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...die romantische Käsekuchenverkostung
  • Monitor - 3x03: Gewöhnung

    Captain Matthew Price...
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    • TheOssi
    ... halb Betazoid, halb Mensch, ist der neue Kommandant der Monitor. Während sie versuchen, das Scheitern von historischen Friedensverhandlungen zu verhindern, muß sich die Crew an den sehr ungewöhnlichen Kommandostil des "Neuen" erst noch gewöhnen.

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    Monitor 3x03 "Gewöhnung"
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    Mit Lichtgeschwindigkeit raste der Frachter durch die ewige Nacht des Weltalls. Gul Epec genoss diese Ruhe bei Frachtflügen. Andere Cardassianer verunglimpften diese Arbeit als langweilig, ineffektiv oder ihres Standes nicht angemessen, doch ihr gefiel es. Epec war ohnehin nie so gewesen wie andere Cardassianer. Auch wenn Frauen in der cardassianischen Flotte beileibe nichts ungewöhnliches waren, so stellte Epec doch ein Novum dar. Sie war die jüngste weibliche Gul aller Zeiten, mit Bestnoten von all ihren Lehrern und Vorgesetzten. Jeder einzelne von ihnen war der Meinung gewesen, dass der jungen Frau eine glanzvolle Zukunft in der Flotte bevorstehen würde. Doch Epec hatte es vorgezogen, politischen Selbstmord zu begehen, wie es ihre alten Kameraden ausgedrückt hatten. Sie hatte zu den wenigen Offizieren innerhalb der cardassianischen Union gehört, die sich explizit gegen den Krieg mit der Föderation ausgesprochen hatte. Ihr war schon damals klar gewesen, dass ein solcher Kampf zur Untergang der Union führen würde, doch natürlich hatten diese offenen Worte für nicht viel Freude bei ihren Vorgesetzten gesorgt. Lange hatte man überlegt, ob der Obsidianische Orden die aufmüpfige Frau liquidieren sollte, hatte sich aber letztendlich dagegen entschieden. Einen Märtyrer, der für seine politische Überzeugung den Tod in Kauf nahm, konnten die damaligen politischen Führer nicht gebrauchen, würde doch ein solcher Fall weitere Aufständler nach sich ziehen. Daher hatte man sich für eine weitaus einfachere Lösung entschieden: man hatte sie zu einem Kommandanten eines Frachtschiffes gemacht, dessen Transportrouten sich an der Front befanden. Mit etwas Glück, so dachten die Verantwortlichen, würde sich das Problem von selbst lösen. Doch sie hatten Epecs exzellente Ausbildung unterschätzt. In den zwei Jahren dies Krieges hatte sie mehr als einmal eine brenzlige Situation hervorragend gemeistert und ihren alten Kahn, wie sie ihn liebevoll nannte, aus der Gefahrensituation manövriert. Und nun, wo der Krieg vorbei war und eine neue politische Führung sich etabliert hatte, war sie immer noch auf dem Frachter und genoss die ruhigen, gefahrlosen Transits durch den Raum. Mit ihrer Mannschaft hatte sie inzwischen eine sehr freundschaftliche Atmosphäre aufgebaut und inzwischen konnte sie sich mit dem Frachter vollends identifizieren. Alles war bestens. Ruhig saß Epec in ihrem Kommandosessel und betrachtete die Sterne über den ovalen Kommunikationsschirm. Die unendlichen Weiten hatten an Bord eines solchen Schiffes noch eine Bedeutung.
    Und dann...Hektik!
    „Gul Epec“, rief ihr erster Maat überrascht, „ein Schiff enttarnt sich achtern.“
    Die erfahrene Kommandantin ließ sich von solchen Meldungen nicht beunruhigen und fragte selbstbewusst:
    „Identifikation?“
    „Laut den Sensoren ist es ein Schiff der Föderation, Defiant-Klasse.“
    Kurz blinzelte Epec. Ein Schiff dieser Klasse wäre unter Kampfbedingungen ein unangenehmer Gegner, aber glücklicherweise hatten sie diese Zeit schon hinter sich.
    „Fragen sie unsere Freunde von der Föderation, was der Grund...“
    Doch weiter kam Epec nicht mit ihren Befehlen. Der Frachter erbebte unter massivem Beschuss, Konsolen explodierten mit einem ohrenbetäubenden Knall. Zwei Personen ihrer Brückenbesatzung waren sofort tot, andere, wie auch Epec, wurden aus ihrem Sitz geschleudert. Sie konnte nicht glauben, was hier eben geschah.
    „Schadensbericht“, brüllte sie in die Mischung von Alarmsirenen und Schmerzensschreie, die die Brücke ausfüllte.
    „Schilde und Waffen ausgefallen. Hülle bei 20%. Das Föderationsschiff hat das Feuer ohne Vorwarnung eröffnet; es macht sich für einen neuen Angriff bereit.“
    „Ausweichmanöver“, brüllte Epec und spürte einen stechenden Schmerz. Ihr linker Arm war gebrochen. Sie humpelte zu einer Konsole und stieß dabei über eine weitere Leiche.
    Mit eisernem Willen öffnete sie einen Kanal:
    „Hier spricht der cardassianische Frachter Loga! Wir werden von einem Föderationssraumschiff angegriffen, wir brauchen Hilfe...“
    „Gul Epec“, hörte sie eine weitere Stimme im Hintergrund, „sie zielen auf unseren Warpkern. Sie feuern!“
    Zweimal erbebte das Schiff erneut und Gul Epec spürte dann eine brennende Hitze, die ihr so bemerkenswertes Leben mit einem Schlag auslöschte.

    Persönliches Computerlogbuch
    Lieutenant-Commander Bruce Land
    Diesen Eintrag zu machen fällt mir äußerst schwer. Drei Tage ist es nun her, dass John Lewinski, mein alter Freund und Kommandant, ohne Worte das Schiff verlassen hat. Als Abschied hat er mir nur einen persönlichen Brief hinterlassen, in denen er mir von seinen Gründen, die Sternenflotte zu verlassen, berichtet hat. Obwohl ich nach der Durchsicht seiner offenen Worte die Grüne verstehen kann, so schmerzt es mich doch sehr, dass er nicht persönlich mit mir gesprochen hat. Seit mehreren Tagen versuche ich ihn schon in seinem Haus in Vancouver zu erreichen, doch er antwortet nicht auf meine Rufe. Jetzt zu ihm runter auf die Erde zu beamen und mit der sprichwörtlichen Tür ins Haus zu fallen, halte ich aufgrund der derzeitigen Ereignisse für nicht angemessen. Wie verzweifelt muss ein Mensch sein, dass er alles aufgibt, dass er so sehr schätzt und liebt?
    Ich habe die freien Tage genutzt, um einen ausführlichen Bericht an das Projekt Zeichen zu senden. In einem Antwortschreiben hat mir diese geheimnisvolle Organisation innerhalb des Sternenflottengeheimdienstes versichert, dass sie Mittel und Wege haben, den alten Zustand des Spiegeluniversums wieder herzustellen, was immer dies auch heißen mochte. Smiley O´Brien ist zumindest bei ihnen, um ihnen Tipps zu geben.
    Ohne den Captain ist es irgendwie anders. Die ganze Crew scheint von einer Art Apathie wie gelähmt zu sein. Ich und meine Führungsoffiziere wissen zumindest den Grund für die Handlungsweise von Captain Lewinski, doch wie muss sich der einfache Maat im Maschinenraum fühlen, der nichts von diesen Beweggründen weiß? Ich hoffe, ich kann möglichen Gerüchten entgegenwirken, dass John uns einfach im Stich gelassen hat. Dies ist auch der Grund, wieso ich meine Überlegungen, zu den Klingonen zurückzukehren und wieder am Austauschprogramm für Offiziere teilzunehmen, nicht in die Tat umgesetzt habe. Ich werde nun mehr gebraucht denn je.
