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  • Monitor - 5x05: Der Feind

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    • TheOssi
    Die Talarianer haben die letzte Grenze überschritten und biologische Waffen eingesetzt. Die Monitor erhält den Auftrag die Wirkung dieser Waffen zu untersuchen und macht einen grausigen Fund...

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    Monitor 5x05 "Der Feind"
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    Ich gegen meinen Bruder,
    Ich und mein Bruder gegen unseren Vetter,
    Ich, mein Bruder und mein Vetter gegen die Nachbarn,
    Wir alle gegen die Fremden!

    - Sprichwort der Beduinen



    Der Raum war fensterlos und ohne jedwede Annehmlichkeiten, die einen Besucher zu einem längeren Verweilen eingeladen hätten. Dieser Ort wurde nur von einer einzigen Lichtquelle erhellt, die an der Decke baumelte und die bei starker Erschütterung hin und her baumelte. Dieser fast schon cineastische Effekt kreierte eine gruselige Atmosphäre, aus der jede Person so schnell wie möglich verschwinden wollte. Ganz besonders grausam war dieser Raum jedoch für diejenigen, die hier dauerhaft ihre Zeit verbringen mussten. Eine dieser Personen war Bolar, der die letzten Tage hier unten verbracht hatte. Seit dieser Zeit saß ihm ein Betazoid gegenüber, der ihn unentwegt anstarrte. In den letzten Stunden hatte niemand von ihnen etwas gesagt, es herrschte eisiges Schweigen zwischen ihnen. Der Betazoid hatte den klangvollen Namen Dr. Dr. Arsani Parul und galt als einer der besten Politiker in der Geschichte der Vereinigten Föderation der Planeten. Im Laufe seines Lebens hatte der ehrwürdige Botschafter mehr als ein Dutzend Erstkontakte sowie schwierigste Verträge ausgehandelt. Doch an dieser von ihm selbst gewählten Aufgabe biss er sich die Zähne aus. Der Andorianer Bolar, der seit Tagen hier unten im Geheimen eingesperrt worden war, schwieg eisern. Weder wollte er über seine politischen Ansichten oder über seine Pläne sprechen, die zu einem furchtbaren Massaker an den Besuchern eines terellianischen Museums geführt hat. Früher war Bolar seinem Gegenüber Parul nicht unähnlich gewesen. Auch er war ein Politiker, der sich voll in den Dienst seines Volkes gestellt hatte und mit seinen unkonventionellen, aber erfrischenden Thesen für einigen Wirbel in den Sitzungsräumen gesorgt hatte. Doch dann hatte er den falschen Weg eingeschlagen und sich für die Gewalt entschieden, um so dem aus seiner Sicht benachteiligten andorianischen Volk wieder zu neuem Glanz führen.
    Eigentlich wollte Dr. Parul nicht allzu viel von dem Andorianer wissen. Nur wer seine Gehilfen waren und ob sie die Sache allein durchgezogen hatten. Doch Bolar schwieg wie ein Grab. Ob es an seinem Kriegerstolz lag oder an etwas anderem, dies konnte Arsani nicht so recht feststellen.
    Wie auch immer, sie beide würden hier unten noch sehr viel Zeit haben, um Antworten auf diese Fragen zu finden…

    Regungslos und völlig ausgepumpt saß Chief Jozarnay Woil in seinem abgedunkelten Quartier und starrte die Wand an. Die einzige Lichtquelle in seinem Raum war der Monitor, der ihm einige technische Spezifikationen des Schiffes präsentierte und dessen Schrift sich auf Woils Gesicht abzeichnete. Doch den Antosianer interessierte dieser Bericht überhaupt nicht, dessen Kernaussagen er ohnehin kannte. Nein, mit diesen aufgerufenen Statistiken hatte er gehofft sich von seinen privaten Problemen ablenken zu können, doch dies klappte nicht. Zu sehr schon verzehrte sich sein Körper nach dem lebenserhaltenden Stoff, den er für gewöhnlich zu sich nahm. Ketracel-White. Eine furchtbare Erfindung aus dem Gamma-Quadranten, geschaffen von den Gründern um ihre Jem-Hadar Soldaten sich gefügig zu machen. Hätten die mysteriösen Wechselbälger vor Jahrtausenden, als sie diesen Stoff entwickelten, daran gedacht, dass sehr viel später ein kleiner Antosianer namens Jozarnay Woil süchtig nach diesem Stoff werden würde? Wahrscheinlich waren sie sich dieser Konsequenzen nicht bewusst gewesen, genau wie er selbst, nachdem er vor einiger Zeit wieder mit der Konsumierung dieses Stoffes begonnen hatte. Fast zwei Jahre lang war er trocken gewesen, hatte geglaubt dem Teufelskreis dieser Droge entronnen zu sein. Doch die Ereignisse, die vor wenigen Monaten auf Humana stattgefunden hatten, waren Schuld an dieser neuerlichen Entwicklung, zumindest redete sich der Chefingenieur sich selbst dies ein. Derzeit war die Droge das einzige, was dafür sorgte, dass er sich lebendig fühlte. Als Woil wieder mit den Injektionen angefangen hatte, redete er sich selbst ein, er wäre um eine Erfahrung reicher gewesen und konnte nun die Dosierung besser einschätzen, um so einer Abhängigkeit entgegenzuwirken. Nun musste er sich eingestehen, dass seine Ansicht Wunschdenken gewesen war. Eine Droge konnte man nicht kontrollieren, eher kontrollierte sie einen. Plötzlich erklangen neue Geräusche in Woils Quartier, als Gebetsgesänge angestimmt wurden, ausgelöst durch den programmierten Computer. Die rhythmischen Gesängen sollten ihn daran erinnern, dass es an der Zeit war sein alltägliches Gebet zu verrichten. Doch anstatt sich zu erheben und seiner spirituellen Pflicht nachzukommen, blieb Jozarnay sitzen und blickte weiterhin die Wand an. Noch mehrere Minuten lang wurde der Gesang abgespielt und dann verstummten die Lautsprecher wieder. Zum ersten Mal seit dem Krieg hatte der Chefingenieur ein Gebet versäumt und diesmal wissentlich. Erstmals hatte er keinen Sinn darin gesehen zu einem Gott zu beten, den er nicht sehen konnte. Wozu auch? Jozarnay verstieß mit seiner Sucht gegen ein wichtiges Gebot seines Glaubens, wieso also versuchen den Allmächtigen um Hilfe anzurufen?
    Es hat eh alles keinen Sinn, dachte der Chief und starrte weiterhin die Wand an. Völlig allein, in der Dunkelheit…

    Lieber John,
    ich schreibe dir diese Zeilen, da ich dir das erklären möchte, was du nicht verstehst. Einige Zeit ist es nun her seitdem wir miteinander gesprochen und ich dir von meiner schweren Krankheit erzählt habe. Wobei ich das Wort „schwer“ nur benutze, um deiner Sicht der Dinge gerecht zu werden. Denn du wirst es mir wohl immer noch nicht glauben, doch ich sehe den momentanen Lauf der Dinge nicht so negativ wie du. Nein, ich leide nicht unter Realitätsverlust, ausgelöst durch den antallianischen Krebs, der in mir wuchert. Ganz im Gegenteil, ich bin weiterhin im Vollbesitz meiner geistigen Fähigkeiten und kann dir daher mitteilen, dass ich weiterhin an meiner Entscheidung festhalte. Immer noch lehne ich eine Behandlung dieser Krankheit ab, die für unsere moderne Schulmedizin kein würdiger Gegner ist. Ich bin jedoch nicht verrückt geworden, um zu dieser Sichtweise zu gelangen, eher im Gegenteil, mir war die ganze Situation nie so klar wie in diesem Moment. Wenn man so alt ist wie ich und einen eine solche Nachricht vom Arzt erreicht, beginnt man auf sein Leben zurückzublicken und ein kleines Resümee zu ziehen. Auch du wirst an diesen Punkt gelangen und dann auch auf deine Aktionen zurückblicken, wenn du dies nicht schon tust. Es ist in der Tat löblich, wenn ein Mann ab und zu inne hält und sein Leben mal kritisch überdenkt, um so Fehler für die Zukunft zu vermeiden. Was habe ich also geleistet? Ich mag ein einfaches, aber dennoch glückliches Leben geführt haben. Einen passablen Schulabschluss, der mir ausgereicht hat, habe ich erreicht und ich wurde in einem Beruf, den viele wohl als altmodisch bezeichnen würden, glücklich. Gut, ich habe nur wenige Planeten besucht und stattdessen die meiste zeit auf der Erde verbracht, was heutzutage wohl tatsächlich ein Anachronismus sein mag, aber ich bin nun einmal ein heimischer Mensch. Und was noch viel wichtiger ist, ich habe eine wundervolle Frau kennen gelernt und mit ihr wundervolle Kinder gezeugt. Ja, ich benutze das Wort wundervoll wie selbstverständlich, auch wenn ich von deinem Bruder Martin seit Jahren nichts mehr gehört haben. Wo Martin nun ist und was er nun tut… dies weiß ich nicht und doch bringe ich ihm dieselbe Liebe wie dir entgegen, auch wenn ich so lange nichts mehr von ihm gehört habe. So kann ich diesen Brief nur an dich schreiben, John, mir soll es recht sein, denn du bist es, der einer Erklärung bedarf.
    Ich habe dies viel zu wenig gesagt, aber ich bin ausgesprochen stolz auf dich. Viele Jahre sind nun vergangen und ich durfte miterleben, wie du von einem kleinen Jungen zu einem Mann gereift bist, der bereit ist Verantwortung zu übernehmen. Nicht nur für sich selbst, sondern sogar für ein gesamtes Raumschiff, mit seinen verschiedensten Typen, Geschlechtern und Spezies an Bord. Es liegt in der Natur deiner Arbeit beim Sternenflottengeheimdienst, dass ich bisher nur sehr wenig über die Natur deiner Missionen erfahren habe, aber ich bin zuversichtlich, dass du deine Aufgaben immer vorbildlich erfüllst. Doch genau in deinem Beruf, den ich so sehr schätze, liegt einer der Gründe für meine Entscheidung. All die Jahre bist du nicht zu Hause gewesen, bis auf diese kurze Zeit vor zwei Jahren, in denen du bei mir Schutz gesucht hast und ich nicht mal so recht wusste wie du. Wie es sich jedoch für einen fürsorglichen Vater gehört habe ich dich aufgenommen und jeden einzelnen Tag mit dir genossen. Deine Aufgaben zwingen dich meist wochenlang wegzubleiben, ohne dass ich weiß wo du bist und was du da machst. Du hast zwar nie darüber gesprochen, doch ich kann mir ziemlich gut vorstellen, dass viele deiner Missionen gefährlich sind. Ab und zu habe ich nachts Wachgelegen und gefürchtet, dass nun der Moment kam, in dem ich die Nachricht deines Todes bekommen sollte. Bisher ist dieser Moment nie gekommen und dafür bin ich äußerst dankbar.
    Ich möchte nun nicht, dass du Schuldgefühle empfindest. Noch einmal möchte ich dich bitten keine Schuldgefühle in dieser Hinsicht zu empfinden. Ich fühle mich jedoch, wie ich schon in unserem ersten Gespräch gesagt habe, äußerst einsam. Als deine Mutter noch lebte hatte ich wenigstens noch eine geliebte Person um mich herum. Wenn man jemanden liebt, John, dann entdeckt man auch nach all diesen Jahrzehnten täglich neue Facetten, die man genießt und bewundert. Aber das muss ich dir ja wohl nicht erzählen, in deinem Alter solltest du die Liebe kennen gelernt haben. Aber an dem Tag, als deine Mutter starb, starb auch ein beträchtlicher Teil von mir. Nun herrscht bei mir zuhause in Toronto Stille. Egal wo ich mich in unserer Wohnung hinsetze, höre ich gar nichts. Dein fröhliches Kinderlachen, die tröstenden Worte deiner Mutter, all dies ist aus meinem Leben gewichen. Du bist schon lange nicht mehr zu Hause gewesen und ich verstehe dies voll und ganz. Doch wenn Martin nur hier wäre….
    Ich kann dir gar nicht beschreiben wie sehr ich deinen Bruder vermisse. Auch wenn er unser zweites Kind war, ich habe euch beiden immer meine ungeteilte und gleiche Liebe geschenkt. Dass es heutzutage noch möglich ist abzuhauen und sich völlig von seiner Familie zu verabschieden, dies geht einfach nicht in meinen Kopf hinein. Und dann bekam ich die Diagnose, dass innerhalb meines Körpers antallianischer Krebs wuchert. Normalerweise eine Krankheit, die man in Null Komma Nichts besiegen könnte, doch wie gesagt, ich habe auf mein Leben zurückgeblickt. Was habe ich noch, dass es sich zu leben lohnt? Ich habe alles erreicht, ich hatte viel Freude und Glück in meinem Leben erfahren und nun beginne ich auch das Leid des Lebens kennen zu lernen. Deine Mutter, Martin,…
    Eine berühmte Persönlichkeit, ein Autor, Schauspieler oder Sportlehrer sollte auf dem Höhepunkt seiner Karriere zurücktreten, um so sein Andenken nicht zu beschädigen. Genau so sehe ich dies auch mit meinem Leben. Ich habe so viel Freude erfahren und ich möchte nicht den Schmerz mitbekommen, der wohl in den nächsten Jahren unweigerlich auf mich zukommen würde. Ich hoffe du wertest dies nicht als Aufgabe meinerseits, wenn ich sage: ebenso wie ein berühmter Sportler werde ich auch abtreten, diesmal jedoch von der Bühne des Lebens. Ich bitte dich nicht um mich zu weinen und sich stattdessen zu freuen, dass ich als glücklicher und freier Mann sterben werde. Bitte versuche meine Absichten zu verstehen, ja? Denke bitte über meine Worte nach und dann rede noch einmal mit mir darüber.
    Im Namen eines stolzen Vaters,

    Luke Lewinski



    Mechanisch, ohne sich dieser Geste so richtig bewusst zu werden, deaktivierte Captain Lewinski das Padd, von dem er den Brief aus gelesen hatte und versuchte die eben vernommenen Worte auf sich wirken zu lassen. Es half nichts. Egal was sein Vater sagte, John fühlte sich schuldig angesichts dieser Krise. Wieso nur, wieso nur? Hatte er nicht schon genug in seinem Leben mitgemacht, muss sein Vater nun auch diese Dummheiten anstellen?
    Impulsiv und Zorn erfüllt schleuderte der Captain das Padd gegen die Wand und nahm überrascht zur Kenntnis, wie das Ding zerschellte. Doch diese Geste brachte ihm keine Linderung.
    Wieso nur???
    Ruckartig sprang der Kommandant des Geheimdienstschiffes auf und schleuderte den Schreibtisch um, beobachtete wie sich die ganzen Akten auf dem Boden verteilten. Im Anschluss riss John seinen Stuhl hoch und ließ ihn ebenfalls gegen die Wand krachen. Seine Zerstörungswut kannte keine Grenzen und als er zwanzig Minuten später mit hochrotem Kopf sein Büro verließ, spürte er innerlich nur eine immense Leere. Egal was er in seinem Leben anstellte, er verlor. In jeglicher Hinsicht.

    Die Atmosphäre hatte sich auf dem Planeten verändert, dies konnte Ardev sagen auch ohne hier den Großteil seines Lebens verbracht zu haben. Der junge Andorianer schlenderte durch die breiten Gassen der Hauptstadt Terellias und irgendwie schien es ihm als sähe er nur Gespenster vor sich. Statt lebensfroher Gestalten, wie sie das Volk seiner Frau sonst waren, sah er ausgemergelte Gestalten, fahl im Gesicht und jäh in eine Welt katapultiert, die sie so bisher nie gekannt hatten. Wie auch? Terrorismus mitten in der Föderation und bei einem Volk, welches sonst eher als hedonistisch und sympathisch galt. Gerade deswegen waren die Ereignisse der letzten Wochen für die Terellianer ein Schock gewesen. Es gehörte einfach nicht zu ihrem Wesen in Angst durch die Straßen ihrer Städte zu schleichen und scheinbar minütlich einen ängstlichen Blick hinter sich zu werfen, so als ob sie erwarteten, dass jede Minute Bolar nochmals auftauchen und weitere ihrer Brüder und Schwester töten konnte. Der Andorianer Bolar war zu einem Synonym für die terellianische Angst geworden und zu einem leuchtenden Mahnmal für all jene, die sich geschworen hatten, ein solches Ereignis solle nie wieder geschehen. Doch die Art und Weise, wie dies geschehen sollte, sagte Lieutenant Ardev ganz und gar nicht zu. Nur wenige Wochen waren vergangen, doch das lokale terellianische Parlament hatte eine Reihe von Gesetzen verabschiedet, die eine größere Sicherheit für die Bürger gewährleisten sollte. Die Bevölkerung nahm diese Gesetze mit Begeisterung auf, versprachen sie ihnen doch den Schutz, nachdem sie sich derzeit so verzehrten, aber als Föderationsbürger, der schon zig Welten bereist hatte, warf Ardev eher kritisch ein Auge auf die ganze Angelegenheit. Die als Heimatschutzgesetze bekannt gemachten neuen Bestimmungen führten strengere Einreisebestimmungen für Außerirdische, die den Planeten besuchen wollte, ein und die terellianische Polizei eröffnete neue Akten über all jene, die nach Terellia reisen wollten. Zwar existieren für polizeiliche Behörden mit entsprechenden Sicherheitsstufen diese Akten schon auf Föderationsebene, doch scheinbar waren die terellianischen Autoritäten nicht mit dieser Verfahrenswiese einverstanden. Sie wollten nicht Dutzende von Anfragen schreiben, bis sie diese Akten einsehen konnten, nein sie wollten sofort, bei jedem Verdacht, einen Blick auf die Personalien eines Besuchers werfen können. Die Paranoia schien auf diesem ehemals so paradiesischen Planeten um sich zu greifen und dem Einsatzoffizier der Monitor gefiel dieser Gedanke ganz und gar nicht. Ganz besonders deswegen nicht, da die strengsten Untersuchungen auf Andorianer angewandt wurden. Bisher hatte es noch niemand deutlich ausgesprochen, aber insgeheim mehrte sich eine Missstimmung gegen sein Volk, welches Ardev Angst machte. Überall wo er in den vergangen Tagen hingegangen war, immer häufiger fielen ihm die seltsamen Blicke der terellianischen Passanten auf, die ihn teils fragend, teilweise jedoch auch hasserfüllt anstarrten. Bisher war Ardev noch so weit Verständnis für dieses Verhalten aufzubringen, denn was sein Landsmann Bolar getan hatte, war wirklich verabscheuungswürdig. Doch inzwischen häuften sich die Übergriffe auf andorianische Touristen oder Andorianer, die auf Terellia ein Zuhause gefunden hatten. War dies vielleicht Bolars spätes Vermächtnis? Hatte er am Ende es also doch geschafft alte Wunden aufzureißen und ein Jahrhundert Frieden zwischen zwei Völkern zu zerstören? Hoffentlich nicht, aber leider war niemand unfehlbar.

