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...Ekstase in Moll
  • Voyager8 - 8x15: Freiheit

    Born to be Free
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    • TheOssi
    Ein ehemaliger Föderationsplanet - nun von den Talarianern besetzt - versucht sich mit allen Mitteln aus der Unterdrückung zu befreien. - Mit tatkräftiger Unterstützung der Föderation, welche dies natürlich niemals eingestehen würde...

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    08x15 Voyager8 - Freiheit
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    Prolog

    Tiefe Nacht. Der Himmel war so klar, daß man die ganze Schönheit der Sterne bewundern konnte. In der Ferne leuchteten die Lichter der Stadt Metravira. Es hätte so schön sein können.... Wären da nicht die Trümmer der Stadt, die einen schmerzhaft daran erinnerten, was geschehen war. Würde man nicht um die Millionen Toten wissen, die bei der Besetzung ums Leben kamen. Es hätte das Paradies sein können, doch man hatte die Schlange hereingelassen.
    Das Gras raschelte. Jemand bewegte sich hindurch. Es war eine Gruppe von Männern und Frauen, sechs an der Zahl, die sich durch die Dunkelheit schlichen. An ihrer Spitze ging ein hochgewachsener Mann, der schon so viele Haare verloren hatte, so daß man befürchten mußte, das Mondlicht würde sich auf seiner Glatze spiegeln. Doch niemand traute sich, ihn auf diesen Sachverhalt hinzuweisen, denn er war ein ausgezeichneter Kämpfer, der beste von allen. Ohne ihn wäre der Aufstand schon lange im Keim erstickt. Deswegen wurde er auch von allen so respektiert.
    Sie schlichen weiter. Dann hob der Anführer die Hand und die Kolonne stoppte, legte sich ins weiche Gras. Es war saftig grün, herrlich weich. Die Natur kümmerte es nicht, was sich auf ihrem Planeten abspielte. Ihr war es egal, wer herrschte oder nicht. Doch den Bewohnern nicht. Langsam hob der Anführer, der ein Mensch um die Vierzig war, ein Fernglas und beobachtete das Gebäude, welches ihr Ziel war. Er sah sich alles genau an: die Wachen, die Befestigungsanlagen, die Eingänge. Mehrere Minuten verstrichen und seine Gefährten befürchteten schon, ihr Anführer wäre eingeschlafen oder sonst etwas in der Art, dann drehte er sich zu seinen Begleitern um.
    „Und Ben, wie sieht es jetzt aus?“ fragte Solor, ein junger Tellarit, der sich durch seinen Mut als Stellvertreter ausgezeichnet hatte. Der als Ben angesprochene Mann schien es nicht zu gefallen, was er nun zu sagen hatte, denn er zierte sich etwas und verzog das Gesicht, bevor er antwortete:
    „Zu schwer befestigt. Dort sind dutzende von Wachen und Radarsysteme, die wir mit unseren Möglichkeiten nicht überwinden können. Wir brauchen Hilfe.“
    „Und von wem?“
    Nun lächelte Ben, eine Aktion, die überhaupt nicht zu ihrer derzeitigen Situation paßte.
    „Vertraut mir,“ entgegnete er selbstsicher, „ich kenne da jemanden.“


    "Freiheit"

    COMPUTERLOGBUCH DER VOYAGER
    CAPTAIN JANEWAY
    STERNZEIT 55541,0
    „Wir befinden uns zur Zeit im Deboras-System, wo wir auf ein Transport-Schiff warten, daß uns zwei Gäste bringen soll. Admiral Talok drückte sich nur sehr vage aus, was diesen Befehl anging, also hoffe ich, bald mehr Informationen zu bekommen. In der Zwischenzeit habe ich der Besatzung etwas Entspannung zugebilligt.“
    Mit einem leisen Zischen öffnete sich die Tür zum gemeinsamen Badezimmer und Seven kam heraus, nur mit einem weißen Handtuch bekleidet.“
    „Morgen,“ flüsterte sie leise und lächelte. Chakotay erwiderte das Lächeln. Immer noch wirkte sie ein wenig unsicher im Kontakt mit anderen, was nur noch mehr ihren Charme und ihre Attraktivität steigerte. Er betrachtete sie intensiv. Sie war so wunderschön, so wundervoll. Der Indiander liebte sie. Und Annika liebte ihn. Es war perfekt.
    „Du bist schon angezogen?“ fragte Annika während sie zum Kleiderschrank ging mit einem Blick auf Chakotays Uniform.
    „Japp.“
    Inzwischen hatte er sich an die neue Uniform gewöhnt. Es war erfrischend, endlich etwas zu tragen, was handgemacht war und nicht aus de Replikator stammte.
    „Ich muß los.“
    „Jetzt schon?“ Seine Ehefrau setzte eine enttäuschte Miene auf, auch wenn sie den Grund verstehen konnte. Der erste Offizier erklärte es ihr trotzdem.
    „Die Gäste kommen bald an. Ich will dann auf der Brücke sein.“
    Langsam beugte er sich zu Annika herunter und küsste sie zärtlich auf ihre Stirn.
    „Die letzten Tage waren unvergesslich“, flüsterte er.
    „Dann laß es nicht die letzten gewesen sein,“ erwiderte Crewman Hansen lächelnd.
    Nein, das sollten sie ganz sicher nicht gewesen sein.

    Die Turbolifttüren öffneten sich und die erste Tagesschicht betrat die Brücke. Kathryn Janeway reckte sich kurz und setzte sich dann in ihren Kommandantensessel. Lieutenant Alexander, der während der Nacht das Kommando inne gehabt hatte, überreichte ihr ein Padd, das einen kurzen Statusbericht enthielt. Keine Vorkommnisse. Für viele andere Kommandanten war dies ein Anzeichen für Langeweile, doch Janeway empfand nicht so. All die Jahre hatten sie immer wieder in ständiger Gefahr gelebt, als sie weit draußen, im Delta-Quadranten verschollen waren. Immer die Furcht vor Angriffen unbekannter Lebensformen oder Systemausfällen aufgrund von fehlenden Ersatzteilen. Jetzt, wo sie zurück waren, genoß Kathryn diese Ruhe, diesen Frieden. Abermals zischten die Lifttüren und Commander Chakotay, gefolgt von Fähnrich Tema´na betraten die Brücke.
    „Und,“ fragte Chakotay, während er sich auf seinen Platz setzte, „sind die Besucher schon angekommen?“
    „Negativ,“ antwortete Lieutenant Commander Tuvok an Janeways Stelle und führte dann einen vollen Check der Waffensysteme durch.
    „Ich wüßte zu gern, was es mit diesen Gästen auf sich hat,“ warf Harry Kim ein und sprach damit das aus, was alle dachten.
    „Sicherlich wird Starfleet Command sie schon informieren, Lieutenant,“ entgegnete Tema´na, „sofern sie es als wichtig erachten....“
    „Fähnrich,“ ermahnte Chakotay sie scharf, „wahren sie Disziplin,“ was ein ironisches Seufzen Tema´nas zur Folge hatte. Es würde sicherlich noch eine sehr lange Zeit dauern, bis sich die Romulanerin mit den Regeln der Sternenflotte anfreundete.
    Lieutenant Kim checkte kurz seine Sensoren, nachdem es an seiner Konsole einen Alarm gegeben hatte, und deutete dann mit einem Nicken auf den Hauptschirm:
    „Der Transporter Deboras angekommen. Er bittet darum, seine Passagiere rüberbeamen zu dürfen.“
    „Gewährt. Die Gäste sollen auf die Brücke kommen. Mal sehen, was es mit der ganzen Geheimniskrämerei auf sich hat!“

    Zwei Minuten warteten sie, dann öffneten sich der Turbolift und entließ zwei Männer auf die Brücke, die sich sogleich vor Captain Janeway aufstellten. Beide trugen Sternenflotten-Uniformen und waren anscheinend vom selben Schiff. Der Andorianer stellte sich als Junior-Lieutenant Ardev vor, sein Begleiter war Senior-Lieutenant Danny Bird.
    „Captain,“ sagte Bird in ruhigem Tonfall, „die Mission, für die sie eingeteilt worden sind ist der Stufe Delta zugeordnet. Ich schlage vor, wir informieren sie in ihrem Bereitschaftsraum.“
    Kurz blickte sich Captain Janeway auf der Brücke um.
    Die kommen ja gleich zur Sache, dachte sie leicht amüsiert und entgegnete in dem selben gelassenen Tonfall: „Lieutenant Bird, wie ich das verstanden habe, wird die Voyager maßgeblich für diese Mission benötigt. Ich denke, es ist da nur richtig, wenn die gesamte Führungsmannschaft unterrichtet wird.“
    „Captain...“ wollte Ardev ansetzen, doch Janeway ließ ihn mit einem Wink ihrer Hand verstummen.
    „Nein, keine Diskussion. Ich bin in diesem Sektor zur Zeit die ranghöchste Autorität und ich gedenke, an meiner Entscheidung festzuhalten. Meine Herren, der Konferenzraum ist hier drüben!“

