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...mehr krass als man denkt

USS Community Die Pause Teil VIII


CptJones

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„Ich weiß nicht, ob ich ihr glaube“, sagte Milseya unvermittelt.

Gle'ma sah erstaunt von ihrem Padd auf. Die kleine Bajohaliianerin war die letzten Stunden mehr als einsilbig gewesen.

Nach dem Essen mit den Dilrak hatte Aiso zum Aufbruch gedrängt, weil er Assjima auf der Krankenstation der Seaquest untersucht und behandelt wissen wollte. Das freundliche Angebot der Vorlok, Assjima zu helfen hatte er freundlich, aber sehr bestimmt mit dem Hinweis auf die Ereignisse der letzten Tage abgelehnt.

Dann waren sie gemeinsam mit Genrat zum Falken zurückgekehrt und der Vorlok hatte Milseya, Gle'ma und Sam die genaue Funktionsweise der Navigationskonsole erklärt, damit nicht nur der Falke, sondern auch die Seaquest mit einer solchen Anpassung die Raumtasche verlassen könne. Doch betonte der Vorlok, dass möglicherweise auf einem größeren Schiff die Anpassung schwer werden würde. Im Moment versuchte George gerade sein Möglichstes um sie alle hier herauszubekommen.

Assjima war auf der Krankenstation bei Doktor Ryan in guten Händen. Sam wich seiner Frau nicht von der Seite – und das nicht nur bildlich gesprochen. Der Arzt hatte den Betazoiden nämlich kurzerhand ebenfalls in ein Bett verfrachtet, damit jener sich ausruhen konnte und ließ nach dem kleinen Fiasko mit der Pilotin der Community keinen der Beiden aus den Augen.

Auch Dräng war Gast auf der Krankenstation – wenn auch nicht als Patient. Der Arzt der Seaquest hatte begonnen, den Jungen zu untersuchen und so eine neue Datenbank über die Vorlok anzulegen. Für ihn als Mediziner spielte es keine Rolle, ob die Vorlok von den Deltanern und der Föderation offiziell anerkannt wieder zurückkehrten oder nicht.

Denn darüber unterhielten sich schon seit Stunden Aiso-Plee, Captain Brody, Kusanagi und Jenax mit der Föderation und der Regierung von Delta. Es waren harte Verhandlungen, denn die Deltaner weigerten sich hartnäckig, den Vorlok auch nur im Mindesten entgegen zu kommen.

Während all dieser Zeit hatte Milseya so gut wie kein Wort über die Geschehnisse verlauten lassen. Während Ryan ihre Kopfwunde – es war zum Glück nur eine harmlose Platzwunde und eine leichte Gehirnerschütterung – mustergültig versorgte, hatte sie über die Kommunikationsboje mit ihrem Mann gesprochen und ihm berichtet, was geschehen war. H'Qar hatte auf seine ihm typische Art nur zugehört und danach ebenfalls keinerlei Wort mehr darüber verloren.

Nun saß die Bajohaliianerin gemeinsam mit Gle'ma in Zehn Vorne und starrte hinaus in den Raum, in dem die Sterne aufgrund der gravimetrischen Verzerrung dunkel blieben.

„Geht mir ähnlich“, anwortete Gle'ma. „Aber auf der anderen Seite scheint mir das, was Derlain uns sagte, einleuchtend.“

„Sie hätten fragen können.“

„Wen? Die Deltaner? Ich bitte dich, als hätten die in ihrer Paranoia den Vorlok zugehört.“

„Die Föderation“, erwiderte Milsey trocken und beugte sich vor, um nach ihrem Glas Mangosaft zu greifen. „Die Vorlok hätten mit der Föderation Kontakt aufnehmen und sie um Vermittlung ersuchen können. Schließlich wusste Derlain sehr genau, wer und was wir sind. Vielleicht dank Amol, die den Vorlok eine Datenbank zur Verfügung gestellt hatte. Egal wie, Derlain hätte diese Möglichkeit in Betracht ziehen müssen, anstatt Assjima zu entführen und einen ganzen Planeten in eine Ohnmacht zu versetzen.“

„Na ja“, gab Gle'ma zurück. „Die Föderation hätte auch ablehnen können, den Vorlok zu helfen und dann wären diese Seelen unwiderruflich dort gefangen gewesen. Schließlich hätten die Deltaner dann auch von der Existenz der Vorlok erfahren. Und was dann passiert wäre, können wir nicht wissen.“

„Du glaubst, die Deltaner hätten dann erneut versucht, den Vorlok den Garaus zu machen? Das bezweifle ich. Dafür hätte die Föderation dann schon gesorgt. Womöglich hätte sie die Vorlok als bedrohte Spezies unter Schutz gestellt“, stellte Milseya fest.

„Ah Mili“, seufzte die Bolianerin. „Die Föderation ist schwerfällig und voller Bürokraten. Es hätte Jahre gedauert, bis irgendein sinnvolles Ergebnis zustande gekommen wäre.“

Die Bajohaliianerin schwieg eine Weile lang, dann nickte sie. „Du hast Recht. Und so lange hätten die Vorlok nicht warten können. Dennoch – ihre Vorgehensweise jetzt wird es den Deltanern nicht einfacher machen, sich wieder auf sie einzulassen. Von einem Vorlok-Botschafter auf Delta mal ganz abgesehen.“

„Zumal dieser Dräng noch so jung ist“, stimmte Gle'ma zu. „Und ein Dilrak. Ich glaube nicht, dass die Deltaner einen Vorlok-Krieger unter sich einfach so schlucken werden.“

„Ja – warum muss es ausgerechnet ein Krieger sein? Warum nicht einer aus einer anderen Kaste?“, hakte Milseya nach. „Wäre das nach all dem, was passiert ist, nicht eine bessere Wahl?“

„Derlain wird sich schon was dabei gedacht haben“, meinte die Bolianerin.

„Und genau das gefällt mir nicht dabei“, erwiderte Milseya. „Dieser Rat der Clans hat sich noch nicht entschieden, dennoch ist Dräng bereits hier. Derlain kann noch so oft behaupten, dass ihr nichts an der Unterwerfung der anderen Clans liege, dennoch hat sie ihrer Kaste schon den Vorrang eingeräumt, indem sie ihren Enkelsohn mit dieser Aufgabe betreut hat.“

„Sie hat deiner Meinung nach also noch was in der Hinterhand geplant?“

„Ich weiß es nicht. Aber großen Worten sollten große Taten folgen. Vorher werde ich den Dilrak keinen Glauben schenken.“

Gle'ma nickte. „Was ist eigentlich mit Kalek?“, fragte sie dann unvermittelt. „Ist irgendwie komisch dich ohne den grünen Großen zu sehen. Der ist dir ja auf dem Planeten nicht von der Seite gerückt.“

„Er ist bei Amol“, antwortete Milseya. „Ich vermute, er erzählt ihr und Elin alles, was passiert ist.“

„Was wird jetzt eigentlich aus Amol?“, wollte die Bolianerin draufhin wissen. „Ich meine, dass wir ohne ihre Hilfe Assjima und Sam nicht gefunden hätten.“

„Aiso will sie unbedingt vor ein Gericht stellen. Schließlich sieht er in ihr eines der größten Verbrechergehirne der letzten 100 Jahre. Und George pflichtet ihm da wohl bei. Schließlich verdankt er es ihr, dass es mit seinem Kapitänspatent in den nächsten Jahren so schnell nichts werden wird.“

„Und du?“

„Ich wollte nie Captain werden.“ Milseya schmunzelte amüsiert.

„Das meinte ich nicht!“

„Das weiß ich.“ Die kleine Pilotin seufzte. „Ich kann Amols Beweggründe nachvollziehen. Schließlich wurde eines ihrer Kinder getötet und niemand – erst recht nicht die Sternenflotte – wollte aufklären, wer für den Bombenanschlag damals verantwortlich war. Die Sternenflotte hatte damals alles unter den Teppich gekehrt, um das Abkommen mit den Nerianern nicht zu stören. Sämtliche ihrer Briefe an das Hauptquartier blieben unbeantwortet. Irgendwann wäre wohl auch ich dann ausgerastet.“

„Also dazu bedarf es bei dir viel weniger“, stichelte Gle'ma freundlich.

„Stimmt“, kam es lächelnd zurück. „Aber ich kann Amols Wut von damals viel besser verstehen, seit ich selbst Mutter bin. Ich würde jedem, der meinen Sohn auch nur schief anschaut, das Herz aus der Brust reißen.“

„Aber nicht gleich einen ganzen Planeten in die Luft jagen.“

„Vielleicht auch, wer weiß?“ Milseya trank einen großen Schluck. „Jedenfalls sollten Aiso und George nicht vergessen, dass das Amols einziges Vergehen war – wenn auch ein gewaltiges. All die Jahre zuvor war die Frau nämlich ein wahrhaftiger Engel. Sie hat ihren Reichtum dazu genutzt, anderen zu helfen. Sie hat Kinder adoptiert und ihnen nicht nur ein liebevolles Zuhause geschenkt, sondern auch eine Zukunft. Sie hat unzählige Stiftungen ins Leben gerufen, um den Schwächsten in diesem Universum zu helfen. Und dabei hat sie sich niemals in den Vordergrund gespielt, wollte niemals eine Anerkennung dafür. Sie hat selbst Ehrungen und Auszeichnungen von der Föderation ausgeschlagen – und das einzige Mal, als sie tatsächlich etwas von der Föderation wollte, hat man sie schmählich im Stich gelassen...“

„Bürokraten eben!“, schimpfte nun auch Gle'ma.

„Die uns dann ja auch gleich verurteilt haben, als wir eingegriffen haben. Und das übrigens auf eigene Initiative. George und die anderen vergessen immer wieder, dass wir uns freiwillig eingemischt haben. Uns allen war damals klar, was uns blühen könnte. Aber es ist ja immer einfacher einen Sündenbock für die eigenen Fehler verantwortlich zu machen.“

„Ich glaube nicht, dass George das gerne hört.“

„Ich habs ihm nie so direkt ins Gesicht gesagt“, erwiderte Milseya. „Zumal die Situation für ihn, als Sohn eines Admirals, wohl besonders prekär ist.“

„Dennoch wird Amol jetzt wohl der Prozess gemacht?“

Die Bajohaliianerin lächelte geheimnisvoll vor sich hin. „Wahrscheinlich – und es wird ein außerordentlich interessanter Prozess werden.“

„Inwiefern?“

„Als ich hierher geflogen bin, da habe ich nochmals die Datenbanken zu Amol durchforstet, um meine Erinnerungen aufzufrischen. Und ich bin da auf einige sehr bedeutsame Namen gestoßen. Amol hat – hatte - nicht nur einen guten Ruf. Sie hat außerordentliche gute Verbindungen und Kontakte in die Sternenflotte. Wenn man diese dazu bewegen könnte, bei der Verhandlung für Amol auszusagen... Und wenn der Richter tatsächlich fair und unabhängig verhandelt, dann könnte es sein, dass diese Frau mit einem blauen Auge davon kommt. Aber dazu müsste man diese Kontakte sehr deutlich dazu auffordern.“

„Und das kann man nicht?“, wollte Gle'ma wissen.

Milseya sah die Bolianerin durchdringend an. „Es gibt nichts, das nicht möglich ist.“

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Diesesmal trat George vor das Kraftfeld, hinter dem nach wie vor Amol Darg sich aufhielt und die Zeit schweigend verbrachte. Schweigend stand er da, bis die Mäzenin ihn schließlich bemerkte.

„Sie sind ein Rätsel Amol Darg,“ begann George und holte sich einen Drehsessel, welchen er vor dem Kraftfeld abstellte.

„Zumindest war dies für mich für eine Weile der Fall. Ich hatte versucht über ihre Motive zu reflektieren, warum Sie dass getan haben, was Sie taten,“ George beugte sich nach vorne und faltete die Hände vor seinem Gesicht, während die Ellenbogen sich auf den Oberschenkeln abstützten. Dann hob er den Kopf. Nachdem Sekunden verstrichen waren, setzte er seinen Monolog fort.

„Dafür möchte ich ihnen was erzählen. Vor fast 10 Jahren starb meine erste Frau, als die Breen bei AR 558 einen Überfall auf den dortigen Posten begangen. Mein Sohn war erst 6 und meine Tochter noch ein Baby. Von einer Sekunde auf die andere war ich Witwer und meine Kinder Halbwaisen geworden.

In der ersten Zeit war man wie benebelt, man konnte und wollte den Umstand nicht akzeptieren, dass der Partner nicht mehr da war. Danach machte sich dann Trauer und darauf der Hass breit, den ich Jahre lang gegen die Breen hegte.

Jedenfalls, als vor einem Jahr Sie versucht hatten, die Nerianer mit einem Planetoiden zu vernichten, so haben sich viele gefragt: ´Warum tut sie das?` „

George lehnte sich wieder zurück und musterte dabei Darg genau.

„Eine endgültige Antwort auf diese Frage, können nur Sie geben Darg. Ich aber fragte mich, wie ich an Ihrer Stelle reagiert hätte, wenn man eines meiner vier Kinder töten würde und danach die Behörden nichts tun würden, um die Schuldigen zu fassen.“, George hielt inne, dann machte er weiter.

„Die Antwort weis ich bis heute nicht. Sicher ist nur eins, es würde, was Schreckliches geschehen, etwas was man mir nicht um alles im Universum zutrauen würde. Ich kann nur zu allen Göttern und Elementen beten, dass ich es nie herausfinden muss, was dann in einem solchen Fall geschehen würde.

Hätte ich die Breen ausgelöscht? Oder was anderes getan um den Tod meiner Frau zu rächen? Was hätte ich damit gewonnen? Würde Sie wieder ins Leben zurückkehren, so als wäre nichts gewesen? Oder wäre Ihr Kind wieder zurückgekehrt, nachdem die Nerianer ausgelöscht wären?

Man wird in diesem Augenblick, zu dem was man selbst verletzen will. Und dieser Umstand wird von uns man meisten ausgeblendet. Man ignoriert diesen mit aller Kraft, weil man in seinem Herzen erkennt, dass es falsch ist, aber der Zorn ist meist stärker und wird erst dann bezwungen, wenn es meist zu spät ist.“

Noch immer sah Darg den Ingenieur schweigend und ohne eine Emotion Preis zu geben an. Das gutmütige Gesicht wirkte absolut neutral.

„Obwohl Sie viel Gutes getan haben, vielen Menschen eine Familie gaben, war all dies nach Neria nicht mehr von Bedeutung. Immerhin, sie hatten versucht, einen ganzen Planeten mit seinen Bewohnern auszulöschen. In solch einem Fall wird es nur sehr wenige geben, die nach den Motiven fragen und noch weniger welche, die von diesen Kenntnis nehmen wollen.

Was dies angeht, so war ich auch einer von denen, die dies nicht wissen wollten. Auch nicht in dem Moment als Assjima und Sam verschwunden waren.

Ich weis nicht, wann der Moment war, wo ich begann, darüber nachzudenken. Aber nach und nach meine ich erkennen zu können, dass Sie selbst erkannt hatten, was für gewaltige Dimensionen das Ende eines Volkes für die Rache eines einzigen Lebens gehabt hätte. Sie wollten es womöglich wieder gutmachen, indem Sie versuchen die Vorlok zu retten. Ob dies zutrifft oder auch nicht, dass wissen nur Sie. Ich hoffe nur, dass dem auch so ist. Alles andere würde dem widersprechen, was ich inzwischen über Sie erfahren habe.“

Nur das sonore Brummen der Schiffssysteme war zu hören, dass mit der Umgebung verschmolzen war. George hätte noch wenige Tage zuvor jeden für verrückt erklärt, wenn ihm dieser gesagt hätte, dass er dieses Gespräch mit Darg führen würde, was im Moment noch ein Monolog war. Er hatte nur das Gefühl es tun zu müssen.

„Ich wollte dies Ihnen nur sagen, bevor es möglicherweise keine Gelegenheit mehr geben sollte.“

George atmete hörbar aus.

„Wenn man etwas daraus lehren kann, dann vielleicht dass niemand dass ist, was er zu sein scheint. Weder Assjima, Sam, ich, Milseya, die Vorlok oder Sie. Es bleibt nur zu hoffen, dass auch die Nerianer und alle anderen, irgendwann auch zu dieser Erkenntnis gelangen.“

George stand auf und glättete seine Uniformjacke. Mit einem Blick verabschiedete sich der Ingenieur und verließ die Brigg dessen Zugang mit einem Ächzen auseinander glitt.

Auf der Brücke………………………………..

Brody unterdessen saß alleine in seinem Bereitschaftsraum, nachdem die anderen diesen verlassen hatten. Es lag ein zähes Ringen mit der deltanischen Regierung hinter ihm. Er konnte diese verstehen, aber er konnte auch nicht die Gegenwart Ignorieren. Der vermeintliche Angriff der Vorlok hat sich als eine seltsame Art der Rettungsaktion erwiesen. Dennoch musste man vorsichtig sein, niemand konnte sagen, ob es welche unter den Vorlok gab, die nur darauf warteten, Rache an den Deltanern zu üben. Dann war noch die Sache mit Amol Darg.

Sie war offensichtlich maßgeblich an der Wiederentdeckung und Rettung der Vorlok beteiligt gewesen. Doch der Neria Zwischenfall warf immer noch seine gewaltigen Schatten. Darum wusste auch der alte Kommandant der Seaquest zu gut. Bevor Brody auch nur ansatzweise darüber nachdenken konnte, wurde eine Verbindung vom Sternenflottenhauptquartier über die Lautsprecher im Bereitschaftsraum angekündigt. Brody aktivierte die Verbindung. Das Logo wurde sogleich von Admiral Kathryn Janeway ersetzt. Ihr Gesichtsausdruck war so undurchschaubar wie der eines vulkanischen Hohe Priesters.

„Hallo Kathryn.“

„Ron. Dies ist leider kein Höflichkeitsanruf.“

„Das habe ich erwartet. Ich nehme an im Hauptquartier geht es hoch her?“

„Eine Untertreibung. Der Föderationsrat legt eine Sondersitzung wegen der Vorlok und Amol Darg ein,“ antwortete Janeway.

„Das war zu erwarten. Ich habe vor wenigen Minuten zähe Verhandlungen mit den Deltanern beendet. Die würden dafür sorgen, dass auch kein weiteres Molekül der Vorlok die Raumtasche für alle Zeiten verlassen soll.

Und dann ist noch die Sache mit Darg. Ohne sie würden wir von den Vorlok auch jetzt nichts wissen.“

„Das ist richtig Ron. Aber es stellt uns auch vor einen Haufen Probleme. Immerhin verlangen die Nerianer, dass Darg der Prozess wegen Völkermordes gemacht wird und dass dies obendrein noch als Angriff auf die Föderation gewertet wird.“

„Das habe ich befürchtet.“

„Da ist noch mehr. Dann kommt noch die Entführung von Doktor Assjima und deren Gatten sowie die Deltaner, welche auch den Transfer der Entitäten als Angriff sehen.“

„Zugegeben, im ersten Moment sah es sehr nach einem Angriff aus. Aber es wurden lediglich Entitäten transferiert, dass habe ich auch stundenlang den deltanischen Regierungsvertretern klar machen wollen. Aber in einer Sache muss ich diesen Leuten zustimmen. Die wahren Absichten der Vorlok werden sich wohl erst noch zeigen müssen.“

„Dies habe ich auch dem Rat zu vermitteln versucht Ron. Jedoch hatte auch ich im Delta Quadranten eine ähnliche Situation, als wir auf die Vadwaur trafen, deren Geschichte einen ähnlichen Verlauf genommen hatte als die der Vorlok.“

„Was aber nicht zwangsweise heißen muss, dass es auch so kommen muss.“

„Das ist richtig Ron. Der Föderationsrat wird noch einige Tage beraten müssen, bis man sich darüber einig sein wird, wie mit den Vorlok weiter verfahren werden soll. „

„Die Frage ist nur, tun wir das Richtige? Auch in Bezug auf Darg. Die Sache wird mit jeder Sekunde immer komplizierter und könnte sich wieder gewaltig aufbauschen.“

„Alles zu seiner Zeit Ron. Sobald Sie im Orbit von Delta IV sind, wird man mehr wissen, wie es mit Darg und den Vorlok weitergehen wird. Viel Glück Ron. Janeway Ende.“

Krankenstation………………………………………

Dräng lag nun kerzengerade auf der Diagnoseliege, über die sich die Abtastvorrichtung geschlossen hatte. Ryan untersuchte den jungen Vorlok zusätzlich mit einem medizinischen Tricorder. Seit einer halben Stunde wurde Dräng von jedem nur vorhandenen Scanner erfasst und vermessen.

„Wie lange dauert das noch Doktor?“ wollte Dräng wissen.

„Nur noch wenige Augenblicke Mr Dräng. Dann sind Sie erlöst. Ihre Anatomie ist im höchsten Maße Interessant“, antwortete der Arzt und steckte den Handsensor in einer eleganten Bewegung in das Fach im Tricorder. Dann tippte er einen Befehl in die Diagnoseliege ein und der Abtaster teilte sich wieder, bevor dieser wieder in der Liege verschwand.

„Sie können aufstehen Dräng.“

Dieser richtete sich auf und rutschte von der Liege auf die Füsse.

„Mir wäre es am liebsten, wenn ich noch die Scans an mindestens 12 weiteren Vorlok vornehmen kann.“

„Wieso?“

„Nun damit man eine bessere Vergleichsbasis hat, sollte es zu einem medizinischen Notfall kommen.“

„Verstehe … denke ich. Müssen Sie noch weitere Untersuchungen an mir vornehmen?“

„Nein, wir sind fertig. Ich Danke Ihnen für ihre Bereitschaft diese Untersuchungen über sich ergehen zu lassen. Ich entschuldige mich dafür, sollte ich zu aufdringlich gewesen sein.“

„Nein Doktor, das waren Sie nicht.“

„Dann bin ich beruhigt. Was werden Sie tun? Kehren Sie wieder auf den Planeten zurück?“

„Nein, ich werde wohl nach Delta IV als Botschafter der Vorlok gehen“, verkündete Dräng stolz.

„Eine ehrenvolle Aufgabe Dräng. Ich hoffe für Sie, dass Sie auch erfolgreich sein werden. Jahrtausende alte Ängste abzubauen und Vertrauen auf beiden Seiten wieder aufzubauen ist keine leichte Aufgabe. Aber sie ist zu schaffen.“

„Danke Doktor.“

„Keine Ursache Dräng. Ich werde mich wieder kurz um Assjima uns Sam kümmern. Die Beiden sind neben Lieutenant Anquenar die schlimmsten Patienten, die ich bisher hatte. Sie können mich begleiten, wenn Sie wollen.“

Mit diesen Worten begaben sich der Arzt und der junge Vorlok zu einer Deltanerin und einem Betazoiden, welche beide als Patienten alles andere als Pflegeleicht sind.

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Nur eine Stunde später war es soweit. Die Modifikationen am Navigationssystem der Seaquest waren bereits abgeschlossen. Alle Stationen meldeten Bereitschaft zum Abflug, als Brody wieder die Brücke betrat. George hielt sich an der Ingenieurskonsole auf und überwachte die Anzeigen.

„Na schön bringen Sie uns zur Transferöffnung und aus der Raumtasche heraus. Auf einen viertel Impuls beschleunigen.“

Fast unverzüglich wurde der Befehl ausgeführt. Die Triebwerke heulten auf und setzten das 700000 Tonnen schwere Schiff in Bewegung.

„Stabilisatoren werden auf Maximum geschaltet“, teilte George mit. Die Öffnung näherte sich langsam auf dem Sichtschirm. Dann begann der Boden zu vibrieren.

„Gravimetrische Verzerrungen beeinträchtigen die Flugbahn. Das Artefakt kompensiert, erreichen Peripherie der Raumtasche in 2 Minuten,“ sagte Icheb, der sich an der Opskonsole befand.

„Kurs halten Steuermann. Sobald wir vor der Öffnung sind auf halben Impuls beschleunigen.“

Das Schiff erreichte die Öffnung und richtete sich so aus, dass der Bug direkt auf das sichtbare All am Ende des Transferkanals zeigte. Die Vibrationen hatten sich zu einem leichten Beben verstärkt.

„Was ist los?“

„Vermutlich war das Artefakt nie für ein derart großes Schiff wie die Seaquest geschaffen worden. Das Artefakt kompensiert weiterhin“, beantwortete George die Frage des Kommandanten.

„Na schön halten wir den Ritt so kurz wie möglich. Trägheitsdämpfer auf volle Leistung. Steuermann, auf vollen Impuls beschleunigen. Los!“

Die Seaquest beruhigte sich wieder, während das Schiff wie ein Raubvogel nach vorne stürzte. Die gravimetrischen Verzerrungen stellten sich immer wieder der Seaquest in den Weg. Doch durch das Artefakt schaffte das Forschungsschiff es trotzdem das freie All zu erreichen. In einer eleganten fließenden Bewegung näherte es sich der America und der Ilija.

„Captain, wir sind wieder frei“, verkündete George.

„Na schön. Icheb ein Zeitsignal einfangen und den Schiffschronometer synchronisieren. „

Ein Zirpen auf Kusanagis Konsole ließ den Kopf des Kommandanten in die entsprechende Richtung umdrehen.

„Wir werden von der America gerufen.“

„Auf den Schirm.“

Marlesia atmete erleichtert auf, als Sie das Raumschiff der Intrepid Klasse aus der Raumtasche fliegen sah. Kurz darauf war auch die Verbindung aufgebaut.

„Hallo Ron. Wir freuen uns Sie wieder hier zu haben. Wie ist ihre Lage?“

„Danke Marlesia, Schiff und Besatzung sind unbeschadet und einsatzbereit.“

„Das freut mich. Wir haben den Auftrag Sie und Ihr Schiff nach Delta IV zu Eskortieren. Man erwartet uns dort.“

„Verstehe, dann wollen wir losfliegen.“

Wenige Sekunden später gingen alle drei Schiffe auf Warp um Stunden später in den Orbit von Delta IV an zu kommen.

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Die Rückkehr in den normalen Raum hatte für Milseya unangenehme Konsequenzen – in Form von stechenden Kopfschmerzen, verursacht von den telepathischen Hintergrundgeräuschen, die die Bajohaliianerin unvorbereitet trafen. Nach einer guten Stunde Meditation hatte sie das Rauschen wieder im Griff, doch die Kopfschmerzen ließen nicht nach.

Als Milseya auf der Krankenstation nach einem leichten Schmerzmittel nachfragte, erfuhr sie von dem fluchenden Ryan, dass Assjima sich selbst aus der Krankenstation entlassen hatte und nun in ihrem Quartier ruhte. Die Bajohaliianerin grinste nur verschmitzt und versuchte den Mediziner damit aufzuheitern, dass die Community-Offiziere wohl bald von Bord gehen würden und er damit endlich seine Ruhe vor ihnen hätte. Ein Schnauben war die einzige Antwort.

