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...mit dem nervigen Beigeschmack der Wahrheit
  • Voyager8 - 8x25: Ein letzter Kampf

    Die Wahrheit über die Infiltration
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    • TheOssi
    Admiral Paris kommt an Bord der Voyager, um sie in den Kampf gegen die Vulkanier zu schicken. Im selben Augenblick greifen mehrere Romulanische Warbirds den Erdsektor an, die Voyager wird beschädigt, doch Paris verletzt. Auf der Krankenstation stellen Doktor Cruise und Annika erschreckt fest, dass es sich bei dem Admiral um keinen Menschen handelt...

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    08x25 Voyager8 - Ein letzter Kampf
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    Für besseres Verständnis lesen Sie bitte auch diese Episoden:

    8x13 - "Wahnsinn"


    8x18 - "Propaganda"


    8x19 - "Verlorener Friede"


    8x20 - "Am Abgrund"


    8x21 - "Die Ruhe vor dem Sturm"



    Prolog


    „Admiral!“, begrüßte Janeway ihren Vorgesetzten, Admiral Paris, freundlich, im Inneren aber ein wenig verunsichert.
    Paris kam wegen einer „dringenden Angelegenheit“ an Bord.
    „Nun, was ist denn so dringend, dass die Voyager so schnell wie nur irgend möglich zur Erde kommt, Admiral?“
    Der Genannte runzelte ein wenig die Stirn und trübte sogleich die ein wenig gespielt wirkende Heiterkeit Janeways: „Captain, ich denke, es ist besser, wenn wir das unter vier Augen klären. Denn, es ist eine wirklich sehr vertrauliche Angelegenheit. Ich will nicht, dass an Bord eine Panik ausbricht...“
    Captain Janeways Blick verriet ihre Besorgnis. Was war das bloß für eine Angelegenheit, die sogar eine Panik auslösen konnte? „Ich denke es ist das Beste, wenn wir in meinen Raum gehen. Dort können wir uns ganz ungestört unterhalten!“
    Der Admiral nickte und die beiden verließen den Transporterraum.

    „Sie sind feige! Viel zu feige! Sehen sie nicht was die Föderation ist? Sie ist ein wertloser Haufen von verwirrten und größenwahnsinnigen Barbaren, die die ganze Galaxie für sich beanspruchen und nicht davor zurückschrecken, einfach so ihre einst so geschätzten Alliierten oder besser gesagt Mitglieder hinterlistig und ohne Vorwarnung anzugreifen! Ist das ihre vereinte und vermeintlich so friedliche Föderation? Ist sie das?“, schrie Subcommander Neral durch den Saal der vulkanischen Regierung, gelegen auf einer Klippe des höchsten Berges im Soxan-Tal war es durch die am Horizont scheinende Sonne immer hell, aber auch nicht zu warm. Wahrscheinlich hatte man gerade wegen dieses Umstandes diesen Ort für das wichtigste Gebäude der Vulkanischen Regierung gewählt.
    Regungslos saßen 12 Vertreter des vulkanischen Volkes vor ihren Pulten, mit ausdruckslosen Minen, doch es schien so, als seien sie verunsichert.
    Ein Vulkanier namens Solvek, der Verteidigungsminister der eilig zusammengewürfelten Regierung, begann zu sprechen: „Wir sind nicht feige, wir sind vorsichtig. Wir alle sind Vertreter des vulkanischen Volkes, und unsere Aufgabe besteht darin, unser Volk mit allen Mitteln zu beschützen, nicht es in eine sinnlose Schlacht zu schi...“
    Neral unterbrach den von ihr als Schwächling bezeichneten Vulkanier: „Sinnlos nennen sie diese Offensive? Ich glaube, dass sie durch ihren Drang emotionslos zu sein, blind für die Gefahr sind, die nur zwei Lichtjahre von ihrem Territorium hinter ihren Grenzen lauert. Nur, wenn sie angreifen, werden sie überleben. Außerdem werden wir sie ja unterstützen! Das Romulanische Imperium will sich mit ihnen verbünden, um der Föderation ein für alle mal den Garaus zu machen. Zu lange haben wir diesen Staat von Betrügern schon gewähren lassen...“
    Der Saal erbebte durch die hallende und laute Stimme der Romulanerin.
    „Nach unseren Kenntnissen haben sie noch immer einen Nichtangriffspakt und sogar eine bisher recht enge Beziehung zu der Föderation...“
    Neral gingen diese Vulkanier allmählich offensichtlich auf die Nerven: „Wir würden die Föderation doch nur mit ihren eigenen Waffen schlagen: mit Verrat. Und außerdem: Da sie ja nun unsere neuen Alliierten sind, müssen wir sie verteidigen und sie müssen das tun, was die Mehrheit unserer Allianz will: Den Angriff wollen nämlich 98 Prozent der Mitglieder des Romulanischen Senates...“
    Die vulkanischen Abgeordneten schüttelten monoton den Kopf und schließlich erhob der Minister für außenpolitische Konflikte und Probleme, Botschafter Rutok, das Wort: „Seit wann sind wir an die Abstimmungen des romulanischen Senates gebunden? Wir sind nur Partner, keine Mitglieder. Das sagt unser kürzlich abgeschlossener Vertrag ganz deutlich.“
    Der Subcommander lächelte hinterlistig auf romulanische Art und aktivierte seinen im Ärmel der Militär-Uniform eingebauten Kommunikator: „Subcommander Neral an Major Sovjo. Es ist Zeit!“
    Alle Vulkanier betrachteten sie verwundert. „Wozu ist es Zeit?“, fragte Rutok neugierig, falls Vulkanier das sein konnten.

    Im Orbit Vulkans enttarnte sich wenige Sekunden später nun eine Flotte von weit über 100 Schiffen, die scheinbar eine Angriffsformation einnahm und Vulkan bedrohte. Die Vulkanier würden sich bestimmt den Wünschen der Romulaner beugen. Und wenn nicht, war das ihr Untergang...


    "Ein letzter Kampf"


    Die Türen von Janeways Raum öffneten sich und sie und Paris traten ein. Der Captain begann sehr aufgeregt sofort das Gespräch: „Spannen sie mich nicht auf die Folter, Admiral! Was ist nun schon wieder los in der Föderation, zu mindestens in dem, was noch davon übrig ist?“
    Paris schien gereizt und seufzte genervt: „Captain, ich kann verstehen, dass ihnen alle Probleme allmählich über den Kopf wachsen. Aber so geht es allen, nicht nur ihnen. Wenn es ihnen zu viel ist, können sie doch zurücktreten. Leider würden wir dann einen unserer besten Captains verlieren, noch ein Verlust mehr, aber... was können wir schon noch verlieren?“
    Der Captain sah ein, dass sie ein bisschen zu weit gegangen war. Zwar war es eine schwere Zeit für die Föderation, womöglich die schwerste, die sie je erlebt hatte, denn die Föderation musste sich noch immer vom Dominion-Krieg erholen und nun war es zu einer politischen Apokalypse gekommen, doch letztendlich diente sie immer noch für die Vereinte Föderation der Planeten. Und Untreue war das letzte, was die Sternenflotte gebrauchen konnte. Da fiel ihr plötzlich wieder ein, dass sie immer noch sicher war, was die Identität Paris’ anbelangte. Doch sie durfte auf keinen Fall verdächtig erscheinen, denn sie und ihre Brückencrew wollten versuchen, dieses Netz von Intrigen und mysteriösen Ereignissen aufzudecken. Sonst würde bald nichts mehr da sein, was sie aufdecken könnten.
    „Hmm,“, begann Paris nun in einem ruhigeren Ton, „haben sie schon etwas von ihrem MHN gehört?“
    Kathryns Gesichtsausdruck verriet ihre Trauer: „Nein, er wurde weder in den Trümmern der Krankenstation noch in dem Hospital gefunden, wo er eigentlich gewesen sein sollte... er ist verschollen...“
    „Mein Beileid, Captain. Ich weiß, wie nahe sie diesem... äh... ihm standen...“
    Janeway ärgerte der Versprecher Paris’, denn sie sah den Doktor schon so lange nicht mehr als Hologramm an. Er war mehr als ein einfaches Hologramm, und das wusste sie. Bedrückt nickte sie kurz und fragte: „Wie geht es Miral? Wo ist sie im Moment eigentlich?“
    Paris wirkte plötzlich überrascht: „Äh... Miral geht es gut. Danke, Kathryn. Sie wird momentan von einer Pflegerin in meiner Wohnung betreut. Aber wir müssen uns nun den Problemen zuwenden, von denen ich ihnen berichten wollte!“, sagte Owen Paris und ging schweigend und mit einer sehr ernsten Mine zum Fenster von Janeways Büro und sah sich wie zur Ablenkung die Sterne an. „Die Vulkanier sind eine Bedrohung. Das hatten sie ja schließlich zu Admiral Cartwright selbst gesagt, und wir sehen uns gezwungen, zu handeln“, fuhr der Admiral fort und konnte nicht Janeways schockierten und verängstigt anmutenden Gesichtsausdruck sehen, „Laut Geheimdienstberichten und jetzt auch offiziellen Angaben zufolge haben die Vulkanier sich mit den Romulanern verbündet. Und diese beiden Mächte wollen uns wahrscheinlich in den nächsten Wochen oder gar Tagen angreifen, da wir in ihren Augen scheinbar eine Bedrohung darstellen..., so traurig das auch sein mag, aber es ist so. Deshalb müssen sie mit einem Kampfverband sofort nach Vulkan fliegen und versuchen, die dort stationierte romulanische Flotte zu zerstören und Vulkan zu erobern... nein, zu vernichten. Unterstützt werden sie dabei von Marschflugkörpern, die vor zwei Stunden gestartet sind und die Regierungsgebäude und Infrastruktur Vulkans lahm legen sollen. Das ist die einzige Möglichkeit, die Romulaner einzuschüchtern und ihre neuen Verbündeten zu eliminieren“, beendete Paris seine ‚Missionsbesprechung’.
    Janeway nahm wieder eine ruhige und souveräne Haltung an und schien von den Plänen des Admirals sehr erfreut zu sein, doch im Inneren war ihr mehr als nur unwohl zumute, sie fürchtete sich extrem vor dieser Mission. Sie konnte unmöglich gegen Vulkanier kämpfen. In dem Moment piepte ihr Kommunikator: „Kim an Janeway! Wir haben soeben eine Nachricht erhalten, die für die gesamte Föderation bestimmt ist... sie stammt vom Föderationspräsidenten persönlich!“
    Die beiden Offiziere verließen im Eilschritt Janeways Raum und gingen auf die Brücke, wo Janeway sofort befahl, die Nachricht auf den Schirm zu legen. Nach ein paar Sekunden erschien der sehr beunruhigt wirkende Föderationspräsident Gandar Turol in seinem Büro, wo im Hintergrund reger Betrieb herrschte. Er begann seine Rede:
    „Ich spreche nun zu allen Föderationsbürgern, allen, die noch übrig sind. Die letzten Wochen und Tage waren geprägt von Vernichtung und Leid. Doch 200 Jahre haben die Föderation stark gemacht, haben gezeigt, dass wir uns gegen alles und jeden behaupten können. Einst waren die Klingonen unsere Feinde, ein anderes Mal waren es die Romulaner, dann die Borg, darauf das Dominion. Es gibt fast keine Rasse, mit der wir anfangs keine Auseinandersetzungen zu bewältigen hatten. Doch immer gingen wir als Sieger hervor: Mal mit Waffengewalt, doch meist friedlich und mit diplomatischem Geschick. Nun jedoch sind wir gezwungen, die letzten Kräfte, alle Bürger, die bereit sind zu kämpfen, in den Kampf zu schicken, in einen Kampf von unvorstellbaren Dimensionen: In den Kampf gegen die Romulaner, Klingonen, Andorianer, Vulkanier und alle anderen, die sich gegen uns gewandt haben. Wie sagte einst ein Mann in der französischen Geschichte, ein Mann, der das Schicksal eines ganzen Staates verändert hatte? ,Zu den Waffen!’. Ich könnte diesen Aufruf nicht besser in Worte fassen. Viel Glück!“
    Die Brückencrew stand teils seufzend, überwiegend aber bedrückt und schweigend da. Die Konsolen piepsten und blinkten, doch an Arbeit war momentan nicht zu denken.
    „Es kommen gerade die aktuellsten Nachrichten vom Sternenflottenhauptquartier herein, Sir“, meldete Harry.
    „Lassen sie hören, Lieutnant“, befahl Admiral Paris und trat vor Janeway, die momentan scheinbar über etwas sehr angestrengt nachdachte.
    „Laut diesen Angaben hat der Romulanische Senat fast einstimmig beschlossen, mithilfe der Vulkanier in den Krieg gegen die Föderation zu ziehen. Sie gaben die Kriegserklärung um elf Uhr heute Morgen ab...“
    Wenn die Moral der Crew jemals ganz unten war, dann war sie es jetzt. - Vor allem Tema’na schien erschüttert. Die junge Romulanerin hasste es, Trauer zu empfinden oder – noch schlimmer – zu zeigen. Doch nun starrte sie auf Harry, den Propheten aller schlechten Nachrichten der letzten Tage und Wochen. Mit der Föderation ging es abwärts und ihr Volk, die Romulaner erklärten ihren einstigen Verbündeten den Krieg. Sie schienen während des Dominion-Krieges die Föderation offenbar nur ausgenutzt zu haben, wie könnten sie die Föderation jetzt sonst verraten? Sie begann allmählich die Romulaner zu hassen, genauso wie die Föderation für ihre verabscheuungswürdigen Pläne, ganze Völker auszulöschen. Ihr Volk verhielt sich sehr unehrenhaft und verräterisch. Das passte (ihrer Meinung nach) überhaupt nicht zu den Romulanern. Schweigend drehte sie sich zu ihrer Konsole um und wünschte sich sogar für ein paar Sekunden, nicht Romulanerin zu sein. Aber sie verwarf den Gedanken schnell. Sie musste unbedingt mit jemandem sprechen, auf Romulus. Er konnte ihr vielleicht weiterhelfen.

