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...die mit der besseren Beischlaftechnik.

Annalee Newitz - Autonom


einz1975

Empfohlene Beiträge

Dann mal auf in ein pharmazeutisches Abenteuer... Der Pharmakonzern Zaxy hat eine neues „Medikament“ entwickelt, welches den Nutzer nicht mehr aufhören lässt zu arbeiten. Man bekommt unheimliche Leistungsfähig, volle Konzentration und den absoluten Durchblick. Anfänglich versteht man nicht genau wie es funktioniert, aber dank der genauen Erklärungen der Autorin, macht die Drogen wiederum Sinn. Nichts ist süchtig machender als die Belohnung, welche durch Dopamin ausgeschüttet wird. Doch hat dieses Medikament starke Nebenwirkungen und da es noch nicht offiziell auf dem Markt ist, kann der Konzern noch reagieren. Indessen hat Jack, eine Patentpiratin, diese Arbeitsdroge bereits kopiert und in Umlauf gebracht, was sie im Nachhinein mehr als bereut. Viele Benutzer leiden unter den Nebenwirkungen und es werden auch einige nicht überleben.

Damit hatte sie nicht gerechnet, aber dank ihrer Vergangenheit, kann sie auch etwas dagegen tun. Indessen hat Zaxy die IPC (International Property Coalition) eingeschalten, denn sie wollen Jack das Handwerk legen. An sich könnte man meinen, dass jetzt alles geradlinig auf die Flucht und die Jagd zusteuert. Im Groben und Ganzen liegt man auch nicht falsch, aber Annalee Newitz hat noch mehr für uns im Gepäck. Wir lernen erst einmal Jack genauer kennen. Ihre Beweggründe, wo sie herkommt und was sie zu dem gemacht hat, wer sie heute ist. Das gleiche gilt für ihren unfreiwilligen Begleiter, welcher wohl die tragischste Figur dieses Romans ist. Im Vergleich dazu, sind die Rückblenden zu den beiden Agenten eher nur Beiwerk und führen zwar den Blick hinter die Kulissen, lassen aber erst sehr spät erkennen, wer sie eigentlich wirklich sind.

Ehrlich gesagt, habe ich nicht ganz verstanden, warum die Autorin derart viel über zwischenmenschliche Kontakte geschrieben hat. Sicherlich geht es um Roboter, Menschen, Roboter mit menschlichen Gehirnen und menschliche Sklaven, welche wie Roboter benutzt werden. Dennoch für mich nicht ausreichend, um sich diesem Thema derart tief zu widmen, denn Beziehungen haben nicht immer nur etwas mit dem Bett zu tun. Der Roman hat noch so viele schöne andere neue Ideen dabei. Da haben wir die Unterhaltungen zwischen den Maschinen, welche in gesicherte Verbindungen abtauchen oder vor allem die Autonomie der Roboter selbst. Hier liegt auch der Name des Romans begraben. Es wird von Robotern gesprochen, welche von Menschen aufgezogen werden wie echte Kinder, nur um ihnen zu zeigen, wie das Leben funktioniert.

Sie leben autark, studieren und machen ihren Doktortitel. Der Verlauf der Geschichte ist nicht sonderlich überraschend, führt unweigerlich auf das Unvermeidbare hinaus und genau da hätte die Autorin den Leser ruhig überraschen können. Einige Figuren haben nur kurze Auftritte, was nicht sonderlich wild ist, aber die Hetzjagd der Agenten füllt. Die Ähnlichkeit, mit der heutzutage schon mit derartigen Drogen umgegangen wird, ist ebenfalls keine Neuigkeit. In vielen Berufen gehören leistungsfördernde Mittel zur Tagesordnung und sind nicht mehr wegzudenken. Das dabei auch über Leichen gegangen wird, scheint in dieser Zukunft oder auch in unserer Gegenwart, leider auch kaum jemanden zu interessieren. Pharmakonzerne konzentrieren sich auf Profit, egal wie er dabei realisiert wird... und ich dachte die Menschen lernen irgendwann einmal dazu.

Fazit:
Mund auf + Pille rein = Glücklich sein... oder tot! Unser Leben hat sich mit der Medizin der letzten hundert Jahre schon stark verändert und Annalee Newitz geht mit „Autonom“ den gleichen Weg. Sie zeigt uns eine Zukunft, in der weiterhin gute Medikamente unbezahlbar sind. Diese technisch stark gruslige Zukunft führt euch selbst an den Abgrund der Frage, wie viel Medizin man wirklich selber braucht und ob Roboter so autonom wie Menschen leben sollten? Die Mischung stimmt, die Figuren finden sich trotz vieler Rückblenden, nur einige Vorahnungen werden dem Leser zu schnell abgenommen. Auf das Roboter und Menschen eines Tages leben und lieben wie du und ich.

Matthias Göbel
 

Autor: Annalee Newitz
Übersetzt von: Birgit Herden
Paperback: 352 Seiten
Verlag: FISCHER Tor
Sprache: Deutsch
Erscheinungsdatum: 23.05.2018
ISBN: 978-3-596-70258-9

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Bearbeitet von einz1975
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