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...die romantische Käsekuchenverkostung

Sektion 31 - Die Träne von Iconia


Legend

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  • 2 Wochen später...

Es geht mal weiter, tut mir leid, aber die letzten Wochen haben mich ziemlich aufgehalten.

Das Promenadendeck war totenstill. Die Lichter waren gedämpft und nur vereinzelt drehten bajoranische Wachposten ihre Runden. Es war schon nach zwei Uhr nachts und schon lange hatte Morn wie üblich als letzter das Quarks verlassen. Von dem hektischen Treiben am Tag war jetzt nichts mehr zu merken. Nur noch schwaches Kerzenlicht, das aus dem bajoranischen Tempel kam, deutete auf Leben hin.

Colonel Kira atmete langsam und gleichmäßig. Als Kind war ihr diese Atemtechnik schwer gefallen. Es hatte lange gedauert, bis sie sie zur Zufriedenheit ihrer Lehrer beherrscht hatte. Heute war das richtige Atmen essentieller Bestandteil ihrer Meditation und ihres Gesprächs mit den Propheten.

Die Hände gefaltet und am Boden kniend betete sie schon eine ganz Weile. Und obwohl es durch die vielen Kerzen relativ warm im Tempel war, fühlten sich ihre Finger kalt an. Es waren die immer selben Gedanken an diesen mysteriösen Admiral, die sie quälten und nicht mehr loslassen wollten. Warum hatte er nur sie ausgewählt? Und wie sollte sie nun vorgehen? Konnte sie ihm überhaupt glauben? So sehr sie auch hoffte Antworten auf diese Fragen zu finden, sie konnte es nicht. Deshalb hoffte sie, das Zwiegespräch mit den Propheten würde ihr helfen.

Zuvor war sie nicht untätig geblieben und hatte begonnen erste Nachforschungen anzustellen. In der Datenbank hatte sie nach den anderen Admirälen gesucht, die Admiral Parker als seine Komplizen angegeben hatte. Und was sie gefunden hatte, war mehr als nur beunruhigend gewesen. Alle waren tot, verstorben in den letzten Tagen und Wochen. Einer hatte einen Unfall auf dem Holodeck gehabt, ein anderer war an einer Lebensmittelvergiftung gestorben und wieder ein anderer war ermordet worden. Natürlich hatte man schon wenige Stunden nach seinem Tod den Täter fassen können. Das konnte einfach kein Zufall sein. All diese Todesursachen waren zu banal und es war für die Behörden viel zu einfach gewesen sie festzustellen, beziehungsweise den Täter zu finden. Für die Sternenflotte schien as kein Problem zu sein, für Kira jedoch schon. Der Admiral hatte selbst gesagt, dass seine Kollegen wahrscheinlich sterben würden oder bereits tot waren. Und bis jetzt deuteten alle Daten, die er ihr im Anhang mitgeschickt hatte, augenscheinlich darauf hin, dass er die Wahrheit sagte. Bilder von verdächtigen Personen, ein paar Namen, die laut Datenbank der Sternenflotte nicht existierten oder für sie nicht zugänglich waren. Trotzdem beschlich Kira immer noch das Gefühl, dass alles könnte eine Falle sein.

Aber da war eine Sache noch, die Kira nicht einfach so abtun konnte. Es ging um den Absturz des Sektion 31-Schiffes auf Aquaria Prime. Sie hatte alle Datenbanken durchforstet, sogar die der Cardassianer angezapft, aber nirgends war auch nur ein Eintrag über diesen mysteriösen Zwischenfall zu finden. Und als sie schließlich Kontakt zu den Aquarianern hatte aufnehmen wollen, hatte sie keine Verbindung aufbauen können. Offensichtlich wollte irgendjemand nicht, dass man mit ihnen in Verbindung trat.

