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  • Voyager8 - 8x19: Verlorener Friede

    Die Andorianer rufen zum Kampf auf
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    • TheOssi
    Weitere Berichte mit radikalen Vorschlägen werden an die Öffentlichkeit gebracht. Alle Berichte sind von Admiral Paris und mehreren anderen Admirälen der Sternenflotte abgesegnet. In mehreren wird die Auslöschung ganzer Zivilisationen empfohlen. Eindeutig gehen diese Vorschläge von den Menschen aus. Mehrere Welten lösen sich von der Föderation, schließen sich untereinander zusammen und rufen zum Kampf gegen die Föderation (und besonders den Menschen) auf.

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    08x19 Voyager8 - Verlorener Friede
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    Für besseres Verständnis lesen Sie bitte auch diese Episoden:

    8x13 - "Wahnsinn"


    8x18 - "Propaganda"


    Prolog


    Der Doktor hatte Annika für drei Tage auf der Krankenstation behalten, um ganz sicher zu gehen, dass es ihr und ihrem ungeborenen Baby gut ging. Annika wollte gerade die Krankenstation verlassen, als Janeway den Raum betrat.
    „Was ist passiert, Captain?“, fragte der Doktor, dem Janeways finstere Miene nicht entgangen war.
    „Die Andorianer“, antwortete Janeway. „Offenbar sind sie der Meinung, dass sie – obwohl Ross tot ist – noch immer in Gefahr schweben.“
    „Zurecht“, meinte Annika. „Schließlich haben noch weitere Admiräle die Pläne unterzeichnet.“
    Janeway nickte. Sie wusste, dass sowohl Annika, als auch die Andorianer Recht hatten. Ross war zwar tot, aber es gab noch weitere Offiziere, von denen eine eventuelle Gefahr ausging. Und das war eine ganze Menge. Schließlich war die Liste, die Annika von Sloan erhalten hatte lang. „Ja. Überraschender Weise sind jetzt alle von ihnen verschwunden. – Jedenfalls meinen die Andorianer, sie würden allein besser zurechtkommen.“
    „Sie sind aus der Föderation ausgetreten?“, fragte der Doktor ungläubig. Das MHN war schockiert. Es war ein schlimmer Tag für die gesamte Föderation.
    „So etwas ist seit über einhundert Jahren nicht mehr geschehen.“ Janeway schüttelte den Kopf. „Die Andorianer haben darüber hinaus sämtliche diplomatische Verbindungen zur Föderation abgebrochen. Und laut Geheimdienst mobilisieren sie ihre Flotte.“
    „Sie glauben doch nicht etwa, dass sie angreifen werden, oder?“, wollte der Doc wissen.
    Janeway zuckte mit den Schultern. Sie schien fast schon die Hunde des Krieges knurren zu hören. „Wer kann schon mit Gewissheit sagen, was die Andorianer planen?“ Mit diesen Worten versuchte Janeway Annika und der Doctor zu beruhigen. – Es war jedoch lediglich nur ein sehr, sehr schwacher Versucht. Für sie war klar, dass die Andorianer kommen würden. Und wenn das geschah, würde es zweifelsohne zu einem Kampf kommen. Und wenn man sich die Geschichte der Andorianer ansah, war klar, dass dieser Kampf nicht enden würde, bevor eine der beiden Seiten aufgab.
    Damit war es klar. Da die Föderation auf keinen Fall kapitulieren würde, müsste der Kampf bis zum bitteren Ende geführt werden. Bis eine der beiden Seiten geschlagen war. Und im Technologievergleich zwischen Sternenflotte und Andorianern, war der Ausgang dieser Kämpfe klar: Die Andorianer würden niedergemetzelt werden.
    Admiral Ross, oder wer immer er in Wirklichkeit gewesen war, hatte sein Ziel erreicht: Wenn es zum Krieg kommen würde – und es würde zum Krieg kommen, das war Janeway klar – würde es die Föderation ins Chaos stürzen.
    Wer wollte das? – Wem würde es etwas bringen, wenn in der Föderation interne Konflikte ausbrechen würden? Janeway wusste es nicht. Sie wusste nur, dass es geschehen würde. Und sie konnte nichts tun, um dies zu verhindern. Alles was sie tun konnte, war zu versuchen, das Chaos möglichst klein zu halten. – Sie hoffte, dass ihr dies gelingen würde. Und wenn sie in die Gesichter von Seven und dem Doctor sah, wusste sie, dass die beiden ebenso darüber dachten.
    „Wir werden – was immer auch auf uns zukommen mag – das Beste daraus machen“, meinte Janeway. „So, wie bisher immer.“

