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...mit Sicherheit ein gutes Gefühl!
  • Voyager9 - 9x04: Einsamkeit

    Eines Nachts...
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    • TheOssi
    ... begeben sich alle Crewmitglieder ins Casino. Alle schliefen merkwürdigerweise, alle trafen sich dort, ohne irgendeinen Sinn, bis auf die Tatsache, dass alle ein Gefühl von Einsamkeit zu haben scheinen. Suchten sie Gemeinschaft? Oder waren sie nach Tagen im Bett auf der Suche nach Essen? Lediglich ein Crewmitglied, Lieutenant Law, kam nicht ins Casino. Er wird tot in seinem Bett aufgefunden...

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    09x04 Voyager9 - Einsamkeit
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    Prolog


    Schwärze. Endlose, zeitlose Schwärze. Das war alles, was den Doctor umgab, während er deaktiviert war und sich in den unglaublichen Weiten des Speichers des Hauptcomputers der neuen Voyager befand. Absolute Stille herrschte hier. Völlig ruhig und friedlich… Doch plötzlich:
    „Bitte definieren Sie die Art des medizinischen Notfalls.“ Der Doctor war aktiviert worden, herausgerissen aus der wunderbaren Ruhe des Computerspeichers.
    Der Doctor erhielt keine Antwort auf seine Frage. Verwirrt sah sich das MHN der Voyager um, sah aber niemanden in der Krankenstation. „Hallo? – Ist irgendjemand hier?“
    Und wieder erhielt der Doc keine Antwort. Verwirrt wandte er sich an den Schiffscomputer: „Computer, wer hat das MHN aktiviert?“
    Die neuen überarbeiteten Sprachprozessoren des Hauptcomputers antworteten ihm, freundlicher, als er es vom Computer der alten Voyager gewohnt war: „Sie wurden automatisch aktiviert, Doctor, als sämtliche Systeme des Schiffes auf Stand-By geschaltet wurden.“
    Nun war der Doc völlig verwirrt. Warum zum Teufel sollte die Crew die gesamte Kontrolle dem Computer übergeben. „Aus welchem Grund?“, erfragte das MHN schließlich.
    „Unbekannt, Doctor.“
    Der Doc nickte und murmelte etwas unverständliches, was in etwa klang wie ein „Hätte ich mir ja denken können“ und ging in sein Büro, wo er sich seinen Mobilen Emitter an seinen linken Oberarm heftete. Damit bewaffnet verließ er die Krankenstation.

    Beinahe so endlos, wie die Schwärze im Hauptcomputer waren nur die Korridore der neuen Voyager. Und sie waren ebenso leer.
    Der Doctor schritt einen der zahllosen Korridore entlang und sah sich um. Mit jedem Meter, auf dem er kein Crewmitglied wuchsen sowohl seine Verwirrung, als auch seine Sorge um die Besatzung an. Schließlich reichte es ihm. „Computer, wie viele Crewmitglieder sind an Bord?“
    Der Computer antwortete augenblicklich. „Einhundertundsiebzig, Doctor.“
    Der Doc war baff. Wenn die Crew vollständig an Bord war, warum traf er dann nirgends ein Besatzungsmitglied an? „Und wo?“, fragte der Doctor den Computer weiter. „Wo sind die Führungsoffiziere?“
    „Captain Janeway befindet sich im Chell’s, Doctor. Commander Chakotay befindet sich im Chell’s. Lieutenant Commander Tuvok befindet sich im Chell’s- Lieutenant Commander Barclay befindet sich im Chell’s. Crewman Tema’na befindet sich im…“
    Der Doc unterbrach den Computer. „… Chell’s. – Danke, Computer, das reicht.“ Diesen Bug hatte man bei der neuen Voyager also noch nicht behoben. Das MHN tippte seinen Kommunikator an: „Doctor an Captain Janeway.“
    Keine Antwort.
    „Doctor an Chakotay.“
    Und wieder keine Antwort.
    „Doctor an Barclay, Tuvok, Kim, Tema’na… An alle, die mich hören!“
    Und erneut erhielt das Hologramm keine Antwort. Und mit jeder weiteren Sekunde wurde der Doc nervöser. Warum befanden sich alle Führungsoffiziere im Kasino der Voyager? Und warum antworteten sie nicht auf seine Kom-Rufe? Er entschied, dass es nur eine Möglichkeit gab, Antworten auf all seine Fragen zu finden. „Na schön. Dann werden wir eben Mal im Chell’s vorbeischauen.“ Und da befand er sich auch schon im nächsten Turbolift.

    Drei Decks höher glitten die zwei Türhälften des Turbolifts drei auf und gaben dem Doctor den Weg in den ans Kasino angrenzenden Korridor frei. Er verließ die Transferkapsel und ging den Gang entlang, bis hin zu den zwei großen hölzernen Türen des Chell’s. Sie öffneten sich ihm bereitwillig und er ging hinein… Doch war er sah, ließ ihn sofort wieder einen Schritt zurück weichen:
    Alle 170 Crewmitglieder der Voyager befanden sich hier. Stehend hatten sie sich in den viel zu kleinen Raum gezwängt. Doch was den Doc noch mehr überraschte (oder vielleicht ist schockierte das bessere Wort), als die Tatsache, dass wirklich – so schien es jedenfalls auf den ersten Blick – alle 170 Personen hier waren, war, dass sie alle schliefen.
    Der Doctor zwängte sich durch die Menge der Besatzungsmitglieder hindurch zu Janeway und Chakotay, die etwa in der Mitte der (teilweise) schnarchenden Menge standen. „Captain? – Commander?“
    Beide schliefen weiter.
    Der Doc versuchte die zwei Wachzuschütteln, hatte aber keinen Erfolg dabei. Er überlegte, was er sonst tun konnte, um die beiden aufzuwecken. Ihm fiel ein, dass sich in der Küche ein Med-Kit befinden sollte. Darum kämpfte er sich durch die Menge in die Kombüse und nahm es an sich. Und zurück ging es zu Janeway und Chakotay. – Mit Mühe nur schaffte der Doctor es, das Med-Kit zu öffnen und ein Hypospray daraus hervorzuholen. Dies injizierte er sowohl Janeway, als auch Chakotay. Und tatsächlich: langsam aber sicher wurden beide wach…
    „Captain, ist alles in Ordnung?“, fragte das MHN.
    Janeway sah sich verwirrt um und drehte sich um die eigene Achse. Sie versuchte es jedenfalls, aber da hier wirklich zu viele Personen standen, war es gar nicht so einfach. Schließlich wandte sie sich an den Doctor: „Wie komme ich hier her?“
    Überrascht sah der Doctor zu Chakotay, der ihn mindestens ebenso fragend und verwirrt ansah, wie Janeway ein paar Sekunden zuvor…

