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...na dann mal Prost!
  • Monitor - 3x04: Erworbene Dienste

    "Zombies" gibt es wirklich...
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    • TheOssi
    John Lewinski hat den Kontakt zur Außenwelt abgebrochen. Eines Tages wird er von der "Zombie-Abteilung" des Geheimdienstes angeworben, um eine Art professioneller Söldner für die Föderation zu werden. Darauf hoffend, so Sektion 31 näher zu kommen, willigt John ein. Doch der erste Einsatz läuft nicht so, wie er dachte.

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    Monitor 3x04 "Erworbene Dienste"
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    ... Ich glaube, dass hier viel mehr im Spiel war, als wir zur Zeit ahnen. Weiß der Teufel, vielleicht hat Admiral Jellico selbst diese Sache ausgeheckt. Ich kann nur hoffen, dass Captain Price nicht einer seiner Gefolgsleute ist, die eingesetzt worden sind, um letztendlich deinen Ruf noch mehr zu ruinieren.
    Mehr kann ich dir nicht sagen. Ich hoffe, du meldest dich mal. Und bitte vergiss nicht, dass die Mannschaft treu hinter dir steht. Wir werden alles unternehmen, dass die Verantwortlichen, die dich zum Rückzug gezwungen haben, zur Verantwortung gezogen werden!
    Dein ergebener Freund
    Bruce Land


    Überwältigt von seinen Gefühlen, legte John Lewinski das Datenpadd mit dem persönlichen Brief seines besten Freundes zur Seite und fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht. Immer noch saß der Schock tief in ihm, dass man ihn gezwungen hatte, sein Schiff und seinen Posten, und damit auch sein Lebenswerk, aufzugeben. Er war gezwungen gewesen, zu kapitulieren. Vor den Mächten, die hinter vorgehaltener Hand eine große Macht besaßen. Ja, wie groß war eigentlich ihre Macht? Erstreckte sich ihre Autorität nur über ein paar loyale Bedienstete und Agenten, oder kontrollierten sie noch viel mehr; einen Planeten, ein System oder sogar die ganze Föderation? Wenn man wie Lewinski so lange beim Geheimdienst gewesen war, so lernte man nach einiger Zeit den vielen Verschwörungstheorien, die unter der Bevölkerung kursierten, keinen Glauben mehr zu schenken, doch inzwischen musste sich John fragen, was Fiktion und was wirklich Wahrheit war. Dieser Sache musste auf die Spur gekommen werden, so viel stand für den großgewachsenen Menschen fest. Mit einem kräftigen Ruck stemmte John seine einhundertsechsundachtzig cm Körpergröße vom Sofa seiner Wohnung hoch und begab sich zu dem großen Panoramafenster. Mit bewunderndem Blick glitten Johns Augen über die Millionstadt, die schon mehrere hundert Jahre alt war. Er hatte sein ganzes Leben hier in Vancouver verbracht und er war glücklich damit gewesen. Seine Eltern, und vor allem sein Vater, hatten als traditionsbewusste Menschen darauf geachtet, dass John viel über die Architektur und Geschichte der berühmten Stadt lernte. Sein Vater, Luke Lewinski, passte ausgezeichnet in das Klischee eines kanadischen Holzfällers: großgewachsen, graumelierte Haare, Schnauzbart. John wusste von diesen Ansichten, da er mal eine Karikatur ein einem alten Magazin gefunden hatte, dass aus dem 21. Jahrhundert gestammt hatte. Seufzend dachte Lewinski daran, dass er noch seinen Vater anrufen wollte. Er hatte ihm noch nichts von den zurückliegenden Ereignissen erzählt. Es war gar nicht so richtig seine Schuld gewesen. Am Anfang war es für John sehr schwierig gewesen, dass er auf den Rat seines Vaters hatte verzichten müssen. Da viele seiner Einsätze der Geheimhaltung unterlegen hatten, konnte John nicht mit seinem Vater darüber sprechen. Irgendwann hatte sich der alte Herr mit diesem Sachverhalt abgefunden, auch wenn man ihm ab und zu anmerken konnte, dass ihn der nur spärliche Kontakt mit seinem Sohn Sorgen bereitete. Immerhin bestand jeden Tag die Möglichkeit, dass John bei einer Mission starb und Luke Lewinski hätte nicht einmal den wahren Grund für dieses selbstlose Opfer erfahren.
    Wenigstens war, nun wo Lewinski nicht mehr offizielles Mitglied der Sternenflotte war, diese Gefahr gebannt. Diese Tatsache spendete ihm jedoch nur wenig Trost. Er vermisste seine Besatzung, sein Schiff und seine Freunde. John Lewinski fühlte sich betrogen, betrogen um all die Opfer, die er in seinem Leben gebracht hatte.
    Obwohl es November war, fiel noch kein Schnee in Vancouver. Der Rat der Stadt hatte sich entschlossen, dieses Mal die Klimakontrollen so einzustellen, dass es bis auf die letzten Dezembertage strahlend schönes Wetter gab. Für die wettergegerbten Bewohner Vancouvers war dies sicher eine schöne Abwechslung, doch für John schienen diese wunderbaren Sonnenstrahlen wie ein weiterer Stich ins Herz. Bisher hatte er sich noch nicht getraut, seine Wohnung, die mitten in der Stadt lag, zu verlassen. Doch das Leben musste weitergehen, so viel stand für den ehemaligen Captain fest. Und wenn der einzige Grund dafür einfach nur purer Trotz war. Er wollte Sektion 31 nicht die Genugtuung geben, dass er sich von seiner ganzen Umwelt abkapselte und sein Leben aufgab. Nein, so sollte es ganz sicher nicht ablaufen. Im Gegenteil, nach langem Sinnieren hatte Lewinski beschlossen, den Kampf auf seine Art und Weise aufzunehmen. Sicher, ihm standen nicht mehr die Monitor und die Ressourcen der Sternenflotte zur Verfügung, doch was war gefährlicher als ein Mann mit einem Ziel?
    John schnappte sich seine Sommerjacke und verließ seine Wohnung in Richtung City.

    Erste Weisheit:
    Kenne deinen Feind und dich selbst und du brauchst den Ausgang von hundert Schlachten nicht zu fürchten.
    Egal wie man zu seinen Schriften stand, John war der Ansicht, dass man Sun Tsu bewundern musste. Der Chinese hatte solche Sätze vor über 2500 Jahren in seinem Werk Die Kunst des Krieges niedergeschrieben und sie besaßen immer noch Gültigkeit. Das faszinierende war, dass man sie praktisch auf alle Bereiche des Lebens anwenden konnte. John bedankte sich innerlich für den cleveren Zug des Leiters der Sternenflottenakademie, der dieses Buch zur Pflichtlektüre für alle Studenten gemacht hatte. Es schien sich auszuzahlen, denn die besten Offiziere der Flotte schienen aus Johns Jahrgang zu stammen, wie Lewinski mit einem Hauch von Stolz fand. Aufgrund der angenehmen Temperaturen, die in Vancouver herrschten, hatte er sich nach draußen in ein Café gesetzt, wo er gelassen einen vulkanischen Mokka trank. Nun gut, so gelassen wie er äußerlich wirkte, war John auch wieder nicht, doch nur mit der nötigen Ruhe konnte er anfangen zu arbeiten. Und arbeiten hieß in diesem Fall, zuerst Informationen zu sammeln; Informationen, die seinen Feind betrafen.
    Was wusste John, was wusste die Föderation also über Sektion 31?
    Laut den Informationen, die in erster Linie von Dr. Julian Bashir und Chief Miles O´Brien zusammengetragen worden waren, existierte die mysteriöse Geheimorganisation schon seit fast dreihundert Jahren. Ursprünglich schien sie eine Abteilung des Föderationsgeheimdienstes gewesen zu sein, bevor sie sich zu einem unbekannten Zeitpunkt, aufgrund eines nicht näher zu bestimmenden Grundes von der Föderation losgesagt hatte. Sektion 31 proklamierte für sich, die Föderation um jeden Preis schützen zu wollen, wobei sie aber auch nach eigenem Gutdünken die Regeln brach. Immerhin wollte diese Organisation das ganze Volk der Wechselbälger töten, und dies noch vor Beginn des Krieges. Auf Deep Space Nine war Luther Sloan, die einzig bekannte Figur der Sektion, ums Leben gekommen.
    Nein, korrigierte sich John selbst und nippte an seiner Tasse Mokka, inzwischen war ihm noch eine Person bekannt: Nathan Sloan, der Sohn dieses Verschwörers. Zu deutlich war noch die Erinnerung Lewinskis an jene erste schicksalhafte Begegnung, die sein ganzes Leben verändern sollte:

