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mit Hubschraubern im Arsch

Sektion 31 - Die Träne von Iconia


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Innerlich war Sophie eine Ruine. Sie fühlte sich alleingelassen und völlig leer. Ihre Gedanken waren bei ihrer toten Mutter und ihr Herz blutete jedes Mal, wenn sie an das schreckliche Holobild denken musste. Nie wieder würde sie mit ihr sprechen können, nie wieder würde sie ihr sagen können, dass ihr alles Leid tat.

Jedoch wollte Sophie ihre Trauer keinesfalls nach außen hin zeigen und so versuchte sie stark zu wirken. Mit Wiki auf ihrem Arm projiziert ging sie die schwach beleuchteten Korridore des Habitatrings entlang. Sie wusste schon nicht mehr, wie lange sie unter der eisigen Dusche gesessen hatte. Es musste fast eine Stunde gewesen sein. Schwach und hilflos, so fühlte sie sich. Und das gefiel ihr überhaupt nicht.

Im Moment war es das Beste mit Dan ui sprechen. Das dachte sie jedenfalls. Vielleicht konnte er ihr mehr über ihre Mutter erzählen und möglicherweise gab ihr das Gespräch die Chance alles besser zu verkraften.

„Ich finde, du solltest nicht zu ihm gehen!“, sagte Wiki und sah ihre Freundin mitfühlend an.

„Ich muss! Er hat selbst gesagt, dass ich zu ihm kommen soll. Er hat sicher einen guten Grund dafür!“ Sophie setzte eine ernste Mine auf und versuchte ihre Trauer dahinter zu verstecken. Bemitleidet zu werden war das Letzte, was sie jetzt wollte.

Ein junges Bajoranerpaar kam an ihnen vorbei. Die Frau trug ein weißes Hochzeitskleid und sah sehr glücklich aus. Es waren die ersten Personen, die sie bisher auf den Gängen getroffen hatten. Unter anderen Umständen wäre Sophie sogar stehen geblieben und hätte dem jungen Paar gratuliert, doch jetzt schenkte sie ihnen keine Beachtung.

„Du solltest aufpassen, Sophie! Er ist … gefährlich. Du kannst ihm nicht trauen. Ich habe zwar die Holoaufzeichnung auf der Disk analysiert und allem Anschein nach ist sie keine Fälschung, aber trotzdem. Dan hat etwas… Beunruhigendes an sich.“

„Ich habe keine Wahl! Er war derjenige, der mir von meiner Mutter erzählt hat. Ich weiß nicht, zu wem ich sonst gehen könnte.“

Die beiden liefen einige Sekunden schweigend nebeneinander her. Es kam Sophie vor, als würde sie schon eine Ewigkeit durch die Korridore gehen. Immer wieder musste sie sich vorstellen, wie ihre Mutter wohl gestorben war. Sie hatte das grausame Bild direkt vor Augen. Langsam spürte sie, wie sich ihre Tränensäcke wieder füllten. Nein, sie durfte jetzt nicht schon wieder weinen. Nicht hier auf dem Gang! Sie wollte die Gedanken an ihre Mutter verdrängen und versuchte sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Auf etwas Schönes vielleicht? Aber verdammt noch Mal, ihr viel nichts ein! Sie ballte die Fäuste und kämpfte gegen ihre Tränen an. Sie durfte nicht weinen, es war genug!

„Sophie?“ Wiki betrachtete sie voller Mitgefühl.

„Es ist nur die Aufregung Dan noch einmal zu treffen!“, erwiderte die Archäologin und wandte ihren Blick von Wiki ab.

„Du kannst mir nichts vormachen, Sophie! Dafür kenne ich dich schon zu lange!“

Sophie jedoch reagierte nicht mehr auf die Projektion, sondern blieb stehen. Sie sah auf die leuchtende Zahl auf dem Türöffner vor ihr und nickte.

„Das ist Dans Quartier!“, meinte sie leise und betrachtete die Tür. Es sah hier genauso aus wie in den anderen Teilen der Station. Nichts deutete darauf hin, dass sich hinter dieser Tür ein Geheimagent aufhielt. Ein Mann, der in den Tod ihrer Mutter verstrickt war.

„Pass wirklich auf dich auf! Bei dem geringsten Anzeichen von Gefahr rufe ich sofort Kiras Leute!“, bemerkte Wiki besorgt und schaltete sich daraufhin ab. Sie würde genau wie im vorherigen Gespräch alles mithören. Sophie wusste, dass sie sich auf ihre kleine Freundin hundertprozentig verlassen konnte. Sie hatte sie noch nie enttäuscht.

Was auch immer Dan noch von Sophie wollte, sie war bereit es zu erfahren. Angespannt betätigte sie den Türmelder, woraufhin das typische Summen erklang.

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Sophie löste die Hand vom Türöffner und sah in den Raum vor sich . Gedämpftes Licht, das von mehreren Deckenleuchten strahlte, machte sie noch viel nervöser als sie ohnehin schon war. Hinzu kamen die immer wiederkehrenden Gedanken an ihre tote Mutter, die sie fortwährend quälten. Ihre Finger begannen zu zittern. Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn. Sie tat doch das Richtige! Sie musste mit Dan reden. Er war der einzige, der ihr mehr über den Tod ihrer Mutter erzählen konnte.

Benommen trat sie in den Raum ein. Mit einem wütenden Zischen schloss sich die Tür hinter ihr.

Erst jetzt konnte Sophie Dan an einem kleinen Tisch sitzen sehen. Er hielt ein Glas mit einer braunen Flüssigkeit in der Hand und betrachtete sie stumm. Sophie schauderte. Die ganze Sache mit ihrer Mutter hatte ihr viel abverlangt. In der letzten halben Stunde hatte sie sich drei Mal übergeben müssen. Die ganzen Gefühle in ihr waren einfach zu stark geworden und als sie nun denken musste, dass sie jetzt vielleicht noch viel schrecklichere Dinge erfahren könnte, wurde ihr noch viel übler. Aber sie war bereit dazu.

Dan stellte schließlich sein Glas auf dem Tisch ab und lächelte Sophie für einen kurzen Moment an.

„Ich habe Sie bereits erwartet!“, begrüßte er sie und klang dabei wie aus einem schlechten Film des 20. Jahrhunderts. Sophie machte einige Schritte auf ihn zu und schaute ihm in die Augen. Wollte er sie mit seiner Art etwa einschüchtern?

Sie kannte solche Menschen sehr gut. Sie versuchten mysteriös und unnahbar zu wirken um die Überhand über das Gespräch zu erhalten. Aber trotz ihrer Trauer wollte Sophie nicht vor ihm zu Kreuze kriechen. Sie besaß noch genug Stärke um sie selbst zu sein. Ganz klein bekam er Sophie LaCroix bestimmt nicht, auch wenn der Verlust ihrer Mutter noch unerträglich schmerzte.

„Sie haben gesagt, ich soll zu Ihnen kommen.“ Sophie versuchte ihre Gefühle zu verbergen. Doch das Zittern ihrer Hände und ihre Anspannung waren zu offensichtlich. Sie atmete tief durch, als Dan ihr einen Stuhl ihm gegenüber anbot.

„Genau. Sie wollen sicher mehr über den Tod Ihrer Mutter erfahren.“

Sophie nickte und nahm Platz.

„Fühlen Sie sich auch bereit dazu die ganze Geschichte zu hören? Sie ist etwas länger und könnte Sie stark mitnehmen.“, fragte Dan mit einem leicht mitfühlendem Unterton in der Stimme. Die Archäologin erwiderte jedoch nur trocken:

„Fangen Sie an!“

„Ich arbeite für eine Geheimorganisation, die sich selbst Sektion 31 nennt. Diese Organisation hat sich verschrieben, die Föderation vor jeglichen Gefahren zu beschützen!“

Sektion 31? Davon hatte Sophie noch nie etwas gehört. Was hatten diese Leute mit ihrer Mutter zu tun?

