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...mit dem nervigen Beigeschmack der Wahrheit

USS Community - Die Pause Part IV


Hoshi_Sato

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Der Rest der Community erreichte ihr Ziel: den Mars.

Wenig später fand sich das Schiff in der Utopia Planetia-Werft ein um die ersten Reparaturen zu erhalten.

Das Oberkommando entschied, daß eine neue Primärsektion gebaut werden musste. Zusätzlich mussten die restlichen beiden Sektionen generalüberholt und verbessert werden.

Sämtliche Besatzungsmitglieder erhielten Landurlaub oder bekamen die Möglichkeit auf einem anderen Schiff eine Stellung anzunehmen.

Captain Stewart sowie auch Ensign Tenland wurden aus dem Dienst der Community verabschiedet.

Die mitgebrachten Geretteten und Gefangenen wurden in entsprechende Krankenhäuser und Gefängnisanlagen verfrachtet.

Das Oberkommando hatte sämtliche Berichte über die vergangene Mission angefordert und wertete diese nun aus.

Keiner wusste, was oder für wen dies Konsequenzen haben würde ....

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Dorian war noch immer verwirrt darüber, wie schnell plötzlich alles gegangen war. Er hätte SCHWÖREN können, dass da noch etwas auf sie gewartet hatte. Sein Bauch hatte ihn vor irgendetwas gewarnt... Nun ja, das bewies dann wohl, dass er nur dann auf seinen Bauch hören sollte, wenn es um's Essen ging!

So oder so: Es war vorbei. Sie waren in Sicherheit. Doch die Veränderungen an Bord nahmen kein Ende. Schon wartete die nächste Hürde auf die Crew:

Der Captain hatte überraschend das Schiff verlassen. Niemand schien davon gewusst zu haben, niemand kannte seine Beweggründe. Es gab einige Gerüchte - von einer Tochter, die die ganze Zeit heimlich auf dem Schiff gewesen sein sollte, einem an den Captain's Chair gepinnten Abschiedsbrief, dem Rauswurf aus der Flotte als Strafe für die Zerstörung der Primärsektion, eine Affäre mit einer hochrangigen Diplomatin, Panikattacken nach dem Mordanschlag durch den aktuellen Councelor Gray, ein gebrochenes Herz nach einer unglücklichen Liebe zu einer Person hier an Bord, zwielichtige Beziehungen zum Orion-Syndikat, eine Entführung durch Außerirdische, Burn-out-Syndrom, Erpressung durch den beurlaubten Councelor Solak, Krankheit - eigentlich war alles dabei.

Dorian wusste nicht so recht, was er davon glauben sollte. Jedes Gerücht klang unglaubwürdiger als das vorherige. Der einzige, der die Fragen hätte beantworten können, war gegangen.

Die Stimmung der Crew war gedrückt - mittlerweile hatte es auf diesem Schiff schon mehr Kommandaten als Wissenschaftliche Leiter gegeben. Und bald würde es wieder einen neuen geben...

Und auch Dorian würde bald gehen. Kaum hatte er die nötigen Unterlagen und Zusagen zusammen, informierte er die Crew. Nur noch wenige Tage, dann würde er mit Milseya ihren gemeisamen Urlaub genießen (es gab da noch ein Versprechen einzulösen...) und danach erneut die Schulbank drücken.

Seine Zeit auf der Community neigte sich dem Ende zu.

Er machte einen Rundgang durch die verschiedenen Abteilungen und verabschiedete sich schon einmal von diversen Crewmitgliedern. Schließlich kam er auch in den Maschinenraum und ging ohne Umwege auf den bolianischen Techniker zu, der gerade an einer der Konsolen saß.

"Chief O'tra? Ich möchte mich von Ihnen verabschieden. Ich werde das Schiff bald verlassen und zurück an die Akademie gehen. Es tut mir sehr leid, dass wir nie die Gelegenheit hatten, unsere Verabredung zum Essen einzulösen. Ich hätte Sie wirklich gerne näher kennengelernt. Aber vielleicht haben wir ja später noch einmal die Gelegenheit dazu?"

Lächelnd streckte er dem blauen Mann die Hand entgegen.

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Vinara hatte sich ein wenig gewundert weshalb Commander Kyle nicht einmal während des doch recht kurzen Nachhauseflugs (irgendwie hatte der Hinflug deutlich länger gedauert) ihren Posten hatte einnehmen dürfen. Irgendetwas musste auf dem Planeten vorgefallen sein, etwas in dem die Erste Offizierin verwickelt gewesen war.

Doch diese Verwunderung war nichts gewesen gegen den Schock, den das Ausscheiden des Captains nun der Besatzung versetzte. Dazu kam noch dass während der Generalüberholung niemand mehr sich an Bord aufhalten durfte, alte Kameraden und solche die es einander werden wollten wurden auseinandergerissen, selbst die zuvor so besonnene Andorianerin fiel in ein Loch, auch wenn es ein vergleichsweise kleines war. Nur nebenbei hatte sie mitbekommen dass Fähnrich Tenland ebenfalls den Dienst quittiert hatte, zusammen mit einigen anderen, meist Personen, die während der letzten Mission einen persönlichen Verlust hatten mitnehmen müssen. Doch am rätselhaftesten blieb nach wie vor das Verhalten Captain Stewarts. Was war nur vorgefallen dass er mit seiner Tochter nicht länger auf dem Schiff verweilen konnte? So viele offene Fragen, auch das weitere Schicksal des Schiffs (auch wenn nun feststand dass eine neue Primärsektion gebaut wurde), all das verwirrte Vinaras logisch geschulten Verstand und beunruhigte ihr nach wie vor zu Paranoia neigendes andorianisches Gemüt.

Es gab nur eine Abhilfe: Ein Urlaub, diesmal auf Vulkan, die Wissenschaftlerin packte all ihre persönlichen Sachen zusammen, es wirkte fast so als würde sie für immer gehen, doch das hatte sie keineswegs vor. Sie schickte Assjima, Bishop und Fähnrich van Richthoven jeweils eine Nachricht mit ihren Reiseplänen und versprach dass man sich bald wieder sehen würde, egal was nun bei den sicher anstehenden Untersuchungen herauskommen würde. Jedes weitere Mitglied ihrer Abteilung erhielt ebenfalls eine Kopie der Nachricht; zusätzlich schickte sie einen offiziellen Antrag an das Oberkommando der Sternenflotte, in welchen sie um die offizielle Zuweisung van Richthovens zu ihrer Abteilung bat.

Vinaras Zieheltern wurden schnell informiert und "freuten" sich beide auf den anstehenden Besuch ihrer Adoptivtochter, soweit Vulkanier sich überhaupt freuen können. T'Vok und T'Alik begleiteten ihre Vorgesetzte nach Vulkan. Wie es aussah würde T'Vok heiraten; ihre Rückkehr zur Community schien damit auf dem Spiel zu stehen, denn ihr Mann würde sie wahrscheinlich nicht auf ein Schiff lassen auf dem soviel Unlogik herrschte...

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Auch Jeremiah und Hanni hatten ihre Habseligkeiten entweder eingelagert oder in großen Taschen verstaut. Sie machten sich auf den Weg zum Transporterraum und unterhielten sich dabei: „Ich wusste gar nicht, dass der Captain seine Tochter an Bord hatte. Und als dessen Adjutant hätte ich es eigentlich wissen müssen.“ „Es scheint als hätte Captain Stewart ein großes Geheimnis um sie gemacht. Aber jemand hat kurz nach dem Absturz erzählt, dass er oft eine junge Frau gesehen hat, die Commander Kyle begleitete. Das könnte sie gewesen sein, denn jemand aus der Crew soll es nicht gewesen sein und dich habe das Gerücht gehört bevor wir die Überlebenden der Risian Sun fanden.“

Jerry nickte nur und wechselte dann das Thema: „Und du bist dir sicher, dass du nicht mit nach San Fransisco kommst?“ „Kann man um diese Jahreszeit dort schon baden?“, fragte Hanni lachend. Das war natürlich eine rhetorische Frage. „Außerdem ist Hawaii ja nicht außer der Welt. Mit einen Shuttle brauchst du eine Stunde, mit dem Gleiter vier. Aber ich brauche auch etwas Zeit für mich. Du hast selbst festgestellt, dass ich die Erlebnisse nach dem Absturz der Primärsektion verarbeiten muss. Und mit Palmen, Sonne Sand und Meer geht das am Besten.“ Hanni gab ihren Freund einen Kuss und versprach: „Wenn ich denke, dass es mir gut geht, komme ich nach San Fransisco.“

Mittlerweile hatten die beiden den Transporterraum erreicht. Hanni stellte sich auf die Plattform und ließ sich zur Station beamen, von wo sie einen Shuttleflug zur Erde nahm. Leider konnte Jeremiah sich ihrr nicht anschließen, denn das Oberkommando wollte von jedem Führungsoffizier einen ausführlichen Bericht über die Vorfälle im Doramesssystem. Und dann musste er noch einige Nachrichten an die Hinterbliebenen der getöteten Crewmitgliederverfassen, den abgesehen von Lt. Bishop, hatte sich noch kein Abteilungsleiter dazu aufgerafft.

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Selina hatte sich nach dem „Gespräch“ mit dem Captain auf ihr Quartier zurückgezogen und war dort bis zum Ende der Reise geblieben.

Immer wieder ging ihr die Ansprache und das Benehmen des Captains durch den Kopf. Was war nur in ihn gefahren? War er der Typ Mensch die sich feige hinter ihren Rang und der damit verbundenen Macht versteckten um so jemanden eines auszuwischen? Selina hatte schon beim ersten Gespräch mit ihm gemerkt, daß er nicht sehr erfreut über ihre Schilderungen war. Wäre er Enders gewesen, dann hätte sie ihm alles erzählt aber sie hatte Stewart kaum gekannt, zu sehr hatte er sich immer von allem abgekapselt und war mehr Einzelspieler als Teamspieler gewesen.

Selina zuckte mit den Schultern. Ganz gleich was Stewart auch meinte zu wissen oder zu vermuten, er hatte sich ihr gegenüber komplett falsch verhalten. Er hatte kein Recht gehabt sie so abzufertigen. Normalerweise hätte sie die Sache abgehakt, da er das Schiff ja doch verließ aber sie konnte das Ganze so einfach nicht stehen lassen. Sie setzte sich an das Terminal und verfasste eine offizielle Beschwerde wegen Stewart an das Oberkommando. Zusätzlich teilte sie ihren Aufenthaltsort auf der Erde mit. Schließlich war es sehr wahrscheinlich, daß sich das Oberkommando noch mit ihr unterhalten wollte.

Selina sah zu Yasmin, die auf einer der gepackten Taschen saß. Urlaub! Endlich hatte sie genug Zeit sich intensiv mit ihrer Kleinen zu befassen. Sträflichst hatte sie ihren kleinen Engel vernachlässigt. Sie schwor sich, daß das nicht noch einmal geschehen würde.

Selina erhob sich und schulterte sich die Taschen. „Komm Engelchen, wir gehen nach Hause!“ Yasmin strahlte ihre Mutter an, konnte aber nicht zuordnen, was ihre Mutter mit „nach Hause“ meinte.

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John Gilmore hatte seine Tasche gepackt. Viel hatte er eh nicht zum Einpacken gehabt. Sein Blick schweifte nochmal durch das Quartier und blieb auf einer Pflanze hängen. „Verdammt! Die hätte ich doch fast vergessen!“ Vorsichtig nahm der Arzt das zarte Pflänzchen in die Hand. Sie war die einzigste Pflanze, die er aus dem Aboretum hatte retten können. Er wusste, daß es sich um eine vulkanische Pflanze handelte aber er konnte sich einfach nicht mehr an den Namen erinnern.

John selbst wusste noch nicht, wo er in Zukunft arbeiten würde. Sehr gerne würde er auf der Community bleiben aber dann auch nur, wenn Milseya auch bleiben würde. Er dachte an seine Freundin. Wie es ihr wohl gerade ging? Er hatte ihr eine Nachricht zu kommen lassen, in der er ihr mitteilte, daß er sich für die nächsten Tage auf dem Mond im Hause seiner Eltern aufhalten würde. Er war also jederzeit für sie erreichbar, wenn sie ihn brauchen würde.

Mit der Pflanze in der Hand und der geschulterten Tasche verließ auch er das Schiff und ließ sich nach New Berlin transferieren.

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Niels hatte seine Reisetasche auf sein Bett gelegt. Viel einzupacken hatte er nicht, da waren zwei Uniformen und ein bischen Leibwäsche, die er sich repliziert hatte. Nach Monaten auf dem Planeten war das seine erste Aktion gewesen, als sie durch das Wurmloch zurückgekehrt waren.

Er sah auf. Sein Mitbewohner war auch sehr beschäftigt mit seinen Sachen. Da erblickte er die Anzeige auf dem Monitor. Zwei Nachrichten waren in seinem Postfach.

Commander Shral informierte ihn, dass sie einen Antrag bei Starfleet Command eingereicht hatte, und über ihre Urlaubspläne.

Die zweite Nachricht war von eben diesem Starfleet Command. Man teilte ihm mit, dass er zunächst Urlaub erhielt. Bei Stardate 58485.0 hatte er sich bei Utopia Planetia auf dem Mars einzufinden um bei der Überholung der Community zu helfen. Nach der Fertigstellung des Schiffes würde der Anfrage Lieutenant Commander Shrals entsprochen. Darüber würde sie auch informiert.

Als er die Nachrichten sah, erinnerte sich Niels, dass er sich bei seinen Eltern hatte melden wollen, sobald die Kommunikation wieder funktionierte. Irgendwie war der Rückflug viel schneller vergangen als er dachte. Er würde so schnell wie möglich nach Hause fahren.

Da hörte er plötzlich ein Fluchen hinter sich. "Nick, was ist denn?" fragte Niels den Fluchenden. "Mist, jetzt ist sie Kaputt!" ärgerte sich Crewman DiNozzo. Niels ging zu ihm hinüber und sah sich das Dilemma an. In seinen Händen hielt Nick ein Modell der Enterprise, es bestand aber mittlerweile aus 3 Teilen. Noch ein Opfer des Absturzes. "Das bekommen wir wieder hin!" meinte Niels und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. Dann zog er den Reißverschluß seiner Tasche zu und hängte sie sich um. "Bis bald, Nick," verabschiedete er sich, "wir sehen uns, ich werde bald offiziel zur Crew gehören." "Ich freue mich darauf, Niels." meinte er aufrichtig. Dann verließ Niels das Quartier.

Auf dem Hangardeck stand das Transportshuttle zur Erde bereit. Niels war anscheinend der Letzte gewesen und kurz nach seiner Ankunft startete der Pilot und setzte einen Kurs auf die Erde.

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"Sie haben Post!" erklang es aus dem Lautsprecher. Eine Frau Mitte Fünfzig ging zu dem Terminal hinüber und rief die Nachricht auf.

Sehr geehrte Mr. und Mrs. van Richthoven,

ich habe die Freude ihnen mitteilen zu dürfen, dass man während einer schwierigen Mission ihren Sohn Bjørn Niels lebend aufgefunden hat. Er befindet sich bereits auf dem Weg zurück zur Erde.

Admiral Kathryn Janeway, Starfleet Command.

Die Frau erstarrte. Nach einigen Sekunden fand sie die Sprache wieder. "Peeeeeer!!!!!" rief sie mit zittriger Stimme. "Ja, Lena?" kam die Antwort aus dem Arbeitszimmer. "Komm, schnell her. Es geht um Niels!" schrie sie zurück. Als er den Namen seines jüngeren Sohnes hörte, eilte er ins Wohnzimmer. Er nahm seine Frau in den Arm als er das Schreiben las. "Es wird alles wieder gut!" flüsterte er ihr beruhigend zu.

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Es war alles so schnell gegangen.

Kaum war das Verhör mit dem Sicherheitschef vorüber gewesen, da hatten sie schon Utopia Planetia erreicht – so schien es zumindest Milseya. Oder lag es womöglich an den Schlafmitteln, die ihr John in schöner Regelmäßigkeit verabreichte, damit sie seiner Meinung nach endlich ausreichend Schlaf erhielt? Sie wusste es nicht. Sie war gefangen in dem mittlerweile schon ewig erscheinenden Rhythmus zwischen Schlafen und Wachsein und doch begannen auch hier bereits die Grenzen zu verschwimmen.

Nur recht wenig hatte sie mitbekommen von den Gerüchten an Bord und nur eines davon schien kein Gerücht zu sein: Captain Stewart hatte seinen Dienst quittiert. Unfähig sich darüber aufzuregen oder sich darüber Gedanken zu machen, war sie bereits in die nächste Ruhephase übergetreten, da John ihr wieder ein Schlafmittel verabreicht hatte. Sie konnte sich nur an ihr Bedauern erinnern, bevor sie wieder in tiefen Schlummer fiel: Schade! Sie hätte diesen Captain, der ihr sein Schiff so anvertraut hatte, gerne noch ein wenig näher kennen gelernt!

Und dann eines Tages war plötzlich Dorian an ihrem Bett aufgetaucht und hatte von einem Versprechen geredet, das er nun einlösen wolle. Völlig benommen hatte sie nur noch eine erregte Diskussion zwischen John und Dorian wahr genommen, bei der anscheinend der Arzt den Kürzeren gezogen hatte, denn das nächste woran sie sich mit Bestimmtheit erinnern konnte, war ein Flug in einem Shuttle und die Landung in einem von Nebel umhüllten London...

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Nach einigen Stunden war Jeremiah mit seinen Aufgaben fertig. Auf den kleinen Schreibtisch stappelten sich die Padds, alle enthielten eine Variation von:

"Sehr geehrte/r Mr./Mrs ...,

ich bedauere ihnen mitteilen zu müssen dass ihr Sohn/Tochter/Ehepartner ... in

Ausübung seiner Pflicht gestorben ist. Er/Sie hinterlässt an Bord der USS

Community eine große Lücke, die nur schwer zu schließen sein wird.Bitte

verstehen sie, dass ich aus Geheimhaltungsgründen, keine genaueren Angaben zum

Tode von ... machen kann.Hochachtungsvoll

i.V. Lt. j.G. Jeremiah Esteban"

Fertig adressiert musste der Lieutnant auf seinen Deskviewer nur noch ein kleines Programm starten, dass die Nachrichten verschickte. Als dann das auch erledigt war, schnappte er sich seine Tasche und machte sich auf den Weg zum Transporterraum. Er musste saich beeilen, denn sein Flug zur Erde sollte in

knapp vier Minuten starten. Aber Salome Jakarnis war so nett und beamte ihn direkt in die Nähe der Abfertigungshalle. Doch der Flug startete mit einer Verspätung von fast 45 Minuten, das eigentlich für den Flug vorgesehene Shuttle hatte eine Panne und ein Ersatz musste von der Erde geschickt werden. Und zu

allen Überfluss, gehörte zu den Passagieren ein geschwätziger Bolianer, der alle anderen mit Erzählungen seiner bisherigen Besuche auf der Erde "unterhielt".

Deshalb war es verständlich, dass Jeremiah erleichtert war, als das Shuttle endlich sein Ziel erreichte. Von dem terminal ließ sich der Lieutnant wegen seines recht umfangreiches Gepäck beamen. Doch als er er vor der Haustüre materialisierte, war, wie schon bei seinen letzten Besuch, keiner da.

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Vulkan war endlich erreicht und die Wege der drei Reisenden trennten sich vorerst - T'Alik ging zu ihrem Ehemann, T'Vok zu ihrem Verlobten und Vinara zu ihren Eltern. Das wollte sie zumindest, doch noch auf dem Raumhafen wurde sie von einer Vulkanierin aufgehalten, die für ihr Volk ungewöhnlich lange und noch dazu mittelblonde Haare (aber zu einem strengen Knoten gebunden) hatte. "Commander, ich bin Colonel T'Sunn vom vulkanischen Geheimdienst. Wenn Sie mir bitte folgen wollen, ich hätte Ihnen da einige Mitteilungen Ihre Eltern betreffend zu machen..."

Vinara ahnte schon worauf es hinauslief. Sie folgte der spitzohrigen Frau in ein angrenzendes Bürogebäude, wo diese sogleich fortfuhr: "Wir haben Ihre Zieheltern, Serik und T'Sel, in den letzten Jahren genauer beobachtet, weil uns Unregelmäßigkeiten aufgefallen sind. Keiner von ihnen hat sich seit der Jahrhundertwende einer Untersuchung unterzogen, was an sich schon ungewöhnlich ist... Wir haben einen bestimmten Verdacht, aber möchten zuerst hören was Sie dazu zu sagen haben."

Vinara wusste dass Lügen sie nicht weiterbringen würden. Einen Moment lang dachte sie darüber nach dass einer der Ärzte auf der Community, der während der vorangegangenen Mission sogar die ganze Zeit auf der Sekundärsektion gewesen war, genau wie ihr Ziehvater hieß... Dann konzentrierte sie sich auf das Wesentliche. "Vor über zwei Jahren erhielt ich einen anonymen Hinweis mit Bilddateien, welche mich zu privaten Nachforschungen veranlassten. Lange Zeit ergab sich nichts, doch als ich schon kaum noch noch an die Angelegenheit dachte erhielt ich von einer cardassianischen Quelle brisante Daten... Als Gegenleistung wollte man mich als Geheimagentin anwerben." Dass die Sache mit der cardassianischen Verschwörung damals weitaus komplizierter war verschwieg die Andorianerin, doch die wahre Identität ihrer Eltern deckte sie restlos auf. Sie fühlte sich dabei wie eine Verräterin...

"Commander, dass Sie diese gefährliche Tatsache vergessen haben dürfte Sie womöglich Ihre Mitgliedschaft in der Vulkanischen Akademie der Wissenschaften kosten. Wenn Sie irgendwelche Beweise für Ihre Behauptungen haben, händigen Sie sie mir umgehend aus."

Vinara gab ihr die Daten, mit denen sie ihre Eltern eigentlich unter sechs Augen hatte konfrontieren wollen. "Glauben Sie mir, ich hätte sie schon längst angezeigt wenn ich nicht absolut von ihrer Harmlosigkeit überzeugt wäre. Sie haben sich gut auf Vulkan eingelebt und die romulanische Regierung die sie damals als Agenten einschleuste wurde schon längst wieder gestürzt; wahrscheinlich hat man sie in ihrer ursprünglichen Heimat vollkommen vergessen."

"Davon werde ich mich persönlich überzeugen, außerdem lässt es sich nicht leugnen dass sie die echten Vulkanier, deren Identität sie nun innehaben damals getötet haben."

T'Sunn begleitete Vinara zu deren Elternhaus; erstaunlicherweise leugneten T'Sel und Serik nichts, sie bereuten inzwischen was sie getan hatten und waren bereit die Konsequenzen dafür zu tragen. "Vinara, warum hast du uns nie etwas davon gesagt?", fragte ihr Ziehvater sie mit beinahe vorwurfsvollem Unterton.

"Ich maß dem einfach keine allzu große Bedeutung bei, da ich von eurer Aufrichtigkeit überzeugt war und es immer noch bin."

T'Sunn hatte sich derweil mit dem Geheimdienst in Verbindung gesetzt und kehrte nun zu den dreien zurück. "Es wird eine ausführliche Anhörung stattfinden; wir wissen noch nicht wie wir mit Ihnen verfahren werden, aber Sie beide werden Ihre ursprüngliche Identität wieder annehmen und wenn es möglich sein sollte können Sie offiziellen Antrag auf Asyl stellen. Der Föderationsrat und die Sternenflotte werden vorerst nicht informiert werden, dies wird zumindest im Augenblick als rein interne vulkanische Angelegenheit gehandelt. Ich werde mich, falls Sie nichts dagegen haben als Ihre Fürsprecherin anbieten, da meine Großmutter ebenfalls Romulanerin war."

Nachdem die Agentin wieder gegangen war hatte die ungewöhnliche Familie zumindest für ein paar Stunden Zeit für sich. Doch rechte Entspannung wollte nicht aufkommen, sofern sie bei vulkanisch erzogenen Personen (zu denen auch Vinaras Zieheltern zählten) überhaupt aufkommen konnte. Schon bald aber würde sich die Ungewissheit legen, vulkanische Behörden waren bekannt für ihre Schnelligkeit und Effizienz.

