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Annie Francé-Harrar - Feuerseelen


einz1975

Empfohlene Beiträge

Utopien können so schön klingen. Die Menschheit hat sich weiterentwickelt und lebt in riesigen, modernen Städten. Der Mensch selbst arbeitet nur noch wenig, denn durch die technischen Errungenschaften, kann man sein Leben so gestalten wie man möchte. Die neuste Erfindung soll das Leben noch einmal grundlegend verändern – Nahrung, hergestellt aus Luft. Man nimmt sich die Elemente aus der Atmosphäre und setzt sich so das entsprechende Essen zusammen. Ein alter Forscher namens Henrik hat allerdings seine Bedenken, dass dieser Fortschritt zu mehr Schaden, als Nutzen führt. Dennoch wird er nicht angehört. Im Gegenteil, alle noch übrigen Bauern sollen in die Städte integriert werden, denn Nahrung gibt es jetzt im Überfluss.

Doch es gab schon zuvor einige Probleme, welche die Regierung nicht lösen konnte. Die Geburtenrate ging stark zurück und außerhalb der Stadt, konnte sich ein Stadtbewohner kaum lange ohne Probleme aufhalten. Der Mensch hat sich selbst sein eigenes Gefängnis gebaut. Henrik und sein Schüler mahnen die Oberen, dass alles ein schlimmes Ende nehmen wird. Doch er bleibt weiter ungehört. Seine Forschungen zeigen eindeutig, dass durch den Entzug der Elemente sich nicht nur die Luft, sondern auch der Boden verändert. Das hat zur Folge, dass bestimmte Bakterien nicht mehr existieren können. Nach und nach bricht das gesamte Ökosystem zusammen. Die Städter hingegen feiern ihr Leben und ewig blühende künstliche Blumen, ohne zu ahnen, was ihnen bevorsteht.

Als die ersten Bauern die schrecklichen Auswirkungen mitbekommen, ist es schon zu spät. Schon nach kurzer Zeit wird auch die Stadt selbst in Mitleidenschaft gezogen und der Kampf ums Überleben beginnt. Hier geht die Autorin sehr dystopisch vor, was aufgrund der vorliegenden Tatsachen nur eine logische Konsequenz ist. Ohne Grande für die überheblichen Städter, lässt sie der wütenden Natur freien Lauf. Es klingt alles gar nicht so abwegig und wenn man manch Monokultur-Anbauweise heutzutage betrachtet, könnte man meinen, dass ein solcher Umsturz gar nicht mehr weit entfernt ist. Die Nähe zur Natur und das Leben mit ihr ist der springen Punkt in der Geschichte. Wenn man vergisst, wie alles zusammenhängt, muss man eben von neuen anfangen.

Obwohl es einige Figuren in dieser Geschichte gibt, sticht besonders Henrik hervor. Es gibt zwar auch den typischen Antiprotagonisten, doch wirkt er nur aufgrund seiner Zugehörigkeit zur Regierung mächtig. Wissenschaft hingegen kann Segen und Fluch zur gleichen Zeit sein. Ein schönes Beispiel ist die Plastik, wobei niemand im 19. Jahrhundert gedacht hätte, was für fatale Folgen dieser Stoff einst haben wird. So erinnert Francé-Harrar mit ihrem Roman uns alle daran, dass unsere Erde nicht nur der Platz ist, auf dem wir leben, sondern auch ein eigener sensibler Organismus, den wir besser lernen müssen zu verstehen und sorgsamer mit ihm umgehen sollten.

Fazit:
„Never change a running system“ - eine Weisheit, die oft zur späten Erkenntnis wird. Das Buch erschien erstmals 1920. Wenn man sieht, wie weitsichtig die Autorin mit dem Thema Umwelt und Entwicklung umgegangen ist, schreckt man zurück, wie wenig wir in den letzten 100 Jahren dazugelernt haben. Ihre Beschreibungen der Zukunft klingen plausibel, nachvollziehbar und trotzdem fantastisch. Annie Francé-Harrar verlässt sich nicht nur auf ihr Gespür für das Zwischenmenschliche. Gesellschaftskritik findet genauso ihren Platz, wie die zarte Aufforderung, aus unseren Fehlern zu lernen. Was genau Annie Francé-Harrar mit „Feuerseelen“ meint, erfahrt ihr erst zum Ende hin, wenn der Mensch sich selbst besiegt hat und die Erde sich öffnet. Einen großen Dank, die Herausgeberin Sandra Thoms und den Plan9 Verlag, dass dieses gut überarbeitete Stück Science-Fiction-Geschichte noch einmal in den Bücherregalen stehen kann.

Matthias Göbel

Autorin: Annie Francé-Harrar
Herausgeberin: Sandra Thoms
Taschenbuch: 312 Seiten
Verlag: Plan9 Verlag
Veröffentlichung: 29.03.2021
Erstveröffentlichung: 1920
ISBN: 9783948700294
 

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Bearbeitet von einz1975
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