    „Die Andorianer haben ihre Militärpräsenz in den ihren Raum umgebenden Sektoren weiter
    ausgebaut“, berichtete Tuvok während einer Stabsbesprechung im Konferenzraum der Voyager. Trotz der derzeitig angespannten politischen Lage klang er wie immer vollkommen neutral und ruhig, eine Eigenschaft, die die anderen Führungsoffiziere manchmal gerne teilen würden. Mit Ausnahme von Tuvok zeichnete sich in den Gesichtern aller, die am Tisch saßen, große Besorgnis ab. Fähnrich Tema’nas Reaktion glich noch am ehesten der des vulkanischen Sicherheitsoffizier, sie zeigte nämlich überhaupt keine, auch wenn sie im Grunde ihres Herzen wirklich besorgt war. Reg Barclay hatte da mehr Mühe: immer wieder blickten seine Augen hin und her und scheinbar schien er bemüht, etwas sagen zu wollen, doch seine Lippen formulierten keine Worte. Janeway, Chakotay und Kim hingegen versuchten eine professionelle Miene aufzusetzen, was nicht immer gelang.
    „Wie wird die Sternenflotte darauf reagieren?“, wollte Chakotay wissen.
    Janeway zuckte mit den Schultern. „Man ist sich noch nicht sicher.“ Der Captain trank einen Schluck Kaffee. „Im Allgemeinen ist man gegen einen Militärschlag gegen Andor, aber nun, da man Admiral Leyton und Miller tot aufgefunden hat – eben die beiden Admiräle, die die Auslöschung der Andorianer befohlen haben – ist man sich nicht sicher, wie man reagieren soll. – Wir könnten am Rande eines Krieges stehen.“


    "Verlorener Friede"

    „Ruhig, ganz ruhig, Miral.“ B’Elanna Torres versuchte ihre weinende Tochter zu beruhigen. „Du hattest nur einen Albtraum, beruhige dich wieder.“ B’Elanna nahm ihre Tochter aus ihrem Bett und hielt sie in ihren Armen. Und schlagartig beruhigte sich Miral und schlief Augenblicke später wieder ein. B’Elanna legte ihre Tochter wieder ins Bett. Dann verließ sie den Raum. Sie ging ins Wohnzimmer des Apartmenthauses und ging zu einem Schrank, auf dem eine Reihe von Fotos stand. Fotos von ihr und
    Tom. Auf manchen waren auch Tom und sein Vater zu sehen, bei dem B’Elanna nun noch immer mit ihrer Tochter wohnte. Es war nicht so, dass sie in San Francisco keine Wohnung finden konnte, nur... sie scheute sich noch, allein ein Haus zu beziehen, so als befürchtete sie, etwas könnte mit ihr oder mit dem Baby geschehen, sobald sie alleine waren. Irgendwie vermittelte Toms Vater, Admiral Owen Paris, ihr ein Gefühl von Sicherheit, so als ob Toms Aura sich in seinem Vater manifestiert hatte und so seine Familie auch über seinen Tod hinaus beschützte. Die Halbklingonin nahm das Foto aus ihren Flitterwochen vom Schrank und
    starrte es an. Ihre Augen wurden feucht und kurz darauf, liefen ihr die ersten Tränen über ihr Gesicht. So viele Jahre, so viele Erinnerungen... Ihre erste Begegnung, an Bord der Voyager, wo sie ihn nicht leiden konnte. Er war für sie arrogant, eingebildet und ein Draufgänger, er hielt sie für temperamentvoll und streitsüchtig. Doch die Jahre im Delta-Quadranten, in denen die Crew der Voyager auf sich alleine gestellt war, veränderte auch Tom und B’Elanna und machte sie verständnisvoller und sensibler für den anderen, bis sich schließlich ihren Herzen fanden. Es war eine Ironie: die Jahre im Delta-Quadranten waren oft sehr hart und manchmal sogar die Hölle gewesen, doch sie wollte dieses Erlebnis nicht missen, denn er hatte ihr den Mann ihres Lebens beschert.
    B’Elanna begann zu schluchzen...
    „Ich werde euch niemals verlassen, B’Elanna!“
    Torres schreckte herum. „Tom?“ Doch sie war allein. B’Elanna stellte das Foto zurück an seinen Platz und ließ sich – einmal mehr – weinend ins Sofa fallen. Sie presste ihr Gesicht in ein Kissen und weinte sich aus. Das half ihr, ihren Schmerz – zumindest vorübergehend – zu bewältigen.
    „Klingonen weinen nicht!“ Es war die strenge Stimme ihrer Mutter, die nun zu ihr sprach. B’Elanna
    kümmerte das nicht. In den vergangenen sieben Monaten, hatte sie sie immer wieder sprechen hören.
    Immer wieder denselben Satz. Klingonen weinen nicht!!!
    Sei still Mutter, fauchte B’Elanna in Gedanken und vertrieb tatsächlich den Geist, zumindest vorerst.
    Mit einem Zischen glitten die Eingangstüren des Apartments auf. Admiral Owen Paris kam herein.
    B’Elanna hob ihr Gesicht aus dem Kissen und blickte zu ihm. „Hallo, Owen.“
    Toms Vater nickte ihr nur knapp zu und ging sofort die Treppe rauf und in sein Büro hinein. Ohne Gruß, ohne sich kurz zu seiner Schwiegertochter zu setzten.
    B’Elanna war verwirrt. So unhöflich hatte sie den Vater ihres verstorbenen Mannes noch nie erlebt.
    Jedes Mal, wenn er abends nach Hause gekommen war und sie weinend vorgefunden hatte, war er zu ihr gekommen und hatte sie irgendwie getröstet. Aber nicht heute...

