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Charles Yu - Handbuch für Zeitreisende


einz1975

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So eine Zeitreisemaschine ist eben auch nur eine Maschine und auch diese kann hin und wieder ein Problem haben. Bloß gut gibt es Charles Yu, welcher sich mit der Reparatur dieses Kastens auseinandersetzt. Schon dieser Einstieg ist recht ungewöhnlich, denn Zeitreisen sind viel mehr als nur auf einen Knopf zu drücken und zu schauen was passiert. Dies bekommt auch der Leser mehr als einmal deutlich und vor allem auch wissenschaftlich erklärt. An seiner Seite hat Charles Tammy, eine KI, welche starke Minderwertigkeitskomplexe hat und sich ständig schlecht fühlt. Ja auch hier habe ich mich an „Per Anhalter durch die Galaxis“ erinnert gefühlt, aber ist die Idee dahinter eine ganz andere. Ebenfalls kommt noch ein Hund mit an Bord. Ed ist eigentlich gar nicht so existent wie man meinen mag, vielmehr ist er aus einer Zeit, welche für Charles gar nicht existiert, aber für Ed.

Somit haben wir auch schon fast alle Protagonisten zusammen, wären da nicht noch die Eltern von Charles. Besonders der Vater bekommt hier eine große Aufmerksamkeit, denn er gilt mit als Erfinder der Zeitreisemaschine. Jahrelang hat er in der Garage daran gearbeitet und Charles immer an seiner Seite. So viel Zeit und so wenig damit angefangen... oder doch alles richtig gemacht und nur nicht erkannt, was man alles erlebt hat? Im Kern der Geschichte geht es vielmehr um die Beziehung zwischen Vater und Sohn. Man möchte meinen, dass der Autor hier autobiografisch versucht, seine eigenen Erfahrungen in Einklang mit der Realität zu bringen. Eltern die sich streiten, Kinder die das nicht verstehen, Trennung, keine Worte, allein sein... alles kommt zusammen und da wäre es schon schön eine Zeitmaschine zu besitzen und noch einmal zurück zu schauen.

Nebenbei wird auch eine kleine Geschichte erzählt. Dabei erklärt Charles zum einen wie Zeitreisen funktionieren oder wie andere ihre Zeitreise erlebt haben. So reist eine Frau zurück zu dem Tag, an der sie einen Anruf von ihrer Großmutter erhalten hat und sie kurz darauf verstarb. Hätte sie hinfahren sollen? Länger mit ihr telefonieren? Sich öfter melden sollen? Alles Fragen, die man nicht beantworten kann, nur andere es besser machen können. Das menschliche Gehirn ist schon eine fantastische Erfindung. Es ist ein grandioser Speicher, welcher durch unsere Sinne so viele Informationen aufnehmen kann und zu jeder Zeit abrufbar bereithält. Was wären wir ohne unsere Erinnerungen? Schön das der Autor nicht nur philosophisch darauf eingeht, vielmehr versucht er dabei lebhaft draufloszuschreiben.

Er nimmt sich selbst als Hauptfigur und sieht sich auch nicht sonderlich wichtig. Hier ein Spaß über seine unförmige Figur und da eine lustige Passage, die er mit seinem imaginären Hund Ed erlebt. Damit der Auflockerung noch nicht genug, denn er verpasst dem Buch auch kleine Umbrüche. So gibt es immer wieder Passagen aus dem Buch „Handbuch für Zeitreisende“ oder Formeln, welche die Zeitreisen anschaulicher machen sollen. Selbst leere Seiten hat er eingebaut und schickt seinem Ich die Botschaft, dass das Buch der Schlüssel zu allem ist. Ich gebe zu, dass ich mir anfangs etwas völlig anderes erwartet habe und doch hat das Ergebnis mich positiv überrascht. Unweigerlich macht man sich Gedanken und schweift beim Lesen selber ab und sucht Erinnerungen, zu den man selbst noch einmal reisen möchte.

Fazit:
Finde den Mut in deine eigene Zukunft hineinzuleben und hinterlasse eine Ode an deinen Vater. Mit einem munteren Schreibstil gibt Charles Yu dem Leser die Chance sich über Reisen durch Raum und Zeit Gedanken zu machen und ganz beiläufig schickt er den Funken der Selbsterkenntnis mit. Technische Details scheinen manchmal etwas zu trocken, dafür hat die Gesamtgeschichte den Grundkern, sich seiner Vergangenheit bewusst zu sein und sich hinaus in eine fremde unbekannte Zukunft zu bewegen. Mal eine etwas andere Art von Science-Fiction und wenn selbst der Sohn von Luke Skywalker auftaucht, ist es schon mehr als ungewöhnlich.

Matthias Göbel

Autor: Charles Yu
Übersetzung: Peter Robert
Broschiert: 267 Seiten
Verlag: Rowohlt Verlag
Erscheinungsdatum: 02.04.2012
ISBN: 9783862520220

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Bearbeitet von einz1975
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    Bitte der Reihe nach durchführen, sonst kann das Captcha nicht erfolgreich abgeschlossen werden...
    Schritt 1: Wenn Picard ein Captain ist, sollte hier ein Haken rein...
    Schritt 2: und wenn es in der Nacht nicht hell ist, sollte hier der Haken raus!
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