Endlich! Auch „Battlestar Galactica“, die derzeit wohl am heißesten diskutierte Science Fiction Serie, geht in ihre zweite Season und zeigt uns wieder einmal, wieso die Serie so gut ist. Die Ereignisse des ersten Teils werden nahtlos fortgesetzt, auch wenn sich der Fokus leicht verschiebt. Im Seasonfinale liefen noch mehrere Handlungsstränge gleichberechtigt nebeneinander her, in „Scattered“ wird die Handlung jedoch vom Plot rund um Adama und Tigh dominiert. Letzterer muss sich nämlich nun mit dem Problem herumschlagen, dass er selbst nun das Kommando über die Galactica hat und damit Sorge für das Überleben der menschlichen Spezies trägt. Eine Aufgabe, die ihm ganz und gar nicht zusagt. Wie so viele andere Menschen auch muss Tigh einsehen, dass nicht alle Menschen für Führung oder Kommandos geeignet sind; auch wenn der gute Colonel sich in meinen Augen schlechter macht, als er tatsächlich ist. Untermalt wird dieser Handlungsstrang von einigen undurchsichtigen Rückblicken, die die Beziehung zwischen Adama und Tigh weiter erklären. Denn ohne die Hilfe des alten Mannes wäre der Colonel wohl niemals in die koloniale Raumflotte zurückgekehrt und wohl endgültig dem Suff erlegen. Daher scheint sich Saul gewissermaßen in einer Art Bringschuld zu sehen. Was wir hier zwischen den beiden kommandierenden Offizieren erleben, ist eine harte, altmodische Männerfreundschaft, in der man nicht über Gefühle spricht, ja sie sogar herunterspielt, aber am Ende sagen Blicke und Gesten doch mehr als tausend Worte. Seltsamerweise scheint die Handlung rund um den Pfeil Apollos kaum noch eine Rolle im Staffelauftakt zu spielen. Tatsächlich sehen wir Starbuck und Helo ganze fünf Minuten, bis wir uns wieder anderen Dingen widmen. Auch Dr. Baltar und die Gestrandeten treten in den Hintergrund, wobei wir uns jedoch sicher sein können in den nächsten Episoden noch öfters nach Caprica und Kobol zurückzukehren. Sehr interessant finde ich den Konflikt zwischen dem Lieutenant und dem Chief. Zwar rangmäßig über dem Chefingenieur angesiedelt, wird deutlich, dass der Lieutenant Entscheidungsprobleme hat. Er ist mehr Pilot denn Infanterist, aber seine Unerfahrenheit macht ihn blind für gut gemeinte Ratschläge des Chiefs und ich fürchte, dass er noch einige fatale Entscheidungen treffen wird. Eine Fehlinformation hat schon zum Tode eines weiteren Crewmitgliedes geführt, hoffen wir, dass es nicht noch mehr werden! Ansonsten ist die Episode spannend wie eh und je. Es ist schlichtweg ein Schock, als die Galactica den FTL-Sprung macht und dann ohne die restliche Flotte wieder auftaucht. Immerhin müssen wir uns immer und wieder ins Gedächtnis rufen, dass es sich hierbei um den letzten Rest der Menschheit handelt. Schwach übrigens in meinen Augen der neue erste Offizier. Meines Wissens haben wir ihn nie zuvor in der Serie gesehen und nun ist er einfach da, wird zum XO des Schiffes gemacht. Bisher war die Galactica immer eine so nette Familie gewesen, wo kommt also dieser Mann plötzlich her? Die Spezialeffekte sind wie immer riesig und daher keiner weiteren Erwähnung wert. Was bleibt unter dem Strich? Eine ungemein spannende Episode, die vor allem einen tiefen Einblick in das Seelenleben von Colonel Tigh bietet. Schade finde ich jedoch, dass eine der wichtigsten Fragen der letzten Episoden zurückgestellt werden musste: wie geht die menschliche Gesellschaft damit um, dass das Militär die Präsidentin abgesetzt hat? Immerhin muss doch die Flotte auf diesen Staatsstreich reagieren. Ob Tom Zerek da still halten kann? Aber wie ich Ron D. Moore und seine Storyschreiber kenne, so wird dieser Aspekt ganz sicherlich nicht unter den Tisch fallen. |
