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Die erste Offizierin hatte sich nach der Rückkehr aus dem Lager in ihren Bereitschaftsraum zurückgezogen. Dort ging sie liegengebliebenen Berichte über Reparaturen und Verletzte durch. Der Ruf von Fähnrich Anquenar riss sie kurz aus ihren Gedanken. "Verstanden, ich komme gleich." Selina schloss den Komm-Kanal wieder und las weiter die Berichte. Erst eine halbe Stunde später erhob sie sich und verließ den Bereitschaftsraum. "Computer, wo befindet sich Fähnrich Anquenar?" Es dauerte eine Weile bis der Computer Antwort gab. "Fähnrich Anquenar befindet sich auf Deck 5, Sektion 11 b." Selina begab sich ohne weitere Umschweife zu der genannten Stelle. Dort angekommen erblickte sie die junge Frau, die am Boden saß und zu schlafen schien. Selina sah auf sie herab und betrachtete sie einen Moment. "Fähnrich Anquenar?" Die junge Frau rührte sich nicht. Selina seufzte und kniete sich neben sie und packte sie am Arm. "Fähnrich! Wachen Sie auf!"

Es hatte gut getan, die Anspannung mit den Tränen loszuwerden. Doch als die Anspannung wich, überkam sie die Müdigkeit und mit ihr der Schlaf. Noch während die Tränen über ihre Wangen liefen, war sie eingeschlafen - an der gleichen Stelle, wo sie sich hingesetzt hatte. Ihr Schlaf war tief und traumlos gewesen, dabei hatte sie sich so sehr danach gesehnt, all ihre Emotionen, all die Ereignisse der letzten Stunde verarbeiten zu können... als plötzlich der Schmerz ungeahnte Höhen erreichte. Milseya schrie auf in ihrem Traum, krümmte ihren Körper, bevor er sich aufbäumte und ihre Beine zuckten. Sie schrie, bis sie erkannte, dass sie wirklich schrie ... dass dies kein Traum war. Als sie von ihrem Schreien erwachte, liefen ihr wieder Tränen über die Wangen.

Selina löste sofort ihren Griff und sah ihre Hand an. Ob sie zu stark zugepackt hatte? "Fähnrich Anquenar, was ist los mit Ihnen?" Normalerweise hätte Selina jetzt Mitgefühl gezeigt, aber irgendwie fiel ihr dies bei dieser Person recht schwer.

Erschrocken sah Milseya den Commander an. Es dauert einige Sekunden, bis sie begriff, dass sie wach war. Sie atmete ein paar Mal schwer durch. „Es ist nichts, Commander. Nur mein Arm.. nun ich glaube, er ist gebrochen. Verzeihen Sie.“ Sie erhob sich - eine neue Welle des Schmerzes überflutete ihren Leib. Sie wankte leicht. „Ma'am. Ich glaube, ich habe das Hauptquartier gefunden.“

Selina nickte. "Gut, erzählen Sie mir davon auf der Krankenstation. Wenn Ihr Arm gebrochen ist, sollte er versorgt werden. Kommen Sie!" Selina ging einen Schritt voraus, blickte sich aber immer wieder nach Milseya um. Die erste Offizierin befürchtete, daß die junge Frau noch zusammenbrechen könnte. Endlich war die Krankenstation erreicht und beide Frauen betraten sie. Dr. Gilmore kam ihnen gleich entgegen. Sofort erkannte er Milseyas schlechten physischen Zustand. Selina bedachte er nur mit einem abfälligen Blick. "Milseya, was ist passiert?"

Was die Menschen immer nur hatten! Ein gebrochener Knochen war nun wirklich nichts Aufregendes! In ihrer Jugend, hatte sie sich so ziemlich jeden Monat mal einen gebrochen, ob nun beim Training oder bei anderen Gelegenheiten. Aber vermutlich spielte er gar nicht auf den Arm an, sondern eher darauf, wie sie aussah. Milseya wusste, dass sie einen Anblick des Jammers darbot - genauso fühlte sie sich ja auch, dennoch - das Ganze würde in ein paar Stunden vergessen sein. „Es ist nichts, John. Ich bin abgestürzt und habe mir dabei den Arm gebrochen - das war vor etwa 4 oder 5 Stunden.“ Sie atmete kurz durch „Es tut höllisch weh“, flüsterte sie dem Arzt ins Ohr.

John biß sich auf die Lippen, um den Kommentar, der ihm auf der Zunge lag, nicht herausrutschen zu lassen. Er geleitete Milseya zu einem der Biobetten und deutete ihr an, dass sie sich hinlegen sollte. Selina war den Beiden gefolgt und hatte sich gegenüber des Arztes aufgestellt. John scannte mit dem medizinischen Tricorder Milseyas Arm, verabreichte ihr ein Schmerzmittel und kümmerte sich dann augenblicklich um den vorhandenen Knochenbruch. Selina hielt es jetzt für richtig die junge Frau nach den Informationen auszufragen. "Sie haben also das Hauptquartier gefunden?"

„Ja, Ma'am. Zumindest glaube ich das. Nachdem die Crew, das Lager verlassen hatte, bin ich einem der Männer gefolgt. Nach etwa zwei Stunden kam er bei diesem Lager an und unterhielt sich mit einem anderen ...“ Milseya erschauderte, als das Gesicht dieses Mannes in ihrem Geiste heraufbeschworen wurde. „ ...Mann, vor dem alle im Lager großen Respekt zu haben schienen. Ich vermute, er ist der Anführer dieser Individuen.“ Sie nestelte an ihrer Gurttasche nach dem Tricorder und überreichte ihn Kyle. „Ich habe alle Daten und Koordinaten in dem Tricorder gespeichert, Commander. Sie dürften keine Schwierigkeiten haben, das Lager zu finden.“

Selina nahm den Trikorder entgegen und sah sich die Daten an. Dr. Gilmore hatte derweil die Behandlung des gebrochenen Armes abgeschlossen. Der Knochen war wieder komplett geheilt. Er zückte wieder seinen Tricorder und machte einen Ganzkörperscan der jungen Frau. Dabei wanderte sein Blick immer wieder zur ersten Offizierin. Er war froh darüber, daß es Milseya gelungen war Cmdr. Kyle von ihrem Vorhaben, alle zu töten, abzubringen. Er hoffte nur, dass sie dieses Hauptquartier nicht auch auslöschen wollte. Plötzlich hielt er inne. Wiederholte einen Scan und sah sich die Daten nochmals an. "Milseya ... kann es sein ....dass du vor kurzem schwanger warst?"

Verwundert sah sie ihn. Aber das weißt du doch! , wollte sie ihm antworten. Die Worte hingen in ihren Kopf nach. „Ich weiß es nicht, Doktor. Oder doch?“. Sie erinnerte sich an den Krampf in ihrem Magen, an die Leere in ihrem Bauch, als sie den Anführer gesehen hatte. Sie erinnerte sich an ihren Schwur. Könnte es das gewesen sein? War das der Grund, weshalb sie überleben musste? Warum sie nie aufgegeben hatte? Sie schüttelte den Kopf, es hatte keinen Sinn zu spekulieren. Jedes Individuum hatte einen Antrieb, ein Ziel, wenn das das Ihrige war, dann würde sie es früher oder später erfahren. „Tut mir leid, John. Wenn die Scans das besagen, haben sie vermutlich recht, aber ich kann mich nicht daran erinnern.“ Sie stockte „Können die Scans auch sagen, ob ich ein Kind geboren habe?“

Selina hatte vor Schreck den Tricorder fallen lassen. Ungläubig blinzelte sie die junge Frau an. Ihre Worte klangen unendlich schmerzvoll in Selinas Ohren. Das bedrückendste an der Sache war, dass sich Milseya noch nicht einmal daran erinnern konnte. Selina schämte sich. Sie schämte sich für alles, was in den letzten Stunden getan hatte. Instinktiv griff sie nach der Hand der jungen Frau und drückte sie. Dr. Gilmore checkte nochmals seine Scans. "Nein, zu einer Geburt kam es nicht. Ich nehme an, dass du im 3. Monat schwanger warst."

„Dann habe ich es verloren, als ich im Lager war.“ Milseyas Stimme klang kalt, metallisch. Sie spürte die Wärme der Hand des Commanders. Sie tat gut, sie hielt sie in dieser Welt. ER war es! ER hat es dir genommen. ER wird dafür büssen!!! Sie schloss die Augen und sah, wie sie ihm sein Herz aus dem Brustkorb riss. Sie öffnete ihre Augen und eine eiskalte Wand hatte sich um ihr Herz gelegt. „Daran lässt sich nichts mehr ändern“, sagte sie, während eine einzelne Träne langsam über ihre Wange glitt. Sie drückte die Hand des Commanders und ließ sie dann los.

Selina war erschüttert, genauso wie Dr. Gilmore. Beide sahen sich mit niedergeschlagenem Gesichtsausdruck an. Selina deutete ihm an, ihr zu folgen. Beide entfernten sich ein Stück von Milseya. "Sie müssen Milseya hierbehalten. So kann sie nicht wieder in den Dienst." John nickte. "Ja, sie hat ein schweres Trauma erlitten, zu dumm, dass der Counsellor im Koma liegt." Selina war zutiefst erschüttert. Sie gab sich die Schuld an Milseyas Zustand. Tränen stiegen ihr in die Augen. "Bitte, machen Sie alles für Milseyas, was Sie können." John blickte ratlos Selina an. Noch vor wenigen Minuten hatte er sie als das eiskalteste Biest aller Zeiten gesehen und nun zeigte sie diesen völlig untypischen Gefühlsausbruch. John wurde aus der ersten Offizierin nicht wirklich schlau. Er schob die Gedanken beiseite. Jetzt galt es sich um Milseya zu kümmern. Selina folgte ihm und stellte sich wieder an die Seite des Biobettes. "Sie haben sehr gute Arbeit geleistet, Fähnrich Anquenar. Aber jetzt ruhen Sie sich aus."

„WIE BITTE??“ Milseya war empor gerauscht. „Das kann nicht Ihr Ernst sein, Ma'am! Bei allem gebührenden Respekt, das mit der Schwangerschaft betrifft nur mich und sonst niemanden! Bis vor einigen Minuten war ich noch diensttauglich. Müde ja und sicherlich auch erschöpft, aber die Tatsache, dass ich schwanger war und das Kind verloren habe, hat mich nicht davon abgehalten, mein Pflicht zu tun und Sie!“ Milseya Augen begannen bedrohlich zu funkeln. „Sie werden mich nicht davon abhalten, meinen Schwur zu erfüllen! Ich werde mich gerne für ein paar Stunden ausruhen, Commander und wenn Sie es wünschen, werde ich gerne mit dem Counsellour darüber sprechen, aber zuvor werde ich das beenden, was ich angefangen habe.“

Selina hatte sich so sehr erschreckt, daß sie einen Schritt zurückweichen musste. Deutlich konnte sie den Zorn der junge Frau spüren und sie hatte größtes Verständnis für ihren Wunsch nach Rache. Doch in dieser Verfassung war Milseya ein Hindernis. Ein Hindernis für die nächste Mission und vor allem ein Hindernis für sie selbst. Zuerst galt es aber die junge Frau zu beruhigen. Alles weitere würde sich dann zeigen. "In Ordnung. Sie ruhen sich hier bei Dr. Gilmore aus und danach werden wir weitersehen."

„Sie lügen mich an, Commander und ich benötige keine telepathischen Fähigkeiten, um das zu erkennen“, erwiderte sie wütend. „Ja, ich werde mich ausruhen, aber ich habe einen Wunsch, einen den sie mir nicht abschlagen können“. Sie hielt den Tricorder wie eine Drohung in Hand. „Ich weiß, ich bin kein offizielles Mitglied dieser Crew, aber ich denke, ich habe viel für diese Crew getan. SIE DÜRFEN MIR DAS NICHT VERWEIGERN!“

Selina nahm Milseya den Trikorder aus der Hand, bevor sie sonst noch was damit anstellte. "Na gut, Sie werden Ihre Chance bekommen. ABER: Sie werden stets an meiner Seite sein UND Sie werden jedem meiner Befehle gehorchen, ist das klar?"

Milseya lehnte sich zurück. Ihr Zorn kochte auf kleiner Flamme.“ Bei allem Respekt, Commander, ich halte nichts von blinder Gefolgschaft, wie Sie wissen. Aber wenn Sie mir erlauben, dass ich mich des Anführers annehmen darf, nachdem Sie ihn befragt haben, dann werde ich Ihnen nie wieder vor anderen widersprechen - zumindest werde ich es versuchen.“ Sie versuchte zu lächeln. „Ich kann aber nicht gegen meine Natur handeln, Ma'am.“ Dann drehte sie sich um zum Doktor „Ich habe Durst, John.“

Der Arzt begab sich sofort zum Replikator und replizierte für Milseya ein Glas Wasser und überreichte es ihr. Selina lächelte Milseya an. Sie übersah für diesen Moment die Unverschämheiten von Milseya. Die junge Frau hatte ja keine Ahnung, mit wem sie es zu tun hatte. "Ruhen Sie sich aus, wir sehen uns später."

Milseya sah den Commander an. „Ich weiß, dass Sie mich nicht besonders mögen, Ma'am. Aber wenn wir diesen Planeten verlassen und zurückkehren werden, dann werden Sie mich nicht mehr länger ertragen müssen. Bis dahin werde ich Sie in allem unterstützen, was uns hilft, von hier wegzukommen.“ Sie trank das Glas in einem Zug leer, legte sich zurück und schlief augenblicklich an.

Selina seufzte. Die junge Dame war eine verdammt harte Nuss. John sah Selina fragend an. "Sie werden Milseya wirklich mitnehmen?" Die erste Offizierin nickte. "Ja. Oder glauben Sie wirklich, dass Sie sie hierbehalten können?" John schüttelte den Kopf. "Nein, das glaube ich nicht. Passen Sie gut auf Milseya auf und verhindern Sie das Schlimmste." Selina verstand, worauf der Arzt hinaus wollte. "Ja. Ich werde mein Bestes geben. Sagen Sie mir Bescheid, sobald sie wieder fit ist." John nickte und Selina verließ die Krankenstation mit höchst gemischten Gefühlen.

[hoshi und inanchfe in "Rache ist ein Gericht, das man am besten kalt genießt."]

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„Serik, wenn Sie mich nicht bald weglassen, sterbe ich vor Hunger!“ Die Arbeit im Büro war schnell erledigt gewesen und Lieutnant Serik hatte in der Krankenstation wie ein Wachhund auf Assjima gelauert. Er hatte ihr keine Fluchtmöglichkeit geboten und so musste sie die Prozedur letztendlich doch noch über sich ergehen lassen. „So, Doktor, jetzt dürfen Sie gehen!“ Wenn sie es nicht besser wüsste, hätte sie schwören können, in seinem Gesicht ein Grinsen gesehen zu haben. Kaum ließ der Vulkanier locker, war sie durch die Tür entwischt und befand sich auf direktem Wege in die Messe. Dort schwatzte sie dem Küchenchef einen frischen Gemüseauflauf ab. Es gelang ihr glücklicherweise jedes Mal aufs Neue, den Koch um den Finger zu wickeln, so dass ihr das Replikatorfutter erspart blieb. In einer ruhigen Ecke mit Ausblick ließ sie sich nieder, um auf das Essen zu warten. Lt. Bishop saß in seinem Quartier und schaute sich alle Mandalas an, die er finden konnte. Er versuchte Ähnlichkeiten mit dem Auge zu finden. Daneben lag ein PADD mit einem Artikel über Farblehre und die Bedeutung der einzelnen Farben. Lucas war in die geometrischen Formen vertieft, als er plötzlich ein lautes Grummeln hörte. Nachdem er in sich gegangen war, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen - er hatte Hunger. Mit dem Padd der Mandalas bewaffnet ging er in die Messe der Sekundärsektion. Nachdem er sich ein Thunfisch- und Shrimpssandwich repliziert hatte, schaute sich Lucas um und entdeckte Dr. Assjima. Bevor er aber zielgerichtet auf sie zu steuerte, rundete er sein Menu mit einem Glas Milch ab. Dann ging er zu Assjima an den Tisch und fragte: "Ist hier noch ein Platz frei?"

Die Deltanerin lachte ihn an. „Es könnte sein, dass hier ein paar körperlose Ameisen auf den Stühlen sitzen. Aber auch wenn dem so wäre – die hatten mich nicht gefragt, bevor sie sich setzten. Wenn Sie also bereit sind, ein gewisses Risiko in Kauf zu nehmen, dann setzen Sie sich bitte.“ Lucas sah sie etwas verwirrt an „Lieutnant, natürlich ist hier frei. Für Sie doch immer!“

"Danke Frau Doktor" entgegnete Lucas und nahm platz. Er nahm sein Thunfischsandwich, biss hinein und schluckte es runter. Ja, es war eine gute Wahl gewesen. "Außer Dienst können sie mich ruhig Lucas nennen. Die Ameisen haben ja bleibenden Eindruck bei ihnen hinterlassen oder?"

„Wenn es denn Ameisen oder etwas Ähnliches sind. Ja, Sie haben schon Recht, Lucas. Diese nächtliche Begegnung war ziemlich seltsam. Es ist schwer, nicht daran zu denken. Meinen ersten richtigen Erstkontakt hatte ich mir auch etwas anders vorgestellt. Ich kann nur beten, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Sonst könnte das Ganze schnell in einem Fiasko ausarten.“ Der Chef stellte einen großen Teller mit dampfendem Auflauf auf den Tisch. „Lassen sie es sich schmecken, Doktor!“ „Danke Chef! Das sieht wieder einmal köstlich aus!“ Sie schenkte ihm wie üblich ihr schönstes Lächeln und der Mann in Weiß segelte davon. „Der Herr über die Küche ist der wichtigste Mensch an Bord. Mit dem muss man sich gut stellen. Lucas, haben Sie die Vorschläge Estebans gelesen?“

"Ja und ich bin davon überhaupt nicht begeistert. Wenn wir auf den Planeten so runter gehen, dann gibt es nur Mord und Totschlag. Ich denke wir beide sollten erneut auf den Planeten gehen, die Zeremonie durchführen und das Mandala malen..." erläuterte Lt. Bishop seinen Standpunkt. Dann verspeiste er das Thunfischsandwich, doch leider hing die Majonäse nun in seinem Bart. Assjima nickte nachdenklich und stocherte in ihrem Teller rum. „Ja, genau das habe ich auch empfunden, als ich die Nachricht las. So kann das nicht gut gehen. Wir brauchen eine sensiblere Lösung. Sie haben da noch was im Bart hängen."

"Oh" war die knappe Antwort von Lucas. Schnell griff er nach der Serviette und wischte sich den Bart ab. "Diese fremden Wesen müssen uns helfen aber wie machen wir das denen klar?" fragte der Sicherheitschef und nahm einen Schluck Milch. Der Auflauf war wirklich lecker! „Wenn es uns nur gelänge, Sie mit diesem kleinen Pseudoritual zu locken, sie neugierig auf uns zu machen. Sobald eine Gesprächsbereitschaft von ihrer Seite aus da ist, sehe ich Licht am Horizont. Nur stellt sich die Frage, ob sie uns überhaupt helfen können. Wir wissen nichts über ihre technischen Möglichkeiten, außer, dass sie warpfähige Raumschiffe haben. Doch vielleicht würde schon die vermehrte Energie ausreichen, das Auge zu öffnen und die anderen Sektionen zurück zu holen.“

"Ich denke das Mandala wird Aufmerksamkeit erwecken. Aber wie erklären wir es den Fremden, dass wir das Mandala in ihren Sand malen müssen?" kam es Lucas in den Sinn und über seine Lippen. „Wir erklären es ihnen nicht. Ich gehe davon aus, dass wir sie nicht sofort sehen werden. Wir steigen einfach aus, und beginnen mit dem Ritual. Das Malen des Mandalas ist doch einer der Punkte, die sie locken sollen.“

"Ich weiß nur nicht wie wir farbigen Sand bekommen, denn Farbe drüber kippen ist nicht so gut, wegen dem ökologischen Gleichgewicht." warf Lt. Bishop als Einwand ein. Dann biss er in den anderen Sandwich und schaute auf sein PADD. "Wie finden sie dieses Motiv, Assjima?" meinte Lucas und schob Assjima das PADD hin.

„Ist das ein Feuerrad? Das ist sehr schön.“

"Genau! Es ist ein Feuerrad... Jetzt brauche ich nur noch Farben dazu."

„Wenn es sich tatsächlich um eine insektoide Spezies handelt, dann können sie wahrscheinlich gar keine Farben erkennen. Und wenn sie dazu noch nachtaktiv sind, sehen sie nur noch Schwarz-Weiß. Aber es geht ja um das Ritual an sich. Haben Sie schon mit der Dame aus der Technik gesprochen, die Lt. Commander Shral erwähnte?“

"Ja, die hat mir erklärt das sie keine kreative Phase in der Halbmondphase hat." entgegnete Lucas und verzog sein Gesicht zu einer Grimasse. Assjima schaute überrascht auf. „Was den für ein Mond? Vielleicht finden wir hier irgendwo in diesem System einen, der gerade voll ist? Sie könnten die Dame ja mit dem Alphaflyer hinfliegen. Doch Spaß beiseite. Das sollte wohl unser kleinstes Problem sein. Der Wissenschaftsabteilung wird schon etwas einfallen. Ich brauche noch ihren Rat als Taktiker. Wo sollen wir landen?“

"Weit entfernt von der Begräbnisstätte, würde ich vorschlagen..." schlug Lt. Bishop vor und biss wieder in seinen Sandwich, doch diesmal spritzte Cocktailsoße heraus und traf die Uniform von Dr. Assjima. Die Ärztin verzog das Gesicht, griff nach einer Serviette und wischte sich die Soße von der Schulter. „Lucas – Sie sollten vielleicht das nächste Mal etwas Handlicheres essen. Was meinen Sie mit Begräbnisstätte? Die Energiequelle?“

"Die Steinformationen die sie mir gezeigt haben... Sie erinnern sich?"

„Ja natürlich. Ich weiß nicht, ob das eine Begräbnisstätte ist. womöglich auch nur ein Zugang zu einem unterirdischen irgendwas. Davon sollten wir weg bleiben – da stimme ich Ihnen zu. Was halten Sie von der Idee, in der Nähe der Siedlung zu landen. Wenn es sich tatsächlich um eine Art von ‚Farm’ handelt, wäre das ein sehr profaner Bereich. Da würde man unsere Anwesenheit möglicherweise nicht so störend empfinden. Und wir könnten gleichzeitig noch mehr über die Bewohner der Siedlung erfahren.“

"Einverstanden! Wenn nehmen wir denn noch mit?" entgegnete Lucas und ging in Gedanken die Crewnamen durch. Assjima schob den leeren Teller von sich. „Hm … das ist eine gute Frage. Mercury womöglich – der war schon mal da, den kennen unsere Freunde. Aber wenn ich richtig liege und diese Wesen tatsächlich eine matriarchalische Gesellschaftsform haben, könnte es von Nutzen sein, eine weitere weibliche Person dabei zu haben. Lt. Commander Shral wäre eigentlich perfekt, da sie zum einen als Andorianerin insektoide Einflüsse aufweißt und zum anderen das nötige Charisma hat, um wirklich zu beeindrucken. Aber sie wird das Schiff wohl kaum verlassen wollen.“

"Und wenn wir einen anderen weiblichen Crewman mitnehmen?" Doch dann wurde Lucas ruhig, er dachte an Nanni. Sie wäre gerne mitgegangen und sie hatte auch genug Ahnung von Ameisenarten und ihre Besonderheiten. Biologie war ihr Steckenpferd. Hoffentlich ging es seiner Süßen gut und den anderen Crewmitgliedern auch. „Er denkt schon wieder an seine Nanni“ Assjima musste schmunzeln. „Lucas! Hallo! Wir sind hier! Bitte machen Sie sich keine Sorgen – wir werden die Zwillinge schon wieder zurückholen“ Warum musste sie plötzlich an den mürrischen blauen Chief denken? Sie schüttelte irritiert den Kopf. „Gibt es an Bord eine Expertin in Sachen Religionen und Mythologien?“

"Oh Assjima müssen sie immer meine Gedanken lesen? Eine Expertin? Kann mich nicht an Eine erinnern...." antwortete Lt. Bishop leicht verärgert. Er war mittlerweile fertig mit seinem Sandwich und trank sein Glas Milch leer. „Entschuldigung, aber das Bild von Nanni drängt sich wirklich immer auf. Ich kann es einfach nicht abblocken. Ich mache mir doch auch Sorgen um sie.“ Assjima wirkte sichtlich bedrückt. „Wir sollten es mit Commander Shral besprechen. Ich kenne die Crew leider noch zu wenig. Jemand mit schauspielerischen Talenten wäre auch geeignet. Und sie sollte die Projektionsanlage für die Bilder am Himmel bedienen können.“

"Was für eine Projektionsanlage?"

