box vorfand.
    „Und wieso?“
    „Geht sie das was an?“
    Abwehrend wich Martin Lewinski einen Schritt zurück und hob demonstrativ die Hände.
    „Hey, “ schmollte er, „wieso sind sie denn so grob?“
    „Weil vor ein paar Stunden meine Mutter gestorben ist??“ schrie Price ihn an, warf den Werkzeugkasten frustriert in die Ecke und trat gegen seinen Stuhl. Entsetzt blickten ihn alle Brückenoffiziere an, nur Martin Lewinski schien keine Gefühlsregung zu zeigen.
    „Ich habe meine Eltern nie kennen gelernt“, erklärte der jüngere Bruder ohne jedwedes Gefühl in seiner Stimme.
    „Toll für sie!“ fauchte Price ihn an und begann das verstreute Werkzeug wieder aufzusammeln, um es in die Box einzuräumen. „Was bringt mir das jetzt?“
    „Keine Ahnung. Ich kann ihnen jedoch nicht bei der Bewältigung ihres Schmerzes helfen und so sehr ich es auch möchte, derzeit haben wir dringendere Sorgen. Ich schlage also vor, dass sie ihre Gefühle beiseite räumen und ihre Arbeit machen.“
    Angewidert blickte Price Martin an, überlegte sich, was er machen sollte. Dieser jüngere Lewinski war anscheinend genauso ein Schwein wie das Pendant aus seinem Universum. Für einen kurzen Moment ballte Matt eine Faust, konzentrierte sich dann jedoch wieder auf seine Arbeit. Scheinbar war dies die einzige Art und Weise, wie er sich derzeit ablenken konnte.
    Zischend öffnete sich das Brückenschott und Captain Lewinski betrat das Kommandodeck des Schiffes. Er kam eben von der Krankenstation, wo er sich von Dr. Frasier über den Verwundetenstand hatte informieren lassen. Traurig hatte Elisabeth ihm die beiden Toten gezeigt, die bei dem Angriff der Klingonen ums Leben gekommen waren. Fähnrich Mutobo und Crewman Xerex hatten den Angriff nicht überlebt.
    „Sie sind noch so jung“, murmelte Lewinski und Frasier hatte nichts anderes tun können, als stumm zu nicken. So viele waren am heutigen Tage gestorben, angefangen mit Timo Gruber. Wie viele mussten noch sterben, bis dieser furchtbare Tag endlich zu Ende war.
    „Es ist nicht ihre Schuld, Captain“, versuchte die Chefärztin ihren Kommandanten aufzumuntern. „Sie haben nicht diese Toten auf dem Gewissen.
    „Doch, mindestens einen“, erwiderte John und dachte an den Wachmann, der bei der Befreiung seines Bruders ums Leben gekommen war. „Kennen sie sich mit den tirrionischen Bestattungsritualen aus?“
    Xerex war Tirrione und Captain Lewinski wollte ihm ein würdiges Begräbnis ermöglichen. Leider kannte er sich mit der Kultur seines Volkes so gut wie gar nicht aus.
    „Darüber sollten sie sich nun keine Gedanken machen, Sir. Es gibt nun wichtigeres, “ meinte Elisabeth Frasier mit leiser Stimme. Leider schien ihr Hinweis auf taube Ohren zu stoßen.
    „Was bitteschön kann es denn wichtigeres geben als die Toten?“ fragte Lewinski, ohne dabei den Blick von den Leichen zu lösen.
    „Dass weitere Crewmitglieder ums Leben kommen.“
    Diese Antwort des Doktors hatte John wieder zur Besinnung gebracht. Langsam hatte er sich wieder auf den Weg zur Brücke gemacht, nur um dort auf Martin zu stoßen. Eine Person, von der er angenommen hatte, dass er sie für eine lange Zeit nicht mehr sehen würde; im schlimmsten Falle sogar nie wieder. Nun stand sie jedoch vor ihm, in Fleisch und Blut.
    „Kann ich dich mal sprechen?“ fragte John und Martin folgte ihm in den Bereitschaftsraum.
    Beide Lewinskis blickten sich an. Auch Martin rang mit sich selbst, dies war zu erkennen. Jedoch spürte John eine gewisse Distanz zwischen ihnen beiden.
    „Ich dachte“, begann der Captain der Monitor schließlich, „ich sähe dich nie wieder.“
    „Dasselbe könnte ich auch von mir behaupten.“
    Es war schon seltsam. Sie waren beide wirklich Brüder, jedoch nur auf genetischer Ebene. Denn in Wahrheit hatten diese beiden Männer nie etwas miteinander zu tun gehabt.
    „Wie meinst du das?“ fragte John irritiert.
    „Du lebst in diesem Universum nicht mehr“, war die freimütige Antwort seines Bruders. Wie alle anderen Besucher war auch er durch das harte Leben in diesem Universum mit Narben und ungepflegtem Aussehen gebrandmarkt.
    „Ich starb also in der Sklaverei?“
    „Du wurdest wegen Verrat hingerichtet.“
    Die Antwort kam so schnell und wurde so emotionslos vorgetragen, dass John schlucken musste. Er konnte nicht so recht glauben, was er da eben gehört hatte.
    „Wegen Verrat?“
    „Ja. Smiley O´Brien war dein Henker.“
    Verwirrt fuhr sich John durch das Gesicht. Die ganze Sache wurde einfach immer abenteuerlicher.
    „Ich und Verrat…schon seltsam.“
    „Es war hart den Namen unserer Familie wieder rein zu waschen“, erklärte Martin und immer noch behielt er dieselbe Tonlage bei. „Jahrelang musste ich um das Vertrauen der anderen Menschen ringen. Erst die Teilnahme an einer schwierigen Geheimmission hat die Sache wieder in Ordnung gebracht.“
    „In meinem Universum bist du die kriminelle Figur unserer Familie.“
    Nun endlich zeigte auch Martin einen Anflug von Überraschung.
    „Ist dies so?“ fragte er.
    „Ja. Du bist Waffenhändler.“
    „Wurde ich geschnappt?“
    Fast schon fürchtete sich John diese Antwort zu geben, dann rang er sich doch zu ihr durch:
    „Ich habe dich festgenommen…also ihn.“
    Doch Martin war wieder zu seiner Emotionslosigkeit zurückgekehrt, die in ihrer Stoischkeit schon fast vulkanisch wirkte.
    „Nun, von meiner Seite aus soll kein böses Blut zwischen uns sein“, schlug der Navigator der Defiant vor.
    „Einverstanden.“
    Daraufhin wollte sich Martin schon an das Verlassen des Bereitschaftsraumes machen. Doch bevor er gehen konnte, meinte John:
    „Es ist schön, dich wieder zu sehen.“
    Und zu seiner Überraschung erwiderte Martin, ohne sich umzudrehen:
    „Ich freue mich auch, dich wieder zu sehen!“

    Der Innenminister der Vereinigten Föderation der Planeten hatte geduldig gewartet. Ohne Hast war er nach dem Gespräch in sein eigenes Ministerium zurückgekehrt. Natürlich würde er nicht sofort eine Antwort erhalten, dies war ihm klar gewesen und es hatte auch kein Grund zur Eile bestanden. Er hatte etwas liegen gebliebene Arbeit erledigt, zu Abend gegessen und anschließend gewartet. Jedoch hatte der Innenminister umsonst gewartet. Eine Minute nach der anderen war verstrichen, dennoch hatte ihn keine Antwort seitens Jellico oder gar des Präsidenten erreicht. Inzwischen war auch genügend Zeit vergangen, also hatte der Justizminister genügend Gelegenheiten gehabt, um das Anliegen an den Staatschef weiter zu tragen. Daraufhin ließ sich der Innenminister mit dem Büro Jellicos verbinden, wurde jedoch von dessen Mitarbeitern vertröstet. Derzeit sei der Justizminister nicht zu erreichen.
