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mit Hubschraubern im Arsch

USS Community - Die Pause Part IV


Hoshi_Sato

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Lucas humpelte ins Badezimmer. Dort angekommen holte er ein Medi-Kit unter dem Waschbecken hervor. Zunächst holte er eine Pinzette hervor und zog sich vorsichtig die Glassplitter aus der Fußsohle. Nachdem die Fremdkörper entfernt waren, bearbeitete er die Stellen mit dem Hautregenerator. Nach der Behandlung war sein linker Fuß so gut wie neu. Lucas konnte wieder normal auftreten. Er zog erstmal seine Schuhe an – schließlich musste er den zerbrochenen Spiegel noch entsorgen. Vorsichtig näherte sich der Australier dem kaputten Wandschmuck mit einem Besen und fing an alles zusammenzukehren.

Zehn Minuten später waren alle Splitter und Bruchstücke auf einem Haufen - nachdenklich betrachtet von Lucas. Nein, so durfte sein Leben nicht aussehen – doch wie sollte er das Schicksal austricksen. Vielleicht war es an der Zeit die Ahnen ziehen zu lassen und sich einer neuen Glaubensrichtung hinzuwenden. Die Visitenkarte von Bubba Thompson hatte er noch und es war kein Problem nach Jamaika zu kommen…

Der Sicherheitschef hatte eine Entscheidung getroffen. Sein Leben sollte kein Scherbenhaufen werden. Schnell entsorgte er die Überbleibsel seines Wutanfalls, um dann ins Schlafzimmer zu gehen und seine Klamotten einzupacken. Dann setzte er sich hin und schrieb kurze Nachrichten an seine Familie und Bekannte, Doch Nanni wollte er erst in ein paar Wochen und dann persönlich um Verzeihung bitten. Er liebte sie mehr als er es ihr je sagen könnte. Er hätte nie mit ihr Schluss machen können. Sie war ein wichtiger Teil seines Lebens. Ohne sie wäre er nicht vollständig. Aber er musste in manchen Teilen seiner Seele ein neuer Mensch werden - und dabei konnte ihm Nanni nicht helfen. Aber vielleicht ein Rastafari-Prediger namens Bubba Thompson!

Nun musste Lucas nur noch eines tun: Seine Sachen nehmen, das Haus verlassen und sich nach Jamaika beamen lassen. Er nahm seine Umhängetasche, hing sie um und verließ dann seine Wohnung in Richtung Beamstation Brisbane-Nord. Es war ein komisches Gefühl diesen ersten Schritt zu tun, aber wenn man es nicht aus Liebe macht, weshalb dann? Es gab keinen besseren Grund dafür. Lucas Bishop war gespannt, was ihn erwarten würde: Harte Schlafgelegenheiten, frühes Aufstehen mit Beten oder hartes Arbeiten auf einem Feld? Und genau dieses Unbekannte faszinierte Lucas. Er war fest entschlossen, seinen Glauben zu finden. Doch er hatte nicht mehr viel Zeit, denn sein Dienst auf der Community würde bald wieder beginnen. Langsam betrat er die Plattform des Transporters. Augenblicke später materialisierte er in Kingston – Jamaika.

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Form über Funktion

Das war Milseyas erster Gedanke, als sie das Gerät sah.

Derjenige, der dies erbaut hatte, musste wirklich Haliianer gewesen sein.

Wenn es auch mit Sicherheit nicht dieser Dalar gewesen war. Er hatte diese Apparatur nur modifiziert und für seine Zwecke verändert.

Milseya stand der für nicht-haliianische Augen wahrscheinlich recht seltsam anmutenden Vorrichtung im Frachtraum gegenüber - wohlweislich in sicherer Entfernung. Sie hatte nicht vor, diesem Ding näher als unbedingt notwendig zu kommen. Auch wenn das Gerät angeblich funktionsuntüchtig gemacht worden war - sie traute dem Ganzen nicht. Zudem waren die Anweisungen des Lt. Commander eindeutig gewesen: Ansehen - nicht anfassen! Und Milseya hielt sich - zumindest in diesem Fall - sehr gerne an den 'Befehl'.

Langsam schritt sie um das Gerät herum und betrachtete es - trotz den erschreckenden Visionen, die vor ihrem geistigen Auge vorbeizogen - fasziniert von allen Seiten. War es wirklich das, wofür sie es hielt?

Die ganze Vorrichtung wirkte trotz aller Veränderungen alt, sehr alt. Milseya konnte sich nicht vorstellen, dass dieser Dalar sie gebaut hatte. Dafür 'fühlte' es sich zu 'gelebt' an, zu verbraucht. Und dann war da noch etwas... etwas, dass sie nicht greifen konnte. Von dem sie nur eines wusste: Dass sie es nicht wissen wollte.

Die Haliianerin entdeckte eine kleine Öffnung an einer der Seiten und ging leicht in die Knie, um diese genauer zu betrachten - ohne dabei einen Schritt nach vorne zu tun. Der Form nach musste dies die Öffnung sein, in die der Canar gehörte. Ein geschliffener Canar wohlgemerkt.

Je länger sie sich hier aufhielt, desto mulmiger wurde es Milseya. Dieses 'Was-immer-es-auch-war' war ihr absolut nicht geheuer. Und sie war sich beileibe nicht mehr sicher, ob das Ganze hier wirklich dazu dienen sollte, einen Blutcanar nachzubilden. Irgendwas passte nicht zusammen. Nein, nichts passte hier zusammen!

Woher hatte dieser Dalar das ursprüngliche Gerät? Hatte er es untersucht? Hatte er es ausprobiert? Wo steckte er jetzt? Und wieso hatte er es nicht mitgenommen?

Hatte er das gleiche wie sie jetzt auch empfunden? Hatte er die selben, nicht greifbaren, nicht erklärbaren Visionen gesehen? Was war dieses Ding?

Gegen jede Vernunft (als hätte das je eine Rolle für sie gespielt) tat Milseya einen einzigen Schritt nach vorne und hob gleichzeitig langsam den Arm, streckte ihn der Apparatur entgegen. Sie wollte es nicht berühren - sie wollte nur noch ein wenig mehr 'fühlen'.

Der grausam eisige Hauch an ihren Fingerspitzen warnte sie. Doch noch bevor Milseya ihren Arm zurückziehen konnte, hatte die Kälte bereits ihren gesamten Arm erfasst, kroch in ihren Körper und offenbarte Bilder des Bösen, die sie nie wieder vergessen würde.

Panik erfasste Milseya. SIE MUSSTE RAUS HIER!!!

Die Haliianerin rannte gegen die Bilder ankämpfend zum Ausgang. Als sich die Türen öffneten, stürzte sie panikartig aus dem Frachtraum und rannte weiter. Immer weiter. Weg von diesem Dingl Nur weg davon!

Sie merkte nicht, dass sie Crewmitglieder umrannte, dass sie mehrmals zu Boden fiel und sich dass sie dabei einmal mit ihren Zähnen die Lippen aufriss oder dass an die Türen des Turbolifts hämmerte, bis sich die Schotts öffneten.

Erst als sich die Türen ihres Quartiers hinter ihr schlossen, blieb sie keuchend stehen. Dann sackte sie auf die Knie und übergab sich.

Minuten später rollte sich ihr Körper zur Seite. Milseya starrte immer noch schwer atmend auf dem Rücken liegend an die Decke. Alles, was sie je an Grauen gesehen, gehört oder gar selbst erlebt hatte, war nichts im Vergleich zu dem gewesen, was sie soeben gespürt hatte.

Die Haliianerin fragte sich, ob Lt. Commander Shral sich BEVOR sie dieses 'Ding' an Bord des Schiffes gebracht hatte, mit der haliianischen Geschichte und den Mythologien auseinandergesetzt hatte. Wahrscheinlich nicht. Warum sollte sie auch? Für Sie war das Gerät - wie nannte sie es? - eine Rarität. Etwas, dass man untersuchen, erforschen sollte.

Für Milseya bedeutete es dagegen das Ende .. das Ende der ihr bekannten Welt, das Ende ihres bisherigen Denkens .. das Ende ihres Nicht-Glaubens.

Was immer Dalar bezweckt hatte, wonach er immer gesucht hatte - er hätte niemals dieses Gerät dazu benutzen dürfen. Wo zur Hölle hatte er es her? Es musste ihm klar gewesen sein, was es war. Er MUSS es gewusst haben! Und es wäre seine verdammte Pflicht gewesen, es nicht Unwissenden in die Hände zu geben.

Die kleine Frau kroch auf allen Vieren zu dem Tisch, wo ihr Nachrichtenterminal stand.

Von: Fähnrich Milseya Anquenar

An: Lt. Commander Dr. Dr. Vinara Shral

Lt. Commander,

wie Sie sich vorstellen können, hat mich Ihre Nachricht neugierig gemacht. Ich habe mir diese 'Vorrichtung zur Verstärkung der telepathischen Kräfte von Haliianern', wie Sie es nennen, angesehen. Ich betone ausdrücklich: angesehen! Gemäß Ihren Anweisungen habe ich weder versucht es zu aktivieren, noch es zu benutzen. Ich habe es nicht einmal berührt.

Ma'am, ich bin mir sicher, dass Sie alles Erdenkliche getan haben, um dieses Gerät vor Missbrauch - wohl vor allem von meiner Seite - zu schützen. Sie mögen die Apparatur von Dr. Dalar deaktiviert haben, aber nicht das ursprüngliche Gerät. Es ist immer noch aktiv - und es lässt sich nicht abschalten.

Ich kann Ihnen nicht erklären, warum. Und vermutlich werden Sie mir nicht einmal zuhören. Ich kann es Ihnen nicht verdenken. Wahrscheinlich werden Sie mich für völlig verrückt halten.

Commander, ich bitte Sie - nein, ich flehe Sie an zerstören Sie es!

Es hätte niemals gefunden werden dürfen. Es darf niemals wieder benutzt werden.

gez.

Fähnrich Milseya Anquenar

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Vinara hatte ihre Führung beendet und die Gäste waren wieder auf die Schweizer zurückgekehrt. Wieder in ihrem Büro angekommen kündigte das Terminal eine hereingekommene Nachricht an; mit Verwunderung und leichter Besorgnis las sie Fähnrich Anquenars Bitte um Zerstörung der Maschine. Befand sich in ihrem Innern tatsächlich eine weitere, wie es schien ältere, unbekannte Vorrichtung? Ein Blick in die Schaltpläne gab zunächst keinen weiteren Aufschluss, doch dann wurde die Andorianerin stutzig: Etwa die Hälfte der Komponenten, ausgerechnet die aus dem Innersten der Maschine passte irgendwie nicht zum Rest, schien aber doch mit diesem verbunden zu sein. Die Beschriftungen ergaben keinen weiteren Sinn, selbst wenn Vinara Ingenieurin gewesen wäre hätte sie nicht viel mit ihnen anfangen können. Selbst die Teilpläne gaben keine nährere Auskunft über Aufbau und Zweck der zentralen Einheit. Dabei bildeten ausgerechnet die organischen Komponenten einen nicht unerheblichen Bestandteil von ihr...

Nur fünf Minuten später betrat die Wissenschaftlerin Frachtraum Zwei, wo sich zu ihrer Überraschung bereits Lieutenant Melor Nachalek aufhielt. Der scharze Hüne drehte sich zu ihr um und fragte: "Commander, was genau soll diese Apparatur bezwecken?"

"Das weiß ich selbst nicht, eigentlich nur das was bereits auf dem Schild steht. Aber was machen Sie denn hier?"

"Ich war gerade wieder an Bord angekommen als mich auch schon eine sichtlich in Panik geratene junge halbbajoranische Haliianerin beinahe umgerannt hätte. Sie war ziemlich klein und trug eine rote Uniform mit dem Rangabzeichen eines Fähnrichs."

"Das war Milseya Anquenar, unsere neue Navigatorin. Sie vermutet oder vielmehr spürt dass im Innern dieser Vorrichtung etwas steckt mit dem wir uns lieber nicht näher befassen sollen."

Nachalek senkte nachdenklich den Kopf. "Offen gesagt spüre auch ich etwas Befremdliches, beinahe schon latent Bedrohliches in der Gegenwart dieser Maschine. Wie Sie wissen bin ich zur Hälfte El-Aurianer, obendrein noch zu einem Viertel Betazoid und somit vermag auch ich gewisse Dinge wahrzunehmen die Ihnen zum Beispiel eher entgehen."

"Also denken Sie auch ich sollte sie zerstören?"

"Diese Option sollten Sie auf jeden mehr Fall in Betracht ziehen als die Inbetriebnahme."

Vinara dachte eine Weile nach und entschied sich dann ihre Kollegen von der Schweizer zu kontaktieren. Das Schiff befand sich immer noch in der Nähe und so materlialiserten kurze Zeit später Dr. Mückner und Lieutenant Briceburry in dem Frachtraum.

"Ich danke Ihnen dass Sie noch einmal kommen konnten. Was ich zu allererst wissen möchte: Hat Lieutenant Dalar diesen Stuhl jemals selbst ausprobiert?"

"Da nur ich von uns beiden anwesend war während er bei uns die Maschine fertigstellte werde ich die Frage beantworten", begann Mückner, "offen gesagt habe ich es nie gesehen und auch sonst keiner, der Captain hätte ihn wohl auch nicht so ohne Weiteres rangelassen, obwohl der Lieutenant so wirkte als hätte er jederzeit seinen eigenen Kopf durchsetzen können. Kurzum: Es wäre möglich, aber nicht sehr wahrscheinlich dass er seine Entwicklung selbst ausprobiert hat."

"Es ist nicht vollständig seine eigene Entwicklung, es sieht ganz so aus als ob er die Vorrichtung die wir hier vor uns sehen um eine bereits bestehende Komponente unbekannter Herkunft gebaut hätte. Während ich auf Ihre Ankunft wartete habe ich die Maschine noch einmal gründlich gescannt, aber ich kann mit den Standardsensoren nichts empfangen. Die zentrale Komponente muss aber in irgendeiner Weise aktiv sein, denn sie sendet telepathische Signale aus die vorrangig auf die Hirnwellenmuster von Haliianern abgestimmt sein müssen."

Nachalek bestätigte Vinaras Vermutung mit einem Nicken. "Momentan befindet sich dieses Artefakt im Innern in einer Art Bereitschaftsmodus. Niemand kann vorhersagen was geschieht wenn wir den Stuhl mit Energie versorgen, geschweigen denn komplett betriebsbereit machen."

"Verzeihen Sie, sagten Sie Artefakt?", erkundigte sich der Doktor.

"Ja, ich spüre etwas sehr altes, kann es aber nicht weiter präzisieren da ich kein Haliianer bin. Auf jeden Fall kann es nicht von Feyzon Dalar erbaut worden sein."

"Sehr merkwürdig... Das Biomodul ist allerdings neu, auch wenn ich es nach Plänen gezüchtet habe die vermutlich aus der Zeit stammen in der das ursprüngliche Artefakt, wie Sie es nennen, erbaut wurde."

"Und ausgerechnet jetzt ist Dalar auf einmal nicht mehr erreichbar!", entfuhr es Briceburry, "ich habe keine Ahnung wo er steckt, aber er muss Bescheid wissen, er hat uns alle ausgenutzt, jetzt weiß ich auch warum er aus der Sternenflotte ausgetreten ist!"

In diesem Moment öffneten sich zischend die Frachtraumtüren und ein gelb uniformierter Mann vom Rang eines Lieutenant Junior Grades trat ein. Sein Verhalten wies ihn gleich als ein Mitglied des Sicherheitsdienstes aus. "Commander, was ist hier los? Irgendetwas hier drinnen muss Fähnrich Anguenar buchstäblich zu Tode erschrocken haben, etwas das möglicherweise eine Gefahr für das gesamte Schiff darstellen könnte?"

"Wenn dann nur primär für Haliianer, Lieutenant..."

"McNaughton. Was soll das heißen? Warum wurde ich nicht informiert?"

"Ich habe ein Rundschreiben an alle Führungsoffiziere geschickt, aber Lieutenant Bishop ist noch nicht wieder zurück. Diese Maschine basiert auf einem unbekannten Artefakt, welches von einem haliianischen Ingenieur erweitert und modifiziert wurde. Es soll zur Verstärkung der telepathischen Kräfte dienen, doch wie es scheint ist dies nicht die ganze Wahrheit. Wenn Sie etwas für die Sicherheit dieses Schiffes und seiner Besatzung tun wollen schotten Sie diesen Bereich des Frachtraums vorübergehend ab, errichten Sie eine Transportblockade und zur Sicherheit ein Energiefeld zur Unterdrückung telepathischer Signale. Und nehmen Sie dafür am besten eine unabhängige Energeiquelle, ich möchte nicht dass irgendetwas in die Nähe dieser Maschine kommt das mit einem der Schiffssysteme zusammenhängt."

"Ich werde Ihnen bei der technischen Umsetzung behilflich sein, es ist das Mindeste was ich tun kann", bot Angela Briceburry an.

"Äh, verzeihen Sie, wenn das Ding hier wirklich so gefährlich ist, warum beamen wir es nicht einfach ins All und vaporisieren es?", fragte McNaughton sichtlich ungehalten.

"Eine akute Gefahr für das Schiff besteht nicht, ich möchte nur absolut sichergehen. Mit der Zerstörung möchte ich so lange warten bis die restlichen Führungsoffiziere zurück sind. Sollte die Lage sich vorher verschlechtern werden wir die Maschine zerstören."

"Also Ma'am..."

"Das ist ein Befehl! - Ms. Briceburry, Ihre Hilfe wäre in der Tat sehr willkommen." Mit diesen Worten verließen Vinara den Frachtraum und Mückner folgte ihr; der Arzt ließ sich wieder auf die Schweizer beamen und die Wissenschaftsoffizierin begab sich zurück in ihr Quartier. Dort verfasste sie sogleich ein zweites Rundschreiben, an dieselben Adressaten wie das erste:

Nachtrag betreffs des "Telepathie-Verstärkers":

Wie es aussieht ist die Apparatur nicht ganz so ungefährlich wie man mir glauben machen wollte. Fähnrich Anquenar hat allein durch die Präsenz der Maschine ein starktes Unwohlsein verspürt und auch mein Mitarbeiter, Lieutenant Melor Nachalek berichete von tendentiell unruhigen Empfindungen, wenn auch wesentlich schwächer ausgeprägt.

Ich habe Lieutenant Nathanel McNaughton von der Sicherheit und Lieutenant Angela Briceburry, derzeit Chefingenieurin der U.S.S. Schweizer, angewiesen die Vorrichtung so gut es geht abzuschotten. Grund für all dies ist die Kernkonstruktion der Maschine, welche aller Wahrscheinlichkeit nach nicht von Feyzon Daral gebaut wurde. Er modifizierte die Ausgangskonstruktion lediglich und verband alle Komponenten so dass es für Nicht-Haliianer und Standardsensoren schwer ist den Überblick zu bewahren. Mein Dank gilt daher Fähnrich Milseya Anquenar, welche beinahe ihre Gesundheit riskiert hätte um mich über die wahre Natur dieses Objekts zu informieren.

Ich werde so lange es geht abwarten bis möglichst alle von Ihnen zurück sind um dann Ihre Meinungen einzuholen. Sollte es sich aber als notwendig erweisen werde ich die Apparatur schon vorher unschädlich machen, denn ich will nicht dass für die Erlangung wissenschaftlicher Erkenntnisse Leben und Schiff auf das Spiel gesetzt werden.

Gezeichnet

Lieutenant-Commander Vinara Shral

Im Anschluss verfasste sie eine weitere Nachricht die nur an Fähnrich Anquenar persönlich geschickt wurde:

Liebe Milseya,

Ich hoffe es geht Ihnen inzwischen wieder besser. Auf den Aufzeichnungen der Überwachungssysteme war deutlich zu sehen welchen Schrecken Ihnen mein Mitbringsel eingejagt hat. Ich nehme Ihre Bedenken durchaus ernst, wie Sie dem zweiten Rundschreiben entnehmen können habe ich eine möglichst komplette Abschottung der Apparatur befohlen, einschließlich der Sperrung sämtlicher telepathischer Signale die von der ursprünglichen Maschinerie ausgesendet werden. Allerdings kann ich ohne weitere konkrete Anhaltspunkte und Beweise für eine akute Gefahr nicht sofort die Zerstörung veranlassen, dafür sind noch zu viele Fragen offen. Ich möchte Sie daher bitten mir möglichst knapp, aber präzise alles mitzuteilen was Ihnen dazu auch aus dem Bereich der haliianischen Mystik oder Mythologie einfällt; ich werde mein Glück entsprechend bei vulkanischen und andorianischen Quellen versuchen. Auch in meinem Volk gibt es eine telepathisch begabte Subspezies, die Aenar, sie sind Albinos die ohne Augenlicht in unterirdischen Höhlen leben und im Gegensatz zu ihren Artgenossen an der Oberfläche den Frieden über alles schätzen. Genau wie ich, selbst wenn mich das Mysterium nun umso mehr reizt werde ich um seiner Lösung Willen nicht zulassen dass irgendjemand dabei zu Schaden kommt.

Viele Grüße

Vinara Shral

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Die Kälte hatte ihren Körper immer noch nicht verlassen. Auf der Coach kauernd, eine Decke fest um sich geschlungen, starrte Milseya auf das Glas vor sich.

In den vergangenen zwei Stunden hatte sie alles Erdenkliche getan, damit ihr wärmer wurde. Sie hatte sehr lange heiß geduscht, heißen Tee getrunken (und dabei bemerkt, das ihre Lippen offen waren), sich in zwei dicke Decken gehüllt – ohne Erfolg. Die Kälte wich nicht.

Ebenso wenig wie die Bilder, die sie immer wieder vor sich sah.

Nur um sich abzulenken, nur um endlich an etwas anderes zu denken, hatte sich die Haliianerin aufgerafft und etwas getan, was sie sonst verabscheute: Sie hatte ihr Quartier aufgeräumt.

Nachdem sie zunächst das Erbrochene entfernt hatte, begann sie damit die vielen achtlos weggeworfenen Kleidungsstücke aufzusammeln und ließ sie im Replikator verschwinden bzw. reinigen.

Derjenige, der sehen kann, wird wissen.

Dann räumte sie die Kleidung in den noch leeren Schrank und begann damit ihren Koffer auszupacken. Systematisch verteilte sie die Sachen auf ihrem Bett.

Derjenige, der weiß, wird sich unterwerfen.

Anschließend beseitigte sie das restliche Chaos, bestehend aus Tassen, Tellern, Gläsern, Padds und sonstigen Dingen vom Boden und den Tischen und reinigte alle Flächen.

Dann ging sie daran die einzelnen Gegenstände auf ihrem Bett in ihrem Quartier zu verteilen...

Derjenige, der sich unterwirft, wird leben.

Die Bilder waren aufgehängt, die Dekorationsstücke im Raum verteilt, die kleine schwarze Plüschkatze thronte auf ihrem Kopfkissen.

Derjenige, der reinen Blutes ist, trete näher und erkenne den Segen. Derjenige, der reinen Blutes ist, trete näher und erkenne den Segen. Derjenige, der .....

Immer und immer wieder, einer Beschwörung gleich wiederholte sich dieser Satz in ihrem Kopf.

Sie hatte niemals daran geglaubt. Sie hatte keinen Glauben. Für sie waren diese Geschichten immer Mythologien gewesen, die jedes Volk hatte. Relikte aus vergangenen Zeiten, mit denen man versucht hatte, Unerklärliches zu begreifen.

Es war vor langer Zeit gewesen, als sie die Geschichte zum ersten Mal gehört hatte. Zu lange....

„Nyvam ariad, Nahima“, begrüßte Milseya die Frau des Commodore, als diese auf ihren Ruf antwortete.

Nahima strahlte über das ganze Gesicht vor Freude ihre Ziehtochter zu sehen. „Nyvam tanlya, Milseya.“, rief sie erfreut und machte dann gleich wieder ein besorgtes Gesicht. „Du siehst entsetzlich aus, Liebes!“

„Ich habe vergangene Nacht schlecht geschlafen“, log Milseya.

„Muskanischer Punsch hilft dagegen“, erklärte die ältere Haliianerin.

Milseya verzog das Gesicht. „Du weißt, ich kann das Zeug nicht ausstehen.“

Nahima lachte laut auf. „Nun ja, man muss damit aufgewachsen sein, um ihn zu mögen!“

„Vermutlich“, grinste Milseya. Vermutlich musste man auch auf Halii aufgewachsen sein, um zu verstehen .. um zu glauben, dachte die junge Haliianerin.

„Nahima, erzähle mir von der 'Legende des Beginns'“, bat sie.

„Die 'Legende des Beginns'? Ach du meine Güte! Weshalb denn nur? Du kennst doch die Geschichte“, erwiderte diese überrascht.