    "Commander, die Sensoren des Shuttles bestätigen die Aufzeichnungen der Sovereign. Es sind keine Vulkanier an Bord des Transporters."
    "Was zum...?"
    Lewinski erhob sich zitternd aus dem Sessel. Was war hier los? Woil hatte den Transporter von einem Shuttle gescannt. Waren dessen Sensoren nicht betroffen? Oder waren sie gerade betroffen? Langsam drehte sich Lewinski auf der Brücke, beobachtete die Offiziere, sein anders Ich, den Admiral. Er wusste nicht was los war. Was ging hier vor? Dann geschah etwas, was mit dem Gang der Ereignisse in überhaupt keinem Zusammenhang stand, es erschien einem geradezu obskur: vom hinteren Bereich der Brücke ertönte ein höhnisches, langsames Klatschen. Alle Personen drehten sich zur Geräuschquelle, auch Admiral Kashari begutachtete die Person. Ein Mann stand da, den niemand zuvor gesehen hatte. Er trug einen Sternenflotten-Uniform, ohne Rangabzeichen. Er war jung, Mitte zwanzig vielleicht, das dunkelblonde Haar war etwas länger als vorgeschrieben, der Mund hatte sich zu einem spitzbübischen Lächeln verzogen, dass bereit war, die bittere Wahrheit zu verkünden.
    "Bravo!" Er klatschte weiter, als er sich dem Captain näherte. "Bravo!" Lewinski und sein Pendant aus der Zukunft schauten sich verwirrt an. "Bravo." Das Klatschen verschwand, ohne Echo, ohne Nachhall. Der Eindringling grinste Lewinski frech an,
    "Ich muss sagen, Captain“, sagte er zynisch, "sie haben genau nach Schema gehandelt. Wie sie vorgegangen sind, einfach klasse. Tollkühn haben sie ein Schiff entwendet, oh, verzeihung, ihr Schiff natürlich und haben sich Befehlen der Sternenflotte widersetzt. Vom feinsten!"
    Lewinski schüttelte kurz den Kopf. Er hatte nicht vor, sich von irgendjemandem zum Narren machen zu lassen. Kurz blickte er zu Kashari, doch dieser wirkte genauso verwirrt, wie Lewinski auch. Diesmal keine Täuschung.
    "Wer sind sie, verdammt nochmal."
    Der junge Mensch verbeugte sich altmodisch und verkündete stolz:
    "Wie unhöflich von mir, Captain, bitte verzeihen sie mir, dsß ich mich nicht gleich vorgestellt habe. Mein Name ist Sloan, Nathan Sloan."
    Natürlich. Die Ähnlichkeit war verblüffend. Luther Sloans Sohn.
    "Sektion 31“, erkannte John düster. Als Bestätigung klopfte ihm Sloan auf die Schulter.
    "Ganz recht, Sir. Ich muß schon sagen, es ist mir eine Ehre, dass sie sich an meinen Vater erinnern. Ein großer Mann."
    "Es war nie..."
    "Bekannt dass er einen Sohn hat?" unterbrach ihn Nathan schnell, "Nun ja, doch, aber sie kennen ja die Sektion: alles ist unter Verschluss."
    "Und was machen sie hier? Was wollen sie?" fragte ihn der zukünftige John. Entsetzten keimte in ihm.
    "Oh, gut dass ausgerechnet sie das fragen. Durch sie hat nämlich unser Plan wunderbar geklappt. Die anderen Mitgliede der Sektion hätten schon viel früher auf diese Methode kommen sollen. Einfach brilliant; übrigens stammt sie von mir."
    Nun verstand keiner mehr etwas. Ir´lia fragte verwirrt:
    "Was machen? Welche Methode?"
    Nathan Sloan schien richtig Freude zu empfinden, als er seinen Coup erläuterte.
    "Meine hübsche Deltanerin, sie sind aber neugierig. Aber gut, da sie mich ja so köstlich unterhalten haben, will ich ihnen nichts vorenthalten. Ihr Captain, also der John, er ist sehr kompetent. In einigen Jahren wird er es noch zu etwas bringen. Aber wenn er in der Hirarchie des Geheimdienstes aufsteigt, so könnte er eine Gefahr für Sektion 31 werden. Was denken sie, wer Chief O´Brien den Antrag auf Versetzung auf die Erde, nach so vielen Jahren, genehmigt hat? Mit Doktor Bashir an seiner Seite wäre er ein zu großes Problem geworden. Doch dass nun am Rande. Also, wo war ich? Ach ja, ihr Captain... hätten wir ihn getötet, wie manche es vorhatten, so wäre er zum Märtyrer geworden, das konnten wir uns nicht leisten. Zuerst muß man den Ruf zerstören, dann ist jemand angreifbar. Und was soll ich sagen, es hat geklappt! Sie haben zwar nicht das Schiff zerstört, aber ein Raumschiff der Föderation entwendet und Befehle missachtet. Wenn sie Glück haben, landen sie nicht lebenslänglich hinter schwedischen Gardinen. Verzeihung, diesen Ausdruck kennen sie sicher nicht mehr. Es bedeutet, im Gefängnis."
    Die Freude, mit der Sloan diese Verschwörung erläuterte, war geradezu pervers. Entsetzen herrschte bei den Crews beider Schiffe.
    "Aber, aber“, stammelte Lewinski, "John, er stammt doch aus der Zukunft, er hat meine DNA..."
    "Geklont, mein guter Captain, geklont. Und die Erinnerungen, naja, wir können so etwas ebenfalls duplizieren. Und, um ihnen zuvorzukommen, Lieutenant Ardev, sein Teilwissen über die Zukunft ist echt. Vergessen sie nicht, wir sind Sektion 31. Ach ja, einfach herrlich. Der gute Klon hat dies alles für bare Münze genommen. Er glaubte tatsächlich, dass es ein Virus gegeben hatte. Perfekt!"
    Alles schien sich für Lewinski zu drehen. Nicht nur für den Captain, sondern auch für sein Pendant. Stellen sie sich einmal den Schock vor, wenn sie erfahren, dass ihre ganze Existenz, ihre ganzen Erinnerungen eine Lüge sind. Dem anderen John war schlecht. Alles eine Lüge.
    "Nun ja“, fuhr Sloan erneut fort, nun brauchen wir dich ja nicht mehr."
    Und mit einer geschmeidigen Bewegung holte er einen kleinen Auslöser heraus und betätigte ihn. Der andere John verdrehte die Augen und fiel mit einem lauten Plumps zu Boden. Er war sofort tot. Lewinski kniete sich neben ihn, hielt den leblosen Kopf in den Händen. Die Augen waren noch geöffnet, sie blickten leer. Langsam winkte Sloan, immer noch mit diesem geschmacklosen Lächeln.
    "Ich muss mich nun verabschieden. Ach ja, die Sensoren haben wir vor ihrer Abreise manipuliert. Und von dieser Sache hier gibt es keine Schiffsaufzeichnungen. Junge, Junge, ich muss schon sagen, dass war ein toller Tag. Man sieht sich und viel Spaß noch."
    Dann verblasste Sloan und war weg. Er war nur ein Hologramm gewesen, hatte nie hier gestanden. Totenstille herrschte. Lewinski hielt immer noch den Kopf seines toten Klons in den Händen.


    Ein einfacher Klon und Falschinformationen waren nötig gewesen, um Captain Lewinskis guten Ruf dauerhaft zu schädigen. Seine Karriere war bis dato vorbildlich gewesen, was ja wohl der Grund für diesen Anschlag auf seine Integrität gewesen war. Welch ungeheure Planung und Vorbereitung war für diese Aktion nötig gewesen, die ihn diskreditieren sollte? Alleine die Züchtung und Manipulation eines Klons musste Monate gedauert haben. Und dann dieser richtige Zeitpunkt, den die Organisation abgewartete hatte.
    Abgewartet? Oder herbeigeführt?
    Neue paranoide Gedanken entstanden in Johns Schädel. Wie viel war überhaupt dem Faktor Zufall überlassen gewesen und was ausgeklügelte Manipulation? Beruhte die Tatsache, dass er in diesem Café saß, überhaupt auf einem Zufall oder hatte man ihn unabsichtlich hierher dirigiert. Und dieser Kellner, der dem Ehepaar ihm gegenüber eine Bestellung brachte: arbeitete er nur hier oder beschattete er John?
    Unruhig drehte sich der ehemalige Captain der Sternenflotte von einer Seite zur anderen. Wurde er beobachtet? Schließlich riss er sich wieder zusammen. Diese Überlegungen brachte ihm überhaupt nichts, da sie nur höchst spekulativ waren. Es war besser, zurück zu den Fakten zu kommen. Er, John Lewinski, stand nun offiziell auf der Abschussliste von Sektion 31. Welche Einsätze waren ihm in den letzten Monaten verdächtig oder gar absurd erschienen?
    John erinnerte sich an die Ermittlungsarbeiten, die die Monitor anstellen musste, um den Mörder an der Crew der USS Voyager zu finden. Wieso musste sich ein Schiff des Geheimdienstes um eine solche Polizeiaufgabe kümmern? Sicher, sie hatten den Fall gelöst, doch waren sie überhaupt qualifiziert genug für diese Mission gewesen?
    Deutlich erinnerte er sich an das Gespräch mit Admiral Jellico:


    Die letzte Nacht hatte er dann doch in seinem Haus in Toronto verbracht. Zwar hatte Bruce ihm ein Zimmer bei sich angeboten, doch Lewinski hielt es für das beste, endlich wieder im heimischen Bett zu schlafen, was die richtige Entscheidung gewesen war. Er konnte nur selten hierher zurückkehren, also wieso nicht die Gelegenheit beim Schopfe packen. Wie für jeden Raumfahrer war es die ersten Stunden gewöhnungsbedürftig, mal nicht das Piepen oder Rauschen von Maschinen zu hören, sondern einfach nichts. Absolute Stille. Ein Zustand, der höchst entspannend war. Der Captain der Monitor reckte sich noch einmal in seinem Bett. Es war zu schön, um aufzustehen, zumindest bis jetzt.
    Der Computer auf dem gegenüberliegenden Schreibtisch summte. Lewinski seufzte und überlegte, ob es sich lohnte, für diesen Anruf aufzustehen. Er ließ es fünf, sechsmal läuten, bis er sich schließlich dazu durchrang, den Anruf entgegenzunehmen. Schon im nächsten Moment bereute er seine Entscheidung.
    "Admiral Jellico!"
    Oh nein, dachte Lewinski ernüchtert, der Griesgram der Sternenflotte! Muss das sein?
    Stattdessen brachte John natürlich andere Wort über seine Lippen:
    "Sir, schön, sie wiederzusehen."
    "Kann ich nicht von mir behaupten“, entgegnete Jellico kalt und blickte ihn finster an. Unwillkürlich musste sich John fragen, ob der Admiral jemals in seinem Leben gelacht hatte.
    "Captain, was ich ihnen jetzt auftrage, ist nicht auf meinem Mist gewachsen, im Gegenteil: wenn es nach mir ginge, säßen sie schon in irgendeiner Strafkolonie."
    "Verstanden, Sir."
    Eine solche Abneigung hatte Lewinski beim besten Willen nicht erwartet. Jedoch sprach es für seine Fähigkeiten, wenn er trotzdem für diese Mission ausgewählt wurde, wie immer sie auch aussehen mochte.
    "Captain, hören sie mir zu: gestern Nacht wurde ein Crewman namens Angelo Tessoni in seinem Haus in San Francisco ermordet. Die örtlichen Behörden weigern sich, mit uns zusammenzuarbeiten, also werden wir, oder besser gesagt Sie, unsere eigenen Ermittlungen machen. Finden sie so viel wie möglich raus und dann schnappen sie den Täter. Jellico Ende."
    Und weg war er wieder! Der Admiral hinterließ nur eine Datei mit den bisher vorliegenden Fakten des Falls. Lewinski schüttelte den Kopf bei einer solchen Dreistigkeit. Nun gut, zumindest gab es wieder etwas zu tun, etwas, womit er seinen Namen wieder reinwaschen konnte. Dazu brauchte er nur die Hilfe seiner Freunde und Kameraden...