    Verdammt, meine Wut auf Sektion 31 ist nicht in Worte zu fassen. Wie kann man es nur zulassen, dass ein solch ehrbarer und integrer Mann wie John Lewinski so demontiert, sein Leben zerstört? Immerhin waren wir anderen auch dabei und haben die merkwürdigen Zwischenfälle bemerkt, die Stolpersteine, die der Monitor immer wieder in den Weg geworfen worden sind. Ich schwöre, dass ich meinen alten Freund, den ich seit so vielen Jahren kenne, nicht im Stich lassen werde. Wenn es sein muss, werde ich mich alleine daran machen, diese teuflische Sektion 31 zu zerschlagen. Aber dies muss ich nicht. Ich weiß, dass die anderen hinter dem Captain stehen. Alleine Lieutenant Ardevs Gesichtsausdruck, als er von der Wahrheit erfuhr, konnte ich entnehmen, dass er mit mir Seite an Seite kämpfen wird. Und wenn es dieser junge, zuweilen impulsive Mann tut, dann werden es die anderen auch.
    Derzeit warten wir auf die Ankunft eines neuen Kommandanten für die Monitor. Ich muss ganz ehrlich eingestehen, dass ich anfangs sehr enttäuscht war, dass man mich nicht für den Posten als Kommandant des Schiffes in Betracht gezogen hat. Nach mehr als vier Jahren als erster Offizier der Monitor hätte ich diese Aufgabe als durchaus angemessen empfunden, eine Tatsache, die auch Admiral Jellico in einem durchaus lautstarken Gespräch unter die Nase gehalten habe. Doch wie ich aus Johns Brief weiß, ist Admiral Jellico wohl ein Sympathisant der Sektion 31, wenn nicht sogar mehr. Der Griesgram hat meine Bitte abgelehnt und einen neuen Captain für das Schiff eingesetzt. Ich habe bisher noch nicht meine Quellen bemüht, aber bisher weiß ich, dass sein Name Matthew Price ist. Ansonsten tappe ich noch im Dunkeln.
    Es fällt mir offen gesagt schwer, diesem Mann mit einem guten Gefühl zu erwarten. Was soll ich von ihm halten? Ist er auch nur eine Schachfigur oder doch eher ein Untergebener der Sache Jellicos? Für letzteres spräche eine Menge, immerhin ist er doch von diesem verdammten... Admiral eingesetzt worden.
    Ich weiß, ich sollte nicht so mit Vorurteilen beladen sein. Dies ist doch immerhin das Ziel dieser verdammten Verschwörergruppe: Misstrauen schaffen. Doch ich kann nicht anders. John Lewinski fehl mir. Als Kommandant.... und auch als Freund.
    Computer, Logbuch beenden...


    Der Andorianer Ardev hatte sich im Casino an einen Tisch gesetzt und aß ruhig sein Frühstück. Neben ihm saß seine Freundin Arena Tellom. Obwohl sie ein sonst so fröhliches Paar waren, schwiegen sie heute. In beiden saß noch der Schock tief, dass der Captain nicht mehr da war. Der Mann, dem beide von ihnen so viel zu verdanken hatten. Ohne Lewinski hätte Ardev niemals sein volles Potential als Einsatzoffizier ausgeschöpft, sondern wäre auf irgendeinem wissenschaftlichen Vorposten versauert. Und ohne ihn wäre er nie auf die Monitor gekommen und hätte sein persönliches Glück mit Fähnrich Tellom gefunden. Seit seinem Weggang hatte Ardev seinen Dienst nur noch nachlässig verrichtet. Die Energie, das Feuer, dass ihn sonst so auszeichnete, war verschwunden. Als er im ersten Moment vom Verschwinden Lewinskis gehört hatte, hatte er sich ratlos gefühlt. Und im Anschluss zornig. Es war ein große Vertrauensbeweis seitens Lieutenant-Commander Land gewesen, dass er ihn über die wahren Beweggründe des Captains unterrichtet hatte. Ein Mann wie Ardev, jung und mit Idealen konnte einfach nicht verstehen, wieso Sektion 31 den Captain loswerden wollte. Immerhin war es doch im Interesse der ganzen Föderation, wenn fähige Kommandanten auf den Schiffen dienten. Diese Situation war so unglaublich paradox. Was mochte Lewinski nun tun? Würde er nun in seinem kleinen Haus sitzen und eben über jene Probleme sinnieren oder etwas viel schlimmeres tun?
    Der Lieutenant hatte länger über die Möglichkeit nachgedacht, dass sich der Captain etwas antun könnte und dann diese Idee verworfen. Lewinski war einfach nicht der Typ, der Selbstmord beging. Oder doch? Wie würde der Andorianer reagieren, wenn man ihn von seinem Posten jagen und seine Freundin wahrscheinlich von ihm trennen würde? Hätte er auch das Verlangen, seinem Leben ein Ende zu setzen?
    Fähnrich Tellom legte ihre Hand auf seine, als ob sie seine Gedanken erraten hätte. Wahrscheinlich hatte sie das auch. Die Terellianerin und er waren Seelenpartner, für einander bestimmt, wie Ardev und sie selbst auch fand.
    Nein, der Captain würde nicht einfach so davonlaufen, sondern die Arme hochkrempeln und sich dann dieser neuen Aufgabe stellen. Ja, genauso würde es sein. Hoffte Ardev zumindest.
    Ungefragt setzte sich Lieutenant Bird zu den Drei. Auch er wirkte ausgelaugt. Seine mehrtätige Gefangenschaft im Spiegeluniversum war ihm deutlich anzumerken. Auch in ihm saß der Schock tief, auch er wusste die Wahrheit.
    „Bald kommt er an Bord“, murmelte Bird und legte seine verschränkten Arme müde auf den Tisch. Dieser Satz stellte eine Tatsache dar. Der taktische Offizier des Schiffes hatte einfach nur das Bedürfnis, über die bevorstehende Ankunft des neuen Kommandanten zu reden.
    „Ja“, erwiderte Tellom und drückte noch einmal Ardevs Hand, „ich frage mich, wie er so sein wird. Zugegeben, ich bin schon ziemlich gespannt.“
    „Wahrscheinlich ist es ein Schwein, dass mit den Leuten unter einer Decke steckt, die den Captain in die Wüste geschickt haben“, grummelte Ardev missmutig.
    „Wir sollten ihn nicht von vorneherein abstempelten“, erwiderte Bird ruhig, „vielleicht ist er ganz okay.“
    „Hoffen wir mal, dass er kein eitler Bürohengst ist, der nicht weiß, wie es hier draußen zugeht. Das würde uns nämlich bei dem Kampf für John Lewinski nicht helfen“, stellte Ardev fest und es klang fast schon wie ein Stoßgebet in Richtung Himmel. Niemand konnte darauf noch etwas sagen. Es hieß einfach warten.

    Unruhig, wie es für ihn eigentlich nicht üblich war, stand Lieutenant-Commander Land im einzigen Transporterraum der Monitor und wartete auf die Ankunft des neuen Kommandanten. Der Brite versuchte sich eine einigermaßen freundliche Miene aufzusetzen, was ihm aber nur äußerst leidlich gelang. Irgendwie konnte er diesen Moment nicht richtig verarbeiten. Hier begann eine neue Zeitrechnung, eine Ära endete und eine neue begann. Immer noch war Land darüber sauer, dass man nicht einfach ihm selbst das Kommando über die Monitor übergeben hatte. Dann wies er sich wieder zurecht. Solche Gedankengänge wären nicht gerade erträglich für die künftige Beziehung mit dem neuen Mann an der Spitze.
    Fast schon hilfesuchend blickte Land zu Crewman Bear, die zur Zeit die Leiterin des Transporterraumes inne hatte. Sie hatte ebenfalls eine Mischung aus Bekümmertheit und Neugierde in den Augen und lächelte dem ersten Offizier zu. Dann wandte sie sich ihrer Konsole zu, die piepte.
    „Sir, San Francisco ist bereit. Wir können Captain Price an Bord beamen.“
    Land nickte und gab so stumm seine Zustimmung. Mit geübten Handgriffen leitete Bear Energie in die Transportspulen, so dass ein blaues Schimmern die Plattform vor ihnen erfüllte, während das charakteristische Summen den Raum erfüllte. Langsam schälte sich eine Person aus den blauen Schlieren heraus. Als Pilot verfügte Bruce Land über ausgezeichnete Augen, was ihm mehr als einmal schon gute Dienste geleistet hatte. So war er in der Lage, innerhalb weniger Sekunden die Person zu erfassen:
    Mit knapp 1,78 m Größe war Price deutlich kleiner als Lewinski. Seine geringe Körpergröße sollte aber nicht über den kräftigen Körper hinwegtäuschen, der sich unter der Sternenflottenuniform abzeichnete. Die schwarzen Haare hatte er mittels Gel zu einem leichten Scheitel frisiert, während die pechschwarzen Augen sich forsch umsahen.