„Ich kenne die Geschichte nur von meiner Mutter. Und es ist Jahre her, dass ich sie gehört habe. Ich war damals noch ein Kind.“

„Milseya, das ist dummer Aberglaube.“

„Ich habe dich nicht gefragt, was du davon hälst“, kam es gereizt zurück. Milseya senkte kurz den Blick und atmete tief durch. Sie sah wieder auf den Bildschirm, in Nahimas überraschtes Gesicht. „Entschuldige bitte! Du weißt, ich war nie auf Halii. Du weißt, ich bin nicht mit den Geschichten aufgewachsen. Alles, was ich von unser Heimat weiß, habe ich durch meine Mutter und dich erfahren. Ich kann dir nicht erklären warum, aber es ist wichtig. Ich möchte, dass du mir die 'Legende des Beginns' erzählst. So wie sie auf Halii erzählt wird. So wie man sie dir erzählt hat.“

Nachdenklich blickte Nahima Milseya an und nickte dann. „Gut, so wie man sie auf Halii erzählt. Die 'Legende des Beginns.'“ Nahima holte tief Luft und begann.

„Höre die Worte. Derjenige, der sehen kann, wird wissen. Derjenige, der weiß, wird sich unterwerfen. Derjenige, der sich unterwirft, wird leben. Siehe, er ist der Beginn. Er ward der Erste reinen Blutes. Mychandriam. Derjenige, der reinen Blutes ist, trete näher und erkenne den Segen ....

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Issey-Nahyarto-Sikkah (Lambda)

Überrascht sah Milseya auf, als der Türsummer ging. „Herein.“

John Gilmore betrat das Quartier der jungen Piloten. Er war den ganzen Tag damit beschäftigt gewesen die ihm zugeteilte Krankenstation auf der Sekundärsektion auf Vordermann zu bringen und notwendige Medikamente und Gerätschaften nachzubestellen. Die Arbeit hatte ihm gut getan, so hatten sich seine Gedanken mal nicht nur um Selina gedreht und er hatte das ungute Gefühl in seinem Bauch ignorieren können, daß er seit der kurzen Nachricht von Milseya hatte. "Hallo Mili! Mit großem Erstaunen stellte er fest, wie aufgeräumt ihr Quartier war.

John! Nach allem was geschehen war, hatte sie ihre Verabredung tatsächlich vollkommen vergessen! Milseya stand auf und ging auf ihren Vertrauten zu. „John! Entschuldige. Ich hatte vergessen, dass wir uns heute treffen wollten.“ Sie lächelte ihn um Verzeihung bittend an und umarmte ihn herzlich. „Wie geht es dir, Oumriel?“

John erwiderte die Umarmung und musterte Milseya lange. "Danke, mir geht es gut. Aber was ist mit dir?" Die junge Frau sah nicht gerade aus wie das blühende Leben und dazu noch das aufgeräumte Quartier. Das war so völlig untypisch für Milseya.

Sie seufzte. „Es ging mir schon mal besser“, erklärte sie und erzählte ihm kurz von ihrer Begegnung im Frachtraum - wobei sie es aber unterließ ihm mehr als nötig davon zu erzählen. Noch war sie sich nicht sicher. Sie musste noch ein paar Dinge in Erfahrung bringen. Erst wenn sie sich 100 Prozent sicher war, dann würde sie Commander Shral und alle anderen informieren.

„Tja und seitdem ist mir ständig kalt“, erklärte sie. "Und du weißt, wie sehr ich Kälte hasse!"

John nickte. "Klar weiß ich das!" Der Mediziner konnte sich noch zu gut an die eiskalten Füße von Milseya erinnern. Auch wenn er damals betrunken gewesen war, das hatte er gespürt! Jede Kühleinheit war dagegen wie eine Heizung. Beide hatten sich auf das Sofa gesetzt und John sah Milseya neugierig an. "Du wolltest mit mir über etwas dringend sprechen. Was ist los?"

Dankbar, dass sie ihre Gedanken auf etwas anderes konzentrieren musste, betrachtete sie John. Ja, sie vertraute ihm und dennoch fürchtete sie sich vor seiner Reaktion. Aber es war notwendig! Milseya holte tief Luft. „John, ich habe das noch nie jemanden erzählt. Nur wenige wissen von dem, was ich dir gleich sagen werde. Ich muss dich darum bitten, mir zu schwören, dass das was hören wirst, niemals diesen Raum verlassen wird. Du darfst unter keinen Umständen jemals irgend jemanden davon erzählen.“, sagte sie mit leicht aufgeregter Stimme.

John spürte wie sein Herz schneller schlug. Er konnte die Aufregung in Milseyas Stimme nicht wirklich deuten. Ging es hier um was Schlimmes oder Gutes oder komplett Anderes? Hatte sie die Absicht ihm zu sagen, daß sie in Wirklichkeit ein Mann war? Oder das sie einen Klingonen heiraten wolle? Wie auch immer, es schien Milseya sehr wichtig zu sein. "Ganz egal, was du mir jetzt sagen wirst, ich schwöre, es bleibt in diesen vier Wänden!"

Milseya nickte. „John, während deiner Zeit an der Akademie, hast du da jemals etwas von den 'Elf' gehört?“

John dachte kurz nach. "Sind das nicht diese Piloten die so ein komisches Manöver geflogen sind, was keiner außer ihnen sonst geschafft hatte?"

Milseya nickte. „Richtig, die elf Piloten, die das Issey-Nahyarto-Sikkah-Flugmanöver fehlerfrei geflogen sind. Es muss etwa ein oder zwei Jahre nach deinem Abschluss gewesen sein, als es einem weiteren Piloten gelungen ist.“

John verstand erst nicht, worauf sie hinaus wollte. Doch dann machte es auf einmal "Klick" und er verstand. Seine rechte Augenbraue wölbte sich nach oben und gab ihm einen Gesichtsausdruck der abolut einmalig im Universum war. "Und du warst dieser Pilot?"

Richtig. “, erklärte sie ruhig, während ihr Herz immer noch bis zum Halse schlug. Sie stand auf, ging zum Tisch, ließ in jedes der dort stehenden zwei Gläser je zwei Eiswürfel klirren und goss einen kräftigen Schluck Whiskey in die Gläser. Dann reichte sie ein Glas John. „Glaub mir, du wirst es brauchen.“, erklärte sie, als er sie verwundert ansah.

Dann setzte sie sich wieder ihm gegenüber auf die Coach. „Wenn du von den 'Elf' gehört hast, dann hast sicherlich auch von den Gerüchten um eine Geheimgesellschaft, einer Art Bruderschaft gehört.“

Als Milseya den Whiskey eingoß kletterte Johns Augenbraue noch einige Zentimeter weiter nach oben. Langsam wurde ihm klar, daß es ihm wohl nicht gefallen könnte, was Milseya versuchte ihm zu sagen. "Ja davon habe ich auch gehört." John hielt das Glas Whiskey in seiner Hand und betrachtete den Eiswürfel der darin schwamm eingehend. Dann sah er Milseya wieder an. "Lass mich raten .... du gehörst dieser Bruderschaft auch an?"

„Wir nennen es die Gemeinschaft“, entgegnete Milseya.

"Oooookay .... und das ist jetzt so geheim daß du denen angehörst?" John verstand wirklich nicht, was daran jetzt so geheim sein sollte? Milseya war Mitglieder dieser Gemeinschaft. Na und? Außer dieser illustre Gemeinschaft hielt regelmäßig Strip-Poker-Sessions ab oder liebten es nackt durch San Francisco zu joggen.

Sie lächelte. „Ja und nein. Das Ganze hat vor vielen Jahren begonnen“, begann Milseya zu erzählen. „Als Issey, Nahyarto und Sikkah das Manöver erfunden hatten, waren die Meisten im Oberkommando davon begeistert gewesen. Endlich gab es eine Prüfung, die zeigen würde, wer zur Fliegerelite gehörte.

Dabei hatten die Drei das Manöver eigentlich aus einem ganz anderen Grund erfunden. In diesem Jahrgang waren alle Flugkadetten hervorragende Piloten - und verdammt arrogant. Bald ließen sie sich nichts mehr von ihren Fluglehrern sagen, denn schließlich konnten sie ja schon alles. Eines Abends dann setzten sie die drei Fluglehrer zusammen und dachten sich das Manöver aus - bei einer Menge romulanischen Ales“, grinste die Haliianerin.

John hielt immer noch das Glas Whiskey in seiner Hand. Nach wie vor hielt er es nicht für nötig die hochprozentige Substanz sich in den Rachen zu schütten. Er sagte nichts, forderte Milseya jedoch mit einem Blick auf weiter zu erzählen.

„Die Kadetten lachten, als sie das Manöver sahen und jeder versuchte sich daran und jeder von ihnen scheiterte kläglich. In ihrem Stolz verletzt, erklärten die Kadetten, dass niemand dieses Manöver fehlerfrei fliegen könne. Da setzen sich die drei Fluglehrer hinter das Steuer und jeder von ihnen flog es fehlerfrei. Damit fing alles an“, seufzte Milseya. „Denn von nun an glaubte jeder, dass es einen Trick geben musste, wie man diese Flugprüfung problemlos bestehen konnte.“

"Aber es gab keinen Trick?"

„Nun, nicht wirklich. Es kommt einzig auf den Piloten an“, erklärte Milseya. „Entschuldige John, aber das darf ich dir nicht verraten. Es ist Teil der Prüfung, es zu erkennen. Nur so viel: Es ist kein Trick im herkömmlichen Sinne, wie z.B. bei Kirk und dem Kobayashi-Maru Test. Man kann nichts an den Testbedingungen verändern. Man kann nichts manipulieren.“

John nickte. "Ich verstehe. Eure Gemeinschaft kennt und schützt also diesen "Trick"?"

„Mehr als das“, erwiderte Milseya und setzte ihre Erzählung fort. „Einige Admiräle hatten Söhne und Töchter an der Akademie. Welch Glanzpunkt, wenn das eigene Kind diese außergewöhnliche Prüfung bestehen würde! Also fingen sie an, die Drei zu bedrängen ihnen das Geheimnis zu verraten. Aber Issey, Nahyarto und Sikkah erklärten ihnen immer wieder dass es keinen Trick gäbe. Was ihnen natürlich keiner glaubte. Die Admiräle wurden immer hartnäckiger. Also beschlossen die Drei sich zusammenzuschließen und sich gemeinsam gegen die lästigen Frager zu wehren. Die Gemeinschaft war geboren. Im Laufe der Jahre kamen die weiteren erfolgreichen Piloten hinzu. Die Meisten sind ausgezeichnete Piloten. Nur zwei haben das, was sie als 'Trick' erkannt haben, lediglich richtig umgesetzt und so die Prüfung bestanden. Ich gehöre zu diesen zwei“, erklärte sie schmunzelnd. „Aber das spielte keine Rolle. Jeder, der die Prüfung besteht, wird damit automatisch zu einem Teil der Gemeinschaft. Die Mitglieder treffen sich stets nur, wenn ein neues Mitglied hinzu kommt. Kannst du dir vorstellen, wie aufgeregt ich war, diesen lebenden Legenden gegenüber zu stehen?“

"Ja, das glaub ich dir gerne. Welchem Normalsterblichen würde es nicht so gehen? Aber erzähl weiter!" John war ziemlich fasziniert über diese Geschichte. Daraus ließe sich sicher ein netter Holoroman schreiben!

Milseya lachte laut auf. „Ich wäre beinahe ohnmächtig geworden.“ Sie nahm einen Schluck von ihrem Glas und stellte es auf den Boden. „Dann erzählten sie mir von der Gemeinschaft. Es ist schwer zu erklären, was es damit auf sich hat. Am besten, du stellst sie dir wie eine Familie vor. Alle Mitglieder halten zusammen und unterstützen sich. Wenn jemand in Not ist, dann hilft man, so gut man es vermag. Mit einer Ausnahme: Die eigene Laufbahn. Wir protegieren oder bevorzugen ein anderes Mitglied nicht. Jeder muss seinen Weg alleine machen und jeder von uns ist stolz darauf, es aus eigener Kraft ohne Hilfe der Gemeinschaft zu schaffen oder es geschafft zu haben. Die Hilfe von der ich sprach, bezieht sich hauptsächlich auf private Notfälle oder wenn man bedrängt wird. Denn so manche im Oberkommando sind immer noch auf der Suche nach dem Trick.“

Johns Blick wurde ein wenig ernster. "Dann ist jemand aus dieser Gemeinschaft in Schwierigkeiten und du wurdest jetzt gerufen um zu helfen?"

„In gewisser Hinsicht", seufzte sie. "Lass mich die Geschichte weiter erzählen, dann wirst du es verstehen. Es war kurz nachdem ich Teil der Gemeinschaft geworden war, als sich einer von uns, Imadro Fazil, verliebte.“ Milseya sah den verwirrten Gesichtsausdruck bei John und hob um Geduld bittend die Hand. „Imadro war während des Dominionkrieges in einigen Geheimaufträgen der Sternenflotte unterwegs. Und nun verliebte er sich ausgerechnet in eine Cardassianerin! Du kannst dir vorstellen, dass das der Sternenflotte nicht unbedingt gefiel. Aber Imadro war das egal. Es hatte ihn gründlich erwischt. Er bat darum, aus der Sternenflotte austreten zu dürfen. Er wollte mit ihr auf einem weit entfernten Planeten ein neues Leben beginnen. Doch sein Vorgesetzter - ein gewisser Cayman - verweigerte ihm das. Er untersagte ihm jeden weiteren Kontakt zu der Frau.“

John unterbrach Milseya nicht weiter sondern lauschte weiterhin gespannt ihren Worten.

„Cayman hatte einige Geheimmissionen gestartet, die auf keinen Fall bekannt werden durften. Nicht bei der Sternenflotte und schon gar nicht in der Öffentlichkeit. Diese Missionen waren ausschließlich seine Idee gewesen und auch nur er hatte davon profitiert. Imadro bekam das heraus und drohte Cayman damit, dass er alles aufdecken würde. Das war ein Fehler.“ Sie hielt kurz inne. „Imadro hatte Cayman unterschätzt - wie wir alle zunächst. Er nutzte seine Kontakte und begann Imadros Ruf zu schädigen, ihn in Misskredit zu bringen. Mit Erfolg, denn Imadro verlor alle Privilegien. Da wandte er sich an die Gemeinschaft und bat um Hilfe.“

John war überzeugt. Das alles war spannender als jeder Holoroman! Er hatte schon immer gewusst, daß die spannendsten und schönsten Geschichten das Leben selber schrieb. "Und ihr habt ihm geholfen?"

„Beinahe ohne zu zögern. Nachdem einige von uns die Frau überprüft hatten und nichts Verdächtiges finden konnten, beschlossen wir den Beiden zu helfen. Wir halfen Imadro bei seiner Flucht und brachten die Frau unbemerkt von Cardassia. Zwei von uns flogen sie auf einen Planeten, wo die Beiden seither unbehelligt leben. Ich war einer der Piloten, die sie dort hin brachten.“

John lächelte. "Das ist toll aber wo ist das Problem?"

„Cayman kochte vor Wut. Er ließ alle Mitglieder der Gemeinschaft befragen, doch keiner von uns verriet etwas. Da beschloss er andere Seiten aufzuziehen. Den meisten Mitgliedern konnte er nichts anhaben - sie waren gut situiert. Sie alle in Misskredit zu bringen, hätte auch er nicht geschafft. Daher griff er das schwächste Glied der Kette an.“ Milseya deutete mit dem Finger auf sich.

Mit großen Augen starrte John Milseya an. "Was? Das darf doch nicht wahr sein! Was hat er dir angetan?" Sofort machte sich Johns Beschützerinstinkt bemerkbar auch wenn er zu gut wusste, daß er Milseya nicht beschützen konnte. Das hatte sie bis jetzt immer ganz gut selber geschafft.

„Ich war damals ein junger Fähnrich - meine ganze Karriere lag noch vor mir. Er wusste, dass ich ehrgeizig war und es zu etwas bringen wollte. Zudem war ich damals gerade schwer verliebt. Er begann mir die 'Daumenschrauben' anzusetzen. Aber ich hatte wie alle anderen geschworen, die Gemeinschaft und ihre Mitglieder zu schützen. Ich hielt dem zunächst Stand.

Doch wir alle, auch ich, erkannten, dass ich dem nicht auf Dauer gewachsen sein würde. Wir trafen uns und besprachen die Lage. Die Gemeinschaft gründet auf Geben und Nehmen, John. Wir alle wussten, dass Imadro zurückkehren würde, wenn er erfahren würde, dass Cayman mich unter Druck setzt. Das mussten wir mit allen Mitteln verhindern. Uns fiel nur ein einziger Ausweg ein: Ich musste mich dem Zugriff Caymans entziehen und mich von allem, was mich erpressbar machte, lösen.“

"Wie hast du das angestellt?"

„Ich tat das worum die Gemeinschaft mich bat. Ich trennte mich von Timothy und bat dann unter einem Vorwand die Sternenflotte um eine Auszeit.“

"Du bist also untergetaucht?"

Milseya nickte. „Ich wusste, welches Schicksal Imadro drohen würde, wenn Cayman ihn fassen würde. Glaub nicht, er würde es auch nur in die Nähe eines Sternenflottengerichts schaffen. Für Cayman steht viel zu viel auf dem Spiel. Er wird es nie zulassen, dass Imadro sich vor Gericht verantwortetet.“ Milseya holte tief Luft. „Es ist nicht so, dass sie mich gezwungen hätten. Sie überließen mir die Entscheidung. Und niemand hätte es mir vorgeworfen, wenn ich mich geweigert hätte. Der Beschluss war einstimmig, John. Die Gemeinschaft beschloss, dass man mich nach einer gewissen Zeit, wenn Gras über die Sache gewachsen wäre, still und leise wieder zurückholen würde. Doch wir haben uns getäuscht. Und meine Rückkehr war alles andere als leise.“

"Und das bedeutet?" John war immer noch nicht ganz klar woraus Milseya hinaus wollte.

„Ich war zurück und schwächer als zuvor. Durch meine eigene Dummheit hatte ich Cayman auf mich aufmerksam gemacht. Wie du ja weißt, steht alles in meiner Akte. Kaum ein Captain nimmt eine Pilotin, die sich so verhalten hat. Aber Commander Orsen, dem Leiter der Reparaturteams, war das ziemlich egal. Er beordete mich in sein Team. Cayman muss Kontakt mit ihm aufgenommen haben und ihm befohlen haben mich unter Beobachtung zu setzen. Orsen stimmte dem zu, schließlich ist Cayman mittlerweile Admiral. Cayman hatte einen Plan, wie er mich klein kriegen könnte. Er befahl Orsen, dass ich das Issey-Nahyarto-Sikkah-Flugmanöver mit der Community fliegen solle. Er lockte Orsen damit, dass die Sternenflotte meinem Versetzungsgesuch auf die Community zustimmen würde, wenn ich es schaffen würde. Er ahnte allerdings nicht, dass Orsen ihn beim Wort nehmen würde. Cayman verfolgte damit mehrere Ziele: Zunächst einmal glaubte er nicht daran, dass ich es schaffen würde. Dann wäre ich als Testpilotin in Orsens Team geblieben, ohne jede Möglichkeit weiter aufzusteigen und weiter hin unter seinem Einfluss. Oder ich hätte das Schiff bei dem Versuch zu Schrott geflogen, dann hätte er mich wieder vor ein Gericht stellen können, wegen Fahrlässigkeit. So oder so - er wusste, ich würde Kontakt zu den anderen aufnehmen und um Hilfe bitten. Und sie würden sich nicht weigern.“

John grinste. "Hah! Aber du hast es geschafft, oder? Und jetzt ist dieser Cayman ziemlich sauer auf dich aber er kann nichts gegen dich unternehmen? Das ist doch toll!"

„Du verstehst es immer noch nicht John!“ erwiderte Milseya. „Du kennst Cayman nicht. Du hast nicht die geringste Ahnung, zu was dieser Mann in der Lage ist. Und ich habe es gewagt, seine Pläne zu durchkreuzen." Sie holte tief Luft. "Für Cayman heiligt der Zweck die Mittel. Da er aus Erfahrung weiß, dass die Mitglieder der Gemeinschaft niemals preis geben werden, wo Imadro steckt, versucht er es anders.“ Milseya stockte. Der Augenblick war gekommen. „Jeder von uns hat etwas, das ihm besonders am Herzen liegt, oder jemanden, den er liebt. Für den jeder von uns einen Verrat begehen würde, um diesen zu schützen. Cayman ist nicht zimperlich und 'Unfälle' passieren schnell“, erklärte sie. Sie sah John direkt in die Augen. „In meinem Fall bist ... DU es, für den ich ohne zu zögern, jeden und alles verraten würde.“

John hätte beinahe das Glas Whiskey fallen gelassen. "Was zum Teufel redest du da? Willst du mir etwa erzählen, daß ICH ihn Gefahr bin?"

Milseya senkte den Kopf und nickte dann. „Ja. Wir glauben, dass Cayman weiß, dass wir beide uns nahe stehen. Und das macht dich zu einem potentiellen Ziel.“

John kippte den Whiskey herunter als wäre es Wasser. Er sprang vom Sofa auf und lief eine ganze Weile auf und ab. "Das ist doch Wahnsinn! Wenn du diesen Verdacht hast, dann müssen wir das melden! Es muss doch jemanden geben der diesem Cayman das Handwerk legen kann!" Johns Puls war in schwindelerregende Höhen geschnellt und sein Atem war schwer.

„Und wem? Du solltest nicht den Fehler machen und Cayman unterschätzen! Er verfügt über weitreichende Kontakte.", entgegnete Milseya zu ihrem eigenen Erstaunen ihm ruhig. "Vergiss nicht, wir haben Imadro bei seiner Flucht geholfen. Er ist quasi desertiert. Seine Akte weist ihn dank Cayman als Deserteur und Verräter aus. Das bedeutet, dass wir alle, die ihm geholfen haben, ebenfalls Verräter sind. Cayman wartet nur darauf, dass wir einen Fehler machen. Aber diesen Gefallen werden ihm nicht machen.“

"Verdammt Mili, was jetzt? Soll ich etwa seelenruhig darauf warten daß mir jemand die Kehle aufschlitzt? Man muss doch irgend etwas tun können!"

„Tot nützt du ihm nichts, John“, entgegnete sie. Sie seufzte. „Bitte setze sich und hör mir zu.“

John war noch einige Male hin und her gelaufen bevor er sich wieder setzen konnte. "Du hast meine vollste Aufmerksamkeit."

„Zur Zeit sind wir vor Cayman sicher. Es war ein Fehler von ihm ausgerechnet dieses Manöver zu befehlen. Er weiß, dass die Gemeinschaft gewarnt wurde und ihm ist klar, dass ich und damit auch du unter dem Schutz der Gemeinschaft stehen. Er wird warten, bis sich eine neue Gelegenheit bietet. Der Grund, warum ich dir das alles erzählt habe, ist damit du vorsichtig bist. Damit du dich vorbereiten kannst.“

John schüttelte langsam den Kopf. "Worauf und wie soll ich mich vorbereiten?"

„Das weiß ich nicht. Aber es könnte sicherlich nicht schaden, wenn du deine Kenntnisse in Selbstverteidigung auffrischen würdest. Und du solltest vorsichtig sein, wenn du einen Patienten behandelst. Möglich, dass man dir einen Kunstfehler vorwirft. Dokumentiere alles.“

John vergrub sein Gesicht in seinen Händen. "Das ist purer Wahnsinn ...." Er hob seinen Kopf und sah Milseya an. "Selbstverteidigung? Mili, ich bin Arzt! Du wirst mich schon unterrichten müssen ...." Er stand auf und goß sich ein weiteres Glas Whiskey ein um dieses gleich wieder zu leeren. Mein Gott, ich muss das alles erst einmal verarbeiten."

Sie seufzte. „Das verstehe ich, John. Glaub mir, ich wünschte, ich hätte dich da nie mitreinziehen müssen. Aber ich war so lange weg, dass ich vergessen hatte, warum ich damals gegangen war. Es tut mir leid.“ Sie stand auf und nahm ihm das Glas aus der Hand und sah ihn ernst an. „ John! Ich wünschte ich müsste dir das jetzt nicht sagen. Vertraue niemanden, den du nicht kennst. Glaube nichts, nur weil es dir jemand sagt, der einen höheren Rang hat oder angeblich mehr Erfahrung oder Wissen. Handle nicht blind, weil es ein Befehl ist. Und sprich darüber niemals mit mir über eine Commverbindung. Hast du das verstanden?“

John nickte und sah zu Boden. "Ja habe ich. Sind Menschen die mir nahe stehen auch in Gefahr?"

„Du meinst deine Eltern und Selina?“

"Ganz genau."

Milseya schüttelte den Kopf. „Nein. Da sie für mich keine Rolle spielen, droht ihnen keine Gefahr. Aber um dich zu beruhigen – auch sie werden von der Gemeinschaft beobachtet und beschützt.“

John presste die Lippen zusammen. "Gut zu wissen ...... Hör zu, ich werde jetzt gehen. Ich bin mir sicher das du dafür Verständnis hast."

Milseya nickte. „Ja, ich weiß, du hast einne Menge zu verdauen. Bitte verzeih mir. Ich habe das nie gewollt.“

John streichelte ihr sanft über die Wange. "Du brauchst dich nicht entschuldigen. Du trägst keine Schuld." Er wollte lächeln, schaffte es aber nicht. "Gute Nacht." Mit diesen Worten verließ er Milseyas Quartier.