Milseya erkundete die Flure der Seaquest und fand schließlich das Quartier der Deltanerin. Einen Moment lang zögerte sie noch, dann aktivierte sie den Türsummer. Es wurde Zeit, dass Assjima das Amulett zurück erhielt. Schließlich war es ihr anvertraut worden.

Die Deltanerin lag im Halbdunkel auf dem Sofa und starrte viele kleine Löcher in die Decke. Sie nahm das Summen erst nach dem dritten Male wahr. „Herein“ murmelte sie müde. Als Milseya eintrat, richtete sie sich auf. Ein leises Lächeln glitt über ihr Gesicht. „Mili … wie schön dich zu sehen.“ Sie stand auf und umarmte die Freundin. „Setz dich doch.“

„Leg du dich mal lieber wieder hin“, kam es vorwurfsvoll zurück - gefolgt von einem sanftem, aber bestimmenden Schubs. „Sonst sag ich das Ryan – und der ist so oder so nicht gut auf uns beide zu sprechen!“ Milseya setzte sich auf den Sessel neben dem Sofa. „Wie geht es dir, Doc? Konntest du dich ein wenig erholen?“

„Ich habe das Gefühl, eine Woche lang durchschlafen zu müssen, kann aber kein Auge zu machen.“ Assjima setzte sich mit angezogenen Knien auf das Sofa und zog die Decke fest um sich. „Aber abgesehen von diversen Prellungen und Schürfwunden soll alles in Ordnung sein … laut Ryan. Ich weiß nicht ob ich ihm glauben soll, aber ich lebe immerhin und das habe ich euch zu verdanken.“

„Hinlegen, Assjima – nicht hinsetzen!“, mahnte die Bajohaliianerin. „Und wenn Ryan dir das sagt, dann hat er Recht. Du solltest auch andere Meinungen gelten lassen, Doc. Was dein Leben beanlangt .. das waren nicht wir, das warst du ganz alleine. Ich habe deinem Mann in der Zelle gesagt, dass du ein zäher Brocken bist – aber er scheint dich nicht halb so gut zu kennen wie ich.“ Sie lachte kurz auf und wurde sofort wieder ernst. „Ich hätte es sofort gewusst, wenn du tot gewesen wärst... das Universum wäre auf einmal ein klein wenig dunkler geworden. Und meine Seele ein klein wenig einsamer...“

Ohne Widerspruch rollte Assjima sich in die Horizontale und schaute Milseya schräg von unten her an. „Besser so? Du kannst Ryan berichten, dass ich mich seinen Anordnungen unterwerfe. Nur nicht zwischen all den piependen Geräten dieser High-Tech-Krankenstation.“

Sie nagte zaghaft an der Unterlippe. „Wenn Aiso und Sam nicht rechtzeitig gekommen wären und ich diesen Damm geöffnet hätte … dann wäre das Universum dunkler geworden.“

„Hast du aber nicht.“ Milseya lächelte sanft. „Wann hörst du endlich damit auf, dir über Dinge Gedanken zu machen, die nicht passiert sind? Die du nicht getan hast?“

„Was man tut oder nicht tut ist nicht immer von Belang. Was man bereit wäre zu tun ist erschreckender.“

„Das sehe ich anders“, gab Milseya zurück. „Unsere Handlungen sind es, die diese Welt verändern. Die andere Individuen betreffen.“ Sie lehnte sich in dem Sessel zurück. „Natürlich sind die Dinge, von denen man selbst weiß, das man dazu bereit gewesen wäre, für einen selbst oft erschreckend. Aber sollte nicht die Tatsache, dass man sich anders entschieden hat, mehr wiegen? Dasjenige sein, dass uns zeigt, dass wir besser sein können und über uns hinauswachsen können?“ Sie erhob sich plötzlich aus dem Sessel. „Möchtest du einen Tee?“

„Ja … gerne“ nickte Assjima. „Ich weiß … du hast ja recht. Aber … ich sehe mich die ganze Zeit in einem Spiegel. Und dieses Bild ist so dunkel, dass ich mich darin kaum wieder erkenne.“

„Das ist so typisch für dich!“, gab Milseya ein wenig ungehalten zurück und aktivierte den Replikator. Mit zwei Tassen Tee kehrte sie zurück. Vorsichtig reichte sie ihrer Freundin eine Tasse und setzte sich dann mit der anderen wieder in den Sessel. „Du kannst Veränderung einfach nicht akzeptieren. Schon gar nicht irgendwelche dunklen Seiten an dir. Alles muss immer rein sein. Hell. Perfekt. Göttlich. Warum fällt es euch Deltanern so schwer, zu akzeptieren, dass ihr nicht anders, nicht besser, seid als wir alle anderen auch? Was soll so verdammt toll daran sein, nie Fehler zu machen? Nicht seiner eigenen Bestimmung, seinem eigenen Charakter zu folgen und sei dies noch so dunkel und noch so wüst?“

„Du darfst nicht immer von mir auf die anderen schließen. Die meisten Deltaner sind sich ihrer Unzulänglichkeiten durchaus bewusst. Auch ich bin es.“ Sie richtete sich wieder auf und nahm die Tasse in die Hand. „Aber ich darf es nicht sein … zumindest nicht in der Öffentlichkeit.“ Sie unterbrach sich und nippte vorsichtig an dem heißen Getränk. „Wie oft schon habe ich diese weiße Schule verflucht …“ Der Tee schwappte über als Assjima die Tasse unsanft auf dem Tisch ansetzte. „Es geht einfach nicht zusammen … ich weiß nicht, ob ich das noch länger tragen will … kann …es ist irgendwie falsch …“

„Wenn diese weiße Schule, dir nicht erlaubt, die zu sein, die du bist, dann ist sie Mist!“, brachte es Milseya für sich auf den Punkt. „Wie kann diese Schule euch irgendwas lehren, wenn sie nicht begreift, dass sich das Leben nicht Dogmen, Axiomen und irgendwelchen Lehren unterwirft? Dass das Chaos die einzige Konstante ist?“ Die Bajohaliianerin schüttelte den Kopf. „Tut mir Leid, Assjima. Ich sollte nicht über Dinge richten, die ich nicht einmal annähernd kenne oder verstehe. Aber ich sehe, dass du deswegen leidest. Und das kann nicht der Sinn dieser Schule sein. Das darf niemals und nirgends der Sinn irgendwelcher Lehren sein.... Und ich bezweifle, dass du und die anderen Deltaner euch tatsächlich eurer Unzulänglichkeiten bewusst seid. Denn dann würdet ihr sie nicht hinter dieser heuchlerischen Besserwisserei verstecken, mit dem ihr glaubt, dem Universum euren eigenen Maßstab aufdrücken zu müssen.“

Assjima warf der Pilotin einen erstaunten Blick zu. „So siehst du uns? Als heuchlerische Besserwisser? Weil wir versuchen so zu leben, wie wir es für richtig halten? Hast du jemals von einem Deltaner gehört, der der Welt versucht, seinen Maßstab aufzudrücken? Irgendeinen … außer mir? Wir leben einigermaßen zurück gezogen … weil wir nicht davon ausgehen, dass andere so leben können und wollen wie wir.“

„So sehe ich euch jetzt“, betonte Milseya. „Nach all dem was geschehen ist. Und eure Art derart zurückgezogen zu leben, soll kein Maßstab sein? Die Tatsache, dass ihr keinen anderen auf euren Planeten lasst? Die Tatsache, dass ihr euch für das erste Volk haltet – das auserwählte Volk - und alle anderen für, nun sagen wir mal, weniger erleuchtet?“ Sie schüttelte den Kopf. „Ihr sät in euren Kinder die Angst vor den Vorlok – und erklärt ihnen gleichzeitig, dass sie als Deltaner stolz darauf sein können, dass ihr sie vertrieben habt. Und nicht nur das! Nein, ihr vermittelt ihnen sogar noch, dass es richtig war, diese zu töten, ihren Heimatplaneten in die Luft zu jagen – selbst wenn wir jetzt wissen, dass es nicht so war. Aber ihr erzieht eure Kinder in diesem Glauben, macht sie stolz auf diese Taten und verbietet ihnen zugleich wieder je derart in Rage zu geraten. Weil ihr jetzt auf dem friedfertigen Weg wandelt. Weil ihr angeblich daraus gelernt habt. Wenn ihr das hättet, dann würdet ihr jetzt das Auftauchen der letzten Vorlok als Chance begreifen, eure Fehler wiedergutzumachen. Aber das tut ihr nicht. Denn ihr seht darin keinen Fehler. Das nenne ich heuchlerisch.“

„Ich kann dir nicht ganz folgen, Milseya … Wer sagt denn, dass wir das Auftauchen der letzten Vorlok nicht als Chance betrachten? Urteilst du da nicht etwas vorschnell? Auf meinem Planeten wissen bislang nur eine Handvoll Leute, was passiert ist. So weit ich informiert bin ist noch nicht einmal die ganze Regierung genau informiert … du musst uns schon ein paar Stunden Zeit lassen, um über die Ereignisse nachzudenken. Nicht einmal ich weiß, was ich davon halten soll … und ich war von Anfang an dabei.“

„Gut, lassen wir deinen Leuten ein wenig Zeit, darüber nachzudenken“, nickte Milseya wohlwollend. „Bleibt dennoch die Tatsache, dass laut Malik eurer deltanischen Stolz darauf beruht, dass ihr euch in blutigster Art und Weise von euren Besatzern befreit habt...Verzeih mir meinen Sarkasmus, aber darauf könnt ihr wirklich stolz sein. Vor allem, als ihr euch DANACH für eine gewaltfreie Gesellschaft entschlossen habt. Bei allen Himmeln, Assjima, selbst auf der Erde gab es Menschen, die sich von ihren Kolonialherren ohne Gewalt befreit haben... Euch Erleuchtenden war diese Idee nicht gekommen? Natürlich halte ich euch zugute, dass ihr daraus gelernt habt. Aber dass ihr euren Stolz auf Mord und einen Genozid gründet – das ist ein starkes Stück. Selbst wir Haliianer sind nicht so übergeschnappt.“

Die Deltanerin schüttelte müde den Kopf. „Du hast da vermutlich etwas in den falschen Hals bekommen …unser Stolz basiert nicht auf der Tatsache, dass wir uns von unseren Besatzern befreit haben sondern am ehesten noch auf der Erkenntnis, dass wir dazu in der Lage waren … und es heute noch wären. Dieser Völkermord lastet bis heute schwer auf unserer Volksseele. Jeder Deltaner weiß um das Unrecht. Vor dreitausend Jahren waren wir nicht die, zu denen wir geworden sind. Wir haben damals die Kontrolle verloren und dies darf nie wieder passieren. Es wird nie wieder passieren … nicht in dieser Form. Wir könnten es rein theoretisch, aber wir werden es nicht tun. Und das ist es, worauf wir stolz sind.“

Die Bajohaliianerin hob abwehrend die Hände. „Du verzeihst mir hoffentlich, wenn ich dir sage, dass ich das völlig anders sehe. Doch will ich unsere Freundschaft deshalb nicht aufs Spiel setzen. Du kannst deine Welt und dein Volk so sehen, wie du es willst. Ich sehe deine Welt nun eben anders. Und begreife nun, warum du dich im Recht glaubst, auch wenn andere meinen, dass du Unrecht hast.“

Verwirrung huschte über Assjimas Gesicht. „Ich verstehe nicht … warum sollte ich meine Meinung ändern, wenn andere eine andere haben und mich nicht von deren Richtigkeit überzeugen können. Wünscht du mich als jemand, der sein Fähnchen in den Wind hängt und den Weg des geringsten Widerstandes geht? Das tust du doch auch nicht. Ich sehe meine Welt mit meinen Augen, du siehst die deine mit den deinen. Aber erlaube ich mir, von dir ausgehend dein ganzes Volk zu verurteilen? Warum glaubst du, dass du dazu in der Lage bist? Du weißt über meine Welt nicht mehr wie ich über die deine.“

„Oh, ich habe nicht von deiner Welt geredet, sondern von dir, Assjima. Es wird sich zeigen, wie dein Volk sich entscheidet und dementsprechend werde ich mich vielleicht bei dir entschuldigen müssen oder ich werde bei meinem Urteil bleiben. Urteil, Assjima – ich rede nicht von verurteilen. Das ist ein großer Unterschied – der mir erlaubt, neues immer wieder miteinzubeziehen und meine Meinung zu ändern. Für mich ist niemals irgendetwas in Stein gemeißelt, nichts unveränderlich.

Doch ich rede davon, dass du deinen Maßstab an das Universum anlegst. Du leidest, weil du in der Lage gewesen wärst, einen Staudamm zu zerstören, begreifst aber anscheinend nicht, weshalb H'Qar seine Freundschaft zu dir aufgekündigt hat. Wenn ich dir jetzt sage, dass du damals im Unrecht gewesen warst, was würdest mir antworten? Dass du es gut gemeint hast? Dass du nur wolltest, dass wir glücklich werden und du unserem Elternglück auf die Sprünge helfen wolltest – und deshalb nicht begreifst, wieso H'Qar derart reagiert?“

„Was hat denn nun dein Mann mit der Situation zu tun?“ Assjimas Stimme wurde schärfer. „Vermische bitte nicht Erbsen und Bohnen … Ach entschuldige … ich wollte H’Qar natürlich nicht mit einer Bohne vergleichen … aber wenn ich in den letzten Tagen eines gelernt habe, dann ist es auf meine Intuition zu vertrauen. Mein Geschenk an euch kam von Herzen – aus dem Gefühl heraus. Ich habe mich bei H’Qar entschuldigt denn ich habe seinen Stolz verletzt. Das habe ich sehr wohl begriffen. Wie kannst du es also wagen, dich hinzustellen und zu behaupten, ich würde es nicht verstehen? Aber mehr kann ich nicht tun. Er hat die Entschuldigung nicht angenommen. Das ist sein gutes Recht und ich akzeptiere es, auch wenn ich um die verlorene Freundschaft trauere. Doch dass er seitdem permanent meinen Stolz verletzt will nicht in seinen Schädel hinein. Wenn das seine Art der Rache sein soll, dann bitte. Es ist mir inzwischen egal. Und ich werde weiterhin aus dem Bauch heraus handeln.“

Sie zog die Decke wieder fester um die Schultern. „Was deine Wortwahl angeht … wenn du von mir sprichst, warum sagst du dann: Du kannst deine Welt und dein Volk so sehen, wie du es willst. Ich sehe deine Welt nun eben anders Genau das hast du gesagt. Deine Welt. Wenn du mich damit meinst, dann sage es doch. Sprich es einfach aus, dass ich mich in irgendwelchen Doktrinen verstrickt habe, die mir von allen möglichen Seiten auferlegt wurden. Meine Erziehung, meine Ausbildung … die Erwartungen Ischilas, meiner Eltern … die meiner Vorgesetzten … die eines ganzen Volkes, das alle meine Aktionen mit Argusaugen betrachtet und diskutiert. Glaubst du wirklich, dass ich mir das freiwillig ausgesucht habe? Siehst du nach all den Jahren immer noch nicht, wie ich versuche, mich aus diesen Fesseln zu befreien und mich dabei immer tiefer darin verstricke? Ich dachte, dass du es verstehen würdest. Sollte ich mich wirklich so getäuscht haben? Aber woher sollte ein solches Verständnis auch kommen. Du bist immer eine Außenseiterin gewesen, frei von traditionellen Banden, frei von Doktrinen, Vorgaben … du hast einen freien Willen, um den ich dich oftmals sehr beneide. Aber dieser freie Wille führt dich auf den Weg der Arroganz und der Selbstüberschätzung. Du siehst die Feinheiten nicht immer aus der Nähe, sondern oft von oben herab. Etwas mehr Demut würde vielleicht auch deine Perspektive ändern.“ Assjima lehnte sich zurück und schloss die Augen. Im selben Moment tat ihr das Gesagte schon wieder leid. „Entschuldige … es steht mir nicht zu, dich zu verurteilen … „ schob sie kaum hörbar hinterher.

„Doch“, nickte Milseya. „Dazu hat jeder das Recht. Du als meine Freundin vielleicht mehr als so manch anderer. Und möglicherweise hast du sogar Recht, wenn du meinst, dass ich dich von oben herab betrachte. Dass ich arrogant bin, weil ich meinen Weg gehe, wie ich es für richtig halte.“Sie lachte. „Genauso halte ich dich oft für überheblich, weil du das tust, was du für richtig hälst. Nur nennst du das dann Intuition. Ist wohl alles eine Frage des Standpunktes.“ Die Bajohaliianerin

lächelte verschmitzt.

„Du willst dich von deinen Fesseln befreien. Einen freien Willen haben. Dein eigenes Leben führen. Aber gleichzeitig willst du nicht alle Brücken hinter dir abbrennen. Keinen glatten Schnitt machen. Du willst es allen recht machen Und so gelingt es dir nur halbherzig. Und darunter leidest du. Bist voller Schuldgefühle. Und verhedderst dich immer mehr zwischen dem Wunsch nach Freiheit und der Verbundenheit zu deinem Volk. Du versuchst einen goldenen Mittelweg zu finden, der beides ermöglicht – und kannst nicht akzeptieren, dass es diesen wahrscheinlich gar nicht geben kann.“

Milseya lehnte sich zu Assjima. „Du musst eine Entscheidung treffen, Assjima. Wer willst du sein? Und bist du gewillt dafür, auch Opfer zu bringen? Schmerzvolle Opfer?“

„Ich habe meine Entscheidung getroffen, Mili … da oben auf dem Staudamm … als mir klar wurde, dass mein Volk sich geirrt hat … dass es fast drei Jahrtausende lang zu sehr an das geschriebene Wort geglaubt hat … und nicht an seine Intuition. Keiner hat es je wirklich glauben können, dass wir auf unkontrollierbarer Wut heraus tatsächlich in der Lage wären einen ganzen Planeten zu vernichten. Nicht heute, nicht vor dreitausend Jahren. Ich kann meine Wurzeln nicht kappen. Dann wäre ich nicht länger ich. Es wird meine Aufgabe sein, die Fehler der Geschichtsschreibung aufzuarbeiten. Wir haben knapp neunhundert Dilrak getötet. Dass aber die Heimatwelt der Vorlok zerstört wurde, war ein Unfall … ein schrecklicher Unfall, für den uns die Dilrak nicht einmal verantwortlich machen. Wie sich diese Erkenntnis auf die Deltaner auswirkt, kann man jetzt unmöglich vorhersagen. Aber ich … ich bin eine Heilerin … ich muss die Wunden heilen …“

Assjima richtete sich auf und sah Milseya fest in die Augen. „Wenn Ischila es immer noch wünscht, dann werde ich einst ihre Nachfolge antreten. Nicht heute, nicht morgen … aber irgendwann … wenn die Meisterin mich ruft … dann werde ich bereit stehen. Und wenn ich dafür alle meine Wurzeln in der Sternenflotte kappen muss.“

„Gut“, erklärte Milseya. „Dann hast du noch genügend Zeit, deine eigenen Wunden zu heilen. Und vielleicht erkennst du auch, dass ein freier Wille für dich kein Widerspruch zu den Traditionen deines Volkes sein muss.“ Sie erhob sich und holte das Amulett aus ihrer Tasche. „Ich habe deine Zeit lange genug in Anspruch genommen. Denn eigentlich bin ich nur gekommen, um dir das hier wieder zurückzubringen. Und nicht um mich mit dir zu streiten.“ Sie beugte sich vor und gab Assjima einen sanften Kuss auf die Stirn. „Erhole dich. Du hast noch viel zu tun.“

Als Assjima das Amulett in die Hand nahm, leuchtete ihr Arm augenblicklich blau auf. „Danke, Mili. Es ist gut zu wissen, dass ich diesen Weg nicht allein beschreiten muss. Er hier …“ sie deutete auf das leuchtende Schmuckstück „… wird mir dabei helfen. Und Sam … und du.“

Bryn und fee folgen brav dem Knigge, der sagte: „Sei nicht zu sehr ein Sklave der Meinungen andrer von dir! Sei selbständig! Was kümmert dich am Ende das Urteil der ganzen Welt, wenn du tust, was du sollst?“

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Das Energiefeld flammte kurz auf und verblasste. Assjima trat in den kleinen Raum und nickte dem Sicherheitsoffizier knapp zu. Dieser aktivierte das Kraftfeld erneut und zog sich dann so weit zurück, dass er die beiden Frauen zwar sehen, nicht jedoch hören konnte.

Die Deltanerin zog den Stuhl heran und setzte sich. „Hallo“ grüßte sie freundlich. „Wir sind uns noch nie persönlich begegnet und dennoch habe ich das Gefühl, dass Sie mich besser kennen als ich mich selber.“

Amol Darg, die auf der schmalen Pritsche saß, verzog keine Miene.

„Mich würde interessieren, was Sie mit George angestellt haben. Irgendwie scheint er mit einem anderen Gesicht herum zu laufen. Sie haben die seltene Fähigkeit, Denkweisen zu verändern.“ Assjima beugte sich vor und betrachtete die Terellianerin eingehend. Dann fuhr sie leise fort: „Auch T'Sek haben Sie einst verändert. Sie war eine Verlorene … wollte sich dem strengen Codex der vulkanischen Traditionen nicht unterwerfen. Nach dem Tod ihrer Eltern rannte sie vor allem davon bis Sie sie fanden und in ihre Arme nahmen. Durch Sie wurde T’Sek zu einer vorbildlichen Diplomatin, vor der eine glänzende Zukunft lag … wäre sie nicht auf Neria ermordet worden. Und dann sollte alles unter einem diplomatischen Deckmäntelchen verschwinden. Die Nennung auf einer Gedenktafel … nur das sollte von ihr übrig bleiben. Nicht einmal die Mörder wollte man finden, weil man Angst davor hatte, anderes zu finden … etwas was nicht in die Pläne der Diplomaten passen könnte.“

Sie schüttelte traurig den Kopf. „Die Parallelen sind schon eigenartig … Sie haben in Ihrer Trauer und Verzweiflung einen Planten zerstören wollen … wir haben es einst getan. Wir glaubten, es aus Verzweiflung, Wut und Angst getan zu haben, doch es geschah nur durch unsere eigene Unerfahrenheit. Seit fast dreitausend Jahren leiden wir unter diesen Geschehnissen. Ist es arrogant von mir zu vermuten, dass unser Schicksal etwas mit Ihrem Umdenken zu tun haben könnte?“

Die alte Frau hob den Kopf und lächelte Assjima gutmütig an. „Ein bisschen arrogant ist es schon. Aber diese Eigenschaft scheint in euch Deltanern tief verwurzelt zu sein. Als ich den Vorlok begegnete wurde mir klar, dass Rache primitiv ist. Eine Emotion, die auf Dauer nur in einfachen Seelen Platz finden kann. Die Vorlok hingegen … in ihren Gefühlen gibt es keinen Raum für Rache. Hat Derlain dir erzählt, warum die Dilrak nach Seyalia kamen?“

„Sie waren auf der Suche nach Gold … und nach einem neuen Lebensraum.“

„Nicht nur. Sie waren auf der Suche nach euch. Nach einem einfachen Volk, das fest in der Natur seiner Heimat verwurzelt war. Sie wollten durch euch ihre gekappte Bindung zur Natur wieder herstellen und euch gleichzeitig helfen, mit den Herausforderungen des Universums zurecht zu kommen. Sie wollten von euch lernen und euch lehren. Doch ihr hattet Angst vor den Fremden und den Fremden stieg ihre technologische und körperliche Überlegenheit zu Kopf. Sie hatten die Macht über euch und ihr habt sie ihnen gegeben.“

Assjima starrte die alte Frau überrascht an. „Der Lucifer-Effekt! Der gute und der böse Engel … beide haben sie einen Platz in unserer Seele. Es kommt nur darauf an, wer die Oberhand gewinnt.“

„Macht macht böse und Angst macht böse … ich hatte die Macht, um die Nerianer zu vernichten, ihr hattet die Angst und den Hass, um die Vorlok zu vernichten. Doch es ist immer derselbe schwarze Engel.“

„Und Angst, Macht oder Hass öffnen das Ohr, in das der schwarze Engel seine Botschaft flüstert.“

„Ich habe von Kalek gehört, dass du dich auf diesem Ohr rechtzeitig taub gestellt hast. Ich bin froh, dass du es erkannt hast.“

„In letzter Sekunde“ nickte Assjima. „Ich hatte die Macht, hunderte Vorlok mit einem einzigen Handgriff zu töten, ich hatte genügend Hass in mir aufgestaut und ausreichend Angst, um es tatsächlich zu tun.“

„Was hat dich davon abgehalten?“

Assjima dachte nach. „Ich bin mir nicht sicher“ antwortete sie zögerlich. „Vielleicht war es die Vernunft. Oder es war die Stimme eines Geistes, dem ich intuitiv vertraute.“

„Vernunft hat bei dir nie eine große Rolle gespielt. Du vertraust einzig und allein deiner Intuition. Wenn diese mit der Vernunft übereinstimmt, bist du dir stets sicher, das Richtige zu tun.“

„Du hast mich sehr genau studiert“ schmunzelte die Deltanerin.

„Das war nicht besonders schwierig. Es gibt viel Geschriebenes und viel Gesprochenes über dich. Dich konnte ich einschätzen. Deswegen hatte ich dich als Opfer ausgewählt.“

„Du hättest mich fragen können.“

Amol hob den Kopf und sah der Deltanerin tief in die Augen. „Und du hättest mich unvoreingenommen angehört? Du wärest freiwillig gegangen?“

„Nein … vermutlich nicht.“ Assjima rieb sich nachdenklich die Fingerknöchel. „Ziemlich sicher nicht.“

„Und wenn ich einfach auf Seyalia aufgetaucht wäre und erzählt hätte: Hej, es gibt noch Vorlok. Die würden sich gerne wieder mit euch vertragen und wollen ganz nebenher auch noch die Seelen ihrer gefallenen Krieger zurück haben. Hätte man mir zugehört? Oder hätte man einem meiner Mittelsmänner Gehör geschenkt?“

Assjima schüttelte den Kopf. „Man hätte dich für verrückt erklärt und festgenommen. Um dann später, nach langen Diskussionen sicherheitshalber eine diplomatische Abordnung zu den Vorlok zu schicken.“

„Die diese möglicherweise erst gar nicht auf ihren Planeten gelassen hätten. Sie hatten Angst vor euch. Angst vor euer Rache und eurer Wut.“

„Eine verzwickte Situation … aber jetzt wissen wir, dass es sie noch gibt, dass wir keine angst vor ihnen haben müssen, dass sie keine Rachegefühle gegen uns hegen …“

„… und sie wissen, dass ihr nicht mehr das einfache kleine Völkchen seid, das ihr einst wart und dass ihr eure Emotionen halbwegs unter Kontrolle habt. Und dass ihr zu einem Verband gehört, der euch beschützt und es euch erlaubt, ohne Angst dem Fremden gegenübertreten zu können.“

„Der schwarze Engel der deltanischen Seele ist womöglich zu einem weißen Engel geworden …“ Assjima stand auf und streckte Amol die Hand entgegen. „Ich danke dir. Du hast ein großes Opfer vollbracht.“

Die Terellianerin ergriff diese mit allen vier Händen und lächelte „Lieber ein Leben im Gefängnis als eine im Hass gefangene Seele.“

„Wir werden in wenigen Minuten Seyann Draschu erreichen. Ich weiß nicht, ob wir uns noch einmal wieder sehen werden. Aber ich wünsche dir von Herzen alles Gute. Und ich werde mein Bestes geben, um deine Strafe irgendwie abmildern zu können.“

„Mach dir keine Sorgen, Kindchen. Durch deine Hilfe konnte ich immerhin meine Gedanken befreien.“

Auf ihr Zeichen hin ließ der Sicherheitsoffizier Assjima wieder hinaus. Draußen auf dem Korridor wartete schon ein aufgeregter Sam auf sie.