    Zwar hatte er kein Ultimatum gesetzt, doch der Innenminister war der Ansicht lang genug gewartet zu haben. Scheinbar war der Präsident an Gesprächen mit seinem Kabinett nicht interessiert. Frustriert und persönlich stark enttäuscht setzte der Innenminister also die nächste Phase seines Plans in Gang und begann seine Kabinettskollegen nacheinander zu kontaktieren. Natürlich fragte er sich dabei insgeheim, ob er hier nicht den größten Fehler seines Lebens beging. Obwohl er sich nur ungern als Berufspolitiker bezeichnen ließ, hatte er sein ganzes Leben in den Dienst am Volke gestellt. Er blickte auf eine fast zwanzigjährige Karriere zurück, die er als kleiner Abgeordneter im Parlament begonnen hatte. Noch immer erinnerte er sich voller Stolz daran, wie er das erste Mal den gewaltigen Plenarsaal betreten und von der schieren Größe beeindruckt gewesen war. Ebenfalls in frischer Erinnerung hatte er seine erste Rede vor den Repräsentanten der Föderationsvölker, als er mit schlotternden Knien das Podium betreten und seine Meinung Kund getan hatte. Es war ein kurzer und wahrscheinlich auch unbedeutender Beitrag zum Thema „Handelsabkommen mit der Tsenketi-Republik“ gewesen, dennoch hatte dies einen großen Tag für ihn dargestellt. Im Laufe der Jahre und Jahrzehnte hatte er sich langsam nach oben gearbeitet, dabei das Vertrauen sowie den Respekt zahlreicher anderer Politiker gewonnen. Selbst ein Parteiwechsel hatte seinem Aufstieg nicht geschadet. Nun war er bereit alles aufgrund seiner Überzeugung zu opfern. Nur zu gerne hätte er auf diesen Schritt verzichtet, doch es ging nicht anders. Hier ging es ihm einzig und allein um die Wahrung der Demokratie. Er selbst betrachtete den Präsidenten als guten Freund, dem er jederzeit das Vertrauen ausgesprochen hätte. Jedoch waren am heutigen Tage Fehlentscheidungen getroffen worden; dies durfte man nicht unter den Teppich kehren. Aus diesem Grund mussten die gegenwärtigen Geschehnisse
    untersucht und eine Entscheidung gefällt werden. Zum Wohle aller Bürger der Föderation.

    Jozarnay Woil bekam von dem kleinen Eingriff nichts mit. Sein Dämmerzustand erlaubte es ihm nicht mehr, zwischen realen und eingebildeten Schmerzen zu unterscheiden. Zu sehr hatte er sich an den Schmerz, an die Enttäuschung, an das Versagen seines Körpers gewohnt.
    Die einsetzende Gamma Strahlung, die sich prompt bemerkbar machte, riss ihn aus seinem Dämmerschlaf. Sie versetzte der Umgebung neue, schärfere Konturen. Klarerer Töne und beißende Gerüche.
    Schritte, ein Pfeifen im Hintergrund. Menek hatte den Verhörraum verlassen und begab sich in den Nebenraum. Nun waren es wieder Ke’ler und Woil, die den Raum mit ihren unterschiedlichen Charakteristika ausfüllten.
    Im Nebenraum traf Menek auf Subcommander Telk. Argwöhnisch beobachtete er das Verhör.
    „Sie haben Ke’ler doch im Auge, nicht wahr?“, fragte der Kommandant.
    „Natürlich, Sir.“
    „Ich muss mich um einige Nachrichten kümmern. Anscheinend ist irgendwas in der Föderation im Gange. Auf jeden Fall gibt’s ordentlich Traffic im Subraum. Die letzte Übermittlung kam nur zerstückelt bei uns an.“
    „Plant die Föderation etwas?“, fragte Menek.
    Telk runzelte die Stirn. „Ich weiß es nicht – bei der Föderation weiß man nie. Ich denke jedoch nicht, dass Sie etwas planen, solange eine ihrer Delegationen mit ihrem Vizepräsidenten auf dem Romulus ist.“
    „Und dann sollen wir einen Föderationsbürger in deren Nähe bringen?“, fragte Menek, während er auf Woil blickte.
    „Der Vizepräsident wird schon lange weg sein, bis wir ankommen“, antwortete Telk. „Seit wann stellen Sie denn die Befehle des Oberkommandos in Frage?“
    Schweigend blickte Menek zu Telk, der mit einem leichten Grinsen auf den Lippen zum Arzt sah.
    „Ich werde ein Auge auf Ke’ler haben, Sir“, antwortete Menek und hoffte dadurch die Situation – für sich – zu lockern.
    „Sie müssten die Wirkung schon spüren.“ Ke’lers Stimme drang durch die Lautsprecher. Sie begann mit einer weiteren Runde ihres Verhörs.
    Zum ersten Mal nahm Woil Ke’ler wahr. Sie hatte gottverdammt recht. Er spürte die Wirkung. Die Gamma Strahlung brannte in seinem Gehirn. Als brenne jede einzelne Zelle in seinem Kopf.
    „Was haben Sie mit mir gemacht?“, fragte er.
    „Wann haben Sie das letzte Mal Ketracel-White zu sich genommen?“
    Woil überlegte. Die Antwort lag eine halbe Ewigkeit zurück. Seine Gedanken rasten, regten die Gamma Strahlung zu noch mehr „Feuer“ an. Blinzelnd sah er sich um und versuchte Orientierung zu bekommen. Einen Punkt zum Festhalten. Doch der wurde ihm nicht geboten. Alles in diesem Raum war im selben, eintönigen Schwarz gehalten.
    Ein Schimmernder Punkt auf Ke’lers Uniform gab ihm das Stichwort das er benötigte. Zum ersten Mal seit Stunden, hatte er wieder etwas, auf das es sich zu fixieren lohnte. Natürlich bemerkte auch Ke’ler Woils Blick. Sie bemerkte, dass sich sein Körper etwas anspannte.
    Zufrieden lächelte die Romulanerin. Das wirkliche Verhör begann jetzt. Die erste Runde ihres Katz und Maus Spiels wurde eingeläutet.
    Woil erinnerte sich wieder an das andere Leben, das er einst geführt hatte. Ein geordnetes Leben, ein voll gepacktes Leben. Ein Leben ohne private Momente. Ein Leben, das er versucht hatte, hinter sich zu lassen. Doch dieses Leben schien ihn nicht los lassen zu wollen.
    Tal Shiar.
    „Wie ich sehe, kehrt ihre Erinnerung zurück“, erkannte Ke’ler. „Lassen Sie mich einige Dinge klarstellen. Einige Dinge, an die Sie sich vielleicht erinnern. Und an einige Dinge, die Sie nicht miterlebt haben.“ Sie befeuchtete ihre Lippen und veränderte ihre Standposition. Und sie legte sich die Worte zurecht, die sie preisgeben wollte. Ihr war bewusst, ein ausgebildetes Mitglied des Sternenflottengeheimdiensts durfte niemand unterschätzen. Selbst wenn dieses Mitglied seine Fähigkeiten nicht auffrischen konnte, durfte kein Wort zu viel verraten werden. Denn jenes konnte sofort gegen sie selbst verwendet werden. „Wir fanden Sie auf dem Talar. Beinahe tot.“
    Ein Blitzlicht brachte die Erinnerung zu Woil zurück. Dieser freundliche Talarianer hatte versucht ihn zu töten. War ihm dies nicht gelungen?
    „Wie ich sehe kehrt die Erinnerung zurück. Wir haben Sie versorgt und vor dem Tod bewahrt. Danach wurden wir angegriffen und sahen uns gezwungen Talar zu verlassen. Hier habe ich Ihnen eine... hohe Dosis Ketracel Weiß verabreicht. Lassen Sie sich nicht täuschen. Die Drogen wirken immer noch und halten Sie am Leben. Und Ihnen wird klar sein, was geschieht, wenn Sie keine weitere Dosis Weiß bekommen.“
    Ohne eine Gefühlsregung nahm Woil die Worte auf. Wann war dies alles geschehen? Wurde er vor Tagen, Wochen, Monaten vom Talar gerettet? Wo war er jetzt, wenn sie sagte, dass sie Talar verlassen hatten?