    COMPUTERLOGBUCH DER VOYAGER
    CAPTAIN JANEWAY
    STERNZEIT 55640,2
    „Vor wenigen Stunden ist der Kontakt zu einem Außenposten, direkt am von den Andorianern besetzten Raum – abgebrochen. Die Sternenflotte hat uns nun mit der Untersuchung dieses Falles betraut, auch wenn für mich die Sache
    schon recht klar ist.“
    „Wir erreichen den Außenposten in dreißig Sekunden“, meldete Tema’na am Steuer der Voyager.
    Janeway nickte. „Roter Alarm. – Kampfstationen besetzen!“
    Tuvok löste den Alarm aus. Rote Indikatorflächen leuchteten überall auf und im gesamten Schiff liefen Crewmitglieder zu den ihnen zugeteilten Gefechtsstationen.
    „Auf Impulsgeschwindigkeit verlangsamen“, entschied Janeway. „Janeway an Maschinenraum.“
    „S-s-s-sprechen Sie, C-captain“, antwortete die Stimme von Reg Barclay über Interkom.
    „Aktivieren Sie die Ablativpanzerung!“
    „V-verstanden, M-Ma’am!“

    Im Maschinenraum berührte Barclay einige Sensorflächen und wenige Augenblicke später, wurde die Voyager von einem beinahe undurchdringlichen Mantel eine zukünftigen Legierung umschlossen.

    ***


    „Die Station sieht intakt aus“, meinte Tuvok, nachdem er den Außenposten auf dem Wandschirm der
    Brücke begutachtet hatte.
    „Harry, was sagen die Sensoren?“, wollte Chakotay wissen.
    „Ich bekomme keine klaren Anzeigen, Commander.“ Harry nahm einige Änderungen an den
    Sensoreinstellungen vor. „Die Sensoren deuten knapp über eintausend Lebenszeichen an.“
    Tema’na wandte sich von der Conn ab und blickte in die Richtung des Captains. „Eine Station dieser Größe hat eine Standartbesatzung von fünftausend.“
    „Können Sie sagen, ob es sich bei den Lebenszeichen um Andorianer handelt?“ Janeway schien leicht nervös zu sein.
    „Nein, Captain“, antwortete Harry. „Aber da sie bisher nicht auf uns geschossen haben, gehe ich nicht davon aus.“
    „Vielleicht wollen sie nur, dass wir uns sicher fühlen.“ Janeway schüttelte den Kopf. „Ich will Gewissheit. – Commander Chakotay, stellen Sie ein Außenteam zusammen – aber ein kleines – und beamen Sie rüber. - Ich will wissen, was dort los ist.“
    „Aye, Captain.“ Chakotay stand aus seinem Stuhl auf und ging zum Turbolift, nickte dabei dem vulkanischen Sicherheitschef zu. „Tuvok. – Chakotay an Barclay, melden Sie sich in Transporterraum eins.“