    „Was zum Teufel soll das? Was bezwecken sie damit?“, dachte Janeway laut und fragte somit Chakotay, als sich die beiden zu einem persönlichen Treffen in dessen Quartier getroffen hatten.
    „Ich habe keinen blassen Schimmer“, antwortete der erste Offizier. „Ich meine, warum sollte der Präsident plötzlich unsere letzten Kräfte sammeln und ruft alle Bürger der Föderation dazu auf, ihre Rechte auf Freiheit aufzugeben und ihr Leben in einem sinnlosen Kampf zu opfern? Wir haben es doch noch nicht mal mit Frieden versucht!“
    Janeway blickte besorgt aus dem Fenster in die Tiefe des offenbar so ruhigen und friedlichen Alls. „Das ist nicht der Präsident...“
    „Was?“, fragte Chakotay nach.
    „Das ist irgendjemand, aber nicht unser Präsident. Genauso wenig wie Tuvok Tuvok war, wie Admiral Paris Admiral Paris ist, wie Admiral Cartwright er selbst ist, wie Admiral Ross er selbst war... soll ich fortfahren? Irgendjemand, irgendetwas, ich weiß nicht wer, will die ganze Föderation an den Rand der Vernichtung treiben oder sie vollständig vernichten... Es ist wie damals im zweiten Weltkrieg auf der Erde. Der Volksturm im Deutschen Reich...“
    „Wie meinen sie das?“
    „Erkennen sie nicht die Parallelen? Ein größenwahnsinniger Herrscher, gefolgt von einem ganzen Volk, will alles vernichten und erobern: Alte Verbündete, einfach die ganze Erde.“
    „Sie meinen Adolf Hitler?“
    „Ja, ganz recht. Und als das Deutsche Reich am Ende war, da wurde das ganze Volk, alte und schwache Männer, und kleine Kinder, die gerade mal eine Waffe halten konnten, losgeschickt, um das Reich vor den anrückenden Feinden zu verteidigen. Und das war einer der letzten Todesstöße...“
    Chakotay wollte gerade antworten, als das ganze Schiff erbebte und der Rote Alarm aktiviert wurde.
    „Torstojew an Janeway!“, schrie der Sicherheitsoffizier durch den Kommunikator. „Es haben sich plötzlich mehrere romulanische Warbirds der Erde genähert!“
    „Wir kommen!“, rief Janeway in derselben Lautstärke. Kurz bevor sie das Quartier nach Chakotay verließ, drehte sie sich um und sah, wie sich ein Warbird im Weltraum vor dem Fenster näherte. Es war ein furchterregender Eindruck. Diese Schiffe spiegelten genau die Romulaner wider: Hinterlistig, mächtig, verräterisch und grausam.

    Das Gefecht im Orbit der Erde hatte auf beiden Seiten bereits schwere Opfer gefordert. Die Voyager wirkte im Getümmel gegenüber den etwa 40 Warbirds winzig und zierlich, doch das nutzten Tema’na und Torstojew an der Taktik zu ihrem Vorteil aus. Geschickt manövrierten sie zwischen den Schiffen hindurch, doch sie alleine konnten die Schlacht nicht gewinnen.
    Janeway und ihr Erster Offizier betraten die Hauptbrücke, auf der zwischenzeitlich auch Admiral Paris aufgetaucht war, der merkwürdig angespannt wirkte. „Bericht!“, forderte Janeway.
    „Wir haben von den 62 Schiffen im Orbit 11 verloren. Die Romulaner haben noch 19 Schiffe...“, antwortete Kim. „Außerdem wurden die orbitalen Verteidigungssysteme deaktiviert!“
    „Wieso das?“, fragte der Captain in einem aggressiven Ton.
    „Ich weiß es nicht... Beim Sternenflotten-Hauptquartier antwortet man derzeit nicht!“
    Plötzlich explodierte eine Konsole und Admiral Paris wurde zu Boden geschleudert.
    „Admiral!“, schrie Annika und begab sich sofort zum Admiral. „Hansen an den Dokt... an die Krankenstation. Medizinischer Notfall auf der Brücke!“
    Auch Janeway war zu Boden geschleudert worden, richtete sich aber wieder auf und brüllte Chakotay, der an der Waffenkontrolle stand, in einem wütenden Tonfall an: „Chakotay! Zeigen sie diesen verdammten Romulanern, wo’s langgeht.“ Und leiser fügte sie hinzu: „Die werden so schnell wieder weg sein, wie sie gekommen waren...“
    „Ich weiß leider nicht, wie ich es ohne Tuvoks Hilfe schaffen soll, mit der Voyager diese vielen feindlichen Schiffe zu vernichten...“
    Der Captain seufzte verärgert und nervös zugleich. Sie wusste, wann sie es mit gefährlichen Situationen zu tun hatten, und wann nicht. Und dies war eine sehr gefährliche Lage. Sie musste eine Möglichkeit finden, die Romulaner zu überzeugen, sich zu ergeben und diese Schlacht zu beenden – was angesichts der momentanen Situation aber einer Unmöglichkeit gleichkam – oder sie zu vernichten. Die Erde, ihre Heimat, war in großer Gefahr. „Tema’na! Ich weiß, dass sie mir das nur ungern verraten werden, aber gibt es irgendwelche Schwachpunkte bei Warbirds. Irgendwelche verletzlichen Bereiche?“
    Tema’na überlegte so seelenruhig, dass Janeway fast durchgedreht wäre, aber sie konnte sich gerade noch beherrschen, die Romulanerin nicht anzuschreien: „Captain, ich habe erst einmal für zwei Wochen auf einem Warbird gedient. Aber sie können mir glauben, Ma’am, dass ich ihnen Geheimnisse verraten würde, wenn ich welche wüsste...“
    Der Captain wusste nicht, ob sie letzteres wirklich glauben sollte, doch scheinbar wusste Tema’na wirklich nichts.
    Zum wiederholten Male wurde die Voyager durchgerüttelt und Janeway wischte energisch eine in ihr Gesicht gefallene Haarsträne weg. „Verdammt, wir brauchen Tuvok...“, sprach sie zu sich selbst und trauerte ein weiteres Mal ihrem Freund nach, dessen Schicksal immer noch ungewiss war.

    „Aaarrrrrggghhhh!“ Schreie waren zu hören. Schreie des Schmerzes. Irgendwo, in diesem Schiff. An den Wänden waren überall leuchtende Kabel, die ein gespenstisches und zitterndes Licht von sich gaben, Teile der dunklen Korridore pulsierten, als ob sie leben würden. Und das taten sie in der Tat.
    Tuvok war an Bord eines Schiffes von Spezies 8472, offenbar an Bord eines Schiffes aus der Zukunft, da Tuvok sich erinnern konnte, dass die Schiffe früher ein anderes Aussehen hatten. Auch die um ihn herum stehenden 8472-Lebensformen sahen anders aus. Irgendwie noch bedrohlicher.
    ,Nein! Angst!’
    Nein, Tuvok durfte nicht diesen Gefühlen nachgeben. Sie hatten ihm Erinnerungen geraubt, Körperteile, nur damit sie alles über ihn in Erfahrung bringen konnten. Doch warum? Wollten sie einen zweiten Tuvok erschaffen? Wollten sie die vulkanische Rasse vernichten oder ersetzen?
    Plötzlich näherten sich zwei Spezies 8472-Lebewesen. Sie gaben hochfrequenzige Geräusche von sich, betrachteten Tuvok und gingen dann wieder. Ihn beschlich ein ungutes Gefühl, obwohl er das für unmöglich hielt und nicht wahr haben wollte, empfand er ein wenig Angst. Er war bereits mehrere Monate hier, er hatte das Zählen bereits aufgegeben. Aber es mussten etwa sieben Monate gewesen sein, schätzte er zu mindestens.
    Plötzlich hörte er Schreie, doch nicht seine eigenen, sondern die eines kleinen Kindes scheinbar. Als er seinen Kopf, der einzige Teil seines momentan gelähmten Körpers, den er bewegen konnte, hob, sah er, wer dort hereingebracht, auf eine Liege gelegt und ruhig gestellt wurde: Es war Miral, die Tochter von B’Elanna und Tom Paris...

    Die Voyager wurde von zwei Warbirds im Orbit verfolgt, der Rest der Föderations-Flotte bekämpfte den letzten Rest der Romulanischen Kreuzer.
    „Harry!“, rief Janeway auf der Brücke ihrem Kommunikationsoffizier entgegen. „Ist es möglich, dass wir es von hier aus schaffen, wenigstens eine der orbitalen Plattformen mit Energie zu versorgen?“
    Kim zögerte. „Ja, das ist möglich, wenn... ich einen Deflektorimpuls auf den Schildemitter einer Plattform richte, dann müsste es funktionieren...“
    „Machen sie es so!“ In diesem Ton hatte sie sich schon lange nicht mehr zu reden gezwungen gesehen. Doch in diesen kritischen Minuten war Disziplin und Schärfe gefragt, mehr als sonst. Auf dem Bildschirm konnte man beobachten, wie die Voyager, an der grün leuchtende Torpedos und Disruptorstrahlen vorbeizuckten, im „Zick-Zack“-Kurs auf eine orbitale Waffenplattform zuraste. Einen weiteren Treffer musste das neue Schiff einstecken, und noch einen, doch es hielt den Romulanern stand, genau wie es sein Vorgänger auch allen Gefahren getrotzt hatte.
    „Noch 300 km... 250...“, zählte Harry die Entfernung zu der Waffenplattform herunter.
    Der Captain sah auf den Bildschirm. „Jetzt!“, rief sie plötzlich und man konnte einen hell leuchtenden Energiestrahl sehen, der auf die anvisierte Waffenplattform zuschoss.
    Wenige Sekunden später folg die Voyager an ihr vorbei und an der Plattform begannen Lampen aufzuleuchten und sie drehte sich in Richtung der näher kommenden Romulanischen Schiffe. Mehrere Torpedos lösten sich aus einem deutlich erkennbaren Katapult und die Warbirds wurden schwer getroffen.
    Auf der Brücke der Voyager fingen sofort alle Offiziere an zu klatschen, doch als sie Janeway ihren Kopf schütteln sahen, wussten alle, dass dies nicht angebracht gewesen war. „Warum klatschen sie? Was haben wir geschafft? Wir haben lediglich einen neuen Feind angegriffen!“, rief sie überraschend und für sie untypisch aufgeregt, während sie impulsiv auf die Tür des Turboliftes zuging, dicht gefolgt von ihrem Ersten Offizier. Als beiden den Lift betreten hatte, sah Janeway starr geradeaus auf die sich schließende Tür und befahl „Krankenstation!“. Sie wollte jetzt kein Gespräch mit Chakotay über ihr Verhalten anfangen, doch sie kannte ihren ersten Offizier gut genug, um zu wissen, dass er binnen der nächsten Sekunden ein solches beginnen würde.
    „Glauben sie, sie tun das Richtige?“
    „Halt!“, befahl Janeway und der Turbolift stoppte sofort. „Vielleicht empfinden sie anders, aber, Commander, ich halte diese ganze Situation nicht mehr länger aus. Wir haben soeben einen Kampf gegen die Romulaner geführt! Gegen die Romulaner! Halten sie sich genau das vor Augen, womöglich fällt ihnen dann endgültig auf, wie ernst unsere Situation ist! ... Weiter!“
    Der Lift setzte sich wieder in Richtung der Krankenstation in Bewegung.
    Chakotay blieb still, denn er konnte nichts erwidern auf die Worte seines Captains. Sie hatte Recht – wie so oft – es war wirklich töricht von ihm gewesen, ihr Verhalten kritisieren zu wollen. Und in dem Moment wurde ihm wirklich klar, wie schlimm es um sie alle stand.

    „Legen sie ihn auf das Biobett, schnell!“, rief Dr. Cruise Seven und einem anderen Crewmitglied zu, die den schwer verletzten Admiral Paris durch die Tür trugen. Eine seltsame, gelbliche Flüssigkeit tropfte aus einer Wunde am Bein und verschmutzte den Teppich.
    „Was ist das denn?“, fragte sich Cruise und drehte sich sofort zum zentralen Bio-Bett um, während der andere Offizier die Krankenstation laufend verließ.
    Plötzlich begann Paris’ Körper wie wild zu pulsieren.
    Annika und die Doktorin schreckten zurück und blickten sich fragend gegenseitig an. An mehreren Stellen platzte Paris’ Haut auf, eine fleischige, braune Masse kam hervor. Sein Fuß verwandelte sich plötzlich in eine große Klaue und fast wäre Annika gestürzt, als sie erschrocken einen Schritt rückwärts machte. Doch da fing sie schon ihr gerade hereingekommene Mann auf.
    Sie lächelten einander an, doch sie wurden sofort gestört, als ein im Ohr schmerzender Schrei die Räume der Krankenstation erschütterte und der Admiral auf dem Biobett plötzlich seine gesamte Haut verlor, sich einmal noch aufrichtete, mit einer braunen Klaue um sich schlug und dann schlaff auf das Bett sank.
    Janeway fasste sich schockiert mit ihrer hand an ihr Kinn, Chakotay hielt Annika, die mit weit aufgerissenen Augen alles beobachtete und Dr. Cruise drückte sich angsterfüllt mit ihrer ganzen Kraft an die blau leuchtende Wand, einige Haarstränen ihres braun-blonden Haares waren ihr ins Gesicht gefallen.
    An den Wänden und ihrer Operationsuniform klebten organische Reste von der Haut des Admirals. Und mit einem Mal konnten alle sehen, was da auf dem Bio-Bett lag. Schockiert sahen sie die wahre Identität von Admiral Paris, den toten Körper eines ihnen allen bekannten Wesens...