    ***


    Steuerlos flog die nur vom Impulsantrieb beschleunigte Voyager durch die Weiten des Alphaquadranten, während der Doctor im Chell’s die meisten Crewmitglieder bereits hatte wieder beleben können. Einige standen jedoch noch schlafend im Raum verteilt vor sich hin.
    Chakotay betrat das Chell’s und drängte sich von der Tür durch die Menge zu Janeway, die zusammen mit Tuvok und Harry Kim in der Kombüse stand. „Offenbar befinden sich sämtliche Crewmitglieder hier im Chell’s“, meinte Chakotay.
    „Aber wie sind wir alle hier her gekommen?“, fragte sich Janeway. „Kann sich irgendwer von Ihnen erinnern, ins Chell’s gegangen zu sein?“
    Chakotay verneinte. Auch Harry schüttelte den Kopf. „Negativ, Captain“, fügte Tuvok hinzu.
    Der Doctor hatte nun auch die letzten Crewmitglieder aufgeweckt und kam zu den vieren hinzu. „Ich habe alle anwesenden wieder beleben können, Captain“, meldete er stolz.
    Janeway nickte anerkennend. „Gute Arbeit, Doctor.“
    „Aber ein Crewmitglied“, fuhr der Doc fort, „fehlt. Lieutenant Law.“
    Janeway berührte augenblicklich ihren Kommunikator: „Janeway an Lieutenant Law.“
    Stille in der Leitung.
    „Lieutenant Law“, versuchte die Kommandantin der Voyager es erneut. „Antworten Sie, hier spricht Captain Janeway.“
    Und wieder erhielt sie keine Antwort. Der Doctor konnte schon beinahe ein Lied davon singen, wo er zurückdachte, dass er vorhin auch keine Antwort von den Gerufenen erhielt.
    „Computer, Lieutenant Law lokalisieren!“, befahl Chakotay.
    „Lieutenant Junior Grade Law befindet sich in seinem Quartier, Commander Chakotay“, antworteten dem Ersten Offizier die Sprachprozessoren des Bordcomputers.
    „Und wo ist das?“
    „Auf Deck drei, Commander. Sektion 21 Alpha, Kabine drei Strich zweiundachtzig.“
    Janeway nickte. „Chakotay, Tuvok, Doctor, Sie kommen mit.“ Kathryn deutete in Richtung der Tür. „Harry, Sie befragen den Rest der Crew. Vielleicht weiß ja irgendwer, was wir hier machen.“
    „Aye, Captain“, bestätigte Lieutenant Junior Grade Harry Kim, während Janeway, Chakotay, Tuvok und der Doc schon auf dem Weg zur Tür waren, um Lieutenant Law in seinem Quartier einen Besuch abzustatten.
    Harry mischte sich in die Menge der Crew und begann damit, seine Fragen zu stellen.

    Auf Deck drei, Sektion 21 Alpha klingelte Chakotay an der Tür von Kabine 3-82, doch die Tür wurde nicht geöffnet.
    Tuvok blickte zu Janeway, welche die stumme Frage verstand und nickte.
    „Computer“, sagte der vulkanische Sicherheitschef der Voyager-A. „Die Türverriegelung von Kabine drei Strich zweiundachtzig lösen. Autorisation Tuvok, Pi Alpha.“
    „Ihr Sicherheitscode wurde akzeptiert, Commander Tuvok“, antwortete der Computer. „Die Türverriegelung wurde gelöst.“
    Und mit einem Whoosh glitten die zwei Türhälften auseinander und gaben somit den vier Führungsoffizieren den Weg in das Quartier frei.

    In Lieutenant Laws Quartier war es dunkel. Das Licht war abgeschaltet. Die einzige Helligkeit drang durch die geöffnete Tür vom Korridor hinein. Doch nun verschwand es, denn die beiden Türhälften glitten wieder zusammen. – Absolute Dunkelheit.
    „Computer, Licht!“, befahl Janeway.
    „Dieser Befehl kann nicht ausgeführt werden, Captain Janeway“, kam die freundliche Antwort des Bordcomputers. Etwas zu freundlich für Janeways Geschmack. Es kam der Kommandantin beinahe so vor, als würde der Computer versuchen sich bei ihr einzuschmeicheln. Doch sie schob diesen Gedanken beiseite, als der Computer weiter sprach: „Unzureichende Energiereserven.“
    Na also, dachte Janeway. Das ist der Computer, wie ich ihn kenne. Kurz und bündig, aber das Wichtigste wird gesagt.
    Tuvok holte die Taschenlampe, die er bei sich trug, hervor und schaltete sie ein. Mit ihr leuchtete er durch den dunklen Raum und entdeckte schließlich eine Tür, die – so vermutete er – zum Schlafbereich führte. „Dort möglicherweise.“
    Die vier gingen zu der Tür. Tuvok berührte die kleine Kontrolltafel neben ihr und sie öffnete sich. Die vier traten ein. – Es war tatsächlich der Schlafraum.
    Tuvok leuchtete mit seiner Taschenlampe durch den Raum. Der Schein traf schließlich auf das Bett und dort wiederum auf Lieutenant Law, der auf diesem lag. „Lieutenant Law“, versuchte Tuvok den Mann zu wecken. Als auch nach zehn Sekunden noch keine Antwort erfolgt war, versuchte der vulkanische Sicherheitschef der Voyager es ein weiteres Mal: „Lieutenant!“
    Und wieder zeigte Law keine Regung.
    „Lassen Sie mich mal“, meinte der Doctor. „Als Sie im Chell’s am schlafen waren, war auch mehr nötig als Sie anzusprechen.“ Der Doc ging zum Bett und injizierte Law das Hypospray, mit dem er zuvor schon Janeway, Chakotay und die anderen erfolgreich aufgeweckt hatte. – Doch bei Law wirkte es nicht!
    „Das Hypospray zeigt keine Wirkung“, sagte der Doc überrascht. Er holte seinen Tricorder hervor und scannte den Lieutenant. Jedoch brauchte er nicht lang, denn das Gerät gab nur noch ein Pfeifen von sich.
    Plötzlich gingen die Lichter im Quartier wieder an. „Energieversorgung wiederhergestellt“, meldete der Computer annähernd gleichzeitig.
    Der Doctor klappte seinen Tricorder zu und sah Janeway ernst an. „Lieutenant Law ist tot, Captain.“

    ***


    Kurze Zeit später hatte der Doctor die Leiche Lieutenant Laws auf die Krankenstation geschafft, um dort durch eine Autopsie die Todesursache festzustellen.
    Janeway, Chakotay und Tuvok sahen dem Doc bei seiner Arbeit zu.
    Mit einem Zischen glitten die beiden Türhälften des Haupteingangs der Krankenstation auseinander und Harry Kim betrat die Räume des Doctors. „Ich habe den Größtteil der Crew befragt, Captain“, sagte der Lieutenant im Reinkommen. „Erst wusste niemand, wieso er ins Chell’s gekommen ist. – Dann erwähnte Crewman Daniels, dass sie sich zuvor extrem einsam gefühlt hätte. – Als dies andere hörten, meinten sie, bei ihnen wäre es nicht anders gewesen.“
    Janeway dachte nach. „Wenn ich es mir recht überlege, habe auch ich mich einsam gefühlt.“
    Chakotay nickte. „Mir gings eben so.“
    Die Blicke aller Anwesenden (sofern sie denn nichts Besseres zutun hatten) richteten sich auf Tuvok, der – nach kurzem Zögern – ebenfalls zugab: „Ich verspürte auch starke Einsamkeit, als ich zu Bett ging.“

    „Könnte das der Grund sein?“, überlegte Janeway. „Sind wir ins Chell’s gegangen, weil wir nicht allein sein wollten?“
    „Also, ich war definitiv nicht allein“, warf Chakotay ein. „Annika und ich waren gemeinsam in unserem Quartier.“
    „Aber Sie sagten, Sie fühlten sich dennoch einsam“, gab Tuvok zu bedenken und Chakotay nickte.
    „Was ist hier bloß vor sich gegangen?“ Janeways Verstand raste. Sie versuchte sich zusammenzureimen, was geschehen war. Doch alle Möglichkeiten, die ihr in den Sinn kamen, schienen einfach keinen Sinn zu ergeben, oder ergeben zu wollen.
    Der Doctor zog nur ein Tuch über Lieutenant Laws Leiche und gesellte sich anschließend den anderen hinzu. „Ich habe die Autopsie abgeschlossen“, meldete er etwas geschafft.
    „Was haben Sie herausgefunden?“, wollte Janeway wissen. Vielleicht würde ja jetzt endlich etwas Licht ins Dunkel gebracht werden können.
    „Nun ja…“, der Doc räusperte sich. „Er ist… tot.“
    „Bitte nicht ganz so genau, Doctor“, meinte Chakotay sarkastisch.
    „Ich kann nicht sagen, woran er gestorben ist“, begann der Doc seinen etwas ausführlicheren Bericht. „Die Autopsie hat rein gar nichts ergeben. So wie es aussieht ist er ganz einfach… gestorben.“ Wie gesagt: Etwas ausführlicher.
    „Nennen Sie es eine unbegründete Vermutung“, sagte Janeway, „aber ich halte es nicht für einen Zufall, dass Lieutenant Law gestorben ist, während der Rest von uns schlafend ins Chell’s gewandelt ist.“
    Tuvok zog auf typisch vulkanische Weise eine Augenbraue hoch: „Es gibt keine logische Begründung für diese Annahme, Captain.“
    Janeway zuckte mit den Schultern. „Das stimmt, Tuvok. – Aber wir sollten uns trotzdem mit Laws Akte befassen. – Vielleicht stolpern wir ja zufällig über etwas.“
    „Ich werde mich sofort an die Arbeit machen“, meldete Tuvok.
    Janeway nickte und blickte zum MHN. „Helfen Sie ihm dabei, Doctor.“
    „Aye, Captain.“ Und gemeinsam mit Tuvok ging der Doc in sein Büro.
    Janeway, Chakotay und Harry verließen die Krankenstation. Auf dem Korridor sprachen die drei weiter. „Ich möchte nicht riskieren noch jemanden aus der Crew zu verlieren“, sagte Janeway ernst.
    „Wenn wir wieder alle einschlafen kann aber eben genau dies passieren“, meinte Chakotay.
    „Ganz zu schweigen von dem, was alles mit dem Schiff passieren kann, wenn es im Stand-By-Modus durchs All treibt“, fügte Harry hinzu.
    „Dann müssen wir verhindern, dass wir einschlafen“, entschied Janeway. „Wir müssen so lange, wie möglich wach bleiben.“