Wo war Lucas nur mit seinen Gedanken? Wohl irgendwo da unten auf dem grauen Planeten … „Die Projektionsanlage, die wir benötigen, um die Bilder, welche die Sonde vom Wurmloch gemacht hat, an den nachtdunklen Himmel zu werfen. Wir wollten das Auge entmystifizieren.“ Assjima konnte es nachvollziehen, das der junge Mann en wenig übermüdet war und sich sorgen machte. Außerdem waren ihre seltsamen Ideen, die sie während der Besprechung vorgetragen hatte für ihn sicherlich ein wenig verwirrend gewesen.

"Entschuldigung ich bin nur mit meinen Gedanken wo anders. Also nehmen wir entweder Lt. Cmdr. Shral oder eine andere Wissenschaftlerin mit..." fasste der Sicherheitschef zusammen und räumte den Teller und das Glas wieder auf sein Tablett. Wie gerne hätte Assjima die erfahrene Andorianerin bei dieser heiklen Mission an ihrer Seite. Sie würde sich dadurch sehr viel wohler fühlen. „Ich glaube nicht, dass Commander Shral ihren Chefsessel auch nur einen Augenblick verlassen würde. Aber ich werde mit ihr sprechen.“

"Gut und dann sollten wir mal das Ritual auf dem Holodeck üben. Nicht das etwas schief geht oder?" schlug Lucas vor und stand auf. Das Tablett hielt er mit beiden Händen fest. Assjima stand nun ebenfalls auf und wollte ihr Geschirr zusammen packen als der Chef plötzlich angerannt kam „Doktor, lassen Sie mich das machen!“ Bevor sie sich bedanken konnte, war er auch schon wieder verschwunden. Verblüfft schaute Assjima ihm hinterher und wandte sich dann lachend den Sicherheitschef zu „Sehen Sie, Lucas, es funktioniert immer noch. Das Holodeck ist eine sehr gute Idee! Aber wir haben nicht mehr viel Zeit. Wir sollten dieses Spektakel am besten noch heute Abend hinter uns bringen.“

"Einverstanden! Dann stelle ich noch die Farben zusammen und spreche mit der Wissenschaftlern wegen der Sandfärbung..." entgegnete Lucas, nahm das PADD und brachte sein Tablett zum Replikator. „Und ich rede mit Vinara … äh, Lt. Commander Shral. Sie melden sich, wenn Sie bereit sind? Wegen dem Holodeck?“

"Ich melde mich umgehend bei Ihnen...." versicherte der Sicherheitschef, grinste und verließ die Messe. In Gedanken musste er wieder an Nanni denken, wie sie in einem Badehandtuch eingewickelt vor ihm stand, lächelnd auf ihn zu ging und ihr Handtuch verlor. Die Deltanerin verließ mit ihm die Messe und musste unwillkürlich schmunzeln, als sie das herabgleitende Handtuch sah. „Lucas – Sie sollten sich auf ihr Mandala konzentrieren“ rief sie ihm hinterher, als er den Turbolift bestieg und sich die Türen hinter ihm schlossen.

Bryn und U_E beim Dinner!

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Nach 2 Stunden und 4 Kaffeepötten hatte Niels sich durch die Konstruktionspäne der Community eingelesen, nach einer weiteren Stunde hatte er sich mit dem Energieverteilungssystem vertraut gemacht. Für das Sensorsystem und das Kommunikationssystem benötigte er weitere 90 Minuten.

Niels atmete tief durch, dass war eine ganze Menge Stoff gewesen. Langsam ging er zum Masters Systems Display hinüber. Energie war auf dem Ganzen Schiff vorhanden, auch auf Deck 4 bei der Sensorenphalanx und auf Deck 9 beim Deflektor. Gut, dachte Niels, dann zum Netzwerk und zu den Verteilern. Er drehte sich zu der Station, die die Sensoren kontrollierte. Seine Finger berührten einige Schaltflächen auf der Konsole. Als Antwort erschien auf dem Display in großen Buchstaben "ERROR - Can't establish Connection with Sensor Array". Niels verfolgte das Signal zurück, bei dem Verteilerknoten A3C7 wurde es nicht weitergeleitet. Er lies sich A3C7 auf dem MSD anzeigen, es war auf Deck 3 Sektion 2.

Mit Diagnosegeräten ausgestattet machte sich Niels auf den Weg. Er musste nur eine Leiter hinuntersteigen und kroch dann durch die Serviceröhren. Endlich erreichte er sein Ziel, die Abdeckplatte mit der Aufschrift BNR A3C7, es war ein bioneurales Relais. Niels entfernte die Abdeckung und warf einen Blick auf das Relais, es sah nicht gut aus. Er nahm den Tricorder aus den Halfter und scannte es. Seine Vermutungen schienen sich zu bestätigen, die biologischen Bestandteile hatten sich durch eine Beschädigung, warscheinlich eine kleine Explosion oder ein Kurzschluss, vollständig denaturiert und waren von der plötzlichen Energiezufuhr "gebraten" worden. "Die Einheit muss ausgetauscht werden," murmelte Niels. Er brachte die Platte wieder an und kroch zur nächsten Kreuzung. Dort aktivierte er ein Terminal und ließ sich das Ladeverzeichnis der Community anzeigen. Bioneurale Relais waren im Frachtraum auf Deck 7 eingelagert.

Niels öffnete ein Schott und trat hinaus in einen Korridor. "Computer, zeige den kürzesten Weg zum Frachtraum," wies er die künstliche Intelligenz des Schiffes an. Auf einem kleinen Display erschien ein Deckplan und an den Korridorwänden zeigten Lauflichter die Richtung an, in die er gehen musste. Der Weg zum Turbolift war nicht weit und schon setzte sich der Lift in Bewegung, seinem Ziel dem Frachtraum entgegen. Dieser war auch nur 2 Türen von Turboschacht entfernt. Er betrat den Raum und blieb in der Tür stehen. Beim Absturz war die Ladung durch den Raum geschleudert worden und nun waren die Container durcheinander im Raum verteilt. Wenigstens konnte Niels dem Terminal entlocken, dass die Relais in einem Standardbehälter der Größe 2 gelagert wurden. Das vereinfachte die Suche etwas. Er arbeitete sich vor und fand eine Menge interessanter Komponenten bis er den Behälter mit der Aufschrift BNR Typ 855-D fand. Zum Glück war er unbeschädigt. Niels entnahm ein Relais und stellte den Behälter an die Seite nahe der Tür, möglicherweise waren noch mehr Einheiten ausgefallen.

Den Rückweg kannte er. Der Einbau war relativ leicht und das Relais leuchtete auf, als Niels die Energieleitung angeschlossen hatte. Zurück im Maschinenraum nahm er eine entsprechnde Eintragung im Wartungslogbuch des Schiffes vor. Jetzt musste er nur noch das Relais kalibrieren und dann konnte er den nächsten Versuch starten.

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Genug ist genug! Assjima konnte keine weiteren Informationen in ihr Hirn hineinprügeln. Der Kopf war voll, aber vor ihr auf dem Monitor erschienen immer mehr Daten über die kuriosesten Begräbnisrituale hunderter verschiedener Spezies. So würde das nie was werden. Zudem musste man ganz einfach davon ausgehen, dass der Verlauf der Dinge dort auf dem sandigen Planeten einfach nicht planbar sein würde. Möglicherweise würden die Wesen den Flyer schon im Orbit abschießen, oder sie gleich nach der Landung niedermetzeln. Sie wollte sich auch nicht darauf verlassen, dass die Techniker das Problem mit den Shuttles in den Griff bekommen würden und musste nun davon ausgehen, dass tatsächlich maximal nur drei Personen dieses Ritual zelebrieren müssten. Keine salutschießenden Offiziere, kein großes Ehrengeleit - alles musste einfach sein und dennoch faszinierend wirken. Sie würde improvisieren müssen. Sie? Vinara hatte noch nicht festgelegt, wer diese erneute Außenmission leiten würde. Dennoch erschien es ihr logisch, dass sie erneut in den sauren Apfel würde beißen müssen. Der Bote kannte sie bereits und sie war die einzige, welche die seltsamen Wesen, von denen sie sich Unterstützung erhofften, gesehen hatte. Sie war womöglich auch die einzige an Bord, der man die Funktion einer Art Priesterin am ehesten abnehmen würde. Der Bote wusste, dass sie Ärztin war, aber das birgt in sich ja keinen Widerspruch. „Schade, dass Dorian nicht da ist. Er hat soviel Phantasie. Und er ist ein gläubiger und praktizierender Katholik. Und die haben wirklich Ahnung, wie man ein Ritual zelebrieren könnte. So ein Mist - eine Show abziehen liegt mir wirklich nicht. Und schon gar nicht, wenn es eigentlich um wirkliche Werte, um heilige Dinge geht. Das ist Blasphemie! Wie konnte ich nur auf eine so dämliche Idee kommen?“ Aber so angestrengt sie auch darüber nachdachte, Assjima viel nichts Besseres ein.

Also etwas Einfaches – etwas was eine jede Spezies zumindest in Ansätzen verstehen würde. Symbole, Gestik, Worte, Musik – mehr durfte es nicht sein. Ein Mandala war ein wunderbares Symbol. Das Erstellen des Mandalas würde sie ganz allein dem Sicherheitschef überlassen. Er würde es in der ihm eigenen Gründlichkeit bestimmt wundervoll gestalten. Während Lucas das Mandala erstellte, könnte sie selber ein paar erklärende, etwas mystisch angehauchte Worte über das Symbol zum Besten geben, während die Nummer drei im Bunde – wer immer es auch letztendlich sein würde - daneben stünde, mit dem einfachen kleinen Schrein in den Händen, in dem sich einige Habseligkeiten Veums befänden. Wie viel Zeit würde Lucas wohl für das Mandala benötigen?

Wenn er fertig ist, könnte er sein Saxophon nehmen und eine leise, andächtige Melodie spielen. Derweil würde sie mit der Offizierin in das Zentrum des Mandalas hineinschreiten und den Schrein absetzen. Jetzt wäre ein Dialog zwischen ihr und der Offizierin eine schöne Abwechslung. Ein paar Worte über den Verblichenen, über Sinn und Zweck seines Todes, darüber, wo er herkam und wohin er nun gehen würde … eben das übliche BlaBla. Was war das übliche BlaBla bei den Menschen?

Hatte Varg Veum eigentlich Freunde hier an Bord? Hatte er womöglich sogar eine Partnerin oder einen Partner? Jemand der ihm persönlich verbunden war, wäre eine gute Besetzung für die Rolle des Schreinträgers. Assjima wusste nichts über Veum. Sie würde sich ein wenig umhören müssen. Vielleicht konnte Esteban ihr helfen? Er kannte doch die Leute an Bord. Schnell schrieb sie eine kurze Nachricht an den Lieutnant, mit der Bitte, die Bekanntschaften des Crewman etwas genauer zu untersuchen. Dann fügte sie noch ihre Vorstellungen vom Aussehen des Schreins hinzu. Er sollte problemlos von einer Person getragen werden können und am besten aus Holz oder einem anderen brennbaren Material sein, denn sie stellte sich vor, den Schrein in der Mitte des Mandalas zu verbrennen. Das würde sehr gut zum Symbol des Feuerrades passen.

Während der Schrein brannte, könnten sich alle drei andächtig auf den Boden setzen und in Gebet oder Meditation versinken. In dieser Position würden sie so lange ausharren, bis entweder die Wesen erschienen oder der nächste Morgen anbrach. Während der Nacht könnten ein paar kreisförmig um das Mandala aufgestellte Fackeln einen schönen Effekt erzielen.

Wenn nun die Wesen tatsächlich auftauchen sollten, dann musste improvisiert werden. Gespräch oder Kampf? Nein – kein Kampf! Sie würden nicht einen Phaser dabei haben. Auch die Waffen des Flyers mussten deaktiviert sein. Glaubhafter wäre es, die Waffen komplett auszubauen. Zu dritt hätten sie bei einem Angriff so oder so keine Chance. Aber einen Joker hatten sie: die Aufzeichnungen der Sonde. Ob sie sich nun zur Wehr setzen, das Auge entmystifizieren oder ganz einfach nur beeindrucken müssten – die Projektion an den Himmel würde hoffentlich ein wirkungsvolles Mittel abgeben. Doch wenn die Nacht klar wäre, worauf sollten sie projizieren? Sie würden Wolken oder Nebel brauchen. Die könnte man künstlich erzeugen. Vielleicht konnte die Sekundärsektion die Projektion übernehmen? Aber was tun, wenn Kommunikation unmöglich wäre? Vielleicht könnte man auch den Flyer dahingehend modifizieren, dass sowohl die Erzeugung von Nebel als auch die Projektion an sich direkt von ihm ausginge? Das war eine kniffelige Frage, welche von den Technikern noch zu lösen sei.

Assjima erläuterte in einem Bericht an die Führungsoffiziere ihre Vorstellungen über den Ablauf des Schauspiels und fügte eine Bitte um Verbesserungsvorschläge bei. Dann fasste sie die verschiedenen noch zu erledigenden Punkte zusammen:

Neben dem Mandala, dem sich Lt. Bishop bereits angenommen hatte, bräuchte man also einen einfachen Holzschrein, ein paar persönliche Dinge Veums, um die sie sich selber kümmern wollte, einige Fackeln, Kerzen, einen entwaffneten Flyer und letztendlich eine Lösung für das Problem mit der Projektion.

Als Schreiträger wünschte sie sich jemanden, der Veum freundschaftlich nahe stand, schauspielerische Fähigkeiten hatte und am besten weiblichen Geschlechts sei.

Zudem benötigte sie weitergehende persönlichere Informationen über den toten Crewman.

Die Nachrichten an Lucas und Jerry markierte die Deltanerin etwas schadenfroh als dringlich, so dass sich deren Terminal unmissverständlich durch lautes Piepsen Geltung verschaffen würde. Egal wo und wie tief die beiden auch schlafen würden – sie würden aus dem Bett oder auch von des Captains Stuhl fallen. Doch die Nachricht an Vinara wurde auf leise gestellt. Ihr gönnte Assjima noch ein wenig Ruhe, wobei sie fast ein wenig neidisch wurde. Schlafen – ach wäre das schön! Aber sie musste jetzt ein paar Reden entwerfen und sie möglichst auswendig lernen. Mit ein wenig Glück würde sie die Worte schnell finden um so für sich noch einige Minuten Ruhe heraus zu holen.

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Während die Primärstation versuchte, sich über den Energieverbrauch bemerkbar zu machen, liefen parallel dazu die Bemühungen das eigentliche Kommunikationssystem wieder in Gang zu bringen. Da die Diagnosemodule ausgefallen waren, hatte Master Chief Petty Officer O’Tra Lt. Jack D. Ripper und einen Techniker auf die Außenhülle der Primärsektion geschickt, um die oberen Sendephalanxen zu überprüfen. Vielleicht ließ sich hier doch noch etwas machen…

Um sich einen Überblick über den Fortschritt der weiteren Arbeiten zu machen, rief der Chief das Wartungslogbuch auf. Insgesamt ging es zufrieden stellend voran… doch plötzlich entdeckte O’Tra etwas Ungewöhnliches „Wer zum Teufel ist Ens. Richthofen? Und wer hat ihm gesagt, er soll Relais austauschen?“ fragte er gereizt die anwesenden Crewmen.

„Das ist einer von den Neuen, die wir aus den Händen der Wilden befreit haben“, wusste einer der Anwesenden zu berichten. O’Tra lief dunkelblau an vor Wut. Was dachte sich dieser Neue dabei hier selbständig an den Energieleitungen rumzubasteln? Gab es da wo er her kam keine Kommandohierarchie? Sicher war sein Engagement gut gemeint, aber in einer Krisensituation wie dieser, war die Abstimmung der einzelnen Aktionen das A und O.

O’Tra nahm sich vor, sich das Bürschchen bei Gelegenheit zur Brust zu nehmen…

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Commander Kyle mit einem Phaser in der Hand, den sie an ihren Kopf hielt ... eine warme Hand, die über ihre Wange streichelte ... eine in Stücke gerissene Brücke ... kaltes, klares Wasser ... der Anführer der Fremden, wie er mit ihrem Baby um ein großes Lagerfeuer tanzt ... Lachsfilet ... das Gesicht Thovans im Kopfkissen im Morgenlicht ... Niels, der sie auf dem Antigravschlitten in eine Leichenhalle fährt ... rieselnder Sand ... der Geruch von Blut ... ihr erster Anflug auf Titan und die perfekt ausführte Kurve ... der schelmische Blick des Counsellors, als er sich vor ihr verneigte ... das laute Knacken als jemand ihr das Genick bricht ...John in der Halle ihrer Gedanken ... ein Sturz aus den Wolken ... fallen ... fliegen ... fallen ... schweben ... fliegen ......

Milseya öffnete die Augen, bevor sie den Boden erreichte. Sie stöhnte leicht auf, bevor sie begann sich ausgiebig zu strecken. Als sie sich aufgesetzt hatte, dehnte sie ihre verspannte Schulterpartie, bevor sie ihren vormals gebrochenen Arm genauer in Augenschein nahm. Sie dehnte ihre Finger, ließ sie wie ein Geigenspieler auf unsichtbaren Saiten tanzen. Ihr Arm fühlte sich wie der alte an – von dem Bruch war nichts mehr zu bemerken. Sie war immer wieder darüber überrascht, wie schnell ein Bruch heutzutage geheilt war - jedes der 48 Male, nein jetzt waren es 49, von neuem.

Die junge Frau sah sich in der Krankenstation um. John war nicht da und die anderen Patienten schliefen. Sie überlegte kurz. Was hatte Vorrang? Essen, trinken oder duschen? Sie war unentschlossen, doch dann entschied der Blick auf ihre Uniform für sie. Milseya stand langsam auf und ging sich weiter streckend in Richtung Büro. Wenn sie sich nicht ganz täuschte, dann dürfte dort ein kleiner Waschraum sein ..

Als das kühle Wasser ihre Haut berührte, ging ein Schaudern über ihren ganzen Körper. Sie erinnerte sich, wie sehr sie das Gefühl von Wasser auf ihrer Haut liebte, wie sehr sie das Gefühl der Schwerelosigkeit im Wasser liebte, sich danach sehnte ... Ausgiebig besprengte sie ihren Körper mit Wasser, ohne Rücksicht auf die Sauerei, die sie damit verursachte – das Gefühl der Reinheit stellte sich schnell ein. Zum Schluss benetzte sie mehrmals ihr Gesicht mit kaltem Wasser, bis sie vollkommen wach war. Sie ließ das Wasser einfach an ihrem Körper abperlen, während sie ihre Uniform so gut es ging von Staub, Sand und Dreck befreite. Anschließend zog sie die Unform wieder an. Sie blickte in den Spiegel. Das was sie sah, war akzeptabel, wenn es auch weit von dem entfernt war, von dem was sie üblicherweise dort erblickte, aber die Ereignisse der letzten Tage, wenn nicht Wochen, hatten deutliche Spuren hinterlassen. Sie zog eine Grimasse und musste darüber lachen und zuckte gleich darüber zusammen. Sie hatte sich schon lange nicht mehr lachen gehört - es klang so fremd, so absurd und doch so herrlich. Sie zog wieder die Mundwinkel nach oben und sah ihr Spiegelbild lächeln. Dann verließ sie den Waschraum ..

Der Geruch von frischem Kaffee stieg ihr in die Nase. John saß an seinem Schreibtisch und sah sie aufmerksam an. „Hallo John“, begrüßte Milseya ihn immer noch lächelnd. „Milseya! Wie geht es dir?“, antworte der Arzt besorgt, aber recht heiter. „Wesentlich besser, danke! Wie lange habe ich geschlafen?“ „Etwas mehr als vier Stunden - meiner Meinung nach bei weitem nicht ausreichend“, erwiderte er, bevor er aufstand und zum Replikator ging. „Wenn ich mich richtig erinnere, magst du keinen Kaffee. Computer, ein Glas frisch gepressten Orangensaft, kalt!“. Er nahm das Glas und ging zurück zum Schreibtisch. Milseya hatte sich in der Zwischenzeit auf den zweiten Stuhl am Tisch niedergelassen und nahm das Glas von dem Arzt entgegen. „Danke.“ Sie nahm einen großen Schluck und spürte, wie das kühle Getränk ihre Kehle entlang rann. John sah sie eindringlich an. „Willst du über das Baby reden?“ „Nein... Nicht jetzt.“, entgegnete Milseya ihm ruhig. „Du wirst aber einmal darüber reden müssen.“ „Ich weiß, John, aber ..“ Sie seufzte. Die Menschen verstehen es nicht, das haben sie nie, dachte sie. Und langsam war sie es leid, es immer wieder erklären zu müssen - dennoch John war ihr oumriel, auch wenn er es vergessen hatte. „John, ich weiß, du kannst es nicht verstehen, aber die Tatsache, dass ich schwanger war und das Kind verloren habe, ist für mich im Moment ohne Bedeutung, da ich mich nicht daran erinnern kann. Ich weiß, das muss für dich hart, ja gefühllos klingen, aber so ist es. Solange ich nicht das Bild von ihm in der Halle meiner Gedanken sehe, solange ich nicht weiß, wer der Vater ist, solange ist es nicht real, nicht existent, solange hat es keinerlei Bedeutung in meinem Leben.“ Der Arzt hörte ihr nachdenklich zu. Er hatte das seltsame Gefühl es zu verstehen und doch auf der anderen Seite verstand er es nicht. Aber eine andere Frage brannte ihm auf der Seele. „Wie gut kennen wir uns eigentlich?“, brachte er es zur Sprache. „Wie gut?“ Milseya war verwirrt. „Was meinst du?“ John war ein wenig peinlich berührt. „Nun ja, ich habe das Gefühl, dich schon ein Leben lang zu kennen und .. nun ja .. ich wollte wissen, ob wir ...“, druckste er. Milseya lachte lauthals auf. „Nein! Nein, wirklich nicht, wir waren nie ein Paar. So viel ich weiß, bist du ein ungebundener Mann, John. Aber du hast recht, wir beide hatten von Anfang an eine besondere Beziehung – das war uns beiden klar. Aber diese beruht weniger auf einer körperlichen Anziehung, vielmehr auf eine Art Seelenverwandtschaft.“ John atmete beruhigt auf „Gottseidank!“ Als er Milseya verwunderten Blick sah, beeilte er sich hinzuzufügen „Nicht dass, es mir unangenehm gewesen wäre. Du bist eine attraktive Frau und ..“ „Beruhige dich, John“, fiel ihm Milseya grinsend ins Wort. „Es gibt nichts, wofür du dich rechtfertigen musst. Es ist gut so, wie es ist.“ Sie sah deutlich, wie erleichtert der Doktor ihre Worte aufnahm und musste darüber grinsen. Sie nahm einen weiteren Schluck Orangensaft, als plötzlich ein Signal an einem der Biobetten losging.. an dem des Counsellours ..

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Lt. Bishop saß in seinem Quartier und überlegte krampfhaft, auf was er das Mandala malen sollte. In den Sand konnte man es beim besten Willen nicht malen, denn ein kleiner Windstoß genügte um das Kunstwerk zu zerstören. Doch dieses Risiko wäre Lucas eingegangen. Der Hauptgrund waren die Farben, denn der Sand ließ sich nur mit Farbe färben. Ein anderes Mittel gab es nicht und nicht einmal die Wissenschaftler der Community konnten das bewerkstelligen. Das hatte Lt. Bishop am eigenen Leib erfahren, denn nach einem Vortrag über Absorption und Wellenlänge des Farbspektrums kam er selbst zu diesem Schluss. Dass Wissenschaftler immer so mit ihrem Wissen prahlen müssen…

Lucas machte Sit-Ups um seine Gedanken anzuregen, was ihm eher schlecht als recht gelang. Diese Übung beendete er rasch, weil sein Terminal lautstark piepte. Es war eine dringende Nachricht von Dr. Assjima. Ob die Ärztin schadenfroh war? Wollte sie ihn aus dem Schlaf reißen? Nein, so was würde Assjima nie tun, dachte Lucas nachdem er die Nachricht gelesen hatte. Er durfte sein Saxophon nicht vergessen und machte sich deswegen eine mentale Notiz. Leider half ihm das Blechinstrument nicht beim malen…

Dann hatte der Sicherheitschef eine Idee, schnell ging er zu seinem Replikator und ließ sich 10x10 m Segeltuch replizieren. Das Tuch breitete er irgendwie in seinem Quartier aus, es lag nun über seiner Zimmereinrichtung. Als nächstes replizierte er einen großen und breiten Pinsel und eine Dose schwarze Farbe. „Also gut, dann geht’s los…“ motivierte sich Lucas, legte das PADD mit dem Mandala neben das Segeltuch, krempelte seine Ärmel hoch und fing mit dem Malen an.