    Das aus drei Mann bestehende Außenteam materialisierte – schwer bewaffnet, alle hielten Kompressionsgewehre, die mit Borgtechnologie verbessert waren – in den Händen. Bereit auf alles zu feuern, was blaue Haut und zwei Fühler am Kopf hatte.
    Nun – einige Sekunden später – stellten sie fest, dass sich außer ihnen niemand in diesem Teil der Station aufhielt. Nervös senkte Reg sein Gewehr und holte einen Tricorder hervor und scannte die Umgebung. „Eingeschränkte Scannerfunktion aufgrund eines Plasmalecks in der Generatorsektion der Station.“
    „Dann müssen wir uns wohl selbst umsehen“, meinte Chakotay. „Folgen Sie mir und seien Sie bereit
    für alles.“

    „Was ist das?“, fragte Janeway, während sie die Station auf dem Wandschirm beobachtete.
    „Computer, lege ein Gitternetz über das Bild!“
    Die Darstellung auf dem Wandschirm wurde in verschiedene Planquadrate unterteilt.
    „Computer, Planquadrat Epsilon neun ausschneiden und vergrößern!“
    Der Computer gehorchte. Das Planquadrat füllte nun den gesamten Darstellungsbereich des Sichtschirmes aus. Es war ein Teil, etwa auf der Hälfte der Station und er glühte grün.
    „Computer, identifiziere den angezeigten Bereich der Station!“
    „Primäre und Sekundäre Hauptgeneratorlevel“, antworteten die Sprachprozessoren des Hauptcomputers.
    Janeway wandte sich vom Wandschirm ab und drehte sich zur OPS. „Harry?“
    Der Lieutenant sah bereits auf die Sensoranzeigen vor ihm, als Janeway ihn ansprach. „Es könnte sich um ein Plasmaleck handeln. Es beeinflusst die Kommunikation.“
    „Wodurch wurde es verursacht?“
    „Unbekannt.“
    „Janeway an Chakotay.“ Kathryn wartete einen Moment, jedoch erhielt sie keine Antwort. „Voyager an Außenteam.“
    „Wie ich schon sagte, Captain, das Plasmaleck blockiert unsere Signale.“
    „Dann könnte da drüben das Außenteam von den Andorianern abgeschlachtet werden und wir würden es nicht einmal mitbekommen.“ Janeway ließ sich geschlagen in ihren Stuhl fallen. Das Schlimmste, was einem Kommandanten passieren konnte, war eingetreten: sie mussten warten. Und sie wussten nicht, worauf!

    Das Schott vor ihnen explodierte mit einem ohrenbetäubenden Knall. Das Außenteam hatte die Kompressionsgewehre eingesetzt, um sich den Weg frei zu räumen.
    Durch den Qualm, der von der Explosion verursacht worden war, sprang das Außenteam durch das nun offene Schott und befand sich im angrenzenden Raum. „Keine Bewegung!“, rief Tuvok und feuerte zur Warnung einmal mit seinem Gewehr in die Luft.
    Der Rauch legte sich und das Außenteam sah, wen sie dort in Schach hielten: Mehrere Offiziere der Sternenflotte und alle hielten verwirrt ihre Hände hoch. „Äh, was geht hier vor?“, brachte ein Lieutenant Commander schließlich hervor.
    Das Außenteam ließ seine überrascht Waffen sinken.