    Tuvok und der Doctor saßen im Büro des leitenden medizinischen Offiziers neben dem Hauptuntersuchungsbereich der Krankenstation. Beide hatten am Schreibtisch des Docs Platz genommen und sahen jeder an einem eigenen Desktop-Viewer die Akte Lieutenant Laws durch.
    „Lieutenant Law hatte eine betazoide Großmutter“, sagte der Doc nun überrascht, als er die entsprechende Eintragung in der Akte gelesen hatte.
    „Inwiefern sollte diese Information zur Lösung des Geheimnisses relevant sein, Doctor?“, fragte Tuvok in der für ihn so typisch gleichgültigen Stimmlage.
    „Weil es erklärt, wieso die gesamte Crew dieselbe Emotion verspürte, bevor sie ins Chell’s schlafwandelte.“ Dem Doctor wurde nun so einiges klar.
    „Sie denken, dieses Gefühl ist auf telepatischem Wege übermittelt worden.“
    „In der Tat, Tuvok.“
    „Das wäre eine Erklärung.“ Tuvok machte eine Pause und dem Doc wurde klar, dass jetzt das sprichwörtliche ‚Große Aber’ folgen würde. „Aber…“, tatsächlich, da war es, „… statistisch gesehen ist Ihre Vermutung schwer haltbar.“
    „Wieso das?“, fragte der Doctor.
    „Weil nur einer von tausend Halbbetazoiden im Stande ist, seine Emotionen und Gedanken auf andere zu übertragen“, erklärte Tuvok und er hatte – natürlich – Recht. „Bei einer Person, die nur zu einem Viertel betazoider Abstammung ist, ist diese Zahl noch wesentlich geringer.“
    „Es ist unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich, Tuvok“, verteidigte der Doc seine Hypothese. „Und so lange Sie mir keine bessere Erklärung anbieten können, Commander, ist es die einzige, die wir haben.“
    Wieder zog Tuvok eine Augenbraue hoch, als er zugeben musste: „In der Tat.“
    „Gehen wir davon aus, dass diese Vermutung wahr ist…“, fuhr der Doc fort, „bleibt noch die Frage: Was hat er übermittelt?“
    „Das Gefühl der Einsamkeit“, kombinierte Tuvok.
    „Aber wo kam dieses Gefühl her? – Wir müssen noch tiefer in den Akten suchen, Tuvok.“
    „Die Psychoanalyse ist keine meiner Stärken, Doctor. – Ich sollte Ihnen diese Aufgabe überlassen.“
    Das MHN zuckte mir den Schultern. „Wie Sie meinen, Tuvok.“
    Der Vulkanier nickte und stand auf. Dann verließ er die Krankenstation.

    Der schier endlos wirkende Korridor war lang und dunkel, das Licht war gedämpft. – Überall blinken die Lichter der Alarmstufe Rot auf und das Heulen der Sirenen war leise zu hören.
    Crewman Rosalin Wang rannte den Korridor entlang, so als sei der Teufel persönlich hinter ihr her. Sie rannte und rannte und erreichte nun endlich ihr Ziel. Völlig erschöpft stürzte sie in ihre Quartier und sah sich schutzsuchend um. Dort! Unter diesem Tisch konnte sie sich verstecken, dort würde er sie niemals finden. Die Decke reichte fast bis zum Boden, niemals würde er darunter nachschauen! Wang stürzte sich unter den Tisch, die Decke wehte.
    Ein weiteres Mal glitten die Türen auf und eine zweite Person stürmte herein. Es war ein Mann. Ein Mann, der eine Uniform der Sternenflotte trug: Lieutenant Law!!!
    „Wo bist du!?“, brüllte er wütend. „Komm raus und zeig dich mir, du kleines Aas!!!“
    Zusammengekauert und leise wimmernd bliebt Crewman Wang unter dem Tisch sitzen. Sie atmete schnell.
    Law begann nun damit Stühle durch die Luft zu schleudern, unter denen er Wang vermutete (wie auch immer es für eine erwachsene Frau möglich sein sollte, sich unter einem Stuhl zu verstecken). – Schließlich kam er bei dem Tisch an, unter dem sie sich versteckte. Erst riss er die Decke weg, dann den Tisch und schmetterte ihn gegen die Wand, wo er zerbarst.
    Wang versuchte – schreiend vor Angst und um Hilfe rufend – wegzulaufen, doch es gelang Law, sie an einem Beim zu erwischen und sie festzuhalten. Gewaltsam zog er sie näher an sich heran, während die nach ihm trat und immer noch hoffte, sich aus seinem Griff befreien und ihm entkommen zu können.
    Law hatte Wang nun soweit zu sich heran gezogen, dass er sie an den Schultern packen und auf die Beine hieven konnte. Dann gab er ihr mehrere feste Ohrfeigen, die Wang in Tränen ausbrechen ließen. „Ich habe dir gesagt, dass du das nicht tun solltest“, brülle Law. „Aber du hast nicht auf mich gehört.“ Law zerrte Wang zu einem nahen Wandschrank und öffnete diesen. „Jetzt musst du die Konsequenzen tragen!“ Brutal schleuderte er Rosalin Wang in den Wandschrank und schloss diesen. Dann verließ er das Quartier.


    Im Wandschrank war es völlig dunkel. Wang kauerte in einer Ecke und sprang nun auch. Wie von der Tarantel gestochen, begann sie gegen die Türen zu hämmern: „Lass mich wieder raus!“, schrie sie flehend. „Ich werde auch nie wieder ungezogen sein. Bitte, lass mich raus…!“
    Doch es half nichts. Auch Stunden später war sie noch im Wandschrank eingesperrt. Mittlerweile hatte sie sich wieder in die Ecke gekauert und weinte bitterlich.
    Mitten in ihrem Quartier war Crewman Wang zusammengebrochen. Ihre Augen waren geschlossen. Wenn man sie nur so sah, war es vollkommen unmöglich zu sagen, ob sie tot, oder lediglich bewusstlos war…