„Gut dass du endlich fertig bist. Wir müssen den Falken aus dem Hangar rausschaffen. Er blockiert die anderen Shuttles. Aus irgendwelchen Gründen wollen die Amol nicht beamen.“

„Es könnte ja einer aus ihrer großen Familie im Transporterraum sitzen und den Transporterstrahl irgendwohin umleiten“ lachte Assjima. „Dann lass uns abhauen. Ich will endlich nach Hause.“

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Derweil auf Krios Prime:

Kentan Delama wurde zu Commander Charles Springer von der lokalen Niederlassung der Sternenflotte zitiert.

"Der Nationalstolz Ihrer Spezies ist bemerkenswert, Sie haben sich in der Angelegenheit Lieutenant-Commander Assjima betreffend zuerst an die militärischen und geheimdienstlichen Kräfte von Krios Prime gewandt... Da die besagte Offizierin als Privatperson unterwegs zu ihrer Heimat war und Sie in den letzten Tagen ebenfalls ohne Uniform - wenn auch mit zum Teil erstaunlich guten Kontakten - agiert haben, werde ich Ihr Übergehen der Sternenflotten-Verwaltung auf Krios Prime noch einmal auf sich beruhen lassen."

"Vielen Dank Sir, ich habe die Angelegenheit ohnehin primär von der planetaren Warte aus betrachtet... Haben Sie inzwischen schon Neuigkeiten?"

"Uns liegen noch keine konkreten Berichte vor, aber Dr. Assjima soll tatsächlich befreit worden sein und es scheint ihr soweit gut zu gehen. Dann wurde noch wie beiläufig etwas von irgendwelchen 'Vorlok' erwähnt, ohne aber weiter darauf einzugehen. Ach ja, die Gefangennahme Amol Dargs wurde inzwischen offiziell bestätigt."

"Das sind ja mal gute Nachrichten Commander! Da Sie gerade die Vorlok erwähnten... Ist die Knightfall an ihnen dran?"

"Dazu kann ich nichts Konkretes sagen; die letzten Befehle sämtliche Sternenflotten-Aktivitäten im Umfeld des deltanischen Systems betreffend haben die USS Knightfall der Absicherung des Sektors vor möglichen Überfällen zugeteilt, da Gefahr bestand dass Piraten die Gelegenheit ausnutzen würden."

"Welche Gelegenheit Sir? Hat sich etwa ganz Delta an der Suche beteiligt?"

"Nein Lieutenant, wussen Sie nicht dass für einige Stunden sämtliche Deltaner auf einmal bewusstlos waren? Auch hier kann ich noch nichts Näheres sagen, aber es scheint ebenfalls mit diesen ominösen Vorlok zusammenzuhängen. Wie dem auch sei, wir werden Sie kontaktieren sobald ausführlichere Berichte vorliegen. Oder möchten Sie sich selbst auf den Weg machen?"

"Vielen Dank Commander, aber bis ich dort eintreffen würde wäre der Urlaub wahrscheinlich schon wieder vorbei..."

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Auf der USS Knightfall betrat derweil Professor Norton zum wiederholten Male eigentlich widerrechtlich die Brücke. "Sagen Sie Captain, wie lange müssen wir hier noch Polizei spielen? Die Deltaner sind inzwischen wieder alle aufgewacht und ich habe die Koordinaten des Planeten, auf dem die Vorlok sich derzeit angeblich befinden sollen."

Malcolm Rice wandte sich zum ebenso wiederholten Mal an den penetranten Wissenschaftler und antwortete: "Wir werden hier solange bleiben, bis das Oberkommando uns abberuft. Es ist ohnehin fragwürdig, ob das Wiederauftauchen der Vorlok aktuell tatsächlich noch in den Aufgabenbereich Ihrer Organisation fällt, denn sämtliche 'übernatürlichen' Aspekte sollen sich bereits hinreichend aufgeklärt haben."

"Diese Beurteilung überlassen Sie lieber mir. Ich erwarte eine Kopie des detaillierten Berichts von Captain... ich glaube er heißt Brody, er hat die Such- und Rettungsaktion als Kommandant des bestausgestatteten Schiffs geleitet."

"Den Bericht werden Sie selbstverständlich erhalten sobald er vorliegt, Professor. Und zu Ihrer Beruhigung möchte ich noch hinzufügen: Wir werden bald den Kurs auf das deltanische System fortsetzen, uns dort aber voraussichtlich nur kurze Zeit aufhalten. Lange genug jedenfalls, damit Commander Bishop seinen ehemaligen Kameraden kurz 'Hallo' sagen kann und Ihnen alle relevanten Berichte überspielt werden können. Allerdings dürfte keine Zeit für ein persönliches Gespräch mit Dr. Assjima bestehen, zumal sie sich bestimmt noch von den Strapazen ihrer Entführung erholen muss."

"Das deltanische System... Die Vorlok haben sich aber etwas außerhalb niedergelassen... Nun ja, es kommt auch darauf an welche Aufgabe der Ausschuss des Wissenschaftsrats mir demnächst vermittelt. Eines aber kann ich Ihnen sagen: Sollten wir wieder losgeschickt werden, um einen Nebel zu erkunden der angeblich aussieht wie Elvis, werde ich diesen Befehl verweigern und mich stattdessen mit den wesentlich konkreteren Vorlok befassen."

Der Captain und der Professor glaubten kurz ein verhaltenes Kichern aus der Richtung der taktischen Konsole zu hören, aber bis auf diesen kleinen Ausrutscher war die Brücke des Akira-Klasse-Schiffs mit den üblichen Betriebsgeräuschen erfüllt. Bruce Norton verabschiedete sich und verließ wieder die Kommandozentrale der Knightfall.

Bearbeitet von Kentan Delama
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Aiso hatte die frisch repparierte Karageh wieder ausgedockt und war mit dem Schiff selber auf Seyann Draschu gelandet. Obwohl das kleine Schiff längst gelandet war, sass Aiso noch immer im in seinem Stuhl.

“Hier bist du also – man sucht dich!” Melorah war hinter ihm im Cockpit aufgetaucht.

“Wer ist ‘man’”? fragte Aiso halblaut.

„Captain Noma erwartet deinen Bericht, Deltaner die an unglücklichen Stellen „eingeschlafen“ sind warten darauf befreit/gerettet oder sonst versorgt zu werden, und ein gewisser „Richter Eslau“ hat dich zum Abendessen „mit der Familie“ eingeladen.“ las Melorah von einem Padd ab.

„Bin gleich so weit!“ murmelte Aiso abwesend.

„Ist was?“ fragte Melorah besorgt.

Aiso nickte.

„Wegen den Vorlock?“ fragte Melorah nach.

„Auch, aber nicht nur. Ich muss einfach noch schnell ein paar Gedanken sortieren.“ antworte Aiso.

Melorah nickte und setzte sich auf den zweiten Stuhl im Cockpit: „Was haben die gesagt?“. Die – dass war natürlich die Sternenflotte, mit der Aiso seit ihrer Rückkehr in den Normalraum in regem Kontakt war.

„Nichts – eine Organisation wie die Sternenflotte entscheidet so etwas nicht im Handumdrehen. Es wird Monate dauern bis sich die Sternenflotte zu einer Entscheidung durchringt.“ entgegnete Aiso.

„Aber dein Bericht enthält doch sicher eine Empfehlung, die berücksichtigt werden wird?“ fragte Melorah.

„Natürlich enthält mein Bericht eine Empfehlung, aber glaub mir bei so grossen Entscheidungen wie dieser wird einer Empfehlung eines einfachen Lieutenants herzlich wenig Beachtung geschenkt.” seuftzte dieser.

“Und was hast du empfohlen?” Melorah konnte die Neugierde in Ihrer Stimme nicht unterdrücken.

“Die Re-Integration der Vorlock in den Normalraum. Die Sternenflotte soll ihnen einen bewohnbaren Planeten zuweisen – möglichst mit genug Abstand zu den Deltanern.” antwortete Aiso wahrheitsgetreu.

“Ja, ich denke dies wäre die richtige Entscheidung. Aber es liegt nich an uns diese Entscheidung zu treffen. Du hast gesagt, was du zu sagen hattest, alles andere haben andere zu entscheiden.” Meinte Melorah sachlich.

“Das stimmt wohl.” Bestätigte Aiso.

“Und was passiert mit Amol?” fragte Melorah weiter.

“Wird an ein Gericht überstellt. “ antwortete Aiso kühl.

“Und – die Empfehlung was das Strafmass betrifft?” interessierte sich Melorah.

Aiso seuftzte und zögerte seine Antwort einige Sekunden heraus: “Freilassung auf Bewährung!” sagte er dann.

“Na siehst du, wenn sogar der ‘Rächer der Galaxis’ milde zeigt, wer sollte sie da noch verurteilen wollen?” neckte sie ihn.

“’Rächer der Galaxis’ – hast du das bei Milseya aufgeschnappt?” fragte Aiso argwöhnisch.

“So ein Unsinn, hab ich mir selber ausgedacht. Sie mag dich, glaub mir – nur halt auf ihre Art. Komm jetzt genug getrödelt, wir wollen Cpt. Noma doch nicht warten lassen, oder?”

Bearbeitet von Aiso-Plee
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Das Begrüßungszeremoniell war zu Ende. Hunderte von Händen waren geschüttelt, Tausenden von Worten war gelauscht worden. Amol, Kalek und Elin waren den Behörden übergeben worden. Wieder Hunderte von Händen, Tausende von Worten. Als aber der junge Vorlok der Öffentlichkeit auf Seyann Draschu präsentiert worden war, herrschte Stille und keine Hand regte sich. Dennoch bekam Dräng die Genehmigung, mit Sam und Assjima nach Seyalia zu reisen.

Müde und ausgebrannt saß Assjima mit Dräng in der Messe, während Sam den Falken hinunter auf den Planeten steuerte.

„Du darfst nicht traurig sein, Dräng“ sprach Assjima und stellte ihm ein Glas frischen Muselbeerensafts hin. „Sie waren überrascht, ein wenig erschrocken. Du bist ihre Nemesis.“

„Ich will doch gar keine Rache“ murmelte der junge Vorlok niedergeschlagen.

„Nein, aber sie sehen in dir ihren Richter.“

„Worüber soll ich denn richten? Über einen Unfall, der vor fast dreitausend Jahren geschah? Das ist doch lächerlich!“

„Es wird deine Aufgabe sein, das klar zu stellen. Du wirst unser Lehrer werden.“

„Nemesis … Lehrer … aber kein Krieger …“ Es hörte sich an, als ob Dräng seinen Entschluss schon jetzt bereuen würde.

„Du wirst den größten Kampf ausfechten, den je ein Vorlok gekämpft hat. Du musst dreitausend Jahre Geschichtsschreibung umschreiben, eine mächtige Mauer aus Angst einreißen, Mythen und Legenden neu deuten, Vorurteile in besseres Wissen umwandeln … Es wird nicht leicht, aber du wirst es schaffen, wenn du es nur wirklich willst.“

„Das sagst du so einfach … warum ist Derlain nicht selber gegangen?“

„Weil sie damals dabei war. Du aber …“ Assjima legte ihre Hand auf die seine „ … du bist jung. Zu jung um schuldig zu sein. Bei uns glaubt niemand an die Erbsünde. Man ist stets nur der, zu dem man durch eigenes Agieren geworden ist. Die Taten der Eltern zählen nicht. Du bist der Enkelsohn einer der wichtigsten Personen unter den Vorlok. Deswegen werden die Vorlok dich als ihren Vertreter akzeptieren. Doch bei uns musst du dir deine Lorbeeren selber verdienen. Es interessiert niemanden, wer deine Großmutter ist. Sicherlich: Du wirst nach deiner Herkunft gefragt werden, aber das ist nur deltanische Neugierde und Interesse an deiner Person. Derlain kennt mein Volk … zumindest so, wie es einst war. Und sie kennt dich. Sie wusste genau, was sie tat, als sie dich mit dieser Mission beauftragte. Ich kenne dich noch nicht solange, aber ich glaube, dass sie richtig gehandelt hat. Wir achten das Alter und die Jugend. Du bist beides: ein unschuldiges Kind mit einer siebzigjährigen Lebenserfahrung. Eine interessante, wenn auch ungewöhnliche Kombination. Ungewöhnlich genug, um bei meinen Leuten Neugierde zu erwecken. Und glaube mir: unsere Neugierde ist ausgeprägter als unsere Angst.“

Dräng kicherte verlegen und leerte dann das Saftglas in einem Zug. „Etwas süß … aber lecker. Daran kann ich mich jedenfalls gewöhnen.“

„He, ihr Quasselstrippen da hinten“ tönte Sams Stimme durch den Lautsprecher. „Festhalten … wir landen!“

Sanft setzte der Falke neben Eslaus Hof auf. Als sich die Luke öffnete konnten die drei schon von weitem das Geschrei der Kinder vernehmen, die in wahnwitzigem Tempo über den Platz gesaust kamen. Allen voran Mischka, die vollkommen außer Atem vor dem Vorlok eine Vollbremsung hinlegte. Sie legte den Kopf in den Nacken und starrte den jungen Riesen mit großen Augen an. „Oh man … du bist aber … seeeeehr groß! Und seeeehr … schwarz!“

Dräng lächelte verlegen. Dann beugte er sich herunter und strich dem Kind mit seiner Pranke über die Glatze. „Und du bist ganz schön winzig … und ziemlich haarlos. Du siehst aus wie deine Tante. Genauso hübsch.“

Mischka verzog das Gesicht. „Aber nicht so alt …“ Dann streckte sie dem Vorlok beide Hände zum Gruß entgegen. „Ich heiße Mischka. Die da drüben sind meine Brüder Dafu und Farik.“

Die beiden Jungen hatten Sam und Assjima mit stürmischen Umarmungen begrüßt und traten nun hinzu um den Vorlok etwas schüchtern zu begrüßen.

„Bitte entschuldigt mich“ warf Mischka übertrieben würdevoll dazwischen „aber ich muss jetzt auch mal den Anderen Hallo sagen.“ Dann sauste sie los und warf sich Assjima und Sam in die Arme.

Inzwischen waren auch die erwachsenen Familienmitglieder eingetroffen und begrüßten die Ankömmlinge mit lautem und freudigem Hallo. Siria hatte auf der Terrasse eine große Tafel eingedeckt und wartete mit einem traditionellen deltanischen Frühstück auf.

Während die Gespräche in lebhaftem Tempo kreuz und quer über den Tisch wabberten, beobachtete Assjima mit immer stärker wachsender Verwunderung wie geflissentlich die Kinder den Vorlok in Beschlag nahmen.

Nach einer Weile stupste sie den neben ihr sitzenden Malik in den dicken Bauch und flüsterte ihm leise zu: „Das da …“ sie neigte den Kopf in Mischkas Richtung, die gerade versuchte, Dräng ein Fingerspiel beizubringen „… ist gewiss nicht Vaters Werk. Die drei versuchen ganz eindeutig, den Jungen außerhalb seiner Reichweite zu halten.“

Der Philosoph grinste gutgelaunt. „Nun ja … Lakia und ich haben den dreien klar gemacht, dass sie die ersten deltanischen Kinder sind, die Dräng in seinem Leben zu Gesicht bekommt. Dass sie überhaupt die ersten außerweltlichen Kinder sind, die er kennen lernt. Lakia hat sie sehr damit beeindruckt, als sie sagte, dass sie für den Jungen das Begrüßungskomitee aller Kinder des Universums seien. Und dass er in diesen - für ihn so wichtigen ersten Stunden - ganz gewiss nicht in die Hände des gestrengen Großvaters fallen dürfe.“

„Wenn nur alle Kinder, mit denen er zusammen kommen wird, genauso gut vorbereitet wären“ antwortete Assjima. „Das habt ihr gut gemacht. Ich glaube, er hat schon etwas von seiner Unsicherheit verloren. Macht er da irgendein Tier nach?“

„So wie er rumhüpft soll das wohl eine Art vorlokscher Riesenhase vorstellen“ Malik brach in dröhnendes Gelächter aus, als Dräng sich mit seinen langen Beinen verhedderte und der Länge nach auf den Terrassenboden klatschte. „Hat Eslau dich darüber informiert, dass er deine Freunde und Kollegen für heute Abend zu uns eingeladen hat?“

„Er nicht. Aber Aiso hat es mir erzählt. Ich freue mich darauf, auch wenn es für uns noch viel Arbeit bedeutet.“

„Deine Mutter, Lakia und Siria haben das voll im Griff. Sie haben bereits jede Menge Helfer organisiert. Und es werden noch andere Gäste kommen. Alle sind begierig darauf, dich und Sam zu begrüßen. Und sie wollen Dräng kennen lernen. Es wird eine richtige deltanische Festnacht werden. Du und Sam müsst euch um nichts kümmern. Ihr solltet euch nachher etwas ausruhen. Der Abend wird für euch ziemlich anstrengend werden.“

„Ein Fest dieser Art hat mich noch nie angestrengt“ lachte Assjima und umarmte den Schwager liebevoll. „Danke für deine Hilfe, Malik. Du hast in den letzten Wochen Unglaubliches geleistet. Es ist so schön, wieder bei euch sein zu dürfen.“

„Für mein Prinzesschen würde ich das Universum aus den Angeln heben, denn ohne dich würde es etwas dunkler werden.“

„Hm … etwas in der Art hat Milseya erst vor ein paar Stunden ebenfalls behauptet und mir wenige Augenblicke später Arroganz und unzeitgemäßes Festhalten an veralteten Dogmen vorgeworfen.“

„Hat sie?“ Malik schmunzelte. „Nun ja … sie kennt dich eben.“

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Persönliches Computerlogbuch

Lieutenant Commander George Sheridan.

Sternzeit: 61507.24

Die letzten Tage waren, um es milde auszudrücken turbulent verlaufen. Alles begann mit dem Verschwinden von Assjima und Sam, dem auftauchen von Armol Darg und der Entführung meines Sohnes.

Die Vorlok versuchten nach fast drei Jahrtausenden der Abwesehenheit, wieder ihre Leuten nach Hause zu holen. Dabei bedienten sie sich einer Methode, bei dir die Entitäten ihrer gefallenen Ahnen in einer Art Transferstrahl quer durch das All in ihre bis vor Kurzem gut verborgene Heimat brachte.

Und dieser Ort ist nun ein Magnet für vielerlei Leute, Piraten, Wissenschaftler, …

„Was wollen Sie damit sagen Captain? Dass man mir den Zutritt zu der Raumtasche verwehrt?“, fragte Professor Morton beinahe hysterisch. Er sprach über Subraum mit Captain Brody. Die Knightfall hatte vor wenigen Minuten einen Schlagabtausch mit einem Ferengi Renegaten beendet und dessen Schiff in ein rauchendes Wrack mit der Botschaft verwandelt, dass die Föderation keine Plünderer und andere Freibeuter auch nur bis auf ein halbes Lichtjahr an das Gebiet der Vorlok herankommen sehen will.

„Vorerst wird ein Forschungsschiff der Sternenflotte die Raumtasche untersuchen dürfen Professor. Und selbst wann dies geschehen wird, ist noch ein Politikum.“

„Das ist ein Skandal!“, fauchte Morton als Antwort. Dann versuchte sich der Wissenschaftler zu beruhigen.“Verzeihung Captain. Das galt nicht Ihnen.“

„Ist schon in Ordnung Professor. Ich kann Ihre Neugierde nachvollziehen. Im Föderationsrat geht es gegenwärtig hoch her. Nichtsdestotrotz hat der Rat die Genehmigung erteilt, dass der Wissenschaftsrat der Föderation eine Kopie der Daten erhält, die wir mit der Seaquest sammeln konnten. Und da Sie in der Nähe sind Professor, hat der Rat beschlossen, dass Sie die erste Auswertung der Daten vornehmen sollen.“

Brody konnte für den Bruchteil einer Sekunde erkennen, wie sich das Gesicht des Wissenschaftlers aufhellte.

„Das ist … sehr erfreulich Captain.“

Doch wenn es nach dem Willen einiger Personen geht, so würde dieser Ort für immer ein Geheimnis bleiben. Viele Deltaner wird man noch davon überzeugen müssen, dass man nicht die Fehler der Vergangenheit umkehren kann und man besser nach vorne sieht. In eine gemeinsame Zukunft mit den Vorlok, die durch Armol Darg sozusagen eine zweite Chance erhalten haben.

Auch Darg ist ein heißes Eisen, vor allem im Föderationssenat……

Im Plenarsaal des Föderationsrates ging es gegenwärtig so zu wie auf einem Gemüsemarkt zur Stoßzeit. Viele Delegierte brüllten sich in einem Wilden durcheinander an, dass schon drohte, die Deckenbeleuchtung des Raumes zum Zittern zu bringen.

Der Vertreter der Deltaner wies energisch Forderungen von mindestens 30 Mitgliedswelten zurück die Vorlok schnellstens aus ihrem Exil zu holen. Die Nerianer forderten wiederum von den Deltanern die Auslieferung von Armol Darg und stellten des weiteren die Forderung, dass der Prozess auf Neria stattfinden solle.

Die Bolianer schlugen vor Darg den Prozess auf Delta zu machen, während die Benziten vorschlugen Darg zu begnadigen, da sie ja eine Zivilisation, nämlich die Vorlok gerettet hatte.

Dieser Vorschlag hatte zur Folge, dass die Deltaner und die Nerianer wie eine Geröllawine auf den Benziten losgingen, die Nerianer legten noch einen Scheit dazu mehr auf, in dem Sie mit dem Austritt aus der Föderation und der Absicht drohten sich den Romulanern anzuschließen.

Ab diesem Moment wurde es dem Vorsitzenden, einem ergrauten Vulkanier zu bunt. Er nahm den Holzhammer auf und schlug diesen mit einer Kraft auf das runde Holzpodest, welche man diesem Mann nicht zugetraut hätte. Das Geräusch war so laut, dass es tatsächlich, das Stimmengewirr übertönte und dieses endlich zum Erliegen brachte.

Dann legte er den Hammer beiseite, während er durch die Runde mit ungerührter Mine sah.

„Ladys und Gentlemen. Ich Rufe Sie alle ein letztes Mal zur Ordnung auf. Wir werden die Punkte diskutieren die anstehen, aber in einem zivilisierten Rahmen.“

Die Stimme war nicht laut oder zeigte eine Spur der Emotion. Aber sie übermittelte unverhohlen die Drohung des Vulkaniers, dass er alle Delegierte auf alten Ferengimüllkähne nach Hause fliegen lassen würde, wenn diese sich nicht zusammenreißen.

Die Kontrahenten sahen sich noch wutentbrannt an. Dann setzten sich wieder alle. Es war so still, dass man die Klimaanlage des Gebäudes brummen hören konnte.

Was aus den Vorlok werden wird, das wird erst die Zukunft zeigen. Ich hoffe für diese dass es eine glückliche sein wird. Und Armol Darg, welche ich vor wenigen Tagen auch am liebsten im tiefsten Kerker gesehen hätte. Ich hätte jeden noch für verrückt erklärt, der mir gesagt hätte, ich würde ihr eine zweite Chance geben. Doch ich tue es. Und dafür reichte nur eine einzige Frage: Was würde man tun, wenn die eigenen Kinder getötet und die Mörder einfach laufen gelassen werden? Was würde man tun?

Darg hatte diese Hölle durchschritten und am ende erkannt, dass die Auslöschung einer Welt ihr Kind nicht zurückgebracht hätte. Zumindest ist dies meine Hoffnung. Sie wird sich einem Gericht stellen müssen, so wie ich und meine Offizierskollegen und Freunde es taten, als wir die Nerianer gerettet hatten. Auf eine Groteske weise, befindet sich Armol Darg nun in der gleichen Lage wie wir, die von den Medien sogar als - glorreiche Sieben- betitelt wurden.

Man kann nur hoffen, dass jenes Gericht, wo immer es tagen wird, diesen Zusammenhang erkennen und das Urteil dementsprechend fällen wird. In der Zwischenzeit muss, dass Leben weitergehen …

George schaltete das Computerlogbuch ab, in, dass er noch reingesprochen hat. Dann bemerkte er seine Frau, die im Türrahmen des Schlafzimmers stand.

„Ist es schon soweit?“

„Nein noch nicht George. „

Jenax setzte sich auf das Sofa Gegenüber und blickte kurz nach draußen. Marlesia hatte darauf bestanden, das George mit Jenax und den Kindern für eine Weile auf dem Anwesen von Marlesias Familie zu wohnen.

„Übrigens Lucas hat sich gemeldet. Die Knightfall wurde etwas aufgehalten, aber heute Abend wird das Schiff den Orbit erreichen.“

„Wie geht es ihm?“

„Soweit gut, laut Nanni scheint er sich immer noch vor der Hochzeit zu drücken.“

„Irgendwann wird er nicht da herumkommen. Entweder er heiratet Nanni oder sie bringt ihn um.“

„Das hat mir Nanni vorhin auch gesagt.“

„Lass uns zu Marlesia gehen. Sie hat darum gebeten, dass wir Sie abholen, bevor es losgeht.“

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Die Sonne stand hoch am Himmel, als Lakia und Assjima aufbrachen, um zu Assjimas Haus zu spazieren. Der Weg schlängelte sich zwischen Bäumen, Büschen und Steinen am Ufer entlang. An einer kleinen Bucht blieb Assjima stehen, schaute blinzelnd über die glitzernde Wasseroberfläche und murmelte: „Diesen Ausblick habe ich sehr vermisst.“

„Er ist auch besonders schön“ kommentierte Lakia versonnen. „Es fällt mir immer noch schwer, nachzuvollziehen, wie du ohne all dies hier auskommen kannst.“

„Ich sperre das Heimweh einfach aus … meistens jedenfalls.“

Lakia lachte. „Allein daran würde ich kläglich scheitern. Da fällt mir gerade ein … in den Wochen, in denen nach euch gesucht wurde haben Aki und Dafu viel Zeit in deinem Haus verbracht und … na ja … sie haben ein paar Veränderungen vorgenommen.“

„So?“ Assjima zog gespannt eine Augenbraue nach oben. „Hoffentlich nicht allzu viel?“

„Nun … die beiden dachten sich, dass du vielleicht nicht immer an Setak erinnerst werden möchtest und haben deswegen die Heizungsanlage, die er damals konstruiert hat, umgebaut. Außerdem wurde alles frisch gestrichen und die Veranda ausgebessert. Ein paar der Dielen waren ziemlich morsch. Und sie haben …“ Lakia zögerte.

