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...mit Sicherheit ein gutes Gefühl!
  • Interview mit dem Production Designer 2: Scott Chambliss

    Über Star Trek 11, Fans und das "Behind the Scence"-Buch
    Nach dem Herman Zimmerman über 18 Jahre für das Design von Star Trek verantwortlich war, hat J.J. Abrams für Star Trek 11 seinen eigenen Designer mitgebracht. Scott Chambliss hat mit Abrams bereits an Alias und Mission: Impossible III gearbeitet. Sein Redesign des Star Trek Universums ist wohl seine am meisten beachteste Arbeit, die bei Fans auf sehr unterschiedliche Reaktionen stieß (Die Meinung von Herman Zimmerman ist hier nachzulesen). Die Webseite Trekmovie.com führte ein exklusives Interview mit Chambliss, in dem er über die Herausforderung, Star Trek zu redesignen und Fanreaktionen spricht. Wir haben es für euch übersetzt:

    Obwohl Sie bereits seit langer Zeit als Production Designer in Film und Fernsehen tätig sind und auch einen Emmy für Alias gewonnen haben, war Star Trek 11 Ihr erstes großes Science-Fiction Projekt? War das für Sie einschüchternd?
    Es ist absolut richtig, dass Sci-Fi neu für mich war, das galt für jedes Projekt in meiner Karriere und das ist eines der Dinge, die ich an meinem Job liebe. Jedes Projekt, an dem ich arbeite ist wie Schulunterricht. Ich kann mich hinein stürzen und alles lernen, was mir möglich ist, über das Projekt und was passiert. Und es ändert sich natürlich, denn es ist Arbeit, eine visuelle Geschichte dramatisch und artikuliert zu erzählen. Also, in dieser Hinsicht war das super aufregend. Der Nachteil ist das ganze Gepäck, das diese Geschichte mit sich bringt, denn extrem ausgedrückt ist es eine Art Religion für manche Leute. Und weniger extrem ausgedrückt sind es immer noch begeisterte Fans die jedes Detail hoch halten, das es jemals gegeben hat. Eine Balance zu finden zwischen dem Erzählen einer dramatischen visuellen Geschichte und nicht mit dem Kanon herumzusch…. Auf eine Art, die die Leute verstört, die das wirklich wertschätzen, das war der wirklich einschüchternde Aspekt, der viel Hilfe von Leuten erforderte, die wirklich die Geschichte [von Star Trek, Anm.] kannten, wie etwa John Eaves.



    Scott Chambliss vor seinem Werk, der neu designten Brücke der NCC-1701


    John [Eaves, Anm.] war der einzige Typ von der „alten Riege“, den Sie in Ihrem Team hatten.
    Das war er. Wir hatten die Aufgabe, nicht alles neu zu erfinden, aber die Story etwas aufzupolieren und interessant zu machen, nicht nur für das alte Publikum, wenn sie [bei Star Trek, Anm.] bleiben würden, sondern für ein neues Publikum. Und John konnte es so brillant umsetzen, dass es mit der [alten Star Trek-, Anm.] Geschichte verbunden bliebt und diese ehrte, uns aber auch in die Zukunft brachte.

    Nun ich denke, dass auch Ryan Church und James Clyne [beide Concept Artist bei Star Trek 11, Anm.] großartige Arbeit damit leisteten, diese Elemente zu verbinden, speziell bei der USS Kelvin, die viele Fans begeisterte.
    So wollten J.J. und ich den Film beginnen, mit einem „Ah schau, das ist ein Star Trek Raumschiff!“, wir wollten es wirklich wiedererkennbar machen. Mach es größer und aufwändiger – weil wir mehr Geld zur Verfügung hatten – aber ehre was schon vorher gewesen ist und mache es vertraut auf eine Art, wie es die alten Fans mögen würden. Aber das war auch ein dramatischer Trick, denn damit wollten wir einen möglichst großen Kontrast zur Enterprise schaffen. Denn wie schafft man es, dass die Enterprise frisch und neu wirkt, wenn sie exakt so aussieht, wie in den letzten 40 Jahren? Die Kelvin war der Kontrast, zur hoffentlich cool und neu wirkenden Enterprise.