    Schwarze Augen. Ein untrügliches Zeichen, dass Matthew Price ein Betazoid war, was aufgrund seines menschlichen Namens natürlich äußerst überraschend war. Über die Schulter hatte der Mann einen Seesack geschwungen, den er ohne Mühe von der Plattform trug.
    „Morgen“, begrüßte Price seltsam einfach seinen neuen ersten Offizier und ignorierte die Hand, die Land ihm zur Begrüßung hinhielt.
    „Commander, ich bin Betazoid. Ich halte nicht viel von körperlichen Berührungen“, erklärte er ohne eine Spur von Zorn.
    „Dies wusste ich nicht, Sir. Ich bitte um Entschuldigung.“
    „Das muss es nicht“, unterbrach ihn Price und winkte mit der freien Hand ab. „Am besten zeigen sie mir kurz mein Quartier und dann finden wir uns alle mal für eine Besprechung ein, okay?“
    Land zuckte dabei zusammen, wie leicht Price von seinem Quartier sprach. Anscheinend hatte der neue Mann ebenfalls Lands Gefühlsregung als Betazoid wahrgenommen, denn er hatte ihn kurz gemustert, als er Land bei diesem Gedankengang erwischt hatte. Es würde eine ganz neue Erfahrung sein, unter einem Betazoiden zu dienen, so viel stand fest.

    Den Termin für die erste Konferenz wahrzunehmen dauerte dann doch etwas länger als erwartet. Wie üblich, hatten sich die Führungsoffiziere im Bereitschaftsraum des Captains versammelt, um für die neue Mission instruiert zu werden. Doch „der Neue“ hatte sich nicht so verhalten, wie erwartet: statt mit dem ersten Punkt der Tagesordnung anzufangen, hatte Captain Price sein neues Büro betreten, sich umgesehen und dann nach 5 Sekunden entschieden, dass das Büro zuwenig Platz für sechs Leute bot. Also musste nach langer Zeit mal wieder Casino abgesperrt werden, wo die Konferenz nun stattfinden sollte. Die anwesenden Offiziere saßen an zwei Tischen, die sie zusammengestellt hatten und blickten neugierig zu ihrem neuen Kommandanten, der nicht etwa stand, sondern ganz locker an dem selben Tisch wie die anderen saß.
    „Morgen allerseits“, begann er mit seiner Einführung, „falls sie es noch nicht gemerkt haben sollten, ich heiße Matthew Price und bin ihr neuer Captain. Ich habe viel gutes über dieses Schiff und seine Crew gehört und hoffe, dass wir gut zusammenarbeiten werden.“
    Die übliche Standardrede, wie alle bei Tisch dachten.
    „Wir werden natürlich unser bestes geben, Sir“, erwiderte Bruce Land, wie es seine Pflicht als erster Offizier war.
    „Ich finde die Anrede Sir viel zu steif für mich“, schockte daraufhin Price die Anwesenden. „Ich ziehe es vor, wenn sie mich einfach Matt oder Matthew rufen, falls ihnen das erste zu locker erscheint.“
    Totenstille bei den Anwesenden. Mit so was hatte nun wirklich keiner gerechnet. Nur Jozarnay Woil, der nie viel von Offizieren gehalten hatte, grinste bei diesen unverblümten Worten. Fragend blickte sich der Rest der Crew an, sagte jedoch nichts.
    „Sofern es keine Fragen zu meiner Person gibt, werde ich ihnen nun unseren Auftrag erläutern“, fuhr Captain Price fort, verzichtete aber weiterhin darauf aufzustehen. Er ging nicht einmal zu einem Wandschirm oder holte ein paar Padds hervor. Nein, statt dessen erzählte er einfach nur von ihrer neuen Mission.
    „Wie vertraut sind sie mit dem Begriff Multiplanetarische Allianz?“ fragte Price frei heraus.
    „Ich habe davon gehört“, meldete sich Tellom zu Wort. „Genauer gesagt sprechen die Medien natürlich von nichts anderem mehr! Auf Initiative der Föderation soll ein interstellares Bündnis geschaffen werden, dass endlich Frieden in unsere beiden Quadranten einkehren lassen soll.“
    „Sehr richtig“, lobte Price und lächelte. „Zum ersten Mal in der Geschichte sollen Föderation, Klingonen, Romulaner, Gron, Cardassianer und Tamarianer eine Allianz eingehen, die unsere beiden Quadranten einen soll. Wir können hier von einem Jahrhundertereignis sprechen, nicht wahr?
    Leider sehen nicht alle diesem Ereignis nicht so positiv entgegen wie wir. Gestern abend ist ein cardassianischer Frachter namens Loga ohne Vorwarnung von einem Schiff angegriffen worden, welches als ein Schiff der Defiant-Klasse identifiziert worden war.“
    „Das ist ja ungeheuerlich“, meinte Land.
    „Sie glauben doch wohl nicht im Ernst, dass die Föderation zu so etwas fähig wäre, oder?“ stimmte Lieutenant Bird zu.
    „Meine Herren, was wir oder die Cardassianer glauben ist irrelevant. Sensoraufzeichnungen unser Freunde bestätigen, dass ein Schiff der Defiant-Klasse an dieser Sache beteiligt war. Wie sie sich alle vorstellen können, sind die Cardis etwas ungehalten über diese Sache und drohen mit der Absage dieser Konferenz, die übrigens auf Parliament stattfinden soll. Unser Auftrag ist es, dieser Sache nachzugehen, rauszufinden, ob es wirklich ein Raumschiff der Föderation war und notfalls Maßnahmen zu ergreifen. Also, dann frisch ans Werk. In einer Stunde Statusbericht auf der Brücke.“
    Mit der Hand winkte Price den Anwesenden in Richtung Tür, was sie als Aufforderung interpretierten, den Raum zu verlassen. Normalerweise waren sie es gewohnt, dass man sie mittels eines Wegtreten! aufforderte, zu gehen und daher hatten sie nicht gleich reagierte. Leicht irritiert verließen die Führungsoffiziere das Casino, doch Commander Land blieb zurück, was ihm ein amüsiertes Lächeln seitens Price einbrachte.
    „Ich schätze mal, sie wollen sich wegen etwas beschweren“, spekulierte der Betazoid.
    Etwas überrumpelt schluckte Land und begann dann mit seinen Anmerkungen:
    „Sir, finden sie es nicht etwas disziplinlos, wenn die Crew sie einfach mit ihrem Vornamen anreden soll?“
    „Nein, wieso denn?“ fragte Price mit aufrichtiger Naivität, so als würde er wirklich nicht das Problem bei dieser Sache begreifen.
    „Die Mannschaft wird doch irgendwann vor ihnen den Respekt verlieren“, fügte Land leicht verärgert hinzu. „Wo soll das noch hinführen? Bieten sie ihnen bald das du an, Sir?“
    Nun stand Price doch auf und rückte seine Uniform zurecht. Im Licht des Casinos war deutlich sein Drei Tage-Bart zu erkennen, der ihm ein leicht verwegenes Aussehen verlieh.
    „Haben sie sich meine Akte angesehen, Commander?“
    „Nein, ich hatte noch keine Gelegenheit dazu“, gab Land ohne schlechtes Gewissen zu.
    „Ah, ich mag eine ehrliche Antwort. Ich hätte wohl dasselbe gemacht. Commander Land, ich bin auf Rigel groß geworden. Meine menschliche Mutter musste mich alleine großziehen und sich in der harten Arbeitswelt von Rigel unser Überleben sichern. Sicher haben sie gehört, dass, obwohl Rigel einer der Zentralwelten der Föderation ist, es dort etwas rauer zugeht. Ich kann ihnen sagen, als Jugendlichem, bei dem die Hormone anfange, verrückt zu spielen, kann es ziemlich schwer sein, sich durchzubeißen. Man ist quasi gezwungen, sich einer der örtlichen Jugendbanden anzuschließen, wenn man etwas respektiert werden wollte.“
    „Ihr Punkt, Captain?“ fragte Land leicht ungeduldig.