    Die beiden neu hinzugekommen Offiziere respektierten natürlich den Wunsch des Captains. Immerhin war sie nicht nur ranghöher als sie, sondern auch eine der höchstdekoriertesten Offizierinnen in der ganzen Flotte. Und wer würde da schon widersprechen wollen? Wie also angekündigt, versammelten sich die Brückenoffiziere im Konferenzraum, wo sie die beiden Neuzugänge kritisch beäugten. Diese jedoch schienen sich nicht einschüchtern zu lassen, im Gegenteil, sie machten einen souveränen, selbstbewußten Eindruck. Captain Janeway faltete die Hände und lehnte sich in ihrem Stuhl am Kopfende des Tisches zurück.
    „Meine Herren, dann klären sie uns mal auf, was der Stufe Delta unterliegt.“
    Ardev und Bird blickten sich kurz an und dann erhob sich der Mensch, schritt zu dem Wandschirm und ließ einen Planeten auf ihm erscheinen. Es war ein Planet der Klasse M, sehr erdähnlich. Lieutenant Bird verschränkte seine Hände hinter dem Rücken und begann mit seinen Instruktionen:
    „Dieser Planet ist Beta-Candor, eine der ältesten Kolonien der Föderation.“
    „Ich kenne es,“ warf Kim ein, „netter Urlaubsort, freundliche Menschen.“
    Genervt blickte Bird zu Janeway, die widerum ihren Einsatzoffizier mit einem Kopschütteln bedachte. Er hatte die Spitze verstanden. Danny Bird fuhr fort.
    „Während der Zeit, in der sie noch im Delta-Quadranten waren, sagte sich Beta-Candor von der Föderation los und postulierte seine Unabhängigkeit. Gründe dafür war die Ansicht der Kolonisten, die Föderation hätte die Kolonie links liegen gelassen und interessiere sich nur für die Rohstoffe, nicht jedoch für die Bewohner selbst. Wie gesagt, vor einem Jahr erklärte die Kolonie ihre Unabhängigkeit, ein Umstand, den wir natürlich nicht hinnehmen konnten. Daher schickte der Geheimdienst der Sternenflotte ein Schiff, um den Planeten zu beobachten. Man befürchtete, daß die Unabhängigkeitsbewegung nur aufgrund eines fremden Einflusses zustande gekommen war...“
    „Welches Schiff?“ fragte Janeway direkt und Bird machte - konnte keine Anstalten machen - ihr zu widersprechen. Die Kommandantin der Voyager hatte ihn vom ersten Moment an in der Tasche.
    „Die U.S.S. Monitor.“
    „Danke für die Information, Lieutenant. Fahren sie bitte fort.“
    „Sehr großzügig, Ma´am. Wie gesagt, wir schleusten einen Agenten in die Kolonie und zwar Lieutenant Ardev, den sie hier neben ihnen sehen. Er identifizierte den Anführer des Aufstandes als Ben Travis, einen ehemaligen Lieutenant der Sicherheit, der fast seine ganze Laufbahn auf Beta-Candor verbracht hatte und dann aus der Sternenflotte ausgetreten ist.“
    Das Bild wechselte vom Planeten zu er Akte von Ben Travis. Ein Mann in den Vierzigern, fast kahl auf dem Kopf, entschlossener Blick.
    „Wieso wurde der Kolonie schließlich die Unabhängigkeit gewährt?“ fragte Commander Tuvok und wölbte eine Braue.
    „Politik, Sir. Wie sie wissen, liegt Beta-Candor direkt an der Grenze zur talarianischen Union. Die Föderation versucht schon seit Jahren diplomatische Beziehungen aufzunehmen und die Kolonie wurde stark von den Talarianern gefördert. Also entschloss man sich zu einem Kuhhandel: die Föderation entlässt die Kolonie in ihrer „Freiheit“ und die Talarianer eröffnen eine Botschaft auf der Erde.“
    Bei diesen Worten schnaubte der Andorianer Ardev verächtlich. Sogar eine kleine Wut war seinem Gesicht zu entnehmen, was einen arroganten Seitenblick Fähnrich Tema´nas zur Folge hatte.
    „Es ging aber nach hinten los,“ fuhr Danny Bird fort, „kurz nachdem die Föderation die Unabhängigkeit erklärt und bestätigt hatte, dass man sich nicht mehr in die Angelegenheiten Beta-Candors einmischen würde, besetzten die Talarianer den Planeten. Ihre Bombardierungen kosteten viele Leben und immer noch die Besetzung an. Die Monitor holte Lieutenant Ardev raus und eskortierte einige Flüchtlinge aus dem Kampfgebiet, doch ansonsten konnten wir nichts machen. Welch Ironie: die Talarianer sind uns mehr als hundert Jahre zurück und die Monitor hätte ihm Alleingang die talarianische Flotte aufhalten können, doch die Politik hat uns zum Nichtstun verdammt. Statt dessen haben wir im Laufe des Jahres den Widerstand Beta-Candors unterstützt.“
    „Wie kam dies zustande?“ fragte Chakotay interessiert. Anstelle von Bird ergriff diesmal jedoch Ardev das Wort. Er blickte nur starr gerade aus, schien irgendwie mit sich selber zu kämpfen, als er bekannte:
    „Durch mich.“
    „Durch sie?“
    Ardev stand auf, blickte Janeway direkt in die Augen. Es fiel ihr schwer, dem Blick standzuhalten, nicht, weil Ardev so viel selbstbewusster erschien, sondern weil sich in seinen Augen sich Schmerz, Wut und Frustration widerspiegelten, Emotionen, die Captain Janeway nur allzu gut kannte.
    „Gegen die Anordnungen meines Kommandanten habe ich Mr. Travis Waffen der Sternenflotte zukommen lassen. Captain Lewinski bezeichnete es später so, ich hätte Eigentum der Flotte verschenkt.“
    „Und jetzt sind sie hier, weil sie sich mit den örtlichen Gepflogenheiten auskennen?“ fragte Fähnrich Tema´na frech. Jedoch ging Ardev nicht auf diese Provokation ein
    „Ganz recht. Der Widerstand hat in den letzten Monaten gute Arbeit geleistet. Die Talarianer unterhalten nur noch eine Kaserne auf den Planeten, in der Hauptstadt Metravira. Unglücklicherweise ist es ein ganzer Gebäudekomplex, den es zu zerstören gilt. Vor zwei Tagen sandte Ben Travis an mich eine Nachricht, in der er dringende Hilfe der Sternenflotte anfordert um, wie er es sagte, den Talarianern ein letztes Mal gewaltig in den Hintern zu treten!“
    Wieder redete Tema´na als erstes. Janeway beschloss, später ein Gespräch mit ihr zu suchen: „Also fliegt die Voyager zum Planeten und zerstört die Garnison mit einem Transphasentorpedo.“
    Zwar setzten sowohl Bird als auch Janeway zu einer Erwiderung, doch der vulkanische Sicherheitsoffizier des Schiffes kam ihnen zuvor.
    „Ms. Tema´na,“ sagte Tuvok streng, „darf ich sie darauf aufmerksam machen, dass die Föderation nicht einfach eine Aktion durchführen kann, die als Akt des Krieges seitens der Talarianer interpretiert werden könnte?“
    „Na und? Sie sind uns eh technologisch unterlegen.“
    „Das reicht jetzt,“ befahl Janeway scharf, „ich bin mir zwar sicher, dass sie uns wieder einen Vortrag der Art was-würde-das-romulanische-Reich-machen geben wollen, doch diese Option steht eindeutig nicht zur Debatte. Was schlägt Starfleet Command stattdessen vor,“ fragte sie in die Richtung der beiden neuen Offiziere.
    „Wir beamen einen kleinen Einsatztrupp auf den Planeten, der gemeinsam mit dem Widerstand die Garnison zerstören wird, woraufhin anschließend Beta-Candor verkündet, einen Antrag auf Aufnahme in die Föderation zu stellen. Die Voyager wird dann eintreffen um diesen Antrag zu...untersuchen.“
    „Br---brilliant,“ attestierte Barclay.
    „Schwachsinn,“ entfuhr es Tema´na.
    „Wieso sollten die Talarianer nicht mehr Anspruch auf den Planeten erheben,“ fragte Chakotay völlig neutral. Ob ihm der Plan gefiel oder nicht, ließ er sich nicht anmerken.
    Bei dieser Frage schien Ardev sich nun etwas zu ziemen, zumindest brachte er etwas, bis er seine Antwort formuliert hatte.
    „Tja, Sir, das wissen wir auch nicht so genau. Führende Politiker sagen, daß sie die Sache entschärfen wollen, sobald wir im System eintreffen. Ob das stimmt, kann ich ihnen natürlich auch nicht sagen.“
    Totenstille im Bereitschaftsraum. Nun war allen klar, wieso die Mission so heikel und kompliziert war. Janeway nickte langsam.
    „Aus wem besteht das Außenteam?“
    „Aus Lieutenant Ardev, Commander Tuvok, Lieutenant Munro, Crewman Murphy und meiner Wenigkeit,“ verkündete Bird Selbstbewusst und verschränkte die Arme vor der Brust.
    „Da sie ja schon alles genau geplant haben,“ bemerkte Janeway mit leichten Amüsement, „schlage ich vor, dass sie selbst die Mannschaft instruieren. Wegtreten!“

