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...na dann mal Prost!

Ryan Rockwell – Resonanz


einz1975

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Wenn man in einer sternklaren Nacht zum Himmel aufschaut und der Mond einem in seinem silbrigen Glanz entgegenschimmert, wird einem bewusst, wie einzigartig dieser Himmelskörper ist. Er ist der Erde näher als jedes andere Objekt im All und dennoch in vielerlei Hinsicht ein Rätsel. Trotz Jahrzehnten der Raumfahrt ist er immer noch nicht vollständig erforscht. Im Jahr 2031 wagt sich erneut eine Crew dorthin. Ausgestattet mit modernster Technologie, wollen sie die elektromagnetischen Überreste vergangener Zeiten auf der Mondoberfläche messen. Doch während dieser Mission, ereignet sich ein dramatischer Zwischenfall: Ein gewaltiger Sonnensturm schleudert tödliche Strahlung in Richtung Erde und somit auch zum Mond. In den turbulenten Stunden nach dieser Katastrophe werden der deutsche Mondgeologe Max Altman und die Heliophysikerin Natalie Holmes beauftragt, sich an den wissenschaftlichen Untersuchungen dieses Zwischenfalls zu beteiligen. Was zunächst wie reine Routinearbeit klingt, entwickelt sich zu einer Entdeckung, die alles in Frage stellt und zu einer Hypothese, so waghalsig und unglaublich, dass sie kaum für möglich gehalten werden kann.

Rockwell nimmt sich viel Zeit, den Leser zunächst mit Max Altman vertraut zu machen. Einst galt er als deutsches Wunderkind, dem eine strahlende Karriere in den USA sicher schien, bis ein tragischer Unfall sein Leben aus der Bahn warf. Seitdem lebt er in einer Art emotionalem Leerlauf, entfremdet von sich selbst und seiner Umwelt. Die Beziehung zu seinem Vater ist losgelöst und Rockwell beschreibt dieses schwierige Zusammenspiel mit feinem Gespür für Zwischentöne. Die vorsichtige Annäherung zwischen Max und seiner Kollegin Natalie ist zart, realistisch und durch seine traumatische Vergangenheit glaubwürdig gehemmt. Natalie selbst wirkt anfangs kühl und distanziert, gelegentlich überfordert von den Umständen, doch sie überzeugt durch hohen Intellekt und ausgeprägte Menschenkenntnis.

Im weiteren Verlauf stößt eine bunte Mischung aus Figuren zur Gruppe: Nerds, pragmatische Wissenschaftler, visionäre Theoretiker und alle bringen ihre Eigenheiten und Perspektiven in das Geschehen ein. Vor allem in den ersten beiden Dritteln des Romans reiht Rockwell viele wissenschaftliche Fachbegriffe und Theorien aneinander, ohne den Leser damit zu überfordern. Er versteht es, komplexe Sachverhalte so zu erklären, dass man auch als Laie zumindest eine Vorstellung davon bekommt, was entdeckt wurde und was geschieht. Denn das gescheiterte Experiment bleibt nicht das einzige Unheil. Immer häufiger treten Solar Flares auf, gewaltige Sonneneruptionen, die zunehmend stärker werden und der Erde schweren Schaden zufügen. Die Frage drängt sich auf: Steht dies in direktem Zusammenhang mit der Magnetfeldanomalie, die das Team auf dem Mond entdeckt hat oder verbirgt sich hinter all dem etwas noch Ungeheuerlicheres, vielleicht jenseits unserer Vorstellungskraft?

Die Handlung nimmt mehrfach unerwartete Wendungen und nicht alle Figuren überstehen die Reise bis zum Ende. Vor allem im letzten Drittel zieht Rockwell das Tempo deutlich an und entführt den Leser auf eine spannende, stellenweise atemberaubende Reise. Bemerkenswert ist dabei auch die Vision einer geeinten Menschheit: Angesichts der Bedrohung rücken die Nationen der Erde zusammen, helfen einander und handeln wie eine Einheit, um ihre gemeinsame Heimat zu retten. Eine utopische Vorstellung und doch eine, die Rockwell glaubwürdig und fast sehnsuchtsvoll zeichnet. Für Science-Fiction-Fans bietet der Roman reichlich Stoff zum Grübeln. Nicht alle Rätsel werden gelöst, was Platz für weitere Abenteuer lässt. Die Mischung aus wissenschaftlicher Detailtreue, glaubwürdigen Charakteren und kosmischer Dramatik macht Resonanz zu einer Geschichte, die sowohl technikaffine Leser als auch Fans emotionaler Figurenentwicklungen anspricht.

Fazit:
Ein Signal auf dem Mond? So unwahrscheinlich es klingen mag, so faszinierend entfaltet sich die Geschichte. Max und Natalie stoßen auf eine Entdeckung, die nicht nur wissenschaftlich unmöglich scheint, sondern auch bedrohliche Konsequenzen birgt. Rockwell analysiert seinen Protagonisten Max präzise und facettenreich, während die Nebenfiguren gekonnt ins Geschehen eingreifen. Die wissenschaftlichen Passagen wirken fundiert recherchiert, die Spannung im letzten Drittel ist packend, und die Mischung aus Katastrophenszenario, wissenschaftlicher Faszination und utopischer Vision bleibt im Gedächtnis. Resonanz ist ein gelungener Science-Fiction-Roman, der Lust auf mehr macht und uns daran erinnert, dass wir unseren Mond vielleicht noch längst nicht so gut kennen, wie wir glauben.

Matthias Göbel

4/5

Autor: Ryan Rockwell
Taschenbuch: 374 Seiten
Veröffentlichung: 07.07.2025
Verlag: Selfpublisher
ISBN: ‎ 9783947900312

www.flying-cheese.com/resonanz

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