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...die mit der Mühle

Arkadi & Boris Strugatzki - Die Schnecke am Hang


einz1975

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Weltweit gibt es Autoren, die mit ihren Werken aus der Masse herausstechen. Die Strugatzki Brüder aus Russland sind definitiv jedem Liebhaber von Sicence-Fiction-Büchern ein Begriff. Man könnte fast meinen, dass der Heyne Verlag das 50jährige Jubiläum des Buches nutzt, um eines der wohl ungewöhnlichsten Bücher der Strugatzkis noch einmal zu veröffentlichen. In irgendeiner Zeit haben die Menschen einen anderen Planeten erreicht. Sie haben sich hier angesiedelt und versuchen nun ihr Leben aufzubauen. Wir erleben die Geschichte von zwei Seiten, zum einen von Kandid und zum anderen von Pfeffer. Beide erleben ein Abenteuer für sich und doch haben beide eins gemeinsam – Der Wald. Hier will Pfeffer unbedingt hin, allerdings darf er ohne einen Passierschein nicht hinein. Sein Visum ist eh fast abgelaufen und er versucht es noch einmal bei der Verwaltung.

Kandid hingegen lebt in einem kleinen Dorf in mitten des Waldes. Viele kleine Dörfer haben sich im Lauf der Zeit gebildet. Von hoch entwickelter Technik ist so gut wie nichts mehr übrig, vielmehr sind die übrigen Siedler mehr und mehr Bauern geworden. Der Wald holt sich nach und nach sein Gebiet zurück. So wuchern Pflanzen über Nacht ganze Häuser zu oder verwandeln die Menschen in sogenannte „Totenmenschen“. Man erfährt viel von dem Planeten und vor allem von dem Wald, wie er funktioniert und welche Methoden er benutzt, um sich vor den Menschen zu schützen. Es gibt seltsame lilafarbene Wolken oder plötzlich ansteigendes Wasser, was ganze Gebiete in undurchdringbare Sümpfe verwandelt. Viele Menschen sind im Lauf der Zeit verschwunden und all das soll nur der Wald gewesen sein?

So einfach sich die Geschichte der beiden anhört, liest sie sich leider nicht. Um die Seltsamkeit herauszustellen, wird eine sehr eigene Art benutzt, wie die Charaktere miteinander reden und vor allem wie sie interagieren. Nicht immer muss man eben genau beschreiben wie außerirdisch diese Welt ist, manchmal muss man nur den Figuren zuhören. Das ist nicht einfach und führt unweigerlich dazu, dass man sich schon eher fragt, von was hier wirklich die Rede ist. Ich muss auch gestehen, dass ich mir in einigen Passagen selbst wie eine Schnecke vorkam. Es ging einfach nicht voran oder habe ich da etwas falsch verstanden? Richtig, denn erst am Ende gibt es noch einmal einen kleinen Anhang, welcher über die Notizen zu dem Buch berichtet. Es wird schon am Anfang davon berichtet, dass es eine Satire auf den Verwaltungsapparat der damaligen Sowjetunion ist.

Daher wird selten wirklich deutlich der Sinn und Unsinn hervorgekehrt. Der Mensch, welcher wie ein Ball zwischen den Paragrafen hin und her geworfen wird und der Mensch, welcher den Krieg gegen seine eigene Zukunft verliert. So schön sich dieser Ansatz im ersten Moment anhört, darf man eben nicht vergessen, dass dieses Buch zwischen 1966-1968 das erste mal veröffentlicht wurde. Die Zeiten waren deutlich andere und durch die Nutzung der Science-Fiction, hatte das Buch die Chance die Menschen doch noch zu erreichen. Zensur und Verwaltung haben auch heute noch viel Macht, doch Zeiten ändern sich und als klassische Erinnerung an eine Zeit, welche viele nur aus Büchern kennen, kann „Die Schnecke am Hang“ uns eine Stichprobe dessen geben, wie die Menschen lebten, leben werden und leben mussten.

Fazit:
Die Einzigartigkeit trifft auf Eigenartigkeit. „Die Schnecke am Hang“ ist der literarische Kampf mit Wörtern gegen eine starre Verwaltung, der Wunsch zur Verwirklichung und das Wissen, dass der Mensch seine Zukunft finden wird, wenn er neugierig bleibt. In einer verschachtelten Geschichte, mit seltsamen Dialogen, Namen und Handlungssträngen erleben die beiden Hauptfiguren eine Welt, in der ein symbolisierter Wald als Grundlage für viele Wunder existiert. Schwierig und ausgefallen geschrieben und sicher nicht für Masse gedacht, haben die Strugatzki-Brüder ein Werk geschaffen, welches viel Raum für Interpretationen lässt und Science-Fiction nur beiläufig als Mittel dafür benutzt.

Matthias Göbel

Autor: Arkadi & Boris Strugatzki
Übersetzung: Hans Földeak
Taschenbuch: 384  Seiten
Verlag: Heyne Verlag
Erscheinungsdatum: 08.07.2019
ISBN: 9783453319622

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Bearbeitet von einz1975
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