    Ein 8472-Mitglied näherte sich Tuvoks organsicher und pulsierender Liege. Seine Lähmung hatte angenommen, er konnte sich besser konzentrieren als zuvor, seine Angst hatte abgenommen, er hatte sie wieder unter Kontrolle. ‚Ich musst es schaffen, ich musst es schaffen’, dachte er und richtete seine ganze Kraft auf seine telepathischen Fähigkeiten.
    Spezies 8472 war eine der am stärksten telepathisch veranlagten Spezies, die der Föderation bekannt waren und sein Vorhaben würde nicht einfach werden. Er begann seinen Versuch, das Wesen, das ihn mit seinen telepathischen Gehirnbereichen scannte, zu verwirren, indem er dessen telepathische Sondierungen so ausnutzte, dass er in seine Gedanken eingreifen konnte. Es war schwer, er musste seine ganze Kraft aufwenden, Schweißtropfen liefen sein Gesicht herunter, dann seinen Hals. Doch er schaffte es und das Wesen war für mehrere Sekunden verwirrt.
    Tuvok hatte es unter Kontrolle und befahl ihm, das lähmende Kraftfeld um ihn herum zu deaktivieren.
    Es tat, wie er wollte und er sprang sofort auf, rannte zu Miral, nahm das Kind und rannte durch einen dunklen Korridor. Er musste einen Weg aus diesem Schiff oder was auch immer es war, finden. Er musste die Föderation darüber aufklären, was die ganze Zeit vor sich gegangen war. Unbedingt.

    „Spezies 8472...“ Janeway wurde mit einem Mal alles klar. All ihre Gedanken und Überlegungen der letzten Wochen und Monate, alles umsonst: So nah war die ganze Zeit über die Lösung des Rätsels gewesen. Die Föderation war von Spezies 8472 infiltriert. Die ganze Zeit über hatten sie die Föderation an den Rand der Vernichtung getrieben, Pläne veröffentlicht, die die gesamten Direktiven der Föderation mit einem Schlag auf den Kopf gestellt hatten.
    „Ist er tot?“, wollte Dr. Cruise wissen, die noch immer regungslos an die Wand gepresst dastand. Ihr Gesicht war kreidebleich und ihre leicht dunkelrot schimmernden braunen Haare bildeten einen starken Kontrast zu ihrer momentanen Gesichtsfarbe.
    „Ich... ich denke schon“, meinte Janeway und näherte sich vorsichtig und langsam dem Körper des 8472-Wesens.
    Plötzlich zuckte noch ein Muskel im Bein der Lebensform und alle schreckten zusammen.
    „Alles in Ordnung... das war nur noch ein Nerv...“, beruhigte der Captain sie alle sofort, allerdings war sie sich ihrer Sache auch nicht so sicher. Noch einmal ging sie an die Lebensform heran, doch diesmal geschah nichts. Sie schaute vorsichtig seinen Kopf an, der starr über das Bett herausragte, so groß war die Spezies 8472.
    Bedächtig kamen die anderen näher und Dr. Cruise löste sich allmählich von der Wand. Am liebsten hätte sie ihrem noch immer zitternden Körper ein Beruhigungsmittel injiziert, doch diese Maßnahme hielt sie letztendlich doch für übertrieben. „Und... was hat... äh, na ja,... das hier zu bedeuten, wenn ich fragen darf?“
    Janeway blickte Cruise mit einem ernsten Blick an: „Keine Sorge. Sie werden es schon noch erfahren... zusammen mit der ganzen Föderation!“ Janeway blickte das Wesen auf dem Bio-Bett verachtend an. In ihr brodelte ein riesiger Zorn, sie musste ihn krampfhaft versuchen, zu unterdrücken. Doch es war schwer. - Dieses Mitglied von Spezies 8472 hatte großen Anteil an der Zerstörung der Föderation gehabt und sie konnte das nicht vergessen. Doch neben ihrem inneren Hass war auch ein Gefühl von Trauer in ihr aufgekommen, Trauer um Admiral Paris, der neben Tuvok und allen anderen ein Opfer dieser Infiltration wurde. Doch sie würde dem jetzt ein Ende setzen. „Janeway an Kim!“, befahl sie, nachdem sie energisch auf ihren Kommunikator geschlagen hatte. Dies bereute sie aber sogleich, denn ein Captain musste souverän sein. Solche Reaktionen waren nur ein Zeichen von Schwäche.
    „Kim hier“, meldete sich ihr Operationsoffizier.
    „Bereiten sie einen Transport in das Sternenflottenhauptquartier vor. Ich treffe sie in Transporterraum drei!“
    „Aye, Captain!“, gehorchte Harry und der Captain beendete das Gespräch und mit einem Nick zu Annika und ihrem Mann Chakotay verließen die drei die Krankenstation.
    Im letzten Moment wurden sie aber von der rufenden Cruise aufgehalten: „Captain, warten sie bitte einen Moment!“
    „Was gibt es?“, fragte Janeway sofort nach und näherte sich der Arbeitsstation es Doktors, auf dessen Bildschirm einige Chromosomen dargestellt waren.
    „Ich habe gerade die DNS von Spezies 8472, die sie vor fünf Jahren getroffen haben, und dann diejenige dieses ,Exemplars’ verglichen...“, sagte die gut aussehende Ärztin stirnrunzelnd.
    „Und?“ wollte Annika wissen.
    „Sie sind sehr unterschiedlich: So hat dieses Mitglied hier beispielsweise zwei Chromosomen mehr, also 186. Ich verstehe das nicht... ich kann mir das nur so erklären, dass das eine andere, durch eine lange Zeitspanne weiterentwickelte Version von Spezies 8472 ist...“
    Dem Captain wurde immer mehr klar: „Kann es sein, dass dieses Wesen dort aus dem 29. Jahrhundert stammt?“
    Dr. Cruise nickte etwas unsicher: „Ja, das ist gut möglich... aber wieso sollten die aus der Zukunft zu uns kommen?“
    „Da waren sie noch nicht an Bord... Untersuchen sie das weiter, Doktor!“, befahl Janeway schließlich und die drei Offiziere verließen die Krankenstation.
    ‚Was soll das denn wieder heißen?’, wunderte sich die Ärztin. Wieso wurde sie über alles im Dunkeln gelassen? Darüber sich ärgernd und nachdenkend setzte sie ihre Untersuchungen fort.

    Keuchend und nach Luft ringend irrte Tuvok durch die pulsierenden und schwach leuchtenden Gewölbe dieses Schiffes oder was auch immer es war, die schreiende Miral trug er auf dem Rücken.
    Plötzlich hörte er Schreie und Laute, ganz in der Nähe mussten die Geräusche sein. Er blickte sich zu allen Seiten um, rechts von ihm schimmerte ein wenig Licht. Er ging um eine Ecke und was er dort sah, war selbst für seine starke vulkanische mentale Kontrolle zu viel, so überwältigend war es. Er setzte Miral ab und sah es sich genau an: Es war ein riesiger, unbeschreiblich großer Saal, eine Art Kuppel mit mehreren Fenstern im Dach, die einen Blick auf den Weltraum und einen Nebel zuließen. Und in diesem Saal lagen – es war schwer richtig zu schätzen – Tausende von Menschen, Andorianern, Vulkaniern, Romulanern und anderen Föderationsspezies.
    Es war unfassbar, wie viele Personen hier auf Matratzen lagen, dicht aneinander, abgemagert. Dieses Lager war derart untypisch für Spezies 8472, da es so grausam und rückschrittlich war.
    Es kauerten dort unzählige Leute auf dem Boden, die ihn anstarrten. Plötzlich war ein den dort herrschenden Lärm übertönendes Geräusch von scheinbar mehreren Spezies 8472-Wesen zu hören.
    Schnell rannte er an den vielen Betten vorbei, als er plötzlich über etwas stolperte und auf eine leere Matratze fiel.
    Ein bärtiger, alter Mann zog ihn zu sich.
    Tuvok war sehr verwirrt und hatte Schwierigkeiten, die Person zu erkennen. Es schien sich jedoch um einen alten Vulkanier zu handeln.
    Plötzlich erschienen an einem Ausgang des Saals mehrere Spezies 8472-Wesen, viele Leute schreckten und rannten weg. Sie schienen Anzeichen von Geistesgestörtheit aufzuweisen, waren verwirrt, entstellt. Offenbar waren sie als Versuchskaninchen für etwas missbraucht worden. Möglicherweise hätte Tuvok das auch gedroht, doch er schien vorübergehend aus diesem Labor oder was auch immer es darstellte, entkommen zu sein.
    Die 8472 an den Ein- beziehungsweise Ausgängen schienen etwas zu suchen, doch offensichtlich fanden sie es nicht und zogen wieder ab.
    Tuvok schien durch die vielen Leute, die hier waren, Glück gehabt zu haben. Offensichtlich überlagerten die vielen Gedanken in dem Raum sich und er konnte nicht entdeckt werden. Sofort wandte er sich wieder dem Vulkanier zu. „Wer sind sie?“ fragte er ihn. Tuvok schätzte ihn auf etwa 190 Jahre, was bei einem Menschen in diesen Zeiten etwa dem 90. bis 100. Lebensjahr gleichkam.
    „Mein Name ist Sulok. Ich stamme von Vulkan und war einer der Föderationsabgesandten. Wie heißen sie?“
    Tuvok antwortete ihm sogleich: „Mein Name ist Lt. Commander Tuvok. Ich stamme vom Föderationsraumschiff Voyager. Wissen sie etwas über diese Anlage hier?“
    Sulok sah ihn ernst an: „Nur ein wenig: Sie scheint sich in einem Nebel zu befinden, abseits vom Föderationsterritorium, vermute ich. Es herrscht hier ein reger Flugbetrieb, viele Schiffe docken an und wieder ab, um offensichtlich Personen abzuliefern, die ersetzt wurden... Was haben sie vor? Ist ihnen etwas bekannt?“
    „Nein, ich weiß nur sehr wenig über diese... Einrichtung. Sie gehört Spezies 8472, einer Spezies aus einer anderen Dimension, dem Fluiden Raum.“
    Sulok nickte. „Ich habe davon gehört... in den Berichten der Voyager von ihrer Reise durch den Delta-Quadranten wurden sie oft erwähnt. Mehrmals hat ihr Captain sie als ‚grausam’ und von ihren Instinkten geleitet bezeichnet.“
    Tuvok nickte ebenfalls. „Ja, das stimmt. Sie sind sehr mächtig und unberechenbar. Wir müssen herausfinden, welchen Zweck diese Anlage erfüllt. Hier sind unzählige Rassen vertreten, wie es mir scheint.“
    „Wie kamen sie hierher?“, wollte Sulok wissen.
    „Ich war zuletzt an Bord der Voyager, bei Sternzeit 55498,5“, erwiderte Tuvok, „es war zu dem Zeitpunkt, als die Voyager Fracht nach Risa bringen sollte. Ich hielt mich dort mehrere Stunden auf, als ich plötzlich bewusstlos wurde und in einem Labor hier in der Nähe aufwachte.“
    „So ähnlich erging es mir: Ich wollte gerade eine sehr wichtige diplomatische Mission auf dem Krisenplaneten Hogan IV antreten, als ich plötzlich auf einem Frachter, der mich dort hinfliegen sollte, bewusstlos wurde und mich auf einem merkwürdigen Schiff wieder fand. Ein Schiff, dass sehr... organisch und lebendig wirkte. Man hat mich von oben bis unten untersucht, mir Haut entnommen... es war, wie es Menschen ausdrücken würden, schrecklich“, sagte er, schob seinen Ärmel hoch und zeigte auf eine Narbe am Oberarm.
    Tuvok nickte erneut. Sie beide mussten so schnell es möglich war, Captain Janeway oder die Vulkanier kontaktieren. Wenn sie über das hier Bescheid wissen würden, könnte sie mithilfe von anderen nicht infiltrierten Personen alle Eindringlinge eliminieren. Und das stellte die einzige Chance dar, die Föderation zu retten und wieder zu einen.

    Janeway, die schwangere Seven beziehungsweise Annika, Chakotay, Lieutenant Kim und Reg Barclay standen im Transporterraum drei auf Deck sechs.
    Janeway und Annika trugen einen Phaser an ihren linken Hüften und einen Tricorder an ihrer Rechten.
    „Also, Annika, sie kommen mit mir! Chakotay, sie bleiben in regelmäßigem Funkkontakt mit uns, auf einer abhörsicheren und getarnten Frequenz. Mr. Barclay war so freundlich, eine zu isolieren.“, sagte Janeway und blickte Barclay an, der nervös herumtippend hinter der Transporterkonsole stand.
    „I-ich bin be-ereit, wenn sie es sind...“
    Der Captain nickte ihrem stotternden Chefingenieur zu und fasste Annika bei ihrer Schulter. Die beiden gingen auf die blau leuchtende Transporterplattform und waren bereit zum Beamen, wurden im letzten Moment aber von dem hereinstürmenden Fähnrich Torstojew unterbrochen.
    „Captain!“, rief er in seinem russischen Akzent und fing sich fragende Blicke der anwesenden Offiziere ein. Außer Atem sprach er weiter: „Nehmen sie die hier... ihre Phaser sind zu auffällig, Ma’am!“
    Janeway blickte auf seine muskulösen Hände – eigentlich war alles an ihm muskulös – und erblickte zwei kleine Typ I – Phaser. Das erste Mal musste sie ihn innerlich für diese Aufmerksamkeit loben, es war wirklich unklug von ihr gewesen, so auffällig bewaffnet ins Sternenflotten-Hauptquartier zu beamen. Sie lächelte: „Vielen Dank, Mr. Torstojew!“ Sie nahm ihm die kleinen Phaser ab und gab ihm ihre Waffe, Annika tat es ihr gleich. Langsam freundete sich Janeway sogar mit Torstojews übertrieben loyaler Art an.
    „Es war mir eine Ehre, Captain!“, erwiderte ihr Sicherheitsoffizier und salutierte. Janeway hob ein wenig amüsiert eine Augenbraue hoch, und auch Harry musste schmunzeln. „Rühren!“, befahl sie noch und ging dann nach Crewman Hansen ebenfalls auf die Transporterplattform. „Energie!“ rief sie Lieutnant Commander Barclay zu und Annika und sie verschwanden im Transporterstrahl.