    Überhaupt dieser Jellico! Admiral Kashari, Lewinskis ältester Fürsprecher, hatte recht gehabt. Der sturköpfige Mensch war ihnen in den letzten Monaten immer öfter als direkter Befehlsgeber erschienen. Zufall oder Manipulation? Vielleicht war es gerade Admiral Jellico, der den Auftrag hatte, Lewinski einen Stolperstein nach dem anderen vor die Füße zu werfen. Einer Unschuld des alten Mannes konnte sich John im Moment beim besten Willen nicht gewiss sein.
    Doch, Moment mal! Abermals machte sich Paranoia in John breit. Admiral Kahsari hatte ihm mitgeteilt, dass Edward Jellico nicht hundertprozentig vertrauenswürdig war. Doch was war, wenn Kashari dies nur getan hatte, um den Verdacht von sich abzulenken? War es überhaupt möglich, dass der alte Zakdorn, den John seit der Akademie kannte, hinter seinem Rücken gegen ihn konspirierte?
    Hastig schüttelte Lewinski den Kopf und schämte sich innerlich dafür, dass er den Mann, der fast wie ein Vater für ihn gewesen war, einer solchen Tat überhaupt für fähig hielt.
    Doch diese Verschwörungstheorien, die in seinem innersten Selbst kursierten, machten nur noch das Problem deutlicher, dass er nur wenigen Menschen trauen konnte. Und da er sich nicht sicher sein konnte, wer zu diesem kleinen Kreis gehörte, blieb für John Lewinski im Moment keine andere Möglichkeit als den Kontakt zur Außenwelt einzuschränken. Auch wenn dies für einige seiner besten Freunde vielleicht beunruhigend wirken könnte.
    Ein großer Schatten fiel auf Johns Gesicht. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass sich eine Person an seinen Tisch begeben hatte, wie er es auch nach kurzem Aufsehen bestätigt bekam. Kurz musterte der Kanadier die Person, die sich ihm ungefragt gegenüber setzte und bemerkte, dass es nicht ein Angestellter des Cafés, sondern eine völlig fremde Person war.
    „Was kann ich für sie tun?“ fragte Lewinski ruhig. Vielleicht lag hier nur ein Missverständnissen vor, also wieso unhöflich werden?
    Der eher kleine (um die 1,72 große) Mann mit kurzgeschnittenem blonden Haar fixierte John mit seinem Blick und sagte, ohne sich vorzustellen:
    „Mr. Lewinksi, ich möchte mit ihnen über einen Job reden.“
    „Einen Job?“ fragte John und verbarg seine Irritation hinter einem weiteren Schluck aus seiner Kaffeetasse.
    „Ja“, entgegnete der Neuankömmling, der scheinbar ein Mensch war oder zumindest einer menschenähnlichen Spezies angehörte. Oder hatte er sich chirurgisch verändern lassen?
    „Besteht ein Interesse ihrerseits oder nicht?“
    Innerhalb einer Sekunde ging John seine Optionen durch. Er wusste nichts über den fremden Besucher, der seine Überlegungen so abrupt unterbrochen hatte und auch nichts über dessen berufliche Funktionen. Die Tatsache, dass er jedoch in einer Millionenstadt wie Vancouver John Lewinskis Namen kannte, schien ihn jedoch einer bestimmten Berufsgruppe zuzuordnen.
    Was soll´s, ich habe eh nichts zu tun, dachte John gelassen. Vielleicht ergab sich hieraus vielleicht noch ein Schuss ins Blaue?
    „Ja, ich habe Interesse.“
    Der blonde Mann, der trotz seiner geringen Größe einen beeindruckenden Körperbau zu besitzen schien, nickte und kramte aus seiner Jackentasche einen kleinen Gegenstand hervor, den er auf den Tisch legte. Er hatte die Größe einer Streichholzschachtel und glänzte metallisch.
    „Sie wissen was dies ist?“ fragte der Besucher und drückte einen Knopf an dem kleinen Gerät.
    John nickte und erwiderte:
    „Ein Akustor. Er verzerrt und verschleiert unser nun folgendes Gespräch, so dass alle Menschen, die zufällig Zeuge unserer Unterhaltung werden, den Eindruck bekommen, dass wir über scheinbar belangloses reden.“
    „Gut erklärt, Captain. Ich habe ihn darauf eingestellt, dass wir angeblich die beginnende Saison der Zippo´s diskutieren.“
    „Ich bin kein Captain mehr“, berichtigte John den Mann und trank den Rest seines Mokkas. „Wie ich jedoch sehe, sind sie gut ausgerüstet. Ich nehme also nicht an, dass sie aus der freien Wirtschaft kommen?“
    „Ihre Instinkte trügen sie nicht, wie immer. Übrigens bin ich der Meinung, dass ein Captain immer ein Captain bleiben wird. Sie verlieren ja nicht einfach ihre Fähigkeiten, nur weil sie aus der Sternenflotte ausgetreten sind.“
    Lewinski nickte und deutete mit einer Handbewegung auf seinen Gegenüber, bedankte sich so stumm für das Kompliment. Kurz bemerkte John, dass die unmittelbaren Umgebungsgeräusche nur noch sehr undeutlich auszumachen waren; ein untrügliches Zeichen dafür, dass der Akustor problemlos funktionierte.
    „Sie haben sich mir noch nicht vorgestellt“, köderte John seinen Gegenüber und wartete auf die Antwort, welche genau der entsprach, die er erwartet hatte.
    „Nennen sie mich einfach Bill, ja?“
    Verschmitzt grinste der Blondschopf und auch John konnte sich ein anerkennendes Lächeln nicht verkneifen. Offensichtlich war Bill ein Mann vom Fach.
    „Also, Bill... was möchten sie denn von mir?“
    „Die Föderation benötigt ihre Dienste, Mr. Lewinski.“
    „Sie brauchen nicht aus dem Sternenflottenprospekt zu zitieren“, konterte John Lewinski, „würde man mich wirklich benötigen, so hätte man mich nicht erst zu meinem Rücktritt gebracht.“
    Bill nickte und kramte ein kleines Padd hervor, welches er jedoch noch nicht auf den Tisch legte.
    „Die Sternenflotte mag für sie keine Verwendung mehr haben, doch unsere Abteilung innerhalb des Geheimdienstes hat großes Interesse an Leuten wie ihnen.“
    „Welche Abteilung?“ fragte Lewinski nicht ohne etwas Interesse nach.
    „Man spricht nicht gerne über uns“, entgegnete Bill und setzte abermals ein Lächeln auf, welches nun aber weitaus künstlicher wirkte, „weil wir Sachen machen, die nicht ganz populär sind. Aber nichtsdestotrotz werden wir benötigt.“
    „Sie sprechen von diesen Zombie-Kommandos?“ kombinierte John und versuchte, seiner Stimme einen möglichst neutralen Klang zu geben. „Diejenigen, die Terroristen, Verräter oder andere unliebsame Zeitgenossen liquidieren?“
    „Sie haben es erfasst.“
    Natürlich hatte er davon gehört. Und John musste gestehen, dass Bill recht hatte. Egal wie diskret man vorgehen oder freundlich sein musste, irgendwann benötigte man immer die Dienste von Spezialisten, die unliebsame Probleme lösten. Schon lange kursierten Gerüchte, dass diese Kommandos am liebsten ehemalige Sternenflottenmitglieder oder manchmal gar Sträflinge anwarben.
    „Nennen sie mir doch mal ein paar Gründe, wieso ich mich ihnen anschließen sollte?“
    John lehnte sich ruhig zurück und beobachtete den Mann, der ihn anwerben wollte, während im Hintergrund das leise Rauschen der gedämpften Umgebung zu vernehmen war. Es konnte nicht schaden, den Interessierten zu spielen.
    „Nun, wie ich das sehe, sind sie im Moment arbeitslos und haben viel Zeit. Es wäre eine Vergeudung ihrer Talente, wenn sie hier nur rumsitzen und über ihr Leben grübeln. Und schließlich erweisen sie der Föderation einen Bärendienst, wenn sie uns helfen.“
    „Indem ich Menschen ermorde?“ fragte John frei heraus.
    „Mr. Lewinski, ich bitte sie! Gerade sie, der so lange bei dem Verein gewesen ist, müssten sie doch wissen, wie man Gerüchte und Fakten trennt. Sicher, manchmal müssen wir Leute diskret beseitigen, doch in erster Linie wollen wir sie gefangen nehmen und möglicherweise abwerben. Es wäre doch eine Verschwendung, die betreffenden Personen über den Haufen zu schießen!
    Zurück zum Thema: natürlich können sie heute keine Entscheidung treffen. Ich gebe ihnen dieses Datenpadd hier mit. Auf ihm ist die Person verzeichnet, die wir bald schnappen wollen. Lesen sie sich mal alles durch und falls die Interesse haben, bei uns einzusteigen, dann seien sie morgen um die selbe Zeit wieder hier!“
    „Nur ein Tag Bedenkzeit?“
    „Tja“, entgegnete Bill lächelnd, „die Zeit können wir leider nicht anhalten!“
    Der kleine Mann schob ihm das Padd rüber und packte dann den Akustor ein.
    „Überlegen sie es sich mal!“ verabschiedete sich Bill und verließ John wieder.
    Es würde wohl eine lange Nacht werden.