    „Matt?“
    Auf die ersten Seitens Lieutenant Birds reagierte der Halbbetazoid gar nicht. Viel zu sehr war er in seine Gedanken vertieft, die sich derzeit um seine privaten Probleme drehten. Price konnte sich derzeit nur schwerlich vorstellen, dass irgendjemand auch nur annähernd die Sorgen hatte, die er mit sich trug. Er liebte eine Frau, während eine andere, der er sich noch irgendwie verbunden fühlte, von ihm schwanger war und ein einem kleinem Mädchen bald das Leben schenken wollte. Ausgerechnet er, der nie seinen leiblichen Vater kennen gelernt und weiß Gott keine gewöhnliche Kindheit hatte, sollte Nachwuchs bekommen. Und was Gott mit dieser Sache zu tun hatte, dies wusste der erste Offizier auch ein paar Monate nach seiner Begegnung mit Elawuhr nicht. Vor kurzem hatte Matt Price die Nachricht von Selina Kyle erhalten, dass sein Kind den Namen Yasmin tragen sollte. Yasmin, ein Name, der aus dem arabischen stammte und die Nacht bedeutete. Was wollte ihm sein Schicksal mit dieser Namenswahl nur sagen? Zufall oder steckte eine Tiefergehende Botschaft dahinter? Derzeit schien sein Leben nur aus Mysterien zu bestehen; Rätseln, die seine Arbeit zu beeinflussen drohten. Endlich vernahm er die Anrufe von Danny Bird und seinen Kopf träge in dessen Richtung. Erst nun erinnerte er sich daran, dass er auf der Brücke war und im Kommandosessel saß. Lieutenant Bird, der taktische Offizier, blickte in seine Richtung und sein Mund formte Worte, die er nicht wahrnehmen konnte. Für einen kurzen Moment schien es so als hätte sich eine Art Taubheit gelegt, die ihn von der Außenwelt abschottete. Doch nur warum? Lag es etwa an Bird selbst? Seit kurzem hatte selbst er mit seinen beschränkten empathischen Fähigkeiten mitbekommen, dass sich der junge Mann von Dr. Frasier angezogen fühlte und Matthew wusste beim besten Willen nicht wie er darauf reagieren sollte. Auf der einen Seite hinderte irgendetwas in ihm ihn daran mit ihr zusammenzukommen, andererseits wollte er die Chefärztin auch nicht in den Händen eines anderen sehen. Ein Widerspruch? Oder nur normale Ansichten eines Mannes?
    „Ja, Danny?“ fragte Price endlich nach.
    „Gut, dass du mich auch mal beachtest“, neckte ihn der taktische Offizier. „Wir kriegen gerade neue Einsatzbefehle herein. Ich schlage mal vor, dass wir uns zu einer Missionsbesprechung zusammenfinden.“
    „Dein Vorschlag klingt vernünftig“, entgegnete Price und versuchte zu lächeln, „ich sage dem Captain Bescheid. In 10 Minuten kommen alle ins Casino.“

    Die Versammlung der Crewmitglieder hatte nicht einmal die angepeilten zehn Minuten gedauert. Schon nach fünf Minuten waren alle Offiziere im abgesperrten Casino eingetroffen, um sich dort die neue Einsatzorder erklären zu lassen. Auch wenn niemand von ihnen, mit Ausnahme des Captains natürlich, die Befehle gesehen hatte, so konnten sie alle sich schon denken, dass es wahrscheinlich mit dem Krieg zu tun hatte, der in den Weiten des Universums tobte. Bisher schien dieses Jahr keine einzige gute Nachricht für die Offiziere der Monitor zu beinhalten, überall gab es nur Schmerz und Leid, jedoch nur wenig Grund zur Freude. Kurz blickte, wie es für ihn üblich war, Captain Lewinski seinen Untergebenen in die Augen. Doch diesmal sah er statt der sonst so üblichen Zuversicht und Tatendrang nur Müdigkeit. Es war viel verlangt worden von der Besatzung dieses Raumschiffes und wie es im Moment aussah würde sich daran nicht so schnell etwas ändern. An Bord herrschte eine Angespanntheit, wie sie seit dem Dominion-Krieg nicht mehr geherrscht hatte. Immer noch hofften sie alle inbrünstig, dass sich die Romulaner besinnen und ihre Hand zu Frieden reichen würden, doch wie realistisch waren die Aussichten angesichts der unbändigen Wut dieses Volkes? Immer noch hielten sie an ihrer Meinung fest, dass die Talarianer für den schrecklichen Anschlag auf ihren Senat verantwortlich waren, doch immer mehr Außenstehende und Intellektuelle bezweifelten deren Schuld. Doch was war die Wahrheit?
    „Unsere Befürchtungen sind wahr geworden“, eröffnete Lewinski die Runde. „Scheinbar weil sie dies als letztes Mittel ihrer Verteidigung ansehen haben die Talarianer begonnen auch biologische Waffen einzusetzen.“
    „Erst Antimaterie-, nun Biowaffen“, schnaubte Dr. Frasier verächtlich. Auch sie machte sich Sorgen darum, wie sehr die ganze Sache noch eskalieren sollte.
    „Was für ein Kampfstoff war es?“ fragte Ardev.
    „Er ist der Föderation völlig unbekannt“, beantwortete Lewinski die Frage. „Weder wissen wir den Namen noch die Auswirkungen dieser neuen Waffe. Das einzige, was wir wissen, ist, dass die vormals von den Romulanern überrollte talarianische Kolonie Chervas 3 jeden Kontakt zur Außenwelt abgebrochen hat.“
    „Abgebrochen?“ Überrascht wölbte Commander Price eine Augenbraue.
    „Ja, abgebrochen. Niemand meldet sich mehr da unten, weder Romulaner noch übrig gebliebene talarianische Zivilisten. Dummerweise stört der Einsatz dieser Waffen Sensoren, ein Effekt der den Romulanern und auch uns ehrlich gesagt schleierhaft ist. Mehrere Außenteams wurden von ihnen auf den Planeten gebracht und sind danach verschollen. Inzwischen haben sich die Romulaner von der Kolonie zurückgezogen und sie haben ebenfalls ihre gesamten Frontaktivitäten eingestellt. Sie scheinen wirklich Panik vor dieser neuen Waffe zu haben.“
    Lieutenant Bird warf die seiner Meinung nach logischste Frage auf:
    „Wie konnte ein so primitives Volk wie die Talarianer eine Waffe entwickeln, die selbst die mächtigen Romulaner in Schach hält?“
    „Eine gute Frage“, entgegnete John und runzelte die Stirn. „Die Antwort ist: sie konnten aus eigener Kraft nicht eine solche Waffe entwickeln, dazu ist ihre Technik und Wissenschaft einfach nicht weit fortgeschritten genug.“
    „Also gab ihnen jemand diese Waffen“, schlussfolgerte Dr. Frasier düster.
    „Dies denkt das Sternenflottenoberkommando auch und deswegen haben wir den Auftrag zu ermitteln, woher diese Waffen stammen und wie viele die Talarianer noch haben. Eine solche Waffe kann diesen Krieg sehr schnell in einer Weise destabilisieren, die keinem von uns recht sein dürfte. Daher ist unser erster Schritt nach Chervas 3 zu fliegen und uns die Sache vor Ort anzusehen. Mr. Price, tarnen sie das Schiff und bringen sie uns dorthin, Warp 3.“
    „Aye Sir!“
    „Sonst noch etwas?“
    „Sir“, meldete sich Lieutenant Ardev zu Wort, „ich möchte noch schnell unter vier Augen mit ihnen sprechen.“
    „Okay. Alle anderen dürfen wegtreten. Und bereiten sie ein Quartier vor. Dr. Parul soll ebenfalls mit uns fliegen.“
    „Der Botschafter?“ Der Halbbetazoid war in der Tat irritiert über diese Information.
    „Sie haben mich schon richtig gehört, Commander. Ich erkläre ihnen bei Gelegenheit den Sachverhalt.“
    „Darüber wäre ich ihnen sehr dankbar. Also, auf geht’s!“
    Alle anderen Offiziere erhoben sich von ihren Sitzplätzen und machten sich an ihre zugeteilten Aufgaben. Auch wenn sie alle müde waren, so war doch jeder einzelne von ihnen bereit sein Bestes zu leisten. Doch wie lange noch würden sie dies können? Ardev blieb bei seinem Kommandanten, der ihn bereitwillig anblickte.
    „Was kann ich für sie tun, Ardev?“
    Das sorgenvolle Gesicht des Einsatzoffiziers sprach Bände. In dem Moment, wo Lewinski von ihm angesprochen worden war, hatte sich der Captain denken können, um welches Thema es sich handeln sollte.
    „Es geht um Arena“, erklärte der junge Andorianer und dabei fiel John auf, dass sich der Lieutenant sorgsam darum bemühte während des Dienstes nicht solche Begriffe wie meine Frau oder dergleichen zu benutzen. Ob dies wissentlich geschah oder pure Gewohnheitssache, ließ sich nicht mit Bestimmtheit sagen.
    „Ich habe mir schon gedacht, dass es um sie geht“, entgegnete Captain Lewinski und wartete auf eine fortführende Erklärung.
    „Sir, sie wissen, Arena und ich sind die letzten, die sie im Fall der Fälle im Stich lassen würden. Doch dieses Mal…“
    „Sie denken sie ist noch nicht bereit dafür?“ kam Lewinski direkt auf den Punkt, was der Lieutenant scheinbar begrüßte.
    „Wie immer bringen sie die Sache auf den Punkt, Captain. Ich möchte ihr noch etwas Erholung gönnen, um über die ganze Affäre hinweg zu kommen. Sie sollte bei ihrer Familie sein… und ich würde auch gerne Beistand leisten.“
    „Ihr Urlaub wird hiermit genehmigt.“
    „Wie?“ fragte Ardev überrascht. „Wollen sie nicht einmal der Frage nachgehen, ob wir für diese Mission entbehrlich sind?“
    Der Captain zwinkerte angesichts dieser Frage lächelnd und versuchte so einem seiner besten Offiziere Vertrauen einzuflößen:
    „Ohne ihre Leistungen schmälern zu wollen, Lieutenant, aber dieses Schiff ist mit den Besten besetzt. Ich denke, dass wir eine kurze Zeit auch ohne sie beide auskommen können. Vor allem wenn sie einer solch wichtigen Angelegenheit nachgehen müssen.“
    Und zum ersten Mal seit langer Zeit lächelte Ardev auch wieder, glücklich über das Verständnis seines Kommandanten. Dass er so viel Zeit bekam, um einfach seiner Frau Beistand zu leisten, war beleibe nichts Gewöhnliches. Dankend trat der Lieutenant weg.

    Das Licht im Quartier aktivierte sich automatisch, als der Computer den Eintritt einer Person realisierte. Der Gast an Bord der USS Monitor warf jugendlich seine Tasche auf das Bett und sah sich zufrieden in dem kleinen Raum um.
    „Wissen sie Captain, ich bin ehrlich gesagt geehrt an Bord ihres Schiffes sein zu dürfen“, meinte der Neuankömmling und sein Lächeln machte den Ernst seiner Aussage deutlich.
    „Ich bitte sie, Dr. Parul, leider gibt es keine größeren Quartiere an Bord meines Schiffes. Es ist halt alles etwas kompakter hier, “ entgegnete Captain Lewinski entschuldigend.
    „Dies macht mir ganz und gar nichts aus, Mr. Lewinski“, fand der Betazoid. „Und haben sie vergessen? Ich bat sie doch mich Arsani zu nennen.“
    „Natürlich… Arsani.“
    „Na kommen sie schon: spucken sie es aus!“
    Wie so oft waren die Fähigkeiten des Sonderbotschafters, die Intentionen seines Gegenübers zu erkennen, fabelhaft. Dabei machte er ein Geheimnis, ob er dies mit seinen empathischen Fähigkeiten oder mittels Psychologie erkannte. Angesichts eines solchen Taktikers warf der Kommandant der Monitor jedweden Versuch der Unwahrheit über Bord.
    „Wenn ich ehrlich bin, und ich denke ein Mann wie sie verlangt dies, dann muss ich gestehen, dass ihre Anwesenheit an Bord für mich tatsächlich eine Überraschung bin.“
    „Captain, ich bin sehr froh über ihre Offenheit. Ehrlich gesagt habe auch nichts anderes von einem Mann ihres Formats erwartet, also bin ich auch ehrlich zu ihnen: auch für mich kam dieser Auftrag mehr als überraschend. Natürlich habe ich das nötige Hintergrundwissen über ihre Missionen, aber ein Politiker an Bord ihres Schiffes wirkt sicherlich äußerst befremdlich. Der Grund für mein Mitreisen auf diese Mission wurde jedoch direkt vom Sternenflottenkommando bestimmt.“
    „Dies ist mir bewusst, Arsani, “ kommentierte John diese Aussage, ohne unhöflich wirken zu wollen.“
    „Was sie jedoch nicht wissen ist das Warum. Der derzeit stattfindende Krieg hat eine Grenze überschritten, die wir immer gefürchtet haben. Wenn dies so weitergeht, damit meine ich den talarianischen Einsatz von Massenvernichtungswaffen und die Zerstörungswut der tobenden Romulaner, dann wird dieser Konflikt globale Auswirkungen auf den gesamten Quadranten haben, inklusive der Föderation. Inoffiziell hat die Anti-Kriegs Koalition der Multiplanetaren Allianz mit zaghaften Annäherungsversuchen an die beiden Kriegsparteien begonnen. Diese Gespräche sind noch nicht sehr weit fortgeschritten und daher äußerst diskret zu handhaben. Dieser neuerliche Vorfall auf Charves 3 hat diese Verhandlungen wieder ins Stocken gebracht. Nun will die Föderation, und damit meine ich die Regierung, die Sache hautnah untersuchen…von einem der Ihrigen, ohne ihre treuen Dienste als Offizier zu schmälern.“
    „Kein Problem“, gab der Captain ehrlich zu.
    „Ich werde mir diese Sache auf Chervas 3 aus Sicht eines Politikers ansehen und dann unsere Ergebnisse sogleich in den Verhandlungen präsentieren. Meine Aufgabe ist es also dafür zu sorgen, dass wir akkurat und gleichzeitig schnell auf diese neue Entwicklung reagieren, um so neuerliches Blutvergießen verhindern zu können.“
    Beeindruckt wölbte Lewinski die linke Augenbraue. Es war nie so, dass er etwas gegen Politiker gehabt hätte oder sie nicht leiden könnte, aber dass jemand bereit war mit ihm ins Feld zu gehen beeindruckte ihn sehr. Trotzdem musste er auf eine Sache aufmerksam machen.
    „Sie wissen, dass diese Sache gefährlich sein kann. Wir wissen nicht was da unten auf dem Planeten geschehen ist und ehrlich gesagt gefällt mir die ganze Sache ganz und gar nicht. Keine Ahnung auf was wir da stoßen können.“
    „Ich bin dankbar für ihre Besorgnis, aber ich kann ihnen nur versichern, dass ich mich immer exakt an ihre Anweisungen halten werde. Ich werde mich tunlichst im Hintergrund halten und die Mission nicht stören.“
    „Gut, dass sie es so sehen“, fand Captain Lewinski, ohne diesmal selbst beleidigend wirken zu wollen. Er überprüfte noch einmal, ob alles zur Zufriedenheit des Sonderbotschafters war, dann machte er sich daran auf die Brücke zurückzukehren.
    „Eine Sache wäre da noch, Captain!“ ergänzte der Betazoid.
    „Ja, Arsani?“
    „Wir werden noch einen kurzen Zwischenstopp auf Starbase 67 einlegen. Man will nicht nur, dass sie ihre Vorräte auffrischen, sondern auch einen weiteren Passagier an Bord nehmen.“
    „Einen weiteren Gast?“ wunderte sich der Kommandant angesichts einer solchen Flut von Zuschauern. „Wer ist es denn?“
    „Edward Jellico.“

    Die Monitor war vor wenigen Stunden erst abgeflogen und Lieutenant Tellom richtete immer noch ihr Zimmer im Hause ihrer Eltern ein. Sie benutzte ihr altes Jugendzimmer, nur diesmal musste sie es sich mit ihrem Ehemann teilen, was natürlich etwas eng wurde. Ehrlich gesagt richtete die junge Terellianerin seit Stunden den Raum ein, ohne irgendwie fertig zu werden. Minute um Minute strich sie das Bettlaken gerade, tief in Gedanken versunken. Nur leise vernahm sie ihre Eltern, wie sie unten in der Küche saßen und Ardev einige Hausgerichte zubereiteten. Sie bewunderte ihre Eltern, ehrlich. Zwar war die Feindschaft zwischen ihren beiden Völkern schon seit Generationen abgelegt worden, aber immer hatten manche Personen ihre Heirat damals kritisch gesehen, fürchteten sie doch die Unterbutterung der jungen Frau. Doch nichts davon war eingetreten. Doch stattdessen war der Andorianer ihr ein fürsorglicher und zärtlicher Ehemann gewesen, der es ihr an Nichts fehlen ließ. Selbst ihre gemeinsame Arbeit, bei manchen Ehen ein Problem, war reibungslos verlaufen. Und nun dieser erste Schock ihrer noch so jungen Ehe. Natürlich hatte Arena sich niemals der Illusion hingegen, dass ihre gemeinsame Zeit reibungslos verlaufen würde, doch musste es gerade auf diese Art und Weise sein? Der Tod ihres Bruders erschien ihr immer noch so unwirklich, wie ein Traum. Dauernd hoffte sie darauf, dass jemand sie kneifen und aus ihrem Albtraum wecken würde. Reno würde ihr dann ins Gesicht lächeln und sie mahnen, ihren Mittagsschlaf zu unterbrechen und zum Essen hinunterzukommen. Doch es kam kein Kneifen. Das, was nun geschah, war real und unumkehrbar. Das Leben, so sagte man ihr, müsse weitergehen. Nur wie? Der Beistand ihres Mannes war rührend, doch half es wirklich etwas? Nein, mahnte sich die Wissenschaftlerin selbst, sie durfte nicht an ihm zweifeln. Immerhin setzte er sich gerade großer Gefahr aus, indem er hier eilte. So weit war es schon gekommen, dass er auf Terellia gefährdet war. Es kam zu immer mehr Übergriffen auf Andorianer. Noch waren diese Täter in der Minderheit, doch wie viele unterstützen diese Taten geistig? Wie sah es tatsächlich in der angeblich so liberalen terellianischen Gesellschaft aus? Nur die Zukunft würde dies zeigen.

    „Also ein wenig finde ich es schon etwas unfreundlich, dass mein guter Freund, der Captain, mich nicht persönlich begrüßt.“
    Die als Scherz gedachten Worte des Todfeindes prallten wirkungslos an Commander Price ab. Nur widerwillig hatte er die Aufgabe übernommen Edward Jellico in sein Quartier zu begleiten. Doch schlussendlich hatte er dies getan, denn er wollte seinen Kommandanten schützen. Und nach all dem was geschehen ist war es nur natürlich, dass sich John Lewinski dagegen sträubte den verhassten Mann selbst zu seinem Bett zu begleiten.
    „John Lewinski ist nicht ihr Freund und ich übrigens auch nicht“, entgegnete der Halbbetazoid kühl und musste sich selbst beherrschen dem Menschen nicht ins Gesicht zu schlagen.
    „Wie unfreundlich, “ fand der ehemalige Admiral der Sternenflotte und derzeitige Chefverschwörer von Sektion 31, „haben sie etwa schon vergessen, wer sie damals auf ihren Posten als Captain der Monitor gesetzt hat. Zu schade, dass sie dies wieder aufgegeben haben.“
    „Oh, ich erinnere mich. Damals hatten sie nur Uneigennütziges im Sinn, “ feixte Price, ohne so recht Lust an Spaß zu haben. „Aber Spaß beiseite, Edward… stört es sie wenn ich sie Edward nenne?“
    „Ehrlich gesagt ja.“
    „Wunderbar! Also Edward, können sie mal sagen, was sie hier machen? Und wieso?“
    „Ich bin hier auf Befehl der Sternenflotte“, erklärte Jellico und lächelte vertraueneinflössend.
    „Und mit welcher Begründung?“
    Langsam begannen diese Spielchen Matt zu ermüden. Schlimm genug, dass er dieselbe Luft wie diese Ratte atmen musste, nun verbrachte er auch noch mehr Zeit mit ihm als dem Halbbetazoiden lieb war.
    „Na welche wohl? Ich soll der Regierung Informationen über diese neuartige terellianische Waffe besorgen und so bei der Beantwortung der Frage helfen, ob diese Waffe auch für uns gefährlich werden könnte.“
    „Wer ist uns?“
    Freundlich streckte Edward deine Hände aus und antwortete:
    „Natürlich der Föderation. Schade, dass sie an meinen hehreren Absichten zweifeln.“
    „Ich denke mal, dass dies ein klitzekleines Bisschen an ihnen und ihren Aktionen in der Vergangenheit liegt“, stichelte Price und begab sich zur Tür. Nur weg hier, schwor er sich.
    „Und noch etwas: verlassen sie ja nicht diesen Raum, bevor wir es ihnen erlauben, Edward!“
    „So viel Misstrauen, dass ich nicht verstehen kann“, rief Jellico ihm noch hinterher, doch die Tür hatte sich schon hinter dem ersten Offizier geschlossen.