    „Wieso waren Sie auf Talar?“, fragte Ke’ler.
    Woil schüttelte alles ab. Während seine Gedanken in seinem schmerzenden Kopf rasten, entspannte sich sein Körper. Oft genug hatte er in seiner Karriere solche Situationen durchmachen müssen. Woil ging die ihm nun offen stehenden Möglichkeiten wie in einem Kartenspiel durch. Was wusste Ke’ler? Was durfte sie von seiner Situation wissen? Sollte er ihr alles erzählen? Doch würde man ihm glauben? Welche Konsequenzen ergäben sich? Und vor allem: was hatte sie mit ihm vor? Jozarnay Woil war klar, dass er keine Chance gegen eine Tal Shiar Agentin hatte. Nicht auf Dauer zumindest. Er musste nur lange genug durchhalten bis... bis...
    „Es wird niemand kommen.“ Ke’ler sprach den Gedanken aus, den Woil nicht zu denken wagte. „Die Monitor weiß nicht, wo Sie sind. Niemand weiß, wo Sie sind.“
    Woils Fassade begann zu bröckeln. Ihm hätte klar sein müssen, dass dem Tal Shiar sein Name vertraut war. Schließlich hatte er schon mit genug Romulanern an der Tarnvorrichtung der Monitor gearbeitet. Doch nun hatte er sich verraten. Ke’ler wusste, dass sie seine Gedanken erraten, gelesen hatte, dass sie seine Gedanken kannte, noch bevor Woil sich deren selbst bewusst war.
    „Sie sind allein. Und Sie werden in den nächsten Stunden unerträgliche Schmerzen leiden. Das Weiß wird sich aus ihren Adern brennen, Ihr geschundener Körper wir rebellieren. Ihre Kopfschmerzen werden nicht weichen.“
    Woil spürte plötzlich jedes einzelne „Wehwehchen“. Jede einzelne Zelle schien aufzuschreien unter den Belastungen des Tages. Seine Wunde am Bauch brannte. Zwar hatten die Romulaner die Einstichwunde regeneriert und geheilt, doch ein Körper musste sich an eine so schnelle Heilung erst gewöhnen.
    Ke’ler hatte die Angel ausgeworfen und der „Wurm“ Woil war direkt auf den Haken gesprungen.
    „Ich habe Zeit... Ihnen läuft Sie davon.“
    Ke’ler war während ihres kleinen Vortrags immer näher heran gerückt. Und nun verpuffte die erdrückende Spannung im Nichts, indem sie sich in den Schatten des Verhörraums zurückfallen ließ. Woil hörte in die Schatten hinein. Hörte in die Stille. War sie überhaupt noch da?
    Als er sich beinahe sicher war, dass er allein war, dass er allein schmorte auf seinem elektrischen Stuhl, hörte er in sich hinein.
    Er hörte niemanden. Und dies ängstige ihn – bis auf die Knochen.

    Innerhalb der kleinen klingonischen Flotte, die den Mond umkreiste, war der neue Regent schon hinlänglich bekannt. Aber auch zur Heimatwelt musste die Kunde von dem neuen Anführer getragen werden. Aus diesem Grund hatte sich Martok in seine privaten Gemächer zurückgezogen und eine Verbindung zum hohen Rat herstellen lassen.
    Der Begriff seine Gemächer war dabei noch etwas ungewohnt, denn noch vor einer Stunde waren es die Räume von Worf gewesen. Doch auch dies gehörte zu den Gesetzen des Duells: der Sieger übernahm ebenfalls den Nachlass des Verstorbenen.
    Endlich erschien der hohe Rat von Qo´nos auf dem Bildschirm. Der Vorsitzende der Versammlung, der alle zwei Monate wechselte und mit einem Sprecher für die Delegierten zu vergleichen war, weitete überrascht die Augen, als er Martok erkannte:
    „Captain Martok, was ist hier los? Wo ist der Regent?“
    Gewinnend lächelte der Klingone und lehnte sich in dem bequemen Polstersessel zurück.
    „Der sitzt genau vor ihnen.“
    Aufgeregtes Getuschel war von den anderen Ratsmitgliedern zu hören, welches durch eine einfache Handbewegung des Vorsitzenden zum Verstummen gebracht wurde.
    „Ich denke sie schulden uns eine Erklärung!“
    „Diese sollen sie auch bekommen“, entgegnete Martok und betätigte einige Tasten, um ein Datenpaket an die Heimatwelt zu senden. „Vor einer Stunde habe ich, gemäß den Traditionen und Gesetzen unseres Volkes, den Regenten Worf zu einem Duell aufgefordert, aus dem ich siegreich hervorgegangen bin. Den Gesetzen entsprechend habe ich damit die Regentschaft übernommen.“
    Abermals weiteten sich die Augen des weißhaarigen Vorsitzenden, dieses Mal jedoch noch weitaus mehr als noch zu Beginn.
    „Sie haben was?“ fragte er, so als ob er den restlichen Teil der Aussage gar nicht gehört hätte.
    Auch die restlichen Ratsmitglieder blickten sich irritiert angesichts dieser neuen Lageentwicklung an.
    „Tun sie nicht so, als hätten sie mich nicht schon beim ersten Mal verstanden: ich habe Worf in einem gesetzmäßigen Zweikampf getötet und bin nun der neue Regent der Klingonischen Konföderation!“
    Wieder schwoll das Getuschel der Ratsmitglieder an. Dieses Mal waren ihre Stimmen deutlicher zu vernehmen und Martok erkannte eine Mischung aus Zustimmung und Entsetzen. Worf hatte es in der Zeit seiner Herrschaft nie verstanden alle Häuser des hohen Rates hinter sich zu stellen. Einigen kam dieser Machtwechsel durchaus gelegen.
    „Dies erfolgt zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt“, echauffierte sich der Vorsitzende, hatte dabei jedoch Mühe die anderen Ratsmitglieder zum Verstummen zu bringen.
    Martok wusste, dass er nun ein Machtwort sprechen musste. Mit der Faust schlug er auf den Tisch und grollte:
    „Es war genau der richtige Zeitpunkt! Worfs Führung war schwach, dies müssen selbst seine Förderer einsehen. Unter seiner Regentschaft hat unser Volk massiv an Einfluss innerhalb der Allianz verloren. Dem musste ich ein Ende setzen!“
    Abermals brüllten die Ratsmitglieder ihre Meinung und scheinbar gewannen die Worf-Kritiker die Oberhand. Mehrere Klingonen reckten gar ihre Fäuste in die Höhe und skandierten den Namen des neuen Regenten.
    „Ich werde nun einige letzte Dinge im Sol-System erledigen“, verkündete Martok und ließ mittels seiner Tonlage keinen Zweifel daran, dass er keine Widerworte duldete. „Im Anschluss werde ich mich auf den Weg zu unserem Heimatplaneten machen, um die dortigen Angelegenheiten in Ordnung zu bringen. Vereinbaren sie einen Termin mit cardassianischen Offiziellen der Allianz! Ich muss mit ihnen neue Sondierungsgespräche führen!“
    Für einen kurzen Moment wirkte es, als wollte der Offizielle zu einer weiteren Erwiderung ansetzen, ließ es stattdessen. Er nickte und erklärte:
    „Wie sie wünschen, mein Regent!“
    Martok lächelte und beendete die Verbindung. Nun, wo auch dies erledigt war, konnte er sich nun endlich der Intendantin zuwenden…

    Ein historischer Moment stand bevor. Zum ersten Mal würden zwei Raumschiffcrews aus verschiedenen Universen eine gemeinsame Operation durchführen. Doch derzeit war die Crew der Monitor einfach zu müde, um zu viele Gedanken an die geschichtlichen Implikationen dieses Ereignisses zu verschwenden. Die Führungsoffiziere beider Schiffe hatten sich im Casino eingefunden. Captain Lewinski und Bruce Land standen neben einem Wandterminal, der ihren Plan illustrieren sollte. Sorgenvoll blickte John seine Offiziere an. Jetzt, wo die meisten von ihnen ein paar Minuten tatenlos auf ihren Plätzen sitzen sollten, hatten sie Mühe die Augen offen zu halten. Die einzige, die noch halbwegs wach zu sein schien, war Arena Tellom. Ob es ihre Sorge um Ardev war, die die Terellianerin so standhaft
    Bleiben ließ?