    United Federation of Planets – Intelligence
    Personendossier
    confidential – vertraulich – confidential – vertraulich – confidential – vertraulich

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    Name: Dolor RuTal
    Spezies: Takaraner
    Alter: 38 FST
    Geschlecht: männlich
    Geburtsort: Cava-City, Takara-Prime
    Derzeitiger Aufenthalt: unbekannt
    Gesucht wegen: Terrorismus, Mord, Verschwörung

    Anmerkungen:
    Dolor RuTal wird im gesamten Hydranischen Königreich aufgrund seiner terroristischen Aktivitäten gesucht. Nach einem Bombenanschlag auf der Welt Sirrallion, bei dem mehr als sechszehn Zivilisten und acht hydranische Soldaten ums Leben kamen, gilt er offiziell als Staatsfeind Nr. 1 des Königreiches.
    Neusten Informationen zufolge soll sich RuTal auf einer abgelegenen Grenzwelt der Föderation aufhalten.



    Mit wachsamen Augen musterte Lewinski das Bild RuTals, das neben die Akte eingefügt worden war. Unglaublich, dass dieser Mann so harmlos aussah. Mit seinen blauen Augen, den Lachfalten und dem mittellangen Haaren wirkte Dolor mehr wie ein Familienvater und nicht wie ein Terrorist.
    Aber nach all den Jahren des Reisens, des Kennenlernens von Personen und des gelegentlichen Kämpfens hatte John gelernt, dass man Personen nicht nach ihrem äußeren Erscheinungsbild beurteilen sollte. Egal wie freundlich er aussah oder was er früher mal gewesen war, laut diesen Unterlagen hatte dieser Mann Menschen umgebracht. Die Hydraner wollten Dolor RuTal vor Gericht stellen und aufgrund der positiven Beziehungen der Föderation zum Königreich war es nur richtig, wenn die Föderation diesen Mann für sie hochnahm. Zudem wäre der politische Schaden für den interstellaren Völkerbund immens, wenn herauskäme, dass sich ein gesuchter Verbrecher mit Leichtigkeit in der Föderation verstecken konnte.
    Müde erhob sich John von seinem Bett und tapste barfuss durch sein Schlafzimmer zum Fenster. Tiefe Nach hatte sich über Vancouver gelegt. Hier und da flogen Lichtpunkte, Glühwürmchen gleich, am Nachthimmel vorbei. Genüsslich streckte sich der ehemalige Kommandant der Monitor und warf einen raschen Blick in Richtung Wanduhr.
    02:11 Uhr
    Das Grübeln über dieses Angebot hatte John die ganze Nacht wach liegen lassen. Sollte er das Angebot annehmen? Was wusste er überhaupt über das sogenannte „Zombie-Kommando“? Allenfalls Gerüchte waren ihm bekannt und auf die war im Zweifelsfall, wie schon von Bill richtig bemerkt, nicht Verlass. Fühlte Lewinski überhaupt bereit für diese Aufgabe? Oder brauchte er noch etwas Abstand aufgrund der zurückliegenden Ereignisse? Diese Frage konnte ihm kein anderer Mensch beantworten, nur er selbst traf die Entscheidung.
    John wollte den Kampf gegen Sektion 31 aufnehmen, so viel stand fest. Bei den tagelangen Überlegungen war ihm klar geworden, dass er nicht von außen an diese geheimnisvolle Gruppe herankommen konnte. Eine Infiltration von innen mochte erfolgreich sein und dazu wäre ein Engagement innerhalb der geheimsten Organisationen des Geheimdienstes sicher nicht schlecht. Oder wurde er auch in diesem Moment wieder von der Sektion 31 beobachtet, so dass sie einschreiten konnten, falls er ihnen zu nahe kam?
    Diese paranoiden Überlegungen waren ein ständiges Ärgernis für John. Immer wieder lief er durch sie Gefahr, sein gesundes Urteilsvermögen zu trüben. Er musste realistisch denken: ein so große, geheime Gruppe wie die Sektion 31 konnte ein einzelnes Individuum in diesem Universum nicht die ganze Zeit über beschatten. Dies ging einfach nicht!
    Oder doch?
    Der ehemalige Captain seufzte. Eines Tages würden ihn noch diese Gedanken ins Grab bringen, falls er sie nicht rechtzeitig beendete. Und um dies zu tun, musste er an diese verdammte Sektion rankommen.
    Wer weiß, ob sich ihm jemals wieder diese Chance bot...

    Zweite Weisheit:
    Die Kenntnis der Geisterwelt wird durchs Orakel erlangt;
    Informationen in Naturwissenschaften können durch Erfahrungswerte gewonnen werden;
    die Gesetze des Universums können durch mathematische Schlüsse bewiesen werden.
    Doch die Pläne des Feindes sind durch Spione und nur durch sie zu ermitteln.

    Bill wartete zur vereinbarten Zeit im Café auf John Lewinski. Natürlich hieß er nicht wirklich Bill und es sprach deutlich für die Qualitäten Mr. Lewinskis, dass er dies nicht eine Minute lang angenommen hatte. Sollte sich der ehemalige Captain dafür entschließen, das Angebot Bills anzunehmen, würde er sicherlich eine Bereicherung für die Abteilung darstellen. Bisher war der Interessierte jedoch noch nicht aufgetaucht, was allerdings kein grund zur Beunruhigung für den Blondschopf mit den kurzgeschorenen Haaren darstellte. Ganz sicher würde Lewinski noch kommen, hundertprozentig. Das Angebot war dermaßen attraktiv, nur ein Narr würde einmalige diese Gelegenheit auslassen.
    „Da bin ich“, ertönte es hinter Bill.
    Schon als er die erste Silbe dieses Satzes gehört hatte, wusste er schon, dass es sich um John Lewinski gehandelt hatte. Mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen erhob sich der Blondschopf aus seinem Stuhl und drehte sich zu dem neuesten Mitarbeiter der sogenannten „Zombie-Abteilung“. Er hatte diesen Namen, den Außenstehende seiner Abteilung gegeben hatten, nie so richtig gemocht, aber wenigstens wirkte er abschreckend auf allzu neugierige Schnüffler.
    „Schön, dass sie sich für uns entschieden haben, Mr. Lewinski. Sind sie bereit, jetzt gleich aufzubrechen?“
    Ohne zu zögern nickte John. Wieso sollte es nicht sofort losgehen?
    Mit einer nickenden Kopfbewegung deutete Bill die Richtung an, in die sie beide sich begeben sollten. Völlig ruhig und absolut unauffällig verließen beide das Café und spazierten einige Minuten durch die Innenstadt von Vancouver, bis sie schließlich in eine verlassene Nebenstraße abbogen. Den ganzen mehrminütigen Weg bis dorthin hatten sie beide schweigend verbracht. Zwar hatte in dieser Hinsicht keine Absprache oder dergleichen zwischen ihnen bestanden, doch beide waren Profi genug, um die Bedeutung absoluter Diskretion zu kennen.
    In der Nebenstraße angekommen, blickte sich Bill kurz nach rechts, dann nach links um und kramte dann wieder in seiner ledernen Jackentasche.
    Himmel, der scheint ja eine ganze Kaserne in diesen Taschen zu haben, dachte John amüsiert, als der kleine Mann ein weiteres silbernes Gerät hervorkramte. Anscheinend war es ein Signalgeber gewesen, denn Sekunden, nachdem Bill ihn betätigt hatte, wurden die beiden von der Straße weggebeamt. Die Konturen der Stadt verschwanden langsam und wurden durch die eines Raumschiffes ersetzt. Innerhalb weniger Augenblicke hatte John Lewinski das Schiff als ein Föderationsrunabout der Danube-Klasse identifiziert. Ein Reisegefährt für vier bis sechs Personen.
    „So, da wären wir!“ stellte Bill fest und klatschte abenteuerlustig in die Hände. „Ich nehme ja wohl schwer an, dass sie mit der Konfiguration dieses Schiffes vertraut sind, also kann ich ihnen einen Rundgang ersparen. Ich möchte sie nun bitten, sich in das ihnen zugewiesene Quartier zu begeben. Ich bringe uns dann zu unserem Einsatzort.“
    Etwas überrascht fragte Lewinski:
    „Uns? Befinden sich noch andere Personen an Bord?“
    „Drei weitere Personen“, entgegnete Lewinskis neuer Arbeitgeber lapidar und begab sich an die Kontrollen des kleinen Schiffes, „die zu ihrem Einsatzteam gehören. Sie erfahren alles beizeiten von mir. Ruhen sie sich etwas in ihrem Quartier aus.“
    John blieb nichts anderes übrig, als dieser Aufforderung nachzukommen. Zwar hatte er sich so den Anfang seiner neuen Aufgabe nicht vorgestellt, aber wieso nicht erst einmal das Spiel mitmachen? Also nickte er und begab sich in den Achtern-Bereich, in Richtung der kleinen Quartiere.
    „Ach ja“, rief Bill ihm hinterher, „ich möchte sie bitten, sich nicht mit ihren neuen Kollegen zu unterhalten oder versuchen, einen Kontakt mit ihnen herzustellen. Sie wissen ja, im Sinne der Diskretion!“
    „Sicher doch“, entgegnete John mit gespielter Selbstverständlichkeit, wobei er seine Verwunderung über diese seltsame Maßnahme kaschierte. Nun ja, vielleicht blieb ihm ja noch Zeit, die neuen Kollegen zu inspizieren.