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Sta’el nahm einen Schluck von dem romulanischen Äquivalent zu Tee. Ein schwarzes, bitteres Getränk aus verschiedenen Kräutern, die mit kochendem Wasser aufgegossenen wurden, um dann abzukühlen und zwei Tage zu ziehen. Anschließend wurde das Gemisch wieder erhitzt. Das Ergebnis trank man unverdünnt und ohne irgendeine Form der Süßung – für nicht-romulanische Gaumen eine Zumutung ob der durchdringenden Bitterkeit. Sta’el sah es als Herforderung an seine Selbstbeherrschung, dieses Gesöff zu trinken. Seine ersten Versuche waren von starkem Würgen und Übelkeit begleitet gewesen, doch mittlerweile gelang es ihm, einen Schluck das ‚Tees’ für einige Sekunden im Mund zu behalten und zu schmecken bevor er ihn schluckte.

Er sah vom Balkon ihres Hotels auf das Treiben in den Straßen unter ihm. Seit wie vielen Wochen waren sie nun hier auf Romulus? Sta'el dachte nach. Zumindest noch nicht lange genug als dass er sich mit dem (im Vergleich zu Vulkan) kühlem Klima hätte anfreunden können. Und in all dieser Zeit war dies das erste Mal, dass er ganz alleine war. Sein Mann und ihr Sohn waren auf einer ihrer unzähligen Besichtigungstouren. Die beiden genossen ihre Tarnung als harmlose Touristen aus dem T’Met-System in vollen Zügen. Bisher hatte er sich von ihrer Begeisterung mitreißen lassen, doch heute hatte er Ruhe gebraucht. Zeit zur Meditation. Zeit, um seinen Wunden ein wenig Muse zu gönnen.

Sta’el atmete tief ein. Noch immer schmerzte seine Seite, wenn er sich zu hastig bewegte oder seinen Brustkorb stark dehnte. Zwar war es ihm gelungen, die oberflächlichen Narben zu entfernen, doch Solaks mangelndes medizinisches Können hatten dazu geführt, dass im Inneren einige Verwachsungen zurückgeblieben waren.

Er nahm einen weiteren Schluck von seinem Getränk.

Seine Verletzungen… Er hatte kaum eine Erinnerung an diesen Tag.

Orlando und Robbie hatten sie noch nicht verlassen. Die beiden hatten gerade erst von Robbies Schwangerschaft erfahren und beschlossen, sie noch bis zur Grenze zu begleiten bevor sie zur Erde zurückkehrten. Noch flogen sie in dem Shuttle, das sie sich von der Community „geliehen“ hatten. Noch waren sie im Föderationsraum. Bald sollten sie die treffen, die sie über Grenze bringen sollte. Irgendein Geschäftspartner eines Geschäftspartners von Solaks Freund Jerome. Ein Schmuggler und Kopfgeldjäger.

Solak hatte sich gerade erst um alle Formalitäten gekümmert, so dass niemand in der Föderation bemerken würde, was sie vorhatten. Es hatte sie einiges gekostet, doch nun flog eine dreiköpfige Familie mit spitzen Ohren die verschiedenen Sehenswürdigkeiten des Quadranten ab und machte sich eine schöne Zeit unter ihrem Namen und ihrer Physiognomie. Sta’el wollte gar nicht wissen, wo und wie Solak diese Drei aufgetrieben hatte…

Der Schmuggler sollte sie über die Grenze ins T’Met-System fliegen. Von dort aus würden sie als Touristen getarnt (eine Tante beim Tal’Shiar hatte sich bei der Planung dieses Abschnitts der Reise als sehr nützlich erwiesen) offiziell nach Romulus reisen.

Der Plan war gut. Doch wie es immer mit guten Plänen war: Er ging schief.

Die Schmuggler hatten sich als Sklavenhändler entpuppt. Robbie und Niklan erschienen ihrem Anführer als wertvoll genug um die drei erwachsenen Männer in ihrer Begleitung zu töten. Es wäre ihnen fast gelungen. Aber Orlando und Solak hatten es geschafft, sie zu retten. Allerdings war Sta’el bei diesem Kampf schwer verletzt worden. Seine gesamte rechte Seite war durch einen klingonischen Dolch (ein Glücksbringer einer der Sklavenhändler) aufgerissen worden. Über zwei Wochen hatte er danach in Heiltrance zugebracht, fast wäre er gestorben.

Noch ein Schluck aus der Tasse vertrieb die Erinnerungen an das Koma und die Schmerzen. Er war offensichtlich nicht gestorben. Orlando und Robbie hatten sich von ihnen getrennt. Auf verschlungenen Pfaden waren sie doch noch ins Reich gelangt. Seit T’Met war ihre Reise ruhig verlaufen.

Und nun waren sie hier.

Sie waren hier auf Romulus unter der Tarnung eines kleinen Beamten, seines Bruders und dessen Sohnes. Entfernte Verwandte von Latta, so dass sie Solaks Tante treffen konnten ohne Verdacht zu erregen. Latta hatte ihnen einen Fremdenführer organisiert, einen alten, halbblinden Mann – Solaks leiblicher Onkel S’Talon, der viel Spaß an seiner Rolle und der Verkleidung zu haben schien.

Ihre Rolle als Touristen war einfach zu spielen. Immerhin waren sie tatsächlich genau das. Ihre „Oohs“ und „Aahs“ beim Anblick der Feuerfälle von Gal'gathong waren genauso wenig gespielt wie die all der anderen, ihre Begeisterung für folkloristische Aufführungen aufrichtig und ihre Bewunderung bei der Betrachtung von Kunstwerken aus den verschiedensten Reichsepochen echt.

Die beste Tarnung war keine Tarnung.

Und so waren die Wochen verstrichen.

Anfangs war Solak aufgeblüht. Er hatte die Heimat seines Vaters erreicht. Das gelobte Land. Er hatte alles in sich aufgesogen, schien Romulus atmen zu wollen. Wie glücklich er gewesen war, als er das erste Mal in aller Öffentlichkeit Romulanisch hatte sprechen dürfen.

Und erst das Zusammentreffen mit seinen Verwandten! Sein Onkel, der im Untergrund lebte und offiziell als tot galt. Der seinem Vater und Solak selber so verblüffend ähnlich sah, dass es Sta’el beinahe einen kleinen Schock versetzt hatte. Latta, die die ersten Tage vor Glück kaum hatte aufhören können zu weinen. Vrih, ein alter Freund von Solaks Vater, der sie behandelte wie seine eigenen Kinder.

Doch langsam hatte sich bei Solak Ernüchterung breit gemacht. Wie sehr hatte er gehofft, hier auf Romulus Antworten zu finden. Eine Heimat zu finden. Die Widersprüche in sich auflösen zu können.

Aber er hatte feststellen müssen, dass das unmöglich war.

Sta’el empfand Mitleid für seinen Mann. Solak hatte Romulus nur aus den Erzählungen seines Vaters gekannt. Selar war ein Mann gewesen, der fest an das Prinzip des Mnhei'Sahe geglaubt hatte. Ein Mann, der das Reich über alles geliebt hatte. Der die Aufgaben, die das Reich ihm gestellt hatte nie angezweifelt und ihre Erfüllung als seine Pflicht angesehen hatte (eine Tatsache, die Sta'el nur schwer respektieren konnte. Immerhin war er durch Solak mit den Forschungen seines toten Schweigervaters vertraut). Der durch die Liebe zu einem Verräter und Exilanten geworden war, dessen Sehnsucht nach seiner Heimat aber nie gestorben war.

Und so war das Bild, das er seinem Sohn von Romulus vermittelt hatte, ein Bild voller Schönheit.

Was jedoch Selar seinem Sohn nicht hatte vermitteln können, war, wie widersprüchlich die Bewohner dieses Planeten waren. Und wie zerrissen ihre Kultur.

Sta’el war überrascht, wie ähnlich die Romulaner den Vulkaniern waren wenn man hinter ihre martialische Maske blickte. Wie die Vulkanier waren auch die Romulaner Emotionen von einer derartigen Intensität ausgeliefert, dass sie für viele andere Rassen im Universum vermutlich unerträglich wären. Emotionen, die unkontrolliert ausgelebt, dazu geeignet waren, ganze Welten in Krieg und Chaos zu stürzen. Die Vulkanier hatten sich der Logik verschrieben, um sich selber und ihre Welt vor diesem Chaos zu schützen. Sie hatten die innere Kontrolle gewählt. Die Romulaner hingegen hatten auf diese Form der Kontrolle verzichten wollen. Doch hatten sie im Laufe der Jahrhunderte ein System aus Hierarchien, Kasten und Regeln entworfen, das im Prinzip nur dazu diente, die Beziehungen untereinander zu formalisieren und Emotionen so zu kontrollieren.

Erst war es der Glaube an das Reich und den Schutz vor äußeren Bedrohungen, den es bot, der die Romulaner zusammengeschweißt hatte. Später wurde daraus die Angst vor dem Reich und die Furcht, ohne es noch schlimmer dran zu sein.

Die Furcht vor dem Chaos hatte die Vulkanier zu Pazifisten werden lassen. Aus den Romulanern hatte sie Paranoiker gemacht.

Solak hätte dieser Einschätzung seines Ehemannes nie zugestimmt. Sie hatten den Unterschied zwischen Vulkaniern und Romulanern in den letzten Wochen intensiv diskutiert. Untereinander, mit Latta, mit S’Talon.

Jeder hatte seine eigenen Antworten.

Solak glaubte daran, dass eine Annäherung an die Föderation und das damit verbundene Verschwinden einer äußeren Bedrohung auch für internen Frieden sorgen könnte.

Latta – die Frau, die wie ihr Schwager an das Reich glaubte und wie er durch Liebe zur Verräterin geworden war – glaubte an die alten Prinzipien, daran, dass nur eine Wiederentdeckung der Ehre Romulus retten könne.

S’Talon schließlich wollte die Revolution. Demokratie. Die vollkommene Zerstörung der herrschenden Ordnung und allem, an das seine Frau und sein Neffe glaubten.

Sta’el konnte keinem von ihnen zustimmen. Sie alle übersahen den entscheidenden Faktor: Die Romulaner selbst. Die Zerrissenheit, die jeden einzelnen von ihnen allen auszeichnete.

So stritten sie ein ums andere Mal, bewarfen sich mit ihrem Thesen und bauten spitzohrige Utopien.

Der einzige, der vollkommen unbeeindruckt von diesen ganzen Diskussionen blieb, war Niklan. Der Junge nahm diese für ihn so neue Welt als das, was sie war: Einfach eine neue Welt. Mit großen Augen des Staunens wanderte er durch die Straßen Romulus und lernte die Sprache so schnell, wie es nur ein Kind konnte.

Gleichzeitig aber veränderte ihn diese Reise auch. Seine romulovulkanische Seite wurde von Tag zu Tag stärker. Auf der einen Seite wurde er dadurch noch fröhlicher, noch ausgelassener. Auf der anderen Seite lag seine Wut und Leidenschaft nur noch knapp unter der Oberfläche. Das Feuer, das beide Rassen in sich trugen, ergriff nun von ihm Besitz. Und auch sein betazoides Erbe schlug immer stärker durch. Eigentlich entwickelten betazoide Kinder erst in der Pubertät ihre telepathischen Fähigkeiten, doch durch den genetischen Mix hatte diese Entwicklung bei Niklan schon im Kleinkindalter eingesetzt.

Das kleine, unschuldige Kind, das er noch auf der Community gewesen war, wuchs hier auf Romulus zu einem kleinen Rabauken heran, der seine Umwelt mit derben Späßen und telepathischen Ausbrüchen an die Grenzen ihrer Geduld brachte.

Der auf dem Balkon sitzende Vulkanier trank den letzten Schluck seines Getränks und erhob sich. Er ging hinein in das etwas wärmere Hotelzimmer und wäre beinahe über Niklans Spielzeug gestolpert. Es wurde wirklich Zeit, dass sie das emotionale Kontrolltraining verstärkten. Solak scheute davor noch zurück. Er hatte Angst, dass die frische Beziehung, die er gerade zu seinem Sohn entwickelte, davon wieder zerstört werden könnte. Sein Gatte war anderer Meinung. Und er war sich sicher, dass er Solak würde zur Vernunft bringen können. Bald.

In diesem Moment klopfte es an der Tür und riss den Vulkanier aus seinen Betrachtungen.

Sta’el zögerte. Wer konnte das sein? Solak und Niklan würden erst in einigen Stunden zurückkommen. S’Talon war bei ihnen. Latta war im Hauptquartier des Tal’Shiar.

Sollte er die Tür öffnen? Die Tür nicht zu öffnen mochte noch verdächtiger wirken, immerhin war der Rezeption bekannt, dass er sich im Zimmer aufhielt.

Schließlich entschloss Sta’el sich für das Öffnen. N’Chala stand vor ihm – Lattas rechte Hand und Vertraute. N’Chala war in alles eingeweiht und ihnen in den letzten Wochen zu einer guten Freundin geworden. Doch nun sah ihr sonst heiteres Gesicht besorgt aus.

„Wir müssen reden.“

Sie betrat das Hotelzimmer und aktivierte einen versteckten Störsender, so dass sie ungestört waren. Ohne weitere Umschweife kam die junge Romulanerin zur Sache:

„Wir müssen befürchten, dass Lattas Feinde von Euch erfahren haben.“

Sta’el brauchte einige Sekunden um zu begreifen, was sie mit diesem Satz meinte. Die romulanische Art zu denken und überall Feinde zu sehen, war ihm fremd. Die Einstellung, dass jeder Fremde – und noch mehr jeder Freund – eine potentielle Gefahr war, verstand er einfach nicht.

„Wie konnte das passieren?“

„Wir wissen es nicht. Aber zwei Zimmermädchen des Hotels sind seit zwei Tagen verschwunden. Wir müssen davon ausgehen, dass sie sie haben. Und wenn sie sie foltern…“ Die junge Frau beendete den Satz nicht.

„… dann werden sie viel über die Gäste des Hotels erfahren. Viele Dinge, die in misstrauischen Geistern einen Verdacht erregen könnten.“ Der Vulkanier nickte mit ruhiger Miene. „Ich verstehe. Was sollen wir nun tun?“

N’Chala stand stramm vor ihn. So, als besuche sie nicht einen Freund, sondern als erstatte sie ihrer Vorgesetzten Bericht. „Der Colonel bereitet Ihre Flucht vor. Wir wissen allerdings noch nicht, wem wir vertrauen können. Sagen Sie Ihrem Mann und seinem Onkel, dass sie sich ruhig verhalten und in den nächsten Tagen nicht das Hotel verlassen sollen. Tun Sie so, als sei der kleine Niklan krank geworden. Nun muss ich wieder gehen. Bitte seien Sie vorsichtig.“

Nachdem sie ihn verlassen hatte, setzte Sta’el sich langsam in einen Sessel. Auch, wenn die Gefahr einer Entdeckung immer bestanden hatte, so hatte er die Wahrscheinlichkeit dafür immer als sehr gering eingeschätzt. Anscheinend hatten seine Berechnungen einen Fehler. Hatte er der romulanischen Natur tatsächlich genügend Beachtung geschenkt?

Alles war schwieriger geworden, nachdem Latta vor einigen Tagen befördert worden war. Bei den üblichen Überwachungen - wie sie jeder höhergestellte Romulaner gegenüber allen anderen ihn umgebenden Romulanern anstellte – war sie über eine Verschwörung gestolpert, die den Rat stürzen wollte. Monatelang hatte sie Beweise gesammelt und sie schließlich dem Rat präsentiert. Die Verschwörung war zerschlagen, Latta zum Dank befördert worden. Seitdem hatten sie noch vorsichtiger sein müssen. Ein angeheirateter Neffe in der Sternenflotte. Ein angeblicher toter Ehemann, der aktiv im Widerstand arbeitete. Genügend Material, um Latta nicht nur das Genick zu brechen.

Ihre Geheimhaltung war perfektioniert worden. Latta hatte sich seit ihrer Beförderung nicht mehr bei ihnen blicken lassen. Schließlich hatte die neue Chefin der MindWar-Division keine Zeit mehr für entfernte Verwandte aus dem T’Mer-System. Die Rückreise-Tickets waren gebucht.

Und nun… Zwei Zimmermädchen verschwanden. Zimmermädchen, die in dem Hotel arbeiteten, in dem sie alle sich regelmäßig getroffen hatten. Eine verschwundene Bedienstete hätte Zufall sein können. Zwei gaben Anlass zur Sorge.

Sta’el schüttelte den Kopf. Solak war so brav gewesen! Keine größenwahnsinnigen Spionageaktionen. Keine Besuche des Tal’Shiar. Kein Herumspielen mit irgendwelchen Sicherheitssystemen. Er hatte sich verhalten wie ein lieber, kleiner Tourist. Und trotzdem wurden sie nun hineingezogen in dieses Gespinst aus romulanischen Verschwörungen. Die Menschen hätten das wohl als gerechte Strafe für seine sonstigen Verfehlungen angesehen.

Der Vulkanier stand auf und bereitete sich noch einen 'Tee'. Irgendwann sollte er noch einmal seine eigene Logik überprüfen, die ihn zu der Bindung mit Solak bewogen hatte. So logisch ihm die Entscheidung damals erschienen war, so sehr hatte er sich mittlerweile im Verdacht, dass er sein Urteil durch Leidenschaft hatte beeinflussen lassen…

Ein Lächeln huschte über das unbeobachtete Gesicht des Mannes. Wie würden die Romulaner jetzt sagen? Fvadt!

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Selina öffnete die Türe und sah in die Wohnung hinein. Alles war abgedunkelt. Sie stellte ihre Taschen ab und betrat mit ihrer Tochter den Flur.

Vorsichtig betrat sie Yasmins Zimmer und ließ die Rolläden hochfahren. Sofort drangen Sonnenstrahlen durch das Fenster und erhellten den Raum mit Licht und Wärme. Selina ging in jeden einzelnen Raum um Licht in die Wohnung zu lassen. Es war einige Zeit vergangen seit sie das letzte Mal hier gewesen war. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht machte sie sich daran, die Taschen auszupacken. Yasmin half ihr dabei so gut sie konnte mit.

Die Auspackaktion wurde durch das Piepen des Nachrichtenterminals unterbrochen. Selina zwinkerte ihrer Tochter zu und begab sich ins Wohnzimmer. Sie aktivierte den Schirm und war mehr als überrascht über das Gesicht das sie dort sehen konnte.

„Endlich erreiche ich dich!“

„Matt ....“ Selina brachte es nicht zustande irgendeine Art von Begeisterung zu zeigen.

„Wie geht es dir? Und Yasmin? Ich habe da so einiges von eurer letzten Mission gehört. War es sehr gefährlich?“ Matt Price schien tatsächlich sehr besorgt zu sein. Dies überraschte Selina ein wenig. So war sie doch von ihrem Ex-Freund in der letzten Zeit eher eine kaltschnäuzige und arrogante Art gewohnt gewesen.

„Danke, es geht uns gut. Uns ist nichts geschehen.“ Der Halbbetazoid wirkte erleichtert.

„Da bin ich froh. Ich habe ständig versucht dich zu erreichen und erst jetzt habe ich eine Verbindung bekommen. Ich war sehr in Sorge.“

Selina musste lächeln. „Ich denke, das lag daran, daß die Primärsektion zerstört wurde. Ich habe es erst vor 3 Stunden bewerkstelligen lassen, daß sämtliche Nachrichten hierhergeleitet werden.“

„Wo hälst du dich überhaupt auf? Auf der Erde?“

„Ja, auf der Erde. Mehr brauchst du nicht zu wissen.“ Matt’s Gesichtsausdruck wurde ein wenig grimmig, hellte sich aber dann gleich wieder auf.

„In Ordnung. Hör mal, ich habe da eine Bitte an dich.“ Selinas Augenbrauen wölbten sich ein wenig nach oben.

„So? Was möchtest du?“ Matt räusperte sich. Es fiel ihm sichtlich schwer die richtigen Worte zu finden.

„Nun .... also ..... ich und Elizabeth treten morgen unseren Urlaub an und ich .... wir würden gerne Yasmin dabei haben.“

Selinas Gesichtszüge entgleisten komplett als sie das zu hören bekam.

„Was? Das kann doch nicht dein Ernst sein?“

„Doch, das ist mein Ernst. Ich habe dir gesagt, daß ich so viel Zeit wie möglich mit Yasmin verbringen möchte und dieser Urlaub ist die ideale Chance dafür.“

Selina schüttelte entrüstet den Kopf.

„Nein, das kann ich nicht zulassen!“

„Und wieso nicht?“ Matt wirkte sichtlich enttäuscht.

„Ich kenne SIE doch nicht einmal. Glaubst du wirklich, ich überlasse einem fremden Menschen mein Kind?“

„Aber du kennst mich! Und glaube mir, Elisabeth ist eine wundervolle Person. Sie würde Yasmin niemals etwas antun.“

Selina wusste nicht, was sie tun sollte. Auf der einen Seite war sie froh, daß Matt nun endlich Interesse an seiner Tochter zeigte. Auf der anderen Seite war aber seine neue Freundin. Eine Person die Selina nicht kannte und schon gar nicht vertraute. Selina spürte die Angst ihre Tochter an diese beiden Menschen zu verlieren, doch ihre Vernunft übermannte ihre Sorgen, diesesmal.

„Okay, ich werde darüber nachdenken.“

Matt wirkte erleichtert.

„Danke, ich schicke dir eine Datei, wo unser Aufenthaltsort markiert ist und wie das Hotel heißt.“

Selina nickte. „In Ordnung. Sollte ich mich dafür entscheiden, bringe ich Yasmin dann dort vorbei.“

Matt lächelte. „Danke, Selina.“

Die Verbindung wurde unterbrochen und Selina ließ sich auf das Sofa zurückfallen. Fragend und ratsuchend sah sie zur Decke.

Was würde noch alles geschehen?

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O’Tra ergriff die ausgestreckte Hand von Ens. Grey. „Tut mir sehr leid, dass Sie uns schon wieder verlassen“, meinte er ehrlich. Der junge Counsellor war dem Bolianer sehr sympathisch gewesen. Ein Schauer lief dem Bolianer über den Rücken, als er daran dachte, was die Sternenflotte als nächstes für einen Seelenklempner auf die Community abkommandieren würde… „Und wegen der Einladung zum Essen: Ich denke, es wird sich sicher eine Gelegenheit ergeben, da wir noch eine Zeitlang im Erdorbit verbringen werden. Sie wissen ja, wo sie mich finden.“

Dann blickt sich O’Tra prüfend um und trat etwas näher an den Menschen heran. „Dorian, vielleicht können sie mir ja noch einen kleinen Gefallen tun und mir einige psychologische Sitzungen bescheinigen, bevor sie gehen?“ fragte er verschwörerisch. „Das würde mir den Aufenthalt hier sehr erleichtern…“

„Chief, am Terminal im Nebenraum ist ein Gespräch für Sie eingegangen“, wurde er von McNeill unterbrochen. Der Counsellor verabschiedete sich auch von der Ingenieurin und ging zur Tür. O’Tra wusste nicht, ob er das Grinsen von Dorian als Zustimmung deuten sollte, als dieser den Maschinenraum verließ…

---

Der Anrufer war Cmdr. DeFromage, Leiter der Jupiter-Schiffswerften. O’Tra hatte sich nach langem Überlegen entschieden, dem Rat von Mike nicht zu folgen und auf der Community zu bleiben, um abzuwarten was passieren würde. Wo sollte er sich auch verstecken?

Der Bolianer hatte einen Antrag auf temporäre Versetzung auf die Jupiter-Schiffswerften gestellt, wo die Community gebaut worden war und wo auch die neue Primärsektion entstehen sollte. Die Schäden an den beiden anderen Sektionen waren überschaubar. Da sie vor der letzten Mission erst modernisiert worden waren, würden sie bald wieder einsatzbereit sein.

Chief O’Tra hatte ein Gerücht gehört, dass die Sekundär- und die Tertiärsektion bis zur Fertigstellung der neuen Primärsektion der Sternenflottenakademie zugeteilt und unter dem Kommando von Esteban und Bishop von den Kadetten für Übungsflüge genutzt werden sollten. Der Bolianer hoffte inständig, dass das wirklich nur ein Gerücht war… Kadetten im Maschinenraum und auf der Brücke, da war der nächste Werftaufenthalt vorprogrammiert….