    ***


    Seit Stunden saß Captain Janeway nun schon hinter ihrem Schreibtisch und sah die Akte von Lieutenant Law durch. Ihre Augen brannten und waren schwer. Und sie drohten zuzufallen. Deshalb entschloss Janeway, dass es Zeit für eine kleine Pause war. Sie deaktivierte ihren Desktop-Viewer und ging zum Replikator. „Kaffee, schwarz!“
    Wenige Augenblicke später erschien das gewünschte Getränk im Ausgabefach des Nahrungsverteilers. Kathryn nahm die Tasse heraus und trank sogleich einen tiefen Schluck des starken Wachhalters. Anschließend ging sie – bewaffnet mit der Tasse – zurück zu ihrem Schreibtisch und reaktivierte den Desktop-Viewer.
    Der Türmelder summte.
    „Herein“, sagte Janeway, ohne von ihrem kleinen Bildschirm aufzusehen.
    Die Türen glitten auseinander und der Doctor betrat den Raum.
    Nun blickte Janeway doch auf. „Doctor, schön dass Sie da sind. Setzen Sie sich doch. – Haben Sie schon etwas herausgefunden?“
    Der Doctor setzte sich und übergab Janeway ein PADD. „Allerdings. – Lieutenant Law war ein Viertel Betazoid.“
    „Das erklärt aber seinen Tod nicht“, meinte Janeway.
    „Aber vielleicht, wieso die gesamte Crew ins Chell’s gegangen ist.“
    „Dann schießen Sie mal los, Doctor.“
    „Lieutenant Law hatte wohl einen ziemlich autoritären Vater. Er setzte viel auf Disziplin und Ehrlichkeit. – Nicht einmal eine kleine Lüge ließ er durchgehen. – Wenn Lt. Law dann aber doch einmal log oder einen kleinen Fehler machte, z.B. in der Schule, wurde er hart bestraft. --- Im Alter von sieben Jahren geschah ihm ein Missgeschick, bei dem er ein Familienerbstück zerstörte. Da er wusste, was ihm blühte, wenn er versuchte es zu vertuschen, sagte er gleich die Wahrheit und hoffte, dass sein Vater ihm dies durchgehen lassen würde. – Das hat er jedoch nicht. Er schlug den Jungen und er versuchte sich vor seinem Vater zu verstecken, der wohl vor Wut raste.“
    „Klingt nicht gerade nach den besten Familienverhältnissen“, meinte Janeway.
    „Allerdings“, pflichtete ihr der Doctor bei und fuhr dann mit seinem Bericht fort. „Lieutenant Law lief in die Küche und versteckte sich unter einem Tisch. Sein Vater hat daraufhin den Raum vollkommen auseinander genommen und seinen Sohn auch gefunden. – Er schlug ihn noch mehrmals, hauptsächlich Ohrfeigen. Dann sperrte er ihn in einen Wandschrank. Kein Licht, keine Frischluft, kein Essen, kein Trinken. --- Drei Tage später gelang es seiner Mutter, ihn zu befreien. Sie musste dafür den Sicherheitscode ihres Mannes umgehen, um die Tür zu öffnen. Der Junge war innerlich völlig ausgetrocknet und musste für mehrere Tage ins Krankenhaus zur Behandlung. In dieser Zeit wich seine Mutter ihm nicht von der Seite. Und gleich nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus, trennten sich seine Eltern. – Normalerweise eine Tragödie im Leben eines Kindes, aber in diesem Fall würde ich sagen, war es wie eine Erlösung für Lieutenant Law.“
    „Mein Gott“, sagte Janeway erschüttert. „Der arme Junge!“
    „Noch Jahre danach war Lt. Law in psychologischer Behandlung und sagte im Verlauf der Sitzungen dem Counselor immer wieder, dass er während seiner Zeit im Schrank eigentlich keine Angst um sein Leben oder Hunger oder Durst gehabt hätte, das alles kümmerte ihn nicht… Was ihm zu schaffen machte war die Einsamkeit. – Bis zum Alter von sechzehn Jahren schlafwandelte er regelmäßig und legte sich zu seiner Mutter ins Bett.“
    „Das kommt mir irgendwie bekannt vor.“
    Der Doctor nickte. „Im Grunde ist es das, was Ihnen und dem Rest der Crew passiert ist.“
    Nun nickte auch Janeway.
    „Sicherheit an den Doctor“, drang die Stimme von Lieutenant Ayala, einem Ex-Maquis, aus den Komlautsprechern des Bereitschaftsraumes.
    Der Doc tippte seinen Kommunikator an. „Sprechen Sie.“
    „Doctor, kommen Sie bitte sofort ins Quartier von Crewman Wang. Deck vier, Sektion 47 Beta, Kabine vier Strich null-drei.“
    „Ich bin schon unterwegs.“ Der Doc und Janeway standen auf und verließen den Bereitschaftsraum gemeinsam.

    Lieutenant Commander Tuvok, Lieutenant Ayala und einige weitere Sicherheitsoffiziere befanden sich bereits im Quartier von Crewman Wang (sie lag noch immer regungslos und mit geschlossenen Augen auf dem Boden), als Janeway und der Doctor herein kamen. Letzterer kniete sich sofort neben die junge Frau und untersuchte sie mit einem Medizinischen Tricorder.
    „Was ist hier passiert?“, wollte Janeway von Tuvok wissen, während der Doc seine Arbeit verrichtete.
    Der Vulkanier wollte antworten, doch Ayala kam ihm zuvor: „Wir wissen es nicht, Captain.“
    Tuvok nickte, dann fuhr er fort. „Crewman Wang erschien heute früh nicht zu ihrer Schicht im Wissenschaftslabor. Als sie nicht auf Kom-Rufe reagierte, sah der Abteilungsleiter Lieutenant Commander Blevins nach und fand sie hier auf dem Boden.“
    Der Doctor hatte unterdessen seine Untersuchung abgeschlossen und klappte seinen Tricorder zu. „Sie lebt. Aber sie muss sofort auf die Krankenstation.“
    Janeway nickte schnell und berührte dann ihren Kommunikator. „Janeway an Transporterraum. Nottransport. Zwei Personen direkt auf die Krankenstation beamen.“
    Der Operator bestätigte: „Sofort, Captain. – Energie…“
    Und da entmaterialisierten der Doc und Crewman Wang auch schon, als sie vom Transporterstrahl erfasst wurden.
    Janeway schüttelte müde den Kopf und blickte Tuvok an. „Was geht hier bloß vor sich?“
    „Ich weiß es nicht, Captain.“

    Einige Zeit später saß Janeway wieder hinter dem Schreibtisch in ihrem Bereitschaftsraum auf Deck eins, gleich neben der Brücke. Sie hielt ein PADD in der Hand und las den Untersuchungsbericht des Doctors über Crewman Wang:

    MEDIZINISCHER UNTERSUCHUNGSBERICHT
    LEITENDER MEDIZINISCHER OFFIZIER
    STERNZEIT 56098,1
    Die äußerliche Untersuchung von Crewman Rosalin Wang ergab nichts Ungewöhnliches. Außer einer kleinen Reizung am rechten Fußgelenk, wahrscheinlich verursacht von Chells Baumfällereintopf Bolianischer Art, war nichts feststellbar. – Die toxikologische Untersuchung zeigte keine Spuren von irgendwelchen Giften in ihrem Körper an. Auch war kein organisches Versagen feststellbar, welches zu ihrem Koma hätte führen können. – Die Umstände, die zu diesem geführt haben, bleiben aus medizinischer Sicht unbekannt. – Alle Versuche Crewman Wang aufzuwecken sind fehlgeschlagen.