    Die Monitor jagte dem Gegner entgegen. Kurz warf Lewinski einen Blick auf
    den Generator, der neben dem Wurmloch schwebte.
    Oder müssen wir Ihn zerstören?
    Nein, für Zweifel blieb keine Zeit. Die Monitor löste den Regen aus und griff
    im Sturzflug an. Commander Land beanspruchte das Schiff sehr stark und
    brachte ihnen so eine gute Schussposition ein. Ehe sich die Jem´Hadar versahen,
    waren drei Jäger zerstört. Dann erfassten sie das Sternenflottenschiff und Land
    zog eine enge Linkskurve, wich so einigen Salven aus. Die Trägheitsabsorber
    kamen nicht ganz mit und man musste sich schon festhalten, um nicht Bekannt-
    schaft mit dem Teppichboden zu machen. Nun verfolgten 10 Schiffe die
    Monitor, während sich die Anderen der Enterprise zuwandten. Sie erwiderte
    das Feuer und traf einen Jäger kritisch an einer Gondel. Das Schiff schlingerte
    und prallte gegen ein weiteres, woraufhin sie explodierten. Die Monitor wurde
    von schweren Treffern erschüttert.
    "Schilde bei 43%!"
    "Mr.Land, Ausweichmanöver Gamma-11 und fangen sie die Jäger ab, die die
    Enterprise attackieren!"
    Lands Gesicht zeigte blaue Flecken, Nachwirkungen mit einer Berührung der
    Steuerkonsole. Auf der Brücke war eine Krankenschwester, die ihn und andere
    Verwundete behandelte. Wieder stürzten sie dem Feind entgegen. Die Phaser-
    kanonen feuerten destruktive Energie ins All, die auf den Schilden des Feindes
    prallte. Im Sekundentakt feuerten sie Quantentorpedos ab, doch es half wenig:
    die Enterprise steckte schwere Treffer ein. Doch sie ließ sich nicht beirren,
    flog weiter in Richtung Wurmloch.Sie feuerte nicht einmal mehr, hatte
    wahrscheinlich alle Energie in Schilde und Triebwerke gesteckt. Langsam, zu
    langsam, kamen das Wurmloch und der riesige Generator näher. Lewinski
    spürte eine weitere Erschütterung und hörte einen dumpfen Knall, als ein
    Brückenoffizier auf den Boden prallte. Die Schwester eilte sofort zu ihm.
    "Schilde bei 14%!"
    "Lange machen wir es nicht mehr, eine Warpgondel ist ausgefallen und verliert
    Plasma!"
    Chief Woil wirkte keinesfalls glücklich bei dieser Meldung .Er stand auf und
    eilte in den Maschinenraum. Ardev schrie laut:
    "Die Enterprise erreicht das Wurmloch in 5...4...3...2...1... sie betreten die
    Wurmlochöffnung."
    Lewinski gönnte sich einen kurzen Moment des Triumphes, als das große
    Schiff in die schimmernde Öffnung einflog.
    "Mr.Land, lassen sie uns nicht hier sterben, los, durch das Wurmloch!"
    Land richtete sich entsetzt auf.
    "Captain, der Generator wird aktiviert!"
    Die Meldung war ein Schock. Doch noch nichts war verloren. Unter Dauerfeuer
    näherten sie sich der Öffnung, sie öffnete sich und... sie prallten von einem
    Schirm ab.
    "Was...
    Ardev scannte schnell alles.
    "Sir, der Generator hat ein Kraftfeld um das Wurmloch erreichtet!"
    Die Brücke erstarrte. Niemand mehr bemerkte die Erschütterungen, die Funken
    und das Feuer. Nur noch die Sanitäter waren bei der Arbeit. Auch Lewinski
    starrte auf den Schirm. Er brauchte einige Sekunden, bis er einen Befehl erteilen
    konnte:
    "Mr.Land, bringen sie uns hier weg, mit Maximum-Warp!"
    "Ich orte einen Klasse 2-Nebel, drei Systeme entfernt. Wir schaffen aber nur
    Warp 4,2!"
    "Energie!"
    Die schwer beschädigte Monitor drehte ab und verschwand. Zurück ließ sie
    ein Schlachtfeld.

    "Was soll das heißen, wir können nicht zurück?"
    Commander Riker konnte es immer noch nicht glauben, doch Commander
    Data blieb ruhig.
    "Das Wurmloch wurde von der anderen Seite blockiert. Wir können nicht in
    den Gamma-Quadranten fliegen!"
    Picard schaute T´Per in die Augen.
    "Die Monitor ist nun auf sich gestellt."


    Schweißgebadet schreckte Lewinski hoch, wobei er eine unangenehme Bekanntschaft mit der niedrigen Decke machte, welche in einem dumpfen Knall mündete. Den schmerzenden Schädel reibend, hüpfte John von der kleinen Koje und zog sich eine Hose an.
    Dies musste ja so kommen. Nach den tagelangen Überlegungen über Sektion 31 kamen nun auch diese schrecklichen Vorfälle ans Tageslicht, welche schon fast drei Jahre zurücklagen. Das verhängnisvolle Stranden der USS Monitor. Die schlimmste Zeit seines Lebens, wenn man einmal von den beiden Cardassianischen Kriegen absah, in denen John Lewinski hatte kämpfen müssen. Einen ganzen Monat lang war die Monitor in den Wirren des Dominion-Bürgerkrieges gefangen gewesen, ohne Möglichkeit auf Rückkehr in den Alpha-Quadranten. Tod, Meuterei und Hunger hatten an Bord geherrscht. Sogar eine großangelegte Borg-Invasion hatte die Mannschaft verhindern müssen. An diesen furchtbaren Ereignissen wäre John Lewinski fast zu Grunde gegangen. Seine unangebrachten Selbstzweifel, seine persönlichen Opfer hatten dazu geführt, dass er sich für mehrere Monate in psychatrische Behandlung hatte begeben müssen. Ein schreckliches Kapitel in seinem Leben.
    Hatte auch bei dieser Sache Sektion 31 seine Finger im Spiel gehabt? War das Stranden der Monitor im Gamma-Quadranten weit mehr als nur ein Zufall gewesen?
    Ich werde wahnsinnig, stellte John fest.
    Nur ein guter Kaffee konnte ihn jetzt entspannen. Benommen von den Nachwirkungen der mentalen Rückblende torkelte John in den Korridor, um sich dem Replikator zu nähern.
    Wie lange mochte er wohl geschlafen haben? Wohin waren sie überhaupt unterwegs? Es schien absolut unvernünftig für einen Mann wie John zu sein, sich auf diese Reise, dessen Ziel er noch nicht einmal kannte, zu begeben. Endlich erreichte er den Automaten und gab seine Bestellung ein. Summend erschien im Ausgabefeld eine dampfende Tasse besten kolumbianischen Kaffees. Alleine das Aroma genügte, um John wieder vollständig erwachen zu lassen. Was auch bitter nötig gewesen war, denn hinter ihm stand eine Person. Er wirbelte herum und der Umstand, dass er nicht den Inhalt seiner Tasse im Korridor verschüttete, sprach für seine enorme Körperbeherrschung. Vor John stand eine Tzenkethi-Frau, die ihn aus katzengrünen Augen musterte.
    „Hallo“, begrüßte Lewinski sie, als er erkannte, dass seine Reaktion völlig übertrieben gewesen war.
    „Ich grüße sie“, erwiderte die Frau freundlich und dann starrten sich die beiden an. Nach einigen Sekunden des Schweigens meinte John:
    „Bill hat uns den Umgang mit den anderen Insassen verboten.“
    „Er nennt sich in ihrer Gegenwart Bill? Seltsamer Name. Wie auch immer, ich war noch nie stark in Disziplin. Mein Name ist Desann.“
    Die zweifelsohne attraktive Frau reichte John zu seiner Verblüffung die Hand, um ihn auf traditionelle menschliche Art und Weise zu begrüßen.
    „John ist mein Name. Leider weiß ich nicht, wie sich Tzenkethi normalerweise begrüßen; bitte sehen sie mir dies nach.“
    „Oh, gar kein Problem“, erwiderte die Frau amüsiert, wobei sie ihre langen braunen Haare zurückstrich.
    „Wissen sie von unserem Ziel?“ fragte Lewinski frei heraus und trank seinen Kaffee in einem Zug leer.
    „Nein. Alles was ich weiß ist, dass wir Dolor RuTal schnappen wollen.“
    „Ebenso bei mir. Ich bin äußerst gespannt, was bald hier vor sich geht. Haben sie unseren dritten Partner gefunden?“
    „Ja. Ein Andorianer. Er bleibt aber strikt den Anweisungen entsprechend in seiner Koje.“
    „Ich denke“, sagte John leise, „dass wir ebenfalls in unsere Nischen zurückkehren sollten. Bei aller Freundlichkeit, die unser gemeinsamer Freund am Steuer ausstrahlt, denke ich nicht, dass wir uns über seine Anweisungen hinwegsetzen sollten.“
    „Ich stimme ihnen zu. Wir sehen uns sicherlich bei dem Briefing, was hoffentlich bald stattfindet.“
    „Ja.“
    Damit verschwand John wieder auf sein kleines Zimmer und fragte sich, wieso es auf einmal so attraktive Agentinnen gab.