    ***

    „Sie wollten mich sprechen?“
    Kathryn Janeway blickte von ihrem PADD hoch, musterte Fähnrich Tema´na ernst. Die Romulanerin war fähig ohne Zweifel, doch sie machte auch Probleme. Probleme, die es auszuräumen galt. Die Kommandantin genehmigte sich noch einmal einen großen Schluck Kaffee, wappnete sich so auf das nun folgende Gespräch. Kerzengerade stand die Navigatorin vor Janeway, blickte starr die Wand an, so als ob es sie nicht interessierte, wieso sie zum Captain zitiert worden ist.
    „Fähnrich, ihre Leistungen sind ausgezeichnet. Doch sie müssen noch einiges lernen.“
    „In welcher Hinsicht.“
    „In welcher Hinsicht, Sir! Das genau ist es. Ich weiß nicht, ob es an ihrem romulanischen Wesen liegt oder an einer persönlichen Einstellung, doch sie machen sich keine Freunde, wenn sie jeden nur mit mangelhaftem Respekt behandeln. Dies gilt ganz besonders für höherrangige Offiziere.“
    „Ja…Captain.“
    „Ich möchte sie warnen, Fähnrich und ich rate ihnen, diese Warnung ernst zu nehmen: Ich werde niemanden dulden, der auf meinem Schiff Unruhe verbreitet. Dazu habe ich schon zu viel erlebt. Bitte befolgen sie diesen Rat.“
    „Ja, Captain.“
    Keine Regung. Nichts. Ob sie sich nun ändern würde oder nicht, war an ihrer Reaktion nicht ersichtlich. Janeway seufzte und beschloß das Thema zu wechseln.
    „Haben sie sich den Flugplan angesehen, den Lieutenant Ardev erstellt hat?“
    „Ja.“
    „Was halten sie davon?“
    „Er ist Schwachsinn!“
    Kathryn hatte mit dieser Reaktion gerechnet, umso geringer war also ihre Überraschung.
    „Erklären sie.“
    Nun blickte der Fähnrich sie doch fest an. Sogar ein leichtes Seufzen war zu hören.
    „Captain, ich soll die Voyager mit Warp-Geschwindigkeit auf den Planeten zufliegen und dann direkt im Orbit von Beta-Candor unter Warp gehen, um das Außenteam runterzubeamen. Und anschließend machen wir uns wieder aus dem Staub.“
    „Und?“
    Tema´na wirkte nun fassungslos.
    „Und? Genau im Orbit unter Warp zu gehen ist fast unmöglich! Verrechne ich mich, rasen wir mit mehrfacher Lichtgeschwindigkeit in den Planeten rein und die Voyager ist Geschichte. Wenn ich ein Shuttle nehmen könnte…“
    „Ausgeschlossen.“
    „Wieso?“
    Nun erhob sich der Captain und schaute kurz auf das Sternenbild, das ihr Fenster zeigte.
    „Fähnrich, wenn da talarianische Schiffe wären, was wir nicht mit Bestimmtheit sagen können, so können sie trotz ihrer eingeschränkten Technologie das Shuttle schwer beschädigen. Zweitens ist es der Voyager mit ihren Möglichkeiten viel eher möglich, eine Silhouette zu erzeugen, die unseren kurzen Stop kaschieren kann.“
    Überraschenderweise legte Janeway Tema´na eine Hand auf die Schulter, eine Geste, die für die Romulanerin zwar ungewohnt war, doch sie sagte nichts dagegen.
    „Fähnrich, ich vertraue auf ihre Fähigkeiten. Sie schaffen es. Ganz bestimmt.“
    Mehr gab es eigentlich nicht zu sagen. Die Navigatorin verließ den Raum und ließ eine erschöpfte Captain Janeway zurück.

    Lieutenant Ardev lag auf der Couch des temporären Quartiers, das man ihm zugeteilt hatte. Er war nicht in der Lage, ein Auge zu zu machen. Immer wieder dachte er über die Mission nach, die morgen stattfinden sollte. Nach einem Jahr kehrte er nach Beta-Candor zurück und damit auch zurück zu einem Freund. Ben Travis. Etwas, was niemandem, der beim Geheimdienst arbeitete, passieren sollte, war eingetreten: er war in Kontakt mit einer Zielperson getreten. Und sogar noch mehr: sie wurden Freunde, Vertraute, Travis lud ihn sogar zu sich und seiner Familie ein. Seine Frau hatte herrlich gekocht und seine Kinder hatten Ardev daran erinnert, wie wertvoll persönliches Glück war. Doch er hatte ihn die ganze Zeit belogen. Er war nicht Telek von Andor gewesen, ein harmloser Reisender, sondern Ardev, ein Offizier der Sternenflotte. Ja, natürlich hatte er Travis das Leben bei dem Angriff gerettet, doch das schale Gefühl, einen Freund betrogen zu haben, blieb. Ob seine Kinder noch lebten? Oder waren sie tot, gestorben bei den Bombardements oder den Straßenkämpfen zwischen den Besatzern und dem Widerstand. Viele Fragen, keine Antworten. Deswegen hatte er auch auf diese Mission mitgewollt, auch wenn Captain Lewinski dagegen gewesen war. Nur durch langes Zureden hatte er seinen Kommandanten überzeugen können. Fast hatte es so geschienen, als ob Lewinski befürchtete, dass Ardev nicht mehr zurückkam. Das der Andorianer auf dem Planeten bleibe wollte, um seine Schuld zu sühnen. In gewisser Weise war es auch so. Dies war mehr als eine Mission für ihn, es war etwas, was ihm persönlich zu Herzen ging, ein Fleck auf seiner Seele. Er wollte das zu Ende führen, was er mit begonnen hatte. Ohne ihn und seine illegale Aktion würde es den Widerstand gar nicht geben. Er war es, der Dutzende Politiker und Admiräle angefleht hatte, die Kolonisten zu unterstützen, so lange, bis man seinen Forderungen tatsächlich nachgegeben hatte. Und trotz dieser Aktionen fühlte Ardev immer noch dieses Kribbeln, diese Anspannung, wenn er an Travis dachte. Es war die Angst, dass ein Freund ums Leben kam, den er bis dato gar nicht richtig gekannt hatte. Nein, er musste darunter. Er musste den Planeten befreien. Er musste die Täuschung wieder gutmachen.

    ***

    Es war einige Zeit her, dass Lieutenant Commander Tuvok und Lieutenant Junior-Grade Alex Munro in der Umkleide des Hazardteams gewesen waren. Nun waren sie hier zurückgekehrt, auf Wunsch von Starfleet Intelligence, der sich in der Gestalt von Danny Bird manifestierte, selber ein Miglied der Eliteföderationseinheit Ranger.
    „Ich bin hier, um sie über unsere Ausrüstung und die Mission zu instruieren,“ erkärte Bird und blickte sich anschließend leicht verwirrt um. „Wo ist Ms. Murphy?“
    „Sie wurde aufgehalten,“ eklärte Tuvok, der ausnahmsweise mal nicht die Besprechung des Hazardteams leitete.
    „Nun gut, es gibt eh nicht viel zu sagen. Die Explosion soll eindeutig auf das Konto des Widerstandes gehen, daher dürfen wir, abgesehen von unseren Sternenflotten-Waffen nichts mitnehmen, das uns als Angehöriger der Föderation identifizieren könnte.“
    „Wozu auch unser Hazardsuit gehört,“ entgegnete Munro verdrießlich. Auf diese Schutzpanzerung zu verzichten, wog sicherlich am schwersten.
    „Dies ist korrekt. Sie werden ein Gewehr, einen Handphaser und Tricorder mitnehmen. Weitere Ausrüstungsgegenstände erhalten wir bei Bedarf auf dem Planeten von den Widerständlern.“
    „Wie wird die Garnison zerstört werden?“ fragte Tuvok.
    „Ganz einfach - oh, so einfach nun auch wieder nicht. Wir werden ins Innere schleichen, den stromproduzierenden Generator auf eine Überladung stellen und uns dann rechtzeitig auf die Voyager beamen lassen, bevor alles in die Luft fliegt.“
    „Was widerum heißt, das Fähnrich Tema´na ein zweites Mal ihr Warpmanöver durchführen muß,“ kombinierte Tuvok, was zu Munro zu einem Verziehen des Gesichts animierte. Als Mitglied des Hazardteams hatte er zwar schon öfters mit Missionen zu tun gehabt, wo der Zeitfaktor eine große Rolle gespielt hatte, nur dies mußte nicht heißen, daß ihm solche Aufträge auch gefielen, im Gegenteil.
    „Korrekt, Commander. Ich schlage vor, wir beide gehen nun die Karten durch. Das wäre alles. Danke für ihre Aufmerksamkeit!“