    „Funkkontakt hergestellt“, meldete Chakotay auf der Brücke. Er hatte es sich im Sessel des Captains bequem gemacht und schaute auf die Anzeigen auf dem kleinen Monitor zu seiner Rechten. „Können sie mich hören, Captain?“
    „Klar und deutlich“, erwiderte die Stimme Janeways aus den Lautsprechern. „Wir befinden uns hier vor dem Sternenflotten-Hauptquartier. Es ist ziemlich warm hier, in der Sonne...“, sagte sie und schien ein wenig zu lächeln. „Annika und ich betreten nun das Gebäude...“, fuhr sie flüsternd fort.
    Es wurde scheinbar laut in ihrer Umgebung, was auf die Präsenz vieler Offiziere hindeutete. Das Sternenflotten-Hauptquartier war einer der am meisten besuchten Orte in der Föderation, hier wurden wichtige Entscheidungen getroffen, wichtige Systeme kontrolliert, und das bereits seit 200 Jahren.

    Hansen und Janeway drängelten sich durch die Massen der Offiziere und Personen bis sie schließlich zu einer kleinen Rolltreppe kamen. Sie betraten sie und kamen eine Etage höher. Eine überlaufene Bar war dort zu sehen und eine Reihe Büros.
    Mit einem Blick nach oben stellten sie fest, dass das aber nur ein kleiner Teil von unzählig vielen Büros, Kontrollräumen und ähnlichen Einrichtungen war.
    „Dort“, sagte Annika und zeigte auf einen Turbolift.
    Janeway nickte und sie machten sich auf den Weg.
    Annika war ein wenig unwohl zumute. Sie wusste nun von der Infiltration von Spezies 8472 und sie fühlte, dass sie sich in Gefahr begaben. Ihnen war ungewiss, wie viele der Offiziere und Admirälen dort die waren, für die sie sich ausgaben. Und auch der Captain war sich nicht sicher, ob es nicht zu gefährlich war, was sie taten. Aber sie brauchte mehr Beweise.
    Sie betraten den Turbolift zusammen mit zwei Offizieren des Rangs Commander. Als der Lift sich in Bewegung gesetzt hatte, fragte einer der beiden, ein dunkelhäutiger, großer und freundlich blickender Mann: „Wo wollen sie hin?“
    Janeway fuhr innerlich zusammen. Doch warum sollte ihr ehrliche Antwort Verdacht schöpfen? „Wir wollen zu Admiral Cartwright!“
    Die beiden Offiziere nickten und sahen sich an, während der Turbolift anhielt.
    „Einen schönen Tag noch!“, wünschte Janeway und zusammen mit Annika verließ sie den Turbolift, die beiden ihnen langsam folgenden Offiziere nicht bemerkend.
    Annika sah sich um: „Wir befinden uns hier auf der Büroebene sechs... das Büro von Admiral Cartwright ist das mit Nummer neun bezifferte dort drüben!“
    Janeway nickte und während sie ihren Tricorder aufklappte, setzten sie sich in Richtung des erwähnten Büros in Bewegung. Es konnte sein, dass sich Janeway täuschte, aber ihr kam es auf dieser Etage sehr ruhig, unheimlich still vor. In ihr baute sich ein ungutes Gefühl auf, lieber wäre sie wieder auf die Voyager zurückgekehrt. Doch sie brauchten noch mehr Beweise, Indizien, die belegen konnten, dass die ganze Föderation und ihre hohen Funktionäre durch Spezies 8472 ersetzt wurden.
    Die beiden näherten sich einer Glastür mit dem Aufdruck „Admiral Cartwright II. – Office 9“. Sie waren richtig.
    Annika drehte sich nervös um, doch es war niemand zu sehen. In solchen Situationen wünschte sie sich, wieder mehr Borg zu sein, nicht so menschlich und ängstlich. Doch diese Wandlung hatte auch ihre Vorteile: Sie hatte das Glück, Mutter zu werden. Doch sie fürchtete sich auf vor dieser Verantwortung, denn sie musste ihr Kind beschützen. Und das war in solch möglicherweise gefährlichen Situationen nicht leicht.
    „Annika“, flüsterte Janeway. „Untersuchen sie andere Türgriffe!“
    Die Angesprochene nickte, zog ihren Tricorder und ging geradewegs auf die nächste Tür zu.
    Auf dem Display Janeways Tricorders wurden einige scheinbar überproportionale Hautzellen sichtbar, die sich auf dem Türgriff abgesetzt hatten, doch es war schwer, Admiral Cartwrights herauszufiltern, denn es waren nur wenige menschlicher Natur.
    Sie untersuchte die Zellen genauer und ihr Verdacht wurde bestätigt: Es waren alles Hautzellen von Spezies 8472.
    Janeway speicherte schnell die Daten, Annika tat es ihr soeben an einer anderen Klinke gleich.
    Plötzlich öffnete sich die Tür von Cartwrights Büro und die gebückte Janeway blickte direkt dem wütend und Furcht einflößend blickendem Admiral ins Gesicht.
    „Sie werden uns nicht aufhalten!“, sagte er und als Janeway sah, wie seine Hand sich in eine braune Kralle verwandelte, wich sie zurück, zog ihren Phaser und feuerte auf dessen Hand. Doch ihr Feuer wurde von den beiden Commandern, die sie eben im Turbolift gesehen hatte, erwidert.
    Doch Annika feuerte sogleich auf den dunkelhäutigen der beiden und dann auf den anderen, doch ihre Schüsse nützten nichts. Erst mehrere Schüsse aus dem kleinen Phaser des Captains konnten sie ins Taumeln bringen.
    Schnell rannten sie zu einem großen Treppenhaus, das auf die Hauptebene und somit in Sicherheit führte, doch da wurde ein Alarm aktiviert und der Doppelgänger Admiral Cartwrights verfehlte sie nur knapp.
    Sie rannten die Treppenstufen herunter, doch zwei Etagen tiefer, bedrohten sie sofort zwei Sicherheitsoffiziere, aber Janeway tippte auf ihren Kommunikator, rief „Beamen sie uns hoch!“ und die beiden wurden in ihre atomaren Bestandteile aufgelöst. Doch nicht etwa durch einen Phaserstrahl, sondern durch den Transporter der Voyager.
    Dort rematerialisierten die beiden und Annika blickte einem besorgt schauenden Chakotay in die Augen.
    Mit einem knappen „Alles in Ordnung“ gingen die beiden zusammen mit ihrem Captain aus dem Turbolift heraus.
    Janeways Erster Offizier schloss zu ihr auf: „Das war aber ziemlich knapp...“
    Der Captain blickte ihren Ersten Offizier erleichtert lächelnd an: „Wir haben keine Zeit zu verschwenden“, erwiderte sie und tippte auf ihren Kommunikator: „Janeway an Kim! Setzen sie auf der Stelle einen Kurs nach Vulkan!“
    Auf der Brücke wunderte sich Harry, wieso sie jetzt schon zu dieser geheimen Mission aufbrachen, ohne die Flotte. „Äh, Captain, ich weiß zwar nicht, was wir bei Vulkan sollen, aber wir müssen auf die Flotte warten...“
    „Vergessen sie die Flotte! Setzten sie sofort einen Kurs! Wir müssen den Vulkaniern die Wahrheit offenbaren... Ich bin unterwegs zur Brücke“, beharrte sie energisch auf ihrem Befehl, nachdem sie, Chakotay und seine Frau den Turbolift zur Brücke betreten hatten.

    „Sir, die Voyager fliegt davon... Sie haben soeben auf Warp beschleunigt!“, rief ein junger Fähnrich an der Operationskonsole der U.S.S. Edinburgh seinem unruhigen Captain entgegen.
    Captain Dawson war ein ehr junger Captain, er war um die 30 Jahre alt, und dies war seine zweite Schlacht bereits nach dem Angriff auf Cardassia Prime im Dominion-Krieg vor etwas weniger als drei Jahren. Der große und kurze blonde Haare tragende Kommandant richtete sich sofort auf und ging herunter zu der Konsole, die wie bei allen Schiffen der Galaxy-Klasse rechts von ihm stand. Er beugte sich über die Schulter seines Offiziers und vergewisserte sich, dass er Recht hatte. Es war so: Die Voyager hatte das Sol-System mit Warpgeschwindigkeit verlassen.
    „Wir erhalten soeben eine Nachricht, Captain... sie stammt von Admiral Cartwright!“
    „Auf den Schirm!“, befahl Dawson und setzte sich auf seinen Platz.
    Auf dem großen Bildschirm erschien das Bild des Admirals, der neben Paris die Mission leitete. Er sah sehr verärgert aus: „Captain Dawson! Sie werden sofort mit der gesamten Flotte die Voyager verfolgen und mir Janeway und ihre Crew vernichten... und das Schiff gleich mit! Janeway will überlaufen zu den Romulanern...“
    Die Transmission wurde beendet, ohne dass Dawson noch irgendeine Frage stellen konnte.
    Wieso sollte Kathryn Janeway überlaufen? Er hatte schon mehrmals sich mit ihr unterhalten und er konnte nicht verstehen, aus welchem Grund sie so etwas tun sollte. Aber er musste die Befehle der Sternenflotte ausführen.

    „Captain!“, rief Harry Kim.
    Janeway und auch Chakotay, obwohl er gar nicht angesprochen wurde, drehten ihre Köpfe in Richtung von Harrys Station.
    Diese befand sich dem Sessel des Captains näher als früher, was die Kommunikation auf der Brücke erleichterte. Auf der alten Brücke mussten sie alle immer fast rufen und schreien, um sich verständlich zu machen. Jetzt war die Brücke aber wesentlich besser und durchdachter konstruiert.
    „Was gibt es, Harry?“
    Dieser sah sie beunruhigt an: „Die Flotte verfolgt uns...“
    Der Captain und ihr erster Offizier sahen sich an, und ihre Blicke machten Worte überflüssig. Sie mussten sich beeilen. „Fähnrich Tema’na“, sprach Janeway ihre Steueroffizierin an und ging langsam zu ihrer Konsole ein paar Stufen herunter. Als sie das gesagt hatte, fiel ihr auf, dass sie Tema’na immer noch mit ihrem Rang anredete, obwohl sie schon fast ein Jahr unter ihrem Kommando arbeitete. Die Crew konnte sich einfach nicht an die aggressive Romulanerin gewöhnen. Und vor allem in solchen Situationen war das ein Problem.
    „Was kann ich für sie tun, Captain?“, erwiderte sie in einem gewohnt respektlosen, aber trotzdem höflich wirkendem Ton.
    „Wann erreichen wir den...?“, fragte Janeway, nachdem sie ein paar Daten auf einem PADD sich angesehen hatte.
    „In... neun Minuten!“ antwortete Tema’na.
    Ihr Captain nickte und ging auf Lieutnant Torstojew zu. Als sie vor seiner Konsole stand und der Offizier sogleich Haltung annahm, streckte sein Captain ihm ein PADD entgegen und deutete danach Chakotay an, herzukommen.
    „Ich habe einen Auftrag für sie, Mr. Torstojew! Wir werden in neun Minuten auf eine Reihe von Marschflugkörpern treffen, die als Ziel Vulkan haben. Wir müssen sie unbedingt zerstören!“
    Chakotay runzelte die Stirn: „Wie sollen wir sie bitte zerstören? Wie viele sind es denn?“
    Janeway nickte seinen Bedenken zustimmend: „Es sind etwa 150 Flugkörper, sehr robust, klein und wendig. Außerdem sind sie so programmiert, Waffenfeuer auszuweichen. Es scheint ein sinnloses Unterfangen zu sein, aber nicht, wenn wir in dem leitenden Flugkörper eine Bombe legen. Wenn er ausfällt, dann fällt der Rest auch aus.“
    „Und ich soll diese Bombe dort legen?“, fragte Janeways Sicherheitsoffizier in seinem russischen Akzent.
    „Ganz recht... oder haben sie keine Ausbildung als Bombenspezialist absolviert?“
    Torstojew nickte stolz: „Oh doch, Captain!“
    „Gut, dann gehen sie mit ihrer Ausrüstung in den Transporterraum und warten sie auf meine Befehle. Benutzen sie H7O9-Sprengstoff!“
    Der Russe blieb vor dem Turbolift stehen: „Das wird dann aber eine sehr starke Explosion, Captain!“
    Der Captain nickte: „Ja, wir müssen schließlich den gesamten Computer dieses Flugkörpers vernichten.“
    Ihr Taktikoffizier nickte und verschwand im Turbolift.
    „Noch fünf Minuten bis zum Halomynus-Sektor“, meldete Tema’na.