    „Das, was sie hier sehen, ist eines der modernsten Kreuzfahrtschiffe der Föderation.“
    Die vier Insassen des kleinen Runabouts hatten sich vor einer holographischen Projektion versammelt, welche ein scheinbar riesiges Schiff mitten im Raum erscheinen ließ. John Lewinski, Desann und der Andorianer, der sich als Ishor vorgestellt hatte, bestaunten dieses gewaltige interstellare Raumschiff, das einzig und allein für die Erholung von Föderationsbürgern gebaut worden war. Knapp eintausend Passagiere sollten sich an Bord aufhalten, was eine absolut fantastische Zahl war.
    „Die Altair Star, wie das Schiff heißt“, erklärte Bill und marschierte durch die Projektion auf die andere Seite des Raumes, „ankert zur Zeit im Ghol-System, einem Föderationssystem in der Nähe des Hydranischen Königreiches.“
    „Und sie nehmen an, dass sich RuTal an Bord befindet?“ fragte Desann. Diese Annahme erschien absolut logisch. Doch Bill überraschte sie alle mit einer Verneinung.
    „Leider nicht. An Bord befindet sich jedoch ein enger Vertrauter Rutals, Yalesh DoH. DoH ist ebenfalls Takaraner und wird uns mit Sicherheit den derzeitigen Standort seines Terroristenchefs geben können.“
    „Takaraner haben keine differenzierten Körperorgane“, brummte Ishor gereizt, „was es außerordentlich schwer macht, sie zu töten, geschweige denn zu betäuben. Wie stellen sie sich eine Festnahme vor?“
    Bill nickte, so als ob er die Frage erwartet hatte und holte aus einem Wandschrank ein Kompressionsgewehr des Typs 2 hervor; die Standardwaffe der Sternenflotte.
    „Ihre Waffen werden auf Desintegration gestellt werden, was wohl die einzig effektive Möglichkeit darstellt, einen Takaraner zu töten. Allerdings soll und darf dies nur ihre letzte Option sein. Was auch immer geschehen sollte, wir brauchen DoH lebend. Deswegen ist an ihre Waffe ein Aufsatz angebracht worden, mit dem sie isolineare Markierungen abfeuern können. Treffen diese Projektile eine Person, wird er automatisch vom Transporter erfasst und an Bord gebeamt.“
    Die Anwesenden nickten. Es klang vollkommen einfach.
    „Wir werden bald die Altair Star erreichen. Ich werde sie vor die Suite von DoH beamen, wo sie zuschlagen werden. Ihr Einsatz sollte nicht länger als eine Minute dauern. Bitte bereiten sie sich nun vor.“
    Mehr brauchte nicht gesagt werden. Die drei Söldner begaben sich in den hinteren Bereich des Runabouts, wo sie sich einzukleiden begannen. Lewinski zog eine Schutzweste über, die ihn hoffentlich vor leichtem Phaserfeuer schützte und bedeckte sein Gesicht mit einer schwarzen Maske. Das Phasergewehr komplettierte schon seine Ausrüstung.
    „Wie sind sie eigentlich zu diesem Verein gekommen?“ fragte Lewinski in Richtung Ishors, der die Frage jedoch bewusst ignorierte. Nach einigen Sekunden des vergeblichen Wartens auf eine Antwort blickte John zu Desann die ihn anlächelte und die Schultern zuckte. Der Andorianer schien tatsächlich nichts sehr gesprächig zu sein. Ihr gemeinsamer Arbeitgeber Bill gab über das Interkom bekannt, dass sie sich dem Passagierschiff näherten und alle drei begaben sich auf die kleine Transporterplattform. Stumm warteten die Söldner auf ihren Einsatzes und dann, ohne das Bill sie irgendwie vorwarnte, erwachte der Transporter summend zum Leben. In voller Kampfmontur wurden die drei vor das Quartier von Yalesh DoH gebeamt. Ein sofortiger Transport in die Luxussuite wäre zu riskant gewesen; hätte der Terrorist doch dann die Möglichkeit gehabt, das Feuer auf das Eingreifteam zu eröffnen, bevor sie selbst vollständig materialisiert gewesen wären. Kurz blickte sich John um. Niemand in dem Korridor zu sehen. Während er unter seiner Panzerung schwitzte, bewunderte er die eleganten Holzvertäfelungen der Wände und den weichen Teppichboden, den das Schiff hatte. In einer Welt, in der es kein Geld mehr gab, war eine solche Redewendung zwar überflüssig, doch John kam es trotzdem so vor, als könnten nur Könige an Bord eines solchen Schiffes reisen. Ishor verschwendete keine Sekunde der Bewunderung an sein Schiff. Stattdessen brachte er ein Gerät an das Türterminal an, welches ihnen den Zugang ermöglichen sollte. Der Andorianer zählte mit den Fingern den Countdown herunter.
    3, 2, 1, LOS!
    Zischend glitt die Zugangstür zu der Luxustür auf. Sie alle brauchten nur wenige Millisekunden, um ihre Augen an das völlig dunkle Quartier zu gewöhnen. Sie schalteten ihre Lampen, die an den Gewehren angebracht waren, ein und stürmten vollkommen lautlos in die Suite. Von der schieren Größe dieses Quartiers war John vollkommen überrascht. Als ein Mann, der die letzten Jahre an Bord eines Defiant-Klasse Schiffes gedient hatte, war eine solche Größenordnung einfach atemberaubend. Doch der Mensch war erfahren genug, um sich nicht von so etwas ablenken zu lassen. Professionell wandte sich John einer Ecke der mehrere Räume umfassenden Suite zu, während seine Partner ausschwärmten. Der weiße Lichtkegel von Johns Gewehr tastete über die Möbel und Wände und suchte die Räume ab. Nichts. Adrenalin strömte in seinen Körper, jeder Muskel war angespannt. Es waren zwar nur gut zehn Sekunden vergangen, seit sie sich an Bord gebeamt hatten, doch diese Zeitspanne kam ihm wie eine Ewigkeit vor. Aus dem Augenwinkel erkannte er Desann, die die Umgebung absuchte. Und dann vor der Tzenkethi, eine Bewegung! John war zu weit weg, um zu reagieren und fühlte sich für einen winzigen Augenblick hilflos. Doch die Frau war unglaublich reaktionsschnell und feuerte auf den Schatten, den der Lichtkegel als Tenkaraner identifizierte, eine isolineare Markierung ab. Deutlich konnte John sehen, wie das kleine Projektil sich an der Kleidung des Schattens, welchen er als Yalesh DoH identifiziert hatte, anheftete. Eine Sekunde später war die Person von Bord gebeamt, ohne dabei die Chance erhalten zu haben, eine Waffe zu ziehen.
    „Ich habe ihn“, sagte Desann und dann, „Eins klar.“
    „Zwei klar“, bestätigte John, dass sein Bereich geklärt war.
    „Drei klar“, fügte Ishor hinzu und schon wurden sie automatisch vom Transporter an Bord geholt. Das dunkle Quartier wurde durch die Innenräume des Runabouts ausgetauscht, wo ein freudig lachender Bill sie begrüßte.
    „Wir haben ihn“, sagte dieser vollkommen zufrieden und John riß sich die schwarze Maske von seinem schweißnassen Schädel. Der ganze Einsatz hatte nicht einmal dreißig Sekunden gedauert und war ohne Probleme verlaufen. Nun galt es, sich RuTal zu holen. Und bei Gott, das würde er!

    Dritte Weisheit:
    Befinden sich an Bord eines Schiffes einhundert Mörder und Vergewaltiger und ist unter ihnen auch nur ein Unschuldiger, so darf das Schiff nicht versenkt werden!
    Nach zwei Wochen des Ruhens in seiner Wohnung in Vancouver war John Lewinski wieder an Bord von Bills Runabout geladen worden. Im Gegensatz zum letzten Mal war er diesmal alleine mit seinem Neuen Arbeitgeber hier.; eine Tatsache, die ihn ehrlich gesagt nicht im geringsten erstaunte. Die Wege der drei Söldner hatten sich nach dem prächtig verlaufenden Einsatz getrennt. John musste gestehen, dass er Desann gerne näher kennen gelernt hätte. Doch dies brachte der Job so mit sich.
    Während der letzten beiden Wochen hatte sich John wieder seinen Überlegungen hingegeben, wie er Sektion 31 näherkommen könnte. Es schien tatsächlich der richtige Schritt gewesen zu sein, sich der „Zombie-Abteilung“ anzuschließen, denn in den letzten Wochen war er an Insider-Informationen gekommen, die ihm selbst über den regulären Sternenflottengeheimdienst nicht zugänglich gewesen wären. Die Zeit war nun der einzige Faktor, der ihn hinderte, gleich aktiv zu werden.
    „Also Bill, was haben sie für mich?“
    Der blonde Mann, der scheinbar peinlich genau darauf bedacht zu sein schien, seine Haar jeden Tag neu zu schneiden, faltete die Arme vor der Brust zusammen und erklärte:
    „Wir haben von DoH die Informationen bekommen, die wir benötigen.“
    „Wie?“
    „Sie wissen doch, wie das läuft“, entgegnete Bill ohne mit der Wimper zu zucken.
    Allerdings, John wusste über die Methoden bescheid. Auch wenn sie ihm nicht gefielen. Unwillkürlich musste er sich die Frage stellen, ob DoH tot war oder sein restliches Leben in einer abgelegenen Strafkolonie der Föderation verbringen musste.
    „Dolor RuTal befindet sich auf Jales 5, einer Grenzwelt der Föderation, auf der unser Arm nicht ganz so mächtig ist, wie wir es gerne hätten. Er ist dort untergetaucht und wartet auf seine Weiterreise zurück in den hydranischen Raum. DoH hat uns sogar den Tagesablauf unseres gesuchten Terroristen gegeben. Abends hält sich RuTal gerne in einem zwielichtigen
    Etablissement auf.“
    „Und was soll ich tun? Ihn festnehmen?“
    Nun beugte sich Bill vor. Seine Stimme nahm bei den nun folgenden fünf Worten einen düsteren Klang an:
    „Nein. Sie sollen ihn töten.“
    Es wäre nicht das erste Mal, dass jemand durch Johns Hand ums Leben kam, doch diesmal stockte er.
    „Reden wir hier von Mord?“ fragte er irritiert und hielt sich an der Konsole hinter ihm fest, so als befürchtete er, den Boden unter den Füßen zu verlieren.
    „Wir reden über Gerechtigkeit“, entgegnete Bill ungerührt, „und um die Eleminierung einer Bedrohung auch für die Föderation. Dieser Mann hat Hunderte von Personen getötet. Denken sie an die Schmach, wenn rauskäme, dass ein solcher Verbrecher Zuflucht in der Föderation finden kann. Nein, wir müssen die Sache ein für alle Mal klären. Der hydranische König wird uns sicherlich dankbar sein.“
    Lewinski nickte. Die Sache passte ihm zwar nicht, aber in Bills Ausführungen bestand eine gewisse Logik. War es nicht angemessen, gleiches mit gleichem zu vergelten? Immerhin mussten auch die langfristigen Konsequenzen bedacht werden. Und wenn er nun Nein sagte, würde er sicherlich aus seinem neuen Engagement fliegen und seine Chance, Sektion 31 näher zu kommen wären hinüber. Der ehemalige Captain nickte und besiegelte so den faustischen Deal.

