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...die letzte Verführung der Nacht
  • 1x03 - The End is the Beginning

    Das Ende ist der Anfang
    Episoden-Nummer: 3   Produktions-Nummer: 3   US-Erstausstrahlung: 06.02.2020   Deutsche Erstausstrahlung: 07.02.2020  
    Ihrer Besonderheit nicht bewusst, führt Soji ihre Arbeit fort und erregt die Aufmerksamkeit des Leiters des Borg-Kubus-Forschungsprojekts. Nach der Aufarbeitung vergangener Ereignisse mit der widerstrebenden Raffi sucht Picard andere Freiwillige, die ihm bei der Suche nach Bruce Maddox helfen wollen, darunter auch der Pilot und ehemalige Sternenflottenoffizier Cristóbal Rios

    Episodenkritik (Achtung: Spoiler)

    Nach der für mich sehr hektisch und unübersichtlichen 2. Folge kehrt "Star Trek: Picard" mit "Das Ende ist der Anfang" wieder zur mehr struktuierteren Erzählweise zurück und präsentiert mit der dritten Episode den Abschluss dessen, was man eigentlich als zusammenhängenden TV-Film als Prolog  zur Serie hätte zeigen können. Die Episode greift viele der offenen Fragen auf und geht darauf ein, wie Picard seine Stellung als Admiral der Sternenflotte aufgegeben hat.

    "Mein Plan oder ich kündige"

    Eigentlich schwer vorstellbar, dass Picard ein derartiges Ultimatum in Richtung Sternenflotte aussprechen musste. Und so gesehen auch eine vergebene Chance hier einen großartigen Picard-Moment zu schreiben. Anstelle dass die Autoren hier tatsächlich die Diskussion und Verhandlung zur Rettung der Romulaner zeigen präsentiert die dritte Episode das ganze aus der Erzählerperspektive. Picard berichtet stoisch an Raffi Musiker, zum Zeitpunkt der Rückblende Mitglied seiner Crew, dass er seinen Posten niedergelegt hat.

    Und währe das nicht schon seltsam genug, verwundert die Reaktion von Musiker umso mehr. Sie gibt Picard die Schuld dafür, dass Sie Aufgrund seiner Kündigung ihre Stellung und auch Lebensstandard verloren hat. 

    Nicht die Zukunft von Gene Roddenberry

    Das ist nicht die Föderation und nicht die Zukunft, die Picard in "First Contact" gegenüber Lily beschrieben hat und sicherlich nicht die harmonische Utopie die Gene Roddenberry in seinem Lebenswerk zeigte. Wir erleben hier eine neue Zukunft - eine neue Erde deren Bevölkerung nach wie vor dem Streben nach Status, Reichtum und Wohlstand erlegen ist. Dass Rafi Musiker sich einer, per Vape-Gerät konsumierten, auf dem Vorplatz zum Camping-Wagen angebauten, Droge der Paranoia hingibt, ist da nur die Spitze des Eisbergs (ha!)

    Insgesamt hat nun wohl jedes Mitglied von Picards "Crew" eine zur eigentlichen Vision der Föderation ziemlich unpassend und fragwürdige Hintergrundgeschichte:

    • Musiker, die gerne mal zum Drogen-Vape-Gerät greift und auf Picard sauer ist, weil ihr Status verloren ging
    • Einen Piloten, der in seiner Freizeit Selbstgespräche führt und auf männlichen Narben steht ("UGA!")
    • Eine wissenschaftliche Beraterin mit relativ fragwürdiger Motivation

    Bislang muss ich sagen, finde ich mit großem Abstand die Figur von Rafi Musiker am schwächsten. Sie ist vorurteilshaft, konsumiert Drogen und entspricht in kaum einem Charakterzug dem, was ich von einem fortschrittlichen Menschen erwarte. Selbst nach heutigen Maßstäben nicht. 

    Star Trek: Picard zeigt eine Vision der Zukunft die in diesen Belangen nichts mit der ursprünglichen Vision seines Erfinders gemein hat. Für einen langjährigen Fan ist das im mindesten verwunderlich und nachvollziehbar enttäuschend. Aber ist das ein Kritikpunkt, den man in die Wertung einfließen lassen kann? Falls ja, müsste man als Zuschauer folglich die gesamte Serie, die gesamte Inszenierung latent ablehnen, was ein weiteres Zusehen fast unmöglich machen würde. Für mich im persönlichen muss ich mich daher leider damit abfinden. Zu groß ist der Wunsch nach einem gelungenen letzten Abteuer des Kapitäns der Herzen.

    Erzählerisch ist es aber zumindest gesehen schwach, dass man dem Zuschauer (erneut) eine sehr oberflächlich ausgearbeitetes Konstrukt von "gut & böse" bzw. "moralisch korrekt & fehlgeleitet" präsentiert. Da gehen Serien wie "The Expanse" deutlich diffiziler an die Thematik heran.