Doch nach 3 Segeltüchern, 3 Dosen Farbe und gebrochenen Pinseln gab Lucas seine Künstlerkarriere auf. „So ein Mist!“ brüllte Lt. Bishop durch sein Quartier und trat eine Dose mit Farbe um. Schnell entstand ein großer schwarzer Fleck auf dem Teppich. Das nun entstandene Gebilde sah aus wie ein schwarzes Loch und es drohte ihn zu verschlingen. Müde und verärgert setzte er sich vor der Wand auf den Boden und betrachtete das kreative Chaos. Langsam kamen die Gedanken an Nanni zurück und Lucas wurde traurig. Sie brauchten das Mandala um die Fremden zu beeindrucken und um eventuell Hilfe bei der Rettung der beiden anderen Sektionen zu bekommen. Doch ein Mandala auf ein großes Format zu übertragen, war keine leichte Aufgabe, besonders wenn man kein Maler war. Aber ein Mandala ausmalen sollte ein Kinderspiel sein. Lucas war wieder aufgestanden und schritt durch sein Chaos. Dann griff er nach dem PADD mit dem Mandala darauf und ging erneut zum Replikator. Er übertrug das Bild an den Replikator und befahl dem Computer „Repliziere ein Segeltuch – 10 mal 10 Meter und übertrage das Bild in entsprechender Größe auf das Tuch“. Die Maschine setzte sich in Bewegung und spuckte Segeltuch Nr. 4 aus. Sein Plan hatte funktioniert, das Mandala war detailliert auf den Stoff übertragen worden.

Lt. Bishop holte eine Umhängetasche, faltete das Segeltuch und legte es in die Tasche hinein. Dann replizierte er fünf Pinsel und legte sie ebenfalls in die Tasche. Jetzt kam das Schwierigste, die Farbwahl. Doch Lucas hatte vorgesorgt und sich einen Artikel über Farben und ihre Bedeutung besorgt. Nach langer Überlegung entschied er sich für die folgenden Farben:

Rot ist die kräftigste, wärmste und lebendigste Farbe. Mit ihr sollte man äußerst behutsam umgehen, um Überreaktionen zu vermeiden. Rot hat 2 Aspekte: einerseits steht es für die körperliche Liebe, für Leben, Energie und Kraft, andererseits für Zerstörung, Aggression, Hitze, Leidenschaft und Gewalt.

Gelb ist die Farbe der Heiterkeit, Offenheit, Wärme und gedanklichen Wendigkeit. Außerdem ist Gelb die Farbe des Verstandes, der Analyse- und Kommunikationsfähigkeit. Gelb symbolisiert die Sonne, ihre Kraft und Wärme. Zuviel Gelb fördert allerdings Neid und Eifersucht sowie falschen Stolz.

Grün ist die Farbe der Zufriedenheit und Heilung. Sie wirkt ausgleichend und beruhigend und symbolisiert Hoffnung. Grün wirkt antiseptisch, zerstört Keime und Bakterien. Grün entspannt die Augen und das Nervensystem.

Blau ist die reinste, tiefste und kühlste Farbe. Sie steht für das Unterbewusstsein, für seelische Tiefe und sie unterstützt Introvertiertheit und Reserviertheit. Blau hilft gegen Schlafstörungen, Nervosität und Verspannungen. Sie symbolisiert Treue und fördert charakterliche Rechtschaffenheit und seelische Reinheit. Zuviel Blau führt zur Verlangsamung der Gedanken und unter Umständen. auch zu Alpträumen.

Die Dosen mit den 4 Farben waren schnell repliziert und verstaut. Als Letztes legte er ein PADD, auf dem ein Meditationsgedicht und Noten für einen traurigen Blues gespeichert waren, in seine Tasche. Neben der Tasche stand bereits sein Saxophonkoffer, denn er durfte nichts vergessen. Doch jetzt war erstmal aufräumen angesagt…

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Schmerz....

Es war mit Schmerz geendet und es begann mit Schmerz.

'Dorian, deine Zeit ist noch nicht gekommen. Noch viele Aufgaben liegen vor dir. Kehre um. Dein Weg liegt noch vor dir.'

Helles Licht, eine Stimme.

Der Schmerz wurde weggespült von einer Woge tiefer, warmer Zufriedenheit. Ein kleines Lächeln nistete sich ein. 'Hatte Pater McGillis doch recht gehabt!' Begleitet von einem flüchtigen Zweifel. 'Aber wenn er recht hatte - wieso dann das Licht und nicht das Fegefeuer für ihn Sünder?!'

Der Schmerz kehrte zurück. Der Schmerz wurde körperlich.

Die Augenlider des Councelors begannen zu flattern. Helles, gleißendes Licht drang in seine Augen ein. Der erste Atemzug, japsend, wie ein Ertrinkender.

Schemen traten vor das Licht. Seine Kopf schien explodieren zu wollen. Gedankenfetzen trieben durch das Chaos. Intellekt war überlagert von Synapsenrauschen, Kurzschlüssen und Fehlzündungen. Das Blut dröhnte in den Ohren. Speichel lief die Mundwinkel hinab. Der Körper gehorchte dem Schmerz noch nicht. Das Hirn schwam in Schmerz.

Einer der Schemen beugte sich zu ihm hinunter. Eine Synapse feuerte. Der Mund bewegte sich leicht. Ein Flüstern.

"Mom?!"

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Alles war vorbereitet. Lt. Commander Shral hatte grünes Licht gegeben. Esteban konnte herausfinden, dass Varg Veum eine gute Freundin in der Wissenschaftsabteilung hatte. Assjima hatte sich eingehend mit Crewman Ashley Hennagon unterhalten. Die junge Frau erklärte sich bereit, an der Außenmission und dem kleinen Schauspiel teilzunehmen. Gemeinsam suchten die beiden Frauen im Quartier des Verstorbenen ein paar persönliche Dinge zusammen, die nach Ansicht Ashleys seine Persönlichkeit am besten symbolisierten. Ein paar Bilder der Eltern, der Freunde, sein Lieblingsbuch (die Edda, eine Sammlung altisländischer Götter- und Heldensagen), ein kleines Schäfchen aus Plüsch, ein handgestrickter Pullover aus Mamas Hand, ein Stein, ein kleiner Plastiktroll mit nickendem Kopf … Assjima war ein wenig verwundert über dieses seltsame Sammelsurium. „Doktor, Varg war Isländer – die haben so komische Sachen“ Ashley musste trotz des traurigen Anlasses fast ein wenig lächeln, als die den verwunderten Blick der Deltanerin wahrnahm. Bedächtig wurde alles in den kleinen Holzschrein verpackt, den Lieutnant Esteban besorgt hatte. Es konnte losgehen. „Assjima an Lt. Bishop – wir sind bereit. Treffen wir uns am Flyer?“

Lt. Bishop wurde unsanft aus dem Schlaf gerissen. Wo war er eigentlich? Mit verschlafenen Augen sah er sich um und stellte fest, dass er sitzend an der Wand eingeschlafen war. Nach dem Aufräumen musste er wohl so erschöpft gewesen sein, dass er an Ort und Stelle eingeschlafen war. "Bishop hier... Ich bin gleich bei Ihnen" meldete sich der Sicherheitschef noch leicht abwesend.

Der Alpha-Flyer war startklar. Assjima überzeugte sich noch einmal mit eigenen Augen, dass sämtliche Waffen nicht nur deaktiviert waren, sondern so weit wie möglich abmontiert worden waren. Auch die Projektionsanlage und ein kleiner Nebelwerfer waren installiert worden. Crewman Hennagon ließ sich die Anlage genau erklären, so dass sie sie später problemlos alleine bedienen konnte. Sie lud gerade die kleine Holzkiste in den Flyer als Lieutnant Bishop etwas verschlafen mit einem großen Packet auf dem Rücken und dem Saxophonkoffer über der Schulter in den Hangar gestürmt kam.

"Meine Damen ihr Pilot ist eingetroffen" scherzte Lt. Bishop und verstaute seine Sachen im Alpha-Flyer. Dann nahm er an der Pilotenkonsole Platz und machte eine kleine Startanalyse. "Wo sollen wir denn diesmal landen, Frau Doktor" fragte Lucas ernst und schaute Assjima an.

„Wie wir es besprochen haben – in der Nähe der Siedlung. Nicht zu nah, aber so, das man uns gut sieht. Keine Waffen, keine unerlaubten Scanns – nichts, was unsere Freunde erzürnen könnte. Egal was passiert! Haben Sie beide das verstanden?“ Assjima blickte beinahe finster von Lucas zu Ashley hinüber. Die junge Frau wirkte etwas nervös, doch sie nickte zustimmend.

"Die Waffen wurden eh am Flyer entfernt und gescannt haben wir schon und es war erfolglos. Gut dann geht es wieder zum Sandburgen bauen." versuchte Lt. Bishop die Situation humorvoll aufzuheitern. Dann bekam der Flyer Starterlaubnis, die Hangartore öffneten sich und der Alpha-Flyer flog ins kühle All dem Sandplaneten entgegen.

Während des kurzen Fluges war die Deltanerin sehr schweigsam. Sie tippte auf einem Padd herum, las, versuchte sich, die Worte einzuprägen. Diese verdammte Rede. Sie war noch nie gut in solchen Dingen. Etwas auswendig lernen war das Dümmste was man machen konnte. Spontaneität ist kreativ. Aber das hier hatte nicht mehr viel mit Kreativität zu tun. Sie durften sich einfach keine Fehler leisten. Kurz vor der Landung legte sie das Padd beiseite. „Der Ablauf des Rituals ist Ihnen beiden auch klar oder sollen wir es noch einmal durchsprechen?“

„Also gut, ganz kurz: Wir beginnen mit dem Ausbreiten des Tuches – gemeinsam, langsam. Ashley, Sie holen dann den Schrein aus dem Flyer, Lucas beginnt mit dem Ausmalen und ich werde ein paar Worte während des Malprozesses sagen. Sobald Lucas fertig ist, tragen Sie, Ashley, den Schrein in die Mitte des Mandalas uns setzen ihn dort ab. Wir werden dann den vorhin besprochen Dialog improvisieren, sie treten aus dem Mandala hinaus, Lucas spielt sein Saxophon und ich zünde den Schrein an. Dann setzen wir uns in gleichmäßigem Abstand außen um das Mandala und warten.“

"Gut, wenn sie wollen hätte ich noch ein paar Wort die sie während des Malprozesses sagen könnten. Ansonsten habe ich einen traurigen Blues ausgewählt, ich habe ihn von meinem Vater beigebracht bekommen." antwortete Lucas und es klang leicht melancholisch. Dann setzte Lt. Bishop den Flyer in der Nähe der Siedlung sanft auf und ging die Umhängetasche und den Saxophonkoffer holen.

In der Ferne konnte man die Gebäude der Siedlung schemenhaft erkennen. Ihr Flimmerten in der Hitze des Spätnachmittages war die einzige Bewegung weit und breit. Lucas kletterte als erster aus dem Flyer und blickte sich aufmerksam um. Kein lebendes Wesen war zu sehen. Assjima reichte ihm die Tasche. Dann begannen die drei sorgfältig mit dem Ausbreiten des Tuches.

Lt. Bishop nahm die Farben und Pinsel aus der Tasche und stellte sie an den Rand des Tuches. Als nächstes gab er Assjima das PADD mit dem kleinen Meditationsgedicht. "Wenn sie wollen lesen sie dieses Gedicht vor..."

„Danke Lucas – ich werde sehen, wo ich es einbauen kann.“ Sie schaute sich zögernd um und murmelte Ashley leise zu: „Was in aller Welt machen wir hier? Das ist doch albern! Hier ist keiner, der uns zuschaut! Oder doch? So ganz ohne Publikum komme ich mir nun wirklich wie eine Idiotin vor.“ „Sie schaffen das schon, Commander. Stellen sie sich einfach vor, hinter jedem Stein würden zwanzig Ameisen sitzen und gespannt auf ihre Worte lauschen.“ „Tolles Publikum“ brummte Assjima missmutig. Dann gab sie Lucas ein Zeichen. Er konnte mit dem Malen beginnen.

Lucas nahm einen Pinsel und öffnete die dunkelblaue Farbe, dann fing er an die Mitte auszumalen. Es folgten die geraden Spitzen und die Spitzen am Rand. Jetzt kam die rote Farbe zum Einsatz und mit ihr wurden die sichelförmigen Spitzen und die Umrandungen der blauen Spitzen ausgemalt.

Assjima zögerte noch einen Moment, bevor sei tief Luft holte und aus ihrem Gedächtnis die kleine Rede hervorkramte, die sie vorbereitet hatte.

„lm Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde. Die Erde war wüst und leer, Finsternis lag über der Urflut, und der Geist Gottes schwebte über den Wassern.“

Alles begann mit dem Chaos. Doch dann sprach Gott: Es entstehe ein festes Gewölbe in mitten der Wasser! Und es bilde sich eine Scheidewand zwischen den Wassern! Gott bildete das feste Gewölbe und schied zwischen den Wassern oberhalb und unterhalb des Gewölbes, und es geschah so. Gott nannte das feste Gewölbe Himmel.

Und so wurde von Anbeginn der Existenz Ordnung geschaffen. Ordnung und Chaos bestimmen unser Sein. Mit unserem ersten Schrei, dem ersten Blinzeln im Lichte der Sonne suchen wir nach Ordnung in unserem inneren Chaos.

Der Kreis ist die einfachste und perfekteste Form der Ordnung. Jeder Punkt ist gleich weit entfernt vom Zentrum, kein Vor- und Hintereinander, kein Anfang, kein Ende, Ganzheit, Gleichgewicht, Harmonie, Ausgewogenheit … absolute Vollendung.

Im Kreise unserer Freunde, der Familie fühlen wir uns geborgen, in Gesprächskreisen suchen wir nach Erkenntnis. Doch wenn wir uns wieder und wieder im Kreise drehen, verwirrt es uns. Dann wird deutlich: unser inneres Chaos ist da. Ungeordnet, unübersichtlich, unausstehlich, ungeliebt. Stillstand, sortieren, Ordnung schaffen. Der Intellekt siegt – solange bis wir uns wieder im Kreise drehen. Eine verhängnisvolle Spaltung. Doch wie sollen wir Ruhe, Harmonie, Vollendung finden?

Wir schaffen ein Mandala. Wir fesseln das ordnungslose Wirrwarr unserer inneren Kräfte, wir beherrschen sie, wir lösen sie auf. Wir verleihen unseren Leidenschaften aber auch unseren Ängsten Gestalt. Wir vereinen unvereinbare Gegensätze. Licht und Finsternis, Bewusstsein und Leidenschaft, Gutes und Böses – all das wird unwiderruflich miteinander verbunden. Wir verwandeln unser eigenes, ganz persönliches Chaos in Ordnung“

Oh man, war das peinlich. Hoffentlich war wirklich keiner da, der ihr zuhörte. Lucas war zum Glück mit dem Malen beschäftigt. Ober er überhaupt zugehört hatte war fraglich. Und Ashley stand mit versteinertem Gesicht schräg hinter ihr.

„Das Mandala ist riesig!“ schoss es Assjima durch den Kopf. „Lucas, bitte male schneller – so viel kann auch ich nicht labern!“

Laut fuhr sie fort: „Wir wählen die Farben unseres Seins. Blau - die Farbe des Göttlichen, die Farbe des Weiblichen, die Farbe der Treue, die Farbe der Sanftmütigkeit, die Farbe der Hoffnung. Doch auch das Symbol der Sehnsucht: die blaue Ferne, die blauen Berge, die Suche nach der blauen Blume. Gelb - die Farbe der göttlichen Offenbarung, der Erlösung, die Farbe der Sonne, des Lichtes, der Erleuchtung. Die Farbe der Fruchtbarkeit, die Farbe der Heilung, die Farbe des Verstandes. Doch auch die Farbe der Ausgestoßenen, der Gebrandmarkten. Rot - die Farbe der Liebe, der Lust, der Sexualität, die Farbe der Energie, der Kraft, der Hitze. Doch auch die Farbe der Zerstörung, der Wut, der Aggression. Diese Farben spiegeln unsere eigene Widersprüchlichkeit wider.“ Immer noch war niemand zu sehen. Es war totenstill. Selbst der Wind schwieg.

Lucas malte und malte. Seine Hände waren schon genauso bunt wie das Mandala und seine Finger krampften als hätten sie Gicht. Dann war es endlich soweit, der letzte Strich Gelb wurde getan und das Mandala war bunt und fertig. "Geschafft!" freute sich Bishop und setzte sich erschöpft in den Sand.

Assjima atmete erleichtert aus. Noch langsamer hätte sie kaum mehr sprechen können. Sie nickte der jungen Frau hinter ihr zu und langsam schritten die Beiden über das farbenprächtige Kunstwerk. Die Farbe war noch nicht ganz getrocknet und klebte an den Schuhen. Es gab ein paar bunte Fußabdrücke und einmal geriet Ashley etwas ins Straucheln, als sich das Tuch nicht mehr vom Hosenbein lösen wollte. Dennoch versuchte sie Haltung zu bewahren, bis sie den Schrein im Zentrum des Mandalas absetzen konnte. Assjima holte aus ihrer Tasche eine kleine Dose mit eine schwarzen Masse hervor. Sie öffnete den Verschluss, tauchte den Zeigefinger ein und malte ein paar geschwungene Linien auf den Deckel der Holzkiste. „Das Auge des Horus. Es hat dir dein Leben genommen. Es hat deine Ordnung zerstört, in Chaos verwandelt.“ Ashley nahm den Faden auf: „Varg, es hat dich aus unserem Kreis gerissen, aus dem Kreis deiner Freunde, deiner Familie“ Sie warf Assjima einen Blick zu. Die Deltanerin schien nun ganz ruhig zu sein. Nichts mehr war von dem anfänglichen Unbehagen zu spüren. „Es führt dich einer neuen Ordnung zu. Ordnungen lösen sich auf, Ordnungen bilden sich, Ordnungen verändern sich. Dem Chaos folgt die Ordnung, die Ruhe, die Erlösung“ Sie nickte Lucas zu und er griff nach seinem Saxophon, während Ashley langsam das Mandala verließ.

Lt. Bishop sammelte Spucke in seinem Mund und befeuchtete seine Lippen. Er blies erst mal kurz in sein Saxophon um einen Ton zu treffen. Dann ging es richtig los und Lucas spielte den traurigen Blues. Gedanken schossen durch seinen Kopf, er dachte an die Beerdigung seines Vaters, die Rückkehr, der Streit mit seiner Mutter und die Sorge um Nanni.

Aus der Tasche zog Assjima nun eine kleine Flasche mit Öl. Sie schüttete es vorsichtig über den Deckel des Kästchens und zündete dann ein altmodisches Streichholz an. Augenblicklich fing das Holz Feuer. Das schwarz gemalte Auge leuchtete rot auf. In der beginnenden Dämmerung stierte es ihr unheimlich entgegen. „Varg Veum – du Wolf im Heiligtum, du hast dein Leben verloren, weil wir fremde Leben retten sollten. Finde du nun deine Ordnung am Ende deines Weges. Oder ist es der Beginn eines neuen Weges?“ Als Assjima den Kreis verlassen wollte, fiel ihr das Gedicht ein, das Lucas ihr in die Hand gedrückt hatte. Sie kramte das Padd hervor und begann, laut zu lesen.

Weg nach Innen

Wer den Weg nach innen fand,

Wer in glühendem Sichversenken

Je der Weisheit Kern geahnt,

Dass sein Sinn sich Gott und Welt

Nur als Bild und Gleichnis wähle:

Ihm wird jedes Tun und Denken

Zwiegespräch mit seiner eignen Seele,

Welche Welt und Gott enthält.

Dann trat sie aus dem Kreis heraus und kniete im Sand nieder. Ashley erhob sich, entzündete einige Fackeln und stelle sie im Kreis um das Mandala auf. Dann verharrten die drei in tiefem Schweigen und warteten auf die Nacht.

Bryn und U_E von bunt bis blasphemisch

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Langsam wurde es dunkler. Ein leichter Wind kam auf und ließ den Schein der Fackeln gespenstisch auf dem Mandala zucken. Alle drei saßen still um das ausgebreitete Tuch und starrten in die erlöschenden Flammen des Schreins. Assjima fühlte sich nicht wohl in ihrer Haut. Es war ein seltsames Gefühl, einen Mann symbolisch zu Grabe getragen zu haben, denn man im Leben nie gesehen hatte, den man nur als formlosen Fleischklumpen erlebte. Und dennoch nagte er in ihr, der Wolf Varg. Der Wolf in ihrem Heiligtum. Aber vielleicht war sein Tod doch nicht ganz nutzlos gewesen? Auch wenn er just in diesem Moment nur noch Mittel zum Zweck war.

Lucas rutschte ein wenig unruhig hin und her. Er hatte Mühe, die Augen offen zu halten. Es war inzwischen richtig Nacht geworden. Eine Nacht, wie man sie nur in der Wüste erleben konnte. Sternenklar, aber mondlos und sehr kalt. Assjima fröstelte. Sie zog die Jacke fester um sich. Wie lange mochten sie schon so gesessen sein?

Leise Schritte näherten sich der Feuerstelle, welche der Wind aber mit sich Forttrug. Wenige Augenblicke später stand das fremde Wesen mit der sanften Stimme neben Assjima.

"Sagte ich Ihnen doch, dass Sie fortgehen sollen. Erwähnte ich doch, dass Sie diesen heiligen Ort nicht besuchen sollten. Sie sind eine eigenartige Ansammlung von Lebensformen... . Aber gut. Gehen Sie mit mir ein Stück." Die anderen Anwesenden hatte er dabei völlig ignoriert und nicht eines Blickes gewürdigt.

Assjima zuckte nicht einmal zusammen, als sie die leise Stimme neben sich vernahm. Sie hatte darauf gewartet, sie hatte es sich mit jedem My ihres Geistes danach gesehnt, diese Stimme erneut zu hören. Schweigend gab sie Lucas und Ashley ein Zeichen, sich ja nicht zu rühren und folgte dem nächtlichen Besucher in die Nacht hinaus, während sie die besorgten Blicke des Sicherheitschefs in ihrem Rücken spürte.

Eine Weile gingen sie so nebeneinander. Das Feuer war bereits in einige Ferne gerückt. Dann brach er das Schweigen: "Nun fragen Sie. Das ist doch der Grund Ihres Hier seins. Sie wollen Ihre Neugier befriedigen. ... und das ist Ihnen so wichtig, dass Sie sich dermaßen in Gefahr begeben." Mit seinen dunklen, tief liegenden Augen sah er die Deltanerin an.

Es war ein wenig unheimlich, diesen eigentümlichen Blick auf sich ruhen zu spüren. Assjima musste sich enorm zusammen nehmen, um nicht zu versuchen, Bilder in ihm zu erkennen. Mit leiser Stimme antwortete sie: „Es ist keine Neugierde, es geht um das Leben an sich. Das Leben vieler Freunde, die in Gefahr sind.“

Für einen Moment kniff er die Augen zusammen und versuchte sich über ihre Worte klar zu werden. "Was hat das Leben an sich mit vielen Freunden zu tun?" Fragte er schließlich und sein Gesicht zeigte, dass er immer noch über ihre Worte nachdachte.

Was konnte ‚Leben’ für ihn bedeuten? Wenn man sich auf eine Endphase des Seins vorbereitete, spielte Leben womöglich keine Rolle mehr? Oder war Freundschaft für ihn irrelevant? „Wir sind ausgeschickt worden, um zu helfen. Wir wussten nichts über dieses System. Wir wussten nur, dass Leben - physisches Leben - vernichtet werden würde. Dennoch sollten wir helfen. Doch die Helfer stehen nun selber vor der Vernichtung. Und nun brauchen wir die Hilfe derer, denen wir eigentlich helfen sollten.“ Assjima blieb stehen und schaute ihm in die Augen. „Bedeutet Ihnen ‚Leben’ etwas? Sie wissen doch, was mit der Sonne passieren wird. Sie warten darauf, dass das Auge sich öffnet.“

Er war stehen geblieben. Sah ihr tief in die Augen - und konnte ihren Gedanken nicht folgen. "Das Leben ist das wichtigste! Das höchste Gut und die oberste Verantwortung. Nur deshalb sind wir hier - und ja. Wir erwarten von dem Auge erblickt zu werden." Er blinzelte leicht und näherte seinen Kopf dem ihren. "Aber welche Hilfe wollen Sie von uns? Sind wir die, denen Sie zu Hilfe eilen wollten?"

„Ja – Ihnen und den vielen anderen Wesen, die in diesem System leben. Wir wussten nichts davon, dass Ihre Spezies ein körperloses Leben führen kann. Wir können nur in dieser Hülle existieren. Viele unserer Art glauben, dass mit dem Körper ihre ganze Existenz getilgt wird. Dass nichts von ihnen übrig bleibt. Andere glauben an ein Leben nachdem sie ihre körperliche Hülle verlassen haben. Ein anderes Leben als ein anderes Wesen. Doch darüber wissen wir nichts. Wie immer es auch sein mag, unsere Bestimmung liegt darin, unser Leben hier und jetzt in dieser Hülle zu führen. Und es ist unsere Aufgabe, denen zu helfen, die ähnlich denken – die Angst vor dem körperlichen Ende haben, die nachdem sich das Auge geöffnet hat, nicht mehr existieren können. Doch wir können nun nicht einmal mehr uns selber helfen. Meine beiden Freunde und ich haben eine Aufgabe, die uns heiliger ist als unsere körperliche Existenz.“ Assjima hielt einen Moment den Atem an. War das nicht ein wenig zu dick aufgetragen? Würde er es dennoch verstehen?

