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...die schrecklichste Potenz von Gut
  • 04. Oktober 1957 – Sputnik 1

    50 Jahre Weltraumfahrt!
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    Mitten im kalten Krieg zwischen der UdSSR und den USA nahm eine neue Ära ihren Anfang. Der Mensch begann nach den Sternen zu greifen!Unser Leser Karl F.Günther blickt in diesem Special noch einmal zurück...
    4. Oktober 1957 – Sputnik 1


    50 Jahre Weltraumfahrt!



    „Heute sind wir Zeugen, wie der Traum in Erfüllung geht, der einige hervorragende Menschen, unter ihnen Tsiolkovsky, beschäftigte. Er hatte prophezeit, dass die Menschheit nicht ewig auf der Erde bleiben wird. Der Sputnik ist die erste Bestätigung seiner Vorhersagen. Die Erschließung des Alls hat begonnen.“

    Mit diesen Worten leitete der russische Raketenbauer Sergeij Pawlowitsch Koroljow anlässlich des Starts von Sputnik 1 vor 50 Jahren das Weltraumzeitalter ein. Mitten im kalten Krieg zwischen der UdSSR und den USA nahm eine neue Ära ihren Anfang. Der Mensch begann nach den Sternen zu greifen!

    Der Visionär und der Pionier

    „Es stimmt, die Erde ist die Wiege der Menschheit, aber der Mensch kann nicht ewig in der Wiege bleiben. Das Sonnensystem wird unser Kindergarten.“ (Tsiolkovsky)

    Bereits Ende Juli 1955 hatte US-Präsident Dwight Eisenhower den Bau eines künstlichen Erdsatelliten in Auftrag gegeben, dessen Fertigstellung für das Internationale Geophysikalische Jahr (1. Juli 1957 - 31. Dezember 1958) geplant war. Nur vier Tage später, am 1. August kündigte Leonid Sedow, der Vorsitzende der Kommission für den Interplanetaren Flug in der UdSSR ein ähnliches Projekt an, das allerdings in der freien westlichen Welt vorerst als Propagandatrick ohne realisierbarem Hintergrund belächelt wurde.

    Die Leitung des Baus, sowohl des Satelliten als auch der Trägerrakete wurde Sergeij Pawlowitsch Koroljow dem Chefkonstrukteur des militärischen russischen Raketenprogramms übertragen. Der 1907 in der Ukraine geborene Koroljow hatte sich seit frühester Kindheit für die Luftfahrt interessiert, und seine Studien waren durch die Ideen des russischen Raumfahrtvisionärs Konstantin Eduardovic Tsiolkovsky (1857 – 1935) geprägt.

    Tsiolkovsky war der Wegbereiter der Raumfahrt des 20. Jahrhunderts. Er hatte in Moskau Physik, Mechanik, Astronomie und Geometrie studiert und schrieb anfänglich, angeregt durch die phantastischen Bücher von Jules Verne, Geschichten über interplanetare Raumfahrt, in die er immer wieder physikalische und technische Probleme einfließen ließ, ähnlich, wie wir es heute bei Star Trek kennen... Später widmete sich Tsiolkovsky der ernsthaften Raketenforschung. Um die Jahrhundertwende vom 19. auf das 20. Jahrhundert entwickelte er Theorien zum erfolgreichen Einsatz von Flüssigtreibstoffraketen, erdachte die Raketengrundgleichung und entwarf mehrstufige Raketen auf dem Reißbrett. Nach seinem Tod wurden ihm zu Ehren ein Krater auf dem Mond und ein Asteroid benannt. Im Star Trek Universum stand sein Name Pate für das Forschungsschiff USS Tsiolkovsky (TNG Episode „The Naked Now“).

    Koroljow, der als Pionier in die Fußstapfen des Visionärs trat, um Ideen Wirklichkeit werden zu lassen, erlitt eine, für die damalige UdSSR nicht untypische, tragische Vergangenheit, die ihn im Zuge der stalinistischen Säuberungsaktionen mehrere Monate Haft in einem Gulag und danach Zwangsarbeit unter schlechtesten Bedingungen in einem Arbeitslager für Wissenschaftler einbrachte. Skorbut und eine unheilbare Herzschwäche waren die Folge.

    Wieder freigelassen wurde Koroljow 1945 schließlich nach Berlin beordert, um dort das deutsche Raketenprogramm zu studieren und ehemalige Mitarbeiter von Wernher v. Braun ausfindig zu machen, die sich nicht in die USA abgesetzt hatten.

    Der Krieg ist der Vater aller Dinge – ein lateinisches Sprichwort

    1953 beauftragte die Führung der KPdSU Koroljow mit der Entwicklung der ersten russischen Interkontinentalrakete. Ziel dieser Bestrebungen war der Bau der zweistufigen R-7, die eine Nutzlast von maximal 3 Tonnen in Form einer sowjetischen Wasserstoffbombe 8000 km weit befördern konnte. Die erste R-7 hatte eine Höhe von 37m und wog 280 Tonnen. Sie wurde von einer explosiven Mischung aus flüssigem Sauerstoff und Kerosin angetrieben.

