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...die mit der Mühle

Christopher Priest - Inversion


einz1975

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Wenn wir in den Himmel schauen und die Sonne sehen, wissen wir Dank der Wissenschaft, dass sie rund ist und ein gigantischer Stern. Was aber, wenn Teile dieses Wissens verloren gegangen sind? Helward Mann lebt schon immer in der Stadt. Er hat sie auch nie verlassen, bis zu dem Tag, an dem er in die Gilde seines Vaters aufgenommen wird. Ab jetzt beginnt das eigentliche Leben für ihn. Er muss zuerst körperlich schwere Arbeit leisten und hilft beim verlegenen von Bahnschienen. Auf diese wird die gesamte Stadt gezogen, immer Richtung Norden, dem Optimum entgegen. Eine Stadt auf Rädern? Warum das denn?

Bevor diese Frage beantwortet wird, erzählt Priest erst einmal wie diese Welt funktioniert. Es gibt ein strenges Gilden-System, Ehen werden vereinbart und Fragen sollte man besser nicht stellen. Helward durchlebt jetzt jede Phase der Stadt und verstehst nach und nach warum sie sich bewegen muss. Nach Norden, um in der richtigen Zeit und Geschwindigkeit zu sein, denn im Süden ist alles andersherum. Hier vergeht die Zeit rasend schnell und der Boden wird tief in einen Abgrund gezogen - Das Ende der Welt! Gibt es das wirklich? Sind wir immer noch auf der Erde oder auf einem anderen Planeten?

Keine Angst, so weit weg sind wir gar nicht, nur das Wann und das Wie ist diesmal entscheidend. Der Autor hat eine überraschende Art und Weise die Dinge zu erklären. Physikalische Gesetze werden hier auf den Kopf gestellt und mit diesem Geheimnis lässt er den Leser bis zum Schluss zappeln. Es ist anfänglich auch gar nicht so einfach sich diese Welt vorzustellen. Das gleiche gilt für die gesellschaftlichen Zwänge, in der die Figuren stecken, sowie ihre Ängste und Entdeckungen. Das führt auch beim Leser zum abschweifen der Gedanken. Anfänglich bleibt man gut am Wort hängen, doch später liest man zeitweise einfach nur weiter.

Vielleicht ist es auch der Zeit geschuldet. Als Priest dieses Buch schrieb, waren wir mitten in den 70er Jahren. Die Welt war erneut im Wandel. Kriege gab es immer noch und dem Menschen wurde langsam bewusst, dass alles endlich ist. Zukunft ist auch hier ein Wort, welches man mit Unsicherheit in Verbindung bringt. Genauso Leben auch die Bewohner in der Stadt. Immer in Hetze das Optimum zu erreichen, nicht mehr zurückschauen, kein Stopp, es muss weiter gehen. Wohl einer der seltenen Ansätze, sich tiefgründiger mit dem Leben in der Gesellschaft auseinanderzusetzen, mit dem Wink der Technik und den Sprung in das Morgen.

Fazit:
Eine unvergleichliche Idee! In starken Zeilen verpackt, bekommt man hier eine Geschichte, welche von der Idee her so noch nicht dagewesen ist. Allein die fahrende Stadt ist schon faszinierend und erfährt man wie die Welt dazu funktioniert, findet man Bewunderung für den Autor. Es gibt sicherlich auch Passagen, welche nicht mehr zeitgemäß sind, aber dann gibt es wieder diese Momente, in denen man wundervoll vor dem Kopf gestoßen wird. Nicht immer leicht zu folgen, aber interessant und ungewöhnlich.

Matthias Göbel

Autor: Christopher Priest
Übersetzung: Yoma Cap, Kristof Kurz
Taschenbuch: 416 Seiten
Verlag: Heyne Verlag
ISBN: 9783453320659

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Bearbeitet von einz1975
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  • Hallo Gast - Aufgrund des vielen Spams müssen leider ein paar Fragen beantwortet werden.

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    Schritt 1: Wenn Picard ein Captain ist, sollte hier ein Haken rein...
    Schritt 2: und wenn es in der Nacht nicht hell ist, sollte hier der Haken raus!
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