    „Ich hätte nicht gedacht, dass die Sternenflotte schon so nervös ist.“ Der Kommandant der Station – Fleet Captain Matthew Wayne – schüttelte den Kopf. Er und das Außenteam befanden sich nun in seinem Büro neben der OPS.
    „Die Andorianer haben nicht einmal ein Lichtjahr von hier entfernt Stellung bezogen“, sagte Chakotay. „Ich meine, es ist durchaus verständlich, dass nachgesehen wird, wenn der Kontakt zu einer bedrohten Station abbricht.“
    „Wir haben ein Plasmaleck am Generator“, erklärte Wayne. „Das blockiert unsere Kommunikationsrelais. – Das ist alles.“
    „Wo ist der Rest Ihrer Crew?“, wollte Tuvok wissen. „Es fehlen über viertausend Personen.“
    „Zur Sicherheit habe ich sie auf den nächsten M-Klasse-Planeten geschickt. – Für den Fall, dass wir den Generator nicht reparieren können.“
    „Mister Barclay“, wandte sich Chakotay an den Chefingenieur der Voyager, „schauen Sie doch mal, ob sie den Ingenieuren hier zur Hand gehen können.“
    „Aye, Sir.“ Bei diesem Satz schien Barclay absolut selbstsicher, denn er befand sich nun in seinem Element. Er verließ das Büro und machte sich auf zum Hauptgenerator.

    Drei Stunden später hatte man den Generator repariert und die Plasmastrahlung hatte sich verflüchtigt. Für das Außenteam war dies die Gelegenheit, Kontakt mit der Voyager aufzunehmen.
    „Ich verstehe“, sagte Janeway über Interkom. „Kommen Sie so bald es möglich ist an Bord zurück, Commander. Ich möchte nicht länger als nötig hier bleiben.“
    „Verstanden, Captain. – Chakotay Ende.

    COMPUTERLOGBUCH DER VOYAGER
    CAPTAIN JANEWAY
    NACHTRAG
    „Nachdem die Situation geklärt und der Generator der Station repariert wurde, sind wir nun wieder auf dem Rückflug zur Erde.“

    „Es ist drei Uhr morgens, Fähnrich“, gähnte Fleet Captain Naomi Guarella, als sie die Kommandozentrale ihrer Raumstation, direkt am Andorianischen Raum, betrat. Nicht unbedingt sauer, aber doch eher ungeduldig aufgrund der Unterbrechung ihres Schlafes fragte sie: „Was ist los?“
    „Die Andorianer, Captain“, stammelte der Fähnrich. „Eine große Flotte hat unsere Grenze überschritten und ist unterwegs hierher.“
    „Wie viele Schiffe?“ Guarella war plötzlich hell wach.
    „Einhundertsechsundachtzig!“

    ***


    „Stimmt es diesmal auch wirklich?“, wollte Janeway wissen, als sie aus dem Turbolift die Brücke betrat.
    „Ja, Captain.“ Chakotay stand aus dem Captain’s Chair auf und ließ sich in seinem Stuhl nieder. „Die Flotte hat um drei Uhr und sieben Minuten den Notruf empfangen. Annähernd zweihundert Schiffe greifen die Station an.“
    „Wie viele Schiffe hat die Flotte geschickt?“
    „Es sind lediglich fünfzig in Reichweite. – Aber im Technologievergleich sind wir trotzdem überlegen.“
    „Hoffentlich haben Sie Recht, Commander.“

    Die Voyager raste zu den Koordinaten von Guarellas Station. Das Schiff hatte sich mittlerweile mit fünfzehn weiteren verbunden. Zusammen bildeten sie eine schlagkräftige Flotte, die gewissermaßen die Speerspitze der Sternenflotte darstellte. Nur hoffte keiner an Bord der Flotte, dass es zu einem Gefecht kommen würde.

    „Wir erreichen die Station“, meldete Tema’na.
    „Auf Impuls verlangsamen“, befahl Janeway ruhig und versuchte abermals, Selbstsicherheit auszustrahlen. Nichts schadete einer Besatzung mehr als ein Kommandant, der nicht hundertprozentig zu wissen schien, was er tun sollte. „Ablativpanzerung aktivieren und die Transphasentorpedos scharf machen.“
    „Ja, Ma’am.“
    „V-verstanden.“
    „Aye, Captain.“

    Die Station hatte bereits schwere Treffe reinstecken müssen, als die Flotte der Föderation endlich eintraf.
    Die kleineren Schiffe der Andorianer griffen die sekundären Waffensysteme der Station an, also Photonen- und Quantentorpedos. Die mittleren feuerten auf die Phaserbänke, während die – für Andorianische Verhältnisse – großen Kriegsschiffe auf den Generator der Station schossen.