Kira senkte die Hände und öffnete die Augen. Vielleicht hatten die ganzen Jahre hier auf DS9 sie auch schon paranoid gemacht. Möglicherweise gab es einfach ein Problem mit der Kommunikation auf Aquaria Prime oder eine andere Fehlfunktion. Es musste ja nicht gleich eine Konspiration sein.

Kopfschüttelnd stand sie auf, rieb sich ihre verspannte Schulter und beugte sich zu einer Kerze vor um sie auszupusten, nur um wenige Sekunden später erschrocken zusammenzufahren.

„Vedek Ventras?“ Die Person vor ihr war von großer, breiter Statur und ging für ihr Alter noch ziemlich aufrecht. Sie trug eine dunkelrote Robe und ihre Hände waren gefaltet.

„Colonel Kira. Guten Abend.“

„Was machen Sie um diese Uhrzeit noch hier, Vedek?“

„Genau dasselbe wie Sie, mein Kind.“

Vedek Ventras kam auf sie zu und deutete auf eine Bank zwischen zwei Kerzenständern.

„Nein, danke, Vedek. Ich möchte Sie nicht stören. Sicher wollen Sie ungestört mit den Propheten sprechen.“

„Haben Sie mit ihnen über Ihr Problem gesprochen?“

Die Bajoranerin wusste nicht, was sie antworten sollte. Woher wusste er, dass sie ein Problem hatte? Wusste er womöglich sogar mehr?

„Sie sollten wissen, dass die Propheten immer mit Ihnen sind, egal was Sie tun. Sie sprechen mit Ihnen durch Ihr Herz, und was Ihr Herz will, das ist der richtige Weg.“

„Der richtige Weg…“ Zu gerne wollte sie den weisen Worten des Mannes glauben schenken, doch diese Situation war nicht so einfach zu lösen, wie er es vielleicht dachte. Sie wusste ja selbst nicht einmal, was ihr Herz wollte. Sektion 31 war gefährlich und schreckte vor nichts zurück. Womöglich würde sie mit ihren Ermittlungen nicht nur ihr Leben in Gefahr bringen, sondern auch das ihrer Kollegen.

„Hab keine Angst, Nerys. Ich spüre es, dein Pak ist stark.“ Es wunderte sie, dass der Vedek sie bei ihrem Vornamen nannte, schließlich war er erst kürzlich hier eingetroffen und kannte die Bajoranerin kaum.

„Es ist nicht so einfach, Vedek Ventras.“

„Die Propheten suchen nicht immer den leichtesten Weg für einen aus. Höre auf dein Herz und du wirst sein Ziel erreichen. Auch wenn der Weg dorthin oft beschwerlich ist und im Dunkeln liegt.“

Mit diesen Worten verließ der Vedek den Tempel und ließ Kira im Schein der Kerzen zurück.

Sie würde an ihr Ziel kommen… Die Propheten würden ihr helfen. Sie wünschte, es wäre so. Möglicherweise gab es gar keinen anderen Weg, als nach Aquaria Prime zu fliegen und dort nach dem Rechten zu sehen. Wenn der Admiral Recht hatte, dann lag dort noch ein versunkenes Raumschiff und es gab keine Fehlfunktion in den Kommunikationssystemen der Aquarianer.

Doch um das herauszufinden, musste sie sich auf die Reise begeben…

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und weiter auf "The Mall..."

Das Lächeln auf seinen Lippen und seine durch und durch positive Ausstrahlung riefen in Sophie alte Erinnerungen zurück. Sie atmete tief durch und schüttelte schließlich den Kopf. Es war vorbei und das schon lange. Vor zehn Jahren hatte sie eine Entscheidung getroffen und nun musste sie damit leben. Sie hatte mit ihm abgeschlossen und er hoffentlich auch mit ihr. Traurig sah sie im Vorbeigehen ihr Gesicht in einem Schaufenster. Sie schien in letzter Zeit gealtert zu sein und ihr Gesicht hatte weniger denn je zuvor mit dem des neunzehn Jahre alten Mädchen zu tun, das sie damals in New York gewesen war. Dort hatte sie ihn, bei einer Ärztekonferenz ihres Vaters, kennengelernt.

