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Evil gets an Upgrade!

Mike Tögel - Geheimprojekt Orion 73


einz1975

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Das Leben eines Testpiloten ist ein ständiger Tanz auf der Rasierklinge, ein Beruf zwischen Mut und Wahnsinn, zwischen Triumph und Tragödie. Scott Eaton gehört zu jener seltenen Spezies von Männern, die das Risiko nicht nur akzeptieren, sondern es geradezu suchen. In den 1960er-Jahren, jener Ära des technischen Aufbruchs, in der die Menschheit zum ersten Mal den Mond betrat, steht Scott an der Spitze einer Generation, die vom Traum des Fliegens und der Eroberung des Weltraums besessen ist. Doch der Glanz der Apollo-Missionen verblasst rasch. Die NASA kämpft mit Budgetkürzungen, politische Prioritäten verschieben sich, und die Vision vom nächsten großen Schritt – dem Flug zum Mars – scheint sich in Luft aufzulösen. Bis Anfang der 1970er-Jahre ein geheimes gemeinsames Projekt von NASA und US Air Force ins Leben gerufen wird: Orion 73. Unter strengster Geheimhaltung soll ein neuartiges Raumschiff mit revolutionärem Ionenantrieb gebaut werden, mit einem Ziel, das alles bisher Dagewesene übertrifft: den Mars zu erreichen, noch bevor die Sowjets es schaffen. Das Wettrennen der Supermächte geht in eine neue, gefährlichere Runde.

Auf den ersten Seiten des Romans lernen wir Scott Eaton als furchtlosen, aber auch zutiefst menschlichen Piloten kennen. Seine Reaktionen in Extremsituationen, sein Umgang mit Angst und seine fast instinktive Beherrschung der Technik machen ihn zum perfekten Kandidaten für das Projekt. Parallel dazu schildert Autor Mike Tögel mit beeindruckender Detailgenauigkeit den bürokratischen, wissenschaftlichen und militärischen Kraftakt hinter Orion 73. Schritt für Schritt entsteht das Raumschiff, eine Mischung aus Ingenieurskunst, Hoffnung und Geheimhaltung. Doch was ist eine Mission ohne Wissenschaft? Erst spät stößt die brillante Physikerin Dr. Vivian Parker zum Team. Ihre Berechnungen bilden das Fundament des experimentellen Antriebs und bald wird klar: Ohne sie würde das Projekt niemals starten.

Zwischen ihr und Scott entwickelt sich eine vorsichtige, von gegenseitigem Respekt geprägte Zusammenarbeit, die dem Roman eine menschliche Tiefe verleiht, die über das reine Technikabenteuer hinausgeht. Als der Tag des Starts endlich gekommen ist, herrscht keine mediale Aufregung, kein Presserummel. Orion 73 ist ein streng geheimes Unternehmen, erst bei einer erfolgreichen Landung auf dem Mars soll die Welt davon erfahren. Doch bereits während des Starts treten mysteriöse Energiespitzen auf, Phänomene, die in keinem der zahlreichen Tests zuvor registriert worden waren. Und dann geschieht das Undenkbare: Der Kontakt zu Orion 73 bricht ab. Keine Explosion, keine Trümmer, kein Signal. Das Raumschiff ist spurlos verschwunden.

Von diesem Moment an entfaltet Tögel ein fesselndes Wechselspiel zwischen Spannung, Rätsel und Emotion. Die Perspektive wechselt zwischen den Astronauten, deren Schicksal im Ungewissen schwebt und den Wissenschaftlern und Militärs am Boden, die verzweifelt versuchen, das Unbegreifliche zu verstehen. Das Tempo zieht an, die Atmosphäre wird dichter, und der Leser wird Zeuge eines Szenarios, das zwischen wissenschaftlicher Realität und Science-Fiction oszilliert. Mike Tögel schreibt mit einer bemerkenswerten Präzision. Jeder Handgriff, jede technische Prozedur wird so detailliert beschrieben, dass man das Gefühl hat, selbst im Cockpit zu sitzen. Manchmal vielleicht etwas zu ausführlich, doch genau das verleiht dem Roman seine Authentizität. Die Nähe zu Klassikern wie Gravity, Interstellar oder gar 2001: Odyssee im Weltraum ist spürbar und doch gelingt es Tögel, eine ganz eigene Stimme zu finden. Die Mischung aus Retro-Raumfahrtgefühl, existenzieller Spannung und wissenschaftlicher Neugier erzeugt einen unwiderstehlichen Sog.

Fazit:
Mit „Geheimprojekt Orion 73“ entführt Mike Tögel seine Leser in eine Zeit, in der Raumfahrt noch Abenteuer, Wagnis und Vision war. Er zeigt, was passiert, wenn Idealismus, Wissenschaft und menschliche Schwächen aufeinandertreffen und lässt uns gleichzeitig träumen, dass irgendwo in den Tiefen des Kalten Krieges tatsächlich ein solches Geheimprojekt existiert haben könnte. Anfangs steht Scott Eaton im Mittelpunkt, doch im Verlauf der Geschichte rückt Dr. Vivian Parker zunehmend ins Zentrum. Ihre Klugheit und ihr Mut verleihen der Handlung eine neue Dimension. Die vielen Wendungen und überraschenden Enthüllungen sorgen dafür, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann. Eine packende, durchdachte und atmosphärisch dichte Geschichte, technisch fundiert, emotional greifbar und spannend bis zur letzten Seite. Wer sich für Raumfahrt, Wissenschaft und die ewige Frage nach dem „Was wäre, wenn?“ interessiert, wird Geheimprojekt Orion 73 verschlingen. Ein Geheimtipp für alle Fans von realistischer Science-Fiction und klassischer Raumfahrtliteratur.

Matthias Göbel

Autor: Mike Tögel
Taschenbuch: 413 Seiten
Veröffentlichung: 21.07.2025
Verlag: Selfpublisher
ISBN: B09WJNDHGV

www.mike-toegel.at

 

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