"Ich sagte schon: Ihr seid nicht bereit. Ihr könnt es nicht verstehen." Immer wieder wiederholte er in Gedanken die Worte dieser Frau. "Wer machte Euch zu den Rettern allen Lebens? Wer bestimmt Euch, dass Ihr das Eure für ein anderes Leben eintauscht? Und die sicher wichtigste Frage: Nach welchen Maßstäben beurteilt Ihr das? Oder gibt es festgelegte Regeln? In Euren Daten konnten wir nichts Dahingehendes entdecken... ."

Sie haben den Computer gescannt – und niemand auf der Community hatte es bemerkt! Was vermögen diese Wesen noch alles? Assjima starrte ihn überrascht an. In ihrem Hirn arbeitete es. Mit seiner Frage streute der Bote Salz in die offene Wunde, die sie nicht erst seit Beginn dieser Mission quälte. Wer gab ihnen das Recht dazu, in das Schicksal anderer einzugreifen. Wer gab ihnen das Recht, gelegentlich Gott zu spielen? Doch war das tatsächlich seine Frage? Wollte er über Ethik und Moral oder über Befehlsstrukturen sprechen? Sie wollte sich noch nicht auf den Balanceakt einer religiös-moralischen Diskussion einlassen. Nicht, bevor sie mehr über ihr Gegenüber wusste. „In dem Moment, in dem jemand unserer Art sich entschließt, diese Uniform zu tragen, ist es seine Bestimmung, die Aufgaben zu erfüllen, die unsere Königin stellt. Unsere Königin ist nicht ein einzelnes Wesen sondern eine Verbindung vieler verschiedener Arten, die auf vielen Planeten in den unterschiedlichsten Systemen leben. Wir sind nichts anderes als die Soldaten und Boten der Förderation und folgen ihren Befehlen. Sie bestimmt, wohin wir reisen sollen. Aber es gibt festgelegte Regeln. Einige dieser Regeln besagen, dass wir helfen müssen, wo wir können. Und es ist unsere Pflicht, Leben als heilig zu betrachten.“

"Dann werdet Ihr vielleicht doch irgendwann bereit sein und verstehen." Er wandte den Blick von ihr ab und ging in langsamen Schritten weiter. Nebenbei bemerkte er: "Es war sehr weise von Euch, ohne jegliche Waffen wieder zu erscheinen - ein zweites Mal hätten die Wächter sich nicht auf eine simple Entwaffnung eingelassen."

Assjima folgte ihm. „Wir sind lernfähig. Wir haben verstanden, dass dieser Boden geweiht ist. Wenn wir es früher gewusst hätten, wären wir niemals bewaffnet an diesem Ort gelandet. Doch nach welchen Regeln bestimmen Sie, wer leben darf und wer nicht? Was wird mit den Lebensformen in der Siedlung passieren, wenn sich das Auge öffnet? Sie sind doch nicht von eurer Art?“ Sie beobachtete ihn gespannt von der Seite.

"Unsere Art?" Wieder blieb er stehen und sah sie an. "Ihr seid eine Ansammlung von Spezies - wir sind es auch. Ihr bildet eine Gemeinschaft - so wie wir." Er rief sich noch etwas in Erinnerung. "Wir sind auch nicht körperlos." Ein leises, rhythmisches Grollen entstand in seiner Kehle. Er lachte. "Meine Wächter sind Sandwesen. Wir stammen vom selben Heimatplaneten - nur, dass ich ein Steinwesen bin. Wir sind Eins mit diesen Elementen - es gibt hier aber viele Weitere. Teilweise so wie ihr und andere wieder völlig verschieden. Wir alle zusammen sind hier und erwarten den Blick. Das Ende, den Anfang, den heiligen Moment." Auf seine eigentümliche Art kicherte er weiter.

„Sie sind Pilger!“ entfuhr es der überraschten Deltanerin. „Gehören alle Wesen, die in diesem System leben, dieser Gemeinschaft an? Gab es hier womöglich gar niemanden, der von uns gerettet werden wollte?“

"Pilger? Niemanden zum Retten? Wir wissen es nicht. Wir mischen uns nicht ein. Niemals!" Dabei wirkte es, als würde er Assjima zublinzeln. "Auch wissen wir nichts über das System. Wir reagieren einzig auf Anzeichen eines bevorstehenden heiligen Blickes. Zu solchen Zeitpunkten versammeln wir uns seit Tausenden Generationen auf geweihtem Boden und begrüßen das Leben."

„Aber dennoch haben Sie uns gewarnt?“ Assjima war ein wenig verwirrt. „Warum? Sollten wir einfach nur das System verlassen, damit Sie in dieser heiligen Zeit ungestört sind oder waren Sie um uns besorgt? Sie sagten, das Leben sei das Wichtigste, das höchste Gut, die oberste Verantwortung. Fühlen Sie sich auch für uns verantwortlich?“

"Nur einen Moment. Wir warnten Euch - Ihr bliebt. Doch für uns hatte es sich damit erledigt. Bis Ihr hierher gekommen seid. Wie können wir uns für Euer Leben verantwortlich fühlen, wenn Ihr selbst es doch so leichtfertig und bewusst in Gefahr bringt?"

Die Deltanerin nickte nachdenklich. „Das Wohl Vieler steht über dem Wohl des Einzelnen. Wir können nicht anders. Es ist unsere Aufgabe, unsere Bestimmung. Ebenso wie wir von einer unstillbaren Sehnsucht nach Wissen getrieben werden. Wir wollen lernen, das Universum zu verstehen.“ Sie hielt kurz inne und blickte in den Himmel hinauf. „Wollen Sie nicht wissen, was da oben ist, weit ab Ihrer eigenen Galaxie?“ Nein, das war eine dumme Frage. Diese Wesen mischten sich nicht ein, sie wollten es nicht wissen. Doch wie sollte man diese Sehnsucht jemandem erklären, dessen Leben nur auf einen einzigen Punkt, auf ein einziges Ereignis fixiert ist? „So wie Sie hierher reisen, um den Blick des Auges erleben zu dürfen, müssen wir reisen, um den Grund unserer eigenen Existenz zu verstehen. Was passiert mit Ihnen, wenn sich das Auge öffnet?“

"Aber wir wissen doch schon das meiste. Wir waren dort. Wir sind noch dort!" Es gab etwas in ihrer Formulierung, dass ihn schon vorher verwirrt hatte - aber er war nicht hier um Fragen zu stellen und seine persönliche Neugier zu befriedigen. Dann wollte er noch etwas sagen - doch war er dazu nicht autorisiert und so schwieg er.

Sie wissen das meiste, aber sie mischen sich nicht ein? Sie reisen, waren schon überall, sind noch dort? Irrsinnige Gedanken sausten in Assjimas Kopf herum. Bilder von Supernovae, den daraus entstehenden schwarzen Löchern, Urknall, Materie, die sich im neu entstehenden Universum verteilt, neu entstehendes Leben … Das war doch Wahnsinn! Hatte sie womöglich ihr Haus auf Delta IV aus einigen seiner Artgenossen gebaut? Und dennoch – er hatte Fragen. Das konnte sie deutlich spüren. So wie sie auch. Tausende Fragen lagen ihr auf der Zunge, wollten sich zwischen den Lippen durchzwängen. Wie viele Fragen durfte sie stellen? Welche Fragen waren die richtigen, um das Ziel zu erreichen? Was war überhaupt das Ziel? Er durfte offensichtlich über seine Spezies sprechen, nicht aber über das Auge. Er war nur ein Bote, der seine Vorgaben hatte. Die Deltanerin bückte sich und nahm eine Handvoll Sand auf. Sie ließ ihn vorsichtig von einer Hand in die andere rieseln. „Sind das auch Wesen, die zu Ihrer Gemeinschaft gehören?“

"Das ist Sand. Kein Lebewesen - aber für viele eine Heimat, ein Baustoff, ein Rohstoff. Ihr fliegt durch das All und wisst nicht, was Sand ist?"

Assjima kam sich plötzlich sehr dumm vor. „Wir wissen, was Sand ist. Aber ich versuche herauszubekommen, was Sie sind. Wann ist etwas Sand und wann ist es ein Sandwesen? Trete ich hier auf einen Stein oder auf ein Steinwesen?“ Sie tippte mit der Fußspitze vorsichtig gegen einen kleinen Felsbrocken. „Für mich ist das alles nicht nur Sand oder Stein. Jede form der Materie lebt für mich auf ihre ganz spezielle Art und Weise.“

Er nickte. "Die Sandwesen leben im Sand, werden Eins mit ihm. Sie ähneln Würmern - nur sind sie wesentlich größer als die Kleinen und doch erheblich kleiner als die Großen. Für sie ist der Sand das, was für Fische Wasser darstellt. Sie können nicht auf einen treten - aufgrund der Schwingungen ihrer Schritte und ihres Körpergewichtes, können sie Sie Kilometerweit orten und sich entsprechend verhalten: sich Entfernen oder Annähern." Er machte eine Pause und sah zum Himmel auf. "Ihr geht nun! Eurem Kameraden wird gestattet hier zu ruhen - aber Ihr müsst schnell gehen. zurück auf Euer Schiff. Schnell!" Es würde schwere Eruptionen der Sonne geben und er wusste nicht genug über die Besucher um alle Risiken abschätzen zu können. "Komm wieder wenn es vorüber ist - dann reden wir wieder."

Sie folgte seinem Blick, konnte aber keine Veränderung am Himmel erkennen. Dennoch musste er seine Gründe haben. Er hatte etwas an sich, das ihr Vertrauen einflößte. Und sie durften wieder kommen! Dennoch musste sie noch eine letzte Frage loswerden: „Ja, ich werde gehen und wiederkommen. Doch auch wenn die Zeit drängt, habe ich für heute eine letzte wichtige Frage: Waren Sie oder Ihresgleichen auf der anderen Seite des Wurmloches?“

Er überlegte einen kurzen Moment, bis er sich über die Bedeutung des Ausdruckes im Klaren war. "Wir waren nicht dort. Wir vermuteten zwar, dass es eines geben würde - doch sicher wissen wir es erst seit diesem Moment." Er schwieg wieder. "Gehen Sie schnell! Unter diesen Umständen ist es noch gefährlicher. Diese Phänomene sind äußerst heimtückisch und nur schwer vorherzusehen."

„Danke! Ich werde so schnell wie möglich wieder zurückkommen!“ Assjima winkte ihrem nächtlichen Begleiter einen kurzen Gruß zum Abschied zu und rannte zum Lager zurück. „Lucas, Ashley – alles stehen und liegen lassen! Sofort weg hier!“ die beiden sprangen erschrocken auf. „Doktor, was ist …“ „Keine Zeit, Lieutenant – ich erkläre es später. Sofort starten!“ Die drei sprangen in den Flyer und wenige Augenblicke später befanden sie sich bereits im Orbit.

Bryn und Locutus: Die Wahrheit ist irgendwo da draußen 1.5 Special Extendet Director´s Cut Version Episode III Part 27 powered by Emotion

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"Es tut mir leid, aber da muß ich Sie enttäuschen."

In Dorians lädiertem Hirn machte sich Verwunderung breit. Hatte seine Mutter schon immer eine so tiefe Stimme gehabt? Erinnerungen an Märchenerzählungen trieben an die Oberfläche.

Er verspürte einen Druck an seiner Kehle, hörte ein Zischen. Der Druckpunkt am Hals brannte leicht. Sekunden später klarte das Bild vor seinen Augen auf.

Ein Mann, der Dorian entfernt bekannt vorkam, grinste ihn erleichtert an.

"Willkommen zurück unter den Lebenden, Ens. Gray. Wir haben uns schon Sorgen um Sie gemacht."

Neben dem Mann tauchte eine mindestens genauso breit lächelnde Frau auf. Auch sie war Dorian irgendwie bekannt. Aber wer...?

"Wo... wo bin ich? Wer sind Sie?"

"Keine Sorge, Sie leiden unter einer retrograden Amnesie. Das ist vollkommen normal. Die Erinnerungen werden nach und nach zurückkehren. Die Frage ist nur, wie weit Sie Ihr Gedächtnis verloren haben. Bitte, was ist das Letzte, an das Sie sich erinnern können?"

Dorian schloß die Augen. Er wusste, wer er war. Ensign Dorian Gray, Councelor-Assistent und Krankenpfleger auf der U.S.S. Community. Geboren in Großbritannien, Erde. Auch seine familiären Details, Jugendsünden und dunkle Geheimnisse bereiteten keine Probleme. So weit so gut.

Und danach?

Sie waren abgestürzt. Ein Auge hatte sie verschluckt. Angst, Verwirrung, Chaos. Steine waren auf ihn zugeflogen. Die Krankenstation. Tod, Blut, Schmerzen. Dann Kämpfe in den Korridoren. Seine Hand.

"Meine Hand!"

Entsetzt starrte er auf seine verkrüppelte Hand. Mit schreckgeweiteten Augen sah er den Arzt (das musste der Mann vor seinem Bett wohl sein) an. "Meine Hand!"

"Ja, Ihre Hand... Das geschah bei einem Kampf." Beruhigend legte der Mann ihm eine Hand auf die Schulter. "Ihnen fehlen nur einige Stunden. Das ist sehr gut. Der Energiestrahl, der Sie erwischt hat, hat also keine grundlegenden Gedächtnisbahnen zerstört. Gut. Körperlich sind Sie ansonsten in verhältnismäßig guter Verfassung. Ihr Kreislauf ist noch sehr schwach. Sie sind erschöpft. Außerdem werden Sie in den nächsten Tagen mit Folgeerscheinungen zu kämpfen haben. Lähmungen, motorische Ausfälle, Phantomempfindungen, Kopfschmerzen, Schwindelgefühle, optische Verzerrungen. Ich bin zuversichtlich, dass das alles nur vorübergehend ist. Doch zur Vorsicht möchte ich, dass Sie die nächsten Tagen auf der Krankenstation bleiben."

Fröhlich sah der Mann Dorian an. "Sie können mir ja helfen und sich nützlich machen. Ich kann hier wirklich jede helfende .... Hand gebrauchen."

Müde nickte Dorian. "Wenn Sie das sagen... Aber... Bitte entschuldigen Sie diese Frage.... Wer sind Sie?" Er sah die Frau an. "Und Sie? Ich kann mich an die Crew der Community erinnern, aber nicht an Sie. Oder zumindest nur dunkel."

Die Frau grinste ihn an. "Faule Ausreden! Auf diese Weise werden Sie sich nicht um das Abendessen herummogeln können, das Sie mir versprochen haben!"

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Vinara hatte tatsächlich volle sechs Stunden ohne Unterbrechung geschlafen; kurz nachdem sie aufgewacht war hatte sie dem Außenteam noch Starterlaubnis gegeben.

Nun näherte der Flyer sich wieder der Sekundärsektion und Assjimas erste über Funk gesprochene Worte bestanden aus einer Warnung vor erneuten Eruptionen.

"Unsere Sensoren zeigen momentan nichts Ungewöhnliches an, aber denen vertraue ich unter diesen Bedingungen ohnehin nicht ganz. Beeilen Sie sich mit dem Hereinkommen, die modifizierten Kompensatoren werden uns vor dem Schlimmsten bewahren", erwiderte die Andorianerin. Zusätzlich befahl sie den Energieverbrauch auf ein Minimum zu reduzieren sobald das Shuttle wieder an Bord war.

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„Aber ruhen Sie sich zuvor noch aus ... Counsellor“, schmunzelte Milseya. Sie blickte John an und die beide entfernten sich einige Schritte vom Biobett. „Wann wird er sich erinnern können?“, fragte sie ihn leise. Der Arzt hob seufzend die Schultern. „Ich weiß es wirklich nicht. Das kann morgen sein oder womöglich erst in ein paar Wochen.“ Er fing an spitzbübisch zu lächeln „Was läuft da zwischen euch? Und was hat es mit diesem Abendessen auf sich?“ „Gar nichts, John. Ich kenne ihn vielleicht gerade mal 1 Stunde... so schnell geht das auch bei meiner Spezies nicht“, erwiderte sie frech. „Für den Fall, dass er überlebt, hat er mir ein Abendessen versprochen - mit meinem Lieblingsessen, das ist alles!“ erklärte Milseya wieder ernster. „Und du weißt, einem guten Essen kann ich einfach nicht widerstehen!“. „Warte mal, dein Lieblingsessen war doch..“ „Unterstehe dich, es laut auszusprechen und wehe, wenn du es ihm verrätst“, fauchte sie scherzend. John lachte laut auf. „Keine Sorge, ich werde mich hüten!“ Ein kurzes Schweigen kehrte zwischen den Beiden ein.

Milseya dachte nach. Der Counsellor kämpfte nun mit den gleichen Symptomen, wie John, Niels und sie selbst. Keinerlei Erinnerung an Dinge, die erst kürzlich geschehen waren. An andere Dinge, die länger zurücklagen, konnten sie sich, wenn auch nur zum Teil bruchstückhaft erinnern, auch an ihre Fähigkeiten, die auf Erfahrung und Erinnerung beruhten. Alle anderen auf diesem Schiff konnten sich sehr genau erinnern, wie sie hier her gekommen waren – nur wir drei wissen es nicht! „John.. besteht die Möglichkeit, dass auch wir einem solchen Beschuss ausgesetzt waren und uns deshalb nicht erinnern können?“, führte sie ihren Gedankengang fragend weiter. Gilmore zuckte mit den Achseln „Das kann sein, aber da wir nicht wissen, woran wir uns nicht erinnern können, kann das auch mit dem Wurmloch zusammenhängen, mit dem Absturz oder dem Stress danach.“

„Hmmm.. woran kannst du dich eigentlich noch erinnern, John?“ „Eine gute Frage. Ich kann mich am mich, an meine Eltern erinnern, an meine Ausbildung an der Akademie und an mein Lieblingsgetränk.“ „Bananenmilch“ sagten beide gleichzeitig und mussten auflachen. „Erinnerst du dich an die Zeit, bevor wir abgestürzt sind, John?“ „Nur in Bruchstücken. Wir haben oft gemeinsam zu Abend gegessen und ich weiß, dass die Essen immer ewig gedauert habe.. hauptsächlich wegen dir. Ich kann mich daran erinnern, dass Niels uns oft Gesellschaft geleistet hat. Aber an Details kann ich mich nicht erinnern.“ antwortete er ihr ein wenig bedauernd. Milseya seufzte, an das Wichtigste konnte er sich nicht erinnern - wie sie beide die Halle geteilt hatten. Nur selten hatte sie sich mit jemanden so verbunden gefühlt, wie in diesem Moment. Aber da hatte es noch jemanden gegeben. „Sagt dir der Name Thovan etwas?“, fragte sie weiter. Wie vom Blitz getroffen, zuckte er zusammen. Bilder eines zu Tode gequälten Körpers stiegen in ihm hoch. Er konnte die immer leiser werdenden Schreie, das leise Wimmern und dann die Stille, die das Ende signalisierte, wieder hören. Er fühlte, wie die Wut darüber in ihm wieder hoch stieg, wie die Tränen der Trauer seine Augen füllten. „Ja“, antwortete er leise. „Er war dein Mann.“

Milseya fühlte, wie ihr die Sinne schwanden. Sie schwankte, stützte sich auf das nächstgelegene Biobett ab. Sie senkte ihren Kopf, schloss ihre Augen .. Ihr Mann! Ihr Geliebter! Der Vater ihres Kindes! „Ist er ..“ „Ja ... er ist ... tot. Milseya, es tut mir so entsetzlich leid!“ John ging zu ihr und legte den Arm um sie. Milseya richtete sich auf und die beiden umarmten sich. Sie ließ ihren Gefühlen freien Lauf, ihr zunächst stummes Weinen wurde lauter. John hielt sie fest, gab ihr Halt, hinderte sie nicht in ihrer Trauer. Er strich mit einer Hand über ihren Kopf. „Es tut mir so leid“, flüsterte er immer wieder, während Milseya Körper immer wieder von neuem von Weinkrämpfen geschüttelt wurde. Sie standen eine Weile so da .. das Weinen ebbte ab, wurde stiller. Schließlich spürte John, wie Milseya nur noch flach atmete. Er löste die Umarmung und blickte in ihre verquollenen Augen und sah eine unendliche, leere Traurigkeit in ihnen. Sie sah einfach durch ihn hindurch. „Milseya?“ Seine Stimme drang zu ihr durch, erreichte sie aber nicht. Sie fühlte sich mehr als leer. Sie war einfach nicht mehr existent. Alles war ihr einmal wichtig gewesen war, hatte man ihr genommen. Sie ertrank in ihrer Trauer, dürstete nach der Liebe, die man ihr entrissen hatte. Sie war allein.. „Milseya!!“ Sie öffnete ihren Blick „Ich bin allein“, sagte sie zu John. Sie atmete tief durch „Es ist niemand mehr da.“ John nahm ihre Hand. „Ich bin da. Ich werde immer da sein.“ „Das ist nicht das Gleiche.“ John seufzte. „Nein, ich weiß, aber ich bin für dich da, wenn ..“, er stockte, fand keine Worte. Warum musste er ihr heute schon zum zweiten Mal eine solche Nachricht überbringen? Ausgerechnet ihr, mit der er sich so besonders, so seltsam verbunden fühlte .. Er drückte ihre Hand. Sie senkte ihren Blick. „Wenn ich mich wenigstens an ihn erinnern könnte“, flüsterte sie . John legte den Arm um sie und zog sie leicht an sich. Sie legte den Kopf auf seinen Brustkorb. So bleiben sie für eine Weile stehen ..

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Es war einige Zeit nach der Stürmung des Lagers vergangen. Selina hatte es aufgegeben die Zeit zu messen. Hier auf diesem Planeten schien Zeit sowieso komplett irrelevant zu sein. Die Crew hatte sich von dem Angriff der Bewohner erholt. Die Reparaturarbeiten ging gut voran und der plötzliche Energiesegen sorgte für neuen winzigkleinen Optimismus. Selina hatte die letzten Stunden bei ihrer Tochter verbracht. Zu sehr hatte sie die Kleine schon vernachlässigt aber die Situation ließ nunmal eine Rundumversorgung nicht zu. Ein Sicherheitsoffizier meldete der ersten Offizierin die Bereitschaft der Männer um den Angriff auf das Hauptquartier zu starten. Vorsichtig brachte Selina ihre Tochter zu Bett und gab auch Angela Bescheid. Für einen Moment zögerte Selina zur Krankenstation zu gehen, tat dies dann aber doch. Milseya hatte ihre Rache verdient. Kurze Zeit später erreichte Selina die Krankenstation. Die Türen glitten zur Seite und was sie sah überraschte sie: Milseya und Dr. Gilmore umarmten sich innig. Selina war sich nicht ganz sicher, ob sie gehen sollte oder die beiden stören sollte. Sie entschied sich für letzteres, schließlich musste das Hauptquartier gestürmt werden. Sie räusperte sich. "Hallo!" Mit einem Honigkuchenpferdgrinsen hatte sie sich den beiden genähert und winkte mit dem rechten Arm hin und her. Selina war das Ganze irgendwie extrem peinlich.

John und Milseya sahen kurz auf, als sie die Stimme des Commanders hörten, doch John löste seinen Arm zunächst nicht von Milseyas Schultern. „Commander Kyle. Ausgezeichnet, dann muss ich Sie ja nicht mehr benachrichtigen.“, begrüßte er den Commander. „Ich habe gute Nachrichten. Fähnrich Gray ist aufgewacht. Er leidet zwar noch an einer retrogarden Amnesie, aber ich denke, die wird sich auch bald legen. Was Mil... Fähnrich Anquenar betrifft, sie ist körperlich wieder auf dem Damm.“ Er sah Milseya an. Sie schüttelte mit dem Kopf, er verstand - er würde über ihren weiteren Verlust schweigen - vorerst.

Selina hatte es nicht geschafft ihr Grinsen abzulegen. "Das ist ja wunderbar." Sie ging zum Biobett des Counsellors herüber und begrüßte ihn. Nachdem sie mit ihm kurz geredet hatte, ging sie wieder zu Dr. Gilmore und Fähnrich Anquenar. "Ich bin froh, daß es Ihnen schon wieder besser geht. Wir sammeln uns jetzt für den Sturm auf das Hauptquartier. Ich nehme an, daß Sie nach wie vor mitkommen werden?" Endlich hatte es Selina geschafft ihr dämliches Grinsen abzulegen und wieder einen entspannteren Gesichtsausdruck anzunehmen.