Jem Moncrief hatte gerade mit seinem Architektenteam an der neuen Eingangshalle des Hotels, in dem sie untergebracht waren, gearbeitet. Und weil sie in Eile war, hatte sie eines Nachmittags einige seiner Geräte umgeworfen und beschädigt. Es war ihr damals schrecklich peinlich gewesen und natürlich hatte sie alles ersetzen wollen, doch Jem hatte nur gelächelt. Das war der Moment, in dem sie gemerkt hatte, dass dieser Mann etwas Besonderes an sich hatte. Einen Blick, eine Ausstrahlung, die Sophie bis zum heutigen Tag nicht beschreiben konnte. Er hatte sie einfach verzaubert.

„Ob er noch an dich denkt?“, fragte Wiki und sah zu ihrer Freundin auf.

„Ich weiß nicht. Ich habe in letzter Zeit nicht viel über ihn nachgedacht.“

„Was hast du jetzt vor? Ich meine, du kannst nicht einfach so zu ihm gehen und so tun, als wäre alles in Ordnung.“

Sophie nickte nachdenklich. Nein, das konnte sie beim besten Willen nicht tun. Nicht nur weil sie sich gerade auf einer Geheimmission befand, nein, auch weil sie es ihm nicht antun konnte. Sie hatte ihn verletzt, ihn links liegen gelassen. Sie war damals aus seinem Leben verschwunden. Ihn wieder zu treffen würde die alten Wunden nur wieder aufreißen.

„Ich werde vorerst nichts tun. Das ist wohl am besten so.“, sagte Sophie und trat vor die Türschwelle ihrer Pension. Nach einem kurzen Identifikationsscan öffnete sie die Eisentür und zu ihrer Verwunderung strahlte ihr helles Licht entgegen. Was war da los? Vorsichtig trat sie ein und erschrak. Die Agenten waren noch wach und sahen mit ernster Mine zu ihr. Brink, Vorox und Seven standen um einen Sessel herum, in dem Dan saß und auf der anderen Seite befand sich jemand, den Sophie am wenigsten erwartet hätte: die Aenar.

„Guten Abend, Sophie.“, sagte Dan mit ruhiger Stimme und sie schritt langsam auf die Gruppe zu. Es war unheimlich wie sie da im Halbdunkeln standen und sie anstarrten. Hatten sie etwa auf sie gewartet? Und warum um alles in der Welt war die Aenar plötzlich hier? Sie sollte doch auf der Isis Stellung halten.

„Uns war nicht bewusst, dass Sie zu so später Stunde noch Ausflüge unternehmen.“, bemerkte Seven.

„Ich konnte nicht einschlafen. Und Sie anscheinend auch nicht.“

Dan lächelte schwach.

„Haben Sie bei ihrem kleinen Ausflug vielleicht zufällig etwas Interessantes gesehen oder erlebt?“ Sophie warf Wiki einen beunruhigten Blick zu. Offensichtlich wusste er von ihrer Entdeckung, was auch den Auftritt der Aenar erklären würde. Natürlich hatte sie ihre Gedanken gelesen, so wie sie es schon die ganze Zeit getan hat. Dan hatte wahrscheinlich sogar damit gerechnet, dass Sophie einen Ausflug machen würde.

„Ach, nur einige Betrunkene, unheimlich viele Nachtklubs und einen Haufen gieriger Ferengi. Das Übliche eben…“ Sophie lächelte in die Runde, obwohl ihre Antwort sie keineswegs zufrieden stellen würde.

„Sind Sie sich ganz sicher, dass Sie nichts erlebt haben? Zum Beispiel, dass Sie einen alten Bekannten gesehen haben? Einen ehemaligen Verlobten vielleicht?“ Mit dieser Aussage hatte Dan den letzten Beweis geliefert. Die Aenar hatte ihre Gedanken ausspioniert.