---

„Was soll das heißen, ich darf nicht beim Bau der der neuen Primärsektion mitwirken?“ fragte O’Tra ungläubig, nachdem Cmdr. DeFromage den Grund seines Anrufes mitgeteilt hatte.

„Ich kann es doch auch nicht ändern, Chief. Anweisung von oben. Wenn Bedarf besteht, können Sie ja eventuell nach der Fertigstellung bei der Feinabstimmung der Systeme mitwirken. DeFromage Ende.“

Wütend beschloss O’Tra Feierabend zu machen…

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Mit Logik schien sich die Entscheidung der vulkanischen Behörden nicht erklären zu lassen, doch Vinaras Zieheltern, die wieder ihre alten romulanischen Namen Torin und Senna angenommen hatten wurden mehr oder weniger offiziell als Flüchtlinge anerkannt. Da sie sich in den vergangenen Jahrzehnten nichts mehr zu Schulden hatten kommen lassen und ihnen sogar ein aufrichtiges Bemühen um vulkanische Werte attestiert werden konnte, welche sie sogar an ihre andorianische Adoptivtochter vermitteln hatten können, schien eine weitere strafrechtliche Verfolgung nicht länger nötig. Botschafter Spock wurde über die üblichen geheimen Kanäle informiert, das Schicksal der einstigen Spione konnte vielleicht weiteren Romulanern ein Ansporn sein sich mit der vulkanischen Kultur zu befassen.

Für Vinara konnte der Urlaub nun richtig beginnen, doch gerade als sie es sich auf einer Liege im Garten besonders gemütlich gemacht hatte fiel es ihr siedend heiß ein: Sie hatte der cardassianischen Regierung noch gar nicht ihr Beileid für die Zerstörung der beiden Schiffe im Doramess-System zukommen lassen. Eigentlich wäre es Aufgabe des Captains gewesen dieses Schreiben zu verfassen, doch es schien eher unwahrscheinlich dass Stewart sich vor seiner Abreise noch darum gekümmert hatte. Also setzte sie kurzerhand den Brief auf; die genauen Aufzeichnungen hatte sie bei sich und hängte sie sogleich an den Brief an, welchen sie nach zwei Stunden endlich fertig hatte. Doch sie konnte ihn nicht gleich so an Cardassia abschicken, zuerst musste er noch an das Sternenflottenkommando, an welches sie gleich auch noch einen Bericht bezüglich der tragischen Vorfälle beifügte. Hoffentlich würde man die Andorianerin nicht auch noch vor einen Untersuchungsausschuss zitieren... Doch eigentlich war der Bericht ausführlich genug. Das Kommando würde den Brief dann hoffentlich schnell genug an die cardassianische Botschaft weiterleiten.

Nun konnte sie endlich...

Doch von wegen. Ihre Mutter kündigte einen Anruf von der Sternenflotte an. Hatten sie schon so schnell reagiert? Vinara ging in das Haus und trat vor das Terminal.

Ein Mann Mitte 60 in Kommandouniform begrüßte sie. "Commander, ich bin Captain Charles Pratchett. Nein, ich werde nicht Ihr neuer Vorgesetzter sein, diese Frage ist längst noch nicht geklärt. Am aktiven Dienst kann ich aus medizinischen Gründen ohnehin nicht mehr teilnehmen, stattdessen kümmere ich mich um die Beurteilung und Förderung von Kommandofähigkeiten bei führenden Offizieren der Sternenflotte. Bei Ihnen bestanden da noch vor Kurzem erhebliche Zweifel, doch in der letzten Zeit scheinen Sie sich deutlich gebessert zu haben. Ich möchte Ihnen daher ein Schulungsprogramm anbieten, dass Ihnen eine weiterführende Karriere in der Kommandolaufbahn ermöglichen wird. Zunächst einmal werden Sie auf jeden Fall zum offiziellen Zweiten Offizier der Community ernannt; wenn Sie noch mehr Kommandoeinsätze fliegen und auch der einen oder anderen Versetzung nicht abgeneigt wären, könnten Sie schon in ein, zwei Jahren vollwertiger Commander sein und in weiteren drei bis fünf Captain. Nun, was halten Sie davon?"

"Ich fühle mich geehrt, aber ich hätte nicht mehr damit gerechnet dass..."

"Bei uns erhält jeder eine Chance der geeignet erscheint. Sollten Sie sich schon jetzt für eine Versetzung entscheiden könnten Sie als Erster Offizier auf der U.S.S. Schweizer dienen, einem Forschungsschiff der Miranda-Klasse. Die Ausrüstung ist auf dem Stand der letzten Generation, nicht ganz mit dem vergleichbar was Sie auf der Community haben, aber Sie könnten dort nach nur wenigen Monaten befördert werden."

"Wie gesagt, ich fühle mich geehrt, aber ich habe Verpflichtungen die mich als leitenden Wissenschaftlichen Offizier weiterhin an die Community binden. Allerdings... Haben Sie vielleicht schon darüber nachgedacht Commander Kyle zum Captain zu befördern? Ich könnte dann Erste Offizierin werden und nach wie vor auch meinen Verpflichtungen als Wissenschaftlerin nachkommen."

Captain Pratchett stand der Mund offen. "Potzblitz, darüber habe ich tatsächlich noch nicht... " Er nahm ein PADD zur Hand. "Nun, in gewisser Hinsicht erscheint Ihr Vorschlag sogar logisch, die Besatzung müsste sich so nicht mehr an ein vollkommen neues Gesicht gewöhnen. Dennoch erscheint mir Commander Kyle nicht gerade als geeignetste Kandidatin, sie ist noch sehr jung und obendrein Mutter... Ich finde man sollte sogar ein Gesetz verabschieden nach dem keiner unter 40 zum Captain befördert werden darf. Immer wieder werden Leute zu schnell befördert und dann gibt es nicht selten Ärger. Ich werde mich auf jeden Fall dafür einsetzen dass der neue Captain der Community in erster Linie Wissenschaftler und Diplomat ist und erst an zweiter Stelle Soldat. Die Sternenflotte sollte wieder zu ihren Ursprüngen zurückkehren, das ganze militärische Gerassel ist doch nicht mehr zum Aushalten. Denken Sie über meine Vorschläge nach! Pratchett Ende."

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Und ewig singen die Wälder Teil 1

Seyann Draschu … Hier war sie geboren. Doch aus den wenigen Jahren ihrer Kindheit auf diesem Mond hatte Assjima nur noch wenige Erinnerungen. Heute bedeutet dieser Ort für sie in erster Linie Abreise und Ankunft - und ein paar Freunde, die sie gelegentlich besuchte.

Langsam ließ sie sich mit dem Strom durch die Straßen der unterirdischen Hafenstadt treiben. Die bunten Fassaden, die einladenden Schaufenster, die kleinen Cafés … alles war so vertraut und gleichzeitig fremd und unwirklich. Vor allen Dingen die vielen freundlichen, oft lachenden Gesichter um sie herum. Wie sehr hatte sie sich danach gesehnt und wie verwirrend war es nun, da sie endlich wieder hier war. Der letzte kurze Urlaub lag erst wenige Wochen zurück, doch schien es unendlich lang her zu sein, dass sie ihren Dienst auf der Community antrat. Zuviel war inzwischen passiert.

Da war es! „Merkalms“ - das kleine Café, welches Assjima immer aufsuchte, wenn sie auf einen Transfer wartete oder anderweitig ein paar Stunden Zeit totzuschlagen hatte. Ein ruhiger Tisch mit gutem Blick auf das bunte Treiben auf der Strasse war auch frei. Assjima ließ sich nieder und musste schmerzlich feststellen, dass es hier immer noch keinen terrestrischen Kaffee gab. So langsam sollte sie sich doch ernsthaft Gedanken über gewisse neue Angewohnheiten machen.

Der Wirt brachte unaufgefordert einen Muselbeerensaft und reichte ihr breit grinsend ein Zeitungs- Pad. „Frau Sternenflotten-Offizierin sehen aus, als ob Sie dringend ein Update in Sachen Tratsch auf Delta IV benötigen. Ich habe alle wichtigen Neuigkeiten eigens für dich gesammelt!“ Assjima nahm das Pad lachend entgegen. „Danke Merkalm – wie immer schaffst du es, meine geheimsten Wünsche zu erahnen“ „Deine Wünsche sind sehr leicht zu durchschauen, Assjima. Kann ich dir noch was anderes bringen?“ „Einen irdischen Kaffee kannst du nicht zufällig organisieren? Ich glaube, ich bin inzwischen abhängig geworden.“ „Du meinst dieses braune bittere Gesöff, das die Terraner immer trinken? Bist du wahnsinnig? Ich will doch meine Gäste nicht vergiften. Wer hier so was zu sich nehmen will, der muss zu „Mikes Corner“ rüber gehen. Da gibt es sogar Bier!“ Merkalm schüttelte sich und Assjima gab ihm einen aufmunternden Klaps auf die Schulter. „Keine Sorge, so weit ist es mit mir doch noch nicht gekommen. Ich werde dir treu bleiben, auch ohne Kaffee.“ „Ich danke dir! Und ich verspreche im Gegenzug, nur dann krank zu werden, wenn du im Lande bist – du meine Lieblingsärztin!“ Der Wirt entfernte sich lachend und Assjima vertiefte sich in das Pad.

Es war viel passiert in diesen wenigen Wochen, doch nichts von Bedeutung. Was war von Bedeutung? Die Deltanerin betrachtete nachdenklich die Passanten auf der Straße. Gab es etwas von wirklicher Bedeutung …?

Plötzlich legten sich von hinten zwei kräftige Arme um sie und eine dunkle Stimme flüsterte ihr ins Ohr: „Che Assjima minsa – warum starrst du hier Löcher in die Luft?“ Die Ärztin fuhr erschrocken herum und starrte in das verblüffte Gesicht eines gutaussehenden Deltaners mittleren Alters. „Setak – du? Was machst du hier?“ „Ja, ich bin’s … und ich wohne immer noch hier. Wundert dich das? Habe eben im Spaceport erfahren, dass du gelandet seiest und dachte mir, dass ich dich hier finden würde ...“ Er ließ sich ihr gegenüber nieder und schaute sie fragend an. „Ich wollte dich wirklich nicht erschrecken … Was ist mit dir? Du bist ganz blass …“ Assjima schüttelte sachte den Kopf „Es geht schon. Ich war nur nicht darauf vorbereitet, dich so plötzlich zu treffen. Ich war nicht darauf vorbereitet, überhaupt jemanden hier zu treffen.“ „Warum nicht? Du kennst massenhaft Leute in der Stadt. Und du hast keinem deiner Freunde gesagt, dass du kommen würdest. Nicht einmal mir …“ Setak sah ein wenig beleidigt aus und die zögerliche Antwort Assjimas ließ sein Gesicht. noch etwas länger werden „Ich weiß nicht – ich habe wohl einfach nicht daran gedacht ... Nein, um ehrlich zu sein glaube ich, dass ich niemanden treffen wollte.“ Setak machte Anstallten, sich zu erheben „Ich kann wieder gehen, wenn du lieber allein sein möchtest.“ „Nein, entschuldige bitte! So war das nicht gemeint. Ich freue mich wirklich, dich zu sehen. Ich bin nur etwas … durcheinander. Bitte bleib!“ Am liebsten hätte sie sich unsichtbar gemacht. Der Deltaner griff nach ihrer Hand „Was ist los mit dir, Schatz?“ Bei diesem Wort zuckte sie unwillkürlich zusammen. Hatte er ein Recht, sie so zu nennen? Hatte überhaupt jemand das Recht dazu? Jemand außer Sikarii und … „Assjima – hörst du mich überhaupt? Komm, lass uns ein paar Schritte gehen.“ Er zog sie vom Stuhl hoch, gab dem Wirt ein Zeichen und führte sie an der Hand durch den Trubel der Hauptstraße in einen ruhigen kleinen Park um die Ecke.

„Und jetzt erzähle – was ist passiert? Du bist kaum wieder zu erkennen.“ „Ich weiß es nicht, Setak. Ich kann es nicht erklären – noch nicht. Ich habe eine Erfahrung gemacht, die womöglich unser aller Weltbild verändern könnte. Aber wenn ich mich zu früh darüber äußere, wird man mich nicht ernst nehmen. Ich muss ein paar Versuche machen, empirische Daten ermitteln, fundamentierte Überlegungen anstellen. Ich bin Wissenschaftlerin und will es auch bleiben. Ich will nicht als mystische Spinnerin abgestempelt werden. Und ich brauche dazu vielleicht deine Hilfe als Physiker – deine unvoreingenommene Unterstützung als Ratgeber und Experimentator. Deswegen kann ich dir noch nicht erzählen worum es geht.“ „Gut, wenn du es so willst – du kannst dich auf mich verlassen. Ich werde kommen, sobald du mich rufst.“ Er nahm Assjima in den Arm und drückte sie fest an sich. Unwillkürlich spannte sich ihr Körper an und erneut machte sich Verwirrung in seinem Gesicht breit. „Geht es soweit, dass unser Verhältnis zueinander davon beeinflusst wird? Brauchst du mich jetzt nur noch als Wissenschaftler?“ „Nein, nein! Es ist nur …“ Assjima schluckte „Ich glaube ich werde es niemals schaffen. Ich werde nie von ihm loskommen.“ Setak ließ sich auf einer Bank nieder, zog sie zu sich hinunter und legte den Arm nun sehr sanft um ihre Schultern. “Ich weiß, ich bin nicht der Mann, der dich vergessen lässt. Aber Sikarii ist nun schon so viele Jahre tot. Warum gerade jetzt wieder?“ Er sah sie prüfend an und Assjima spürte, wie er ihre Bilder durchforstete. Plötzlich verdunkelte sich seine Mine. „Sag, dass es nicht wahr ist!“ „Was soll nicht wahr sein?“ Sie konnte ihm nicht folgen. „Was siehst du?“ „Was ich sehe? Ich sehe … jedenfalls nicht Sikarii, sondern einen verd … einen Terraner! Du hast doch nicht etwa …?“ Sein Blick bekam fast etwas Drohendes. „Nein, ich habe nicht. Und ich werde auch nicht. Ich halte mich an meine Gelöbnisse.“ Assjima Stimme war kaum noch hörbar. „So kannst du es tatsächlich sehen? Ich wusste es selber nicht ...bis eben.“ Sofort war Setak wieder etwas versöhnlicher gestimmt. „Ich verstehe dich wirklich nicht, Assjima. Ich habe mit deiner eigenartigen, monogamen Einstellung nie sehr viel anfangen können. Erst hängst du dein Herz jahrelang an einen Toten und dann ist der Mann, der die wunderbare Chance erhält, erneut ein Fenster zu deiner Seele zu öffnen, ausgerechnet ein Mensch. Warum wählst du immer das Unerreichbare?“ „Ich wähle nicht, Setak. Aber ich werde es nicht zulassen. Es darf nicht sein.“ Sie lehnte sich an ihn und er spürte, dass ihre Wange feucht wurde. Er drückte ihr sanft einen Kuss auf den Kopf und wartete. Er wartete, bis sie sich beruhigt hatte. Er wartete, bis das Transfershuttle seinen Weg zum Planeten antrat und er würde warten, bis sie den Terraner vergessen hatte. Er würde wohl immer nur die Nummer Zwei bleiben – aber eine erreichbare Nummer Zwei.

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Schon aus der Luft konnte man den Tiergarten erkennen. Die Sonne schien vom Himmel und es waren bestimmt 35°C im Schatten. Der Pilot nahm diesen als Anhaltspunkt und steuerte das Shuttle an der Siegessäule vorbei die Straße des 17. Juni entlang. Bald hatten sie das Ziel erreicht. Schon kam das Brandenburger Tor in Sicht. Dieser Teil der Metropole hatte nichts von seinem Charm verloren. Das Tor und der Reichstag, der Sitz der ehemaligen deutschen Regierung, waren immer wieder saniert worden, nachdem sie als Weltkulturerbe erklärt worden waren. Noch ein kleiner Schwenker nach rechts und da war er, der Potsdamer Platz.

Auf dem Dach neben dem "Sony-Center" konnte Niels seine Eltern erkennen. Er hob die Hand und winkte ihnen, doch sie konnten es natürlich nicht sehen. Der Pilot landete in der Mitte der Anordnung, von der aus die Straßen sternförmig ausgingen. Niels bedankte sich und kletterte aus dem Shuttle. Endlich war er wieder zu Hause. Noch ein paar Schritte und Stockwerke und er würde seine Eltern wiedersehen. Ein Kribbeln durchfuhr ihn. Doch dann ging mit schnellen Schritten auf den Eingang des Hauses zu. Er wurde immer schneller, bis er schließlich rannte. Es dauerte ihm zu lange auf den Fahrstuhl zu warten und so rannte er die Stufen hinauf bis in das oberste Stockwerk. Niels war so aufgeregt, dass er drei Versuche brauchte, bis er es schaffte den richtigen Code in das Türschloss einzugeben. So wie ein kleines Kind stürmte er auf die Dachterasse. "Mama, Papa!!" rief er.

Lena schaute in die Richtung des Ausrufs. Sie fühlte sich, als hätte sie gerade einen Geist gesehen. Obwohl schon vor einigen Tagen die Nachricht des Admirals eingetroffen war, konnte sie es nicht glauben, bis zu diesem Augenblick. Zu tief saß die Angst, dass alles doch nicht stimmte. Sie nahm Niels in den Arm und drückte ihn so sehr, dass ihm die Luft wegblieb.

Peer hielt sich zunächst zurück. Er wusste, wie viel die Geschichte seiner Frau zugesetzt hatte. Er hatte sich auch sehr hilflos gefühlt, doch er hatte Lena in der schweren Zeit gestützt.

Es schien so, als ob sie ihn gar nicht wieder los lassen wollte. Schließlcih trennte sie sich doch von ihm. Mit der rechten Hand strich sie ihnm durch das Gesicht. Sie musste ihn fühlen um zu glauben, dass er wirklich wieder da war, ihr Niels. Eine Träne lief ihr über die Wange, eine Träne der Freude.

Nachdem Lena sich zumindest ein wenig von ihrem Sohn getrennt hatte, umarmte Peer ihn. "Es ist schön dich wiederzuhaben!" flüsterte er ihm ins Ohr.

"Komm, Niels setzt dich zu uns!" forderte Peer ihn auf und führte ihn zu der Sitzgruppe unter einem großen Sonnenschirm, "und erzähl uns wie es dir ergangen ist. Das Flottenkommando war leider nicht sehr mitteilsam." So erzählte die Geschichte, wobei er die Geheimen Aspekte ausließ und etwas Härte hinaus nahm um seine Eltern nicht zu beunruhigen. Seine Mutter hatte sich die ganze Zeit an ihn geschmiegt.

Der Tag näherte sich langsam seinem Ende, als man Schritte in der Wohnung hören konnte. Niels Halbbruder Frank war von der Arbeit zurückgekehrt und betrat die Terasse. Niels und Frank standen sich sehr nahe, obwohl Frank 5 Jahre älter war und eine andere Mutter hatte. Niels hatte in seiner Kindheit immer ein Vorbild in ihm gesehen, außer bei seiner Jobwahl.

Niels war aufgestanden und ging ein paar Schritte auf ihn zu. Die beiden jungen Männer fielen sich in die Arme. Nachdem sie sich wieder gelöst hatten, sah er Niels tief in die Augen und meinte: "Ich hab' dich vermisst, Kleiner!" Dabei wuschelte er ihm durch die Haare.

Lena und Peer entschieden nach dem aufregenden Tag früh zu Bett zu gehen. Die Jungs hingegen wollte noch eine kleine Runde durch die Stadt drehen...

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Jeremiah drehte sich gerade in seinen Bett herum und wurde von einen Lichtstrahl geblendet. Er wollte schon den Knopf drücken, der das Zimmerfenster polarisierte, als sein Blick auf den Wecker fiel. „Verdammt, schon zehn vor halb elf.“, dachte er noch verschlafen, bevor er sich aufsetzte. Danach suchte er sich ein paar Sachen zusammen und verschwand im Bad. Eine gute viertel Stunde später betrat der Lieutnant frisch geduscht auch schon die Küche. Um Zeit zu sparen, benutzte er den Replikator und bestellte sich bei dem Gerät einen Kaffee und ein großes belegtes Brötchen.

Elizabeth hatte von dem Wohnzimmer aus den jungen Mann rumoren hören. Daher stellte sie sich in den Türrahmen und bemerkte: „Na ausgeschlafen?“ Jeremiah drehte sich herum, verschüttete dabei etwas Kaffee und erwiderte: „Ja, denk schon.“ Er musterte die Verlobte seines Vaters und bemerkte: „Du siehst aber nicht so aus, als hättest du letzte Nacht viel geschlafen.“ Elizabeth lachte kurz auf: „Das ist ja auch kein Wunder. Samuel ist die Nacht dreimal wach geworden. und bis er wieder schläft, muss man ihn meist eine Stunde lang in den Armen wiegen.“

Jerry setzte sich an den Tisch und bemerkte: „Ich habe nichts gehört, obwohl mein Zimmer gleich neben euren liegt.“ „Samuel schreit nachts auch nicht laut. Es ist mehr eine Art Wimmern. Aber als seine Mutter bin ich meist nur im Halbschlaf und bin dann sofort wach, wenn ich es höre.“ Jeremiah bis kurz in sein Brötchen, kaute und spülte die Masse dann mit einen Schluck Kaffee runter. „Das klingt plausibel. Aber mal etwas anderes. Wann hat Dad dir den einen Heiratsantrag gemacht.“

Elizabeth pruststete kurz bevor sie erwiderte: „Wieso hast du gestern Abend nicht gefragt? Aber es ist vielleicht besser so, denn eigentlich habe ich ihn gefragt. Zwar mehr so beiläufig und durch die Blume, aber dein Vater hat es verstanden.“ Verschwörerisch fügte sie hinzu: „Erzähl es deinen Vater aber bloß nicht, dass du es weißt. Das wurde seinen Stolz verletzten.“

Jerry nickte und widmete sich weiter seinen Frühstück.

Nach dem Frühstück beschloss Jerry, nach Hawaii zu fliegen. Selbst nach der kurzen Zeit die er von Hanni getrennt war, vermisste er sie. Elizabeth verstand das, bemerkte aber nur spitz: „Dann werde ich dich vor morgen Mittag nicht sehen.“ Jeremiah nickte nur und ging ins ein Zimmer um ein paar Kleidungsstücke zusammenzusuchen, die er mitnehmen wollte. Als er fertig war verabschiedete sich Jerry von der zukünftigen Ehefrau seines Vaters, strich seinen Halbbruder leicht über den Kopf und verließ das Haus.

Nachdem er sich durch den morgendlichen Verkehr von San Fransisco gekämpft hatte, konnte er über den Pazifik endlich mal wieder die Höchstgeschwindigkeit seines Gleiters ausreizen. Deshalb verwundert es nicht, dass schon nach drei Stunden die Inselgruppe in Sicht kam. Jerry entschied sich für die nördliche Route um die Inseln herum, um schneller zu der Insel Molokai zu kommen, wo das Haus der Stevensons stand.

Hanni wollte saß gerade in der Küche beim Frühstück, als sie das Summen eines Gleitertriebwerkes vernahm. Zuerst dachte sie, dass sich jemand verfahren hätte, aber als sie das Kennzeichen erkannte, lächelte sie sich und lief sofort zur Tür. Jeremiah wurde von ihr fast umgerannt, als er aus dem Gleiter ausgestiegen war. Nach einen langen Kuss schnappte sich Jerry seine Tasche und die beiden gingen Hand in Hand ins Haus.

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Dorian tippte auf den Monitor vor sich und schloß die Akte. Selbstzufrieden grinste er: Seine letzte Amtshandlung als Councelor.

Es würde Chief O'Tra sicherlich freuen, dass er nun einige Pflichtstunden Therapie weniger zu absolvieren hatte. Nicht viele, aber auch dieses kleine Geschenk würde einen Unterschied machen.