    Zum ersten Mal überhaupt hatte die Familie Ardev eine gemeinsame Nacht auf Terellia verbracht und der Andorianer war positiv darüber überrascht, wie gut er doch geschlafen hatte. Ardev war eigentlich das tropische Klima seiner Heimatwelt gewohnt, doch der lange Dienst an Bord von Raumschiffen der Föderation schien dafür gesorgt zu haben, dass er sich sehr schnell an das kalte Wetter von Terellia gewöhnen konnte. Wobei kalt natürlich ein äußerst relativer Begriff war; der Planet selbst galt als äußerst sonnig und angenehm für die meisten Spezies. Das leichte Frieren zu Beginn schien also tatsächlich an Ardev selbst zu liegen. Also hatte sich der Lieutenant unter die Decke an seine Frau gekuschelt und sie ganz fest an sich gedruckt. Arena war zwar schnell eingeschlafen, doch Albträume hatten sie die gesamte Nacht über geplagt. In ihrem Inneren schien wirklich schreckliches vorzugehen. Auch wenn sie nicht mit ihrem Mann darüber sprach, so war er sich sicher über ihren Ruf nach Hilfe und so half er ihr, in jeder nur möglichen Art und Weise.
    Sie beide hatten bis Mittag geschlafen. Die Sonne war schon hoch aufgestiegen und die Strahlen leckten über ihre Gesichter, weckten sie so sanft. Doch auch nach zehn Stunden Schlaf fühlte sich Arena Tellom alles andere als erholt. Das Chaos der Gefühle, das Wirrwarr aus Trauer und Verzweiflung, tobte immer noch in ihr und ließ der jungen Terellianerin keine Ruhe. Unabsichtlich hatte sie auch Ardev geweckt, der sich genüsslich streckte und scheinbar das erste Ausschlafen seit Monaten sichtlich genossen hatte. Von unten, aus dem Wohnbereich, drang schon der Duft eines späten Frühstücks in ihre Nasen. Das Ehepaar erhob sich langsam und begab sich zu ihren Eltern nach unten, um sich an den reichlich gedeckten Frühstückstisch zu setzen.
    „Guten Morgen“, begrüßte sie Reno Tellom senior, Arenas Vater, freundlich und die beiden erwiderten den Gruß. Kella Tellom, Arenas bezaubernde Mutter, goss noch einige frische Tassen terellianischen Kaffee ein, bevor sie sich als letzte an den Tisch setzte.
    „Hast du schon mal unseren Kaffee getrunken?“ fragte sie Ardev freundlich und schaffte es sogar trotz der Umstände ein schiefes Lächeln zustande zu bringen.
    „Nein noch nie“, entgegnete Ardev und versuchte die gute Stimmung, die sich hier gerade entwickelte, beizubehalten. „Doch als Offizier der Sternenflotte ist es meine Pflicht mich dem Unbekannten zu stellen.“
    Reno sr. und Kellas Lächeln ging in die Breite, auch wenn Ardevs Scherzchen wirklich nur minimal und dazu noch schlecht gewesen war. Doch die Eltern begrüßten jedwede positive Stimmung, die nun in ihr Haus Einzug hielt. Die einzige, die sich nicht auf diesen Spaß einließ, war Arena. Gedankenverloren aß sie von ihrem Brot und starrte den Tischplatz ihr Gegenüber an. Ardev folgte ihrem Blick und verstand sofort. An diesem Platz hatte sonst immer Reno junior Platz genommen, direkt ihr gegenüber. Zum ersten Mal seit sie denken konnte blickte sie eine weiße Wand anstelle ihres Bruders an. Oh, wie sehr sie doch ihren Bruder vermisste! Sie verabscheute den Mann, der dies getan hatte und zumindest war es ihr ein kleiner Trost, dass er ebenfalls bei der Bombenexplosion getötet worden war. Oder war dies doch nicht so gut? Immerhin war er so seiner gerechten Bestrafung durch die Hand derer, die er geschädigt hatte, entgangen. In Telloms Gefühlsleben tobte ein Sturm und derzeit konnte sie nicht mit Bestimmtheit sagen, was Gut oder Schlecht, Richtig oder Falsch gewesen wäre.
    „Sie haben 1 neue Nachricht!“ tönte überraschend das Nachrichtenpadd. Obwohl, eigentlich war dies gar nicht so überraschend, wurde doch die meiste Post am Morgen verschickt. Träge griff sich Arena das rechteckige Padd und bereitete sich innerlich auf ein weiteres Kondolenzschreiben ein, geschrieben von Freunden, Bekannten oder sonst irgendjemanden. Doch als sie die Nachricht öffnete war sie überrascht keinen Absender lesen zu können. Die Nachricht war nur kurz, ihr Inhalt dafür jedoch explosiv:

    Von:
    niemand angegeben

    An:
    Lieutenant Arena Tellom
    Nachricht:
    Bolar ist nicht tot. Er wird in einem geheimen Hochsicherheitsgefängnis der terellianischen Polizei festgehalten. Der Sternenflottengeheimdienst hat dabei mitgeholfen ihn dort einzusperren.


    „Ist es etwas wichtiges?“ fragte Reno sr. und blickte seine Tochter erwartungsvoll an.
    Ja, es war in der Tat wichtig, fand die Wissenschaftlerin und drückte sogleich auf den Löschen-Knopf. Man hatte sie also belogen. Sie, Ardev und die gesamte terellianische Bevölkerung. Der Mörder lebte also noch, obwohl er dies nicht verdient hatte.
    „Nein, es war nur Werbung“, beantwortete sie schließlich die Frage ihres Vaters und legte das Padd wieder zur Seite. Während des weiteren Frühstücks sprach sie auch weiterhin kein Wort, doch diesmal hatten sich ihre Gedanken geändert. Nun war sie nicht mehr von der Trauer um ihren getöteten Bruder erfüllt, sondern nur noch von Hass.

    In dem für sie üblichen getarnten Zustand flog die Monitor in das Chervas-System ein. Wie immer herrschte nun auf der Brücke allerhöchste Konzentration, denn niemand wusste, was einen dort erwarten konnte. Lieutenant Bird hatte die Sensoren so weit wie möglich hochgefahren, dabei jedoch darauf bedacht die Tarnabschirmung nicht zu stören. Zwar wurde auf seinem Schirm nichts angezeigt, doch dies musste bei diesem Widersache nichts heißen.
    „Und?“ fragte Captain Lewinski, ohne dabei den Blick von dem Wandschirm zu nehmen, der den näher kommenden Planeten zeigte.
    „Ich habe hier keinerlei Anzeigen“, berichtete ihm sein taktischer Offizier. „Aber ich muss ihnen ja nicht erzählen, dass hier genauso gut Dutzende von getarnten romulanischen Schiffen sein könnten UND dass wir mit ihrer Tarntechnologie arbeiten, was es ihnen ein Leichtes machen könnte aufzuspüren.“
    Missmutig runzelte der Kommandant des wackeren Schiffes die Stirn.
    „Gibt es auch eine gute Nachricht, Danny?“
    „Und ob! Keinerlei Talarianer in Sicht, “ fand der Lieutenant und konzentrierte sich weiterhin auf seine Anzeigen. Vielleicht war es also doch war, dass sich die Romulaner nach Einsatz der Biowaffe fluchtartig aus dem Staub gemacht hatten, wie man so schön sagte. Doch wieso nur? Genau um diese Frage zu beantworten waren sie alle hier. Sicher und ebenso konzentriert wie seine Kameraden flog Commander Price, der wie immer am Steuer saß, die Monitor in den Orbit von Chervas 3. Von hier oben aus dem Weltall sah der Planet völlig normal aus. Deutlich waren die Ozeane und großen Kontinente auszumachen und üppige grüne Vegetation war zu erkennen. Leider waren ihre Augen derzeit das einzige, was ihnen Informationen liefern konnte.
    „Die Meldungen stimmen; wir können mit unseren Sensoren nicht die Planetenoberfläche scannen“, erläuterte Fähnrich Alex Bolder, der den Platz Ardevs an der Einsatzkonsole eingenommen hatte. Es war lange her, seitdem der junge Fähnrich auf der Brücke gewesen ist und er freute sich über diese willkommene Abwechslung, vor allem da seine gute Freundin Fähnrich Halek direkt neben ihm an der wissenschaftlichen Station arbeitete. Es fehlte nur noch Miguel Sanchez, dann wäre das alte Trio wieder komplett. Doch der Spanier musste weiterhin auf seinem Posten im Maschinenraum verweilen und Chief Woil unterstützen.
    „Könnte sich eine Enttarnung unsererseits positiv auf die Scannerleistungen auswirken?“ überlegte John Lewinski.
    „Ich denke nicht, Sir“, entgegnete Bolder ohne nachzudenken. „Die Abtastungsvorrichtungen der Romulaner sind den unsrigen ebenbürtig und die haben auch nichts bei abgeschalteter Tarnung gefunden.“
    „Wir sollten nicht dieses Risiko eingehen, Captain“, bestätigte Lieutenant Bird diese Ansicht. „Wir können immer noch nicht mit Bestimmtheit sagen, ob dort draußen etwas ist oder nicht.“
    Tatendurstig erhob sich der Kommandant aus seinem Sessel und bereitete sich mental auf die kommenden Aufgaben vor. Zwar hatte er in letzter Zeit genug Probleme gehabt, aber er freute sich auf dieses neue Mysterium; böte ihm dies doch die willkommene Möglichkeit einer Ablenkung. Was würde sie auf Chervas 3 erwarten? Immer noch waren sämtliche Kampfhandlungen zwischen den beiden Parteien gestoppt worden und niemand wusste, ob die Talarianer noch mehr von diesen Waffen besaßen. Es war also genau der richtige Zeitpunkt, um dieser Sache auf den Grund zu gehen.
    „Sir, “ meldete Bolder, „ich habe noch eine schlechte Nachricht: das Beamen wird bei diesen Bedingungen unmöglich. Es wäre ratsam ein Shuttle zu benutzen.“
    Genervt rollte Lewinski mit den Augen. Diese Mission ließ sich bisher ganz und gar nicht gut an.
    „Lieutenant Bird, sie werden mich während der Außenmission begleiten. Nehmen sie noch einen Sicherheitsoffizier mit. Fähnrich Halek, sie schließen sich der Gruppe ebenfalls an. Und sagen sie Dr. Parul sowie... Mr. Jellico Bescheid. Wir treffen uns in einer Stunde im Shuttlehangar.“
    „Skipper“, sprang Matt Price von seinem Posten auf. Deutlich zeichnete sich Verwirrung in seinem Gesicht ab. „Soll ich nicht auch mitkommen? Besser noch, wenn ich an ihrer Stelle ginge. Sie als Captain...“
    „... ich weiß schon was sie sagen möchten“, unterbrach ihn Captain Lewinski und nickte. Mit diesem Einwand hatte er in der Tat gerechnet, doch er war nicht gewillt sich umstimmen zu lassen. „Jedoch möchte ich mir die Sache persönlich ansehen und gleichzeitig möchte ich sicher sein, dass ein erfahrener Offizier an Bord bleibt. Bitte verstehen sie das, Matt!“
    Kurz blickte der Halbbetazoid ins Leere, bevor er lächelte.
    „Sie haben mich zum ersten Mal Matt genannt, wie alle anderen auch.“
    Lewinski zeigte sich angesichts dieser Aussage mehr als verwirrt.
    „Wie, was?“
    „Sonst nennen sie mich immer Commander, aber heute haben sie mich zum ersten Mal bei meinem Vornamen genannt.“
    „Zum ersten Mal? Das meinen sie ja wohl nicht im Ernst.“
    „Doch, tatsächlich.“
    „Wenn sie meinen... passen sie also auf mein Schiff gut auf, Commander! Geben sie uns einen Tag und eine Nacht Zeit. Wenn wir dann nicht zurückkehren... sie wissen schon, was sie dann tun müssen.“
    Trotz der Bedeutung dieser Aussage lächelte der erste Offizier immer noch. Vielleicht interpretierte er zu viel in diesen Vorfall hinein, aber möglicherweise war dies das erste Anzeichen dafür, dass ihn der Captain als einen Kameraden oder sogar Freund akzeptierte. Er nickte und übernahm das Kommando des Schiffes, während der Captain und die anderen Offiziere ihre Ausrüstung zusammensuchten.

    Eine Stunde später hatte sich das Außenteam in der kleinen Shuttlerampe der Monitor versammelt. Es war lange her, seitdem sie eines der kleinen Gefährte benutzt hatten und ein weiteres Mal staunte Captain Lewinski darüber, wie man vier Shuttles auf diesem begrenzten Raum untergebracht hatte. Worüber der Kommandant ebenfalls staunte, und mit der Einschätzung war er beileibe nicht allein, war die Anwesenheit von Edward Jellico an Bord des Schiffes. Der Verräter, Verschwörer, Totgeglaubte und Wiederauferstandene in einer Person lächelte freundlich jedem Mitglied des Außenteams zu und schien ganz besonders darauf bedacht ein politisches Gespräch mit Dr. Dr. Parul zu beginnen, wobei ihm gar nicht aufzufallen schien, dass er einen schlechten Zeitpunkt für eine Kontaktaufnahme ausgesucht hatte. Oder täuschten sie alle sich nur in Edward Jellico? War der ehemalige Admiral der Sternenflotte vielleicht nicht doch ein geläuterter Mann geworden, der seit Monaten der Justiz half Schlupflöcher und Agenten von Sektion 31 auszuheben? Noch nie während der letzten Jahre hatte die Föderation so viele Prozesse gegen Sektionsmitglieder starten können wie mit Jellicos Hilfe. Vielleicht hatte der versuchte Mord an ihm und das anschließende Exil ihn endlich zur Räson gebracht. Doch wie realistisch waren diese Überlegungen? Sie alle kannten ihn nur als den Mann, der langsam der dunklen Seite der Macht verfallen war. Wie schnell konnte sich ein Mann ändern? Konnte er es überhaupt? Diese Fragen gingen jedem einzelnen Mitglied der Crew durch den Kopf, nachdem man von Jellicos Anwesenheit an Bord erfahren hatte. Wie sollte man einem solchen Mann während der Mission auch nur den Rücken zukehren können? Doch niemand von ihnen war in der Lage gegen diese Entscheidung zu protestieren, denn der Befehl kam direkt von der Regierung und als Sternenflottenoffiziere hatten sie einen Eid geschworen den Befehlen ihrer Administration zu gehorchen, so lange sie nicht gegen Gesetze verstießen. Und war es ein Verbrechen Edward Jellico mit zu schicken? Leider nein! Das sechsköpfige Außenteam führte eine letzte Überprüfung ihrer Ausrüstung durch. Sie alle trugen Bioschutzanzüge, die sie gegen die potentiellen Auswirkungen eines biologischen Kampfstoffes schützen sollten. Früher waren diese Anzüge unbequem und heiß gewesen, schon wenige Minuten darin zu arbeiten waren ein Qual gewesen. Inzwischen waren diese Anzüge von ihnen gekühlt und erleichterten so die Handhabung mit ihnen. Die vier Sternenflottler (Lewinski, Bird, Halek und Lieutenant Ir´lia) trugen Phaser, Tricorder und Wasserflaschen an ihren Gürteln, sowie ein Sternenflottengewehr. Arsani Parul hatte man einen Phaser gegeben, nachdem sich herausgestellt hatte, dass er vier Jahre in der Sternenflotte gedient hatte, während Edward Jellico erwartungsgemäß leer ausging.
    „Ich rate ihnen sich niemals zu sehr von der Gruppe zu entfernen“, knurrte ihm Danny zu, „denn dies würde ich als einen Fluchtversuch deuten und Maßnahmen einleiten!“
    „Flucht?“ fragte der alte Mann kichernd. „Vor was soll ich denn flüchten? Immerhin bin ich ein unbescholtener Mann!“
    Bird wollte sich noch eine Erwiderung für diesen Satz überlegen, doch stattdessen schüttelte er nur den Kopf und führte einen letzten Check seiner Ausrüstung durch.
    „Sind alle bereit?“ fragte Captain Lewinski und sah noch einmal jedem Mitglied seines Außenteams in die Augen, mit Ausnahme von Jellico. Das Team nickte und begannen einer nach dem anderen das Shuttle. Zwar wurde die ganze Angelegenheit recht eng, doch es passte am Ende alles. Lieutenant Bird ließ es sich nicht nehmen sich ans Steuer zu setzen Es war schon länger her, seitdem er das letzte Mal seine Flugkünste unter Beweis stellen könnte und daher hatte er gleich als erster die Conn eingenommen. Lewinski billigte dies, denn jedwede Motivation seiner Untergebenen war ihm willkommen. Vorschriftsmäßig führte Danny einen letzten Check des Schiffes durch und bat dann um Starterlaubnis, während sich die restlichen Passagiere auf die kleine Rückbank im hinteren Bereich zwängten. Unglücklicherweise saß Captain Lewinski Edward Jellico direkt gegenüber, was seine schlechte Laune nicht gerade anhob. Dann öffneten sich die getarnten Hangartore der Monitor und für den unwissenden Beobachter musste es so aussehen, als erschiene aus dem Nichts des Weltalls ein kleines Raumschiffs, welches sogleich Kurs auf den Planeten Chervas 3 nahm. Die Sensorenanzeigen veränderten sich nicht und alle atmeten auf. Scheinbar waren tatsächlich keine Romulaner im System, denn ansonsten wären sie schon längst von ihnen beschossen worden. Immer näher rückte der Planet und die Passagiere des Shuttles bereiteten sich mental auf die Landung vor.
    „Objekt enttarnt sich Steuerbord von uns!“
    Die von Lieutenant Bird durchgegebene Meldung riss alle aus ihren Gedanken. Noch bevor sie diese Nachricht vollständig realisiert hatten neigte sich das Shuttle jäh zur Seite, als der taktische Offizier das Steuer nach Backbord riss und so haarscharf einem Phaserstrahl auswich. Aus dem Nichts hatte sich eine Kampfdrohne enttarnt, die anscheinend von den Romulanern zurückgelassen war. Vermutlich wollten die Romulaner den Talarianern ein letztes Abschiedsgeschenk hinterlassen, falls diese noch einmal zu ihrer alten Kolonie zurückkehren wollten. Nur Danny schneller Reaktion war es zu verdanken, dass sie alle nicht schon tot waren.
    „Markieren sie den Koordinaten dieser Miene auf den Karten, “ wies ihn sein Captain an, „damit wir beim Rückflug nicht noch einmal eine solch unangenehme Überraschung erleben.“
    „Nichts lieber als das“, entgegnete Danny und atmete tief durch. Scheinbar waren seine Fähigkeiten alles andere als eingerostet. Doch eine schlechte Nachricht kam selten allein. Als das Shuttle in die Atmosphäre des Planeten eintauchte, kamen sie plötzlich ins Trudeln. In alle Richtungen wurde das Schiff geschüttelt und der Lieutenant versuchte verzweifelt die Kontrolle über das Schiff wiederzuerlangen.
    „Was geht hier vor??“ schrie Arsani Parul und deutlich zeigte sich die Panik in seinen Augen. Zwar war er auch einmal Mitglied der Sternenflotte gewesen, doch einen Shuttleabsturz hatte er noch nie miterleben müssen. Bis jetzt!
    „Ich weiß es nicht!“ schrie Lieutenant Bird zurück, deutlich begannen sich Schweißperlen auf seiner Stirn zu bilden, „irgendetwas stört unsere Fluglage. Die Sensoren und der Antrieb spielen verrückt!“
    „Ob dies etwas mit der Biowaffe zu tun hat?“ fragte Fähnrich Halek.
    „Ich fürchte wir müssen uns noch etwas mit der Beantwortung dieser Frage gedulden“, raunte Captain Lewinski und sah besorgt, wie der Boden immer näher kam...