    Auch zu später Stunde war das Casino gut besucht, denn es war der einzige Ort, wo sich die gesamte Mannschaft frei treffen konnte. Auch wenn der Doktor selber nichts aß ( obwohl er dies simulieren konnte, sofern er wollte! ), nutzte er das Casino um mit der Mannschaft in Kontakt zu treten. An einem der Tische sitzend, studierte er einige Berichte aus der Krankenstation. Akten, Anträge, Anforderungen. Auch einem Hologramm wie es der Doktor wahr, machte dies nur wenig Spaß. Er war ein Mann der Tat, jemand, der hautnah am Patienten sein wollte, statt sich nur stupide Statistiken durchlesen zu müßen. Dies war wohl einer der Hautgründe, wieso er die Beförderung zur medizinischen Fakultät abgelehnt hatte und lieber auf der Voyager blieb.
    „Ddd - darf ich mich setttzzzz - setzen? Zu ihnen meine ich!“
    Das MHN blickte auf und ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht als er den Chefingenieur des Schifes wahrnahm.
    „Natürlich Reg! Setzen sie sich!“
    Barclay setzte sich vorsichtig, darum bemüht, die Tasse, die auf seinem Tablett stand, nicht umzukippen. Endlich, nach einer schier endlosen halben Minute hatte er es geschafft und löffelte sein Essen, was den Doc zu einem Stirnrunzeln zwang.
    „Mr. Barclay,“ erklärte er mitleidig, „als leitender medizinischer Offizier dieses Schiffes muß ich ihnen dringend von Crewman Chells Alarmstufe Rot-Chilli abraten. Seine Wirkung ist eher.. zweifelhaft für das Wohlbefinden der gesamten Crew.“
    „Iii - Ich bin sicher, sie...sie... sie übertreiben, Doktor,“ antwortete Barclay und versuchte selbstsicher zu wirken, als er sich einen Löffel Chilli in den Mund schob. Schon im nächsten Moment bereute er es. Ein Brennen breitete sich in seinem Magen aus, er riß seine Augen auf und seine Backen röteten sich.
    „Ächchchhczzzz,“ war der einzige Laut, der aus seiner Kehle drang. Der Doktor, der sich ihn all den Jahren nicht für einen Namen entscheiden konnte, runzelte die Stirn und holte aus einem kleinen Köfferchen, der neben dem Tisch stand ein Hypospray heraus, das er Commander Barclay an den Hals. Gleich nach dem Betätigen des Injektors verbesserte sich der Zustand Barclays.
    „Ddddd - danke.“
    „Mr. Barclay, sie sollten lernen, dem Urteil ihres Arztes zu trauen.
    „Ja............................................. Was halten sie von der Mission?“
    „Faszinierend,“ antwortete der Doc, was wieder ein so entsetztes Gesicht bei Barclay auslöste, daß das MHN wieder zum Spray greifen wollte.
    „Wie können sie so etwas sagen?“ sagte Barclay und seine Stimme gewann immer mehr an Lautstärke, „wenn Fähnrich Tema´na nur einen Rechenfehler macht, sind wir alle tot. Erledigt. Iiiiii - im Eimer!“
    Mit einem Lächeln lehnte sich das MHN in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Arme.
    „Vertrauen sie mir Reg, ich bin sicher, dass der Fähnrich gerade jetzt entspannt schläft, da sie die Lösung schon lange gefunden hat.“

    Dieser verdammte Plan! Dieser verdammte Ardev! Dieser verdammte Ardev.
    Seit geschlagenen 38 Minuten und 21 Sekunden marschierte Fähnrich Tema´na nun schon in ihrem Quartier auf und ab. 38 Minuten, in denen ihr Gehirn raste. Zu schlafen war sie überhaupt nicht in der Lage. Wie denn auch? Morgen schon musste sie eines der waghalsigsten Manöver durchführen, die in der Galaxis bekannt waren und sie hatte keine Ahnung wie. Natürlich konnte der Computer ihr eine Flugbahn ausspucken, doch in dieser Beziehung traute sie dem Computer nicht. Es lag an der Tatsache, die alle Piloten akzeptierten: im entscheidenden Moment kam es ganz allein auf den Navigator und sein Gefühl an, auf nichts anderes. Und dieses Mal war das Gefühl das wichtigste überhaupt! Entnervt warf die Romulanerin die Hände in die Luft. Musste die Föderation immer so umständlich sein? Immer dieser Heiligenschein, den sie verbreiten mussten! Zu gerne hätte Tema´na aus Wut einen Spiegel oder dergleichen zertrümmert, doch dies ging nicht, das sie es schon eine viertel Stunde zuvor getan hatte. Wenn sie doch nur einen Gesprächspartner hätte, der kompetent genug....
    Moment, entsann sich Tema´na und lachte auf. Natürlich, hier an Bord konnte ihr niemand das Wasser reichen. Aber sie kannte jemanden von „außerhalb“, der es konnte! Mit neuer Motivation zog Tema´na wieder die Uniform an, die ihr überhaupt nicht gefiel (kein Vergleich zu den feudalen Uniformen der Romulaner!) und eilte in den Verbindungsgang, in Richtung Holo-Deck. Da es schon spät war, war das Holo-Deck nicht besetzt. Die Navigatorin betrat das Deck durch die beiden schweren Schotts und blickte kurz das helle Gittermuster an den Wänden der Kammer an.
    „Computer,“ befahl sie, „hast du Daten über Lieutenant Thomas Eugene Paris?“
    „Positiv!“
    „Kannst du ihn bildlich darstellen?“
    „Positiv!“
    „Zeig ihn mir!“
    Aus dem nichts erschien der mittlerweile verstorbene Navigator der Voyager. Beeindruckt von der Detailtreue der Simulation schritt Fähnrich Tema´na um die Projektion. Alles stimmte, die Größe, die Haare, die leicht übermüdeten Augen, die so typisch für Piloten waren. Der Computer hatte ihn sogar in der alten Uniform dargestellt. So weit, so gut...
    „Computer,“ sagte sie, „kannst du die Projektion aufgrund der dir vorliegenden Daten zum Leben erwecken?“
    „Positiv.“
    Tema´na wollte schon den Befehl geben, doch sie hörte hinter ihrem Rücken eine freundliche Stimme, die „Hey! Wer sind sie denn rief?“ Die Romulanerin drehte sich um und blickte in das freundliche Gesicht Tom Paris, der ihr die Hand reichte, sie dann jedoch wieder zurücknahm, als er sich daran erinnerte, daß Romulaner diese Geste nicht schätzten.
    „Mein Name ist Tema´na. Ich bin die Navigatorin der Voyager.“
    Paris Gesicht erhellte sich mit einem Lächeln.
    „Oh, sie dürfen nun dieses alte Mädchen fliegen? Glückwunsch! Macht sich gut, nicht wahr?“
    „Ja.... sehr,“ antwortete Tema´na leicht irritiert ob der Lockerheit des ehemaligen Navigators. Sie hatte viel von Lieutenant Kim über Mr. Paris gehört, doch das er so war... sie musste es einfach zugeben: faszinierend!
    „Und, Tema´na? Wo drückt der Schuh?“
    Einige Sekunden musste sie überlegen, was diese Frage bedeuten sollte, schließlich entdeckte sie doch den Sinn hinter dieser menschlichen Redewendung.
    „Ich soll ein Manöver durchführen, bei dem ich mit Warpgeschwindigkeit in den Orbit eines Planeten einfliege und dann auf Relativgeschwindigkeit Null verlangsame.“
    Die Projektion Paris´ pfiff einen leisen Ton.
    „Da haben sie sich ja eine Aufgabe zugemutet! Naja, wie auch immer, dieses Manöver habe ich einmal im Delta-Quadranten durchgeführt, als wir ein Landeteam vor den Kazon beschützen sollten. Die Daten finden sie sicher im....“
    „Ich bin nicht interessiert an irgendwelchen Daten,“ unterbrach ihn Tema´na harsch. Glücklicherweise konnte ein Hologramm nicht beleidigt sein.
    „Ah, eine echte Fliegerkollegin,“ erkannte Tom und lächelte verschmitzt, „sie wollen mit mir gemeinsam den Flug proben, um ein Gefühl dafür zu bekommen, stimmt’s ?“
    „Das ist korrekt!“
    „Na, worauf warten wir noch? Computer, bilde die Brücke der Voyager nach!“
    Tema´na war beeindruckt von Lieutenant Paris. Nun konnte sie verstehen, wieso er ein so angesehener Pilot war. Und er half ihr tatsächlich: die ganze Nacht probten sie einen verschiedenen Situationen, verschiedene Anflüge, einem nach dem anderen, bis alles hundertprozentig klappte. Zudem unterrichtete er sie in seine ganz persönlichen Tricks, klärte sie über die Besonderheiten der Voyager auf und erinnerte sie noch einmal an grundlegende Dinge. So gegen 4 Uhr morgens dann beendeten sie die gemeinsame Sitzung. Schließlich nutzte das beste Training ihr nichts, wenn sie ihre Augen im entscheidenden Moment nicht offen halten konnte.
    „Viel Glück, Tema´na,“ wünschte Tom ihr zum Abschluss, „nicht das sie mir mein Schiff demolieren.“
    „Das werde ich nicht,“ erwiderte die gebürtige Romulanerin so freundlich, dass es selbst für sie überraschend war. Mit einem letzten Blick auf Paris befahl sie:
    „Computer, Simulation beenden.“
    Die simulierte Brücke verschwand und mit ihr Tom Paris. Zurück ließ er eine vor Selbstvertrauen strotzende Tema´na.