Dann stand der ab-jetzt-Ex-Councelor auf. Vor ihm auf dem Bett lag die zerschlissene und verdreckte Uniform, die er während ihres Planeten-'Abenteuers' getragen hatte. Er wusste nicht genau warum, doch er brachte es nicht über's Herz, dieses Stück Stoff in den Recycler zu geben. Irgendwie war sie ein Symbol für seine Zeit auf diesem Schiff. Wie er war auch sie durch die Hölle gegangen.

Vorsichtig faltete er die Fetzen zusammen und steckte sie in seine Tasche. Viel gab es nicht, das er mitnehmen konnte. Seine wenigen Habseligkeiten waren mit der Primärsektion zerstört worden. Dies würde ein völliger Neuanfang werden.

Just, als er als letzte Habseligkeit die kleine Pflanze von Lt. Solak in die Tasche bettete, fiel sein Blick auf seine rechte Hand.

Seltsam... Bei all den Ereignissen in den letzten Tagen... Er hatte sich gar nicht darum gekümmert, einen Termin bei Dr. Assjima zu bekommen um seine Hand wiederherstellen zu lassen.

Langsam bog er die noch verbliebenen Finger einen nach dem anderen.

Als Linkshänder brauchte er seine rechte Hand nicht so häufig. Und irgendwie hatte er sich darauf eingestellt, sich damit arrangiert, dass er nicht mehr 'vollständig' war.

Und jetzt....

Natürlich gab es mehr als genügend Ärzte an der Akademie, die ihn operieren könnten. Doch wollte er das wirklich?

Wie war es gewesen, als er noch alle zehn Finger hatte? Er konnte sich nicht einmal mehr daran erinnern. Dieser Teil von ihm war in der Wüste begraben worden.

Sich neue Gliedmaßen einpflanzen zu lassen... Die Wunden verschwinden zu lassen....

Vielleicht würde er sich irgendwann entscheiden. Doch nicht heute.

Mit einem entschlossen Ruck klappte er den Deckel der Tasche zu. Fertig. Er schulterte das Gepäck und sah noch einmal zurück in die Besenkammer, die er in den letzten Nächten mit Milseya geteilt hatte. Bald würde auch der Abschied von ihr kommen. Doch für sie hatte er sich etwas besonderes einfallen lassen.

Sein Abschied von dem Schiff würde unprosaischer sein.

Zusammen mit drei anderen Crewmen bestieg er die Plattform des Transporters. Einer nach dem anderen lösten sich die anderen auf und verschwanden.

Dorian war der letzte. Er nickte dem Techniker hinter der Konsole zu. Noch ein Blick....

Die U.S.S. Community versank vor ihm in silbrigem Transporternebel.

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Unwillkürlich seufzte Dorian auf. Das Ganze erschien zunächst wie eine nicht zu erfüllende Geheimmissionen und beinahe wäre er daran verzweifelt, doch dann schließlich ..

Die letzten Tage waren wie ein Rausch gewesen. Erst hatte er sein Versprechen einlösen wollen: Ein Mahl auf dem Schloss (oder vielmehr der Burg) seiner Väter. Doch wie es die Heimstätten der Väter so an sich hatten: Seine halbe Familie war anwesend gewesen. Natürlich seine Eltern, aber auch Grenny und Virginia nebst Ehegatten und Kindern. Das romantische Abendessen, das er eigentlich geplant hatte, war so zu einem Beäugen der Frau neben ihm geworden. Seine Mutter hatte Milseya mit Glückstränen in den Augen angestrahlt, sein Vater ihm fortwährend auf die Schulter geklopft und sein ältester Bruder war aus dem Grinsen nicht mehr herausgekommen. Selbst seine sonst so stille Schwester Virginia war ihm nicht zu Hilfe geeilt. All seine Beteuerungen, dass Milseya nur eine Freundin und beim besten Willen nicht die zukünftige Mrs. Gray (bzw. Mrs. Wodehouse, Lady of Gray and Warksworth) war, hatte nur zu wissendem Nicken seiner Geschwister (Hatten sie das nicht auch einmal von ihren jetzigen Gatten gesagt?) und noch mehr Schluchzen seiner Mutter geführt.

Gott, er liebte seine Familie, doch an diesem Abend hätte er gerne eine Bombe zur Hand gehabt! Wäre doch nur Agatha als Stimme der Vernunft zur Stelle gewesen!

Direkt am nächsten Morgen hatte Dorian Milseya aus der Burg gescheucht. Er konnte immer noch später hierher zurückkehren, doch diese letzten Tage wollte er mit ihr alleine und nicht mit Hochzeitsvorbereitungen verbringen.

Über einen Freund hatte er für sie ein Haus am Lago Maggiore gemietet. Ein wunderschönes altes Haus, leicht baufällig, doch von einer derartigen Romantik, dass es ihm den Atem verschlagen hatte. Viel hatten sie von dem Haus und seiner Umgebung noch nicht erkundet - bis auf das Schlafzimmer. Aber ihre Zeit hier war wunderschön gewesen…

Doch der Abschied rückte unaufhaltsam näher. Bald musste Milseya gehen und sich bei der Anhörung einfinden, die über ihren weiteren Weg entschied. Er würde sie nicht begleiten können, die Akademie begann bald. Und so hatte er einen Plan geschmiedet: Ihr letzter Abend sollte unvergesslich werden.

Es hatte sehr lange gedauert, bis er die wenigen Freunde Milseyas aufspüren konnte und selbst die wussten über das Wesen mit dem er die vergangenen Tage und Nächte verbracht hatte, so gut wie nichts. Sprichwörtlich in letzter Sekunde hatte sich dann Milseyas Zimmernachbarin von der Akademie gemeldet und ihm endlich einen entscheidenden Hinweis geben können: „La traviata“ - eine alte italienische Oper von einem gewissen Verdi. Scheinbar war Milseya völlig verrückt nach dieser Oper und hatte sie sich zig Male angehört. Perfekt! Es würde ihren letzten gemeinsamen Abend zu etwas Besonderem machen...

Dorian hatte eine Weile lang darüber nachdenken müssen, welche Farbe seiner kleinen dunkelhäutigen Geliebten am besten stand, bis eines Morgens ein Blick in ihre Augen ihm die Entscheidung abnahm – blau! Nachdem er sich mehrere Modelle hatte zeigen lassen, fiel seine Wahl auf ein schlichtes, stahlblaues Abendkleid aus fließender Seide. Für sich selbst hatte er selbstverständlich seinen besten Smoking ausgewählt...

„Das war meine!“

Milseya sah Dorian mit schmollenden Lippen an, was ihn zu einem spöttischen Lächeln verleitete.

„Nur, wenn du sie auch bekommen hättest“, erwiderte er grinsend. Er lehnte sich zurück, fischte eine neue Erdbeere vom Teller auf dem Tisch und schwenkte sie vor Milseyas Nase hin und her. „Na?“, forderte er sie heraus.

Milseya verschränkte ihre Arme vor ihrer Brust. „Ich spiel nicht mehr mit!“, erklärte sie immer noch schmollend. „Du spielst nicht fair.“

„Ooooch, sag bloss! Kann ich was dafür, dass du nicht schnell genug bist!“, zog er sie auf, während er mit die Erdbeere sanft über ihren Mund strich. Sie war einfach zu niedlich, wenn sie schmollte und der restliche Anblick von ihr war .. nun ja, bezaubernd!

Milseya schenkte ihm einen bitterbösen Blick, während ihr das köstliche Aroma der Erdbeere in die Nase stieg. Dorian grinste sie immer noch herausfordernd an. Blitzschnell schnappte sie mit dem Mund nach der Frucht .. und war wieder zu langsam. ARGH!!!

Dorian lachte sie laut aus und streckte ihr die Zunge heraus. „Nun dann will ich mal nicht so sein“, meinte er schließlich versöhnlich. Er nahm die Erdbeere zwischen die Zähne und beugte sich über sie.

Milseya drückte sich kichernd zurück ins Kissen. „Nein! Geh weg“, lachte sie unter Dorians Erdbeerkuss auf und gab schließlich den Widerstand auf – sie wollte diese Erdbeere haben!

Lachend erhob sich Dorian wieder und betrachtete wie sie genüßlich an der Erdbeere sog und sie schließlich verspeiste...

Plötzlich wurde er ernst. "Bitte schließe deine Augen."

Verdutzt sah Milseya ihn an. „Wieso sollte ich?“

"Tu es einfach"

Skeptisch schloss sie ihre Augen und war gespannt, was sie nun erwarten würde.

Dorian glitt von den Liegestuhl, auf dem sie beide sich tollten. Dann huschte er zurück in die Villa und kam mit einem Paket zurück. Er legte es auf Milseyas Bauch. "In Ordnung, du darfst wieder gucken."

Verduzt sah sie auf das Paket. „Was ist das? Und vor allem wofür?“ Sie tastete das Paket ab. Es war nachgiebig, weich. „Ich will keine Geschenke von dir, Dorian.“ Aber sie fühlte, wie die Neugier in ihr zu wachsen begann.

Er griente. "Zier dich nicht. Das ist weniger ein Geschenk an dich, als ein Geschenk an mich. Heute ist mein letzter Tag in Freiheit, morgen geht es zurück an die Akademie. Und diesen letzten Abend möchte ich genießen!"

Sie lachte „Das klingt, als ob du ab morgen keinen Spaß mehr haben würdest!“ Welch absurde Idee! Dorian und keinen Spaß mehr haben! Allein die Vorstellung brachte sie zum Lachen! „Na gut! Dann wollen wir mal schauen..“ Sie öffnete vorsichtig das Paket. Als sie den Inhalt sah, verschlug es ihr den Atem. „Ich verstehe nicht..“, sagte Milseya, als sie das Abendkleid vor sich liegen sah. Es war atemberaubend schön.

Ihre Sprachlosigkeit freute ihn. "Und das ist nur der Anfang! Warte ab, bis du den Rest siehst!"

„Ist da etwa noch mehr drin?“ Milseya wühlte in den Paket – nein, nur das Kleid.

Spitzbübisch zwinkerte ihr Geliebter ihr zu. "Du wirst es nicht in dem Paket finden. Wir haben noch etwa eine Stunde, dann müssen wir los. Willst du dich nicht fertigmachen?"

„Fertig machen? Weshalb? Wohin müssen wir? Dorian! Was soll das werden?“, rief sie überrascht.

"Ich werde nichts verraten! Warte es einfach ab und vertrau mir." Mit plötzlichem Ernst sah er sie an. "Mili, ich weiß, wir haben vorher schon darüber gesprochen, aber trotzdem...."

„Es hat sich nichts geändert, Dorian“, erwiderte sie ruhig. „Unsere 'Vereinbarung' gilt nach wie vor“, fügte sie an und spürte den kleinen, aber deutlichen Stich in ihrem Herzen.“Das heißt aber nicht, dass ich dich nicht vermissen werde“, hauchte sie ihm ins Ohr.

Erleichtert gab Dorian ihr einen Kuss auf die Wange. "Ich werde dich auch vermissen. Aber ich schreibe dir, versprochen!" Er fischte die vorletzte Erdbeere vom Teller neben sich. "Nach unserer Begegnung mit meiner Mutter habe ich mir einfach ein wenig Sorgen gemacht, dass du einen falschen Eindruck bekommen könntest." Kaum hatte er diesen Satz zu Ende gesprochen, da fiel ihm auf, wie herzlos er klang. "Ich meine... Äh.. Ich wollte sagen..."

„Oh, du unverschämter Brite“, entrüstete sich Milseya zum Schein und schubste ihn lachend von der Liege.

Von der Liege geschubst, verlor Dorian das Gleichgewicht und plumpste nebst Erdbeere in den Pool. Prustend tauchte er wieder auf und bespritzte Milseya mit einer vollen Ladung Wasser. "Warte ab, bis ich hier wieder rauskomme! Wenn du bis dahin nicht umgezogen bist, wirst du ein Donnerwetter erleben!"

Sie streckte ihm die Zunge raus, bevor sie aus vollem Halse lachend ins Haus rannte. Der Kerl würde seine Drohung wahr machen. Daran bestand absolut kein Zweifel!

Dorian sah ihr lächelnd hinterher. Gott, wie er sie vermissen würde...

Der Spiegel zeigte ein ungewohntes Bild. Milseya konnte sich nicht daran erinnern, jemals ein Abendkleid angezogen, geschweige denn, je eines besessen zu haben. Umso ungläubiger betrachtete sie sich jetzt. War sie das wirklich? Welch ein Unterschied zu der Person von vor noch ein paar Wochen! Sie erinnerte sich daran, wie vollkommen ausgelaugt und erschöpft ihr Körper sich angefühlt hatte, als sie die Community erreicht hatte. Wie sie mit blauen Flecken übersät und zerrissener Uniform vor Captain Stewart gestanden hatte. Und nun? Die Spuren des Sandplaneten und der Kämpfe waren so gut wie verschwunden. Alle Verletzungen waren gut verheilt. Ihre Haltung war aufrecht, ihre Muskeln hatten sich wieder gestrafft. Nur ein trauriger, vielleicht auch harter Ausdruck in ihren Augen, erinnerte Milseya an das, was geschehen war. Dennoch - Milseya war erstaunt darüber, was ein paar Tage mit viel Schlaf, gutem Essen und einem wieder aufgenommenem, regelmäßigem Training bewirken konnten.

An einem Morgen war Milseya früher aufgewacht als üblich. Dorian hatte noch selig geschlummert und sie hatte ihn nicht wecken wollen - er sah einfach zu friedlich, zu niedlich aus, wie er da lag. Vorsichtig war sie aufgestanden, um ihn nicht doch noch zu wecken, hatte ihren Morgenmantel genommen und war durch das Haus gewandert. Dabei hatte sie festgestellt, dass sie nicht das Geringste von dem Haus wusste, indem sie sich seit nicht ganz einer Woche aufhielt. Nicht weiter verwunderlich eigentlich, wenn sie bedachte, dass sie sich eigentlich die ganze Zeit nur im Schlafzimmer aufgehalten hatten...

Milseya öffnete die vielen Türen zu den unbekannten Räumen - ein großer Salon, eine Küche, ein Speisezimmer, weitere Schlafzimmer... Dann hatte sie eine weitere Türe geöffnet und sah perplex in den Raum. Es war ein Tanzzimmer! Wie magisch angezogen hatte sie den Raum betreten und plötzlich das unerklärliche Verlangen gespürt, auf der Stelle wieder mit dem Training zu beginnen.

Nachdem sie sich einen Trainingsanzug repliziert hatte, begann sie zunächst behutsam mit Dehnübungen und war schnell ins Schwitzen gekommen. Milseya wusste, es würde eine Zeit lang dauern, bis sich ihr Körper wieder daran erinnern würde, bis er ihr wieder gehorchen würde. Doch sie ließ sich davon nicht entmutigen - alles würde zurückkehren. Zum Schluss drehte sie die Musik laut auf und tanzte ausgelassen zu den verschiedenen Rhythmen, bevor sie zu Dorian zurückkehrte. Nach einer heißen Dusche hatte sie sich wieder zu ihm ins Bett gelegt und war eingedöst, bis er sie zärtlich weckte.

Danach hatte sich das Ganze jeden Morgen wiederholt, bis sie dann vor kurzem einen Zuschauer bekommen hatte: Dorian war aufgewacht und hatte verwundert festgestellt, dass Milseya nicht neben ihm lag. Er hatte sich auf die Suche nach ihr gemacht und sie schließlich im Tanzzimmer entdeckt, während sie gerade mit geschlossenen Augen ihr Training mit einem polynesischen Kalamela beendete. Entzückt hatte er ihr zugesehen, während sie sich vollkommen in die Musik versunken, auf die traditionellen Schritte, die grazilen Gesten und die typischen Hüftbewegungen konzentrierte. Lautlos hatte er sich ihr genähert und dann seine Hände um ihre Hüften gelegt, sie sanft weiter auf ihren Bauch geschoben. Milseya hatte erschrocken inne gehalten. „Mach weiter“, hatte er ihr ins Ohr geflüstert, bevor seine Lippen begannen ihren zu Hals liebkosen ....

Ihr Spiegelbild grinste, während sich das Ganze nochmals in Milseyas Kopf abspielte. Die Tage hier waren so wundervoll gewesen. Sie würde es vermissen, sie würde Dorian vermissen - auch wenn sie wusste, dass er nicht wie sie empfand. Traurig senkte sie ihren Kopf und seufzte leicht. Sie waren sich einig gewesen und Milseya hatte nicht die Absicht diese Vereinbarung zu brechen - aber hatte sie das nicht schon? Erst seit kurzer Zeit wusste sie, dass dies für sie mehr als nur eine Freundschaft war.. Aber das konnte sie ihm nicht sagen - nicht heute. Als sie ihren Kopf hob, sah sie Dorian im Spiegel hinter ihr stehen. Sie schob alle dunklen Gedanken fort und drehte sich mit einem strahlenden Lächeln zu ihm um.

Jetzt war es an Dorian, sprachlos zu sein. "Wow!"

„Ich nehme mal an, das sollte so etwas Ähnliches wie ein Kompliment sein“, erwiderte Milseya ironisch. „Du siehst auch - nun ja - nett aus“. Sie schmunzelte.

Dorian streckte ihr die Zunge raus. "Wenn du weiterhin so frech bist, dann nehme ich jemand anderes mit! Der Obstverkäufer hat mich eben so nett angelächelt..."

„Oh, dann sollte ich wohl ganz brav sein?“, neckte sie zurück. Sie trat einen Schritt auf ihn zu. „Ein Friseur, eine Pilotin, ein Obstverkäufer..“, flüsterte sie spitzbübisch. „Und du tust gerade so, als ob du morgen in eine Mönchszelle eingeschlossen wirst..“

Der Blick des jungen Mannes verklärte sich als er an seine (erste) Akademiezeit zurückdachte. Wohlig seufzte er. "Ja, ich werde bei trocken Brot und Wasser darben müssen...."

Milseya lachte laut auf. „Und du denkst, dass ich das glaube?“ Sie ging langsam auf ihn zu, bis sie ganz nah vor dem ehemaligen Councelor stand. „Ich kann mich zu gut an meine Akademiezeit erinnern“, flüsterte sie ihn sein Ohr und biss dann zärtlich in sein Ohrläppchen.

Genießerisch schloss Dorian die Augen. "Erzähl mir die schmutzigen Details..."

„Kenne ich denn deine?“

Er lachte. "Du kennst dieses verfluchte Tattoo! Reicht das noch nicht an schmutzigen Details?!"

„Nicht, solange ich weiß, wie es dazu kam“, grinste sie. „Und glaub ja nicht, ich würde dir die Geschichte abnehmen, du könntest dich nicht erinnern.“ Sie schmiegte sich an ihn und begann seinen Hals mit Küssen zu bedecken. „Erzähls mir!“

"Ich weiß es ehrlich nicht. Mein Cousin und bester Freund Arthur war mit mir auf Tour in Edinburgh. Eine tolle Nacht, das muss ich sagen. Ich weiß noch, dass ich in einer Kneipe von dieser unglaublich gutaussehenden Frau angesprochen worden bin. Sie hat mir einen Drink spendiert. Und das nächste, an das ich mich erinnern kann.... waren ein dreckiges Stundenhotelzimmer, meine Unterschrift auf einer Sternenflotteneinberufung und... naja, das Tattoo. Ich habe alles versucht, um diese Frau wiederzufinden. Arthur sagt, er hätte uns beiden eng umschlungen aus der Kneipe gehen sehen. Und die Offiziere im Rekrutierungsbüro haben gesagt, sie wäre bei mir gewesen. Genauso beim Tätowierer. Doch sie hat niemandem ihren Namen gesagt, mich nur immer wieder darin bestärkt, ich würde das Richtige tun..."

„Armer Dorian!“, heuchelte Milseya Mitleid und glitt mit ihrer Hand zu der Stelle, wo das Tatoo in seine Haut geritzt war. „Man sollte schönen Frauen eben nie vertrauen! Du siehst, wohin dich das geführt hat“, schmunzelte sie.

"Ja, zu einer Pilotin... Welcher Teufel mich da nur geritten hat..." Er sah auf seine antike Taschenuhr. "Apropos geritten: Wenn wir nicht bald aufbrechen, dann wird nichts mehr aus der Überraschung."

„Ach, muss das wirklich sein?“ Mit einem großen Hundeblick, mit einem eindeutigen, vielversprechenden Blick sah Milseya Dorian an.

Er grinste. "Du willst doch wohl nicht Flecken auf das neue Kleid machen, oder?"

Sie lachte. „Das Kleid ist schneller weg, als du Barrel sagen kannst, Dorian. Aber gut, ich bin zu neugierig, was du dir ausgedacht hast.“

Nun gut, wenn sie so bettelte... Langsam sagte Dorian: "Baaarrrrree...."

Das Kleid war schon lange zu Boden gefallen, bevor Dorian das e überhaupt ausgesprochen hatte...

Dorian strich Milseya zart über die Haut über ihrem Schlüsselbein und sah zu, wie sich die kleinen Härchen dort aufrichteten. Er hauchte ihr einen kleinen Kuss auf das Schlüsselbein und freute sich über ihre Reaktion. Er kannte diesen Körper beinahe auswendig, doch wurde er nicht müde, die Besitzerin des Körpers zu berühren.

Milseya schloss die Augen und genoss jede Berührung. Was hatte dieser Mensch nur an sich, dass sie sich in seiner Gegenwart, in seiner unmittelbaren Nähe so unbeschreiblich wohl fühlte, dass sie jede einzelne Berührung, jede Zärtlichkeit unsagbar genoss. Sie sah ihn fragend an. „Hier?“, stöhnte sie erregt auf.

"Mein Schatz, wir haben keine Zeit, jetzt auch noch den Ort zu wechseln!"

Sie sah ihn verschmitzt an. „Mir egal“, hauchte sie, während sie zunächst mit einer Hand seine Hose öffnete und sich anschließend so an ihn presste, dass er sie nur hochheben musste.

Ihre Körper waren perfekt aufeinander eingestellt. Wie im Tanz bewegten sie sich miteinander, bis sich die Anspannung in ihnen beiden zeitgleich löste. Atemlos hielten sie einander im Arm bis Dorian siedendheiß einfiel, was er noch geplant hatte. Schnell trug er Milseya in das Bad, wo sie sich beide frisch machten. Milseya brach sämtliche Geschwindigkeitsrekorde, bis sie erneut in perfektem Styling vor Dorian stand.

„Wollen wir gehen?“ Galant reichte er ihr den Arm. Schmunzelnd hakte sie sich bei ihm ein und sie verließen das Haus. Als sie die Transportereinheit erreicht hatten, sah sie ihn fragend von der Seite an. „Arena di Verona“, gab er als Zielort an und bevor sie sich im Transporterstrahl entmaterialisierten, konnte er Milseyas ungläubiges Gesicht sehen.

Es war eine warme Nacht in Verona. Milseya genoss die kühle Glätte der Seide auf ihrer Haut, als sie gemeinsam die Arena betraten. Wie oft hatte sie es gewünscht einmal hier zu sein, einmal in dieser einzigartigen Kulisse eine italienische Oper zu hören. Begierig sog sie alle Eindrücke auf, drückte immer wieder unbewusst Dorians Arm, wenn etwas Neues ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Dorian musste darüber lächeln, wie aufgeregt Milseya alles um sich herum wahr nahm. Diese Überraschung war ihm also wirklich gelungen. Er genoss ihre Freude an diesem Erlebnis in vollen Zügen, ließ sich von ihr mitreissen. Als die Lichter gelöscht wurden, leuchtete der Sternenhimmel über dem Publikum in der Arena...

Gebannt hatten sie die ersten beiden Akte der Oper verfolgt. Dabei hatte Dorian Milseya immer wieder heimlich von der Seite betrachtet, wie sie mit großen Augen dem Geschehen auf der Bühne folgte, wie sie mit Violetta litt, wie sie der Musik andächtig lauschte. Er hatte während des 2. Aktes ihre Hand genommen und spürte, wie Milseya ab und an diese vor Erregung drückte – als Violetta Alfredos Vater nachgab und ihm versprach seinen Sohn zu verlassen, um dessen Zukunft nicht zu gefährden. Oder als Alfredo blind vor Eifersucht Violetta das beim Glücksspiel gewonnene Geld als Bezahlung für ihre angeblich geleisteten Dienste vor die Füße warf. Milseya seufzte leise auf.