    Die Voyager erreichte die mit doppeltem Impuls fliegenden Marschflugkörper, es schienen tatsächlich sehr viele zu sein.
    Das Schiff flog an mehreren der kleinen Flugkörper vorbei, es schien fast Probleme zu haben, mit der Geschwindigkeit dieser modernen Raketen mitzuhalten.
    Janeway drückte auf ihren Kommunikator: „Mr. Torstojew! Viel Glück!“
    Am anderen Ende bedankte sich der russische Offizier und beamte sich an Bord des leitenden Objektes. Er stellte seinen Koffer mit dem Sprengstoff auf die Erde und kniete neben ihm nieder. Er sah sich den Hauptcomputer genau an.
    Ihm war nicht wohl zumute, aber er musste diese wichtige Aufgabe erfüllen. Seit er von der Akademie abgegangen war, wollte er sich so loyal wie möglich verhalten, Sicherheitsoffizier an Bord eines großen Schiffes werden... und wenn es sein musste für die Föderation sterben. Doch er würde es sicherlich schaffen – nein, bestimmt – diese Mission lebendig zu überstehen.
    Der gesamte Flugkörper war sehr spartanisch eingerichtet, wie alle unbemannten Institutionen und Flugobjekte.
    Nachdem Torstojew mit Kraft eine Verkleidung gelöst hatte, offenbarte sich ihm ein ausgeklügeltes System von Leitungen, die allerdings nicht sehr nach Föderationstechnologie aussahen. „Torstojew an Voyager“, sagte er auf seinen Kommunikator tippend.
    „Voyager, Janeway hier! Was ist passiert, Lieutnant?“
    Torstojew zögerte und schien ein wenig zu überlegen, während er sprach: „Ich habe nun die Stelle gefunden, an der Zugang zum Hauptcomputer erlangt werden kann... aber... na ja, es sieht überhaupt nicht nach Föderationstechnologie aus...“ Er betrachtete erneut die hell und grün-bläulich leuchtenden Leitungen, die die Föderationstechnologie überdeckten. „Es sind merkwürdige Leitungen und Phasern nahe der Zündung und...“, er öffnete eine weitere Klappe, ein paar Meter entfernt, und fuhr fort, „...nahe dem Sprengsatz... ich weiß nicht, welche Funktion sie haben...“
    Auf der Brücke schien Janeway sehr nachdenklich, als sie sich an ihren neben ihr sitzenden Ersten Offizier richtete: „Das scheint Technologie von Spezies 8472 zu sein...“
    Chakotay nickte zustimmend: „Ja, es sieht so aus.“
    „Lieutnant! Sie müssen diesen Flugkörper unbedingt zerstören, das hat oberste Priorität...“
    „Zu Not werde ich es mit meinem Leben bezahlen, Captain! Zum Wohle der Föderation“, ertönte es von der anderen Seite der Verbindung.
    „...nur im... äußersten Notfall, Mr. Torstojew.... Janeway, Ende.“ Sie starrte auf den Monitor, der die Marschflugkörper zeigte, die schier unaufhaltsam auf Vulkan zusteuerten. Es war von größter Wichtigkeit, sie aufzuhalten, denn sie konnten eine größere Zerstörungskraft aufweisen, als die normalen Sprengkörper. Wenn sie auf Vulkan treffen würden, könnten sie wesentlich mehr als nur die Regierungsgebäude und militärischen Einrichtungen zerstören – wesentlich mehr. Und das wusste Janeway und auch Torstojew, doch trotzdem gefiel ihr der loyale, ja gar chauvinistisch klingende Ton ihres Offiziers nicht. Er würde sich sein Leben für diese Sache nehmen, und das wollte Janeway nicht, trotz ihrer gewissen persönlichen Abneigung gegenüber ihres neuen Taktikoffiziers.

    Barclay scannte zum wiederholten Male im Maschinenraum die Marschflugkörper, und plötzlich erkannte er ein Problem. Wenn Lieutnant Torstojew es schaffen würde, den leitenden Marschflugkörper auszuschalten, würden diese aller Wahrscheinlichkeit das nächste Ziel anvisieren und ansteuern: Und das war die Voyager... Sofort drehte er von der Konsole ab und tippte so schnell er konnte auf den Kommunikator: „Maschinenraum an Brücke! Den Flugkörper nicht sprengen, ich wiederhole: Nicht sprengen! Wir brauchen dringend mehr Anstand!“

    Torstojew hatte die Sprengsätze um den Hauptcomputer des Flugkörpers angelegt und betätigte nun den Zünder. In dem Moment, in dem er das Janeway melden wollte, kam diese ihm jedoch zuvor: „Mr. Torstojew! Hören sie sofort auf! Nicht sprengen!“
    Dieser hob eine Augenbraue und antwortete verwirrt: „Zu spät, Ma’am...!“
    Janeway wandte sich sofort Tema’na zu: „Programmieren sie einen Kurs ein, der uns hier wegbringt!“ dann sagte sie zu Harry: „Harry, versuchen sie ihn da herauszubeamen!“
    Kim nickte, während er auf seine Anzeigen sah, doch drehte sich verzweifelt blickend zu seinem Captain: „Es geht nicht, eine Schutzschild wurde errichtet... Und nicht nur das: Sechs Lichtjahre entfernt ist eine sehr große Föderationsflotte...“
    Kathryn Janeway stand da, zweifelnd, nicht wissend, was sie nun tun sollte. Dabei lag die Entscheidung auf der Hand, so griffbereit, doch sie wollte sie nicht wahr haben. Sie mussten Torstojew zurücklassen, und ihn somit zum Tode verurteilen.
    Solche Momente waren ihr noch nie leicht gefallen, doch sie war verpflichtet, das zu tun, um ihr Schiff und ihre Crew zu retten – und zum Wohle der fast vernichteten Föderation, wie ihr Taktikoffizier es gesagt hatte. „Janeway an Torstojew! Ich möchte ihnen sagen, dass es mir sehr Leid, aber…”, ihr fehlten die Worte, „... sie... es gibt keine Möglichkeit...“ Sie wusste nicht was sie sagen sollte, wie sie die traurige Wahrheit ihm mitteilen sollte. Obwohl sie als Captain das tun musste, beweisen musste, dass sie sich durchsetzen konnte, war sie nicht im Stande, diese Nachricht einem noch lebenden Menschen zu überbringen, ihm mitzuteilen, dass er gleich sterben würde.
    Doch Torstojew verstand und nahm ihr diese Hürde ab: „Ich verstehe, Captain... zum Wohle der Föderation. Bitte retten sie sie, versuchen sie das alles zu beenden!“
    „Ja, das werde ich... Janeway Ende!“, sagte sie und spürte, wie ihre Augen sich mit Tränen füllten. Diese Zeiten waren sehr schwer, und sie forderten Opfer. Damit versuchte sie sich zu begnügen, aber es fiel ihr immer noch unbeschreiblich schwer. „Fähnrich Tema’na: Bringen sie uns nach Vulkan, Warp 9!“
    Sie mussten sich beeilen, es war wie ein Wettrennen mit einem Ziel, das fast noch weniger erfreulich und erstrebenswert schien, als das, was hinter ihnen lag: Und das war eine Föderationsflotte, die definitiv geschickt wurde, um die Voyager zu zerstören, und vor ihnen lag ein von Romulanern besetztes Vulkan: Es schien hoffnungslos, aber sie mussten es wenigstens versuchen. Denn es war egal, ob sie scheitern würden oder gar nichts unternommen hätten: Es konnte gar nicht mehr schlimmer werden.

    Torstojew lehnte an dem Hauptcomputer des Marschflugkörpers. Er sah auf die rot glühende Anzeige: Noch fünfzig Sekunden ... Fünfzig Sekunden, und dann war sein Leben beendet. Er dachte zurück an die schönen Tage, die er mit seiner Frau und seinen Kindern verbracht hatte. Es würde eine schwere Zeit für seine Familie werden. Doch seine Familie würde noch leben, durch diesen heldenhaften Einsatz. Und mit ihr die Föderation. Und das zählte, und das wusste auch seine Frau.
    Noch vierzig Sekunden...
    Seine letzten Sekunden brachen an, sein Leben näherte sich dem Ende. Er dachte daran, wie stolz er war, als er die Akademie absolviert hatte und vorübergehend auf die U.S.S. Enterprise NCC-1701-D.
    Doch er konnte sich nicht vernünftig erinnern, die Angst überwiegte. Er war doch feiger als er dachte, er fürchtete den Tod doch sehr.
    Noch dreißig Sekunden...
    ‚Es wird Zeit...’, dachte er. Er nahm seinen Kommunikator ab, drehte ihn und zog eine versteckte Nadel und ein kleines, daneben festgeklebtes Fläschchen mit 0,009 ml einer hochtoxischen Flüssigkeit. Er steckte sie auf einen Ansatz der Nadel und betrachtete die nun konstruierte Spritze.
    Er hatte sie immer vorbereitet, für solche Situationen. Und obwohl er es als unehrenhaft und wieder als feige ansah, hatte er die Absicht, ruhig zu sterben. Er war schließlich kein Klingone.
    Noch zwanzig Sekunden...
    Die Zeit schien zu schleichen. Er betete noch einmal, schließlich war er Christ. Auch wenn im 24. Jahrhundert Glaube und Religion oftmals als überholt und rückschrittlich angesehen wurde, wurde man immer noch getauft. Und er war sehr gläubig.
    ‚Lieber Gott, ich danke dir für mein erfülltes Leben. Mach, dass Frieden herrscht, und keine Trauer und Zerstörung’, betete er auf Russisch. Dann nahm er die Nadel und schlug sie in seine Pulsader. Es schmerzte und blutete stark, doch die Wirkung begann fast sofort. Sein Herz schlug langsamer, vor seinen Augen verschwamm alles, er konnte die Zeit bis zur Explosion nicht mehr erkennen. Er lachte noch einmal, benebelt sackte er zusammen, bis sein Herz vollständig aufhörte zu schlagen. Und dann verschwand um ihn herum alles in einem riesigen Feuerball. Und mit dem zerstörten Flugkörper hielten die anderen an und warteten auf ein Ziel, dass sie anflogen konnten.
    Und das erschien auch nach einer gewissen Zeit. Es war die große Föderationsflotte. Die modernen Raketen nahmen Kurs auf mehrere Schiffe.
    Explosionen und Trümmer rasten durch den Raum, doch es waren noch immer sehr viele Schiffe übrig, genug, um die Voyager und Vulkan zu vernichten.

    „Wir müssen flüchten, unbedingt“, meinte Tuvok. Er sah sich ein wenig in der Halle um. Es waren überall diese für 8472-Schiffe typischen organischen Fäden zu sehen, die Wände pulsierten, es war recht düster in der Halle. Der größte Teil des Lichtes drang durch die offenbar aus einer durchsichtigen Schleimschicht bestehenden Fenster an der Oberseite. Sie gewährten einen recht unscharfen Blick auf einen roten Nebel, vermutete Tuvok.
    Es roch sehr ungewöhnlich dort, vermutlich war der strenge Geruch auf die inhumanen Bedingungen, die dort herrschten, zurückzuführen.
    Als nächstes wollte Tuvok etwas über die Nahrung in Erfahrung bringen, doch er sah nichts Derartiges. Lediglich merkwürdige und fleischähnliche Klumpen waren hier und dort zu sehen.
    „Ich weiß“, erwiderte Sulok durch seinen dichten grauen Bart nuschelnd, „Ich will, dass die vulkanische Regierung und die Föderation von all’ dem hier erfährt.“
    „Ganz recht, Botschafter Sulok... Kennen sie hier jemanden, der uns unterstützen könnte und will?“
    Er nickte: „Es reicht, wenn sie mich ohne meinen Titel anreden, Tuvok... Was ihre Frage angeht: Nein, hier werden wir wahrscheinlich niemanden finden. Die meisten Personen hier, Admiräle und Politiker, alles hochrangige Leute, sind durch die Untersuchungen von Spezies 8472 verkrüppelt, misshandelt und fast verrückt.“
    Plötzlich erstarrte Tuvok während seinen Überlegungen, wie sie flüchten konnten. Er entsann sich an ein Ritual namens Tor’Pa-vot. Er hatte es bereits einmal durchgeführt, als die Föderation sich 2289 im Kampf gegen die telepathischen Gohtzaten befand. Er hatte sich mit einem anderen Vulkanier an Bord der U.S.S. Excelsior verbindet, um sich gegen die telepathischen Angriffe dieses Volkes zu verteidigen. Dadurch konnte er das Schiff damals retten.
    „Was haben sie?“, fragte Sulok und unterbrach Tuvok in seinen Gedanken.
    „Ich vermute – wenn ich die Ausmaße dieses Gefangenenlagers genau betrachte, dass die Föderation und anderen Großmächte von Spezies 8472 infiltriert wurden und bereits große Schäden angerichtet haben, und zwar sehr große.“
    Der alte Vulkanier hob eine Augenbraue: „Aber ich dachte, dieses Volk sei gar nicht so böswillig...“
    „Ja, es muss irgendein schwerwiegender Grund für dieses Verhalten vorliegen, aber das ist momentan zweitrangig. Ich dachte gerade an eine mögliche Flucht...“
    Sulok ließ Tuvok nicht ausreden und schüttelte den Kopf: „Wir Vulkanier haben zwar eher Chancen, die Untersuchungen durch diese Spezies hier zu überleben, aber dafür sind wir auch anfällig für ihre telepathischen Kontrollversuche. Ich hatte bereits einmal versucht zu flüchten – vergeblich. Ich brach schmerzerfüllt zusammen und hatte Wochenlang Kopfschmerzen. Es ist zu gefährlich... sie könnten uns töten!“
    Tuvok nickte, schien Suloks Einwand aber nicht zu akzeptieren: „Das mag stimmen, aber erinnern sie sich an ein vulkanisches Ritual namens ‚Tor’Pa-vot’?“
    Sulok schien nachzudenken und erhob sich von seiner zerfranzten Decke auf dem harten Boden, der aus irgendeinem Tuvok unbekannten Material bestand, möglicherweise einer Art Horn. „Ja... während meiner Ausbildung in der vulkanischen Universität haben wir dieses Ritual besprochen: Die Gedanken zweier Vulkanier werden verbunden und dadurch sind sie abgeschirmt gegenüber allen möglichen telepathischen Angriffen oder Sondierungen.“
    Tuvok nickte. „In der Tat. Wenn wir dieses Ritual durchführen, sind wir sicher vor den Übergriffen der Spezies 8472 und können möglicherweise unentdeckt bleiben.“