„Was haben sie?“

„Das war Dafus Idee. Du hast so viele außerweltliche Freunde. Er dachte sich, dass die bestimmt auch mal zu Besuch kommen möchten und dass dein Gästezimmer dann zu klein sein könnte. Jedenfalls hat er dir eine zusätzliche Hütte gebaut. Aki konnte ihn nicht davon abhalten.“

„Dafu ist erst zwölf Jahre alt. Auf diese Hütte bin ich wirklich gespannt.“

„Unterschätze deinen Neffen nicht. Ich beneide dich ein wenig um dieses Gästehaus.“

Assjima lachte. „Komm! Ich muss das jetzt sehen!“

Die Schwestern gingen zügig weiter und erreichten wenige Minuten später das kleine Anwesen. Auf den ersten Blick war außer einem neuen Anstrich und der restaurierten Veranda nichts Auffälliges zu erkennen.

„Hat er die Hütte im Wald versteckt?“

„Nicht direkt“ Lakia deutete nach oben „Schau mal dort!“

In der ausladenden Krone des mächtigen Lummabaums, der den Vorplatz beschattete, war die Unterseite einer hölzernen Plattform zu erkennen.

Assjima hielt überrascht die Luft an. Dann brach es lachend aus ihr heraus: „Er hat ein Baumhaus gebaut? In meinem Lummabaum?“

„Ja … in dem Baum, in dem du und Aki euch immer versteckt habt, wenn ich euch nicht finden durfte. Komm … hier geht’s hinauf.“ Lakia zog an einem Seil und von oben fiel eine Strickleiter herunter. Flink kletterten die Schwestern hinauf. „Dafu hat es geschafft, nicht einen einzigen Nagel in deinen Baum zu schlagen oder gar einen Ast abzusägen.“

Assjima schaute sich erstaunt um. Sie standen auf einer kleinen Plattform, von der aus man einen wunderbaren Blick auf den See hatte. Einen der mächtigen Äste hatte Dafu so geschickt eingebaut, dass er als Sitzbank dienen konnte. Doch das Häuschen an sich war eine architektonische Meisterleistung. Mit seinen runden Formen sah es fast aus wie das in die Äste gehängte Nest eines Gaschujavogels. Eine kurze Holztreppe führte von der Plattform durch eine Luke in das Innere. Der Raum war nicht groß, bot aber Platz für ein Bett, einen Sessel, einen Tisch, zwei Stühle, ein Regal und einen kleinen Wandschrank. Der Boden war eben, aber die Wände hatten auch innen ihre Wölbung behalten. Durch eine schmale Tür konnte man in eine weitere Kugel schlüpfen, die das Badezimmer beherbergte. Hier war selbst der Boden rund.

„Schau mal“ Lakia deutete auf eine Öffnung an der tiefsten Stelle des Fußbodens. „Das ist der Abfluss für die Dusche. Deine Gäste sollten hier nur biologisch abbaubare Seife benutzen. Aber die Toilette stammt aus Sternenflottenbeständen. Gle’ma hat sie besorgt. Inklusive Klärmodul.“

„Es ist fantastisch! Aber die rosa Wandfarbe …“

„Die geht auf Mischkas Konto. Sie hat stur darauf bestanden. Und du kennst doch Dafu. Er kann seiner kleinen Schwestern einfach nichts abschlagen. Sie wollte auch den Wohntraum rosa anstreichen. Doch da hat Aki dann ein Machtwort gesprochen.“

Lachend gingen die Schwestern in den Wohnraum zurück. „Das war auch besser so. Es wäre schade um die Maserung gewesen.“ Bewundernd strich Assjima mit der Hand über die glatten Holzwände.

„Dafu hat jede Planke einzeln von Hand gehobelt und auf traditionelle Weise über Dampf gebogen.“

„Der Junge muss wochenlang geschuftet haben …“

„Ja, das hat er. Die Pläne für diesen Bau hatte er wohl schon länger in der Tasche. Aber als er von eurem Verschwinden erfuhr hat er sich gleich am nächsten Tag an die Arbeit gemacht. Das war seine Art, mit der Sorge um euch zu Recht zu kommen. Farik und Mischka haben ihm natürlich geholfen, aber die Hauptarbeit hat er geleistet. Er ist oft schon im Morgengrauen in seine Werkstatt gegangen und hat bis spät in die Nacht hinein gearbeitet. Siria bekam ihn nicht mal zum Essen ins Haus. Komm, ich muss dir noch was zeigen.“

Nachdenklich folgte Assjima der Schwester nach draußen auf die Rückseite der Hütte. In der Nische zwischen Wohn- und Waschkugel befand sich unter einem kuppelförmigen Holzdach eine Küchenecke mit Kochplatte und Holzgrill.

„Er hat wirklich an alles gedacht.“

„Ja … sogar an die Heizung. Der Wärmekristall aus deinem Haus … den hat Aki hier hinter dem Bad neu installiert. Er heizt nun nicht mehr nur dein Haus, sondern auch die Hütte. Du hast dadurch bei dir mehr Platz und wirst nicht immer an Setak erinnert. Und wenn du erinnert werden willst … oder einfach nur seine Schönheit genießen möchtest … dann kannst du auf deinen Baum klettern, und mit der Wärme im Rücken über den See schauen.“

In Assjimas Hals bildete sich vor Rührung ein dicker Klos, so dass sie keinen Ton hervor brachte. Einen Moment lang blieben sie noch stehen und genossen die herrliche Aussicht.

Als sie etwas später wieder festen Boden unter den Füßen hatten, sahen sie den stillen Dafu wartend auf den Stufen vor der Haustüre sitzen. Er stand verlegen auf. „Und? Gefällt es dir?“ fragte er schüchtern.

Assjima nahm ihn in die Arme und drückte ihn fest an sich. „Es ist ganz wunderbar“ flüsterte sie ihm leise ins Ohr. „Und es tut mir so leid, dass du dich immer wieder um mich sorgen musst.“

„Dafür bringst du uns das Universum nach Hause“ antwortete der Junge ebenso leise. „Ich freue mich auf deine Freunde, die heute Abend kommen werden. Sie haben bestimmt viele tolle Geschichten zu erzählen.“

„Ganz bestimmt! Und wenn sie in Zukunft zu Besuch kommen und hier wohnen können, dann werden sie dir alles über das Universum erzählen, was du auch immer wissen möchtest.“

Dafus Augen leuchteten. „Das wird wunderbar!“

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Das Knarren einer Treppenstufe holte Assjima aus dem Tiefschlaf. Sie konnte sich nicht überwinden, richtig aufzuwachen und drehte sich auf die Seite. Das Flüstern aus dem Untergeschoss drang nur schwach in ihr Bewusstsein.

„Vorsicht … die Treppe ist neu. Du musst dich erst noch an sie gewöhnen.“

„Es geht schon, Chemaschu. Aki hat die Stufen bestimmt nach Normvorgaben gebaut. Autsch!“

Wesjla kicherte leise. „Aki hat noch nie etwas nach Norm gemacht. Noch eine Stufe, Jalim.“

„Danke. Wo ist Assjima? Ich kann sie nicht hören. Schläft sie womöglich noch?“

Wesjla schob die Zimmertüre auf und flüsterte: „Ja …“

„Wie sieht sie aus?“

„Blass … und etwas älter.“

„Etwas anderes hätte mich auch sehr gewundert.“ Assjima spürte eine leise Bewegung neben sich, dann eine Hand, die sanft über ihre Wange strich. „Du erlebst in einem Jahr mehr als mancher von uns in einem ganzen Leben.“

Die dunkle Stimme des blinden Jalim holte sie nun endgültig ins Hier und Jetzt zurück. Sie griff nach seiner Hand und murmelte: „Zuviel um über alles nachdenken zu können. Und deswegen möchte ich oft mit euch tauschen.“ Sie öffnete die Augen. „Che minsa Jalim ...Wesjla ... ich bin glücklich, euch zu sehen.” Die drei Freunde umarmten sich lange und innig. Nicht einmal die lauten Stimmen vor dem Haus konnten diesen heiligen Moment stören.

“Warum zum Teufel dauert das so lange, eine Ärztin aus dem Bett zu holen? Hier ist weit und breit keine Meg zu sehen, an der man erst mal vorbei muss!” Talana stand mit hinter dem Rücken verschränkten Armen auf der Veranda und wippte ungeduldig auf und ab.

“Krieg dich wieder ein” brummte Gle’ma gutmütig. “Das Fest fängt nicht ohne Assjima an. Und dein Telisch ist ja auch noch nicht da.”

“Aber er wird jeden Moment ankommen.”

“Na und? Willst du etwa wie ein Mauerblümchen schmachtend warten um ihm dann einfach so in die Arme zu fliegen? Das steht dir nicht, Süße. Lass den ruhig ein wenig schmoren.”

“Du hast ja keine Ahnung von was du da sprichst! Ich habe ihn seit Monaten nicht mehr gesehen.”

“Aber wie eine Nonne hast du trotzdem nicht gelebt. Also werden dich ein paar Minuten hin oder her nicht gleich platzen lassen.”

“Muss ich jetzt darben, nur weil die drei da oben erst mal ihren Spaß haben wollen?”

Gle’ma stöhnte. “Du bist wirklich ein narzisitisches Gör. Ich kann echt nicht verstehen, was Telisch an dir findet.”

“Einen perfekten Körper vielleicht?” Talana drehte sich lachend um sich selbst.

Im selben Moment traten die drei Deltaner ins Freie. “Absolut perfekt, du blaue Schönheit” kommentierte Assjima Talanas Worte. “Telisch ist wirklich zu beneiden.”

“He Doc! Schön, dich wieder auf den Beinen zu sehen” Die Andorianerin gab der Ärztin einen freundschaftlichen Klapps auf die Schulter. “Das ging ja trotzdem echt schnell. Wusste gar nicht, dass ihr auch Quickies kennt.”

Wesjla gluckste: “Du hast wirklich immer nur das eine im Kopf. Wenn du erst mal in unser Alter kommst, dann wirst du irgendwann verstehen, dass man dann etwas mehr Zeit benötigt um sich für ein Fest heraus zu putzen.”

“Ach, das habt ihr auch noch geschafft?” Talana begutachtete Assjima Gesicht eingehend. “Doc ... dein Lidstrich ist etwas verwischt. Warte mal ...” Mit dem Finger nahm sie eine kleine Korrektur vor. “So, jetzt bist du wieder perfekt. Auf geht’s! Die ersten Gäste sind bestimmt schon eingetroffen!”

Fröhlich plaudernd machte sich die kleine Gesellschaft auf den Weg und erreichte eine halbe Stunde später Eslaus Hof.

Assjima blieb einen Augenblick lang erschrocken stehen, als sie die vielen Leute sah, die sich um lange Tische drängten. Jede Menge Sternenflottenpersonal war vertreten und Assjima war sich sicher, dass sie nicht alle von ihnen kannte. Und noch mehr Deltaner wuselten herum – mit und ohne Uniformen. Sie erkannte ein paar aus der Crew der America wieder, Captain Naalagta von der USS Ilija und sein Stab wurde ihr vorgestellt, Captain Noma, den andorianischen Kommandanten der Sternenflottenvertretung auf Seyann Draschu kannte sie bereits von früheren Begegnungen. Etwas entfernt sah sie zu ihrer Überraschung Sam und Malik inmitten einer kleinen Gruppe Klingonen und Saurianer um ein Fass herum stehen und lauthals den jungen Vorlok anfeuerten, der mit Mischka auf den Schultern, von einer johlenden Meute deltanischer Kinder verfolgt, lachend davon rannte.

Als Lakia mit einem Tablett beladen vorbei eilte, hielt sie diese am Ärmel fest. „Wie um alles in der Welt habt ihr das in der kurzen Zeit geschafft?“

Die Schwester deutete auf Wesjla, die sich gerade mit einer jungen Deltanerin unterhielt, die Assjima noch nie gesehen hatte. „Deine Freundin hat alle Bewohner des Klosters zu Sonderschichten verdonnert. Die haben es geschafft, den Laderaum des Falken komplett mit Speisen und Getränken voll zu stopfen. Und dann musste Sam noch einmal fliegen, um alle Helfer von Nelisch hierher zu schaffen. Entschuldige mich bitte – die Klingonen müssen was zu Essen bekommen. Sie werden schon ungeduldig.“ Lakia eilte weiter.

Klingonen auf Seyalia … das hat es noch nie gegeben …

Eine leise Stimme riss sie aus ihrer Verwunderung. „Hallo Commander …“

Assjima drehte sich um. Aban Walir stand vor ihr. Und neben ihm eine hübsche junge Deltanerin.

„Kadett Walir! Was machen Sie denn hier?“

„Nun …“ Seine Ohren liefen rot an „ … ich sollte Sie ja bei Ihrer Arbeit unterstützen. Als ich auf Seyann Draschu ankam, waren Sie bereits in der Raumtasche verschwunden. Das hier ist übrigens Doktor Niral. Sie ist vergleichende Sprachwissenschaftlerin und hat die Inschrift des Amuletts analysiert.“

Assjima streckte der Wissenschaftlerin die Hände zum Gruß entgegen. „Che tela ol Niral“ grüßte sie freundlich. „Haben Sie es denn übersetzen können?“

„Ich denke, dass ich nah dran bin. Es würde mir …“ Ihre Worte gingen im Krach der Triebwerke eines landenden Gleiters unter. Ein Raunen ging durch die Menge, als der deltanische Teil der Anwesenden die Hoheitszeichen Seyalias auf den Tragflächen erkennte.

„Wer kommt denn da?“ fragte Aban verwundert.

Assjima kniff die Augen zusammen. „Ich bin mir nicht sicher, aber …“ Die Luke öffnete sich. Eslau, Issaya und Malik ließen ihre Gesprächspartner stehen, um den Ankommenden entgegen zu eilen. „Das ist Jel“ fuhr sie überrascht fort. „Der Gouverneur dieser Provinz … und sein Rat. Typisch Vater! Er muss aus einer kleinen Feier unter Freunden gleich wieder einen politischen Event machen.“

„Hat er nicht, Schwesterchen.“ Aki stand plötzlich wie aus dem Boden gewachsen neben ihr. „Patriarch Jel hat darauf bestanden, dich und Sam persönlich zu begrüßen. Und er will unbedingt Dräng kennen lernen.“

„Der arme Junge“ schnaufte die Ärztin. „Er ist noch nicht einmal richtig angekommen und wird schon zum Spielball der Politiker.“

„Sei nicht so streng, Assjima. Ich denke, Jel kann gar nicht anders. Immerhin ist Dräng der erste Vorlok, der seit damals seinen Fuß auf deltanischen Boden setzt. Und er hat immerhin einen diplomatischen Auftrag. Wir können froh sein, dass Jel diesen inoffiziellen Rahmen gewählt hat. So bleibt dem Jungen der rote Teppich noch ein paar Tage erspart. Aber dir bleibt jetzt wohl nicht erspart, einmal wieder in den Blick der Öffentlichkeit zu treten. Du musst wohl rüber gehen und hallo sagen.“

„Dann will ich es wohl mal hinter mich bringen. Aban … Niral … genießt das Fest. Wir sprechen uns später bestimmt noch mal.” Assjima gab sich große Mühe, ihren Widerwillen zu verbergen, als sie sich ihren Weg durch die Menge bahnte, um zum offizellen Teil des Festes überzugehen.

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„Ist dir klar, das wir wahrscheinlich die ersten Aurelianer auf Seyalia sind?“ fragte Melorah, die Hand in Hand mit Aiso irgendwo in dem Getümmel stand.

„Wahrscheinlich sind wir das tatsächlich!“ scherzte Aiso. „Selbst für das Party-freundliche Volk der Deltaner dürfte es so etwas noch nie gegeben haben!“

„Kennst du irgendjemanden hier?“ fragte Melorah interessiert.

„Was heisst hier kennen? Ein paar hab ich schon mal gesehen, aber die meisten sind mir fremd.“ antwortete Aiso.

„Scheint alles was Rang und Namen hat hier zu sein!“ bemerkte Melorah.

Aiso nickte zustimmend. „Diese und bestimmt noch einige Mehr. Ausserdem müssen wir bestimmt nicht lange warten, bis die Klatschpresse auftauch.“

Melorah grinste breit: „Also mach bloss keinen Unsinn, sonst weis es morgen jeder Deltaner.“

„'Aurelianisches Ungeheuer entführt deltansiches Kind und verspeist es zum Mitternachstsnack!' Passt doch!“ rezitierte Aiso eine fiktive Schlagzeile.

„Das einzige Ungeheuer hier bist du!“ neckte ihn Melorah.

„Ich habe nie etwas anderes behauptet!“ gab Aiso schlagfertig zurück. „Aber für die Deltaner ist Dräng das Ungeheuer.“

„Stimmt, dabei sieht er nichtmal aus wie eines!“ bemerkte Melorah.

„Stimmt, er hat noch nichtmal Flügel, oder Krallen und er ist auch nicht übermässig Gross. Ich mein schau dich mal um hier. Wir haben Klingonen, die sich nicht benehmen können und ausser Blutwein nichts im Kopf haben, und dann haben wir uns beiden schrägen Vögel. Aber: Niemand beachtet uns. Ich frage mich tatsächlich, ob es für die Klingonen nicht schon fast beleidigend ist, wenn sich halb Delta vor diesem Kind fürchtet, und sie sozusagen halbwegs links liegen gelassen werden. Vieleicht sollte ich tatsächlich so als Zwischenmahlzeit.....“ sinnierte.

„Komm, ich bring dir was zu essen, sonst machst du noch irgendwelchen Blödsinn.“ lachte Melorah und lies ihn alleine Stehen, nur um Wenige Minuten mit einem vollen Teller zurückzukommen.

„So, bitteschön der Herr! Ich wette das schmeckt dir besser als kleine Deltaner.“

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Im Eingangsbereich von Eslaus Anwesen rematerialisierten die Sheridans, Marlesia und Brody in blauen Lichtsäulen, die sich aus vier übereinander in der Luft schwebenden Kugeln bildeten. Kaum war das Licht verloschen, so wurden die Neuankömmlinge auch stürmisch von einer scharr Kinder begrüßt.

Dieser folgte Malik, welcher George sofort erkannt hatte.

„Commander! Schön, dass Sie es geschafft haben.“, die Hände wurden nun bei jedem Einzelnen kräftig geschüttelt.

„Es wird gleich losgehen. Bitte nehmen Sie sich was zu trinken, denn die Reden werden sehr trocken ausfallen“, fügte der Historiker hinzu.

„Danke Malik, das werden wir gerne tun“, versicherte George. Dann folgte die kleine in Zivil gekleidete Delegation Malik ins Innere des Anwesens.

„Interessant. Jel ist hier“, stellte Marlesia fest, als Sie im Vorbeigehen den Gleiter mit den offiziellen deltanischen Hoheitszeichen erblickte.

„Könnte das ein Problem werden?“, fragte Brody im Flüsterton.

„Das kann man nie wissen. Jedenfalls kann es sehr leicht passieren, dass sich alles auf Dräng stürzen wird. Die übliche PR bei solchen Ereignissen.“

„Das steht zu befürchten. Man kann nur hoffen, dass der Junge ein dickes Fell hat.“

„Warten wir es ab Ron.“

„Hier rüber Leute. Von dort haben wir den besten Platz.“ George zeigte auf eine Stelle im Hof, wo einige Tische mit Getränken und einem kalten Buffet aufgebaut waren. Neugierig sahen sich Aiden und Andrew um, welche von ihren Eltern auf dem Arm durch die Mengen getragen wurden. Die beiden Einjährigen Jungen nutzen jede Gelegenheit etwas zu greifen, was sich in der Nähe ihrer Arme aufhielt. Sanft konnte George verhindern, dass Aiden ein Stirnband von einer Deltanerin in die Finger bekam oder Jenax, die verhindern konnte, dass Andrew sich für einen Dolch von einem der klingonischen Krieger begeistern konnte.

Marlesia und Michael versorgten die anderen nun mit je einem Glas Fruchtnektar, dann warteten sie die ersten Reden ab.

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Nachdem der Provinzpatriarch und sein Rat Assjima und ihre Familie überraschend herzlich begrüßt hatte und von Eslau zu einer besonders festlich gedeckten Tafel geführt wurde, musste Dräng erst einmal von seinem aufgeregten Anhang befreit werden, um dem Patriarchen vorgestellt werden zu können. Dann ergriff Jel mit lauter Stimme das Wort:

„Meine Freunde! Es ist eine große Ehre, an diesem besonderen Tag stellvertretend für die Regierung Seyalias Gast des ehrenwerten Richters Eslau sein zu dürfen. Noch nie hat es auf unserem Planeten eine derartige Versammlung gegeben. Auf den ersten Blick sehe ich hier mindestens fünfzehn verschiedene Spezies in fröhlicher Runde versammelt. Andorianer, Betazioden, Menschen, Bajoraner, Benziten, Angosianer, Saurianer, Klingonen, Vulkanier, Aurelianer … und einen Vorlok. Dieser Tag … ja, er ist fast wie ein Wunder für mich. Zum zweiten Mal in meinem Leben begegne ich Lieutenant Commander Assjima und zum zweiten Male führt mich diese Begegnung mit ihr zu einem der großen Wunder unseres Universums.

Vor etwa drei Jahren stand ich auf den Stufen des Gerichtgebäudes von Semil Krulak, als ein berengarischer Drache auf dem Platz landete. Heute stehe ich hier auf dem Hofe des ehrenwerten Eslaus und reiche einem jungen Vorlok die Hand. Dräng …“ Er drehte sich etwas zur Seite und ergriff die riesige Pranke des Vorlok. „Es fällt mir schwer, die passenden Worte für dieses umwälzende Ereignis zu finden. 2.700 Jahre Geschichtsschreibung sind hinfällig geworden. Mein Volk wird in Vielem umdenken und sich neu besinnen müssen. Ein Teil unserer Werte wird verschwinden, für einen anderen Teil müssen wir ein neues Fundament bauen, denn ihre Existenz ist für das deltanische Volk ein Schock – ein unendlich freudiger Schock! Wir haben nun die einmalige Gelegenheit, den größten Betrug unserer Geschichte aufzuklären und unser Bewusstsein auf neue Füße zu stellen. Das wird ein langwieriger und sicherlich auch schmerzhafter Prozess werden, aber ich für meinen Teil werde alle meine Möglichkeiten ausschöpfen um dafür Sorge zu tragen, dass die Nerillar diese Chance nutzen.“

In Drängs schwarzem Gesicht arbeitete es, während er nach passenden Worten suchte. Dann grinste etwas schief in die Menge: „Noch vor zwei Tagen war ich ein Kind, das nur darauf wartete, in ein paar hundert Jahren einmal ein Krieger zu werden. Und nun stehe ich hier als Botschafter und ich habe bereits begriffen, dass das Wort Krieger im Rest des Universums eine andere Bedeutung hat als auf meinem Planeten. Ein Krieger zu werden bedeutet für uns in erster Linie nicht, den Umgang mit der Waffe zu erlernen, sondern den Geist der Vollendung entgegen zu führen indem sich der Geist des Kindes mit dem reifen Geist eines Ahnen vereint. Ich werde also weiterhin daran arbeiten, einst ein Krieger zu werde. Denn erst dann werde ich meinem Volk auch ein guter Botschafter sein. Bis dahin werde ich leben, beobachten, von meiner Kultur erzählen und vor allem von euch lernen. Vielleicht gelingt es mir mit eurer Hilfe, mein Ziel ein wenig schneller zu erreichen. Denn um ehrlich zu sein: Es ist furchtbar langweilig, einfach nur auf den Geist eines anderen zu warten.“

Helles Kinderlachen ertönte aus der Gruppe der Zuhörer. „Stimmt, du schwarzer Lulatsch! Selber lernen ist viel lustiger!“

Dräng kratzte sich verlegen am Kopf. „Ihr seht … ich habe schon meine erste Lehrmeisterin gefunden. Mischka reicht mir nicht mal bis zur Brust, aber ihre Klappe ist mindestens doppelt so groß wie die meine.“

Jetzt lachte auch der Rest des Publikums. „Pass auf, dass du nicht nur Unsinn von der Göre lernst!“ dröhnte nun Maliks Bass dazwischen.

„Da mache ich mir keine Sorgen. Du wirst das schon rechzeitig korrigieren“ konterte der Vorlok schlagfertig. „Assjima hat mir klar gemacht, dass meine Aufgabe sehr schwer werden wird. Und deswegen bin ich euch für diesen freundlichen Empfang sehr dankbar. Es wird Zeiten geben, in denen ich Gegenwart und Zukunft nur in schwarzen Bildern werde sehen können. Und in solchen Zeiten werde ich mich an diese hellen Bilder aus der Vergangenheit erinnern. Dann werde ich wieder erkennen, wie es sein soll: deltanische Kinder, die mit vorlokschen Kindern spielen. Diese Erinnerung wird meine Vision, mein Wegweiser sein.“

Patriarch Jel wischte sich gerührt eine Träne von der Wange. Dann schob er die Würde seines Amtes für einen Moment beiseite, um seiner deltanischen Herzlichkeit freien Lauf zu lassen, indem er den überraschten Vorlok umarmte. „Wenn deine Gedanken gar zu dunkel werden, so kannst du mich jederzeit um Hilfe bitten, mein Junge. Das verspreche ich dir hier und jetzt. Bei meiner Ehre!“

„Wir versprechen das auch!“

„Ich auch!“

„Wir ebenfalls!“

Malik überdröhnte einmal wieder die Zurufe aus den verschiedensten Ecken: „Ich werde mir genau merken, wer da jetzt eben so laut gebrüllt hat und euch bei passender Gelegenheit daran erinnern!“

Alles lachte.