    Die U.S.S. Kelvin, eindeutig als Sternenflottenschiff erkennbar

    Würden Sie sagen, das das Design der Enteprise – Innen und Außen –das herausforderndste und einschüchternde war?
    Ja! Ja! Und noch einmal, Ja! [lacht] Die Frage Außenseite stellte sich relativ früh, denn die ganze Idee, die J.J. durchgängig verfolgte, war es, den Ansatz von Eero Saarinen [siehe Wikipedia] - er war ein futuristischer Architekt in den späten 50ern und 60ern, der das TWA Terminal des JFK Flughafens designt hat. Ursprünglich habe ich das Konzept präsentiert, ihn als Inspiration für das Sternenflotten Hauptquartier auf der Erde, die Versammlungshalle zu nehmen. Aber er war so angetan davon, dass J.J. vorschlug, dieses Konzept auf alles von der Sternenflotte anzuwenden. Das war also der Punkt, an dem ich mit dem Außendesign des Schiffs zu spielen begann. Aber die Inneneinrichtung, die Brücke, all diese ikonenhafte Dinge, das war viel mehr Arbeit.




    Das TWA Terminal außen und innen. Ähnlichkeiten mit der Enterprise?

    Wenn Sie jetzt, wo all das getan ist, zurück blicken auf das Production Design des Films, was denken Sie hat am besten funktioniert und was glauben Sie, hat vielleicht nicht so gut geklappt wie Sie es sich gewünscht hätten?
    Ich für mich und für die Intentionen, die J.J. und ich hatten für die Weise, auf die wir diese Geschichte visuell erzählen wollten, denke ich, dass alles ganz gut funktioniert hat. Ich sage das nicht im Vergleich mit den Dingen, die zuvor waren, sondern im Bezug auf das, was wir vorhatten. Wenn ich etwas anders machen könnte, gibt es eine Sequenz, die ich nicht mag – in Bezug auf meine Arbeit – das ist die Barszene in Iowa. Die Einrichtung kann ich einfach nicht leiden, es passt überhaupt nicht mit der Location zusammen, die ich präsentierte. Glück für mich, dass der Rest funktioniert hat. Das Drehbuch war so großartig, die Action war großartig, die Schauspieler waren großartig, [die Barszene, Anm,] war hell und schön bearbeitet, aber vom visuellen Gesichtspunkt her glaube ich nicht, dass sie funktioniert hat.



    Die Bar in Iowa…



    Wurde das in einer Location gedreht oder am Set?
    Das war eine echte Location, es war ein Standort der Amerikanischen Legion im zweiten Weltkrieg in Los Angeles. Das war mein Konzept. Wir sind in Iowa, es ist alt, es wurde erneuert aber es ist einer von diesen Plätzen, die es schon immer gab. Aber für mich war es letztlich zu einfach und ich kaufte es einfach nicht ab. Es hatte nicht genug eigene Identität. Alles andere in der Geschichte – visuell – war sehr scharf definiert. Aber dieses Set und diese Location waren es nicht. Ich denke ich bin der einzige im Team, der dieses Gefühl hat.

    Ich habe viele Rückmeldungen zu verschiedenen Dingen gehört und ich habe niemanden sich über den Look der Iowa Bar beschweren gehört. In Wahrheit habe ich in meiner Kritik, und andere haben das auch angemerkt, sehr geschätzt, das ihr Leute es nicht übertrieben und einen auf „hey schaut, wir sind in der Star Wars Bar aus der Zukunft“ gemacht habt sondern es realistisch und zuordenbar gelassen habt.
    Nun, das war das Ziel, es realistisch und zuordenbar zu machen, ich glaube nur nicht, dass das weit genug in seine eigene Richtung gegangen ist, während die Glaubwürdigkeit erhalten bleibt. Egal was für eine Arbeit ich mache, egal wie dumm oder wichtig, will ich visuell unverkennbar sein, was wäre sonst der Sinn?