    Jetzt beugte sich der Betazoid auf einen Stuhl gelehnt leicht vor und seine Augen nahmen auf einmal ein gefährliches Funkeln an.
    „Ich habe mich aber keiner Gang angeschlossen. Ich habe selber eine gegründet und mich hochgearbeitet. Worauf ich hinauswill, Commander, ist folgendes: einem Menschen sollte nur Respekt augrund seiner tatsächlichen Leistung entgegengebracht werden, nicht aufgrund seines Namens oder seines Status.“
    „Eine... interessante.... Ansicht“, gab Land zu. Inzwischen war er vollkommen verwirrt von dem neuen Mann an der Spitze. Doch dieser klopfte ihm brüderlich auf die Schulter und entgegnete:
    „Nicht wahr? Nun kommen sie, Commander, machen wir uns an die Arbeit. Immerhin hängt der Frieden in der Galaxis von uns ab!“

    Knapp eine Stunde später betrat Matthew Price die Brücke.
    Er hatte die kurze Verschnaufpause für ihn genutzt, sein Quartier zu beziehen. Es war zwar klein und eher mager ausgestattet, doch Price war solche Umstände gewohnt. Mit einem großen Schritt stellte sich der Betazoid hinter den Kommandosessel, ohne sich auf ihn zu setzen. Statt dessen stützte er sich mit den Händen auf der Rückenlehne ab und beugte sich leicht vor.
    „Also, was konnten sie ermitteln?“
    Fähnrich Tellom und Ardev blickten sich kurz an, um zu prüfen, wer zuerst sprechen sollte. Als Betazoid mit empathischen Fähigkeiten war Price natürlich nach wenigen Sekunden aufgefallen, dass die beiden ein Paar bildeten. Nicht dass es ihn stören würde, ganz im Gegenteil, wenn es ihre Produktivität steigerte, war alles im ermessenen Bereich.
    „Sir...Captain...ich meine Matthew“, stammelte Tellom schließlich die ungewöhnliche Anrede, „Lieutenant Ardev und ich haben Zugriff auf das weitläufige Spionagenetz der Föderation genommen. Nach einigem Suchen haben wir tatsächlich eine Momentaufnahme des Angriffs gefunden.“
    “Na klasse“, attestierte Price und trommelte mit den Fingern auf der Rückenlehne, „zeigen sie es uns!“
    Der bisher abgeschaltete Wandschirm der Monitor wurde aktiviert und ein Bild darauf gelegt. Es hatte eine bemerkenswerte Qualität, was wohl ein Indiz für ein sehr nahes Operieren der Sonde am cardassianischen Raumes war, eine Tatsache, die den Cardassianern sicher nicht schmecken würde. Deutlich war ein gelblicher cardassianischer Frachter zu sehen, der unter den Einschlägen erzitterte, die auf dem Bild deutlich von einem Defiant-Klasse Schiff herrührten.
    „Das ist doch nicht möglich“, meinte Land und drehte seinen Stuhl in Price Richtung, „das ist tatsächlich ein Schiff der Sternenflotte.“
    „So sicher wäre ich mir da nicht, Sir“, meinte Ardev und rief sich kurz einen Bericht auf, um sicherzugehen, dass er die richtigen Informationen liefern. „Laut den Logbüchern von Starfleet Command und auch Starfleet Intelligence operiert kein Schiff von uns dort. Und vor allem keins, dass eine Tarnvorrichtung besitzt.“
    „Es gibt nur drei Schiffe, die eine Tarnvorrichtung besitzen und eines davon sind wir“, ergänzte Chief Woil. „Die anderen beiden sind Schiffe der Akira-Klasse. Mehr gestatten uns die Romulaner nicht. Es dürfte kein zweites Defiant-Klasse Schiff mit Tarnvorrichtung geben.“
    Price richtete sich auf und fixierte das Blick mit seinen tiefschwarzen Augen.
    „Lieutenant, vergrößern sie doch bitte mal Abschnitt 33-F“, bat er Ardev, welcher auch sofort die Order umsetzte. Ein kleiner Teil des Defiant-Klasse Schiffes wurde so nahe herangezoomt, dass es den ganzen Wandschirm ausfüllte. Es war ein Teil der oberen Hülle, welches noch sehr unscharf war, doch der Computer begann schon mit einer automatischen Anpassung. Das Bild blieb immer noch grobkörnig, doch nun waren Details zu sehen.
    „Was erkennt ihr da, Leute?“ fragte Price in den Raum hinein.
    „Die Hüllenmarkierungen und Farben sind nicht durchgängig“, erkannte Ardev, „so als ob man das Schiff wie ein Teppich geflickt hätte.“
    „Sehr gut. Und achten sie mal auf den Namen.“
    Alle Brückenoffiziere lugten genauer auf den Schirm, ohne jedoch zu einem Ergebnis zu kommen. Nur Commander Land war wieder einmal in der Lage, dieses Merkmal zu erkennen:
    „Der Name des Schiffes lautet USS Defiant.“
    Totenstille auf der Brücke. Ein kompletter Schock.
    „Ich denke mal, wir sollten bei Deep Space Nine anfragen, wo die Defiant in den letzten Tagen gewesen ist“, murmelte Bird betroffen und schüttelte ungläubig den Kopf.
    Der einzige, der nicht in schlechter Stimmung war, war Captain Price! Mit beherztem Schritt stellte er sich neben den Wandschirm und deutete mit der Hand auf den Namen des Schiffes.
    „Mr. Bird, sie haben da nur einen Denkfehler begangen: bei DS 9 liegt die
    USS Defiant-A vor Anker. Hier haben wir es aber mit der USS Defiant-Nichts zu tun.“
    Ungläubige Gesichter zeichneten sich ab.
    „Aber die erste Defiant wurde im Chintokah-System zerstört, als Breen dieses Gebiet während des Krieges zurückeroberten“, fasste Ardev diesen Widerspruch zusammen.
    Price schnipste und sagte:
    „Unglaublich, oder? Also sollten wir diesem Widerspruch nachgehen. Commander Land, setzen sie Kurs auf den Ort, wo dieser bedauernswerte Überfall, dem man uns in die Schule schieben will, stattgefunden hat.“
    „Matt“, mischte sich Woil ein, „sollten wir uns nicht erst einmal um das Chintokah-System begeben, um mehr herauszufinden?“
    „Keine Angst, Chief, das regle ich schon“, antwortete Price mit ansteckendem Eifer und wollte sich zum Bereitschaftsraum begeben, als er noch einmal in der Tür stehen blieb und auf den Wandschirm blickte, der wieder die normalen Sterne zeigte.
    „Mr. Land, die Sterne bewegen sich nicht, was im Allgemeinen ein untrügliches Zeichen ist, dass wir uns nicht fortbewegen. Aber wenn dem so ist, wie wollen wir sonst unseren Zielort erreichen?“ fragte Price leicht irritiert.
    Alle auf der Brücke schauten erst den Nachbarn an und dann zu Land herüber. Diese drehte sich verwirrt zu dem neuen Kommandanten und antwortete:
    „Sie haben nicht den Befehl zum Starten gegeben.“
    „Oh“, staunte Price und lächelte dann knabenhaft. „Sie sind ein erwachsener Mann, Commander. Entwickeln sie Eigeninitiative!“
    Und damit verschwand er im Büro, ließ eine verdutzte, aber neu motivierte Crew zurück.

    Der Bereitschaftsraum war karg, aber Matthew wollte dies schon bald ändern.
    Ein paar Bilder, gemalte sowie Fotographien, vielleicht noch in paar Skulpturen und dann sah doch schon alles viel freundlicher aus. Durch das kleine Sichtfenster hinter seinem Stuhl erkannte der Captain zufrieden, dass sie sich auf Kurs befanden.
    Eine feine Crew, dachte Price erfreut. Sie würden sicher gut zusammenarbeiten, wenn sie sich erst einmal an seinen besonderen Stil gewöhnt hatten. Ein Stil, der ihm schon mehr als einmal Ärger auf der Akademie als auch auf seinen späteren Posten eingebracht hatte. Zugegebenermaßen war er überrascht gewesen, dass man ihm überhaupt noch einmal ein Raumschiff in die Hand gedrückt hatte, nach allem was wer angestellt hatte. Naja, sei´s drum.
    Mit Elan setzte er sich hinter seinen Schreibtisch und aktivierte den Kommunikationsschirm, den man vor ihm aufgebaut hatte, und stellte eine Verbindung ins Chintokah-System her.