    „Commander, wir haben jeglichen Kontakt zum Shuttle verloren“, erstattete Fähnrich Bolder dem ersten Offizier Bericht. Missmutig runzelte Matthew Price die Stirn. Natürlich hatten sie aufgrund der ihnen vorliegenden Daten damit gerechnet, dass sie keinen Funkkontakt mit dem Außenteam halten konnten, nichtsdestotrotz bereitete ihm dieser Umstand Sorgen. Von nun an wussten sie nicht, was mit ihren Kameraden dort unten geschah oder was sie vorfinden würden. Die 6 Personen waren ganz auf sich allein gestellt, komme was da wolle. Erst in einem Tag sollte Price ein zweites Außenteam losschicken, falls man bis dahin nichts von den anderen gehört hatte und der Halbbetazoid hoffte inständig, dass es nicht dazu kommen würde. Aber wer konnte angesichts der momentanen Situation schon etwas mit Bestimmtheit sagen? Vielleicht waren se jetzt schon tot, hinweggerafft von dem unbekannten Biokampfstoff. Oder wurden sie erst infiziert und schleppten die Seuche dann zurück auf die Monitor? Das Oberkommando hatte ich wahrlich eine gefährliche Mission aufgehalst, soviel stand fest und dass Edward Jellico mit dabei war machte die ganze Sache nur noch vertrackter. Der, der sich diese Schnapsidee ausgedacht hatte, gehörte eigentlich vor ein anständiges Kriegsgericht, fand Price zumindest. Konnte denn niemand von den Oberen mitdenken?
    „Haben sie die Koordinaten der Drohne gespeichert?“ fragte der erste Offizier schließlich um sich abzulenken.
    „Ja, habe ich“, antwortete Fähnrich Bolder fast schon übereifrig, „es ist alles hier in dem Computer gespeichert.“
    „Wo auch sonst, Fähnrich.“
    „Da haben sie Recht, Sir... ja, wo auch sonst...“
    „Machen sie sich mal keinen Kopf, Alex“, schmunzelte Matthew, „sie machen ihre Arbeit schon ganz gut.“
    Zufrieden nickte der junge Offizier und wendete sich wieder seiner Arbeit zu. Aus eigener Erfahrung wusste Commander Price, dass ein Lob hier und da eine gute Sache war. So hielt man seine Mitarbeiter motiviert.
    „Sir, wir werden gerufen!“
    „Von dem Außenteam?“ fragte Price enthusiastisch. Hatte der Captain es vielleicht doch geschafft eine Komverbindung vom Planeten aus aufzubauen? War ihm das gelungen, woran die Romulaner gescheitert waren?
    „Nein, es kommt von Terellia... Lieutenant Tellom möchte den Captain sprechen.“
    Überrascht runzelte der Halbbetazoid die Stirn. Was konnte es damit nur auf sich haben?
    „Ich werde den Anruf in meinem Bereitschaftsraum entgegen nehmen... ich meine in dem des Captains, “ korrigierte sich der Halbbetazoid schnell und erhob sich von seinem Sessel. Kurz kamen im Sorgen um den Captain den Sinn, als er sich in dessen Raum begab und dort einige der wenigen privaten Gegenstände erblickte, die der Kommandant dort gelagert hatte. Eines davon war das alte Meisterwerk des 21. Jahrhunderts, ein Bild namens Frau in vier Dimensionen, welches vormals Admiral Kashari und anschließend dessen Mörder Ali Waseri gehört hatte. Dieses Bild, welches nun die Wand links von Lewinskis Schreibtisch zierte, war dessen einzige Erinnerung an den alten Mentor Kashari, der kaltblütig vor zwei Jahren von Sektion 31 ermordet worden war, weil er John damals auf die Verschwörung aufmerksam gemacht hatte. Oft hatte sich der Captain der Monitor Vorwürfe gemacht, sich gefragt, ob der alte Zakdorn noch leben würde, wenn er ihm nicht von Sektion 31 erzählt hatte. Auch daher, so wusste Price, war es dem Kanadier ein Bedürfnis diese Verbrecherorganisation aufzudecken und zu zerstören: sie hatten einen alten Freund von ihm grundlos getötet. Geschwind setzte sich der erste Offizier in den Stuhl seines Kommandanten und drehte dessen Tischterminal in seine Richtung, auf dem schon das Föderationssymbol blinkte. Mittels eines einfachen Tastendruckes nahm er das Gespräch entgegen und war nur leidlich überrascht eine ernste Arena Tellom auf dem Bildschirm zu sehen. Wann hatte er sie das letzte Mal lachen gesehen? Für Commander Price schien dies eine Ewigkeit her zu sein, dabei waren die tragischen Ereignisse der jüngsten Vergangenheit gerade mal eine Woche alt.
    „Was kann ich für sie tun, Arena?“ begrüßte Matthew sie freundlich und faltete seine Hände. Die Erwiderung der jungen Terellianerin waren jedoch alles andere als freundlich, sie schien eher aufbrausend zu sein und daher kam sie sogleich zum Punkt ihres Anrufes:
    „Wieso lebt Bolar noch?“
    Im ersten Moment war Price zu verdattert, um seine Überraschung angesichts dieser Frage verbergen zu können. Er selbst hatte auch erst einige Tage später von Captain Lewinski diese Information erhalten und John hatte ihm mitgeteilt, dass diese Nachricht unter den beiden Führungsoffizieren bleiben sollte. Dies wäre ein Fall, den die Föderation sehr sensibel handhaben musste und der auf keinen Fall an die Öffentlichkeit dringen sollte, da die Konsequenzen nicht auszumalen wären. Und nun überraschte ihn die junge Ehefrau damit, dass sie bestens Bescheid wusste. Woher nur? Auf jeden Fall wusste Matt, dass er nun nichts mehr vor ihr verheimlichen konnte.
    „Arena,... woher wissen sie davon?“
    „Sie haben meine Frage nicht beantwortet“, entgegnete die junge Frau hart.
    „Doch, das habe ich. Ich antwortete mit einer Gegenfrage.“
    Das Gesicht des jungen Lieutenants blieb steinhart, als sie düster verkündete:
    „Bitte spielen sie keine Spielchen mit mir Commander. Ich will von ihnen nur eine Antwort auf eine sehr einfache Frage.“
    „Bitte verstehen sie doch, ich kann ihnen nichts dazu sagen. Laut den Angaben der Regierung ist Bolar tot und die Sternenflotte ist nun mal der legitimierten Administration verpflichtet.“
    „Matt, politisches Gewäsch passt überhaupt nicht zu ihnen. Sie können diese Phrasen nicht so gut von sich geben wie andere.“
    Frustriert runzelte der Halbbetazoid die Stirn. Was erwartete sie eigentlich ihm? Er verstand es doch selber nicht, wieso ein solches Schwein wie Bolar das Glück gehabt hatte die Bombe zu überleben und wieso die Föderation mit seinem Überleben hinter dem Berg hielt. Nun gut, ein wenig konnte er es sich doch denken, aber diese Entscheidung hier stand nicht zur Debatte. Doch Arena Tellom und ihr Mann waren gute Freunde von ihm. Hatten sie nicht auch ein Recht auf die Wahrheit, ganz besonders da ihr Bruder gestorben war? Schadete es, wenn auch sie eingeweiht wurde.
    „Versprechen sie mir zu schweigen?“
    „Ich kann es zumindest versuchen“, antwortete die Terellianerin und blickte ihn erwartungsvoll an, ohne dabei jedoch diese ernste Maske abzulegen, die er vorher noch nie bei ihr gesehen hatte.
    „Das muss mir wohl reichen“, meinte Price und seufzte. Ruinierte er mal wieder seine Karriere, wenn er diese hochgeheime Information weitergab? Oder würde der Captain insgeheim mit seiner Entscheidung einverstanden sein? Musste er es überhaupt erfahren? Diese ganze Sache konnte doch unter Arena, Ardev und ihm bleiben.
    „Die Informationen, “ begann er, „dass Bolar bei der von ihm selbst verursachten Bombenexplosion getötet worden sei, ist falsch. Er überlebte, wenn auch nur schwer verletzt. In Zusammenarbeit mit den terellianischen Sicherheitsbehörden hat der Sternenflottengeheimdienst Bolar interniert und behandelt. Nun fristet er sein Dasein in einem Untergrundgefängnis, welches sich außerhalb der Stadtgrenzen ihrer Hauptstadt befindet. Wir verhören ihn dort und versuchen so zu ermitteln, ob er der alleinige Drahtzieher hinter diesen Attentaten war oder ob er noch mehr Gefolgsleute hat, die es ihm gleichtun wollen.“
    „Wie kann ich dort hingelangen?“
    „Was wollen sie dort?“
    „Als Sternenflottenoffizier im Geheimdienst habe ich ein Recht dort zu sein... vielleicht habe ich mehr Möglichkeiten ihn zum Reden zu bringen.“
    „Arena“, seufzte der Halbbetazoid, „ich weiß nicht ob es eine so gute Idee wäre, wenn sie da hingingen.“
    „Es liegt nicht an ihnen dies zu entscheiden, “ erwiderte sie kalt.
    „Ich bin ihr Vorgesetzter.“
    „Sie sind mein Freund.“
    Damit hatte sie die vertrackte Situation auf den Punkt gebracht. Wie sollte er als Freund entscheiden? Was würde sie mit weiteren Informationen machen? Wie würde sie mit dieser gesamten Situation umgehen? Sehr lange musste Commander Price überlegen, dann traf er seine Entscheidung.

    Wie hatte Lieutenant Bird dies nur angestellt? Als Arsani Parul den Boden von Chervas 3 immer näher auf sich zurasen sah, hatte er instinktiv mit seinem Leben abgeschlossen. In solchen Momenten, so erzählte man sich, zog das eigene Leben wie in einem Film noch einmal an einem vorbei, doch leider konnte der Betazoid diesen Eindruck nicht bestätigen. Vielleicht lag es nur an ihm oder diese ganze Geschichte war nur ein Märchen, erfunden von Literaten, um ihren Geschichten mehr Dramatik zu verleihen, doch als er seinen Tod schon als fast sicher ansah hatte Arsani gar nichts gesehen. Natürlich hatte er an seine Frau und seine zwei Kinder gedacht, aber sein eigenes Leben war nicht noch einmal vor seinen Augen Revue passiert.
    Und dann hatte der Lieutenant, der sonst so selten am Steuer saß, das Shuttle im letzten Moment hochreißen können und so den sicheren Tod der Besatzung verhindert. Der Aufprall war nichtsdestotrotz ruppig gewesen und hatte einige Schürfwunden und blaue Flecken verursacht, doch ansonsten waren dies die einzigen Verletzungen gewesen. Einige Minuten später, nachdem sie alle diesen Schock verdaut und ihre Anzüge auf Dichtigkeit überprüft hatten, waren sie einer nach dem anderen aus dem kleinen Gefährt ausgestiegen, um den Schaden zu begutachten. Verwundert sah sich Dr. Parul in der Landschaft dieses Planeten um. Er hatte Ödnis erwartet, einen Planeten, der durch den Einsatz von biologischen Waffen geschändet worden war. Doch stattdessen wirkte Chervas 3 völlig normal. Nirgendwo waren Spuren von Verwüstungen zu sehen oder Leichen, die auf den Einsatz einer solch furchtbaren Waffe schließen ließen. Erst nach einiger Zeit fiel ihnen das bemerkenswerteste Merkmal an diesem Planeten auf: die absolute Stille. Erst dachte Parul, dass sein Gehör ihm einen Streich spielte, doch die anderen bestätigten seinen Eindruck: es waren keine anderen Lebewesen zu hören. Keine zwitschernden Vögel, keine anderen Tiere, geschweige denn Humanoide. Eine besorgniserregende Feststellung angesichts der Tatsache, dass sie mitten in einem Waldgebiet herunter gegangen waren. Fähnrich Halek, die junge Wissenschaftlerin und Vertreterin von Arena Tellom, zückte ihren Tricorder und begann das sie umliegende Gebiet zu untersuchen. Nach grob geschätzten fünf Minuten hörten sie alle ihre zierliche Stimme durch die Kopfhörer des Bioschutzanzuges:
    „Die Scans gestalten sich hier als äußerst schwierig. Die eingesetzten Waffen scheinen auch hier auf der Planetenoberfläche zu verhindern, dass ich nach Lebensformen scannen kann. Zumindest habe ich keine auf dem Schirm.“
    „Dies könnte auch daran liegen, dass alle tot sind“, brummelte Edward Jellico missmutig.
    „Nein, dem ist nicht so“, entgegnete der Fähnrich und konnte gerade noch eine bissige Bemerkung herunterschlucken, „ich kann auch unsere eigenen Lebenszeichen nicht orten. Die Sensoren scheinen tatsächlich gestört zu sein.“
    „Wie auch immer, diese Information muntert mich nicht gerade auf“, fand Lieutenant Bird und schaute sich gemeinsam mit Captain Lewinski den Bug des Shuttles an.
    „Dann sollte ich ihnen wohl besser nicht sagen, dass auch weiterhin keine Kommunikation zur Monitor möglich ist?“
    „Behalten sie dies besser für sich.“
    „Okay, ich habe nichts gesagt.“
    Besorgt öffneten die beiden derzeit ranghöchsten Offiziere eine Klappe an der Front des Shuttles und blickte in das Innere. Was sie dort sahen gefiel ihnen allerdings ganz und gar nicht.
    „Die Relais sind bei dem Aufprall beschädigt worden. Normalerweise könnte man sie replizieren, doch den Replikator hat es bei der Landung auch erwischt, “ erklärte Danny.
    „Ersatzteile?“ fragte der Kommandant und fürchtete schon die Antwort, die er gleich erhalten sollte.
    Geschwind ging der taktische Offizier zurück zum Shuttle und holte eine große Kiste hervor, in der normalerweise die Ersatzteile verstaut waren. Er öffnete sie und zeigte den Inhalt seinem Captain, der frustriert die Stirn runzelte. Die Ersatzrelais waren alle zertrümmert worden. Lieutenant Ir´lia, die deltanische Stellvertreterin Birds, ging auf sie beide zu und brachte das Problem auf den Punkt:
    „Wollen sie uns etwa sagen, dass wegen diesen Teilen, die sonst nur ein paar Cent kosten, wir nicht wieder von hier wegkommen?“
    „Den genauen Preis dieser Relais kenne ich zwar nicht, aber ansonsten haben sie Recht.“
    Im Anschluss an diese folgenschweren Worte blickte John Lewinski in die Ferne und dachte nach. So hatte er sich den Anfang dieser Außenmission ganz und gar nicht vorgestellt. Was konnten sie nur tun? Egal was, die Lösung musste sich auf dem Planeten befinden, denn in den Weltraum konnten sie von hier unten keine Nachricht schicken.
    „Im Basisaufbau benutzen doch die meisten Raumschiffe doch die selben Relais, oder?“ fragte er schließlich?
    „Ja“, entgegnete Danny und verstand sogleich, worauf der Captain hinauswollte, „Es ist eines der Universalprinzipien, ähnlich dem Warpantrieb.“
    „Also müssen wir nur eine romulanische oder talarianische Basis finden und die dortigen Relais bei uns im Shuttle einbauen.“
    „Die talarianische Technik ist zwar der unsrigen unterlegen, doch im Grunde müsste ich sie so umbauen können, dass wir in den Orbit zurückkehren können.“
    Der Kommandant der Monitor holte eine kleine Taschenkarte hervor, die er sich für diesen Auftrag hatte anfertigen lassen und betrachtete sie eingehend. Nach wenigen Minuten hatte er ihre eigene Position bestimmt und dann das Ziel ausgemacht.
    „Da! Basis 47 war eine talarianische Kaserne, die kurz vor dem Beschuss von den anrückenden romulanischen Truppen eingenommen worden war. Wenn wir uns ranhalten ist es ein Tagesmarsch dorthin.“
    Überrascht runzelte Danny die Stirn und blickte dann zu ihrer Gruppe, insbesondere auf die beiden mitgenommen Zivilisten.“
    „Sir“, fragte er mit gesenkter Stimme, „sind sie sich sicher, dass wir Jellico und vor allem Parul einer solchen Belastung aussetzen können? Das sind gut und gerne 50 km dorthin und anschließend müssen wir den Weg wieder zurückgehen. Plus wissen wir immer noch nicht, was genau hier passiert ist und infolge dessen was uns hier erwarten könnte.“
    „Durch Warten lösen wir auch nicht das Problem“, erwiderte Jellico selbstsicher. „Wir haben keine andere Wahl. Sorgen sie jedoch dafür, dass niemand von uns Jellico den Rücken zudreht. Er bleibt immer in der Mitte von uns.“
    „Verstanden. Lassen sie uns die Gruppe informieren.“
    Wie erwartet rief die Aussicht auf eine solch lange Strecke bei den Mitgereisten nicht gerade Begeisterung hervor. Es brauchte einige scharfe Worte des Kommandanten, bis jedem klar wurde, dass es keine Alternative zu diesem Plan gab.
    „Müssen denn alle mitgehen?“ fragte Dr. Parul besorgt. „Es könnten doch genauso gut drei Leute hier beim Shuttle bleiben.“
    „Dies möchte ich nicht“, erklärte John ruhig. „Immer noch wissen wir nicht was genau hier vorgefallen ist und daher möchte ich kein Risiko eingehen. Die Gruppe wird zusammenbleiben, was auch geschieht. Das gilt ganz besonders für Mr. Jellico hier!“
    „Oh, wie nett von ihnen, dass sie mich als Teil der Gemeinschaft sehen, “ spöttelte der Verschwörer.
    „Nein, sie sind für mich eher ein Klotz am Bein, aber derzeit kann ich sie nicht loswerden und das Oberkommando will, dass ich auf sie aufpasse und kann dies werde ich tun. Sind alle bereit? Überprüfen sie alle noch mal ihre Vorräte und vergessen sie bloß nichts hier. Es wird einige Zeit dauern, bis wir wieder hierher zurückkehren.“
    „Eine gute Nachricht habe ich doch“, meldete sich Fähnrich Halek und zeigte auf ihren Tricorder, „meine Untersuchungen haben ergeben, dass sich keine Rückstände des biologischen Kampfstoffes in der Luft oder an der Vegetation befinden. Wir können also die Schutzkleidung abnehmen.“
    „Dies ist in der Tat eine Erleichterung“, meinte Lewinski dankend und nacheinander begannen die Mitglieder des Außenteams die Helme abzunehmen. Erst zögerten sie noch alle ein wenig, doch nachdem sie sahen, dass nichts mit den anderen geschah, atmeten sie befreit auf. Es war einfach ein Unterschied, ob man gefilterte Luft aus der Konserve oder frisches O2 atmete. Im Anschluss begab sich die Gruppe auf ihren langen Marsch.

    „Es ist also wahr?“ fragte Ardev mehr sich selbst als seine Frau. „Bolar lebt also noch?“
    Gemeinsam spazierten sie durch die Innenstadt von Terellia City, gingen die Ereignisse der letzten Stunden noch einmal durch und besprachen sich, wie sie auf diese Nachricht reagieren sollten. Dabei versuchten die konzentriert die Blicke der anderen Passanten zu ignorieren, auch wenn dies nur schwerlich möglich war. Überall fiel ihnen die unterschwellige Ablehnung auf, die Ardevs Präsenz hervorrief. Doch das junge Ehepaar ließ sich davon nichts anmerken.
    „Ja, es ist leider so. Dieser Mörder lebt noch und wird in einem geheimen Gefängnis außerhalb der Stadt interniert.“
    „Wird er verhört?“
    „Ja“, antwortete Lieutenant Tellom und dem Klang ihrer Stimme nach zu urteilen wünschte sie sich, dass noch etwas anderes mit Bolar angestellt werden müsste. In letzter zeit fielen Ardev immer öfters die Züge an seiner Frau auf, die er bisher nicht so gekannt hatte. Doch waren ihre Empfindungen nicht verständlich? Sie hatte ihren Bruder verloren und wer konnte dann noch rational agieren?
    „Und was stellen wir nun mit dieser Information an?“
    „Ich weiß es nicht“, antwortete Arena und blickte starr die Straße vor ihr an. Ja, was sollte sie nun tun? Und wieso hatte jemand ihr diese Nachricht zukommen lassen? Wollte man sie in eine bestimmte Richtung lenken und war dies nur aus lauter Nettigkeit geschehen?
    „Du glaubst doch nicht ernsthaft daran ihm einmal gegenüberzutreten?“ stellte der Andorianer schließlich die Frage, die ihm schon länger auf der Zunge brannte. Dies war seiner Meinung nach das Dümmste, was seine Frau anstellen könnte und er hoffte auf eine klare Antwort von ihr, die er leider nicht erhielt.
    „Ich weiß es nicht.“
    „Diese Antwort höre ich in letzter Zeit ziemlich oft von dir.“
    „Dann such dir doch eine andere Frau“, flüsterte Arena und nahm den Blick immer noch nicht von der Straße. Diese Worte taten Ardev sehr weh, doch er verzieh seiner Frau. Doch wie lange noch würde sie so herumlaufen, quasi als lebende Leiche? Das Zusammenleben gestaltete sich zunehmend schwieriger mit ihr. Wann war der Punkt erreicht, wo er ihr kein Verständnis mehr für ihre momentane Verfassung entgegenbringen konnte?
    Aus dem Nichts schossen einige kleine Kinder auf einem Fahrrad an ihnen vorbei. Keine ungewöhnliches Vorkommnis, nur schrien die beiden im vorbeifahren:
    „Mieser Andorianer!“
    Bewusst blickte Ardev ihnen nicht hinterher und schluckte auch jede Erwiderung herunter, doch dieser Spruch wirkte wie ein Messerstich. Immer öfters hörte er diese und ähnliche Beleidigungen. Meistens murmelten sie Passanten, wenn sie ihn sahen, manchmal jedoch schrie man ihm diese unflätigen Bemerkungen zu. Viele Andorianer, die auf Terellia weilten, hatten derzeit große Probleme. Würde sich diese Situation noch verschlimmern oder kehrte die Bevölkerung bald wieder zur alten Ruhe zurück? So viel stand fest, derzeit standen ihnen unruhige Zeiten bevor...