„Es hat keinen Sinn es zu leugnen. Wir wissen davon.“ Die Fühler der Aenar bewegten sich so gefühlvoll und geschmeidig, genauso wie die Art, in der sie das sagte.

„Was wollen Sie jetzt von mir?“, fragte Sophie und verschränkte die Arme.

„Aber das wissen Sie doch ganz genau. Das, was wir die ganze Zeit schon wollen. Ihre Hilfe bei dieser Mission.“, sagte Dan und stand auf. Sophie runzelte die Stirn und betrachtete den Missionsleiter, der ihr ein PADD reichte.

„Sehen Sie sich das an.“ Die Archäologin nahm das Anzeigegerät und sah auf das Display. Es zeigte war eine Abbildung des neuen Regierungsgebäudes des Planeten an. Das Gebäude, das Jem entworfen hatte.

„Erkennen Sie es?“, fragte Dan und lächelte.

„Es ist dieser neue, überdimensionierte Palast der Ferengi. Was ist damit?“, fragte Sophie und gab Dan das PADD zurück.

„Unsere Sensorenabtastung war positiv. Wir haben die Strahlung des Splitter entdeckt. Sie kommt aus diesem Komplex.“, sagte die Aenar leise. Sophie musste schlucken. Jetzt verstand sie langsam. Sie waren gar nicht wütend darüber, dass sie einfach gegangen war. Es ging Ihnen um etwas komplett anderes. Sie brauchten Jem Moncrief um an die Splitter heran zu kommen.

„Ganz recht…“, sagte die Aenar, die wieder ihre Gedanken gelesen hatte, und Sophie spürte, wie sie sich innerlich versteifte.

„Hören Sie auf damit. Sie haben kein Recht meine Gedanken zu lesen. Ich bin ein freier Mensch und…“

„Ihre persönliche Freiheit wiegt nichts im Vergleich zu der Mission, die Milliarden nützen wird.“, unterbrach Dan sie scharf. „Und würden Sie endlich anfangen nichts mehr zu verbergen und mir zu gehorchen, müssten wir auch nicht zu solchen Mitteln greifen. Wir müssen in das Gebäude kommen und dafür brauchen wir Informationen von diesem Moncrief.“

Sophie war vollkommen überrumpelt.

„Aber…“

„Kein Aber. Wenn wir diese Mission erfolgreich beenden wollen, dann brauchen wir alles, was wir kriegen können. Dieser Mann hat das Gebäude konstruiert und hat sicher noch die Konstruktionspläne. Er muss es in- und auswendig kennen. Sie wissen, Sophie, dass wir das auch ohne Sie erledigen können. Aber ich schätze, dass er mit Ihrer Hilfe kooperativer sein wird. Wir wollen doch keine unnötige Gewalt anwenden.“

„Ich… ich verstehe.“ Wenn sie ihnen nicht helfen würde, könnte es ziemlich unangenehm für Jem werden. Das durfte sie nicht zulassen. Sie hatte ihm in der Vergangenheit schon zu viel angetan.

„Aber eine Bedingung habe ich dabei: Sie werden ihm nichts antun.“ Sophie sah Dan direkt in die Augen und nach einigem Zögern nickte er.

„Sie haben mein Wort. Und nun gehen wir schlafen. Morgen liegt ein langer Tag vor uns.“

Zu gerne würde Sophie seinen Worten Glauben schenken. Aber so hatte sie wenigstens noch den Hauch einer Chance Dan daran zu hindern ihm etwas anzutun. Ihr blieb also nichts anderes übrig als das zu tun, wovor sie sich die letzten Jahre am meisten gefürchtet hatte: Dem Mann in die Augen blicken, den sie verlassen und enttäuscht hatte.