Inanchfe und Hoshi in "Schatten der Vergangenheit"

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„Urlaub?“ Vartik Tanrim sah die Haliianerin überrascht an.

„Kein richtiger Urlaub, Sir.“, erwiderte Milseya. „Aber zur Zeit liegen wir hier fest. Commander Orsen und sein Team sind immer noch dabei einige Systeme zu modifizieren. Und da es sich dabei weder um die Navigation, noch die Steuerkontrolle handelt, bin ich nicht von Nutzem.“

„Die Entscheidung darüber steht Ihnen nicht zu, Fähnrich“, wies Tanrim sie zurecht. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und betrachtete die junge Frau nachdenklich. „Was meinen Sie mit 'kein richtiger Urlaub'?“

Milseya holte tief Luft. „Sir, Sie wurden sicherlich über diese Vorrichtung in Frachtraum 2 informiert.“ Er nickte. „Und ich weiß auch, dass es Sie regelrecht in Panik versetzt hat, Fähnrich.“

Die Haliianerin schluckte schwer. Allein daran erinnert zu werden, war grauenhaft. „Commander Shral bat mich darum, sie über alles, was ich darüber wissen könnte, zu informieren. Ich bin mir sicher, dass das ursprüngliche Artefakt haliianischer Herkunft ist. Aber Sir, ich war nie auf Halii. Ich kenne mich zu wenig mit meiner eigenen Kultur aus, um das beweisen zu können.“, erklärte sie.

„Ich verstehe. Sie wollen also dort hin fliegen, um mehr zu erfahren.“, erwiderte Tanrim.

„Nein, vorerst nicht, Sir. Aber ich brauche Zeit, um alle Informationen zu sammeln und sie in einen Zusammenhang zu bringen.“

Der Captain runzelte die Stirn. „Wäre es nicht einfacher, die Informationen vor Ort zu suchen?“, fragte er verwundert.

„Nicht für mich, Sir.“

„Wie meinen Sie das, Fähnrich?“

Milseya seufzte. „Ich bin nicht reinen Blutes, Sir.“

„Nicht was?“

„Nicht reinen Blutes. Ich bin ein Mischling und damit nicht gerne auf Halii gesehen.“, erklärte sie dem Captain.

„Das ist ein Scherz, oder? Halii gehört der Föderation an. Und ist damit verpflichtet andere Rassen und Spezies zu achten!“ empörte sich der Zakdorn.

„Das tun sie ja auch, Sir. Sie respektieren alle Rassen und sie heißen sie auch auf Halii willkommen. Jeder kann sich dort niederlassen und dort leben. Er wird geachtet werden. Aber kein 'wahrer' Haliianer vermischt sein Blut mit fremden Blut. Jeder, der das tut, muss damit leben, dass seine Nachkommen angefeindet werden. Und die meisten verlassen Halii, bevor es so weit kommt.“

„Das widerspricht den Prinzipien der Föderation, Fähnrich“, meinte Tanrim.

„Das gehört zu den inneren Angelegenheiten Haliis, Sir. Und in die mischt sich die Föderation bekanntlich nicht ein.“, erklärte Milseya ruhig.

„Das klingt für mich, als würden sie es gut heißen, Fähnrich“, erwiderte der Captain.

Der Zynismus in ihrer Stimme war auch für den Zakdorn nicht zu überhören. „Oh ja, aber sicher, ich fand es ganz fantastisch meine ganze Kindheit und Jugend auf Raumschiffen herumzureisen, ohne je das Land meiner Ahnen gesehen zu haben. Ich weiß mehr über die terranische, vulkanische oder bajoranische Kultur als über die, die in meinen Genen dominiert.“ Sie konnte ihren Zorn darüber kaum noch verbergen. „Und natürlich war ich regelrecht begeistert darüber, niemals meine haliianische Familie kennen zulernen. Wussten Sie, dass meine Großeltern noch leben? Dass ich neun Cousinen und sieben Cousins habe? Dass ich keinen einzigen von ihnen je gesehen habe?“

Der Captain betrachtete die Haliianerin ohne auf die mit Sicherheit rhetorischen Fragen zu antworten und beschloss zum ursprünglichen Punkt zurückzukehren. „Sie wollen also ihren 'nicht richtigen Urlaub' dazu nutzen, um Nachforschungen anzustellen?“

Milseya nickte stumm.

„Sie sind keine Wissenschaftlerin, Fähnrich.“, erklärte er.

„Das weiß ich, Sir. Aber ich bin nun mal die einzige Haliinanerin .. Halbhaliianerin hier an Bord. Und damit die einzige, die die haliianische Kultur und Mentalität versteht“, entgegnete Milseya.

„Ein gutes Argument.“ Tanrim nickte und dachte kurz nach. „Ich bin damit einverstanden. Solange wir hier in der Werft sind, haben Sie meine Erlaubnis Ihre Nachforschungen anzustellen. Sprechen Sie sich mit Commander Shral ab. Ich ziehe Sie vorerst von ihren anderen Aufgaben ab und teile Sie nur für diese Untersuchung der Wissenschaft zu. Aber! Sobald dieses Schiff einsatzbereit ist und wir eine Mission zugeteilt bekommen, sind Sie augenblicklich wieder die Pilotin dieses Schiffes. Ist das klar, Fähnrich?“

„Ja, Sir.“

„Wegtreten!“

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...and now the conclusion.

Für einen Augenblick fühlte es sich für Niels so an, als wenn die Zeit stehen geblieben wäre. Alles um ihn herum passierte wie in Zeitlupe. Die Explosionen hatte fast den Warpkern erreicht. Sein Ingineerskit schwebte langsam von ihm weg. Er wollte sich bemerkbar machen, damit er da heraus gebeamt würde, aber auch sein Körper schien sich nur langsam zu bewegen. Dann wurde es hell um ihn herum. Niels konnte sein Herz pulsieren hören. War das sein Ende? Würde er hier in diesem Wrack sterben? Er hatte schon Situationen erlebt, die viel aussichtsloser erschienen als diese. Es war doch nur eine einfache Rettungsoperation gewesen! Plötzlich umgab ihn ein grüner Schleier und ihm wurde scharz vor Augen. Dann fiehl er zu Boden und verlor das Bewustsein...

Einige Zeit später kehrte das Leben in Niels Körper zurück. Sein Kopf schmerzte. Das muss wohl von dem Aufprall aus Deck kommen, dachte er. Doch dann stutzte er. In dem Frachter war die künstliche Gravitation ausgefallen, wie konnte er da gestürzt sein? Auch jetzt fühte er die Schwerkraft, er lag auf dem Rücken. Seine Füße fühlten sich nicht an, als ob er Gravitationsstiefel anhätte. Wo war er nur? Er versuchte die Augen zu öffnen. Durch einen kleinen Schlitz sah er ins Helle und schloss sie wieder. Ein neuer Versuch: Diesmal öffnete er seine Augen vollständig. Als sie sich an die Lichtverhältnisse angepasst hatten, sah er sich um. Er schien auf einer Art Krankenstation zu sein. Als er eine Stimme hörte zuckte er zusammen: "Sie befinden sich auf dem vulcanischen Kreuzer Ti'Mur, ich bin Doktor Serek." "Ensign Niels van Richthoven." flüsterte er. "Ruhen sie sich noch ein wenig aus, Ensign, Sie standen unter enormem Stress. Wir haben die Überlebenden des Frachters geborgen und versorgt, sie brauchen sich keine Sorgen zu machen." Das war alles, was er wissen musste und er schlief schnell ein.

Als er wieder erwachte, wollte Lieutenant Haley gerade die Krankenstation verlassen. Niels fühlte sich jetzt viel kräftiger. "Na, endlich wach?" scherzte Haley und setzte sich auf die Bettkannte. "Was ist passiert?" fragte Niels. "Kurz nachdem du in den Maschinenraum gebeamt bist ist die Kommunikation zum Shuttle abgebrochen. Kurz danach sind die Vulcanier hier eingetroffen, sie hatte den Notruf des Frachters nicht empfangen, jedoch das Hilfegesuch von Crewman DiNozzo. Wir wurden dann sofort auf ihr Schiff gebeamt. Das war gerade noch rechtzeitig bevor der Frachter explodierte! Du warst ein wenig mitgenommen, aber du scheinst ja schon wieder ganz gut drauf zu sein. Das Shuttle steht im Hangar und wir sind auf dem Weg nach Vulcan." erzählte er. "Überigens, du kannst die Krankenstation verlassen, wenn du dich besser fühlst." Niels hatte die Decke zurückgeschlagen und sich aufgerichtet und sah zu dem Stuhl neben dem Biobett. Auf diesem lagen seine Hose, sein Shirt, seine Weste und Jacke ordentlich zusammengelegt. Erst da fiehl ihm auf, dass er nur noch Unterwäsche unter der Decke anhatte. Etwas verlegen grinste er Haley an. Dann begann er sich anzuziehen, zuerst das Shirt, danach Hose und Weste. Die Jacke legte er über die Schulter. "Wir haben hier ein Quartier auf der Ti'Mur zugeteilt bekommen, es dauert noch 2 Tage, bis wir Vulcan erreichen." informierte ihn Haley. "Noch 2 Tage? Dann hab ich ja noch genug Zeit für meine Forschungen!" meinte Niels. "Ich sage eben dem Doktor bescheid, dass ich gehe." Der Lieutenant wartete bei der Tür, während Niels im Arztbüro verschwand. Dann gingen die Beiden zum Hangardeck.

Im Wohnbereich der Tigris angekommen, legte Niels zunächst seine Uniformjacke in seine Kojie. "Hier sind überigens die Spezifikationen der neuen Transporterkomponenten!" Mit diesen Worten überreichte Haley ihm ein PADD, dass er hervorgekramt hatte. "Ich seh mal nach Crewman DiNozzo und lasse dich in Ruhe arbeiten," meinte er, "komm heute abend doch zu uns ins Quartier auf 'ne Runde Skat." "Na gut, aber beschwert euch nicht, wenn das ich nicht so gut darin bin!" lachte Niels. "Dann bis nachher." verabschiedete sich der Lieutenant und verließ das Shuttleschiff. Bis jetzt hab ich richtig Glück gehabt mit den Kollegen, dachte Niels, hoffentlich bleibt das so. Dann ging er zu einer kleinen Kontrolleinheit und stellte die Panoramafenster auf undurchsichtig. "Computer, Musik!" befahl er. "Bitte, spezifizieren!" kam die Aufforderung der Computerstimme. "21. Jahrhundert, Künstler 'ATB', aus dem Album 'No Silence'." bestimmte er. Schon erklungen die ersten Laute. Niels setzte sich ein einen der konfortablen Stühle und lehte sich zurück. Geschmeidig bahnte sich das schlanke, rote Schiff seinen Weg durch den Weltraum auf den Planeten Vulcan zu, wie ein Segelboot auf dem Meer.

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Geistesabwesend - sie war gerade damit beschäftigt das Rechtswesen auf Halii zu studieren - hatte Milseya auf das Piepsen ihres Nachrichtenterminals reagiert und den Kanal geöffnet. „Ja?“

„Sind Sie Milseya Anquenar?“

„Ja.“ Die Hallianerin wandte sich dem Sichtschirm zu und sah einen älteren, grauhaarigen Haliianer. „Und Sie sind?“

„Prof. Dr. Sheyfan Tjklem. Ich bin der Leiter des Ersten Archäologischen Instituts auf Halii.“

„Professor!“ Schlagartig hatte der sympathisch wirkende Mann Milseyas volle Aufmerksamkeit. „Ich danke Ihnen, das Sie meinen Ruf beantworten“, antwortete die kleine Frau erfreut.

„Sie hatten Glück. Zwei Tage später und ich wäre im Urlaub gewesen“, meinte dieser. Dann betrachtete er die Haliianerin skeptisch, tippte an seine Nase und deutete dann mit dem gleichen Finger auf sie. „Sie sind nicht reinen Blutes“, meinte er.

Genervt, da sie das seit zwei Tagen immer und immer wieder zu hören bekommen hatte, schloss sie ihre Augen und senkte den Kopf. „Nein, das bin ich nicht.“ Dann hob sie ihren Kopf und sah den Professor herausfordernd an. „Aber dafür kann ich nichts!“

„Natürlich können Sie nichts dafür!“ entgegnete er ruhig. „Niemand kann etwas dafür, dass er sich in einen Angehörigen einer anderen Rasse verliebt und die beiden ein gemeinsames Kind zeugen. Ist das nicht die die Krönung einer vollkommenden Liebe?“

Verdutzt sah Milseya den Mann an. Er lächelte sanft. „Mein Sohn hat sich in eine Trill verliebt. Ich habe zwei bezaubernde Enkelkinder, die ich leider viel zu selten sehe.“, erklärte er mit ein wenig Wehmut in der Stimme und griff zu einem kleinen Bilderrahmen, der auf seinem Tisch stand. Zärtlich strich er mit einem Finger darüber, bevor er ihn wieder auf den angestammten Platz zurückstellte. „Sie sehen also Mrs. Anquenar. Ich halte nicht viel vom 'reinen Blut'.“

„Das tut mir sehr leid. Ich kann mir vorstellen, wie sehr Sie sie vermissen.“ Milseya fühlte wirklich mit ihm. Dieser Mann konnte nicht nur seinen Sohn, sondern auch seine Enkelkinder so gut wie nie sehen - alles wegen eines abstrusen Kults. Sie fragte sich, wie viele Familie wohl noch auseinander gerissen worden waren, nur weil viele Haliianer immer noch an diesen Mythos glaubten. Aber war es wirklich noch ein Mythos? Bewies dieses Ding im Frachtraum einige Decks unter ihr nicht, dass es kein Mythos war?

„Wie kann ich Ihnen helfen?“, unterbrach der Professor ihre Gedanken.

Milseya atmete kurz durch. „Ich bin auf der Suche nach meinen Wurzeln, Professor. Ich habe nur die ersten Lebensmonate auf Halii verbracht und danach nie wieder den Planeten betreten.“

Der Mann nickte verstehend.

„Da ich einfach mehr über meine Heimat erfahren möchte, habe ich bereits alle Datenbanken, die mir zur Verfügung standen, durchforstet. Aber ich komme einfach nicht weiter.“

„Dann fragen Sie!“

„Wie viel Zeit haben Sie?“, schmunzelte Milseya.

„Für Sie? Alle Zeit der Welt!“, erwiderte er ebenfalls schmunzelnd.

Milseya schenkte ihm dankbar ein strahlendes Lächeln. „Wenn ich bislang alles richtig verstanden habe, dann basiert die gesamte haliianische Kultur, der Glaube und die Gesellschaft auf einer einzigen Geschichte, der 'Legende des Beginns'. Ist das richtig?“

Prof. Tjklem nickte. „Das stimmt. Mychandriam gilt quasi als Urvater aller Haliianer. Mit seinem Erscheinen beginnt die haliiansiche Zeitrechnung.“

„Aber gibt es denn irgendwelche Hinweise, dass diese Legende auch wirklich wahr ist?“, fragte Milseya und zog ein Bein hoch auf den Stuhl.

„Nun ja.“ Tjklem räusperte sich. „Wie bei allen Legenden gibt es auch hier Ereignisse, die man belegen kann, andere muss man glauben. So konnten Ausgrabungen die große Schlacht der 5 Stämme belegen. Wir fanden die Überreste von 5 großen Heeren in der Ebene von Rashywim.“

„Aber einen Beweis für das Erscheinen von Mychandriam? Überhaupt für dessen Existenz?“

Er lächelte. „Nun, das gehört eher in den Bereich 'Glauben', Mrs. Anquenar. Nur weniges deutet darauf hin, dass Mychandriam wirklich existiert hat. Ein paar Zeichnungen, die einen völlig anderes aussehenden Haliianer zeigen. Die Veränderungen in Gesellschaft und Kultur, die ab diesem Zeitpunkt begannen: Die Entstehung der Schrift, die Benutzung der Canare. Aber ob all dies Auswirkungen der Existenz des Mychandriams waren, können wir nicht beweisen. Es spricht vieles dafür, aber das könnte auch andere Ursachen haben. Tja, und dann natürlich die Gensequenzen.“

„Gensequenzen?“

Er nickte. „Wie Sie vielleicht wissen, werden die genetischen Codes der Haliianer dominant vererbt. Auch Sie, obwohl ihr Genpool aus dem Genmaterial zweier verschiedener Rassen besteht, sind sind in erster Linie Haliianerin und erst dann Bajoranerin. Die Wissenschaft fand heraus, dass es innerhalb des Genmaterial Gensequenzen gibt, die uns voneinander unterscheiden. Um genau zu sein, es gibt insgesamt fünf unterschiedliche Sequenzen.“

„Die fünf Stämme“, warf Milseya ein.

„Richtig. Das alles deutet jedenfalls in die Richtung, dass die 'Legende des Beginns' wahr sein könnte. Aber ..“ Er stockte für einen Moment.

„Aber?“, fragte Milseya neugierig.

Plötzlich stand der Mann ohne Erklärung auf und verschwand vom Sichtschirm. Überrascht beugte sich Milseya vor „Professor? Professor!“

So plötzlich wie er verschwunden war, tauchte er wieder auf und nahm Platz. „Verzeihen Sie, aber manche Dinge sind nicht für die Ohren der Öffentlichkeit bestimmt“, erklärte er.

„Ich verstehe“, erwiderte Milseya enttäuscht. „Ich dan ..“

„Ich meinte nicht Sie damit, Mrs. Anquenar“, unterbrach er sie.

Sprachlos sah sie ihn an.

„Ich denke, gerade Sie werden das sehr interessant finden“, lächelte er sie beinahe verschwörerisch an.

„Ich?“ Milseya war perplex.

Er nickte grinsend. „Es gibt eine sechste Gensequenz.“

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Die Mähne des Löwen – Teil 1

Die Sonne brannte und es war windstill, als Lucas Bishop durch die Straßen von Kingston lief. Er hatte zwei Passanten nach dem Weg gefragt und die hatten ihn, in eine jeweils andere Richtung geschickt. Dadurch war Lucas nun schon 2 Stunden durch die jamaikanische Hauptstadt geirrt und hatte langsam keine Lust mehr. Also setzte er sich auf eine öffentliche Bank in der Nähe einer Bushaltestelle. Die Bank war grün und roch nach Holz, so etwas war selten auf der Welt geworden. Lucas musste eine Verschnaufpause einlegen und lehnte deswegen seinen Oberkörper zurück. Als er sich nach einer Weile wieder vorlehnte, saß eine alte Frau neben ihm und betrachtete den Sicherheitsoffizier neugierig.

„Sie sind wohl neu hier?“ fragte die alte Frau mit heller, nerviger Stimme.

„Ja, ich suche einen gewissen Bubba Thompson…“ antwortete Lucas ohne sich vorzustellen.

„Und wer sind sie?“ fragte die Frau interessiert und schaute den Suchenden genau an.

„Ich heiße Lucas Bishop und möchte mit diesem Bubba über den Rastafari-Glauben sprechen“ stellte sich Lucas vor und erzählte seinen Pläne.

„Sie haben Glück, der Bus, der gleich kommt, fährt nach Lionville…“ entgegnete die alte Frau und holte ihr Strickzeug aus ihrem Korb.

„Was soll ich denn in Lionville? Wohnt da Bubba?“

„Jungchen sie kennen sich ja wohl gar nicht aus… Lionville, so heißt die Gemeinde der Rastafari, dort leben und arbeiten alle gemeinsam…“ klärte die alte Frau den Reisenden auf und grinste ihn amüsiert an, während sie an einer Mütze in den Farben rot, gelb und grün strickte. „Verzeihen sie aber ich war noch nie hier in Jamaika…“ rechtfertigte sich Lucas und war etwas irritiert, denn die alte Frau war sehr direkt.

„Sie waren noch in Jamaika und tragen trotzdem die Mähne?“ wollte die alte Dame wissen und zeigte auf die Dreadlocks von Lucas.

„Ach, dann stimmt es, dass die Rastafari die Dreadlocks als Zeichen einer Löwenmähne tragen?“ antwortete Lucas stolz, denn er hatte sich vorher etwas informiert.

„Wo haben sie denn so was gelesen?“ fragte die ältere Dame zurück und verwirrte den Australier damit. Lucas wollte gerade eine Gegenfrage stellen, als der Bus ankam.

Wer jetzt einen klapprigen, gelben und schrottreifen Bus mit einem verrückten Fahrer, der total stoned ist, erwartet hat – muss leider enttäuscht werden. Ein moderner Shuttlebus mit 40 Sitzplätzen und einem bolianischen Busfahrer landete bzw. schwebte vor den beiden Sitzenden. Die Türen zischten auf und einige Leute stiegen aus. Es waren teilweise Einheimische, aber auch Touristen dabei. Die alte Frau hatte ihr Strickzeug weggepackt und war aufgestanden, um in den Bus einzusteigen. Bishop musste noch kurz überlegen, ob er jetzt wirklich mit dem Bus nach Lionville fahren sollte oder nicht. Der Fahrer änderte gerade die Anzeige von „Spanish Town nach Kingston“ in „Kingston nach Lionville“. Die ältere Dame hatte sich schon einen Sitzplatz im Inneren gesucht und sich hingesetzt. Der Busfahrer wollte gerade die Türen schließen, als Lucas aufsprang und los sprintete und noch vor der Schließung im Inneren des Gefährts landete. Dann hob der Transportgleiter 2 Meter ab und schwebte nach Lionville. Bishop suchte sich einen freien Platz und durch Zufall landete er wieder neben der alten Frau.

„Na, wollen sie mir nicht ihren Namen verraten, meinen kennen sie ja bereits…“ meinte Lucas freundlich und lächelte. „Sie sind ganz schön neugierig, junger Mann, aber ich verrate ihn trotzdem meinen Namen – Ich heiße Estelle“ entgegnete die alte Frau und kramte wieder ihr Strickzeug hervor. „Fahren wir lange nach Lionville?“ wollte Lucas wissen und versuchte gleichzeitig die Unterhaltung fortzusetzen. „Ach nein, nur 10 Minuten, dann sind wir da…“

„Lohnt es sich da überhaupt zu stricken?“ erkundigte sich Bishop interessiert und schaute auf die bunte Strickmütze. Doch dann musste er sich an die angosianische Grippe und seine daraus resultierende Glatze erinnern. Damals hatte er eine schwarze Hafenarbeitermütze getragen und er war noch mit Dr. Maya Gemini zusammen gewesen – eigentlich alles Dinge, an die er sich nicht mehr erinnern wollte.

„Ach, entspannen lohnt sich immer, mein Lieber…“ entgegnete Estelle und grinste wieder amüsiert. „Ich dachte, Stricken ist anstrengend, deswegen werden doch Kleider hauptsächlich repliziert…“ konterte Lucas mit seiner Annahme.

„Wir Einwohner von Lionville machen alles, wenn es geht, ohne Technik. Sie werden noch staunen, Lucas“, war ihre kurze Antwort.

10 Minuten später…

Der Bus hatte sein Ziel erreicht, die Passagiere stiegen aus – unter ihnen auch Lucas und Estelle. Der Fahrer änderte wieder die Leuchtschrift, andere Leute stiegen ein und der Gleiter hob erneut ab und schwebte wieder nach Kingston zurück. „So Lucas, wir müssen uns nun verabschieden. Ich hoffe, sie finden in Lionville, was sie suchen…“ verabschiedete sich Estelle, drehte sich um und ging einfach. „Vielen Dank und alles Gute“ rief Lucas der alten Frau hinterher und setzte seine Suche fort.

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In der Zwischenzeit auf der Triton Station…

Nanni Stevenson befand sich einer Phase, die man als Trauer bezeichnen konnte. Es war nicht ungewöhnlich, dass sie sich in so einer Phase befand, denn sie hatte in der letzten Zeit sehr viel erlebt. Dann war da noch die tiefe Bindung zu ihrer Schwester, die meilenweit weg bei ihrem Freund in San Francisco war. Früher wäre so was unmöglich gewesen, aber seit Hanni mit Jerry und Nanni mit Lucas zusammen waren, hatten die Zwillinge neue Felsen in der Brandung gefunden. Hanni hatte ihren Freund noch, aber Nanni dachte Lucas hätte mit ihr Schluss gemacht und so fiel sie wieder in ihr altes Verhaltensmuster.

Sie weinte schon seit 2 Tagen ununterbrochen.Ihre Augen waren fürchterlich rot und aufgequollen. Zwischen den Heulphasen lag sie zusammengekauert auf dem Bett in ihrem vorübergehenden Quartier und starrte die Wände an. Und Nanni war nicht zum Dienst erschienen. Die Leiterin der Tritonstation, Commander Dr. Sarah Darkholm, hatte ihr eine Standpauke verpasst und sie zum Councelor geschickt. Da saß sie nun wie ein Häufchen Elend und heulte vor sich hin.

Dann betrat die Councelor ihr Büro und stellte Nanni erstmal ein Packung Taschentücher vor die Nase. „So, sie sind also Nanni Stevenson. Ich bin Lt. Dr. Raven Moosh und bin der Councelor der Tritonstation“, stellte sich die halbe Trill vor und setzte sich Nanni gegenüber. Der Ensign schaute die Councelor an, sagte keinen Ton, sondern heulte nur weiter.