„Vor drei Monaten hat Ihre Mutter mit Sektion 31 Kontakt aufgenommen und von einer unglaublichen Entdeckung berichtet. Es fiel uns auch zunähst schwer ihr zu glauben, aber wie sich später bestätigte, irrte sie sich nicht. Die Träne von Iconia, das Artefakt, über das Sie Ihre Doktorarbeit geschrieben haben, existiert wirklich!“

Sophie stockte der Atem. Was? Die Träne von Iconia? Nun war sie vollkommen durcheinander. Was zur Hölle hatte ihre Mutter mit der Träne von Iconia zu tun? Dem Artefakt, von dem es hieß, dass es Tote wieder zum Leben erwecken konnte? Ungläubig schüttelte Sophie den Kopf.

„Das ist Unsinn! Es hat die Träne von Iconia nie gegeben! In zwei Jahren harter Arbeit habe ich alle Beweise geliefert, die eine Existenz des Artefakts vollkommen ausschließen! Die Träne von Iconia ist ein Mythos!“, erklärte Sophie und wurde dabei lauter.

„Sie irren sich! Ihre Mutter hatte von einem Ferengiehändler erfahren, dass er eine alte, iconianische Sternenkarte an das Orion-Syndikat verkauft hat. Dieser Ferengi hatte noch einige Scanndaten über die Karte, die ausreichend waren um zu bestätigen, dass sie mehr als 200.000 Jahre alt sein musste. Da Ihre Mutter aber nicht alleine an die Karte, geschweige denn an das Artefakt kommen konnte, beschloss sie Sektion 31 um Hilfe zu bitten. Wir prüften die ganze Angelegenheit und stellten fest, dass selbst die geringste Wahrscheinlichkeit für die Existenz des Artefakts und die Echtheit seiner Kräfte uns zum Handeln zwingen mussten. In den falschen Händen könnte die Macht des Artefakts tödlich sein. Tödlich für die Föderation!“

Dan nippte an seinem Glas und ging zu einem der augenförmigen Fenster seines Quartiers.

Währenddessen kämpfte Sophie mit sich selbst. Sie konnte ihm die Geschichte nicht glauben. Sie konnte nicht wahr sein. Natürlich könnte diese Karte ein entscheidender Beweis sein, aber es gab viele solcher Relikte aus der Zeit der Iconianer. Das musste nicht unweigerlich heißen, dass es die Träne von Iconia wirklich gab. Sie erinnerte sich noch genau, wie sie in den zwei Jahren auf verschiedenen Planeten gewesen war um dort nach Hinweisen zu graben. Sie hatte alte Siedlungen, Schriften und faszinierende Dinge gefunden. Die Träne von Iconia war laut Daten in vier Splitter aufgeteilt und überall in der Galaxie verteilt worden, weil man verhindern wollte, dass jemand seine Macht ausnutzen konnte. Nach all den langen Reisen und angesammelten Daten stand eines fest: Es war alles ein Mythos.

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„Wir sandten einige Spione aus um herauszufinden, wo das Syndikat mit den Grabungen nach dem Artefakt begonnen hatte. Schon nach kurzer Zeit war klar geworden, auf welchem Planeten sich die Ausgrabungsstätte befand. Auf Corallis VI, einem Klasse-M Planeten im cardassianischem Gebiet. Einer unserer Einsatztrupps bestehend aus unseren besten Agenten und Ihrer Mutter, machte sich sofort auf den Weg und griff die Orion an. Nachdem sie die Ausgrabungsstätte erfolgreich eingenommen hatten, fanden sie zu unser aller Erstaunen das, wonach wir gesucht hatten: Die jahrtausende alte, iconianische Sternenkarte. Sie war zwar stark beschädigt, aber sie bot dennoch genug Datenmaterial um eine Rekonstruktion zu ermöglichen. Mithilfe der Karte gelang es ihrer Mutter einen Schacht zu entdecken, den die Orion zuvor angefertigt hatten. Das Team grub ihn zu Ende und gelangte in das Innere eines alten Tempels. Und in der Mitte auf einem Sockel stand ein Splitter der sagenumwobenen Träne von Iconia.“

Ein echter Splitter? Sophie stockte der Atem. Das war doch völlig ausgeschlossen! Verwirrt sah sie Dan an. Sie hatten tatsächlich einen Splitter gefunden? Zwei Jahre hatte sie sich intensiv mit der Träne von Iconia beschäftigt und in all den Tempelanlagen und alten Schriften hatte es keine Anzeichen dafür gegeben, dass das Artefakt wirklich existiert hat.

„Ich habe hier ein Holobild von Ihrer Mutter, auf dem sie mit der Karte und dem Splitter in der Hand zu sehen ist!“, erklärte Dan und reichte der Französin ein PADD. Sie nahm es langsam in die Hand und erzitterte innerlich.

Auf dem Bild war ihre Mutter in einem Gang eines Raumschiffes zu sehen. Sie trug ein dunkelblaues Kleid und eine Kette mit einem Anhänger, die um ihren Hals hing. In der einen Hand hielt sie die alte, iconianische Karte und in der anderen einen winzigen, gold schimmernden Splitter, den man mit bloßem Auge kaum erkennen konnte.

Sophie betrachtete das glückliche Gesicht ihrer Mutter. Sie lächelte. Lange hatte sie sie nicht mehr lächeln gesehen. Nach dem schrecklichen Vorfall mit ihrem Vater hatte sie es praktisch verlernt zu lächeln. Doch auf diesem Bild schien Marie wieder glücklich zu sein, so wie sie es vor dem Tod ihres geliebten Mannes gewesen war. Aber nun war sie tot…

Tränen bildeten sich in Sophies Augen. Nur mit viel Mühe schaffte sie es einen Gefühlsausbruch zurückzuhalten.

„Reiß dich zusammen!“, sagte sie zu sich selbst und legte das Bild vor sich auf den Tisch.

„Diese Aufnahme wurde gemacht, als das Team wieder auf ihr Schiff zurückkehrte um den Planeten und das cardassianische Gebiet so schnell es ging zu verlassen. Doch gerade als sie die Grenze zum Föderationsgebiet erreicht hatten, wurden sie von sechs Orionschiffen abgefangen, die von dem Überfall ihrer Ausgrabungsstätte erfahren haben mussten. Nach einem kurzen Kampf wurde unser Schiff außer Gefecht gesetzt und steuerte nun ungebremst auf einen nahe gelegenen Wasserplaneten namens Aquaria Prime zu. Die Orionpiraten enterten währenddessen das Schiff und zwangen Ihre Mutter ihnen das Artefakt und die Karte zu übergeben. Dabei drohten sie alle an Bord zu töten, wenn sie nicht gehorchen würde. Also übergab Ihre Mutter ihnen, was sie wollten. Doch das half nichts. Die Orion hielten ihr Versprechen nicht und erschossen ihre Mutter.“

Was? Sie… sie wurde erschossen? Das durfte nicht wahr sein! Wie hatten diese verdammten Mistkerle das nur tun können? Sie hatte zwar schon immer gewusst, dass die Orion skrupellose Söldner und Diebe waren und dass sie vor nichts zurückschreckten, aber das war zu viel! Niemand hatte das Recht ihre Mutter einfach so kaltblütig zu ermorden! Sophie ballte ihre geschwitzten Hände zu Fäusten. Nein, das war zu viel! Immer mehr wurde die Trauer in ihr zu etwas, was dem am nächsten war… die Wut!

Schwitzend blickte Sophie auf das immer noch leuchtende Bild. Diese Mistkerle hatten ihrer Mutter die Möglichkeit genommen noch einmal so fröhlich zu sein wie auf dem Bild. Sie hatten Sophie die Chance genommen sich irgendwann einmal wieder mit ihr zu versöhnen. Und dafür hasste sie sie. Sie wollte diese Leute finden und demjenigen in die Augen sehen, der ihre Mutter getötet hatte.

„Schließlich stürzte das Schiff auf Aquaria Prime ab und versank im tiefen Ozean des Planeten. Die Behörden von Aquaria begannen sofort mit einer Bergungsoperation, doch alles was sie fanden, waren Leichen. Niemand hatte überlebt.“

Für einen Moment lang wurde es still im Raum.

In ihrer Wut betrachtete Sophie Dan, der schweigend vor ihr saß. Tauend Gedanken schossen der Französin durch den Kopf. Was würde nun passieren? Was wollte Dan überhaupt von ihr?

Und dann, urplötzlich, war ihr alles klar geworden. Sie wusste nun, warum er hier war. Es ergab jetzt alles einen Sinn.

