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Olaf Stapledon - Die Letzten und die Ersten Menschen


einz1975

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Ich muss gestehen, dass ich nicht genau wusste auf was ich mich einlasse als ich den Buchtitel lass. Immerhin wird hier von einem Klassiker der Science Fiction gesprochen und allein das schon hat mich Neugierig gemacht. Als ich dann erfahren habe, dass dieses Buch bereits 1930 erstmalig veröffentlicht wurde, war ich gänzlich fasziniert und wollte wissen, wie sich jemand aus dieser Zeit die Zukunft wohl vorgestellt hat. Im Vorwort erklärt Stapledon, dass es definitiv ein Roman sei, den man hier in den Händen hält und das man aus der Sicht des Verfassers selbst liest, wobei sein Wissen aus einer fernen Zukunft stammt und ihm von einem Menschen im Geist übertragen wird. Dann mal los auf eine wahrlich unglaubliche Reise.

Alles fängt mit Europa an, wie es sich durch Kriege nach und nach selbst aufreibt und schon bald nicht mehr existiert. Danach folgt der Auf und Abstieg der amerikanischen Weltordnung, welche zumindest einige Hundert Jahre Bestand hat… und Stopp. Schon jetzt merkt ihr, dass es sich nicht etwa um einen Roman mit einer Figur handelt, welche ein Abenteuer erlebt. Vielmehr beschreibt der Autor den Werdegang der Menschheit selbst. Von ihren zänkischen Kriegen, bis hin zu ihrer eigenen Vernichtung, alles ist dabei. Doch vorerst hat Politik und der dazu führende Krieg, immer wieder eine wichtige Rolle in der Utopie von Stapledon. Die Menschen entwickeln zwar aufgrund der vielen Toten irgendwann auch die Intelligenz, dass ein Miteinander besser sei, aber am Ende vernichten sie sich doch.

Die Ideen sprudeln ihm nur so aus dem Kopf. Plötzlich sind mehrere Zehntausend Jahre vergangen und mehrere Menschengenerationen sind bereits verschwunden. Danach folgt wirklich Science Fiction, denn er beschreibt einen kommenden Krieg gegen Marsianer. Nicht etwa so wie man sie aus den Filmen kennt, vielmehr wolkenartige Wesen, welche dem Menschen auch nicht sonderlich zugetan sind. Dennoch überleben einige und bilden den nächsten Schwung an Hoffnung für eine kommende Rasse. Hier versucht man mit riesigen Gehirnen die Welt zu kontrollieren, was am Ende auch scheitert und erst die nächsten Menschen sollen es schaffen mit der Erforschung der Zeit zu experimentieren. Als dann fliegende Menschen und Menschen auf der Venus ihren letzten Atemzug halten, ist das Buch auch geschafft und man atmet selbst erst einmal durch.

Philosophie ist eine schöne Sache, um sich in Gedankenspielereien zu verlieren und dabei zu Erkenntnissen zu gelangen, die sonst keinem anderen eingefallen sind. Dennoch geht Olaf Stapledon für meinen Geschmack einen Schritt mehr über diese Grenze hinaus. Egal in welcher Epoche man sich befindet, nicht alles ist wirklich bis zu Ende gedacht und in den Milliarden Jahren der Geschichte der Menschen verliert man sich plötzlich völlig in der Zeit. Erstaunt war ich jedoch, wie nah er schon einige Konflikte der jüngeren Zeit gesehen hat und das sie zum Teil auch wirklich eingetreten sind. Ob dieser Roman wirklich viele andere Science Fiction Autoren beeinflusst hat oder nicht, kann ich selbst nicht beurteilen, nur so viel, man liest ihn nicht wirklich als Roman, sondern eher als Dokumentation über den Wandel der Menschen, bis hin zu ihrer Vernichtung.

Fazit:
Außergewöhnlich – definitiv! Science Fiction – auf jeden Fall! Olaf Stapledon hat schon 1930 Kriege kommen sehen, die auch wirklich eingetreten sind. Manch Utopie klingt so unglaublich, dass sie schon in der Idee unmöglich ist und dennoch bleibt die Faszination, dass er mit dem damaligen Wissen solche Zukunftsbilder geschaffen hat. Wer nicht eine spannende Sci-Fi-Geschichte erleben will, sondern sich die Gedanken eines Philosophen im Hinblick auf die Entwicklung der Menschheit lesen möchte, der ist hier genau richtig. Alle anderen bleiben bei Star Trek und Co.

Matthias Göbel

Autor: Olaf Stapledon
Gebunden mit Schutzumschlag: 464 Seiten
Verlag: Piper Verlag
Sprache: Deutsch
Erscheinungsdatum: 05.10.2015
ISBN: 978-3-492-70362-8

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Bearbeitet von einz1975
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