„Sie müssen schon mit mir reden… Was ist denn los?“ versuchte Raven Moosh hinter das Problem zu kommen.

„Ich hatte Streit mit meinem Freund…“, schluchzte Nanni auf und trompetete wie ein Elefant in eines der Taschentücher.

„Ach so, und deswegen verfallen sie gleich in eine Trauerphase und vergessen ihren Dienst?“ hakte die Councelor nach und schaute die Akte von Nanni Stevenson an ...

... Nanni Stevenson wurde umgehend von der Tritonstation wieder auf die Community versetzt, denn Hanni Stevenson war mit Jerry in Urlaub gefahren. Lt. Raven Moosh schickte noch eine Nachricht an Lt. Cmdr. Vinara Shral mit der Bitte Nanni Stevenson eine umfassende Aufgabe zu geben – als Ablenkung.

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Lang war die Zeit gewesen die seit der Rückkehr von Jeremiahs Vaters vergangen war. Der verantwortliche Teil des Leben der Familie hatte sich wieder mehr auf das frisch getraute Ehepaar konzentriert und somit Jerry und seiner Freundin mehr Zeit für sich gegeben.

Doch der Lieutnant hatte sich seit dem Besuch von Admiral Jones in eine Art Schneckenhaus verkrochen, aus dem er selbst in den einwöchigen richtigen Urlaub der sich kurz darauf anschloß herauskam.. Wieder zurück joggte er jeden Tag mindestens 15 Kilometer, ging alleine schwimmen und segeln, trainierte Judo und Karate und absolvierte Auffrischungskurse für den Umgang mit Phasern.

Als Jeremiah die Kurse abgeschlossen hatte, wäre er zwar immer noch nicht für eine Arbeit beim Sicherheitsdienst qualifiziert gewesen, aber das wollte Jerry auch gar nicht. Seine neuen Fähigkeiten waren aber auf alle Fälle für ausreichend, falls es bei einer Außenmission Probleme gab.

Doch David Esteban beobachte voller Sorge, dass seinen Sohn etwas beschäftigte, was ihm schon bei seiner Rückkehr von Risa aufgefallen war.

Elizabeth Esteban hatte gerade ihren Sohn ins Bett gebracht und kehrte ins Wohnzimmer zurück. Außer ihren Mann waren nur Jeremiah und Hanni anwesend, denn Rebecca war mit ihren Freund ausgegangen. Sie setzte sich neben David und fragte: „Und gab es Probleme mit Sam?“

„Nein, keine Probleme. Selbst Nachts habe ich ihn nicht gehört.“, brummelte Jerry in sein Saftglas. „Wenn du einmal schläfst, würdest du nicht einmal den Roten Alarm hören, Hase.“, stichelte seine Freundin. „Aber Jerry hat recht, Samuel hat fast jede Nacht durchgeschlafen.“

„Fast jede Nacht?“, hakte David nach. „Gut, zwei, nein drei Mal musste ich ihn wickeln. Und dann hatten wir hier eine kleine Panne mit der Hausklimaanlage, wodurch eine Nacht lang im Schlafzimmer recht warm wurde. Ich habe ihn dann zwei Mal eine Flasche mit Tee zu trinken gegeben.“

„Und sonst war Samuel ruhig?“ Elizabeth konnte es kaum glauben. „Ich bin auch erst munter geworden, wenn er gebrüllt hat.“, gab Hanni zu. Die junge Frau überlegte: „Ich will dir ja nicht zu nahe treten, aber manchmal gibt Samuel einfach nur ein paar Laute von sich und beruhigt sich dann wieder und schläft einfach weiter. Du machst es dir leichter, wenn du darauf nicht reagierst. Ist zumindest meine Meinung.“

Die Mutter des Kleinkindes lächelte: „Da wirst du vermutlich recht haben, Hanni. Aber ich erinnere dich daran, wenn du und Jerry Kinder habt.“ Sie warf einen fragenden Blick zu ihren Stiefsohn, der nur ein „In ein paar Jahren vielleicht.“ grummelte.

Während Hanni ihren Freund erstaunt anblickte, fragte dessen Vater: „Und was gab es in den drei Wochen besonderes?“ Da Jeremiah nicht antwortete, fasste Hanni kurz zusammen: „Jeremiah hat in einen simulierten Gefecht ein Patt erreicht und einen Vortrag über die Prometheusklasse an der Akademie gehalten. Vrad hat alles aufgenommen. Wenn ihr wollt, können wir es uns nachher ansehen.“

Die junge Frau bemerkte wehmütig: „Und dann gab es noch einen grauenvollen Besuch bei meinen Eltern.“ Ihre Stimme verriet, dass sie den Teil nicht weiter vertiefen wollte, weswegen auch keiner der anderen Anwesenden versuchte, das Thema zu vertiefen.

Plötzlich stand Jeremiah auf und ging in die Küche. Das leere Glas in der Hand deutete daraufhin, dass er sich ein neues Getränk replizieren wollte. Sein Vater folgte und hörte Hanni hinter sich noch fragen: „Wie war es den Risa?“ Doch er bekam die Antwort seiner Frau nicht mehr mit, als er hinter sich die Tür schloss.

„Was ist los mit dir.“ fragte David seinen unentschlossen vor dem Replikator stehenden Sohn. Doch der versuchte abzulenken: „Nichts weiter, Dad.“ „Das kannst du mir nicht erzählen.“ erwiderte der Commander ungerührt. „Du bist schon den ganzen Tag übellaunig. Selbst wenn man dich fragt, kriegt man brummige Antworten. Und du wirkst, als würdest du über etwas nachdenken.

Er machte eine kurze Pause: „Und du kannst mir nicht erzählen, dass du und Hanni erst in ein paar Jahren Kinder haben wollt. Zumindest nicht, wenn ich den Blick deiner Freundin, den sie dir nach deinen Kommentar vorhin zugeworfen hat, richtig interpretiere.“

Jerry seufzte. „Kann ich nicht mal einen schlechten Tag haben?“ „Das stimmt schon.“, bestätigte sein Vater. „Aber dann würdest du nur vor dich hin grummeln und nicht so nachdenklich wirken.“

Er sah seinen Sohn an und fragte: „Hat es was mit euren Besuch bei Hanni zu tun?“ Da der Lieutnant schlecht den wahren Grund verraten konnte, über den er immer und immer wieder nachdachte, nickte er nur einfach. Und begann dann zu erzählen was vorgefallen war.

Als Jerry geendet hatte, nickte sein Vater verständnisvoll: „Ich verstehe jetzt, warum du so nachdenklich bist. Aber ich würde mir trotzdem nicht den Kopf zerbrechen. Hanni liebt dich, das sieht selbst ein Blinder.“ „Du hast recht, Dad.“, erwiderte der junge Mann, erleichtert darüber, dass sein Vater nicht weiter bohrte.

Während Jerry nach oben in sein Zimmer ging, kehrte David zu den beiden Frauen zurück. Er bekam daher noch mit, wie Elizabeth ihre Erzählung mit: „ ... musste ich verhindern, das David einen Horghan kaufte.“ „Lieutnant Melora hatte mir empfohlen so etwas zu kaufen.“, bemerkte der Genannte. „Dann hat sie aber vergessen zu erwähnen, welche Bedeutung eine solche Statue bei den Risanern hat.“, bemerkte Hanni lachend. „Sie dachte vermutlich, dass ich das weiß.“, erwiderte David amüsiert.

Plötzlich sah die junge Frau den Commander an: „Hast du herausgefunden, was Jerry so beschäftigt?“ „Das habe ich Hanni.“, bestätigte dieser. „Es geht um deine Eltern. Er hat mir erzählt, was bei euren Besuch vorgefallen ist.“

Doch zu seiner Überraschung runzelte die junge Frau die Stirn: „Klar beschäftigt ihn das, aber so brummig ist er erst sein den besuch von Admiral Jones?“

Nun war David verblüfft. „Samantha Jones?“ Als die Freundin seines Sohnes bestätigend nickte: „Was will den die Frauenbeauftragte der Sternenflotte von ihm?“ Doch Hanni zuckte nur mit den Schultern: „Keine Ahnung. Sie wollte unbedingt mit ihm allein reden und als ich Jerry darauf angesprochen habe, hat er nur gemeint, dass er mir das nicht sagen dürfe.“

„Könnte es sein, dass er von der Community versetzt werden sollte.“, versuchte Elizabeth sich ins Gespräch einzubringen. Doch ihr Mann schüttelte den Kopf: „Warum dann die Geheimhaltung. Selbst wenn er versucht ohne fremde Hilfe klarzukommen, hätte er wenigstens was gesagt.“

„Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, das Jerry einen Geheimauftrag hat.“, überlegte Hanni laut. „Aber von Admiral Jones? Das ist, wie Commander Shral sagen würde, unlogisch.“ Doch David lachte laut: „Hanni, du bist noch nicht lange genug in der Sternenflotte., um zu wissen, auf was für Befehle manche Admiräle schon gekommen sind. Und mit Logik hatten einige davon nicht das geringste zu tun.“

Doch weder Jerrys Vater noch Hanni kamen hinter den wahren Grund, den der Lieutnant so beschäftigt hielt. Letzere schaffte es nicht einmal während des einwöchigen Urlaubes des jungen Paares in den Alpen und als sie dann wieder zurückkamen musste sich die junge Frau um ihre Schwester kümmern und reiste zur Triton Station.

David versuchte es herauszufinden, indem er einige seiner Kollegen im Hauptquartier unauffällig fragte. Aber auch er scheiterte, denn entweder wusste es die Betrffenden wirklich nicht oder waren ähnlich wie der Lieutnant zum Schweigen verpflichtet.

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Solak hatte sich verrechnet als er Selina erklärt hatte wie sie am einfachsten zu Lattas Haus kommen könnten. Denn er hatte ein wichtiges Element ihrer Flucht vergessen, bzw. nichts von ihm gewusst: Solem lag noch immer gefesselt im Kofferraum seines eigenen Gleiters. Natürlich verbot es sich, dass sie diesen Mann durch die halbe Hauptstadt des romulanischen Reiches schleppten.

Sie mussten also ihren Plan ändern. Was davon noch übrig blieb war ein kurzer Anruf in Lattas Büro, in dem ihr von ihrem Gärtner mitgeteilt wurde, dass die bestellten Blumensamen heute nachmittag geliefert würden.

Danach hatten sie genau das tun müssen, was Solak eigentlich hatte vermeiden wollen: Sie mussten mit Solems Gleiter direkt zu Latta fahren. Doch zu ihrem Glück hatte Latta ihr Haus nah eines Waldstückes gewählt. Von dem Wald aus gab es einen kleinen, engen Geheimgang direkt in ihren Keller, von dem nur wenige Personen wussten. Zwar bestand jetzt noch immer die Gefahr, dass Solems Leute den Gleiter orteten und die richtigen Schlüsse zogen, doch hatten sie vorerst keine andere Wahl, denn Solak brauchte dringend Ruhe und medizinische Versorgung.

Die Fahrt zu Latta war nicht einfach. Trotz des Navigationssystems verflogen sie sich mehrmals - was natürlich eine prima Tarnung darstellte, sollten sie von jemandem verfolgt werden. Ihr Weg war ein einziges Zickzack durch die gesamte Stadt. Schließlich hatten sie es geschafft. Selina und Sta'el tarnten den Gleiter, dann schulterte die Menschenfrau den verschnürrten und mit einem Sack über den Kopf versehenen Solem und folgte den Eheleute durch den Geheimgang in Lattas Haus.

Dort wurden sie schon sehnsüchtig von der Romulanerin erwartet. Mit Tränen in den Augen flog sie erst Sta'el und dann Solak um den Hals. Ihre Erleichterung war ihr deutlich anzusehen.

Dann wandt sie sich an Selina. Die Tränen mit einer resoluten Bewegung aus dem Augen wischend sagte sie schlicht: "Danke. Jetzt sind die Schulden zwischen Ihnen und mir beglichen."

Man konnte Selina deutlich ansehen, dass ihr eine Erwiderung auf der Zunge lag, doch sie schluckte ihre Antwort herunter. Stattdessen warf sie den wimmernden Solem zu Boden. "Da haben Sie Ihren Bösewicht. Machen Sie mit Ihm was Sie wollen, aber sorgen Sie dafür, dass ich so schnell wie möglich zurück zu meiner Tochter kann!"

"Keine Sorge, genau das ist mein Plan. Wir müssen nur noch Niklan finden, falls Sie das vergessen haben sollten!"

Selina ab sofort ignorierend griff Latta sich Solems Füsse und zerrte den Mann unsanft in einen Nebenraum, den sie sorgfältig abschloss. Sie brachte ein Medikit mit zurück, mit dem Sta'el sich sofort daran machte, seinen Mann zu behandeln. Währenddessen erzählte Latta, was sich seit Sta'els Gefangenschaft ereignet hatte.

"S'talon hat N'Chala gefunden. Sie war noch am Leben, aber ihr Leben verrann mit jeder Sekunde mehr. Sofort brachte S'Talon sie zu einem der Ärzte aus dem Untergrund und alamierte mich. Wir hatten keine Ahnung, was vorgefallen war und unsere einzige Zeugin lag im Koma. Doch zum Glück war der Arzt fähig und schaffte es, N'Chala für einige Sekunden zurück ins Bewusstsein zu befördern. Sie konnte unter Schmerzen nur wenige Worte sprechen, aber die Informationen reichten aus. Zusammen mit den Leichen und dem Blut am Tatort konnten wir uns alles zusammenreimen. Wir wussten nun, dass Sta'el ins Solems Macht und das Kind verschwunden war. Bis wir das begriffen hatten waren Stunden vergangen. Unsere Feinde hatten einen enormen Vorsprung. Wir mobilisierten dennoch alle verfügbaren Kräfte. So unauffällig wie möglich durchsuchten wir jeden Winkel der Umgebung und verfolgten die bekannten Komplizen Solems. Aber wir hatten keinen Erfolg.... S'Talon und ich haben mit dem Schlimmsten gerechnet..."

Solak sah sie an. Schmerz und Angst lagen in seiner Stimme. "Dann ist Niklan noch immer verschwunden?"

Latta nickte. "Ja. Ich...."

Ein Klopfen an der Haustür.

Alle im Raum Anwesenden verstummten. Waren sie entdeckt worden? Von wem? Dem Tal'Shiar? Solems Hintermännern? Oder wollte ein Nachbar lediglich um Zucker bitten?

Wer immer auf der anderen Seite der Tür stand - es blieb keine Zeit, um alle verräterischen Spuren verschwinden zu lassen. Sie waren nachlässig gewesen!

Latta zog einen Disruptor und ging zur Tür. Im Raum herrschte dröhnendes Schweigen.

Es klopfte erneut.

Die Offizierin bediente den Öffnungsmechanismus. Mit einem leischen Zischen glitt die Tür auf....

Ungläubig und sprachlos starrte Latta auf die Person, die vor ihr stand.

"Hab Euch gesucht!" Ein sehr vorwurfsvoll blickender Dreijähriger mit schokoladenverschmiertem Gesicht und vor Dreck stehender Kleidung drängte an seiner Großtante vorbei in den Raum.

***************************************************************

Er hatte Angst. Er hatte so unglaubliche Angst. Was war mit Papa passiert? Warum hatten diese Leute auf ihn geschossen? Warum hatte Papa ihn angeschrieen? Was war mit Tante N'Chala passiert? Warum hatte Papa ihn weggeschickt?

Schluchzend drückte das Kind sich in ein enges Loch in einer Mauer. Er hatte nicht die leiseste Ahnung, wo er war. Ihm war kalt, er hatte Hunger.

Und er hatte Angst. Unglaubliche und unbeschreibliche Angst.

Was war nur passiert?

Niklan ahnte, dass etwas Schlimmes geschehen war. Er ahnte, dass er keinem Erwachsenen trauen durfte, dass er niemandem von ihnen erzählen durfte was geschehen war.

Aber was sollte er tun?!

Er wollte zurück zu Papa! Er wollte zurück zu seinem Vater!

Das Schluchzen des kleinen Jungen wurde immer lauter und verzweifelter.

"Was haben wir denn hier? Guckt mal, jemand hat sein Kind auf den Müll geworfen!"

Eine Hand schloss sich schraubstockartig um Niklans Arm. Erbarmungslos wurde er aus seinem Loch gezerrt und hochgehalten. Gröhlendes Gelächter empfing ihn.

"So klein und schon hier? Wow, du brichst wirklich alle Rekorde!"

Solaks Sohn sah in das verdreckte Gesicht eines Jungen, vielleicht 14, 15 Jahre alt. Ein Straßenkind, so wie N'Chala eines gewesen war bevor sie versucht hatte, Latta auszurauben.

Der fremde Junge setzte den verstörten Niklan auf den Boden und kniete sich vor ihn. Das Gelächter der anderen war ebenfalls verstummt, ein neugieriger Kreis schloß sich um den kleinen Jungen.

Der Fremde sagte mit ruhiger Stimme: "Hei, Kurzer, hab keine Angst vor mir. Ich bin Joran, der Chef von diesem Haufen hier." Mit stolzer Geste zeigte er auf die verlumpten Gestalten um sich herum. "Du bist mitten in unser Wohnzimmer gestolpert und hast mit deinem Geheule einen Riesenkrach gemacht." Joran wischte mit seinem Zipfel seines Hemdes Niklans Tränen weg. "Aber jetzt erzähl mal: Wie kommst du hierhin? Hast du deine Eltern verloren? Oder haben sie Dich .... 'verloren'?"

Langsam beruhigte Niklan sich. Instinktiv taste er nach Jorans Geist und er beschloss, dass er ihm vertrauen konnte. "Sie haben auf Papa geschossen. Bin weggelaufen. Hab mich verirrt."

"Hei, keine Sorge, das bekommen wir wieder hin. Dein Papa ist bestimmt in einem Krankenhaus. Wir bringen dich einfach zur Polizei. Die suchen dann nach ihm."

"Nein! Keine Polizei! Papa ist... Böse Männer haben auf ihn geschossen! Keine Polizei!"

Joran sah nachdenklich zu den anderen Kindern. "Mann, da haben wir ja ein Früchtchen gefunden! Na komm, Kurzer. Bekommst jetzt erstmal was zu essen und dann sehen wir weiter."

Und so war Niklan bei den verlorenen Kindern des romulanischen Reiches gelandet. Ausgesetzte, Verstossene, Entlaufene. Es ging ihnen besser als auf anderen Planeten, da das Leben eines Kindes, selbst eines Straßenkindes, auf Romulus unschätzbar war. So kam es vor, dass Fremde ihnen Essen schenkten oder sie manchmal in ihren Kellern schließen ließen. Aber all das nahm dem Leben nichts von seiner Härte und gefangen zwischen Armut, Verbrechen und Brutalität hatten sie nur einander. Nichtsdestotrotz hatten sie alle sich gegen die stattliche Fürsorge und ihre strengen Heime entschieden - manche freiwillig, manche nicht - und zogen das Leben auf den Straßen vor.

Niklan vertraute Joran an und erzählte ihm, was er selber begriffen hatte. Joran nahm den Kleinen daraufhin unter seine Obhut. Er sorgte dafür, dass Niklan sich satt essen konnte und verschaffte ihm einen warmen Ort zum Schlafen. Außerdem streckte er seine Fühler aus und hörte, was die Straßen über den Jungen zu berichten hatten. Schnell fand er heraus, dass sich zwei Parteien, die nicht hier her gehörten, Schlachten in den Kellern geliefert hatten, dass sie hier einander getötet hatten. Und irgendwie gehörte dieser kleine Junge hinein in diese Schießereien.

Zusammen mit Niklan rekonstruierte Joran, was geschehen war. Und schließlich fand Joran heraus, wer diese Tante war, von der Niklan berichtet hatte.

Tal'Shiar.... Niemand, nicht einmal ein Straßenjunge, der vor nichts Angst hatte, wollte mit denen zu tun haben. Und so kam es, dass er Niklan schließlich alleine in der Nähe von Lattas Haus absetzte und dem Kleinen noch schnell ein Schokoeis in die Hand drückte.

"Hei, Kurzer, pass gut auf dich auf, versprichst du mir das? Und sei nett zu deinen Eltern."

Joran drehte sich um und lief davon, sich verschämt Tränen aus den Augen wischend.

***************************************************************

"Ich werde diesen Jungen finden. Er hat.... Ich werde ihn für das, was er getan hat, belohnen." Latta strich ihrem Großneffen - der sich mittlerweile in die Arme seines Vaters gekuschelt hatte und strahlend von seinen Abendteuern berichtete - über den Kopf.

"Kleiner Mann, Du hast wirklich Glück gehabt, weißt du das?"

Solak strahlte nicht weniger als sein Sohn. "Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Er hat mein Talent geerbt aus allem Situationen mit einem blauen Auge herauszukommen.

Sta'el piekste seinem Mann in die lädierten Rippen, was dieser mit einem leisen Stöhnen quittierte, und merkte emotionslos an: "Das ist weitaus mehr als nur ein blaues Auge."

Latta grinste. "Genau wie Dein Vater, Solak... Der alte Familienübermut...."

Dann fing sie die dunkle Miene Selina Kyles ein. Die Romulanerin räusperte sich. "Aber so sehr ich mich auch freue, dass Ihr hier seid und dass es Euch gut geht: Ihr könnt nicht bleiben. Ihr müsst Romulus verlassen. Noch heute Nacht!"

Sie holte ein Padd, das sie Solak überreichte. "Eigentlich hatte ich Euch einen Warbird organisiert, aber der... wurde entdeckt. Jetzt müsst Ihr mit einem Shuttle vorlieb nehmen. Es hat ebenfalls eine Tarnvorrichtung und Disruptoren, aber an Eurer Stelle würde ich trotzdem jedem Ärger aus dem Weg gehen. Auf diesem Padd sind alle Codes, mit denen Ihr durch alle Kontrollen kommen werden sowie die sichersten Flugrouten in die Föderation. Ich werde S'Talon kontaktieren und er wird Euch zum Versteck des Shuttles bringen."

"Dann bleibt nur noch eine Frage: Was wird mit Solem passieren? Er weiß, wo wir gerade sind." Es war das Erste, das Selina nach langer Zeit des Schweigens sagte.

Latta nickte langsam. "Sie haben Recht. Solak, er hat dich gefoltert und und deiner Familie all das angetan. Er gehört dir." Sie hielt ihrem Neffen ihren Disruptor hin.

Solak sah die Waffe vor sich an. Diese Waffe nehmen... Das Energieniveau auf die mittlere Stufe stellen... Damit auf Solem zielen und abdrücken... Zusehen, wie sich das Fleisch des Romulaners langsam im grünen Feuer von seinen Knochen löste und verdampfte... Seine Schmerzensschreie hören....

Die Hand des Romulanovulkaniers griff nach dem Disruptor.

Doch dann entschied er sich anders. Er lächelte seine Tante an.

"Nein. Solem kann dir wichtige Informationen geben. Vielleicht findet du die Drahtzieher des Putsches. Du wirst eine Lösung finden, sein Gedächtnis der letzten Stundes zu löschen und dann seinen Gleiter nebst ihm selber zu 'finden'."

Erstaunt sah Latta Solak an. "Bist du sicher? Du verzichtest auf deine Rache?"

Bestimmt nickte ihr Gegenüber. "Ja. Diese ganze Rache... Es ist genug. Ich will das nicht mehr. Ich will nur noch mit meiner Familie zurück und danach wird sich einiges ändern. Das nächste Mal, wenn ich Romulus betrete und dich wiedersehe, dann will ich das nicht heimlich machen. Es wird sich einiges ändern. Und das hier ist der Anfang."

Solak spürte, wie sich der Druck von Sta'els Hand auf seiner Schulter verstärkte. Hatte er gerade mental etwa einen Anflug von Stolz bei seinem Mann aufgefangen?!

Solak rappelte sich auf, dann schloß er seine Tante fest in den Arm. "Latta, ich werde wiederkommen. Und wir werden ohne Geheimverbindungen miteinander sprechen. Du wirst deinen Großneffen aufwachsen sehen. Einige Dinge werde ich verschweigen müssen, einige werde ich neuerfinden müssen, aber im Großen und Ganzen wird Schluß sein mit den Lügen. Naja, zumindest mit ein paar...." Er grinste.

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Als ob der Gedankenverstärker nicht schon für genug Ärger sorgen würde, musste Vinara sich jetzt auch noch mit einer liebeskranken Nanni Stevenson herumschlagen welche aber glücklicherweise schon Unterstützung durch ihre Schwester erhielt. Dabei war zunächst einiges durcheinandergekommen, da Hanni auf der Triton-Station angekommen war nachdem Nanni diese bereits vor einer Minute verlassen hatte. Doch nun waren die Schwestern wieder vereint an Bord der Community und schimpften gemeinsam auf die Männer - wobei Hanni weitaus weniger Frust mit ihrem Liebsten hatte, aber die Solidarität hatte hier vorrang.

