Zwischen Ikone und Leichtigkeit
Für Weiss war der Auftrag von Beginn an gleichermaßen Ehre wie Bürde: „Es war unglaublich aufregend, eine so historische Episode umzusetzen – Kirks erster Moment im großen Stuhl. Gleichzeitig beginnt hier seine echte Freundschaft mit Spock. Das ist eine Menge Druck, aber für mich auch eine spannende Aufgabe.“
Eine besondere Schwierigkeit sei die Balance der Tonalität gewesen. Während Kirk seine erste Feuerprobe als Captain erlebt, sorgt eine Nebenhandlung um Carol Kane und die chaotische Verkabelung der Enterprise für komödiantische Momente. „Die Herausforderung war, dass sich beides organisch verbindet. Ich wollte nicht riskieren, dass die Kirk-Handlung an Gewicht verliert. Das funktioniert nur, wenn die Stakes auch auf der humorvollen Seite real und nachvollziehbar sind.“
Kirk, das Ego und der Stuhl
Im Zentrum stand für Weiss die Charakterentwicklung. Schon Wochen vor Drehbeginn sprach sie mit Hauptdarsteller Paul Wesley über Kirks Bogen – und brachte zur Vorbereitung sogar ein Diagramm mit: „Auf der Y-Achse stand Verantwortungsübernahme. Am Anfang ist Kirk bei null: viel Ego, keine Verantwortung. Der Weg führt über Fehlentscheidungen und Momente des Zögerns hin zu echter Führungsstärke.“
Das Symbol dafür war der Captain’s Chair. „Am Anfang meidet er ihn, er wirkt verloren. Später setzt er sich voller Selbstvertrauen hinein – und wird vom Schiff gleich wieder herausgeworfen. Erst als er gelernt hat, seiner Crew zuzuhören, lässt der Stuhl ihn wirklich Platz nehmen.“
Schottische Pointen und dramatische Tiefe
Auch Martin Quinn als Montgomery Scott erhielt in der Episode Raum, seinen schottischen Hintergrund stärker auszuspielen. „Die Sprüche standen im Drehbuch, und ja, sie waren bewusst komödiantisch angelegt“, erklärt Weiss. „Aber Quinn schafft es, dass es nie wie ein Augenzwinkern wirkt. Seine Überforderung ist Teil der Komik – und zugleich wächst er an Kirks fordernder Art.“
Ein Geheimnis unter der Maske
Zentraler Bestandteil der Handlung war ein geheimnisvolles Alien-Volk, das sich am Ende als menschlich entpuppte. Weiss beschreibt die Gratwanderung: „Wir wollten, dass niemand sofort erkennt, dass es Menschen sind – aber es durfte sich auch nicht wie ein billiger Trick anfühlen.“ Gemeinsam mit den Autoren und dem Design-Team wurde daher lange an Bewegungen, Kostümen und dem Look gefeilt, bis die Balance stimmte.
Zwei Schiffe, zwei Geschichten
Besonders knifflig war die Parallelführung von Enterprise und Farragut. „Das größte Problem war, dass wir unsere Figuren voneinander trennen mussten. Und doch lieben die Fans sie gerade im Zusammenspiel. Deshalb war es wichtig, Pike eine eigene emotionale Reise zu geben, die Kirks Entwicklung spiegelt.“ So wurde deutlich, welches Schiff welche Geschichte erzählt – und am Ende ergaben beide Handlungsstränge ein gemeinsames Bild.
Frische Perspektive auf ein großes Erbe
Weiss betont, dass sie ohne langjährige Star-Trek-Vorerfahrung an das Franchise herangetreten ist – und das als Vorteil sieht: „Ich konnte die Geschichten aus einer neutralen Perspektive betrachten und fragen: Wie erzählen wir sie am besten? Erst danach habe ich mich tief in die Trek-Tradition eingearbeitet.“
Die Regisseurin empfindet die Arbeit an Star Trek als besonderes Privileg: „Hier geht es nicht nur um Action, sondern um Themen, die Verhalten und Denken verändern können. Dass ich Teil dieser Tradition sein darf, ist ein großes Geschenk.“
Quelle: trekmovie.com
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