    Wie auch immer, es galt keine unnötige Zeit zu verschwenden und daher begann Captain Lewinski mit seiner Einweisung:
    „Captain Land und ich haben uns auf ein gemeinsames Vorgehen geeinigt, da wir die selben Ziele verfolgen. Er hilft uns mit bei der Rettung von Danny Bird, im Gegenzug unterstützen wir bei der Festnahme des klingonischen Regenten.“
    „Was ist mit James Talley sowie seiner Tochter?“ wollte Matt Price wissen.
    „Sollte sich die Gelegenheit ergeben, so werden wir uns diese selbstverständlich auch schnappen“, erklärte Captain Lewinski und fügte hinzu: „Priorität hat in diesem Falle jedoch Danny.“
    Die anwesenden Offiziere nickten. Sie alle waren mit dieser Einschätzung mehr als einverstanden.
    „Die Monitor und Defiant werden unter Ausnutzung unserer Tarnvorrichtungen abwechselnd Angriffe auf die klingonischen Schiffe fliegen“, fuhr nun Bruce Land mit der Missionseinweisung fort. „Dabei werden wir uns keiner Konfrontation stellen, sondern wie Wespen immer wieder gezielt zustechen, um uns so dem Mond anzunähern. Da die Defiant das intaktere Schiff ist, werden wir hauptsächlich die Angriffe durchführen. Die Monitor wird versuchen in den Umlaufbahn des Mondes einzuschwenken und ein Einsatzteam hinunter beamen.“
    „Womit haben wir es zu tun?“ fragten Jozarnay Woil und Fähnrich Kensington. Eine Sache, die beiden ein Lächeln abnötigte.
    „Es handelt sich um einen alten imperialen Bunker aus der Zeit Kirks“, erklärte Land. „Wir haben die Baupläne studiert und werden diese natürlich noch an die taktischen Teams weitergeben. Wir haben mehrfach beobachtet, dass sich der Regent zu Gesprächen mit der Intendantin auf den Mond beamt. Wenn er dies das nächste Mal tut, so schlagen wir zu und schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe!“
    Ein letztes Mal blickten die beiden Kommandanten in die Runde. Optimismus war, trotz der Müdigkeit, in den Gesichtern der Offiziere zu erkennen. Einmal noch anstrengen, dann würde es endlich geschafft sein und sie konnte die lang ersehnte Heimreise antreten.
    „Wie ist der Status der Monitor?“
    William Riker und Alex Bolder blickten sich kurz an, dann erklärte der bärtige Mann:
    „Schilde sind nun bei 23 Prozent. Die Tarnung funktioniert wieder, aber die hinteren Waffensysteme können sie vergessen. Allerdings glaube ich eh nicht, dass sie vor dem Feind weglaufen wollen.“
    „Mehr konnten sie nicht reparieren?“ fragte Lewinski mit einem Stirnrunzeln. Was er da eben gehört hatte, gefiel ihm immer weniger,
    „Tut uns leid, Sir“, erklärte Lieutenant Bolder. „Aufgrund der mangelnden Zeit und den nicht vorhandenen Zeit war dies das Beste, was wir machen konnten.“
    Verstehend nickte John. Mehr war einfach nicht zu machen. Er wollte einfach nur endlich diesen verdammten Tag hinter sich bringen und daher ließen beide Kommandanten ihre Offiziere wegtreten. Sobald die Spiegel-Crew wieder auf ihrem Schiff war, würde der Angriff beginnen. Es galt immerhin keine Zeit zu verlieren.
    „Viel Glück“, wünschte er Bruce Land und drückte ihm die Hand. Etwas irritiert erwiderte Bruce die Geste und ging in den Transporterraum.
    Auf dem Weg zur Brücke holte Matt Price seinen Captain noch ein. Gemeinsam stiegen sie in den Turbolift und John sah ihm nur zu deutlich an, dass er etwas sagen wollte.
    „Was gibt es, Matt?“
    „Hast du dir eigentlich mal Gedanken über die erste Direktive gemacht?“ fragte der Halbbetazoid gerade heraus.
    „Wie meinst du das?“
    „Immerhin mischen wir uns hier in einen internen Konflikt ein.“
    Kurz blickte John an die Decke. Mit dieser Frage hatte er gerechnet, dennoch hatte er sie der Bequemlichkeit halber erst einmal von sich geschoben.
    „Die erste Direktive greift bei anderen, möglicherweise unterentwickelten, Völkern. Dies ist jedoch hier nicht gegeben. Es handelt sich stattdessen um Menschen. Unsere Brüder quasi.“
    „So einfach machst du dir das?“
    Ganz deutlich war zu erkennen, dass sich Matt mit dieser Antwort nicht zufrieden gab.
    „Siehst du es denn anders?“ fragte ihn sein Captain herausfordernd.
    „Allerdings, dies tue ich.“
    Zischend kam der Lift zum Stillstand und die Schotts öffneten sich, so dass beide den Weg zur Brücke fortsetzen konnten.
    „Matt, hör mal, dies ist unsere einzige Chance, wie wir Danny da herausholen können. In unserem Zustand hätten wir allein nie eine Chance gegen diese klingonische Armada. Außerdem habe ich heute schon so viele Gesetze gebrochen, wenn ein Anklagepunkt mehr hinzukommt, ist dies auch nicht mehr so schlimm!“
    Eigentlich wollte Matt noch etwas erwidern, doch die Aussage seines Vorgesetzten war so fatalistisch, dass es seinen Atem stocken ließ. Mittels seiner empathischen Fähigkeiten spürte er zudem, dass sich John schon selbst aufgegeben hatte. Um diesen Tag zu überstehen, war er bereit alle Schuld auf sich zu laden. Die Crew musste dankbar für einen solchen Vorgesetzten sein!
    Die beiden Offiziere erreichten die Brücke und nahmen ihre Stationen ein. Nun endlich kam es zum hoffentlich finalen Kampf. Noch einmal hieß es sich anstrengen und alles zu geben, dann würde dieser Alptraum endlich vorbei sein. Die Crew hatte am heuten Tage großartiges geleistet, so viel stand fest. Hoffentlich besaß sie noch etwas Kraft, um das letzte Stück dieses Marathons erfolgreich zu beenden.
    John ließ sich in seinen Kommandantenstuhl fallen und wusste nicht, zum wievielten Mal am heutigen Tage er dies schon getan hatte. Nahe an der Leistungsgrenze fuhr er sich durchs Gesicht und blickte dann ein letztes Mal jeden einzelnen seiner Brückenoffiziere an. Sie hatten heute wahrlich unglaubliches geleistet und nun würde er hoffentlich das letzte Mal alles von ihnen abverlangen. Zahllose müde Augen erwiderten seinen Blick, doch jeder von ihnen wollte Danny Bird wieder an Bord holen. Auch wenn er schon so lange nicht mehr hier gewesen war, er war immer noch ein Teil der Crew und er konnte sich auf sie alle verlassen. In den letzten Jahren war aus ihnen mehr als nur Kollegen und Freunde geworden; sie waren eine Familie. Dies war John immer wieder heute klar geworden und dennoch freute ihn diese Erkenntnis.
    „Ist das taktische Team bereit?“ fragte er in Richtung von Samira Kensington.
    Die Frau hatte sich heute einmal mehr als würdige Vertretung von Danny erwiesen, auch wenn es zu Anfang einige Querelen gegeben hatte. Es würde zweifelsohne schwer für sie werden ins zweite Glied zurückzutreten, wenn Bird erst einmal wieder an Bord war.
    „Das Einsatzteam wartet im Transporterraum“, erklärte Fähnrich Kensington und führte eine letzte Überprüfung der Zielerfassung durch. „Sobald wir bereit zum Beamen sind, werde ich zu dem Team stoßen.“
    Mehr brauchte John nicht zu wissen. Ihr Einsatzteam würde parallel zum Außenteam der Spiegel-Defiant agieren und damit möglichst viele Kräfte der Allianz binden.