„Ich weiß, warum Sie hier sind, Dan! Und die Antwort lautet: Ja! Ich werde Ihnen helfen die Träne von Iconia zu finden.“

Für einen kurzen Augenblick war Erstaunen und Unsicherheit in Dans Gesicht zu erkennen. Damit hatte er wohl nicht gerechnet. Sophie sah ihn das erste Mal überrascht.

„Sie haben Recht, ich will Sie anwerben! Sektion 31 braucht Sie jetzt, da wir Ihre Mutter verloren haben. Ohne Ihre Hilfe können wir die restlichen Splitter nicht finden!“

Sophie erhob sich von ihrem Stuhl und sah Dan scharf an. Es ging ihr im Moment gar nicht darum, ob es die Träne wirklich gab. Das spielte überhaupt keine Roll. Nein, sie wollte wissen, warum ihre Mutter hatte sterben müssen.

„Die Bedingung ist aber, dass ich vorher die Leiche meiner Mutter sehen kann!“ Sophie machte eine Pause und bemerkte, wie sie ihre Fingernägel vor Wut immer weiter in ihre Handflächen presste. „Ich will alles tun um denjenigen zu finden, der meine Mutter auf dem Gewissen hat. Ich will, dass er vor mir steht und mir in die Augen sieht! Dann werde ich Ihnen helfen und zwar kompromisslos.“

Dan nickte und stand ebenfalls auf.

„Sind Sie sich dabei auch ganz sicher? Es könnte eine lange Reise werden!“, bemerkte Dan, wobei er leicht lächelte.

„Ja! Ich bin mir absolut sicher!“ Sophie konnte sich kaum beruhigen. Alles, was sie in den letzten Stunden erlebt hatte, war nichts als Schmerz und Trauer gewesen. Sie konnte sich nicht vorstellen jemals wieder ruhig schlafen zu können, wenn sie sich nicht von ihrer Mutter verabschiedete. Das brauchte sie einfach um mit sich selbst ins Reine zu kommen…

„Gut! Wir fliegen nach Aquaria Prime. Ihre Mutter liegt dort in der pathologischen Abteilung eines Hospitals. Treffen Sie mich in einer Stunde an Luftschleuse eins! Dort wartet meine Crew und ein Schiff, mit dem wir nach Aquaria fliegen werden! Erzählen Sie niemanden davon!“

Sophie nickte und ging zügig zur Tür. Als sie den Raum verlassen und die Tür sich geschlossen hatte, lehnte sie sich erschöpft an eine Wand. Die ganzen Vorfälle, alles, was sie heute erfahren hatte, hatten sie vollkommen durcheinander gemacht. Aber jetzt hatte sie erst einmal ein Ziel: Aquaria Prime!

Hoffentlich würde ihr das helfen mit dem Tod ihrer Mutter besser fertig zu werden…

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„Vielen Dank für dein Verständnis, Francine!“, gab Sophie lächelnd zu verstehen und betrachtete den Minicomputer vor sich auf dessen Bildschirm ihre besorgt dreinblickende Kollegin Francine Calese zu sehen war. Sophie kannte sie am längsten von allen ihren Kollegen. Schon als junge Studentinnen hatten sie zusammen ihre Projekte bearbeitet und gemeinsame Ausgrabungen durchgeführt. Es fiel ihr schwer sich nun von ihr verabschieden zu müssen, noch dazu ohne ihr einen Grund zu nennen.

„Ich kann nicht gerade sagen, dass es mir passt! Aber wenn du sagst, dass alles in Ordnung ist, glaube ich dir.“ Francine machte eine Pause und erwiderte Sophies Lächeln. „Pass gut auf dich auf! Du wirst uns fehlen.“

„Keine Sorge, ich bin in ein paar Wochen wieder zurück. Passt ihr nur darauf auf, dass Roger den Replikator nicht wieder zum explodieren bringt!“ Francine lachte kurz auf und schüttelte dann den Kopf.

„Du weißt doch, dass wir ihn nicht mehr kochen lassen!“

Sophie konnte in Francines Augen genau erkennen, wie schwer es ihr fiel akzeptieren zu müssen, dass Sophie ihr nicht den Grund für ihre plötzliche Abreise nennen würde. Wie gerne würde sie mit ihr über alle Vorfälle hier auf DS9 sprechen, doch das konnte sie nicht. Sie hatte mit Dan eine Abmachung getroffen, die sie nicht brechen durfte. Niemals!

„Ich muss jetzt los! Bis Bald, Francine! Ich werde so schnell es geht wieder kommen!“ Mit diesen Worten deaktivierte Sophie die Kommverbindung und der Bildschirm wurde schwarz. Sofort erblasste das Lächeln der Archäologin und sie sah sich nachdenklich in ihrem Quartier um. Nicht mehr lange und sie würde auf Aquaria Prime ihre tote Mutter zu sehen bekommen.

Die ganze Zeit über hatte sie das grausame Holobild der erschossenen Frau vor Augen. Maria LaCroix, tot am Boden liegend, durchbohrt von einem Phaser.

Erschöpft atmete Sophie durch. Jedes Mal wenn sie an die Mörder, die Orion-Piraten, denken musste, begann ihr Herz zu rasen. Sie würde diese Mistkerle finden und dann würde sie…

„Sophie?“, fragte Wiki, die sich soeben aktiviert hatte und damit die Französin aus den Gedanken riss. „Warum hast du ihr nicht gesagt, wohin wir fliegen werden?“

Die Archäologin betrachtete Wiki kurz und schüttelte den Kopf.

„Sie darf von der ganzen Sache nichts wissen. Es würde alles nur noch komplizierter machen! Glaube mir, es ist so besser.“, erwiderte sie und ging zu ihrem Bett, auf dem ein vor wenigen Minuten gepackter Koffer lag. Sie öffnete ihn und überprüfte, ob sie an alles gedacht hatte.

„Komplizierter machen? Sophie, hast du eigentlich eine Ahnung, auf was du dich da einlässt? Du gehst auf eine Mission mit Sektion 31! Weißt du, was ich über diese Organisation in meiner Datenbank herausgefunden habe? Diese Leute manipulieren Regierungen, töten Unschuldige und…“

„Das reicht jetzt!“ Wütend schlug Sophie den Koffer wieder zu und starrte die Projektion auf ihrem Arm an. „Ich will gar nichts davon wissen, Wiki! Mach dich lieber nützlich und durchsuche deine Datenbank nach den wichtigsten Informationen, die du über die Träne von Iconia finden kannst!“

Ohne ein weiteres Wort zu verlieren nickte das Hologramm steif und begann mit der Suche. Sophie griff währenddessen in ihre Hosentasche und nahm die Holodisk mit der Aufnahme ihrer Mutter heraus. Sie erinnerte sich noch genau daran, wie Dan sie ihr gezeigt hatte. Es war schrecklich gewesen, ihr Inneres war wie ein Kartenhaus in sich zusammengfallen. Ob sie wohl je über den Tod ihrer Mutter hinwegkommen würde? Zwar hatte sie es geschafft sich zu beruhigen und nicht mehr in Tränen ausbrechen zu müssen, aber ganz würde sie den Verlust ihrer Mutter nie überwinden, da war sie sich sicher.

Schnell steckte Sophie die Disk wieder zurück. Diese Gefühlsduselei brachte niemanden etwas! Es dauerte nur wenige Sekunden, bis Wiki die nötigen Daten gesammelt hatte.

„Ich beginne nun mit dem Bericht. Allerdings beruhen die Informationen größtenteils auf Legenden, nicht auf historischen Fakten:

Vor mehr als zweihunderttausend Jahren wurde die Träne von Iconia von iconianischen Schmieden aus einem seltenen, regenerativen Kristall geschliffen. Der Sage nach, hatte dieser Kristall die Fähigkeit Tote wieder ins Leben zurück zu rufen. Für Jahrhunderte wurde er von den Iconianern verehrt und angebetet. Die Hohenpriester wagten sich fast nie das Artefakt zu benutzen, weil sie ihre heiligen Götter nicht verärgern wollten.“

Auf einmal hielt Wiki inne und runzelte ihre Holographische Stirn.