„Scattered“, der Episodentitel trifft nicht nur auf den Dilemma zu, dass die Galactica vom Rest der Flotte getrennt wird, auch die Hauptpersonen selber sind verstreut. Die erste Folge der zweiten Staffel ändert an der Ausgangssituation allerdings nicht sehr viel. Präsidentin Roslin ist immer noch gefangen vom Militär, hierzu passiert in der Folge leider so gut wie nichts. Starbuck und Helo sind weiterhin auf Caprica, wir sehen von ihnen gerade 5 Minuten, was äußerst schade ist, da gerade Katee Sackhoff alias Starbuck hier in ihrer Konfrontation mit Cylon-Boomer eine erstklassige Darstellung bot, die den Charakter gut getroffen hat und sie weiter definiert. Ohne den Cylon Raider werden sie aber wohl noch einige Zeit auf Caprica verbringen. Ich freue mich hier noch auf weitere, hoffentlich längere Szenen. The Old Man wurde zwar operiert und seine Blutung gestoppt, aber sein Zustand ist immer noch sehr kritisch. Die Raptor-Crew auf Kobol ist ebenfalls noch gestrandet, Rettung dürfte etwas auf sich warten lassen. Aber auch hier entwickeln sich die Charaktere interessant, Tyrol, der zwar nur Chief ist und daher in der Kommandohierarchie den anderen Offizieren unterstellt ist, beweist dafür die Erfahrung, die zeit, warum den Unteroffizieren auch im heutigen Militär der nötigen Respekt zusteht. „Scattered“ trägt daher zwar wenig zur Lösung der aktuellen Situation bei und verschiebt dies auf spätere Folgen, im Gegenteil, die Lage wird noch verschlimmert, indem die Galactica die Flotte verliert. Trotzdem präsentiert sich Battlestar Galactica dramatisch wie immer und zeichnet gekonnt seine gelungene Charaktere, womit zu den positiven Punkten der Folge kommen. Wir lernen Saul Tigh besser kennen und erfahren in etwas wirren Rückblind, wie er mit Hilfe von Adama aus den Tiefen seines Suffs entkommen konnte und es wieder zur kolonialen Flotte geschafft hat. Keine Kritik, aber eine Feststellung an diesen Punkt: Ich hatte Probleme, die Rückblenden zeitlich genau einzuordnen. Tigh wirkte deutlich jünger, während bei Adama das Make-Up weniger zur Verjüngungen beitragen konnte. Nun kam es zu einem menschlichen Fehler und der Rest der Flotte ist zu den falschen Notfallkoordinaten gesprungen. In der Hektik der Lage und dem Stress ist so was verständlich, und Tigh lädt sich die Schuld anderer auf sein persönliches Versagen auf. Hier wird seine Figur deutlich gestärkt, in der Mini-Serie konnte ich Tigh nicht wirklich leiden, aber er wird immer menschlicher und wir merken, dass er eigentlich keine Führungspersönlichkeit ist. Nicht unbedingt aus Mangel an Fähigkeiten, Tigh hat angesichts der Situation das bestmöglichste getan, aber sein ureigener Mangel an Selbstvertrauen und sein Wissen über seine große Schwäche, die immer wieder über ihn triumphiert, bringen ihn hier zu Fall. Das macht ihn deutlich glaubwürdiger und zu einer Person, für die man ein gewisses Mitgefühl empfinden kann. Ein zwar eher unwesentlicher Punkt, der mir aber aufgefallen ist: Battlestar Galactica bemüht sich ja sehr um eine möglichst glaubwürdige Präsentation, in der Technikspielereien und Raumphänomene vermieden werden (auch wenn die Technik schon amüsant rückständig ist). Etwas davon abweichend und mich an Star Trek erinnernd, war aber die Darstellung, die genau gezeigt hat, wie weit der Cylonen-Virus durch die Firewall gedrungen ist. Dies schien mir ein wenig unrealistisch, dass dies so genau festzustellen sei. Aber dafür bediente man sich zur Rettung der Lage nicht irgendwelcher ausgefallener Ideen, die man aus dem Hut zauberte, sondern vernetzte einfach nur verschiedene Computersysteme um genug Rechenleistung für eine schnellere Kursermittlung zu erhalten. Hier hat man die (von den Autoren) eigens festgelegten Grenzen der Technik gut ausgenutzt, um sich keine superneuen überschnellen Algorithmus einfallen lassen zu müssen. Dies hat die Wirkung der Cylonen auf die Lebensart der Menschen und Adamas vielleicht schon übertrieben wirkende Furcht vor vernetzten Computern unterstrichen. Das Ende war wie die ganze Folge, in der man um Adama mitbangte und mit Tigh schockiert auf den leeren Radarschirm starrte, äußerst dramatisch. Ich dachte nur „Oh Frack“ und bin gespannt, wie die Cyloneninvasion in der nächsten Folge bekämpft. Ich befürchte aber auch, dass darunter die anderen Handlungsbögen, die mindestens so interessant sind, wieder zurückgedrängt werden. |
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