Jel hob nun erneut die Hand. „Machen wir uns nichts vor, Freunde. Es liegt ein langer steiniger Weg vor uns. Doch wären wir keine echten Deltaner, wenn wir uns von unwegsamen Pfaden abschrecken ließen. Und so doch einer einmal ins Zweifeln geraten soll, so möge er sich ein Beispiel an ihr nehmen!“ Jel drehte sich um und zog Assjima von ihrem Stuhl hoch. „Lieutenant Commander Assjima … verzeiht mir, aber ich mag diese militärischen Titel irgendwie nicht. Sie werden zu oft den dahinter verborgenen Persönlichkeiten nicht gerecht. Wenn es schon militärisch sein muss, dann würde ich am liebsten nur noch von Admiral Assjima sprechen. Das ist doch der höchste militärische Rang in der Sternenflotte, oder? Bleiben Sie sitzen, Captain Noma. Sie wissen doch, dass ich in militärischen Sachen komplett inkompetent bin. Aber in meinem Herzen nimmt sie seit ihrer Rückkehr von den Vorlok diesen Rang ein. Ich muss aber gestehen, dass ich sie schon vor drei Jahren insgeheim schon zum Captain meines Herzens ernannt habe. Und …“ Er deutete auf eine kleine Gruppe Reporter, die sich bislang diskret im Hintergrund gehalten haben. „… das dürft ihr in euren Blättern gerne wörtlich zitieren: Ich bin sehr stolz darauf, dass Assjima ein Kind unserer Provinz ist. Sie ist die beste Botschafterin, die ich mir nur wünschen kann. Denn sie reißt uns immer wieder aus der Starre. In ihrem Kielwasser folgen neue Ideen, neue Denkweisen und – seien wir doch mal ehrlich! – bei ihren Besuchen in der Heimat bringt sie uns fast jedes Mal neue Aufregung. Wie langweilig wäre es ohne sie! Semil Krulak war noch vor wenigen Jahren ein verschlafenes Provinznest, von dem außerhalb Seyalias noch nie jemand gehört hat. Doch inzwischen ist unsere Stadt, unsere Universität, unser Krankenhaus bei vielen Bewohnern der föderativen Gebiete bekannt als die Stadt, in der Lieutenant Commander Assjima studiert und gearbeitet hat, bevor sie der Sternenflotte beigetreten ist. Erst diese Dokumentation, dann die Sache mit Professor Setak, ihr betazoidischer Gatte - der von uns allen geschätzte Samylax Devimar! – die Rettung Nerias, der Kampf gegen die Borg und nun hat sie uns die Vorlok zurück gebracht. Ja, ja … ich weiß schon …“ Jel winkte lachend ab „… das hat sie natürlich nicht alles allein gemacht. Ihre fantastischen Freunde von der Community sind da natürlich genauso involviert und ich freue mich, dass so viele von Ihnen heute hier sind und Sie haben hoffentlich jede Menge toller Geschichten auf Lager, die Sie mir nachher erzählen können. Aber verzeiht mir bitte – sie ist nun mal ein Kind unserer Provinz – MEINER Provinz! Und … ach, was soll’s: ich liebe sie einfach!“

Die Zuhörer brachen erneut in lautes Lachen aus, als der Patriarch die verdutzte Assjima an sich zog und ihr einen dicken Kuss gab. „Ihr Schreiberlinge dürft euch in euren Blättern gerne über die Rührseeligkeit des Provinzpatriarchen auslassen, doch befinden wir uns auf einem privaten Fest und da darf auch ich mal meinen Gefühlen Ausdruck verleihen. Der offizielle Schnickschnack kommt noch früh genug auf uns zu. Assjima …“ Jetzt schob er die Ärztin ein Stückchen nach vorne. „Jetzt habe ich mich lange genug in den Vordergrund gedrängt. Es ist an der Zeit, dass auch du ein paar Worte von dir gibst. Immerhin sind all diese Leute wegen dir, Sam und Dräng hier.“ Jel lies sich auf einen Stuhl fallen und griff nach dem Weinglas, das Lakia ihm unauffällig reichte.

Assjima hingegen war von dem überraschenden Gefühlsausbruch des Patriarchen noch immer sichtlich überrascht. Leise begann sie zu sprechen. Doch Malik dröhnte dazwischen: „Lauter Prinzesschen! Ich verstehe kein Wort!“

Sie lachte, hob dann aber die Stimme: „Du wirst langsam alt, Dickerchen. Vielleicht sollte ich mal deine Ohren einer Grundsanierung unterziehen?“

„Gerne – bekomme ich gleich morgen früh einen Termin?“

„Mein Knie tut auch weh!“ rief eine andere Stimme aus dem Publikum.

„Und ich sehe seit gestern nicht mehr so gut!“

„Lasst euch von meinem Assistenten Aban Walir einen Termin geben, ihr Witzbolde. Wie soll ich jetzt noch eine Rede halten?“

„Gehe einfach in dich, Schwesterherz. Das kannst du doch so gut!“

„Dein Wunsch ist mir Befehl, Aki.“ Assjima atmete tief ein. „Wo soll ich anfangen? Am besten bei euch, denn ohne euch würden Sam und ich heute nicht hier stehen. Auch Dräng wäre nicht hier und unser kleines Völkchen würde weiterhin wer weiß wie viele Jahre in seiner kleinen glücklichen Scheinwelt leben. Ob die bevorstehende Zeit eine gute Zeit werden wird, kann zu diesem Zeitpunkt noch keiner von uns sagen. Aber wenn es schief geht, so kann ich immerhin euch die Schuld geben.“ Sie lachte. „Hättet ihr uns da nicht rausgeholt, würde mit Sicherheit alles beim Alten bleiben. Aber ihr werdet mir sicherlich verzeihen, wenn ich sage, dass ich verdammt froh bin, dass es nicht so gekommen ist und nicht so kommen wird. Ich verdanke euch mein Leben und weiß noch nicht, wie ich das jemals wieder gut machen kann. Ich kann mir nicht richtig erklären, warum ausgerechnet ich immer wieder in Situationen gerate, aus denen ihr mich dann wieder herausholen müsst. Hilft es, wenn ich euch verspreche, in Zukunft etwas vorsichtiger zu sein?“

„NEIN!“

„Halt die Klappe, Talana – ich versuche eine Rede zu halten!“

„Dann stelle keine rhetorischen Fragen!“

„Ich wusste gar nicht, dass du ein solches Vokabular beherrscht.“

„Das schicke Schwallen habe ich von dir abgeschaut.“

„Gut gemacht, meine blaue Schönheit. Es freut mich, dass ich dir wenigstens etwas beibringen konnte.“ Assjima schüttelte den Kopf. „Ihr macht es mir wirklich nicht leicht, die richtigen Worte zu finden. Außerdem habe ich gewaltigen Hunger. Aber ich wollte euch noch von etwas erzählen, das sich in den letzten Stunden in meinem Kopf festgesetzt hat. Es ist nur eine Idee … eher nur ein schemenhafte Ahnung. Und Milseya wird mich nun sicherlich für größenwahnsinnig halten, aber ich habe das Gefühl, dass wir Nerillar am Anfang eines ganz besonderen Weges stehen. Dräng sagte vorhin, dass die jungen Vorlok darauf warten, durch den Geist eines erfahrenen Kriegers zu Vollendung zu gelangen. Ich sehe einen ähnlichen Weg vor uns. Die Vorlok kehren zu uns zurück … Yin und Yang finden zueinander um zu einem Ganzen zu verschmelzen. Nicht heute, nicht morgen, aber vielleicht in 2.700 Jahren? Lasst uns heute damit beginnen, es heraus zu finden, indem wir Dräng …“ Sie griff nach der Hand des Jungen „ … in unserer Mitte aufnehmen. Damit er ein stabiles Fundament für seinen schwierigen Auftrag bekommt. Und ich will gerne sehen, ob meine Vision eine Basis hat oder nur wieder eine von meinen diversen Spinnereien ist. Und jetzt, mein Junge, warst du für heute lang genug Botschafter. Geh wieder spielen, bevor Mischka mit Randalieren anfängt.“ Sie gab dem Vorlok einen Klaps auf den Rücken und er rannte lachend zu den anderen Kindern hinüber. „Ihr aber - meine Freunde – nutzt heute die einzigartige Chance, ein richtiges deltanisches Fest mitzugestalten - mit Allem drum und dran. Wer weiß, wann es einmal wieder die Gelegenheit dazu gibt? Lasst es euch schmecken und habt vor allen Dingen richtig viel Spaß! Ich danke für die Aufmerksamkeit.“

Assjima verbeugte sich mit leisem Lächeln und verlor beinahe das Gleichgewicht, als Sam plötzlich von hinten seinen Arm um ihre Taille legte und sie in den Nacken küsste.

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Assjimas letzte Worte verklangen gerade im Wind, als der Gleiter in der Nähe des Anwesens landete. Ihm entstieg ein Klingone, dessen besorgte Miene nur diejenigen erkennen konnten, die ihn wirklich gut kannten. Er eilte zu dem Stimmengewirr, das ihm verriet, dass das Fest schon in vollem Gange war. Als er die vielen Personen sah, runzelte er kurz die Stirn und fluchte innerlich, dass er seiner Frau diesen Gefallen nicht rigoros abgeschlagen hatte. Er sollte jetzt bei ihr sein – selbst wenn er nichts tun konnte. Verdammtes haliianisches Weib!

Als er seine Leute sah, hob er nur kurz die Hand zum Zeichen, dass sie weitertrinken und –feiern sollten, dann erblickte er auch George und Jenax und nickte den beiden zu, ebenso wie Assjima und Sam – wenn auch deutlich kühler zu der Deltanerin. Schließlich fand er den, den er gesucht hatte.

„Richter Eslau“, begrüßte H’Qar den Richter höflich.

„AH, da sind Sie ja! Wie schön!“, gab der Deltaner freundlich zurück und sah fragend zu den beiden Seiten des Klingonen. „Aber wo haben Sie denn Ihre Frau gelassen, H’Qar?“

Der Klingone stockte nur für einen kurzen Moment. „Mein Frau befindet sich im Moment auf der Krankenstation der Seaquest, Richter Eslau. Sie bat mich hierher zu kommen, um sich für Ihre Einladung zu bedanken und Ihnen ihr Bedauern darüber mitzuteilen, dass sie ihr im Moment leider nicht folgen kann.“

„Das ist wirklich sehr schade. Ich habe schon eine Menge von haliianischen Festen gehört und wollte wissen, ob die deltanischen mit diesen mithalten können. Ich hoffe, es ist nichts Ernstes?“, fragte Eslau in einem Anflug von Neugier und Besorgnis.

„Es besteht die Möglichkeit, dass sie noch heute unser Kind verliert“, erwiderte H’Qar ohne jegliche Gefühlsregung, die auch nur andeutete, was in ihm vorging. Und bevor Eslau darauf reagieren konnte, fuhr er auch schon fort: „Ich hoffe, dass Sie es deshalb verstehen, dass auch ich nicht hier bleiben, sondern sofort auf die Seaquest zurückkehren werde.“

„Aber natürlich“ kam es betroffen zurück. „Ich hoffe, …“

„Außerdem bittet Sie meine Frau“, unterbrach ihn der Klingone rüde „es niemanden zu sagen, solange das Fest andauert. Milseya wünscht nicht, dass man ihretwegen, diesen großartigen Tag für … Assjima… und Delta stört.“

„Aber Assjima würde es mir übel nehmen, wenn ich es ihr nicht gleich ..“

„Das ist Ihr Problem, Richter“, meinte H’Qar und verabschiedete sich mit einem kurzen Nicken, bevor er rasch das Fest verließ, um zu seiner Frau zurückzukehren.

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Verwundert schaute Assjima dem Gleiter nach, der genauso zügig abhob, wie er gelandet war. „Was sollte das denn, Sam?“ fragte sie ihren Mann, der gerade damit beschäftigt war, ihren Nacken mit der Nase genauestens zu untersuchen.

„Das doch war nur der eingeschnappte Überklingone. Lass’ ihn doch rumspinnen.“

„Aber wo steckt Mili? Sie wollte doch auch kommen …“

„Vielleicht fühlt sie sich nicht“ brummte Sam, ohne seine Inspektion zu unterbrechen.

„Für ein Fest ist sie immer fit genug. Lass das bitte!“ Sie wand sich aus Sams Umarmung. „Da stimmt doch was nicht. Die Rauchwolke über H’Qars Kopf war viel größer als gewöhnlich.“

„Na ja … Übelkeit und der andere Frauenkram sind doch bei Milseyas Zustand ganz normal“ brummte Sam nun missmutig.

„Was für ein Zustand?“

Jetzt kratzte Sam sich verwundert am Kopf. „Sie ist doch schwanger. Hast du das vergessen?“

„Vergessen? Das hat mir keiner gesagt!“ Assjima sprang erregt auf und rannte zu Eslau hinüber. „Was hat er gesagt, Vater?“ rief sie schon einige Meter bevor sie den alten Richter erreicht hatte.

„Wer?“ Eslau stellte sein Weinglas ab und bereitete sich innerlich auf eine heftige Auseinandersetzung vor.

„H’Qar – wer denn sonst. Was ist mit Milseya?“

„Sie fühlt sich nicht gut.“

„So ein Quatsch! Sie hätte mir Bescheid gesagt. H’Qar würde sich nur herunter bemühen, wenn sie es nicht selber kann. Also!?“

„Keine Ahnung … es geht ihr nicht so gut. Das war alles, was er sagte.“ Eslau schielte zu seinem Weinglas hinüber. Ein hervorragender Tropfen. Hoffentlich bleiben die Saurianer beim Blutwein. Dieses edle Getränk in einem saurianischen Rachen wäre wie Perlen vor die Säue geworfen.

Assjima packte ihren Vater am Oberarm. „Lass den Unfug, Vater. Dieser Trick zieht bei mir nicht.“

Eslau seufzte. „H’Qar sagte, dass Milseya sich auf der Krankenstation der Seaquest befinden würde. Es bestünde Gefahr, dass sie ihr Kind verlieren könnte. Aber sie will dich auf keinen Fall sehen … sie will dir das Fest nicht verderben.“

„Vergiss das blöde Fest.“ Assjima drehte sich um und suchte nach George. „Ich bin so schnell wie möglich zurück. Sam wird mich eine Weile vertreten müssen.“ Dann eilte sie hinüber zu Sheridan. „George! Ich muss sofort hinauf auf die Seaquest. Egal, wie Sie es anstellen, aber die müssen mich direkt hochbeamen!“

Wenige Minuten später materialisierte sie im Transporterraum der Seaquest. „Bringen Sie mich umgehend zur Krankenstation“ herrschte sie den diensthabenden Fähnrich an, der ihr vor Überraschung wortlos gehorchte.

„Doktor Assjima“, begrüßte Dr. Ryan den unerwarteten Gast, als dieser durch die Schotts der Krankenstation trat. „Was führt Sie denn hier her? Bitte sagen Sie mir nicht, dass Sie sich bei Ihrem Fest den Magen verdorben haben und es auf Delta keinen Arzt gibt, der Sie behandeln mag. Auch wenn ich letzteres sofort glaube.“

„Ich hatte noch nicht das Vergnügen, heute Abend eine Mahlzeit zu mir nehmen zu können, Doktor Ryan. Ich bleibe Ihnen als Patientin also erspart“, antwortete die Deltanerin vielleicht eine Idee zu barsch. „Was ist mit Lieutenant Anquenar?“

Der Arzt sah die Deltanerin ernst an. „Milseyas Schwangerschaft war nicht geplant. Dementsprechend hat sie keinerlei Vorbereitungen getroffen, wie zum Beispiel Immunsuppressoren einzunehmen. Nun bekämpft ihr Körper die fremden Gene in seinem Organismus. Ich muss Ihnen als Medizinerin nicht erklären, was das für Folgen haben kann.“

„Vre g’lesch ke tek!“ fluchte Assjima leise. „Das ist eine üble Sache. Ich weiß, Ryan, das ist Ihre Krankenstation, aber dürfte ich Milseya bitte sehen?“

„Ach Doktor“, seufzte der Arzt. „Milseyas Wünsche waren eindeutig. Sie will nicht, dass Sie oder jemand anders außer H'Qar und die Heiler in Ihre Nähe kommen. Und ich weiß nicht, ob es für den Zustand meiner Patientin gut ist, wenn ich das nicht respektiere.“

„Und das glauben Sie ihr?“ Die Deltanerin sah den Kollegen scharf an. „Wenn sie mich nicht hier haben will, so hätte sie nur ihren Kommunikator benutzen müssen. Assjima, tut mir echt leid, aber ich fühle mich heute nicht. Ich bin nämlich schwanger und mir ist einfach unwohl. Bitte genieße den Abend ohne mich, wir holen das später nach. Das, Doktor hätte sie mir sagen können und ich hätte beruhigt bei meinen Gästen bleiben können. Stattdessen legt ihr Mann einen recht dramatischen Auftritt hin und lässt uns alle im Regen stehen.“

Dr. Ryan grinste. „Wissen Sie eigentlich, wie lange Milseya ihren Mann beknieen musste, damit er diesen – wie nannte sie es ? Ach ja! - Anstandsbesuch macht? Und ehrlich gesagt, Doktor Assjima, glaube ich, Sie wären auf jeden Fall hier aufgetaucht. Auch wenn Milseya sich über den Kommunikator gemeldet hätte. Denn das Wohlergehen Ihrer Freundin in andere Hände als die eigenen zu legen, kommt für Sie nicht in Frage. Und was immer Sie auch über H'Qar denken mögen, er ist seiner Frau nicht einen Moment von der Seite gerückt. Dass er sich voller Sorge um sie, einen Dreck um irgendwelche Etikette schert, rechne ich ihm hoch an. Doch...“ er ging zu einem Sichtfenster und deaktivierte den Sichtschutz. „... da Sie schon einmal hier sind, fragen wir doch Milseya und ihre Heiler, ob Sie sie sehen können.“

Er winkte Assjima zu sich, damit sie einen Blick in den offensichtlich steril gehaltenen Raum werfen konnte. Sie konnte H'Qar erkennen, der sich gut zwei Meter von dem Bett seiner Frau entfernt hielt und diese keine Sekunde aus den Augen ließ. Ebenso wenig wie die vier Gestalten, die sich um die kleine Bajohaliianerin bemühten.

Plötzlich mittendrin erhob sich einer von ihnen und blickte direkt zum Fenster. Er starrte Ryan eine Weile lang an, blickte dann hinab zu Milseya. Jene lag blass und mit eingefallenen Wangen in dem sterilen Bett und schüttelte plötzlich heftig den Kopf. H'Qar sprang augenblicklich an ihre Seite und kniete sich hin, um leise und beruhigend in ihr Ohr zu flüstern. Sie entspannte sich beinahe augenblicklich und nickte schließlich. Jener Fremde, der zum Fenster gesehen hatte, blickte nun wieder dort hin und nickte nun.

„Ziehen Sie sich um, Assjima“, wandte sich Ryan an die Deltanerin. „Ich gebe Ihnen zehn Minuten.“

Während Assjima in den sterilen Overall schlüpfte, Haube, Handschuhe und Mundschutz anlegte, beobachtete sie verwundert das Szenario. Wie um alles in der Welt konnte H’Qar jetzt schon hier sein? Er war doch mit dem Shuttle unterwegs gewesen. Liebe verleiht manchmal wohl tatsächlich Flügel. Und wo kamen plötzlich diese seltsamen Figuren her, die um Milseyas Bett standen? Es war gerade mal einen Tag vergangen, seit die Seaquest den deltanischen Orbit erreicht hatte. Nun, wenn es um Milseya ging, verwunderte sie langsam nichts mehr. Trotzdem betrat sie den Raum, fest entschlossen, nichts von sich zu geben, was die Pilotin auch nur annähernd aufregen könnte.

„Che tela ol Assjima“, wurde sie von einem der Unbekannten auf deltanische Art begrüßt. „Mein Name ist Koanar. Ich freue mich, dich kennenzulernen. Milseya hat mir von dir erzählt... Es ist gut, dass du sie nicht weiter aufregen möchtest, denn das könnte ihren Zustand verschlimmern. Bitte achte darauf, dem Bett nicht allzu nahe zu kommen und berühre sie auf keinen Fall, um das sterile Feld nicht zu verletzen. Tritt näher.“

„Danke, Koanar.“ Assjima machte zwei Schritte nach vorne und blieb stehen. Ernst betrachtete sie das kleine blasse Gesicht. „Hallo Milseya“ grüßte sie sanft. Dann hob sie beide Hände “Nein … sage nichts … es reicht, wenn du denkst. So wie ich das sehe, können meine Kollegen auch einem inneren Gespräch gut folgen.“

“Warum bist du nur so verflucht stur?“, kam es müde zurück. “Ist es denn wirklich so schwer, mir einmal einen Gefallen zu tun und nicht hierher zu kommen?“

“Mich hat niemand um einen Gefallen gebeten, Mili. H’Qar hat meinem Vater gesagt, dass du mir das Fest nicht verderben möchtest und dass er deswegen die Klappe halten soll. Aber du weißt doch genau, dass so etwas bei uns niemals funktioniert. Das impliziert für mich, dass du mich gerne sehen würdest, mir aber einen Gefallen tun wolltest. Einen Gefallen, um den ich dich nie gebeten habe und es auch niemals getan hätte. Denn kein Fest in diesem Universum ist mir wichtiger als du es bist.“

“Ach, Doc!“ Milseya seufzte schwer. “Du solltest mich mittlerweile so gut kennen, um zu wissen, dass ich dich hätte rufen lassen, wenn ich dich brauche. Doch, hier und jetzt...“

“Ihr könnt weder Milseya noch dem Kind helfen“, mischte sich Koanar sanft ein.

“Es ist nicht notwendig, andere auf ihre Unzulänglichkeiten hinzuweisen“, maßregelte Milseya den Heiler und wandte sich wieder ihrer Freundin zu. “Aber er hat Recht. Ich hätte dich morgen früh gerufen, wenn wir mehr gewusst hätten. Wenn wir gewusst hätten, was geschehen wird. Aber noch..." Sie holte tief Luft. “Ist das Fest denn gut? Und damit meine ich „haliianisch“ gut!“

Assjima unterdrückte einen passenden Kommentar in Richtung Koanar und zuckte stattdessen die Schultern. “Ich habe keine Ahnung, ob es gut ist. Es hatte gerade eben erst angefangen. Doch ich bin sicher, dass unsere Feste mit den euren locker mithalten können. Deine klingonischen Freunde waren jedenfalls schon ganz gut bei der Sache. Und Mischka hat Dräng adoptiert. Er hat viel Spaß mit den Kindern. Was ist es, das ihr jetzt noch nicht wisst?“

“Der arme Dräng“ Milseya kicherte, doch es klang angestrengt. Schnell wurde sie wieder ernst. “Und wir wissen noch nicht, ob meine Tochter überleben wird. Ich dachte, das wäre dir klar. All das hier geschieht nur, um das Leben meines Kindes zu retten. Weshalb dachtest du, sind all diese Heiler hier? Etwa wegen mir? So wichtig bin ich nicht.“

“Dieser Aussage schließe ich mich keinesfalls an. H’Qar und ich werden da wohl ausnahmsweise Mal einer Meinung sein. Außerdem wird in diesem frühen Stadium ohne die Mutter auch die Tochter nicht überleben. Doch meine Frage war eigentlich eher medizinisch gemeint: Was wisst ihr noch nicht? Ob das Kind, die Mutter oder beide überleben werden, ist keine wissenschaftliche, sondern eine theologische Frage. Wie lautet die Diagnose und was wurde bisher unternommen?“

“Du bist nicht meine Ärztin, Assjima. Nicht heute. Daher...“

„Milseyas Körper stößt den Fötus ab. Sollten wir die antigene Reaktion nicht unterbinden, wird sie das Kind in den nächsten Stunden verlieren“, antwortete einer der Heiler ohne einen Blick von seinem Padd zu heben. „Wir sind im Moment dabei, Milseyas Körper beizubringen, dass der Fötus keine Bedrohung für ihn darstellt und er ihn daher nicht abstoßen muss. Aber das dauert seine Zeit. Jede Zelle ihres Körpers muss neu programmiert werden.“ Der Mann sah auf. „Haben Sie einen besseren Vorschlag, Doktor?“

“Aber ich bin deine Freundin … das kannst du nicht einfach nach Belieben ein- und ausschalten.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und betrachtete den Heiler nachdenklich, der sich eben dazu herabgelassen hatte, ihr wenigstens einen Befund mitzuteilen. „Eine Neuprogrammierung der Zellen ist eine aufwendige Angelegenheit. Haben Sie es bereits mit einer einfachen Stammzellentransplantation versucht? Es gibt hier im Orbit ein ganzes Schiff voller Klingonen. Es könnte sich jemand darunter befinden, der kompatibel ist. Das würde die Neuprogrammierung erheblich beschleunigen.“

Der Heiler betrachtete die Deltanerin lächelnd. „Bei allem Respekt vor Ihren Fähigkeiten, von denen wir alle wissen. Es ist für uns bedeutend einfacher und schneller die Zellen umzuprogrammieren als uns auf die Suche nach Stammzellen zu begeben. Zumal der Vater uns bereits seine Zellen zur Verfügung gestellt hat. Aber Milseya ist mit unserer Methode auch für zukünftige Schwangerschaften geholfen. Denn sie wird noch einige Kinder gebären.“

“Du darfst es weder mir noch ihnen übel nehmen“, erwiderte Milseya. Sie seufzte – diesmal vor Wohlbehagen. Ein leicht silberner Schimmer überfloss ihren Körper. “Bitte glaube mir, dass sie die Besten sind, in dem was sie tun. Sie haben schon Unmögliches möglich gemacht. Ich bin dir dankbar, dass du hier bist. Dass du hier sein möchtest. Aber ziehe bitte in Betracht, dass es Heiler gibt, die über Möglichkeiten verfügen, von denen du noch nicht einmal geträumt hast.“

„Verzeihe mir, Mili, wenn ich das doch etwas übel nehme. Vor allem dann wenn hier plötzlich innerhalb weniger Stunden vier Gestalten auftauchen, von denen ich noch nie gehört habe und an meiner Freundin herum experimentieren. Glaube mir, ich habe schon Dinge gesehen und erlebt, von denen ich noch nie jemandem – nicht einmal dir oder Sam – erzählt habe. Ich bin mir mehr als bewusst, dass es Wesen gibt, die Unglaubliches bewerkstelligen können. Halte es für deltanische Arroganz, aber ich traue niemandem, der meint, mir erklären zu müssen, eine Stammzellentransplantation würde mehr Zeit in Anspruch nehmen als … was auch immer die hier anstellen … ohne genauer zu hinterfragen, wie ich mir das Vorgehen vorstelle. Und das, nachdem mir wenige Augenblicke vorher gesagt wurde, man müsse bis zum nächsten Morgen warten um zu sehen, ob es funktioniert.“

Sie wandte sich nun wieder dem Heiler zu. „Sie sind nicht sicher, ob sie mit Ihrer Methode das Kind retten können. Was haben Sie geplant, falls es nicht funktioniert?“

„Es IST deltanische Arroganz“, meinte nun der dritte und musste ebenfalls lächeln. „Zumal man

mit ihrer Methode ebenso lange, wenn nicht noch länger auf das Ergebnis warten müsste.“ Er wandte sich von der Bajohaliianerin ab und sah nun Assjima direkt in die Augen. „Wir sind Milseya zutiefst verpflichtet. Wir stehen tief in ihrer Schuld. Daher ist uns dieses Kind wichtig. Uns ist gleichgültig, was Sie von uns halten, Assjima. Doch weisen wir jede Anschuldigung, wir würden an Milseya herumexperimentieren, entschieden zurück. Nur weil Sie zu unwissend und zu jung sind, um das, was hier geschieht zu verstehen, steht es Ihnen noch lange nicht zu, uns als Scharlatane zu bezeichnen.“ Er drückte Assjima ein Padd in die Hand. „Betrachten Sie den Verlauf unserer Behandlung. Wie Sie sehen, sind die antigenen Reaktionen im Verlaufe der letzten Stunde um 20 Prozent zurückgegangen. In den nächsten sechs Stunden werden es 80 Prozent sein – wenn Sie damit aufhören, unsere Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.“

„Wenn Sie mir Informationen darüber geben würden, was Sie überhaupt versuchen, dann würden wir sehen, ob ich zu jung und zu unwissend bin, um zu verstehen, was hier geschieht. Doch mein Unverständnis von Beginn an vorauszusetzen, ist ziemlich überheblich, Herr … wie war doch gleich Ihr Name? Und dass Sie Scharlatane seien, habe ich nie gesagt. Ich bin nur Leuten gegenüber ziemlich misstrauisch geworden, die aus dem Nichts auftauchen und sich mit dem Mäntelchen der Arroganz kleiden.“ Assjima warf einen Blick auf die Daten und nickte. „Das sieht bislang gut aus, doch einen Plan B haben Sie nicht?“

„Wir benötigen niemals einen Plan B, Assjima.“ Eine Hand legte sich sanft auf Assjimas Schulter. Sie strahlte eine ungewöhnliche Wärme aus, die sofort durch den ganzen Körper der Deltanern floss. „Die Zeit ist um, Assjima“, sagte Koanar mit einer liebenswürdigen Stimme. „Wenn Sie es wünschen, dann werden wir Sie über unsere Fortschritte auf dem Laufenden halten. Doch nun, gehen Sie.“

Die Ärztin schüttelte die Hand unwillig ab. „Wenn Sie niemals einen Plan B benötigen … warum dann diese anfängliche Unsicherheit, ob Sie es schaffen werden oder nicht? Wenn Milseya Ihnen vertraut, dann werde ich mich dem unterordnen. Doch verzeihen Sie mir, wenn ich zumindest vorerst weiterhin eine Zweiflerin bleiben werde. Und vergeben Sie mir, wenn ich mir für den Fall, dass Sie irren, trotzdem Gedanken über einen Plan B machen werde. Denn ich liebe Milseya. Und ihr Leben ist nicht weniger wertvoll als das des Kindes.“

Sie drehte sich um und verließ den Raum.