    Nach einigen Minuten wurde sein Ruf beantwortet und ein cardassianischer Beamte erschien im Bild, den man als leibhaftige Manifestation der Langeweile bezeichnen konnte. Der Kerl schien wirklich keine Freude in seinem Leben zu haben, seinem Gesichtsausdruck zu urteilen.
    „Technische Sammelstation, Chintokah-System.... Sie wünschen?“ begrüßte ihn der Cardassianer und zog die Worte dabei unabsichtlich in die Länge. Price konnte nur hoffen, dass der Kerl während ihres Gespräches nicht einfach vom Stuhl fiel und einschlief.
    „Ja hallo, Lieutenant Eddie Castillo von dem Büro für statistische Erhebungen der Sternenflotte“, log Price und legte dabei absichtlich einen engagierten Eifer in seine Stimme. Vielleicht würde dies ja die Lebensgeister in diesem Cardi wecken. „Wir bräuchten da mal kurz eine Information bezüglich eines Wrackteiles der...moment... USS Defiant, welche in einem Gefecht in diesen System zerstört worden war.“
    „Einen Moment… ich extrapoliere,” erwiderte der Caradassianer und tippte für die nächsten Minuten an irgendeinem Terminal außerhalb des Sichtfeldes herum. Schließlich, Matthew hatte schon die Hoffnung aufgegeben, eine Antwort zu erhalten, war der Cardassianer fertig.
    „In der Tat. Es lag ein Rahmen des betreffenden Schiffes in dem lokalen Trümmerfeld.“
    „Ah ja, und haben sie es noch?“
    „Bitte?“ fragte der Cardassianer gelangweilt, als ob er die Frage nicht verstanden hätte.
    „Haben sie ihn noch da? Den Rahmen?“
    „Bedaure, nein.“
    „Wie nein?“ fragte Price stutzig. „Wo ist er denn?“
    „Wir haben ihn verkauft“, erläuterte der Mann langsam.
    „Verkauft? Wieso denn das, wenn ich fragen darf?“
    „Lieutenant...Castillo, die Cardassianische Union brauchte Geld und der Kunde war vermögen. Bitte verstehen sie, dass wir ein solches Angebot nicht ausschlagen konnten.“
    „Oh, kein Problem“, log Price, wobei er aber am liebsten den Beamten durch den Bildschirm hindurch am Kragen gepackt hätte. „Können sie mir denn sagen, wer ihr Käufer war?“
    „Allerdings, bitte warten sie“, erwiderte der Cardassianer und tippte wieder minutenlang an seinem Terminal herum. Price war sich sicher, dass dies noch sehr lange dauern konnte.

    „Ja?“ fragte Price, als er die Brücke betrat und sich zum ersten Mal in den Kommandosessel setzte.
    Auf dem Wandschirm waren mehrere cardassianische Fregatten zu sehen, die ruhig im Raum drifteten und die Monitor nicht zu bemerkt haben schienen.
    „Wir sind an den Koordinaten eingetroffen“, erklärte Lieutenant Bird und kontrollierte die Anzeigen, „doch das Gebiet wird von cardassianischen Schiffen untersucht, die uns bisher noch nicht erkannt haben.“
    „Chief Woil, sorgen sie dafür, dass die Tarnvorrichtung weiterhin einwandfrei funktioniert!“ forderte Price in Richtung Woil.
    Der Antosianer nickte ernst und machte sich auf den Weg in den Maschinenraum. Falls es Probleme gab, wollte er direkt an der Quelle sitzen.
    „Mr. Ardev, scannen sie bitte das Gebiet nach allem Verdächtigen.“
    Ardev nickte und warf seine Sensoren an, wobei er sich von der wissenschaftlichen Station Telloms helfen ließ. Während der nun folgenden Wartezeit saß Price ganz ruhig in seinem Sessel und tippelte mit den Fingern unbewusst eine Melodie auf den Armlehnen. Unbewusst imitierte er so eine alte Geste Lewinskis, was ihm immer wieder Seitenblicke von Commander Land einbrachte. Mit seinen Fähigkeiten hatte Price schnell erkannt, dass John Lewinski ein wichtiger Faktor in Commander Lands Leben gewesen war. Zudem registrierte er eine Spur von Reserviertheit seiner Person gegenüber. Matthew Price konnte nur hoffen, dass diese Empfindungen nicht ihr Arbeitsverhältnis beeinträchtigten. Natürlich hing die Crew an ihrem alten Kommandanten, doch Lewinski hatte seinen Weg gewählt. Aber die Führungsoffiziere verhielten sich so seltsam, so als ob sie etwas wüssten, was er nicht wusste und dies war ein gefährlicher Zustand für einen Kommandanten. Als Anführer einer Gruppe sollte man immer auf alle Eventualitäten bereit sein und dazu galt es, umfassend informiert zu bleiben. Price beschloss, diesen Punkt später einmal zur Sprache zu bringen.
    „Analyse abgeschlossen“, meldete Ardev und drehte sich in Richtung des Captains.
    „Haben uns die Cardis entdeckt?“
    „Nein, sie bleiben ruhig“, meldete Bird seinem Captain.
    Auch wenn zur Zeit Frieden herrschte, konnte man nie ahnen, wie die Cardassianer darauf reagieren würden, wenn jetzt, nach der Zerstörung eines Frachters, ein weiteres Kampfschiff in ihrer Nähe auftauchen würde.
    „Analyse?” bat Price, woraufhin Ardev noch einmal seine Instrumente konsultierte.
    „Ich habe die Wrackteile gescannt“, erläuterte der andorianische OPS-Offizier, „und festgestellt, dass an ihnen tatsächlich Spuren von Föderationswaffen sind. Aber es sind keine aktuellen Modelle, sondern Phasertypen, die schon vor zwanzig Jahren von der Sternenflotte ausgemustert worden sind. Desweiteren hat wie jedes andere Schiff auch der unbekannte Angreifer eine Warpspur hinterlassen, welche ich natürlich untersucht habe?“
    „Und?“ hakte Bruce Land nicht ohne eine gewisse Neugierde nach.
    „Nun, das ist seltsam: die Warpspur ist palumerianisch!“
    Ein in der Tat überraschender Fund.
    „Die Palumerianer?” fragte Bird ungläubig nach. „Ihr Raum ist doch auf der anderen Seite des tholianischen Sektors. Die Föderation hatte nur eine handvoll Kontakte mit ihnen. Wieso sollten sie uns in Misskredit bringen wollen?“
    „Das wollten sie gar nicht“, meinte Price und verschränkte nachdenklich die Arme. „Diese Warpspur hat keine politischen, sondern wirtschaftliche Gründe. Auf dem Schwarzmarkt sind palumerianische Warpkerne äußerst beliebt. Sie sind zwar nicht sehr leistungsfähig, aber dafür zuverlässig und zudem noch äußerst kostengünstig, was sich übrigens gut mit meinen Untersuchungen deckt?“
    „Sir?“ fragte Land, wobei er die lächerliche Anrede Matt wegließ.
    „Die Cardassianer haben den Rahmen der Defiant, der nach der Schlacht noch übrig geblieben ist, für gutes Geld verkauft und zwar an einen Trill namens Tembor Rull. Ich habe diesen Namen mal durch einige Datenbanken laufen lassen und siehe da: der Mann ist ein Mitglied des gefürchteten Orion-Syndikats. Nehmen wir mal an, wir haben es wirklich mit diesen Piraten zu tun. Dann haben sie den Rahmen teuer gekauft und müssen das Schiff wieder aufrüsten. Natürlich so günstig wie möglich. Daher nahmen sie nur die alten Föderationswaffen und den billigen palumerianischen Warpreaktor. Sie haben ja in der Nahaufnahme gesehen, wie geflickt die Hülle des Schiffes aussah. Sie hatten einfach nicht die passenden Ersatzteile. Wahrscheinlich haben sie die Tarnvorrichtung auch irgendwo günstig erstanden.“
    Die Anwesenden waren baff von dieser Theorie. Nichtsdestotrotz, sie klang realistisch.
    „Was sollte das Orion-Syndikat mit der Störung einer solchen Konferenz bezwecken?“ warf Fähnrich Tellom nachdenklich ein.