    Jales 5 war eine der Welten, die am äußersten Rand der Föderation lagen. Aus irgendeinem Grund, sei es Pech oder bürokratische Unfähigkeit, war es dem interstellaren Völkerbund nicht gelungen, diese Welt aufzubauen. Stattdessen blieb der ganze Planet ein gigantischer industrieller Moloch, in dessen Himmel die rückständigen Fabriken Schmutz und Ruß spuckten. Wer hier geboren war, hatte nur sehr wenig Chancen, sich weiterzuentwickeln. Daher war jede Familie, die etwas in ihrem Leben darauf bedacht, den Planeten so schnell wie möglich zu verlassen. Der Rest der Bevölkerung, Angehörige verschiedenster Spezies, die nicht erkannte werden wollten, versteckten sich hier. Und sie versteckten sich gut!
    Wäre ihnen vor zwei Wochen nicht Yalesh DoH in die Hände gelangt, sie hätten niemals RuTal finden können. Doch so war John Lewinski in der Lage, seinen nächsten Einsatz durchzuführen.
    In betont lässigem Freizeitdress gekleidet betrat er das Mindy´s, ein Lokal, was sich eher zweifelhaft auf die eigene Gesundheit auswirkte. Mit gerümpfter Nase atmete John die verschiedenen Gerüche der Kneipe ein; Schweiß, Getränke, Drogen und andere nicht näher zu definierende Dinge, die sich zu einem bestialischen Gestank vereinten. Mit einem schnellen Blick hatte John die Umgebung analysiert. Seltsamerweise erfüllte dieses Etablissement nicht die gängigen Klischees und verzichtete auf laute Musik, besser gesagt, sie verzichtete generell auf musikalische Untermalung, was aber die Gäste dieses Hauses nicht davon abhielt sich laut in ihrer jeweiligen Sprache miteinander zu unterhalten. Es gab eine große Fläche in der Kneipe, die durchaus als Tanzfläche hätte durchgehen können, wäre sie nicht durch Unmengen von Sitzgelegenheiten zugeparkt gewesen. An den Seitenwänden des Lokals befanden sich Dutzende von Türen, die in andere kleine Räumlichkeiten führten. Eine Tür davon war sein Ziel. Zielstrebig, ohne dabei jedoch seine Wachsamkeit zu vernachlässigen, näherte sich John dem vereinbarten Raum. In ihm sollten sich einige für ihn abgelegte Gegenstände befinden, allen voran natürlich eine Waffe. Lewinski wäre es niemals gelungen, selber eine durch die strengen Sicherheitsvorkehrungen zu schleusen und er war offen gesagt beeindruckt, dass es die „Zombie-Abteilung“ geschafft hatte. Langsam näherte sich der Tür, die hinter einer Sitzbank war. Ironischerweise saß auf dieser Bank Dolor RuTal. John genehmigte sich einen unauffälligen Blick auf den gesuchten Terroristen. Er sah eigentlich gar nicht so gefährlich aus. Im Gegensatz zu den anderen Anwesenden unterhielt sich der Takaraner in leisem Tonfall mit seinen vier Begleitern. Das war also der Mann, den John bald umbringen sollte. Die Vorstellung gefiel ihm immer noch nicht, doch er wusste, dass es getan werden musste. Endlich erreichte er die altmodische Tür, bei der man die Klinke herunterdrücken musste, um das massive Schott zu öffnen. Niemand schien sich daran zu stören, dass er einfach in diesen Bereich eindrang. Er befand sich in einer Abstellkammer ohne Fenster oder dergleichen, die von einer schwachen Deckenbeleuchtung erhellt wurde. Auf einem der Regale befand er das Paket für sich. Ruhig öffnete John es und fand allerlei technisches Gerät in ihm, dass er augenscheinlich nicht brauchte, also ignorierte es beflissen und holte stattdessen gleich den wichtigsten Gegenstand aus dem Karton heraus: die Waffe selbst. Es war ein romulanischer Disruptor, der leicht in der Hand lag und auch gut zu bedienen war. John atmete noch einmal durch und versuchte dabei, sein pochendes Herz zu beruhigen. Mit der linken Hand stellte er die Handfeuerwaffe auf die höchste Stufe und öffnete das Schott, um sich seinem Auftrag zuzuwenden. Gleich war es soweit, es hieß konzentriert bleiben. Während er sich von hinten nun RuTal näherte, schien sich das Geschehen um Lewinski herum zu verlangsamen. Seine Bewegungen und die der anderen Gäste schienen sich zu verlangsamen und verursachten ein unangenehmes Gefühl in ihm. Er näherte sich dem Takaraner. John würde einem Mann in den Rücken schießen. Gab es etwas unehrenhafteres, feigeres? Wie konnte er eine solche Tat überhaupt rechtfertigen? Langsam holte er hinter seinem Rücken den Disruptor hervor und brachte ihn in Anschlag. Die anderen Gäste schienen ihn gar nicht zu bemerken. Ein perfekter Moment. John stand nun fast genau hinter RuTal. Er brauchte nur noch den Abzug durchzudrücken und es wäre vorbei. Doch er schaffte es nicht. Schweiß perlte von seiner Stirn und ließ ihn zittern. Worauf wartete er noch?
    Drück ab!
    Mit einem beherzten Griff seines linken Armes packte er RuTal und drückte ihm die Waffe schmerzhaft ins Genick.
    „Stehen bleiben! Keiner rührt sich!“ bellte John in die Menge, die erstarrte. RuTals Augen zuckten hin und her, als er sich der Gefahr bewusst wurde, in der er nun steckte. Langsam wurde der Takaraner von Lewinski von der Bank gezogen und als Schutzschild gegen mögliche Angriffe eingesetzt. Der Mensch achtete peinlich genau darauf, keine potentiellen Gegner im Rücken zu haben, als er sich langsam rückwärts, zurück in Richtung der kleinen Kammer, bewegte.
    „Keiner bewegt sich!“ fauchte John noch einmal und Dolor hob beschwichtigend die Hände:
    „Hört auf diesen Mann. Unternehmt nichts gegen ihn!“
    Langsam, wie bei einem obskuren Tanz, bewegten sich die beiden rückwärts. Immer noch presste John die Waffe an den Takaraner, während er ihn mit der Linken umklammert hielt. Mit einer leichten Ellbogenbewegung drückte er die Türklinke herunter und schob sich dann in die kleine Kammer, die er sofort verschloss. Ruckartig schleuderte er RuTal gegen die gegenüberliegende Wand und nutzte die kurze Zeitspanne, um mit dem Disruptor auf die Tür zu schießen, welche unter der enormen Hitze versiegelt wurde. Nur zwei Sekunden später hatte er schon wieder die Waffe auf den Takaraner gerichtet. Keine Sekunde zu spät, denn der Terrorist hatte sich schon fast in Angriffsstellung gebracht.
    „Das Schott wird nicht ewig halten“, sagte RuTal leise und setzte sich auf eine große Kiste, die auf dem Boden lag. „Gerade wird Ausrüstung besorgt, um mich zu befreien.“
    „Maul halten!“ sagte John und richtete wieder die Waffe auf Dolor RuTal. Doch er brachte es immer noch nicht fertig, auf den Verbrecher zu schießen. Irgendein innerer Prozess hinderte ihn an dieser Tat.
    „Sie können mich ohnehin nicht so leicht töten, Mensch. Ich bin Takaraner. Sie brauchen ein Dutzend Schüsse, um mich zu erledigen.“
    „Die Waffe ist au Desintegrieren gestellt“, brummte John und kramte in seinem kleinen Karton, der immer noch im Regal lag. Dort lagen nun die Gegenstände, die er benötigte. Zu erst einmal ein pyramidenförmiges Objekt, welches er auf den Boden stellte und ein leises Summen ausstrahlte.
    „Eine Transportblockierung, sehr clever“, attestierte RuTal ruhig.
    Als nächstes brachte John eine Sprengladung an die Tür an. So würden sich die Außenstehenden es zweimal überlegen, das Schott zu öffnen. Und dann holte John ein stiftgroßes Objekt aus seiner Jackentasche hervor und betätigte den kleinen Knopf auf ihm.
    „Was haben sie nun vor, Mensch?“
    „Ich habe ein Schiff gerufen, dass uns abholen wird“, erklärte John und stellte sich mit der Waffe in der Rechten vor seiner unerwarteten Geisel auf. „Sie werden uns sicher ein paar Fragen beantworten können.“
    RuTal lehnte sich, immer noch auf der Kiste sitzend, gegen die Wand hinter ihm und wischte sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Der Takaraner schien überhaupt keine Anzeichen von Anspannung oder Nervosität zu zeigen.
    „Ihre Aktion wirkte etwas überstürzt. Gehe ich recht der Annahme, dass sie eigentlich den Auftrag hatten, mich zu töten?“
    „Halten sie den Mund!“ fauchte John und versuchte so seine aufkommende Panik zu verscheuchen. Der Mann hatte ihn schon durchschaut. Es hieß, ihn so lange ruhig zu stellen, bis Bill in knapp vierzig Minuten mit seinem Runabout erschien.
    „Haben sie schon mal jemanden ermordet?“ fragte RuTal ruhig.
    „Keinen einzigen. Im Gegensatz zu ihnen.“
    Wieso ließ er sich überhaupt auf seine Fragen ein? Immerhin war er doch die Person am längeren Hebel, oder etwa nicht?
    „Ich habe auch noch nie gemordet“, entgegnete der Takaraner und faltete die Hände in seinem Schoß.
    John hatte in seinem Leben schon viele Individuen kennengelernt, doch dieses hier verwirrte ihn. Er wirkte viel zu ruhig für einen kaltblütigen Verbrecher.
    „Ach ja? Und wie nennen sie dann das Ermorden von Frauen und Kindern auf Sirallion bei den Anschlägen?“ fragte John und wischte sich Schweiß vom Gesicht. Die Hitze in dem kleinen Raum war einfach unvorstellbar.
    „Ich nenne es Freiheitskampf und tragische, aber nicht zu verhindernde Opfer“, entgegnete RuTal in einem irritierend sachlichen Ton.
    „Wie können sie so etwas sagen, sie Schwein?“
    „Mein guter Mann“, sagte RuTal und nun kam doch etwas Feuer in seine Stimme, „was wissen sie über Sirallion? Nichts, wie ich ihrem Gesichtsausdruck entnehmen kann. Die Sirallioner sind eine unterentwickelte Kultur. Als die Hydraner vor zwanzig Jahren kamen, konnten sie nichts gegen die außerirdischen Besatzer ausrichten. Die Sirallioner sind so rückständig, sie müssen mit automatischen Projektilwaffen kämpfen. Mit Projektilwaffen, stellen sie sich das einmal vor! Ich versuchte nur, die örtlichen Widerstandszellen mit Waffen zu unterstützen, die das Verhältnis der Kräfte etwas ausgleicht.“
    „Die Hydraner sagen, dass seit ihrer Ankunft sich die Lebensverhältnisse der Bewohner von Sirallion dramatisch verbessert haben.“
    „Propaganda“, spuckte RuTal aus und für einen Moment kam seine Maske der Ruhe ins Wanken. „Und selbst wenn dies stimmt, eine Besatzung bleibt immer eine Besatzung.“
    „Die Föderation sieht dies nicht als Besatzung an“, konterte Lewinski. Was war jedoch dran an den Ausführungen dieses Mannes? Bisher hatte er sich nicht so intensiv mit den Geschehessen, den Hintergründen der Anschläge von Sirallion befasst.
    „Die Föderation ist auch nicht unfehlbar, auch wenn sie es gerne wäre.“
    Unruhig blickte John auf sein Chronometer. Noch zwanzig Minuten bis zu ihrer Abholung. Von außen waren immer noch keine Geräusche zu hören. Planten RuTals Gefährten etwa keine Befreiung?
    „Wissen sie, wie viele Sirallioner bei der Besatzung ums Leben gekommen sind? Annähernd eine Million in den letzten beiden Jahrzehnten. Der verdammte hydranische König errichtet in den Städten immer mehr Kasernen, um die Bevölkerung zu schikanieren. Und wenn sie solche Leute wie mich jagen, dann zerstören sie ein ganzes Wohnhaus, um meine Gefährten zu kriegen. Was ist mit den Zivilisten, die dort sterben? Darf man gleiches etwa nicht mit gleichem vergelten?“
    „Nein, das dürfen sie nicht“, sagte John mit Bestimmtheit und senkte plötzlich seine Waffe. Auf einmal schien keine direkte Gefahr von diesem Terroristen auszugehen. Oder ließ er sich nur durch seine Worte einlullen? „Wenn das alles, was sie sagen wahr ist und sich die Sirallioner nur verteidigen, dann ist dies doch keine Begründung dafür, dass sie auf die Stufe ihres Feindes sinken...“
    „Aber sie töten deren Frauen...“
    „Es ist schrecklich, ich weiß. Ich war selbst in mehreren Kriegen dabei und weiß, was dort geschieht. Doch wenn wir uns auf die Stufe derer stellen, die wir bekämpfen, so sind wir kein Deut besser. Mag sein, dass ihre Motive ehern sind, doch trotzdem haben sie Unschuldige getötet.“
    „Dies lässt sich nicht verhindern.“
    „Oh doch, es geht“, sagte John. „Sehen sie mich an. Ich wurde ausgeschickt, sie zu töten. Ich hätte sie nur erschießen brauchen und sonst wäre kein anderer hier ums Leben gekommen?“
    „Und wo bleibt die Angst?“
    „Die Angst?“
    „Ja“, argumentierte RuTal, „die Angst des Feindes, dass das, was sie einem antun, auch sie treffen kann? Die Angst, die letztendlich ihn zum Rückzug zwingt. Und waren dies überhaupt Zivilisten? Es waren gezielt eingesetzte hydranische Kaufleute und Industrielle, die Land enteignen und die sirallionische Wirtschaft schädigen sollten. Dadurch machten sie sich ebenfalls zu den Besatzern.“
    „Woher wollen sie das wissen? Vielleicht wurden sie gezwungen dort hinzugehen. Oder sie wurden ebenfalls belogen, so wie ich das wurde? Sie bleiben Unschuldige, egal was sie machen.“
    Einige Minuten schwiegen sie, während John stumm die Zeit runterzählte. Was tat er hier eigentlich? Er führte eine politische Grundsatzdiskussion mit einem Terroristen durch. Wie kam es nur dazu?
    „Sie sind Takaraner. Wieso helfen sie völlig Fremden?“
    „Mitleid macht nicht vor Grenzen halt, mein Guter.“
    Der stiftförmige Sender piepte. Eine Nachricht kam herein.
    „John, bist du da?“ ertönte Bills Stimme aus dem kleinen Gerät.
    „Ja. Ich habe die Pläne etwas geändert. Ich habe RuTal gefangengenommen und wir können ihn vor ein Gericht stellen. Ist das okay so?“
    „Gute Arbeit, John!“ entgegnete Bill. „Deaktiviere die Transportblockierung und ich hole euch rauf.“
    „Einverstanden.“
    Erleichtert erhob sich John und deaktivierte das pyramidenförmige Gerät. Endlich hatte er es geschafft. Sicher wäre die „Zombie-Abteilung“ mit seinem Schritt sehr zufrieden. Ein solch wichtiger Gefangener mochte wichtige Informationen liefern. Während er RuTal in die Augen blickte, wartete er auf den Transportvorgang. In den Augen des Takaraners sah er keinen Hass oder Groll, nur Müdigkeit und Leid. Was war dran an seiner Sicht der Dinge?
    Ein Summen erschallte um John herum. Er hatte es überstanden. Doch etwas veränderte sich plötzlich: Lewinksi bemerkte, dass nicht um RuTal ein Transport aufgebaut wurde, sondern zeitgleich mit John selbst ein Gegenstand in den Raum gebeamt wurde. Es war ein kleines metallisches Gerät mit einem Display. Das letzte, was John erkennen konnte, bevor er auf das Runabout gebeamt wurde, war wie ein Countdown rückwärts lief.
    5, 4, 3, ....