    Seit Stunden schon bewegte sich die kleine Gruppe durch den Wald von Chervas 3, beständig ihrem Ziel entgegen. Bisher hatte Captain Lewinski darauf verzichtete eine pause einlegen zu lassen, denn er wollte bis Einbruch der Dunkelheit so nah wie möglich an ihrem Ziel, der Kaserne, sein. Der Truppe marschierte in der so genannten Schützenreihe, eine Formation, in der die Gruppe versetzt voneinander links und rechts des Weges entlang ging. Gesprochen wurde nur wenig und wenn doch, dann nur flüsternd und über den Kommunikator. Ansonsten achteten alle auf ihre nähere Umgebung und versuchten einen eventuellen Feind aufzuspüren, bevor dieser sie in einen Hinterhalt locken konnte. Doch ihr Ersteindruck bestätigte sich, es herrschte gespenstische Stille. Die einzigen Geräusche rührten von den Ästen, die unter ihren Füßen knackten und dem ruhigen Wind, der etwas Laub aufwirbelte. Ansonsten war dort gar nichts. Keine Tiere waren zu vernehmen und noch weniger humanoide Lebensformen. Diese Tatsache besorgte jeden einzelnen von ihnen, wenn auch manche mehr als andere.
    Lieutenant Bird hatte es sich nicht nehmen lassen an der Spitze der Formation zu laufen. Das Phasergewehr hielt er ständig fest umschlossen und bereit einem möglichen Feindkontakt zu begegnen. Doch je mehr weg sie zurücklegten, desto sicherer wurden sie in ihrer Überzeugung, dass hier niemand mehr war. Was auch immer diese Waffe getan hatte, ihre Auswirkungen schienen schrecklich zu sein und ähnelten scheinbar der Wirkung einer alten Neutronenbombe. John Lewinski lief als vorletzter direkt hinter Edward Jellico. Hinter dem Captain lief Lieutenant Ir´lia und warf ab und an einen vorsichtigen Blick nach hinten, für den Fall, dass die Gruppe verfolgt wurde. Es war ein Zufall gewesen, dass der Verräter Jellico direkt vor ihm lief und wenn es nach ihm gegangen wäre, würde der ehemalige Admiral der Sternenflotte gar nicht hier sein. Doch leider ging es nicht nach Johns Willen. Sehr zu seinem Missfallen zirpte sein Kommunikator. Die Stimme erkannte er sofort als Edward Jellico.
    „Wieso mögen sie mich nicht, John?“ fragte Jellico so leise, dass niemand anderes ihr Gespräch hören konnte.
    „Mr. Jellico, halten sie den Kontakt für Notfälle frei“, befahl Lewinski so freundlich wie ihm es möglich war. „Hier ist kein Platz für private Gespräche.“
    „Oh, ich sehe es schon als dienstliche Angelegenheit an, wie wir bei der Sternenflotte zu sagen pflegen.“ Edward Jellico schien sich von den Worten des Captains nicht abbringen zu lassen, vielmehr schien es so als habe er sie gar nicht vernommen.
    „Streichen sie das wir, Jellico“, flüsterte John und nannte sich selbst einen Narren, weil er sich auf den alten Mann einließ, „sie sind schon lange kein Mitglied der Sternenflotte mehr.“
    „Ja, zwei lange Jahre schon“, seufzte der Exilant des letzten Jahres.
    „Nein, seitdem sie sich Sektion 31 angeschlossen haben sind sie es schon nicht mehr.“
    „Jetzt bringen sie schon wieder dieses alte Thema hoch“, empörte sich der alte Mann und schaffte es dennoch seine Stimme so gesenkt zu halten, dass die anderen Mitglieder des Außenteams nichts von der Konversation mitbekamen. „Also schön, ich habe Fehler gemacht und Sektion 31 war wohl mein größter. Aber wieso sind sie nicht bereit zu glauben, dass ich auf ihrer Seite bin?“
    „Weil sie nun Sektion 31 sind“, erwiderte John und kapierte nicht, wieso sein Erzfeind nicht diesen Punkt verstand.
    „Sie können mir glauben, John: Sektion 31 und ich sind fertig miteinander.“
    „Für sie immer noch Captain Lewinski“.
    Leise knirschten die Äste unter ihren Füßen und immer noch herrschte gespenstische Stille, die sie gegenüber allen erdenklichen auftauchenden Geräuschen sensibilisierte. Lewinski hatte gehofft, dass diese Diskussion nun beendet war, doch leider wurde ihm dieser Wunsch nicht gewährt.
    „Ehrlich, Captain, ich verstehe sie nicht. Die letzten Jahre haben sie damit zugebracht und Beweise sowie Informationen gesammelt, um eine Organisation zu zerschlagen, die seit Generationen existiert. Und sie waren erfolgreich! Indem sie mich im letzten Jahr aus meinem Exil retteten ebneten sie den Weg des Untergangs für Sektion 31.“
    „Was meinen sie damit schon wieder?“ fragte John genervt. Ihm lag nichts an einer politischen Diskussion mit seinem Widersacher und doch ließ er sich in die Angelegenheit mit hineinziehen. So viele Widersprüche bauten sich in seinem Leben auf.
    „In den fünf Monaten, “ erklärte Jellico ihm, „in dem ich in die Politik der Föderation eingestiegen bin, haben wir einige bedeutende Verhaftungen durchgeführt. Aktionen, die ranghohe Mitglieder von Sektion 31 enttarnt haben. Noch nie in der Geschichte wurde ein so großer Schlag gegen diese Organisation durchgeführt und ich bin zuversichtlich, dass wir in den kommenden acht bis neun Monaten Sektion 31 vollständig vernichten.“
    „Sie vernichten sie nicht; sie reißen die Macht an sich.“
    „Ist es das, was sie denken?“
    „Ja“, spukte John aus. Für ihn gab es an dieser Tatsache überhaupt keinen Zweifel. Selbst wenn ihm Edward Jellico eindeutige Beweise für seine Unschuld hinlegen konnte, er wäre niemals bereit dem alten Mann je zu vertrauen. Dazu war zu viel zwischen ihnen geschehen.
    „Und selbst wenn dem so wäre: was machte dies schon?“ spekulierte der ehemalige Admiral der Sternenflotte.
    „Wie meinen sie das denn schon wieder?
    „Stellen sie sich doch einmal ernsthaft die Frage, ob ein Sektion 31, das von mir geleitet werden würde, tatsächlich so viel schlechter als die derzeitige Organisation sein konnte. Unter Nathan Sloan hatten die Verschwörer den Tiefpunkt erreicht. Aus einer Gruppe, die eigentlich nur das Beste für die Föderation erreichen wollte, war eine Machtstruktur geworden, die nur noch von persönlichen Rachegefühlen und Wahnsinn geleitet wurde. Wäre es denn so schlimm, wenn jemand Vernünftiges Sektion 31 aufbauen und zu seinem alten Ziel zurückführen würde?“
    In der Dunkelheit der aufkommenden Nacht konnte man nicht das Rollen der Augen Lewinskis sehen und darüber war er mehr als froh.
    „Erstens sind sie ganz sicher nicht derjenige, dem ich die Führung von Sektion 31 anvertrauen würde. Zweitens ist eine solche Organisation kriminell und daher nicht tolerierbar. Und drittens gehen sie mir mächtig auf den Zeiger, also halten sie endlich die Frequenz frei.“
    Doch Edward Jellico schien weit entfernt davon zu sein diesen Befehl zu befolgen. Stattdessen philosophierte er:
    „Wer entscheidet welche Organisation kriminell ist und welche nicht? Sie? Ich? Woher nehmen sich manche Leute das Recht heraus und behaupten: diese Gruppe ist terroristisch? Diese sind Freiheitskämpfer? Schlussendlich liegt doch alles nur im Auge des Betrachters. Mit ihrer einfachen Schwarz-Weiß Malerei, Captain, kommen wir hier ganz bestimmt nicht weiter.“
    Statt einer Antwort schwieg der Kommandant. Er hatte endlich verstanden, was für einen Fehler er damit begangen hatte sich auf diese Diskussion einzulassen. Sollte doch Jellico sagen was er wollte, für John Lewinski ging der Kampf gegen die Verschwörer weiter. Und wenn es sein ganzes Leben dauern würde, er würde die Schuld Edward Jellicos beweisen.
    „Sie sind Nathan Sloan gar nicht so unähnlich“, fand Jellico und erzeugte so bei dem Kanadier ein amüsiertes Grinsen.
    „Ach? Und was bringt sie zu dieser seltsamen Annahme?“
    „Am Anfang wollte Nathan auch nur die Arbeit seines Vaters Luther Sloan fortführen und den Idealen der Sektion dienen. Doch im Laufe der Zeit steigerte sich sein Haus auf sie und es wurde zum Wahn. Zum Schluss zählte das Wohl der Föderation nicht mehr für ihn. Nathan war besessen davon sie zu vernichten, John.“
    „Und wieso bin ich ihm dann ähnlich?“
    „Sie nahmen den Kampf gegen Sektion 31 aus ähnlichen Gründen auf: um der Föderation Gutes zu tun und ein aus ihrer Sicht kriminelles Objekt aus der Gesellschaft zu entfernen. Doch auch ihr Ziel steigerte sich im Laufe der Zeit zum Wahn. Schauen sie sich an! Ihr Ziel ist es inzwischen nicht mehr Sektion 31 aufzudecken, sondern nur noch mich zu zerstören. Wie weit sind sie bereit zu gehen, um dieses Ziel zu erreichen? Was ist ihnen ihr persönlicher Sieg über mich wert?“
    John war natürlich zu stolz, um diesen Worten irgendwelche Bedeutung zu schenken. Und doch brachten sie ihn zum Nachdenken. Wie sehr hatte er sich im Verlauf der letzten drei Jahre verändert? Was war aus ihm geworden? Immer häufiger war ihm aufgefallen, wie Paranoia in ihm hoch schlich und hinter jedem eine Verschwörung vermutete. Und sein privates Glück? Sein Vater lag im Sterben und er hatte ihn schon seit Monaten nicht gesehen. Eine Frau gab es auch nicht in seinem Leben, wie auch? Hätte er überhaupt die Zeit für eine gehabt? Und doch war der Captain der Ansicht, dass sich dies alles gelohnt hatte. Er hatte mehr erreicht als alle anderen vor ihm. Doch was war der Preis dafür gewesen?
    „Es tut mir leid um ihren Vater“, flüsterte Edward und schockte damit den völlig unvorbereiteten Lewinski. Für einen kurzen Moment fragte er sich, ob seine Nemesis Gedanken lesen konnte.
    „Das geht sie nichts an“, murmelte John schließlich.
    „Ich kann die Motive ihres Vaters sehr gut nachempfinden. Er fühlt sich allein auf dieser Welt...“
    „Spionieren sie mir also nach?“
    „Ich nicht, John... aber ihre Vorgesetzten. Diese haben natürlich ein Interesse daran, dass ihre Kommandanten im Vollbesitz ihrer geistigen und körperlichen Kräfte sind. Die Leiden ihres Vaters sind für die da oben kein Geheimnis und man überlegte sich schon, sie von ihrem Kommando zu entbinden. Man fürchtete, dass sie diese Krise von ihrem Beruf ablenken könnte.“
    „Sie benutzen immerfort die Vergangenheitsform.“
    „Dies ist richtig, “ stimmte Edward zu, „aber sagen wir es mal so: jemand hat sich für sie stark gemacht, damit sie auf ihrem Posten verbleiben können. Wer dies ist müssen sie jedoch selbst erraten.“
    Wütend kniff John die Augen zusammen. Was bildete sich dieser Verräter eigentlich ein? Glaubte Jellico wirklich, dass er ihm für diese Sache dankbar sein sollte? Auf einen Sponsor wie ihn konnte John ganz sicher verzichten.
    „Wissen sie, die Krankheit ihres Vaters zu heilen wäre für Ärzte ein leichtes. Zu dumm, dass er dies nicht möchte.
    John schwieg, was den alten Mann dazu veranlasste Weiterzusprechen.
    „Allerdings könnte man auch zu seinem eigenen Besten über seinen Kopf hinweg entscheiden.“
    „Wie meinen sie das?“
    „Ich kenne da ein gutes Krankenhaus und einige Männer, die ihnen bei diesem Problem behilflich sein könnten. Ein Wort von ihnen und ihr Vater wird dorthin gebracht. Innerhalb weniger Tage wäre Luke dann wieder genesen und könnte noch viele glückliche Tage mit ihnen verbringen.“
    „Sie meinen ihn mit Gewalt dorthinzubringen. Gegen seinen Willen.“
    „Dies ist der Preis der Sache.“
    Obwohl er dies nicht wollte dachte John über dieses so verführerische Angebot seines Erzfeindes nach. Nun hielt er tatsächlich das Leben seines Vaters in den Händen. Es war allerdings so einfach. Lewinski musste nur Ja sagen und Jellicos Sektion 31- Männer würden in das Haus seines Vaters in Toronto eindringen, ihn packen und in ein Krankenhaus entführen, wo er geheilt werden würde. Doch war es das, was sein Vater wollte und was John wollte? Nicht nur würde er sich dann auf Edward Jellico und seine Schattenmenschen einlassen, auch würde er den Willen seines Vaters brechen. Das Angebot war verführerisch und es kostete ihn all seine Willenskraft, doch er war in der Lage die einzig richtige Antwort darauf zu geben:
    „Nein.“
    „Wie sie wollen“, meinte Jellico und war endlich still. Mehr als es anbieten konnte er ja schließlich nicht tun.

    Sehr lange hatte sie überlegt, ob sie hier herkommen sollte. Stundenlang w r sie in ihrem Zimmer auf und ab gegangen, hatte überlegt, das Für und Wider gegeneinander abgewägt. Was brachte es ihr ihm gegenüberzutreten und in seine Augen zu blicken? Und viel wichtiger, was erwartete Arena Tellom in ihnen zu sehen? Ihre Instinkte verleitete sie dazu sich unter Bolar ein Monster vorzustellen, ein gewissenloses Monster, welches mit Freuden jeden einzelnen Terellianer töten wollte. Doch ihre Lebens- und Berufserfahrung machte ihr klar, dass die Situation niemals so leicht war. Vermutlich war Bolar zu Hause ein liebevoller Mensch, der vielleicht eine Familie hatte, möglicherweise sogar Kinder. An Wochenende würde er vermutlich mit ihnen gemeinsam im Garten spielen und das schöne Wetter genießen. Seine Frau würde ihm etwas Kuchen servieren und ihm zulächeln, ihm so ihre Liebe zu symbolisieren. Bolar würde genauso sein wie Arena und jede andere Person auch. Gerade deswegen war es ihr umso unbegreiflicher wie jemand eine solch schreckliche Tat begehen konnte. Was verleitete einen dazu einfache Zivilisten abzuschlachten; Personen, die ihm nie etwas getan hatten? Musste er im Endeffekt doch ein Monster sein, denn anderswie konnte man sich diesen Sachverhalt nicht erklären.
    Tellom hatte lange nach diesem Hochsicherheitsgefängnis suchen müssen. Trotz der Beschreibungen, die ihr Commander Price geliefert hatte war sie stundenlang umher geirrt, bevor sie schließlich das in den Erdboden eingelassene und nur über eine einzige Tür zugängliche Gefängnis gefunden hatte. Mittels ihres Ausweises, der sie als Mitglied der Sternenflottengeheimdienstes kennzeichnete, betrat sie die höhlenartige Konstruktion und erfragte sich den Weg zu Bolars Zelle. Der Wachmann, ein terellianischer Mann, der lange Zeit in der Sternenflotteneliteinheit Rangers gedient hatte, war ihr Besuch wohl nicht so recht, doch ihr Ausweis verschaffte sich die nötige Autorität um ihren Weg fortzuschreiten. Als sie in das Gästebuch ihren Namen und den Grund ihres Besuches eintrug, fragte sie sich abermals, ob dies die richtige Entscheidung war. Und noch einmal beantwortete sie diese Frage für sich positiv. Sie musste einfach diesem Mann gegenübertreten. Was dann geschah, dafür hatte sie noch keinen Plan, aber zumindest hätte sie ihn ein Mal gesehen, den Mörder ihres Bruders.
    Ganz bewusst hatte sie darauf verzichtet Ardev mitzunehmen. Ihre innere Stimme hatte ihr geraten, dass dies nur eine Sache zwischen ihr und Bolar war. Und obwohl sie sich dies nicht eingestehen wollte, zweifelte ein kleiner Teil von ihr an der Loyalität ihres Ehemannes. Der vernünftige Teil ihrer Selbst wusste natürlich, dass ihre Ansicht falsch war, doch etwas Böses flüsterte zu ihr und erinnerte sie an die Abstammung ihres Mannes. Ardev war Andorianer, genauso wie Bolar. Schon im nächsten Moment erschrak sie über ihre Gedanken. So weit war es also schon gekommen; sie dachte über die ethnische Herkunft ihres geliebten Mannes nach. Dies war früher nie geschehen, nun häuften sich jedoch diese unheilvollen Gedanken. Wohin würde dies noch alles führen?
    Schließlich, nach einer kurzen Wanderung durch die düsteren Gänge, die nur eine Antwort auf die Frage erahnen ließ, wie viele Personen hier interniert waren, stand sie vor der Zugangstür zu Bolars Zelle. Der Wächter hatte sie dorthin begleitet und blickte sie noch einmal abschließend an. Arena nickte, machte so noch einmal ihre Absichten deutlich und der Terellianer öffnete die Tür. An seinem Tisch saß, so als hätte er einen Besucher erwartet, Bolar mit gefalteten Händen und blickte sie ausdruckslos an. In diesem Moment war sein Hass auf Terellianer nicht ersichtlich, viel eher wirkte er wie ein debattierfreudiger Professor. Lieutenant Tellom trat in die kleine Zelle herein und hinter ihr schloss sich die Zellentür. Sie musste keine Angst um ihrer selbst Willen haben, denn der Wachmann würde sich während des ganzen Besuches unmittelbar hinter der Tür befinden und im Fall der Fälle eingreifen.
    Der Moment war gekommen, als sich ihre Blicke und die Bolars trafen und Arena hatte nicht damit gerechnet eine solche Leere in seinen Augen zusehen. Lag dies an der langen Isolation oder war es ihm tatsächlich egal, was er angerichtet hatte?
    „Mein Name ist Lieutenant Tellom. Ich bin Agentin des Sternenflottengeheimdienstes.“
    Ungerührt dieser Information blickte Bolar sie weiterhin stumm an. Fast schon schien es als würde er ihre Präsenz ignorieren.
    „Der Grund für meine Anwesenheit ist, dass ich ihnen noch einige Fragen stellen möchte“, fügte Arena gepresst hinzu. Ihre so mühevoll geplante Selbstbeherrschung schwand mit jeder zunehmender Minute.
    „Mir wurden schon alle möglichen Fragen gestellt“, entgegnete der Mörder lapidar und wendete nun seinen Blick ab. Er setzte eine gelangweilte Miene auf und verschränkte seine Arme vor der Brust.
    „Mr. Bolar, sie werden mit mir reden, ob sie wollen oder nicht.“
    „Folter ist in der Föderation verboten, also sollten sie mit ihren Äußerungen sehr vorsichtig sein.“
    „Das ist Mord auch und doch hat sie dies nicht abgehalten Unschuldige zu töten.“
    „Es ist Krieg“, stellte Bolar fest, „und im Krieg gibt es Opfer. Ich bedauere die Auswählung eines zivilen Zieles, aber es war nötig, um die Bevölkerung aufzurütteln. Insbesondere ihre und meine.“
    „Was soll das für ein Krieg sein?“ fragte Arena Tellom wütend und stützte ihre Arme auf dem Metalltisch ab, an dem Bolar saß. „Einer, in dem junge Männer und Frauen sterben, umgebracht von den ihrigen?“
    „Den ihrigen? Ich bitte sie, die Unterschiede liegen doch wohl deutlich auf der Hand: sie sind Terellianer, ich bin Andorianer.“
    „Sie sind Bürger der Föderation. Seit Jahrhunderten haben wir versucht diese Sichtweise aufzubauen und dafür zu sorgen, dass Leute wie sie nicht mehr Personen an ihrer Herkunft, sondern nur nach ihren Taten bemessen. Und nun kommen sie daher, töten Personen, nur weil sie Terellianer sind?“
    „Nur?“ fragte Bolar und zum ersten Mal schien er aufbrausen zu wollen, wobei er sich gerade noch so eben unter Kontrolle halten konnte. „Sind sie denn gar nicht mit der Geschichte vertraut?“
    „Doch, dies bin ich.“
    „Dann wissen sie ganz genau, dass unsere beiden Spezies auf keinen Fall so etwas wie Freunde sein können“, fluchte Bolar und ihn schien die bloße Idee anzuwidern. Nun schien langsam sein wahres Selbst hervorzukommen.
    „Das, worauf sie sich beziehen, ist schon längst Vergangenheit. Die jahrzehntelangen Fehden und Kriege zwischen unseren beiden Völkern sind vorbei.“
    „Dies sind sie eben nicht! Wo sind die Reparationen, das Aufarbeiten der Geschichte? Anstatt sich kritisch ihren Taten zu stellen...“
    „... tun sie es denn?“
    „... verleugnen und verfälschen sie die Geschichte. Wo findet man in ihren Büchern die Wahrheit über unsere Konflikte?“ fragte Bolar fast schon flehend.
    „Welche Wahrheit? Dass die Andorianer vor zweihundert Jahren mehr als einmal unsere Kolonien angegriffen und sogar Terellia selbst erobern wollten? Dass sie ethnische Säuberungen in den eroberten Städten durchführen wollten und es mehrere Generationen lang keinen diplomatischen Kontakt zwischen unseren Spezies gegeben hat, bis wir schließlich durch die Föderation geeint wurden und so die Vergangenheit hinter uns ließen konnten?“
    „Die Föderation hat uns nur die Vergangenheit verdrängt, aber vor allem ihre Leute haben sich ihr nie gestellt.“
    „Aber sie haben es?“ fragte Arena provokativ. Immer mehr Zorn stieg in ihr hoch, sie konnte nicht glauben was dieser Verrückte von sich gab.
    „Ja! Ich weiß um die bedauernswerten Taten meiner Vorfahren und ehrlich, ich schäme mich sogar dafür. Es gab mehr als eine Sache, die damals schief gelaufen sind. Aber sie, ihr ganzes Volk, sie leben so weiter und stellen sich als das Opfer dar.“
    „Wie meinen sie das?“
    „Wissen sie wie viele Tote die terellianische Kriegsführung verursacht hat?“ fragte Bolar bitter und Frust zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. „Sie mögen ein hedonistisches Volk sein, nichtsdestotrotz verstehen sie sich genauso gut auf die Kunst der Kriegsführung wie wir. Mehr als 30 Millionen Andorianer sind während der Kriege zwischen unseren beiden Völkern umgekommen. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass es sich bei einem Großteil dieser Leute um Zivilisten gehandelt hat.“
    „Und das gibt ihnen das Recht Auge um Auge, Zahn um Zahn zu gehen?“
    „Nein, aber es gibt mir die moralische Verpflichtung auf diese Missstände hinzuweisen. Die terellianische Regierung kann sich nicht ewig hinter Unwissenheit verstecken. Es ist an der Zeit, dass sie ihre eigenen Missetaten aufdecken.“
    Verwirrt kniff Arena ihre Augen. Sie konnte nicht glauben, was sie da eben hörte. Dieser Mann war verrückt! Er hatte so viel Schreckliches getan und doch stellte er sich wie das Opfer da, wie ein Mann, der für eine gerechte Sache in den Kampf zog. Wie verwirrt musste man sein, um diese Sicht der Dinge anzunehmen.
    Er ist Andorianer! schoss es ihr ohne Zusammenhang durch den Kopf und obwohl sie sich dagegen wehrte setzte sich dieser Gedanke fest. Dieser Mann war eindeutig gefährlich. Was ist, wenn sich seine Ideen wie ein Bazillus ausbreiteten und mehr Andorianer auf den Plan riefen? Wie viele teilten schon diese Ansichten?“
    „Wir sprechen uns wieder“, fauchte Lieutenant Tellom und flüchtete aus dem Gefängnis.