    Was war das? Janeway sah von dem PADD auf. Da war es schon wieder! Ein Donnern. Ein Donnern, wie bei einem Ionensturm, wenn geladene Partikel gegen die Außenhaut schlugen. Und wieder ein Donnern!
    Kathryn zuckte erschreckt zusammen und legte das PADD weg. Sie drehte sich mit ihrem Stuhl herum und blickte zu den großen Fenstern hinaus. Weit und breit war nicht das geringste Anzeichen eines Plasmasturmes zu erkennen.
    Dann war es wohl nur Einbildung, dachte Janeway und griff wieder zum PADD. Sie „blätterte“ den Bericht des Doc eine Seite weiter und betrachtete nun die Röntgenaufnahmen Crewman Hills.
    Booooom! Da war der Donner wieder. Doch diesmal war er nicht allein. Ein Blitz hatte gleichzeitig mit dem Donnern den Raum erhellt.
    Janeway legte das PADD erneut weg und schaute zum Fenster hinaus. Ein Plasmasturm! Ein Plasmasturm?, dachte Janeway. Wie zum Teufel entsteht im Weltraum ein Plasmasturm? Der ist doch ein atmosphärisches Phänomen.
    Ein weiterer lauter Donner, der in Begleitung eines unerträglich grellen Blitzes kam, ließ Janeway all dies vergessen. Der Captain zuckte zusammen und kroch unter ihren Schreibtisch in der Hoffnung, dort Schutz zu finden. Jedoch nicht vor dem Sturm sondern…
    Die Türen zur Brücke öffneten sich und ein wütender Lieutenant Law kam hereingestürmt. „Ich weiß, dass du hier irgendwo bist, du keines…!!!“
    Janeway begann unter ihrem Schreibtisch zu wimmern, so, wie zuvor schon Crewman Wang.
    Law schnappte sich die Stühle, die vor dem Schreibtisch standen und warf sie in Richtung Fenster und Replikator. Dann entdeckte er Janeway unter ihrem Schreibtisch zitternd sitzen…

    … Er ging auf den zusammengekauerten Chakotay zu und…

    … riss Harry unter dem Tisch hervor, unter dem er Schutz suchte. Einerseits vor dem Plasmasturm und andererseits vor Law. Doch diesen Schutz hatte er ihm nicht geboten.
    Law zerrte Harry zum Wandschrank, dessen Türen sich bereitwillig öffneten, und schleuderte den Lieutenant hinein. Danach verschloss er den Schrank und versiegelte den Öffnungsmechanismus.
    Aus dem Innern des Schrankes drang Harrys Wimmern heraus, während Law bereits auf dem Weg war…

    … Tema’nas Quartier zu verlassen.
    „Lass mich raus!“, drang die flehende Stimme der jungen Romulanerin gedämpft aus dem Wandschrank ihres völlig verwüsteten Quartieres. Der ganze Raum wurde kurz erhellt, als ein weiterer Blitz durch die Fenster zu sehen war. „Ich werde auch nie wieder ungezogen sein. Bitte, lass mich raus…!“

    Janeway kam mit geschlossenen Augen aus ihrem Bereitschaftsraum heraus und ging über die Brücke zum Turbolift.
    Alle anderen Brückenoffiziere taten es ihr ausnahmslos gleich. Auch sie schlafwandelten zum Turbolift und betraten ihn.

    Auf der Krankenstation befanden sich nur noch der Doctor und Crewman Wang. Letztere lag noch immer schlafend auf dem zentralen Biobett.
    Der Doctor scannte den weiblichen Crewman erneut mit seinem Medizinischen Tricorder und nach einer Weile holte er ein Hypospray, welches er ihr in die Halsschlagader injizierte. – Ohne jede Wirkung. Der Doc wartete noch einige Minuten ab. Dann beschloss er in sein kleines Büro zu gehen und seinen Bericht weiter aufzusetzen. Er betrat also den kleinen angrenzenden Raum und ließ sich hinter seinem Schreibtisch nieder. Entspannt lehnte er sich in seinem Stuhl zurück, dessen Lehne etwas nachgab, um ihm eine möglichst bequeme Sitzhaltung zu ermöglichen. Natürlich war dies nicht nötig für ein Hologramm, doch schließlich war der Stuhl ja auch für Wesen aus Fleisch und Blut konstruiert worden.
    „Computer, Logbuch fortsetzen!“
    „Verstanden, Doctor“, bestätigte der Computer freundlich. „Sie können fortfahren.“
    COMPUTERLOGBUCH DES
    LEITENDEN MEDIZINISCHEN OFFIZIERS
    STERNZEIT 56101,2
    In den vergangenen zwei Stunden habe ich auch weiterhin Crewman Wang untersucht, ohne dabei den Grund ihres Komas feststellen zu können. Rein physisch geht es ihr Bestens, es mangelt ihr an überhaupt nichts. – Ihr Gehirn zeigt normale Aktivität, wie sie in der tiefen REM-Schlaf-Phase üblich ist. Auch die heftigen Augenbewegungen deuten darauf hin, dass Crewman Rosalin Wang lediglich tief schläft.

    „… so allein…“, hörte der Doctor eine leise Stimme murmeln.
    „Computer, Pause!“, befahl das MHN, um den Worten, die er gerade gehört hatte auf den Grund gehen zu können, ohne dass der Computer weiter aufzeichnete.
    „Bestätigt, Doctor. Sie können jederzeit mit Ihrem Logbucheintrag fortfahren.“ War der Computer heute nicht wieder freundlich?
    Zu freundlich für den Geschmack des Docs, weshalb dieser murmelte: „Das wäre ja auch noch schöner!“
    „… so einsam…! Mami, Daddy, bitte…“
    Es war definitiv Crewman Wang, die dort sprach. Der Doc trat an ihr Biobett heran und sah nun, dass es wirklich sie war, die murmelte.
    „… ich werde nie wieder ungezogen sein, aber…“, murmelte sie weiter, „… ich kann diese Einsamkeit nicht länger ertragen…!“
    „Crewman Wang?“, fragte der Doctor vorsichtig, ohne wirklich mit einer Antwort zu rechnen.
    „… es tut mir Leid, dass ich das Bild kaputt gemacht habe, ich weiß doch, wie viel es euch bedeutet,… es war aber doch nur ein Unfall…“
    „Rosalin“, sagte der Doctor so beruhigend er konnte. „Sie sind auf der Krankenstation. Sie sind hier sicher, niemand wird Ihnen etwas tun.“
    „Lass mich raus!“, murmelte Wang jedoch weiter. „Ich werde auch nie wieder ungezogen sein. Bitte, lass mich raus…!“
    „Sie können jederzeit gehen, Crewman Wang.“ Der Doc hoffte inständig, dass sie ihn hörte und verstand. Dass er ihre Furcht lindern konnte. „Niemand hält Sie hier fest.“
    Der Doc hatte sich eine Reaktion auf seine Worte erhofft, aber bestimmt nicht diese: Crewman Wang setzte sich plötzlich auf, schwang die Beine vom Bett herunter. Doch ihre Augen blieben geschlossen.
    „Crewman?“, fragte der Doctor überrascht.
    Wang antwortete ihm nicht. Stattdessen stand sie auf und ging zur Tür. Sie verließ die Krankenstation und schloss sich der Menge schlafender Offiziere an, die den Korridor entlang wandelten und offenbar alle dasselbe Ziel hatten: Der nächste Turbolift.
    Der Doctor, der in der Tür der Krankenstation stand, sah sich diese „Offizierswanderung“ eine Weile lang an, dann folgte er den Schlafwandlern.

    ***


    Das Turboliftsystem stand kurz vor der Überlastung. Einfach zu viele Crewmitglieder wollten nach Deck zwei, wo sich unter anderem auch das Chell’s befand.
    Die Türen von Turbolift eins öffneten sich mit einem leisen Zischen und die schlafenden Brückenoffiziere, unter ihnen natürlich auch Janeway, Chakotay, Tuvok, Annika und Tema’na, kamen heraus. Sie alle wandelten geradewegs ins Kasino.

    Der Doctor war Crewman Wang hierher gefolgt. So sehr es ihn auch freute zu sehen, dass Hills motorischen Fähigkeiten scheinbar komplett funktionstüchtig war, schmerzte es ihn doch trotzdem beobachten zu müssen, wie sich die komplette Crew schlafend im Chell’s aufstellte. Ganz zu Schweigen von der Tatsache, dass er nun wieder alle der knapp einhundertundsiebzig Männer und Frauen aufwecken müsste. „Oh nein!“, entfuhr es dem Doc. „Nicht schon wieder alle!“ Sofort griff er zu dem Hypospray, welches er in weiser Voraussicht aus der Krankenstation mitgenommen hatte und begann die Reanimation der Besatzung. „Na gut“, meinte er etwas genervt. „Dann eben das Ganze noch einmal von vorn!“ Und dann begann er auch schon damit, die schlafenden Besatzungsmitglieder zu wecken.
    Und während die Voyager noch steuerlos um All umhertrieb, erwachte ein Crewmitglied nach dem anderen aus dem Schlaf.