Als sich der „Vorhang“ zum 3. Akt hob, hatten sich ihre Finger ineinander verschränkt. Milseyas Gesichtsausdruck änderte sich im Laufe des letzten Aktes - sie kannte das Ende dieser Geschichte. Tief bewegt lauschte Milseya dem letzten Aufbäumen Violettas gegen das Unvermeidliche.

Dorian sah die Tränen, die langsam über Milseyas Wange glitten. Vorsichtig hob er seine Hand an ihr Gesicht und strich die Tränen weg. Als Milseya sich ihm zuwandte, erkannte er, dass es die Musik, die Geschichte war, die sie zu Tränen rührte. Er lächelte sie an und erhielt als Antwort ein wundervolles Lächeln zurück.

Und in genau diesem Moment durchzuckte ihn der Gedanke - für die Ewigkeit eines Wimpernschlags gestand er es sich ein - das hier war mehr als nur eine wunderbare Freundschaft. Es war mehr als das sich Wohlfühlen in ihrer Gegenwart. Es war ... Er konnte den Gedanken nicht zu Ende denken, hatte Angst vor dieser Erkenntnis, aber etwas hatte sich verändert. Dorian drückte unbewusst Milseyas Hand, um so ein wenig von der Anspannung dieses Moments loszuwerden, was sie wiederum mit einem verwunderten Blick quittierte. Als der tosende Applaus aufbrandete, sahen die Beiden sich immer noch an. Die Menschen um sie herum erhoben sich, verließen die Arena. „Wollen wir gehen?“, fragte schließlich Milseya leise. Er nickte stumm. Ihre Hände ließen sich keinen Augenblick los, als sie beinahe als letzte die Arena verließen.

Sie hatten während ihrer Rückkehr kein Wort gesprochen. Als Dorian und Milseya das Haus wieder betraten, standen sie sich für einen langen Moment wortlos in der Eingangshalle gegenüber. „Warte hier kurz“, bat Dorian sie schließlich mit leiser Stimme. Sie nickte und sah ihm nach, als er im Schlafzimmer verschwand.

Was war gerade passiert? Milseya konnte sich keinen Reim auf die Stille zwischen ihnen beiden machen. Natürlich hatten sie in den vergangenen Tagen auch miteinander geschwiegen - aber das hier war etwas völlig anderes. Sie setzte sich auf einen Stuhl, zog ihre Schuhe aus und massierte ihre Füße. Was wenn da auf seiner Seite das Gleiche geschehen war, wie bei ihr vor ein paar Tagen? Was, wenn er entdeckt hatte, das sie mehr verband als nur die viel zitierten und beschworenen freundschaftlichen Gefühle? Was, wenn .. Schluss damit! Wie sollte es denn funktionieren? Sie wusste nicht, was bei ihrer Anhörung herauskommen würde. Vielleicht würde man sie hochkant rauswerfen. Das wäre nicht das Ende der Welt, aber dann würde sie die Erde verlassen, um bei einer anderen Flotte anzuheuern .. und dann?

Und wenn nicht, dann wären sie dennoch getrennt, denn sie würde auf jeden Fall als Pilotin auf einem Schiff anheuern - soviel stand fest - während er sich auf der Erde seinen Studien widmen würde. Sie würden sich so gut wie nie sehen. So etwas konnte einfach nicht gut gehen!

Und zudem würde es nicht immer so sein, wie jetzt. Wer sagte denn, dass sie sich, wenn der Alltag einmal zurückgekehrt wäre, nicht wie die Pest hassen würden?

Milseya seufzte. Trotz allem waren sie wie für einander geschaffen. Nur hatten sie sich zu einem völlig falschen Zeitpunkt kennen gelernt. Sie beugte sich vor, schloss die Augen, während sie den Kopf leicht schüttelte. Warum konnte es nicht einmal einfach sein, dachte sie sich, als sie Dorians Hand auf ihrem Kopf spürte. Sie blickte auf und ergriff dann seine ausgestreckte Hand. Es wird sich alles finden! dachte sie, als er sie ins Schlafzimmer führte.

Der Anblick war schlicht - umwerfend romantisch. Sprachlos stand Milseya an der Schwelle und betrachte das Lichtermeer, das aus unzähligen Kerzen den Raum erleuchtete. Dorian war vollkommen verrückt! Und sie liebte es! Sie schlug wie ein kleines Kind vor Begeisterung die Hände zusammen. Er führte sie in das Zimmer, nahm zwei Gläser Champagner und reichte ihr eins. „Worauf sollen wir trinken?“, fragte er. Sie sah ihn nachdenklich an. „Auf ein Wiedersehen“, meinte sie schließlich. Er nickte. „Auf ein Wiedersehen!“ Die Gläser klirrten harmonisch, als sie anstießen.

Er nahm die beiden Gläser, die sie in einem Zug ausgetrunken hatten, und stellte sie ab. Dann ergriff er ihre Hand .. „Computer! Musik!“, befahl er, während er den Körper der kleinen Frau an seinen zog. Sie begannen sich langsam zu der Musik zu bewegen. Irgendwann fanden ihre Lippen zueinander ...und dieser Kuss war der Beginn der letzten wunderbaren Nacht, in der sie einander nicht einen Moment losließen ..

Milseya war wieder früh aufgewacht. Als sie ihre Augen öffnete, lag Dorian immer noch so dicht an sie gepresst wie er eingeschlafen war. Für einen kleinen Moment schloss sie ihre Augen und genoß zum - wie sie glaubte - allerletzten Mal dieses einzigartige, dieses besondere Gefühl ihn an ihr zu spüren. Sie konnte ihn riechen, noch schmecken, fühlen - sie nahm dies alles bewusst wahr, um sich immer wieder daran erinnern zu können. Sacht löste sie seine Umarmung und erhob sich still. Während sie sich ankleidete, betrachtete sie immer wieder den Menschen, der ihr Herz wenn gleich nicht im Sturm, so doch rasch durch seine außergewöhnliche Art erobert hatte. Immer wieder musste sie gegen ihre aufsteigenden Tränen ankämpfen – sie hatten sich beide dafür entschlossen. Sie hatte zugestimmt - es war .. vorbei.

Sie nahm das Padd aus der Tasche, bevor sie sie umschulterte, und legte es auf ihr Kopfkissen. Dann hauchte sie ihm einen Luftkuss zu. Leb wohl, Dorian verabschiedete sie sich in Gedanken und verließ dann schweren Herzens das Haus.

Als Dorian später erwachte, war sie bereits weit weg. Müde griff er nach dem Padd und las die letzten Zeilen, die ihm Milseya hinterlassen hatte.

Dorian,

Vergib mir, dass ich auf diese Art und Weise gehe! Ich wollte keine große Abschiedsszene und ich denke, dies ist auch in deinem Sinne.

Ich danke dir für die außergewöhnlichen Tage und wundervollen Nächte, die wir beide gemeinsam verbracht haben. Du hast mir das Gefühl gegeben wieder am Leben zu sein, lachen und lieben zu können, ohne mich dabei schuldig zu fühlen. Ich stehe dafür tief in deiner Schuld.

Ich danke Dir für die vielen, langen Gespräche - du magst dich nicht für einen guten Councelor halten, aber dein tiefes Verständnis, deine Hingabe an die Menschen und dein Wunsch ihnen helfen zu wollen, sind außergewöhnlich. Sie werden deinen weiteren Weg bestimmen - auch als Arzt. Ich wünsche dir aus ganzem Herzen, dass dies der richtige Weg für dich ist, dass du darin deine Bestimmung findest, dass sich die Leere in dir füllt.

Dorian, ich werde dich vermissen. Bereits der Gedanke heute Nacht ohne dich an meiner Seite einschlafen zu müssen, schmerzt zutiefst. Ich weiß, wir beide waren uns einig, dennoch kann ich nicht gehen, ohne es dir gesagt zu haben. Ich habe mich nur mit wenigen Menschen so verbunden gefühlt, wie mit dir. Nur selten habe ich den tiefen Wunsch gehegt, meine Gedanken, meine Erinnerungen - mein Leben - mit jemanden zu teilen, wie mit dir. Du wirst immer ein Teil von mir sein. Du wirst immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben.

Ich liebe dich, Dorian.

Leb wohl

Milseya

[idic und inanchfe in "time to say good-bye ...]

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Selina füllte die kleine Sternchenform mit Sand, strich die Oberfläche glatt und stülpte das Förmchen um. Vorsichtig hob sie das Förmchen an und ein kleiner Stern aus Sand kam zum Vorschein. Vergnügt klatschte Yasmin in die Hände und eiferte ihrer Mutter nach. Es überraschte wenig, daß es bei dem kleinen Mädchen nicht so gut klappte wie bei der Mutter. Selina befürchtete in den nächsten Sekunden einen Heulkrampf ihrer Tochter - wartete darauf aber vergebens. Yasmin probierte es immer und immer wieder. Ihr schien die Sache kein wenig langweilig zu werden und mit jedem Mal wurde ihr Eifer größer.

Die Sonne stand schon sehr tief und ein lauer Wind strich über den Spielplatz. „So kleine Maus, für heute haben wir genug gesandelt.“ Selina packte sämtliche Förmchen und Schaufeln zusammen und steckte sie in eine Tüte. Yasmin wirkte ein wenig enttäuscht, war aber zu müde um zu protestieren. Selina nahm ihre Tochter auf den Arm und begab sich Richtung heimwärts.

Lange hatte sie über die Bitte ihres Ex-Freundes nachgedacht. Jede Zelle in ihrem Körper sträubte sich dagegen Yasmin bei ihm abzuliefern aber so durfte sie nicht denken. Yasmin hatte ein Recht auf ihren Vater und wer war sie, daß sie ihr dieses Recht verwehren könnte? Nach einem ausgiebigen Bad brachte Selina Yasmin zu Bett. Sie las ihr noch eine Geschichte vor und küsste sie auf die Wange. „Gute Nacht, Engelchen. Schlaf gut und träum was Schönes!“ Selina schloß die Türe zum Kinderzimmer und setzte sich auf das Sofa. Gedankenverloren rührte sie ihren Eiskaffee um als plötzlich das Nachrichtenterminal piepte. Selina aktivierte den Sichtschirm und stellte fest, daß es sich um eine Textnachricht des Oberflottenkommandos handelte. Selina stellte die Tasse auf den Stubentisch und öffnete die Nachricht. Selina lehnte sich zurück und dachte über den Inhalt der Nachricht nach. Eine Anhörung würde stattfinden zu der sie und auch Fähnrich Anquenar geladen waren und das ganze schon in 2 Tagen. Selina seufzte. So ganz wohl war ihr bei der Sache nicht. Was würde sie erwarten?

Der nächste Morgen begann mit strahlendem Sonnenschein und einem opulentem Frühstück. Selina war schon früh aufgestanden und hatte begonnen eine Tasche für Yasmin zu packen. Nach wie vor wollte Selina sie nicht zu Matt bringen aber die momentane Situation zwang sie auch ganz einfach dazu. Sie musste zu dieser Anhörung und niemand wusste, wie lange so etwas dauern könnte. Mitnehmen würde sie ihre Tochter nicht können und allein lassen schon dreimal nicht. Die Übergabe an Matt kam da (leider) wie gerufen.

Zwei Stunden später standen Selina und Yasmin an einem Transporterterminal. Es herrschte viel Andrang und der Geräuschpegel war entsprechend hoch. Mit großen Augen bestaunte Yasmin das rege Treiben, zeigte dabei aber keinerlei Angst, sondern großes Interesse. Endlich waren die beiden dran und wurden an ihr Zielort gebeamt.

Die Sonne schien vom blauen klaren Himmel und man konnte deutlich das Rauschen des Meeres hören. „Welch wunderschöner Ort! Wieso hat er mit mir hier nie Urlaub gemacht?“ fragte sich Selina selbst. Mit einem Schulterzucken setzte sie ihren Weg fort und gelangte kurze Zeit später zu dem Hotel in dem Matt und Freundin residierten. In der Lobby traf Selina dann auch die beiden an. Matt erhob sich sofort und ging seiner Ex-Freundin entgegen.

„Selina! Ich freue mich, daß du gekommen bist!“ Sein Blick wanderte runter zu Yasmin, die neben ihrer Mutter stand.

„Hi, Yasmin.“ Matt ging in die Hocke und sah seiner Tochter in die Augen. Für einen Moment herrschte Stille. Dann löste sich Yasmin von der Hand ihrer Mutter und ging auf Matt zu. Ungläubig patschte sie ihm im Gesicht herum und drehte sich freudestrahlend zu ihrer Mutter um.

„Ja Süße, das ist Papi. In Farbe und bunt.“ Matt nahm Yasmin in die Arme und drückte sie an sich. Elisabeth Frasier hatte sich ebenfalls erhoben und ging auf Selina zu. Sie streckte ihr zur Begrüßung die Hand entgegen. „Hallo, ich bin Elisabeth. Ich freue mich Sie endlich kennenzulernen.“ Kurz schweigend musterte Selina die neue Frau an Matts Seite. Sie war ganz und gar völlig anders als sie es sich vorgestellt hatte. Elisabeth war ein ganzes Stück kleiner als sie selbst, trug blondes kurzes Haar und hatte blaue Augen. Zu Selinas Verwunderung stellte sie fest, daß Elisabeth Frasier gut und gerne zwischen 7 und 10 Jahren älter war als sie selbst. Das ganze erschien ihr paradox. Verließen Männer ihre Partnerinnen doch meistens für eine jüngere Frau. Hier war es andersrum.

„Hallo, ich freue mich auch Sie kennenzulernen.“ Selina hatte endlich ihr Schweigen gebrochen und schüttelte der Ärztin kräftig die Hand. Matt hatte Yasmin auf den Arm genommen und strahlte über das ganze Gesicht. „Kommt, setzen wir uns. Es gibt hier wirklich sehr leckere Saftkreationen.“

Eine Stunde voller sinnlosem Geplänkel und Smalltalk später hatte Selina endgültig genug. Sie ertrug es schlichtweg einfach nicht mehr mit Matt in einem Raum zu sein.

„Ich sollte jetzt gehen. Hier ist ein PADD. Ich habe alles Wichtige was Yasmin betrifft aufgeschrieben. Bitte halte dich an den Ernährungsplan und an die Tagesstruktur. Yasmin braucht vor allem aber das Zubettgehenritual. Lies ihr bitte jeden Abend eine Geschichte vor. So schläft sie am besten ein.“ Selina überreichte Matt das PADD. „Und bitte halte dich auch wirklich daran!“ Selinas Blick fiel auf Elisabeth. „Ich hoffe, Sie werden darauf achten, daß Matt sich daran hält?“ Elisabeth nickte. „Selbstverständlich!“

„Danke.“ Selina erhob sich und nahm Yasmin noch einmal auf den Arm. Vorsichtig drückte sie sie nochmal an sich und gab ihr mehrere Küsse. „Ich liebe dich und vermisse dich jetzt schon!“ Selina benötigte all ihre Kraft um nicht die Fassung zu verlieren. Leicht feuchte Augen bekam sie aber dennoch. Vorsichtig übergab sie Matt ihre Tochter.

„Danke Selina, daß du mir diese Chance gibst.“ Selina nickte. „Pass gut auf sie auf, hörst du? Wehe, mir kommen irgendwelche Beschwerden zu Ohren!“

„Ich werde alles für sie tun.“ Selina seufzte. Der Abschied fiel ihr immens schwer. Mit einem kräftigen Händedruck verabschiedete sie sich von Elisabeth Frasier und winkte Matt und Yasmin im Gehen noch einmal zu.

Selinas Beine trugen sie schnell aus der Lobby, herunter vom Hotelgelände und blieben erst wieder im Transporterteminal stehen. Der Beamvorgang dauerte nur wenige Augenblicke und noch vor dem Sonnenuntergang befand sich Selina wieder in ihrer Wohnung. Alleine.

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Nach dem Anruf Captain Pratchetts war glücklicherweise nichts weiter geschehen das Vinaras Urlaub hätte stören können. Zumindest nicht die folgenden zwei Tage...

Am dritten stand auf einmal ein ihr bislang unbekannter Captain der Sternenflotte vor der Tür. Er stellte sich als Frederic Barnhelm vor, Kommandant der U.S.S. Schweizer. "Commander, ich weiß natürlich dass mein Schiff nicht mit der Community mithalten kann, Captain Pratchett hat mich bereits über Ihre Entscheidung informiert. Nichtsdestotrotz brauchen wir einen Ersten Offizier, wir haben auch schon einen Kandidaten, doch der steht erst in zwei Monaten zur Verfügung. Mindestens so lange dürfte auch der Bau der neuen Primärsektion dauern, von daher wäre es mir eine Ehre..."

Vinara seufzte. "Haben Sie eine Ahnung was auf der letzten Mission alles geschehen ist? Selbst ich brauche ab und zu mal Urlaub, gerade wenn ich tagelang nicht geschlafen habe."

"Oh, Schlaf werden Sie genügend bekommen, wir begeben uns nicht in solch gefährliche Situationen wie die neuen, großen Schiffe der Sternenflotte. Rein wissenschaftlich gesehen wäre unsere Mission während der kommenden acht Wochen auch alles andere als spektakulär, doch Sie könnten immerhin unter ruhigen Umständen den Alltag als Erster Offizier austesten. Ich habe eine feine Crew, nicht ganz so... ausgeflippt wie die der Community, aber auch keineswegs langweilig. Da der Posten nur vorübergehend wäre würden Sie auch nicht befördert werden, Sie können auch ruhig Ihre blaue Uniform anbehalten, schließlich sind wir ein Forschungsschiff."

Vinara überlegte ein paar Augenblicke lang und sagte dann zu. "Sollte ich aber vor Ablauf der zwei Monate wieder auf meinem alten Posten oder sonstwie anderweitig gebraucht werden, erwarte ich jederzeit von meinen neuen Pflichten entbunden zu werden."

"Selbstverständlich, Commander. Nehmen Sie sich ruhig Zeit Ihre Sachen zu packen, Nummer Eins... Ach ja, das ist Lieutenant Madrik, mein Sicherheitsoffizier." Barnhelm deutete auf einen leicht dickbäuchigen Trill der viel zu freundlich für einen Mann seines Postens wirkte. Er hatte sich während des Gesprächs dezent im Hintergrund gehalten, doch nun als er näher herantrat sah Vinara durch eine Lücke zwischen den beiden Sternenflottenoffizieren eine Gestalt hin- und herhuschen, die sich immer wieder hinkniete und Töne von sich gab wie ein kleines Kind, allerdings mit der Stimme eines Erwachsenen.

"Was tun Sie hier, junger Mann?", fragte Vinaras Ziehvater, welcher ihn durch ein Fenster neben der Tür beobachtete.

"Sand, so viel Sand, ich konnte bisher mindestens fünf verschiedene Arten allein auf diesem Grundstück finden! - Ich korrigiere, sechs!"

Barnhelm und Madrik waren beiseite getreten und Vinara sah nun dass der dritte Mann eine blaue Sternenflottenuniform trug, zu welcher der altmodisch wirkende Tropenhelm einen schon anachronistisch wirkenden Kontrast bot.

"Sie sind der Wissenschaftsoffizier, nehme ich an?", fragte die Andorianerin höflich, während ihr der peinlich berührte Gesichtsausdruck seiner beiden Kollegen nicht entgangen war.

"Ja, Ma'am, Friedhelm Gabler, Lieutenant Friedhelm Gabler, oh Sie können sich glücklich schätzen auf einem Planeten aufgewachsen zu sein auf dem es so viel Sand und Steine in so vielen Erscheinungsformen gibt!"

Vinara seufzte erneut. "Sich glücklich zu schätzen ist eine Emotion zu welcher ich momentan nur eingeschränkt in der Lage bin", meinte sie als sie dem Mann die Hand gab.

"Macht nichts, wenn Sie erst mal meine Sammlung sehen werden Sie anders denken, ich habe auch ein paar Proben andorianischer Erde!"

Vinara nickte nur und bat darum allein gelassen zu werden, um ihre Sachen zu packen. Während sie dies tat überlegte sie, mit welchem Vorwand sie notfalls ihre Verweildauer auf der Schweizer abkürzen würde können...

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Und ewig singen die Wälder Teil 2

„Semil Krulak – der Spacetrain 246 endet hier! Bitte alles aussteigen!“ In wilder Hektik packten die Mitreisenden ihre sieben Sachen zusammen und drängelnden in einer unendlich langen Schlage aus dem Zug. Assjima hatte es nicht eilig. Lakia würde sowieso unpünktlich sein. Das ausgeprägte Zeitgefühl des Vaters war nur an die Jüngere der beiden Schwestern vererbt worden. Erst als fast alle Passagiere draußen waren, nahm Assjima ihre Tasche und den Käfig, in dem Miss Marple und Sherlock Holmes schliefen, aus dem Gepäckfach und stieg auf den Bahnsteig hinaus.

„Da ist sie ja endlich!“ brüllte ein dreistimmiger Kinderchor quer durch die Empfangshalle, und eh sie sich versah, wurde sie von einem lauten, farbenfrohen Getümmel erfasst und beinahe zu Boden geworfen. „Was in aller Welt macht ihr denn hier?“ Assjima hatte wirklich nicht damit gerechnet, die Kinder ihres Bruders schon heute zu sehen. „Papa hat gesagt, dass du heute kommst. Und da hatte ich keine Lust mehr auf Ferien.“ „Nein, ich hatte keine Lust mehr!“ „Aber ich wollte zuerst nach Hause!“ Während die Jungen stritten klammerte sich die kleine Mischka an Assjima fest und flüsterte ihr ins Ohr „In wahr hatte Papp die Idee. Die beiden sind sooooo doof! Und ich freu’ mich ganz dolle, dass du wieder da bist!“ „Ich mich auch, mein kleiner Schatz. Aber wo ist denn der Papa?“ „Der hat nur vergessen, die Blumen zu kaufen“ kreischte Dafu, der Älteste, schadenfroh. „Aber da kommt er schon!“ Und tatsächlich kam in diesem Moment ein großer Blumenstrauß auf zwei Beinen im Laufschritt um die Ecke gebogen. Zwischen den langen Stielen und den bunten Blüten blitzen zwei fröhliche Augen hindurch. „Schwesterchen! Willkommen zu Hause!“ Aki versuchte, sie zu umarmen und geriet dabei in einen blutigen Konflikt mit den Dornen der ansonsten wunderschönen argosinischen Knallrosen. Kurzerhand drückte er den Strauß seinem Ältesten in die Arme, der auch sofort herausfand, warum die Blumen Knallrosen hießen. Unter lautem Getöse zogen die Fünf nun in Richtung Ausgang.

„Ah – da kommt schon unser Taxi!“ Aki stellte Assjimas Tasche ab und winkte einem großen Ambulanzgleiter zu, der kurz darauf mit zischenden Düsen unmittelbar vor ihnen zum Halten kam. Eine sportliche Frau Anfang fünfzig kletterte vom Beifahrersitz herunter. Sie war das ältere Ebenbild Assjimas. „Lakia – hast du dir immer noch keinen eigenen Gleiter angeschafft?“ „Warum sollte ich, wenn sich die Herren in der Klinik darum reißen, mich kutschieren zu dürfen?“ Die Frau zwinkerte dem Sanitäter hinter dem Steuerknüppel verschmitzt zu, bevor sie die Schwester fest an sich drückte. „Es tut gut, dich an einem Stück zu sehen. Deine letzte Transmission hatte mir doch einige Sorgen bereitet.“ Sie schob Assjima ein Stück von sich weg und betrachtete sie prüfend. „Ich kann aber nicht behaupten, dass du gut aussehen würdest. Du bist viel zu blass, Schwesterchen. Vielleicht solltest du dir öfters eine Stunde im Solarium gönnen. Sofern es so etwas auf eurem Blechkasten überhaupt gibt! Aber jetzt erstmal ab nach Hause! Wir werden dich schon wieder hochpäppeln. Es geht doch nichts über frische deltanische Luft und die unglaublichen Kochkünste unserer Schwägerin. Siria hat das Essen bestimmt schon fertig und dein Haus ist auch bereit. Vater und Mutter kommen erst in drei Tagen aus dem Urlaub zurück. Die Kinder und Aki waren ja nicht zu halten, als sie von deiner bevorstehenden Heimkehr erfuhren. Aber du kennst Vater. Er lässt sich wie immer durch nichts von seinen Plänen abbringen.“

Und so ging es fröhlich plappernd in halsbrecherischem Tempo hinaus aus der Stadt.

