Zum Inhalt springen
...mit dem fantastischen Stempel der guten Laune

Roger Zelazny - Herr des Lichts


einz1975

Empfohlene Beiträge

In einer Zukunft, in der die Erde längst vergessen wurde und die Menschen sich tief ins All gewagt haben, ist es nicht verwunderlich, dass alles neu entdeckt werden muss. Auf irgendeinem Kolonieplaneten landen vor vielen Jahrzehnten einige Siedler. Dank ihrer Technologie konnten sie den Planeten schnell besiedeln, auch wenn die Menschen nicht die ersten hoch entwickelten Lebewesen hier sind. Der mitgebrachte hinduistische Götterglaube wurde zur vorherrschenden Religion unter den Einwohnern. Mit einer Reinkarnationstechnologie, welche die Wiedergeburt in neue starke junge Körper garantiert, der Grundbaustein für die Unsterblichkeit gelegt, welche dank einiger technischer Überbleibsel überaus fantastisch wirkte. Nur wenige waren eingeweiht und mächtig genug diese Technologie zu nutzen und damit entstanden die ersten Götter dieses Planeten.

Auf ihren Feuerwagen reiten sie durch die Lüfte und mit ihren Blitzen erzeugenden Waffen, waren sie mächtiger als jedes Lebewesen dieser Welt. Fortschritt wurde verboten. Weder Buchdruck noch das Rad wurde erlaubt. Die Menschen konnten Buße an Gebetsautomaten leisten und für ihre Sünden Ablass zahlen. Ein ruhiges und glückliches Leben für Götter würde man meinen. Doch einer unter ihnen wollte nicht mehr in diesen Doktrinen leben. Er stellte sich gegen die Götter. Maitreyan, Buddha, Mahasamatman, Sam, Gott oder der Herr des Lichts. Er hatte viele Namen und doch war er immer ein und dieselbe Person. Vielleicht in einer anderen Gestalt, aber Körper sind nur Hüllen, die mit einem Geist gefüllt werden.

Man muss sich schon sehr auf den Text einlassen, sonst funktioniert die gesamte Geschichte nicht. Dabei ist nicht nur die Struktur der Erzählweise gemeint. Roger Zelazny schreibt nicht geradlinig von Anfang bis Ende, vielmehr überlässt er dem Leser selbst, die Reihenfolge der Ereignisse zusammenzusetzen. Bei der Satzstruktur ist er ebenfalls weit weg vom üblichen Aufbau einer einfachen und normal zu folgenden Geschichte. Oft fühlt man sie wie in einer Fabel oder der Psalm einer esoterischen Geschichte entsteht gerade und man muss jeden Satz zerlegen und mit dem zuvor passierten kombinieren. Hinzu kommen noch einige Dialoge, welche ebenfalls sehr geschwollen gesprochen werden und eher wie ein gestelztes Theaterstück wirken.

Nach all der Kritik zum Inhalt und der Schwierigkeiten, die Roger Zelazny dem Leser abverlangt, hat er dennoch etwas geschaffen, was man am Ende nicht mehr vergessen wird. Götter haben in der Science Fiction schon immer einen Platz gefunden. So wie bei Star Trek, wo man sich der griechischen Mythologie bediente, landet man hier im fernen Indien. Neben dem eigentlichen Verrat des einen Gottes an seine Artgenossen, gibt es auch riesige Schlachten, in den unendlich viel Blut fließt. Die kurzen Momente der Science Fiction haben interessante Ansätze und dürften den Anhängern der Prä-Astronautik neue Beweise liefern. Im Namen des Glaubens haben schon viele ihr Leben verloren, ob in dieser Zukunft oder unserer Gegenwart.

Fazit:
Kein Gott ist unsterblich... Wenn Menschen sich zu Göttern erheben, kann es kein Happyend geben. Die unwirkliche Welt der hinduistischen Götter mit Science Fiction zu verknüpfen - ein wahrlich meisterhafter Schachzug von Roger Zelazny. Das möge nicht nur ungewöhnlich klingen, es liest sich auch so. Oft benutzt Zelazny eine sehr üppig blumige Sprachweise und ist dabei so wortverliebt, dass man nicht gleich folgen kann. Zeitformen werden durcheinander gewürfelt und theologisch inhaltlich mühsam zu erklimmende Metaphern erzählen einen skurrile und dramatische Geschichte. Neugierig versucht man sich wie der Held dieser Sage an den Seiten abzuarbeiten und entdeckt immer wieder eigenwillige Ideen des Autors. Mit einem Nachwort von George R. R. Martin schließt das Buch ab. Alle, die bisher dachten schon alles in Sachen Science Fiction zu kennen, sollten sich dieser Herausforderung stellen und diese ungewöhnliche Erzählung aus dem Jahr 1967 lesen.

Matthias Göbel

Autor: Roger Zelazny
Übersetzung: Frank Clemeur
Hardcover: 432 Seiten
Verlag: Piper Verlag
Veröffentlichung: 31.08.2023
Erstveröffentlichung: 1967
ISBN: ‎9783492706353
 

produkt-10008268.jpg

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Dein Kommentar

Du kannst jetzt schreiben und Dich später registrieren. Wenn Du ein Konto hast, melde Dich jetzt an, um unter Deinem Benutzernamen zu schreiben.

Gast
Auf dieses Thema antworten...

×   Du hast formatierten Text eingefügt.   Formatierung jetzt entfernen

  Nur 75 Emojis sind erlaubt.

×   Dein Link wurde automatisch eingebettet.   Einbetten rückgängig machen und als Link darstellen

×   Dein vorheriger Inhalt wurde wiederhergestellt.   Editor leeren

×   Du kannst Bilder nicht direkt einfügen. Lade Bilder hoch oder lade sie von einer URL.

  • Hallo Gast - Aufgrund des vielen Spams müssen leider ein paar Fragen beantwortet werden.

    Bitte der Reihe nach durchführen, sonst kann das Captcha nicht erfolgreich abgeschlossen werden...
    Schritt 1: Wenn Picard ein Captain ist, sollte hier ein Haken rein...
    Schritt 2: und wenn es in der Nacht nicht hell ist, sollte hier der Haken raus!
    Schritt 3:
  • Bilder

×
×
  • Neu erstellen...

Wichtige Information

Diese Seite verwendet Cookies um Funktionalität zu bieten und um generell zu funktionieren. Wir haben Cookies auf Deinem Gerät platziert. Das hilft uns diese Webseite zu verbessern. Du kannst die Cookie-Einstellungen anpassen, andernfalls gehen wir davon aus, dass Du damit einverstanden bist, weiterzumachen. Datenschutzerklärung Beim Abensden von Formularen für Kontakt, Kommentare, Beiträge usw. werden die Daten dem Zweck des Formulars nach erhoben und verarbeitet.