    Egal wie viel man sich vorgenommen hatte, irgendwann ging es nicht weiter und man musste eine Pause einlegen. Dies zu akzeptieren war aus gesundheitlicher Sicht äußerst wichtig, da Kräfte richtig eingeteilt werden mussten, um optimal agieren zu können. Als das Außenteam sein Nachtlager vorbereitete war Captain Lewinski äußerst zufrieden mit der Leistung seines kleinen Trupps. Bis es Nacht geworden war hatten sie über die Hälfte des Weges zurückgelegt und so war er zuversichtlich, dass sie bis zum Vormittag des folgenden Tages ihr Ziel erreichen würden. Nun richteten sie sich provisorische Schlafstellen ein und aßen ihren Rationen, um so neue Kraft zu tanken. Schlaf, mochte er auch noch so kurz sein, war immanent wichtig für das Gelingen eines Marsches. Lieutenant Bird und Fähnrich Halek übernahmen die erste Nachtwache, ermöglichten so den anderen zu ruhen.
    Danny schlenderte um das kleine Lager herum und blickte mit seinen Augen in die Dunkelheit hinaus, in der er nichts erkannte. Noch unheimlicher war das völlige Fehlen von Geräuschen. Immer noch waren keine Vögel oder sonstige Tiere zu hören. Nur der Wind strich sanft durch den Wald und verstärkte den unheimlichen Effekt so nur. Immer deutlicher drängte sich ihnen also die Frage auf, was auf dieser Welt geschehen war und ob sie es jemals herausfinden würden. Waren womöglich alle Lebewesen hier tot und daher eine Nachtwache völlig sinnlos? Bei einem weiteren Blick ins Lager fiel ihm dann auf, dass Dr. Dr. Parul nicht schlafen konnte. Unruhig wälzte sich der Botschafter hin und her, dabei darauf bemüht nicht zu laut zu sein und so möglicherweise die anderen zu wecken. Langsam trat Danny an ihn heran und hockte sich neben den Betazoiden. Ein Gesprächspartner konnte er nun gut gebrauchen.
    „Lieutenant“, begrüßte ihn Parul knapp und blickte im Anschluss geschlagen in den Wald hinein.
    „Können sie nicht schlafen, Botschafter?“ fragte Danny mitfühlend.
    „Nein, irgendwie nicht... es liegt nicht daran, dass wir unter freiem Himmel sind, sondern...“
    „Ich weiß, was sie sagen möchten. Auch mir ist diese ganze Sache unheimlich.“
    Der Botschafter nickte zustimmend, dankbar dafür, dass er verstanden wurde. Gemeinsam blickten die beiden Männer einige Zeit lang durch das Nachtlager, bis der Lieutenant schließlich fragte:
    „Ist es war, dass sie früher bei der Sternenflotte gewesen waren?“
    „Ja, vier schöne Jahre lang.“
    „Und darf ich fragen, welchen Rang sie dort eingenommen haben?“
    „Dürfen sie! Ich war Crewman, “ antwortete Arsani mit einer Selbstverständlichkeit, die Bird überraschte.
    „Crewman? Sie mit ihrem Bildungsabschluss??“
    „Sie haben mich schon richtig verstanden, Lieutenant. Ich war ein einfacher Matrose?“
    „Ja, aber wieso das denn? Wenn sie schon kein Offizier werden wollten, wieso dann nicht zumindest ein Unteroffizier?“
    „Dies ist schwierig zu erklären... obwohl, so schwierig ist es eigentlich gar nicht. Mein Ziel war es das einfache Leben kennen zu lernen. Ich wollte nicht meinen Status ausspielen, sondern vier Jahre lang mir alles von klein auf verdienen. Und ich wollte den einfachen Mann kennen lernen. Dies waren Erfahrungen, die mir später auch im Umgang mit vielen Verhandlungspartnern geholfen haben.“
    Verstehend nickte Danny Bird. Er bewunderte den Botschafter für diese Einstellung, die alles andere als alltäglich war. In der Tat war der Botschafter etwas Besonderes.
    Und plötzlich änderte sich die Situation von einer Minute auf die andere. Alles, was sie bisher über diesen Planeten und über das Schicksal der Bewohner angenommen hatten, wurde über den Haufen geworfen, als sie tatsächlich einer lebenden Person gegenübertraten. Lautes Rascheln riss Danny Bird aus seinem Gespräch und auch Fähnrich Halek brachte ihr Gewehr in Anschlag, als sie sich in Richtung Geräuschquelle drehte. Das Rascheln und Knacken der Äste wurde immer lauter, ein sicheres Indiz für ein rasches Näher kommen einer Person.
    „Halt! Bleiben sie wo sie sind!“ rief Fähnrich Halek in den Wald hinein, doch sie erhielt keine Antwort. Stattdessen kam das Rascheln immer näher und auch Lieutenant Bird machte sich feuerbereit. Die anderen Mitglieder des Außenteams, durch den Lärm längst wach geworden, sprangen aus ihrem Schlafsäcken heraus und suchten rasch ihre Klamotten zusammen. Plötzlich, mit einer unvorstellbaren Geschwindigkeit rannte eine Person, eine talarianische Frau an ihnen vorbei und auf Lieutenant Ir´lia zu. Die Situation lief für die Wachleute viel zu schnell ab, zu ihrer eigenen Überraschung konnten sie nicht schnell genug die Gewehre herumschwenken und auf den Angreifer (?) schießen. Die Talarianerin, scheinbar rasend vor Wut, warf sich auf die hübsche Deltanerin und drückte sie durch die Wucht des Aufpralls zu Boden. Ihre Hände zerkratzten das Gesicht des Lieutenants in einer atemberaubenden Geschwindigkeit, hinterließen blutige Streifen und verursachten gequälte Schmerzensschreie.
    „STIRB!“ brüllte die Angreiferin immer wieder, wobei ihre schlechte Artikulation auffällig war. Danny hatte genug gesehen. Ohne auf einen Befehl Captain Lewinskis zu warten schoss er auf die Angreiferin und nahm entsetzt zur Kenntnis, dass der auf Betäubung eingestellte Strahl wirkungslos blieb. Stattdessen hatte er dadurch nur die Aufmerksamkeit der Talarianerin geweckt, die sich in seine Richtung umdrehte und ihn hasserfüllt anstarrte. Zum ersten Mal bot sich ihnen die Gelegenheit einen umfassenden Blick auf sie zu werfen.
    „Mein Gott“, stammelte Edward Jellico ungläubig.
    Die Kleidung der Talarianerin bestand nur noch aus Fetzen. Viel eher war es so, dass man sie als nackt bezeichnen konnte. Ihre Haut war von dem langen Aufenthalt im Wald völlig verdreckt und auch schien die Person etwas ausgemergelt zu sein. Wie lange musste sie schon auf Wasser und Nahrung verzichten. Das Unheimlichste jedoch war der Ausdruck in ihren Augen, der nur eines widerspiegelte: blinder Hass, scheinbar tausendfach potenziert zu einem Gewaltpotential, welches man sich vorher niemals ausgemalt hatte. Dann stürmte die Frau auf Danny los und Angst stieg in dem Sicherheitschef der Monitor auf. Ohne eine Sekunde Zeit zu viel zu verschwenden schaltete er seine Waffe auf Töten um und feuerte, in der Hoffnung, dass dieser Strahl sie endlich aufhalten würde. Für einen kurzen Moment fürchtete er die Talarianerin würde auch diesen Beschuss aushalten, doch dann nahm er erleichtert das zu Boden sinken der Angreifern zur Kenntnis. Noch bevor sich die anderen Mitglieder des Teams die Leiche näher ansehen konnten, eilten Halek und Lewinski zur sich am Boden windenden Ir´lia. Die kahlköpfige Deltanerin krümmte sich vor Schmerz und schrie fürchterlich. Nicht zu Unrecht, denn die Verletzungen ihres Gesichtes waren grausam.
    „Bleiben sie ruhig, Lieutenant, wir sind ja da!“ versuchte der Kommandant seine Untergebene zu beruhigen, doch scheinbar schien ihn die junge Frau gar nicht zu holen. Fähnrich Halek wollte sich daran machen das Erste Hilfe-Notset hervorzuholen, da ereilte sie alle der nächste Schockmoment: wie von einer Tarantel gestochen sprang Ir´lia hoch und wollte den Captain anfallen. Geistesgegenwärtig riss Salma Halek ihr Gewehr hoch und rammte ihr die Schulterstütze in das ohnehin schon lädierte Gesicht. Wie in einem schlechten Actionholofilm flog die Deltanerin in einem weiten Bogen fort und überrascht sprang Lewinski auf, blickte erst zu Ir´lia und dann zu Halek. Doch trotz dieses gewaltigen Schlages schien die junge Frau nicht bewusstlos zu sein. Langsam richtete sie sich auf und richtete ihre Augen auf die Mitglieder des Außenteams. Ihre Augen waren von Hass und Zorn erfüllt, Emotionen, die sie so gar nicht von der sonst so friedfertigen Frau kannten.
    „Romulaner! ROMULANER!“ stammelte Lieutenant Ir´lia, bevor sie sich mit einem ohrenbetäubenden Geheul auf Captain Lewinski stürzte. Doch bevor sie dem Kommandanten etwas anhaben konnte erschoss Lieutenant Bird mit einem gezielten Phaserschuss eine Stellvertreterin. Für einen kurzen Moment musterten sie alle den Sicherheitschef, dann trat Captain Lewinski auf ihn zu.
    „Wieso haben sie Lieutenant Ir´lia getötet?“ fragte John, eine Mischung aus Zorn und Unverständnis in seinem Gesicht.
    „Weil sie sonst Gott weiß was mit ihnen angestellt hätte, Sir“, erwiderte Lieutenant Bird und betrachtete die beiden Leichen.
    „Dann hätten sie sie betäuben können! Danny, sie haben gerade ein Mitglied unserer Crew getötet.“
    „Ich weiß“, flüsterte der Lieutenant und wirkte nun sehr nachdenklich. „Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass dies nicht mehr Lieutenant Ir´lia war.“
    „Könnten das die Auswirkungen dieser biologischen Waffe sein?“ fragte Edward Jellico geschockt. Fast hätte man aufgrund der letzten Ereignisse vergessen, dass er überhaupt da war.
    „Ich halte diese Erklärung für äußerst wahrscheinlich“, stimmte Salma Halek zu und machte sich daran die beiden toten Körper zu untersuchen. Dabei achtete sie peinlich genau darauf keinen von ihnen zu berühren.
    „Aber was genau waren nun die Auswirkungen?“ stellte Arsani Parul die Frage, die alle interessierte.
    „Darauf kann ich ihnen leider noch keine Antwort geben“, meinte die Wissenschaftlerin und vertiefte sich in ihre Scanneranzeigen. „Doch was immer es ist, ich vermute es wird mittels Kontakt übertragen.“
    „Dem schließe ich mich an“, fand Captain Lewinski. „Lieutenant Ir´lia wurde erst so... wie sie war nach dem Angriff. Vielleicht ist der Erreger, falls es überhaupt einer ist, durch die Kratzer übertragen worden.“
    „Falls hier noch mehr von diesen Leuten sind und davon gehe ich stark aus, dann sollten wir sie besser nicht zu nahe an uns herankommen lassen.“
    „Tolle Aussichten!“ brummte Jellico.

    Es war eine dieser heißen Nächte auf Terellia. Die Hochsommer auf ihrer Heimatwelt waren berühmt und beliebt bei Ferienreisenden, boten so dem Urlaubsdomizil Risa wacker Paroli. Arena lag gemeinsam mit ihrem Mann Ardev in ihrem Bett. Während ihr andorianischer Mann vor sich hinschlief starrte die junge Frau nachdenklich die Decke an. Ein dünner Schweißfilm zeichnete sich auf ihrer Stirn ab, doch sie verzichtete auf das Aktivieren der Klimaanlage. Stattdessen hatte sie das Fenster geöffnet und konzentrierte sich nun auf die Stille der Nacht. Sie liebte diese heißen Tage, sie stellten zumeist den Höhepunkt des Jahres dar. Wochenlang genossen sie alle Annehmlichkeiten des Sommers, gingen schwimmen und ließen es sich gut gehen. Es waren glückliche Tage in ihrer Jugend gewesen. Momente, die so wohl nie wiederkommen würden. Die gesamte Nacht über schlief Lieutenant Tellom nicht, so sehr war sie in ihre Gedanken versunken. Das Gespräch mit Bolar hatte sie aufgerüttelt. Lange hatte sie sich gefragt, ob der Besuch ein Fehler gewesen war, doch nun war sie sich der Antwort sicher. Es war notwendig gewesen diesen Schritt zu tun. Ihre Augen waren geöffnet worden. Neben ihr reckte sich Ardev im Schlaf und automatisch versuchte er seinen Arm um sie zu legen. Er wollte nur im Schlaf sie neben sich spüren, sich ihrer Anwesenheit bewusst sein. Doch mit einer schnellen Bewegung schlüpfte die Terellianerin unter seinem Griff hindurch. Der Einsatzoffizier brummte nur irgendetwas Unverständliches und begab sich in seine Tiefschlafphase zurück.
    Im Anschluss erschrak Tellom über ihre so spontan erfolgte Reaktion. Dies war das erste Mal gewesen, dass sie eine körperliche Berührung ihres Mannes von sich gewiesen hatte. Sie war froh, dass er schlief und sich wohl diesem Umstand nicht bewusst war. Wie hätte er reagiert, hätte er diese Szene als unbeteiligter Dritter gesehen? Traurig und zornig zugleich wandte sich Arena von ihrem Mann ab. Sie konnte nicht in sein Gesicht sehen, denn statt seinem sah sie immer nur Bolar neben sich liegen. Egal wo sie hinging, überall schienen sich sein Gesicht und seine Worte zu manifestieren. Insbesondere bei anderen Andorianern, die sie auf der Straße antraf. Nun sah sie ihn also auch in ihrem Mann, mit dem sie seit zwei Jahren glücklich verheiratet war. Doch unter was für einem Stern hatte ihre Heirat eigentlich gestanden? Waren all ihre Motivationen und ihr großer Versuch vielleicht nur ein Selbstbetrug gewesen? Wie naiv hatte sie sein können zu glauben, dass eine Terellianerin und ein Andorianer zusammenleben konnten? Nach all den Jahren in der Föderation waren ihre Unterschiede einfach zu groß, um eine Ehe zu ermöglichen. Das kurze Gespräch mit dem Mörder Bolar hatte ihr genau dies gezeigt. Generationen ihrer beiden Völker hatten sich bekämpft und unvorstellbares Leid verursacht. Wieso nahm sie eigentlich an, dass diese Wunden verheilt waren? Wie dachte Ardev eigentlich wirklich über die gewalttätige Vergangenheit seines Volkes? Sie hatte ihn nie darauf angesprochen, doch inzwischen bezweifelte sie den Wahrheitsgehalt einer eventuellen Antwort auf diese Frage. Und wenn ein so zugegebenermaßen lieber Kerl wie Ardev schon so denken mochte, wie dachte erst der einfache Andorianer von der Straße? Wie dachte die Unterschicht und wie wurden die Kinder in der Schule erzogen? Vielleicht wurden Tausende von neuen Bolars herangezüchtet, die in die Galaxis hinausziehen und Chaos verbreiten sollten. Personen, die ihre fundamentalistischen Strömungen ausbreiten und so ein „Groß-Andor“ errichten wollten. Wieso hatte sie nur vorher die ganze Sache nicht so klar gesehen? All die Jahre mit ihm zusammen, all die Jahre mit anderen Andorianern und sie war dennoch so blind gewesen. Dieses Volk war gefährlich und zum Schutz Terellias musste etwas dagegen unternommen werden. Arena hoffte inständig, dass auch andere die Situation ähnlich einschätzten und sich der gerechten Sache zum Schutze der Freiheit anschließen würden. Immerhin galt es das Überleben der eignen Kultur und dessen Werte zu sichern.
    Plötzlich hörte Arena das Klirren von Glas sowie aufgeregte Rufe von draußen.
    Sie kommen! war der erste Gedanken, als sie aus ihrem Bett hochschreckte und zum Fenster lief. Nur Sekunden nach ihr fühlte sie Ardev neben sich stehen, der ebenfalls von dem Lärm wachgeworden war. Seine Nähe zu ihr beunruhigte sie, noch mehr jedoch fürchtete sie jedoch vor dem, was sich in dem Garten ihrer Eltern abspielte. Unter den johlenden Rufen von jungen Terellianern brannte eine Puppe, die verdächtig nach einem Andorianer aussah. Heiß loderten die Flammen und aus der Ferne waren schon die Einsatzsirenen der Feuerwehr zu hören, die heraneilten. Wie in Trance bekam Arena mit, dass ihr Vater aus dem Haus stürmte und die Täter mit fuchtelnden Handbewegungen vertrieb.
    Was geschieht hier nur?
    Wie betäubt, die Geräusche immer noch nicht richtig wahrnehmend, blickte Arena zu ihrem Mann, der starr die brennende Puppe ansah. Genau so gut hätte er selbst dort unten brennen können, dies wusste er. Und daher weinte Ardev von Andor bittere Tränen.