„Mehr denn je, Commander“, erwiderte Milseya mit eisiger Stimme. Sie nickte dem Arzt zu, der seinen Arm wegnahm. „Wir werden später weitersprechen“, verabschiedete sie sich von ihm. Er nickte kaum merklich. Milseya drehte sich zu ihm um, nahm seinen Kopf in beide Hände und senkte ihn, so dass sich ihre Stirne berührten. „Oumriel“, flüsterte sie. „Pass auf dich auf, Mili“, antwortete er leise. Dann ließ sie ihn los und drehte sich zum Commander um. „Bereit Ma'am!“

Mit großen Augen hatte Selina die eben geschehene Szene verfolgt. "Gut, begeben Sie sich ins Casino, dort wird man sie mit allen nötigen Waffen ausstatten. Wir treffen uns in 15 Minuten draussen." Die junge Frau nickte und verließ die Krankenstation. Selina wollte auch gerade gehen, drehte sich aber nochmals zu dem Arzt um. "Keine Angst, ich bringe sie Ihnen wohlbehalten zurück." Mit diesen Worten verließ auch Selina die Krankenstation. 15 Minuten später hatten sich alle vor dem Schiff versammelt und waren bereit für den Abmarsch. Selina sah in die Runde und dann zu Milseya. "Fähnrich Anquenar wird Ihnen nun erklären, wie wir vorgehen werden. Fähnrich?" Auffordernd sah die erste Offizierin Milseya an.

Milseya hatte sich in der Zwischenzeit noch einmal alle Trikorderdaten angesehen, sich das Gelände dort wieder ins Gedächtnis gerufen und die Route überflogen. Danach hatte sie sich mit einem Phaser bewaffnet, sowie unter lautem Protest des Kochs eines der scharfen Messer aus der Küche geholt, das sie wieder in ihren Stiefel gesteckt hatte.

„Sie alle haben den Weg zu dem Hauptquartier auf ihrem Trikorder gespeichert. Prägen sie ihn sich gut ein und weichen sie nicht vom Weg ab. Gehen sie in Vierergruppen. Versuchen sie so wenig Spuren wie möglich zu hinterlassen, damit die anderen Fremden nicht das Hauptquartier warnen können“, begann sie mit ihren Ausführungen und sah schon ein paar missbilligende Blicke einiger Offiziere, die sie aber nicht sonderlich berührten. „Das Hauptquartier ist hervorragend durch Gesteinsformationen um sich herum geschützt und es wird sehr gut bewacht. Ein Angriff ist nur über die Felsen oder die Felsspalten möglich. Die erste Angriffswelle sollte von den Felsplateaus aus mit Phaserbeschuss durchgeführt werden. Es genügt, wenn maximal zwei Mann auf jedem Plateau Stellung beziehen. Erst dann sollten wir durch die Spalten das Lager angreifen. Es sind etwa 100 Fremde in dem Lager, darunter auch Frauen und Kinder“, führte sie fort. „In der Mitte steht eine Art Komplex, vermutlich das Kommandozentrum um das alles andere herum gebaut wurde. Ziel ist es, den oder die Anführer gefangen zu nehmen... LEBEND! Und die Fremden so zu schwächen, dass sie uns nicht mehr gefährlich werden können“, beendete sie ihren Vortrag. „Noch etwas: Nehmen sie Wasserflaschen mit, nicht nur eine, sondern mindestens drei oder vier. Wir werden eine Art Wasservorrat an diesem Punkt..“ Milseya gab die Daten in den Tricorder ein. „..anlegen. Vermutlich werden wir Verletzte haben, sie werden das Wasser dingend brauchen.“ Dann schwieg sie und sah Commander Kyle an. „Ma'am?“

Selina klatschte einmal in die Hände. "Meine Damen, meine Herren, Sie haben Fähnrich Anquenar gehört. Gibt es noch Fragen?" Niemand meldete sich. Fünf Offiziere kehrten nochmals in das Schiff zurück und holten für jeden Einzelnen ausreichend Wasser. Dann ging es endlich los. Selina marschierte mit Milseya am Anfang der Gruppe. "Sie haben das wirklich gut gemacht. Ich bin beeindruckt."

Milseya schwieg kurz. „Möglich. Ich denke, für das erste Mal war es akzeptabel, Commander. Aber wirklich gut wird es erst dann sein, wenn alle wieder wohlbehalten zum Schiff zurückgekehrt sein werden.“

Selina nickte. "Da stimme ich Ihnen zu." Kurz musterete sie Milseya nochmal. "Und Sie fühlen sich wirklich fit für das Ganze?"

Sie sah Kyle überrascht an. „Nein. Ich bin weit davon entfernt, mich wirklich fit zu fühlen, aber nach menschlichen Maßstäben dürfte es allemal ausreichen, Ma'am. Sie sollten sich über mich keine Gedanken machen. “

Selina nickte abermals und schwieg. Das Versprechen das sie dem Arzt gegeben hatte, konnte sie sich sonstwo hinstecken. Der kleine Kampfzwerg neben ihr war mehr als in der Lage auf sich selbst aufzupassen. Die Gruppe näherte sich mehr und mehr dem Hauptquartier. Man teilte sich in Vierergruppen auf und begab sich in Position. Wie von Fähnrich Anquenar vorgeschlagen, begann die erste Angriffswelle mit dem Phaserbeschuss. Der größte Teil des Hauptquartiers hatte sich in tiefstem Schlummerschlaf befunden, eine bessere Angriffszeit hätte es nicht geben können. "LOS!" schrie Selina und rannte bzw. sprang über die Felsformationen und Felsspalten in den Kampf.

Milseya folgte dem Commander nach einem kurzen Zögern. Als die überraschten Fremden verschlafen aus ihren Zelten liefen, wurden sie einer nach dem anderen beschossen. Milseya sprang über in den Sand gefallene Körper, schoss sich den Weg frei und achtete darauf, dass sich niemand Kyle von hinten nähern konnte - wobei sie sich sicher war, dass auch das für den Commander kein Problem gewesen wäre. Ihre Gruppe kämpfte sich Stück für Stück, Körper für Körper an die Kommandozentrale heran und ein wenig erleichtert stellte Milseya fest, dass sich die Verluste auf ihrer Seite in Grenzen hielten. Sie winkte den beiden Offizieren zu ihrer Rechten, dass sie sich stärker auf diese Seite konzentrieren sollten. Die Beiden bestätigten. Als Milseya ihren Blick wieder auf den Commander richtete, entdeckte sie, dass sie in einem Nahkampf mit einem großen, bulligen Kerl verwickelt war. Zwar war Kyle eine hervorragende Kämpferin, aber die Masse des Mannes machte das wieder wett. Ohne darüber nachzudenken, zog Milseya ihr Messer aus dem Stiefel, beobachtete die Bewegungen, schätzte ab und schleuderte es dann direkt in das Genick des Mannes.

Selina fühlte sich endlos frustriert. Sicher machte ihr das Kämpfen unglaublichen Spaß, sie liebte die unglaubliche Menge an Adrenalin die durch ihren Körper floß aber dennoch musste sie sich stark zurückhalten. Sie musste kämpfen wie ein normal sterblicher Mensch und das war ungemein frustierend. Aber am Schlimmsten war es, sich auch noch "helfen" lassen zu müssen. Ohne große Mühe hätte sie es eigentlich geschafft diesen riesigen Kerl zu Boden zu kriegen aber Selina hatte eindeutig zu viele Zuschauer. Bedankend nickte sie Milseya zu und unterdrückte dabei den Wunsch lautlosheulend ihren Frust von der Seele zu schreien. Der nächste Angreifer kam auf sie zu. Mit einem kraftvollen Tritt gegen das Knie brachte sie den Mann zu Fall, umgriff schnell seinen Hals und seinen Kopf und brach ihm mit einem Ruck das Genick. Selina stürzte sich auf die nächsten beiden Männer. Jetzt war der Weg für Milseya frei um in das Hauptgebäude einzudringen.

Es war seltsam. Milseya hatte die Reaktionen des Commanders kurz beobachtet. Sie kämpfte wirklich hervorragend, aber den Fähnrich beschlich das komische Gefühl, als ob sie sich dabei kaum anstrengen musste – im Gegenteil, sie musste sich zurückhalten. Als sich der Commander auf die nächsten Angreifer stürzte, rannte Milseya in das Hauptquartier. Erstaunt stellte sie fest, dass es aus Metall war. Sie schlich sich langsam vorwärts. Als sie eine kleine Nische entdeckte, zwängte sie sich hinein und zog ihren Tricorder heraus. Laut dessen Anzeigen waren in dem Komplex etwa 10 Personen, nicht einmal 25 Meter von ihr entfernt. Acht von ihnen umrangen die anderen zwei. Eine Leibwache, schloss es ihr durch den Kopf. Sie scannte den Komplex, als sie die Anzeigen sah, war sie überrascht. Das hatte sie schon einmal gesehen! Sie kannte das hier! Sie war schon einmal hier gewesen! Sie schloss für Sekunden die Augen und suchte einen anderen Weg zu der Gruppe. Sie sah die Lüftungsschächte und musste lächeln.. sie verliefen genau über dem Raum, indem sich die Gruppe befand. „Commander“, flüsterte sie so laut sie konnte, als Kyle an ihr vorbeiging. „Hier entlang!“ Dann verschwand sie in dem Lüftungsschacht.

Die erste Offizierin folgte den Worten der jungen Frau. Zuvor hatte sie sich aber versichert, daß der Rest der Offiziere die Situation im Griff hatten. Sie schlüpfte in den Lüftungsschacht und folgte Milseya. Es war dunkel. Nur aus wenigen Ritzen drang Licht in den Schacht. Selinas Augen hatten sich sehr schnell an die Lichtverhältnisse angepasst und so konnte sie perfekt sehen. Selina war beeindruckt, wie leise Milseya kriechen konnte. Ihre physischen Fähigkeiten mussten unglaublich sein. Nach einigen Abbiegungen hielt Milseya an. Ein Gitter war im Lüftungsschacht eingebettet und man konnte so direkt in den Raum sehen. Es befanden sich 10 Personen in dem Raum. Niemand schien ihre Anwesenheit zu bemerken. Der Überraschungsmoment lag auf ihrer Seite. Sie mussten nur das Gitter eintreten, in den Raum springen, ein wenig kämpfen und den Anführer gefangennehmen. Selina sah zu Milseya. Ein kaum hörbares "Bereit?" flüsterte sie ihr entgegen.

„Warten Sie!“. Ein böses Lächeln war auf ihrem Gesicht. Sie streckte ihre Hand aus und löste die vier Schrauben. Dann hob sie das Gitter an und ließ, es während sie sich mit einer Hand stützte, lautlos unter ihren Körper gleiten. Dann deutete sie auf sich und hob den Zeigefinger. Kyle schüttelte den Kopf. „Vertrauen sie mir“, formten Milseyas Lippen, während sie dem Commander eindringlich in die Augen sah. Sie wusste, sie konnte ihre Stimme in ihrem Kopf hören. Dann glitt sie kopfüber durch das Loch und liess sich fallen. Noch während ihres Fluges konnte sie zwei der Bewacher mit dem Phaser ausschalten. Als der Boden näher kam, entspannte sie ihren Körper und rollte sich ab und konnte dabei noch einen der Männer treffen.

Selina sprang ebenfalls durch das Loch und landete direkt auf zwei der Männer die Milseya von hinten packen wollten. Mit voller Wucht stieß Selina die Köpfe der beiden Männer gegeneinander und schickte sie so ins Land der Träume. Fünf Personen waren immer noch übrig. Phaserschüße zuckten durch den Raum und zwei Personen versuchten in dem allgemeinen Getümmel durch die Türe zu entkommen. Da sich Selina im hinteren Teil des Raumes befand und Milseya näher zur Türe, schrie Selina ihr entgegen: "Milseya! Los, schnappen Sie sich die beiden! Ich kümmere mich um den Rest!"

Der junge Fähnrich rannte los, sie spannte ihren Körper, ging in die Knie und sprang vom Boden ab. Ihr Körper schnellte durch die Anspannung wie eine Feder mit ungeheurer Wucht durch die Luft. Sie streckte ihre Arme aus und erwischte die beiden Fliehenden an den Schultern und drückte sie zu Boden. Als der eine sich umdrehte, schlug ihm Milseya mit der Faust direkt auf den Adamsafpel. Der Mann röchelte auf, sein Körper zuckte. Als sie den anderen Mann ebenfalls einen Fausthieb verpassen wollte, konnte er den Schlag rechtzeitig abwehren und packte ihre Hand. Ihre Blicke trafen sich und ein Leuchten des Erkennens flackerte in seinen Augen auf. Er begann bösartig zu grinsen. „Bist du nun doch zurückgekehrt zu mir?“ fragte er. „Ich wusste, dass es dir bei mir gefallen hat!“ Milseya war wie erstarrt. Eine Flut von Bildern durchströmte ihren Geist. Jetzt wusste sie, warum sie sich nicht mehr erinnerte – sie hatte es nicht gewollt. Die Erstarrung löste sich. Sie sah ihn an und drückte dann ab. Der Schuss des Phasers, der zwischen ihnen lag, betäubte den Mann augenblicklich.

Selina lächelte. Endlich war sie allein. Niemand beobachtete sie. Nur sie und die drei letzten Männer befanden sich in dem Raum. Milseya war vor der Tür mit den anderen beiden Personen beschäftigt. Die drei Männer lächelten ebenfalls. Diese eine Frau fertig zu machen, würde ein leichtes sein. Alle drei stürmten auf Selina zu. Sie selbst stand mit dem Rücken zur Wand. Die Angreifer kamen immer näher und sie tauchte einfach unter ihren Armen hindurch, tauchte direkt hinter einem der Angreifer wieder hoch und schlug mit voller Kraft ihre Faust in seine Lendenwirbelsäule. Ein Knacken war zu hören und der Mann sackte zusammen. Die anderen beiden schnellten herum, sahen entsetzt zu ihrem am Boden liegenden Kameraden und griffen dann mit fliegenden Fäusten und Tritten an. Die erste Offizierin wehrte jeden Tritt und jeden Faustschlag geschickt ab. Jetzt startete sie einen Angriff. Sie sprang in die Luft und schickte einen der beiden Männer mit einem harten Tritt gegen den Kopf in tiefe Bewußtlosigkeit. Sanft landete sie wieder auf ihren Füßen und sah herausfordernd den dritten und letzten Mann an. Dieser war nur noch entsetzt und bewegte sich Schritt für Schritt zurück bis er die Wand erreicht hatte. Er drückte sich dagegen und stammelte vor sich hin. "Bitte, verscho------nen Sie ....... mich!" Selina ging mit langsamen Schritten auf ihn zu. Ihr Gesicht näherte sich seinem Kopf und sie zeigte ihm dabei ihre blanken, weißen Zähne. Der Mann vernahm zischende, fast schon fauchende Geräusche. Angsterfüllt und jammernd drehte er den Kopf weg und kniff dabei die Augen zusammen. Die erste Offizierin ging wieder einige Schritte zurück, besah sich das Häufchen Elend noch eine Weile und erlöste den Mann dan mit einem Betäubungsschuss. Sie verließ den Raum und lief zu Milseya. "Fähnrich, alles in Ordnung?"

Milseya bewegte sich nicht. Sie war vollkommen in ihren Bildern versunken. Der Nebel hob sich Stück für Stück. Als sie Thovan sah, lächelte sie, während die Tränen über ihre Wangen liefen. Sie erinnerte sich, sie konnte es sehen, sie konnte ihn fühlen, sie schmeckte seine Haut, roch ihn. Sie erlebte die Verbindung mit ihrem Kind ..

Sie richtete sich auf und sah den Commander an „Ja“, hauchte sie. „Ja – jetzt ist wieder alles in Ordnung, Commander. Mehr als das. Ich bin wieder real.“

Selina verstand die Aussagen der jungen Frau nicht. Aber es schien ihr gut zu gehen und darauf kam es an. Selina nickte und legte ihr kurz die Hand auf die Schulter. "Kommen Sie, wir bringen die beiden heraus. Mit diesen Beiden werden wir die Kapitulation des Rests erlangen."

Milseya erhob sich und fesselte den Anführer. Als Kyle sich des anderen annehmen wollte, meinte sie nur beiläufig „Um den muss sich niemand mehr kümmern, Ma'am. Er ist tot.“ Dann packte sie die Schultern des Anführers und begann ihn nach draußen zu schleppen.

Selina nickte und half Milseya den Anführer herauszuschleppen. Im Lager wurde nach wie vor gekämpft. Selina warf eine Blendgranate hoch in die Luft und zündete diese noch in der Luft. Jetzt hatte sie die volle Aufmerksamkeit aller Beteiligten in diesem Kampf. "Wir haben Ihren Anführer gefangen genommen. Ergeben Sie sich und Ihnen wird nichts geschehen, ansonsten kann ich für Ihre Sicherheit nicht mehr garantieren." Das Kämpfen wurde eingestellt. Hier und da waren noch einige Rangeleien zu vermelden, die sich dann aber sehr bald auch auflösten. Die Gefangenen wurden alle gefesselt und vor das Hauptgebäude plaziert. Die Frauen und Kinder wurden allerdings nicht gefesselt. Selina ließ zufrieden ihren Blick schweifen. Sie hatten gewonnen. Die erste Offizierin fühlte großen Stolz. Ganz egal, was nach dieser Nacht auch kommen würde, sie hatten sich Respekt verschafft. Fürs Erste würden wohl die Sternenflottler ihre Ruhe vor Angreifern haben.

inanchfee und Hoshi in: "Magnolien aus Stahl"

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Dorian rieb sich die Stirn. Gilmore hatte ihn vorgewarnt, dass er unter Kopfschmerzen zu leiden habe. Jetzt waren sie da...

Mit der linken Hand tippte er auf die Schaltflächen der Computerkonsole vor ihn. Die Hand zitterte leicht. Und manchmal tippte er auch daneben, doch wenn er sich konzentrierte, dann wurde seine Koordination besser. Wenn da nur nicht diese Kopfschmerzen wären....

Nach und nach ging er die Berichte der letzten Tage durch um sein Gedächtnis wieder aufzufrischen. Und stolperte ein ums andere Mal über Ungereimtheiten. Oder war das nur seine Kopf, der ihm zu schaffen machte? Der junge Councelor seufzte. Es war alles so ... verschwommen....

Seine Sektion hatte plötzlich wieder Energie. Woher? Wieso? War etwa irgendwo Rettung in Sicht? Gar eine der anderen Sektionen? Gab es einen Kontakt? Wenn nein, gab es Versuche zur Kontaktaufnahme? Und sei es über Morsesignale mit Licht? Was wurde getan, um sie von diesem verdammten Planeten fortzuschaffen? Woher waren diese Fremden gekommen? Wieso waren sie so schnell so tief in die Crew aufgenommen worden? Hatte jemand sie und ihre Geschichten überprüft? Was trieb Cmdr. Kyle dort draußen? Hatte sie wichtige Informationen organisieren können? War sie auf der Suche nach einem Ausweg? Oder war sie auf einem persönlichen Rachefeldzug (In Dorians Kopf wirbelte das Bild seiner Vorgesetzten herum, die mit gefletschten Zähnen 'Töten, töten, töten!' schrie. Man, was immer Gilmore ihm spritzte, das Zeug war der Hammer....) Wie weit waren die Techniker? Was trieb die Wissenschaftsabteilung? Welche Fortschritte gab es, jetzt, wo sie auf wundersame Weise wieder Energie hatten? Wie war der aktuelle Zustand der Sektion? Welche Systeme waren repariert?

Und wann konnten sie endlich wieder weg von hier?!

Viele Berichte fehlten, z.B. von den Feldzügen. Auch die Technik aktualisierte den Stand der Dinge nicht so häufig wie vorgeschrieben. Überall klafften Lücken in den Datenbänken. Natürlich waren alle beschäftigt, aber... Sollte das Sternenflottenpersonal nicht besser trainiert sein? Sollte ER nicht besser trainiert sein?

Dorians linke Hand begann unkontrollierbar zu zittern. Mit der rechten Hand griff er nach seinem linken Handgelenk und wartete darauf, wieder die Kontrolle über seine Gliedmaßen zurück zu erlangen. Er schloß die Augen und atmete tief durch. Seine rechte Hand verkrüppelt, sein Kopf voller Brei, irgendwo verschollen auf einem Planeten voller Wilder....

Gilmore hatte ihm befohlen, die Krankenstation nicht zu verlassen. Doch er hielt es hier nicht mehr aus! Ständig neue Verletzte, neue Meldungen, überall Menschen, blinkende Lichter, fiepsende Konsolen...

Er musste hier raus!

In einem unbeobachteten Augenblick schlich der englische Patient sich von der Krankenstation.

Auf den Gängen begegnete er vielen Crewmitgliedern. Alle sahen übermüdet aus. Die meisten wirkten, als hätten sie seit dem Absturz die Uniform nicht gewechselt oder geduscht. Kabel und Leitungen hingen von der Decke, Abdeckungen lagen auf den Korridorböden, Techniker steckten bis zu den Fußknöcheln in den Wänden.

Überall herrschte betriebsame Geschäftigkeit. Die Crew arbeitete hart.

Dorians Vertrauen wuchs wieder. Es tat gut zu sehen, dass die Berichte zwar Lücken aufweisen mochten, doch dass seine Kollegen und Kolleginnen anscheinend wussten, was sie taten. Und dass sie es taten.

Ihm wurde schwindelig. Vielleicht hatte Gilmore recht und er brauchte noch mehr Ruhe... Außerdem konnte er nichts ausrichten, solange er nicht fähig war seine gesunde Hand zu kontrollieren.

Langsam kehrte Dorian auf die Krankenstation zurück. Momentan blieb ihm wohl nichts anderes übrig als darauf zu vertrauen, dass seine Vorgesetzten und die technische Abteilung einen Weg fanden, um ihn von diesem Planeten fortzuschaffen....

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Endlich wieder zurück! Der Flug war ziemlich unruhig gewesen. Dennoch hatte Lt. Bishop den Flyer sicher wieder gelandet. Assjima war noch ganz zittrig in den Knien, als sie müde und verstaubt wie sie war, das Büro der kommandierenden Offizierin betrat.

Das Licht wurde sofort dunkler, als die Energiesparmaßnahmen in Kraft traten. "Doktor, ist der Plan etwa fehlgeschlagen und die angekündigten Eruptionen stellen gewissermaßen die 'Rache' der fremden Wesen dar?", fragte Vinara und fügte noch ein kurzes "Willkommen zurück!" an.

„Nein, unser Plan hat hervorragend funktioniert“ Assjima ging zum Replikator, während sie weiter sprach. „Ich glaube, er war sogar vollkommen überflüssig – Computer, bitte einen heißen Kaffee, schwarz, süß. Wir hätten wohl landen können, ohne ein so großes Tamtam veranstalten zu müssen. Wir brauchten bislang nicht einmal diese monumentale Bildshow. Aber vielleicht finden wir später noch Verwendung dafür.“ Die Ärztin ließ sich auf dem Sessel gegenüber des Schreibtisches nieder, ohne auf eine Einladung Seitens Vinara zu warten. Immerhin waren sie beide gleichrangig und sie hatte das Gefühl, sich nicht mehr lange auf den Beinen halten zu können. „Der Bote war sehr freundlich. Er hat uns sogar vor dieser Eruption gewarnt. Diese Wesen sind keinesfalls dafür verantwortlich.“

"Das sind ja gute Nachrichten. Übrigens wundert es mich dass der Replikator noch funktioniert, aber wahrscheinlich werden nicht alle Systeme gleichzeitig auf Minimalverbrauch heruntergefahren. Genießen Sie Ihren Kaffee und trinken ihn nicht auf einmal aus, wer weiß wie lange die Eruptionen anhalten werden... Oder wissen Sie zufällig wie lange das sein wird? Was haben Sie sonst noch herausgefunden?"

„Ah – das erklärt, warum der Kaffee so furchtbar schmeckt. Da habe ich wohl soeben die letzten Energiereserven verbraten.“ Assjima war versucht, das Gebräu einfach stehen zu lassen, aber sie konnte nicht widerstehen. „Wie lange es dauern wird weiß ich nicht. Doch spüre ich deutlich die Neutrinostürme. Es wird heftig werden. Selbst der Bote schien ziemlich beunruhigt zu sein. Was ich sonst noch erfahren habe, weiß ich noch nicht so genau. Die Aussagen unseres Freundes waren eher kryptisch. Doch lag ich mit meiner Idee einer insektioden Spezies ziemlich daneben. Er bezeichnete sich selbst als Steinwesen und seine Wächter als Sandwesen.“ Sie versuchte, sich die Worte des Boten ins Gedächtnis. „Er sagte, sie seinen eine Ansammlung verschiedener Spezies, manche wie er, andere mehr wie wir es seien und sie kämen immer wieder hierher, um vom Blick des Auges berührt zu werden.“

Vinara hob überrascht die Augenbraue. "Immer wieder? Sobald die Nova in ihr finales Stadium eintritt, und das wird schon bald sein, wird nichts übrig bleiben außer einem weißen Zwerg."

"Commander, die Sensoren scheinen einen erneuten Ausbruch... Die Anzeigen spielen verrückt", erklang in diesem Moment Estebans immer verzerrter klingende Stimme von der Brücke.

"Nur die Ruhe, Lieutenant, solange unser Energieverbrauch nicht wieder ansteigt dürften wir sicher sein und es gibt genug Notrationen für alle. Bleiben Sie noch ein paar Minuten auf Ihrem Posten, dann werde ich kommen."