Draußen wartete Ryan auf sie. „Ich hasse geheimnisvolle Heiler“ brummte sie, während sie den Overall auszog. „Wo um alles in der Welt kommen die plötzlich her?“

„Sie waren plötzlich da“, erwiderte der Arzt. „Kaum, dass Milseya vor ein paar Stunden hierher kam, standen sie hier. Und auch wenn es mir nicht gefällt, dass ich nichts mehr zu sagen habe, so scheinen Sie mehr bewirken zu können als alles, was ich tun könnte. Ich will gar nicht wissen, wie es machen, solange sie der Kleinen und ihrem Kind helfen können. Und ob es uns gefällt oder nicht, das tun sie tatsächlich.“

„Hoffen wir es, Ryan. Ich kann lebhaft nachvollziehen, wie es in Ihnen aussieht. Tun Sie mir den Gefallen und halten sie mich auf dem Laufenden? Wenn diese Wunderheiler versagen, dann sollten wir dummen Förderationsmediziner vorbereitet sein.“

„Natürlich, Doktor. Und jetzt kehren Sie zurück nach Delta. Es wird eine Weile dauern“

„Ja, denn wenn ich hier bliebe würde ich vermutlich platzen. So viele salbungsvolle Stimmen vertrage ich heute nicht mehr. Danke, dass Sie mich zu ihr gelassen haben.“ Sie reichte dem Kollegen zum Abschied die Hand. „Zum Glück sind Sie etwas älter und vermutlich auch klüger als ich. Vermutlich auch weniger arrogant und ganz sicher wesentlich geduldiger. Sie werden diese Wesen hoffentlich leichter ertragen können als ich könnte. Cel milan g’schlen, Ryan.“ Sie verneigte sich leicht und verließ die Krankenstation.

Bryn und inanchfe in „Es gibt mehr zwischen Himmel und Erde als...“

Bearbeitet von Milseya Anquenar
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Sie war nicht einmal eine Stunde vom Fest weg gewesen. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem der Transporter Assjima wieder zusammengesetzt hatte, war ihre Abwesenheit von den meisten Gästen nicht einmal bemerkt worden. Aber die dunkle Wolke über ihrem Kopf, die vorher von H’Qar spazieren getragen wurde, fiel nun doch von dem einen oder anderen auf. Allerdings war sie so finster, dass sich niemand zu fragen getraute.

Kommentarlos setzte sie sich zu Sam, Lakia und Gle’ma an den Tisch, angelte sich Glas und Weinkaraffe, goss ein und trank das Glas in einem Zug aus um dann sofort wieder nachzufüllen.

„Das hat aber nicht lange gedauert“ wagte Sam nun zu sagen. „Wie geht es Mili?“

„Ich habe keine Ahnung.“

„Und du bist trotzdem wieder da? Hat Ryan dich nicht zu ihr gelassen?“

„Doch, hat er. Aber ich bin offenbar zu jung, zu ungebildet und vor allem zu arrogant um ihr helfen zu können.“

„Sagt wer?“ hakte Sam nach. „Ryan?“

„Der?“ Assjima schüttelte den Kopf. „Nein. Den haben sie aus seiner eigenen Krankenstation verbannt.“

Lakia nahm ihr die Weinkaraffe weg. „Du sprichst in Rätseln, Schwesterchen. Wer hat Ryan rausgeworfen?“

„Diese fremden … Heiler … oder als was auch immer die sich bezeichnen. Ryan erzählte, dass die plötzlich wie aus dem Nichts erschienen sind um Milis Zellen neu zu programmieren. Sie wollen versuchen, ihr Immunsystem zu verändern damit es den Fötus nicht abstößt.“

„Aber dass ist doch eine korrekte Maßnahme.“

„Sicherlich ist es das. Jeder Arzt würde das machen. Doch diese Typen wenden eine Methode an, die unserer Medizin zumindest auf den ersten Blick nicht bekannt ist. Als ich wagte nachzufragen, wurde mir unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass ich das sowieso nicht verstehen könne und ich sie mit meinen Fragen nur von der Arbeit abhalten würde.“

Lakia schüttelte den Kopf. „Eine typische Scharlatan-Argumentation. Wenn man nicht erklären kann was man tut, so hüllt man sich in Überheblichkeit.“ Sie seufzte. „Solchen Kollegen musste ich leider schon viel zu oft mit Hilfe der Behörden in den Hintern treten. Doch leider gibt es immer genug Leute, die auf sie herein fallen.“

„Ich glaube schon, dass die wissen was zu tun ist. Und Milseya vertraut ihnen. Was immer die da machen scheint auch zu funktionieren. Ich kann sogar nachvollziehen, dass sie mir nichts erklären wollen. Ich behalte so manche meiner Behandlungsmethoden auch lieber für mich, weil auch ich der Ansicht bin, dass andere Kollegen es nicht unbedingt verstehen und ich mir unnötige, vielleicht sogar hinderliche Diskussionen ersparen möchte. Aber diese Leute …“ Assjima schnappte sich erneut die Karaffe und füllte das Glas auf. „Dieses salbungsvolle Verhalten, sanfte Stimmen, freundlich, keine Ecken, keine Kanten … und dennoch arrogant und überheblich … ohne jeden Selbstzweifel … Das macht mich einfach wütend!“ Sie nahm einen kräftigen Schluck von dem Wein. „Milseyas Situation ist so komplex, dass man sich auf alle Eventualitäten vorbereiten muss. Doch was sagte einer von denen?“ Sie überlegte kurz und ahmte dann die sanfte Stimme des Heilers nach “Wir benötigen niemals einen Plan B, Assjima. Verdammt! Man benötigt immer eine Alternative!“

Sam griff nach Assjimas Arm und nahm ihr das Glas aus der Hand, welches auf dem besten Weg gewesen war, in hohem Bogen durch die Luft zu fliegen. „Beruhige dich Schatz! Du sagst doch selbst, dass Mili ihnen vertraut. Du solltest jetzt Mili vertrauen.“

„Wie soll ich das in dieser Situation, Sam? Ich bin mir nicht sicher, ob Mili alle ihre Sinne beisammen hat. Wenn sie sich nun irrt? Wenn diese Leute versagen? Ich kann ihnen nicht trauen. Nicht nach dem wenigen, was sie über ihre Methodik von sich gegeben haben. Als ich eine Stammzellentransplantation aus klingonischem Blut erwähnte, sagte einer, dass H’Qar ihnen … ich zitiere bereits seine Zellen zur Verfügung gestellt hätte. Ich habe H’Qar öfters untersucht und ich kann mich nicht an eine Kompatibilität seines Blutes mit dem Milseyas erinnern. Ich mag falsch liegen … es ist schon ein paar Jahre her. Aber wenn dem so wäre, dann wäre das doch schon bei der ersten Schwangerschaft gemacht worden. Und als dann dieser Typ auch noch sagte, dass mit ihrer Methode Milseya in Zukunft ganz problemlos weitere Kinder bekommen könne …“

„Äh, entschuldige … das ist doch auch bei einer normalen Stammzellentransplantation das übliche Resultat“ unterbrach Lakia den Redefluss der Schwester.

„Natürlich. Der Patient erhält dadurch die Blutgruppe des Spenders. Bis an sein Lebensende. Das ist medizinisches Basiswissen, welches jeder Student im Grundstudium erwirbt. Aber diese Freaks wollten mir weismachen, es sei was ganz Besonderes.“

Lakia lehnte sich zurück. „Ich kann nachvollziehen, dass du skeptisch bist. Ich wäre es an deiner Stelle wohl auch. Aber Milseya hat sich entschieden, sich von diesen Leuten helfen zu lassen. Das wirst du akzeptieren müssen.“

„Das tue ich auch. Sonst säße ich jetzt nicht hier.“

Gle’ma legte nun ihren Arm um Assjimas Schultern. „Schätzchen, du bist nicht wegen diesen Scharlatanen sauer, sondern weil Mili sie und nicht dich um Unterstützung gebeten hat. Ich würde auch ausrasten, wenn Sam den George und nicht mich bitten würde, seinen Falken zu reparieren. Aber bist du sicher, dass du ihr hättest helfen können?“

„Ja“ antwortete Assjima tonlos. „100%ig. Und sogar mit Plan B und C. Doch sie hat mich nicht gefragt.“

„Sie wollte dir das Fest nicht verderben.“

„Gle’ma … glaubst du wirklich, Milseya wüsste nicht ganz genau, dass ich auch nicht eine einzige Sekunde lang einem banalen Fest nachtrauern würde, wenn es um ihr Leben und das ihres Kindes ginge? Kann sie mich wirklich für so oberflächlich halten?“

Die Bolianerin nickte nachdenklich. „Bestimmt nicht. Also wollte sie dich nicht als Ärztin. Für eine verrenkte Schulter bist du gut genug, wenn es aber ans Eingemachte geht, traut sie dir das nicht zu. Ich verstehe“ Sie legte ihren Kopf auf Assjimas Schulter. „Verletzter Stolz ist eine schwierige Sache. Wenn es dich tröstet: ich würde mein Innerstes von dir nach außen wenden lassen wenn es sein müsste. Aber das tut jetzt nichts zur Sache. Wie willst du dich ihr gegenüber in Zukunft verhalten? Ihr die Freundschaft aufkündigen?“

„Habe ich etwa eine klingonische Stirnplatte auf dem Kopf? Freundschaft ist eine sensible Angelegenheit, die schnell mal einen kleinen Knacks bekommt. Doch kleine Brüche lassen sich kitten indem man über die Schwächen des anderen hinwegsieht und sie akzeptiert. Doch das hier ist schon harter Tobak. Erst gestern hat sie mir vorgeworfen, ich sei arrogant und würde nur meine Denkweise akzeptieren …“

„WAS?“ fuhr nun Sam dazwischen. „Wie kommt sie denn darauf?“

Assjima zuckte die Schultern. „Ich weiß es nicht. Sie hat keine Beispiele genannt. Womöglich hat sie sogar Recht. An Demut hat es mir schon immer gemangelt. Aber sie und ich scheinen unterschiedliche Vorstellungen von Freundschaft zu haben. Vertrauen scheint für sie nicht dazu zu gehören.“

„Weil sie dich nicht an sich herumschnippeln ließ?“ fragte Sam. „Manchmal ist es besser, die beste Freundin nicht als Ärztin zu haben, weil der professionelle Abstand fehlt.“

„Das meine ich nicht, Imzadi. Sie hätte mir von ihrer Schwangerschaft erzählen müssen.“

„Sie wollte nicht, dass du dich auch noch um sie sorgen musst. Du warst in den letzten Stunden nicht unbedingt in der Lage, auch noch das Päckchen einer anderen mit dir herumtragen zu müssen.“

„Und das hier ist jetzt besser?“

„Ja. Jetzt bist du nur sauer. Aber sie hat dich vor vollendete Tatsachen gestellt und damit das größere Problem von dir ferngehalten. Sie hat dich ganz einfach der Verantwortung für sich enthoben. Wenn es schief geht, dann kannst du wenigstens sagen: Selber Schuld, du blöde Kuh. Hättest du dich auf mich verlassen, dann wäre alles gut gegangen. Aber du wolltest ja nicht. Pech gehabt. Und wenn sie und das Kind überleben, dann bleibt von der ganzen Sache nur ein etwas angekratzter deltanischer Stolz zurück. Eine Schramme von vielen, die du bald vergessen wirst.“

„Eine ziemlich tiefe Schramme“ brummte die Ärztin.

„Du sagtest eben selber, dass man an Freundschaften arbeiten muss. Also arbeite daran und betrachte diese Schramme es als kleines Entgelt für etwas viel Größeres, Wichtigeres. Denn im Gegensatz zu H’Qar steht dir diesbezüglich kein übertrieben aufgeblasener Stolz im Wege.“

„Aber … bin ich wirklich arrogant und intolerant?“

Gle’ma lachte. „Du darfst das dumme Gerede der Zwergenkönigin nicht zu ernst nehmen. Sie glaubt von sich, die Weisheit mit großen Löffeln gefressen zu haben. Wenn sie dir Intoleranz vorwirft, dann nur weil sie in diesem Punkt in einen Spiegel schaut. Außerdem plappert sie oft schneller als sie denkt. Doch das mit der Arroganz … du sagtest es schon selber: etwas mehr Demut täte dir nicht schaden. Es würde uns allen nicht schaden. Vor allem Milseya nicht. Ich habe selten eine so von ihren Fähigkeiten überzeugte Pilotin gesehen. Und deswegen ist sie gut. Und du bist eine irre Ärztin, weil du genau weißt, dass du es bist. Selbstzweifel ist bei der Arbeit meistens im Weg. Deswegen ist Demut was für den Feierabend.“

„HE! Was ist denn mit euch los? Gemeinschaftliches Trübsalblasen?“ Malik schwang sich auf die Bank, so dass die Bretter unter seinem Gewicht gefährlich knarrten. Er sah sich in der Runde um, lauschte kurz den Gedanken und lachte. „Ich verstehe … der kleine Zwerg im Orbit macht euch Ärger. Doch sie ist da oben und wir sind hier unten. Dazwischen ist verdammt viel Luft. Habt Vertrauen in das was ihr nicht kennt und lasst den Dingen, die ihr nicht ändern könnt freien Lauf.“ Er knallte das Weinfass, das er unter seinem Arm geklemmt hatte, auf den Tisch. „Freut euch, dass wir in dieser Runde versammelt sind und trinkt. Carpe Diem, meine Freunde“

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„Seid gegrüßt, meine Freunde!“ dröhnte es plötzlich über den Hof. Auf der Veranda stand Captain Säuselstimmchen. „Heute ist ein großer Tag für unsere deltanischen Nachbarn. Und ein großer Tag für die Crew der DienstistDienstundSchnapsistSchnaps. Wir können unseren Enkelkindern einst erzählen, dass wir dabei waren. Wir haben zwar nur bewusstlose Deltaner herumgetragen, sie aus misslichen Positionen befreit und es ihnen ein wenig bequemer gemacht. Wir haben sie vor Nackenschmerzen, Migräne, Rückenbeschwerden und Verspannungen bewahrt, aber meine Freunde: wir sind dabei gewesen! Und heute Abend hat unsere kleine Schiffskapelle die Ehre, auf Einladung des ehrenwerten Eslau bei diesem Fest aufspielen zu dürfen. Am Schlagzeug mein medizinischer Offizier Haufestdrauf.“ Ein riesiger Saurianer reckte die Arme mit zwei gewaltigen Knüppeln in den Klauen hoch und begann, auf zwei Ölfässer einzudreschen. „An der Tröte unsere zweite Mechanikerin Pfeifdocheinfachdrauf“ Eine durchaus anmutige lilafarbene Reptiliendame setzte ein eigenartiges Gerät an die Lippen und blies eine fröhliche Jazzimprovisation. Die Klingonen johlten laut auf. „Und an den Streichern mein erster Offizier Achsoknuffelig.“ Dieser ältere Saurianer hatte schon eine leichte Schlagseite, hielt sich aber noch wacker auf den Beinen. Er stand inmitten eines Sammelsuriums diverser Streich- und Zupfinstrumente. Die Ankündigung seines Captains hatte ihn offensichtlich überrascht. Schnell griff er nach einem langen Stab, dessen Ende in einem Blecheimer steckte und zupfte auf der einzigen Seite einen rasendschnellen Basslauf. „Ja ja … der Busche hat zwar Gicht in den Krallen, aber trotzdem holt ihn auf dem Bass niemand ein“ lachte Säuselstimmchen. „Und zum Schluss: Chor und Ballett.“ Er sah sich suchend um. „Wo steckt der Idiot nur wieder?“

„Hier“ Haufestdrauf zog einen winzigkleinen Saurianer der Untergattung Wäregernegrößerkannaberimmerhinaufzweibeinengehen hinter den Ölfässern hervor. „Er wollte sich wieder einmal drücken.“

„Los, Dumpfbacke! Zeig was du drauf hast!“ befahl Säuselstimmchen. Der kleine Saurianer machte zwei, drei unbeholfene Steppschritte, stolperte und fiel mit lautem Plumps die Verandatreppe herunter. Die Klingonen verschluckten sich vor Lachen an ihrem Blutwein.

„Na, der kommt schon noch in Gang, Leute. Wir haben außerdem ein paar Kisten unseres besten Brandys mitgebracht. Und jetzt wünsche ich euch viel Spaß mit Captain Säuselstimmchen und seiner Schnapskapelle!“ Er gab seinen Musikern ein Zeichen und es ging los.

Malik stieß vor Überraschung einen leisen Pfiff aus. „Wow … die sind ja richtig gut. Der gute Captain hat eine Wahnsinnsstimme. Er braucht nicht einmal ein Mikrofon um gegen die Ölfässer anzukommen“ Er stand auf und zog Assjima mit sich. „Prinzesschen – jetzt wird getanzt! Kommt, Freunde.“

Sam und Lakia sprangen ebenfalls auf und zogen die etwas widerstrebende Gle’ma mit sich auf die Tanzfläche wo sich Talana und Telisch bereits den wilden Rhythmen hingaben.

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Das Fest war in vollem Gange und jetzt wurde auch noch Musik aufgespielt.

"Komm wir müssen Tanzen" forderte Melorah ihn auf.

Das war gar nicht mal so einfach, es gab einfach zu viele Gäste oder zuwenig Raum. Ausserdem waren Aiso und Melorah breiter, wegen ihrer Flügel. So wurde es eher ein "heumrempeln" als ein tanzen.

"So funktioniert das nicht. " stellte Aiso nach 5 Minuten Fest. "Aurelianer brauchen einfach mehr Platz zum tanzen. Lass uns fliegen!"

"Wohin?" fragte Melohra erstaunt.

"Nirgendwo hin - ein paar mal ums Gelände - Wir können in der Luft tanzen!"

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Während die aus Saurianern bestehende Band loslegte und die Wände der Gebäude zum beinahe sichtbaren Zittern brachte, hatte sich Brody in eine Ecke zurückgezogen und Kontakt mit seinem Schiff aufgenommen.

In knappen Worten berichtete der Schiffsarzt dem Kommandanten der Seaquest über den Status der Patientin, die sich in die Hand von mysteriösen Heilern begeben hatte und Ryan zu einem Zuschauer auf der eigenen Krankenstation degradierten. Laut Ryan war die Lage seit Assjimas besuch unverändert. Die Sensoren der Krankenstation jedoch würden jeden Schritt akribisch Aufzeichnen um das Ganze später nachvollziehen zu können. Brody beendete die Verbindung, indem er seinen Insignienkommunikator berührte, welcher unter seiner Weste versteckt war.

Dann kehrte dieser wieder zu Marlesia, George und dessen Familie zurück.

„Unverändert.“ Mehr brauchte der Kommandant nicht zu sagen.

„Es macht keinen Sinn sich nicht an dem Fest zu beteiligen. Milli würde wütend werden, wenn Sie erführe, dass dieses Fest hier ihretwegen zu einer Art Gedenkveranstaltung werden würde“, sagte George. „Kommt schon, wann hat man sonst so was gesehen?“

George reichte seiner Frau die Hand und führte diese ebenfalls zur Tanzfläche. Dann begannen Beide zum Rhythmus zu tanzen.

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Eigentlich gehörte Richter Eslau nicht zu den Männern, die sich nach dem Wohlbefinden des anderen erkundigten, aber hier saß er nun neben seiner Tochter, leicht amüsiert die Tanzenden beobachtend, ein Glas Wasser in der Hand und hatte gerade eben tatsächlich diese Frage gestellt.

Assjima wusste nicht sogleich was sie antworten sollte. Eine solche Thematik war sie von ihrem Vater nicht gewöhnt. Doch entschloss sie sich, gerade heraus zu antworten, womöglich um einer intensiveren Suche in ihrem Inneren vorzubeugen. „Müde bin ich, Vater. Unendlich müde. Aber auch glücklich und zugleich ängstlich.“

Eslau legte seinen Arm um ihre Schultern. „Du hast in den letzten Tagen viel durchgemacht. Und ich meine damit nicht nur die körperlichen Anstrengungen. Habe ich dir jemals gesagt, wie stolz ich auf dich bin?“

„Hast du nicht, Vater. Aber ich sehe es trotzdem. Du strahlst. Auch wenn ich mir wegen der Ursache nicht wirklich sicher bin.“

Der alte Richter lachte leise. „Ich strahle immer dann, wenn ich an meine Kinder denke. Und besonders bei dem Gedanken an meine mittlere Tochter.“

„Das war nicht immer so.“

„Nein, beileibe nicht. Nachdem du damals zur Sternenflotte gegangen bist war ich sehr lange sehr böse auf dich. Ich konnte … nein: ich wollte es nicht verstehen. Und mit jedem Tag den du fern von mir warst habe ich dich mehr vermisst. Das ist bis heute so. Aber inzwischen habe ich deine Entscheidung nicht nur akzeptiert sondern ich glaube auch, in Ansätzen verstehen zu können, warum du es getan hast. Ganz wird mir das wohl nie gelingen. Dazu sind unsere Denkweisen zu unterschiedlich. Doch wer bin ich, dass ich immer alles hundertprozentig analysieren muss?“

„Du bist mein Vater, der ehrwürdige Richter, der immer alles im Leben hinterfragt, erklären und verstehen muss. Wie sonst hättest du die den Ruf eines unbeirrbaren Gerechtigkeitsfinders schaffen können?“

„Bei dir, mein Kind, stoße ich an meine Grenzen“ seufzte der alte Mann. „Um ehrlich zu sein, so bin ich damit aber ganz zufrieden. Du gibst mir die Gewissheit, dass es für mich immer noch Herausforderungen gibt. Ohne dich würde ich meine Zeit vermutlich damit verbringen, die Gemüsebeete deiner Mutter umzugraben.“

„Und so bist du damit beschäftigt, mich aus den unmöglichsten Situationen heraushauen zu müssen“ entgegnete Assjima bitter.