    Die ganze Stadt wurde von einer gewaltigen Detonation erfüllt. Rettungskräfte eilten zu dem Unglücksort, dem Mindy´s, und wollten helfen, doch anstatt des Lokals fanden sie nur noch ein Krater im Boden vor. Jede Rettung für die Insassen kam zu spät.

    John stürmte von der Transporterplattform herunter und packte Bill am Kragen.
    „Was war das? Wo ist RuTal?“
    Der kleine Blondschopf deutete auf einen Bildschirm, der die zerstörten Überreste des Lokals zeigte. Mit aufgerissenem Mund blickte John auf das Bild des Grauens.
    „Ich habe ihren Auftrag zu Ende geführt. RuTal ist tot und kann nie wieder schaden anrichten.“
    „Und mit ihm fast dreiunddreißig Gäste in dem Lokal“, stammelte John ungläubig. Sein ganzes Abwarten, sein Taktieren war umsonst gewesen.
    „Verbrecher, die früher oder später ohnehin vor Gericht gelandet wären.“
    „Woher wollen sie das wissen?“ brüllte John. „Was wussten wir über die Leute da drinnen? Gar nichts.“
    „Es waren Kriminelle.“
    „Sie hatten trotzdem einen fairen Prozess verdient! Sie haben Unschuldige getötet.“
    „Dies lässt sich nicht verhindern.“
    Ungläubig hörte John diese Worte und fühlte sich, als verlöre er den Boden unter den Füßen.
    Am liebsten hätte er alles hingeworfen und wäre ausgestiegen. Doch diese Option stand nicht mehr zur Verfügung. Blut klebte nun an seinen Händen.

    - Ende -


    Quelle: treknews.de
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    • Hallo Gast - Aufgrund des vielen Spams müssen leider ein paar Fragen beantwortet werden.

      Bitte der Reihe nach durchführen, sonst kann das Captcha nicht erfolgreich abgeschlossen werden...
      Schritt 1: Wenn Picard ein Captain ist, sollte hier ein Haken rein...
      Schritt 2: und wenn es in der Nacht nicht hell ist, sollte hier der Haken raus!
      Schritt 3:

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