    Diesmal war es Bruce Land, der eine Antwort darauf liefern konnte.
    „Wenn die Großmächte sich endlich vereinen, so arbeiten sie enger zusammen, sowohl auf wirtschaftlichen als auch polizeilichem Niveau. Denken sie nur mal an die Gefahr für das Syndikat nach, wenn ein so großes Bündnis ihrem Treiben ein Ende setzen will.“
    Diese Erklärung klang für jeden absolut einleuchtend.
    „Aber wenn die Cardassianer das auch scannen, wieso kommen sie auch nicht zu den selben Schlüssen?“ fragte Ardev.
    „Ihr Misstrauen gegenüber der Föderation ist einfach zu groß“, meinte Price, „sie nehmen die passendste und vor allem einfachste Erklärung, die vor ihnen liegt. Da können wir den Kerlen keinen Vorwurf machen.“
    „Wir wissen also jetzt, worauf wir achten müssen. Und was jetzt?“
    „Das Syndikat wird natürlich die Konferenz sabotieren wollen“, überlegte Lieutenant Bird. „Also müssen wir dahin, wo sie als nächstes zuschlagen werden.“
    „Und wo ist das?“ fragte Tellom.
    Ohne langes Überlegen erhob sich Captain Price aus seinem Sessel und befahl den Aufruf der Karte 32-beta, während er wieder zum Wandschirm ging. Auf ihm erschien eine Sektorenkarte, die die Gebiete der Klingonen, Romulaner und Gorn zeigte.
    „Hier sehen wir drei verfeindete Völker“, erklärte Price und deutete auf die Karte. „Alle misstrauen sich, da es in den letzten Jahrhunderten immer wieder Kriege und Konflikte zwischen den dreien gegeben hat. Ein Frieden wäre ein großer Schritt, aber er wäre äußerst zerbrechlich. Um nach Parliament zu gelangen, müssten alle drei Fraktionen durch dieses kleine Raumgebiet fliegen, welches aus drei Systemen besteht und den Namen Alba-Sektor trägt. Es liegt dort gewissermaßen wie eine Kreuzung zwischen den Imperien. Ich habe es im Urin, dass die Piraten dort zuschlagen werden!“
    „Im Urin, Matt?“ fragte Ardev ungläubig nach.
    „Ja. Eine Redewendung von der Erde. Nicht so wild. Fliegen sie uns dahin, Mr. Land. Bis wir ankommen, habe ich Hunger und gehe was essen.“
    Der Navigator tippte die Befehle in die Konsole ein und beschleunigte die Monitor auf Überlichtgeschwindigkeit, während sich Price auf dem Weg zu einer wohlverdienten Pause machte. Doch bevor er diese antreten konnte, wurde er noch einmal von Lieutenant Danny Bird aufgehalten.
    „Matthew, wenn ich sie mal fragen dürfte: woher kennen sie sich mit Schwarzmarktpreisen aus?“
    Der Betazoid lächelte nur verschmitzt und sagte:
    „Sie müssen noch einiges über mich lernen.“

    Das Casino, Ort der Zusammenkunft und der gemeinsamen Erholung. Wo Essen zu sich genommen wurde und die Besatzung die Gelegenheit bekam, die neusten Gerüchte oder Themen zu diskutieren.
    So auch diesmal. Mit seinem Tablett, dass er eben aus dem Replikator geholt hatte, setzte sich Alex Bolder, der Transporterchef der Monitor auf einen freien Platz neben Chief Jozarnay Woil und der ersten Bordärztin Dr. Frasier.
    „Und?“ fragte der junge Mann aufgeregt, „wie ist der neue Mann an der Spitze?“
    „Er ist...interessant“, entgegnete Woil kauend und deutete auf einen weitern Tisch. Bolder folgte der Geste und entdeckte Captain Price, wie er zusammen mit jungen Besatzungsmitgliedern an einem Tisch saß und seine Mahlzeit einnahm. Bolder stutze. Nicht dass er etwas gegen einfache Crewman hatte, überhaupt nicht, aber es war doch mehr als ungewöhnlich, dass der kommandierende Offizier sich nicht zu seinen Offizierskollegen, sondern zu einfachen Besatzungsmitgliedern setzte.
    „Wieso isst er nicht bei uns?“ fragt der Transporterchef leicht verärgert.
    Dr. Frasier musterte mit ihren braunen Augen den Captain interessiert und erklärte dem Fähnrich:
    „Es hat nichts mit Unhöflichkeit zu tun, Mr. Bolder. Captain Price hat sich einfach seinen Essen geschnappt und dann zielstrebig an den erstbesten Tisch gesetzt, den er gesehen hat. Ich würde mich vorsehen, der Mann geht seinen Weg.“
    Schmunzelnd tippte Woil die Ärztin an den Arm.
    „Höre ich da einen Hauch Sehnsucht in ihrer Stimme, Doktor?“
    Frasier schüttelte hastig den Kopf und wandte sich wieder ihrem Essen zu.
    „Nein, ganz und gar nicht. Ich finde nur, dass Matthew, wie er will, dass wir so nennen, ein ganz außergewöhnlicher Mann ist. Er scheint nichts mit John Lewinski gemeinsam zu haben.“
    „Habe ich da richtig gehört?“ fragte Bolder und beugte sich vor, wobei er sein Gesicht so verzog, als ob er etwas missverstanden hätte. „Wir sollen ihn beim Vornamen nennen?“
    „Richtig“, bestätigte Woil, „der Captain meint, dass wahrer Respekt nicht durch den Rang, sondern alleine durch die Taten entsteht. So hat es mir zumindest Commander Land erklärt.“
    „Interessante Ansicht.“
    „Ja, aber eine Sache dürfen wir nicht vergessen“, sagte Woil plötzlich mit einem überraschenden Ernst und senkte seine Stimme verschwörerisch, „Captain Price hält nur den Sessel für Lewinski warm. Er ist kein Ersatz, dass wir uns hier richtig verstehen.“
    Eilig nickten die anderen und aßen weiter. Aber obwohl es niemand so direkt zugegeben hätte: sie mochten den Neuen!

    Selbstsicheren Schrittes betrat Bruce Land den Bereitschafstraum des Kommandanten.
    „Sie wollten mich sprechen?“
    Er hatte sich bisher noch immer nicht daran gewöhnen können. Immer wenn er in Richtung Kommandosessel geblickt hatte, hatte erwartet, dort John zu sehen, wie er gewohnt die Befehle gab. Dann musste sich Land daran erinnern, dass diese Zeit vorbei war. Es gab nun einen neuen Kommandanten, der eine ganz neue Linie durchzusetzen schien.
    „Setzen sie sich, Commander“, bot ihm Price den Platz gegenüber an, den Land dankend annahm. „Wie ist unser Status?“
    Für den Bruchteil einer Sekunde kramte der Navigator in seinem Gedächtnis, dann hatte er die Daten parat.
    „Wir erreichen bald das erste System im Alba-Sektor. Bezeichnenderweise heißt es Alba 1. Aber, mit Verlaub gesagt, Matt, das ist doch sicher nicht das, worüber sie mit mir sprechen wollten, oder?“
    „Sie haben ein feines Näschen“, lobte Price und legte seine Füße auf den Schreibtisch. Dies war eine so ungewohnte Geste für den ersten Offizier, dass sich seine Augen deutlich weiteten.
    „Es geht darum“, begann Price, „dass ich Betazoid bin, zumindest ein Halber. Und als Empath bemerke natürlich bestimmte Schwingungen und Emotionen in meiner Nähe, eine Eigenschaft, die mir natürlich auf verschiedenen Gebieten dienlich war.“
    Price machte eine kurze Pause und blickte zu Land, der wiederum seinen neuen Kommandanten ernst anblickte. Falls Price irgendeine Reaktion auf seine Worte, vielleicht Humor erwartete, musste er enttäuscht werden. Daher fuhr Price fort:
    „Ich habe bemerkt, dass sie, um es mal wie ein Counselor auszudrücken, sie mir bestimmte Emotionen entgegenbringen. Nicht gerade Hass oder Feindseligkeit, doch eine leichte Reserviertheit mir gegenüber ist natürlich nicht abzulehnen. Ist das korrekt?“
    „Nein“, antwortete Land ohne eine Miene zu verziehen, was bei Price ein abermaliges Grinsen hervorbrachte.