    In einem noch zügigeren Tempo als zu Beginn angenommen hatte das Außenteam, welches nur noch aus fünf Personen bestand, ihr Ziel erreicht. Während ihres Marsches waren sie auf keine weiteren Angreifer gestoßen, dies änderte jedoch nichts an der Tatsache, dass ihnen der Schock immer noch in den Gliedern saß. Sofort nach den Vorkommnissen hatten sie ihre Sachen zusammengepackt und sich wieder auf den Weg gemacht, denn ein keiner von ihnen wollte noch länger a diesem unheilvollen Ort verweilen. Während ihres Marsches, den sie so leise und so schnell wie möglich bewältigten, hatte Fähnrich Halek unentwegt mit ihrem Tricorder gearbeitet und versucht dem Geheimnis des Angriffs auf die Spur zu kommen. Sie hatte eine vage Ahnung, doch sie traute sich nicht diese ohne handfeste Beweise vorzulegen. Noch zu sehr fürchtete sie sich vor dem Spott ihrer Vorgesetzten aufgrund einer irren Idee. Endlich hatten sie dann die Kaserne erreicht. Der mittelgroße Komplex lag drei Kilometer von ihnen entfernt, in einer Waldschneise und wirkte ebenso verlassen wie der Rest des Planeten. Die Mauern wirkten seltsam angegriffen und ungepflegt, so als ob dieser Stützpunkt schon vor Jahren aufgegeben worden war. Jedoch wehte am Flaggenmast immer noch majestätisch und angesichts der gegenwärtigen Ereignisse geradezu trotzig die Flagge des Romulanischen Imperiums. Wie es für dieses Volk üblich war hatten sie ihre Standarte in der Kaserne gehisst, nachdem sie sie aufgenommen hatten. Normalerweise bedeutete die wehende Flagge, dass der Stützpunkt noch besetzt war, doch wenn alle Soldaten auf Chervas 3 tot waren, wer hätte dann schon diese Fahne abnehmen können?
    Noch einmal versuchte Lieutenant Bird seinen Tricorder einzusetzen, um die Frage nach eventuellen Romulanern oder Talarianern zu ermitteln, doch immer noch streikte das Gerät. Bird und Lewinski schauten sich fragend an. Wie wollten sie nun vorgehen? Falls noch jemand in dieser Kaserne war und diesen Ort tatsächlich noch verteidigte, so könnte er ein heranschleichendes Außenteam als Feinde ansehen und das Feuer eröffnen. Betrachtete man jedoch das Muster der mysteriösen Angreiferin, die Lieutenant Ir´lia ebenfalls verändert hatte, so mochte ein schnelles Vorrücken auf das Eingangstor ebenfalls bedrohlich wirken. Seufzend sah Captain John Lewinski ein, dass er wohl den Mittelweg gehen musste, der zweifelsohne am gefährlichsten war.
    „Darf ich mit ihnen gehen?“ fragte Dr. Parul plötzlich und überraschte so alle Anwesenden mit seinem Mut. Kurz dachte John nach und nickte schließlich. Vielleicht, so erhoffte er sich, konnte die Präsenz eines anerkannten Diplomaten Glück bringen. Langsam, ohne zu bedrohlich wirken zu wollen, erhoben sich Parul und Lewinski zu ihrer vollen Größe und gingen langsam auf die Kaserne zu. Der Betazoid hatte seinen Phaser in den Halfter zurückgesteckt und auch Captain Lewinskis Gewehr war zu Boden gesenkt, in der Hoffnung so eventuellen Aggressionen vorbeugen zu können. Die beiden näherten sich bis auf 100 Meter dem großen Kasernentor, bis eine Stimme rief:
    „Halt!“
    Es war nicht auszumachen wer da gerufen hatte. Die Stimme war nicht über Funk erklungen, doch auf den Mauern des Stützpunktes war nichts zu sehen. Totenstille herrschte, als der Captain auf eine weitere Reaktion wartete. Doch das einzige Geräusch, welches er vernahm, war das Flattern der Fahne im Wind. Der Kommandant beschloss selbst in die Offensive zu gehen:
    „Wir wollen ihnen nichts tun. Ganz im Gegenteil, wir brauchen ihre Hilfe!“
    Einige Zeit lang mussten sie auf eine Antwort warten, dann hörten sie etwas, was ihnen fast wie eine Sensation vorkam: zwei Stimmen, die miteinander diskutierten. Aus der Diskussion schien ein handfester Streit zu entbrennen, die beiden Stimmen wurden immer lauter und schließlich rief eine neue Person:
    „Es ist ein Trick! Sie sind kontaminiert!“
    John konnte nur erahnen, was damit gemeint sein könnte und hob beschwichtigend seine Arme.
    „Ich kann ihnen versichern, dass wir nichts dergleichen sind. Ehrlich gesagt flüchten wir vor genau derselben Sache wie sie. Bitte lassen sie uns hinein... wir haben ebenfalls Verluste erlitten.“
    Die erste Stimme forderte daraufhin:
    „Identifizieren sie sich!“
    Lewinski und Parul sahen sich an. Sollten sie nun die Wahrheit sagen oder sich für einen romulanischen Stoßtrupp ausgeben, obwohl sie nicht äußerlich verändert worden waren. Kannten sie überhaupt die korrekten Kontingente dieses Sektors? Mit einem einfachen Blick bedeutete der Botschafter John die Wahrheit zu sagen und der Captain teilte diese Einschätzung:
    „Mein Name ist Captain John Lewinski von der Sternenflotte. Ich führe ein fünfköpfiges Außenteam an. Unser Shuttle ist auf Chervas 3 niedergegangen und wir erhoffen uns Ersatzteile in dieser Kaserne.“
    Für einen kurzen Moment herrschte erneut Schweigen, dann war wieder die zweite Person zu hören, die scheinbar immer aufgeregter wurde.
    „Die Föderation ist hier?! Wie kann dies sein?“
    Die erste Person brachte seinen Gegenüber zum Schweigen und fragte ganz naiv:
    „Ist die Föderation in diesen Krieg eingestiegen?“
    Wieder stand John Lewinski vor der schwierigen Entscheidung einer Person, die er bisher noch nicht gesehen hatte, die Wahrheit sagen zu müssen. Doch es half alles nichts. Was hätte ihnen eine Märchengeschichte in dieser Hinsicht schon gebracht?
    „Nein, die Föderation ist weiterhin neutral in diesem Konflikt. Wir wurden jedoch ausgeschickt, um die Wirkung dieser neuen biologischen Waffe der Talarianer zu untersuchen. Können sie uns da genauere Informationen geben?“
    Endlich erschien die Person auf der Mauer und blickte zu ihnen herab. Es war ein männlicher Romulaner in zerrissener Uniform. Seine Haut war vom Kampf verdreckt und das bei Romulanern sonst so säuberlich gekämmte Haar stand wild ab. Zweifellos hatte er in letzter Zeit viel durchgemacht.
    „Captain, ich weiß mehr als mir lieb ist. Ist jemand von ihrem Team kontaminiert?“
    „Eine war es... sie ist nun tot.“
    „Ich verstehe.“
    Und im Anschluss an diese Worte öffnete sich das Tor der Kaserne. Niemand von ihnen konnte das Gewicht des Steines beschreiben, der ihnen allen vom Herzen fiel. Langsam begann auch der Rest des Außenteams aus seinem Versteck herauszutreten und schloss zu ihrem Kommandanten auf, der höflich wartete, bis sich das Tor komplett geöffnet hatte. Vielleicht fürchtete er ein zu frühes Losgehen würde zu aggressiv wirken. Endlich, nach einer ihnen schier unendlich langen Zeit, betraten sie die Kaserne und wurden sich sogleich des ganzen Ausmaßes dieser Tragödie bewusst. Technische Geräte und Waffen standen achtlos herum, teilweise ausgefallen oder zerstört. Die Wände der Baracken und Diensträume wirkten abgenutzt und nicht so auf Hochglanz poliert, wie man es eigentlich von Romulanern erwartete. Die im Wind flackernde Fahne, dessen Mast genau in der Mitte der kleinen Kaserne aufgestellt worden war, war noch das einzig vernünftige Merkmal der Romulaner. Und erst die Soldaten selbst! John war sich selbst eigentlich nicht sicher gewesen, was er eigentlich erwartet hatte. Eine vollkommen leere Kaserne oder doch ein ganzes Regiment, welches vor Ort auf seine Rettung wartete. Doch stattdessen sah er nur ganze acht ausgemergelte Soldaten, ihre Uniformen in einem ebenso schlechten Zustand wie die des Rädelsführers. Aus ihren müden Augen blickten die Romulaner die Neuankömmlinge misstrauisch an. Noch einmal sah sich der Captain um und sah seinen Ersteindruck bestätigt: es waren tatsächlich nur acht Personen hier. Einer hatte sich auf einem Ausguck, welcher sich auf dem Dach des höchsten Gebäudes befand, positioniert, drei Soldaten liefen auf der Kasernenmauer auf und ab und die anderen vier standen im Innenhof und schienen verzweifelt zu versuchen einige technische Geräte wieder in Gang zu bringen. Langsam trat einer der Soldaten hervor, er erkannte ihn als den Anführer.
    „Mein Name ist Commander Sokol“, stellte sich der Offizier vor und trotz der offensichtlichen Differenzen zwischen ihren beiden Regierungen über diesen Krieg schien er mehr als froh darüber zu sein neue Gesichter zu sehen.
    „Captain John Lewinski von der Sternenflotte“, entgegnete der Kommandant und deutete auf den Rest der Gruppe. „Und dies hier ist mein Außenteam.“
    „Captain, zwar bin ich etwas verwirrt über ihre Anwesenheit an diesem verfluchten Ort, dies heißt jedoch nicht, dass ich nicht ihren Besuch begrüßen würde. Sie bringen fünf weitere Personen mit sich, die uns bei der Haltung dieses Stützpunktes behilflich sein könnten.“
    Bird blinzelte kurz, als er diese Worte vernahm, doch er überließ seinem Captain das Reden.
    Lewinski versuchte diese Aussage sogleich abzuwehren.
    „So sehr wir uns für ihre Zuflucht bedanken, Commander, so können wir uns nicht an ihren Gefechten beteiligen. Wie gesagt ist die Föderation neutral in diesem Krieg und ich habe nicht das geringste Interesse daran diesen Zustand zu ändern.“
    Müde lachte Sokol auf, es war ein kurzes und humorloses Lachen.
    „Trotz ihres schmerzhaften Verlustes haben sie immer noch nicht begriffen, womit sie es hier zu tun haben, nicht wahr?“
    „Wir haben eine Ahnung, wären aber froh mehr Informationen von ihnen zu erhalten“, meinte Fähnrich Halek und bereute es sogleich, als sie ihren Protokollbruch bemerkte. Sokol sah sie kurz aus seinen ausdrucksvollen Augen an und in diesem Moment wurden ihnen allen erst klar, wie müde er tatsächlich doch aussah. Obwohl er sich erst in seinen Dreißigern befinden musste waren seine ersten Haare ergraut und die Ringe unter seinen Augen zeugten von sehr wenig Schlaf.
    „Sie kämpfen hier nicht gegen die Talarianer“, erklärte er hoffnungslos, „sie werden hier sich selbst bekämpfen. Haben sie Interesse an einer tiefergehenden Erklärung?“
    „Selbstverständlich“, entgegnete Captain Lewinski. „Wenn sie einen ruhigen Ort zur Besprechung haben können wir uns sicher dahin zurückziehen. Wir haben auch einig Vorräte dabei.“
    „Föderationsnahrung klingt besser als gar kein Essen“, fand der Commander und bedeutete John ihm zu folgen. „Aber ich muss sie nochmals bitten einige ihrer Leute als Wachen abzustellen. Es ist zu unser aller Besten.“
    Kurz dachte der Captain darüber nach, dann stimmte er zu. Sicher war sicher.
    „Bird, Halek, sie gehen auf die Kasernenmauer und lassen sich von den romulanischen Wachposten einweisen?“
    „Und ich?“ fragte Dr. Parul enttäuscht.
    „Sie passen auf, dass Edward Jellico nichts anstellt“, erklärte Lewinski grimmig und begab sich mit dem romulanischen Truppführer in dessen Raum. Wie erwartet gingen sie beide in das größte Gebäude, bei dem es sich um das ehemalige talarianische Regimentshauptquartier dieser Region gehandelt hatte. Nun benutzten es die Romulaner nach ihrer Eroberung als eben jenes: als Kommandoposten für ihre Truppen... oder zumindest für die noch übrig waren.
    Erleichtert setzte sich Sokol auf einen bequem scheinenden Stuhl, der sich hinter einem Schreibtisch befand. Lewinski selbst nahm auf dem Stuhl ihm gegenüber Platz. Auf dem Schreibtisch türmten sich Akten, die mit talarianischen Buchstaben und Zahlen beschriftet waren, offenbar hatte hier ein hoher General seinen Sitz gehabt.
    „Darf ich ihnen etwas anbieten?“ fragte der Commander und deutete auf eine Flasche halbvollen talarianischen Wein. „Wir haben nicht mehr viel davon und wenn ich ehrlich bin, so ist die Qualität eher bescheiden, doch in diesen Tagen sind wir doch auch über das Wenige äußerst glücklich.“
    „Dies ist wohl richtig“, stimmte ihm John zu, „jedoch muss ich ablehnen.“
    „Ist wohl besser so“, brummte der Romulaner und runzelte die Stirn. „Alkohol macht einen träge und dies können wir uns zurzeit nicht leisten. Wir brauchen jeden Mann. Sie sagten, sie wären hier um die Vorkommnisse auf diesem Planeten zu untersuchen? Sie kommen also von einem Forschungsschiff.“
    Kurz überlegte John, ob er ihn anlügen sollte, doch einen eventuellen Vertrauensbruch konnten sie sich in dieser Situation nicht leisten.
    „Nein. Unsere Mission ist eher... inoffiziell.“
    „Ich verstehe“, meinte Commander Sokol daraufhin und er schien tatsächlich zu kapieren. In seinem Gesichtsausdruck zeigte sich keinerlei Missbilligung über diese Infiltration seitens des Sternenflottengeheimdienstes, sondern eher sogar Verständnis.
    „Unser Shuttle ist gestern abgestürzt...
    „... kein Wunder bei dieser Strahlung!“
    „Und wir haben auf unseren Karten diese Kaserne entdeckt. Basierend auf unseren Berichten wussten wir, dass sie vor einigen Tagen diesen Stützpunkt eingenommen hatten und wir hofften hier vielleicht etwas Technologie zu finden, die uns bei der Flottmachung unseres Gefährtes helfen könnte.“
    „Da muss ich sie leider enttäuschen, Captain Lewinski. Wenn sich uns diese Möglichkeit böte, dann hätten wir sie tatsächlich selbst genutzt. Bisher sitzen wir hier auf Chervas 3 fest, ohne die Möglichkeit auf Rückkehr.“
    An Rückschläge war er schon viel zu sehr gewöhnt, als das er ernsthaft über diese Worte enttäuscht sein konnte.
    „Wir arbeiten zwar seit Tagen an einer Komverbindung und haben erste zaghafte Erfolge verbuchen können, aber dies wird uns nicht viel bringen“, fuhr Sokol fort.
    „Wieso? Wie meinen sie dies?“
    „Nun, wir sind nah dran eine funktionierende Verbindung herzustellen. Doch ihre Dauer wird begrenzt sein und sie bringt uns eh nichts: ihre Reichweite ist gering. Höchstens können wir den Orbit damit erreichen und da alle romulanischen Schiffe abgezogen sind werden unsere Rufe wohl nur auf taube Ohren stoßen.“
    Endlich ein Hoffnungsschimmer! Mit neuem Elan beugte sich Lewinski vor und schaute seinem Gegenüber fest in die Augen.
    „Was ist, wenn ich ihnen sage, dass mein Schiff direkt vor Ort ist und nur auf ein Signal von uns wartet?“
    „Dies wäre fantastisch... für die zumindest“, entgegnete der Commander. „Uns bringt dies jedoch nichts, da weder ein Shuttle langen kann noch das Beamen möglich ist.“
    „Was macht sie da so sicher?“
    „Die Erfahrung. Ich habe eine Frau verloren, als sie sich selbst als Versuchsobjekt auf die Transporterplattform gestellt hat. Sie endete als romulanisches Gemüse.“
    „Haben sie kein Vertrauen in ihre Techniker?“
    „Doch, dies habe ich.“
    „Unsere beiden Leute sollten zusammenarbeiten“, argumentierte Captain Lewinski und neues Feuer brannte in seinen Augen. Ganz deutlich spürte er, dass sie sich kurz vor dem Ziel befanden und daher wollte er jetzt nicht aufgeben. Er hatte den Willen nach Hause zurückzukehren und ein Scheitern kam für ihn nicht in Frage. „Ganz sicher können wir eine Verbindung zu meinem Schiff herstellen und sicherlich schaffen wir beide es den Transporter zum Laufen zu bringen.“
    Sokol betrachtete einen Moment lang misstrauisch, dann seufzte er.
    „Ihren Elan in allen Ehren... versuchen wir es! Darauf muss ich aber einen trinken, wenn sie mich bitte entschuldigen würden.“
    Der Krieger erhob seine müden Glieder aus dem Sessel und genehmigte sich einen Schluck aus der Weinflasche. Sinnierend blickte er aus dem Fenster des ersten Stockes auf sein kleines Restteam, dass die kleine Kaserne bewachte.
    „Am Anfang waren wir über einhundert Soldaten“, erklärte Sokol traurig. „Sie alle hatten unter meinem Kommando gestanden. Wir waren die 3. mobile Infanteriedivision, mit der Aufgabe diese Region von Chervas 3 zu erobern. Kaserne um Kaserne, Stellung um Stellung rückten wir vor. Die Talarianer hatten so gut wie keine Chance gegen uns. Sie rechneten mit schweren Fahrzeugen von uns, doch dass wir leichte, hochgerüstete Infanterieverbände einsetzten würden, damit hatten sie ganz und gar nicht gerechnet. Wir überrannten sie buchstäblich. Während der gesamten Kämpfe verlor ich nur acht Soldaten. Acht von einhundertvierzig. Dann setzten sie ihre Waffen ein... ich kann ihnen eigentlich gar nicht böse deswegen sein.“
    „Wenn meinen sie? Die Talarianer?“ fragte John unschuldig.
    „Ja“, antwortete Sokol und seine Stimmlage zeugte tatsächlich von Verständnis. „Dieser Krieg war von Beginn an entschieden. Krieg... ich benutze dieses Wort so selbstverständlich, dabei ist es nur ein Gemetzel. Die Talarianer haben keine Chance gegen unsere hoch entwickelte Technik.“
    „Sie halten diesen Kampf für falsch?“
    Sokol nickte.
    „Wahrscheinlich glauben sie dies nicht, aber nicht alle Romulaner sind blind im Zorn. Auch ich hasse die Urheber des Attentates auf den romulanischen Senat, doch im Gegensatz zu anderen halte ich die Talarianer nicht für die Urheber dieser Aktion. Wieso sollten sie so etwas tun und einen Krieg heraufbeschwören, der ihre Vernichtung bedeuten könnte?“
    „Und doch verweigerten sie sich nicht dieses Krieges“, meinte Lewinski und bereute schon im nächsten Moment seine anklagenden Worte.
    „Ich habe mehr als einmal überlegt mein Kommando niederzulegen und meine Überzeugung offen darzulegen. Doch die Strafe darauf wäre der Tod.“
    „Manchmal muss man für seine Überzeugungen sterben.“
    „Dies sagt sich leicht, wenn man nicht in dieser Situation ist“, lächelte Sokol ihm bitter zu.
    Der Captain nickte und verstand. Er hielt es für besser das Thema zu wechseln:
    „Was hat es nun mit den Auswirkungen dieser Waffe auf sich?“
    Auf diese Frage erhielt John Lewinski eine Antwort, jedoch nicht in der Art und Weise, wie er es sich wohl erhofft hatte. Denn statt einer Verbalantwort des romulanischen Befehlshabers ertönten Sirenen und hektische Betriebsamkeit erwachte in dem übernommenen Stützpunkt. Verwirrt blickte der Kanadier zu seinem Gegenüber, der ihn jedoch gar nicht beachtete und stattdessen zu seinem Gewehr griff, damit nach Hause rannte. John beschloss dasselbe zu tun und wurde sich im Anschluss der Situation bewusst.
    „Gegner auf fünf Uhr, schnell näher kommend“, brüllte ein Romulaner, dessen Stimme John als den Diskutanten von vorhin wieder erkannte, und feuerte seine Waffe mehrfach ab. Die anderen romulanischen Soldaten rannten ebenfalls auf ihre Positionen und eröffneten das Feuer auf die unbekannten Angreifer. Schnell erklomm der Captain die kurze Leiter und gesellte sich zu Lieutenant Bird, der die ganze Szenerie beobachtete und nicht wusste, was er tun sollte. Fassungslos blickte John auf die Angreifer. Es waren Dutzende von Romulanern und Talarianern, die mit lauten Gebrüll aus dem Wald herausliefen, so als ob sie in der Lage wären die Kaserne mit ihrer puren Muskelkraft zu erstürmen. Einer nach dem anderen wurde von den Verteidigern erschossen, doch die wild aufgebrachte Menge schien dies gar nicht zu realisieren. Meter um Meter rückten sie weiter auf die Kaserne vor. Inzwischen waren sie ihnen allen so nah gekommen, dass John Lewinski ihnen problemlos in die Augen schauen konnte. Was er dort sah gefiel ihm ganz und gar nicht. Statt der ruhigen und intelligenten Augen, die man sonst bei einem Humanoiden erwartete entdeckte er nur Hass und loderndes Feuer. Der Captain der Monitor war sprachlos und begann zu verstehen.
    „Lieutenant Bird, wir schließen uns der Verteidigungsaktion an. Feuer frei!“
    „Aber Sir!“ protestierte der Sicherheitschef verwirrt und schrie, um mit seiner Stimme den Kampflärm zu übertönen, „die Erste Direktive!“
    „Wir werden alle tot sein, wenn dieser Stützpunkt gestürmt wird. Wollen sie sterben?“
    „Nein!“ entgegnete Bird und winkte die anderen Sternenflottler herbei, die ebenfalls ihre Waffen in Anschlag brachten. Lewinski suchte sich das erstbeste Ziel aus und drückte den Abzug durch. Erst als er sein Ziel getroffen hatte wurde ihm bewusst, dass er auf eine talarianische Frau geschossen hatte, deren lebloser Körper zu Boden fiel. Was ging hier nur vor sich? Die ganze Situation war so paradox, er verstand sie nicht mehr. Derzeit ging es wohl auch nicht um das Verstehen, sondern viel eher um das Überleben...