Nach einer nur zwanzigminütigen Fahrt, die erheblich verkürzt wurde, indem der Fahrer durch den gezielten Einsatz des Martinshorns einen Stau einfach hinwegzauberte, bremste der Gleiter auf dem Hof einer kleinen Häuseransammlung. Ein paar große gelbe Vögel, die am ehesten mit nordamerikanischen Truthähnen zu vergleichen waren, stoben flügelschlagend und laut kreischend davon und eine gescheckte terranische Katze schoss wie eine Rakete den nächst besten Baum hinauf. „Ich sehe, Lakia, du bist immer och für schwungvolle Auftritte zu haben“ lachte Assjima, während sie versuchte mit der kleinen Mischka am Hals hängend aus dem Fahrzeug zu klettern. „Aber sicher doch – und das wird sich sobald hoffentlich nicht ändern. Die Jungs wissen schon, wie sie sich bei ihrer Chefin einschmeicheln können. Belaschk, holst du mich übermorgen früh um acht Uhr wieder ab?“ Der Fahrer schmunzelte „Mach ich Lakia. Aber denke daran, dass du versprochen hast, ein Stück von Sirias Kuchen für mich zu retten. Ich wünsche euch allen einen vergnüglichen Abend!“ Und schon stob der Gleiter wieder davon.

Und es wurde wirklich ein vergnüglicher Abend. Akis Frau Siria hatte sich einmal wieder selbst übertroffen und ein traumhaftes Menü gezaubert. Assjima wurde gründlich von allen Seiten gleichzeitig über die Neuigkeiten der letzten Wochen aufgeklärt und die Kinder demonstrierten stolz die akrobatischen Künste ihrer tellaritischen Springfrösche. Als Mischka dann unter dem Tisch einschlief, steckte Siria die Rabauken ins Bett und es wurde ein wenig ruhiger in dem großen, einfach eingerichteten Raum, der das Herz des Hofes bildete. Assjima sah sich einmal wieder um. In der Mitte des karg möblierten Zimmers stand ein ovaler ausziehbarer Tisch, an dem problemlos bis zu 20 Personen Platz finden konnten. Der Boden war mit dicken weichen Teppichen ausgelegt und im Kamin prasselte ein fröhliches Feuer, denn die Abende auf Delta IV konnten selbst im Sommer recht kühl sein. Nichts hatte sich in den letzten Wochen verändert. Nichts hatte sich hier überhaupt je verändert – solange sie zurückdenken konnte. Dieser Raum war eine der festen, unveränderlichen Konstanten in ihrem Leben. Er bedeutete Heimat. Hier hatte Assjima als Kind ihre Geburtstage gefeiert, hier war sie die Trauzeugin von Lakia und Malik gewesen, hier waren Akis und Sirias Kinder getauft worden und hier wurde im letzten Jahr Maliks alte Mutter zu Grabe getragen. Dieser Raum stand für alles, was ihr wirklich etwas bedeutete. Hier wurde auch ihre Verlobung mit Sikarii gefeiert und hier wurde der Gedenkgottesdienst für ihn gehalten. Dieser Raum war ihr Leben.

„Lakia … wo ist Malik diesmal wieder hin?“ Assjima wusste, dass sie einen wunden Punkt getroffen hatte. Die Schwester schüttelte traurig den Kopf. „Wenn ich es nur wüsste. Ein paar Freunde haben gemeldet, dass sie ihn vor einigen Tagen auf Seyann gesehen hätten. Er sitzt wohl in irgendeiner Spelunke herum und philosophiert über einem Glas saurianischem Brandy. Aber in spätestens einer Woche wird er wieder mit einem Blumenstrauß in der Hand hier antanzen, ein neues Liebesgedicht vortragen und mir von seinen unvergleichlichen neuen und großartigen Plänen vorschwärmen. Und wie üblich werde ich ihm verzeihen. Das ist der Lauf der Dinge – seiner und meiner Dinge. Daran wird sich wohl nie etwas ändern. Doch lassen wir das … es ist eh immer dasselbe mit ihm. Erzähle endlich von deiner letzten Mission!“

„Lasst uns das bitte auf morgen verschieben. Ich bin todmüde.“ Assjima gähnte herzhaft. „Die Geschichte ist zu lang, als dass ich sie heute Abend noch erzählen könnte.“ Der Bruder erhob sich „Soll ich dich rüber fahren? Wir haben den Skooter schon vor deinem Haus geparkt. Dafu wollte ihn unbedingt hinfahren.“ „Danke Aki, aber ich glaube, mir würde der kurze Spaziergang jetzt gut tun. Wir sehen uns morgen wieder.“ Sie schlüpfte in die Schuhe, schulterte ihre Tasche und nahm den Reisekäfig mit den beiden Tribbel in die Hand. In der Tür drehte sie sich noch einmal um: „Danke für den wunderbaren Abend. Es ist schön, wieder bei euch zu sein.“ Dann verließ sie den Raum. Aki schaute ihr nachdenklich hinterher. „Was ist mit ihr, Lakia? Sie war den ganzen Abend ziemlich still.“ „Sie wird es uns erzählen. Bald.“ Lakia dachte an den letzten Brief, den sie von Assjima bekommen und von dem sie Aki nichts erzählt hatte. „Sie wird etwas Zeit brauchen.“

Es war eine kühle Sommernacht und Assjima fröstelte ein wenig. Dennoch sog sie die frische Luft gierig in sich auf und genoss jeden Schritt auf dem weichen Waldboden. Sie kannte jeden Stein, jede Wurzel. Wie oft schon war sie diesen Pfad entlang gegangen. Er führte ein kurzes Stück durch den Wald und schlängelte sich dann entlang des Seeufers. Nach etwa fünfzehn Minuten sah sie die Lichter des Hauses zwischen den Bäumen blinken. Einen Momentlang setzte sie sich auf einen großen Stein und betrachtete ihr Zuhause auf der anderen Seite der kleinen Bucht. Es war ein ziemlich kleines Haus und seine Fassade glitzerte perlmutfarben im Licht der drei sichtbaren Monde. Wie die meisten deltanischen Häuser hatte es einen ovalen Grundriss und runde Formen. Assjima hatte nie verstehen können, warum die Menschen so gerne in viereckigen Schuhkartons wohnten. Nur damit die Schränke besser an den Wänden stehen konnten? Warum nahm man Rücksicht auf seelenlose Schränke, wenn es um das Wohlbefinden an sich ging? Das Haus war doch wie das zweite Gewand seines Bewohners. Wer zog sich schon freiwillig einen Pappkarton an? Unwillkürlich musste sie schmunzeln, als sie sich einige ihrer Kollegen nur in bunten Schachteln bekleidet vorstellte. Lucas und Jerry sahen mit ihrer dunklen Hautfarbe darin besonders gut aus.

Nein, Häuser mussten rund sein. Sie durften keine Ecken und Kanten haben, an denen man sich stoßen konnte. Sie mussten organisch sein, damit man in ihnen frei atmen - damit nicht nur der Körper, sondern auch die Seele in ihnen zur Ruhe kommen konnte.

Doch ihr Haus war mehr als das. Sie hatte es schon als Studentin entworfen und mit Hilfe der Freunde und der Familie selbst gebaut. Zur Hälfte auf dem Land und zur Hälfte auf Pfählen über die Wasseroberfläche hinausgebaut vereinte es die vier Elemente in sich: Wasser, Erde, Luft und Feuer. In den ersten Jahren versuchte Assjima, das unterrepräsentierte Element Feuer durch offene Kamine und Kerzenlicht zu kompensieren doch gelang es Setak vor einiger Zeit, einen künstlichen Kristall zu entwickeln, der in seinem Inneren in Verbindung mit Wasser eine hochenergetische Flamme erzeugte. Der Kristall wurde im Mittelpunkt des Hauses in einem Wasserbecken aufgestellt und versorgte von nun an das ganze Haus mit der notwendigen Energie. Setak hatte monatelang daran gearbeitet und Assjima war über dieses wertvolle Geschenk sehr glücklich, denn erst jetzt war ihr Haus perfekt. So wie der große Raum im Hause der Eltern ihre Geschichte widerspiegelte, symbolisierte dieses kleine Haus am See all ihre Ideen, ihre Träume. Es war fast ein Spiegelbild ihrer Seele.

Ein wenig ehrfürchtig legte Assjima die letzten Meter zurück, betrat die hölzerne Veranda und öffnete die Tür. Siria hatte bereits am Nachmittag den Kristall entzündet, so dass ihr nun helles Licht und wohlige Wärme entgegenstrahlte. Von der Veranda trat man direkt in den großen Allraum hinein, in dessen Mitte der Kristall in allen nur denkbaren Farben schillerte und sein Licht durch die großen Fenster auf den See hinauswarf. Auf der einen Seite befand sich eine kleine Küche, auf der anderen schwang sich eine Wendeltreppe frei nach oben in die Kuppel des Hauses, wo sich ihr Allerheiligstes befand: das Arbeitszimmer mit Bibliothek. Der große Allraum im Parterre beanspruchte mehr als die Hälfte der Grundfläche für sich. Den Rest vereinnahmten ein Gästezimmer und das Schlafzimmer.

Assjima sah sich um. Die Schwägerin hatte wahrhaftig gezaubert. Alle waren sie erst am Vormittag aus dem Urlaub zurückgekehrt und dennoch war kein Körnchen Staub auszumachen. Auf dem Tisch stand ein Strauß frischer Blumen und der Vorratsschrank war voll mit Assjimas Lieblingsspeisen. Nichts davon war aus dem Replikator. Die Kinder hatten sogar eine Girlande aus stark duftenden Blüten gebastelt und über der Türe aufgehängt. Assjima stellte ihr Gepäck ab und ließ sich in den Sessel fallen. „Siria, wie immer du das geschafft hast … ich danke dir.“ Endlich war sie zuhause!

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„Milseya Ranar!“

Irritiert darüber, dass sie jemand mit ihrem Geburtsnamen ansprach (zu sehr hatte sie sich schon an den Familiennamen Thovans gewöhnt), sah sich die Haliianerin zu der Stimme um. Sie war auf so ziemlich auf alles und jeden gefasst gewesen, nur nicht auf den älteren, großgewachsenen Mann mit schlohweißem langem Haar: Maximilian Nerves. Ungläubig starrte sie ihren ehemaligen Fluglehrer an.

„Sieh mich nicht so entgeistert an, junge Dame! Dachtest du wirklich, du könntest klammheimlich nach San Francisco kommen und dich nicht bei uns blicken lassen!“, schmunzelte er, während er ihr die Tasche abnahm.

„Max!“, flüsterte sie fassungslos, während es in ihrer Nase zu kribbeln begann.

Die Beiden standen sich ewig erscheinende Momente im Terminal gegenüber, bis Nerves schließlich seine Arme ausbreitete. „Komm her, Kleines“, sagte er leise. Milseya fiel ihm überglücklich in die Arme. Der Mann drückte sie fest an sich. „Ich bin so froh, dass du es geschafft hast!“, flüsterte er. Milseya schluchzte leise auf.

Maximilian Nerves! Ihr ehemaliger Fluglehrer an der Akademie und zugleich ihr Mentor, Ratgeber - und väterlicher Freund. Mit ihm hatte sie sich während ihrer Ausbildung hitzige Wortgefechte und erbitterte Flugkämpfe geliefert. Er war der Einzige an der Akademie gewesen, der ihrem impulsiven, oft genug starrköpfigen Temperament hatte Paroli bieten können und damit exzellent umzugehen gewusst hatte. Was im Nachhinein betrachtet, eigentlich kaum verwunderlich war - schließlich war seine Frau Nahima auch Haliianerin.

Aber so sehr sie sich oft gestritten hatten - es war auch Nerves gewesen, der sie ständig gefördert und gefordert hatte. Recht früh hatte der Fluglehrer ihr Talent erkannt, stets mehr verlangt von ihr verlangt, als von allen anderen Kadetten. Er hatte sie zu Höchstleistungen angetrieben, hatte ihr all sein Wissen vermittelt - und sie schließlich auch für das Issey-Nahyarto-Sikkah-Flugmanöver vorgeschlagen.

Milseya hatte höchsten Respekt vor ihm - nicht nur, weil er ein ausgezeichneter Pilot und Lehrer war, sondern auch, weil er immer für sie da gewesen war. Sie schätzte seinen Rat (an sich war er - bis auf eine weitere Ausnahme - der Einzige von dem sie einen Rat annahm) und hatte diesen auch meist befolgt.

Tiefe Dankbarkeit durchströmte Milseya, als sie sich daran erinnerte, wie er und seine Frau sich um sie gekümmert hatten, als ihre Mutter getötet worden war... Sie liebte Nerves wie den Vater, den sie nie kennen gelernt hatte...

„Scht... Schon gut, Kleines“, beruhigte Nerves sie, während er sie weiter fest hielt. „Es ist alles wieder gut!“ Er spürte, wie das Schluchzen nach wenigen Momenten nachließ. Dann drückte er die kleine Frau ein wenig von sich weg und sah in das verheulte Gesicht Milseyas. Er seufzte.

„Nahima wird mich umbringen, wenn sie sieht, dass ich dich zum Weinen gebracht habe“, grinste er.

Milseya lachte kurz auf. „Dann sollten wir es ihr nicht sagen“, erwiderte sie, während sie die Tränen wegwischte.

Er lachte ebenfalls auf. „Als ob man irgendetwas vor Nahima verbergen könnte!“

Dann wurde er ernst und sah seine ehemalige Musterschülerin traurig an. „Milseya .. es tut mir sehr leid um Thovan und das Baby“, sagte er mitfühlend. Sie nickte. „Er hätte dir gefallen“, sagte sie leise nach ein paar Momenten. „Da bin ich mir sicher“, antwortete Nerves.

Milseya hatte sich wieder im Griff, aber ... „Woher weißt du? Ich meine, dass ich.. von Thovan .. oder dass ich heute hier ankommen würde?“ Sie hatte niemanden kontaktiert. Keiner (so dachte sie jedenfalls bis jetzt) wusste von ihrer Rückkehr. Nerves grinste sie an.

Milseya verstand. „Gibt es eigentlich irgend jemand, der dir keinen Gefallen schuldet?“, fragte sie spöttisch.

„Nicht, wenn er irgendwas mit Fliegerei zu tun hat!“ erklärte er schmunzelnd.

Sie senkte ein wenig schuldbewusst den Kopf. „Max? Ich wäre wirklich nicht zu euch gekommen“. Sie hob wieder ihren Kopf und sah ihrem Mentor in die Augen. „Ich wollte euch nicht in Schwierigkeiten bringen.“

„Das dachten wir uns bereits - deshalb bin ich ja hier. Wir wissen, was vorgefallen ist, Kleines. Aber wie konntest du nur glauben, dass wir dich nicht unterstützen würden!“ Er sah auf seine Uhr. „Doch lass uns das morgen besprechen“, erklärte er. „Wir sollten gehen. Wir sollten gerade heute nicht zu spät kommen“, fügte er an.

Verständnislos sah ihn Milseya an. „Ich verstehe nicht ganz.“

Der ältere Mann hob verwundert eine Augenbraue. „Welcher Tag ist heute, Mili?“

„Dienstag.“

Er seufzte laut auf. „Du hast es vergessen, nicht wahr? Heute ist Batarael!“

Heute? Milseya schüttelte den Kopf. Das hatte sie tatsächlich vergessen! So weit der Sandplaneten weg lag, ihr Zeitgefühl hatte sie einfach noch nicht wieder erlangt. Schleunigst machten sich die Beiden auf den Weg - sie wussten, dass Nahima es ihnen nie verzeihen würde, wenn sie ausgerechnet heute zu spät kämen und keiner wollte das Opfer einer ihrer berühmt-berüchtigten Wutanfälle werden.

Als sie vor dem Haus ankamen, dass Maximilian und Nahima seit mittlerweile über 40 Jahren bewohnten, hatte Milseya zum ersten Mal seit sie auf der Erde war, das Gefühl wieder wirklich daheim zu sein. Das Haus barg so viele Erinnerungen, so viele vertraute Eindrücke. Sie hatten kaum die Türe geöffnet, als sie Nahimas Stimme hörten, die jemanden gebieterisch anwies, auf keinen Fall die Bowle auf dem Weg in den Garten fallen zu lassen, denn sonst ..

Verwundert sah Milseya Nerves an. „Wer ist denn noch hier?“ Noch bevor er antworten konnte, rauschte Nahima bereits in das Zimmer. „Milseya!“ Sie breitete ihre Arme aus und drückte die jüngere Frau fest an sich, bevor sie Milseyas Kopf in ihre Hände nahm und ihre Stirn an die ihrige drückte. „Jomiael Batarael!“, begrüßte Nahima sie. Milseya schluckte die aufsteigenden Tränen herunter. „Jomiael Batarael, Nahima“, flüsterte sie.

„Mein Gott, wie du nur ausschaust!“, empörte sich Nahima, als sie Milseya eingehender betrachtete und warf einen vorwurfsvollen Blick zu Maximilian. „Eure Sternenflotte macht aus dem schönsten Gesicht eine Fratze.“ Nerves zuckte nur mit den Schultern, da er wusste, dass seine Frau gerade erst mit ihrer Tirade begonnen hatte. „Sieh dir nur deine Haltung an..“, wetterte Nahima weiter, als sie um Milseya herum schritt. „Wie lange hast du nicht mehr trainiert? Und komm mir nicht mit dem Argument, du hättest keine Zeit dazu gehabt... es gibt keine Ausreden! Und dann diese Haare! Mein Gott, ich mag mir nicht einmal vorstellen, wie dein Körper unter der Kleidung aussieht. Du siehst entsetzlich aus!“ Dann trat die resolute Frau vor Milseya und sah ihr in die Augen. „Aber du lebst“, flüsterte sie glücklich lächelnd, bevor sie Milseyas Hand ergriff und mit ihr in Richtung Garten ging.

Fassungslos schlug Milseya die Hände vors Gesicht. In dem traditionell dekorierten Garten tummelten sich Personen, die sie seit Jahren nicht mehr gesehen hatte - ihre Freunde von der Akademie, die Fliegerstaffel ihres Jahrganges, Freunde aus ihrer Kindheit .. sie waren beinahe so gut wie alle da. Ungläubig schüttelte Milseya ihren Kopf und sah zu Maximilian. „Das war nicht meine Idee gewesen“, erklärte er. „Als einige erfuhren, dass du wieder da bist, haben sie die anderen kontaktiert und beschlossen, dich willkommen zu heißen. Den Rest hat Nahima arrangiert.“

Für eine Antwort blieb ihr keine Zeit, denn einige hatten bereits regelrecht den Balkon gestürmt und das große Hallo mit vielen Umarmungen, Tränen und Lachen begann. Sie zogen Milseya in den Garten und brachten sie zu den anderen Gästen, wo sich das Ganze immer wieder wiederholte.

Endlich fand Milseya Zeit sich mit ihren engsten Freunden zu unterhalten. Sie zogen sich in einen Winkel des Gartens zurück. Immer noch überwältigt von dem Empfang, sah sie in die kleine, vertraute Runde. „Ihr seid vollkommen verrückt!“, erklärte sie, was bei ihren Freunden nur ein lautes Lachen auslöste. „Aber wie? Ich meine, woher wusstet ihr es?“

Marcus grinste sie an. „Du meinst, abgesehen davon, dass wir deinen Namen auf der Mannschaftsliste der Community gelesen haben? Nun ja, vor ein paar Tagen hat sich jemand nach dir erkundigt.. ein Dray.. May ..“

„Gray. Dorian Gray“, warf Milseya ein. Erstaunte Blicke aus der Runde baten um eine Erklärung, die sie ihnen nicht gab.

„Jedenfalls haben wir ihm nichts gesagt“, erzählte Timothy weiter.

„Und habt ihn damit wahrscheinlich an den Rand der Verzweiflung getrieben“, schmunzelte Milseya.

„Gut möglich!“, erwiderte Timothy. „Nur Bethany konnte natürlich nicht ihren Mund halten!“

„Das ist gar nicht wahr!“, verteidigte sich diese aufgebracht. „Ich habe ihm lediglich gesagt, dass du Opern magst. Besonders diese eine. Der Kerl hat wirklich nicht locker gelassen, da ist mir nichts anderes eingefallen.“

„Dann verdanke ich dir also diesen wundervollen Abend in Verona“, erklärte Milseya und seufzte laut, als die Erinnerungen hoch stiegen.

„Das klingt nach einer sehr interessanten Geschichte“, meinte T'Sik und hob neugierig eine Augenbraue.

„Nicht für Vulkanier!“, lachte Milseya.

„Ich hab Hunger“, maulte Bethany und sah vorwurfsvoll Marcus an.

Dieser verdrehte die Augen und seufzte. „Schon gut! Na, kommt. Ich bin mir sicher, Nahima hat sich wieder einmal selbst übertroffen!“

Die Gruppe setzte sich in Bewegung, als Timothy Milseya am Arm packte. „Lass uns reden!“, bat er sie und deutete mit einem Kopfnicken in den hintersten Teil des Gartens, wo „ihre“ Bank stand.

„Die beiden Pins stehen dir gut!“, erklärte Milseya lächelnd, als sie sich setzte.

„Wärst du nicht fortgegangen, dann hättest du vermutlich schon lange auch zwei“, gab Timothy zurück.

Sie seufzte. „Und vielleicht habe ich bald keinen mehr.“

Er schüttelte den Kopf. „Wie konnte das nur geschehen, Mili? Was ist mit dir passiert? Ich hätte jeden anderen von uns eher vor einem Sternenflottengericht vermutet - aber dich? Bei all deinem Temperament warst du dennoch immer die gewesen, die ihre Angelegenheiten stets auf die korrekte Art gelöst hat.“ Er nahm ihre Hand und drückte sie.

„Ich weiß es nicht, Tim. Im Nachhinein kann ich es mir selber nicht erklären. Ich weiß nur, dass es mir damals als das einzig Richtige erschienen ist. Du weißt nicht, wie es dort war...“ Sie stockte.

„Ich verurteile dich nicht, Mili. Du weißt, dass ich das nie könnte .. Max hat mir einiges erzählt. Ich verstehe deine Wut, deinen Wunsch nach Vergeltung .. Wäre ich dort gewesen, dann hätte ich ihn ..“

Sie unterbrach ihn scharf, da sie wusste, was er sagen wollte. „Das war nie eine Option, Timothy. NIEMALS!“

Der Mann erschrak über den harten Tonfall, den er noch nie bei seiner engsten Vertrauten gehört hatte. Plötzlich wurde ihm klar, wie sehr sie sich verändert hatte. Sie war nicht mehr nur die lebenslustige, impulsive Frau von früher, mit der er mehr als nur 'Pferde gestohlen' hatte. Zum ersten Mal entdeckte er einen bislang unbekannten Teil ihrer Persönlichkeit. War das die bajoranische Hälfte? Er betrachtete Milseya aufmerksam. Das war etwas Hartes, Unnahbares an ihr.. Wie tief muss sie verletzt worden sein? fragte er sich. Wie viel kannte er noch nicht an ihr - trotz des Gefühls sie in- und auswendig zu kennen?

„Entschuldige!“, erwiderte er. „Ich hatte es vergessen.“

„Nein, es tut mir leid, Tim. Ich hätte dich nicht so anfahren sollen“, entschuldigte sich Milseya. „Es hat sich einiges verändert... ich habe mich verändert.“ Sie seufzte.

„Möglich. Vielleicht hast du aber auch nur eine Seite an dir entdeckt, die du bislang nicht kanntest.. oder nicht akzeptiert hast“, sprach Timothy seine Gedanken laut aus.

Verwundert sah sie an. „Du denkst, dass ich mein bajoranisches Erbe entdeckt habe?“ Er nickte.