    Die ganze Brücke war in einem beunruhigenden Rot gehalten, zu mindestens beunruhigte es und machte Janeway noch nervöser, als sie es sowieso schon war.
    Doch auch Tema’na erging es nicht besser, schließlich würde sie möglicherweise im Kampf gegen ihr eigenes Volk untergehen, denn die Romulaner würden sie sicherlich nicht verschonen, denn sie repräsentierten ihren neuen Feind: die Föderation. - Doch es gab eine Möglichkeit, die vielleicht sie, die Voyager und die ganze Föderation retten konnte. Bald würde ihr wahres Potential und ihre wahre Identität herauskommen...
    „Wie lange noch?“, fragte Janeway schon wieder.
    Das war eine lästige Angewohnheit ihrer momentanen Vorgesetzten. Sie fragte jede Minute, wie lange es noch sei bis zu ihrem Ziel. „Noch etwa... zwei Minuten...“
    Die Kommandantin nickte und wandte sich an die Offizierin, die die Taktik übernommen hatte: „Gut, Fähnrich Brideman, bereiten sie die Waffen und Schilde vor.“
    Diese schien sehr unsicher und unerfahren, Janeway hätte lieber jemand anders an der Taktik gehabt, jemanden wie Torstojew, der ohne zu zögern, eine Waffe abfeuerte. Doch er war Opfer einer anderen Mission geworden, die ebenfalls wichtig gewesen war.
    Sie blickte Annika an, der erst recht Anlass gegeben war, unruhig zu sein. Denn mit der Voyager würde auch ihr noch ungeborener Sohn sterben.
    Chakotay blickte zu seiner Frau, die beiden lächelten sich gegenseitig an. Doch es handelte sich dabei lediglich um eine Art Ausrede, die Chakotays Vatergefühle und Annikas Besorgtheit verbergen sollte.
    „Captain”, rief Harry, „wir haben nun eine sehr große Flotte auf den Sensoren… es handelt sich um eine gemischt Flotte aus Romulanischen und Vulkanischen Schiffen…”
    Der Captain wollte genaueres wissen: „Definieren sie ‚groß’!“
    Kim seufzte, als ob er sich kaum traute, Janeway zu sagen, wie viele Schiffe es waren: „Es handelt sich um etwa 300 schwere Kriegsschiffe...“
    Sie drehte sich schockiert um. Tuvok hätte ihr jetzt sicherlich ihre Chancen gesagt, diese Schlacht zu gewinnen, doch das war nicht nötig, denn sie konnte sich ihre Chancen selbst ausmalen: Sie waren zu gering, viel zu gering...

    „Tal vat, toran vat omor...“ Tuvok und Sulok hatten das Ritual begonnen und schienen zu versuchen, so leise und unauffällig wie nur irgend möglich zu sein. Ihre jeweils linke Hand war auf die Stirn des jeweils anderen gelegt worden, ihre rechte Hand hielten sie gegen die Hand des anderen.
    Es vergingen noch ein paar Sekunden, die Hände der beiden Vulkanier drückten sich in ihre Gesichter, und dann waren sie scheinbar fertig.
    „Es ist ein faszinierendes Gefühl...“, bemerkte Sulok nach der Prozedur.
    Tuvok schien ihm zuzustimmen. „In der Tat. Wissen sie, ob es hier ein Schiff gibt, mit dem wir flüchten können?“
    Der alte Vulkanier griff unter seine Decke, zog einen kleinen Disruptor oder so etwas in der Art heraus, den er vor Monaten dort von einem Klingonen erworben hatte, und dann sprach er: „Ja, der Frachter, mit dem ich geflogen bin, ist in einem überdimensionalen Hangar untergebracht, zusammen mit unzähligen anderen Schiffen. Sogar ein Schiff der Defiant-Klasse ist dort untergebracht.“
    Tuvok nickte: „Gut, wir werden ihren Frachter nehmen!“
    Die beiden nickten sich gegenseitig zu und duckten sich kurz vor einem der unzähligen Ausgänge.
    Daraufhin gab Sulok seinem Partner den Phaser und Tuvok feuerte auf eine große Ader oder etwas in der Art, die einige Meter entfernt durch eine Wand lief.
    Sofort rannten einige 8472 aus den vielen Ausgängen. Sie gaben kreischende und tierische Laute von sich und plötzlich wurde er am Rücke getroffen und brach wie betäubt zusammen.
    Tuvok und Sulok ergriffen die Gelegenheit, die sich ihnen bot, und liefen durch einen Ausgang.
    Doch bevor der hinter Sulok befindliche Tuvok den Ausgang passierte, blickte er einem Mann in die Augen. Er war etwa zehn Meter von ihm entfernt, auf einer Decke zusammengekauert. Er war sich nicht sicher, aber er hatte Ähnlichkeit mit Tom Paris. War er vielleicht noch am Leben? - Doch er hatte keine Zeit, löste seinen Blick von der Person und rannte hinter Sulok her, durch die unheimlichen dunklen Gänge und Korridore.

    „Starten sie das Triebwerk!“, befahl der alte Vulkanier Tuvok, der neben ihm auf einem der Pilotensitze des Frachters saß.
    Aus dem bugwärtigen Fenster heraus sah Tuvok eine Art Passage, die durch ein Kraftfeld aus einer biologischen Masse das Vakuum des Raumes vom Hangar fernhielt.
    Dieser war mehrere Meter hoch, Tuvok schätzte ihn auf etwa hundert Meter, und maß gewiss ein bis zwei Kilometer Länge und noch Breite.
    Mehrere Schiffe waren zu sehen, die wohl alle entführt wurden. Ein Schiff der Defiant-Klasse, unzählige Shuttles, ein klingonischer Bird-of-Prey. Alle Schiffe sahen aus, als würden sie bald wieder starten, aber mit Sicherheit ohne die alte Crew.
    Tuvok schien sich immer mehr in seiner Theorie bestätigt zu fühlen, dass diese ganze Anlage dazu diente, durch Spezies 8472 ersetzte Personen zu beherbergen und zu untersuchen.
    Doch warum war die Einrichtung nicht im Fluiden Raum?
    Tuvok sah erneut aus dem Fenster, während er das Triebwerk des kleinen Frachters startete, und sah bereits viele auf sie zustürmende 8472, doch das Shuttle hatte bereits gestartet.
    „Wir müssen dort durch!“, meinte Sulok auf die schleimige Schicht deutend.
    Tuvok nickte zustimmend.
    Der Föderationsfrachter war bereits ein wenig älter, aber er schien noch gut „in Schuss“ zu sein. Sie hoben vom Hangarboden ab und näherten sich immer mehr der Schicht.
    Plötzlich betätigte Tuvok einige Tasten und aktivierte die einzige Phaserphalanx des Schiffes.
    „Was haben sie vor?“, wollte Sulok sofort wissen, als er das sah.
    „Ich werde sie davon abhalten, uns zu folgen und diese Schiffe zu starten.“ Daraufhin betätigte er den Feuerknopf und die Schicht am Ausgang zerplatzte durch einen breiten Phaserstrahl.
    Durch die ins All dringende Luft wurde das Shuttle beschleunigt und die vielen anderen Schiffe und 8472 wurden ins All geschleudert.
    „Ich registriere mehrere Bio-Schiffe, die uns scheinbar folgen!“, meldete Tuvok, als sie den Hangar mit hoher Geschwindigkeit verlassen hatten.
    Sulok nickte. „Ja, aber wir haben keine Chance, uns gegen sie zu verteidigen. Wir werden uns im Nebel verstecken müssen!“
    Sie folgen auf eine dichte Schwade zu und um sie herum war nur noch Nebel, kein einziger Stern war mehr zu sehen.
    Der ganze kleine Kontrollraum färbte sich rot. Da piepste die Konsole des alten Vulkaniers. „Ich habe eine merkwürdige Anomalie in diesem Nebel entdeckt, einige Kilometer vor uns“, meldete er und sah Tuvok an.
    Dieser erwiderte seinen Blick: „Es scheint sich um eine Interdimensionale Spalte zu handeln... Möglicherweise mündet sie in den Fluiden Raum...“
    Plötzlich wurde das Schiff durchgeschüttelt und ein Bio-Schiff flog an ihnen vorbei.
    In dem Moment hatten sie ihre Entscheidung getroffen und setzten einen Kurs auf diese Spalte. Nach wenigen Minuten Flug wurde es vor ihnen heller, offenbar erreichten sie die Spalte.
    „Wo ist das Bioschiff?“, fragte Sulok.
    „Es scheint vor dieser Spalte zurückzuweichen...“
    „Aber warum weicht es vor seiner Heimat zurück?“
    Tuvok konnte seinem Partner diese Frage auch nicht beantworten. „Irgendetwas muss dort sein, was sie abschreckt...“
    Plötzlich entstand wurden sie von einem grellen weißen Licht umschlossen und nach einer kurzen Strecke durch die interdimensionale Spalte befanden sie sich in einem dunklen Raum.
    Er war finster wie das All, aber es war kein Stern zu sehen. Und es schien ihrem Flug etwas im Wege zu stehen, die Impulstriebwerke mussten stärker arbeiten, was darauf hin deutete, dass sie durch eine Flüssigkeit „schwammen“.
    „Die Sensoren entdecken vor uns eine zähe Flüssigkeit, sie scheint ohne Leben zu sein.“
    „Das muss der Fluide Raum sein!“, bemerkte Tuvok an. „Aber normalerweise ist er grün erleuchtet und weist Zeichen von Leben auf...“
    Sulok hob eine Braue als Zeichen dafür, dass ihm das alles merkwürdig erschien. „Und gibt es hier keinen Ausgang?“
    „Doch... Ich habe eine weitere Spalte auf den Sensoren, etwa fünf Millionen Kilometer von unserer derzeitigen Position entfernt!“
    Mit einem Nicken setzte er einen Kurs dorthin.

    „Captain, wir nähern uns Vulkan!“
    Janeway atmete tief ein und entschlossen wieder aus. Sie musste handeln, ob sie es wollte, oder nicht. „Gut, gehen sie unter Warp!“
    Nichts war gut, aber das war egal. Es war eigentlich alles egal. Ihr Ziel, das Beweismittel in Form von Admiral Paris nach Vulkan zu bringen, war nahezu unmöglich zu erreichen. Sie hatten praktisch schon verloren.
    Auch Tema’na atmete tief ein und offensichtlich auch entschlossen aus. Auf dem Bildschirm wurde plötzlich die riesige Romulanische Flotte sichtbar.
    Auf der Brücke machte sich ein Hauch von Panik und Entsetzen breit, doch alle führten immer noch ihre Befehle aus.
    Plötzlich öffnete Tema’na einen Kanal zum leitenden Romulanischen Schiff.
    „Was tun sie da?!“, fragte Janeway energisch.
    ‚Sie will uns verraten...’, dachten Chakotay und der Captain gleichzeitig.
    Als der Kanal offen war, war die Kommandantin der Voyager aber unsicher, was sie tun sollte, zumal sie kein Wort von Tema’nas Satz verstand.
    „Arhem khre'rionel Tema'na el'Shiar tr'N'Vek! Arhem n'Tal'Shiar. Khoi dii diam bhaeht! Stev!“, sagte Tema’na energisch und das Resultat war ein auf dem Billdschirm erscheinender Romulanischer Admiral. „Feuern sie nicht...“, sagte er einem Offizier hinter sich und sah wieder auf Tema’na, „Super-Major Tema’na, was machen sie dort, auf diesem feindlichen Schiff?“
    Janeways Blicke und die der restlichen Brückenbesatzung ruhten gespannt auf ihr. Niemand verstand, was dort vor sich ging. „Ich bin als eine als Austauschoffizierin getarnte Spionin an Bord, und dieses Schiff ist nicht feindlich. Dieses Schiff hat Beweise an Bord, die die Unschuld der Föderation offenbaren. Sie müssen uns nach Vulkan lassen und die Föderationsflotte hinter uns aufhalten. Wenn wir nach Vulkan kommen, wird auch ihnen bestimmt einiges klar werden, was bei ihnen vorgeht...“
    Der romulanische Commander hatte fast eine Glatze, er war sehr alt und hatte ein runzlige und von Falten und Narben gezierte Haut. Doch er schien Tema’na zu kennen, sie waren offensichtlich sogar befreundet. Trotzdem war er misstrauisch: „Woher soll ich wissen, dass sie nicht einen Spezialauftrag haben und so tun, als hätten sie Beweise!“
    Die junge Romulanerin blieb hartnäckig: „Denken sie doch mal nach, Torreen... Ist das Verhalten der sonst so friedlichen Föderation normal? Vertrauen sie mir... bitte, sie haben die Chance, alles zu retten, was in der letzten Zeit zerstört wurde durch diesen Krieg...“
    Der romulanische Admiral, der scheinbar Torreen hieß, sah sie an. Er schien seine Meinung geändert zu haben: „Gut, fliegen sie nach Vulkan. Ich werde ebenfalls dort sein!“
    Der Bildschirm wurde dunkel und sie drehte sich um. Janeway sah sie verbittert an: „Wir werden das alles besprechen, aber nicht jetzt. Crewman Hansen, bringen sie sie in die Arrestzellen!“
    Tema’na sah sie ebenso verbittert an: „Ist das der Dank? Ich habe alles gerettet...“
    Der Captain antwortete nicht darauf.
    Schließlich stand Seven mit einem Sicherheitsoffizier vor der Romulanerin und Tema’na wurde abgeführt.
    „Captain, die Flotte ist noch zwei Lichtjahre entfernt!“, rief Harry.
    Janeway nickte und setzte sich ans Steuer, gab einen Kurs auf die Oberfläche Vulkans ein und tippte auf ihren Kommunikator: „Dr. Cruise! Begeben sie sich mit einem Assistenten und dem Spezies 8472-Wesen in Frachtraum IV! Wir werde auf Vulkan landen.“ Sie beendete das Gespräch und wandte sich den Transporterraum anstrebend an Chakotay: „Sie übernehmen!“
    Dieser nickte. Auch er war schwer enttäuscht von Tema’nas Betrug, und der Art, wie sie ihre wahre Identität preisgab. Er hatte gehofft, dass sie eines Tages ein richtiges Mitglied der Besatzung werden würde, Freunde finden würde. Aber mit diesem Tag schien das unmöglich und sie würde an Bord immer die romulanische Spionin sein.