Die Deltanerin nickte nachdenklich. „Ja, darüber habe ich mir auch schon den Kopf zerbrochen. Sie kämen seit Jahrtausenden, Generation für Generation, um … wie sagte er doch gleich?“ Die Worte des Boten waren plötzlich wieder da: „Wir reagieren einzig auf Anzeichen eines bevorstehenden heiligen Blickes. Zu solchen Zeitpunkten versammeln wir uns seit Tausenden Generationen auf geweihtem Boden und begrüßen das Leben … ja, so sagte er! Ich bin mir inzwischen auch nicht mehr sicher, was er mit dem ‚Auge’ überhaupt meint. Ist es das Wurmloch, die Supernova oder etwas, was wir bislang übersehen haben? Oder geht es gerade darum, von einer Supernova vernichtet zu werden, um ein neues Leben zu beginnen? Eine Art Transformation?“

"Die einzige mir logisch erscheinende Alternative wäre dass diese Wesen Reisende sind, dass es zumindest in einigen Systemen, in denen ein Stern zur Supernova wird auch einen Planeten wie den gibt, auf dem Sie waren und jeder ist für sie heilig... Ich weiß, ganz befriedigend klingt das vielleicht nicht, aber alles andere erschiene mir nur wie eine Verletzung der mir bekannten Naturgesetze."

Eine leichte Erschütterung ging durch das Schiff, als ein besonders starker Ausläufer es berührte.

"Ich hoffe nur es wird niemand seekrank", meinte die Andorianerin halb scherzend.

„Frau Doktor ist ja jetzt wieder an Bord und kann Pillen verteilen.“ So richtig zum Scherzen war Assjima jedoch nicht zumute. Wenn jemand seekrank werden würde, dann wohl am ehesten sie selber. „Doch scheint mir Ihre Erklärung tatsächlich nahe liegend zu sein. Ich glaube, wir sind auf Pilger getroffen. Sie interessieren sich für nichts, nur für den jeweiligen heiligen Ort. Was um sie herum geschieht, scheint für sie nebensächlich zu sein. Dennoch reisen sie im Universum herum. Sie waren und sind schon fast überall gewesen. Seltsam erscheint mir hierbei jedoch die Tatsache, dass sie nicht einer einzelnen Spezies angehören, sondern vielen Gattungen. Sie können doch durch eine Supernova nicht alle in gleicher Art und Weise transformiert werden. Es läuft doch auf ihre Vernichtung hinaus …“

Das Schiff erbebte erneut und Assjima musste sich kurz an der Tischkante festhalten, um nicht vom Sessel zu purzeln.

"Solange die Stärke der Eruptionen nicht zunimmt dürfte nichts weiter geschehen... Wir befinden uns ja schon weit genug von der Sonne entfernt, weiter als mir unter anderen Umständen lieb wäre." Vinara hielt eine kleine Vase in der Hand, die sie vor dem Herunterfallen gerettet hatte. Sie steckte sie in ein gepolstertes Fach ihrer Schreibtisch-Schublade und fuhr dann fort: "Wenn die Stein- und Sandwesen die einzigen sind, könnte durchaus eine Verwandtschaft bestehen. Im Grunde genommen ist Sand nichts weiter als fein gemahlenes Gestein. Möglich, dass sie durch die jeweilige Nova in eine höhere Bewusstseinsebene aufsteigen und dann irgendwann wieder als körperliche Wesen geboren werden, vielleicht auch als andere Art, je nachdem wie der jeweilige heilige Planet geschaffen ist... Aber das wird jetzt schon wieder zu esoterisch."

Geht es nicht genau darum? Um religiöse Fragen? Ist das nicht der Weg, über den man die Wesen erreichen könnte? Doch vielleicht wäre es tatsächlich besser, auf einer rationalen Ebene zu denken. „Der Bote sagte, es gäbe unter den Seinen auch welche, die wie wir wären – also organische Wesen, wenn nicht sogar auf Kohlenstoffbasis aufgebaut. Doch begraben sie auf solchen Planten ihre Toten und gleichzeitig kommen dort ihre Kinder zur Welt. Das könnte auf eine Art Transmission hinweisen.“ Assjima stand auf und stellte die halbleere Tasse mit dem kalten, fade schmeckenden Kaffee in den Replikator zurück. „Vinara, haben Sie eine Idee, was es mit dieser seltsamen unterirdischen Energiequelle auf sich haben könnte? Und die seltsamen Dampfmaschinen in der Siedlung …“

"Die unterirdische Energiequelle könnte auf eine ebenfalls unterirdische Siedlung hindeuten, schließlich leben die Sandwesen unter der Erde. Und die Dampfmaschinen versorgen den Rest mit Energie. Denkbar wäre auch dass zumindest die unterirdische Energiequelle eine Art Schild generiert, vielleicht sogar eine ähnliche Abwehrmaßnahme wie wir bereit stellt... Nein, das wäre wohl nicht in ihrem Sinne. Vielmehr dürfte die Verbindung mit der Supernova beschleunigt werden sollen, möglich, dass die Materie der toten Körper dabei umstrukturiert und reanimiert wird. Den dann toten Planeten sollte der Nachwuchs aber schleunigst verlassen, sonst ginge er noch elendig zugrunde."

Natürlich! Eine Siedlung der Sandwesen … daran hatte Assjima noch gar nicht gedacht. Doch dass technische Mittel tatsächlich in Glaubensfragen eine Rolle spielten, hielt sie für eher unwahrscheinlich. „Womöglich handelt es sich auch um eine Art Grabkammer, in der die bereits Verstorbenen dem Auge nahe gebracht werden sollen. Es gäbe viele Möglichkeiten.“ Assjima war momentan einfach zu müde, um sich weiter in diesen Gedanken hinein zu denken. „Der Bote hat mich eingeladen, auf den Planeten zurück zu kehren, wenn der momentane Ausbruch vorbei sei. Er wird sicherlich noch die eine oder andere Frage beantworten können. Wie sollen wir nun vorgehen?“

"Wir tun gar nichts bis der Sturm vorüber ist und dann kehren Sie wieder zurück. Offen gesagt würde ich Sie gerne begleiten, aber dann wären wir zu viele hochrangige Offiziere auf einem doch recht seltsamen Planeten. Nehmen Sie neben Lieutnant Bishop noch mit wen Sie für am besten geeignet halten."

Assjima hätte die Kollegin nur allzu gerne beim nächsten Landausflug mit dabei gehabt. Und die Enttäuschung war ihr deutlich anzusehen. Dennoch verstand sie die Argumentation Vinaras. Auch wenn Lieutnant Esteban sie sicherlich gerne und gut vertreten würde. „Ich weiß nicht, wie viel Zeit uns noch bleibt, wie oft wir noch auf diesen Planeten hinunter fliegen können … wie viele Fragen ich noch stellen kann … Welche Fragen soll ich stellen?“ Sie kam sich dumm und kindisch vor, doch war ihr Kopf einmal wieder leer wie ein Luftballon und sie schaute Vinara fast ein wenig Hilfe suchend an.

"Sie werden das schon schaffen", versuchte die Andorianerin sie zu beruhigen, "Konfrontieren Sie Ihren Gesprächspartner mit den Vermutungen die wir bisher angestellt haben, wahrscheinlich fällt Ihnen noch mehr ein. Und schildern Sie ihm die Lage der anderen beiden Sektionen! Mehr kann ich Ihnen im Moment leider auch nicht sagen. Ruhen Sie sich erst einmal aus, ich werde derweil auf der Brücke das Kommando übernehmen."

Assjima nickte müde und erhob sich. Ein paar Stunden Schlaf würden Wunder wirken. Sicherlich würde dann auch ihre Intuition zurückkehren. „Danke, es wird schon irgendwie gehen … es muss irgendwie gehen … wenn ich geschlafen habe …“ Sie hielt inne und starrte die Wand hinter der Andorianerin an. Das inzwischen schon fast vertraute Kribbeln im Körper war wieder da. „Vinara! Vorsicht – die Wand!!!!“ Die Deltanerin schnellte nach vorne, packte die Kollegin am Arm uns riss sie zur Seite. Eine heftige Eruption ließ das Schiff erbeben und beide kullerten über den Fußboden.

Vinara richtete sich erstaunt wieder auf. "Ich gehe mal davon aus dass Sie mir das Leben gerettet haben - dafür danke ich Ihnen." Sie half der Deltanerin auf die Beine. "Aber jetzt sollten Sie wirklich ins Bett und ich auf die Brücke, hoffentlich hat niemand vor Angst in die Hosen gemacht..." Sie geleitete Assjima noch bis zur Tür und öffnete diese.

Die Ärztin schüttelte nur stumm den Kopf. Hatte sie es sich nur eingebildet, dass die Wand sich deformiert hätte? Vielleicht war sie nur kurz in ihren atomaren Raum hinüber geglitten. Sie konnte die eine Realität nicht mehr von der anderen trennen. „Es war womöglich nur Einbildung. Hoffentlich, sonst wird sich die Krankenstation gleich wieder mit Patienten füllen. Bitte entschuldigen Sie, dass ich Sie so unsanft zu Boden befördert habe.“ Sie nickte Vinara zum Abschied zu und trat in den Korridor hinaus. Sehr langsam – doch so schnell wie möglich ging Assjima ihn ihr Quartier hinüber. „Nur kurz ausruhen, bevor es unter die Dusche geht“ schoss es ihr noch kurz durch den Kopf, als sie sich auf dem Bett ausstreckte und augenblicklich einschlief.

Tolayon und Brynhild in: Sand ist auch nur gemahlener Stein

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Der Kampf war zu Ende. Die Anspannung in Milseyas Körper wich Stück für Stück. Sie winkte zweien Offizieren und übergab diesen den immer noch bewusstlosen Anführer der Fremden. Sie betrachtete das Bündel und fühlte nicht das geringste - weder Hass, noch Wut, auch nicht den Wunsch nach Rache. In dem Augenblick, als sie ihre Erinnerung wieder erlangte, war die Sehnsucht, nein die regelrechte Gier danach erloschen. Doch sie wusste, sie würde es ihm vergelten.

Der Angriff hatte nur wenige Verletzte auf der Seite der Sternenflotte gefordert. Die Meisten waren nur leicht verletzt, ein paar Wenige hatten tiefe Schürfwunden, einer war durch einen Phaser betäubt worden und wurde nun von ein paar anderen Offizieren zurückgetragen. Milseya hatte, nachdem Commander Kyle abgerückt war, die Nachhut beaufsichtigt und war für einen Moment darüber überrascht, wie man ihren Anweisungen Folge leistete, schließlich waren die Meisten im Rang über ihr. Doch das alles spielte für die junge Frau überhaupt keine Rolle, während sie in der letzten Gruppe zurückkehrte, wanderten ihre Gedanken immer wieder zu den Bildern, zu IHREN Bildern .. zu IHREM Leben.

Als sie das Schiff nach Stunden wieder erreichten, war Milseya klar, was sie als nächstes zu tun hatte. Sie entließ die anderen Crewmitglieder und ging zur Krankenstation. Als sich das Schott öffnete, sah mit Erleichterung, dass die meisten Verletzten bereits versorgt waren. Sie blickte durch den Raum und sah John gemeinsam mit dem Counsellour im Büro sitzen. Sie zögerte nicht, sie schritt durch den Raum - voll bewusst, dass, das was jetzt passieren ohne Zweifel ihr Innerstes aufwühlen werden würde. Doch es bliebt ihr keine Wahl.

John sah Milseya, wie sie auf das Büro zukam. Er war zutiefst erleichtert, als er sah, dass sie unverletzt war, doch dann fiel ihm ihr Gesichtsausdruck auf: Etwas ist geschehen, dachte er, etwas Schlimmes.

„Milseya! Geht es dir gut?“,fragte er vom Stuhl aufstehend. Milseya blieb kurz an der Tür stehen und sah ihn eindringlich an. „Mili?“ „Ich kann mich an alles erinnern, John.“ sagte Milseya tonlos. John keuchte kurz. „An alles?“ „Ja.“ John schloss für einen Moment seine Augen. „Fähnrich Gray, würden sie uns alleine lassen“, wandte er sich an den jungen Mann, der an der anderen Seite seines Bürotisches saß. „Nein, ich möchte, dass er hier bleibt“, bestimmte Milseya, bevor der Counsellor auch nur mit den Augen blinzeln konnte. John setzte sich wieder und sah mit Furcht auf die junge Frau, die sich an den anderen Tisch lehnte.

Milseya hielt für einen kurzen Moment inne, suchte nach dem Anfang. Dann sah sie John an, weicher, wenn auch traurig. „Wir beide haben uns auf einem Transportschiff nach Nahib kennen gelernt. Du wolltest dort eine medizinische Fortbildung besuchen und ich wollte meine Flugtechnik bei den Nahibern perfektionieren. Wir beide haben uns bereits am ersten Abend unserer Reise im Casino kennen gelernt. Du kamst an unseren Tisch, weil dort der einzige frei Platz war. Wir beide sind sehr schnell ins Gespräch gekommen..“ Milseya musste für einen Augenblick lächeln „Das Essen hat Stunden gedauert. Wir sind von einem Thema auf das nächste gekommen, unterhielten uns über alles mögliche. Die Abende darauf haben immer stets zusammen verbracht - uns ging nie der Gesprächsstoff aus. Nach nur kurzer Zeit haben wir beide nicht nur gemeinsam zu Abend gegessen, nein, wir begannen auch andere Mahlzeiten gemeinsam einzunehmen. Schließlich verbrachten wir beide den ganzen Tag miteinander. Während du dich auf deine Fortbildung vorbereitet hast, habe ich Flugmanöver studiert. Bald glaubten die meisten an Bord, wir wären ein Paar. Wir hatten Mühe und waren wohl auch nicht sonderlich erfolgreich, sie vom Gegenteil zu überzeugen. Dennoch, wir beide waren nie ein Paar. Nicht, dass wir uns nicht attraktiv fanden, aber wir haben nie darüber nachgedacht oder es war uns nie wichtig. Aber es war nie eine Frage, dass wir beide Seelenverwandte waren und kein Liebespaar. Als wir auf Nahib ankamen, trennten sich vorerst unsere Wege - aber nicht für lange. Bereits nach zwei Wochen hast du mich kontaktiert und gefragt, ob wir nicht etwas gemeinsam unternehmen sollten. Wir trafen uns in einer Bar, aber du warst nicht alleine ..“

Milseya holte tief Luft. „Du hattest Thovan mitgebracht. Du hast uns beide vorgestellt. Thovan war einer deiner Kollegen bei der Fortbildung. Ihr beide hattet euch von Anfang an sehr gut verstanden. Nicht weiter verwunderlich, wenn man bedenkt, dass ihr beiden die einzigen Menschen dort ward. Ob es in deiner Absicht lag oder nicht - Thovan und ich hatten uns nur Sekunden gesehen, aber es erschien uns wie ein Leben - wir hatten uns verliebt. Ab diesem Zeitpunkt verbrachten wir regelmäßig gemeinsam zu dritt unsere freie Zeit. Wir unternahmen Expeditionen, ich brachte euch beiden Flugmanöver bei, während ihr mir stundenlang erklärt habt, wie man diese oder jene Verletzung am besten behandelt.“ John musste kurz auflachen, als er sich daran erinnerte.

„Nachdem Thovan und ich etwa vier Monate zusammen waren, machte er mir einen Antrag und ich sagte auf der Stelle ja. Wir heirateten eine Woche später und du warst unser Trauzeuge. Ich glaube, nein, ich weiß, es war einer der schönsten Augenblicke meines Lebens. Die beiden wichtigsten Menschen waren an meiner Seite ..“ Milseya stiegen langsam die Tränen in die Augen.

"Nachdem etwa vier weitere Monate vergangen waren, endete eure Fortbildung. Wir alle beschlossen zur Erde zurück zu kehren. Also besorgten wir uns einen Transport nachhause. Irgendwie fühlte ich mich bereits seit Tagen unwohl, daher suchte ich dich in der Krankenstation auf. Nachdem du mich untersucht hattest, musstest du unwillkürlich grinsen, als du mir erklärtest, dass ich schwanger sei. Ich war völlig perplex, dann fielen wir uns lachend in die Arme. Auf einmal -“

Milseya setzte sich auf den Tisch, an dem sie sich bislang angelehnt hatte, und holte tief Luft „ fielen die Kontrollen auf der Station aus, das Licht flackerte .. das Schiff wurde plötzlich ungemein beschleunigt. Wir beiden fielen zu Boden, wurden durch den Raum geschleudert. Das Schiff änderte seine Lage - wir befanden uns im Sturzflug - wir beide erkannten das sofort. Wir rollten uns aneinander, suchten Schutz in einer Nische, polsterten diese aus. Dann prallten wir auf diesen Planeten auf. Das Schiff zerbrach augenblicklich, Menschen schrien in Todesangst auf, Millisekunden voller Explosionen, Feuer - zerberstendes Metall - Trümmer .. Menschen flogen an uns vorbei... „ Milseya stockte für einen Moment und sammelte sich. „Von den insgesamt 76 Personen an Bord überlebten nur 11 den Absturz - inklusive Thovan, dir, mir - und Niels. Wir hatten ihn an Bord des Schiffes kennen gelernt. Da er Bio-Ingenieur ist, kamt ihr Männer schnell mit ihm ins Gespräch und bald gehörte er zu uns, als ob wir uns seit Jahren kennen würden.... Thovan und du tatet alles, was ihr konntet, um die Schwerstverletzten zu retten, aber ohne funktionierende medizinische Gerätschaften musstet euch geschlagen geben - ihr konntet ihnen nur helfen, ohne Schmerzen zu sterben... Als wir alle Toten beerdigt hatten und die wenigen Rationen zur Neige gingen, beschlossen wir alle aufzubrechen. Wir brauchten Wasser und Nahrung. Niels hatte es geschafft, aus dem Trümmern zwei halbwegs funktionierende Tricorder zu basteln, mit denen man zumindest Lebensformen aufspüren konnte. Wir waren etwa eine Woche unterwegs, als der Tricorder anschlug. Wir alle starrten ungläubig auf das Gerät, als es uns anzeigte, dass etwa 100 Lebewesen nicht ganz eine Stunde von unserer Position in einer Art Siedlung lebten. Wir fühlten uns auf einmal so glücklich! Wir waren gerettet!“

Milseya stockte, sie senkte ihren Kopf und massierte mit ihren Fingerspitzen ihre Stirn. Sie holte tief Luft und fuhr fort: „ Wir wurden freundlich von den Fremden aufgenommen, sie gaben uns Wasser und Nahrung, kümmerten sich um uns. Im Gegenzug habt ihr euch um die Verletzten gekümmert und die anderen haben im Dorf mitgearbeitet. Aber eines Tages erkannten wir, wo wir wirklich gelandet waren. Einer der Fremden - ein etwa 14-jähriger Junge - hatte aus Versehen beim Spielen einige Wasserbehälter umgeworfen. Als der Anführer dies sah, trat er zu dem Jungen, zögerte keine Sekunde und schnitt ihm die Kehle durch. Wir waren schockiert. Lt. Commander Brien - er war der ranghöchste Überlebende - ging zu dem Anführer und verlangte eine Erklärung von diesem. Ohne auch nur mit der Wimpern zu zucken, tötete der Anführer auch Brien. Wir erkannten, dass wir in einem despotischen System gelandet waren, der Willkür dieses einen Mannes ausgesetzt. Und da nun die Maske gefallen war, änderte sich alles für uns. Waren wir Frauen zunächst unbehelligt geblieben, wurden die Übergriffe nun von Tag zu Tag heftiger - bis dann eines Tages..“

Die junge Frau schloss mit schmerzerfülltem Gesicht die Augen, bevor sie fortfuhr.

„... der Anführer sich ebenfalls eine Frau wählte - mich. Es war gegen Mittag, als er mich gemeinsam mit euch dreien auf dem Platz vor der Kommandozentrale sah. Er kam auf mich zu, packte mich am Arm und wollte mich in sein Quartier schleppen. Thovan schritt ein, er packte ihn an den Schultern und erklärte, dass ich seine Frau war und dass er das nicht zulassen werde. Der Anführer sah ihm nur kalt lächelnd ins Gesicht, da traf Thovan der erste Schlag am Hinterkopf. Er fiel zu Boden. Während ich weiter fortgeschleppt wurde, konnte ich sehen, wie vier oder fünf Männer Thovan mit harten Schlägen und Tritten traktierten, ich hörte seine Schmerzensschreie. Ich sah, wie du und Niels von den anderen festgehalten wurdet.“

John atmete tief durch. Der Anblick, wie sein bester Freund zu Tode geprügelt wurde, stieg in ihm auf, verursachte ihm Schmerz. Er fühlte wieder die Hilflosigkeit, die Wut, die er in diesem Augenblick empfunden hatte. Seine Augen füllten sich mit Tränen „Ich konnte ihm nicht helfen“, flüsterte er. „Nein, niemand konnte das“, erwiderte Milseya ruhig. „ Es war nicht deine Schuld, John. Du hättest nicht das Geringste tun können, ohne selber getötet zu werden.“ Sie atmete tief durch.

„Ich konnte Thovans immer leiser werdende Schreie hören, als der Anführer sich an mir verging. Solange ich sie hörte, wusste ich, dass er noch am Leben war. Als sie verstummten, ..“ Milseya kämpfte gegen ihre Tränen, ihr Blick war tränenverschleiert, ihr Stimme zitterte. „.. begann ich zu schreien... was dem Anführer scheinbar noch mehr erregte .. ich weiß nicht... wie oft ..“ Sie stockte, versuchte ihre Fassung zu bewahren. Sie würde, nein, sie musste das hier und jetzt vollenden. Sie würde nie wieder darüber reden, nur dieses einzige Mal. Sie sammelte sich, so gut es ging.

„Als er von mir abließ, raffte ich mich auf und kroch zum Fenster. Der Platz war leer – nur Thovans Körper lag blutüberströmt in der Mitte des Platzes. Ich starrte entsetzt auf das Bündel Fleisch, das zuvor mein Geliebter war .. Das war der Augenblick, an dem ich beschloss, mich nicht mehr erinnern zu wollen. Ich wollte nur vergessen.... Als ich hörte, dass der Anführer zurückkehrte, ergriff mich Panik. Ich raffte meine Kleidung vom Boden auf und ließ mich durch das Fenster fallen. Es waren etwa vier oder fünf Meter, aber ich war schwach. Ich landete hart auf dem Bauch. „Wo willst du hin?“, hörte ich ihn oberhalb von mir hämisch lachen. Ich erhob mich und begann zu rennen. „Du kommst zurück! Bevor du stirbst, wirst du zurückkommen!“, hörte ich ihn bösartig rufen. Ich rannte immer weiter, ohne mich zurück zusehen - direkt in die Wüste. Alles andere war besser als das. Der Tod bedeutete nur Erlösung. Als die Nacht kam, suchte ich Schutz bei einigen Felsbrocken. Ich hatte etwa eine oder auch zwei Stunden geschlafen, als die Krämpfe begannen. Sie wurden von Mal zu Mal schlimmer, heftiger .. ich begriff es zunächst nicht.. dann erkannte ich, dass mein Kind verliere .. als alles vorüber war, begrub ich die Fehlgeburt im Sand .. und mit ihm mein bisheriges Leben“, erklärte die junge Frau mit tränenerstickter Stimme. „Der Sand löschte alles aus, bedeckte es sanftmütig. Seit dieser Nacht habe ich nicht mehr geträumt, habe ich alle Bilder aus meinem Leben verbannt, mich selbst zur Nicht-Existenz verurteilt.“

„Die Halle deiner Gedanken“, hauchte John. Er erinnerte sich daran, wie sie beide diese Erfahrung geteilt hatten. All ihre Erinnerungen, ihre Erfahrungen - gute und schlechte -, ihr ganzes Leben hatten sie in diesem einzigartigen Moment geteilt. Er erinnerte sich daran, wie Milseya ihm erklärt hatte, dass alles, was sie ausmachte, in dieser Halle aufbewahrt war. Ohne diese fehlte Milseya ihre komplette Persönlichkeit, ihre gesamte Existenz. „Ja.“, erwiderte Milseya.

„Ich weiß nicht, wie lange ich in der Wüste umhergeirrt war. Es müssen Tage gewesen sein. Ich fand ein Wasserloch und blieb dort einige Zeit, bis es versiegte. Dann zog ich weiter - angetrieben nur durch einen unerklärlichen Überlebenswillen, bis ich dann auf die Community stieß. Als Commander Kyle mich im Sand fand, waren meine kompletten Erinnerung gelöscht und auch als ich wusste, dass ich in Sicherheit war, kehrten sie nicht zurück - weil ich es nicht wollte. Doch als ich bei dem Angriff dem Anführer direkt in die Augen sah, kam alles wieder hoch. Mein Geist war nicht willens so zu existieren. Er forderte sein Recht auf Leben“, beendete Milseya die Geschichte.

Es herrschte Stille in dem Raum. John sah seine eigenen Bilder in seinem Geist vorüberziehen, begann sich seine eigene Geschichte, an sein eigenes Leben zu erinnern. Er fühlte Erleichterung darüber und zugleich tiefen Schmerz. Sie alle hatten gelitten in den vergangenen Wochen - mehr als man sich vorstellen konnte, mehr als er es sich je vorstellen konnte, zu leiden. Er sah zu Milseya, sah, wie Tränen über ihre Wangen liefen, spürte seine eigenen Tränen auf den Wangen.