    Anderthalb Stunden später befanden sich Janeway und der Doctor in dessen Büro auf der Krankenstation.
    Der Captain hatte dicke dunkle Ränder unter ihren immer müder werdenden Augen. Sie musste sich sehr anstrengen, um ihre Augenlieder offen zu behalten.
    „Wir haben ja nun gesehen“, sagte der Doctor, „dass es nichts hilft, wenn ich Ihnen Aufputschmittel verabreiche. – Die Crew ist ja dennoch eingeschlafen.“
    „Verabreichen Sie dennoch weitere, Doctor“, befahl Janeway schwach. Und bevor sie weiterredete, gähnte sie einmal herzhaft. „Wir mögen nicht ewig wach bleiben können, aber wenigstens für ein paar Tage.“
    „Aye, Captain.“
    „Außerdem können wir es nicht riskieren, das Schiff steuerlos durchs All treiben zu lassen, jedes Mal, wenn wir einschlafen“, meinte Kathryn. „Ich werde dem Computer befehlen, automatisch Ihnen das Kommando zu übergeben, sobald die Brücke oder der Maschinenraum vollkommen verlassen werden.“
    „Ich kann nicht das Kommando führen und gleichzeitig die Crew wieder beleben, Captain“, gab der Doctor zu bedenken.
    „Sie werden das schon irgendwie hinbekommen, Doctor“, versuchte Janeway ihm Mut zuzusprechen. „So, wie vor zwei Jahren auch.“
    „Sie meinen, als Sie und der Rest der Crew entführt und als Arbeiter auf einen Planeten verschleppt wurden.“
    Janeway nickte. „Genau das meine ich, Doctor. – Sie haben es damals geschafft und Sie werden es wieder schaffen.“
    „Danke für diesen Vertrauensvorschuss, Captain“, sagte der Doc stolz.
    Janeway stand auf und klopfte dem Doc auf seine simulierte Schulter. „In der Zwischenzeit setzen Sie bitte Ihre Bemühungen fort, die Ursache für unser Schlafwandeln zu finden.“
    „Aye, Captain.“
    Janeway nickte und verließ dann ohne ein weiteres Wort zu verlieren die Krankenstation.
    Der Doc nahm ihr dies nicht übel. Er konnte sich vorstellen, wie es sein musste, wenn man dringend Ruhe benötigte, aber keine bekommen konnte. – Er aktivierte seinen Desktop-Viewer und setzte seine Arbeiten fort.

    „Wir nähern uns dem Nebel, Captain“, meldete Tema’na auf der Brücke an der Conn, der Steuerkonsole der Voyager.
    „Verlangsamen auf ein Viertel Impuls, Crewman“, entschied Janeway und Tema’na verlangsamte. „Fliegen Sie uns direkt rein.“
    Die Romulanerin gehorchte. „Aye, Captain.“
    Die Voyager flog also in den farbenfroh leuchtenden Nebel hinein.
    „Die Sensorresolution ist auf unter fünfhundert Meter gesunken“, meldete Harry von der Operationsstation, kurz OPS, aus.
    „Notiert“, bestätigte Janeway die Meldung. „Crewman Tema’na, wie tief sind wir?“
    Die junge Romulanerin schaute kurz auf die Anzeigen, die ihr der kleine Bildschirm an ihrer Konsole auflistete. „Wir nähern uns dem Zentrum. Entfernung: Weniger als eintausend Kilometer.“ Und flüsternd fügte sie hinzu: „Ausgegangen davon natürlich, dass wir unsere Geschwindigkeit und den Kurs beibehalten haben. Die Föderationssensoren sind ja ineffizient.“
    „Gut“, meinte Janeway. „Antrieb aus. Halten Sie unsere Position, Crewman.“
    Tema’na stoppte das Schiff inmitten des Nebels.
    „Gut. – Nun da wir drin sind…“, sagte Chakotay und wandte sich dann an seinen Captain: „Was tun wir hier?“
    „Für den Fall, dass wir erneut alle einschlafen sollten“, antwortete Janeway, „möchte ich es dem Doctor erleichtern auf uns und gleichzeitig auch auf das Schiff aufzupassen. – So lange wir uns in dem Nebel befinden ist es eher unwahrscheinlich, dass jemand auf uns aufmerksam wird und unsere Situation ausnutzt.“
    Chakotay nickte. „Und wenn wir nicht wieder einschlafen? – Wie lange wollen wir hier bleiben, Kathryn?“
    Janeway zuckte kurz mit den Schultern. „Das werden wir entscheiden, wenn es soweit ist, Commander. – Einverstanden?“
    „Einverstanden.“

    COMPUTERLOGBUCH DER VOYAGER
    CAPTAIN JANEWAY
    STERNZEIT 56109,6
    Wir befinden uns nun seit fast einer Woche im Nebel. In diesem Zeitraum hat niemand aus der Crew auch nur für eine Sekunde ein Auge zugemacht. Die Nerven liegen blank, die Moral hat ihren tiefsten Punkt seit Jahren erreicht. – Doch wir können es uns nicht erlauben, einzuschlafen. Auch, wenn dieser Schlaf dringend nötig wäre.


    Chakotay saß zusammen mit seiner Frau Annika und dem gemeinsamen Sohn Thomas in seinem Quartier. Der Erste Offizier saß auf der Couch, während Annika ihren Sohn nahe des Replikators fütterte.
    Chakotay rieb sich müde mit den Händen durch die Augen. „Noch ein paar Tage ohne Schlaf und ich werde wahnsinnig!“
    „Ist es denn anders, als sonst?“, wollte Annika mit einem leicht aggressiven Unterton in ihrer Stimme wissen.
    Chakotay war zu müde, um zu verstehen, was sie meinte. Aus eben derselben Müdigkeit war er auch nicht mehr wirklich in der Lage, sie in einem ganzen Satz zu fragen, was sie damit sagen wollte. „Häh?“
    Also erklärte sie es ihm genervt. „Wenn Tommy nachts schreit, kriegen wir doch auch kein Auge zu“, meinte sie.
    „Mich stört das nicht.“
    „Natürlich. Du stehst ja auch nicht jede Nacht auf, um ihn zu füttern.“
    „Ich habe eben einen tiefen Schlaf. – Ich höre es nicht, wenn er schreit.“
    „Und wenn ich dir den Ellenbogen in die Rippen stoße, merkst du es natürlich auch nicht!“
    „Wie ich schon gesagt habe, ich habe eben…“
    „… einen tiefen Schlaf! Ja, ja, ich weiß. – Das ist in der letzten Zeit dein einziges Argument für alles.“
    Die Stimmung im Quartier wurde von Sekunde zu Sekunde gespannter.
    „Die letzten Nächte habe ich mich um ihn gekümmert“, sag Chakotay zu bedenken.
    „Da waren wir aber eh wach“, keifte Annika.
    „Du kommst mir irgendwie etwas gereizt vor, Annika.“
    „Wer weiß. Vielleicht liegt es daran, dass ich in den letzten zwei Monaten nur etwa sechzig Stunden geschlafen habe.“
    „Das würde die Ringe unter deinen Augen erklären“, murmelte Chakotay leise.
    Jedoch nicht leise genug, denn Annika hielt die keifende Antwort bereit: „Das habe ich gehört!“