Die Bitte Councellor Mooshs um viel Arbeit für die Leidgeplagte kam der Andorianerin dabei sogar in gewisser Weise recht, da sie selbst noch einen Termin auf der Erde hatte. Sie übertrug Nanni Stevenson vorübergehend die Aufgabe nach der Bedeutung technischer Geräte bei der Verstärkung telepathischer Signale bei den Vulkaniern Betazoiden zu recherchieren. Ihre Schwester durfte sie dabei nur im Notfall unterstützen. Die Leitung der wissenschaftlichen Abteilung übertrug Vinara für die kurze Zeit ihrer Abwesenheit Lieutenant Nachalek, welcher weiterhin ein Auge auf die Apparatur werden sollte. Den ursprünglichen Gedanken, Nanni als Biologin einen Blick auf die Biokomponenten des Stuhls werfen zu lassen verwarf sie jedoch schnell wieder, denn dafür fehlten noch einige Hintergrundinformationen. Die Zwillinge waren schnell über den aktuellen Stand der Ereignisse informiert und wurden auch gebeten sich gegebenenfalls mit Fähnrich Anquenar auszutauschen.

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Für den Flug zur Erde nahm die Wissenschaftlerin ein Standard-Shuttle, da die Community sich immer noch in der Mars-Werft befand und dort wohl auch noch zumindest ein paar Tage bleiben würde. Der Grund ihrer Reise war ein Termin den sie bereits auf ihrer Zeit auf der Schweizer ausgemacht hatte, bevor die Sache mit der haliianischen Maschine sich unerwartet ausgeweitet hatte. Absagen hatte Vinara aber dennoch nicht wollen, eigentlich freute sie sich sogar über ein bisschen Ablenkung.

Ihr Weg führte sie geradewegs nach Leipzig, wo das Institut für vergleichende Literaturwissenschaften seinen Sitz hatte. Dessen Leiter, Professor Jakob Eckert, ein Mann von etwa achtzig Jahren empfing sie höchstpersönlich in seinem geräumigen Büro. Überall standen und lagen Bücher, echte aus Papier, nur ein einziges PADD war auf dem Schreibtisch auszumachen.

"Willkommen an unserem Institut, Commander. Offiziere der Sternenflotte haben wir hier relativ selten... Sie möchten also bei uns eine Dissertation schreiben?"

"Ich wollte mich nach den Möglichkeiten erkundigen." Vinara saß auf einem antik wirkenden, angenehm gepolsterten Holzstuhl, während der Professor auf einem noch luxuriöser wirkenden Sessel hinter seinem Schreibtisch Platz genommen hatte.

"Und haben Sie schon ein Thema? - Lassen Sie mich raten: Franz Kafka?"

"Nun, daran gedacht hatte ich schon... woher wissen Sie das?"

Eckert lächelte. "Wenn sich einer öffentlich für Literatur interessiert entgeht mir das keineswegs. Sie waren letztes Jahr in Prag bei einem Treffen an dem ich persönlich leider nicht teilnehmen konnte. Ich kann Ihre Faszination verstehen, als Person die wie Kafka selbst zwischen zwei Kulturen steht fühlen Sie sich wie es scheint beinahe magisch zu seinem Werk hingezogen."

"Das stimmt, Sie klingen ja schon fast wie ein Councellor! Im Übrigen habe ich auch damit begonnen seine kleinsten Fragmente im deutschen Original zu lesen."

"Das ist hervorragend! Allerdings, was eine Dissertation anbelangt... Kafka ist wirklich sehr beliebt und wurde wie ich denke schon zu sehr strapaziert. Sogar ein Vergleich mit Jixx Vurol, den nicht wenige als andorianischen Kafka ansehen wurde bereits ausführlich angestellt."

Vinara nickte. "Dann werde ich mir eben einen anderen Autoren suchen..."

"Äh, Commander, bevor Sie dahingehend weitere Überlegungen anstellen möchte ich noch eine Warnung loswerden: Leute die aus Ihrer Ecke kommen neigen, wenn sie sich mit Literaturwissenschaft beschäftigen zwangsläufig zum Positivismus. Dabei ist es mit dem bloßen Zusammentragen von Fakten aller Art, vorrangig solcher zur Biographie des Autors und der daraus folgenden Ableitung des Textes nicht getan oder vielmehr kommt man damit nur selten zum Ziel. Sie müssten sich zuerst eigentlich ausgiebig mit den Grundlagen geisteswissenschaftlicher Erkenntnis befassen. Mit Experimenten, Simulationen und mathematischen Formeln kommt man dabei nicht weit. Verstehen Sie mich nicht falsch, aber Ihre beiden vorhandenen Doktortitel haben Sie auf gänzlich anderem Gebiet gemacht."

"Dann meinen Sie also ich sollte wieder anfangen zu studieren?"

"Das wäre das beste. In Ihrem Fall wäre ein Fernstudium mit freier Zeiteinteilung die optimale Lösung, sofern Sie sich wirklich mit der Interpretation literarischer Texte auseinandersetzen wollen. Ich könnte Ihnen aber alternativ auch ein paar Themen aus dem verwandten Bereich der Buch- und Bibliothekswissenschaften geben, dort wird noch am ehesten mit naturwissenschaftlichen Methoden gearbeitet und Sie könnten sich dann trotzdem Dr. Phil. nennen."

Vinaras Miene erhellte sich. "Das wäre noch das allerbeste! Und welche Themen wären das denn?"

"Nun, genau sollten Sie das noch mit Professor Bureck besprechen, der ist dafür zuständig. Ich habe ihn aber bereits um seine Meinung betreffs Ihrer Person gebeten und er meint ein Vergleich der Entwicklung von Textaufzeichnung und -Verbreitung auf Andor und Vulkan wäre das geeignetste, Sie müssten sich dann noch einen speziellen Unterbereich aussuchen auf den Sie sich konzentrieren."

"Herr Professor, das klingt sehr vielversprechend. Ist Ihr Kollege zur Zeit anwesend?"

"Nein, er befindet sich auf Trill und dürfte auch erst in frühestens einer Woche wieder dasein. Aber Sie können sich trotzdem mal einige Gedanken machen, hier und da ein paar Informationen sammeln, solange Ihre eigentliche Arbeit darunter nicht leidet. - Ich hoffe ich erscheine nicht zu neugierig, aber womit beschäftigen Sie sich gerade in Ihrer Eigenschaft als wissenschaftliche Leiterin der U.S.S. Community?"

"Ich kann Ihnen keine Details nennen, aber es handelt sich um ein Artefakt."

"Doch nichts gefährliches?"

"Völlig ungefährlich ist eigentlich nichts."

"Verstehe... Naja, Geheimhaltung ist manchmal eben vonnöten, auch wenn die Fantasie der nicht Eingeweihten dadurch erst recht in Gang kommt. - Nun, dann möchte ich Sie nicht länger von Ihrem Artefakt fernhalten, ich wünsche Ihnen noch viel Erfolg bei Ihrer Arbeit und danke Ihnen für das Interesse an unserem Instiut. Sie könnten es noch einmal zu einer richtigen Universalgelehrten bringen, ich rate Ihnen auch, bleiben Sie sich selbst treu und bewahren Sie Ihre Eigenheiten. Und lesen Sie Kafka im Original!"

Beide standen auf und schüttelten einander zum Abschied die Hand.

"Lesen Sie auch Werke auf Andorianisch?"

"Leider nicht, Commander, aber mal sehen ob ich noch dazu komme!"

Noch am selben Tag zurückreisen wollte Vinara nicht, sie übernachtete in einem Hotel und machte vor dem Schlafengehen noch eine Standrundfahrt durch Leipzig mit.

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Der Mann materialisierte sich lautlos direkt vor dem Bett, in dem die Frau tief und fest schlief – bewacht von einer kleinen schwarzen Plüschkatze, die auf dem zweiten Kissen direkt neben ihrem Gesicht lag.

Er sah sich um und stellte fest, dass sie wohl immer noch nichts vom Aufräumen hielt. Im ganzen Quartier verstreut lagen Padds herum. Auf dem Tisch, wo das Nachrichtenterminal stand, stapelten sich Gläser und Teller.

Still näherte er sich der schlafenden Frau und betrachtete sie. Eine Haarsträhne war über ihre Wange gefallen und bedeckte ihr Gesicht. Behutsam setzte er sich an ihre Seite und strich die Strähne weg - bevor er seine Hand kraftvoll auf ihren Mund presste. „Nicht schreien!“, flüsterte er.

Zu Tode erschrocken öffnete die Haliianerin die Augen und wehrte sich zunächst gegen den Druck - bis sie den Mann erkannte, der sie unverschämt angrinste. „uffwuerdenichschreunavernuimmduenehandvwech“, kam hinter der Hand hervor.

Er grinste immer noch und zog seine Hand vorsichtig weg. „Hallo, meine Süße!“, begrüßte er sie.

Die Beine der Frau schnellten nach oben, traten ihn mit voller Wut in den Magen und stießen ihn vom Bett. „Süße? Du bist wohl vollkommen verrückt geworden!“, motzte die Haliianerin ihn an und setzte sich auf.

Er rieb seinen Magen und sah sie böse an. „Das war nicht nett, Milseya“, sagte er ungehalten.

„Es gibt keinen Grund, weshalb ich nett zu Dir sein sollte!“, fauchte sie zurück.

Er stand langsam auf. „Keinen Grund? Ich kann dir neun nennen!“, kam es spöttisch zurück.

„Das war vor über drei Jahren. Glaubst du allen Ernstes, ich erinnere mich noch daran!“, erklärte Milseya ebenso spöttisch.

„Selbstverständlich tue ich das“, kam es selbstbewusst zurück.

„AHHH, du hast dich kein bisschen verändert, Adrian! Du bist immer noch genauso arrogant und unausstehlich wie früher!“

„Und du bist immer noch so bezaubernd zickig wie früher, meine Liebe!“, erwiderte er amüsiert.

„Ich bin nicht zickig!“, sagte Milseya beleidigt.

„Und ob!“ Er ging langsam auf das Bettende zu und legte demonstrativ sein Knie auf die Kante.

„Wage es nicht!“ warnte ihn Milseya, die ihn beobachtete.

Vollkommen unbeeindruckt stieg er auf das Bett, kroch langsam nach oben. Milseya lehnte sich langsam zurück - einzig um dem Gesicht (und damit diesen unglaublichen Augen und diesen unwiderstehlichen Lippen) dieses überheblichen Mistkerls zu entgehen. Adrian glitt mit seinem Körper immer weiter nach oben, ohne dabei den ihren zu berühren. Als er ganz über ihr lag, waren ihre Gesichter kaum mehr als 5 Zentimeter voneinander entfernt waren. Er verharrte regungslos.

„Und genauso atemberaubend wie damals“, flüsterte er und senkte sein Gesicht leicht nach unten.

„Zwing mich nicht, dir da weh zu tun, wo es am meisten weh tut“, wisperte Milseya, als sie seinen Atem auf ihrer Haut spüren konnte. Er hielt inne und erkannte an ihrem Blick, dass sie ihre Drohung wahr machen würde. Für einen Moment spürte er die kleine Narbe an seinem Rücken, die sie ihm vor drei Jahren verpasst hatte. Oh ja! Sie würde ohne Zweifel ihre Drohung wahr machen, aber dennoch, einfach so wollte er nicht klein beigeben. „Oh, ich vergass!“ Er griff nach ihren Handgelenken, rollte sich auf den Rücken und zerrte die kleine Haliianerin mit sich. „Du liegst ja gerne oben!“, meinte er ironisch

Milseya machte das Spielchen mit. „Aber nur, weil du dich dann oben auf fühlst.“, erwiderte sie sarkastisch. „Oder willst du keine zweite Narbe riskieren?“ Trotz allem musste sie auf einmal laut auflachen „Feigling!“

Fasziniert sah er sie an. Es war ihr Lachen, die Art, wie es ihren Körper erbeben liess, ihre Augen zum Leuchten brachte .. er hatte es vermisst - auch wenn er es ihr gegenüber nie zugegeben würde. In den letzten drei Jahren war es immer ihr Lachen gewesen, an das er sich erinnert hatte - nun ja, nicht nur ...

Was hatte dieser verdammte Mistkerl nur an sich, dass sie am liebsten nachgeben würde? fragte sich zur gleichen Zeit die Haliianerin. Drei Jahre lang hatte sie keinen Gedanken an ihn verschwendet. Nun ja, so ganz stimmte das nicht. In den ersten Wochen war sie wie beseelt gewesen, doch da er nie auf ihre Rufe geantwortet hatte, war die Erinnerung an ihn und das, was geschehen war, immer mehr in Vergessenheit geraten. Und jetzt tauchte er wieder wie aus dem Nichts auf. Wie damals.

„Was willst du hier, Adrian?“, fragte sie unvermittelt.

„Ich wollte dich wieder sehen.“

„Ach ja? Ich muss ja wirklich einen bleibenden Eindruck bei dir hinter lassen haben, dass du dich nach drei Jahren plötzlich wieder an mich erinnerst. Für wie bescheuert hälst du mich eigentlich?“

„Du weißt doch, meine Süsse, ich bin viel unterwegs“, erklärte der Mann mit den hellbraunen Augen.

„Hör auf mich Süße zu nennen.“, entgegnete Milseya gereizt. „Ich weiß, dass es dir jederzeit möglich gewesen wäre, mich zu kontaktieren, wenn dir danach gewesen wäre, also Schluss mit den Spielchen. Was willst du hier?“

Er seufzte laut und sah sie schelmisch an. „Ein Auftrag, was sonst!“, erklärte er und spielte den Überführten.

„Aber natürlich!“. Die Haliinanerin schlug sich mit der Hand an die Stirn. „Wie konnte ich nun so einfältig sein? Die Vorrichtung! Und ich bin quasi nur das Sahnehäubchen!“

„Eher die Schokoladensoße!“, erwiderte Commander Adrian Foster und grinste.

Sie boxte ihm eher verspielt in die Rippen, bevor sie von ihm herunter kletterte.

„He, behandelt man so einen vorgesetzten Offizier?“, empörte er sich lachend.

„So, du denkst also, ich sollte mehr Respekt zeigen.“ erklärte Milseya und ging zu ihrem Terminal. „Hast du dir die Informationen schon geholt?“

Adrian verschränkte grinsend die Arme hinter seinem Kopf. „Ich dachte, du erzählst mir alles, bevor wir...“

„Träum weiter!“

„Schade!“ Es klang ehrlich enttäuscht. „Aber vielleicht kann ich dir ja weiterhelfen?“

„Du? Womit habe ich denn das verdient? Und was soll ich dafür tun?“, fragte Milseya sarkastisch.

„Hör auf dich zu zieren, Süsse!“

Das Padd flog nur haarscharf an seinem Kopf vorbei.

Er lachte nur.

„Komm her!“, verlangte Adrian

„Ich denke nicht daran“, widersetzte sie sich ihm

„Ich verspreche, ich werde mich zurückhalten.“

„Deine Versprechen sind nichts wert, Adrian!“, erklärte die Haliianerin

„Stimmt!“ Er lachte wieder. „Gut, dann hör mir nur zu.“

....

Als er geendet hatte, sah sie ihn mißtrauisch an. „Und die Informationen sind verläßlich?“

„Absolut! Wie gesagt, wir konnten bislang nichts damit nichts anfangen. Aber jetzt... ich denke, es wird dir helfen.“, erwiderte er.

Sie nickte. „Ja, möglich. Das Ganze macht nun zumindest mehr Sinn. Kann ich diese Liste bekommen?“

Er erhob sich langsam vom Bett. „Ich werde sie dir morgen zukommen lassen.“ Er sah sie lächelnd an „Und du bist dir sicher, dass wir nicht..?“

„JA. Ich bin mir sicher!“erklärte sie mit Bestimmtheit.

„Nun gut.“ Er griff seufzend zu seinem Transportband an seinem rechten Arm.

„Adrian?“

„Ja?“

Sie sah ihn an. „Trotz allem! Es war schön, dich wieder zu sehen.“, erklärte Milseya sanft lächelnd.

Er ging zu ihr hin und kniete sich vor der Stuhl auf dem saß nieder. Dann griff er zärtlich nach ihrem Kopf und zog ihn zu sich. Nur wenige Sekunden lang berührten sich ihre Lippen, während sie sich dabei in die Augen ansahen. „Das war nicht das letzte Mal“, versprach er leise.

„Das glaube ich erst, wenn ich es sehe“, erwiderte sie.

„Gute Nacht, meine Süsse!“ Der Commander dematerialisierte sich im Transporterstrahl.

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Die Mähne des Löwen – Teil 2

So langsam verstand Lucas warum Lionville so hieß wie es heißt. An dem Stadttor thronten zwei Löwenstatuen aus Gold und aus dem Buchstaben O schaute ein Löwenkopf heraus. Lucas war aufgeregt, hatte er seine Bestimmung gefunden oder war es nur ein weiterer verzweifelter Versuch. Aber die Aufregung war im Moment Nebensache, denn er musste erstmal Bubba Thompson finden und dann konnte er immer noch gehen oder bleiben. Also betrat er die kleine Gemeinde Lionville und schaut sich erstaunt um, die Häuser waren selbstgebaut und jedes Haus hatte einen kleinen Garten vorne dran. Die Menschen halfen sich gegenseitig bei der Gartenarbeit, junge Leute halfen älteren Herrschaften über die Straße. Aber eine Tatsache gefiel dem Australier am besten, alle Menschen hatten seine Hautfarbe und alle Männer trugen einen Löwenmähne bzw. Dreadlocks.

Dann hielt es Lucas nicht mehr aus, er ging zu einem der Jungen, die den alten Leuten über die Straßen. „Hallo Junge, kannst du mir sagen wo ich Bubba Thompson finde?“ fragte er freundlich den jungen Bewohner. „Sie sind fremd hier oder?“ entgegnete der Junge und entfernte sich vorsichtig von dem Fremden. „Ja ich bin fremd aber ich tue doch niemanden was, du brauchst keine Angst vor mir zu haben…“ meinte Lucas freundlich und streckte dem Jungen die Hand entgegen. Aber der Junge schaute den Sicherheitschef misstrauisch an, dann nahm er die Trillerpfeife, die um seinen Hals hin in den Mund und trillerte los. Das helle schrillende Geräusch tat furchtbar in den Ohren weh. „Aua, was soll denn das?“ wollte Lucas wissen und brüllte verzweifelt den Jungen an. Aber der Junge lies sich nicht beirren und trillerte aus voller Lunge weiter. Plötzlich rannten zwei Männer auf Lucas und den Jungen zu. Als die Beiden bei den Zweien ankamen, hörte der Junge mit dem Trillern auf und lief weg.

„Was willst du hier?“ fragte einer der Männer und schaute etwas böse.

„Ich würde gerne mit Bubba Thompson sprechen.“ antwortete Lucas und stellte sich nun gerade hin, so dass er größer als die anderen beiden Männer war.

„Und wer bist du? Bist du ein Glaubensbruder?“ erkundigte sich der andere Mann und musterte ihn von oben bis unten.

„Ich heiße Lucas Bishop und ich möchte vielleicht ein Glaubensbruder werden…“ entgegnete Lucas ehrlich und wartete gespannt auf eine Reaktion.

Die beiden Männer schauten sich gegenseitig an und lachten lauthals.

„Dann ist es gut, ich bin Hakeem und das ist Malik – verzeih uns unsere Sicherheitsmaßnahmen, wir hatten nur viel Ärger in der letzten Zeit.“ stellte sich Hakeem und sein Kollege vor. Der Kollege Malik nickte und verschwand wieder in der Richtung, aus der er gekommen war. „Ich bringe dich zu Bubba – Komm mit Lucas“ meinte Hakeem freundlich und ging voraus.

Lucas nahm seine Umhängetasche wieder auf die Schulter und folgte diesem Hakeem. Sie gingen die große Hauptstraße entlang und Bishop wunderte sich immer mehr, denn er sah keine Gleiter durch die Straßen flitzen. Ein paar Mal fuhren Leute mit Fahrrädern vorbei, so etwas war vollkommen ungewohnt für den Sternenflottenoffizier. Die beiden Männer bewegten sich langsam auf eine große Hütte zu. Die Hütte hatte große Bananenblätter als Dach, der Rest bestand aus Palmenholz und sie schien schon etwas älter zu sein. „OK du wartest hier und ich geh mal fragen ob Bubba dich empfangen will…“ meinte Hakeem und stieg die kleine Leiter vor der Hütte hinauf und krabbelte hinein. Lucas war nun vollkommen fasziniert.

30 Minuten später…

Hakeem kam freudestrahlend aus der Hütte gewankt und kam auf Lucas zu. „Also Bubba wird dich nun empfangen und Dank dir habe ich mal wieder gutes Ganja bekommen“ bedankte sich Hakeem und wackelte immer noch grinsend davon. Lucas kletterte nun die Leiter hoch und krabbelte in die Hütte.

wird fortgesetzt...

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An Schlaf war nicht mehr zu denken gewesen. Nachdem Commander Foster ihr Quartier auf dem selben Weg wieder verlassen wie er es betreten hatte, machte Milseya sich daran alle neuen Informationen auf ein Padd zu übertragen. Ja, das Ganze machte nun weit aus mehr Sinn. Und war weitaus erschreckender als sie zunächst geglaubt hatte. Bislang hatte sie nur geglaubt, dass Dalar einzig und allein daran interessiert gewesen war, einen Mythos nachzubauen. Die Frage nach dem Warum war ihr dabei nie gekommen...

Die Haliianerin seufzte. Wie sollte sie das Lt. Commander Shral nur beibringen? Die Andorianerin wirkte nicht so, als würde sie viel mit Mythologie und Legenden anfangen können. Und als Leiterin der Wissenschaft würde sie höchstwahrscheinlich das Ganze als lächerlich abtun.

Doch auf der anderen Seite. Als Wissenschaftlerin konnte sie sich der Logik der Beweise nicht verschließen können. Doch wie logisch, wie aussagekräftig waren ihre bisherigen Beweise? Was für Beweise denn? Von Quellen, die sie nicht einmal nennen durfte!

Milseya starrte auf das Padd , als würde die Antwort dort stehen. Sie war keine Wissenschaftlerin. Was zur Hölle war der nächste logische Schritt? Sie hatte nicht die geringste Ahnung ...

Entnervt von dem Ganzen stand die Haliianerin auf und zog sich ihren Trainingsanzug an. Sie musste erst mal raus hier! Einmal nicht daran denken! Sich auf etwas völlig anderes konzentrieren!

Zwei Stunden später saß eine völlig verschwitzte Milseya in der Krankenstation und ließ sich vom MHN ihr gebrochenes Handgelenk wieder richten. John lag wohl noch in seinem Bett, schließlich war es gerade erst mal 6 Uhr morgens.

„Sie waren lange nicht mehr hier, Fähnrich!“, sagte der Holodoktor.

„Ich hatte in letzter Zeit keine Zeit zum Training“, erklärte Milseya.

„Scheinbar bekommt ihnen das nicht unbedingt“, meinte er.

„Sie haben Recht. Ein regelmäßiges Training ist wichtig, sonst passiert sowas hier.“ Sie hob den Arm.

Als der Doktor den Regenerator über ihr Handgelenk hin und her bewegte, weiteten sich die Augen der Haliianerin. DAS war es! DAS war der nächste Schritt!

„Vielleicht sollten Sie bei Ihren Sprüngen in Zukunft eine Sicherungsleine verwenden“, erklärte der Holodoc, als er sich nach seinem medizinischen Tricoder umdrehte. Als er sich seiner Patientin wieder zuwenden wollte, sah er nur eine leere Liege. Das Geräusch der sich wieder schließenden Türen war das Einzige, dass darauf hinwies, dass die Haliianierin hier gewesen war.

*******************

Eiligen Schrittes ging Milseya durch die Korridore. „Computer, gibt es hier an Board einen Genetiker oder Biologen?“, fragte sie, während sie ihren Quartier nach einem Padd suchte.

„Zur Zeit befindet sich nur eine Biologin an Bord.“ „Wer?“ „Fähnrich Nanni Stevenson“ Die Haliianerin stutzte. Der Name kam ihr bekannt vor, nur woher? „Und wo befindet sich Fähnrich Stevenson im Moment?“ „In ihrem Quartier.“ Der Computer nannte ihr Deck und Raumnummer.

Milseya fand das Padd und stürmte aus ihrem Quartier.

Als sie den Türsummer betätigte, hatte sie mit allem gerechnet, nur nicht mit dem verheulten und verquollenen Elend, das ihr die Türe öffnete. „Was ist denn mit Ihnen los?“, platzte es aus der Haliinaerin heraus.

"Mein Freund Lucas hat mit mir Schluss gemacht..." schluchzte Nanni und putzte ihre Nase mit einem rosafarbenen Taschentuch ab. TRÖT!

„Das .. das tut mir wirklich leid“, erwiderte Milseya und sah wie Nanni das benutzte Taschentuch einfach nach hinten warf und sich umdrehte. Unentschlossen blieb Milseya an der Tür sehen. Sollte sie die Frau mit dem, was sie von ihr wollte, jetzt wirklich belästigen?

Nanni ging zu dem Tisch in ihrem Quartier, schob die benutzten Taschentücher beiseite und setzte sich hin. Sie wimmerte leise vor sich und schneuzte wieder. TRÖT! Was Milseya gesagt hatte, das hatte Nanni gar nicht mitbekommen, denn sie war vielmehr mit ihrer Trauer beschäftigt.