    Alle anderen signalisierten ihm durch seine Blicke, dass ihre Stationen bereit waren. Noch einmal dachte er über die seltsame Schützenhilfe nach, die sie im Moment erhielten. Ein ganzes Schiff voller Doppelgänger, von dem einer sogar sein Bruder war! Wie seltsam doch diese Begegnung war. Wie hatte sich in diesem Universum Martin zu einem idealistischen Mann entwickeln können, während der andere ein skrupelloser Waffenhändler war? Genauso gut konnte man sich fragen, wieso der John Lewinski des Spiegeluniversums ein Verräter an der eigenen Spezies war. Möglicherweise war ihm dieser Mann jedoch nicht so fern, wie er am Anfang vermutete. Immerhin hatte John am heutigen Tage mehrere Gesetze gebrochen und sich sogar gegen den Präsidenten gestellt. In gewisser Weise war auch er heute zum Verräter geworden. Genie und Wahnsinn lagen scheinbar nah beieinander.
    „Also gut“, meinte Captain Lewinski schließlich, „holen wir Danny zurück nach Hause. Alle Mann auf die Kampfstationen!“
    Die Sirenen heulten zum unzähligsten Mal am heutigen Tage auf und die roten Lampen blinkten auf allen Decks auf. Neuerliches Adrenalin durchströmte ihre Körper. Die letzte Herausforderung stand ihnen bevor. Eine Szene aus Shakespeare kam ihm in den Sinn; es handelte sich um das Stück König Heinrich der Fünfte, welches er damals in der Schule hatte aufführen müssen. Obwohl diese Worte zahlreiche Jahre zurücklagen, hatte er sie bis zum heutigen Tage nicht vergessen und schienen nun zur gegenwärtigen Situation zu passen:
    Noch einmal stürmt, noch einmal, lieben Freunde!
    Sonst füllt mit toten Englischen die Mauer!
    Im Frieden kann so wohl nichts einen Mann
    Als Milde und bescheidne Stille kleiden,
    Doch bläst des Krieges Wetter euch ins Ohr,
    Dann ahmt dem Tiger nach in seinem Tun;
    Spannt eure Sehnen, ruft das Blut herbei,
    Entstellt die liebliche Natur mit Wut,
    Dann leiht dem Auge einen Schreckensblick
    Und lasst es durch des Hauptes Bollwerk spähn
    Wie ehernes Geschütz; die Braue schatt es
    So furchtbarlich, wie ein zerfressner Fels
    Weit vorhängt über seinen schwachen Fuß,
    Vom wilden, wüsten Ozean umwühlt.
    Nun knirscht die Zähne, schwellt die Nüstern auf,
    Den Atem hemmt, spannt alle Lebensgeister
    Zur vollen Höh! - Auf, Englische von Adel!
    Das Blut von kriegbewährten Vätern hegend,
    Von Vätern, die, wie so viel Alexander,
    Von früh bis Nacht in diesem Lande fochten,
    Und nur, weil Stoff gebrach, die Schwerter bargen!
    Entehrt nicht eure Mütter; nun bewährt,
    Dass, die ihr Väter nanntet, euch erzeugt,
    Seid nun ein Vorbild Menschen gröbern Bluts
    Und lehrt sie kriegen! - Ihr auch, wackres Landvolk,
    In England groß gewachsen, zeigt uns hier
    Die Kraft genossner Nahrung; lasst uns schwören,
    Ihr seid der Pflege wert, was ich nicht zweifle;
    Denn so gering und schlecht ist euer keiner,
    Dass er nicht edlen Glanz im Auge trüg.
    Ich seh euch stehn wie Jagdhund' an der Leine,
    Gerichtet auf den Sprung; das Wild ist auf,
    Folgt eurem Mute, und bei diesem Sturm
    Ruft: «Gott mit Heinrich! England! Sankt Georg!»

    Die Namen, Länder oder Orte mochten sich geändert haben, doch noch immer steckte in diesen Worten unglaublich viel Wahrheit. Der Kanadier ließ sich von diesen Zeilen inspirieren, versuchte durch sie neue Kraft und neuen Mut zu schöpfen. Lieutenant Bird, ihr taktischer Offizier und Freund, brauchte sie. Die Crew würde ihn nicht im Stich lassen!

    Aber auch der Captain der Defiant musste sich noch seinen Offizieren stellen. Nachdem die vier wieder an Bord ihres Schiffes gebeamt worden waren, zögerte Martin Lewinski keine Sekunde und fragte Land:
    „Du hast ihnen doch nichts vom Tantalus-Gerät erzählt, oder?“
    Überrascht blickte Bruce seinen Navigator an und stellte fest, dass auch die anderen Männer des Außenteams ihn anstarrten. Scheinbar wollten sie alle eine Antwort auf diese Frage haben.
    Auch Martin Lewinski war, auch wenn er dies nicht allzu sehr zeigen wollte, mehr als irritiert über die Ereignisse der letzten Stunden. Seinem tot geglaubten Bruder wieder gegenüberzustehen, war mehr als seltsam gewesen. Natürlich war es nicht sein richtiger Bruder gewesen, aber dennoch waren sie miteinander verwandt. John war schon fünf Jahre tot und eigentlich hatte Martin schon längst mit dem Thema abgeschlossen. Diese andere Inkarnation jedoch wieder zu treffen hatte schmerzhafte Gefühle in ihm geweckt. Denn auch wenn John Lewinski in diesem Universum ein Verräter war, so handelte es sich bei ihm immer noch um seinen Bruder. Er hatte einen anderen John gekannt; den fürsorglichen Bruder, mit dem man viel Lachen und Spaß haben konnte. Was den älteren Lewinski zum Verrat bewogen haben konnte, wusste Martin bis heute nicht.
    Dieser Captain John Lewinski war so anders gewesen als sein Bruder und dennoch hatte er viele Parallelen zu ihm entdeckt. Zu gerne hätte Martin noch etwas mehr Zeit mit ihm verbracht. Wahrscheinlich hätten sie sich aufgrund ihrer beiden unterschiedlichen Leben nicht allzu viel zu erzählen gehabt, doch einfach nur wieder in der Nähe seines Bruders zu sein, wäre lohnenswert genug gewesen. Diese kurze Begegnung der beiden, bei der Martin so abweisend getan hatte, hatte ihm nur umso deutlicher gemacht, wie sehr er seinen Bruder und die gesamte Familie vermisste. Martin war der letzte Lewinski, er hatte keine Frau und wenn er in diesem Krieg fiel, so wäre die gesamte Linie der Lewinskis beendet. Es war schon schwierig genug den Namen der Familie durch seine Taten wieder rein zu waschen und trotz seiner zahlreichen Belobigungen spürte Martin, dass immer noch viele andere Menschen auf Distanz blieben. Auch aus diesem Grund war es schwierig für ihn eine Frau zu finden.
    Auch Captain John Lewinski schien dieses Schicksal zu teilen, zumindest hatte Martin keinen Ehering an dessen Finger gesehen. Scheinbar verband diese beiden Männer mehr, als sie beide auch nur ahnen konnten. Wie hatten sich die Lewinski-Brüder in den beiden Universen nur so unterschiedlich entwickeln können? Kurz vor seiner Rückkehr zur Defiant hatte er sich alle verfügbaren Daten zu der Familie Lewinski aus dem Föderationsuniversum geben lassen. Er war schon gespannt darauf diese Daten zu sichten und einen Einblick darauf zu gewinnen, wie sein Leben in einem anderen Universum hätte aussehen können. Doch das Schicksal hatte es anders gewollt. Doch für solche schwermütigen Gedanken blieb nun keine Zeit mehr. Nun war höchste Konzentration erforderlich.