„Ihr habt den Anführer gefasst, nicht wahr?“, fragte er. „Ja.“ Er hielt kurz inne. „Du wirst ihn töten, nicht wahr?“ Erstaunt hob Milseya eine Braue. „Nein! Ich bin nicht der Herr über Leben und Tod, John. Ich bin nicht er.“ John war verwirrt. Hatte sie nicht gesagt, dass er dafür büssen werde? „Wie..“ Milseya fiel ihm ins Wort. „Ich werde ihm das, was er uns angetan hat, büssen lassen. Er wird so leiden, wie wir gelitten haben. Ich werde ihn vernichten - aber nicht töten.“ John begriff plötzlich. „Der Canar!“ Milseya nickte stumm. Nur für einen kurzen Augenblick war er versucht, es ihr auszureden, doch dann ließ er es. Es war ihr Recht - auch wenn sich alles in ihm dagegen sträubte.

Milseya stand auf. „Ich werde essen und mich dann ausruhen, John.“ Als sie die Tür erreichte, drehte sie sich zu beiden Männern noch einmal um, sah ihnen in die Augen. „Ich danke euch.“ Dann verließ sie die Krankenstation und ließ beide mit ihren Gedanken alleine ..

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Die beiden Männer saßen sich einige Zeit stumm gegenüber.

Schließlich ergriff Dorian das Wort. Seine Erinnerungen an die Zeit mit Milseya waren spärlich, aber ausreichend. "Sie will den Anführer mit dem Canar bestrafen? Das ist ein Kristall, mit dem sie Gedanken projezieren kann, nicht wahr?"

Gilmore nickte.

Dorian sprach weiter als von seinem Vorgesetzten keinerlei weitere Reaktion kam. "Sie wissen, dass wir das nicht zulassen können."

Gilmore sah den jungen Mann an. "Sie hat ein Recht auf ihre Rache."

Vehement schüttelte der Councelor den Kopf. "Nein, genau das hat sie nicht! Wir sind nicht auf einem klingonischen oder romulanischen Schiff! Dies ist ein Schiff der Föderation! Und die Gesetze, denen wir als Offiziere geschworen haben zu folgen, schließen jede Form von Vendetta aus! Außerdem ist es Ihre - und meine - Pflicht als Mediziner, diese Folter aufzuhalten!"

Der Arzt sah weg. "Ich sage ja nicht, dass mir das gefällt. Aber ich bin Milseyas Freund. Und ich habe gesehen wie...." Seine Stimme versagte. Er räusperte sich. "Ich kann und ich werde sie nicht aufhalten."

Dorian bebte. "Wenn Sie es nicht können - ich kann es! Außerdem müssen wir Cmdr. Kyle Bericht erstatten! Ihre und Milseyas Erinnerungen könnten wichtig sein!"

Erneut schüttelte Gilmore den Kopf. "Ich kann nicht.... Noch nicht... Geben Sie mir Zeit...."

"Verdammt, wir haben aber keine Zeit! ... Sir!" Dorian war zornig aufgesprungen. "Der Anführer der Wilden ist bereits in unserer Hand. Nichts wird Ens. Anquenar aufhalten. Sie haben sie doch auch gehört! Cmdr. Kyle hat anscheinend keine Ahnung. Verdammt! Wer weiß, wofür wir den Anführer noch brauchen! Er ist ja nicht nur ein Gefangener, sondern auch ein vorzügliches Druckmittel!" Wenn er nicht schon längst ersetzt worden war... In einem despotischen System standen schließlich immer mehr als genügend Nachfolger zur Stelle... Doch Dorian äusserte diese Gedanken nicht. Nicht jetzt. "Verstehen Sie denn nicht? Cmdr. Kyle MUSS umfassend informiert werden! Ens. Anquenar MUSS aufgehalten werden! Das verlangen nicht nur die Vorschriften, das verlangt auch der gesunde Menschenverstand!"

Der Arzt schwieg. Vielleicht hatte der Councelor ja recht, aber.... Immer wieder sah er vor seinem inneren Auge seinen besten Freund sterben. Hörte die Schreie. Der Councelor hatte leicht Reden. Er war nicht dabei gewesen. Er hatte es nicht gesehen... Milseya hatte ein Recht auf ihre Rache - Moral und Gesetze hin oder her.

Als sein Vorgesetzter nicht reagierte entschloss Dorian sich zu handeln. "Sie wollen also untätig herumsitzen? Gut! Ich aber nicht!"

Wutentbrannt lief Dorian aus der Krankenstation. Auch, wenn er sich noch immer nicht mit der Sternenflotte und seinem Posten hier an Bord angefreundet hatte - das, was Milseya vorhatte, durfte einfach nicht geschehen! Nur ihr Verhalten bestimmte, ob sie auf einer Stufe mit diesen 'Wilden' standen oder ob sie 'zivilisiert' waren. Ihr Verhalten entschied, ob sie im Chaos versanken oder Würde und Ehre bewahrten! Vielleicht musste man ein Brite sein, um Ordnung und Anstand schätzen zu können. Zumindest schwelte gerechter Zorn in dem jungen Councelor, als er seinen eigenen körperlichen Zustand missachtend die Korridore der Community entlanglief.

Die Kommandantin befand sich auf der Brücke, als Dorian zu schließlich ihr stieß. Ihre Uniform war verdreckt, die Frisur unordentlich. Es war deutlich zu sehen, dass sie das Schiff erst vor kurzem wieder erreicht haben konnte.

"Cmdr. Kyle, ich muß mit Ihnen sprechen!"

Selina musterte den jungen Mann wortlos. Sie bedeutete ihm, ihr in den Bereitschaftsraum zu folgen. Abschätzig musterte sie ihn hier erneut. "Was wollen Sie?"

Dorian atmete tief durch. Er war sich bewusst, dass er mit dem, was er nun sagen würde, seine Schweigepflicht als Councelor verletzte. Naja, nicht so richtig, schließlich hatte Ens. Anquenar ihm ihre Geschichte ja nicht während einer Sitzung erzählt... Er war sozusagen nur ein zufälliger Zuhörer gewesen. Trotzdem war ihm nicht ganz wohl dabei. Doch was war sein schlechtes Gewissen schon angesichts der aktuellen Lage?! Kurz und knapp berichtete er also Milseyas Geschichte. Er beschränkte sich dabei auf die Umstände und groben Fakten. Schließlich war er am Ende seines Berichts angelangt. "Sowohl der Doktor wie auch Ens. Anquenar haben ihr Gedächtnis wiedererlangt. Ens. Anquenar will sich nun an dem Anführer unserer Gegner rächen. Wenn ich sie richtig verstanden habe, dann will sie ihm die durchlittenen Qualen mithilfe ihres Canar .... heimzahlen. Wir müssen sie aufhalten!"

Die Worte waren nur so aus ihm herausgesprudelt. Ausser Atem stand er nun vor seiner Kommandantin und erwartete ihre Befehle.

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Selina war gerade erst zurückgekehrt und wollte sich jetzt endlich um die Belange des Schiffes kümmern, als der junge Counsellor sie unbedingt sprechen wollte.

Geduldig hörte Selina seinen Ausführungen und Einwendungen zu. In ihrem Geiste konnte sie fast den Leidensweg Milseyas und ihrer zwei Freunde in klaren Bildern miterleben. Der ersten Offizierin wurde jetzt auch so einiges klar: In dem Hauptquartier hatten sich auffallend viele Frauen und auch einige Kinder aufgehalten. Freiwillig schienen sie nicht dort zu sein, dazu waren sie viel zu erleichtert gewesen als die Sternenflotte das Lager gestürmt hatte. Mit großer Wahrscheinlichkeit waren die Kinder in diesem Lager die Ergebnisse unzähliger Vergewaltigungen. Selina spürte wie der Zorn in ihr wuchs, nach Außen wirkte sie aber völlig ruhig.

"Ich verstehe, Fähnrich Gray. Ich bin wirklich froh, daß Sie mir davon berichtet haben. Sie haben absolut Recht, wir müssen Fähnrich Anquenar unbedingt davon abhalten!" Selina straffte ihren Körper und legte dem Counsellor die Hand auf die Schulter. "Ich werde mit ihr reden. Ich bin nach wie vor die Kommandantin hier. Sie wird mir gehorchen." Der Brite nickte zufrieden. "Hören Sie, ich möchte, daß Sie sich wieder um die Krankenstation kümmern. Ich werde Dr. Gilmores Hilfe im Hauptquartier benötigen. Wir haben dort viele Frauen und Kinder gefunden die dringend medizinische Hilfe benötigen. Fühlen Sie sich fit genug um die Krankenstation wieder zu übernehmen?"

Dorian dachte an seine zahlreichen Schmerzen und Einschränkungen aber hier ging es um etwas größeres. Im Lager konnte er nicht helfen, das sah er ein aber zumindest könnte er Gilmore in der Krankenstation vertreten. Die Verletzten dort waren selbst für ihn leicht zu versorgen.

"Kein Problem. Ich kann die Krankenstation so lange übernehmen."

"Gut, dann lassen Sie uns gehen!" Die beiden verließen den Bereitschaftsraum und begaben sich zur Krankenstation.

Die Türen glitten zur Seite und Dorian und Selina traten ein. Dr. Gilmore befand sich im Büro und wirkte abwesend. Selina war erschrocken darüber wie schlecht der Mann aussah. Wie würde wohl erst Milseya aussehen? Kurz erklärte sie ihm die neue Vorgehensweise. Die erste Offizierin war sich nicht ganz sicher, ob er alles verstanden hatte und wies deshalb Fähnrich Gray an, eine große Tasche mit Medikamenten und medizinischen Geräten zu packen.

Nach einer Weile schien Gilmore endlich wieder zu sich gefunden zu haben und half beim Packen der Tasche. Er unterrichtete Dorian über die laufenden Behandlungen der noch übrig gebliebenen Verletzten und schulterte sich dann die fertig gepackte Tasche. Selina nickte dem Fähnrich noch einmal aufmunternd zu und Dorians Brust schwoll noch ein wenig mehr an als vorher.

Selina verließ mit John die Krankenstation und lief mit ihm in Richtung Schleuse. Erst nach einer Weile packte er sie am Arm und brachte sie somit zum Stehenbleiben.

"Hey! Moment mal, was passiert jetzt?" Selina sah ihn erstaunt an.

"Haben Sie vorhin nicht zugehört? Ich möchte, daß Sie mit mir ins Hauptquartier ko....." Weiter kam sie nicht. "Jaja, das hab ich schon verstanden. Ich wollte wissen, was jetzt mit Milseya passieren wird? Ich bin mir sicher, daß dieser Lackaffe Ihnen alles erzählt hat." Selina löste sich aus Johns Griff und straffte ihren Körper. "Das hat er und eigentlich hat er Recht."

"Aber nur eigentlich." John spürte, daß diese Frau irgendetwas vorhatte.

"Sie sagen es. Ich kann mir nur im Entferntesten vorstellen was Milseya, Sie und Fähnrich van Richthoven durchgemacht haben müssen. Ich bin das letzte Lebewesen in diesem Universum, die jemanden seine Rache nicht gönnt. Ich war von Anfang an der Meinung, daß diese Leute den Tod verdient haben ...... und das was jetzt geschehen ist, zeigt mir, daß ich Recht hatte." John schüttelte den Kopf. Er war diesbezüglich nach wie vor anderer Meinung. "Und jetzt? Wollen Sie alle anderen töten?"

"Quatsch! Wir werden Milseyas Plan fortsetzen. Wir werden allen Nahrung und Wasser geben, so lange sie sich ruhig verhalten. Den Frauen und Kindern müssen wir aber umgehend helfen und deswegen sollten wir jetzt gehen!"

"Und was ist mit Milseya?"

"Ihr Racheobjekt befindet sich noch im Hauptquartier. Sie wird zu ihm gehen und ihre Rache fordern. Ich muss dabei sein. Zumindest muss ich seiner Gefolgschaft die Leiche zeigen. Nur so werden wir die endgültige Loyalität dieser Wilden bekommen." Selina setzte sich wieder in Bewegung. John seufzte. "Irgendwie hab ich das Gefühl, daß diese Frau eine bessere Feldherrin wäre als ein Sternenflottenoffizier." John zuckte mit den Schultern und lief Selina hinterher ....

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Im Maschinenraum herrschte buntes Treiben. Niels hatte vor einer Konsole Platz genommen. In Gedanken versunken stützte er seinen Kopf mit seinem linken Arm ab, die Finger der rechten Hand trommelten unaufhaltsam auf dem Rand der Konsole.

Gerüchte gingen auf dem Schiff um. Gerüchte, dass Milseya ihr Gedächtnis wiedererlangt habe. Es war noch nicht lange her, seit sie wieder zum Schiff zurückgekehrt waren. Gerüchte verbreiteten sich anscheinend schnell auf diesem Schiff. Es kursierten die unglaublichsten Geschichten darüber, was Milseya, Doktor Gilmore und er selbst auf dem Planeten erlebt haben sollen.

Viele der Geschichten würden dazu führen, dass er bei einem Councelor in Behandlung würde gehen müssen. Niels hatte seit der Eingangsbewertung nicht viel mit Councelors zu tun gehabt, aber er hatte auch nicht gegen sie.

Er dachte zurück, zurück an die Zeit vor seiner Befreiung. Er konnte sich immer noch nicht erinnern, so sehr er es auch versuchte. Wieso, dachte er, wenn sie es kann, warum kann ich mich dann nicht erinnern? Oder wollte er nicht? Er konnte darauf keine Antwort finden. Er konnte auch nicht bestätigen, welche Geschichten wirklich der Warheit entsprechen, oder zumindest zum Teil. Manche machten ihm Angst, so dass er froh war, sich nicht erinnern zu können, aber andere weckten in ihm das Bedürfnis nach Gewissheit.

Es gab auch das Gerücht, dass der Anführer gefangengenommen worden war. Würde Niels Gewissheit erlangen, wenn er ihn ansehen würde? Würde er eine Konfrontation mit ihm überhaupt durchstehen? Er war sich nicht sicher.

Niels war so sehr in Gedanken versunken, dass er nicht mitbekam, wie Lieutenant Ripper und Crewman DiNozzo laut diskutierend durch den Maschinenraum gingen, oder wie er angesprochen und bei ausbleibender Reaktion dann doch in Ruhe gelassen wurde. Viele aus der Crew hatten größten Respekt vor dem, was geschehen war, auch wenn keiner so genau wusste, was. So lies man Niels zumeist allein mit sich und seinen Gedanken.

Mitlerweile war es Mai geworden, das hatte er mitbekommen. Sein Urlaub war im Dezember gewesen. Er würde also schon für 5 Monate als vermisst gelten. Was ist wohl bei ihm zu Hause angekommen? Wie hatten wohl seine Eltern, seine Großeltern und sein Bruder auf sein Verschwinden reagiert. Seine Mutter hatte doch so schwache Nerven. Er konnte deutlich vor seinem geistgen Auge sehen, wie sie in Tränen ausbricht, als man ihr die Vermisstmeldung überbringt. In seiner Familie hat es nur wenige Starfleet-Offiziere gegeben. Den einzigen, den er kannte war sein Großvater. Alle andere konnten nicht verstehen, auf welche Gefahren man sich durch den Dienst einlässt. Für alle würde es ein großer Schock sein.

Bei den Gedanken wurden Niels Augen wässrig und eine Träne lief seine Wange hinunter. Er wollte seiner Familie doch keinen Kummer bereiten, er wollte, dass sie stolz auf ihn waren. Er dachte auch an seine Freunde und Kollegen auf seinem Schiff. Hatte man ihn schon aufgegeben, oder bestand bei der Besatzung der Solstice noch Hoffnung? Hatte er selbst noch Hoffnung von diesem schrecklichen Planeten wegzukommen?

Er würde so schnell keine Antworten finden. Wie in Trance begab er sich zu seinem "Quartier", dem kleinen Notschlafraum, den man ihm erst mal zugewiesen hatte. Geschlafen hatte er auch nicht seit dem Angriff der Fremden. So legte er sich in die Koje und schlief irgendwann ein.

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Und damit war es wieder seine Krankenstation...

Dorian war mit seinen Gedanken allerdings ganz woanders, als er auf 'seiner' Krankenstation die Bettpfannen ausleerte.

Hatte er Milseyas Vertrauen verraten?

Er konnte sich an dieser Frau kaum erinnern. Sie schien ihm aber genügend vertraut zu haben, um sich ihm zu offenbaren. Warum?

Und hatte sie es verdient, dass er sie gleich darauf verriet?

Als Offizier hatte er keine andere Wahl gehabt. Hätte er als Councelor eine andere Wahl - gar eine andere Pflicht - gehabt?

Er wusste es nicht.

Seine Hand begann wieder unkontrolliert zu zittern. Schnell beendete er die Arbeit mit den Bettpfannen und ließ sich dann im Büro des medizinischen Offiziers auf einen Stuhl sinken. Müde, so müde...

Außerdem wünschte er, dass jemand da sei, mit dem er über all das reden konnte.

Mit wem sprach eigentlich der Councelor?

Dorian lehnte sich nach vorne und verbarg sein Gesicht in den Händen. Nein, das war eindeutig nicht das, was er sich für sich wünschte...

_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _

Gleichzeitig an einem anderen Ort in der Galaxis....

"Sie wissen, was das bedeutet?"

"Ja. Aber was können wir tun? Sie hat es zu geschickt angestellt. Die richtigen Leute bestochen, lange genug abgewartet. Beweise gesammelt wo es nur ging. Kein heimtückischer Mord, sondern eine reguläre Verurteilung und eine gesetzmäßige Hinrichtung. Der Rat hatte keine andere Wahl als ihr danach seinen alten Posten zu geben. Als Belohnung! Pah!"

"Ich wüsste nur zu gerne woher sie die Informationen über ihn und unsere Pläne hatte..."

"Was glauben Sie? Mind-War Division. Sie hat Möglichkeiten, von denen Sie nicht einmal zu träumen wagen würden. Drei unserer Leute sind während des letzten Jahres während Missionen verschwunden."

"Aber es gab Beweise für den Tod dieser Männer!"

"Fvadt, begreifen Sie es endlich! Wir waren zu unvorsichtig! Zu selbstsicher! Unser Ziel war zu sehr dem Greifen nah. Es ist vorbei! Sie ist jetzt die Leiterin der Mind-War-Division und damit eine von drei stellvertretenden Leitern des gesamten Tal'Shiar! Wir haben verloren!"

"Nein! Das kann nicht sein! All die Jahre! Das kann doch nicht alles verloren sein! Nur wegen einer einzigen Frau! Sie ist jetzt den Rang eines khre´Rionel - sie MUSS dunkle Flecken in ihrer Vergangenheit haben! Niemand steigt im Reich so hoch ohne einen sehr tiefen Keller!"

"Vielleicht haben Sie recht... Es gibt Gerüchte über sie und ihre Familie... Erinnern Sie sich an Khoal?"

"Natürlich. Ich hatte einige Schulden bei ihm. Eigentlich müsste ich ihr dankbar sein, dass sie ihn für mich aus dem Weg geschafft hat."

"Vielleicht muß man die Überlebenden von Khoals Schiff nur gut genug bezahlen um zu erfahren, was damals wirklich passiert ist."

"Es gibt Überlebende?"

"Fünf... Von 76 gut ausgebildeten romulanischen Offizieren. Es war nicht mehr genug von Khoals Schiff übrig um das angebliche Versagen der Singularitätseindämmung zu bestätigen. Alles, was wir haben ist IHR Wort und das ihrer Crew."

"Also nichts."

"Warum ist mir diese Idee nicht schon früher gekommen?! Fvadt! Wir waren zu selbstsicher, zu blind für unsere Feinde! Schnell, wir dürfen keine Zeit mehr verlieren!"

*** *** *** *** ***

Er hob das Glas und lächelte Latta liebevoll an.

"Auf Dich, meine Geliebte! Du hast es fertig gebracht, dem Reich einen Dienst zu erweisen und gleichzeitig den Untergrund sehr glücklich zu machen! Ich bin stolz auf Dich!"

Latta sah verlegen auf den Boden. Ein grüner Schimmer wie bei einem unschuldigen Mädchen legte sich auf ihre Wangen. Der Mann, der wie eine ältere Ausgabe Solaks aussah, legte einen Arm um sie und küsste sie sanft auf die Stirn. Dann nahm er einen tiefen Schluck Ale.

Solak und Sta'el hoben ebenfalls ihre Gläser. Sta'el roch an dem seinen, dann nahm er einen kleinen Schluck. Seine Augen wurden groß, nur mit Mühe unterdrückte er einen Hustanfall. Solak klopfte seinem Mann auf den Rücken und lachte. "Nicht schlecht für deinen ersten Versuch, sa-telsu!"

Mit Tränen in den Augen, doch allem, was er an Würde aufbringen konnte, antwortete Sta'el: "Faszinierend!"

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Selina hatte mit Dr. Gilmore das Schiff verlassen, als sie von Chief O’Tra aufgehalten wurde. „Cmdr. Kyle! Ich muss Sie kurz sprechen!“ Selina drehte sich zu Gilmore um, der auch stehen geblieben war. „Gehen Sie schon mal vor, ich komme gleich nach.“ John nickte und lief los.

„Was gibt es Chief?“ Fragend starrte die erste Offizierin den Bolianer an.“Ich wollte Sie nur kurz über die derzeitige Verfassung des Schiffes informieren.“ O’Tra zeigte ihr einige PADDS mit den neuesten Berichten aus den verschiedenen Technikabteilungen. Die Kommunikation funktionierte fast wieder fehlerlos, die Replikatoren konnten endlich wieder mehr anbieten als nur Wasser und einfache Mahlzeiten. Selina war sehr zufrieden. „Danke Chief, Sie und Ihre Leute haben Unglaubliches vollbracht.“ Der Bolianer sah sie regungslos an. „Das war uns aber nur möglich dank der zusätzlichen Energie die wir bekommen ....“ Selina nickte. „Ja, das weiß ich. Deswegen sollten wir diese zusätzliche Energie so lange nutzen wie wir können.“ Sorgenfalten machten sich auf der Stirn des Bolianers breit. „Ich verstehe nicht ganz?“ Selina seufzte. „Nun, wir beide sind uns bestimmt einig darüber, woher diese Energie kommt, nicht wahr?“ Der Chief nickte. „Auf irgendeine Weise haben es die restlichen beiden Sektionen der Community es geschafft uns zu lokalisieren und uns zusätzliche Energie zu beschaffen. Das Schlimme an der Sache ist, daß man für uns wohl nicht mehr tun kann. Hätte der Captain einen Weg gefunden mit uns Kontakt aufzunehmen oder uns gar zu retten, dann wäre dies schon längst geschehen. Der Captain schickt uns die Energie höchstwahrscheinlich in der Hoffnung, daß wir auf diese Weise die Primärsektion reparieren können und von selbst von hier fliehen können.“ Selina sah in den Nachthimmel und suchte die Schwärze nach irgendetwas ab. „Sollte uns das nicht bald gelingen, müssen wir uns an den Gedanken gewöhnen hier zu bleiben. Der Rest der Community wird uns nicht ewig mit Energie versorgen können und wir bleiben uns selbst überlassen.“ Selina war sich bewusst, daß sich das gerade Gesagte nicht motivierend auf den Chief auswirkte aber es war nunmal die Realität. „Ich möchte, daß Sie Ihre Bemühungen das Schiff wieder in Gang zu kriegen, verdoppeln. Nehmen Sie sich jeden der auch nur ein wenig von Technik versteht und bringen Sie diesen Vogel wieder zum Fliegen. Da das Hauptquartier und das Zweitlager der „Wilden“ unter unserer Kontrolle ist, brauchen wir weitere Angriffe nicht zu fürchten. Wir können also unsere vorhandenen Stärken wieder vermehrt für die Reparatur des Schiffes einsetzen. Ich gebe Ihnen dabei freie Hand.“

Chief O’Tra nickte nur bestätigend und Selina schickte sich an Dr. Gilmore einzuholen .....

John Gilmore hatte schon die Hälfte des Weges geschafft. In seinem Kopf schwirrten nach wie vor Milseyas Worte umher. Vor seinem geistigen Auge spielten sich die unterdrückten Bilder seiner Erinnerungen wie ein Endlosfilm immer wieder ab. Plötzlich blieb er stehen und ließ die Tasche in den Sand fallen. Seine Beine gaben nach und er sackte in sich zusammen. Sein Geist war gefangen in seinen Erinnerungen und in den Qualen der vergangenen Zeit. Mit aufgerissenen Augen blieb er im Sand liegen. Er nahm seine Umwelt nicht mehr wahr.

