Überaus eindrucksvoll meldet sich die vom Time-Magazine als „Beste Serie 2005“ ausgezeichnete Serie Battlestar Galactica aus der Midseason-Pause zurück und präsentiert uns eine Episode nahe an der Perfektion. Zu Beginn dieser Review muss ich eingestehen, dass ich retrospektiv gesehen den ersten Teil dieses Arcs, die Episode 2x10 „Pegasus“, zu niedrig bewertet habe. Nach mehrmaligem Sehen wurden mir einige zusätzliche Facetten deutlich, die diese Episoden herausragend machen. „Ressurection Ship“ knüpft inhaltlich und vor allem qualitativ an die vorangegangene Episode an und wird in keiner Sekunde langweilig. Abermals liegt der Fokus nicht so sehr auf der Action, sondern auf der nervenaufreibenden Interaktion zwischen den einzelnen Figuren. Hier zeigt sich eine der Stärken von BSG, die interessanten Figuren und ihre Handlungen untereinander. Eigenschaften, die früher Star Trek groß gemacht und leider im Laufe der letzten Jahre vernachlässigt worden waren. Alle Rollen werden von den Schauspielern wie eigentlich immer großartig ausgefüllt und auch die Gastdarsteller wirken einmal mehr überzeugend. Die Euphorie über das Auffinden eines weiteren kolonialen Schiffes ist inzwischen gänzlich verflogen. Was nun deutlich zu Tage tritt, sind die unterschiedlichen Philosophien zwischen Admiral Cain und Commander Adama/President Rosslin. Hatte ich in der vorangegangenen Episode noch ein wenig Verständnis für die Situation der Pegasus-Kommandantin, so wird in dieser Folge nun klar, dass sie auf gar keinen Fall vertrauenswürdig ist. Am deutlichsten wird dies an der unterschiedlichen Art und Weise, wie die Figuren die gegenwärtige Situation bewerten. Adama und Rosslin haben sich in den beiden vergangenen Jahren darauf verständigt, die zivile Regierung zu stärken und vor allem im rechtlichen Sinne die Traditionen und Werte der alten Kolonien weiter zu verfolgen. Admiral Cain sieht sich jedoch, wie sie nicht müde wird zu betonen, im Krieg. Ein Zustand, der ihr weit reichende Befugnisse erlaubt, die sie auch nicht gedenkt ab zu geben. Noch in „2x10 Pegasus“ hatte ich für ihre Sichtweise die hoffnungslose Situation ihres Schiffes verantwortlich gemacht, das immerwährende Kämpfen und Fliehen. Doch die Wahrheit sieht leider ganz anders aus: auch die „Pegasus“ hatte eine zivile Flotte um sich, die jedoch auf Befehl Admiral Cains ausgeschlachtet worden war. Ein kleiner Vorgeschmack darauf, was geschehen würde, wenn sie es schafft die gegenwärtige Regierung zu entmachten. Deutlich wird in dieser Folge das Vertrauen zwischen Rosslin und Adama. Wir erinnern uns, noch vor wenigen Folgen war die Präsidentin auf der Flucht vor dem Kommandanten der „Galactica“, nun jedoch wird ihnen abermals deutlich, wie viel sie beide verbindet. Es ist weit mehr als die Beziehung zwischen einer politischen Führerin und ihrem obersten Soldaten, es ist vielmehr eine platonische Freundschaft, die diese beiden Menschen verbindet. Keinem anderen Menschen gegenüber hätte die Präsidentin zugegeben, dass sie nur die Möglichkeit sieht Cain zu töten. Doch wie soll man ihre Aussage bewerten? Ist sie nun in der politischen Realität angekommen oder ist sie angesichts des derzeit schwelenden Cylonen-Konfliktes einfach kälter geworden? Hier spielt BSG die alten Stärken von Star Trek aus, nämlich die Parallelen zur Realität. Es muss sich nämlich jeder Zuschauer selbst die Frage stellen, ob der thematisierte „Tyrannenmord“ die richtige Lösung für dieses Problem ist oder gibt es überhaupt noch andere Möglichkeiten? Und wenn nein, legitimiert dies dennoch dieses äußerste Mittel? Denn diesen Weg zu wählen wäre nichts anderes als wenn eine heutige Großmacht für sich allein entscheidet eine andere politische Person/Terrorist zu eliminieren. Ein harscher Vergleich? Möglicherweise, dennoch muss man sich mit diesem Dilemma befassen. An dem Größenwahn Cains kann jedoch kein Zweifel bestehen. Nicht nur wird dies ersichtlich an der Art und Weise, wie sie ihr Schiff führt oder die Gefangene behandelt, sondern auch in ihrem aberwitzigen Plan zu den Kolonien zurückzukehren und die Cylonen zu besiegen. Eine nur kleine Szene, doch endlich sprechen sich der Chief und Helo aus. Eine längst überfällige Sache; hoffen wir nur, dass sie nicht zu spät kommt. Auch wird abermals Bezug zum wohl derzeit brandaktuellsten Problem derzeit genommen, die Folter. Auch wenn die Cylonen für die fast vollständige Auslöschung der menschlichen Spezies verantwortlich sind, so ist es dennoch nicht rechtens einen Gefangenen, sei er auch nicht menschlich ist, so zu behandeln. Zwar müssen wir uns fragen, ob wir in einer vergleichbaren Situationen ebenso unseren berechtigten Hass unterdrücken könnten, dennoch muss an den Prinzipien, die einen zu einem Menschen machen, festhalten. Sehr schön deutlich wird dies am Galactica-Doktor, der ohne zu zögern die versuchte Vergewaltigung als „unverzeihlich“ bewertet. Dass es um die Number Six, die auf der „Pegasus“ gefangen gehalten wird, schlecht steht, wird an ihrem unerwarteten Sterbewunsch deutlich. Ob ihr Dr. Balthar diesen Wunsch erfüllen wird? Zwar dominiert der Konflikt zwischen den beiden Schiffen, dennoch wird sich mit dem „Ressurection Ship“ befasst. Gelänge nämlich ein Ausschalten dieses lohnenden Ziels, so hätte man den Cylonen einen entscheidenden Schlag verpasst und sich einen Vorteil verschafft. Diese Handlung wird jedoch erst in der kommenden Folge gänzlich aufgenommen werden. Ansonsten gibt es absolut nichts zu meckern. Die Effekte und Musik sind auf einem hohen Niveau, die schauspielerischen Leistungen fabelhaft und die Spannung nervenzerfetzend. Eine einfach umwerfende Episode |
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