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Kairos Prime – Aletheia


einz1975

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In einer nicht allzu fernen Zukunft macht sich eine kleine Crew aus Wissenschaftlern und Forschern auf den Weg, eines der letzten und größten Geheimnisse des Universums zu ergründen. Mit ihrem Raumschiff Aletheia brechen sie zu einem Ort auf, der zugleich Faszination und Furcht auslöst: an den Rand eines Schwarzen Lochs. Die Aletheia ist so konstruiert, dass sie dieses kosmische Phänomen durchqueren kann – zumindest theoretisch. Doch niemand weiß, was jenseits der Grenze von Raum und Zeit geschieht. Es gibt Hypothesen, Visionen, Vermutungen – doch keine Gewissheit. Was die Crew erwartet, soll nicht nur ihre eigene Geschichte prägen, sondern zur Erzählung der gesamten Menschheit werden.

Schon früh spürt der Leser, dass dies keine herkömmliche Weltraumabenteuergeschichte ist. Stattdessen entfaltet sich die Handlung wie ein Bericht, eine Chronik oder gar ein Gedicht. Die Mitglieder der Crew werden vorgestellt, mit Namen, Herkunft, Tätigkeit und sogar porträtiertem Antlitz. Diese Nähe verstärkt die emotionale Wirkung, gerade weil von Beginn an klar ist: Wahrscheinlich wird keiner von ihnen zurückkehren. Diese unausweichliche Gewissheit liegt wie ein Schatten über der Mission und verleiht jeder Begegnung, jedem Gedanken, jedem Wort eine beklemmende Schwere. Die Aussagen der Protagonisten sind meist leise, nach innen gekehrt, beinahe meditativ oft philosophisch grundiert.

Gleichzeitig bleibt Raum für technische Details, die das Science-Fiction-Flair lebendig machen. So bewegt sich die Aletheia nicht einfach durch den Raum, sondern „faltet“ ihn. Zwar werden die physikalischen Hintergründe nicht im Detail erklärt, doch der Gedanke an eine solche Technologie verleiht der Erzählung eine faszinierende Plausibilität. Als die Crew schließlich den Schritt wagt und das Schwarze Loch durchquert, nimmt der Text eine radikale Wendung. Die Erzählung wird experimentell, fragmentarisch, beinahe mystisch. Der Autor beschreibt den Zustand einer Allgegenwärtigkeit, ein „Sein jenseits des Seins“, das sich jeder präzisen Sprache entzieht.

Leserinnen und Leser werden hineingezogen in ein Spiel mit Begriffen und Wahrnehmungen, das sich um Fragen dreht wie: Was bedeutet es zu sein? Was bedeutet es nicht zu sein? Oder gibt es Zustände, die jenseits dieser Kategorien existieren? Die Idee ist reizvoll und hat philosophischen Tiefgang, doch sie verliert sich zunehmend in Wiederholungen. Das Denken kreist immer enger um sich selbst, bis es sich fast in der eigenen Abstraktion verliert. Und dennoch: Der Autor hat recht, wenn er betont, dass man Pausen zulassen sollte. Die Lektüre zwingt dazu, innezuhalten und die Gedanken schweifen zu lassen und genau in diesen Momenten entfaltet sich ihre Wirkung.

Fazit:
Sobald sich Struktur auflöst und Möglichkeiten den Raum füllen, werden Zeit und Realität bedeutungslos. Hier berührt der Autor ein Thema, das seit Jahrhunderten Philosophen, Theologen und Wissenschaftler beschäftigt. Die Crew der Aletheia ist glaubwürdig zusammengestellt, ihre Mission von einer bedrückenden Würde getragen. Das Raumschiff selbst vermittelt ein stimmiges Science-Fiction-Gefühl, während die philosophischen Exkurse der Reise zunehmend den Ton bestimmen. Am Ende steht ein Ergebnis, das faszinierend, aber zugleich ernüchternd wirkt theoretisch, abstrakt, beinahe einsilbig. Hier wollte der Autor vielleicht zu viel, was schade ist, da die Grundidee enormen Reiz besitzt. Wer jedoch bereit ist, sich auf ein literarisches Experiment einzulassen, wer die eigenen Gedanken wandern lassen möchte und Freude daran hat, über das Sein und die Grenzen menschlicher Wahrnehmung zu sinnieren, der wird in Kairos Prime – Aletheia genau das finden, wonach er sucht: eine Einladung zum Staunen, Nachdenken und Verweilen im Unaussprechlichen.

Matthias Göbel

Autor: Kairos Prime
Ebook: 84 Seiten 
Verlag: BoD – Books on Demand
Veröffentlichung: 25.06.2025
ISBN: 9783819276767

Kairos-Prime.de

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