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...Ekstase in Moll

Max Barry - Die 22 Tode der Madison May


einz1975

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Eine junge Frau versucht sich als Immobilienmaklerin und hat in wenigen Minuten ein Termin in einer heruntergekommenen Immobilie. Der Interessent ist pünktlich und es scheint, dass sie ihn wirklich zu einem Vertrag bewegen kann. Doch dann... stirbt Madison May. So beginnt der Roman und ich muss gestehen, dass Max Barry hier zwar nicht besonders tief in die Trickkiste gegriffen hat, aber es funktioniert und als Leser will man sofort in die nächsten Seiten steigen. Danach lernen wir die Journalistin Felicity kennen. Sie ist aktuell mit anderen Sachen beschäftigt, als mit Kriminalfällen und doch wird sie auf den Tod von Madison May angesetzt. Kurze Zeit später befindet sie sich schon am Tatort und kann sich heimlich umsehen. Dabei fällt ihr ein Zeichen auf und ein Mann, auf welchen sie nicht viel später erneut treffen wird.

Der Autor geht bei der Erzählung oft auf Details seiner Figuren ein, welche für den Moment wichtig erscheinen, aber im Nachhinein nicht sind. Was wohl auch daran liegt, dass sie nicht immer in der gleichen Welt leben wie alle anderen. Denn Felicity gerät eher durch Zufall in Besitz eines Gegenstandes, der ihr erlaubt, in andere Parallelwelten zu reisen. Diese Technologie wurde irgendwann von einem Professor erfunden und die Theorie besagt, dass man in der einen Realität verschwindet und in der nächsten wieder auftaucht. Alles ist augenscheinlich gleich und doch gibt es viele Unterschiede. So hat Felicity in der einen Welt nur eine, anstatt zwei Katzen oder ihr Freund hat einen Bart und in der anderen eben nicht. Was aber hat das mit Madison May zu tun?

Eigentlich ist sie eine angehende Schauspielerin und in einer dieser Welten hat sie es auch geschafft. Dabei verliebte sich ein Mann in sie. Doch Madison erwiderte seine Liebe nicht und so muss sie immer wieder aufs neue sterben. Felicity lernt auch eine Gruppe anderer „Reisender“ kennen, die genau diese Tat versuchen aufzuhalten. Die Journalistin versucht sich in den neuen Welten immer wieder zurechtzufinden, obwohl sie weiß, dass sie gar nicht richtig hier hingehört. Genauso fühlen sich für mich auch oft die Figuren an. Manchmal schwimmen sie eher zwischen den Zeilen und versuchen etwas zu erzählen, um Tiefe zu gewinnen. Hin und wieder gelingt es Max Barry, doch zu oft gewinnt die Belanglosigkeit.

Madison May als Mädchen an einer Bar oder in einem kurz erzählten Horrorausflug in eine kleine Waldhütte bringen Abwechslung, auch wenn das Ende immer gleich ist. Erstaunlich ist eher die Entwicklung von Felicity. Sie ist definitiv weit davon entfernt, anderen etwas Böses anzutun. Und doch wächst sie so weit über sich hinaus, dass man es selbst kaum glauben möchte. Für alle, die erwarten, dass die Technik hinter der Reise erklärt wird, muss ich leider den Spoiler aussprechen, dass ihr so gut wie nichts weiter erfahren werdet. Es gibt nur ein kurzes Gespräch mit einem Wissenschaftler, der über Parallelwelten-Theorien philosophiert und eine kurze Bedeutungserklärung des Tokens, was Felicity jetzt bei sich trägt. Sehr schade, denn genau das hätte den Roman wirklich zu einem Sci-Fi-Thriller gemacht.

Fazit:
Es ist nur ein kleiner Schritt, von der einen, zur nächsten Welt! Es gibt jährlich zahllose Personen, die spurlos verschwinden. Niemand kann sie finden und keiner weiß, was mit ihnen passiert ist. Vielleicht sind sie ja wie Felicity jetzt nur in einer Parallelwelt? Was könnte man hier Gutes tun? Einen Mord verhindern? Wenn es so einfach wäre, hätte Madison May sicher nicht 22 Mal ihr Leben verloren. So kompliziert die Theorie klingt, so verläuft auch die Story und so fühlen sich auch die Figuren an. Der Autor greift, für meinen Geschmack, zu sehr auf Nebensächlichkeiten zurück, was nur den Umfang der Geschichte, aber nicht den Inhalt erweitert. Grundlegend hat Max Barry eine fantastische Idee, er schafft es nur nicht, sie spannend genug umzusetzen.

Matthias Göbel

Autor: Max Barry
Übersetzung: Bernhard Kempen
Broschur: 426 Seiten
Verlag: Heyne Verlag
Veröffentlichung: 15.03.2023
ISBN: 9783453322356

 

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  • Hallo Gast - Aufgrund des vielen Spams müssen leider ein paar Fragen beantwortet werden.

    Bitte der Reihe nach durchführen, sonst kann das Captcha nicht erfolgreich abgeschlossen werden...
    Schritt 1: Wenn Picard ein Captain ist, sollte hier ein Haken rein...
    Schritt 2: und wenn es in der Nacht nicht hell ist, sollte hier der Haken raus!
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