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Galax Acheronian - Was wirklich zählt: Koloniewelten 05


einz1975

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Der Weltraum ist grenzenlos – und was hier einmal verloren geht, scheint für immer verschwunden zu sein. Die UTS Nessa wird auf eine heikle Mission geschickt: In einem bestimmten Raumsektor verschwinden seit Monaten immer wieder Schiffe spurlos. Nun ist es erneut passiert und diesmal betrifft es ein Schiff mit besonders wertvoller Fracht. Die Suche muss eingeleitet werden. An Bord der Nessa treffen zwei gegensätzliche Führungsfiguren aufeinander: Ein junger, unerfahrener Captain, der seinen Posten nur durch familiäre Verbindungen erhalten hat, und Commander William Boltemore – ein Mann, der das Schiff zusammenhält, Verantwortung übernimmt und versucht, seine Crew vor äußeren wie inneren Bedrohungen zu schützen. Denn der Feind kommt nicht nur von außen: Auch innerhalb der Reihen der Navy greift der lange Arm der Kirche nach Kontrolle.

Wie in den vorangegangenen Bänden verwebt Galax Acheronian auch in Teil fünf geschickt religiöse Dogmen mit staatlicher Macht. Es zählt nicht der Mensch selbst, sondern allein seine Frömmigkeit und Unterwerfung unter göttliche Gebote, die durch sogenannte Patrone mit erschreckender Konsequenz durchgesetzt werden. Ein solcher Patron ist auch diesmal wieder an Bord, eine sadistische Gestalt, die ihren Fanatismus an der Crew auslebt. Commander Boltemore steht zunehmend zwischen den Fronten: Auf der einen Seite die übergriffige Kirche, auf der anderen seine schutzbedürftige Crew und ein Captain, der kaum in der Lage ist, ein Raumschiff zu führen, geschweige denn moralischen Rückgrat zu zeigen. Die Geschichte greift bewährte Muster auf, doch der Autor beginnt nun spürbar, neue Wege zu beschreiten, den der Widerstand wächst – langsam, aber unaufhaltsam.

Eine der größten Stärken dieses Bandes liegt in der behutsamen, aber konsequenten Entwicklung des inneren Aufbegehrens. Die patriarchalen und rigiden Regeln der Kirche werden zunehmend hinterfragt, von Boltemore, aber auch von anderen Figuren. Frauen, die bislang auf Gebärende reduziert wurden, gewinnen Profil. Gleichgeschlechtliche Liebe, bislang tabuisiert, wird thematisiert und nicht mehr bloß als abnorm dargestellt. Es sind diese zaghaften, aber bedeutungsvollen Schritte, die dem Leser Hoffnung geben und dem Text eine tiefere emotionale Dimension verleihen. Auch die eigentliche Hauptmission, die Suche nach dem verschollenen Frachter, wird spannend und glaubwürdig erzählt. Technische Details wie der Sprungantrieb oder das Auffinden des Schiffs werden anschaulich und nachvollziehbar beschrieben. Es kommt zu überraschenden Wendungen, manche erfreulich, andere tragisch, doch stets konsequent in ihrer Wirkung auf die Charaktere. Der Patron, einst Symbol der göttlichen Ordnung, wird diesmal selbst zur Schlüsselfigur eines unausweichlichen Zerfalls.

Das eigentliche Highlight des Buches ist jedoch die beiliegende Kurzgeschichte am Ende. In ihr wird ein kleiner Frachter mit einem ungewöhnlichen Notsignal konfrontiert. Es stammt von einer Alien-Spezies, mit der die Menschheit erst kürzlich in Kontakt trat. Was folgt, ist nicht nur eine Rettungsaktion, sondern ein faszinierender Blick auf eine völlig andere Lebensweise. Die außerirdische Kultur unterscheidet sich stark von der menschlichen und doch gibt es verbindende Elemente. Die Idee, dass Hilfe nicht immer willkommen oder notwendig ist, wird hier auf berührende Weise dargestellt. Diese Episode ist nicht nur ein gelungener Kontrast zur düsteren Hauptgeschichte, sondern auch ein Zeichen dafür, dass sich die Reihe weiterentwickelt, weg von der reinen Kritik, hin zu einer vorsichtigen Vision von Utopie.

Fazit:
In Koloniewelten 05 – Was wirklich zählt setzt Galax Acheronian seine düstere und gleichzeitig hoffnungsvoll stimmende Weltraum-Dystopie überzeugend fort. Die Themen sind vertraut: religiöser Fanatismus, systemische Unterdrückung, politische Machtspiele. Doch diesmal bricht langsam Licht durch die dunklen Risse der Ordnung. Der Widerstand beginnt zu wachsen und mit ihm die Hoffnung auf Veränderung. Die Charaktere sind gut konstruiert, besonders Commander Boltemore sticht hervor. Der Autor bleibt seinem sprachlichen Niveau treu, auch wenn sich gewisse Motive wiederholen. Doch der Fokus auf soziale Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und menschliches Miteinander verleiht diesem Band neue Tiefe. Die beiliegende Kurzgeschichte rundet das Buch gekonnt ab und zeigt, dass Acheronian mehr kann als nur dystopischen Druck erzeugen, er kann auch berühren und zum nachdenken anregen. Ein lesenswerter Band, der die Hoffnung nährt, dass die Koloniewelten vielleicht doch irgendwann in einer besseren Zukunft enden könnten.

Matthias Göbel

Autor: Galax Acheronian
Taschenbuch: 307 Seiten
Verlag: TWENTYSIX / Selfpublisher
Veröffentlichung: 26.11.2020
ISBN: ‎9783740703370

www.acheronian.de

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Bearbeitet von einz1975
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