„Das erledigen schon deine Freunde für dich. Ich bin froh, dass du so gute Leute um dich herum hast. Es lässt uns alle hier etwas ruhiger schlafen. Und ich freue mich, dass ich nun endlich ein paar von ihnen etwas besser kennen lernen durfte. Aber dein Leben sorgt für Unruhe auf unserem kleinen Planeten. Und das ist gut so. Du rüttelst uns auf, verhinderst, dass wir uns zu sehr auf unseren vermeintlichen Errungenschaften ausruhen und träge werden.“

„Weißt du, dass Milseya uns Deltaner für arrogant und überheblich hält? Vermutlich steht sie mit dieser Ansicht nicht alleine da.“

„Ganz sicher nicht. Wir haben viel von dem erreicht, nach dem sich andere Völker sehnen. Und wir sind zu Recht stolz darauf. Aber wir haben noch immer einen langen Weg vor uns. Ein Weg, der nicht leicht sein wird. Besonders nachdem du die Vorlok wieder in unser Leben gebracht hast.“

„Sie wären vermutlich auch ohne mich auf die eine oder andere Weise wieder aufgetaucht. Ich habe dazu nicht viel beigetragen. Im Gegenteil … ich hatte mich sehr dagegen gewehrt.“

„Etwas anderes hättest du auch nicht tun können … nicht einmal tun sollen. Du hast dich ihnen gegenüber so gezeigt, wie du bist. Du warst seit langem die erste Deltanerin, der sie begegneten. Vermutlich hast du nicht dem Bild von uns entsprochen, das sie seit damals in ihrer Erinnerung mit sich trugen. Die Regierung hat mich informiert, dass heute Nachmittag eine Nachricht von Derlain eingetroffen ist. Irgendwie hat sie einen Weg gefunden, über die Rettungsboje im Orbit einen Kommunikationskanal zur Sternenflottenvertretung auf Seyann Draschu zu etablieren. Durch die temporalen Anomalien ist eine direkte Verbindung noch nicht möglich, aber wir können nun Nachrichten austauschen. Sie hat dich als eine Art Versuchskaninchen missbraucht – das gibt sie offen zu. Sie waren sich jedoch nicht sicher, ob der richtige Zeitpunkt für eine erneute Kontaktaufnahme gekommen war. Das was Amol ihr über uns erzählen konnte, war nicht ausreichend. Doch du warst eine Zeitlang bereit, ihnen zu glauben. Bis sie Druck auf dich ausübten. Dann hast du alles in Frage gestellt, deine ersten Empfindungen relativiert und die verschiedenen Gelegenheiten genutzt, dich zur Wehr zu setzen. Aber den deltanischen Zorn, vor dem die Vorlok so große Angst hatten, hast du im Zaum gehalten. Durch die Handlungen der Vorlok bist du in Lebensgefahr geraten und trotzdem hast du dich entschieden, sie nicht zu zerstören. Derlain lässt dir ausrichten, dass sie dich aufrichtig um Entschuldigung bittet. Durch die ungeplanten Aktionen der jungen Vorlok hat sie die Kontrolle über die Situation verloren. Es war nie ihre Absicht, dich ernsthaft in Gefahr zu bringen.“

„Sie hat den Gerechtigkeitssinn der Jugend unterschätzt … und seltsamerweise sind es gerade die Handlungen dieser Kinder, die uns das wahre Gesicht der Vorlok zeigen.“ Assjima lehnte den Kopf an des Vaters Schulter und schaute hinüber zu Dräng, der inzwischen nicht mehr Pferd spielen musste, sondern inmitten einer bunten Schar jeglichen Alters und jeglicher Couleur saß und mit ausladenden Gesten irgendetwas erzählte. Seine Geschichten waren wohl ziemlich unterhaltsam, denn immer wieder schallte lautes Lachen zu ihnen hinüber. „Er ist ein guter Junge mit dem Herz am rechten Fleck.“

Eslau nickte. „Ja. Und er wird ein guter Diplomat werden. Ich konnte ihn heute Nachmittag Mischkas Klauen entreißen und mich ein wenig mit ihm unterhalten. Er ist sehr klug, redegewandt und gleichzeitig empfindsam. Mit seiner Hilfe werden wir lernen, die Vorlok zu verstehen. Er wird eine Brücke über das Vergangene schlagen. Die Regierung hat meinem Vorschlag zugestimmt, ihn hier bei uns wohnen zu lassen. In den nächsten Tagen wird eine kleine Kommission gebildet werden, die sich mit seiner Ausbildung beschäftigen wird. Vermutlich werde ich den ersten Teil übernehmen, bis er sich eingelebt und etabliert hat. Dann soll er eine Zeitlang auf die Hochschule in Semil Krulak gehen um anschließend die Sternenflottenakademie zu besuchen. Welchen Fachbereich er studieren wird, werden wir seiner Entscheidung überlassen, aber er hat heute Nachmittag schon den Wunsch geäußert, sich eingehend mit Politikwissenschaft, Rechtswissenschaft, Philosophie und Diplomatie beschäftigen zu dürfen. Das wäre natürlich eine perfekte Kombination für seine spätere Aufgabe.“

Assjima richtete sich ruckartig auf. „Vater! Er ist noch ein Kind!“

„Ein Kind, welches schon über siebzig Lebensjahre auf dem Buckel hat. Derlain ist der Ansicht, dass er alt genug ist, um erwachsen zu werden. Auch ohne den Geist eines erfahrenen Kriegers an seiner Seite. Und er ist noch jung genug, um geformt zu werden.“

„Versprich mir, dass du ihn nicht verbiegst.“

„Ich habe nicht vor, mich mit dir, Malik, Lakia und vor allem Mischka anzulegen. Die drei und auch deine Mutter werden ein strenges Auge auf mich haben.“ Eslau schüttelte sich, als ob ihm der Gedanke nicht sonderlich behagen würde. „Ich schwöre dir, dass ich ihn nur lenken, ihn aber niemals zu etwas überreden oder gar zwingen werde, was er nicht von sich selber aus tun möchte.“

Die Ärztin schenkte dem Vater einen misstrauischen Blick, beruhigte sich aber wieder als sie spürte, dass dieses Versprechen aufrichtig gemeint war. „Gut. Ich werde mir aber die Freiheit nehmen, dich von Zeit zu Zeit an dieses Versprechen zu erinnern.“

Bevor Eslau etwas erwidern konnte tauchte Sam aus der Dunkelheit auf. Er hielt eine Flasche in der Hand. „He! Hier steckt ihr also.“ Als er die ernsten Gesichter der beiden Deltaner sah, hielt er inne. „Entschuldigung … ich wollte nicht einfach so in euer Gespräch hinein platzen.“

„Ist schon gut, Sam“ antwortete Eslau. „Das Wichtigste ist besprochen. Und wir haben für den Rest hoffentlich noch ein paar Tage Zeit.“

„Prima! Denn heute ist nicht die richtige Zeit für ernsthafte Dinge. Imzadi … schau mal was ich im Falken gefunden habe!“ Er hielt die Flasche und zwei Gläser hoch. „Davon steht eine ganze Kiste im Laderaum. Keine Ahnung wie die dahin gekommen ist.“

Assjima griff nach der Flasche und studierte das Etikett. „Das ist ja eine Flasche von Darins Wein. Dreyla wollte ihn bitten, uns davon etwas mitzugeben.“

„Das war, bevor sie uns ihrer Mutter auslieferte“ brummte Sam. „Aber diese Kiste wurde mit Sicherheit im Falken verladen bevor er in die Militärbasis geschafft wurde. Ist wohl eine Bitte um Entschuldigung.“ Er öffnete die Flasche und füllte die Gläser. „Oder ein Zeichen der Versöhnung …“

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Als Assjima am nächsten Tag erwachte stand die Sonne bereits hoch am Himmel. Sie konnte sich nicht mehr so genau an alle Einzelheiten der Nacht erinnern und der Schädel brummte ein wenig. Etwas mühsam wühlte sie sich zwischen Armen, Beinen, Decken und Kissen hindurch und kletterte aus dem Bett. Sam brummte etwas, drehte sich zur Seite und legte den Arm um Wesjla wobei seine Hand mitten in Jalims Gesicht landete.

Auch wenn die Nacht kurz gewesen war und sie alle zuviel von dem vorlokschen Wein getrunken hatten fühlte Assjima sich ausgeruht und so voller Energie wie schon lange nicht mehr. Gut gelaunt trat sie hinaus auf die Veranda und blinzelte in die auf der Wasseroberfläche reflektierende Sonne. Dann sprang sie kurz entschlossen ins Wasser und schwamm hinaus auf den See.

Als sie eine gute halbe Stunde später zurückkehrte, saß Lakia wartend auf der Veranda. „Guten Morgen, Schwesterchen“ rief diese, warf ihr ein Badetuch zu und schenkte zwei Tassen Tee ein. „Das war ein wirklich schönes Fest. Es macht Spaß, wenn Fremde zu Besuch sind.“

„Oh ja …“ antwortete Assjima lachend und ließ sich in den Gartenstuhl fallen. „Diese Saurianer sind wirkliche Stimmungskanonen. Vermutlich könnte Säuselstimmchen seine Frachtfahrten an den Nagel hängen. Er hat gestern ein Angebot nach dem anderen bekommen.“

„Bis er diese klingonische Kriegerin angemacht hat und sich mit ihrem Mann anlegte.“

„Ich erinnere mich noch dunkel, dass du den Klingonen ziemlich zusammenpflastern musstest. Den Rest des Abends wurde Säuselstimmchen nur noch Donnerfaust genannt.“

Lakia kicherte. „Der arme Krieger. Sein Gesicht hättest du sehen sollen, als seine be'nal mit dem Saurianer im Wald verschwand. Das dürfte noch ein übles Nachspiel geben.“

„Der singende Captain wird sich schon zur Wehr setzen können. Um den müssen wir uns keine Sorgen machen.“ Assjima nahm einen Schluck Tee und verzog das Gesicht. „Was hast du denn da zusammen gebraut? Das schmeckt ziemlich … gewöhnungsbedürftig.“

„Ich habe ein paar aufbauende Essenzen beigemischt.“ Lakia lies ihren kritischen Blick abschätzend über Assjimas nackten Körper gleiten. „Du bist viel zu dünn. Außerdem fehlt dir das Sonnenlicht. Habt ihr keine Sonnenbänke auf der Community?“

„Doch … aber ich bekomme in den Dingern Platzangst. Und für das Holodeck fehlt mir meistens die Zeit.“

„Du sollest sie dir nehmen. Und morgen kommst du zu mir in die Klinik damit ich einen gründlichen Check machen kann.“

„Das hat doch Dr. Ryan schon erledigt. Er sagt, dass ich Ruhe und viel gutes Essen brauche.“

„Womit er absolut Recht haben wird. Aber dennoch … er ist bestimmt ein guter Arzt doch dürften seine Kenntnisse über deltanische Anatomie bestenfalls aus dem Lehrbuch stammen. Und jetzt zeige mir bitte mal deine linke Hand.“

Assjima zog die Augenbrauen zusammen. „Warum?“ fragte sie kritisch.

„Weil du sie ständig versteckst. Also … was ist damit?“

Assjima erkannte recht deutlich, dass es keinen Sinn machen würde, sich der Schwester zu widersetzen und schob zögernd die Hand über die Tischplatte.

„Das ist ja eine Art Brandzeichen!“ kommentierte Lakia überrascht, als sie die Handfläche betrachtete. „Es sieht aus wie ein Abdruck dieses Medaillons.“

„Es sieht nicht nur so aus.“ In knappen Worten berichtete Assjima von dem was geschehen war.

„Verstehe ich das richtig? Dieser Deglamesch ist jetzt in dir?“

„Nein … nur wenn ich das Medaillon in die Hand nehme.“

„Hast du es schon ausprobiert?“

„Nicht seit diesem ersten Mal.“

„Und wie fühlte es sich an?“

„Nun …“ Assjima dachte nach und suchte nach den passenden Worten. „Es war seltsam. Irgendwie schien es, als ob er sich in meinem Kopf in eine Ecke setzte um von dort aus mit mir zu sprechen. So wie wir beide jetzt mit einander reden.“

„Er hat also nicht von dir Besitz ergriffen?“

„Nein, überhaupt nicht. Aber ich konnte mich in Gedanken mit ihm unterhalten. Als ich das Amulett wieder weglegte, war auch er vollständig verschwunden. Zumindest aus meinem Kopf. Es scheint mir aber, dass ein Rest von ihm irgendwie in meiner Hand steckt.“

„Das ist bestimmt ein komisches Gefühl … Wie funktioniert das bei den Vorlok?“

„Derlain erklärte mir, dass der Geist des Kriegers nicht aus dem Körper seines Wirts verschwindet, wenn das Amulett abgelegt wird. Aber er hält sich wie bei mir passiv im Hintergrund und meldet sich nur gelegentlich zu Wort. Nämlich dann, wenn er etwas zu sagen hat. Wenn allerdings das Amulett angelegt wird, übernimmt er eine aktive Rolle und kann dann auch auf die körperlichen Funktionen zugreifen.“

„Wenn also mehr als sein Rat und seine Meinung benötigt wird, tragen die Vorlok-Krieger diese Medaille? Erfahrung, Routine, Reaktion eines alten Geistes in Kombination mit der Körperkraft und Schnelligkeit eines jungen, hünenhaften Körpers … diese Mischung sollte hervorragende Kämpfer hervor bringen“ sinnierte Lakia. „Kann er auch deinen Körper steuern?“

Assjima schüttelte den Kopf. „Derlain ist sich ziemlich sicher, das dies nicht gehen wird. Die deltanische Anatomie ist anders als die Vorloksche. Aber es wurde bislang auch noch nie der Versuch unternommen, eine Vorlok-Seele in eine andere Spezies zu verpflanzen.“

„Dann hoffe ich, dass Derlain sich nicht irrt. Es würde mir nicht gefallen, wenn ein Vorlok von dir Besitz ergriffe.“

„Mir auch nicht, Lakia. Er wird auch nur solange bei mir bleiben bis Dräng alt genug ist, um ein Krieger zu werden. Dann muss ich mit ihm nach Ula’ktos reisen, damit die Zeremonie der Wiedergeburt durchgeführt werden kann.“

Die ältere Schwester seufzte. „Das ist ziemlich unheimlich, finde ich. Und du willst das mit diesem Deglamesch wirklich auf dich nehmen?“

„Ja … es ist ein Anfang. Dräng hat sein ganzes bisheriges Leben aufgegeben um Botschafter zwischen uns und den Vorlok zu werden. Aber er ist noch ein Kind, zu jung um jetzt schon die Verbindung mit einer alten Seele einzugehen. Er ist noch nicht gefestigt genug. Außerdem soll er uns mit seinen Augen sehen … nicht mit denen eines Kriegers, der einst unser Feind war. Und wir sollen in ihm auf keinen Fall einen dieser Krieger wieder erkennen. Für uns soll er das unschuldige Kind sein das er ist. Es ist einfach noch zu früh, ihn und Deglamesch zusammen zu führen. Aber er braucht auch den Rat eines erfahrenen Vorlok. Deswegen werde ich sein Sprachrohr sein müssen. So hat es Deglamesch beschlossen.“

„Soso … er hat es beschlossen? ER? Was ist mit dir?“

„Es ist für ihn ein großes Opfer. Er hätte in einen jungen Vorlok eintauchen können um wieder aktiv am Leben teilzunehmen. Aber er entschied sich, mit mir und Dräng zu gehen. Wodurch er die meiste Zeit in diesem Amulett eingesperrt sein wird. Ich hingegen werde ihm gelegentlich nur meine Stimme leihen müssen. In den Augen der Vorlok ist es eine große Ehre, von einem alten Krieger erwählt zu werden.“

Lakia erhob sich. „Ich muss zurück. Deine Mutter ist schon fleißig am Aufräumen und braucht meine Hilfe. Versprich mir, dass du vorsichtig bist. Du nimmst zu viele Verpflichtungen und Verantwortungen auf dich. Irgendwann wird es auch für dich zu viel werden.“ Sie drückte Assjima einen Kuss auf die Wange. „Lass uns nachher einen Spaziergang machen. Ich hole dich ab.“

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  • 1 Monat später...

Was bisher geschah………………………………….

Drei Wochen zuvor………..

Kaum hatte Shrek den klingonischen B´rel Bird in einem unbewohnten Sonnensystem abgehängt, ließ er sich in den Sessel zurücksinken und atmete hörbar aus. Es erschien ihm seltsam, dass die Klingonen die Verfolgung so schnell aufgegeben hatten. Besonders, wenn man bedachte, für welche Delikte er im Reich gesucht wurde. Jene Liste war länger als sein Partner kurz war.

Im Schatten eines Gasriesen war das kleine Schiff vorerst vor einer Sensorerfassung sicher. Nur Schiffe mit einer Ausrüstung, wie sie bei der Sternenflotte oder den Romulanern üblich waren, konnten Shreks Schiff aufspüren, aber auch nur dann, wenn man wusste, wonach zu suchen war.

„Haben wir es geschafft Jaglom?“

„Ich hoffe es“, antwortete Shrek einsilbig auf die Frage seines Partners. Klingonen waren zwar in seinen Augen Barbaren, aber auch keine Dummköpfe. Nicht umsonst waren Sie in der Galaxie als listige und mutige Krieger bekannt, die einem noch immer überraschen konnten, wenn man glaubte, diese wirklich zu kennen. Was wenn der Bird sich nur getarnt hatte? Diese Möglichkeit bestand durchaus. Shrek musste davon ausgehen dass der Kommandant seinen Zug, sich bei diesem Planeten zu verstecken voraus gesehen hatte und ihn wohl erst in Sicherheit wiegen wollte. Shrek schüttelte sich innerlich und führte einen Scan aus. Doch auf den Anzeigen rührte sich nichts.

Dann erschien im Subraumband ein einzelner deutlicher Ausschlag. Der Computer unterstrich dies mit einem energischen Zirpen.

„Was war das?“

„Wenn ich es nicht besser wüsste, dann haben die Sensoren die Restemissionen eines Warpkern Kollaps aufgefangen. Das wäre die wahrscheinlichste Möglichkeit für diese Anzeige.“

„Du meinst die Klingonen wurden zerstört?“

„Kann ich nicht sagen. Jedenfalls sollten wir von hier verschwinden.“

Shreks Partner nickte zustimmend und begab sich wieder an seine Konsole. Shrek wollte gerade den Kurs eingeben, als er auf dem Sichtschirm ein seltsames Flimmern im Orbit wahrnahm. Doch bevor er die Maschinen auslösen konnte, wurde das Flimmern stärker und vergrößerte sich. Ein grüner Schemen drang durch. Dann verschwand das Flimmern und gab den Blick auf einen romulanischen Warbird der D´deridex Klasse frei.

Ein Beben kündigte an, dass die Romulaner Shreks Schiff mit einem Traktorstrahl genadenlos an sich banden. Die aktivierten primär Disruptorenbänke, die im schnabelförmigen Bug des Kriegsschiffes eingelassen waren, glühten in einem dunklen Grün und ließen keinen Zweifel daran, dass diese feuerbereit waren. Beide Yridianer wussten, dass ihr Schiff nicht den Hauch einer Chance hatte.

„So ein Pech!“, stellte Shrek fest. Dann bildeten sich 5 grüne Lichtsäulen, die schwer bewaffnete Soldaten freigaben. Ein Romulaner mit leicht angegrauten Haar begann kühl zu lächeln.

„Wir haben nichts getan.“

„Das wird sich noch zeigen Mr Shrek. Für den Moment benötigen wir Ihre Kooperation.“

Der Romulaner nickte den Soldaten zu. Diese gingen auf die beiden Yridianer zu.

„In welcher Angelegenheit?“, fragte noch Shrek. Doch als Antwort sah er nur noch wie der Soldat der auf ihn zukam mit ungerührter Mine das Schulterstück des Disruptorengewehrs gegen seine Schläfe krachen ließ. Shrek spürte noch den heiß aufflammenden Schmerz und hörte das Knirschen des Schädelknochens, dann umfing ihn Dunkelheit.

Als Shrek wieder erwachte, fragte er sich, wie lange er bewusstlos gewesen sein musste. Anhand der noch sehr gut spürbaren Schmerzen, die ihm sein Schädel vermittelte dürfte, es keine Stunde gewesen sein. Dann öffnete er vorsichtig die Augen und versuchte zu erkennen, wo er eigentlich wieder sein Bewusstsein erlangt hatte. Der Raum lag in einem Halbdunkel und wurde durch ein diffuses grünes Licht erhellt. In der Mitte des Raumes stand ein einfacher Metalltisch mit vier dazugehörenden Stühlen, welche nicht gepolstert waren. Ansonsten verfügte der Raum nur noch über diese Bank ähnlichen Pritschen, welche ebenfalls keine Polsterungen aufwiesen. Der Raum war ungewöhnlich aufgeheizt.

Vorsichtig erhob sich Shrek und hielt sich den Kopf an der Stelle, an der er mit dem Disruptor Bekanntschaft geschlossen hatte. Er drehte so vorsichtig den Kopf, wie er nur konnte, ohne dabei weitere Schmerzen sich einzuhandeln. Dabei entdeckte er seine Partner, der auch dabei war wieder zu sich zu kommen.

„Leben wir noch?“

„Kommt darauf an, was man mit uns vorhat.“

Die Schotten glitten beiseite und ließen das Licht, dass aus dem Korridor in den Raum drang, wie einen Flutlichtstrahler wirken. Dadurch konnte Shrek auch nur die Konturen eines Romulaners erkennen, welcher im Türrahmen stand und sich die beiden Insassen genau betrachtete. Dann trat dieser ein und die Schotthälften glitten wieder zusammen. Es dauerte einige Sekunden, bis Shreks Augen sich wieder an das halb dunkel gewöhnt hatten. Dann erkannte er wieder den Romulaner, der mit ihm noch gesprochen hatte.

„Sie haben nichts zu befürchten. „

„Wirklich?“

„Ich muss mich für die leicht ruppige Art meiner Untergebenen entschuldigen, aber wir hatten keine Zeit zu verlieren. Sie werden Verständnis haben, wenn wir mit einem Schiff wie diesem uns nicht sonderlich lange im Föderationsteritorium aufhalten wollen. Daher mussten wir unser Gespräch vorzeitig unterbrechen.“

Shrek nickte leicht, dann setzte er sich auf der Pritsche auf. Der Romulaner stand hinter dem Metalltisch mit auf dem Rücken verschränkten Armen. Seine Mine war absolut neutral, seine Augen hingegen schienen irgendwas Teuflisches auszuhecken.

„Wir sind Händler. Weshalb haben Sie …“

„Weshalb wir Sie beide als unsere Gäste geladen haben? Nun sagen wir Sie haben etwas, an dem wir interessiert sind. „

„Derzeit habe ich keine Informationen, die dem Imperium von nutzen sein könnten.“

„Ganz im Gegenteil. Bitte nehmen Sie Platz Mr Shrek.“

Mit einer fließenden Handbewegung bot der Romulaner einen Stuhl an. Shrek stand auf und humpelte leicht zum Stuhl, wo er sich niederließ und dabei den Romulaner nicht aus den Augen ließ.

„So ist es doch bequemer, finden Sie nicht?“

„Wie man es nimmt.“

„Und nun offerieren Sie mir, was Sie dem Piloten des Langstreckenshuttles offeriert haben. Ich verspreche Ihnen, es wird sich für Sie lohnen.“

Ein gewisser Ton in der Stimme des Romulaners teilte Shrek mit, dass sein Gegenüber nicht bereit sein würde zu feilschen. Also teilte Shrek dem Romulaner alles in der Hoffnung mit die nächsten 10 Minuten noch erleben zu können.

Wenige Tage später……………………

Shrek hatte ausgiebig berichtet und so die Arbeit erleichtert. Dieser hatte also die Gerüchte bestätigt, welche besagten, dass die Breen immer noch kriegsgefangen aus dem Dominionkrieg hatten und diese aus Besatzungsmitgliedern von Sternenflotten, klingonischen und romulanischen Kriegsschiffen stammten.

Des weiteren teilte Shrek mit, wo er noch weitere Informationen erhalten konnte. Danach wanderte der Yridianer wieder etwas unsanft mit einem Partner in einer Arrestzelle. Dummerweise befanden sich diese Informationen noch tiefer im Föderationsraum – auf Risa -. Nach einer Beratung mit der Kommandantin der Rihannsu III war man sich einig, Risa mit aktivierter Tarnvorrichtung einen Besuch abzustatten. Man konnte nicht das Risiko eingehen ein weiteres Puzzel Stück zu verpassen.

Wenige tage später hatte der Warbird im verhüllten Zustand die Urlaubswelt erreicht und umkreiste diese in einem hohen Orbit. Zu diesem Zeitpunkt waren keine Starfleet Einheiten in der Nähe, die das Schiff hätten entdecken können. Ein Umstand, der die Aktion wenigstens etwas erleichterte.

Laut Shrek würde der Romulaner in einer Bar einen weiteren Informanten treffen. Jene Bar war praktisch ein Klischee, welches er nur aus Agentengeschichten kannte. Er zog die Kapuze seines Mantels tiefer über das Gesicht, damit der Schatten seine Gesichtszüge verdeckte. Der Ort ekelte Ihn an. Nicht einmal Klingonen würden hier einkehren. Trotzdem ließ er sich in eine der Nischen nieder und wartete geduldig.

„Sie haben meine Nachricht also erhalten?“

Ein Mensch hatte sich seinem Platz genähert und offenbarte einen erschreckenden Mangel an Körperhygiene. Der Romulaner nickte.“ So ist es. Haben Sie es bei sich?“

„Selbstverständlich. „

„Wie erfreulich.“ Der Romulaner ergriff die Hand des Menschen. Dieser wollte sich wieder losreißen und war von der Kraft des Romulaners überrascht, die diese wie einen Schraubstock fixierte. Mit der anderen Hand löste der Romulaner einen Kommunikator aus. Dann wurden Beide in zwei grüne Lichtsäulen getaucht, die die Nische für eine Sekunde grell ausleuchteten. Niemand nahm daran sonderlich Notiz. Was meistens auch eine hohe Lebenserwartung garantierte.

„Hier lässt es sich doch wesentlich ungestörter reden.“ Der Romulaner streifte die Kapuze ab. Sein menschliches Gegenüber erstarrte kurz zu einer Salzsäule. Dann fing er sich wieder.

„Und nun bitte ich Sie um den Datenträger. Sich zu weigern wäre sehr unklug.“

Der Mensch überlegte. Dann griff er in eine Westentasche und holte einen Chip hervor.

„Sie sind nicht der Einzige, der das bekommt.“

„Ich bin diesbezüglich im Bilde. Wir werden Sie hierbehalten, bis wir die Daten geprüft haben.“

„Und was haben Sie danach mit mir vor?“ der Romulaner wölbte eine Braue und stand auf. Bevor er den Raum verließ, blickte er kurz über die Schulter.“ Sie in eine Dusche stecken“, sagte der Romulaner und verließ den Raum. Sogar ein Klingone duftete dagegen wie die sprichwörtliche Rose.

Der Mensch blickte dem Romulaner erstaunt hinterher. Dann öffnete er seine Weste und nahm eine Nase voll. „Keine schlechte Idee!“, stimmte er halblaut dem Romulaner zu.

Gegenwart…………………

Seit dem Fest sind bereits knapp 2 Tage verstrichen. Milli befand sich wieder an Bord des klingonischen Kreuzers. Die Seaquest hatte den Orbit bereits verlassen und auch die Knightfall nahm ihren ursprünglichen Kurs auf. George war mit seiner Familie bei seiner deltanischen Großmutter auf deren Anwesen untergekommen. Assjima erholte sich bei ihrer Familie. Und die Vorlok beherrschten auch weiterhin die Politik auf Delta IV und im Föderationsrat.

All dies schien im Moment weit weg zu sein. Doch irgendwie hatte diese Ruhe für George was Trügerisches. Er schüttelte den Gedanken ab. Vermutlich habe ich inzwischen verlernt zu entspannen? George rührte, während er nachdachte in einer Schale mit Fischsuppe, deren Hauptbestandteile Thunfisch mit Erbsen und Tomaten war. Der würzige Geruch der Suppe stieg sanft in seine Nase.

Es gab noch eine weitere Sache, wie während der letzten Tage in den Hintergrund getreten war. Trend Carter wollte unbedingt seine Offizierskameraden retten, die angeblich seit der Schlacht von AR 558 in der Gefangenschaft der Breen sich befanden. Einerseits wollte sich George nicht wieder in ein weiteres Wagnis stürzen, andererseits konnte man Trend auch nicht alleine losziehen lassen. Egal für welche der Beiden Möglichkeiten sich George entscheiden würde. Er würde es auf irgendeine Art und Weise bereuen. Warum konnte man nicht einfach ein beschauliches, normales und planbares Leben führen? Ganz einfach, weil es letzten Endes einem vor Langeweile töten würde. George beschloss nicht weiter darüber nachzudenken und genoss die restliche Fischsuppe.

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  • 2 Wochen später...

Es war ruhig geworden. Endlich! Nach Tagen der Besprechungen, Treffen mit Regierungsvertretern, offiziellen Empfängen und Interviews.

Assjima saß mit baumelnden Bäumen auf der Plattform des Baumhauses, welches ihr ältester Neffe Dafu gebaut hatte. Der Blick von hier oben war wunderbar. Doch wanderte er immer wieder von der herrlichen Aussicht zu dem goldenen Amulett, das neben ihr auf den Holzdielen lag.

Eine Stimme tönte von unten zu ihr herauf: „Fühlst du dich schon stark genug, mit ihm zu sprechen?“

Überrascht beugte Assjima sich über die Kante und schaute nach unten. Eine kleine zierliche Gestalt trat zwischen den Büschen hervor. „Meisterin!“ Sie zog die Beine hoch, kletterte schnell nach unten und begrüßte Ischila. „Entschuldige – ich hatte nicht mit dir gerechnet.“

Die alte Frau schaute gutmütig lächelnd an Assjima herunter – die Chefärztin der Community stand in geflickten Shorts und verwaschenem Shirt barfuss vor ihr im Gras. „Warum meinst du immer, dich entschuldigen zu müssen? Ich hatte mich nicht angekündigt. Wie also solltest du auf meinen Besuch vorbereitet sein? Aber ich habe gehört, dass du ein paar Flaschen Wein von Ula’ktos mitgebracht hast, der köstlich sein soll. Von dem würde ich sehr gerne ein Gläschen probieren.“

„Selbstverständlich. Nimm doch bitte Platz.“ Assjima deutete auf Veranda. „Oder möchtest du lieber drinnen sitzen?“

„Oh – es ist wunderbar auf deiner Veranda. Und es ist selbst für eine alte Frau wie mich noch warm genug.“ Ischila nahm auf einem der Stühle Platz, während Assjima im Haus verschwand um dort hastig ein paar Gläser, eine Karaffe Wasser und eine Flasche des vorlokschen Weines zusammen suchte.