„Komisch. Die Iconianer waren technisch so weit fortgeschritten und der heutigen Föderation vollkommen überlegen! Sie konnten sogar durch die Galaxie reisen ohne dabei Raumschiffe benutzen zu müssen aber dennoch lebten sie nach den Regeln einer Religion. Das kam in der Geschichte nicht gerade oft vor, meistens hat die Religion den Fortschritt behindert. Wie haben sie das nur geschafft?“

„Das kann sich auch niemand erklären. Einige Archäologen fanden heraus, dass die Iconianer ihr gesamtes Rechtsystem, eigentlich ihre gesamte Kultur, von ihren Göttern abhängig gemacht hatten. Die meisten Völker hatten oder haben den Glauben, dass ihr Schöpfer im Himmel oder irgendwo an einem fremden ort lebt. Bei den Iconianern hingegen war das um einiges komplizierter. Aber darum geht es jetzt nicht. Mach weiter!“, bat Sophie, während sie den Koffer zur Tür stellte und sich noch einmal prüfend umschaute. Sie war heilfroh darüber endlich das Quartier verlassen zu können. Jeder Zentimeter dieses Raumes erinnerte sie an das Schicksal ihrer Mutter.

„Ungefähr dreihundert Jahre nach ihrer Erschaffung wurde die Träne von Iconia dem Herrscher Gauki als Geschenk zu seiner dritten Amtsperiode überreicht. Auch er ging sehr vorsichtig mit ihr um und ließ sie in einem der heiligsten Tempel der Iconianer verstauen. Doch als einige Jahre später ein großer Krieg ausbrach und die Feinde drohten das gesamte Iconianische Reich zu zerstören, befahl Gauki die Träne in vier Splitter aufzuspalten und sie in der ganzen Galaxie zu verstreuen. Es musste auf jeden Fall verhindert werden, dassdas Artefakt in die Hände ihrer Feinde gelang. Die Hohenpriester taten schweren Herzens, was ihnen befohlen wurde und versteckten die Splitter an verschiedenen Orten in der Galaxie. Zwar zerfiel das Iconianische Reich kurz darauf, aber die Träne von Iconia, die danach zu ihrem Namen kam, wurde nie gefunden.

Von da an haben viele Archäologen verschiedenster Spezies versucht die Splitter zu finden und die Träne wieder zusammen zu setzen. Aber das hat bis heute niemand geschafft. Man kann es mit der Suche nach dem Heiligen Gral auf der Erde vergleichen.“

Sophie wusste gar nicht mehr, wie oft sie den Mythos der Träne von Iconia während den Recherchen für ihre Doktorarbeit gehört hatte. Sie hatte selbst bewiesen, dass es die Träne von Iconia nie gegeben hat und dass die Geschichte nur eine Legende war. Aber trotzdem hatte Dan Wright es geschafft Zweifel in ihr hervorzurufen. Es musste einfach etwas Wahres an der Sache dran sein. Wieso sonst würde gleich eine ganze Geheimorganisation nach diesem Gegenstand suchen?

„All die Jahrhunderte ist die Träne von Iconia verschollen gewesen. Und jetzt stehen wir vielleicht kurz davor sie wieder zu finden.“, murmelte Sophie gedankenverloren, als sie mit ihrem Koffer in der Hand die Quartiertür öffnete.

„Computer, Auszug aus Quartier Nummer 126 bestätigen!“, rief Sophie nervös und sah sich ein letztes Mal um. Kurze Zeit später gab der Computer einen bestätigenden Ton von sich.

„Bestätigt! Vielen Dank für Ihren Besuch auf Deep Space Nine!“, ertönte es aus den Lautsprechern, woraufhin Wiki die Augen verdrehte.

„Du solltest wirklich sehr vorsichtig sein. Ich weiß, dass du es nicht hören willst, aber glaube mir: Sektion 31 ist gefährlich! Du wärst nicht die Erste, die von ihr hintergangen werden würde.“

„Ich werde vorsichtig sein, keine Sorge.“,

Sophie konnte Wiki nur zu gut verstehen. Aber sie hatte keine andere Wahl. Sie musste den Mörder ihrer letzten Verwandten finden und ihn direkt in die Augen sehen. Erst dann würde sie wieder sie selbst sein können.

Eine lange, beschwerliche Reise stand Sophie LaCroix bevor, bei der viele Geheimnisse gelüftet werden würden. Und nicht nur das der Träne von Iconia…

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Kapitel 2

Von der Oberfläche Bajors aus gesehen war Deep Space Nine nur ein kleiner, schwach leuchtender Stern am Nachthimmel. Doch näherte man sich der Station wurde einem klar, dass sich viel mehr hinter diesem kleinen Stern verbarg. Mehr als ein dutzend Schiffe dockten täglich an der Station an und hauchten ihr auf deren Weise Leben ein. Manche kamen um ihre Fracht mit dem größtmöglichen Profit zu verkaufen, andere wiederum einfach nur um einmal den wie es hieß aufregendsten Außenposten im Alphaquadranten zu besuchen. Wie jeden Abend neigte sich das Geschäftstreiben nun langsam dem Ende zu. Die vielen Boutiquen, Souvenirläden und Schmuckgeschäfte schlossen ihre Pforten. Die Gänge leerten sich allmählich und auf dem Promenadendeck wurde es ungewöhnlich still. Nur noch das gewohnte Summen der Stationssysteme war auf dem ehemaligen cardassianischen Außenposten zu hören. Ein gewöhnlicher Abend, so könnte man meinen.

Erstaunt hielt Sophie inne und starrte durch das dicke Fenster hinaus ins All. Befand sie sich etwa an der falschen Andockschleuse? Anders konnte sie sich das, was sie am Andockring sah, nicht erklären. Ein kleines Kurzstreckenschiff, das aussah wie ein überdimensionaler Shuttle der Sternenflotte. Nur mit dem Unterschied, dass Sternenflottenschiffe meist Topzustand und nicht überall mit Schrammen und Löchern übersäht waren. Die ehemalig blaue Farbe der Hülle war kaum noch zu erkennen, wenn man überhaupt etwas von der eigentlichen Hülle zu sehen bekam. An machen Stellen war sie nämlich mit dicken Duraniumplatten abgedeckt worden, wahrscheinlich um aufgetretene Hüllenbrüche zu überdecken. Es war ein Wunder, dass das Schiff nicht schon längst in seine Einzelteile zusammengefallen war.

Leicht aus der Fassung gebracht nahm die Französin ihren Koffer in die Hand und begab sich weiter um die Ecke zur Andockschleuse. Dort wartete bereits Dan auf sie und lächelte sie an.

„Da sind Sie ja endlich.“, begrüßte er sie mit ruhiger Stimme und betätigte auch schon eine Taste auf dem Türöffner. Augenblicklich begann die schwere, runde Stahltür sich zur Seite zu rollen und den Weg zum Inneren des alten Schiffes frei zu machen.

„Sie machen Witze, oder? Sie wollen doch nicht ernsthaft mit diesem Schiff fliegen?“, fragte Sophie den Mann ungläubig und deutete auf das verbeulte Schiff am Andockring. Dans Lächeln wurde breiter und er trat mit einem Fuß in die Schleuse.

„Doch, genau mit diesem schiff fliegen wir!“ Sophies Stirnrunzeln wurde immer größer. Sie hätte von Sektion 31 ein Schiff mit moderner Technik erwartet und nicht das. Kopfschüttelnd ging sie auf Dan zu.

„Sie überraschen mich!“

„Bestimmt nicht das letzte Mal. Aber jetzt kommen Sie, ich nehme Ihnen Ihr Gepäck ab.“ Dan streckte Sophie die Hand aus. Die jedoch zog ihren Koffer schmunzelnd weg.

„Danke, aber ich trage meine Tasche lieber selbst!“

Nachdem Dan die Tür zum Schiff schließlich geöffnet hatte und hineingegangen war, folgte ihm auch Sophie. Allerdings musste sie sich an Bord zunächst einmal die Augen mit ihrer Hand vor dem hellen Licht abschirmen. Erst jetzt bemerkte sie, wie dunkel es zuvor auf der Station gewesen war. Als sich ihre Augen schließlich an die Helligkeit gewöhnt hatten, senkte sie ihre Hand und sah sich verblüfft um. Der ganze Gang bestand aus schneeweißen Wänden, an denen hochmoderne schwarze Konsolen angebracht waren. Es war kaum zu glauben, dass Sophie sich im Innern desselben Schiffes befand, das sie von der Station aus gesehen hatte.