    Doch Koroljow verlor sein eigentliches Ziel, die wissenschaftliche Raumfahrt, trotz anfänglichen Widerstandes der Vorgesetzten, nicht aus den Augen. Für den Transport des Sputnik wurden einige Veränderungen am Konzept der R-7 vorgenommen, welche die Rakete leichter machten, ihre Nutzlast erhöhten und die mögliche Reichweite vergrößerten. Die R-7 sollte sich in den folgenden Jahren als eine der zuverlässigsten Raketen für die Raumfahrt erweisen und ist in ihrer Modifikation als Sojus -Rakete noch heute im Einsatz!

    Der Sputnik, eine „ruuussische Erfiiindung“

    Auch für den Satelliten hatte Koroljow Großes vor! Er würde ein Gewicht von ca. 1,4 Tonnen haben, wovon ca. 300 kg für zahlreiche Forschungsgeräte vorgesehen waren. Bald wurde Koroljow aber bewusst, dass dieser Satellit niemals bis zum Sommer 1957 fertiggestellt sein würde. Da er aber der Erste sein wollte, der einen Satelliten ins All schickt, ließ er einen zweiten vereinfachten Satelliten mit dem Namen Iskusstwennji Sputnik Semlja (künstlicher Begleiter der Erde) nahezu ohne wissenschaftlicher Ausrüstung konstruieren.
    Sputnik 1 war 83.6kg schwer. Er bestand aus einer 2mm starken Aluminiumlegierung und hatte einen Durchmesser von 58cm. Die Kugel enthielt einen Radiosender, dessen charakteristisches „piep-piep“ auch von Amateurfunkern empfangen werden konnte. Die Energie für den Sender lieferten 3 Silber-Zink Batterien welche eine Lebensdauer von nur 3 Wochen hatten. Um die Temperatur im Innern zwischen 20° und 30° Celsius zu halten, hatte man Sputnik mit Stickstoff gefüllt und einen kleinen Ventilator installiert.
    Die einzige wissenschaftliche Aufgabe dieses ersten künstlichen Erdtrabanten bestand darin, festzustellen, ob es über der Erde Mikrometeoriten hagelt. Der Mikrometeoritendetektor funktionierte denkbar einfach:. Die Daten über die Innentemperatur des Sputniks wurden mit dem Telemetriesignal zur Erde übertragen. Hätte ein Mikrometeorit den Sputnik getroffen, wäre ein Druckabfall im Inneren der gasgefüllten Kugel die Folge gewesen. Der Druckverlust hätte die Temperatur des Stickstoffs schlagartig absinken lassen, was wiederum an den Temperaturwerten direkt ablesbar gewesen wäre. – Unser Pavel Chekov vom Raumschiff Enterprise könnte also mit Stolz sagen: „Forschungssatelliten...eine ruuussische Erfiiindung!“

    Satellit über dem Planeten!
    Angetrieben wurden die russischen Bemühungen um den ersten erfolgreichen Satellitenstart nicht nur durch das Internationale Geophysikalische Jahr, sondern auch durch die Tatsache, dass ihr großer Visionär Tsiolkovsky im September 1957 einhundert Jahre alt geworden wäre. Der Start von Sputnik 1 wurde für 6. Oktober geplant. Kurz vor diesem Starttermin sorgte aber die von US-Wissenschaftlern für denselben Tag angekündigte Veröffentlichung eines Papiers mit dem vielsagenden Titel „Satellit über dem Planeten“ für Aufregung bei den Sowjets.
    Koroljow entschloss sich also kurzerhand den Start um 2 Tage vorzuverlegen. Und so schoss die Trägerrakete mit dem Sputnik in den Nachtstunden des 4. Oktobers 1957 vom Cosmodrom Baikonur himmelwärts!
    Die R-7 hatte wie geplant abgehoben, doch während des Flugs stellten sich Probleme ein. Nach nur 16 Sekunden Flugzeit versagte der Kontrollmechanismus für die gleichmäßige Leerung der Treibstofftanks. Dadurch lag der Treibstoffverbrauch zu hoch. Als gegen Ende der Brennphase zudem noch eine der Kraftstoffpumpen ausfiel, wurden die Triebwerke eine Sekunde zu früh abgeschaltet. Dennoch erreichte die R-7 den Orbit und exakt 324,5 Sekunden nach dem Start wurden Rakete und Satellit erfolgreich voneinander getrennt. Der Sputnik, unser Begleiter im All, umkreiste als erstes von Menschenhand erbautes Gebilde die Erde! Das Weltraumzeitalter hatte begonnen.