„Sam ist in Nelisch?“ fragte Ischila, nachdem Assjima die Gläser gefüllt und sich gesetzt hatte.

„Ja. Er hat mit Wesjla einige geschäftliche Dinge zu besprechen. In ein paar Tagen ist der Frachter wieder einsatzbereit. Dann werden Talana und Gle’ma einen Teil der Ernte ins Solsystem bringen.“

„Es ist gut, dass Sam so zuverlässige Mitarbeiterinnen hat. So hat er selber etwas mehr Zeit für dich.“ Die Meisterin hielt das Weinglas prüfend gegen die Sonne.

„Leider nur noch ein paar Tage. Dann muss er eine diplomatische Delegation von Sauria abholen.“

„Es geht nun also los … die Förderation tritt offiziell in diplomatischen Kontakt mit den Vorlok?“

Assjima nickte. „Ein paar Vertreter der Förderation kommen erst einmal nach Seyann Draschu um sich mit dem obersten Rat zu besprechen und um Dräng kennen zu lernen. Es sollen auch erste Grußbotschaften mit den Vorlok ausgetauscht werden. Dann erst wird überlegt, wie die weitere Vorgehensweise aussehen wird.“

Ischila nahm einen Schluck und nickte anerkennend. „Wirklich ein feiner Tropfen. Welche Rolle wirst du in der Angelegenheit spielen?“

„Das weiß ich noch nicht. Vorerst bin ich auf unbestimmte Zeit vom Dienst auf der Community befreit. Es kann sein, dass ich in den nächsten Wochen noch einmal nach Ula’ktos reisen muss.“

„Und was sagt ER dazu?“

„Wer?“

„Na dieser Deglamesch.“

Assjima zog die Augenbrauen zusammen und betrachtete die alte Frau prüfend. „Woher weißt du …“

„Dein Vater hat nichts gesagt. Aber ich habe die offiziellen Berichte der Sternenflotte zu dieser Angelegenheit gelesen.“

„Du hast Zugang zu …“

„Ich habe Zugang zu allem was ich für wichtig halte, mein Kind.“ Ischila stellte das Glas ab und sah Assjima ernst in die Augen. „Und diese Angelegenheit ist zu wichtig als dass ich mich nicht darüber informieren sollte.“ Sie streckte die Hand aus. „Zeig es mir bitte.“

„Das Amulett? Assjima stand auf. „Es liegt noch oben im Baumhaus.“

„Nein. Ich will das Brandmal sehen.“

„Ach so …“ Sie setzte sich wieder und schob ihren Arm mit nach oben gedrehter Handfläche über den Tisch.

Ischila fuhr mit den Fingerspitzen über die dunkle Narbe. „Ein Teil von ihm …“

„… ist in der Hand. Ja ….“

Die alte Frau schloss die Augen und lauschte. Dann nickte sie nachdenklich. „Ich kann ihn auch spüren. Es ist befremdlich … wie ein kleiner Konten … Wirkt sich seine Anwesenheit auf die heilerischen Fähigkeiten deiner Hand aus?“

„Ich glaube nicht. Bislang jedenfalls habe ich noch nichts festgestellt. Aber ich konnte es noch nicht im Ernstfall ausprobieren.“

Ischila schloss Assjimas Hand sanft zu einer Faust. „Er macht dir Angst.“

„Ein wenig“ nickte die Ärztin. „Aber ich werde mich an ihn gewöhnen.“

Ischilas skeptischer Blick strafte ihre letzten Worte Lügen. „Fühlst du dich schon stark genug, mit ihm zu sprechen?“

„Nein … eigentlich nicht.“ Assjima hielt inne und horchte in sich hinein. „Ich weiß nicht ob ich jemals dazu in der Lage sein werde“ fuhr sie leise fort.

„Aber deiner Familie und deinen Freunden hast du etwas anderes vorgemacht, nicht wahr? Du hast so getan, als ob es eine Kleinigkeit sei, ihm deine Stimme zu leihen.“

„Du hast doch mit Eslau oder Lakia gesprochen“ stellte Assjima fest.

„Nein … aber ich lese es in deinen Gedanken.“ Ischila legte beide Hände fest um Assjimas Faust. „Wir sind es gewohnt, unsere Gedanken miteinander zu teilen. Aber wir wissen meistens auf was wir uns einlassen. Dieser Vorlok ist eine sehr alte Seele. Womöglich eine sehr mächtige. Du kannst nicht wissen, was passiert, wenn er sich mit voller Kraft zu Wort meldet. Du musst dein Innerstes jemandem anvertrauen von dem du nicht mehr als den Namen kennst. Glaube mir, mein Kind … jeder von uns hätte Angst.“ Ischila unterbrach sich. Ihre hellen Augen bohrten sich tief in die ihres Gegenübers. „Es ist mehr als nur Angst … Kind … du zitterst ja.“

Assjima drehte den Kopf zur Seite um dem Blick der alten Frau zu entkommen. Diese ließ augenblicklich ihre Hand los um sich aus den Gedanken der anderen zu lösen. „Dieser Deglamesch erfüllt dich regelrecht mit Panik. Warum?“ fragte sie tonlos.

„Ich …“ Assjima stand auf und trat an das Geländer der Veranda. Ihr Blick irrte über die weite Fläche des Sees. „Ich bin mir nicht sicher. In den letzten Jahren …“ Sie drehte sich ruckartig um und betrachtete die Meisterin traurig. „… haben sich zu viele telepatisch veranlagte Wesen meiner Gedankenwelt bemächtigt. Und nicht jedes ist so sanft mit ihr umgegangen wie du es tust. Ich ertrage es nicht länger, halb blind durch die Welt laufen zu müssen, nur weil jemand glaubt, meine Sicht einschränken zu müssen. Bevor ich Deglamesch in meinen Geist hinein lasse, möchte ich wissen, welche Kraft meine telepatischen Fühler auf Ula’ktos stillgelegt hat. Lag es an der temporalen Anomalie? Oder waren es die Vorlok? Wenn ja … haben sie es absichtlich oder unbeabsichtigt getan? Wozu sind sie noch in der Lage? Der Gedanke, dass mich diesmal jemand von innen heraus manipulieren könnte ohne dass ich mich dagegen zu Wehr setzen könnte … das macht mich irre.“

Ischila stand auf. „Dann werden wir beide uns nun erst einmal einen Vorlok genauer anschauen. Könntest du mir bitte diesen Jungen vorstellen? Vielleicht kann ich mehr erkennen.“

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  • 2 Wochen später...

Mit jedem Schritt nahm die Nervosität zu. Es war noch nie vorgekommen, dass Assjima ihn einfach so zu sich beordert hatte. Und dann auch noch alleine, ohne die Gang aus Nachbarskindern, die sich fast täglich um Mischka und ihre Brüder sammelte. Irgendetwas Wichtiges war im Gange - das spürte der junge Vorlok deutlich, als er die Stufen zu Assjimas Veranda mit einem einzigen Schritt nahm und etwas verlegen vor den beiden Frauen stehen blieb.

„Che tela ol“ grüßte er höflich auf Deltanisch.

„Hallo Dräng“ antwortete die Ärztin. „Schön, dass du gleich kommen konntest. Das hier ist Ischila … eine alte Freundin. Sie möchte dich gerne kennen lernen.“

Dem Vorlok entging das kurze Zögern Assjimas nicht. Diese Frau war nicht nur irgendeine alte Freundin. Aus irgendeinem Grund wollte die Ärztin nicht, dass er mehr über die wahre Verbindung zwischen den beiden Frauen erfuhr. Doch diese kleine alte Frau strahlte eine Ehrfurcht gebietende Aura aus. Er verstand instinktiv, dass sie nicht kam, sondern kommen lies. Er verneigte sich höflich und grüßte erneut mit einem deltanischen „Che tela ol Ischila.“

Die Meisterin lächelte. „Guten Tag Dräng. Ich bin erfreut, dich endlich kennen zu lernen. Wie geht es dir? Hast du dich schon ein wenig eingelebt?“

Assjima war aufgestanden um einen Krug Muselbeerensaft zu holen. Im Vorbeigehen gab sie ihm einen freundschaftlichen Klaps auf die Schulter. „Setz dich bitte, bevor Ischila einen steifen Nacken bekommt.“

Dräng grinste und zog einen Stuhl heran. „Danke … es gefällt mir hier ganz ausgezeichnet. Eslaus Familie ist sehr gut zu mir.“ Der Stuhl knarrte gefährlich, als sich der Hüne darauf niederließ. „Nur ist alles eine Nummer zu klein für mich.“

„Du musst dich wie Gulliver in Lilliput fühlen“

„Wie wer bitte?“

Ischila lachte. „Eine terranische Romanfigur, der bei Winzlingen landet.“

„Ich hatte noch keine Gelegenheit, mich mit irdischer Literatur zu beschäftigen. Momentan kämpfe ich mich noch mit Hilfe des Übersetzungs-Computers durch die Schriften Nagaschuras. Aber Mischka ist sehr bemüht, mir Deltanisch beizubringen.“

„Du bist erst ein paar Tage hier und liest schon die Schriften unseres Großmeisters?“ hakte die Deltanerin erstaunt nach.

„Ich bin hier, um zu lernen, eure Seelen zu verstehen. Verstehen beginnt immer mit der Sprache und dem Glauben.“

Die Meisterin betrachtete den Jungen nachdenklich. „Wie alt bist du, Dräng?“

„Fünfzehn Vorlok-Jahre. Das sind nach eurer Zeitrechnung etwa 75 deltanische Jahre. Aber ich denke, dass es die Vorlok-Jahre sind, die zählen. Die unterschiedliche Zeitrechnung ist irrerelevant. Nur die Lebenserfahrung ist wichtig.“

Assjima erschien mit einer Karaffe und einem weiteren Glas in der Hand. Sie hatte die letzten Worte mitgehört. „Für einen Fünfzehnjährigen bist du ziemlich wissbegierig. Nur wenige Deltaner in deinem Alter lesen Nagaschuras Schriften.“

„Die wenigsten von ihnen haben eine so große Aufgabe vor sich. Und ich muss viel aufholen. Es liegt ein paar Jahre zurück, dass mein Volk ein Teil des Universums gewesen ist. Seitdem ist viel geschehen. Und es gibt viele Kulturen zu entdecken. Ich sollte wohl demnächst mal die Geschichten von diesem Gulliver lesen. Es ist sicherlich interessant zu sehen, wie sich andere Riesen fühlen.“ Dräng grinste und lehnte sich zurück. Der Stuhl unter ihm ächzte.

„Und ich werde Dafu bitten, mir einen stabilen Stuhl zu bauen, damit du entspannt sitzen kannst, wenn du hier bist.“ Assjima schob das Glas Saft über den Tisch. „Dräng … ich muss dich etwas fragen: Auf Ula’ktos waren meine mentalen Kräfte vollständig blockiert. Auch die von Milseya, Sam und Jenax. Hast du dafür eine Erklärung?“

„Darüber habe ich auch schon nachgedacht. Aber ich hatte vor unserer Abreise keine Zeit mehr, meine Eltern oder meine Großmutter zu fragen. Mischka und ich haben deswegen etwas rumprobiert und mir ist es nicht gelungen, meine Gedanken vor ihr zu verschleiern. Aber ich habe darin auch keine Übung. Die Alten kommunizieren immer nur verbal mit uns Kindern.“

„Bedeutet das, dass sich die erwachsenen Vorlok auch telepatisch verständigen?“ fragte Ischila.

„Ja, aber nur die Krieger. Wenn die alten Seelen aus ihnen sprechen. Kinder können das noch nicht.“

„Die Vorlok erhalten ihre telepatischen Kräfte also erst dann, wenn sie mit der alten Seele vereint werden? Hast du mal davon gehört, dass diese alten Seelen auch die Gedanken anderer blockieren können?“ wollte die Meisterin wissen.

„Nein … die Alten sprechen nie über solche Dinge mit uns. Aber ich habe keine andere Erklärung für Assjimas Blockade.“

Die Ärztin stieß einen leisen Pfiff aus. „Wenn Dräng Recht hat, dann müssen diese Kräfte gewaltig sein. Als wir in den Bergen waren, waren wir ziemlich weit weg von irgendwelchen Vorlok-Kriegern.“

„Aber du hattest die ganze Zeit das Amulett bei dir“ korrigierte Dräng.

„Das habe ich jetzt auch. Und dennoch kann ich eure Gedanken sehen.“

„Du hast mir erzählt, dass du Albträume und Visionen hattest seit sich das Medaillon in deinem Besitz befand. Wenn Deglamesch sich nun nach Belieben dazu schalten kann …“

„Du machst mir Angst, Ischila.“

Dräng kicherte. „Du musst keine Angst vor Deglamesch haben. Er ist eine gute Seele.“

„Du kennst ihn?“ kam es gleichzeitig aus den Mündern der beiden Deltanerinen.

Der Junge sah die beiden Frauen verwundert an. „Äh … nicht persönlich. Er war schon tot bevor ich geboren wurde. Aber hat Derlain dir nichts über ihn erzählt? Er war doch ihr Mann … mein Großvater.“

„Einen Teufel hat sie getan! In was für einen Familienklüngel bin ich da nur hinein geraten?“

„Das haben wir doch von euch gelernt.“

„Was?“

„Na diesen Familienkram. Meine Großmutter erzählte mir früher immer gerne, wie sehr sie euch Nerillar wegen eures Familienzusammenhaltes bewundert hat.“

Irgendwie konnte Assjima sich die Kommandantin der Dilrak nicht im Entferntesten als erzählende Großmutter vorstellen. Eher als taktierende und intrigierende Heiratsvermittlerin. Denn in diesem Moment hatte sie das Gefühl, dass genau dies mit ihr gemacht wurde. Welch praktischer Zufall, dass sie ausgerechnet von der Seele des verstorbenen Gatten ausgewählt wurde. Eine Wahl, die einer Heirat nicht unähnlich schien. Und dass der Enkel nun als Diplomat auf Seyalia war. Taktik oder doch nur Zufall?

Dräng schien die Zweifel der Deltanerin zu spüren. Seine schwarze Pranke schob sich über den Tisch und umschloss Assjimas Hand. „Du musst dir keine Sorgen machen. Ich habe nur Gutes über meinen Großvater gehört. Deglamesch galt als der Gütigste und einer der Klügsten der Dilrak. Deswegen wurde er von den Überlebenden zu ihrem Kommandanten gewählt. Großmutter hat das Amt nach seinem Verschwinden mehr oder weniger von ihm geerbt. Nun ja … sie bekam es, weil sie wohl noch etwas klüger war als er. Sie konnte jedenfalls viel besser organisieren. Großvater war jemand, der mehr auf sein Herz als auf seinen Verstand hörte. Nachdem sich die Überlebenden auf Ula’ktos niedergelassen hatten ist er mit ein paar anderen aufgebrochen um die restlichen Klans zu suchen und sie in die neue Heimat zu bringen. Er wusste genau, dass Großmutter für den Aufbau unserer neuen Welt die bessere Wahl war. Und sein Herz sagte ihm, dass er die anderen finden müsse, damit sie daran teilhaben können. Mutter erzählte mir, dass er gerne von der Vielfalt sprach. Er meinte damit nicht nur die anderen Klans, sondern das ganze Universum. Er glaubte felsenfest daran, dass die Vorlok einst Teil einer großen Gemeinschaft würden. Er soll immer wieder entsprechende Visionen gehabt haben. Großmutter glaubte nicht so richtig an diese Zukunft. Sie war viel zu sehr mit dem Wiederaufbau beschäftigt. Aber Mutter behauptet, dass Derlain einfach zu pragmatisch sei. Dass es in ihren Gedanken kein Platz für Träumereien gäbe. Sie hat immer darüber gelacht. Aber ich denke, dass sie es insgeheim etwas schade fand. Aber du hast Großmutter ja kennen gelernt.“

„Oh ja … das habe ich. Und ich weiß immer noch nicht, was ich von ihr halten soll.“

„Dann stell dir vor, wie Großmutter in bestimmten Situationen handeln würde und gehe davon aus, dass Großvater einen anderen Weg einschlagen würde. Sie waren so unterschiedlich wie Tag und Nacht, aber sie haben sich perfekt ergänzt und deswegen immer einen gemeinsamen Weg gefunden.“ Dräng hielt einen Moment lang inne und betrachtete die Deltanerin nachdenklich. Dann fuhr er vorsichtig fort: „Ich glaube, dass er dir ganz ähnlich war … ist. Und dass er sich bei dir wohl fühlen wird. Großmutter muss das erkannt haben, sonst hätte sie ihn nicht noch einmal gehen lassen. Er hätte sich mit einem anderen Dilrak vereint und sie hätte ihn wieder in ihrer Nähe gehabt. Es war ein großes Opfer für sie. Vor unserer Abreise sagte sie mir, dass ich zwar nie meinen Verstand ausschalten dürfe, aber im Zweifel auf mein Herz hören solle. So wie er es immer getan hätte. Dann würde ich meine Aufgabe erfüllen können. Und dass er mir durch deine Hilfe zur Seite stehen könne würde sie sehr beruhigen.“

Assjima seufzte. Wie gerne würde sie dem jungen Vorlok Glauben schenken. Nicht dass er sie anlügen würde – er glaubte jedes Wort dass aus seinem Mund kam – aber vielleicht wusste er es einfach nicht besser? Sein Wissen stammte von seinen Eltern und seiner Großmutter. Doch Lügen aus zweiter und dritter Hand zu erkennen war selbst einer Telepatin wie ihr nahezu unmöglich. „Und … was hältst du davon?“ fragte sie vorsichtig.

„Das mein Großvater in einem Amulett in deiner Tasche haust, statt sich mit mir zu vereinen?“ Dräng verzog das Gesicht. „Also ganz ehrlich … ich bin froh, dass ich noch ein paar Jahre warten darf. Mit der Metemsomatose beginnt der Ernst des Lebens. Wie soll ich selbständig etwas auf die Beine stellen, wenn der alte Herr immer dazwischen quatscht?“ Er lachte. „Aber es ist gut zu wissen, dass er in der Nähe ist. Dass ich ihn fragen kann, wenn ich glaube, seinen Rat zu benötigen. Und dass er dann durch den Mund einer Deltanerin sprechen wird. So bekommst du immer alles genau mit und kannst deine Ansicht auch noch dazu geben. Es geht doch darum, Vorlok und Nerillar wieder zusammen zu führen. Also macht es auch Sinn, einen Punkt von beiden Seiten beleuchtet zu sehen.“

„Weise Worte für einen Fünfzehnjährigen“ mischte sich Ischila nun wieder ein. „Eslau hat mir erzählt, dass du in drei Tagen vor die oberste Familie treten wirst. Das wird ein wichtiger Meilenstein für dich, denn anschließend wollen sie über deine Zukunft entscheiden. Ich würde gerne wissen, ob du dich denn schon entschieden hast. Möchtest du hier bleiben?“

Dräng nickte. „Ja. Ich weiß dass es nicht immer so leicht werden wird, wie diese ersten Tage. Ich bin mir bewusst, dass es Außerweltlichen hier nicht immer leicht gemacht wird. Und dazu bin ich ein Vorlok … der schwarze Mann, mit denen man den Kindern Angst einjagt. Aber ich habe durch Assjimas Familie einen Anker bekommen. Sie könnte für mich etwas wie eine zweite Familie werden. Meine Freunde auf Ula’ktos möchten am Universum teilhaben, meine Eltern und Großeltern wollen uralte Missverständnisse und Fehler wieder gutgemacht sehen … sie haben mich beauftragt, ihnen diesen Weg zurück in das Universum zu ebenen. Wenn ich scheitere, so werden sich bestimmt Bessere finden, aber sie werden es noch schwerer haben. Und deshalb habe ich mir vorgenommen, allen die nach mir kommen mögen so viele Steine wie möglich aus dem Weg zu räumen.“

Ischila stand auf. „Ich möchte deinen Worten Glauben schenken, junger Mann. Doch du weißt, dass wir halb blind sind, wenn wir nur Ohren und Augen benutzen. Gestattest du mir, tiefer in dich hineinzublicken?“

Die schwarzen Augen des Jungen wanderten fragend zu Assjima. Diese nickte. „Du kannst ihr vertrauen … so wie du mir vertraust.“

„Gut … jeden Tag eine neue Erfahrung … so soll es doch sein, oder?“ Er wendete sich Ischila zu. „Dann schau tief in mich hinein, erwürdige alte Frau.“

Die Meisterin legte ihre Handflächen an seine Schläfen und schloss die Augen. Minuten lang verharrten die beiden fast unbeweglich. Dann ließ sie ihn wieder los und nickte. „Die reine Seele eines Kindes. Liebe, Aufrichtigkeit und Neugier. Ich sah einen starken Willen und Stolz, aber auch Demut. Ich denke, deine Großmutter hat eine gute Wahl getroffen. Und ich werde mich dafür stark machen, dass du solange bleiben darfst wie es dein Wunsch ist. Wir werden uns bald wieder sehen, mein Junge.“ Sie streckte Assjima die Hände entgegen. „Dich, meine Tochter, erwarte ich in den nächsten Tagen bei mir. Wir haben Vieles zu besprechen. Zögere nicht zulange.“ Dann ging sie.

Dräng und Assjima schauten ihr schweigend nach. Nach ein paar Minuten unterbrach der Vorlok die Stille. „Wer ist sie?“

Assjima füllte sein Glas erneut mit Saft auf bevor sie antwortete. „Ischila ist die Meisterin der weißen Schule. Sie ist das geistige Oberhaupt meines Volkes. Auch wenn sie keine politische Macht hat, so hört die oberste Familie auf ihren Rat. Die meisten Nerillar hören auf sie. Doch sie mischt sich sehr selten ein. Immer nur dann, wenn es wirklich wichtig ist. Und deine Mission scheint ihr wichtig zu sein.“

„Und wie wichtig ist sie dir? Meine Mission meine ich.“

Die Deltanerin griff nach dem eigenen Weinglas und blickte nachdenklich in die dunkelrote Flüssigkeit. „Dieser Wein ist ein Geschenk deiner Eltern. Ich glaube nicht, dass es auf Seyalia einen vergleichbar guten Tropfen gibt. Deine Eltern haben uns zwei sehr wertvolle Geschenke gemacht: Ihren Wein und ihren Sohn. Beide Geschenke sagen mir, dass wir von Ula’ktos noch viel Gutes erhoffen dürfen. Wir nähern uns einem Wendepunkt. Nicht nur für unsere beiden Völker. Ich ahne, dass die Ereignisse der letzten Wochen viel größere Auswirkungen haben werden. Ob sie positiv oder negativ sein werden wird uns die Zukunft zeigen. Aber es liegt in unseren Händen. In unserer beider Hände, Dräng. Es wird nicht die oberste Familie und es wird auch nicht der Clan der Dilrak sein, der die Weichen stellt. Wir beide werden es sein. Ich war bei euch und wurde für tauglich befunden. Du wirst in wenigen Tagen ebenfalls die offizielle Genehmigung bekommen, die du für deine Arbeit benötigst. Das Schicksal hat uns beide zu Botschaftern bestimmt. Botschafter für ein und dieselbe Sache. Es hat uns beide nicht gefragt, aber ich für meinen Teil erkenne nun langsam den Sinn meiner bisherigen Wege. Das Gefühl der Zerrissenheit ist verschwunden und ich sehe ein Ziel in der Ferne.“

Der Junge kniff die Augen zusammen. „Übertreibst du nicht ein wenig? Ich meine … für dich geht es doch nur darum, diplomatische Wege zu uns zu öffnen. Oder …“ Seine Augen zogen sich zu schmalen Schlitzen zusammen, als er sich über den Tisch beugte und Assjima direkt ins Gesicht sah. „Nein … es ist mehr. Es hängt mit dieser alten Frau zusammen. Ich verstehe, dass sie eine sehr wichtige Person ist und dass du sie schon lange kennst. Aber da steckt doch noch mehr dahinter. Was hat sie mit dir zu tun?“

„Sie ist meine Lehrerin. Sie hat mich zur Priesterin ausgebildet. Und sie wünscht, dass ich einst ihre Nachfolge antreten soll.“

„Und wirst du es tun?“

„Lange habe ich mich geweigert. Allein der Gedanke, irgendwann einmal ein religiöses Oberhaupt zu sein, widerstrebt mir zutiefst. Doch wenn es so weit ist, werde ich bereit sein. Wir beide werden dann versuchen, Yin und Yang … Schatten und Licht … wieder zusammenfügen.“

Dräng atmete hörbar aus. „Oh man … was für ein Nachmittag. Ich treffe eine eurer wichtigsten Personen und erfahre, dass meine Ersatzmama irgendwann auch einmal jemand ganz Wichtiges werden soll. Und mich dabei auch noch im Schlepptau hat. Du hast große Pläne, Assjima.“

„Es sind keine Pläne … genau genommen habe ich überhaupt keinen Plan. Aber das ist es, was ich sehe.“

„Wie? So Wahrsagerinnenmäßig?“

Assjima zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung … ich sehe es nachts in meinen Träumen. So wie ich die Ereignisse auf dem Damm vorher auch in meinen Träumen gesehen habe.“

„Aber die Realität war dann doch etwas anders.“

„Ja … weil wir unser Schicksal durchaus in den eigenen Händen halten. Wir können es lenken, denn es lässt uns immer eine Wahl.“

„Du siehst also nur, dass wir es gemeinsam versuchen werden, kannst aber nicht fest vorhersagen, ob es uns gelingen wird?“

„Du hast es erfasst, Dräng“ lachte Assjima. „Ich bin schließlich keine Wahrsagerin.“

„Aber du hast Visionen. Das ist ziemlich cool.“

„Na, ich weiß nicht. Gelegentlich würde ich auch gerne mal von lustigeren Dingen träumen.“

„Wir werden trotzdem viel Spaß haben.“ Der Vorlok blinzelte in die Sonne. „Ich sollte langsam los. Mischka wollte mir noch irgendwas zeigen und dein Vater erwartet mich nachher noch zu einer Unterrichtseinheit.“

„Über was werdet ihr denn heute sprechen?“

„Er will mir die wichtigsten Grundlagen über euer Gesellschaftssystem erklären, so dass ich vor der obersten Familie nicht ganz dumm da stehe. Und morgen kommt Malik. Keine Ahnung was er vorhat, aber er klang sehr bedeutungsvoll.“

„Na dann mal los mit dir. Man lässt Mischka nicht warten. Das rächt sich meistens irgendwie.“

Dräng sprang auf, verabschiedete sich und rannte mit langen Schritten davon.

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