Das pure Elend! Für einen kleinen Moment fühlte die Haliianerin wirklich mit der blonden Frau. Sie trat in das Quartier und setzte sich neben Nanni. „Wollen Sie darüber reden?“, fragte sie freundlich.

"Was soll mir das denn helfen? Der Councelor und meine Schwester schafften es nicht..." jammerte Nanni und schaute die Pilotin mit ihren verheulten Augen an. Dann nahm sie wieder ein Taschentuch und... TRÖT!

Konnte sich diese Frau nicht leise die Nase putzen, fragte sich Milseya in Gedanken und wurde langsam ungeduldig. Das, weshalb sie hier war, brannte ihr unter den Fingernägeln, auf der anderen Seite wollte sie nicht unfreundlich sein oder gar unsensibel wirken. Da war es schon wieder - TRÖT! „Vielleicht hilft es ja, wenn jemand völlig Fremdes Ihnen zuhört?“, versuchte es Milseya noch mal. „Sie sagten, ihr Freund heißt Lucas? Warum hat er denn Schluss mit Ihnen gemacht?“

"Ja, Lucas heißt der gemeine Kerl, er ist der Sicherheitschef der Community... Ich weiß nicht, er hat wegen der Wahrheit Schluss gemacht..." erzählte Nanni, was sie nur noch mehr traurig machte und sie musste erneut schneuzen. Diesmal mit einem leisen tröt!

„Wegen der Wahrheit? Was soll das denn bedeuten? Was ist das denn für ein Grund?“, fragte die Haliianerin überrascht. Dieser Sicherheitschef musste irgendwie schräg drauf sein.

"Mein Vater mag ihn nicht, weil er ein Farbiger ist. Lucas hat sich daraufhin betrunken und hat schön weiter Alkohol in sich rein geschüttet. Er hat mich angelogen und dann hat er das Whiskey-Glas auf den Bildschirm geschüttet..." berichtete Nanni gefasst, doch als sie an den Wutausbruch von Lucas dachte, musste sie wieder laut losheulen.

Oh je, da hatte sie wohl gerade wieder in ein Wespennest gestochen! „Scht.... Schon gut!“ versuchte Milseya die Frau wieder zu beruhigen. Doch die schluchzte immer weiter.

"Er war ja so gemein", heulte Nanni und konnte nicht mehr aufhören. Sie schneuzte wieder laut. TRÖT! "Entschuldigung..." presste sie zwischen den Zähnen durch und weinte weiter. Nanni war wirklich nahe am Wasser gebaut.

Die Haliianerin ließ Nanni weinen. Sie wird sich schon beruhigen, dachte Milseya und wartete ab. Aber jedesmal wenn sich die Frau gerade wieder ein wenig beruhigt hatte und Milseya dachte, sie könne nun ihre Bitte vortragen, fing Nanni wieder an zu schluchzen. Das Ganze ging ein paar Minuten bis bei Milseya der Geduldsfaden riss. „Jetzt reichts!“ brüllte sie und verpasste Nanni eine kräftige Ohrfeige.

"Aua" war die kurze Antwort von Nanni Stevenson. Sie war geschockt, die Haliianerin hatte ihr eine Ohrfeige verpasst. Aber Nanni musste wieder auf den Boden der Tatsachen zurück geholt werden. "Sind Sie immer so grob?"

„Jetzt hören Sie mir mal gut zu! Dieser Kerl hat Sie mit irgendeiner fadenscheinigen Erklärung abserviert und Sie sitzen hier rum und heulen dem Mistkerl auch noch hinterher! Hat er das etwa verdient? Glauben Sie allen Ernstes, der heult Ihnen auch nur eine Träne hinterher? Ich wette, der treibt sich irgendwo rum und genießt seine neue Freiheit in vollen Zügen und Sie tröten mir hier die Ohren voll! Von mir aus machen Sie das in ihrer Freizeit gerne weiter, aber jetzt haben Sie Dienst und verdammt, ich brauche jetzt Ihre Hilfe! Also reissen Sie sich zusammen - sonst prügle ich Sie grün und blau! Haben Sie mich verstanden?“, motzte Milseya Nanni an.

"Ja, ich habe verstanden. Ich bin sofort einsatzbereit, aber bitte nicht schlagen." entgegnete Nanni eingeschüchtert und entfernte sich langsam von Milseya.

„Sehr gut!“, entgegnete die Haliianerin immer noch leicht gereizt. „Dann hören Sie mir gut zu. Ich möchte, dass Sie mich scannen und meine DNS untersuchen. Ich möchte, dass Sie alle bajoranischen Merkmale außer Acht lassen. Mir geht es nur um die haliianischen Merkmale. Hören Sie mir noch zu?“

"Ja, ich höre zu..." antwortete Nanni und so langsam wurde Nanni gereizt. Diese Person brauchte nicht so herablassend mit ihr sprechen, vor allem wenn Nanni sie scannen und ihre DNS auswerten sollte. Das war viel Arbeit.

Na endlich! Die Frau schien sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Zumindest heulte sie nicht mehr. Vom Tröten ganz zu schweigen. „Hier auf dem Padd sind sechs verschiedene Gensequenzen notiert. Ich will, dass Sie herausfinden, welche davon Sie in meiner genetischen Struktur finden. Stellt das irgendwelche Probleme dar?“

"Nein, aber das wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Ich muss erst die haliianischen Gene von den bajoranischen trennen. Dann muss ich die haliianischen Gene markieren, sortieren und in Gensequenzen zerlegen. Im Anschluss daran kann ich sie vergleichen" erklärte Nanni in einfachen Worten die Prozedur und freute sich über die Ablenkung.

„In Ordnung. Und dann möchte ich, dass Sie heraus finden, zu welcher Spezies die sechste Gensequenz gehört. Ich weiß, dass diese nicht vollständig ist. Ich will, dass Sie mir jede Spezies nennen, die diese Gensequenz - und sei es auch nur teilweise - besitzt. Kriegen Sie das hin?“ Milseya war erstaunt darüber, dass Nanni sich so schnell gefangen hatte. Vermutlich würde sie heute Nacht wieder heulend im Bett liegen – aber das konnte man vermeiden. „Ich brauche die Ergebnisse so schnell wie möglich, Nanni“, bat sie mit einem freundlichen Lächeln. „Am besten schon gestern!“

"Gestern? OK, ich fang sofort damit an..." antwortete Nanni energisch und riss Milseya das PADD aus der Hand.

Die Haliianerin musste unwillkürlich grinsen. „Gut, dann fangen wir an. Aber zuvor sollten Sie sich vielleicht noch ein wenig frisch machen.“ Sie deutete auf Nanni Schlafanzug. „Ich glaube nicht, dass Sie so ins Labor wollen.“

"Ich glaube, Sie haben Recht, denn blamieren muss ich mich nicht unbedingt" meinte Nanni grinsend und verschwand im Badezimmer. Sie duschte schnell und zog sich eine frische Uniform an.

Als Nanni aus dem Badezimmer kam, nickte Milseya. „Schon viel besser, Nanni!“ Sie stand auf. „Und jetzt sollten wir ins Labor. Ich bin mir sicher, Sie freuen sich schon darauf mich ein wenig zu quälen“, lächelte die Haliianerin.

"Können Sie Gedanken lesen?" war Nannis kurze Antwort. Dann verließen die beiden Damen das Quartier und gingen ins Labor.

[u_E und inanchfe in „Wer sagt denn, dass Gewalt keine Lösung ist? ;) ]

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Nach einer halbwegs ruhig verbrachten Nacht ging Vinara noch einmal kurz durch die Straßen der alten deutschen Stadt spazieren um gleich im Anschluss ihren Rückflug anzutreten. Doch dieser verzögerte sich unerwartet als eine dunkle Gestalt in einer Kutte halb aus einer ebenso dunklen Gasse heraustrat ihr signalisierte zu folgen.

"Was soll das? Geben Sie sich zu erkennen!", befahl die Andorianerin mit fast unwillkürlich gedämpfter Stimme.

Die Gestalt breitete ihre Arme aus und schüttelte sich, wie um zu demonstrieren dass sie harmlos sei.

Mit leichtem Unbehagen näherte Vinara sich und der (oder die?) Fremde wich weiter in das Halbdunkel zurück.

"Bleiben Sie hier stehen, Commander, es ist gut dass ich Sie endlich gefunden habe", flüsterte eine männliche Stimme und die Kapuze wurde für einen kurzen Augenblick angehoben.

"Murdoch!" Die Wissenschaftlerin erkannte ihren Vorgänger. "Was machen Sie hier in Leipzig?"

"Wie gesagt, Sie suchen! Sie haben da eine sehr gefährliche Apparatur an Bord unseres Schiffes geschleppt, ich für meinen Teil würde lieber zwei Wochen lang mit Lieutenant Solak in einer Zelle eingesperrt sein als mich auf diesen verrückten Stuhl zu setzen."

"Ich denke, solange Sie keine haliianische DNA in sich tragen dürfte die Maschine Ihnen... Das scheint sich aber ganz schön herumgesprochen zu haben, oder verfügen Sie über besondere Quellen? Was können Sie mir darüber sagen?"

"Nur dass einige hochrangige Leute sich dafür interessieren. Das ist jetzt keine meiner abstrusen Verschwörungstheorien die ich ohnehin fast aufgegeben habe, sondern die Wahrheit."

"Und ich glaube Ihnen sogar. Ein Gedankenverstärker ließe sich vielseitig anwenden, zur direkten Steuerung eines Schiffes oder einer Waffe durch das Gehirn, zur Spionage und womöglich sogar um jemanden heimtückisch zu ermorden."

"Commander, Sie erstaunen mich! Scheint wohl als ob Ihre andorianische Paranoia die Oberhand über Ihre vulkanische Erziehung gewonnen hat."

"Das ist keine Paranoia, sondern Besorgnis. Die Sicherheit der Crew und des Schiffes hat Vorrang, ebensowenig möchte ich dass sonst noch jemand zu Schaden kommt. Bisher hat sich aber noch niemand offiziell gemeldet und Anspruch auf die Vorrichtung erhoben..."

"Das wird schon noch geschehen. Sie wollen erst abwarten bis Sie mit Ihren Untersuchungen fertig sind und dann, sie werden wohl den offiziellen Weg gehen und wenn Sie sich weigern und Ihr neuer Captain Sie dabei unterstützt könnten sie auch zu weniger feinen Methoden greifen."

"Ich werde wenn es sein muss auch mein eigenes Lebens aufs Spiel setzen um einen Missbrauch zu verhindern."

"Nun, hoffen wir dass es nicht soweit kommt. Hier haben Sie einen Störsender, aktivieren Sie ihn wenn Sie mit Ihren Mitarbeitern wichtige Details über die Maschine besprechen, ein Abhören dürfte so gut wie ausgeschlossen sein."

Die Andorianerin nahm den kleinen Apparat entgegen den Murdoch ihr zusteckte. "Das ist zwar gut gemeint, aber Fähnrich Anquenar dürfte bei ihren Nachforschungen kaum auf verschlüsselte Kanäle zurückgreifen."

"Oh, ich denke die Kleine weiß sich schon ganz gut selber zu helfen. Mann, das letzte Mal als ich mich mit einem Haliianer traf lieferten wir uns eine mentale Prügelei, dank seines Canars standen wir auf einmal in einem virtuellen Boxring... Raten Sie mal wer gewonnen hat!"

"Der Haliianer?"

"Das schon, aber schwer angeschlagen! - Ich halte mich immer noch auf dem Laufenden was die Community betrifft. Keine schöne Sache, der ständige Wechsel der Captains... Hoffen wir dass der neue nicht auch schon wieder so schnell aufgibt. Aber Zakdorn sollen zähe Leute sein. Allerdings, was Ihren neuen Councellor betrifft... Ich habe so im Gefühl dass Solak wieder zurückkehren wird. Zumindest hoffe ich das, denn unter den anderen weigert sich jeder den Posten anzunehmen. Falls aber alle Stricke reißen sollen könnte ich mich notfalls auch selbst zur Verfügung stellen..." Murdoch kicherte wie ein Kind das sich soeben einen besonders fiesen Streich ausgedacht hatte.

"Ich denke da dürfte Dr. Assjima schon eher geeignet sein, in früheren Zeiten gab es doch auch keine Extracouncellors. Wobei die Community aber kaum auf einen verzichten können dürfte..."

"Wie wahr, wie wahr. Ich vermisse dieses Schiff, wenn ich all die verrückten Geschichten lese würde ich am liebsten wieder dabei sein. Nun, wer weiß, ich mach gerade eine Fortbildung zum Councellor-Assistenten auf ziviler Ebene, mein Angebot vorhin war also durchaus ernst gemeint. Und wer versteht einen Haufen Verrückter schon besser als ein ehemals selbst Betroffener?"

"Nun, da wünsche ich Ihnen viel Glück bei Ihrer weitern Laufbahn. Ich werde Ihr Angebot wenn es nötig sein sollte unserer Chefärztin und dem Captain vorlegen. - Aber jetzt muss ich wirklich gehen, oder haben Sie mir noch etwas Wichtiges zu sagen?"

"Ich fürchte nichts das von Relevanz wäre, Fähnrich Anquenar dürfte Ihnen ja schon alles Wichtige mitteilen. Ich gehe mal davon aus dass Sie sich auf eine gehörige Portion Mystik gefasst machen dürfen, also stellen Sie Ihre vulkanische Logik auf Sparflamme."

"Auch damit rechne ich, seit meiner Begegnung mit Dr. Assjima erschüttert mich gar nichts mehr. - Ich muss jetzt gehen, also machen Sie's gut!"

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Auf der Community angekommen berichtete Nachalek dass Fähnrich Anquenar sich mit Nanni Stevenson getroffen habe, doch nicht um die organischen Komponenten der Maschine zu untersuchen.

"Ich hoffe doch es dient den Nachforschungen und nicht nur dem rein privaten Kontakt... An Liebeskummer leidende Mitarbeiter sind nur wenig effizient. Ich werde mir Lieutenant Bishop mal ordentlich zur Brust nehmen wenn er wieder zurückkehrt."

"Zur Brust nehmen?"

"Ein menschlicher Ausdruck. Die Meinung sagen."

"Nur verbal oder auch körperlich?"

"Physische Gewalt sollte nur als absolute Notlösung dienen und in ihrer primären Anwendung den geistig Schwachen vorbehalten bleiben."

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Milseya hatte Recht gehabt. Nanni Stevenson hatte es regelrecht genossen, sie ein wenig zu quälen. Ob diese damit nun ihren Frust und ihre Wut abgebaut oder ob sie sich für die Ohrfeige revanchiert hatte, war Milseya an sich ziemlich egal. Sie war nur froh, dass es vorbei war.

Blieb noch die Liste von Adrian. In ihrem Quartier entdeckte sie zu ihrer Zufriedenheit, dass dieser zumindest in dieser Hinsicht Wort gehalten hatte. Als sie die Liste auf ein Padd herunter lud, überlegte sie wie sie nun am Besten vorgehen sollte. Sie hatte erfahren, dass Lt. Commander Shral zwar wieder an Bord war, aber das nutzte ihr im Moment herzlich wenig. Sie brauchte jemanden, der genau wie sie das spürte, was von der Maschine ausging, und der sie beobachten konnte. Wäre Dr. Assjima an Bord gewesen, wäre sie Milseyas erste Wahl gewesen, aber diese Option hatte sie nicht.

Hatte der Lt. Commander nicht etwas von einem anderen Crewmitglied geschrieben, das ebenfalls etwas von dem Ding gespürt hatte? Schnell suchte Milseya die Benachrichtigung, bevor sie an ihren Kommunikator tippte.

„Fähnrich Anquenar an Lt. Melor Nachalek.“

„Nachalek hier.“

„Lieutenant, ich bräuchte ihre Hilfe bei der Untersuchung der Vorrichtung“, erklärte Milseya ihr Ansinnen.

„Wäre Lt.Commander Shral dafür nicht die geeignetere Person?“, erwiderte er.

„Nein, ich brauche einen Telepathen. Und ich möchte nicht noch jemand anderen in die Nähe der Vorrichtung bringen“, erklärte sie.

„Ich verstehe.“

„Können wir uns in einer halben Stunde in Frachtraum 2 treffen?“, bat Milseya

„Bestätigt. Nachalek Ende.“

25 Minuten später betrat Milseya frisch geduscht und angezogen Frachtraum 2.

„Was machen Sie denn hier?“, begrüßte Lt. McNaughton sie überrascht.

„Ich möchte die Vorrichtung untersuchen“, antwortete Milseya.

„Noch einmal? Sie haben wohl vergessen, was beim letzten Mal passiert ist.“, runzelte er die Stirn.

„Das letzte Mal habe ich das Ding nicht untersucht, Lieutenant. Und ja, ich erinnere mich sehr gut daran, was passiert ist. Aber es geht nun mal nicht anders“, erwiderte die Hallianerin unwirsch. Wieso musste sie jeder daran erinnern, dass sie vor Angst beinahe gestorben wäre? War es denn nicht schlimm genug, dass sie wieder hier sein musste? Eingehend betrachtete sie Vorrichtung. „Die Abschirmung funktioniert gut“, erklärte sie. „Das hoffe ich doch. Ich hab keine Lust ihnen hinter her zu rennen“, entgegnete McNaughton. „Wieso, sind Sie etwa nicht im Training?“grinste Milseya. Er verzog das Gesicht und setzte zu einer Antwort an, als sich die Schotts öffneten und Lt. Nachalek eintrat. Er begrüßte die Beiden und sah dann die Haliianerin an. Sie nickte ihm zu und überreichte ihm ein Padd. „Lieutenant. Danke, dass Sie kommen konnten. Auf dieser Liste sind acht Gegenstände verzeichnet. Ich möchte, dass wir beide die Vorrichtung untersuchen und herausfinden, ob diese dort eingebaut wurden. Ich schlage vor, dass Sie nach den ersten vier Fragmenten suchen und ich nach den letzten drei“, erklärte Milseya.

„Drei? Was ist mit dem letzten Gegenstand?“, erkundigte sich Nachalek.

„Wenn dieses Fragment hier wäre, dann befände sich diese Vorrichtung mit Sicherheit nicht an Bord dieses Schiffes“, erwiderte Milseya mit Bestimmtheit.

Nachalek runzelte zwar die Stirn, fragte aber nicht weiter nach. „Lassen Sie uns beginnen.“

Milseya nickte und drehte sich zu McNaughton um. „Schalten Sie die Abschirmung ab“, bat sie ihn.

„Was? Haben Sie den Verstand verloren?“, fragte dieser perplex.

Auch Lt. Nachalek schien von der Idee nicht begeistert zu sein. „Fähnrich, wir wissen nicht welche Auswirkungen das Gerät hat.“, erklärte er ruhig.

Milseya seufzte lautlos. „Kann ich Sie unter vier Augen sprechen, Lieutenant?“ bat sie Nachalek und nickte mit dem Kopf in eine Ecke des Frachtraums. Als McNaughton ihnen folgte, drehte sie sich um. „Nein. Sie nicht!“ Nat sah Nachalek an. Dieser nickte. Er kehrte um.

„Lieutenant. Wir kommen nicht nahe genug heran, wenn die Abschirmung aktiviert ist. Diese Fragmente sind aber meiner Meinung nach zum Teil tief in die Vorrichtung eingebaut. Es wird beinahe unmöglich sein, sie einfach nur mit dem Tricorder aufzuspüren“, begann Milseya

„Das mag sein, Fähnrich. Aber wir wissen nicht welche Auswirkungen dieses Gerät auf andere Telepathen an Bord dieses Schiff hat.“, erklärte er.

„Ich kann Ihnen versichern, dass es keinerlei Auswirkungen hat, solange ich es nicht aktiviere“, erwiderte sie.

„Sie?“

Milseya nickte. „Ich oder ein anderer Haliianer. Es spielt keine Rolle. Daher habe ich sie auch hier her gebeten. Sie können am ehesten die Veränderungen bemerken.“

„Veränderungen? Woran? Am Gerät?“, hakte Nachalek nach.

„Nicht nur. Auch an mir. Ich weiß, dass das schwer zu verstehen ist. Aber diese Vorrichtung ist auf der Suche. Nach einem neuen Begleiter. Nach jemanden, der es bedient. Nach jemanden, der es mit Nahrung versorgt.“

„Nahrung? Welcher Art?“

„Gedanken, Wünsche, Träume, Begierden, Gefühle... Und das Gerät wird alles versuchen, um an Nahrung zu kommen. Es ist 'hungrig'“, versuchte die Haliianerin zu erklären.

„Ich verstehe nicht, Fähnrich.“

„Ich auch nicht, Lieutenant. Das Einzige, das ich weiß, ist, dass dieses Gerät keine Gefahr darstellt - für niemanden - solange ich es nicht berühre. Deshalb sind sie hier. Sie werden es bemerken, wenn sich mein Verhalten verändert. Sie werden zu verhindern wissen, dass dies geschieht.“

„Und wie stellen Sie sich das vor?“

„Bitten Sie Lt. McNaughton mich zu betäuben, falls Sie spüren, dass ich mich verändere oder ich Anstalten mache, das Gerät berühren zu wollen. Und glauben Sie mir, ich werde es berühren wollen!“, erklärte Milseya.

Er hob eine Augenbraue nach oben. „Wenn Sie es wissen, warum sollten wir das Risiko dann eingehen?“

„Weil es der einzige Weg ist, mit dem ich es beweisen kann.“

Nachalek dachte nach. „Wie werde ich die Veränderungen bemerken?“, fragte er schließlich.

„Wenn es soweit ist, werden Sie es sehen - und spüren“, antwortete Milseya.

„Mir gefällt das nicht, Fähnrich. Was, wenn wir Sie nicht davon abhalten können, es zu berühren.“

„Auch haliianische Körper brechen“, erwiderte sie. Als er sie verdutzt ansah, grinste sie. „Ein haliianischer Ausspruch. Mir ist egal, zu welchen Mittel Sie greifen müssen, um es zu verhindern, nur tun Sie es. Aber ich muss wissen, ob sich diese Fragmente in der Vorrichtung befinden. Nur dann weiß ich, ob es das ist, wofür ich es halte“, erklärte sie bestimmt, drehte sich einfach um und ging zurück.

Lieutenant Nachalek sah ihr nachdenklich nach, bevor er ihr folgte. „Lieutenant McNaughton, Sie werden während der Untersuchung einen Phaser auf Fähnrich Anquenar richten. Wenn ich es Ihnen befehle, dann werden Sie sie betäuben.“, befahl er ihm.

„Wie bitte?“ kam es verdutzt zurück.

„Führen Sie den Befehl aus“, erwiderte Nachalek mit Nachdruck.

Nat zog seinen Phaser, stellte ihn auf Betäubung und richtete ihn auf Milseya, die sich bereits mit dem Tricorder beschäftigte. „Können wir endlich anfangen?“, fragte sie ungeduldig. Sie wollte das Ganze so schnell wie möglich hinter sich bringen. Der Gedanke mit einem Phaser im Nacken zu arbeiten, war an sich schon unangenehm. Doch das war ja nicht das Schlimmste. Das würde noch kommen - unweigerlich.

Nachalek nickte. „Schalten Sie die Abschirmung aus, Lieutenant“, befahl er, während er seinem Tricorder öffnete. Dieser tat wie ihm geheißen.

Die Flut der Bilder war unbeschreiblich. Für einen kleinen Moment schwankte der Körper der Haliianerin, nachdem die erste Welle sie erreicht hatte. Sie ließ zu, dass die Bilder durch ihren Körper hindurch glitten. Bot ihnen keinen Widerstand, wehrte sich nicht. Als die erste Woge sie passiert hatte, konzentrierte sich Milseya so gut es ging darauf nach den Fragmenten zu suchen. Sie durfte keine Zeit verlieren. Das Gerät würde es immer und immer wieder versuchen und jedes Mal würde es verlockender werden.

Nachalek und Milseya arbeiteten äußerst gewissenhaft und effektiv. Schnell hatte Nachalek die ersten drei Komponenten gefunden und war gerade auf der Suche nach dem vierten, als er es fühlte.

Er sah auf und bemerkte, dass die Haliianerin ihn unheilvoll anstarrte. Ihre Augen waren dunkel geworden. Ihr Gesicht verzerrte sich langsam.

Erkenne den Segen, den ich dir bringen werde. Ich habe dich erwählt. Ich gewähre dir den Blick in die Unendlichkeit. Unendliches Wissen, unendliche Macht. Erkenne, wähle, wisse, herrsche. Niemand wird sich dir jemals wieder in den Weg stellen. Keiner wird dich je wieder bedrohen. Niemand wird dich beherrschen. Keiner wird dich aufhalten. Erkenne, wähle, wisse, herrsche!

Die Stimme war betörend. Sie lockte mit der unschuldigen Stimme eines Kindes. Milseya konnte sie mit ihrem ganzen Körper hören. Sie fühlte die Versuchung, spürte die versprochenen Verlockungen für einen winzigen Moment - und sie gab ihnen nach..