Den Rest der Nacht verbrachte sie in ihrem Bett, leide weinend, denn sie konnte nicht verstehen, warum die Vergangenheit sie auf diese weise wieder einholen musste. War es etwa ihr Schicksal, dass sie von einer ausweglosen Situation in die nächste geriet? Und würde sie jemals daran etwas ändern können? Sie wusste nicht wie.

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@Polarus:

Manchmal kann die Welt ganz schön klein sein. Warum nicht auch der Weltraum? Logisch, es ist ein storytechnischer Kunstgriff, aber nicht an den Haaren herbeigezogen.

Ich fand's gut, genauso wie die letzten Abschnitte, die ich noch nicht kommentiert habe. Die Story setzt sich weiterhin Baustein für Baustein zu einem Ganzen zusammen und bringt dennoch immer wieder neue Aspekte ein. So bleibt es nach wie vor interessant.

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  • 2 Wochen später...

Jaja, vor allem im so kleinen Weltraum :lol:

Ja genau diesen Punkt habe ich gemeint. Ein typisches Spannungs- / Konfliktelement der Autoren :)

Stimmt schon, aber stört mich nicht ;).

Ich hab's gern gelesen - auch die weniger actionreichen Szenen. Wär ja auch unrelistisch, wenn alle 2 Seiten irgendwas in die Luft fliegt :D.

Sophie kann einem langsam richtig Leid tun. Dass sie es war, die ihren Verlobten verlassen hat, finde ich einen guten Schachzug des Autors, denn

a) gibt es ihr wieder ne neue Facette und

b) fragt man sich natürlich, warum sie ihn verlassen hat (wahrscheinlich das Übliche --> die Karriere war wichtiger ... aber vielleicht liege ich auch falsch ^^).

Bin schon sehr gespannt auf die erste Begegnung der beiden!

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  • 2 Wochen später...

So, nach einer durch Klausuren bedingten Pause, geht es weiter!

Ihr Magen war kurz davor sich umzudrehen. Nicht nur der Lift, der mit rasender Geschwindigkeit das Gebäude emporschoss, sondern vor allem auch das bevorstehende Zusammentreffen mit ihrem ehemaligen Verlobten raubten ihr die Luft zum Atmen. Sie konnte sich nicht vorstellen wie er reagieren würde. Würde er abweisend sein, ihr die Tür vor der Nase zuwerfen oder hatte er ihr vielleicht bereits vergeben?

„Sind Sie bereit, Sophie?“, hörte sie Dans dunkle Stimme in ihrem Ohr fragen. Er sprach mit Hilfe eines subdermalen Kommunikator zu ihr, der über ihr Gehirn verbunden war, sodass die Agenten hören und sehen konnten, was sie sah. Ein wenig unwohl fühlte sie sich dabei schon, aber Dan hatte darauf bestanden und nach ihrem letzten Streit hatte sie einen weiteren vermeiden wollen.

„Ja, ich denke schon. Ich weiß nur nicht so recht, was ich sagen soll. Ich meine, es ist so eine lange Zeit her, dass…“

„Seien Sie so natürlich wie immer und sagen Sie das, was Sie sonst auch sagen würden. Aber das Wichtigste ist, dass Sie Zugriff auf seinen Computer erhalten. Wir brauchen die Konstruktionspläne dieses Gebäudes.“

Sophie nickte, obgleich sie wusste, dass sich das alles einfache anhörte als es letztendlich werden würde. Es war schließlich schon schwer genug ihm gegenübertreten zu müssen. Ihn dabei auch noch auszuspionieren und in seinen privaten Dateien zu schnüffeln, brachte sie an ihre Grenzen. Er durfte nichts davon bemerken, sonst hätte sie es sich total mit ihm verspielt und Dan würde andere, brutalere Methoden anwenden um an die Dateien zu kommen. Aber dazu würde sie es nicht kommen lassen, das war sie Jem einfach schuldig.