Nach ein paar Sekunden geschah auf einmal etwas Seltsames. Ein heller, blauer Lichtkreis erschien unter Sophies Füßen. Noch bevor sie realisierte worum es sich dabei handelte, fuhr der Lichtring an ihrem Körper von unten nach oben entlang und scannte sie ab. Das gehörte wohl zur Standardprozedur, dachte Sophie, während sie den warmen Lichtring ihre Stirn streifen spürte. Der Ring erlosch wieder und eine weiche Computerstimme ertönte:

„Sophie LaCroix, Staatsbürgerin der Vereinten Föderation der Planeten. Identifizierungsnummer: 54879623.; …Datenbankeinheit Beta, Bezeichnung: Wiki. Aufenthalt an Bord bestätigt!“

Als Sophie sich überrascht zu Dan umdrehte, war dessen Lächeln verschwunden. Nun hatte er wieder denselben Gesichtsausdruck aufgesetzt, mit dem sie ihn kennen gelernt hatte.

„Wieso haben Sie mir nichts von ihrer Datenbankeinheit erzählt?“, fragte er scharf und verschränkte die Arme.

„Wiki geht Sie gar nichts an. Sie ist mein Privatbesitz und ich wüsste nicht, wieso ich Ihnen von ihr erzählen müsste.“, verteidigte sich die Französin und sah ihr Gegenüber verärgert an.

„Hören Sie Sophie, es gibt einige Grundregeln bei Sektion 31. Und eine davon ist, dass man nichts verheimlichen darf. Ein Agent hat Geheimnisse, niemals! Merken Sie sich das!“

Für einen Moment lang starrten sich die beiden schweigend an. Zum ersten Mal wurde Sophie nun bewusst, mit was für Leuten sie eigentlich zusammenarbeitete. Leute mit strengen Regeln, die ihnen mehr als alles andere bedeuteten. Eins wusste Sophie nun endgültig: Eine schwere Zeit stand ihr bevor, aus der sie vielleicht nicht wieder heil zurückkommen würde.

„Gut. Wenn das geklärt ist, möchte ich Ihnen als nächstes mein Team vorstellen.“

„Was, noch mehr Agenten?“, dachte Sophie laut, während sie Dan den Gang entlang folgte.

„Ich bin davon ausgegangen, dass wir alleine arbeiten würden.“

„Allein zu arbeiten wäre viel zu riskant. Ein einziger Fehler könnte die ganze Mission in Gefahr bringen. Aus diesem Grund hat uns Sektion 31 seine besten Agenten überlassen. Wir haben Fachkräfte für jedes Gebiet! Sie werden sehen, dass sie sehr effizient arbeiten werden.“

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Unter den Sektion 31-Agenten herrschte im Konferenzraum der USS Isis die gewohnte Stille. Stumm saßen sie um den großen Metalltisch herum und warteten auf Dans Ankunft. Eigentlich hätten sie schon vor einer knappen Stunde los fliegen sollen, um mit der Suche nach der Träne von Iconia beginnen zu können. Dan jedoch war immer noch nicht aufgetaucht und so warteten die vier Teammitglieder ungeduldig auf ihn. Nun schauten alle überrascht auf, als sich plötzlich einer der beiden Ausgänge öffnete.

Sophie und Dan betraten geschlossen den Konferenzraum. Die Archäologin brauchte wegen des gedämpften Lichts einige Sekunden um etwas in dem Raum sehen zu können. Auf den ersten Blick konnte sie nur die vielen Konsolen an den weißen Wänden erkennen. Als ihre Augen sich schließlich an die Lichtverhältnisse angepasst hatten, erschauderte sie plötzlich. Sie wurde von vier Personen, die an einem großen Metalltisch saßen, angestarrt. Das waren also die anderen Teammitglieder. Sophies Hände begannen zu schwitzen und ein unangenehmes Gefühl breitete sich in ihrer Magengegend aus.

Aber sie durfte keinesfalls nach Außen hin zeigen, dass sie sich unwohl fühlte. Sie straffte die Schultern und folgte Dan zu den anderen Personen am Tisch.

„Darf ich vorstellen, das ist Dr. Sophie LaCroix!“, begann Dan, woraufhin Sophie ihren Koffer abstellte und schwach in die Runde lächelte.

„Sie kennt sich bestens mit Archäologie aus und ist auf iconianische Mythen spezilaisiert. Ihre Kenntnisse werden uns bei der Suche nach dem Artefakt sehr behilflich sein!“

Nachdem Dan Sophie vorgestellt hatte, begab er sich zu einem schwarz gekleideten Mann. Dessen Gesicht war mit dunklen Tüchern vollkommen vermummt, sodass man nur seinen Mund und seine Augen sehen konnte. Er schien nicht gerade der freundlichste Zeitgenosse zu sein, dachte sich Sophie, als sie den Mann näher betrachtete. Trotz seines verdeckten Gesichts war eine kleine Narbe neben seinem rechten Auge zu erkennen, die halb abgedeckt war. Womöglich war sein ganzes Gesicht von Narben übersäht und das war der Grund dafür, dass er es vermummte.

„Das hier ist Agent Seven!“ Dan zeigte auf den Mann und fuhr dann fort: „Er ist für die Sicherheit auf unserer Mission verantwortlich. Sie werden nirgends einen zweiten mit seinen Fähigkeiten finden!“

Das bezweifelte Sophie bestimmt nicht. Sie versuchte Seven ein aufmunterndes Lächeln zu schenken, aber genau wie sie es erwartet hatte, erwiderte er ihre Reaktion nicht, soweit sie das überhaupt sehen konnte.

„Kommen wir zu Vorox, unseren Vulkanier an Bord!“, fuhr Dan fort und trat an einen spitzohrigen Mann im violetten Gewand heran. Er trug eine vulkanische Robe und schaute Sophie ruhig an. Ihm sah man am wenigsten von all den Personen im Raum an, dass er zu Sektion 31 gehörte. Hätte Sophie es nicht besser gewusst, hätte sie gedacht, dass er ein normaler vulkanischer Gelehrter war. Es war die perfekte Tarnung.

„Vorox ist unser Kultur- und Archäologieexperte. Er kennt sich auf vielen Planeten in den verschiedensten Sternensystemen aus. Sein Wissen ist von unschätzbarem Wert für uns. Mit ihm werden Sie wohl die meiste Zeit verbringen.“ Vorox nickte Sophie zu und erhob sich schließlich.

„Sophie LaCroix, es ist mir eine Ehre Ihre Bekanntschaft zu machen! Ich habe viele Ihrer Arbeiten gelesen und ich muss zugeben, sie sind faszinierend!“, bemerkte Vorox und hob eine Augenbraue. Sophie schmunzelte innerlich und bedankte sich bei dem Vulkanier. Der setzte sich wieder und betrachtete sie weiterhin stumm.

Die Blicke, die seltsamen Personen und diese Gefühlskälte machten Sophie schwer zu schaffen. In einer solchen Gruppe zu arbeiten war sie nicht gewohnt. Ihr war nicht klar, wie sie sich verhalten sollte, was sie sagen sollte. Bei ihrem Team sah alles ganz anders aus. Dort konnte sie alles frei aus dem Bauch heraussagen. Sie musste nicht erst lange überlegen, ob es angemessen wäre. Sie vermisste ihr Team, sie vermisste ihr normales Leben. Doch dieses normale Leben war vor wenigen Stunden von Dan Wright zerstört worden. Jetzt da ihre Mutter tot war, würde Sophie wohl nie wieder so sein wie früher. Schlagartig erhöhte sich Sophies Herzschlag. Nein, sie durfte jetzt nicht schon wieder über ihre Mutter nachdenken, das würde sie nur wieder in Depressionen stürzen.

Dan ging ein Stück um den Tisch herum und blieb bei einer rothaarigen Frau stehen. Auch sie war dunkel gekleidet und starrte Sophie ernst an. Vor sich hatte sie einen aufgeklappten Minicomputer stehen, der wie alles andere in diesem Raum hochmodern war.