    Wie sich später herausstellte, war die Umlaufbahn des Sputnik durch die kleinen Zwischenfälle während des Flugs um 80 Kilometer niedriger als geplant. Sputnik umrundete die Erde in einer elliptischen Bahn mit einer Höhe von 227 - 946 km. Die anfängliche Umlaufzeit betrug 96 Minuten.
    Drei Woche n lang konnten die Menschen an den Funkgeräten das „piep-piep“ des Sputnik hören, bevor seine Batterien den Geist aufgaben. Mit einigem Glück konnte man unseren neuen Trabanten auch mit dem Fernglas ausnehmen, bis er am 4. Januar 1958 aus dem Orbit stürzte und in der Erdatmosphäre verglühte.

    "Eine kleine Kugel im Weltraum ist kein Grund zur Beunruhigung." (Präsident Dwight Eisenhower)
    Die PRAWDA, das offizielle Propagandanachrichtenblatt der UdSSR, das zuvor nur verhalten über den Sputnik berichtet hatte, brachte in ihrer Ausgabe vom 5. Oktober 1957 auf der Titelseite in großen Lettern die Überschrift "Der Welt erster künstlicher Satellit in der Sowjetunion gebaut!". Im Anschluss wurden zahlreiche Glückwunschadressen aus aller Welt, vornehmlich aus westlichen Staaten, veröffentlicht und Nikita Chrustschow, der Parteipräsident der KPdSU wurde nicht müde, den russischen Triumph in seinen Reden zu feiern.
    Der Schock für die westliche Welt, dass es dem „rückständigen“ kommunistischen Russland gelungen war, die erste Etappe auf dem Rennen ins Weltall zu gewinnen hielt sich in Grenzen. Beunruhigender war aber, dass man sich jetzt der bedrohlichen Tatsache bewusst war, dass die Sowjets Interkontinentalraketen mit atomaren Sprengköpfen bauen konnten, womit die UdSSR zur zweiten, den USA gleichwertigen, Supermacht aufstieg. Der kalte Krieg war damit kälter geworden als zuvor.

    Sputnik 2 und Leben im All

    "Man muss die Einbildungskraft der Massen mit allen Mitteln entfesseln, man muss sie glauben machen, dass nichts in der UdSSR unmöglich ist, dass die Technik eines sozialistischen Staates alles zu überwinden erlaubt, selbst die Gesetze der Natur." (Chrustschow, Parteipräsident der KPdSU)

    Mit dem Start von Sputnik 2 ließ die Sowjetunion am 3. November 1957 erneut die Welt aufhorchen! Erstmals wurde ein Lebewesen, die Hündin Laika (Kläffer), ins Weltall geschossen und wieder waren es die Russen, die dieses Wunder vollbrachten! Laika überstand den Start, eine Rückkehr zur Erde war aber für das arme Tier nicht geplant. Die Hündin sollte mit Portionen von vergiftetem Futter nach 10 Tagen im All getötet werden, starb aber zuvor an Stress und Hitze in ihrer Sputnik-Kapsel.


    Als Reaktion auf das Vordringen der Sowjets in den Weltraum wurde in den USA die NASA gegründet. Der erste Startversuch eines amerikanischen Satelliten auf einer Vanguard Trägerrakete scheiterte aber kläglich. Die Rakete stürzte nach wenigen Metern auf die Startrampe zurück und alle Welt verhöhnte diesen Versuch der Amerikaner als Kaputnik oder Flopnik. Erst als Explorer 1 am 31. Jänner 1958 den Orbit erreichte, war die amerikanische Ehre wiederhergestellt.

    Der nächste große Schock für die USA erfolgte aber schon 1961 als die Sowjets mit Juri Gagarin den ersten Mann in den Weltraum schickten.

    Am 14. Jänner 1966 verstarb Sergei Pawlowitsch Koroljow, der große russische Raketenpionier, während einer Darmoperation an seiner Herzschwäche, die er sich Jahre zuvor im Gefangenenlager in Sibirien zugezogen hatte. Zuletzt arbeitete er an der Entwicklung der sowjetischen N1-Mondrakete, die nach seinem Tod nicht mehr verwirklicht werden konnte. Die Einfachheit war Koroljow im Leben und bei seiner Arbeit ein Prinzip gewesen. Nicht umsonst wird ihm das Zitat zugeschrieben: „Je einfacher eine Konstruktion ist, desto genialer ist sie. Kompliziert bauen kann jeder.“ Koroljow erhielt ein Staatsbegräbnis. Sein Denkmal steht im russischen Weltraumzentrum Baikonur.

    Karl F. Günther

    Quelle: treknews.de
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    • Hallo Gast - Aufgrund des vielen Spams müssen leider ein paar Fragen beantwortet werden.

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      Schritt 1: Wenn Picard ein Captain ist, sollte hier ein Haken rein...
      Schritt 2: und wenn es in der Nacht nicht hell ist, sollte hier der Haken raus!
      Schritt 3:

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