Spieglein Spieglein an der Wand, wer ist die schürfste im ganzen Land? Nicht leicht zu beantworten, diese Frage. Jolene Blalock im bauchfreien Top und Minirock, Linda Park in halbdurchsichtigen Nachtgewändern und knappen BH – wie soll man sich da entscheiden? Die Antwort erfahrt ihr in unserem vierfachen Review!
Was Marvin V. Rush als Regisseur und Manny Coto als Autor und Produzent hier auf die Fans losgelassen haben ist brillant. Selten war TV-Unterhaltung derart fesselnd, Gänsehaut-erzeugend, cool und sexy.
So markiert ‚In a Mirror, Darkly’ Teil 2 den bisherigen Höhepunkt von vier Jahren Enterprise. Auf eindrucksvolle Art und Weise wird erneut gezeigt wo der derzeitige Kurs den die Menschheit eingeschlagen hat hinführen könnte – vom umgestylten Serien-Intro bis hin zur fast angeborenen Herrschsucht und Skrupellosigkeit der Hauptakteure. Und vielleicht ist diese Doppel-Episode auch gerade deswegen so gut. Man versucht nicht das Ideal oder den Weg dorthin zu zeigen sondern demonstriert genau das Gegenteil um dem Zuschauer die eigentliche Botschaft zu vermitteln. Scott Bakula, in der besten Rolle seit vier Jahren, kommt stark nach Peter Jurasiks unvergleichlich genialen Darstellung des Londo Mollari aus Babylon 5, John Billingsley spielt wie immer fantastisch und Linda Park steht die Rolle des kalten Egomanen fast besser wir mir. Hier wurden gerade was die Wandlungsfähigkeit der Schauspieler angeht sicherlich einige Referenzen für die Zukunft geschaffen.
Auch das SFX-Department lies sich für die letzten Episoden nicht lumpen und kreierte Emmy-verdächtige CGI-Kreaturen und packende Weltraumkämpfe. Hier wurden offenbar nochmals alle Register gezogen. Auch musikalisch braucht sich ‚In a Mirror, Darkly’ keineswegs verstecken. Der Score ist stets passend und unterstützt die Dramatik und Action hervorragend.
Drehbuchautor Manny Coto hat für diese Episode die perfekte Synergie aus Action, Spannung, Dialog und überraschenden Wendungen gefunden – und das, ohne bei bereits bekannten Plots oder Szenerien klauen zu müssen. Die Sternenflotte als diktatorisch geführte Militärmacht mit immer stärker zunehmenden Rassentrennung, anderem Wertesystem und Devotismus gewinnt durch unsere menschliche Schwäche, dem Streben nach uneingeschränkter Macht und Profit an Profil. Man bekommt das vor Augen geführt wonach sich jeder insgeheim sehnt: Macht, Kontrolle, Unsterblichkeit. Gleichzeitig wird der tiefe moralische Abgrund erkennbar welcher einen sich selbst fürchten lässt. Denn keiner ist frei von solchen Begierden. |
Ein zweiter Teil hat oftmals das Problem die hohen Erwartungen, die der Vorgänger aufgebaut hat, nicht erfüllen zu können. In der Fortsetzung von „In A Mirror, Darkly“ war sogar noch eine Steigerung möglich. Spielte im ersten Teil der Plot nur eine untergeordnete Rolle, so starten wir handlungstechnisch voll durch. Plötzlich geht es um das Schicksal des gesamten Terranischen Imperiums und alle unserer Charaktere spielen eine Rolle hierbei.
Interessant ist, das scheinbar jedwede politische Änderung im Spiegeluniversum durch „uns“ herbeigeführt wird. Aktuell haben wir es mit der USS Defiant zu tun, später besuchen Kirk&Co dieses Universum, gefolgt von der Crew von Deep Space Nine. Jeder einzelne dieser Aufenthalte veränderte die gegenwärtige Lage im Spiegeluniversum.