Ihr Mund verzog sich zu einem diabolischen Lächeln. Ihr Körper spannte sich an. „Ich erkenne es. Ich wähle“, kam es mit unwirklicher Stimme über ihre Lippen, während sie langsam ihre Hand ausstreckte. „Ich will wissen. Ich will herrschen!“, hauchte sie – magisch angezogen von der Stimme, die weiterhin in ihrem Kopf flüsterte. Sie sah wie ihre Hand sich dem Gerät langsam näherte. Es wollte es. Es sehnte sich danach. GEnau so wie sie auch ... ihr eigenes Ich verschwand aus ihrem eigenen Bewusstsein.

Nachalek erkannte es. Bevor der Fähnrich die Apparatur berühren konnte, griff er nach ihrem Handgelenk und versuchte sie davon abzuhalten. Er spürte eine unbändige Kraft in dem Körper der kleinen Frau. Hämisches Lachen quittierte seine Bemühungen. „Sie können mich nicht aufhalten, Nachalek“, verspottete sie ihn. „Keiner kann das! Sie gehört mir.“

Er verstärkte seine Anstrengung. „Lt. McNaughton!“rief er.

Nat stand unschlüssig mit dem Phaser da und wusste nicht so recht, was er tun sollte. Dann steckte er schnell den Phaser in den Holster und versuchte ihren Körper von dem Gerät wegzuzerren. Verblüfft stellte er fest, dass er Tonnen zu wiegen schien.

Das Lachen wurde höhnischer. „Ihr könnt es nicht verhindern!“

Die beiden Männer zerrten und zogen an der kleinen Frau, bis es dem Sicherheitsmann einfach zu bunt wurde. Er griff nach seinem Phaser und feuerte ihn ab. Nur für wenige Momente schien der Körper nachzugeben, doch die Zeit reichte Nachalek, um die Frau von dem Gerät wegzustossen. Als sich ihr Körper wieder aufbäumte, aktivierte Nat die Abschirmung. Milseya wankte kurz. Dann fiel sie nach hinten, gerade so, als ob jemand das unsichtbare Seil, das sie zum Gerät zog, gekappt hätte.

Milseya heulte wie von Sinnen auf. Warum hatten sie das getan? Warum hatten sie sie getrennt? Es war ihre Bestimmung gewesen! Das war ihr rechtmäßiger Platz! Es hatte sie erwählt! Das war ihre ..

Das war niemals dein Platz! Du warst nie auserwählt! Es gibt keine Bestimmung! donnerte die Stimme ihrer Mutter ihrem Kopf.

Nein! Du irrst dich! Es wartet auf mich. Es hat immer nur auf mich gewartet. Ich bin diejenige, die es braucht.

Du wurdest verführt! Es hat dich benutzt! Du wurdest belogen! schrie Dorian sie an.

Es würde mich nie belügen. Es braucht mich ..

Erkenne es! forderte sanft die Stimme Ming San Ho.

Ich will .. ich muss..

Tu es! Thovans Stimme war voller Liebe.

Milseya verstummte mit einem Schlag. Sie saß auf dem Boden des Frachtraumes und rührte sich nicht. Sie starrte einfach nur geradeaus - ohne wirklich zu sehen. In ihrem Kopf dehnte sich eine befreiende Leere aus. Eine beruhigende Stille legte sich über sie.

„Milseya?“ Nat kniete neben sie und sah sie beunruhigt an. Sie drehte ihren Kopf zu ihm und betrachtete ihn eine Weile lang. Dann hob sie ihren Kopf und betrachtete Lt. Nachalek eine gewisse Zeit, bis sie sich wieder McNaughton zuwandte. „Ja?“, antwortete sie schließlich. „Alles in Ordnung?“, fragte er besorgt. Sie starrte wieder geradeaus. Dann schüttelte sie den Kopf. „Nein, gar nichts ist in Ordnung“, erklärte sie. „Wir haben ein Riesenproblem.“

„Und welches?“ wollte Nachalek wissen.

„Das..“ Die Haliianerin deutete auf die Vorrichtung. „..ist die Macht des Mychandriam.“

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Jeremiah hatte sich vor den neugierigen Blicken, seiner Familie nach London zu seinen Großeltern mütterlicherseits verzogen. Sowohl Patrick als auch Hillary Crawford freuten sich sehr, ihren Enkelsohn wiederzusehen.

Der Lieutnant besah sich gerade mit den beiden, einige Holobilder, die in den Jugendjahren seiner Mutter aufgenommen worden waren. Bei einen Bild, dass Sarah im Bikini zeigte, musste der junge Mann schmunzeln: „Ich verstehe langsam, warum sich Dad in meine Mutter verliebt hat.“

Er bemerkte erst nach ein paar Sekunden so richtig, was er da gesagt hatte und hoffte, dass er keine alten Wunden damit aufgerissen hatte. Doch seine Großmutter zerstreute die Bedenken: „Umgekehrt war es genauso. Dein Vater war als junger Mann auch sehr attraktiv und charmant. Du kommst sehr nach ihm, auch wenn dein Blick eher an deine Mutter erinnert.“

„Und er muss auch noch heute sehr charmant sein, sonst wäre er nicht schon wieder verheiratet.“, fügte Patrick hinzu. „Ihr wusstet von der Hochzeit?“, fragte Jeremiah verwundert. „Natürlich wussten wir davon. Wir halten mit deinen Vater und deiner Schwester einen guten Kontakt.“, erläuterte Hillary. „Wir waren sogar eingeladen, haben es aber abgelehnt zu kommen.“ „Wieso?“, wollte Jerry wissen. „Wir wären dann fehl am Platze gewesen. Zu dem Familienverband gehören wir nun nicht mehr.“ bemerkte sein Großvater mit einen Hauch Bitterkeit in der Stimme.

„Das ist doch Unsinn.“, widersprach der Lieutnant. „Ihr seid meine Großeltern, egal was passiert. Auch wenn Richard und Margret, die Eltern von Elizabeth, sehr sympathisch sind.“ Hillary drückte ihren Enkel liebevoll an sich. „Das hast du wunderbar gesagt.“

Nachdenklich blickte Jeremiah seine Großeltern an. „Und ihr seid nicht ähm sauer, weil mein Vater wieder geheiratet hat.“ „Wieso sollten wir, Jerry.“, erwiderte Patrick. „Deine Mutter ist nun schon seit einigen Jahren tot. Es ist der Lauf der des Universums, dass man mit dem Leben irgendwie weiter macht. Sauer wären wir nur gewesen, wenn die Hochzeit schon ein Jahr nach den Angriff der Breen stattgefunden hätte.“

Jeremiah lächelte bloß unverbindlich, sagte aber nichts, denn sein Vater hatte ihm ja die ganze Wahrheit erzählt. Glücklicherweise wechselte seine Großmutter das Thema: „Dein Vater hat erzählt, du hättest eine Freundin. Wann lernen wir sie kennen?“

Jeremiah musste lächeln, als er an Hanni dachte. Gleichzeitig wurde es ihm aber bewusst, dass er seit Admiral Jones Besuch nicht gerade sehr liebevoll zu ihr gewesen war. Er beschloss so schnell wie möglich, sich bei ihr zu melden und sich zu entschuldigen.

Der Lieutnant lief kurz in das Gästezimmer und holte das holografische Bild von Hanni, dass er vor ein paar Wochen auf Molokai gemacht hatte und seitdem immer bei auf seinen Nachttisch stand und zeigte es seinen Großeltern. „Sie heißt Hanni Stevenson.“, erklärte Jeremiah den beiden.

Sie wollten das Bild gerade näher betraten, als plötzlich das Komterminal piepste. Patrick ging hin und schaute sich die Daten an: „Das scheint von der Sternenflotte zu sein.“, erklärte er nach ein paar Sekunden und fügte hinzu: „Das Signal kommt von der NCC 89503.“ Jeremiah sprang sofort auf. „Das ist die Community. Der Anruf ist sicherlich für mich.“, erklärte er. Jerry hatte seinen Großeltern schon von den nicht geheimen Details seiner Abenteuer auf dem Schiff erzählt. Sein Großvater machte ihm Platz, fragte aber verwundert: „Woher wissen die das du hier bist. Hast du deinen Kommunikator dabei?“ „Nein, der liegt in meinen Zimmer in San Fransisco. Sie werden vermutlich Dad angerufen haben. Womöglich ist es meine Freundin, aber sie sollte eigentlich auf der Tritonstation sein.“, erwiderte Jerry.

Doch er wollte seinen Gesprächspartner nicht warten lassen und drückte de Bestätigungstaste. Auf den Monitor erschien zu Jeremiahs Freude das Gesicht von Hanni. „Hallo Schatz.“ wurde sie von dem Lieutnant begrüßt. Ihm war nicht entgangen, dass sie ihre Uniform trug. Und auch, dass sie recht müde und abgespannt aussah. „Was ist los?“

„Hallo Jerry.“, erwiderte die junge Frau. „Ich muss mit dir reden.“ Dem Lieutnant schwante nichts Gutes, weswegen er sich das tragbare Terminal schnappte und sich mit einen entschuldigenden Blick auf seine Großeltern in die Küche verzog und die Tür hinter sich schloss.

„Schieß los. Was hast du auf den Herzen?“, fragte Jerry, sich innerlich auf das schlimmste vorbereitend. „Es geht um Nanni. Ich verstehe sie einfach nicht.“, erwiderte seine Freundin, merklich frustriert.

Der Lieutnant ließ den Atem entweichen und bemerkte erst jetzt, dass er die Luft angehalten hatte. „Erzähl von Anfang an, was mit ihr los ist, Schatz.“, forderte er seine Freundin auf. „Sie hat Liebeskummer wegen Lucas. Ihm hat unser Besuch bei meinen Eltern doch mehr zu schaffen gemacht als dir. Laut meiner Schwester hat er sich unmöglich benommen, als ihn fragen wollte, wie es ihm geht. Er war wieder betrunken und hat allerhand blödes Zeug geredet.“

Jeremiah machte dachte an die Momente zurück, in welchen seine Schwester Liebeskummer gehabt hatte. Deshalb erwiderte er nur: „Wie geht es euch beiden denn?“ „Nanni hat sich die Augen nach ihren Lucas ausgeheult. Sie liebt ihn immer noch, glaubt aber, dass er mit ihr Schluss gemacht hat und lässt sich weder von mir noch von jemanden anders beruhigen.“ Hanni seufzte: „Ich kann schon gar nicht mehr zählen, wie viel Taschentücher sie schon verbraucht hat.“

Jerry nickte: „Und sicherlich bewegt dich das auch.“ „Natürlich. Was glaubst du denn? Ich mag es nicht, wenn irgendein Kerl meine Schwester zum Weinen bringt.“, fuhr Hanni ihren Freund an. Aber sie beruhigte sich auch schnell wieder, denn Jerry konnte ja nichts dafür: „Es tut mir leid, Hase.“ Doch der ob beschwichtigend die Hand: „Ich schon gut, Schatz. Ich verstehe dich ja.“

Der Lieutnant dachte nach: „Soll ich zu euch auf die Community kommen?“ „Wieso? Ich glaube nicht das du Nanni aufmuntern kannst, es sei denn, du bringst den Kopf von Lucas auf einen Silbertablett mit.“, erwiderte Hanni. „Das werde ich nicht.“, schmunzelte Jerry.

„Bekomme ich aber eine Zutrittserlaubnis, wenn ich sage, dass ich Sehnsucht nach dir habe.“

Er konnte richtig sehen, wie seine Freundin nach den Satz regelrecht aufblühte. Hanni schürzte aber die Lippen und erwiderte: „Das sah aber in letzter Zeit anders aus.“ „Ich habe mich benommen, wie ein Idiot.", entschuldigte sich Jeremiah. „Auch wenn ich aus dienstlichen Gründen Geheimnisse vor dir haben muss, darf ich mich vor dir nicht verkriechen. das habe ich erst erkennen müssen.“

„Und ich muss lernen, dich nicht zu bedrängen, wenn so etwas vorkommt. Ich habe dich mit meiner Fragerei bestimmt genervt.“, erwiderte seine Freundin, versöhnlich gestimmt. „Ich war aber auch noch nie mit einen Führungsoffizier zusammen.“ Sie senkte ein wenig den Kopf und meinte leise: „Du hast mir auch gefehlt.“

„Wann kommst du also, Jerry.“. unterbrach Hanni die Stille, die auf ihren letzten Satz gefolgt war. „In zwei Tagen etwa. Ich habe auf der Erde noch die einiges zu erledigen.“, erwiderte Jerry nachdenklich. „Außerdem willst du feststellen was mit unseren Sicherheitschef los ist.“, fügte seine Freundin grimmig hinzu.

Der Lieutnant nickte: „Da hast du recht. Egal, was zwischen ihm und deiner Schwester vorgefallen sein mag, er ist immer noch mein Freund. Vielleicht kann ich ihn ja zur Vernunft bringen.“ „Zu hoffen wäre es. Sonst brauchen wir vermutlich bald einen neuen Chief of Security.“, erwiderte die junge Frau. Aber ihr Tonfall verriet, dass sie es nicht ganz ernst meinte. Zumindest hoffte ihr Freund das.

Taktvoll wechselte er das Thema: „Wie seiht ihr beiden auf der Community gelandet. Ich dachte ihr seid auf der Tritonstation.“ „Commander Shral muss nach ihrer Rückkehr von der USS Schweitzer erfahren haben, dass etwas mit Nanni nicht stimmt. Und da sie ein Artefakt mitgebracht hat, dachte sie bestimmt, dass es meine Schwester ablenken würde, mit bei der Untersuchung zu helfen.“, berichtete Hanni.

„Gehört so eine Aufgabe das nicht eher in den Bereich der Technik?“, fragte Jeremiah interessiert nach. „Eigentlich schon. Aber soweit ich das mitbekommen habe, hat das ganze irgendetwas mit hailianischer DNS zu tun. Nanni untersucht auch gerade Ensign Anquenar auf bestimmte DNS Sequenzen.“, erzählte die junge Sternenflottenoffizierin.

„Ensign Anquenar?“, fragte ihr Freund. „Ja, es scheint, als würde sie als neue Pilotin offiziell zur Mannschaft gehören.“, bestätigte Hanni amüsiert.

„Sonst noch etwas, was ich wissen sollte.“, fragte Jeremiah. „Wir haben dann noch einen neuen Captain. Er heißt Vartik Tanrim und ist ein Zakdorn.“, erzählte seine Freundin. „Also hat er das Rennen gemacht.“, kommentierte Jerry.

„Du wusstest davon?“, fragte Hanni verblüfft. Der Lieutnant nickte: „Auf der Hochzeitsfeier habe ich mit Admiral Nechjew gesprochen und sie sprach von drei Kandidaten für den Captain’s Chair der Community. Captain Tanrim war auch darunter.“

Hanni rollte mit den Augen: „Und du hast nichts gesagt.“ „Du hast ja nicht gefragt.“, entschuldigte sich Jeremiah. Dann sah er seine Freundin lebevoll an: „Wenn ich genau weiß, wann ich komme, schicke ich dir eine kurze Botschaft.“ Hanni nickte: „Okay. Ich werde dich erwarten. Also schreibe rein, ob du per Shuttle kommst oder gebeamt wirst.“

Der Lieutnant nickte. „Okay, mache ich.“ Dann macht er eine kurze Pause und sagte: „Ich liebe dich, Hanni.“ Und zauberte damit ein wundervolles Lächeln in das Gesicht seiner Angebeteten. „Ich liebe dich auch, Jerry.“, erwiderte Hanni. Sie warf ihm noch eine Kusshand zu, bevor sie die Verbindung deaktivierte.

In einer verständlichen Hochstimmung suchte Jeremiah nach der Komnummer seines Freundes. Schnell hatte sie gefunden, also tippte er sie ein und wartete auf den Verbindungsaufbau. Wenig später erschein das Gesicht des Sicherheitschef, doch überraschenderweise trug er keine Rastas mehr. Doch es klärte sich auf, als die Stimme verkündete: „Hier ist der Komanschluß von Lucas Bishop. Ich bin derzeit nicht zu Hause. Bitte hinterlassen seine Nachricht nach dem Piepton.“ Es handelte sich also noch um eine alte Aufzeichnung.

Das genannte Geräusch ertönte und Jerry sprach auf das Aufnahmegerät: „Lucas, hier ist Jerry. Wenn du die Nachricht hörst, melde dich bei mir. Ich bin noch bis morgen früh bei meinen Großeltern, danach fliege ich zu meinen Vater und ab übermorgen kannst du mich auf der Community erreichen. Du steckst offen gestanden ganz schön tief in der Tinte.“

Danach deaktivierte der Lieutnant die Verbindung und dachte so bei sich: „Wo zum Teufel steckst du, Lucas.“

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Die Mähne des Löwen – Teil 3

Ein dichter und süßlich riechender Qualm umgab Lucas, als er sich in der Hütte aufrichtete. Seine Augen mussten sich noch an das Halbdunkel, das im Inneren herrschte, gewöhnen. Dann entdeckte Lucas zwei Leute, einen älteren Mann mit langem grauen Bart und ebenfalls grauen Dreadlocks. Neben dem Greis saß ein jüngerer Mann, dem seine Haare auch an eine Löwenmähne erinnerten und winkte dem Neuankömmling aufgeregt zu. „Los komm her, das hier ist Bubba und wir beißen nicht.“ rief ihm der jüngere Mann zu und winkte erneut. Bishop ging langsam näher und schaute sich neugierig um. Alles in der Hütte war grün, die Wände waren mit großen Palmenblättern abgedeckt worden und in der Mitte stand ein kleiner, runder Holztisch auf dem ein komisches gläsernes Gebilde stand. Ansonsten stand nichts in der Hütte. Aus dem Glasding kam leichter Rauch, der sich mit dem Qualm an der Decke verband.

Lucas ging zu den Rastafari und setzte sich den Beiden im Schneidersitz gegenüber. „Also das ist Bubba und mich nennt man BamBam, ich bin der Helfer von unserem geistigen Wegbereiter…“ stellte sich noch mal der jüngere Mann richtig vor.

„Ich denke dieser Hakeem hat euch erzählt, wer ich bin und was ich hier suche, oder?“ entgegnete Lucas und schaute gespannt die beiden Männer an. In diesem Moment wachte der alte Bubba auf und räusperte sich, dann legte er seinen Kopf auf die Seite und betrachtete Lucas genau.

„Du bist also Bucas Lishop…“ krächzte ihm der alte Mann entgegen und lächelte wohl wollend.

„Nein, ich heiße Lucas Bishop!“ verbesserte dieser vorsichtig und lächelte zurück.

„Gut, Lucas, was versprichst du dir hier zu finden?“ stellte Bubba die erste Frage.

„Ich brauche eure Hilfe, ich war bis jetzt kein gläubiger Mensch, aber ich denke euer Glauben kann mir helfen auf den rechten Weg zu kommen…“ erklärte Lucas seine Absichten, die ihn nach Lionville geführt hatten. Er warte gespannt auf eine Antwort, aber der alte Mann schnarchte ihm was vor. „Entschuldige, aber Bubba hat eine Krankheit, die man Sekundenschlaf nennt…“ meinte BamBam und stupste den alten Mann an.

„Ist irgendwas?“ erkundigte sich der wieder aufgeweckte geistige Wegbereiter und blickte verdutzt seinen Helfer an.

Lucas musste lachen, was ihm einen verdrehten und einen bösen Blick einbrachte.

„Bubba, du bist wieder eingeschlafen…“

„Ach so, ja das passiert öfters Lucas, daran muss man sich in meiner Gegenwart gewöhnen. Du willst also deinen Glauben finden und hast dir die Rastafari ausgesucht?“ kam die zweite wichtige Frage des grauen Löwen.

„Nein, eigentlich wurde ich von einem Rastafari gerettet, als ich betrunken Schwimmen war und untergegangen bin. Er gab mir eine Karte von ihnen…“ erzählte Lucas wahrheitsgemäß und wartete geduldig.

„Also, siezen muss man mich nicht, ich bin Bubba und das reicht.“ Schnarch!

Wieder war der alte Mann eingeschlafen und schnarchte den beiden jüngeren Männern etwas vor. Dann wachte er wieder von allein auf und setzte den Satz fort. „Ach so, dann wurde ich sozusagen empfohlen, wie hieß der Glaubensbruder?“

„Er hieß Malik Jamal Jefferson“ antwortete Lucas irritiert, denn eigentlich war es doch egal.

„Ah, Malik Jamal arbeitet wieder bei der Küstenwache? Dann hat er sich an meinen Rat gehalten…“ freute sich Bubba und seine Mundwinkel zogen sich nach oben.

„Wie geht es nun weiter?“ erkundigte sich Lucas neugierig.

„Gib mir deine Hand, ich muss deine Seele prüfen…“ entgegnete der graue Löwe und streckte seine alte und faltige Hand dem jungen Löwe entgegen. Lucas legte seine Hand in die von Bubba und wartete gespannt. Der alte Mann drückte fest zu und murmelte komische Wörter vor sich hin und begab sich somit langsam in Trance. So verharrte er zehn Minuten lang.

Seine Augen öffneten sich und er schaute Lucas ernst an, dann sprudelte es nur so aus ihm heraus: „Lucas du bist bei der Sternenflotte und hast eine wichtige Position auf einem Raumschiff. Deine Eltern sind getrennt, weil dein Vater gestorben ist. Du haste eine Freundin, die du sehr liebst, aber du warst gemein zu ihr. Du denkst, du musst für sie deinen Glauben finden.“

Jetzt war Lucas fertig! Woher wusste der alte Mann die ganzen Dinge. Bei einigen Sachen hatte er Fehler gemacht, aber der Rest stimmte einwandfrei. Lucas wollte gerade etwas sagen, als der graue Löwe seine Hand hob. „Lucas Bishop, du darfst bei uns bleiben und versuchen deinen Glauben zu finden. Aber du musst bei allen Tätigkeiten helfen und auch hart arbeiten. Wenn du dich entschließt der Gemeinschaft der Rastafari beizutreten, wirst du getauft.“ erklärte Bubba und winkte BamBam zu sich heran. Dieser gehorchte und beugte sich dem alten Mann entgegen, damit dieser ihm etwas sagen konnte. Dann wandte er sich an Bishop und sagte: „Lucas, ich werde dir deine Unterkunft zeigen und dir Arbeitskleidung geben – Bubba muss meditieren, deswegen müssen wir gehen“. Bishop nickte und verließ vor BamBam die Versammlungshütte.

wird fortgesetzt...

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Gemeinsam mit Lt. Nachalek hatte Milseya den Frachtraum verlassen. Nachdem sie beide erklärt hatten, sie würden Lt. Commander Shral ausführlich über die Ereignisse und ihre Erkenntnisse berichten, hatten sich ihre Wege getrennt.

Nun stand die Hallianerin an der Schwelle zu ihrem Quartier und starrte in den Raum. Auch wenn sie müde war, wollte sie jetzt auf keinen Fall alleine sein. Schlafen würde sie so oder so nicht. Milseya trat einen Schritt zurück, schloss die Türe und begab sich zum Casino. Dort würden jetzt eine Menge Leute sein.

Erleichtert realisierte sie, dass sie Recht gehabt hatte. Es herrschte gerade Hochbetrieb im Casino. Sie liess sich ein großes Glas kalten Mangosaft replizieren und sah wie ein Gruppe Crewmitglieder gerade von einem Tisch am Fenster aufstand. Sie ging rasch zu dem Tisch und setzte sich.

Die Tagesschicht würde gleich beginnen und dann würde es hier ruhiger werden - wenn das Casino auch nicht menschenleer sein würde. Ein beruhigender Gedanke!

Milseya schob einen zweiten Stuhl näher heran, zog ihre Schuhe aus und legte ihre Beine mit einem entspannten Seufzer hoch auf die Sitzfläche. Dann nahm sie ihr Glas und trank es in kleinen Schlucken langsam leer. Sie starrte hinaus und betrachtete den langsamen Wechsel der Aussicht, während sie es gemütlich machte. Den Blick nach draußen gerichtet, begaben sich ihre Gedanken auf die Reise. Irgendwann fiel ihr Kopf langsam zur Seite. Ihre Augen hatten sich geschlossen.

Lieutenant Nachalek hatte derweil Vinara über die jüngsten Ereignisse informiert und schloss mit den Worten: "Fähnrich Anquenar dürfte Ihnen die Einzelheiten und Hintergründe sagen können wenn sie sich etwas ausgeruht hat."

Die Andorianerin nickte und ließ den Mann wegtreten. Gleich darauf fragte sie den Computer wo sich Milseya Anquenar befand, und als sie die Antwort "im Casino" erhielt entschloss sie sich kurzerhand ebenfalls dort vorbeizuschauen.

Lange musste sie nicht suchen bis sie die kleine Haliianerin gefunden hatte - wie erwartet sah sie ziemlich mitgenommen aus. "Fähnrich, es tut mir leid dass Sie soviel durchmachen müssen... Wollen Sie nicht lieber in Ihr Quartier und sich ausruhen? Fähnrich?"

„Ich schlafe nicht, Commander“, erklärte Milseya ohne sich zu bewegen. Sie öffnete ihre Augen, drehte ihren Kopf und sah die Andorianerin an.

"Angst vor Albträumen? - Nun, wenn Sie ohnehin wach sind können Sie mir auch gleich berichten was Sie herausgefunden haben. Darf ich mich zu Ihnen setzen?"