    Die Voyager hatte soeben die Landeprozedur eingeleitet und landete auf einem staubigen Landeplatz nahe dem vulkanischen Regierungsgebäude auf dem Berg Soxan.
    Als das Schiff gerade aufgesetzt hatte, öffnete sich bereits eine große Luke an der Unterseite des Schiffes. Als die Luke ganz geöffnet war konnten Dr. Cruise, eine ihrer Assistentinnen und Captain Janeway austreten.
    In dem Moment, in dem sie den Planeten betraten, materialisierte Admiral Torreen zusammen mit drei Offizieren, die offensichtlich zu seiner Leibgarde gehörten. Sie kamen sich entgegen und der Romulanische Offizier sah Janeway ein wenig misstrauisch an.
    Es war recht düster, die Sonne war nur noch am Horizont zu erkennen. Ein starker Wind herrschte auf dem Plateau, Sand wurde ihnen ins Gesicht geblasen.
    Torreen blickte auf die große Trage, auf der das Mitglied der Spezies 8472 lag. Dann sah er die Voyager an und begann das Gespräch. „Schönes Schiff, Captain Janeway!“, rief er ihr im Lärm des Windes entgegen.
    „Danke... Aber weichen sie nicht vom Thema ab... wir müssen da rein!“
    Er nickte: „Ich hoffe, es lohnt sich, dass meine Flotte ihre aufhält!“
    Die Kommandantin blickte ihm in die Augen, während der Wind ihr durchs Haar fuhr: „Glauben sie mir: Das wird die letzte Schlacht sein...“
    Dann gingen sie mit Admiral Paris als Beweis in das vulkanische Regierungsgebäude. Erleichtert seufzt Janeway innerlich, als sie dem Wind entkommen waren. Das Klima auf Vulkan war berüchtigt.
    Sie befanden sich in einer einerseits eindrucksvollen und prächtigen, andererseits aber spartanisch eingerichteten Eingangshalle.
    Torreen, seine Offiziere und Cruise und ihr Captain gingen mit dem Beweis, mit der Leiche eines Spezies 8472-Mitgliedes durch eine große zweiflügelige Tür, die sich sowohl automatisch öffnete als auch schloss. Sie befanden sich in einem der wichtigsten Gebäude der Vulkanier, das ohne den heldenhaften Einsatz von ihrem verstorbenen Crewmitglied Lieutnant Torstojew jetzt bereits zerstört gewesen wäre.
    Etwa fünfzig Meter entfernt war eine breite Reihe von Plätzen und Tischen, die im Vergleich zu dem riesigen Saal winzig wirkten. An ihnen saßen die vulkanischen Abgeordneten und Politiker.
    Im Hintergrund sah man auf einem großen, riesigen Bildschirm die Schlacht im hohen Orbit um Vulkan.
    Janeway schmerzte es, als sie sah, wie viele Sternenflotten-Schiffe zerstört wurden, wie viele Offiziere starben. - Aber all das würde in den nächsten Stunden und Minuten ein rasches Ende finden.
    „Was können wir für sie tun?“, fragte eine Romulanerin lautstark, bei der es sich um Subcommander Neral handelte.
    Plötzlich bemerkte sie den toten Körper des 8472 auf der Liege, die von Doktor Cruise und ihrer Assistentin bewacht wurde. Sie näherte sich ihnen und betrachtete die Leiche, ging noch näher heran. Sie sah sie sch genau an, ein paar Sekunden vergingen.
    „Subcommander Neral?“, fragte Torreen rätselnd, was sie dort machte.
    Doch die Romulanerin reagierte nicht.
    „Neral!“, rief er entschlossen und seine drei Leibwächter hoben ihre Disruptor-Gewehre.
    Urplötzlich, ohne jegliche Vorwarnung, platzte die Haut vom Körper des Subcommanders, Janeway und die Romulaner sprangen zurück, doch Cruise und ihre Assistentin konnten nicht mehr zurückweichen. Sie wurden von einem 8472-Wesen auf den Boden gerissen und bluteten am ganzen Körper.
    Doch da schossen die Romulanischen Offiziere bereits auf das Wesen, welches nach einigen Sekunden Beschuss schreiend zusammenbrach. Große Wunden klafften am ganzen Körper, doch der Captain interessierte sich mehr für Cruise und ihre Begleiterin. Doch es schien zu spät zu sein. Cruise öffnete schmerzerfüllt noch ein letztes Mal die Augen und hauchte Janeway noch etwas entgegen, ihre letzten Worte: „Beenden... sie da-as...“ Dann schlossen sich ihre Augen und ihr Kopf fiel schlaff auf die Seite.
    Janeway musste schon wieder Tränen unterdrücken. Das durfte alles nicht wahr sein, soviel Tod, soviel Trauer. Umso entschlossener richtete sie sich auf und ging auf die Vulkanier zu, die alle trotz ihrer vulkanischen Unterdrückung der Gefühle entsetzt wirkten. Sie alle waren aufgesprungen und starrten den Captain der Voyager an.
    Schließlich ergriff Janeway das Wort: „Haben sie das gesehen? Haben sie gesehen, wer diese Romulanerin wirklich war? Und sehen sie das 8472-Wesen, das dort auf der Trage liegt? Wissen sie, wer das angeblich war? Das war Admiral Paris, oder besser gesagt sein Doppelgänger! Die Person, die die Pläne unterzeichnet hat, die die Auslöschung ihres Planeten und ihres ganzen Volkes vorsahen! Und es gibt sicherlich noch Hunderte andere Infiltranten in der gesamten Sternenflotte“, und mit einem Blick zu Admiral Torreen fuhr sie fort, „und in der Regierung der Romulaner!“
    Torreen schien allmählich alles klar zu werden.
    Kathryn Janeway ging einige Schritte auf die Vulkanier zu. „Helfen sie uns, das zu beenden!“, sprach sie weiter und zeigte auf den Monitor, der immer noch die Schlacht zeigte. „Helfen sie der Föderation, sich zu sammeln und gestärkt gegen diesen Feind vorzugehen, der uns so lange an der Nase herumgeführt hat, der uns so lange versucht hat, zu vernichten!“
    Die Rede hatte die vulkanischen Abgesandten und Politiker offensichtlich überzeugt, einige gingen mit Tricordern auf die Leichen der beiden Spezies 8472-Mitglieder zu.
    ‚Es ist vorbei...’, dachte Janeway. Endlich war dem Kampf um die Existenz de Föderation ein Ende gesetzt worden. Der letzte Kampf war beendet...

    ‚Wir haben versagt. Auftrag. Ende. Tod. Zerstörung. Invasion. Föderation. Ende.’ Diese Gedanken waren überall in den Hirnen von Spezies 8472 zu hören.
    Admiräle, Captains, Subcommander, Föderations- und Romulansiche Politiker, der Föderationspräsident und alle anderen, die ersetzt worden waren, beendeten ihr Leben – auf die eine oder andere Weise.
    Im Büro des Föderationspräsidenten explodierte eine Bombe.
    Im gerade tagenden Romulanischen Senat erschossen sich die Senatoren, spritzten sich ein Gift in ihre Adern oder flogen gar mit Shuttles in wichtige Gebäude des gesamten Quadranten – es war grausam und das Ende der Infiltration schien noch mehr Opfer zu fordern, als der gesamte blutige Bürgerkrieg.

    Die Voyager war wieder auf dem Rückweg zur Erde. Sie waren vorbeigeflogen an den Trümmern der Romulanischen und der Föderationsflotte im Orbit Vulkans, sie waren vorbeigeflogen an den Überresten der Marschflugkörper und Lieutnant Torstojews. Sie hatten viel Opfer zu beklagen, doch ihr Ziel war erreicht.
    Kims Konsole piepste plötzlich.
    Janeway erschrak, sie hatte ein wenig geschlafen.
    Chakotay rang sich daraufhin ein kleines Lächeln ab, um die getrübte Stimmung aufzuheitern.
    „Captain, wir erhalten gerade die aktuellen Nachrichten!“
    Der Captain stöhnte: „Ich weiß gar nicht, ob ich die hören will... na ja, lassen sie hören, Mr. Kim!“
    „Also“, begann er. Es schien länger zu dauern. „Die Planeten Andor, Betazed, Bolarus IX und noch weitere 41 Mitgliedswelten haben nach Absprache mit den Vulkaniern zugestimmt, der Föderation wieder beizutreten und sie beim Wiederaufbau mit allen möglichen Mitteln zu unterstützen.... Dann ist da noch eine Nachricht: Es wurden von den Infiltranten innerhalb der Sternenflotte mehrere Selbstmordanschläge verübt: Das Sternenflotten-Hauptquartier ist fast vollständig zerstört, die genaue Anzahl der Todesopfer kann noch nicht geschätzt werden... Darüber hinaus wurden die Leichen des Föderationspräsidenten und folgender Admiräle gefunden: Cartwright, Fitzgerald, Sejong, Villeneuve, Mueller, Stöki, Pearson, Archer, Schmidt, Williams, Carter...“
    „Das reicht!“, rief Janeway. „Ich will nicht mehr einen einzigen Namen hören!“
    Kim nickte eingeschüchtert: „Und hier ist noch eine Nach...“
    Der Captain unterbrach ihn erneut: „Ich will nichts mehr hören, Mr. Kim!“
    „Sie ist speziell an uns gerichtet...“
    ‚Was kann das sein?’, fragte sie sich und nickte ihm zu: „Bitte, diese eine Meldung noch...“
    Kim atmete tief ein: „Der provisorische Föderationspräsident Morris bedankt sich im Namen der gesamten Föderation für den heldenhaften Einsatz der Crew des Raumschiffes Voyager. Und noch eine Mitteilung von einem gewissen Doktor Gale vom Sternenflotten-Hospital San Fransisco: Unser Doktor ist bei der Reinigung der Holofilter wieder aufgetaucht...“ Er hob seinen Kopf. „Der Doc ist zurück!“ rief er voller Freude.
    „Sonst noch irgendwas?“, unterbrach Janeway die Freude ihres Kommunikationsoffiziers.
    „Nein, das war alles.“
    Sicherlich freute sich Janeway, aber die Nachricht über den wieder aufgetauchten Doktor machte sie umso bedrückter und trauriger, denn Tuvok war immer noch nicht aufgetaucht. Wahrscheinlich würde er nie mehr zurückkommen...
    „Wir erreichen das System P4-X39“, meldete Chakotay, der für eine Weile das Steuer übernommen hatte und die suspendierte und arretierte Tema’na ersetzte.
    „Interessant...“, sprach Annika nah ihrem Mann, offensichtlich mehr zu sich selbst.
    „Was ist?“, fragte der Captain nach.
    „Ich empfange merkwürdige Verzerrungen von 7,982 auf der Gan-Skala... und zwar bei den Koordinaten 567,5 zu 822,453. Es ist möglich, dass ich mich täusche, aber von dem Fall ausgehend, dass ich das nicht tue, muss ich ihnen mitteilen, dass etwa 400 Kilometer vor uns eine Interdimensionale Spalte gerade dabei ist, sich zu öffnen...“
    Janeway sah sie entsetzt an. „Ich dachte, es wäre vorbei...“, sagte sie mehr zu sich selbst, aber trotzdem fühlte sich Chakotay angesprochen: „Das dachte ich auch...“
    Sevens Konsole piepste und sie fuhr fort: „Es kommt ein Schiff hindurch, Captain... es ist... Moment, das kann nicht sein... es ist ein Föderationsshuttle mit der Registrierung ‚NCC-87462’... es handel sich um einen Föderationsfrachter!“
    Die gesamte Brückencrew fragte sich, was dieser Frachter im Fluiden Raum zu suchen hatte. Nie hatte man einen Frachter an Spezies 8472 verloren, aber woher kam dann dieses Schiff?
    „Wir werden gerufen!“, meldete Harry und sofort Befahl ihm Janeway mit einem knappen Nicken, das Bild auf den Schirm zu legen.
    Und das, was sie als nächstes sehen sollte, konnte sie nicht fassen. Der Weltraum war so groß, und gerade jetzt, wo die Voyager durch dieses System flog, erschien ihr alter Freund wieder bei ihnen: Tuvok und ein anderer Vulkanier waren auf dem Schirm zu sehen.
    Dem Captain liefen Tränen die Wangen herunter, so oft hatte sie sie unterdrücken müssen, doch nun konnte sie sie nicht mehr zurückhalten.
    Und auch der Rest der Senioroffiziere schien seine Gefühle auszuleben. Die Freude über Tuvoks Rückkehr verdeckte die vergangenen Wochen der Trauer und Angst.
    „Tuvok...“ Mehr konnte die Kommandantin der Voyager nicht sagen. Und ihr vulkanischer Freund schien die Freude auf der Brücke nicht sonderlich zu erfreuen, sondern eher sogar ein wenig unangenehm zu sein. Tuvok war wieder zurück.
    „Wo kommen sie her?“, fragte Chakotay neugierig und mit einem Lächeln auf den Lippen. Er kannte Tuvok schon seit seiner Zeit beim Maquis und er hatte dem Vulkanier dessen Spionagearbeit verziehen. Sie waren Freunde geworden. Und deshalb war Chakotay mehr als nur erfreut, ihn wieder zu sehen.
    „Das ist eine lange Geschichte, Commander... Captain: Ich bitte um Erlaubnis an Bord kommen zu dürfen!“
    Janeway nickte lächelnd. Dann verlosch das Bild und man sah das auf die Voyager zufliegende Shuttle.