„Darf ich vorstellen, Agentin Esther. Sie ist für die Datenverarbeitung und verschiedene Computerdienste zuständig. Sie wird Ihnen und Vorox helfen elektronische Quellen zu entschlüsseln und zu verarbeiten.“, stellte Dan die Frau vor, die wie die anderen nicht einmal mit der Wimper zuckte. Stattdessen stierte sie Sophie regelrecht an. Es war ein feindseliger Blick, der Sophie nur noch nervöser machte. Was hatte sie ihr getan? Wollte Esther etwa nicht, dass sie sie bei der Mission begleitete? Oder hatte sie einfach eine generelle Abneigung gegen Neulinge? Was es auch war, die Französin war sich sicher diesen bösartigen Blick noch öfters zugeworfen zu bekommen.

„Und nun kommen wir zu dem letzten Mitglied in unserer Runde.“ Neugierig schaute Sophie zu der Stelle, an der Dan stand. Doch die Person, die neben ihm auf einem Stuhl saß, befand sich im Schatten. Vorsichtig kam die Französin etwas näher an Dan heran. Sie erstarrte, als sie das Gesicht der Person erkannte. Es war die Aenar aus dem Quarks. Also war sie doch beobachtet worden. Sophie hatte ganz genau gewusst, dass ihr Gefühl sie nicht im Stich gelassen hatte.

Ganz still und regungslos sah die Aenar sie an, soweit man das von einer Blinden überhaupt sagen konnte.

„Das ist die Aenar, wie wir sie alle nennen. Ihr Aufgabenbereich ist die verdeckte Spionage. Mit ihren telepatischen Fähigkeiten kann sie in kürzester Zeit wertvolle Informationen sammeln, die in gewissen Situationen unentbehrlich sind.“

Bestimmt las diese Frau gerade Sophies Gedanken und bemerkte, wie unangenehm ihr diese ganze Sache war. Sie stand hier in einem halbdunklen Raum und wurde von völlig fremden, gefährlich aussehenden Leuten angestarrt.

„Willkommen in unserem Team, Doktor!“, meinte die Aenar mit weicher und ruhiger Stimme, während sich die Fühler auf ihrem Kopf anfingen zu bewegen.

„Der Verlust Ihrer Mutter tut mir sehr leid. Allerdings bewundere ich, wie Sie mit diesem Schmerz umgehen können.“

Sophie war überrascht. Nach all den abweisenden und kalten Blicken der übrigen Agenten hatte sie diese mitfühlende Reaktion der Aenar nicht erwartet. Dennoch fühlte sie sich unwohl, denn diese Fremde hatte gerade selbst zugegeben, dass sie die Gedanken der Französin lesen konnte. Ob sie hier wohl jemals etwas für sich allein behalten können würde?

„Gut. Da wir uns jetzt alle vorgestellt haben, wird es Zeit Sie mit unseren Regeln vertraut zu machen, Sophie!“, erklärte Dan, der nun ein noch ernsteres Gesicht aufgelegt hatte. Nach einigen Sekunden gequälter Stille fuhr er fort:

„Das allerdings wird Seven für mich übernehmen. Fangen Sie an!“

Der vermummte Soldat nickte Dan gehorsam zu und stand auf. Sophie wurde nervös bei dem Gedanken an das Folgende. Sie hatte es immer gehasst von Regeln eingeschränkt zu werden, was mit ein Grund für ihre Selbstständigkeit war. Sich an die Vorschriften von Sektion 31 zu halten würde ihr bestimmt schwer fallen.

„Die Regeln, die ich Ihnen jetzt nennen werde, sind für den Erfolg der Mission überlebenswichtig! Also hören Sie gut zu!

Erstens: Das Wohl der Föderation muss unter allen Umständen gesichert werden!

Zweitens: Sie sind verpflichtet alles zu tun um Ihre Missionsziele zu erfüllen, selbst wenn das beinhaltet sich selbst oder andere opfern zu müssen!

Drittens: Dem Missionsleiter ist ohne Widerworte Folge zu leisten!

Viertens: Wenn Sie in Gefangenschaft geraten, schweigen Sie über Ihren Auftrag! Falls Sie das nicht tun, wird Sektion 31 Sie bestrafen!

Fünftens und gerade dieser Punkt fällt vielen Neulingen wie Ihnen nicht gerade leicht: Schwer verletzte Agenten werden grundsätzlich zurückgelassen. Ein Rettungsversuch würde die Mission nur unnötig in Gefahr bringen!“

Sophie erschauderte. Für einige Sekunden betrachtete sie das vermummte Gesicht des Soldaten und versuchte das soeben gehörte zu verarbeiten. Sollte sie wirklich einen verletzten Kollegen zurücklassen, wenn es darauf ankam? Konnte sie wirklich so kalt sein wie diese Agenten es von ihr verlangten? In ihrem Innern kannte sie die Antwort, aber wenn sie mit Sektion 31 zusammenarbeiten wollte, blieb ihr keine Wahl. Oder vielleicht doch? Wie auch immer, Sophie blieb nur die Hoffnung niemals in die Situation zu kommen sich zwischen diesen Regeln und ihrer eigenen Überzeugung entscheiden zu müssen.

„In Ordnung! Bevor wir mit unserer Mission beginnen, werden wir erst einen Abstecher nach Aquaria Prime machen! Sophie möchte sich noch von ihrer Mutter verabschieden, bevor sie uns bei der Suche unterstützen wird!“ Als Dan das sagte, sahen sich die Teammitglieder verwirrt an. Sophie beobachtete ihre Reaktionen und bemerkte, dass vor allem Seven immer unruhiger wurde.

„Wenn Sie gestatten, Sir…“, begann der Soldat höflich und sah zu Dan auf. Der nickte und erteilte ihm somit das Wort.

„Ich finde, wir haben schon genug Zeit verloren. Wäre es nicht besser wenn wir uns sofort an die Arbeit machen würden, Sir?“

„Meine Entscheidung ist getroffen und Sie werden sich ihr fügen! Ich habe Sophie mein Wort gegeben und das werde ich auch halten! Also begeben Sie sich auf die Brücke und setzen Sie Kurs auf Aquaria Prime!“, meinte Dan scharf, während er um den Tisch herum ging. Es beeindruckte Sophie, wie viel Respekt die Agenten vor Dan hatten. Sie hatte Seven genau angesehen, wie schwer es ihm fiel so ruhig zu bleiben. Doch er befolgte Dans Anweisungen ohne Widerworte. Anscheinend war die Hierarchie bei Sektion 31 das Wichtigste für die Agenten. Wieder etwas an das Sophie sich erst gewöhnen musste.

„Sophie, ich werde Ihnen jetzt Ihr Quartier zeigen! Sie werden es sich mit Agent Esther teilen, da wir nicht genügend Platz an Bord haben.“

Auch das noch, dachte sich Sophie und sah aus den Augenwinkeln zu Esther, deren Mine sich augenblicklich verfinsterte. Jetzt würde sie auch noch mit jemanden in einem Raum schlafen müssen, der sie ganz offensichtlich nicht leiden konnte. Aber es hatte nun auch keinen Sinn mehr sich darüber zu ärgern. Sie wollte einfach in ihr Quartier um diesen schrecklichen Tag hinter sich lassen zu können. Zu viel war heute passiert.

„Das wäre dann alles, Sie können wegtreten!“

Die Teammitglieder standen von ihren Plätzen auf und verließen anschließend den Raum. Jetzt befanden sich nur noch Dan und Sophie im Konferenzzimmer und sahen einander an.

„Wie ich Ihnen gesagt habe, es sind alles kompetente Leute! Ich bin davon überzeugt, dass Sie gut mit ihnen zu Recht kommen werden.“

„Ja, Sir!“, erwiderte die Archäologin schweren Herzens, woraufhin sie Dan ein wenig überrascht ansah, er aber nichts sagte. Je früher Sophie damit anfing ihn genau so zu respektieren wie die anderen, desto schneller würde sie sich in die Gruppe einarbeiten, dachte sich die Französin und atmete tief durch.

„Dort entlang!“, bemerkte Dan und deutete auf eine Tür. Beide setzten sich in Bewegung und machten sich auf den Weg zu Sophies Quartier.

Bearbeitet von Legend
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Zwei verschiedene Versionen von dem Sektion 31- Team bei der Besprechung.