    ***

    Wenige Stunden vor dem Einsatz. Genau die richtige Zeit für ein Frühstück, um Kraft zu sammeln. Mit interessiertem Gesicht wählte Lieutenant Bird einige Spezialitäten aus, die der Koch Chell als Menü aufgestellt hatte. Nach kurzem Nachdenken entschied sich der Mensch, der normalerweise der taktische Offizier der USS Monitor war, für ein altterranisches Frühstück: Flakes und Brot. Beides plazierte er auf einem Tablett, mit welchem er sich an den Tisch setzte, an dem schon sein Crewkamerad saß.
    „Morgen.“
    „Morgen,“ erwiderte Ardev und mampfte ruhig sein Brot weiter.
    „Schlecht geschlafen, Ardev?“
    „Hmm,“ grunzte der andorianische Einsatzoffizier und biss noch einmal herzhaft sein Brot, bevor er antwortete: „Ja.“
    Vom Nebentisch holte sich Danny Bird eine besondere Spezialität: echte Erdnussbutter, ein Brotaufstrich, den er mehr als einmal bisher auf seinem Schiff vermisst hatte. Wieso waren die Replikatoren der Monitor einfach nicht in der Lage, diese Köstlichkeit herzustellen? Fragen, auf die nur ein Q eine Antwort wusste.
    „Nervös?“ fragte Ardev seinen Freund leicht respektlos, der ihn jedoch nicht zurechtstutzte. Lieutenant Ardev war ein ausgezeichneter Offizier, einer der besten, den Bird kannte, doch der gute Andorianer hielt kaum etwas von der Hierarchie. Er konnte sich gar nicht mehr daran erinnern, wann Ardev ihn oder einen anderen Senior-Offizier mit „Sir“ angeredet hatte.
    „Nicht wirklich,“ log Danny und verwarf gleich wider die Täuschung. „Ja schon, ein wenig. Wie immer.“
    „Wäre Captain Lewinski jetzt hier, würde er uns nun mit einer flotten Rede aufmuntern,“ erinnerte Ardev ihn leicht amüsiert.
    „Mit dem einen Fehler, dass Captain Lewinski nicht hier ist und das hier nicht die Monitor ist,“ entgegnete Bird ebenso verschmitzt.
    „Trotzdem ein gutes Schiff,“ attestierte Ardev und Bird bestätigte es mit einem Nicken.
    „Und gute Flakes.“
    „Japp.“
    Einige Minuten saßen sie einfach nur da, genossen ihr Frühstück und den Moment auf diesem besonderen Schiff.
    „Ist irgendetwas?,“ fragte Bird schließlich. Er kannte den Andorianer nun schon seit fast vier Jahren, in Folge dessen war er durchaus in der Lage zu erkennen, wenn seinen Freund und Kollegen etwas beschäftigte. Ardev blickte kurz in Richtung Sterne, versuchte vermutlich so etwas Kraft zu tanken.
    „Ich bin froh.“
    Diese Aussage war mit Sicherheit so unerwartet, dass Lieutenant Bird sie nicht verstand.
    „Was? Wieso?“
    Ardev biss noch einmal vom Brot ab und kaute zufrieden darauf herum.
    „Wenn alles klappt, und davon gehe ich aus, kriege ich heute die Gelegenheit, einiges wieder ins Lot zu bringen.“
    Mehr sagte er auch nicht und Danny beschloss, ihn nicht weiter zu fragen. Vorerst konnte er nur beten, dass diese Fähnrich Tema´na dieses Wahnsinnsmanöver, was sich Ardev ausgedacht hatte, durchführen konnte.

    COMPUTERLOGBUCH DER VOYAGER
    CAPTAIN JANEWAY
    NACHTRAG
    „Es geht los. Alle Leute sind auf ihren Posten: die beiden Offiziere von der Monitor warten mit Commander Tuvok und einer kleinen Gruppe des Hazardteams im Transporterraum, während wir hier auf der Brücke unser ganzes Vertrauen in Fähnrich Tema´na setzen müssen. Bei dem Anblick ihres selbstbewussten Gesichtsausdruckes habe ich jedoch keinen Zweifel, dass alles gut gehen wird.“
    „Alle Stationen melden Bereitschaft, Systeme laufen einwandfrei,“ meldete Lieutenant Kim mit leicht nervösem Gesichtsausdruck. Immerhin konnten sie alle in den nächsten Sekunden tot sein und würden es nicht einmal richtig mitbekommen. Wie es für eine Frau ihrer Position üblich war, versuchte Captain Janeway einen gesunden Optimismus auszustrahlen. Aus den Augenwinkeln betrachtete sie Chakotay. Was mochte er wohl denken?
    „Ich bestätige Mr. Kims Analyse,“ ergänzte Chakotays Frau, Crewman Hansen, die wie immer hinter den beiden Kommandosesseln an ihrer Station stand. Einmal noch durchatmen.
    „Wenn sie bereit sind, können wir loslegen, Fähnrich.“
    „Aye, Ma´am.“
    Gespannt blickten alle auf den Projektionsschirm und beobachteten, wie sich die Sterne in Schlieren verwandelten, als die Voyager auf Warp ging.
    16, 15, 14....
    In Gedanken zählte der Captain den Countdown runter. Sie hatten darauf verzichtet, ihn öffentlich kundzutun, da man befürchtete, dies könnte Tema´nas Konzentration stören. Und der Fähnrich war hochkonzentriert. Sie schien sich auf Instrumente UND Sichtschirm zu verlassen, verschmolz praktisch mit dem Schiff. Ihre schlanken Finger huschten über die Tastatur, kontrollierten Einstellungen, überprüften Zahlen. Die Augen huschten hin und her, versuchten jede Information aufzunehmen und zu verarbeiten.
    2, 1, Jetzt!
    Die Schlieren lösten sich auf, wurden durch einen Planeten ersetzt, der mit unfaßbarer Geschwindigkeit auf sie zu raste. Für einen winzigen Moment befürchtete Janeway, daß sie es nicht geschafft hatten. Dann stoppten sie so abrupt, daß die Trägheitsabsorber heulten und man sich festhalten mußte, um nicht von den Sitzen gerissen zu werden. Und dann hatten sie es geschafft!
    „Transporterraum jetzt!“
    Für Freude war keine Zeit. Auch wenn sie es geschafft hatten, die Voyager für einen kurzen Moment vor den primitiven Sensoren der Talarianer zu verbergen, dies würde nicht lange anhalten.
    „Sie sind unten,“ bestätigte Kim.
    „Tema´na...“
    Aber Janeway mußte nichts mehr sagen, denn schon wieder beschleunigte die Voyager auf Warp. Es war für die Maschinen eine wahnsinnige Belastung, von Geschwindigkeit Null auf Warp zu gehen, doch Chefingenieur Barclay hatte gute Arbeit geleistet; das Schiff blieb heil. Und dann waren sie wieder im Föderationsraum.
    „Voller Stop,“ befahl Chakotay.
    Nun war das Außenteam auf sich gestellt.

