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...nicht immer - aber manchmal doch!

Cory Doctorow – Walkaway


einz1975

Empfohlene Beiträge

Manchmal wäre es wirklich die beste Idee wegzurennen und sein altes Leben einfach hinter sich zu lassen. Neu anfangen und etwas aufbauen, was es noch nicht gab. Der Roman von Cory Doctorow spielt in einer Zukunft, in der wir Menschen die Klassengesellschaft weiter nach vorn getrieben haben. Es gibt die Reichen, sogenannte Zottas und welche, die für sie arbeiten. Doch eine gewisse Gruppe von Menschen, die Walkaways, möchte eben nicht ein Teil dieser Gesellschaft sein. Sie versuchen in der Wildnis, oder besser gesagt in den verlassenen Städten, etwas Neues aufzubauen. Dabei treffen wir auch oft auf den Begriff Sozialismus und Kommunismus. Teile und sei ein Mitglied der Gesellschaft. Leiste deinen Beitrag und mache das was du kannst, damit alles irgendwie besser wird.

Als Leser folgen wir nun einer Gruppe von jungen Leuten, welche sehr unterschiedlicher Herkunft sind. Eine ist sogar die Tochter eines Zottas und es verwundert schon, dass sie ihr wohles und behütetes Leben aufgeben will, um eine Walkaway zu werden. Sie lernen sich alle bei einer illegalen Party kennen, welche ein tragisches Ende nimmt. Schon hier war ich etwas verwundert, wie mit dem Tod in diesem Buch umgegangen wurde, doch später gab es einige deutlichere Worte dazu. Angekommen in dem Unterschlupf der Auswanderer, musste sich jeder erst einmal zurechtfinden. Was will er werden und wo gehört er hin? Nicht jeder wusste es sofort und auch da hat diese Gesellschaftsordnung einen Platz für alle die, welche sich nicht entscheiden können.

Im Grunde geht es aber allen Klassenschichten um dieselbe Suche. Es wird nach der möglichen Unsterblichkeit geforscht. Dabei wird der Geist des Menschen in einen Computer hochgeladen und später soll er irgendwann auf einen Klon übertragen werden, Doch bis wir an dieser Stelle sind, gibt es viele Wendungen in der Geschichte. Die Walkaways werden von den Behörden verfolgt, gejagt und wo es geht festgenommen und zur Strecke gebracht. Sie sind jedoch technisch hoch entwickelt und finden immer wieder neue Anhänger, Fluchtwege und Anerkennung. Die Hauptcharaktere haben es nicht leicht. Die einen werden von ihrem reichen Vater eingesperrt, ein anderer verliebt sich und wird getötet und andere müssen für ihre Mitgliedschaft bei den Walkaways ins Gefängnis.

Doctorow beschreibt zudem auch sehr deutlich die Gewalt gegen die Andersdenkenden und auch der Sex spielt für ihn eine wichtige Rolle, was meiner Meinung nach nicht wirklich notwendig war. Dafür spürt man ständig den Willen und den Gedanken der Freiheit. Die Selbstverwirklichung zu etwas Neuem. Etwas zu erschaffen in dem jeder sich voll und ganz entfalten kann und man zusammen in eine Zukunft tritt, welche die Welt verändert. Mit 3-D-Druckern werden ganze Häuser erschaffen und der Upload eines Menschen in einen Rechner ist wahrlich mehr als Utopie. Verwundert war ich über noch fliegende Zeppeline als Transport- und Verkehrsmittel, aber wer weiß schon was die Zukunft uns bringen wird. Ob der Weg der Walkaways der richtige ist und zum Sturz der Zottas führt, möchte ich leider bezweifeln und ein Leben danach, heißt jetzt ein Leben ohne Ende und das wird definitiv die Welt verändern.

Fazit:
Cory Doctorows „Walkaways“ liest sich wie der Herbst. Bunt geschmückte Zukunftsbilder mischen sich mit realistischer Kälte. Der Versuch eine neue Gesellschaftsform zu entwickeln, die eigenständig existieren kann, klingt verlockend und ist im Ansatz sicherlich auch mehr als Nobel. Das Einscannen eines Menschen in einen Computer klingt so fantastisch, dass ich gern schon heute sehen würde wie es wohl wäre, doch müsste ich auch in dieser Zukunft leben und danke, da warte ich lieber auf das, was wir selbst noch erschaffen werden. Die große Revolution bleibt in diesem Roman für mich leider aus. Gute Ansätze, aber nicht immer genug Faden, der nahtlos ineinandergreift.

Matthias Göbel

Autor: Cory Doctorow
Übersetzung: Jürgen Langowski
Paperback: 736 Seiten
Verlag: Heyne Verlag
Sprache: Deutsch
Erscheinungsdatum: 11.06.2018

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Bearbeitet von einz1975
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    Bitte der Reihe nach durchführen, sonst kann das Captcha nicht erfolgreich abgeschlossen werden...
    Schritt 1: Wenn Picard ein Captain ist, sollte hier ein Haken rein...
    Schritt 2: und wenn es in der Nacht nicht hell ist, sollte hier der Haken raus!
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