Ganz links sieht man den vermummten Seven. Daneben Vorox, die Aenar und gegenüber von ihnen sitzt Esther.

Übrigens: Diese Pixel und das unsaubere gezeichnete ist absichtlich. Wegen dem Effekt :happy:

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Sophie lag nachdenklich auf ihrem Bett und drehte die kleine Holodisk mit der Projektion ihrer Mutter in ihren Händen. Dabei starrte sie an die grauen, eintönigen Wände ihres engen Quartiers, wenn auch der Ausdruck Quartier für diesen Raum übertrieben war. Es erinnerte vielmehr an die alten Gefängniszellen der Erde des 22. Jahrhunderts. Lediglich zwei harte Betten, ein Schreibtisch mit einem Minicomputer und ein großer, mattglänzender Metallschrank befanden sich in dem Raum. Sophie jedoch war zu sehr in Gedanken versunken, als dass sie die spärliche Einrichtung hätte stören können.

Sie erinnerte sich noch ganz genau an einen warmen Sommer auf Akropos IV. Damals war sie gerade elf Jahre alt gewesen und die Eltern der Archäologin hatten zum ersten Mal seit Jahren einen Familienurlaub geplant. Sophie erinnerte sich, wie sehr sie sich auf die eine Woche auf dem sonnigen Planeten gefreut hatte und das zu Recht. Sie hatte mit ihrer Mutter am Strand gespielt, im Wasser getobt und alle zusammen hatten sie am Lagerfeuer bis spät in die Nacht gesessen. Irgendwann während der Ferien hatte Sophie eine alte Münze im Wasser gefunden, woraufhin sie gleich alles über sie hatte herausfinden wollen. Ihr Vater hatte ihr Zugang zu seinem Computer verschafft und zusammen hatten sie geforscht, woher das „Artefakt“ wohl stammen könnte. Es waren die schönsten Tage ihres noch jungen Lebens gewesen. Ihren Eltern hatte Sophie es zu verdanken, dass sie angefangen hatte sich für Archäologie zu interessieren. Sie verdankte ihnen so viel und jetzt… jetzt waren beide tot.

Sophie schüttelte den Kopf und bemerkte, wie ihre Augen abermals feucht wurden. Leicht verärgert setzte sie sich auf und sah zum Fenster, das ihrem Bett gegenüber lag. Dort spiegelten sich ihr trauriges Gesicht, ihre rot gewordenen Augen und ihre zerzausten Haare wieder. Die Französin sah erbärmlich aus. Es wäre wohl das Beste diesen Tag endlich zu beenden und einfach nur noch zu schlafen. Doch als Sophie sich wieder hinlegte, musste sie daran denken, was sie wohl auf Aquaria Prime erwarten würde. Sie war sich nicht sicher, ob sie sich so einfach von ihrer Mutter verabschieden können würde. Es fiel ihr doch jetzt schon so schwer nicht an sie denken zu müssen! Wie sie wohl aussehen würde, tot und starr auf irgendeinem vollkommen fremden Planeten?

Langsam begannen Sophies Augenlider schwerer zu werden. Müde und erschöpft schloss sie ihre Augen. Versunken in Gedanken an ihre Mutter schlief die Archäologin endlich ein.

Es war finster. Nur das Licht der Sterne, das schwach durch die kleinen Fenster strahlte, erhellte den Raum ein wenig. Es war Dans Quartier, in dem sich Sophie befand. Sie sah sich um. Es roch seltsam. Sie kannte diesen Geruch, wusste aber nicht woher. Irgendetwas klebte an den Wänden. Vorsichtig näherte sie sich den dunklen Flecken an der Wand. Sie streckte die Hand nach ihnen aus, doch kurz bevor sie sie anfassen konnte, wurde es unvermittelt hell und die grellen Deckenleuchten offenbarten der Französin ein grausames Bild. Direkt vor ihr lag ihre Mutter tot und starr in einer riesigen Blutlache. Sophie wurde schwindlig, sie wollte ihrer leidenden Verwandten helfen, aber ein blick auf ihre eigenen Hände hinderte sie daran. Sie waren voller Blut, dem Blut ihrer eigenen Mutter…

Sophie riss erschrocken die Augen auf. Schweiß triefte von ihrer Stirn und ihr Herz raste als wäre sie gerade einen Marathon gelaufen. Doch was war passiert? Verwirrt blickte sie auf die weiße Decke über sich und realisierte langsam, dass sie in ihrem Bett lag. Nein, nicht in ihrem Bett. Es war das Bett der USS Isis, einem Raumschiff der Geheimorganisation Sektion 31, mit der sie sich verbündet hatte. Und warum? Weil man ihre Mutter kaltblütig ermordet hatte und Sophie nun diese Täter finden wollte. Also aus dem primitiven Wunsch nach Rache heraus....

Die Archäologin schüttelte den Kopf und rieb sich die Augen. Sie machte sich nun selbst verrückt. Nachdem sie sich einigermaßen beruhigt hatte, schaute sie auf den Chronometer ihres Holoarmbands. Das durfte nicht wahr sein! Sie hatte gerade einmal eine Stunde geschlafen. Das bedeutete, dass dieser schreckliche Tag noch immer nicht vorbei war. Es war zum verrückt werden…

Vielleicht sollte sie einfach noch einen Maracujasaft trinken und sich dann wieder hinlegen. Das hatte bisher auch immer geholfen.

Erschöpft setzte sich Sophie auf und bekam den zweiten Schock innerhalb weniger Minuten. Vor dem Schreibtisch saß Esther mit dem Rücken zu ihr gewandt und arbeitete still an dem Minicomputer. Wie tief hatte Sophie schlafen müssen, wenn sie die Archäologin nicht hatte eintreten hören? Und was sollte sie jetzt überhaupt tun? Einfach aufstehen und an den Replikator gehen, ohne irgendetwas zu sagen?

Noch in Gedanken bemerkte die Archäologin auf einmal die aktivierte Holodisk, die sie noch immer in der Hand hielt. Nicht das noch! Jetzt hatte Esther beim Eintreten bestimmt gesehen, wie sie das Gerät mit dem Abbild ihrer Mutter umklammert hielt. Was musste sie jetzt nur über Sophie denken?

Schnell steckte die Französin das Gerät in ihre Hosentasche und atmete tief durch. Esther schien sie dabei entweder nicht zu hören oder einfach zu ignorieren. Jedenfalls hatte sie genug. Sie öffnete den Mund um etwas zu sagen, schloss ihn aber sogleich wieder. Es war so schwer die richtigen Worte zu finden.

„Wir werden gut zusammenarbeiten. Die Mission wird sicher ein Erfolg!“, sagte Sophie plötzlich und von sich selbst überrascht. Esther fuhr erschrocken zusammen, nahm aber schnell wieder Haltung ein. Nun sah sie Sophie über ihre Schulter hinweg an.

Die hätte sich in diesem Moment sich für ihren Satz am liebsten selbst geschlagen. Was zur Hölle hatte sie sich eigentlich dabei gedacht das zu ihr zu sagen? Es gab so viel, was sie hätte sagen können und sie hatte sich gerade das Dümmste ausgesucht!

„Was?“, fragte Esther mit ernstem Gesicht. Sofort versuchte Sophie die Situation zu retten und setzte erneut an:

„Ich meine damit unser Team! Wir werden gute Arbeit leisten. Ich bin mir sicher, dass wir unseren Auftrag gut erfüllen werden!“

„Ach?“, schnaufte Esther verächtlich und schüttelte den Kopf. Was sollte das, dachte sich die Französin und sah die Agentin überrascht an.

„Sie meinen, Sie werden uns eine genau so große Hilfe sein wie Ihre Mutter?“ Das war wie ein Schlag in den Magen für die Archäologin. Warum brachte Esther ihre Mutter ins Spiel?

„Aufgrund der Unfähigkeit Ihrer Mutter sind zwanzig unserer besten Agenten, meiner besten Freunde gestorben! Daher werden Sie wohl verstehen, dass ich Neulinge nicht gerade mit offenen Armen empfange. Und ganz besonders nicht wenn es sich dabei um Marie LaCroix’s Tochter handelt!“

Was dachte sich Esther eigentlich? Sophie ballte die Fäuste und spürte, wie ihr Herz wieder zu rasen begann. Ihre ganze Trauer war in riesige Wut umgeschlagen. Wut auf diese Frau!