Milseya dachte nach. „Ich habe diesen Teil in mir nie verleugnet, Tim. Aber das bajoranische Denken, ihr Glaube - damit habe ich nie etwas anfangen können. Es war mir immer fremd. Daher weiß ich es einfach nicht. Doch wenn du Recht hast, wenn dies ein Teil meiner Selbst ist, dann bedeutet es auch, dass ich es es jederzeit wieder tun würde.“

„Das hoffe ich nicht“, erwiderte der Mann. „Um deinetwegen - und um unsertwegen!“

„Euretwegen?“

Er seufzte auf. „Als wir - Marcus, Bethany, T'Sik, Antoine, Kathlin und all die anderen, ja selbst Max - erfahren hatten, dass du vor Gericht gestellt wirst, da haben sie dem Oberkommando Mitteilungen geschickt, in denen sie ein gutes Wort für dich einlegen. Wir alle haben für dich die Hand ins Feuer gelegt und beschworen, dass dein Verhalten nur mit den extremen Umständen und mit der schweren psychischen Belastung durch den Tod deines ..“ Er hielt inne. Der Gedanke war noch so neu für ihn. Sie war verheiratet gewesen. Mit einem anderen Mann. Ein seltsames Gefühl! „..Mannes und deines Kindes zu erklären sei.“

„Ihr habt was getan?!“ Entsetzt war Milseya von der Bank aufgesprungen. „Habt ihr denn alle den Verstand verloren? Wir haben uns zwei, wenn nicht drei Jahre lang nicht gesehen! Wie könnt ihr mich beurteilen? Wie konntet ihr nur für mich Zeugnis ablegen?“, erregte sie sich.

„Das spielte für uns keine Rolle.“, versuchte Timothy sie wieder zu beruhigen. „Vergiss nicht, wir alle stehen mehr oder weniger in deiner Schuld.“

Milseya schüttelte den Kopf. „Ihr schuldet mir gar nichts! Nicht das Geringste! Ihr hättet das nicht tun sollen. Verdammt, was habt ihr euch dabei gedacht?“

„Seyanan..“

„Nenn mich nicht so!“, fuhr sie ihm über den Mund und bedauerte es im gleichen Augenblick. Er hatte sie früher so genannt, aber mittlerweile (so empfand sie es) hatte nur noch Thovan (und Dorian?) das Recht, sie so zu rufen. „Bitte verzeih! Es ist nur so, dass .. dass .. ach, ich weiß auch nicht. Das alles ist irgendwie einfach zuviel.“ Milseya ließ sich auf die Bank fallen und rieb mit ihrer linken Hand ihre Stirn.

Timothy rutschte zu ihr hin, drehte ihren Oberkörper zu sich hin und legte seine Stirn auf ihre. „Schon gut“, flüsterte er, während er in ihre Augen sah.

„Ach, Oumriel“, seufzte sie leise.

„Bin ich das noch?“, fragte Timothy

„Du warst der Erste“, lautete die unerwartete Antwort.

„Gibt es jetzt noch einen?“ Zögern.

„Ja. Auch er hat überlebt.“

Er schloss die Augen, hob zu einer Antwort an, aber es kam kein Ton über seine Lippen.

„Er ist anderes.“, sagte Milseya

„Ward ihr..? Habt ihr..?“

„Nein. Diese Grenze haben wir nie überschritten.“

Timothy wusste nicht, ob er darüber erleichtert sein sollte. Er wusste nicht, was er empfinden sollte. Die Verbindung zu Milseya bedeutete ihm unendlich viel. Sie hatte nie aufgehört - auch nicht nachdem ihre Beziehung in Freundschaft beendet worden war. Dennoch versetzte es ihm einen Stich, dass es nun jemand anderen gab, der ebenfalls so mit ihr verbunden war, selbst wenn er wusste, dass er keinerlei alleinige Rechte darauf hatte. „Ich würde ihn gerne kennen lernen“, meinte er schließlich.

Sie lachte leise auf. „Damit ihr über mich tratschen könnt?“

Er grinste. „Ich könnte mir schlimmere Gesprächsthemen vorstellen.“

„Es ist soweit, Milseya!“, rief Nahima. Die Beiden sahen sich einen Augenblick an – so, wie sie sich schon sehr oft angesehen hatten. Timothy hauchte Milseya einen Kuss auf die Stirn, bevor sie sich erhoben und zurück gingen.

Die Gäste hatten es sich bereits auf den vielen Decken auf dem Boden bequem gemacht und sahen erwartungsvoll zu Milseya, die zu der großen Kerze, die in der Mitte des Gartens aufgestellt war, ging. Nahima reichte ihr einen Span, an dem eine kleine Flamme loderte, mit dem sie schließlich die Kerze anzündete und dann begann mit geschlossenen Augen den traditionellen Horath zu singen ....

.... Jomiael hahnalia ma marou natalia ... Rumael tavariel fatra di va Jomiael...

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Hanni hatte Jeremiah dazu überredet, mit ihr Surfen zugehen. Obwohl er eigentlich nicht surfen konnte, hatte Jerry ihr zugestimmt, da er dachte, dass das recht einfach sei. Doch die Wellen, die bis zu sieben Meter hoch werden konnten, brachten ihn schnell wieder zurück auf den Boden der Tatsachen oder besser gesagt ins Wasser. Nachdem schon zehnmal hintereinander ins Wasser gefallen war, paddelte Jerry frustriert wieder in Richtung Strand.

Hanni folgte ihm und fragte: „He, was ist denn los?“ „Mein Bedarf an Meerwasser ist für heute gedeckt. Ich bin ja schließlich keine Nudel.“, bemerkte Jeremiah leicht angesäuert. Hanni verstand sofort, worum es ging. „Ich dachte du kannst surfen, sonst hätte ich es dir beigebracht.“ „Und ich habe gedacht, dass ich Surfen schnell per Learning by doing meistern kann. Aber es ist schwerer als es aussieht.“ Hanni gab ihren Freund einen Kuss, grinste dann und erwiderte: „Das hättest du dir doch denken können, mein Lieber.“

Um das Thema zu wechseln, bemerkte Jerry: „Was hältst du davon, wenn wir eine Kleinigkeit essen.“ Seine Freundin nickte: „Gute Idee. Räumst die Surfbretter weg, ich muss noch was holen.“ Schelmisch fügte sie noch hinzu: „Oder willst du heute doch noch ein paar Mal im Wasser landen.“ Das Jeremiah wortlos sich ein Surfbrett schnappte und in Richtung des Strandhauses lief, war für Hanni Antwort genug.

Wenig später war auch Hanni wieder zurück, bewaffnet mit einen mittelgroßen Picknickkorb. Es gab Sandwichs und Chicken Wings, zum Trinken gab es Apfelschorle. Doch die größte Leckerei war das Dessert, Vanilleeis mit etwas Rum übergossen und mit Schlagsahne, Annanasstücken und Schokostreuseln garniert. Nach den Mittagessen ruhten sich die beiden Turteltäubchen erst ein wenig im Schatten aus, bevor sie schwimmen gingen, da Hanni die zusätzlichen Kalorien abtrainieren wollte.

Gegen Abend waren dann die beiden zum Haus der Stevensons zurückgekehrt und saßen nun aneinander gekuschelt auf der Veranda und beobachteten den Sonnenuntergang. Nachdenklich strich Jerry seiner Freundin übers Haar und fragte: „Und wie geht es dir.“ „Ganz gut. Weißt du, ich brauche eigentlich nur Sonne, Sand und Meerwasser. Gestern habe ich auch meine Erlebnisse auf diesen Höllenplaneten, wie ich ihn nenne, aufgeschrieben Nicht in einen nüchternen Bericht fürs Oberkommando, sondern in meinen Tagebuch.“ Jeremiah nickte nur: „So richtig handschriftlich?“ „Natürlich handschriftlich. Was dachtest du denn?“ „Meine Schwester malt Bilder bzw. zeichnet Grafiken.“

Jerry lächelte kurz und fragte dann: „Kann ich es lesen?“ „Was willst du denn lesen?“ „Dein Tagebuch.“ Halb entrüstet, halb amüsiert, löste sich die junge Frau von ihren Freund, nahm ein Sitzkissen von einen Stuhl und warf es ihm ins Gesicht. „Neugierig bist du wohl gar nicht, Hase.“

Jerry versuchte sein unschuldigstes Grinsen aufzusetzen, was aber nach dem Kissentreffer sehr schwer fiel. „Nein, natürlich nicht.“ Aber schnell hatte er sich das Kissen geschnappt und zurückgeworfen. Sekunden später fand auf der Veranda eine Kissenschlacht statt. Doch schon nach einigen Minuten war der „Kampf“ auch schon wieder vorbei, denn Jeremiah hatte sich todesmutig ins „feindliche Lager“ gewagt und der dortigen Kommandantin einen Friedensvertrag angeboten, der angenommen und mit einen Kuss besiegelt wurde.

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Schuld und Sühne – Teil 1

Hotel Egrimo – Betazed City – Betazed

Lt. Bishop stand auf dem Balkon seines Hotelzimmers und beobachtete das bunte Treiben auf den Straßen. Betazed war ein schöner Planet, er wirkte so friedlich und idyllisch – man konnte kaum glauben, dass das Dominion beinahe alles ausgelöscht hätte. Doch trotz der beruhigenden Umgebung mit den großen Seen, den vielfältigen Pflanzen und dem angenehmen Klima, fühlte sich Lucas unwohl. Den Grund hierfür kannte er nicht, vielleicht lag es an dem Wiedersehen mit seiner Mutter oder an den telepathisch begabten Betazoiden. Gedankenleser waren dem Sicherheitschef nicht so ganz geheuer, wer konnte denn wissen, dass sie keine privaten Gedanken lesen. Lucas hatte die Überzeugung, dass seine Gedanken keinen Anderen etwas anzugehen hatten. Seine Gedanken waren eh uninteressant, er hatte eine Schuld auf sich geladen und musste nun versuchen eine Beziehung zu retten. Eine ganz besondere Beziehung, die von Mutter und Sohn!

Neugierig beobachtete Lucas die belebten Straßen, auf denen sich viele fremde Lebewesen tummelten. Hauptsächlich waren Betazoiden unterwegs, zwischendurch konnte man ein paar bolianische Touristen erkennen. Dickliche blaue Glatzköpfe mit Badelatschen, kurzen Hosen und Holokameras waren einfach nicht zu übersehen. Bishop musste lachen und tat es so laut, dass er beinahe die Nachbarn geweckt hätte. „Was ist denn los, mein Bärchen?“ hörte er die sanfte Stimme von Nanni aus dem Innenraum des Zimmers rufen. „Alles in Ordnung, meine Süße…“ antwortete Lucas behutsam und hoffte, dass er seine Freundin nicht geweckt hatte. Aber Nanni war leider durch seinen kleinen Lachanfall wach geworden, doch sie verzieh ihrem Freund. Lucas hatte schon länger nicht so herzlich gelacht und die momentane Situation war alles Andere als komisch. Nanni rollte sich auf die Seite und schaute in Richtung Balkon, dann rief sie süffisant: „Lucas komm wieder ins Bett, ich warte auf Runde 2!“ Lt. Bishop antwortete unabsichtlich mit einem Grienen seinerseits. „Nanni hast du nicht genug? Denk doch an die anderen Hotelgäste“ entgegnete Lucas und erinnerte sich an die letzte Nacht. Sein linkes Ohr hallte immer noch von dem lauten Organ seiner Freundin, dass sich zu verstärken schien während eines ….

In diesem Moment aktivierte sich das Terminal in der Nähe des Bettes und die Schrift „Incoming Message“ blinkte rot auf. Nanni schaute das Nachrichtenterminal böse an, am liebsten hätte sie es mit der Kraft ihrer Gedanken zerstört. Diese eingehende Nachricht hatte ihr Verlangen nach der körperlichen Nähe ihres Freundes gestört, nein sogar dreist verhindert. Lucas war sofort hereingestürmt, hatte zuerst Nanni angesehen sich dann aber für das blinkende Ding entschieden. Es war eine Nachricht von Larson, dem neuen Ehemann von Lucas Mutter. Aber was in der Nachricht stand, gefiel dem Sicherheitschef gar nicht. Seine Mutter wollte Larson zum ersten Treffen mit Lucas schicken, weil sie mental noch nicht bereit war ihren Sohn zu sehen. Zu sehr war sie enttäuscht gewesen. Larson war ein sehr direkter Vertreter seiner Spezies, den Betazoiden, dass schlug sich auch in den Worten und Zeilen seiner Nachricht nieder.

Wütend drückte Lucas die Buchstabenketten weg und am liebsten hätte er den ganzen Monitor über den Balkon fliegen lassen. Nanni kannte diese Geste von Lucas, als er das Terminal ausschaltete. Langsam rutschte sie zum Fußende des Bettes, um ihr Schlafgewand zu holen, damit sie nicht nackt aufstehen musste. Lucas saß immer noch regungslos vor dem Bildschirm und starrte auf die schwarze Fläche. Nanni näherte sich behutsam von hinten und legte ihrem Geliebten ihre Hände auf die Schultern und drückte sanft zu. Lucas spürte die liebevolle Geste von Nanni, aber konnte sie im Moment nicht erwidern. Die Worte von Larson hatten ihn schwer getroffen, sie hatten sich in seine Seele gebrannt wie ein Brandeisen in die Haut eines Rindes. Bishop hatte viel erwartet, aber das er erst den neuen Mann seiner Mutter überzeugen musste ihm zur Verzeihen, damit hatte er nicht gerechnet.

„Lucas, was ist denn mit dir?“ hauchte ihm Nanni mitfühlend ins Ohr und umarmte ihn von hinten. Schlagartig drehte sich Lucas auf dem Stuhl herum, blickte Nanni ins Gesicht und sah sie mit feuchten Augen an. Die Biologin schaute ihren Freund erschrocken an, was war bloß los mit ihm? Sie wollte gerade etwas sagen, als ihr Bishop zuvorkam und Nanni eine ganz schlimme Frage stellte. „Bin ich ein Monster?“ fragte Lucas und sah emotionslos zu seiner Freundin. Nanni war entsetzt und vor lauter Schreck entfernte sie sich ein paar Schritte von ihm. „Du bist doch kein Monster… Wie kommst du denn nur auf so was?“ antwortete Nanni traurig, weil ihr Lucas leid tat. „Monster sind schlecht und werden stets bestraft“ war die ernüchternde Antwort. Nanni fing an zu weinen, ging auf den Sicherheitschef ihres Herzens zu und küsste ihn. Anders wusste sie sich in diesem Moment nicht zu helfen. Doch diesmal erwiderte Lucas ihren Kuss nicht, stattdessen stieß er sie weg. Diese Geste versetzte Nanni einen Schrecken und eine seelische Wunde. „Da siehst du, dass ich ein Monster bin…“ brüllte ihr Bishop entgegen, rannte aus dem Hotelzimmer und schlug die Tür hinter sich zu. Nanni stand fassungslos da und schaute ihrem Freund verdutzt hinterher, erst nach einer Weile fiel sie weinend aufs Bett.

- wird fortgesetzt –

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Das Gebäude war immer noch genauso beeindruckend wie damals, als sie zum ersten Mal davor gestanden hatte. Wie lange war das jetzt her? Fünf Jahre? Sechs? Und wie überglücklich hatte sie sich damals als frisch gebackener Kadett gefühlt! Wie stolz war sie an diesem Tag gewesen zur Sternenflotte dazu zu gehören!

Und heute? Das Gebäude strahlte immer noch die Erhabenheit und die Stärke eines Machtzentrums aus. Aber SIE hatte sich inzwischen verändert. Nachdenklich betrachtete Milseya das Gebäude, in dem sich heute ihr Schicksal entscheiden würde. Waren diese Gefühle des Glücks und des Stolz von damals noch da?

Maximilian Nerves betrachtete die junge Frau von der Seite. Was mochte wohl gerade in ihrem Kopf vorgehen? Er konnte keinerlei Gefühlsregung auf ihrem Gesicht erkennen. In den letzten zwei Tagen hatten sich die Beiden intensiv mit allem was auf dem Sandplaneten und danach geschehen war, auseinandergesetzt. Er hatte ihr zugehört, sie zurecht gewiesen, sie angeschrien, sie im Arm gehalten, sie getröstet, sie verstanden. Und dennoch, jetzt wo sie hier standen, wusste er nicht was in Milseya vorging. Er hatte nicht die geringste Ahnung, ob sie sich verteidigen würde, ob sie kämpfen würde, ob sie dafür gerade stehen würde oder ob sie einfach aufgeben würde.

„Lass uns rein gehen“, forderte Nerves sie auf.

Milseya nickte stumm, während sie begann trotz der sommerlichen Temperaturen zu frösteln.

Selina saß auf ihrem Balkon und nippte an der dampfenden Tasse Kaffee. Die Sonne ging langsam auf und erhellte die gesamte Umgebung mit ihren Sonnenstrahlen. Selina hatte wenig geschlafen. Zu sehr fehlte ihr ihre Tochter und zu sehr beschäftigten sich ihre Gedanken mit der bevorstehenden Anhörung. Was würde sie erwarten? Und vor allem, wie würde es ausgehen?

Selina schüttelte den Kopf. Es brachte einfach nichts sich verrückt zu machen. In wenigen Stunden begann die Show. Mit einem Ruck erhob sie sich und nahm erstmal eine ausgiebige Dusche.

Die Sonne strahlte kräftig vom Himmel und verwöhnte die Bevölkerung von San Francisco mit ihrer Wärme. Selina betrat das Hauptquartier um sich in die Höhle des Löwen zu begeben. Zu ihrer Überraschung stand an einem Wegweiser, auf dem sämtliche Büros und Abteilungen verzeichnet waren, eine ihr bekannte Person. Es war John Gilmore. Selina fragte sich, was er hier wollte und ging auf ihn zu.

„Dr. Gilmore! Was machen Sie denn hier?“ John war in seinen Gedanken vertieft gewesen. Fieberhaft suchte er nach dem richtigen Büro. Er hatte von der Anhörung gehört zu der Milseya musste und er wollte sie unbedingt begleiten und für sie da sein. Immer noch leicht abwesend drehte er sich zu der Person um, die ihn angesprochen hatte. Ungläubig starrte er in Selinas Gesicht. Was machte sie nur hier? Seine Augen tasteten jeden Zentimeter der 1. Offizierin ab und er spürte, wie sein Herz ein wenig schneller schlug. Mein Gott! War dieser Frau eigentlich bewusst, wie schön sie war? John fühlte sich nicht in der Lage seinen Blick von ihr abzuwenden oder sich wieder auf den eigentlichen Grund seines Hierseins zu konzentrieren. Nach einer halben Ewigkeit fand er endlich seine Sprache wieder.

„Nun .... also ..... ich habe von der Anhörung gehört und wollte Milseya eigentlich unterstützen.“ Selina lächelte. „Das ist sehr schön, daß Sie Ihre Freundin so sehr unterstützen.“ Johns Gedanken rasten. Hatte sie das Wort „Freundin“ eben speziell betont? Oder bildete er sich das nur ein? Ganz gleich, wie sie es gemeint hatte, er fühlte sich genötigt das richtig zu stellen.

„Ja genau. Mili ist meine Freundin .... eigentlich viel mehr ... sie ist meine kleine Schwester. Wissen Sie, ich muss ständig den großen Bruder für sie spielen, sonst ist sie verloren.“

Selina verkniff sich ein Lachen. „Ich verstehe. Dann sollten wir uns beeilen. Die Anhörung wird bald beginnen.“ Selina deutete John an ihm zu folgen. Immer wieder sah sie ihn aus ihren Augenwinkeln heraus an. Der Arzt trug keine Uniform sondern ein schwarzes enganliegendes Shirt und dazu perfekt sitzende Jeans. Selina mochte es kaum glauben, daß da absolut nichts sexuelles zwischen ihm und Milseya lief. Entweder war Milseya blind oder hatte einen komplett anderen Männergeschmack als sie ....

„Die Anhörung ist im 1. Stock“, erklärte Nerves und drehte sich um zu Milseya.

Jeder Schritt fiel der Hallianierin unendlich schwer. Immer wieder musste sie den Impuls auf der Stelle kehrt zu machen und davon zu laufen, überwinden. Und das Frösteln hatte zugenommen, seit sie das kühle Gebäude betreten hatten.

„Komm endlich, Kleines. Es wird keinen guten Eindruck machen, wenn du zu spät kommst“, wurde er ungeduldig. Dann fiel ihm ihr Gesichtsausdruck auf – sie hatte Angst! Nein, das war regelrechte Panik! Er hatte das noch nie bei ihr gesehen! Er ging zu ihr, nahm sie in den Arm. „Ganz ruhig, Milseya!“, flüsterte er, während er den regelrecht erstarrten, kalten Körper fest hielt.

„Ich kann nicht“, presste Milseya hervor.

„Du kannst und du wirst! Ich erwarte, dass du dich dem stellst!“, befahl er mit leiser Stimme. Dann löste er die Umarmung. „Beweg dich!“

Milseya stolperte vor, die Beine gehorchen dem Befehl, überwanden ihren eigenen Willen. Immer sicherer, immer schneller, bis sie um eine Ecke bog und mit voller Wucht in einen Körper rannte.

Auf dem Weg zum Büro hatte Selina noch einen alten Bekannten getroffen. John wartete geduldig einige Schritte entfernt. Selina beendete das Gespräch und deutete John an, weiter geradeaus zu gehen. Sie lief ihm hinterher und nutzte die Gelegenheit ihm auf seinen Hintern zu starren. "Da vorne rechts rum." John drehte sich zu ihr um, lächelte sie kurz an und stieß mit jemanden zusammen. "Auaaaaa!" Ein wenig verärgert sah John auf die Person die ihn angerempelt hatte. "Milseya! Da bist du ja!" Sein Ärger verschwand sofort aus seinem Gesicht und leicht besorgte Gesichtszüge machten sich breit. Selina schloß zu der kleinen Gruppe auf und schaffte es endlich ihren Blick von Johns Hinterteil zu lösen.

„John?“ Milseya war verwirrt. „Was machst du hier?“ Da fiel ihr Blick auf die Frau, die sich ihnen näherte. Commander Kyle! Was tat sie denn hier? Und starrte sie etwa gerade auf Johns Hintern? Milseya war völlig irritiert. Was war hier los? „Commander!“

John wollte Milseya gerade antworten als ihm Selina zuvorkam. "Fähnrich Anquenar! Schön, das Sie auch schon da sind. Ich wurde ebenfalls zu dieser Anhörung vorgeladen. Ich muss mich dafür verantworten weil ich Sie nicht an Ihrem Handeln gehindert habe ...... und Dr. Gilmore ist hier, weil er Ihnen seine Unterstützung anbieten wollte aber wie ich sehe, haben Sie bereits welche dabei." Selina streckte dem Begleiter von Milseya zur Begrüßung die Hand hin.

„Es tut mir leid, Commander, dass ich Ihnen Umstände bereite. Darf ich vorstellen? Commodore Maximilian Nerves, mein ehemaliger Fluglehrer an der Akademie. Commodore, dies sind Commander Selina Kyle und Dr. John Gilmore.“, stellte sie die Anwesenden vor.

Nerves ergriff Selinas Hand und schüttelte sie, während er sie eindringlich ansah. „Commander Kyle. “ Dann reichte er sie John. „Sie sind also Milseyas Oumriel“, begrüßte er ihn.

John erwiderte den festen Händedruck. "Hallo. Ja das bin ich." In seiner Stimme schwang so etwas wie Stolz mit. John bedeutete die Verbindung mit Milseya sehr viel.

Selinas Blick fiel auf Milseya. Man konnte der Pilotin ansehen, daß es ihr nicht gut ging. Selina versuchte aufmunternd zu lächeln. "Keine Sorge, es wird schon nicht so schlimm werden ....... es ist Zeit, wir sollten jetzt gehen."

Milseya nickte dem Commander zu. Sie drehte sich zu Nerves um und reichte ihm ihre Tasche. Er nahm sie und gab sie gleich an John weiter. „Ich werde der Sitzung beiwohnen, Milseya“, erklärte er ruhig. Überrascht sah sie ihn an. „Kein Sorge, ich bin kein Mitglied des Komitees. Mir wurde nur erlaubt, der Sitzung beizuwohnen. Dr. Gilmore, wünschen Sie ebenfalls bei der Anhörung zu gegen zu sein? Ich könnte das arrangieren?“

John machte ein überraschtes Gesicht genauso wie Selina. "Ja aber natürlich möchte ich dabei sein!" Selina verzog nicht das Gesicht, zuckte noch nicht einmal mit der Wimper aber innerlich war sie aufgewühlt. Sie hielt es für keine gute Idee, daß John bei der Anhörung dabei war. So wusste er doch zu viel. Was war, wenn er nicht seine Klappe halten würde? Aber vielleicht machte er es davon abhängig, wie sehr sich Selina für Milseya einsetzte? Selina schwieg.