    „Nein,“ erklärte Bruce Land schließlich. „Von Tantalus weiß die Crew der Monitor gar nichts. Diese Trumpfkarte möchte ich mir für den Notfall aufbewahren!“

    Alle zusammenzurufen hatte weitaus weniger Zeit in Anspruch genommen, als der Innenminister befürchtet hatte. Scheinbar waren seine Kabinettskollegen auf dem Sprung gewesen. Zwar hatte er Abstand davon genommen sie schon im Vorfeld über seine Pläne einzuweihen, doch jedermann hatte spüren können, dass etwas nicht stimmte. Ohnehin war das Ministerialviertel ein Ort der kurzen Wege, was durchaus so beabsichtigt war. Den zahlreichen Mitarbeitern und Diplomaten sollte so die Möglichkeit gegeben werden auch ohne einen Transporter innerhalb kürzester Zeit ihr Ziel zu erreichen. Und bei einem gemütlichen Spaziergang ließen sich oftmals heikle Beschlüsse fassen, die in stickigen Büros so manchmal nicht möglich gewesen wären.
    Als Ort der Zusammenkunft hatten sie alle sich für das Innenministerium entschieden. In einem abhörsicheren Raum saßen nun die einzelnen Minister an einem wundervollen ovalen Tisch aus vulkanischer Eiche, der fast so teuer wie das gesamte restliche Gebäude war. Die meisten Kabinettsmitglieder, natürlich bis auf Edward Jellico, waren der Einladung gefolgt. Einige wenige mussten via Videokonferenz hinzugeschaltet werden, da sie sich entweder gerade auf anderen Welten oder auf Reisen befanden. Rechts vom Kopfende des Tischs saß der Innenminister. Den Stuhl am Kopfende selbst ließ er frei, denn dieser war laut Protokoll dem Vizepräsidenten vorbehalten, der aus diplomatischen Gründen gerade auf Romulus weilte. Leider konnte er noch nicht mittels einer Videoschaltung teilnehmen, da er sich gerade in wichtigen politischen Gesprächen mit dem romulanischen Prätor befand. Ein letztes Mal blickte sich der Innenminister in den Reihen seiner Kollegen und Freunde um. Die meisten wirkten ahnungslos, einige wenige jedoch konnten sich den Grund ihrer Zusammenkunft denken.
    Der Innenminister räusperte sich kurz, um sich Gehör zu verschaffen, und begann mit seiner Einleitung. Dabei verzichtete er darauf sich von seinem Platz zu erheben; solche Formalitäten waren nun nicht von Nöten.
    „Meine Damen und Herren, verehrte Kollegen, ich freue mich, dass sie alle so zahlreich meiner Einladung gefolgt sind. Ganz besonders glücklich bin ich über unsere Amtskollegen, die aus diplomatischen Gründen auf anderen Welten weilen und uns dennoch zugeschaltet sind.“
    Die angesprochenen Minister, welche auf den Schirmen zu sehen waren, nickten kurz und bedankten sich so für die Erwähnung.
    „Leider wird der Vizepräsident noch einige Zeit abwesend sein“, fuhr der Innenminister fort, „denn er befindet sich derzeit in einer Sitzung mit dem romulanischen Prätor. Ich denke es dürfte jedem klar sein, dass dies angesichts der gegenwärtigen politischen Lage im Quadranten absoluten Vorrang hat.“
    Auch hier nickten die Anwesenden zustimmend. Die Agrarministerin nutzte jedoch die kurz entstandene Pause, um die Frage zu stellen, die allen auf der Zunge lag:
    „Wann wird der Präsident zu unserer Runde stoßen?“
    Alle Augen richteten sich auf den gastgebenden Innenminister, der nun etwas betreten zu Boden blickte. Er wusste auch nicht so recht, wie er dies nun deutlich machen sollte, also wählte er den direkten Weg:
    „Dies wird heute Abend eine geschlossene Sitzung sein.“
    „Geschlossen für den Präsidenten der Vereinigten Föderation der Planeten?“ fragte die Gesundheitsministerin entsetzt und aufgeregtes Getuschel brandete im Raum auf. Beschwichtigend hob der Innenminister seine Hände, bat so um Ruhe.
    „Bitte, lassen es mich erklären! Die Nichtteilnahme des Präsidenten erfolgt nicht aufgrund von Respektlosigkeit durch mich, sondern einzig und allein deswegen, weil er der Gegenstand unserer Debatte sein wird. Natürlich wird dem Präsidenten die Möglichkeit gegeben werden sich zu meinen Vorwürfen zu äußern, aber zuerst möchte ich ihnen meine Punkte vorlegen, damit wir ein gemeinsames Vorgehen beschließen können.“
    Der Verteidigungsminister, der sich derzeit auf Cardassia befand, beugte sich sichtbar vor und fragte über Interkom:
    „Und wieso wird der Präsident Gegenstand der heutigen Sitzung sein?“
    „Weil ich denke“, erklärte der Innenminister und musste bei seinen Worten selbst schlucken, „dass der Präsident am heutigen Tage nicht nur einige grundlegende Gesetze gebrochen, sondern auch die Grundsätze unserer Demokratie missachtet hat und falschen Ratgebern gefolgt ist.“
    Nun war der Vorwurf ausgesprochen. Die nächsten Stunden würden sicherlich aufregend werden, so viel stand fest!

    Die Kopfschmerzen wurden unerträglich, die Augen brannten aufgrund des hellen Lichtes, das von oben herab direkt auf ihn schien. Zudem schien es in dem Raum sowohl warm als auch kalt zugleich zu sein.
    Die Ketten, die ihn an den Stuhl gefesselt hielten schnitten sich in das ausgemergelte Fleisch. Keinen Millimeter rührten sie sich. Taubheit setzte in seinen Händen, seinen Füßen und seinem Po ein. Auch sein Magen meldete sich mal wieder. Seit Tagen hatte er wohl nichts mehr gegessen. Und seine Kehle war so staubtrocken wie die Sahara.
    Schlimmer noch als all dies war jedoch, dass die Halluzinationen zurückgekehrt waren. Langsam, unmerklich hatten sie sich wieder in seinen Verstand gedrängt. In sein Gehör und nun auch schon wieder in sein Sichtfeld. Wie Schatten huschten sie um ihn herum.
    Doch Jozarnay Woil hatte beschlossen standhaft zu bleiben. Nichts anderes hatte er in den letzten Jahren gelernt. Niemals dem Feind nachzugeben. Und dieses Mal kämpfte er an zwei Fronten. Die ihm nun wieder gegenüberstehende Ke’ler war ihm dabei die kleinste Sorge. Diese sondierte ihn nur mit ihren stummen Blicken. Das eine oder andere Mal hatte er sich sogar schon gefragt, ob sie eine lebensgroße Wachsfigur war, so selten bewegte sie sich.
    „Sie sind ihr Leben lang ein Mitglied der Sternenflotte Chief.“
    Immer erkannte Woil die Stimme seines Captains. Auch diesmal erkannte er sie. Obgleich er nicht ausmachen konnte, wo Lewinski stand, hörte er ihn zu sich sprechen.
    „Sie dürfen Ihr nicht nachgeben. Sie wird nicht halt machen, bis Sie über jedes Detail ihres Lebens Bescheid weiß. Und dann wird sie Sie fertig machen.“
    „Sie haben ihre Situation nicht gerade verbessert“, kommentierte Jellico diese Situation lakonisch. „Da hatten Sie es in meinem Gefängnis deutlich bequemer.“
    „Hilf mir Jozarnay“, erklang Stellas Stimme aus weiter Ferne. Überrascht und geschockt zugleich versuchte Woil herauszufinden, woher ihre Stimme kam. Im nächsten Moment brachte er sich wieder unter Kontrolle. Zumindest soweit es ihm möglich war. Er durfte nicht auf die Stimmen eingehen. Er musste sie verdrängen um sich zu schützen.
    „Hilf mir Jozarnay, sie tötet mich!“, wieder Stellas Stimme. Markerschütternd.
    „Entscheide dich Jozarnay Woil. Es liegt bei dir“. Eine himmlische Stimme erstickte alle anderen Stimmen, die um ihn herum auf ihn einflüsterten. Die einkehrende Stille kam einem Segen gleich.
