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mit dem Gütesiegel des Würgers von Wolfenbüttel.

Manuel Schmitt - Die invasive Art


einz1975

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Die Botschaft klingt auf den ersten Blick vertraut: "Die Ozeane sterben." In einer nicht allzu fernen Zukunft verschwinden immer mehr Meeresbewohner, doch es gibt keine offensichtlichen Anzeichen für ihre Todesursache. Weder findet man Kadaver, noch ist die Umweltverschmutzung so gravierend, dass sie als Ursache in Frage käme – auch wenn die Ozeane bessere Zeiten erlebt haben. Eine Gruppe von Wissenschaftlern nimmt sich des Rätsels an und versucht, die Gründe zu ergründen. Doch was zunächst einfach klingt, erweist sich als weitaus komplexer. Die Forschungen bleiben zunächst theoretisch, bis eines Tages ein beispielloses Phänomen beobachtet wird: Tausende Quallen formieren sich plötzlich und agieren wie eine Einheit. Könnten sie der Schlüssel zur Lösung sein?

Manuel Schmitt erzählt seine Geschichte nicht geradlinig aus einer einzigen Perspektive, sondern wechselt zwischen drei Hauptfiguren, die nacheinander im Fokus stehen und deren Handlungsstränge später fortgeführt werden. Das hat mich anfangs überrascht – nicht nur wegen der ungewöhnlichen Erzählstruktur, sondern auch aufgrund der ausführlichen Einführungen, die jede Figur durchlebt. Diese sind reich an Ereignissen und Aktionen. Zu Beginn etwa begleitet man eine Forscherfamilie, die die Strandung eines Wals miterlebt. Doch im weiteren Verlauf wandelt sich die Erzählung zu einer Katastrophe von enormem Ausmaß. Das eigentliche Thema, das Sterben der Ozeane, wird dabei manchmal eher beiläufig angeschnitten. Obwohl die Figuren durch diese Erzählweise gut eingeführt werden, treten sie in den folgenden Kapiteln zunehmend in den Hintergrund, und der Fokus verschiebt sich stets auf die aktuelle Hauptperson.

Dabei hat mir manchmal das Zusammenspiel der Figuren gefehlt. Zwar gibt es genug Dialoge und Handlung, doch die Charaktere wirken oft isoliert voneinander und kommen selten wirklich zusammen. Der spannendste Teil kommt natürlich am Ende, wo der Autor noch einmal technisch fantasievoll auftrumpft und die eigentliche Ursache offenlegt. Es erinnert ein wenig daran, wie man im Kino manchmal bereits aufsteht, bevor der Abspann endet – nur um dann eine wichtige letzte Szene zu verpassen. Genau so verhält es sich hier mit dem Epilog. Eine gelungene Idee des Autors, die auch euch überraschen wird. Diese Wendung lässt sich wirklich nicht vorhersehen, anders als einige der Entwicklungen im restlichen Buch.

Die Auswahl der handelnden Personen ist abwechslungsreich und gut durchdacht. Neben Wissenschaftlern kommen auch Experten aus anderen Bereichen zum Einsatz, was für eine interessante Dynamik sorgt. Allerdings bleiben einige Zusammenhänge zwischen den Ereignissen unklar. Vieles hängt von einem zentralen Erlebnis ab, das meiner Meinung nach etwas zu spät eintritt. Zwar entsteht danach eine ungewöhnlich starke Spannung, und man fiebert gemeinsam mit den Figuren der Lösung entgegen, doch dieser Moment hätte früher kommen können. Die Mischung aus naher Zukunft und gegenwärtiger Realität verleiht der Geschichte einen melancholischen Unterton. Am Ende bleibt der Gedanke zurück, dass es an uns liegt, die Zeichen der Zeit rechtzeitig zu erkennen und zu handeln.

Fazit:
Der leere Ozean! Es ist erstaunlich, dass wir mehr über die Mondoberfläche wissen als über den Meeresboden. In Manuel Schmitts Geschichte erfahren wir von den dramatischen Folgen sterbender Ozeane: Keine Fische, keine Lebewesen – nur noch Wasser und vereinzelte Pflanzen. Die Figuren erhalten jeweils ihre eigene Erzählung, und diese drei Handlungsstränge bauen in ihrer Spannung konsequent aufeinander auf. Für die finale Auflösung muss man sich jedoch bis zum letzten Satz gedulden. Obwohl die Figuren lose miteinander verbunden sind, kreuzen sich ihre Wege nicht immer direkt. Fantasy- und Science-Fiction-Elemente tauchen zwar auf, hätten aber ruhig stärker ausgearbeitet sein können. Insgesamt bietet die Geschichte eine spannende Idee, einen selten beleuchteten Lebensraum und ein großartiges Ende – einzig die etwas eigenwillige Erzählstruktur könnte polarisieren.

Matthias Göbel

Autor: Manuel Schmitt
Paperback: 304 Seiten 
Verlag: Droemer Knaur Verlag 
Veröffentlichung: 01.07.2024
ISBN: 9783426530481
 

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