    J.J. schien unnachgiebig, wenn es darum ging, so viele wie möglich auf Locations zu drehen, was Ihr Team benötigte, um alle möglichen Dinge zu „futurisieren“, etwa die Long Beach City Hall oder die Rose Chapel etc… Zogen Sie dies vor oder haben Sie es lieber, von der Skizze an alles selbst zu designen und eigene Sets zu bauen?
    Keine Vorlieben, beides gehört zu meinen Job. Eigentlich ist die Aufregung, Locations zu finden, die wir an die Projekte anpassen können, die er [J.J. Abrams] und ich gemeinsam hatten, mein liebster Teil des Prozesses, denn ich kann durch die Welt streifen und anschauen, was es da draußen so gibt. Ich kann das sehen, was vielleicht ein lebendiger und herrlicher Weg sein könnte, wie wir die Geschichte erzählen können, die wir erzählen wollen.



    Star Trek Dreh “on location”

    Nun, da gibt es eine Location, die ein wenig kontroversiell ist…
    Ist es Budweiser?

    Ja genau, das ist es! Die Kontroverse war - und das habe ich in meinem Review angemerkt – folgende: Die Absicht, es
    [den Film, Anm.] groß zu machen, mehr industriell und sogar echte Locations zu verwenden war gut. Aber es gab einige Szenen, wo der Film nicht genug erneuert wirkte, etwa als Kirk Scotty in den Rohren verfolgt und es zu offensichtlich war, dass dies nur irgendeine Fabrik war mit Einbauten aus den 50er Jahren usw. Dasselbe gilt teilweise auch für die Kelvin, gedreht im Kraftwerk in Long Beach, was einen wieder aus der Szene riss und einem nicht das Gefühl gab, auf einem Raumschiff zu sein. Ich denke, dass es manchmal funktioniert aber manchmal auch nicht, manche mochten es sogar überhaupt nicht. Das ist also mein Feedback und deren Feedback.
    Fantastisch, jeder hat ja Anspruch auf eine eigene Meinung… Ich habe nichts dazu zu sagen

    Obwohl ich den Film liebte, war das einer meiner Kritikpunkte. Sie wissen, dass Trekkies sich über ziemlich alles aufregen können.
    [lacht] Absolut, ich sehe das. Das ist eine der Sachen, vor denen ich ursprünglich Angst hatte, aber dann lernte ich es zu schätzen. Leute die die Geschichte liebten und all die Serien und Filme über so viele Jahre… die Leidenschaft, die sie dafür aufbringen und das Wissen und was sie sich vorstellen, wie es sein soll, ist wirklich süß. Obwohl es keine Religion ist und auch kein Kultus, ist es etwas, um das sich dieses spezielle Publikum so leidenschaftlich kümmert. Und wie oft findet man so etwas schon im Showgeschäft?

    Lassen Sie uns über das Buch „Star Trek: The Art oft he Movie“ reden, das ungefähr zur gleichen Zeit wie DVD und Blu-Ray erscheinen wird. Können Sie sagen, was Sie in Bezug auf das Buch tun und was wir sehen werden?
    Das Buch ist eine Sammlung von allen, die im Visuellen Bereich am Film beteiligt waren, von den Kostümbildnern, Requisiteuren, Designern der verschiedenen Kreaturen, Make-up Designern, all den Leuten in unserem Team, dem Team für Visuelle Effekte – all die Arbeit wird in dem Buch repräsentiert sein. Mit unserer Art, den Film zu machen, haben wir alle eine Stimme beim Erzählen der Geschichte. Ich habe die Photos und Layout bearbeitet und etwas von der Hintergrundgeschichte hinzugefügt, die vorher noch nicht im Buch war und ich habe außerdem dafür gesorgt, dass alle Kreativen für ihre Arbeiten korrekt genannt werden. Es [Das Buch, Anm.] enthält Fotos vom kreativen Prozess, es hat Zeichnungen, es enthält jede Menge. Es ist ziemlich cool.