    „Die Generatorpanzerung der Station ist unter fünfzig Prozent gefallen.“ Annika Hansen – ehemals Seven of Nine - sah von ihren Anzeigen auf. „Bei anhaltendem Beschuss wird sie in zehn Minuten völlig versagen.“ Allen auf der Brücke war klar, was dies bedeutete: Wenn die Panzerung des Generators durchbrochen werden würde, wäre die Energiequelle der Raumstation ungeschützt. Ein einziger Phaserstoß wäre dann genug gewesen, um eine Kettenreaktion auszulösen, welche die Basis vernichtete.
    „Dann mischen wir jetzt ein wenig im Spiel mit“, entschied Janeway. „Tuvok, zielen Sie auf die Kriegsschiffe. – Feuer!“
    Die Voyager „spuckte“ mehrere Transphasentorpedos aus. Die überstarken – zum Kampf gegen die Borg entwickelten – Waffen rasten auf die Andorianischen Kriegsschiffe, welche den Generator beschossen, zu und vernichteten sie mit nur einem Schuss.
    Die übrigen Kriegsschiffe feuerten nun nicht mehr weiter auf den Generator, sie wandten sich der eingetroffenen Föderationsflotte zu. Die Transphasentorpedos hatten ihre Aufmerksamkeit auf eindruckvolle Weise von der Station abgelenkt.
    „Zehn Schiffe kommen auf uns zu“, meldete Tuvok.
    Die Voyager erzitterte leicht, begleitet von einem leisen, dumpfen Donnern. Die Ablativpanzerung schützt das Schiff.
    „Die Ablativpanzerung ist stabil bei einhundert Prozent“, meldete Tuvok.
    „Harry, versuchen Sie die Andorianer zu rufen“, sagte Janeway. „Ich möchte sie überzeugen, sich zurückzuziehen.“
    „Aye, Captain“, bestätigte Kim. „Kanal offen.“
    „Hier spricht Captain Kathryn Janeway vom Föderationsraumschiff Voyager. Sie greifen eine Raumstation der Föderation an. Dies ist ein kriegerischer Akt. Sie haben dreißig Sekunden, um sich in Ihren Raum zurückzuziehen, oder wir werden weiter auf Sie feuern!“
    Die Voyager erbebte. Funken sprühten aus Konsolen. Ein ohrenbetäubendes Donnern ging mit einher.
    „Bericht!“, schrie Janeway.
    „Eines der Andorianischen Schiff ist mit uns kollidiert, Captain.“ Annika hielt sich an der Statuskonsole fest, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, da die Voyager noch immer erbebte.
    „Vordere Ablativpanzerung zerstört“, warnte Tuvok.
    Weitere Torpedos schlugen ein, direkt in den ungeschützten Bereich der Hülle.
    „Fähnrich Tema’na, versuchen Sie unsere Nase zu schützen.“ Das Wackeln hatte aufgehört, als Janeway diesen Befehl aussprach. „Mister Tuvok, wir feuern mit allem, was wir haben!“
    Die Voyager feuerte volle Breitseiten auf die Andorianer ab und zerstörte mehrere Schiffe mit nur einer Torpedosalve.
    „Die Georgetown und die Majestic wurden vernichtet“, meldete Harry.
    „Captain, weitere Schiffe kommen aus dem Warp.“ Annika schaltete sie auf den Wandschirm.
    „Deltaner“, erkannte Janeway. „Ich denke, die sind Grund genug für die Andorianer, sich zurückzuziehen.“
    Die Voyager erbebte erneut. Einige Funken stoben, als Relais bei dem Treffer explodierten.
    „Das denke ich nicht“, meinte Tuvok. „Sie zielen nämlich auf uns.“
    Mehrere Schiffe der Sternenflotte brachen unter dem anhaltenden Feuer der Andorianer und der Deltaner auseinander. Die Formationen lösten sich auf, weil man nicht schnell genug auf die neu eingetroffenen Deltaner, normalerweise seit mehreren hundert Jahren Mitglieder der Föderation, reagierte, die nun die Sternenflotte beschossen. Und diese hörten nicht auf weiterzufeuern.