Womit soll ich bei dieser großartigen Episode nur beginnen? So vieles passt zusammen, es herrscht eine Synergie, wie wir sie nur selten bei Enterprise erlebt haben. Ganz wichtig natürlich, angesichts der Gegenwart von USS Defiant, ist die Kontinuität. Die Sets des Schiffes passen ebenso haargenau wie die Sounds aus der TOS-Ära und die Uniformen. Bemerkenswert, wie sich eine in hochhackigen Schuhen gewandeten und bauchfrei tragende Hoshi Sato über die Uniformen des 23. Jahrhunderts amüsiert. Man bemerkt, trotz der von den 60er Jahren herrührenden, veralteten TOS-Ausstattung keinen Bruch, es passt einfach zusammen. Genial auch die Überleitungen zu unserem Universum. Recht früh erkennt man im Besprechungsraum eine Flagge der Föderation stehen und auch später wird mittels der Computerdateien Bezug auf die Trek-Geschichte genommen. Wir erfahren etwas darüber, was Hoshi Sato und Jonathan Archer noch in der Zukunft leisten und wie sie angesehen werden.
Insbesondere letzteres wurmt den Commander Jonathan Archer aus dem Spiegeluniversum. Sein ganzes Leben lang war er Soldat, hat dem Imperium loyal gedient und wollte aufsteigen. Nun schmerzt es ihn um so mehr zu sehen, dass ein in seinen Augen verweichlichter Forscher als Pionier der Raumfahrt gefeiert wird, nach dem sogar zwei Planeten benannt wurden. In „unserem“ Universum ein Held, hinter dem Spiegel jedoch nur ein kleines Licht, damit kommt Archer nicht klar und so entschließt er sich nach höherem zu streben. Dabei sieht er öfters Einbildungen „unseres“ Archer, der ihm neue Flöhe ins Ohr setzt. Letztendlich strebt Archer nur nach dem, was wir alle möchten: Anerkennung. Es ist faszinierend zu sehen, wie abgestoßen die Figuren des Spiegeluniversums über die andere Realität sind, teilen sie doch damit die Meinung ihrer Gegenstücke.
Scott Bakula spielt in dieser Episode herausragend wie lange nicht mehr. Er kommt mit seiner Darstellung dem verbitterten Captain aus der dritten Staffel sehr nahe und schafft es sogar diesen zu übertreffen. Insbesondere die Kraft seiner Stimme ist es, die zu überzeugen weiß und fast schon fühlt man sich von seiner Rede in der Shuttlerampe mitgerissen. Aber mit dieser Leistung steht er nicht allein dar, auch alle anderen Schauspieler gehen sichtlich in ihren Rollen auf. Abermals stand der Spaß am Dreh im Vordergrund und ist allen anzusehen. Die Vulkanier dieses Universums, Soval und T´Pol, scheinen emotionaler zu sein als ihre Gegenstücke, doch möglicherweise täuscht dieser Eindruck. Schon seltsam, dass es genau wie hundert Jahre später auf der ISS Enterprise NCC 1701 der vulkanische erste Offizier ist, der Veränderungen einbringen möchte. Kurz vor ihrem Ende warnt T´Pol zwar Archer, dass die Menschheit für ihre Taten zahlen wird, aber in Deep Space Nine können wir sehen, wie alle Völker des Imperiums verantwortlich gemacht werden.
Einzig Gary Graham wirkt etwas unterfordert in dieser Episode, die Figur des Soval wurde in meinen Augen verschenkt. Er genießt nicht die selbe Einführung und Storywidmung wie die anderen und scheint mir fast austauschbar. Bei der Fülle an Andorianern, die wir erblicken können, habe ich mir einen Gastauftritt von Jeffrey Combs als Shran gewünscht. Mayweather ist nun desöfteren zu sehen, bleibt jedoch gewollterweise der Mann im Hintergrund.
Und abermals bringt Enterprise eine längst vergessene Spezies zurück: ein leibhaftiger Gorn! Genau wie die restlichen Computeranimationen ist auch diese gelungen und lässt das Reptil lebensecht wirken. Bei der Begegnung mit der lebensgroßen Echse fragte ich mich schon, wieso der MACO ihn nicht bei erster Gelegenheit erschossen hat, aber vielleicht ist die große Zahl der getöteten Elitesoldaten eine weitere Reminiszenz an die guten, alten Redshirts.
Am Ende zeigt sich, wer in Wirklichkeit alle Fäden in der Hand gehalten hatte. Wer die beiden Teile aufmerksam betrachtet, der wird erkennen, wie Hoshi Schritt für Schritt alle Personen an Bord manipuliert hat. Angefangen bei Forrest, über Archer zu Mayweather, sichert sie sich schlussendlich die Position des Imperators. Sie lässt Archer quasi für sie arbeiten, wartet ab, wie er Schlüsselfiguren erledigt und beseitigt schlussendlich ihn im richtigen Moment. Stille Wasser sind halt tief! |
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