Nerves sah Kyle an. Irgendetwas sagte ihm, dass etwas nicht stimmte. „Commander, ist es Ihnen recht?“

Selina rang sich ein Lächeln ab. "Aber sicher doch. Wir sollten jetzt endlich gehen. Ich möchte nicht zu spät kommen." Die kleine Gruppe setzte sich in Bewegung. Sie wurden bereits erwartet und die Gruppe betrat den Anhörungsraum. Drei Personen erwarteten sie. Selina erkannte eine von ihnen: Admiral Samantha Jones. Die Frau nickte ihr kurz zu. Milseya und Selina mussten sich direkt vor das Komitee setzen. John und Commodore Nerves setzten sich auf zwei Stühle die seitlich angeordnet waren.

Milseya wandte ihren Blick zu John, der nervös zu ihr hin sah. Dann sah sie Max eindringlich an. Der Commodore nickte. Er wandte sich zu John. „Egal, was hier passiert, egal, was Sie auch hören, Sie werden schweigen! Sie werden nicht die geringste Gefühlsregung zeigen, Doktor. Ansonsten werden Sie in dem Krankenhaus ihres Vaters Nachtschichten schieben. Und glauben Sie mir, das ist ein Leichtes für mich!“, flüsterte er John ins Ohr.

John wusste nicht so recht, wie er mit dieser Drohung umgehen sollte. Er nickte kurz und richtete sein Blick wieder auf das Geschehen. Admiral Jones stellte die anderen beiden Komitee-Leiter vor. Der Mann an ihrer rechten Seite war Commodore Lorek. Ein Vulkanier der schon sehr lange in der Sternenflotte diente. Links neben ihr saß Admiral Ross, ebenfalls ein Veteran der Sternenflotte. Admiral Jones eröffnete die Anhörung. "Fähnrich Anquenar, Sie wissen, weshalb Sie heute vor dem Komitee sitzen?"

„Ja, Ma‘am.“, erwiderte die Haliianerin ruhig. „Weil geklärt werden soll, ob ich als Offizier der Sternenflotte einen Gefangenen wissentlich gefoltert und ihn einer sogenannten haliianischen Bestrafung unterzogen haben soll.“

Jones nickte und sah zu Selina. "Commander Kyle, auch Ihnen ist bewusst, warum Sie heute hier sind?" Selina nickte. "Ja Admiral. Es soll heute geklärt werden, ob ich Fähnrich Anquenar hätte aufhalten sollen in meiner Funktion als Führungsoffizier und Kommandantin," Admiral Jones nickte abermals. Ihr Blick fiel wieder auf Milseya. "Fähnrich Anquenar, bitte schildern Sie die Situation die Sie zu Ihrer Tat bewegt hat."

Milseya atmete tief durch. Dann begann sie dem Komitee (wie oft hatte sie diese Geschichte eigentlich schon erzählt?) in ruhigen Worten von dem Absturz der „Risian Sun“, von den Überlebenden, dem Hauptquartier der Fremden und deren Anführer zu erzählen. Sie berichtete von den Zuständen im Lager, wie Lt. Commander Brien starb. Sie holte tief Luft, bevor sie äußerlich ruhig, aber innerlich zum Zerreißen gespannt, von der Vergewaltigung, Thovans Tod und der Fehlgeburt erzählte. Sie schilderte dem Komitee die Umstände ihrer Rettung, ihren selbst gewollten Gedächtnisverlust, wie die Primärsektion von den Fremden angegriffen wurde, wie sie das Nebenlager und später das Hauptquartier angegriffen hatten. Dabei erwähnte, wie bereits zuvor auch, nicht den Zwischenfall zwischen Commander Kyle und ihr im Nebenlager, auch das, was John ihr erzählt hatte, kam mit keiner Silbe über ihre Lippen. Sie beendete ihre Ausführungen mit der Bestrafung des Anführers und der später erfolgten Aufhebung dieser.

Als sie geendet hatte, erhob Commodore Lorek das Wort. „Fähnrich. Wusste Commander Kyle, was Sie vorhatten?“

Milseya schüttelte den Kopf. „Ich habe es ihr nicht gesagt.“

„Gemäß den vorliegenden Berichten hatte der Commander einen Lieutenant angewiesen, Ihnen den Gefangenen zu übergeben, wenn Sie es wünschten.“

„Das ist korrekt, Commodore, auf meine Bitte hin. Aber sie wusste nicht, was ich vorhabe. Das konnte sie auch nicht, da ich meine Entscheidung die Bestrafung durchzuführen erst endgültig getroffen hatte, als ich mit dem Anführer alleine war.“

„Soll das bedeuten, Sie sind nicht mit der Absicht den Anführer zu bestrafen in das Hauptlager gegangen, Fähnrich?“, fragte Admiral Ross.

„Ja, Sir“,antwortete Milseya ruhig. „Ich weiß, das klingt merkwürdig, insbesondere hinsichtlich meines Schwures ihn dafür büssen zu lassen. Aber das war bevor die Primärsektion auf den Planeten abstürzte und damit bevor die Hoffnung auf Rettung wieder da war. Ich war mir meines Schwures nicht mehr sicher. Eigentlich wollte ich dies mit Commander Kyle besprechen, aber ich konnte sie nicht finden. Und dann sah ich den Gefangenen..“

„Wann trafen Sie die Entscheidung, ihn zu bestrafen, Fähnrich?“

„Als ich ihm gegenüber saß und er nicht das geringste Bedauern über seine 'Taten' zeigte, Sir“, erwiderte Milseya nach einem kurzen Zögern.

„Hatten Sie damals vor die Strafe gemäß der haliianischen Gesetze wieder zurück zu nehmen?“

Nerves hielt die Luft an. Dies war entscheidend. Sie hatten sich die letzten Tage darüber gestritten, was Milseya darauf antworten sollte. Während die junge Frau erklärt hatte, sie würde die Wahrheit sagen, hatte er immer wieder auf sie eingeredet, es nicht zu tun. Es würde ein schlechtes Bild auf ihren Charakter werfen, sie würde wie eine Rachegöttin da stehen. Milseya hatte den Kopf geschüttelt – sie würde nicht lügen, es sei so gewesen und damit fertig!

„Diese Entscheidung traf ich erst, als die beiden Sektionen wieder zurück im Föderationsraum waren, Sir“, antwortete Milseya ruhig.

„In dem Bericht des Sicherheitsoffiziers der Community, Lucas Bishop, steht, dass Sie die Bestrafung nicht zurückgenommen hätten, wenn die Sekundärsektion nicht gekommen wäre.“

„Das ist korrekt, Sir.“

Der Vulkanier hob eine Augenbraue. „Bedeutet das nicht, dass sie nicht die Absicht hatten, die Bestrafung zurückzunehmen, Fähnrich?“

„Zu dem damaligen Zeitpunkt, in dem Moment der Bestrafung nicht. Das ist richtig. Aber dann kamen mir Zweifel, Sir.“

„Weshalb?“, verlangte Admiral Jones eine Erklärung.

„Ich kannte die Zeitspanne von fünf Tagen, Ma'am. In diesen fünf Tagen geschah soviel - die Ankunft der anderen Sektion, unsere Rettung, der Flug durch das Wurmloch. Und auf einmal war alles wieder anders. Es hatte alles wieder seine Ordnung. Es gab auf einmal wieder ein Gesetz. Etwas, an das man sich halten, auf dass man vertrauen konnte. Auf das ich vertrauen konnte. Und ich hatte mich verändert. Ich war wieder Teil einer Crew. Ich tat wieder Dienst – ich flog ein Schiff. Ich litt nicht mehr darunter, was mir angetan worden war. Ich verspürte nicht mehr den geringsten Wunsch danach, ihn länger büssen zu lassen. Ich erkannte, dass die Bestrafung es nicht wieder rückgängig machen würde, das es nichts ändern würde. Im Gegenteil, es nicht zu beenden, hätte bedeutet, wie er zu sein.“

„Kam Ihnen eigentlich zu keinem Zeitpunkt der Gedanke, dass das was Sie taten, Unrecht war?“, hakte Jones nach.

„Immer wieder, Ma'am. Aber auf dem Planeten verdrängte ich den Gedanken immer wieder, weil ich es nicht hören wollte. Ich redete mir ein, dass ich im Recht wäre, auch wenn ich wusste, dass dem nicht so war. Aber als wir zurück waren, ließ es nicht mehr verdrängen und ich beschloss die Bestrafung aufzuheben und mich den Konsequenzen für mein Handeln zu stellen.“

„Eine letzte Frage, Fähnrich, bevor wir Commander Kyle befragen werden. Würden Sie es wieder tun?“

Milseya senkte ein wenig den Kopf und dachte darüber nach. Wie oft hatte sie sich das selber gefragt in den letzten Tagen – und keine Antwort darauf gewusst! Sie hob den Blick und sah alle drei auf der anderen Seite an.

„Ich wusste nicht einmal, dass ich dazu fähig bin, bis ich es getan habe, Sir. Ich war niemals zuvor in einer solchen Lage, ich habe nie soviel Wut empfunden, nie so stark den Wunsch nach Vergeltung gespürt. Wäre ich wieder in genau der gleichen Situation .. ich weiß es nicht. Ich glaube es nicht, aber ich kann es nicht mit Bestimmtheit sagen. Es tut mir leid.“

Admiral Jones nickte und alle drei machten sich Notizen. "Danke Fähnrich Anquenar. Das wäre erstmal alles."

Der Blick des Admirals fiel nun auf Selina. "Commander Kyle, hatten Sie Fähnrich Anquenar zum damaligen Zeitpunkt schon in die offizielle Crewliste aufgenommen?" Selina schüttelte leicht den Kopf. "Nein, Ma'am. Mir war damals nur bekannt, daß sie Mitglied der Sternenflotte war, mehr nicht. Ich wusste zum damaligen Zeitpunkt nicht, welchen Posten sie bekleidet hatte und ich kannte die genaueren Umstände ihres Daseins auf dem Planeten nicht. Ich hielt es für unklug, eine fast fremde Person in die Crewliste mitaufzunehmen." Jones musterte Selina kurz und sah zu dem Vulkanier.

Commodore Lorek nickte und stellte die nächste Frage. "Wussten Sie von dem Vorhaben des Fähnrichs?" Selina dachte an die Zeit zurück. Damals war es noch Fähnrich Gray gewesen, der sie "offiziell" von Milseyas Vorhaben unterrichtet hatte. "Nein Sir. Ich habe erst davon erfahren, als sie sich schon auf dem Weg zum Anführer gemacht hatte." Eine Augenbraue des Vulkaniers wölbte sich nach oben. "Was haben Sie dann getan?"

Selina spürte den eisigen Blick von Commodore Nerves auf sich ruhen. Am liebsten hätten sie ihn genauso angesehen aber für solche Machtspielchen war jetzt keine Zeit. "Ich bin zum Lager gelaufen, um das Schlimmste zu verhindern. Allerdings war ich davon ausgegangen, dass Fähnrich Anquenar den Anführer töten wollte. Als ich dann das Lager erreichte suchte ich nach den Beiden. Ich fand sie dann auch, im einzigen Gebäude des Lagers." Lorek machte sich einige Notizen. "Wieso haben Sie sie nicht aufgehalten?"

Selina räusperte sich. "Wie ich schon sagte, ich ging davon aus, dass sie ihn töten wollte. Aber die Situation stellte sich anders dar. Ich sah durch ein Fenster, wie sie sich gegenüber saßen und Fähnrich Anquenar dann mit dem Ritual begann. Ich hatte soetwas zuvor noch nie gesehen. Ich sah nur, dass sie den Mann nicht tötete, sondern nur das sie ihm einen Kristall an den Kopf hielt. Erst als alles vorbei war und ich den wimmernden Anführer auf dem Boden liegen sah, wurde mir klar, was wirklich geschehen war. Ich weiß, dass ich es niemals soweit hätte kommen lassen dürfen, ganz gleich ob ich nun wusste was da vorging oder nicht. Mir war klar, dass sich Fähnrich Anquenar rächen wollte. Ich hätte es verhindern müssen." Selina holte unmerklich Luft. "Ich übernehme die komplette Verantwortung dafür, was geschehen ist."

Admiral Ross ließ seine Blicke zwischen Milseya und Selina hin und her gleiten. "Danke, Commander Kyle. Möchten Sie oder Fähnrich Anquenar noch etwas hinzufügen?" Beide Frauen antworteten gleichzeitig "Nein, Sir!" Die drei Komitteemitglieder sahen sich kurz an. "Gut, warten Sie bitte draussen. Wir werden uns nun beraten." Milseya und Selina erhoben sich, genauso wie John und Nerves. Alle vier verließen den Raum um das Ergebnis der Anhörung abzuwarten.

„Danke Commander“, sagte Milsey, als die vier einige Momente lang schweigend vor dem Raum standen. „Aber sie hätten nicht dafür die Verantwortung übernehmen sollen. Sie hätten mich nicht davon abbringen können.“

"Ich weiß, Milseya. Trotzdem verlangt mein Rang den ich bekleide genau das von mir. Sie kennen meine Meinung zu der ganzen Sache aber ich bin nunmal Sternenflottenoffizier und ich muss die Verantwortung dafür übernehmen."

„Dennoch..“ Hilfesuchend blickte sie zu Nerves, der jedoch mit dem Kopf schüttelte. „Sie hat Recht, Mili.“ Er blickte Kyle an. „Was denken Sie? Wie wird es ausgehen?“

"Ich weiß es nicht aber ich bin zuversichtlich. Das Gespräch war, wie soll ich sagen? Ruhig? Ich denke, dass man uns bestrafen wird aber es werden leichte Strafen sein, also keine die uns ins Gefängnis bringen oder unsere Karrieren beenden." Selinas Blick fiel auf John der sie leicht fasziniert ansah.

John war tatsächlich überrascht und fasziniert von Selina. Nie hätte er es für möglich gehalten, dass sie die volle Verantwortung übernehmen würde. Nicht nachdem was sie auf dem Planeten getan hatte. Ihm fielen wieder Milseyas Worte ein. Jetzt war er sich sicher, daß Selina Kyle keine kaltblütige Killerin war. Sie hatte ihre Gründe gehabt, für diese Bluttat. Es stand ihm einfach nicht mehr zu, darüber zu urteilen.

Sein Blick fiel auf Milseya. "Wie fühlst du dich? Hast du Angst?"

„Nein..“ Nerves lachte auf. „.. nicht mehr!“, fügte sie hinzu und warf dem Commodore einen bösen Blick zu - den sie jedoch gleich mit einem Lächeln wieder aufhob. „Es ist vorüber.“ „Nicht ganz“, warf Nerves ein. „Ich denke, das Schwerste liegt noch vor dir, Kleines. Aber er wird dir eine große Hilfe sein. Ich denke, deine Entscheidung zu ihm zu gehen, ist richtig.“

Die Türe des Büros öffnete sich und Admiral Jones kam zum Vorschein. "Wir haben uns beraten. ich darf Sie bitten wieder hereinzukommen." Alle Beteiligten sahen sich stumm an und folgten dem Admiral. Selina spürte wie sich ihr Magen zuschnürte. War sie zu weit gegangen? War es wirklich klug gewesen die volle Verantworung zu übernehmen? Ihre eigenen Worte fielen ihr wieder ein. Sie war Sternenflottenoffizier. Dafür die Verantwortung zu übernehmen, war Ehrensache. Jeder hatte wieder auf seinem Stuhl Platz genommen und Admiral Ross ergriff das Wort. Er sah zu Milseya. "Fähnrich Anquenar, dieses Komitee ist folgendem Beschluss gekommen." Ross nahm ein PADD zur Hand, auf dem das Urteil stand.

„Fähnrich Milseya Anquenar,

dieses Komitee ist zu dem Schluss gekommen, dass die Ihnen vorgeworfenen Handlungen als Privatperson und nicht als Offizier der Sternenflotte durchgeführt wurden. Daher kann dieses Komitee kein Urteil nach den Gesetzen der Sternenflotte über sie fällen. Sie sind demnach als unschuldig zu betrachten.

Zur Begründung:

Laut Ihrer Akte waren Sie zu dem Zeitpunkt, als Sie die Bestrafung des Anführers der Fremden durchgeführt haben, kein aktives Mitglied der Sternenflotte. Sie waren kein offizielles Mitglied der Crew der U.S.S. Community, auch wenn Sie zum damaligen Zeitpunkt als aktives Mitglied betrachtet wurden.

Laut den Angaben der haliiansichen Regierung haben Sie in voller Übereinstimmung mit den dort gültigen Gesetzen und der dort praktizierten Strafmethoden gehandelt - wenn auch, so betont die Regierung, die Bestrafung stets nur von ausgebildeten Vollstrecker durchgeführt werden sollte. Den Grund dafür haben sie am eigenen Leib erfahren.

Uns beunruhigt aber die Tatsache, dass Sie bei der Bestrafung eine Sternenflottenuniform trugen und auch, wie bereits erwähnt, sowohl von Außenstehenden wie auch von der Crew selbst, als Mitglied der U.S.S Community und damit der Sternenflotte betrachtet wurden. Wir können dies weder gut heißen noch akzeptieren.

Dieses Komitee führt ihr Verhalten auf Ihre Unerfahrenheit sowie Ihre lange Abwesenheit von der Sternenflotte zurück. Ebenso auf die enorme psychische Belastung, die durch den Absturz, die Vergewaltigung, den Tod ihres Mannes und ihre Fehlgeburt verursacht wurde.

Dies wird auch durch die vielen Fürsprachen ihrer Kameraden sowie einigen ihrer ehemaligen Ausbilder belegt.

Zu ihren Gunsten spricht, dass Sie die Bestrafung noch innerhalb der vorgegebenen Frist von 5 Tagen zurückgenommen haben und bei dem Fremden, wie uns ein haliianischer Experte auf diesem Gebiet in einem Gutachten erklärte, keinerlei physische noch psychische Schäden zurückgeblieben sind.

Auch die Tatsache, das Sie ihre Tat freiwillig und einmütig gestanden haben und sich einer Befragung durch den Sicherheitsoffizier Lt. Lucas Bishop nicht entzogen haben, spricht für Sie.

Dennoch - die Sternenflotte kann ein solches Verhalten nicht tolerieren.

Daher verlangt die Sternenflotte innerhalb von vier Wochen eine Entscheidung von Ihnen, ob Sie in den aktiven Dienst treten oder nicht. Sollten Sie sich dafür entscheiden, dann werden Ihnen folgende Auflagen erteilt:

- Die Ereignisse auf dem Planeten, die Bestrafung des Fremden werden ohne Wertung in ihrer Akte aufgenommen. Ebenso die heute gefällte Entscheidung des Komitees.

- Sämtliche Privilegien, soweit Sie Ihnen gewährt worden, werden ihnen entzogen und für die Dauer von mindestens einem Jahr werden Ihnen keinerlei neue gewährt.

- Die Benutzung Ihres Canars, mit Ausnahme zu Meditationszwecken und selbst dann nur unter Aufsicht, wird Ihnen untersagt.

- Ihnen wird auferlegt, regelmäßig einen Councelor aufzusuchen, solange wie dieser oder das Oberkommando es für sinnvoll erachtet.“

Admiral Ross nahm ein anderes PADD zur Hand und diesmal fiel sein Blick auf Selina. "Commander Kyle,

dieses Komitee ist zu dem Schluss gekommen, dass Sie das Vorhaben von Fähnrich Anquenar hätten verhindern müssen. Es hätte niemals so weit kommen dürfen.

Da Sie aber die volle Verantwortung dafür übernehmen und Sie Ihr Versäumnis eingestanden haben, werden wir von einer unehrenhaften Entlassung aus der Sternenflotte absehen.

Stattdessen bleiben Ihre Auflagen von damals bestehen. Zusätzlich wird ein von uns ernannter Beobachter Ihr Verhalten als Offizier dokumentieren und uns monatlich Bericht erstatten. Wer dieser Beobachter sein wird, teilen wir Ihnen nach Fertigbau der Primärsektion mit."

Admiral Ross, Commodore Lorek und Admiral Jones erhoben sich. "Hiermit ist die Anhörung geschlossen. Wegtreten!"

Milseya ließ sich in den Stuhl zurück fallen. Sie schloss ihre Augen. Versuchte die Gedanken, die durch ihr Gehirn rasten, zum Anhalten zu bewegen. Sie war frei – wenn auch nicht unschuldig! Sie konnte in die Sternenflotte zurückkehren! Milseya atmete durch. Eine zweite Chance!

Sie spürte Nerves Hand auf ihrer Schulter. Milseya nickte. Sie erhob sich und verließ den Raum. Als sich die Tür geschlossen hatte, drehte sich Nerves um und nahm Milseya in den Arm.

Selina atmete aus. Endlich war es vorbei. Über ihre Bestrafung war sie natürlich nicht besonders glücklich. Ganz besonders, da sie auch in Zukunft einen Beobachter an der Backe hatte. Sie freute sich für Milseya. Auch die junge Frau durfte zurück in den Dienst. Sie ging nach draussen und sah wie Commodore Nerves Milseya in den Arm nahm. Genau das, wünschte sie sich jetzt auch. John freute sich für beide Frauen, kam sich aber ein wenig verloren vor. Eigentlich sollte er doch jetzt Milseya in den Arm nehmen und nicht dieser Commodore! Sein Blick fiel auf Selina die genauso ein wenig verloren dastand. Er ging auf sie zu, sah sie mit festem Blick an und nahm sie in den Arm. Selina wusste gar nicht wie ihr geschah. Zuerst wollte sie sich aus der Umarmung befreien, ließ es aber dann doch sein. Zu angenehm war dieses Gefühl von jemanden in diesem Moment gehalten zu werden.

Milseya musste unwillkürlich grinsen, als sie die Beiden so da stehen sah. Sie waren ein wunderschönes Paar! Nerves löste seine Umarmung, sah sie lange an, dann gab er Milseya ihre Tasche. „Leb wohl, Kleines. Ich wünsche dir, dass du dort das findest, was du suchst.“ Die junge Frau atmete tief durch – sie wusste, dass er Abschiedsszenen hasste. „Ich danke dir von ganzem Herzen, Max. Er wird dir berichten.“ „Ja, das wird er. Mach mir keine Schande, Kleines“, antwortete, strich ihr übers Haar und drehte sich dann um. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, ging er . Sie drehte sich um zu John und Selina, die den seltsamen Abschied beobachtet hatten.

„Ich danke ihnen, Commander“, begann sich Milseya von den beiden zu verabschieden. „Ich bedauere es sehr, dass Sie für meine Handlungen bestraft wurden. Wenn ich mich irgendwann dafür revanchieren kann, lassen Sie es mich wissen.“

Selina schüttelte den Kopf. "Sie brauchen nichts zu bedauern und sich auch nicht revanchieren. Es ist Recht so. Das wissen wir beide."

John löste sich von Selina und sein Blick fiel auf Milseyas Tasche. "Wieso habe ich das Gefühl, dass du verschwinden wirst?"

„Weil du mich schon zu gut kennst“, erwiderte Milseya lächelnd. „Ich werde die nächsten Wochen nicht zu erreichen sein, John. Die Sternenflotte weiß, wo ich bin, ebenso Commodore Nerves.“ Sie sah ihren Freund ruhig an. „Mach dir keine Sorgen, John. Es wird mir gut gehen. Ich werde zur Ruhe kommen.“ Sie umarmte ihn. „Leb wohl, Oumriel.“

"Aber ...." John wollte sie festhalten, hielt sich aber dann doch zurück. "Pass auf dich auf. Wir sehen uns." Milseya nickte dem Commander zu und ließ Selina und John zurück. Selina durchbrach das kurze Schweigen. "Ich werde dann auch mal gehen." John drehte sich zu ihr um und sah ihr in die Augen. "Warten Sie! Wie wärs noch mit einer Tasse Kaffee? Ich lad Sie ein." Selina lächelte zaghaft. "In Ordnung. Lassen Sie uns gehen."

inanchfe und Hoshi in "Eine Frage der Ehre"

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