    So gern er es auch täte, er konnte den Romulanern nichts von Jellico erzählen ohne die Föderation zu beschädigen. Er konnte Stellas Tod nicht rächen, ohne den Quadranten in einen Krieg der totalen Zerstörung zu stürzen. Die Romulaner würden seinen Schmerz nicht verstehen. Nie täten sie das. Niemals würden sie das Ausmaß seiner Qual erkennen.
    Woil wünschte sich nichts sehnlicher als Jellicos Blut an seinen Händen kleben zu sehen.
    Seine Vendetta würde hier jedoch nicht in Erfüllung gehen können.
    Vielleicht ließ sie – sein weiblicher Folterknecht – sich aber auf einen Handel ein... Nein, ausgeschlossen, sie wollte die Gründe für seine Anwesenheit auf Talar erfahren. Dazu musste er ihr zuviel preisgeben.
    Doch musste dies die Wahrheit sein?
    Vielleicht ließ sie sich durch ein Märchen dazu bringen Jellico zur Strecke zu bringen ohne die Föderation mit hinein zu ziehen... War dies möglich? Wahrscheinlich?
    Woil freundete sich mit diesem Gedanken an. Jedoch musste er dazu ein Haus aus Lügen bauen. Und dies konnte er nicht, wenn er diese Schmerzen litt. Er musste ihr einen Happen zuwerfen. Eine Interna, die den Romulanern unbekannt war. Eine Interna, die sie leicht nachprüfen konnten. Eine Interna – Woils Fuß in der Tür zu seiner Blutrache. Eine Wahrheit, ein kleiner Verrat. Vielleicht sogar eine veraltete Information. Vielleicht die Schildfrequenz der Monitor? Nein, die wird zu oft geändert, das wissen sogar die Romulaner. Vielleicht die Signatur der Warpspur...
    Eine weitere Person riss Woil aus seinen Gedankenspielen. Aus der Dunkelheit des Verhörraums heraus traten drei weitere Romulaner auf Ke’ler zu. Zwei von Ihnen hielten Disruptoren in ihren Händen.
    Woil schoss ein Gedanke in den Kopf: Exekution. Hatte er zulange geschwiegen?
    Ke’ler erkannte alle drei Romulaner natürlich. Es waren der Arzt Menek, der Erste Offizier T’Nol und der Sicherheitschef R’Quam. Diese beiden waren es auch, die die Disruptoren bei sich trugen. Seltsamerweise hatten sie diese nicht auf Woil gerichtet. Nein, im Gegenteil, sie zielten auf Ke’ler.
    „Was geht hier vor?“, fragte sie wütend.
    T’Nol blickte zu Menek. „Bringen Sie den Antosianer auf die Krankenstation. Sichern Sie ihn dort und behandeln Sie seine Wunden.“
    Menek ging dem Befehl stumm nach. Er öffnete die Handschellen und entfernte auch die anderen Fesseln an Woils Beinen und seinem Brustkorb. Dann hievte er den Ingenieur im Ruhestand aus dem Stuhl heraus und brachte ihn aus dem Verhörraum hinaus, wo auch schon ein Sanitäter Team wartete und Woil unter hohem Sicherheitsaufwand in die Krankenstation brachte.
    „T’Nol... was soll das?“, fragte Ke’ler wieder.
    „Setzen Sie sich Subcommander“, der Angesprochene bedeutete der Geheimagentin auf dem Verhörstuhl Platz zu nehmen.
    Angewidert blickte Ke’ler diesen an. Schweiß, Blut und Urin Woils klebten noch an diesem.
    Mit einigem Stirnrunzeln sah Ke’ler zu dem Ersten Offizier. „Ist Ihnen klar, was Sie sich da antun?“
    T’Nol ließ sich nicht beeindrucken. Erneut wies er mit seinem Disruptor auf den leeren Stuhl. „Ihnen ist klar, wozu Sie mich zwingen?“
    Ke’ler konnte nichts in T’Nols Blick erkennen. Steinhart erwiderte er ihre Musterung. Also streifte sie ihre Gefühle ab und hüllte sich in einen Kokon aus Professionalität. Sie setzte sich auf den Stuhl. R’Quam begann sofort die Handschellen und Fesseln festzuzurren. Es macht ihm dabei sichtlich Spaß, die Fesseln etwas fester zu schnüren als es notwendig wäre. Das kalte Metall schnitt in Ke’lers Haut ein. Doch die Agentin war bereist in der Lage ihre Gefühle zu verbergen. Sie spürte nichts.
    R’Quam hatte seine Arbeit beendet und stellte sich neben T’Nol. Beide steckten ihre Waffen zurück in die Halfter.
    „Lassen Sie mich mit... unserem Gast... einen Moment lang allein“, bat T’Nol und Sicherheitschef R’Quam kam der Aufforderung sofort nach. Er verabschiedete sich mit einem stummen Nicken in Richtung des Ersten Offiziers.
    Kühl blickte Ke’ler auf. „Und was erwarten Sie nun von mir?“
    Wie ein Donnerschlag hallte es durch den Raum, als T’Nol ausholte und seine Faust ins Gesicht der groß gewachsenen und daher imposant anmutenden Frau donnerte. Grünes Blut spritzte zu Boden und in die dunklen Ecken des Raums. Ein zweiter Schlag folgte sogleich. Und dann ein dritter. Ke’ler spürte, wie ihre Nase brach, ihr Jochbein. Zudem fehlte ihr schon ein Backenzahn.
    „Ich erwarte, dass Sie so leiden wie er es getan hat“, antwortete T’Nol mit gequältem Gesichtsausdruck, bitterer Miene und Wut in seinen Augen. Daraufhin schlug er seine Fäuste zwei Mal in Ke’lers Brust.
    Ke’ler verwirrte diese Aussage. Wer hatte gelitten? Für wen sollte sie büßen?
    Der Erste Offizier jedoch, machte keine Anstalten, die Frage zu beantworten. Er ließ seine Fäuste sprechen – und das nicht zu knapp. Ke’ler stellte ihre Neugier hinten an. Zumeist provozierte man noch mehr Hiebe, wenn man sich Unwissend stellte. Auch wenn man es war.
    Nach einigen weiteren Schlägen (nach drei angebrochene Rippen, drei gebrochene Finger, zwei ausgeschlagenen Zähnen), setzte sich T’Nol auf den Boden vor ihr ab und holte Luft. Er hatte sich total verausgabt und musste erst wieder verschnaufen. Er musste auch seine Gedanken neu sammeln. Die Schläge hatten seine Verwirrtheit nicht legen können. Zumindest nicht so, wie er es vermutet hatte.
    „Nie hätte ich gedacht, dass Sie dazu auch wirklich imstande wären“, kommentierte T’Nol.
    Ke’ler blieb stumm. Sie würde schon früh genug erfahren, was ihr denn nun genau vorgeworfen wurde. Stumm legte sie ihren Kopf zur Seite und blickte in Richtung des Verhörraums. Der Erste Offizier sah, in welche Richtung Sie blickte.
    „Machen Sie sich nichts vor – da ist niemand. Was hier geschieht... geschieht außerhalb des Protokolls und jedweder Erfassung.“
    T’Nol stand auf und stellte sich direkt vor sie. Ke’ler vermied es direkten Augenkontakt herzustellen, also senkte sie ihren Kopf zum Boden.
    Da hielt ihr Folterknecht ihr ein PADD unter die Nase. Ein Foto war darauf zu sehen. Und Ke’ler musste es geschockt anblicken. Mit einem Mal wurde ihr klar, wieso ihr Gegenüber so wütend war. Sie musste angeekelt erkennen, auf welch dramatische Weise sich ihre Situation verschlechtert hatte.
    Auf dem PADD sah sie die beinah bis zur Unkenntlichkeit verstümmelte Leiche Subcommander Telks...