    An den verabredeten Koordinaten auf einer Wiese materialisierte das fünfköpfige Außenteam. Sie wurden schon erwartet. Einige Angehörige verschiedener Föderationswelten richteten ihre Waffen auf sie, wurden jedoch von Ben Travis zurückgepfiffen.
    „Ardev,“ sagte er erfreut und ging auf den alten Bekannten zu. Dieser nahm ihn in den Arm und drückte ihn.
    „Bin ich froh, dass du wohlauf bist. Was macht die Familie?“
    „Es geht ihr gut,“ antwortete Travis fröhlich, „sie ist in einem Camp des Widerstandes!“
    Lieutenant Commander Tuvok trat vor, gefolgt von Danny Bird.
    „Mr. Travis, ich möchte die Wiedersehensfeier ja nur ungern unterbrechen, doch wir sollten uns schnellstmöglich von diesem offenen Terrain fortbewegen.“
    „Natürlich.“
    Sie sattelten ihr Gepäck und machten sich auf den Marsch, der ungefähr eine halbe Stunde dauerte. Lieutenant Bird hatte den Replikator richtig programmiert, denn das gesamte Außenteam trug die selben dunkeln Westen und Hosen wie die Einheimischen von Beta-Candor. Vorbei an wunderschönen Landschaften führte Travis sie in eine kleine Höhle, wo sie rasteten. Unterwegs sahen sie Gebäuderuinen, Flüchtlingslager und talarianische Polizisten. Ein schrecklicher Anblick, was aus einer der schönsten Kolonien der Föderation geworden war. Sogar Tuvok schien ein ums andere mal besorgt über die momentane Situation zu sein. In der Höhle angekommen, sprachen sie ihren Plan durch und versorgten sich kurz mit Wasser. Tuvok teilte Munro und Murphy auf ihre Posten ein, während Ardev und Travis etwas tiefer in die Höhle gingen und sich in dem matten Dämmerlicht der Lampen einen Kaffee genehmigen.
    „Ich habe mich nie bedankt,“ begann Travis das Gespräch.
    „Wofür?“
    „Na für die Ausrüstung. Und dafür, dass du gesorgt hast, dass man uns hier nicht vergisst.“
    „Gern geschehen.“
    Ein kurzer Moment des Schweigens trat ein, während beide an ihrem Kaffee nippten. Er schmeckte karg, lasch, was wohl an der schlechten Lebensmittelversorgung des Planeten lag. Im Hintergrund vernahmen sie ihre Begleiter, die den lebenswichtigen Angriff auf die Garnison planten, der ihnen endlich die Freiheit wiedergeben sollte.
    „Wer ist dein Begleiter?“ fragte Travis müde. Deutlich war ihm der Schlafentzug anzusehen. Sein Haar schien seit ihrer letzten Begegnung noch weniger geworden zu sein und er war dünner geworden. Wenig Essen...
    „Lieutenant Danny Bird. Ein Freund von meinem Schiff.“
    „Hm.“
    Wieder nippten beiden an dem Kaffee.
    „Verzeihst du mir?“ fragte Ardev dann doch plötzlich.“
    „Wofür?“
    „Dass ich dich getäuscht habe. Angelogen. Und missbraucht.“
    Ein kleiner Schatten huschte über das Gesicht Travis´. Ja, es hatte an seinem Selbstvertrauen genagt, dass man ihn hatte so leicht täuschen können. Er hatte sich Vorwürfe gemacht, er hatte an sich selbst gezweifelt. Und es schließlich abgetan.
    „Ja.“
    Mehr gab es nicht zusagen. Dieses simple eine Wort war der Grund gewesen, wieso Ardev hier sein wollte. Nun hatte er es und war um so mehr bestrebt, seinem Freund zu helfen.
    „Gehen wir?“ fragte er leise.
    „Ja,“ erwiderte der Anführer der Rebellion von Beta-Candor fest und packte sein Gewehr. Es war exakt eines der Gewehre, die Ardev damals in einer illegalen Aktion von der Monitor auf den Planeten gebeamt hatte. Gemeinsam, in enger Formation und geschützt durch das hohe Gras schritt die Kolonne, immer auf der Hut, nicht direkt in die Arme einer talarianischen Patrouille zu laufen. Fünfzig Minuten dauerte der Marsch über Stock und Stein, der von Travis und Tuvok angeführt wurde. Der Vulkanier demonstrierte einmal mehr eindrucksvoll, wieso er der Sicherheitschef des Schiffes war: seine Kondition war fabelhaft und sein Tempo enorm. Alle mussten ganz schön anziehen, um nachzukommen. Sie kamen vorbei an wunderschönen Landschaften, riesigen Bäumen. Im Hintergrund ragte eine wundervolle Gebirgskette auf. Doch sie sahen auch Ruinen, verfallene Häuser und ab und an die Überreste von Leichen. Immer wieder blickten die Crewmitglieder der Voyager zu ihren einheimischen Begleitern und immer wieder sahen sie den Schmerz in deren Augen, wenn sie an einem weitern Symbol des Verfalls von Beta-Candor vorbeikamen. Schließlich ließen sie sich alle ruckartig zu Boden fallen. In einiger Entfernung ragte ihr Ziel vor ihnen auf. Travis reichte Tuvok sein Fernglas.
    „Hier, sehen sie,“ erklärte er.
    Fachmännisch lugte Tuvok durch die Sichthilfe und zählte die Wachen. In seinem Kopf nahm ein Plan Gestalt an.
    „Ms. Murphy, sehen sie die Wache an der östlichen Wache? Sie ist relativ ungeschützt. Wenn sie ihren Rundgang beendet und an das Ende der Mauer kommt. Erledigen sie sie. Anschließend überqueren wir die Mauer.“
    Die recht attraktive Frau und Freundin von Alex Munro nickte entschlossen und robbte etwas im hohen Gras vor. Dann aktivierte sie ihr Gewehr, stellte es auf die höchste Stufe ein und passte ihr Visier an. Langsam und bedächtig legte sie das Gewehr an, zielte auf die Stelle, die der Wachtposten gleich erreichen sollte. Minutenlang verharrte sie, regungslos.
    „Kann sie so etwas?“ flüsterte Travis´ Stellvertreter Solor zu Bird, der nur die Achseln zuckte. Obwohl sie dies gehört hatte, reagierte Telisa Murphy nicht darauf. Sie war zu sehr auf das Ziel konzentriert, als das sie sich noch ablenken konnte.
    Noch ein paar Meter, noch ein paar....
    Ein einzelner Phaserimpuls raste durch die Nacht und löste den Wachposten in seine Moleküle auf, ohne das er die Gelegenheit hatte, zu schreien. Crewman Murphy hatte den Augenblick mit Bedacht gewählt, so dass keine der anderen Wachen hinsah oder irgendwie den Schuss registrieren konnte. Sie winkte kurz mit der Hand und schnell stürmte der Trupp zur Mauer, immer darauf bedacht, nicht entdeckt zu werden. Dort angekommen, verteilte Ben Travis Enterhaken, die die Kämpfer über die Mauern warfen. Es waren besondere Haken, welche, die beim Bodenkontakt sich einbuddelten und so eine besondere Stabilität garantierten. Schnell kletterten sie die Wand hoch, einige schneller, andere langsamer, aber immerhin, sie schafften es.
    „Sollen wir die Haken vernichten?“ fragte Munro kurz und Tuvok nickte. Die Voyager würde sie sofort abholen, wenn sie das Signal gaben, also wieso noch Spuren hinterlassen? Munro desintegrierte die Haken ebenfalls und ging dann zu den anderen, die sich hinter einigen Frachtkisten verbargen, geschützt vor den wachsamen Augen der Talarianer. Kurz atmeten sie alle durch. Die nächsten Minuten waren entscheidend, in Folge dessen durfte ihnen kein Fehler unterlaufen. Travis teilte die Teams ein.
    „Tuvok, Munro, Solor, Ardev, sie haben es direkt mit dem Generator zu tun. Sorgen sie für seine Überladung. Bird, Murphy, Katinka und ich werden einen Fehlalarm auslösen, damit die Truppen ihre Posten verlassen.“
    „Und wie?“
    „Ich überzeuge sie davon, dass in Metravira die Hölle los ist,“ lächelte Bird verschmitzt und kam damit der Antwort Travis ´ zuvor. Alle erklärten sich einverstanden. Tuvok wies alle noch einmal an, ihre Gewehre auf volle Energie zu stellen, ein Umstand, der ihnen nicht gerade behagte, doch sie konnten nicht riskieren, irgendwelche Zeugen für eine Beteiligung der Föderation zurückzulassen. Zudem befahl er eine strikte Funkstille, was auch von Travis bestätigt wurde. Noch einmal Luft holen. Tuvok zählte leise ein paar Zahlen runter und lief dann los, gefolgt von seinem Trupp. Travis tat das Selbe, lief stattdessen jedoch in die andere Richtung, zum Kommunikationszentrum.
    Der Generatorzugang war nachlässigerweise nicht bewacht, also war das Eindringen für Tuvoks Mannen kein Problem. Hinter einer Kiste versteckten sie sich abermals, um einer Wache zu entgehen, die hier ihre Runden drehte.
    „Ich werde ihn erledigen, einen Moment,“ erklärte Ardev, kam jedoch nicht dazu, seinen Mut zu beweisen, denn spontan tauchte Commander Tuvok fast lautlos hinter der Wache auf und betäubte ihn mit einem vulkanischen Nervengriff, was Munro zu einem verschmitzen Grinsen und den Andorianer zu dem Kommentar „das hätte ich auch von Lieutenant T´Per her wissen müssen“ veranlasste. Rasch schritten sie den kleinen Korridor weiter und kamen sogleich an dem Zugang zum Generatorraum an. Die Gruppe bezog an beiden Seiten des Zugangs Stellung und bereitete sich darauf vor, den Raum mit einem flächendeckenden Beschuss zu „säubern“. Dazu stellten sie die Gewehre auf breite Streuung ein. Aus dem Geheimdienstberichten wussten sie, dass die Talarianer glücklicherweise noch nicht die Fähigkeit besaßen, Waffenfeuer an Bord ihrer Schiffe und Anlagen zu registrieren. Ardev nickte Tuvok zu, der daraufhin den Auslöser betätigte. Die schwere Tür glitt geräuschvoll zur Seite und das Außenteam feuerte ihre Waffen in den Raum ab. Zwei Wachen wurden sofort getroffen und lösten sich auf, doch die dritte bekam noch vor ihrem Tod die Gelegenheit, den Abzug zu betätigen. Der Energiestrahl fauchte durch den Raum und traf Solor. Der Tellarit hatte sich unvorsichtigerweise zu weit aus der Deckung gewagt und hatte ein ideales Ziel geboten. Die Entladung traf in der Brust und schleuderte den jungen Mann gegen die Wand; er war sofort tot, gestorben aufgrund seiner Unerfahrenheit. Als Vulkanier ermahnte Tuvok Munro und Ardev zwar, mit der Mission fortzufahren, doch beide blickten paralysiert auf die Leiche des Tellariten. Wieder ein Toter, wieder eine Familie, die einen Sohn zu beklagen hatte...
    Dann rissen sie sich zusammen, als Alarm in der Basis ausgegeben wurde. Hatte man sie entdeckt? Sollten nun Dutzende Wachen den Raum stürmen, so hatten sie trotz ihrer überlegenen Technologie keine Chance. Doch die Sprechanlage gab Entwarnung:
    „Aufstand in Metravira, Quadrant 16. Alpha, Beta und Delta-Division ausrücken!“
    Ja! Travis hatte es geschafft. Schnell verschloß Munro die schwere Tür und zerstörte den Mechanismus mit seinem Phaser. Sie hatten ohnehin nicht vor, den Planeten durch diesen Ausgang wieder zu verlassen. Aus einem der Sichtfenster beobachtete Ardev, wie hunderte talarianischer Soldaten in ihren Lederuniformen in Richtung Stadt rannten. Es klappte perfekt. Fast schon zu perfekt, so daß man mißtrauisch werden konnte. An Bord der Monitor hatte es immer wieder Situationen wie diese gegeben, wo es scheinbar ruhig war und dann doch noch eine Katastrophe geschah.
    Doch dies war nicht die Monitor. Und dies war auch keine gewöhnliche Mission. Hier ging es um die Freiheit. Und was zählte mehr? Lieutenant Commander Tuvok zückte seinen Tricorder und scannte kurz die Kontrollen. Neben den massiven Konsolen war ein weiter Gang, an dessem Ende man den massiven Generator sehen konnte. Wenn er hochging, würde die gesamte Garnison vernichtet werden.
    „Ich hoffe, Sir,“ sagte Munro und sprach damit Ardevs Bedenken aus, „das sie alles richtig einstellen. Ist die Detonation nämlich zu stark, wird auch von der Stadt da draußen nicht zu viel übrig bleiben.“
    „Mr. Munro, unabhängig von ihren Zweifeln bezüglich meiner Kompetenz kann ich ihnen versichern, dass ich genau weiß, was zu tun ist.“
    Diese Antwort veranlasste Munro zu einem Lachen, was Ardev nicht teilen konnte. Solor war tot. Wie stand es um das andere Außenteam? Aufgrund der zu Anfang beschlossenen Funkstille konnte er nicht nachfragen. Er hatte sich nicht dieser Mission angeschlossen, um seine Freunde sterben zu sehen....