„Was fällt Ihnen eigentlich ein? Der Tod Ihrer Kollegen tut mir leid, aber haben Sie eigentlich eine Ahnung, wie es mir geht? Ich habe meine Mutter verloren! Meine letzte Verwandte ist bei einer Ihrer Missionen ermordet worden!“ Sophie zitterte vor Wut. Das musste sie sich nicht von niemandem gefallen lassen.

„Hätte sich Ihre Mutter nicht in Angelegenheiten eingemischt, die sie nichts angingen, wären jetzt noch alle am Leben! Sie Zivilistin wissen doch gar nicht, wovon Sie sprechen!“

Noch nie hatte man Sophie derart beleidigt und nicht nur sie, sondern auch ihre Mutter. Ihre tote Mutter! Niemand durfte so über sie sprechen.

„Verdammt, halten Sie ihren Mund, oder…“

Blitzschnell packte Esther Sophie am Kragen und drückte sie durch die sich automatisch öffnende Tür nach draußen auf den Gang. Es krachte laut, als Sophies Rücken gegen die schwarzen Konsolen auf dem Gang prallte.

„Sie werden mir nicht drohen, verstanden? Keiner von uns wird diese Mission überleben und ganz besonders Sie nicht!“

Überrumpelt versuchte Sophie die rothaarige Frau von sich weg zu stoßen und holte mit ihrem rechten Arm zum Schlag auszuholen.

„Was tun Sie da?“, hörten die beiden Frauen auf einmal eine tiefe, zornige Männerstimme brüllen. Sofort zuckte Sophie zusammen und senkte langsam ihren Arm. Es war Dan, der neben ihnen stand. Er stierte die beiden Frauen wütend an und kam bedrohlich auf sie zu. Esther ließ augenblicklich von Sophie ab und sah ehrfürchtig zu dem Missionsleiter auf.

„Was zur Hölle tun Sie hier? Sind Sie vollkommen verrückt geworden?“ Dan wurde mit jedem Satz lauter und wütender. Sophie bemerkte, wie sie Gänsehaut bekam.

„Sie verhalten sich wie zwei kleine Kinder! Was haben Sie sich dabei gedacht?“ Für einige Sekunden sah er abwechselnd Sophie dann Esther an. So wütend hatte die Archäologin ihn sich nicht vorstellen können. In Wut war der Agent wirklich Furcht einflößend.

„Und ich will gar nicht wissen, wer von Ihnen angefangen hat! Sie haben sich beide angemessen und professionell zu verhalten. Haben Sie vergessen, was für eine wichtige Mission vor uns liegt?“ Ungläubig schüttelte Dan den Kopf.

„Gerade Sie, Esther! Sie sind am erfahrensten und sollten wissen, wie man sich verhält.“ Er machte eine Pause und sah Esther fest in die Augen.

„ Ich kann nicht zulassen, dass Sie beide durch Ihr Verhalten unsere Mission noch weiter gefährden. Deswegen werde ich Sie trennen. Vorox zieht zu Ihnen, Esther! Sophie wird bei mir im Quartier schlafen. Verstanden?“

„Ja Sir!“, rief Esther wie aus der Pistole geschossen, ohne dabei den Blickkontakt zu Dan zu verlieren. Sophie nickte nur und war froh darüber, nicht mehr mit Esther in einem Raum schlafen zu müssen. Alles war besser als sich mit ihr ein Quartier teilen zu müssen.

„Und jetzt kümmern Sie sich um die Logbücher, Esther!“, befahl Dan, woraufhin die Agentin sich gehorsam auf den Weg machte. Nachdem Sie außer Reichweite war, drehte Dan sich zu Sophie um.

„Gehen Sie in Ihr Quartier und nehmen Sie Ihren Koffer!“ Sophie nickte, betrat das Quartier und begab sich zu ihrem Bett. Als sich die Tür hinter ihr schloss atmete sie erleichtert auf. Dieser schreckliche Tag wollte wohl überhaupt nicht mehr enden. Sie hatte erfahren, dass ihre Mutter tot war, hatte sich auf eine Mission mit einer Geheimorganisation eingelassen und sich mit deren Agenten geprügelt. Nun hoffte sie, was ihr helfen konnte diesem schrecklichen Alptraum entfliehen zu können: Ein warmes Bett und Ruhe…

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Die Blicke der anwesenden Agenten im Konferenzraum waren auf die Aenar gerichtet. Spannung lag in der Luft. Die hellblauen, fast weißen Fühler der Agentin bewegten sihc langsam, als sie mit ihrer ruhigen Stimme zu sprechen begann:

„Es fällt Sophie sehr schwer den Tod ihrer Mutter zu verkraften. Ihre Gedanken sind ungeordnet und voller Trauer. Sie wird noch einige Zeit benötigen um darüber hinweg zu kommen. Was ich auch sehen kann, ist dass ihre eigenen Vorstellungen von Recht und Unrecht sehr stark ausgeprägt sind. Sie wird unseren Regeln möglicherweise nicht Folge leisten! Das könnte zu einem Problem werden!“ Dan dachte über die Worte der blinden Agentin nach. Dass er schon seit vierundzwanzig Stunden auf den Beinen war, konnte man ihm nicht ansehen. Er saß wie immer aufrecht in seinem Stuhl und machte ein ernstes Gesicht. Nun fiel sein Blick auf den Minicomputer vor sich, auf dem der Status des Schiffes angezeigt wurde. Die USS Isis begab sich im Moment mit Maximum Warp zum fernen Wasserplaneten Aquaria Prime. Allerdings sah das Schiff nicht mehr wie ein verrosteter, alter Kahn aus, sondern es hatte sich mit Hilfe der neuen Holotechnologie in eines der vielen Transportschiffe der Föderation verwandelt. Nach kurzer Zeit sah Dan wieder vom Bildschirm auf und wandte sich an Vorox:

„Was denken Sie über LaCroix?“ Der Vulkanier überlegte nicht lange und antwortete:

„Ich habe Sophies Arbeit lange und gründlich studiert. Ihr Ehrgeiz und ihre Genauigkeit sind zu bewundern, ebenso ihre unvergleichbaren Fähigkeiten als Archäologin. Es gibt nicht viele Menschen, die ihre Arbeit ähnlich gut verrichten. Sie ist zweifellos die Beste auf ihrem Gebiet!“

„Und Sie, Seven? Was denken Sie über sie?“ Dan sah zu dem vermummten Soldaten.

„Ich kann mich der Meinung von Agent Aenar nur anschließen. LaCroix könnte den Erfolg der Mission ernsthaft gefährden. Sie hat eine zu starke Persönlichkeit. Es könnte schwierig werden sie zu beherrschen!“

„Sie überschätzen Sophie, Seven!“, bemerkte Dan und ein kleines Lächeln flog über sein Gesicht.

„Sie ist zu naiv und fasst zu leicht Vertrauen. Früher oder Später wird sie sich unseren Regeln beugen, glauben Sie mir! Dafür werden wir schon sorgen.“ Bei dem letzten Satz schaute Dan die Aenar an. Die wusste sofort, was er damit meinte.

„Natürlich, Sir! Ich werde alles in meiner Macht stehende tun um sie gefügig zu machen. Ich werde meine Fähigkeiten mit Erfolg einsetzen.“, gab die Aenar leise zu verstehen und wirkte dabei als ob sie schweben würde.

„Jedoch könnte es zu einigen Schwierigkeiten kommen. Dadurch, dass sie emotional so aufgewühlt ist, könnte es mir schwerer fallen zu ihr durchzudringen. Wenn sie zu jemandem eine engere Bindung aufbauen würde, jemanden hätte, dem sie sich anvertrauen könnte, würde es meine Aufgabe erleichtern.“ Mit einem Nicken erwiderte Dan:

„Ich verstehe! Wenn das alles ist, können wir die Besprechung an dieser Stelle beenden!“

„Warten Sie! Da gibt es noch etwas.“, sagte die Aenar überraschend. Sofort wandten wieder alle zu ihr und betrachteten sie argwöhnisch.

„Sophie verheimlicht uns etwas.“

„Was meinen Sie damit?“, fragte Dan scharf.

„Sie hat ihren Vater ermordet!“

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