    Es gab eine Reihe von Dingen, die geplant waren und dann schließlich aus dem Film geschnitten oder sogar schon aus dem finalen Drehbuch gestrichen wurden. Werden wir diese im Buch sehen?
    Ja. Das Meiste davon ist drinnen. Es gab eine Menge an coolen Sachen, die im finalen Schnitt heraus fielen, nicht weil es nicht funktioniert, sondern weil es der Geschichte nichts brachte. Ich würde sagen, der Unterschied zwischen der ersten Version, die ich sah und die viel von diesem Material enthielt und der finalen Version war wie der zwischen Nacht und Tag. Da zeigt sich, wie genial J.J. und sein Bearbeitungs-Team sind. Es stört sie nicht, Müll rauszuschneiden, egal wie sehr die Leute es lieben, wenn es der Geschichte nicht hilft. Die wichtigsten Sachen sind in dem Buch und es ist wirklich cool.

    Ihr Team hat viel Arbeit in coole Sachen investiert, die geschnitten worden sind, etwa die Designs vom Gefängnis Rura Penthe. Ist es schwer für Sie, zu sehen, dass dies nicht im finalen Film landete?
    Nein, nicht wirklich. So lange es eine gute Geschichte ist und gut erzählt ist, ist es mir egal, was im Film auftaucht und was nicht. Was immer den Film besser macht - ich bin dafür. Ich muss zugeben, ich liebte diese Sequenzen. Sie sahen wirklich cool aus und sie gaben dem Bösewicht [Nero, Anm.] ein bisschen mehr Gewicht, aber es half der Geschichte nicht, also machte es Sinn, dass J.J. das heraus schnitt.

    Nehmen wir an, dasselbe Team kommt wieder zusammen für den nächsten Film, inklusive Ihnen selbst. Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, was Sie gerne machen würden? Welche Herausforderungen würden Sie gerne annehmen?
    Nein. Ich denke nicht wirklich über solche Sachen nach. Wenn ich mit einem Projekt fertig bin, ist es vorbei und obwohl ich in der Vergangenheit so oft mit J.J. gearbeitet habe, sehe ich es nie als gesichert an, dass ich auch am nächsten mitarbeiten werde. Ich hoffe, jedes Projekt kommt zustande, denn die Leute suchen sich jene Leute aus, mit denen sie arbeiten wollen und zwar die besten Leute für den Job. Ich würde nicht unbedingt sagen, dass ich die beste Person für den nächsten Film bin, nur weil ich Star Trek 11 designt habe.

    Eine Sache ist glaube ich für Menschen interessant, die nicht im Showgeschäft arbeiten aber die Dinge wirklich leidenschaftlich verfolgen: ich glaube, manche Menschen haben den Eindruck, dass das was man auf der Leinwand sieht zu 100% das ist, was wir vorhatten zu tun. Ehrlich gesagt ist das, was letztlich auf der Leinwand erscheint, immer ein Wunder. Denn es gibt die Drehbuchversion von dem, was man tun wollte, in der Produktion bastelt man dann eine andere Version zusammen, wenn man mit all den Leuten zusammenarbeitet, die unterschiedliche Begabungen habe. Und in der Post-Production wird es ein anderer Film, ganz anders als das, was man sich vorgestellt hatte. Das war auf jeden Fall bei jeder Folge so, als wir
    Alias machten und zu einem gewissen Grad auch bei Star Trek 11. Wir hatten diese Vorstellung von dem Film, den wir machen wollten – visuell und mit den Charakteren und so weiter. Aber das Ganze, die Details und die Kraft waren nicht klar bis zur recht langen Post-Production. Und so, wenn die Leute sich etwas ansehen, etwa ein Set, wie Budweiser, oder die Leistung eines Schauspielers sagen sie „das war immer so geplant“, manchmal versucht man das Beste aus dem zu machen, was man geplant hatte. Manchmal wird es von allen akzeptiert und geschätzt und manchmal auch nicht. Nicht am Prozess des Filmschaffens ist von
    Beginn an konkret, ich denke das ist es, was ich sagen will.



    Quelle: treknews.de

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