    Gespanntes Warten herrschte auf der USS Voyager, die im anliegenden Föderationsraum wartete. Captain Janeway spielte mit ihrem Kommunikator, eine Angewohnheit, die sie schon vor langer Zeit abzulegen versucht hatte. Commander Chakotay verstieß gegen das Protokoll, indem er neben seiner Frau stand und zärtlich ihre Hand hielt. Kathryn war bereit, darüber hinwegzusehen. Genau wie Harry war auch sie in Sorge. Nicht nur um die Mission, sondern auch um ihren alten Freund, Tuvok. Der Tod von Tom Paris hatte sie in schmerzhafter Weise daran erinnert, dass sie alle sterblich waren, unabhängig von ihrer Herkunft oder ihren Taten. Es konnte jeder von ihnen von einem Moment zum anderen aus dem Leben scheiden. Diese Tatsache hatten sie alle oft verdrängt und wurde dann doch wieder durch Tom bestätigt. Sie vermisste ihn. Sie alle taten es.
    „Wir empfangen ein Signal,“ meldete Harry nervös und blickte zu Tema´na, die nun ein zweites Mal das gewagte Manöver durchführen musste. Auch Captain Janeway war nun angespannt. Einmal hatte es geklappt, doch auch beim zweiten Mal? Sie strapazierten ihr Glück, so viel stand fest. Wieder verzogen sich die Sterne zu bunten Streifenmustern, als das Schiff auf Überlichtgeschwindigkeit beschleunigte. Doch Fähnrich Tema´na hatte einen guten Lehrer gehabt. Es wäre zu viel des guten, wenn man sagte, sie meisterte die Situation souverän, doch sie schien kaum Probleme zu haben. Abermals wurden die Absorber stark beansprucht und einige Relais explodierten, doch ansonsten blieb die Voyager intakt.
    Gut gemacht, Mädchen, dachte Kathryn und dachte dabei an zwei Personen zugleich.
    „Ich habe das Außenteam,“ sagte Lieutenant Kim und entspannte sich dabei. Doch nur für kurze Zeit: „Talarianisches Kriegsschiff auf Abfangkurs!“
    Janeway stand aus ihrem Sessel auf. „Roter Alarm.“
    Die Alarmsirenen heulten und auf der Brücke wurde das Licht abgedunkelt, als sich das Schiff gefechtsklar machte. Der Hauptschirm zeigte den sich nähernden Kontrahenten: das talarianische Schiff hatte vier Heckflossen und war sowohl in der Größe als auch der Bewaffnung der Voyager haushoch unterlegen, ein Umstand, der die Talarianer nicht im mindesten zu stören schien.
    „Sie laden die Waffen,“ meldete Lieutenant Ayala, der Tuvok an der Taktiv vertrat, „Moment Captain, sie rufen uns.“
    „Auf den Schirm.“
    Janeway straffte die Haltung. Wieso sollte sie nicht so selbstbewusst wie möglich auftreten. Aus den Augenwinkeln registrierte sie, wie Tuvok, Bird, Ardev und Travis aus dem Turbolift kamen. Gut, sie hatten es geschafft! Das Bild auf den Schirm wechselte von dem Planeten zum talarianischen Kommandanten, der ihr seltsam vertraut schien. Er hatte tiefe Knorpel in der Stirn und seine behandschuhte Uniform, die mit vielen Symbolen verziert war, wirkte sehr beeindruckend, auch wenn Captain Janeway sich von solchen Äußerlichkeiten in der Regel nicht beeindrucken ließ.
    „Hier ist Captain Endar. Was machen sie hier im talarianischen Raum?“ fragte er zwar verärgert, aber nicht ungehalten.
    „Captain Janeway von der Voyager,“ stellte sich die Kommandantin knapp vor. „Ich bedauere, ihre Annexion dieses Systems ist widerrechtlich und hiermit ungültig.“ Sie blickte kurz zu Harry, der ihr zunickte.
    „Und, Captain Endar,“ fuhr sie mit einem leichten Lächeln fort, „wenn sie den Planeten scannen sollten: ich denke, ihre Besatzung hat sich im wahrsten Sinne des Wortes aufgelöst.“
    Damit spielte sie auf die Garnison an, die sich vor wenigen Sekunden in einer Explosion ausgelöst hatte. Chakotay bestätigte ihr mit einer Handgeste, dass es keine Verluste unter der Zivilbevölkerung gab. Für Ben Travis, der sich neben Captain Janeway aufgestellt hatte, war es ein Genuss zu sehen, wie Endar vor Wut schäumte, als er dieselbe Nachricht bekam.
    „Endar,“ sagte Travis selbstsicher und funkelte den Talarianer hasserfüllt an. Niemand an Bord konnte es ihm verdenken. Nicht nur war seine Heimat in Schutt und Asche verloren, nein, er hatte auch seinen Stellvertreter verloren, der in gewisser Weise für ihn wie ein Sohn gewesen war. „Eure Okkupation ist vorbei, eure letzten Stützpunkte ausgelöscht. Wir sind wieder frei. Um dies zu gewährleisten, hat sich die Föderation bereit erklärt, unser System zu bewachen und uns zu schützen.“
    „Sie verdammter,....“ Endar ballte die rechte Faust und schien sich kaum noch beherrschen zu können, was aus seiner Sicht sogar verständlich war. Der talarianische Anspruch auf Beta-Candor war so alt wie ihre Raumfahrt selbst und es war demütigend für sie, dass jemand anderes das System besaß. Dies konnte er nicht zulassen.
    „Laden sie die Waffen,“ befahl er lautstark.
    Von einem Moment auf den anderen änderte sich die Situation. Janeway legte ihre vielleicht arrogante Haltung ab und hob die Hände.
    „Mr. Endar, ich möchte ihnen nahe legen, sich aus dem System zurückzuziehen. Sie haben nicht nur keine Chance gegen uns...“
    „Das ist mir egal...“
    Chakotay stand langsam auf und näherte sich seiner Kommandantin, drückte dadurch aus, das er voll hinter ihr stand.
    „Sind sie bereit, einen Krieg gegen die Föderation zu riskieren? Ein Krieg, der ihr Volk vielleicht vernichten würde? Greifen sie uns jetzt an und sie besiegeln das Schicksal ihres Volkes!“ Der Indianer hatte diese Worte nicht als Drohung ausgesprochen. Sie stellten eher eine Tatsache dar. Eine unangenehme Tatsache. Einen ewig scheinenden Moment blickten sich die beiden Kommandanten an. Dann klinkte sich Endar aus dem Gespräch aus und flog sein Schiff aus dem System. Er war fort.