    Hierher hatte es sie nach allem also verschlagen. Traurig stand Arena Tellom vor dem Grab ihres Bruders und betrachtete die Inschrift. Schon Tausende Male hatte sie in den letzten Tagen diese Worte gelesen und doch schien sie sich nicht daran gewöhnen zu können. Es fiel ihr sehr schwer loszulassen. Wie auch? Ihr jüngerer Bruder war gewaltsam aus seinem noch jungen Leben gerissen worden und zwar von einem skrupellosen Mörder, der nun in irgendeiner Zelle saß und sich ins Fäustchen lachte. War dies gerecht? War dies im Sinne der Justiz? Nein, ganz und gar nicht.
    Das Ereignis der letzten Nacht hatte sie zutiefst erschreckt und auch beschämt. Am meisten schämte sie sich dafür, dass auch in ihr diese Gefühle zu keimen begannen. Am nächsten Morgen hatte Ardev völlig verstört geguckt und nur wenige Worte mit ihr gesprochen. Und ein kleiner Teil von ihr war froh gewesen, dass dieses Monster sie nicht angesprochen hatte, geschweige sie denn in dieser Nacht berührt hatte. Schon im nächsten Moment hatte sie sich für diese Gedanken verabscheut. Wo kamen sie alle nur hin, wenn diese Denken sich ausbreitete? Wie nahe waren sie denn dem Chaos, wenn schon eine so offene Wissenschaftlerin wie sie dieses Gedankengut hegte? Sie wusste, dass Xenophobie ein fester Bestandteil von ihnen allen war. Früher, vor Jahrtausenden, waren diese Gefühle wichtig gewesen, denn wie hätten ihre Vorfahren die harten Zeiten überleben sollen, wenn sie nicht Angst vor Schlangen oder ähnlichen Tieren gehabt hätten. Doch heutzutage musste es doch möglich sein sich von diesen Instinkten zu trennen. Sie waren doch mehr als die Summe ihrer Gene, sondern fühlende und denkende Individuen!
    „Was soll ich nur tun, Reno?“ fragte Arena laut und erwartungsgemäß war die einzige Antwort der Wind, der um den Friedhof wehte.
    Schließlich erschien ihr die Antwort auf die Frage ganz klar. Um das Böse auf der Welt zu besiegen musste man den Teufel vernichten. Den Grund allen Übels und dies war in diesem Falle Bolar. Er war der Anfang und erwartungsgemäß das Ende der Gleichung. Deutlich hatte Arena nun ihr Ziel vor Augen. Sie würde das tun, was man schon lange Zeit vor ihr hätte tun sollen. Vielleicht würden nicht alle ihre Intentionen verstehen, doch am Ende würde jedem klar sein, dass es getan werden musste. Es war an der Zeit sich dem Satan zu stellen.

    Eine Zeit lang hatte es äußerst knapp für sie alle ausgehen, doch am Ende war es ihnen gelungen die Stellung zu halten. Müde blickte das Außenteam auf den großen Berg von Leichen, der sich vor der Kaserne ansammelte. Männer, Frauen, Alte und Junge waren unter ihnen, sowohl Romulaner als auch Talarianer.
    „Was mag hier nur geschehen sein?“ fragte Arsani Parul entsetzt.
    „Was immer es auch gewesen ist: es macht mir Angst!“ erwiderte Edward Jellico und blickte zu Fähnrich Halek. „Da staunen sie, was? Auch jemand wie ich kann Angst haben.“
    Statt einer Antwort drehte sich die junge Wissenschaftlerin zu ihrem Kommandanten, der neben Sokol stand und sich ebenfalls das Desaster ansah.
    „Captain, ich denke ich weiß endlich, was mit all den Leuten hier geschehen ist.“
    „Gute Arbeit, Fähnrich. Ich hatte eh das Gefühl, dass unsere Gastgeber uns bald mehr über die Auswirkungen der Waffe verraten wollten.“
    Müde blickte John Sokol an und diese bedeutete ihnen beiden ihm zu folgen. Gemeinsam gingen sie in das große Gebäude zurück, jedoch nicht in das Büro, in welchem sie vorhin gesessen hatten. Stattdessen begannen sie sich in den Keller, in dem sich Vorrats- und Munitionskisten stapelten. Und noch etwas: silberne Sprengköpfe.
    „Das ist es, was sie suchen“, erklärte Sokol. „Wir haben den Stützpunkt damals so schnell erobert gehabt, dass den Talarianern gar keine Zeit blieb es mitzunehmen oder gar zu vernichten.“
    „Ist dies der Biokampfstoff?“ fragte Salma Halek und betrachtete neugierig die talarianischen Schriftzeihen.
    „Ja, das ist er. Eine Waffe, die einen ganzen Planeten in den Wahnsinn treiben kann und er passt in diesen kleinen Sprengkopf. Verrückte Welt.“
    Auch John näherte sich ehrfürchtig der Waffe. Endlich hatten sie zumindest einen Teilerfolg erzielt und die Waffe entdeckt.
    „Sie hätten nichts dagegen, wenn wir eine davon mitnehmen und untersuchen würden?“ fragte er vorsichtig.
    Für einen kurzen Moment musterte Sokol sie beide irritiert, so als fragte er sich, ob die Föderation eine solche Massenvernichtungswaffe ebenfalls einsetzen würde, dann nickte er.
    „Sollten sie es schaffen uns alle hier herauszuholen, dann können sie gerne eine davon behalten.“
    „Wir kommen hier heraus, keine Angst! Unsere Leute werden sich sogleich an die Komverbindung machen und mit etwas Glück werden wir hier alle herausgeholt.“
    „Wenn sie es sagen!“ brummte der Romulaner und blickte noch einmal auf die zylindrische silberne Hülle der Waffe. „Sie wollten seine Auswirkungen wissen?“
    „Ich habe eine Ahnung, aber ich würde gerne ihre These dazu hören“, erklärte Halek und wartete gespannt auf die Ansicht des Romulaners.
    „Dies ist die schrecklichste Biowaffe, die ich je gesehen habe“, meinte Sokol bitter. „Sie tötet nicht, sondern lässt töten.“
    „Wie meinen sie das?“
    „Sie verändert die Freund-Feind Kennung im Gehirn. Sie ist darauf eingestellt es in ihrem Kopf spuken zu lassen. Sollten sie kontaminiert werden, so sehen sie vor sich nur ihren Feind, in diesem speziellen Fall wir Romulaner. Dieses Mistviech ist genau auf unsere Physiologie eingestellt. Stellen sie sich das einmal vor: auf einen Trupp von einhundert Romulanern wird diese Waffe abgeworfen und sie alle beginnen daraufhin sich gegenseitig zu zerfetzen. Sie werden rasend vor Wut, sehen nur noch ihre Nemesis vor sich und aus Angst um ihrer selber willen greifen sie an. Auf diese Art und Weise habe ich den Großteil meiner Männer verloren. Und die Talarianer... ich denke sie betrachten es als Kollateralschäden, dass sie einige Hundert ihrer Soldaten ebenfalls kontaminiert haben. Einfacher ausgedrückt, Captain: wir haben es hier mit Bestien zu tun.“
    „Chancen auf Heilung?“
    „Gar keine. Wie auch? Der Erreger wird durch bloße Berührung übertragen. So wurde auch ihr Teammitglied infiziert. Verstehen sie die Gefährlichkeit dieser Waffe? Einmal eingesetzt auf der Erde oder Romulus und innerhalb weniger Wochen hätte sich die ganze Bevölkerung gegenseitig umgebracht... je nach Programmierung.“
    Ängstlich schluckte John. Dies war schlimmer, als er es sich in seinen Alpträumen ausgemalt hatte. Was für ein krankes Hirn musste sich eine solch perverse Waffe ausdenken, die lebende Individuen zu willenlosen Bestien macht, getrieben nur durch ihren Hass?
    „Wie konnten die Talarianer nur diese Waffe herstellen? Sie haben gar nicht die Fähigkeiten dazu.“
    „Das haben sie auch nicht“, entgegnete Sokol und lächelte bitter. „Ihnen wurden die Waffen gegeben.“
    „Von wem?“
    „Von einer Organisation, die ihnen wohlbekannt sein dürfte.“
    Für einen kurzen Moment erwartete John wieder das alte Gespenst Sektion 31 zu hören, doch diesmal war dem nicht so.
    „Das Orion-Syndikat“, führte Sokol seinen Satz zu Ende.
    „Das Syndikat? Was haben sie mit diesem Krieg am Hut?“ fragte Fähnrich Halek irritiert.
    „Ich weiß ich es nicht, aber ich denke dies wird unsere nächste Aufgabe sein... nach unserer Rückkehr!“ brummte John Lewinski und machte sich auf die Arbeiten an der Komverbindung zu überwachen.

    Die Umgebung um sie herum nahm sie nur noch wie durch einen Tunnel war. Geräusche, andere Personen, die Fahrt aus der Stadt heraus, alles hatte sie nur noch wie in Trance mitverfolgt, fast so als täte sie dies alles gar nicht selbst, sondern beobachtete nur eine fremde Person, die ihren Körper lenkte. Durch nichts und niemanden wollte sich Arena von ihrem Entschluss abbringen lassen. Eine Entscheidung hatte sie schon für sich getroffen und es war an der Zeit sich der Wurzel allen Übels zu stellen. Mechanisch zeigte sie den Wachleuten im Hochsicherheitstrakt ihren Ausweis, der sie an den Kontrollen vorbeibrachte. Wie nachlässig von den Sicherheitsleuten! Hatten sie etwa nicht ihren Namen gelesen, waren sie nicht mit den Opfern dieses Falles vertraut? Ansonsten hätten doch bei ihnen allen die Alarmglocken schrillen müssen!
    Langsam näherte sich Arena der Tür, hinter der Bolar wartete. Wusste er, was nun auf ihn zukam? War er sich der finalen Konsequenz seiner Tat bewusst oder saß er nun wie beim letzten Mal auf dem Stuhl, scheinbar reuelos und lachte sich ins Fäustchen. Allein für diese Vorstellung verdiente er den Tod. Lieutenant Tellom bedeutete der sie begleitenden Wache, dass sie alleine mit dem Gefangenen reden wollte und fatalerweise verließ auch dieser Wachposten sie, ohne ihre Absichten zu erkennen. Ihre Hand legte sich auf den Schalter und zischend öffnete sich die Gefängnistür. Und tatsächlich, Bolar saß an seinem einzigen Tisch, die Hände auf ihm gefaltete und blickte sie stumm an. Hatte er sie etwa erwartet?
    „Ich wusste, dass sie kommen würden“, begrüßte sie der Mörder, so als ob er ihre Gedanken erraten hätte.
    Statt einer Antwort schloss Tellom die Tür hinter sich und blickte den Mörder ihres Bruders schweigend an. Bolar nahm dies zum Anlass, um sich ebenfalls zu erheben und stellte sich der jungen Frau direkt gegenüber. Er kam ihr so nah, dass sie ihn deutlich riechen und spüren konnte. Sein Atem war normal und nicht hektisch, auch sein Puls war für einen Andorianer völlig normal. Doch etwas geschah hier. Als sie in Bolars Gesicht blickte, sah sie nicht ihn, sondern Ardev und dies erschreckte Arena zutiefst. Sie blinzelte das Bild ihres Ehemannes weg, doch die beiden Gesichter blieben nun, schienen sich nun zu überlagern. Das Bild wirkte so surreal, dass Lieutenant Tellom für einen Moment überlegte, ob sie wirklich hier an diesem Ort war. Träumte sie dies alles nur? Vielleicht befand sie sich gerade zu Hause in ihrem Bett, gemeinsam mit ihrem Mann und genoss die Zeit bei ihren Eltern. Die ersten Sonnenstrahlen würden sie wecken und gemeinsam würden sie nach unten zu dem Frühstückstisch gehen, wo schon ihre Eltern und Reno auf sie warteten. Sie würden dort unten sitzen, die Brote genießen und über die Vergangenheit reden. Reno Tellom würde immer wieder laut kichern, etwas was sie immer an ihm gemocht hatte. Doch mit einer fatalen Endgültigkeit wurde Arena klar, dass dies nur ein Traum war. Ihr Bruder würde niemals zurückkehren und damit auch nicht die glücklichen Zeiten. An all dem war dieser Mann Schuld, ein Andorianer!
    Mit einer fließenden Bewegung holte Arena einen Phaser hervor, den sie an der nachlässigen Wache vorbeigeschmuggelt hatte. Sie richtete ihn auf den Bauch Bolars, der unverändert nah vor ihr stand. In seinen Augen zeigte sich keinerlei Angst, als er die Waffe erkannte, vielmehr Gewissheit und kalte Berechnung.
    „Genau wie ich es von einer Terellianerin erwartet habe“, flüsterte er emotionslos.
    In Arenas Innersten wollte sie ihr Gewissen warnen. Wenn sie nun abdrückte, dann würde sie Bolar die Bestätigung geben, die er so sehr gesucht hatte. Wollte sie das? Wäre es nicht besser ihn vor ein ordentliches Gericht zu bringen und so einer gerechten Strafe zuzuführen?
    Doch wann sollte dies geschehen, wenn die Bevölkerung glaubte, dieser Mann wäre schon längst tot. Wäre es denn noch ein Unterschied, wenn Arena dies tat, was sie wollte?
    Die Antwort lag für sie auf der Hand: mit einer schnellen Bewegung drückte Arena ab und aus nächster Nähe konnte sie mit ansehen, wie Bolar, der Mörder ihres Bruders und vieler anderer Terellianer, starb.

    Persönliches Computerlogbuch
    Matthew Price
    Zusatzeintrag

    Die Frist ist so gut wie abgelaufen und ich beginne mir ernsthafte Sorgen um unser Außenteam zu machen. Wie erwartet haben wir von ihnen nichts gehört und dieser Umstand gefällt mir gar nicht. Da unten könnte wer weiß was geschehen sein, es könnten alle tot sein oder sie feiern da unten gerade eine mordsmäßige Party, bei der ich gerne dabei sein würde. Um uns irgendwie nützlich zu betätigen, denn die Wartezeit macht einen ganz verrückt, habe ich Chief Woil aufgetragen einen Massentransportvorgang vorzubereiten. Sollten irgendwelche Notfälle geschehen und das Außenteam wider Erwarten irgendeine Botschaft an uns schicken können, dann wären wir in der Lage innerhalb kürzester Zeit alle Leute parallel hochzubeamen. Aufgrund der seltsamen Atmosphäre von Chervas 3 würde dies zwar vermutlich alle Relais unseres Schiffes wegsprengen, aber was tut man nicht alles, um seine Freund zu retten?
    Ich kann das Warten nicht mehr ertragen...


    „Sie haben keine Ahnung, wie viele dieser Waffen die Talarianer noch haben, oder?“
    Captain Lewinski versuchte mit seiner Frage die angespannte Situation etwas zu lockern. Seit Stunden arbeitete nun das gemischte Team der Sternenflotte an einer Komverbindung und bisher hatten sich die Techniker bedeckt darüber gehalten, ob überhaupt eine realistische Chance bestand durchzukommen. Sogar Edward Jellico arbeitete fleißig mit und dieser Umstand überraschte John am meisten. Nun gut, der Verschwörer hatte wohl auch nicht gerade Lust den Rest seines Lebens auf einem verseuchten Planeten zu verbringen.
    „Bedaure, nein“, antwortete Sokol ihm, der genau wie Lewinski die Arbeiten beobachtete. „Die Talarianer könnten genauso gut Tausende von diesen Waffen haben oder nur noch zehn.“
    Zumindest hatten sie ihr Ziel erreicht. Zum einen hatten sie die Auswirkungen dieser Waffe ermittelt und sie wussten, woher die Talarianer sie hatten. Das Orion-Syndikat. Was hatte dieser interstellare Verbrecherring mit diesem Krieg zu tun? Hatten sie etwa wirtschaftliche oder politische Motive? Sollten sie hier wegkommen, so war John klar, was sie ihre nächste Aufgabe sein würde. Mental formulierte er schon ein offizielles Schreiben an das Oberkommando.
    Es war ein Wunder dies beobachten zu dürfen. Föderationsleute und Romulaner arbeiteten hier gemeinsam zusammen, um von diesem Planeten wegzukommen. Die ehemaligen Feinde, die sich seit Generationen misstraut hatten, waren nun geeint in einem gemeinsamen Ziel, welches einfacher nicht sein konnte: nacktes Überleben.
    „Versuchen sie es nun mal!“ meinte Fähnrich Halek zu ihrem romulanischen Gegenüber und dieser begann einige Knöpfe zu betätigen. Lautes Rauschen erklang aus dem Komgerät.
    „Wollen wir es versuchen?“ fragte Sokol.
    Statt einer Antwort ließ John Lewinski Taten sprechen. Er näherte sich dem Gerät und meldete:
    „USS Monitor, hier spricht Captain John Lewinski. Können sie mich hören?”
    Statt einer Antwort erklang nur weiteres Rauschen. Niedergeschlagen blickte die Runde aus Romulanern und Sternenflottlern, die die letzten Stunden so hart gearbeitet hatten, auf den Captain. Sollte dies nicht klappen, dann fiel ihnen auch keine Möglichkeit mehr ein, um diesen Planeten zu verlassen.
    „Hier spricht Captain Lewinski, hört mich da jemand?“ versuchte es John erneut.
    Und plötzlich: Erlösung!
    „Außenteam... Monitor... schön... zu hören!“ rauschte es undeutlich aus den Lautsprechern. Das Außenteam und die romulanischen Soldaten schauten sich verwirrt an, so als ob sie eben etwas Unwirkliches vernommen hatten. In gewisser Weise war dies auch unwirklich, denn sie hatten das unmögliche verbracht. Nur der Geist der Kooperation hatte dies erreicht. Föderationseigenschaften und romulanische Intelligenz waren vereint worden, um eine Aufgabe anzupacken, die ihnen alleine niemals gelungen. Nirgendwo sonst als hier wurde ihnen bewusst wie wichtig doch die Kooperation war.
    „Monitor, hier spricht das Außenteam. Wir wollen hier weg!“ meinte Lewinski und lachte erleichtert.
    „Kein... Problem... Woil... da was für sie, “ antwortete Price und schon setzte das vertraute Prickeln ein, welches so typisch für einen Transportvorgang war. Zwar dauerte es etwas länger als gewöhnlich, doch schon bald veränderten sich die Konturen um sie herum. Das Gebäude innerhalb der Kaserne wich dem Transporterraum der Monitor. Es war wohl das erste Mal überhaupt, dass 13 Personen gleichzeitig auf der Plattform standen. Alex Bolder, der an der Transportkonsole stand, staunte nicht schlecht, als er neben dem Außenteam auch einige Romulaner sah. Commander Sokol klopfte Captain Lewinski auf die Schulter und flüsterte ihm zu:
    „Ich schulde ihnen etwas.“
    Doch daran wollte John im Moment nicht denken. Viel eher war er glücklich darüber wieder in Sicherheit zu sein. Und er wusste, wem alles er dies zu verdanken hatte.

    Einige Stunden waren vergangen, seitdem das Außenteam von ihrer Mission zurückkehrt war. Die letzten Tage hatten ihren Tribut bei allen gefordert. Nachdem man die romulanischen Soldaten in Quartiere verfrachtete hatte waren die Senioroffiziere des Schiffes müde ins Bett gefallen. Jeder von ihnen brauchte diesen dringend benötigten Schlaf, der ihnen allen wie eine Erlösung vorkam. Doch Chief Woil wurde in seiner dringend benötigten Ruhe gestört. Die letzten drei Schichten hatte er ohne Pause gearbeitet, um das Wunder zu erreichen. Ohne seine aufopferungsvolle Arbeit wäre dies niemals möglich gewesen. So fühlte er sich auch und daher war der Antosianer alles andere als glücklich, dass man ihn mitten in der Nacht weckte. Verschlafen öffnete er die Tür und erlebte das nächste Ärgernis.
    „Was wollen sie denn hier?“ schnauzte er Edward Jellico an, der vor seinem Quartier stand. Der Angesprochene lächelte nur nachsichtig und hielt ihm eine kleine Phiole entgegen.
    „Als kleines Dankeschön von mir, dass sie uns alle gerettet haben“, erklärte Edward und überreichte ihm das kleine Gefäß.
    Woil ergriff es neugierig und erkannte gleich, was es war: Ketracel-White.
    „Ich habe gehört, ihr Vorrat wäre etwas knapp. Damit wollte ich mich erkenntlich zeigen, “ meinte Jellico und verschwand wieder.
    Jozarnay wusste tief in seinem Inneren, dass er diese Gabe hätte ablehnen müssen. Doch er tat es nicht. Er selbst wusste nicht wieso.

    Fortsetzung folgt...



    ...und die Reise geht weiter - am Samstag, dem 24.04.2004
    Ältere Episoden findet ihr in unserem Episodearchiv...

    DER FEIND
    based upon "STAR TREK" created by GENE RODDENBERRY
    produced for TREKNews NETWORK
    created by NADIR ATTAR
    executive producer NADIR ATTAR
    producer SEBASTIAN OSTSIEKER lektor OLIVER DÖRING
    staff writers CHRISTIAN GAUS & THOMAS RAKEBRAND and OLIVER-DANIEL KRONBERGER
    written by NADIR ATTAR
    TM & Copyright © 2004 by TREKNews Network. All Rights Reserved.
    "STAR TREK" is a registered trademark and related marks are trademarks of PARAMOUNT PICTURES
    This is a FanFiction-Story for fans. We do not get money for our work!
    Episode #509

    Quelle: treknews.de
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    • Hallo Gast - Aufgrund des vielen Spams müssen leider ein paar Fragen beantwortet werden.

      Bitte der Reihe nach durchführen, sonst kann das Captcha nicht erfolgreich abgeschlossen werden...
      Schritt 1: Wenn Picard ein Captain ist, sollte hier ein Haken rein...
      Schritt 2: und wenn es in der Nacht nicht hell ist, sollte hier der Haken raus!
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