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Frank Lauenroth - Black Ice: Band 1 der Corona Saga


einz1975

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Als Kind träumt man wohl mehr als einmal davon, ein eigenes Raumschiff zu besitzen und damit frei durch das All zu reisen. Für Frankie ist dieser Traum Realität geworden. Mit seinem Frachter, der auf den Namen „Corona“ hört, durchquert er die entlegensten Winkel der bewohnten Galaxie und verdient seinen Lebensunterhalt mit dem Transport unterschiedlichster Waren. Sein Leben verläuft dabei bislang ruhig, beinahe unspektakulär – bis ihn eines Tages ein dringender Hilferuf erreicht. Er soll jemanden so schnell wie möglich außer Reichweite bringen. Die dafür angebotene Belohnung ist derart hoch, dass Frankie nicht lange zögert und den Auftrag annimmt. Was er zu diesem Zeitpunkt jedoch nicht ahnt: Mit dieser Entscheidung setzt er eine Kette von Ereignissen in Gang, die weit über sein eigenes Schicksal hinausreichen und letztlich das gesamte bekannte System betreffen könnten.

Schon bald stellt sich heraus, dass sein Passagier kein Mensch im eigentlichen Sinne ist. Zwar sehen diese Wesen aus wie Menschen, doch sie wurden mithilfe künstlicher DNA erschaffen – sogenannte Toys. Frank Lauenroth nimmt sich Zeit, ihre Entstehungsgeschichte zu beleuchten und macht deutlich, dass ihre Existenz eigentlich verboten ist. Dennoch sind sie überall im System präsent. Gerade hier zeigt sich das erzählerische Geschick des Autors: Er versteht es, diese moralisch und gesellschaftlich brisante Thematik geschickt in die Handlung einzubetten und den Leser neugierig zu machen. Man folgt Frankie und seinem ungewöhnlichen Passagier, erfährt mehr über ihre Hintergründe und erhält gleichzeitig Einblicke in eine Zukunft, die gleichermaßen faszinierend wie verstörend wirkt.

Diese Zukunft wird nahezu vollständig von einem übermächtigen Megakonzern kontrolliert. Er besitzt und beeinflusst alles und jeden, kassiert jeden verdienten Credit und scheint unaufhaltsam zu sein. Widerstand existiert kaum, und wer sich dem Konzern in den Weg stellt, zahlt dafür meist einen hohen Preis. Besonders spannend wird die Geschichte, als sich herausstellt, dass dem Toy wichtige Erinnerungen fehlen – Erinnerungen, die sich jedoch rekonstruieren lassen. Um dieses Ziel zu erreichen, machen sich Frankie und sein Passagier auf die Suche nach einer Person, die genau darauf spezialisiert ist. Damit ist der dritte Teil der ungewöhnlichen Crew gefunden, doch dabei soll es nicht bleiben. Denn während der überstürzten Flucht hat Frankie etwas Entscheidendes übersehen: Er hat unwissentlich extrem brisante Fracht geladen. Diese Nachlässigkeit ruft einen der gefürchtetsten Vollstrecker des Konzerns auf den Plan – Duistermach.

Duistermach ist brutal, skrupellos und vollkommen rücksichtslos. Er verfolgt die Interessen seiner Auftraggeber mit unerbittlicher Konsequenz, und der Tod ist sein ständiger Begleiter. Leider wirkt dieser Antagonist recht plakativ und stark klischeebehaftet. Man fragt sich unweigerlich, warum der Autor hier nicht etwas tiefer in die Charakterzeichnung eingestiegen ist. Gerade angesichts der sonst so detailreichen Welt wirkt diese Figur vergleichsweise eindimensional, was schade ist, auch wenn sich später andeutet, dass mehr hinter ihm stecken könnte, als zunächst sichtbar wird. An Action mangelt es dem Roman jedenfalls nicht. Weltraumgefechte, rasante Verfolgungsjagden und eine permanente Flucht vor übermächtigen Gegnern sorgen für ein hohes Tempo. Währenddessen kommt die Crew der Corona einer Wahrheit immer näher, die letztlich das Leben im gesamten System bedroht. Dabei ist nicht die titelgebende Droge Black Ice das eigentliche Kernproblem, sondern vielmehr das, was im Hintergrund eingefädelt wird. Intrigen, Machtspiele und verborgene Interessen verleihen der Geschichte zusätzliche Tiefe.

Die Crew selbst besteht aus teils sehr ungewöhnlichen humanoiden Wesen, die alle ihre eigenen Fähigkeiten und Eigenarten besitzen. Manche können sich durch Wände teleportieren, andere haben eine Haut aus Holz, wieder andere nehmen die Aura und Gefühle ihrer Mitwesen wahr. Diese Elemente sind für sich genommen nicht neu, werden aber vom Autor zu einer stimmigen und unterhaltsamen Mischung kombiniert. Mitunter wirkt die Anzahl der Figuren etwas zu hoch, da einige später nur noch wenig Raum bekommen. Dennoch erhält jede Figur zumindest einen Moment, in dem sie glänzen darf. Ein weiterer Pluspunkt ist der Science-Fiction-Aspekt. Technologie, Raumschiffantriebe und das Reisen zwischen den Sternen werden anschaulich und nachvollziehbar beschrieben und dürften besonders Technikfans ansprechen. Zwar gibt es stellenweise sehr viel Action und ähnliche Spannungsmomente, doch da es sich um den ersten Band handelt, darf man davon ausgehen, dass in den folgenden Teilen noch Raum für Vertiefung bleibt. Schließlich sind längst nicht alle Rätsel gelöst.

Fazit:
Der Weltraum, unendliche Weiten – und Frankie mittendrin mit seiner Corona. Was zunächst nach einem ruhigen Leben als Frachterpilot aussieht, entwickelt sich rasch zu einem gefährlichen Abenteuer. Frank Lauenroth lässt die Crew des Schiffs stetig wachsen und bringt dabei eine Reihe interessanter, wenn auch teils eigenwilliger Charaktere zusammen. Die Handlung ist temporeich, manchmal vielleicht etwas zu hastig, doch genau das verleiht der Geschichte ihre Dynamik und sorgt für kontinuierliche Wendungen. Der Gegenspieler Duistermach bleibt für mich die größte Schwäche des Romans, da er zu sehr auf bekannten Klischees aufbaut. Gleichzeitig deutet der Autor jedoch an, dass hier noch nicht alles erzählt ist. Black Ice ist ein actionreicher Science-Fiction-Thriller in einer gut durchdachten Zukunft, bevölkert von einem bunten Haufen widerwilliger Helden. Ein guter, spannender und insgesamt gelungener Auftakt, der neugierig auf die kommenden Bände der Corona-Saga macht.

Matthias Göbel

Autor: Frank Lauenroth
Taschenbuch: 316 Seiten
Veröffentlichung: 18.10.2025
Verlag: Eridanus Verlag
ISBN: ‎9783946348498

 

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