    ***

    COMPUTERLOGBUCH DER VOYAGER
    CAPTAIN JANEWAY
    NACHTRAG
    „Beta-Candor ist frei. Die Föderation hat mit mehren Schiffen Hilfslieferungen angekündigt und ist bereit, die Sicherheit des Systems zu garantieren. Ein bewegender Moment war es, wie Solor und mit ihm stellvertretend allen Toten der Besatzung gedacht worden ist. Lieutenant Bird und Ardev sind auf dem Weg zurück zu ihrem Schiff, mit den besten Empfehlungen von mir.
    Das Schiff hat, nicht zuletzt auch wegen Fähnrich Tema´nas herausragender Leistung, nur leichten Schaden erlitten. Lieutenant Commander Barclay versicherte mir, dass noch heute Mittag alle Reparaturen durchgeführt seien.“


    PERSÖNLICHES LOGBUCH
    FÄHNRICH TEMA´NA
    STERNZEIT 55549,2
    „Ich habe es geschafft. Normalerweise würde ich diese Tatsache als gegeben akzeptieren und mit der Tagesordnung fortfahren. Diesmal jedoch nicht. Zum ersten Mal spürte ich, dass mir und meiner Leistung Respekt gegenüber gebracht worden ist. Crewmitglieder, die mich früher mieden, kommen nun spontan auf mich zu und gratulieren mir. Auch wenn ich es mir nur schwer eingestehen kann, ich bin glücklich. In gewisser Weise fühle ich mich nun freier. Frei vom Druck, aber auch von Argwohn. Auch wenn es noch ein weiter Weg sein wird, bis man mich vollkommen als Mitglied dieser Mannschaft akzeptieren wird, ich habe etwas erreicht. Dank der Hilfe eines Menschen, den ich nun, wie so viele andere an Bord, auch als einen Freund bezeichnen kann.“
    Abschiede waren immer schwer. So auch diesmal. Im Transporterraum der Voyager standen sich die beiden Freunde Travis und Ardev noch einmal gegenüber, nicht wissend, wann sie sich das nächste Mal sehen würden.
    „Der Doktor hier ist richtig gut. Ich glaube, wir könnten hier unten auch ein paar von diesen Hologrammen gebrauchen.
    Ardev lachte.
    „Ich werde sehen, was sich in dieser Hinsicht machen lässt. Ich kann nur hoffen, dass ihr Beta-Candor wieder aufbauen könnt.“
    „Das werden wir,“ entgegnete Travis selbstsicher, „immerhin stehst du vor einem der Minister der provisorischen Regierung!“
    Ardev umarmte noch einmal seinen Freund, beglückwünschte ihn so noch einmal zu seinem neuen Posten. Der große Mensch stellte sich auf die Transporterplattform.
    „Grüß deine Frau,“ sagte Ardev zum Abschied. Doch der Gesichtsausdruck von Travis veränderte sich, wurde schlagartig ernster. Langsam stieg er noch einmal von der Plattform herab und wandte sich an den Andorianer.
    „Ich, ich...,“ räusperte er sich lange, „ich habe dich auch belogen. Sarah und die Kinder, sie...sie sind gar nicht...“
    Der Lieutenant verstand und drückte abermals seinen Freund, teilte so dessen Schmerz. Er konnte es nicht mehr rückgängig machen. Es blieb nur zu hoffen, dass andere in Zukunft ihr Leben friedvoller verbringen konnten. Dafür wollte Ben Travis sorgen. Das schwor er.

    „Hey,“ begrüßte Chakotay Annika und küsste sie danach liebevoll.
    „Was für ein Tag, was?“
    „Ja,“ antwortete Annika und bereitete das Essen vor. Wie so oft kochte sie das Essen auf ganz natürliche Weise, so wie es Chakotay mochte. Erschöpft ließ er sich auf die Couch fallen. Annika bemerkte seinen seltsamen Blick und fragte:
    „Was ist, Schatz?“
    Er zögerte bei seiner Antwort.
    „Ich denke über unser Kind nach.“
    „Und?“
    „Ich weiß nicht.“
    Langsam kam Annika Hansen zu ihm und setzte sich ebenfalls auf die Couch. Sachte legte sie seine Hand in die Ihre.
    „Er wird es gut haben, Chakotay.“
    „Das dachten die Eltern auf Beta-Candor auch“, erwiderte Chakotay und sprach damit das aus, was ihn bedrückte.
    „Nicht jeder hat ein solches Pech wie sie. Und zudem können sie nun einen Neuanfang starten.“
    „Was ist ein Leben ohne Freiheit wert?“ fragte er leise.

    Wir werden nicht schweigend in der Nacht untergehen. Wir werden kämpfen,
    kämpfen um unser Recht zu Leben.

    - Rebellenführer Shakaar vor der Schlacht gegen die cardassianische Garnison in Tusa




    ...und die Reise geht weiter - am nächstens Sonntag, den 10.02.2002

    Ältere Episoden findet ihr in unserem Episodearchiv...


    FREIHEIT
    based upon "STAR TREK" created by GENE RODDENBERRY
    produced for TREKNews NETWORK
    created by RICK BERMAN & MICHAEL PILLER and JERI TAYLOR
    executive producers MAX S. PFAFFSTALLER & SEBASTIAN OSTSIEKER
    co-executive producer MARKUS RACKOW
    producer MILA FRERICHS lektor FRANK ZIARNO
    co-producers TIM PRUESSMANN &amp FLORIAN TSCHIRPKE
    production-designer PARTICK VENETZ
    written by NADIR ATTAR

    TM & Copyright © 2001 by TREKNews Network. All Rights Reserved.
    "STAR TREK" is a registered trademark and related marks are trademarks of PARAMOUNT PICTURES
    This is a FanFiction-Story for fans. We do not get money for our work!
    Production-Code #296


    Quelle: http://www.treknews.de
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    • Hallo Gast - Aufgrund des vielen Spams müssen leider ein paar Fragen beantwortet werden.

      Bitte der Reihe nach durchführen, sonst kann das Captcha nicht erfolgreich abgeschlossen werden...
      Schritt 1: Wenn Picard ein Captain ist, sollte hier ein Haken rein...
      Schritt 2: und wenn es in der Nacht nicht hell ist, sollte hier der Haken raus!
      Schritt 3:

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