„Ebene 68. Appartements, Hausverwaltung und Kundenbüro der Slug-o-Cola AG.“, meldete die Computerstimme und die beiden gläsernen Türhälften des Lifts glitten auseinander und gaben die Sicht auf einen prachtvoll aussehenden Gang frei. Marmorierter Fußboden glänzte und mit edlem Holz beschlagene Wände erzeugten eine warme und freundliche Atmosphäre, die durch das indirekte Licht einiger Deckenleuchten noch verstärkt wurde.

„Sein Appartement ist das zweite von rechts. Viel Glück. Falls etwas schief läuft, wir sind in der Nähe.“, sagte Dan und Sophie atmete tief durch. Ihr Puls hatte mittlerweile ungeahnte Höhen erreicht und sie schwitzte. Sie konnte nur hoffen, dass dieses Treffen erfolgreich verlief. Erfolgreich für alle Parteien.

Sie erreichte die massive Holztür und war bereit den Türmelder zu betätigen. Jetzt war es so weit. Dass sie je wieder vor Jems Tür stehen würde, hätte sie nie gedacht. Es hatte lange gedauert ihn zu vergessen, über ihn hinweg zu kommen. Sie konnte sich vorstellen, dass es für ihn noch viel schwieriger gewesen war.

Eine seltsame Melodie ertönte vom Innern der Wohnung, als Sophie den Türmelder berührte. Sie wartete einige Sekunden, doch es war nichts zu hören.

„Vielleicht ist er nicht zu Hause.“, flüsterte Sophie, doch Dan verneinte:

„Nein, laut dem Überwachungssystem des Gebäudes hat er seine Wohnung vor einer halben Stunde betreten. Und seitdem ist er nicht mehr hinausgegangen.“

Sophie probierte es erneut. Wieder ertönte die Melodie, die sie ein wenig an einen des auf diesem Planeten allgegenwärtigen Webespots erinnerte.

„Ja, verdammt!“, hörte sie plötzlich Jems genervte Stimme durch die Gegensprechanlage rufen, die gegen das Rauschen von Wasser ankämpfte.

„Ich habe euch doch gesagt, dass ich nichts kaufen werde. Ts, typisch Ferengie. Geht lieber spielen Kinder und sagt eurem Onkel, dass ich nicht interessiert bin, egal, was er mir verkaufen will!“

Erschrocken starrte Sophie auf die Tür und schluckte. Stand er etwa unter der Dusche? Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Fieberhaft versuchte sie irgendeine passende antwort zu finden.

„Machen Sie schon, Sophie!“, drängte Dans leise Stimme in ihrem Kopf

„Hier… hier sind keine Ferengie. Ich bin…“

„Oh, tut mir leid. Computer, Wasser abstellen. Warten Sie, ich bin gleich bei Ihnen.“

Sophie versuchte sich zu beruhigen und machte einen Schritt von der Tür zurück. Mit zitternder Hand fuhr sie sich noch einmal durch die Haare. Würde er sie überhaupt wieder erkennen? In zehn Jahren hatte sich nämlich ziemlich viel verändert und dann waren da noch die blonden Haare. Plötzlich öffnete sich die Tür und Sophie fiel fast die Kinnlade herunter. Vor ihr stand tatsächlich Jem Moncrief, der nur mit einem Handtuch um die Hüfte bekleidet war. Seine nasse Haut glänzte im Licht und er strich sich eine nasse Locke von der Stirn. Er sah noch immer so wunderbar aus, wie vor zehn Jahren. Vielleicht hatte ihn die Zeit noch etwas attraktiver gemacht.

„Kann ich Ihnen irgendwie helfen? Ähm… stimmt etwas nicht?“, fragte Jem und sah an sich herunter. Erst jetzt bemerkte Sophie, dass sie ihn die ganze Zeit von Kopf bis Fuß gemustert hatte. Sofort schoss ihr die Röte ins Gesicht und sie schüttelte den Kopf.

„Nein, tut mir leid. Es ist nur… erkennst du mich denn nicht?“, fragte Sophie und lächelte schwach. Jem schüttelte den Kopf und verschränkte die Arme.