    „Ich spüre, dass sie mich belügen, Commander. Sie sollten besser nie gegen mich Poker spielen. Na kommen sie schon, raus mit der Sprache. Ich bin immer für geklärte Verhältnisse an Bord meines Schiffes. Also?“
    Bruce Land starrte an die eine Ecke des Konferenzraumes und dachte lange nach. Man konnte richtig sehen, wie sein Gehirn arbeitete. Und dann entschloss er sich, offen zu sein.
    „Es ist genau deswegen, wie sie von ihrem Büro oder ihrem Schiff sprechen, Captain. Ein Teil von mir hat immer noch nicht realisiert, dass John Lewinski weg ist.
    Sie müssen mich verstehen. Ich kannte Captain Lewinski schon über zehn Jahre und er ist mein bester Freund. Ich weiß nicht, wie sehr sie mit den Fakten vertraut sind und ob ich vor allem ihnen überhaupt vertrauen kann, aber ich kann ihnen sagen, dass John Lewinski das Kommando über die Monitor nicht freiwillig niederlegte.“
    Price musterte überrascht seinen ersten Offizier. Dann wartete, als ob er seine eignen Reaktionen sondieren müsste und lächelte dann wieder.
    „Bruce, ich danke ihnen für ihre offenen Worte. Es stört sie doch nicht, dass ich sie beim Vornamen nenne?“
    „Wenn wir unter uns sind, nicht.“
    „Gut. Ich schätze ihre Offenheit. In gewissem Maße habe ich sogar eine solchen Grund erwartet. Ich konnte leider nicht viel über die Monitor, ihre Aufträge oder Captain Lewinski nachschlagen. Viele Akten waren aus irgendeinem seltsamen Grund versiegelt und daher nicht mehr zu verwenden. Aber ich habe ihre Reaktionen gespürt, wenn ich immer von meinem Bereitschaftsraum sprach. Ich verstehe sie und mache ihnen keinen Vorwurf. Alles was ich tun kann, ist ihnen versichern, dass ich nichts mit dem Verschwinden Captain Lewinskis zu tun habe. Das schwöre ich beim Leben meiner Mutter. Wer mich kennt, und ich hoffe dass sie alle mich kennen lernen werden, weiß, dass dies ein absolutes Ehrenwort ist. Aber ich muss sie auch darauf hinweisen, dass ich einen voll einsatzfähigen ersten Ofizier brauche. Sie müssen das Bindeglied zwischen mir und der Besatzung sein. Und da kann ich, offen gesagt, niemanden gebrauchen, der sich seiner Loyalität nicht absolut sicher ist. Trifft dieser Fall zu, so muss ich ihnen raten, dass Schiff zu verlassen. Also, wie entscheiden sie sich?“
    Commander Land brauchte nicht einmal eine Sekunde zu überlegen.
    „Meine Loyalität gehört dem Captain“, antwortete er.
    „Clevere Antwort, Bruce“, erwiderte Price daraufhin beeindruckt.
    Doch bevor sie ihr Gespräch fortführen konnten, wurden sie über das Kom-System auf die Brücke gerufen. Price klopfte Land auf die Schulter und beide gingen sie auf die Brücke, wo der Commander seinen Posten wider besetzte und Price sich in den Kommadosessel fallen ließ.
    „Wie sieht´s aus?“ fragte Price und blickte zu Ardev.
    Der Andorianer überprüfte schnell die Sensoren.
    „Es sind keine anderen Schiffe hier und unsere Tarnvorrichtung arbeitet ohne Probleme. Soll ich nach palumerianischen Warpspuren scannen?“
    „Nur zu.“
    Die nächsten Minuten war es äußerst ruhig auf der Brücke. Das gedimmte Licht, die die aktivierte Tarnvorrichtung anzeigte, hob die aufgeregte Atmosphäre an Bord noch weiter hervor. Die Monitor flog zu den verschiedenen Planeten des Alba 1 Systems und führte seine Suche nach den verdächtigen palumerianischen Spuren, die in diesem Teil des Quadranten so selten waren, fort. Alle an Bord hofften, den großen Fang zu machen. Doch sie mussten enttäuscht werden.
    „Keine Warpspuren in diesem System vorhanden“, meldete Lieutenant Ardev mit deutlicher Enttäuschung, „überhaupt keine Anzeichen, dass hier überhaupt in den letzten Monaten ein Schiff gewesen ist.“
    „Na gut, dann auf nach Alba 2“, meinte Price und dachte kurz nach, bevor er verkündete:
    „Roter Alarm.“
    Nach langer Zeit heulten wieder die Alarmsirenen an Bord der Monitor. Indikatoren tauchten die Brücke in Rot, während Besatzungsmitglieder sich auf die Gefechtspositionen begaben.
    „Nur zur Vorsicht“, erklärte Matthew Price seinen Befehl und nickte dann Lieutenant-Commander Land zu, der das Schiff auf Überlichtgeschwindigkeit brachte.
    Alba 2 sah genauso verlassen aus wie sein Vorgängersystem. Doch von solchen Sachen durfte man sich in der Raumfahrt nicht beeindrucken lassen. Land stoppte das Schiff und Ardev begann seine Analysen, ohne auf den Befehl des Captains zu warten. Inzwischen hatten sie begriffen, dass Price ihnen eine große Selbstständigkeit gewährte. Einige Minuten lang summte Ardevs Terminal, dann meldete der Andorianer, dass er nichts gefunden hatte und Land brachte sie alle tiefer in das Alba 2 –Systems. Dort, im Planetenorbit, begannen sie mit einer weiteren Sensorsondierung.
    Gespanntes Warten herrschte. Zum ersten Mal seit fast einem Jahr befand sich die Monitor in einer potentiellen Kampfsituation. Vielen an Bord fiel es schwer, sich daran zu erinnern, wann sie das letzte Mal ihre Waffen abgefeuert hatte. Lieutenant Bird wusste als taktischer Offizier Bescheid: damals hatten sie sich noch im Gamma-Quadranten befunden und die Föderation vor einer Borg-Invasion gerettet. Wie lange dies alles schon zurücklag...
    Ein Piepen erfüllte den Raum.
    „Ich glaube, ich habe da etwas“, meldete Ardev.
    „Sie glauben oder sie wissen es?“ hakte Price nach, der langsam fühlte, wie das Adrenalin in seinen Körper strömte. Vielleicht bekam er nun die erste Gelegenheit, sich zu beweisen.
    „Palumerianische Warspuren, direkt vor uns!“ sagte Ardev und blickte mit besorgtem Gesicht zum Wandschirm. Er legte eine Projektion der Sensoren auf den Schirm, so dass direkt vor dem Bug der Monitor ein pulsierender Fleck zu sehen war.
    „Bingo“, sagte Land.
    „Sind wir entdeckt worden?“
    „Negativ, Tarnung bei einhundert Prozent“, beruhigte Bird seinen Captain.
    Nicht dass dieser eine Beruhigung nötig gehabt hätte. In seinem Leben hatte, auch wenn das wohl keiner glauben wollte, er weitaus gefährlichen Situationen gegenüber gestanden als dieser hier.
    „Visieren sie ihre Waffen an“, befahl Price selbstsicher, woraufhin Land sich zu ihm umdrehte.
    „Sollten wir sie nicht besser mit einem Traktorstrahl festhalten, Matt?“
    „Wenn ich einen Warnung abgeben will, so schieße ich jemanden nicht vor die Füße, sondern ins Bein. Finden sie nicht auch?“ erklärte Price ruhig. Anscheinend hatte er nichts dagegen, wenn man seine Befehle hinterfragte.
    „Eine interessante Ansicht“, schmunzelte Tellom und blickte zu Bird, der die nötigen Vorkehrungen traf.
    „Waffen sind anvisiert.“
    „Gut, dann...“
    Weiter kam der Captain nicht. Das Schiff erbebte unter massiven Einschlägen und schüttelte sich so stark, dass manche Offiziere aus ihren Sitzen geschleudert wurden. Leitungen überall an Bord der Monitor explodierten und das Schiff enttarnte sich automatisch, um nicht zu viel Schaden einzustecken. Automatische Löschsysteme löschten einen Brand im hinteren Bereich der Brücke, währen Captain Price deutliche Mühe hatte, gegen den Lärm anzuschreien.