    „Na dann, aktivieren sie dieses Programm, bevor sie es wirklich noch löschen!“, sagte Lieutnant Commander Barclay zu einem jungen Fähnrich der Sternenflotten-Technik, der vor einem Holospeicherkern stand.
    Um sie herum waren die Wände des Sternenflotten-Hospitals eingerissen. Es brannten noch kleinere Feuer, die Sonnen schien auf sie.
    Auch das Krankenhaus in San Fransisco war scheinbar Opfer eines Anschlages der sich in den Selbstmord stürzenden Spezies 8472-Infiltranten geworden.
    „Gut, ich aktiviere es jetzt...“ Er berührte einige Schaltflächen auf der Außenseite des Speicherkerns.
    Daraufhin wurde das aus dem Holofilter gerettete Programm des Doktors. Und wenige Sekunden später baute sich das Programm des Doktors vor ihnen auf.
    Barclays Mund formte sich zu einem breiten Lacher vor Freude, und auch der Doktor freute sich scheinbar sehr, seinen Freund und Golfpartner Barclay wieder zu sehen, nach so langer Zeit in dem Holofilter.
    „Doc!“, sagte der Chefingenieur der Voyager und die beiden schlossen sich in die Arme, beobachtet von einem stirnrunzelnden Fähnrich.
    „Lassen wir das...“, unterbrach der Doktor. „Reg, ich muss unbedingt mit Captain Janeway sprechen: Wir wurden infiltriert...“
    Reg lächelte: „Doc, sie sind ein we-wenig zu spät...“
    „Wie meinen sie das?“, fragte der Doktor entsetzt nach.
    „Sie waren einige Mo-Monate in diesem Holofilter, u-und sehen sie sich u-um...“
    Das MHN folgte der Aufforderung und setzte einen entsetzten Blick auf.
    „Es ist vorbei...“ vollendete Barclay seinen Satz, tippte auf seinen Kommunikator und die beiden beamten sich an Bord der Voyager.

    „Tuvok, ich... ich bin so froh, dass sie wieder zurück sind...“ Janeway und Tuvok befanden sich im Quartier des Captains, Sulok wurde noch nach Schäden auf der Krankenstation untersucht.
    „Wie geht es dem Doktor?“, fragte Tuvok von seiner Rückkehr ablenkend.
    „Es geht ihm gut, er wird in den nächsten Minuten die Krankenstation wieder übernehmen... Aber, was wollten sie mir eigentlich sagen?“, fragte der Captain.
    „Botschafter Sulok und ich waren durch den Fluiden Raum geflogen und hatten nach der Passage mehrere Spalten einen Ausgang gefunden. Aber der Fluide Raum, er ist... anders. Er ist grau und tot. Kein Bio-Schiff ist dort, sie scheinen sich gar vor ihm zu fürchten, nutzen ihn wohl nur noch ungern als Passage, so wie die Borg Transwarp-Kanäle.“
    Janeway starrte ihn fassungslos an: „Sind sie sich sicher? Aber das ist doch ihre Heimat...“
    „Ja, und vielleicht erklärt das auch das, was sie mir auf dem weg hierher erzählt hatten: Sie wollen die Galaxis für sich beanspruchen, weil sie aus ihrer alten vertrieben wurden.“
    „Aber wer hat sie aus ihrem Terrain vertrieben, den Fluiden Raum vernichtet?“
    Tuvok schüttelte ratlos den Kopf: „Ich weiß es nicht, Captain... Vielleicht kann Lieutnant Torres uns etwas dazu sagen, schließlich hat sie doch einen Bericht über den Fluiden Raum verfasst. Möglicherweise weiß sie, wie er zerstört wu...“
    Janeway unterbrach ihn: „B’Elanna wurde wahrscheinlich von Spezies 8472 umgebracht...“
    Obwohl sie wusste, dass solche Gefühle von Tuvok unterdrückt wurden, meinte sie ein Zeichen der Trauer in seinem Gesicht erkannt zu haben, ein kurzes Zucken seiner Gesichtsmuskeln.
    Und durch diese Nachricht verdrängte er das, was er noch sagen wollte, nämlich seine Vermutung, dass er Tom Paris dort gesehen hatte. Außerdem hielt er es für unmöglich, zumal er damals mit dem Delta-Flyer getötet wurde, in dem Mutterschiff.
    Janeway musste erneut Tränen unterdrücken. B’Elannas Tod hatte sie schwer getroffen. Der heutige Tag war so angefüllt mit guten und schlechten Nachrichten, dass sie Schwierigkeiten hatte, das alles zu verkraften.
    „Ich verstehe...“ Der Vulkanier näherte sich ihr: „Und was geschieht nun mit der Tochter, Miral?“
    „Admiral Paris ist verschollen, er wurde auch ersetzt von Spezies 8472, wie so viele Admiräle“, antwortete sie, „ich denke, sie wird in einem Heim oder einer Pflegefamilie aufwachsen müssen, da sie nun keine Angehörigen mehr hat.“
    „Aber Lieutnant Torres’ Mutter lebt doch noch, oder?“
    „Das weiß niemand genau, aber ihr Vater könnte noch am Leben sein....“, antwortete der Captain. Dann wich sie vom Thema ab: „Wie viele Gefangene waren dort?“, wollte sie noch wissen.
    „Ich vermag die Anzahl der Inhaftierten und somit Ersetzten nur schätzen: Aber ich denke, es waren mehrere Zehntausend...“
    ‚Oh Gott’, dachte sie. Janeway ging auf das Fenster zu und sah in den Weltraum. Wie so oft beruhigte der Anblick sie, aber trotzdem war es unfassbar. Etwas weniger als zehntausend Personen waren noch immer nicht die, die sie vorgaben zu sein. „Dann war das erst der Anfang...“, sprach sie und
    Tuvok fragte: „Was?“ Er musste sich noch über die gesamten Geschehnissee der letzten Monate informieren, erst dann konnte auch ihr alter Taktik- und Sicherheitsoffizier verstehen, was sie meinte.

    „Fähnrich Tema’na! Sie werden zu 30 Tagen Einzelhaft verurteilt und ihr Rang wird ihnen wegen Betruges entzogen!“ Und etwas leiser fügte die Kommandantin der Voyager hinzu: „Ich werde versuchen, das Kriegsgericht von diesem Fall fernzuhalten, verstanden?“
    Janeway stand vor dem Kraftfeld einer Arrestzelle, in der die Romulanerin saß. Der Captain musste so handeln, und sie hielt diese Strafe für mehr als gerechtfertigt.
    Tema’na hatte Janeways Vertrauen gebrochen, und das mochte sie absolut nicht. Sie hasste es, wenn man sie so ausnutzte. Und Tema’na wollte nur Informationen, zu mindestens sah es so aus, sie war eine hochrangige Spionin des Tal’Shiar.
    Janeway wandte sich ab und ging in Richtung Ausgang, nickte dem Fähnrich zu, blieb allerdings im Türrahmen stehen, als die junge Romulanerin ihr noch etwas zurief: „Denken sie daran, Captain! Ohne mich wäre jetzt alles vorbei...“
    Dann verließ sie den Raum endgültig und versuchte diese Worte Tema’nas zu vergessen. Denn es war die Wahrheit. Ohne die junge Romulanerin wären sie verloren gewesen. Sie hatte alles gerettet.
    Doch Janeway lenkte sich mit etwas anderem ab: Sie musste nun mehrere Brief an die Angehörigen der verstorbenen Torstojew und Doktor Cruise schreiben. Und das fiel ihr schwer. Doch vielleicht waren dies die letzten Briefe für eine lange Zeit. Vielleicht.

    Annika und Chakotay schritten durch die Korridore der Voyager. Sie wollten den Doktor begrüßen und sofort ihren Sohn Thomas untersuchen lassen.
    Bei Doktor Cruise fühlte sie sich, obwohl auch diese eine kompetente und erfahrene Ärztin war, ein wenig unsicher. Der Doktor war ihr lieber als Arzt. Irgendwie kamen ihr diese Gedanken ein wenig verrückt vor.
    Da näherten sich die beiden schon der Krankenstation und sahen sofort den Doktor, der hektisch durch den ganzen Raum ging und alles verschob, was man verschieben konnte.
    Ihm schien an seiner neuen Krankenstation einiges zu missfallen.
    „Doktor!“, rief Chakotay und der holografische Arzt drehte sich erfreut um, als er die Stimme des ersten Offiziers hörte.
    „Seven... ich meine Annika! Chakotay! Es ist mir eine Freude sie zu sehen!”, rief er zurück und stürmte mit offenen Armen auf sie zu.
    „Puh!“, stöhnte Annika, als er sie in seinen Arm nehmen wollte.
    Daraufhin sah der Doktor auf ihren Bauch und strahlte erneut vor Freude: „Er ist ziemlich dick geworden, wenn ich das sagen darf!“ Er schmunzelte in der üblichen Weise.
    „Danke, Doktor“, erwiderte sie den Kommentar des Doktors als Lob auffassend.
    „Ich werde euch dann mal alleine lassen...“, sagte Chakotay. „Ich mache schon mal das Abendessen!“
    Annika nickte und nach einem Kuss verließ ihr Ehemann die Krankenstation.
    „Sie scheinen ihre große Liebe tatsächlich gefunden zu haben...“, seufzte der Doktor und es schien, als klinge ein Hauch von Neid in seiner Stimme.
    „Ja, Chakotay ist... perfekt!“
    Beide mussten lachen.
    „Ich bin allmählich wirklich froh, dass ich meine Zeit als Borg hinter mir habe...“
    „Ja, aber sie hatten mir als arrogante Seven of Nine auch gut gefallen...“
    „Nun, wir sollten uns Thomas zuwenden“, führte sie wieder zum eigentlichen Anlass ihres Besuches zurück.
    „Thomas?“
    Annika hob fast wie Tuvok eine Augenbraue: „Mein Sohn… oder haben sie das vergessen?”
    „Nun ja, meine Erinnerungsdateien wurden nicht beschädigt beim Absturz der Voyager, denn ich erinnere mich an William!“
    „Ich verstehe: Chakotay und ich hatten uns für Thomas entschieden, als Erinnerung an Tom Paris...“
    Der Doktor lächelte: „War das ihre Idee?“
    Sie nickte. „Ja...“
    „Sie haben sich wirklich weiterentwickelt...“
    Mit einem stolz wirkenden Lächeln legte sie sich auf das Biobett.

    Fünf Tage waren bereits vergangen, seit die Vulkanier der Föderation wieder beigetreten waren. Und anlässlich dieses hoffnungsvollen Ereignisses hatten sich Tausende von Föderationsbürgern vor den Trümmern des Sternenflottenhauptquartiers versammelt.
    Lediglich die Fahne mit der Aufschrift „United Federation of Planets“ wehte noch über der Ruine. Doch so vereint war die Föderation noch immer nicht. Noch über fünfzig ehemalige Mitgliedswelten und Mitgliedsstaaten waren noch unabhängig. Doch sie würden wieder beitreten.
    Obwohl die Sonne schien, herrschte recht trübes Licht auf dem Platz, denn der Himmel war von Rauch und Aschewolken bedeckt.
    Der provisorische Föderationspräsident Morris war ein etwa vierzig Jahre alter Mensch und es war sicherlich seine erste Rede, die er vor so einem großen Publikum in einer so schweren Zeit hielt. „Sehen sie sich den Himmel an“, sagte er von dem Podium aus. Um ihn herum standen kleine Kameras und Journalisten der verschiedensten Rassen. Er fuhr fort: „Er ist bedeckt von Asche. Aber ist Asche nicht fruchtbar? Heißt es nicht so schön, ‚wie Phönix aus der Asche’? Ja, wir wurden fast vernichtet, befanden uns am Abgrund, waren verzweifelt und nur wenige haben erkannt, dass der Feind aus dem Inneren kommt. Doch durch die Hilfe dieser Personen ist die grausame Wahrheit ans Licht gekommen. Dieser Feind war noch grausamer als das Dominion, aber wir haben bewiesen, dass wir trotz eines schweren Bürgerkrieges stark genug sind, zu überleben. Auf die Zukunft!“
    Und im Chor antworteten ihm alle Zuhörer und auch auf der Brücke der Voyager sprach man mit. „Auf die Zukunft!“
    Doch Janeway ahnte, vielleicht wieder als einzige, dass die Zukunft nicht so erstrebenswert war. Warum auch immer Spezies 8472 diese Infiltration und Zerstörung von innen heraus durchgeführt hatte, so waren sie doch noch nicht am Ende.
    Das war erst der Anfang...


    ...und die Reise geht weiter - am nächstens Sonntag, den 21.04.2002

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    EIN LETZTER KAMPF
    based upon "STAR TREK" created by GENE RODDENBERRY
    produced for TREKNews NETWORK
    created by RICK BERMAN & MICHAEL PILLER and JERI TAYLOR
    executive producers MAX S. PFAFFSTALLER & SEBASTIAN OSTSIEKER
    co-executive producer ANDREAS KREBS
    producer MILA FRERICHS lektor FRANK ZIARNO
    co-producers TIM PRUESSMANN & FLORIAN TSCHIRPKE
    production-designer PARTICK VENETZ
    written by MARKUS RACKOW
    from a story by SEBASTIAN OSTSIEKER & MARKUS RACKOW

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    Quelle: treknews.de
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    • Hallo Gast - Aufgrund des vielen Spams müssen leider ein paar Fragen beantwortet werden.

      Bitte der Reihe nach durchführen, sonst kann das Captcha nicht erfolgreich abgeschlossen werden...
      Schritt 1: Wenn Picard ein Captain ist, sollte hier ein Haken rein...
      Schritt 2: und wenn es in der Nacht nicht hell ist, sollte hier der Haken raus!
      Schritt 3:

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