    „Wir haben über die Hälfte unserer Schiffe verloren.“ Harry schrie dies fast, obwohl es auf der Brücke momentan leise war.
    „Rückzug!“, entschied Janeway.
    „Captain!?“, entgegnete Tema’na ungläubig. Ihre Romulanische Herkunft kannte so etwas wie Rückzug nicht. In ihrer Heimat wurden Kämpfe bis zum ende ausgetragen, wenn sie erst einmal begonnen hatten.
    „Ich sagte Rückzug, Fähnrich. – Lieutenant Kim, teilen Sie das auch den restlichen Schiffen mit.“
    „Aber die Station“, entfuhr es Tema’na.
    „Wir haben Sie verloren. – Beschleunigen!“

    Die Voyager und zehn weitere noch flugtaugliche Schiffe beschleunigten auf Warpgeschwindigkeit. Die Andorianer hatten gesiegt.

    ***


    „Vier Schiffe verfolgen uns, Captain“ Tema’na sah von ihren Anzeigen auf. „Sie schließen auf.“
    „Tuvok, feuern Sie die hinteren Torpedos ab.“ Janeway war bestürzt über ihre Niederlage. „Machen Sie sie platt!“
    Tuvok hob eine Braue. So hatte er Janeway noch nie sprechen hören. Doch er befolgte ihren Befehl.
    Die Torpedos jagten den Andorianern entgegen und zerfetzten ihre Schiffe, durchbrachen mühelos ihre Schilde, zerfetzten ihre Hülle und verursachten massivste Explosionen an Bord.

    Der Doktor zog ein Tuch über eine weitere Leiche. Janeway stand neben ihm, mit komplett leerem Blick. Auch der Doktor, eigentlich durch seine Programmierung und seine jahrelange Erfahrung auf diese Situation vorbereitet, verzog sein Gesicht zu einer steinernen Miene.
    „Das war der zweiundvierzigste“, flüsterte Janeway. Seit Toms Tod hatte sie sich nicht mehr so mies gefühlt.

    „Protest?“ Janeway war außer sich vor Wut, als sie im Büro von Admiral Eastman stand. „Die Föderation hat einen offiziellen Protest eingelegt. – Das ist alles?“
    „Was sollten wir Ihrer Meinung nach denn noch tun, Captain?“, wollte Eastman wissen.
    „Ich habe in diesem Gefecht einundfünfzig Crewmen verloren“, sagte Janeway. „Nur elf Schiffe haben es bis hierher zurück geschafft. Die Gesamtzahl der Opfer beläuft sich auf über zehntausend. – Ich meine, wir sollten Ihnen ihre Deltanischen Ärsche aufreißen, Sir.“
    Eastman sah sie ernst an. „Ich kenne Sie jetzt seit zwanzig Jahren, Kathryn. – Und nie, ich wiederhole nie haben Sie so ein Verhalten an den Tag gelegt. – Was ist mit Ihnen los?“
    „Ich habe in diesem einen Gefecht ein Drittel meiner Crew verloren. Neununddreißig starben, als dieses Schiff unsere Hülle durchdrang, die zwölf anderen an den Folgen mehrerer Explosionen an Bord.“ Janeway schüttelte den Kopf. „Das sind mehr als Doppelt so viele, wie ich in sieben Jahren im Deltaquadranten verloren habe.“
    Der Türmelder summte.
    „Herein“, sagte Eastman.
    Ein Lieutenant Commander der Sicherheitsabteilung betrat das Büro. „Wir haben eine Antwort von den Deltanern erhalten, Admiral.“ Der Offizier übergab Eastman mehrere PADDs und verließ dann wieder das Büro.
    Eastman sah die PADDs durch. Dann gab er eines davon Janeway. „Was halten Sie davon, Captain?“
    Kathryn nahm das PADD entgegen und überflog es kurz. „Etwas Ähnliches hat den Krieg gegen die Andorianer ausgelöst.“
    Eastman nickte. „Es sieht so aus, als hätte die Sternenflotte die Vernichtung Deltas geplant.“

    „Delta, ist aus der Föderation ausgetreten“, berichtete Janeway in einer Stabsbesprechung. „Bolarus und Endor haben von den Plänen erfahren und sind ihnen aus Protest gefolgt.“
    „Wissen wir, wer die Pläne autorisiert hat, Captain?“, wollte Tuvok wissen.
    „Bisher noch nicht.“ Janeway fuhr sich mit den Händen durchs Gesicht. „Aber man wird es herausfinden.“