„Nein, tut mir leid, ich denke nicht, dass wir uns schon …“ Auf einmal zog er die Augenbrauen hoch und starrte Sophie mit seinen großen, blauen Augen an.

„Das… das ist doch nicht möglich… . Bist du… bist du es wirklich, Sophie?“ Die Archäologie konnte den Schock in seinem Gesicht genau erkennen. Er hatte wohl mit einem weiteren Vertreter gerechnet oder irgendeinem Kunden, aber bestimmt nicht mit ihr.

„Ja, Jem. Ich bin es, Sophie.“

„Ich … ich bin ... ich mein, ich…. lass dich… ähm… lass dich umarmen.“, sagte er verstört und gab ihr eine etwas verkrampfte Umarmung, die sich trotzdem gut anfühlte. Es hatte etwas vertrautes, etwas schönes, etwas sicheres seinen Körper zu spüren. Sofort schossen alte Gedanken wieder in ihr hoch. Bilder, Gerüche, Geräusche, alles Dinge, von denen sie geglaubt hatte, dass sie sie schon längst vergessen hätte.

„Komm doch rein.“, sagte er und die Französin betrat die modern eingerichtete Wohnung. Auch hier war der Boden aus irgendeinem wertvollen Stein, der je nach Lichteinfall in den verschiedensten Farben leuchtete. Das Zusammenspiel von Farben, Möbeln und der Dekoration bildeten eine schon fast unheimliche Harmonie. Nichts war dem Zufall überlassen. Alles war so platziert, dass es aussah, als würde es genau an diese Stelle und nirgendwo anders gehören. Aber das war Jem eben: ein Perfektionist. Nichts anderes war sie von ihm gewohnt. Er überließ nichts dem Zufall.

„Was führt dich hier her? Ich meine… du bist weit von zu Hause entfernt. Ich... ich glaube, man braucht mindestens drei Wochen von hier bis zur Erde.“, sagte er und sah Sophie so an, als wäre sie gerade einem Märchen oder irgendetwas anderem entsprungen.

„Ich wohne nicht mehr auf der Erde. Bajor ist jetzt meine Heimat.“

„Ah…“ Jem lächelte und fasste sich dann peinlich berührt an den Kopf.

„Tut mir leid, dass ich hier so stehe. Ich sollte mir vielleicht etwas anziehen. Komm doch mit ins Wohnzimmer. Es ist gleich hier.“ Er deute auf einen breiten Eingang und Sophie folgte ihm. Auch das Wohnzimmer war mit demselben Boden wie der Flur ausgelegt worden. Und wie dort stimmte auch hier alles. Eine edle Couchgarnituer, ein schwebender Tisch und ein riesiger Holobilschrim an der Wand fügten sich makellos in das Gesamtbild der Wohnung ein. Nur der holographische Kamin neben der Couch war Sophie ein Dorn im Auge.

„Möchtest du vielleicht etwas trinken? Ich weiß, replizierter Maracujasaft ist nicht so gut wie frisch gepresster, aber mein Replikator macht ihn überraschend gut.“

Sofort huschte ein Lächeln über Sophies Lippen. Er wusste also noch immer, was ihr Lieblingsgetränk war.

„Danke, aber ich möchte nichts.“

„Gut, wenn du es dir anders überlegst, der Replikator ist im Tisch eingebaut. Ich bin gleich wieder da. Mach es dir gemütlich.“ Jem lächelte zum ersten Mal und ging dann aus dem Raum. Erleichtert atmete Sophie auf. Der erste Schritt war gemacht und das Schlimmste überstanden.

„Das ist unsere Chance.“ Dan unterbrach ihre Gedanken. „Aktivieren Sie den Scanner in Ihrer Hosentasche. Wir werden Ihnen sagen, wenn er sich dem Zimmer nähert.“ Sophie nickte und griff in ihre Tasche, wo sie ein murmelgroßes Gerät aktivierte.