Selina folgte den Spuren im Sand und blieb stehen. In der Ferne konnte sie deutlich sehen, daß jemand im Sand lag. Sie lief auf die Person zu und konnte beim Näherkommen erkennen, daß es sich um Dr. Gilmore handelte. Vorsichtig näherte sie ihm sich und berührte ihn am Arm. Er zeigte keinerlei Reaktion. Sie drehte seinen Körper zu sich, um ihm ins Gesicht sehen zu können. Sein Blick war starr und seine Mimik steinernd. Selina rüttelte an ihm. „Dr. Gilmore? Dr. Gilmore?!“ Er zeigte keine Reaktion. Selina untersuchte seinen Hals. Eventuell wurde er von einem dieser Giftpfeile erwischt aber sie konnte nichts finden. Sein Körper zitterte ununterbrochen. Selina konnte sich seinen Zustand nur noch mit einem Schock, einem tiefen emotionalen Schock erklären. Sie sah zu der Tasche die im Sand lag und kramte darin herum. Doch leider fand sie nichts, womit man solch einen Schock hätte behandeln können. Es blieb ihr nur noch eine Möglichkeit: Sie musste in seinem Geist eindringen und ihn wieder zurück in die Realität holen.

Vorsichtig packte sie ihn und zog ihn zu einer kleinen Gesteinsformation. Sie lehnte seinen Körper gegen einen der Steine und berührte sein Gesicht mit ihren beiden Händen. Sie schloss dabei ihre Augen und tastete sich langsam und vorsichtig in die Seele des Arztes vor. Sie kämpfte sich durch einen ganzen Schwall an Bildern und Personen. Dabei handelte es sich um Erinnerungen die sich immer wieder wiederholten. Nach einer ganzen Weile erst konnte sie ihn erblicken. Er saß im Sand, umgeben von anderen Menschen. Deutlich waren Furcht und Verzweiflung in ihren Gesichtern zu sehen. Selina erkannte das Hauptquartier. So sah es also bei Tageslicht aus. Der Himmel war wolkenlos und die Sonne brannte gnadenlos auf die Menschen hernieder. Johns Blick klebte auf einen blutigen Körper fest, der ungeschützt in der Sonne lag. Er schüttelte immer wieder den Kopf und fragte sich ständig selber nach dem „Warum?“ und verfluchte sich dafür, daß er ihm nicht geholfen hatte.

Selina ging auf ihn zu. „John?“ Der junge Arzt sah auf und blickte sie mit offenem Mund und Augen an. Selina gefiel der Blick nicht und sie sah an sich herunter. Mit Entsetzen stellte sie fest, daß sie ein weißes wallendes Gewand trug, barfüßig war und zu allem Überfluss auch noch riesige weiße Flügel hatte. Selina wäre am liebsten schreiend davongelaufen und hätte auch am liebsten gleich die Verbindung zu seinem Geist getrennt aber das hier war seine Welt und wenn er in ihr unbedingt eine Art Engel sehen wollte, so musste sie dies wohl akzeptieren.

„Wer bist du?“ John hatte endlich seine Sprache wiedergefunden.

„Ich habe keinen Namen. Komm, lass uns gehen!“

„Nein! Wieso hast du das zugelassen? Wieso musste ausgerechnet ER sterben? Wieso nicht ich?“ Wenn Selina etwas hasste, dann waren das Existenzgrundsatzfragen oder sonstiges phylosophisches Gelaber. Selina dachte nach was sie ihm sagen sollte. Zum Glück hatte sie sich damals mit vielen Kitschholoromanen beschäftigt und konnte nun daraus einiges zitieren.

„Weil deine Zeit noch nicht gekommen ist.“ John zeigte keine Reaktion auf diese Antwort, also sprach Selina weiter. „Sein körperliches Leben mag zu Ende sein aber sein Geist wird ewig leben. Er wird immer bei dir sein und dank deinen Erinnerungen weiterleben.“ Selina sah sich theatralisch um. „Mit diesen Erinnerungen quälst du nicht nur dich sondern auch ihn. Er wünscht sich, daß du dich an die gute, lustige Zeit erinnerst. Nur so wird er weiterleben können. Das hier vernichtet ihn und dich. DU bist nicht Schuld. DU hilfst dir mit deinen Schuldzuweisungen nicht und IHR auch nicht. DU musst jetzt stark sein, für dich und für SIE ....SIE braucht dich.“

John löste seinen Blick von dem Engel und sah zur Seite. Er dachte über ihre Worte nach.

„Komm, lass uns gehen.“ Selina streckte ihm ihre Hand hin und er ergriff sie dann auch.

„Wohin gehen wir?“ Selina beantwortete ihm seine Frage nicht. John hatte sich von seinen schlimmen Erinnerungen und Qualen gelöst, jetzt war es ihr möglich die Kontrolle über die Umgebung zu übernehmen.

„Hörst du das?“ John strengte sein Gehör an, konnte aber im Moment nichts vernehmen. Gerade wollte er sie fragen, was sie meinte und da konnte er es hören: Es war ein dumpfes Klopfen oder Schlagen. Er konzentrierte sich darauf und empfand als sehr angenehm. Es vermittelte ihm ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit.

Selina löste die Verbindung zu Gilmores Geist. Seine Augen waren geschlossen und er schlief tief und fest. Selina lies sich erschöpft in den Sand zurückfallen. Sie hatte völlig vergessen, wie anstrengend solch eine Verbindung mit dem Geist eines anderen sein konnte. Sie hoffte inständig, daß sich der Aufwand auch gelohnt hatte. Dr. Gilmore musste zurück ins Hauptquartier. Zurück an den Ort wo er seinen Freund hatte sterben sehen.

Selina erhob sich und lehnte sich ebenfalls an den Felsen. Sie entschied sich dort zu bleiben. Der Arzt benötigte jetzt seinen Schlaf, er brauchte diese Ruhephase. Sie zog ihn an sich heran, damit er weiterhin ihren Herzschlag hören konnte und gleichzeitig konnten sie sich gegenseitig Wärme spenden. Die Nächte auf diesem Planeten waren sehr kühl. Selina empfand diese Position ein wenig unangenehm und sie war sich sicher, daß er dies auch so empfinden würde aber im Moment blieb ihr einfach keine andere Wahl ....

Der Morgen graute und die ersten Sonnenstrahlen tanzten auf der Oberfläche. John öffnete langsam seine Augen. Er fröstelte leicht, fühlte sich aber so gut wie schon lange nicht mehr. Er konnte sich nicht daran erinnern, jemals solch einen tiefen und erholsamen Schlaf gehabt zu haben. Er hob seinen Kopf und bemerkte, daß er auf Jemandens Brustkorb lag. Er schnellte hoch und stellte erstaunt fest, daß er die ganze Zeit über in Cmdr. Kyles Armen geschlafen hatte. John war verwirrt. Hatte es an ihr gelegen daß er so gut geschlafen hatte? Dabei mochte er sie ja noch nicht einmal. Und wie zum Teufel war es zu dieser Schlafsituation überhaupt erst gekommen?

John sah sich um und entdeckte die Tasche mit den Medikamenten und der medizinischen Ausrüstung. Sie lag ein Stück von den Felsen entfernt. Er erhob sich um sie zu holen. Dabei fiel sein Blick zurück auf die schlafende Kommandantin. Sie wirkte so friedlich und war einfach nur wunderschön. John spürte, daß es ihm schwerfiel seinen Blick von ihr zu lösen. Er schüttelte seinen Kopf. Sie war zwar wunderschön aber trotzdem ein Biest. Oder schätzte er sie ganz einfach falsch ein? Diese Frage konnte er sich zumindest nicht im Moment beantworten.

Er erhob sich und holte die Tasche. Selina erwachte just in diesem Moment. Sie spürte die ersten Sonnenstrahlen auf ihrer Haut und schreckte dann hoch. „Verdammt! Ich bin eingeschlafen!“ Grummeld stand Selina auf und blickte auf die aufgehende Sonne.

John kehrte mit der Tasche zurück. „Guten Morgen!“ Selina wollte ihm schon entgegenschleudern, was an diesem Morgen schon gut sein sollte. Unterließ jedoch dies als sie sah, daß es ihm wohl sehr viel besser ging. Sie lächelte ihm entgegen. „Gut geschlafen? Dann können wir ja endlich unseren Weg fortsetzen.“

Eine Stunde später erreichten beide das Hauptquartier. Die Überlebenden waren damit beschäftigt die Leichen zu beerdigen und das Chaos zu beseitigen. Selina ging zu einem der Sternenflottenoffiziere und verlangte eine Meldung über die momentane Situation. Er berichtete ihr, daß die Nacht ruhig gewesen war und sich die Bewohner wohl mit der momentanen Situation abgefunden hatten. Alle wollten nur irgendwie überleben und das Angebot der Sternenflotte Wasser und Nahrung fürs Bravsein zu bekommen, wurde gerne genutzt.

Selina führte John zu den Frauen und Kindern.

„Was wollen Sie mit ihnen tun?“

Selina biß sich auf die Unterlippe. „Ich weiß es noch nicht so recht. Ich bin am überlegen die Frauen und Kinder in der Nähe des Schiffes unterzubringen. Sie müssen versorgt und beschützt werden und ich fürchte das werden wir hier nicht tun können.“

John dachte darüber nach, hatte dann aber einen anderen Vorschlag. „Lassen Sie mich mit ihnen reden. Ich kann mich an einige von ihnen erinnern. Da waren einige recht resolute Frauen mitdabei. Wir sollten sie wählen lassen, wo sie bleiben möchten.“

Selina nickte. „In Ordnung. Informieren Sie mich dann.“ John nickte ebenfalls und begab sich zu den Frauen und Kindern.

Selina sah ihm noch eine Weile nach und begab sich dann zum Mittelpunkt des Hauptquartiers. Dort befand sich immer noch der Anführer, der gefesselt vor dem Hauptgebäude saß. Sie sah auf ihn herab und ihre Blicke trafen sich. Selina sagte kein Wort aber ihr Blick machte unmißverständlich klar, daß sie hier jetzt das Sagen hatte. Dank Milseya war er gestürzt worden und konnte jetzt nur noch auf ihre Gnade hoffen. Gnade, die er niemals erfahren würde ....

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Sie stand erneut auf dem kleinen sandigen Berg, an dessen Fuße der Flyer geparkt worden war. Am Himmel brannte eine gewaltige, glühend heiße Sonne, die immer größer zu werden schien. Sandkörner flogen durch die Luft, verdichteten sich zu einem Hagelschauer, der schmerzhaft auf sie einprasselte. Das gleißende Licht verschwand hinter einer dunklen Mauer aus Sand, der Boden hob sich, verschmolz mit der Luft und formte drei unheimliche Gestalten, die im Halbdunkel kaum zu erkennen waren. “Komm zu uns“ flüsterte einer von ihnen. „Werde ein Teil von uns“ raunte ihr ein anderer ins Ohr. „Begleite uns auf unserem Weg in das neue Leben.“ Assjima spürte den heißen Atem des dritten in ihrem Nacken. „Lasst sie in Frieden. Sie wird es nicht verstehen.“ Die Stimme des Boten ließ die drei Sandwesen zurückweichen. „Sie ist noch nicht bereit. Sie kann kein …“ In diesem Moment setzte sich der Sand in Bewegung, und ein Teil des Hügels brach unter ihren Füßen weg. Tiefer und tiefer fiel sie, während die Worte des Boten in ihren Ohren klangen: „Sie kann kein … Schmetterling werden!“

Der Boden des Quartiers beendete den freien Fall aus dem Bett ziemlich abrupt. Es dauerte einen Moment, bevor Assjima begriff, wo sie sich befand. Alles um sie herum befand sich in Bewegung. Sie versuchte verzweifelt, irgendwo Halt zu finden, während der Boden sich immer mehr zur Seite zu neigen schien. War das tatsächlich möglich? Sie musste immer noch träumen. Das ganze Schiff erbebte heftig unter der erneuten Eruption. Jetzt war Assjima wach. Ein schneller Blick Richtung Chronometer bestätigte, dass sie keine zwei Stunden geschlafen hatte. Alles war wieder ruhig. Sie schaute an sich herunter. Schuhe und Hosenbeine waren immer noch voller Farbflecken, der größte Teil des Wüstensandes klebte inzwischen in der Tagesdecke des Bettes. Es war schon peinlich genug gewesen, in diesem Aufzug bei Lt. Commander Shral aufzutauchen. Aber auf der Krankenstation konnte sie sich so nicht blicken lassen. Doch aus der Dusche quälten sich nur ein paar klägliche, lauwarme Wassertropfen. Das Energieniveau war nach wie vor auf ein Minimum gedrosselt. Auch die Schalldusche gab nicht mehr als ein pfeifendes Geräusch von sich und schaltete umgehend wieder ab. Wenigstens ein klein wenig kaltes Wasser, um den Sand und die Müdigkeit abspülen zu können – mehr wünschte Assjima sich in diesem Moment nicht. Verzweiflung machte sich in ihr breit und eine Träne ließ sich trotz aller Anstrengung nicht mehr zurück halten. Duschen! Sie brauchte eine Dusche! Hier, jetzt und sofort! LeBrodie und O’Tra waren weit, weit weg – nie waren die da, wenn man sie mal wirklich brauchte! Und von den Technikern an Bord der Sekundärsektion kannte sie so gut wie niemanden. Sie konnte doch nicht ernsthaft inmitten dieses Sonnensturmes irgendeinen wildfremden Techniker von seiner Arbeit abhalten, damit der ihre Dusche trotz der Sicherheitsmaßnahmen in Gang brächte. Verdammte Supernova! Wegen diesem dämlichen, im Sterben liegenden Stern musste sie in einer verdeckten Uniform rum rennen und konnte nicht einmal den kratzigen Staub des blöden Planeten von der Haut runter bekommen. Doch – einen gab es ja, den sie kannte! Dieser Mercury oder McGyver, wie Lucas ihn nannte. Assjima rief ihn über die Bordkommunikation und musste sich dabei ernsthaft zusammen nehmen, um einen Weinanfall zu unterdrücken. Dennoch schien er die ungeheure Dringlichkeit in ihrer Stimme bemerkt zu haben, denn wenige Minuten später lag der junge Mann unter dem Waschbecken und fummelte an einer Konsole herum. Er leitete die für die Beleuchtung freigegebene Energie auf die Pumpe um. „So Doktor. Jetzt müssen Sie zwar bei Kerzenlicht duschen, aber es sollte funktionieren. Ich warte draußen bis Sie fertig sind. Dann bekommen Sie die Beleuchtung zurück.“ Assjima hätte ihn vor Glück küssen können. Doch er musste sich mit einem einfachen „Mercury, Sie sind ein Schatz“ begnügen. Immerhin war sie eine leitende Offizierin!

Es tat unendlich gut, den Staub und vor allen Dingen die Müdigkeit der vergangenen Stunden abspülen zu können. Eine frische Uniform gab es leider nicht mehr im Schrank und zum Replizieren einer Neuen reichte die Energie nicht aus. Also musste vorübergehend typisch deltanische Freizeitkleidung herhalten: eine dreiviertel lange weiße Hose und dazu eine lavendelfarbene weite Bluse mit hohem, offenem Kragen, beides aus einem leichten, seidenartigen Gewebe.

Kaum hatte Mercury die Spuren seiner Manipulation beseitigt und war an seine reguläre Arbeit zurückgekehrt, setzte sich erneut eine fixe Idee in Assjimas Kopf fest: Kaffee! Eigenartig. Sie mochte dieses Getränk nicht einmal. Dennoch schrie alles in ihr danach. Es war erschreckend: Wie um alles in der Welt hatte sie sich nur in der kurzen Zeit schon derart an dieses ekelhafte terranische Zeug gewöhnen können?

Der Replikator war natürlich auch außer Betrieb. Nicht einmal ein winziges Schlückchen wollte er ausspucken. Am liebsten hätte sie dem Gerät einen kräftigen Tritt gegeben. Aber den hilfsbereiten Techniker zurückrufen wollte sie auch nicht. So musste sie sich mit einer weiniger wirkungsvollen Alternative begnügen und brühte sich mit Hilfe ihres Phasers eine Kanne sehr heißen und sehr starken Tee auf.

Mit der Kanne und ihrer Lieblingstasse bewaffnet setzte sie sich an den Schreibtisch und vergewisserte sich, dass ihre Anwesenheit auf der Krankenstation momentan nicht nötig war. Dann begann sie mit einer kurzen schriftlichen Zusammenfassung der Ereignisse.

Es fiel ihr schwer, sich zu erinnern, denn sie war einfach nur noch unendlich müde. Doch konnte der Bericht nicht länger warten, sonst würde sie die wichtigen Einzelheiten möglicherweise wieder vergessen. Die Worte des Steinwesens machten ihr den Eindruck, dass jedes von ihnen unbedingt auf die Goldwaage gelegt werden wolle.

So exakt wie möglich wiederholte Assjima den Wortlaut des Dialoges. Kein ganz leichtes Unterfangen, denn immer wieder blieben ihre Gedanken hängen, schweiften ab, verfransten sich in den Gehirnwindungen, genossen die Aussicht, tranken Bier oder was auch immer … nur waren sie nicht wirklich da, wo sie sein sollten. Es gab einfach zu viele Punkte, die sie noch nicht verstand. Und es verwirrte, dass sie mit ihrer Insektentheorie so komplett falsch gelegen war, obwohl alles perfekt zu passen schien. Was hatte sie auf diese falsche Spur gebracht? War es die Erwähnung der Königin? Die Soldaten? Die Lebewesen in der Siedlung? Die angenommene körperlose Existenz? Der fehlende Widerspruch und die Ideenlosigkeit ihrer Kollegen? Eine Idee, die passend schien und schon vermeinte man die richtige Lösung gefunden zu haben? Möglicherweise sollte man überhaupt einige der Annahmen, mit denen sie zurzeit arbeiteten, erneut in Frage stellen. Ist das Wurmloch wirklich ein Wurmloch? Ein äußerst wages Gefühl sagte ihr, dass sie sich irrten. Es war einfach zu simpel – hier in dieser Region des Weltalls schien nichts einfach zu sein - und das Verhalten des ‚Wurmloches’ erschien ihr zu untypisch. Vielleicht lag es aber auch nur am kurzen Zögern des Boten, als sie nach dem Wurmloch gefragt hatte. Hat man es in diesem System tatsächlich nur mit Naturphänomenen zu tun oder gibt es womöglich eine künstliche Ursache für die ungewöhnlichen Ereignisse? Etwas was sie bislang einfach übersehen hatten? Doch mit was könnten sie es wirklich zu tun haben? Eine Subraumspalte? Der Eingang zu einem künstlich geschaffenen Transportkanal? Sobald sie die Visionen des grauen Planeten in sich aufrief, drängte sich ihr das Bild einer großen Mausefalle auf. So eine, in der Ratten lebend gefangen werde. Diese Frage ließ sich nicht einfach nur mit Intuition lösen. Das war wirklich etwas für die Wissenschaftsabteilung.

Die für Assjima im Moment sehr viel wichtigere Frage war eine andere: Ist das ‚Auge’ tatsächlich identisch mit dem Wurmloch? Sie war sich fast sicher, dass dem nicht so sei. Doch was kann berühren und gleichzeitig verschlingen? Die Supernova? Oder etwas anderes, eine neue Komponente in diesem Puzzle, die sie bislang noch nicht berücksichtigt hatten? Und hatten ‚Auge’ und ‚Wurmloch’ überhaupt etwas miteinander zu tun?

Assjima leitete den Bericht über die Außenmission an alle Führungsoffiziere weiter. Doch ihre wirren Gedanken dazu, ihre Zweifel und Fragen formulierte sie in einem separaten Expose aus und schickte es nach kurzem Zögern nur an Vinara. Die Andorianerin würde es verstehen. Und vielleicht konnte sie mit ihrem analytischen, messerscharfen Verstand das zu Ende führen, wozu sich die Ärztin momentan einfach nicht in der Lage sah, nämlich diesen gordischen Knoten lösen, ohne ihn einfach nur zu durchschlagen.

Beide Berichte waren weg. Assjima nippte nachdenklich an ihrem Tee, während sie über die letzten Stunden nachdachte. Das Schreiben hatte sie wieder ein wenig beruhigt und etwas von der normalen Ordnung in ihrem Kopf zurück gebracht. Dennoch spürte sie immer noch einen Rest dieser seltsamen Verzweiflung in sich. Es war verwirrend. Alles hier war verwirrend. Sie hasste dieses System, diese Mission … und sie sehnte sich Ruhe herbei. Schlaf, Meditation, Musik, ein gutes Buch, fröhliche Plaudereien, ernsthafte Gespräche … oder einfach nur in Ruhe im Labor stehen um einen interessanten Virus im Mikroskop zu beobachten. Wie lange war es her, dass sie ihrer Schwester einen Brief geschrieben hatte?

Erneut ging ein Rütteln durch das Schiff. Erneut begannen sich die Wände vor ihrem inneren Auge zu deformieren. Es war ihr egal. Sie schüttelte den Sand aus dem Bettzeug, legte sich hin und schlief augenblicklich ein.

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Dorian hatte dem gesamten medizinischen Personal freigegeben und die Nachtwache übernommen. Seine Patienten schliefen, die Krankenstation war in die dämmerige Dunkelheit der Minimalbeleuchtung getaucht. Abgesehen vom leisen Zischen eines Beatmungsgerätes und dem gelegentlichen Piepsen diverser medizinischer Geräte war es still.

Der Councelor schloß die Augen und lehnte sich zurück in seinem Stuhl. Körperlich ging es ihm wieder besser, seine Erinnerungen kehrten Tröpfchen für Tröpfchen zurück, das Zittern seiner Hände ließ endlich nach. Doch psychisch fühlte er sich einfach nur noch müde und ausgelaugt.

Just in diesem Moment räusperte sich jemand vor ihm. Dorians Augen brauchten einige Sekunden, um sich wieder an die Dunkelheit zu gewöhnen. Dann erkannte er die weißen Zähne des Bordfriseurs, die ihm aus dem Grinsen Miauz' entgegenstrahlten.

"Guten Abend, Councelor. Ich dachte mir, ich leiste Ihnen Gesellschaft. So eine Nachtwache ist doch sicherlich sehr einsam."

Dorian lächelte zurück. "Das ist nett. Bitte setzen Sie sich doch." Er verdunkelte die Scheiben des der Krankenstation angegliederten Büros und dämpfte die Geräusche durch ein Kraftfeld vor dem Durchgang. Dann erhöhte er die Helligkeit im Büro.

"Erzählen Sie mir Miauz, wie ergeht es Ihnen hier auf diesem reizenden Planeten?"

"Och, eigentlich ganz gut. Ich helfe momentan den Aufräumkommandos. Es ist nur sehr bedauerlich, dass niemand mehr Zeit hat, sich um sein Aussehen zu kümmern. Ich sage Ihnen, auf mich wird verdammt viel Arbeit zukommen, wenn wir hier erstmal weg sind! Die gesamte Crew wird nach einem Haarschnitt lechzen!"

Sein Gegenüber lachte herzlich. Gott, wie gut das tat! Dann wurde der junge Mann wieder ernst. "Sie haben gesagt 'wenn wir von hier weg sind'. Sie scheinen keine Zweifel daran zu haben. Wie schaffen Sie das nur? Woher nehmen Sie diese Zuversicht?"

"Wissen Sie, Dorian - ich darf doch Dorian sagen, oder? - wenn Sie erstmal so lange in der Flotte sind wie ich, dann machen Sie sich keine großen Gedanken mehr. Was habe ich auf diesem Schiff nicht schon alles erlebt... Da waren Situationen dabei, die wesentlich brenzlicher waren als das hier. Wir kommen hier schon wieder raus, keine Sorge."

Der Councelor seufzte leise. Fast flüsternd gestand er: "Ich habe Angst..."

Der Friseur erhob sich und stellte sich hinter Dorian. "Ja, das ist so am Anfang. Die erste Mission... Da ist alles beängstigend. Der Weltraum ist so riesig. Und wir 'schwimmen' in einer kleinen Nussschale darin herum. Was da alles passieren kann... Doch irgendwann lässt die Angst nach. Und dann erkennt man, wieviel Glück wir haben. Und dass das hier der beste Arbeitsplatz ist, den man sich nur wünschen kann. Entspannen Sie sich einfach ein bißchen. Onkel Miauz passt schon auf Sie auf."

Sanft begann er, die Schultern des Menschen zu massieren. Dorian schloß die Augen und ließ sich fallen. Gott, das tat noch viel besser!

Plötzlich spürte der junge Fähnrich, wie ihn die Schnurrhaare des Caitianer am Ohr kitzelten. Die Stimme des Friseur hatte einen dunklen, rauchigen Ton angenommen, als er flüsterte: "Ich wüsste da etwas, dass dich sicherlich noch viel mehr entspannen wird...."

Dorian öffnete (nicht unangenehm) überrascht die Augen. Bevor er etwas erwidern konnte wurde sein Stuhl herum gedreht und Miauz küsste ihn vorsichtig auf den Mund. Nachdem seine Überraschung nachgelassen hatte erwiderte Dorian den Kuss, der langsam immer leidenschaftlicher wurde. Miauz löste sich schließlich aus der Umarmung und griente breit. "Darauf habe ich verdammt lange gewartet." Schnurrend ließ er sich auf die Knie nieder....

Gott! DAS tat gut!

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