    Im Maschinenraum standen müde Ingenieure an allen Konsolen. – Da alle drei Schichten gleichzeitig rund um die Uhr arbeiteten, um gar nicht erst auf die Idee zu kommen, sich schlafen zu legen, herrschte ein ziemliches Gedränge.
    Lieutenant Commander Reginald Barclay kam müde herein und watschelte (anders konnte man seinen Gang einfach nicht mehr beschreiben) zum Warpkern. An der Geländerkonsole gab er schnell einige Befehle ein. Dabei rieb er sich immer wieder durch die dunkel umrandeten Augen.
    „Warnung!“, meldete der Computer plötzlich und alle Freundlichkeit war aus seiner Stimme verschwunden. „Das Abschirmungsfeld der Antimateriekammer droht zu versagen!“
    Alle Ingenieure blickten zum Warpkern, der wesentlich schneller pulsierte, als normalerweise.
    „Oh, scheiße!“, entfuhr es Barclay. Blitzschnell tippte er einige weitere Befehle in die Geländerkonsole ein und hoffte, dass es die richtigen waren. Wegen seiner Müdigkeit, war er sich nicht mehrsicher, welcher Befehl was bewirkte.
    „Abschirmungsfeld ist wieder stabil“, meldete der Computer nun. Es waren die korrekten Befehle gewesen.
    Der Warpkern pulsierte nun wieder in normaler Geschwindigkeit und die Ingenieure gingen wieder ihren Aufgaben nach.
    „Oh Mann!“, meinte Barclay völlig fertig. „Ich hab mir 'nen Scheißtag ausgesucht, um mit dem Stottern aufzuhören.“
    „Brücke an Maschinenraum“, drang Janeways Komstimme aus den Lautsprechern. „Was ist da unten bei Ihnen los?“
    Barclay berührte seinen Kommunikator. „Nichts, Captain. Wir haben alles unter Kontrolle. Es war nur ein kleines Missgeschick.“
    „Dann ist alles klar, Commander. Janeway Ende.“
    Reg tippte wieder auf seinen Kommunikator und schloss damit den Komkanal. Dann atmete er erleichtert aus. „Puh! Das ist ja noch mal gut gegangen.“

    Der Doctor ging in der Krankenstation auf und ab. Er wartete auf jemanden. Dieser Jemand kam nun herein: Crewman Wang.
    „Sie wollten mich sprechen, Doctor?“
    „In der Tat, Crewman.“ Der Doctor nickte. „Folgen Sie mir bitte.“

    Auf der Brücke befanden sich – mal abgesehen von Chakotay und Annika – alle Führungsoffiziere. Nun kam der Erste Offizier aber aus dem Turbolift und ging geradewegs auf Captain Janeway zu. „Captain, ich muss Sie sprechen.“
    „Schießen Sie los, Commander“, sagte Janeway genervt.
    „Unter vier Augen“, fügte Chakotay hinzu.
    „Ich sehe keinen Grund, warum wir nicht hier reden sollten.“
    „Also gut. – Wie lange soll das noch so gehen, Captain?“
    „Was meinen Sie?“
    Die Aufmerksamkeit der gesamten Brückencrew richtete sich auf die beiden.
    „Wie lange sollen wir noch wach bleiben?“, konkretisierte der Erste Offizier der Voyager seine Frage an den Captain.
    „So lange, bis die Aufputschmittel des Doctors nicht mehr wirken oder er die Ursache für unser Schlafwandeln gefunden hat“, antwortete Janeway. „Und ein Mittel gegen eben diese.“
    „Wir kennen die Ursache“, entgegnete Chakotay. „Lieutenant Law.“
    „Und wieso schlafwandelten wir dann auch noch nach seinem Tod allesamt ins Kasino?“
    „Übermüdung.“
    „Nein, Chakotay.“ Janeway schüttelte den Kopf. „Ganz sicher nicht. – Wenn man übermüdet ist, geht man nicht in das Kasino eines Raumschiffes, sondern in sein Quartier ins Bett.“
    „Es ist mir ehrlich gesagt völlig egal, Captain.“ Chakotay machte eine Pause, die nichts Gutes verhieß. „Entweder Sie befehlen jetzt diesen Nebel zu verlassen und gestatten es der Crew zu schlafen, oder ich tue es!“
    Janeway wurde ärgerlich. „Ich bin immer noch der Captain, Commander.“
    „Das lässt sich ändern, falls dieser Commander meint, dass das Urteilsvermögen des Captains nicht mehr verlässlich ist.“ Chakotay war sich seiner Sache sicher. „Und genau das wird dieser Commander tun, wenn Sie nicht sofort das Verlassen des Nebels anordnen!“
    „Das werde ich nicht tun.“
    „Wie Sie wollen.“ Chakotay zuckte mit den Schultern. „Dann entbinde ich Sie hiermit Ihres Kommandos. Ich übernehme die Kontrolle über die Voyager. – Wer nicht bereit ist mir zu folgen, soll jetzt die Brücke verlassen.“
    Alle Anwesenden sahen sich zögernd an. Doch letztlich war es nur Harry Kim, der in Richtung des Turbolifts ging. Nicht einmal Tuvok machte Anstalten ihm zu folgen, was bedeutete, dass er seine Seite gewählt hatte: Die Seite von Chakotay.
    „Sind Sie sicher, Harry?“, fragte Chakotay. „Wollen Sie wirklich in diesem verdammten Nebel wahnsinnig werden, weil der Captain Sie nicht schlafen lässt?“
    Harry verließ die Brücke.
    „Tuvok“, sagte Janeway beinahe flehend. „Sie können doch Commander Chakotay nicht wirklich zustimmen?!“
    „Commander Chakotays Argument ist durchaus logisch, Captain“, entgegnete ihr der an der taktischen Station stehende Vulkanier.
    „Da sehen Sie es Captain.“ Chakotay schien nun wirklich alle Trümpfe in der Hand zu haben und wusste es. „Alle hier sind der Meinung, dass es nichts bringt, auch nur eine Sekunde länger in diesem gottverdammten Nebel zu verweilen. – Ich gebe Ihnen eine letzte Chance, Kathryn. – Bringen Sie uns hier heraus!“

    ***


    „Ich werde das Schiff nicht vom Fleck rühren“, antwortete Janeway entschlossen.
    Doch wie entschlossen sie auch sein mochte, es brachte nichts. Niemand sonst auf der Brücke war ihrer Meinung.
    „Dann muss ich Sie jetzt bitten die Brücke zu verlassen, Kathryn“, sagte Chakotay und deutete mit der rechten Hand zum Turbolift.
    Janeway blieb jedoch in ihrem Kommandosessel sitzen.
    „Mr. Tuvok.“ Chakotay deutete nun auf den Captain.
    Der vulkanische Sicherheitschef verstand und verließ seine Station. Er ging über die Brücke zu Janeway, deren rechten Arm er ergriff und sie so zum Aufstehen zwang. „Folgen Sie mir bitte, Captain.“
    „Chakotay, das ist Meuterei“, keifte Janeway ihren Ersten Offizier an. „Dafür kommen Sie vors Kriegsgericht, wenn Sie mir jetzt nicht sofort sagen, dass dies ganze nur ein schlechter Scherz ist!“
    „Ein Schlechter Scherz ist Ihr Verhalten“, antwortete Chakotay mit einem Hauch von Nervosität in seiner Stimme. „Sie bringen die gesamte Crew in Gefahr!“
    „Chakotay, Sie wissen genauso gut, wie ich, dass das…“
    „Abführen, Mr. Tuvok“, unterbrach der Erste Offizier seinen soeben von ihm suspendierten Captain.
    „Captain“, sagte der Vulkanier. „Wenn ich bitten dürfte….“
    Da ihr – trotz der starken Müdigkeit – klar war, dass sie keinesfalls in der Lage war, sich Tuvok zu widersetzen, nickte Janeway zögerlich und ließ sich zum Turbolift abführen.
    Während die beiden den Lift betraten, ließ sich Chakotay in Janeways Kommandosessel nieder. „Crewman Tema’na. – Fliegen Sie uns aus diesem verdammten Nebel heraus!“
    „Aye, Sir“, bestätigte die junge romulanische Steuerfrau.