    Irgendwann hatte sich die Intendantin dazu aufgeregt etwas zu unternehmen. Sie fühlte sich durch den Auftritt des neuen Regenten in ihrem Stolz gekränkt. Was glaubte dieser Martok eigentlich, wer er war und mit wem er sprach? Immerhin hatte sie schon viele Jahre der Allianz treue Dienste geleistet und Bajor von einer kleinen Welt zu einem wichtigen Faktor innerhalb des Bündnisses gemacht. Nun stampfte dieser grobschlächtige Klingone in ihr Zimmer, störte ihre Ruhe und wollte Forderungen stellen?
    Nein, dies ließ Kira Nerys nicht mit sich machen. Diese gesamte Operation war doch ihre Idee gewesen. Während alle nur untätig herumgesessen hatten, hatte sie sich der Gefahr durch die Menschen im Spiegeluniversum angenommen. Es war sie gewesen, die in lange Verhandlungen mit James Talley getreten war. Die ihm Material und Mittel zur Verfügung gestellt und die diese Operationsbasis aufgebaut hatte. Niemand hatte an den Erfolg dieser Operation geglaubt, bis auf sie. Natürlich hatten sie ihr Ziel nur teilweise erreicht, doch jeder tote Terraner war doch die Sache wert gewesen, zumindest sah sie dies so! Sie ließ sich nicht die Butter vom Brot nehmen, wie das die verdammten Menschen auszudrücken pflegten. Daher begann Kira sich schnell anzukleiden, suchte ihre wichtigsten Sachen zusammen und machte sich auf den Weg in die Arrestzellen.
    Dort angekommen fand sie immer noch ihre beiden Gefangenen vor. Krachend öffnete sie die Zellentür und vernahm sofort den strengen Geruch der Leiche von James Talley. Verdammt, sie hatte tatsächlich vergessen diese wegzuräumen. Überrascht von ihrer Besucherin sprangen sowohl Janine als auch Danny Bird auf, die bis eben noch in der Ecke geschmust hatten. Diese Geste verursachte ein Lächeln bei der Intendantin. Beziehungen waren so leicht zu durchschauen. Nur zu gerne hätte sie noch etwas die Dynamik dieser Liebschaft beobachtet, doch alles musste einmal ein Ende haben. Immerhin musste Kira irgendwie den neuen Regenten ärgern und ihr fiel keine bessere Methode als diese ein. Außerdem wurde sie langsam der Gefangenen überdrüssig, was wohl mal wieder am Besten mit ihrer geringen Aufmerksamkeitsspanne zu erklären war.
    „Was wollen sie?“ fauchte Danny sie an, obwohl er sich nur mit Mühe auf den Beinen halten konnte.
    „Ich beende diese Farce“, erklärte die Bajoranerin und bedeutete den beiden Wachen in die Zelle einzutreten. „Alles hat einmal ein Ende. Das ihrige ist nun gekommen.“
    Martok würde rasen vor Zorn, wenn sie ohne sein Wissen und vor allem ohne sein Einverständnis die beiden Menschen exekutiert hätte. Genau dies war Kiras Absicht. Bird und Talley waren schon längst unwichtig in diesem Machtkampf zwischen der Intendantin und dem Regenten geworden.
    Wie aufs Stichwort hoben die beiden Wachen ihre Gewehre und legten sie auf die beiden Gefangenen an. Ein mulmiges Gefühl überkam Danny Bird nun. Obwohl er sich die letzten Stunden mit der durchaus realistischen Chance seines Todes auseinandergesetzt hatte, wirkte es immer noch unwirklich auf ihn. Doch scheinbar war nun der Zeitpunkt gekommen, wo sein Leben endete. Gespannt wartete der Lieutenant darauf, dass sein Leben an ihm vorbeizog, wie man das aus zahlreichen Filmen und Büchern kannte, doch irgendwie geschah dies nicht. Er sah einfach nur das Gewehr vor sich, welches auf ihn gerichtet war. Danny spürte, wie Janine langsam seine Hand griff. Also würde auch diese Liebesgeschichte für ihn unglücklich enden; mit dem einzigen Unterschied, dass mit ihr auch alles andere endete. Zu schade, dass er niemals seinen Sohn aufwachsen sehen konnte. So würde also die gesamte Familie Bird ausgelöscht sein. Seine Eltern starben bei einem Angriff der Borg und er kam nun in einem ganz anderen Universum ums Leben. Scheinbar war keinem Bird ein natürlicher Tod vergönnt.
    Obwohl er seinen bevorstehenden Tod noch nicht so recht verarbeiten konnte, hatte Danny keine Angst. Die Sekunden schienen sich zu Minuten zu dehnen, als er völlig ruhig und entspannt einen letzten Blick auf Janine warf. Die Frau, die er liebte und die dennoch nicht gut für ihn war. Auch dies war scheinbar sein Schicksal, sich nämlich immer wieder in die falschen Frauen zu verlieben.
    Genauso sehr schien der Verrat Danny Schicksal zu sein. Es grenzte eigentlich an Zynismus, dass man ausgerechnet ihn für diese Mission ausgewählt hatte.
    Er, der Verräter an der Föderation! Der Mann, der die Planetenallianz während des Krieges an das Dominion verraten hatte und deswegen eine Persönlichkeitsveränderung unterzogen worden war. Damals hatte er also die Föderation verraten, nun hatte er sich gegen die Föderale Befreiungsarmee und die Talleys gestellt. Nun also würde er sterben. Auch wenn Danny nicht an Religion oder ein übernatürliches Wesen glaubte, so fragte er sich doch, ob er nun nicht die gerechte Strafe für seine Taten erhielt. Zwar verspätet, aber immerhin. Schon einmal hatte er im letzten Jahr daran gedacht sich für seine Taten selbst zu richten, es dann jedoch unterlassen. Scheinbar hatte er nur ein Leben auf Raten genossen. Hatte ihn deswegen vielleicht die Sternenflotte für entbehrlich gehalten? Würde man seinen Tod, sollte man ihn überhaupt je erfahren, zu würdigen wissen?
    Genervt rollte die Intendantin die Augen.
    „Ich verliere langsam die Lust“, erklärte Kira Nerys genervt und war ihren Kopf theatralisch in den Nacken. „Tötet beide.“
    Die Finger der beiden Wachmänner bewegten sich in Richtung Abzug, dies konnte Danny ganz deutlich sehen. Es war fast wie eine Zeitlupensequenz, als er sich seines Endes bewusst wurde.
    Das war es also wohl.
    Doch scheinbar hatte irgendjemand andere Pläne mit den beiden. Entsetzt musste die Intendantin mit ansehen, wie sich die beiden Gefangenen in einer schimmernden Transportersäule auflösten. Sie wurden vor ihren Augen weggebeamt.
    „NEIN!“ kreischte die Frau, die Tausende von Leben auf dem Gewissen hatte.
    Im nächsten Moment begann das Bombardement der Klingonen…

    Fortsetzung folgt

    ZUSAMMENKUNFT
    based upon "STAR TREK" created by GENE RODDENBERRY
    produced for TREKNews NETWORK
    created by NADIR ATTAR
    executive producers NADIR ATTAR & CHRISTIAN GAUS
    co-executice producer SEBASTIAN OSTSIEKER
    producer SEBASTIAN HUNDT
    lektor OLIVER DÖRING
    staff writers THOMAS RAKEBRAND & JÖRG GRAMPP and OLIVER-DANIEL KRONBERGER
    written by NADIR ATTAR & CHRISTIAN GAUS
    TM & Copyright © 2005 by TREKNews Network. All Rights Reserved.
    "STAR TREK" is a registered trademark and related marks are trademarks of PARAMOUNT PICTURES
    This is a FanFiction-Story for fans. We do not get money for our work!



    Quelle: treknews.de
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    • Hallo Gast - Aufgrund des vielen Spams müssen leider ein paar Fragen beantwortet werden.

      Bitte der Reihe nach durchführen, sonst kann das Captcha nicht erfolgreich abgeschlossen werden...
      Schritt 1: Wenn Picard ein Captain ist, sollte hier ein Haken rein...
      Schritt 2: und wenn es in der Nacht nicht hell ist, sollte hier der Haken raus!
      Schritt 3:

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