    50 Shades of Gray

    Stichwort "Gut & Böse" - was reitet die Star Trek TV Produzenten eigentlich ständig in Sachen Farbgestaltung? Es ist gänzlich absurd, dass auf einer Forschungseinrichtung der Romulaner mit Wissenschaftlern aus allen Regionen der Galaxie kein brauchbares Licht im Borg-Kubus installiert wird. Schon mal ein Labor besucht? Da ist es hell. HELL. STRAHLEND HELL. Weil man forscht und jedes Detail sehen muss und will. Ganz anders im Rückgewinnungstrakt: Da werden im schummrigen Dämmerlich ganze Gliedmaßen entfernt. Liebe Produzenten: Warum so dumm?

    Eins kann die aktuelle Folge jedoch wieder: Der Flow ist tight. (Word!)

    Das dramaturgisch gut gemachte Hin- und Herspringen zwischen "Einer Flog übers Kuckucksnest" und dem Verhör des romulanischen Assassinen war mitreißend und spannend. 

    Doppel Null

    Werden noch Wetten für in Bezug auf den Doppelagenten der Crew angenommen? Für mich ganz klar Dr. Agnes Jurati. Sie taucht mehrfach ohne tatsächliche Notwendigkeit bei Picard auf, hat früher Eng mit Maddox gearbeitet und ist tatsächlich die Einzige Informationsquelle zu Maddox die bislang überhaupt vorliegt.

    Dass sie dann elegant zur richtigen Zeit am richtigen Ort war um völlig überraschend den Zaht Vash Angreifer mit einem gezielten Schuss auszuschalten lässt nur zwei Rückschlüsse zu: Entweder billigst und total hirnverbrannt geschrieben oder aber: Die Gute Dame hat eine versteckte Agenda und ist viel mehr, als sie vorgibt zu sein.

    A Kingdom for a Heart

    Dass Soji und Dahj offensichtlich gar keine brauchbare Vergangenheit haben wird in Folge drei weiter vertieft. Soji erkundigt sich per Skype bei Ihrer vermeintlichen Mutter, welche Soji beruhigt. Dahj geht es gut. Handelt es sich bei der "Mutter" vielmehr um eine Art KI, die einen noch nicht aktivierten Agenten betreut? Hier könnte ich mir eine ähnliche Situationen wie in "Oblivion" vorstellen - irgendwo da draußen gibt es eine Bevölkerung voller Androiden die Agenten innerhalb der gesamten Föderation verteilt und mit einem "normalen" Leben ausgestattet haben. Bezeichnend hierfür ist z.B. auch, dass in der ersten Episode das Bild im Skype-Anruf kurz flackert, bevor "Mutter" Dajh empfiehlt, doch zu Picard zu gehen.

    Und das ist etwas, dass "Star Trek: Picard" erzählerisch ganz gut kann: Den Zuschauer zum Nachdenken anzuregen. Hier macht die Serie viel Spaß und bietet auch etwas potential für einen zweiten Durchgang, um den einen oder anderen Hinweis zu entdecken, bevor das große Finale kommt.

    Einer meiner wesentlichen Kritikpunkte zur letzten Folge war der absurd dämliche Plan Nareks, Soji halt einfach mal flach zu legen um an Informationen zu kommen. ("Hallo, Beischlaf?") Leider wird das auch in dieser Folge nicht sinnvoller. Es ist nach wie vor nicht nachvollziehbar, was überhaupt seine Herangehensweise darstellt. Ein schlauer Anmach-Spruch wie "Deine Augen sind so sexy braun wie der Topf Gulasch auf meinem Nachtisch!" kann es kaum gewesen sein und einfach darauf zu setzen, dass die Wissenschaftlerin einen ungepflegten Drei-Tage-Bart geil findet reicht mir ehrlich gesagt nicht.

    Wenn die Melodei erklingt, sein edles Tagewerk beginnt (Die TNG Fanfare gen Ende der Episode)

    <FANBOYMODUS> Hach. HACH. HAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAACH! Natürlich ist es völlig offensichtlicher Fan-Service und wer noch nie zuvor TNG gesehen hat mag verwundert innehalten und sich fragen, warum man eine derart gestellte und gekünstelte Szene in die Episode eingebaut hat. Aber. Aber.... ABER JUNGE MEINE FRESSE WIE GEIL!</FANBOYMODUS

     

    Fazit und Wertung

    Ein runder Abschluss zum Prolog der ersten Staffel "Star Trek: Picard" - ich freue mich auf die nächste Episode!
    4/5
    Gesamtwertung
    Action: 3 Spannung: 5 Humor: 1 Anspruch: 3 Kontinuität: 2 Figuren: 3 Erotik: 0

    Bearbeitet von Daniel Räbiger

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