    „Sie wissen genauso gut wie ich, Tuvok“, sagte Janeway im Turbolift zu ihrem Sicherheitschef, „dass es jederzeit wieder passieren kann.“
    „Zwischen unserem ersten Schlafwandeln“, meinte Tuvok, „und unserem zweiten vergingen drei Tage. – Nun ist mehr als eine Woche vergangen. Ich halte es für unwahrscheinlich, Captain.“
    „Sie sind also auch der Meinung, dass ich die Crew in den Wahnsinn treibe?“, wollte Kathryn beinahe beleidigt wissen.
    Tuvok hob eine Augenbraue. „Ihr Befehl nicht zu schlafen schadet der Crew.“
    „Also: ja.“
    „Wenn Sie es auf solch extreme Weise ausdrücken möchten, Captain.“
    Da war wieder dieses Donnern!
    „Was war das?“, wollte Janeway wissen.
    „Was war was?“
    „Da war wieder so ein Donnern.“
    „Sie beginnen zu Phantasieren, Captain. Ihr Gehirn spielt Ihnen Streiche, da Sie zu lange wach waren. Sie sollten die Aufputschmittel des Doctors absetzen und sich schlafen legen.“
    „Das werde ich ganz bestimmt nicht tun, Tuvok.“
    Da war es schon wieder!
    „Tuvok, das müssen Sie doch hören!“ Janeway sah den Vulkanier verzweifelt an.
    Der Turbolift stoppte und die beiden verließen ihn. Sie gingen den Korridor entlang zu Janeway Quartier, welches sie kurz darauf erreichten und betraten.
    Kaawhooom!
    „Verdammt, Tuvok, das war doch nicht zu überhören!“ Janeway war der völligen Verzweiflung nahe. Wie konnte der Vulkanier einen so lauten Donner mit seinen so großen Ohren und seinem feien Gehör nicht gehört haben?
    „Schlafen Sie, Captain“, sagte Tuvok.
    „Nein!“
    „Wie Sie meinen, Captain.“ Tuvok packte an Janeways Nacken und betäubte sie mit Hilfe seines Vulkanischen Nervengriffes. Der Captain sackte bewusstlos zusammen. Tuvok fing sie auf und brachte sie in ihr Bett. Dann verließ er das Quartier.

    „Was war das?“ Auch Chakotay hatte das Donnern vernommen.
    „Ein Donner“, meinte Ayala, der an der OPS Harry Kims Aufgaben übernommen hatte.
    Die Türen des Turbolifts glitten auseinander und Tuvok betrat die Brücke. Sofort übernahm er wieder seine Station.
    „Ursprung?“, wollte Chakotay wissen.
    Ayala schaute auf die Anzeigen, die ihm die OPS darbot. „Unbekannt, Sir. Die Sensoren konnten nichts feststellen.“
    „Ich habe nichts gehört, Commander“, bemerkte Tema’na.
    „Dann sollten Sie Ihre Spitzohren waschen, Crewman.“
    Auf dem Bildschirm zog plötzlich ein Plasmasturm auf! Das Licht auf der Brücke wurde dunkler. Es war nun ähnlich gedämpft, wie bei Alarmstufe Rot, jedoch ohne die Sirenen und blinkenden Warnleuchten.
    Ein weiteres Mal glitten die zwei Türhälften des Turboliftes auseinander und Lieutenant Law kam auf die Brücke gestürmt. Er war sichtlich verärgert. „Wo bist du, du kleines…???“
    Chakotay sah ihn erschreckt an.
    Der Lieutenant stampfte Chakotay entgegen, packte ihn am Kragen, ballte die rechte Hand zur Faust und…

    … Chakotay wurde vom Doctor aufgeweckt. „Willkommen im Lande derer, die bei Bewusstsein sind“, begrüßte ihn das MHN.
    Chakotay sah sich um. Er war wieder im Chell’s. Und wieder befanden sich auch alle anderen Crewmitglieder hier. Einige von ihnen hatte der Doc schon geweckt, die meisten schliefen noch. So auch Janeway, Tuvok und Harry Kim.

    Im Büro des Doctors befanden sich der Doc selbst, Janeway und Chakotay.
    „Offenbar war Lieutenant Laws Albtraum in jener ersten Nacht so stark, dass er sich mittels seiner telepatischen Fähigkeiten auf die gesamte Crew ausbreitete und sich in deren Unterbewusstsein speicherte“, erklärte der Doctor die Ereignisse der vergangenen zwei Wochen. „So kam es, dass Sie alle auch nach seinem Tod noch schlafwandelten und sich einsam fühlten.“
    „Und wieso ist Lieutenant Law gestorben?“, fragte Janeway neugierig.
    „Ich weiß es nicht genau“, antwortete der Doc, „da es keine physisch erkennbare Todesursache gibt. – Aber es gibt vielleicht eine psychologische Erklärung.“
    „Dann lassen Sie Mal hören, Doctor“, meinte Chakotay.
    „Lieutenant Law träumte, er wäre drei Tage lang in einem Schrank eingesperrt gewesen, was ein traumatisches Erlebnis aus seiner Kindheit war. – Der Albtraum den er hatte war so extrem stark… Ich würde sagen, er ist im wahrsten Sinne des Wortes aus Einsamkeit eingegangen.“
    „Und wie konnten Sie dafür sorgen, dass wir diese Träume nicht mehr haben und wir auch nicht mehr schlafwandeln?“, wollte der Captain wissen.
    „Ich musste Ihr Gedächtnis bereinigen“, antwortete das MHN. „Ich habe alle Erinnerungsengramme, die etwas mit diesem Traum zutun hatten, aus Ihrem Unterbewusstsein entfernt.“
    „Also werden uns diese Träume wirklich niemals wieder quälen?“
    „In der Tat nicht. Sie sind zwar noch in der Lage sich an sie zu erinnern, jedoch wird dies keine versteckten Signale an ihr Bewusstsein schicken und sie nachts allesamt durchs Schiff laufen lassen.“
    Janeway war sichtlich erleichtert. Sie blickte zu Chakotay. „Ich weiß ja nicht, wie es Ihnen geht, Commander, aber ich könnte ein wenig Schlaf vertragen.“
    „Dagegen ist wohl nichts einzuwenden“, meinte der Erste Offizier.
    „Dem Rest der Crew wird es sicher nicht anders gehen, fürchte ich“, gab der Doctor zu bedenken.
    Janeway sah zum MHN. „Dann sollten wir alle etwas schlafen, meinen Sie nicht? – Meinen Sie, Sie schaffen es, das Schiff ein paar Stunden lang allein zu fliegen, Doctor?“
    „Ich bin stets willig und bereit“, antwortete dieser.
    „Na dann. – Computer, das KNH aktivieren.“
    Der Doctor flackerte kurz, dann war alles Blaue an seiner Uniform durch roten Stoff ersetzt worden. An seinem Kragen erschienen hintereinander vier goldene Rangknöpfe. Das Kommandierende Notfallhologramm war geweckt worden.
    Janeway und Chakotay standen auf. „Das Schiff gehört Ihnen, Doctor.“
    Das KNH nickte.
    Janeway lächelte, dann verließen Sie und Chakotay die Krankenstation.
    Das KNH lächelte zufrieden, verließ dann ebenfalls die Krankenstation, um sich auf die Brücke zu begeben, wo es in den nächsten acht bis zehn Stunden das Kommando führen würde. Allein. Ohne von organischen Offizieren überprüft und/oder überwacht zu werden. – Das alleinige Kommando auf der Brücke des Schiffes. In völliger Einsamkeit…


    ...und die Reise geht weiter - am kommenden Sonntag, den 21.07.2002

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    EINSAMKEIT
    based upon "STAR TREK" created by GENE RODDENBERRY
    produced for TREKNews NETWORK
    created by RICK BERMAN & MICHAEL PILLER and JERI TAYLOR
    executive producers SEBASTIAN OSTSIEKER & MARKUS RACKOW
    co-executive producer OZz
    producers MILA FRERICHS & STEPHAN DINGER lektor OLIVER DÖRING
    co-producers TIM PRUESSMANN & FLORIAN TSCHRIPKE
    written by SEBASTIAN OSTSIEKER
    adapted from a story by MARKUS RACKOW

    TM & Copyright © 2002 by TREKNews Network. All Rights Reserved.
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    Production-Code #9ABX04



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