    „Was zum Teufel ist da passiert?“
    „Das Schiff hat sich hinter uns enttarnt und das Feuer eröffnet“, erklärte Lieutenant Bird und tippte eifrig Befehle in seine taktische Konsole. „Waffen und Torpedos sind ausgefallen.“
    Unter weiteren Treffern schüttelte sich das Schiff. Nun war wenigstens Schildenergie da, die die Wucht der Treffer ableitete.
    „Wie konnte das passieren? Sie waren doch genau vor uns?“ fragte Price irritiert und hielt sich an seinen Armlehnen fest, während das Deck unter ihm erzitterte.
    „Es war ein Trick“, stellte Ardev nicht ohne Selbstvorwürfe fest, „ein Sensorschatten, den sie angelegt haben, um uns reinzulegen.“
    „Die wussten wohl, dass wir kommen“, murmelte Land und machte sich dann daran, mit der Monitor wilde Ausweichmanöver zu fliegen. Er brachte das Schiff an die Belastungsgrenze mit seinen Flugabenteuern, doch das eine Impulstriebwerk war zerstört und das ausströmende Plasma war nicht gerade hilfreich.
    „Brücke an Woil, wir brauchen die Waffen“
    Aus dem Maschinenraum meldete sich der Antosianer mit gehetzter Stimme:
    „Es tut mir leid, Matt, die Leitungen sind durchgeschmort. Wenn nicht gerade eine Starbase in der Nähe ist, sieht es schlecht aus für eine schnelle Reparatur.“
    „Sollen wir uns zurückziehen?“ fragte Land in einem kurzen Moment, in dem er seine Aufmerksamkeit anderen Dingen zuwenden konnte. Doch Matthew Price dachte nicht im Traum daran, wegzulaufen. Die Monitor erbebte unter weiteren Treffern und Bird meldete, dass es äußerst schlecht um die Schilde stand. Also war es an der Zeit für einen alten Trick.
    „Price an Transporterraum“, stellte der Captain eine Verbindung her.
    „Fähnrich Bolder hier!“
    „Fähnrich, haben sie einen massiven Gegenstand da? Eine Plasmaröhre oder so etwas in der Art?“
    Der junge Mann war zwar über diese Frage äußerst überrascht, ließ es sich jedoch nicht anmerken.
    „Reicht auch ein Schraubenschlüssel?“
    „Perfekt“, meinte Price. „legen sie ihn auf die Transportplattform und visieren sie den Warpkern des Defiant-Klasse Schiff an, dass uns angreift. Falls sie es noch nicht bemerkt haben...“
    „Doch, die Erschütterungen sprechen für sich!“
    „Gut. Auf mein Kommando beamen sie den Schraubenschlüssel rüber. Halten sie sich bereit!“
    „Verstanden.“
    Abermals erbebte die Monitor unter weiteren Treffern. Auch wenn das Orion-Syndikat mit veralteten Waffen schoss, so hatten sie doch im genau richtigen Moment die richtige Stelle bei der Monitor erwischt. Deren Captain schien also kein Anfänger zu sein. Oder doch?
    „Senden sie an diese Schweine, dass wir kapitulieren.“
    Land und die anderen konnten nicht glauben, was sie da gehört hatten.
    „Erbitte Bestätigung“, fragte Land außer Atem.
    „Commander, vertrauen sie mir bitte“, bat Price und mit einem Schulterzucken stoppte Land das Schiff und sendete die Botschaft an das andere Schiff.
    „Sie antworten!“
    Aus den Bordlautsprechern tönte nun eine kompromisslos klingende Stimme, die verkündete:
    „Wir akzeptieren ihre Aufgabe. Bereiten sie sich auf unsere Ankunft vor!“
    Das Syndikat beendete ebenfalls seinen Angriff und näherte sich der Monitor, um die übliche Standardprozedur für eine Kapitulation durchzuführen: das Schiff zu entern.
    „Lieutenant Bird, bitte sagen sie mir auf die Sekunde genau, wann die ihre Schilde senken!“
    „Verstanden. Sie kommen näher.“
    „Price an Transporterraum, halten sie sich bereit!“
    Auf dem Wandschirm sah man deutlich, wie das Zwillingsschiff der Monitor immer näher kam und langsamer wurde.
    „Noch nicht... noch nicht...“, murmelte Price, wobei unklar bleib, ob er die Worte mehr an sich oder an Bolder richtete.
    Und dann...
    „Sie senken die Schilde!“
    „Bolder, jetzt!“
    Der Fähnrich hatte so konzentriert auf seine Instrumente geachtet, dass er schon die Taste betätigt hatte, bevor sein Name vollständig ausgesprochen worden war. Mit einem Schimmern wurde der Schraubenschlüssel auf das Syndikat-Schiff gebeamt, oder besser gesagt, in seinen Warpkern.
    „Viel Spaß!” sagte Price grinsend, während er sich vorstellte, wie das harte Metallwerkzeug gegen die Innenwände des Reaktors schlug und das ganze Antimaterie-Gemisch durcheinander brachte. Sekunden später löste sich das Schiff ihrer Gegner in einen flammenden Feuerball auf. Der unmöglichste, wahnsinnigste, selbstmörderischste Trick des Universums hatte funktioniert. Erschöpft lehnte sich die ganze Brückenmannschaft in einem kollektiven Seufzer in ihre Stühle zurück.
    „Ich bin sicher“, stammelte Fähnrich Tellom, die noch vollkommen außer Atem war, „dass man an der Akademie dies als das Price-Manöver lehren wird.“
    „Wenn ich bei meinen alten Lehrern etwas beliebter wäre, könnte ich mir das sogar gut vorstellen“, erwiderte Price daraufhin keck.

    Lieber John,
    ich hoffe, es stört dich nicht, dass ich nun das Du benutze. Irgendwie scheint es mir nun angemessener, nach der langen Zeit, in der wir uns kennen. Wie steht es um dich? Ich habe tagelang versucht, dich zu erreichen, doch du antwortest nicht auf meine Rufe. Also hoffe ich nun, dass dieser altmodische Brief dich zu einer Antwort zwingt.
    Wir sind gerade bei Starbase 67 angelangt und führen Reparaturen durch. Wie ich in meinem Anhang erkläre, haben wir ein gestohlenes Defiant-Klasse Schiff zerstört, welches kein geringeres Schiff als die ursprüngliche Defiant gewesen ist. Das Orion-Syndikat hatte es damit benutzen wollen, um die Konferenz für die Multiplanetare Allianz zu sabotieren. Nachdem wir aber alle Fraktionen über den Sachverhalt aufgeklärt haben, wird sie wie geplant stattfinden.
    Dein Nachfolger, Captain Matthew Price, ist eine äußerst interessante Persönlichkeit. Seine Methode, um das Schiff zu zerstören, war sowohl verrückt als auch tollkühn, was man ihm hoch anrechnen muss. An seinem etwas persönlichen Kommandostil müssen wir uns alle jedoch noch gewöhnen.
    Auch wenn wir diesen Fall scheinbar gelöst haben, so bleiben viele Fragen zurück. Woher wusste das Syndikat, dass wir ins Alba 2-System kommen? Was waren ihre geheimnisvollen Beweggründe, um die Konferenz zu sabotieren? Die Erklärung von Captain Price stellt mich nicht ganz zufrieden.
    Und die wichtigste Frage: wie konnte das Orion-Syndikat ein solche immense Operation, wie die Bergung eines Sternenflottenschiffes und seiner anschließenden Reparatur durchführen, ohne dass jemand etwas davon mitbekam?
    Ich glaube, dass hier viel mehr im Spiel war, als wir zur Zeit ahnen. Weiß der Teufel, vielleicht hat Admiral Jellico selbst diese Sache ausgeheckt. Ich kann nur hoffen, dass Captain Price nicht einer seiner Gefolgsleute ist, die eingesetzt worden sind, um letztendlich deinen Ruf noch mehr zu ruinieren.
    Mehr kann ich dir nicht sagen. Ich hoffe, du meldest dich mal. Und bitte vergiss nicht, dass die Mannschaft treu hinter dir steht. Wir werden alles unternehmen, dass die Verantwortlichen, die dich zum Rückzug gezwungen haben, zur Verantwortung gezogen werden!
    Dein ergebener Freund
    Bruce Land


    - Ende -


    Quelle: treknews.de
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