„Gut. Der Scann läuft… . Da, hinter dem Holobildschirm, ist eine Computerkonsole. Gehen Sie näher heran, das erhöht die Bandbreite der Datenübertragung.“

Sophie tat wie ihr geheißen. Aus der Küche, wie sie annahm, drang das Geräusch von klirrenden Gläsern. Es tat ihr weh, was sie hier tat. Aber es gab keinen anderen Weg. Er durfte sie nur nicht erwischen, das war das wichtigste.

„Verdammt! Tut mir Leid, aber wir müssen unseren Plan ändern.“

„Was meinen Sie?“, erwiderte Sophie und bemerkte, dass sie zu laut war.

„Seien Sie leiser. Sein privater Computer enthält bloß Kontodaten und finanzielle Dokumente. Aber von Konstruktionsplänen fehlt hier jede Spur. Sie müssen in seinem Büro sein. Es befindet sich einige Häuserblocks weiter in Downtown. Ich schätze, es wäre das Beste, wenn Sie sich für heute Abend mit ihm verabreden, dann…“

„Sophie? Hast du etwas gesagt?“, fragte Jem, der sich gerade sein Seidenhemd zuknöpfte, als er um die Ecke in den Raum trat. Etwas überrumpelt schüttelte sie den Kopf und lächelte.

„Ich habe nur gesagt, dass ich deine Einrichtung schön finde.“, log sie und hoffte, dass er nichts bemerkt hatte.

„Danke, aber es ist noch nicht alles so wie ich es gerne hätte.“ Jem machte eine Pause und schüttelte den Kopf.

„Wie lange ist es jetzt her? Zehn, zwölf Jahre? Du… du hast dich verändert. Dein Gesicht und… deine Haare.“

„Ach das. Meine Frisörin hat sich etwas ausgetobt. Aber Blond steht mir nicht besonders.“ An seinem schiefen Lächeln konnte Sophie erkennen, dass er das genauso sah.

„Was führt dich hier her? The Mall ist schließlich nicht gerade für seine Ruinen oder archäologischen Schätze bekannt. Es sei denn, sie werden hier auf dem Schwarzmarkt gehandelt.“

„Ich bin bloß einige Tage hier. Wegen einer Konferenz.“

„Und da hast du dir gedacht, dass du mich besuchen könntest.“

„Jem, es tut mir leid, dass ich einfach so hier hinein geplatzt bin. Aber als ich dich in einem Fernsehbericht gesehen habe, da dachte ich, wir könnten uns mal wieder sehen, wenn ich doch gerade hier bin. Und ich dachte, wir könnten… also dass wir uns vielleicht heute Abend treffen könnten.“ Jem wölbte die Augenbrauen und sofort versuchte Sophie die Situation zu retten.

„Oder auch nicht, wenn du nicht willst. Das würde ich verstehen.“

„Nein, nein. Ich bin nur überrascht. Ich … ich habe noch gar nicht richtig realisiert, dass ich dich wieder sehe.“

„Das geht mir genauso.“ Sophie lächelnd schwach.

„Aber ich freue mich darauf. Es wird sicher schön. Wie in alten Zeiten.“

„Ja…“ Sophie nickte. „… wie in alten Zeiten.“

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  • 1 Monat später...

Genau wie Onkelistvan hatte auch ich in letzter Zeit einige Probleme mit dem Weiterschreiben an meiner FF.

Aber ich kann alle Leser beruhigen, denn ich bin gerade dabei das Kapitel weiterzuschreiben.

Also könnt ihr mit einer Fortsetzung in der nächsten Woche rechnen.

Da es jetzt aber auf mein Abi zugeht, könnte es sein, dass sich wieder solche "Löcher" bilden.

Also nur Geduld, Sophie wird ihre Reise fortsetzen und hoffentlich die Träne von Iconia finden ;)

Euer Legend

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  • 1 Monat später...
  • 1 Monat später...

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