    ***


    Janeway und Tuvok schritten durch die Korridore des Hauptquartiers. Sie waren unterwegs zu Admiral Eastman.
    Janeway betätigte den Türmelder, doch die Tür wurde nicht geöffnet. Sie klopfte. „Admiral Eastman?!“
    Ein leises Klopfen war aus dem Innern des Büros zu hören.
    Janeway sah Tuvok an. „Öffnen Sie die Tür, Commander.“
    Der Vulkanier nickte, ging zu einer nahen Schalttafel, gab dort einige Codes und Befehle ein und die Tür öffnete sich. Janeway und Tuvok stürmten in das Büro.
    Eastman lag blutüberströmt am Boden und klammerte sich an einem PADD fest, als ob es sein Leben retten könnte.
    Janeway kniete sich neben Eastman nieder. „Admiral, was ist passiert?“
    Schwach hob der Admiral eine Hand und ergriff Janeways Arm. Mit der anderen gab er ihr das blutige PADD.
    Janeway sah es verwirrt an und erkannte, dass es der Angriffsplan auf Delta war.
    „Paris…“, flüsterte Eastman schwach. Dann schloss er die Augen und starb.
    Janeway löste Eastmans Hand von ihrem Arm. Aus irgendeinem Grund hatten sich die Muskeln dort nicht entspannt. Kathryn stand auf, mit dem PADD in der Hand.
    „Janeway an Voyager.“ Ihr Kommunikator war nun, nachdem sie ihn berührt hatte, ebenfalls blutverschmiert. „Zwei Personen hochbeamen. Und informieren Sie die Sicherheit der Sternenflotte, dass Admiral Eastman ermordet wurde.“

    „Im offiziellen Bericht heißt es, Eastman sei erstochen worden. In seiner Wunde wurde unbekannte DNA gefunden.“ Chakotay stand Janeway in deren Raum gegenüber, als er Bericht erstattete.
    Janeway nickte. „Er sagte, Admiral Paris hätte die Pläne abgesegnet. Und er hatte Recht. In dem PADD befand sich sein Autorisationscode.“
    „Gibt es sonst noch Neuigkeiten?“
    „Allerdings.“ Janeway stand auf und überreichte Chakotay ein PADD. „Wir befinden uns nun offiziell im Krieg, Commander. Die Andorianer, Deltaner, Endorianer und Bolianer haben sich gegen uns zusammengeschlossen.“
    „Chell?“
    „Er bleibt an Bord.“ Janeway schüttelte den Kopf.
    Wieder Krieg, wieder Tote. Der Alpha-Quadrant hatte sich noch gar nicht von den Verwüstungen des Dominionkrieges erholt und nun gingen die Völker der Föderation gegeneinander vor. Es war Wahnsinn.
    „Was ist bloß los, Chakotay? Wer hat diese Pläne an die Öffentlichkeit gebracht?“
    Chakotay zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht.“



    ...und die Reise geht weiter - am nächstens Sonntag, den 10.03.2002

    Ältere Episoden findet ihr in unserem Episodearchiv...


    VERLORENER FRIEDE
    based upon "STAR TREK" created by GENE RODDENBERRY
    produced for TREKNews NETWORK
    created by RICK BERMAN & MICHAEL PILLER and JERI TAYLOR
    executive producers MAX S. PFAFFSTALLER & SEBASTIAN OSTSIEKER
    co-executive producer ANDREAS KREBS
    producers SARAH OSTSIEKER & MILA FRERICHS lektor FRANK ZIARNO
    co-producers TIM PRUESSMANN & FLORIAN TSCHIRPKE
    production-designer PARTICK VENETZ
    written by SEBASTIAN OSTSIEKER & NADIR ATTAR
    from a story by SEBASTIAN OSTSIEKER

    TM & Copyright © 2001 by TREKNews Network. All Rights Reserved.
    "STAR TREK" is a registered trademark and related marks are trademarks of PARAMOUNT PICTURES
    This is a FanFiction-Story for fans. We do not get money for our work!
    Production-Code #285



    Nur noch
    7
    Wochen
    bis zum großen Finale von



    Quelle: treknews.de
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