Der Vagabund der Unendlichkeit 1

[einz1975]

Die Reise des Axle Munshine ist wahrlich mehr als beeindruckend. Im Jahr 1975 beginnt die Geburtsstunde des Weltenbummlers. Schon in der ersten Ausgabe war schnell zu sehen, dass diese Geschichte nicht dem klassischen Heldentum entspricht. Axle ist ein angesehener Schlichter, der im Auftrag der Gilde Probleme auf Planeten löst. Eines Tages kommt er von einem Auftrag zurück und will sich auf seinen kleinen eigenen Planeten zurückziehen, jedoch verstößt ihn die Gilde. Sein Vergehen - er hat die Pforten des Schlafes geöffnet. Diese Tat wird mit dem Tod bestraft und so ist er fortan auf der Flucht, sozusagen der Vagabund durch die Unendlichkeit. Er reist mit seinem Raumschiff, dem Silberdelfin, nicht nur durch unsere Galaxis. Er kann damit sogar Schwarze Löcher durchqueren und gelangt so an Orte, die unbeschreiblich sind.

An seiner Seite befindet sich ein "Junge" namens Musky. Immer frech und um keinen Ton besser als sein Freund. Beide beschimpfen und beleidigen sich in einer Tour. Hier könnte man fast die Übersetzung von Bud Spencer und Terence Hill hören. Ein sehr ungleiches Duo, das allerhand Abenteuer erlebt. Ach ja, der Grund, warum Axle Munshine die Pforten nicht mehr schließen will, ist eine wunderschöne Frau namens Shimere. Die Liebe seines Lebens, nur ist die Frage, wo er sie finden kann. Die viel bevölkerte Galaxis beherbergt allerhand skurrile Aliens. Ob Insekten- oder Vielbeiner, Julio Ribera konnte sich bei seinen Zeichnungen völlig austoben, was er auch zum Teil sehr ausgiebig gemacht hat. Unser Held ist sehr unerschrocken und kennt durch seine Arbeit als Schlichter so viele geheime Orte, Mythen und Geschichten, die er jetzt alle nutzt, um seine Geliebte zu finden.

Dabei hat er nicht nur die Purpurgarde der Gilde im Nacken, es gibt auch allerhand Schurken, die niemandem gut gesonnen sind, außer dem Geld. So gelangt er z.B. in einer der Geschichten auf einen Planeten, wo ihm sein Geist geraubt wird und ein anderer seinen Körper übernimmt, um sein Raumschiff zu stehlen. Ein anderes Mal begibt er sich in ein Labyrinth, mit dessen Hilfe man an unbestimmte Orte gelangen kann. Mit der Zeit wird nicht nur Axle und seine Vergangenheit deutlich dargestellt, auch sein "Begleiter" trägt ein Geheimnis mit sich, das sich wohl erst am Ende wirklich offenbaren wird. Bevor ihr die erste Story lesen könnt, gibt es eine sehr ausführliche Zusammenfassung über den Werdegang des Comics.

Nicht nur, dass Godard & Ribera eine bewegte Verlagszeit in Frankreich hatten, auch hier in Deutschland hat es wohl keiner je lückenlos geschafft, alle Bände zu bekommen. Ein Band landete sogar auf dem Index und wurde erst 2012 wieder freigegeben. Dank sehr ausführlicher Erklärungen und Erläuterungen von Professor H. Scott Ryboul, die durch Christian Godard höchstpersönlich ergänzt wurden, kommt auch der Laie in den Genuss, das Gesamtuniversum um Axle Munshine mitzuerleben. Einzelne Passagen werden damit verständlicher und die Gedankenwelt des Autors bekommt dabei deutlichere Bilder. Wie bereits erwähnt, ist Julio Ribera als Zeichner eine feste Größe der Comic-Kunst. Passend eingefangene und kolorierte Szenen aus den 70/80er Jahren, die heute in dieser Form nicht mehr geschaffen werden. Einzig hier hätte man ruhig etwas nachkolorieren können.

Fazit:
Blind vor Liebe durch das All! Axle Munshine ist genau der Held, den man als solchen gar nicht sieht. Für die Liebe gibt er alles auf und lässt sein bisheriges Leben hinter sich. Sein junger "Begleiter" Musky ist herausfordernd frech und hält ihn allzeit auf Trab. Sich ständig beleidigend ziehen sie durch die unwirklichen Welten des Alls. Diese Kombination aus Suche und fantastischen Abenteuern wird mit einigen lustigen, zum Teil auch brutalen und erotischen Szenen erzählt. Ein großes Lob gibt es für die ausführlichen Dossiers und zahlreichen Cover, sowie die hoffentlich diesmal komplett chronologische richtige Reihenfolge dieser gigantischen Space-Opera. Ein wahrhaftiger Kult-Comic, den kein anderer Verlag als der Kult Comics Verlag in dieser Form veröffentlichen dürfte. Danke!

Matthias Göbel

Autor: Christian Godard
Zeichnungen: Julio Ribera
Übersetzung: Klaus Jöken
Hardcover: 232 Seiten
Verlag: Kult Comics Verlag
Veröffentlichung: 09.03.2023
Erstveröffentlichung: 1975 – 2003
ISBN: 9783964302700