„Nein, keine Angst vor Alpträumen. Die Realität ist erschreckend genug. Sicher.“ Mit einer Geste lud sie den Lt. Comamnder ein. „Es ist nur so: Ich schäme mich.“

Vinara setzte sich und hob eine Augenbraue. "Sie schämen sich? Wenn dann hätte eher ich Grund dafür, denn ich habe die Gefahr die von dieser Maschine ausgeht nicht richtig eingeschätzt und Sie damit erst in diese Lage gebracht."

„Nein. Mittlerweile bin ich davon überzeugt, dass alle Glück hatten, dass Sie dieses Gerät gefunden haben. Wer weiß, was man sonst damit angestellt hätte. Ich glaube, Dalar ist es nie in den Sinn gekommen, dass ein anderer Haliianer sich dafür interessieren könnte.“ Milseya seufzte. „Nur, sehen Sie, ich hatte immer geglaubt, dass ich eine willensstarke Person bin, die weiß, was richtig ist und was nicht. Aber es braucht nur so ein 'Ding' kommen und mir die Herrschaft über das Universum anzubieten und ich vergesse alles, was mir wichtig ist. Kein schöner Gedanke.“

"Also hat die Maschine Sie auf telepathischem Wege zu verführen versucht? Erzählen Sie bitte von Anfang an, was hat es mit diesen Artefakten auf sich um die Dr. Dalars Konstruktion herumgebaut wurde?"

Milseya drehte sich zu Vinara. „Von Anfang an?“ Sie dachte kurz nach. „Commander, Sie haben etwas an Bord gebracht, das eigentlich eine Legende ist. Die Haliianer nennen es 'Mychandriams Macht'. Ein Begriff, der aus der haliianischen Mythologie stammt, und von dem an sich keiner glaubt, dass er wirklich je existiert hat. Alles beginnt mit der 'Legende des Beginns'.“ Skeptisch sah die Haliianerin die Leiterin der Wissenschaft an. „Ich erwarte nicht, dass Sie es glauben. Aber alles hat einzig und allein damit zu tun.“

Vinara musste innerlich schmunzeln. "Sie glauben nicht was ich alles für möglich halte seit ich Dr. Assjima kenne. Also, fahren Sie fort!"

Milseya nickte. „Alles begann mit den fünf Stämmen, Commander. Das Leben auf Halii entwickelte sich hauptsächlich auf dem Urkontinent, so wie er auch heute noch existiert. Es gab Bewohner der Ebenen, der Küsten und Seen, der Steppen, der Wüsten und der Gebirge. Die Stämme vergrößerten sich schnell und so kam es immer öfter zu Grenzstreitigkeiten, die im Laufe der Jahre immer gewalttätiger gelöst wurden, was natürlich zu weiteren Konflikten führte. Irgendwann beschloss einer der Anführer, dass man dem Ganzen ein Ende setzen müsse. Er lud die anderen Anführer ein und schlug vor, dass man die ganze Angelegenheit ein für alle Mal regeln sollte. Die Entscheidung darüber solle in einer Schlacht fallen. Auf einem festgelegten Schlachtfeld. Der Gewinner werde der Anführer aller sein und darüber bestimmen dürfen, wie das Land verteilt werden soll. Die anderen stimmten zu. Die Schlacht in der Ebene von Rashywim begann. Die Heere der einzelnen Stämme kämpften wochenlang, ja monatelang gegeneinander, dezimierten sich dabei immer mehr. Doch einen Gewinner gab es nicht. So weit die Geschichte – wie sie belegt werden kann.“

"Und so weit nichts wirklich Ungewöhnliches, praktisch jede Welt wurde von vergleichbaren Konflikten heimgesucht, auch wenn hier eine etwas derbe Methode der Beilegung gewählt wurde. Und wo kommt dann die Mythologie ins Spiel?"

„Jetzt“, erwiderte Milseya und musste grinsen. Hätte sie dem Commander die Geschichte nach haliianischer Art erzählt, dann hätte das hier noch vier Stunden gedauert. „Eines Tages erschien eine kleine fremde Gruppe anders aussehender Haliianer am Schlachtfeld. Wie gesagt, kein Heer. Niemand kannte diese Haliianer. Keiner hatte je von ihnen gehört. Die Gruppe scharte sich um ihren Anführer - Mychandriam. Obwohl er ihnen völlig unbekannt war, waren die Anführer der anderen Stämme bereit, sich mit Mychandriam zu unterhalten. Entgegen allen Erwartungen bat Mychandriam die Anführer den Konflikt friedlich beizulegen. Er legte ihnen eine Karte vor und erklärte, dass man das Land gerecht unter allen aufteilen könne. Eine Karte!“ Die Haliianerin lachte höhnisch auf.

Vinara war irritiert. "Was soll an einer friedlichen Lösung lächerlich sein? Oder hegte dieser Mychandriam unlautere Absichten?" Bevor die Haliianerin fortfuhr bestellte Vinara sich ein großes Glas Wasser.

„Commander! Wenn die archäologischen Ausgrabungen stimmen, dann gab es zu dieser Zeit nicht einmal eine Schrift auf Halii. Und dieser Mychandriam hatte gleich eine Karte vom Urkontinent - absurd!“ Sie schüttelte den Kopf. „Wie dem auch sei. Die anderen Anführer lachten Mychandriam aus und erklärten, sie würden sich nur dem Stärksten unter ihnen beugen. Drei Tage lang bat Mychandriam sie immer wieder darum, das Ganze friedlich zu lösen. Sie lachten ihn aus und verhöhnten ihn. Am vierten Tag kamen die Anführer und ihre Heere zum Schlachtfeld und entdeckten etwas Ungewöhnliches. Genau in der Mitte stand ein seltsames Gebilde von überwältigender Schönheit und Perfektion. Eine vollkommene Kugel gehalten von den 'Seilen der vier Himmel'. Kunstvoll verziert, mit geheimnisvollen Zeichen beschriftet, die niemand verstand. Als die Anführer die Kugel sahen, waren sie fasziniert und es entbrannte ein heftiger Streit unter ihnen, wem sie zufallen sollte. Da erschien Mychandriam 'aus den Nebeln des letzten Morgens'. Noch einmal bat er sie, sie mögen den Weg des Friedens wählen. Doch sie waren viel zu sehr damit beschäftigt, sich um ihr Objekt der Begierde zu streiten. Da beschritt Mychandriam die Kugel und setzte sich in die Mitte dieser. Aus seiner Tasche holte einen glühenden Kristall einzigartiger Schönheit. Die Anführer der fünf Stämme betrachteten verwundert Mychandriam und den Kristall. 'Getragen von ihrem Hass und ihrer Begierde wurde der Canar zu Blut'. Mychandriam platzierte den Canar in eine Vorrichtung an seiner Seite. Er sah die staunenden Anführer an und bat sie um Vergebung. Dann schloss er seine Augen.“

Die Andorianerin musste diese Fülle an Informationen erst einmal verarbeiten, da traf es sich gut dass nach dem letzten Redeschwall ihres Gegenübers das Wasser kam, von dem sie auch sogleich einen Schluck nahm. "Also war diese Kugel die ursprüngliche Vorrichtung? Die logischste Erklärung scheint für mich zu sein dass Mychandriam und seine Leute Fremde von einem anderen Planeten waren, derartige Kontakte hat es zuhauf gegeben. - Aber erzählen Sie bitte weiter, was geschah nachdem er die Augen geschlossen hatte?"

„Sie sind gut, Commander!“, kam es verblüfft zurück. Dann holte die kleine Haliianerin tief Luft und erzählte weiter. „In weniger als einer Sekunde starben Hunderttausende, vielleicht Millionen von Haliianer. Alles Mitglieder der 5 Stämme. Ein Genozid unvorstellbaren Ausmaßes.“ Milseya stockte. Die Bilder des tausendfachen Todes zog vor ihrem geistigen Auge noch einmal vorüber. „Nur wenige der fünf Stämme überlebten. Weshalb, weiß niemand. Gemäß der Legende bevölkerte der Stamm des Mychandriam dann den Urkontinent. Er nahm sich je eine Frau der 5 Stämme und zeugte Kinder mit ihnen. So wollte er sicher stellen, dass auch das ursprüngliche Erbe erhalten bleibe. Eine Art Buße für den Mord an seinem eigenen Volk – wenn es denn sein eigenes Volk war."

"Und wenn diese Geschichte einen wahren Kern hat dann dürften alle modernen Haliianer eine Mischform aus den damaligen fünf Stämmen und den Fremden sein. Und ich denke dieser Mychandriam führte auch die Verwendung der Canare ein... Hatten die Haliianer schon zuvor telepathische Kräfte?"

„Wenn, Commander?“ Milseya sah die Leiterin der Wissenschaft ernst an. „Ich kann Ihnen versichern, dass sie wahr ist. Ich habe den Genozid gesehen. Was rede ich denn da?“ Sie rieb sich verzweifelt die Stirn, dann sah sie der Andorianerin in die Augen. „Es ist unbekannt, ob die Haliianer bereits zuvor über telepathische Kräfte verfügten. Aber Sie haben Recht, mit dem Erscheinen Mychandriams wurden auch zum ersten Mal die Canare erwähnt.“ Dann musste sie schmunzeln. „Aber ist Ihnen klar, dass Sie gerade ein Sakrileg begangen haben, Commander?“

"Indem ich an der Wahrheit Ihres Mythos gezweifelt habe?", fragte Vinara erstaunt. "Was geschah eigentlich mit der ursprünglichen Vorrichtung, laut Nachaleks Bericht müssen sieben Module aus ihr in Dalars Konstruktion enthalten sein und ein achtes befindet sich noch irgendwo."

„Sie haben gerade den Urvater aller Haliianer beschuldigt, nicht reinen Blutes zu sein, Commander!“, erklärte Milseya und musste dann zufrieden lächeln. „Und Sie haben vermutlich Recht!“ Dann nahm sie sich wieder zusammen. Der Commander konnte nicht ermessen, wie ungemein glücklich sie diese Tatsache machte. „Niemand weiß was mit der Kugel geschehen ist. Danach hat sie nie wieder jemand gesehen. Gemäß einer weiteren Legende wurde sie zerstört und in die vier Himmel zerstreut. Was das achte Fragment betrifft - nun es befindet sich hier an Bord.“

Vinaras Antennen richteten sich steil nach oben. "Meinen Sie damit Ihren Canar?"

Milseya lächelte. „Nicht ganz. Wenn Sie erlauben, Commander.“ Sie griff zu ihrem Kommunikator. „Fähnrich Anquenar an Fähnrich Stevenson.“

„Ja, Milseya?“

„Nanni, konnten Sie bereits meiner DNS einer der sechs Gensequenzen zuordnen?“

„Ja. Definitiv die sechste Gensequenz und mit 95 Prozent Wahrscheinlichkeit die dritte Gensequenz.“

„Danke, Nanni. Anquenar Ende.“ Dann sah Milseya die Andorianerin an. „Ich bin vom Stamme des Wassers, Commander. Genauso wie Dalar. Das achte Fragment ist eine Verbindung zwischen dem Canar und dem Blut des 3. Stammes.“

Nun wurde es der Wissenschaftlerin doch etwas zu rätselhaft. "Eine sechste Gensequenz? Dann müsste die doch von Mychandriams Stamm kommen, Sie tragen dann also die Merkmale beider Stämme in sich... Bedeutet die Verbindung die Sie erwähnten dass Sie und Ihr Canar zusammen das achte Fragment sind?"

„Ich oder ein anderer des 3. Stammes und sein Canar, richtig.“ Milseya nickte. „Kommen wir nun zu dem wirklich Interessanten, Commander. Bislang war die Forschung immer davon ausgegangen, dass es fünf Gensequenzen entsprechend den fünf Stämmen gibt. Man nahm an, dass die Erbinformation Mychandriams im Laufe der Zeit geschwächt wurde. Vor drei Jahren dann machte man eine höchst überraschende Entdeckung. Es gibt nämlich versteckt in den Erbinformationen beinahe aller Haliianer ein weitere Gensequenz. Und diese, Commander, ist NICHT haliianischen Ursprung. Das Problem ist aber, dass etwa 95 Prozent aller Hallianer diese in sich tragen. Verständlich, dass man das nicht an die große Glocke gehängt hat“, grinste Milseya.

"Das scheint meine Vermutung zu bestätigen. Mychandriams Erbe... Kann diese zusätzliche Sequenz irgendeiner anderen Spezies zugeordnet werden? Und was genau würde passieren wenn Sie auf diesem Stuhl Platz nähmen?"

„Nun, Fähnrich Stevenson versucht genau das herauszufinden, Commander. Und sie ist voll in ihrem Element“, grinste Milseya. Dann wurde sie ernst. „Wenn ich in diesem Stuhl Platz nehmen würde? ALLES, was ich mir wünsche, Commander. Es spielt keine Rolle, wie groß der Wunsch, wie abwegig, wie irrational - dieses Gerät wird es mir erfüllen. Es gibt keine Grenzen. Es gibt aber auch kein Zurück.“

Vinara schüttelte ungläubig den Kopf. "Das klingt mir zu sehr nach hochtrabendem Hokus-Pokus à la Q, aber sollte die Maschine nur einen Bruchteil dessen können was Sie ihr zutrauen befinden Sie sich in großer Gefahr. Es dürften sich wohl mehrere Gruppen für den Apparat interessieren, auch innerhalb der Sternenflotte. Schon bald dürfte ich aller Wahrscheinlichkeit nach die Aufforderung zur Auslieferung der Vorrichtung erhalten, vielleicht kurz nachdem ich einen ausführlichen Bericht abgegeben habe. Und wenn ich dort reinschreibe was Sie mir soeben erzählt haben..."

„Nun, dann schreiben Sie es nicht hinein“, erklärte Milseya kalt. „Vergessen Sie, was ich Ihnen gesagt habe. Entfernen Sie die sieben Fragmente und zerstreuen Sie diese in der Galaxie.“

"Damit sie irgendwer wieder einsammelt? Nein, ich nehme Ihre Worte ernst. Ich gestehe aber auch dass ich meine Neugier bezüglich der genaueren Beschaffenheit der sieben Fragmente kaum in Zaum halten kann. Aber was wenn ich bei einer näheren Untersuchung die Büchse der Pandora öffne? Streng genommen handelt es sich hierbei um haliianisches Kulturerbe, die Fragmente gehörten in ein Museum wenn sie nicht so gefährlich wären. Die sicherste Lösung wäre wohl immer noch ihre vollständige Zerstörung, aber kann man das überhaupt in die Tat umsetzen? Oder würde sich das eine oder andere Teil dem Versuch widersetzen beziehungsweise uns alle ins Verderben reißen? - Haben Sie irgendetwas wie Pläne oder sonstige schriftliche, wissenschaftlich verwertbare Erläuterungen zu diesen Fragmenten gefunden?"

„Commander! Diese Fragmente stammen aus einem Museum bzw. aus Ausgrabungsstätten. Sie wurden allesamt gestohlen. Jedes für sich stellt keine Gefahr dar. Wenn sie alle sieben entfernen lassen, ist das ursprüngliche Gerät wertlos – und machtlos. Wir hatten Glück, dass Dalar nicht verstanden hat, was es mit dem Canar auf sich hatte. Auch ich habe es erst verstanden, als Pro...“ Sie stockte. „Wenn wir sie zurückbringen, dann werden sie ohne Zweifel wieder gestohlen. Im Prinzip würde es genügen nur eines davon zu zerstören. Was die Pläne oder die Aufzeichnungen betrifft, es wäre kein Problem diese verschwinden zu lassen. Niemand würde es bemerken.“, erwiderte Milseya und schalt sich in Gedanken dafür, dass sie beinahe den Namen des Professors genannt hatte.

"Dann wäre also auch eine eingehende Untersuchung jedes einzelnen Fragments möglich? Oder würden Sie davon abraten weil doch eine zu große Gefahr besteht?" Vinara konnte ihren Wissensdurst nicht mehr länger zügeln - ihren realen Durst übrigens auch nicht, das Glas hatte sie bereits leergetrunken und bestellte sogleich ein neues, wenn auch nur kleines. "Möchten Sie auch noch etwas, Fähnrich?"

„Kalten Mangosaft, bitte“, bestellte Milseya und wandte sich dann der wissenschaftlichen Leiterin wieder zu. „Sie können jedes Fragment untersuchen, solange sie es einzeln tun. Sie dürfen nie zwei Fragmente zur gleichen Zeit untersuchen und natürlich auch nicht in der Nähe des Geräts. Und vor allem, sollten Sie niemandem darüber berichten, Commander. Liefern Sie das Gerät aus, aber ohne die Fragemente. Niemand wird sie vermissen, denn sie sind nicht auf den Plänen verzeichnet – nicht mehr“, erwiderte die Haliianerin.

"Also hat Dalar sie bereits gelöscht? Ich habe mich schon über die Lücken gewundert! - Keine Sorge, ich werde die Fragmente entfernen und jedes an einen sicheren Ort bringen. Im Interesse aller sollten Sie das was Sie mir heute gesagt haben niemandem sonst verraten. Normalerweise mag ich eine solche Geheimniskrämerei nicht, aber manches ist eben zu gefährlich um an die Öffentlichkeit zu gelangen. Oder wie es Flanders in den 'Simpsons' einst sagte: 'Es gibt Dinge die wollen wir gar nicht wissen, ganz wichtige Dinge!'" Spontan kam der Andorianerin wieder der Traum mit Assjimas gelbem Golem in Erinnerung und sie musste leicht grinsen.

Milseya rechte Augenbraue hob sich unwillkürlich. Wer? „Commander. Meine Quellen wünschen, dass das Gerät niemals in die falschen Hände fällt. Machen Sie mit den Fragmenten, was Sie wollen, aber sagen Sie es mir nicht. Sagen Sie es niemandem. Für mich hat dieses Gerät nie existiert.“

Vinara nickte. Die bestellten Getränke kamen und sie meinte: "Stoßen wir an auf die unendlichen Mysterien dieses Universums. Übrigens, irdische Literatur kann zuweilen ganz interessant sein. Comics sind meist leichter zu verdauen, wie das aus dem mein vorheriges Zitat stammt. Wer es anspruchsvoller mag dem kann ich zum Beispiel Kafka empfehlen. Aber nicht vor dem Schlafengehen."

„Kafka? Ich bevorzuge Pascal, Commander. Aber danke für den Hinweis mit den Comics, Ma'am.“ Sie erhob ihr Glas. „Auf die Mysterien des Universums.“

Die Wissenschaftlerin trank ihr Glas in einem Zug leer und stand auf. "Nun, dann werde ich mich am besten gleich an die Arbeit machen. Und Ihnen empfehle ich sich wirklich mal etwas auszuruhen, notfalls lassen Sie sich ein leichtes Beruhigungsmittel verpassen... Oder irgendeinen Kräutertee."

„In Ordnung, Commander. Aber ein Beruhigungsmittel ist nicht nötig. Ich werde wunderbar schlafen“, erwiderte Milseya lächelnd und hob ihre Beine wieder auf den Stuhl. „Es gibt nichts Beruhigenderes als diesen Anblick.“ Sie deutete auf die Sterne.

"Dann wünsche ich Ihnen noch eine angenehme Nacht... oder sollte ich besser sagen Tag?" Sie reichte der jungen Frau zum Abschied die Hand.

Schmunzelnd ergriff Milseya diese. "Danke Commander. Vor allem, dass Sie mir zugehört haben", antwortete die Haliianerin.

Vinara nickte erneut und verließ dann das Casino.

[ Tolayon und inanchfe in "Das Vermächtnis des Mychandriam" ]

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Und ewig singen die Wälder ... Teil 10

„Ich habe es gefunden!“ Triumphierend legte Malik ein dickes altes Buch vor Assjima auf den Schreibtisch. „Da drin ist eine englische Übersetzung – und das hebräische Original!“

„Wo um alles in der Welt hast du den Text in Buchform auftreiben können?“ Mit großen Augen starrte Assjima das fast schon antike Buch aus dem 21. Jahrhundert an. Ihre Hände zitterten vor Aufregung, als sie es vorsichtig aufschlug.

„Tja, Prinzesschen – das lass mal mein Geheimnis sein. Ich habe da so meine Kontakte …“

Neugierig schaute Setak von seinem Bildschirm auf. „Was hast du da gefunden, Malik?“

„Eine Abschrift des Sefer Jezira – das jüdische Buch der Schöpfung. In dem wirren Kopf deiner Freundin spuckt doch immer dieser Golem rum. Hier drin steht, wie man ihn zum Leben erwecken kann. Man nehme ein paar hebräische Worte, mische sie mit Zahlen und Buchstaben und schwuppdiwupp steht dein persönlicher Diener vor dir. Aber das Beste dabei ist: der Typ kann fast alles, nur nicht reden. Tolle Idee!“ Malik lachte dröhnend.

Irritiert betrachtete Assjima ihren Schwager. Dann packte sie ihn am Hemd, zog ihn zu sich runter, schnüffelte und kräuselte die Nase. „Malik, wie viel saurianischen Brandy hast du getrunken?“

„Ach, nicht so viel. Nur ein paar Gläschen. Musste meinem Helfer doch schließlich was ausgeben …mit Muselbeerensaft wollte er sich nicht zufrieden geben!“

„Verdammt Malik … wir brauchen dich hier in nüchternem Zustand!“ Verärgert zerrte sie ihn quer durch Setaks Büro und verpasste ihm einen Hypospray. „So, jetzt lege dich ein wenig schlafen, dusche und zieh dir was Frisches an. Du riechst etwas … streng. Aber vergiss nicht, wieder hier aufzutauchen. Wir haben heute noch viel Arbeit vor uns!“

„Aye aye, Frau Doktor!“ Malik versuchte leicht schwankend zu salutieren. Doch wollte das Zusammenschlagen der Hacken nicht so richtig funktionieren. Er strauchelte und Setak konnte ihn gerade noch festhalten, bevor er der Länge nach auf dem Boden gelandet wäre.

„Komm schon, du alter Spinner. Ich helfe dir.“ Lachend schob er Malik aus dem Büro, während Assjima den beiden verwundert hinterher schaute, um sich dann kopfschüttelnd in das Buch zu vertiefen.

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Einige Stunden später steckte Malik seinen frisch gewaschenen Kopf erneut in Setaks Büro. „Nun, Prinzesschen, kommst du voran?“ Assjima blickte auf. Ihre Augen glänzen ungewöhnlich und die Wangen waren leicht gerötet. „Malik, hast du dieses Buch jemals gelesen?“ Der dicke Deltaner blickte seine Schwägerin betrübt an. „Nein, das habe ich nicht. Ich weiß in groben Zügen, worum es geht. Ich habe Ausschnitte daraus gelesen. Nur wenige Zeilen … aber es hat mir gereicht. Ich habe nur soviel verstanden: das hier ist eines der Bücher, die man nicht unbedingt lesen sollte. Zumindest nicht, wenn die Gefahr besteht, dass man es verstehen könnte und nicht weiß, wie man mit diesem Wissen umgehen muss. Ich kenne mich … meine Zunge sitzt zu locker, als dass diese Geheimnisse – so ich sie überhaupt verstehen würde – bei mir gut aufgehoben wären.“

„Es ist seltsam …“ Assjima strich nachdenklich mit der Hand über den gebundenen Buchrücken. „Man kann den Inhalt des Textes in vielen Datenbanken abfragen. Ich habe ihn schon mehrmals auf dem Padd gelesen … doch so ein altes Buch in den Händen zu halten … das ist irgendwie anders … es ist leichter zu durchschauen …“

Malik packte seine Schwägerin energisch an beiden Schultern „Du hast es verstanden?“ Jetzt funkelten auch seine Augen.

Assjima verzog verlegen den Mund „Es ist nicht so schwer … wenn man die Übersetzung mit dem Original vergleichen kann … es wird klarer, wenn man die ursprüngliche Wortstellung vor Augen hat … auch wenn dieser Text nur eine Variante von Vielen ist. Ich habe viele, durchaus vergleichbare Texte anderer Spezies gelesen. Nicht nur die Menschen pflegten diesen Traum vom künstlichen Leben. Doch haben sich gerade die Menschen immer als gottähnlich … als ein Ebenbild ihres Schöpfers betrachtet. Es liegt auf der Hand, dass einige von ihnen bemüht waren, sich auch in ihrem eigenen Schaffen Gott anzunähern, ihn sogar zu übertrumpfen, indem sie versuchten, sein Werk zu verbessern …“ Sie schob das Buch von sich und erhob sich, um sich eine Tasse Tee zu replizieren. Einige handbeschriebene Notizblätter schwebten dabei leise und unbemerkt zu Boden.

„Aber Assjima – was sagt denn nun der Text? Kann er uns helfen zu verstehen, was da drüben im Labor passiert?“ Malik blätterte neugierig in dem alten Buch. "Dann, aus der Ewigkeit, mit zehn Sprichworten meißelst du, mit Schreiber, Manuskript und Liste – zehn. Du fertigtest sie in sechs Richtungen. Zehn Worte." Er schüttelte verwundert den Kopf „Das sieht mir verdammt nach Zahlen- und Buchstabenmystik aus …“

„Du hast Recht, Malik. Die Grundlage des Denkens, wie es uns im Sefer Jezira vorgestellt wird, bilden die zehn Sefiroth, die Urzahlen, zusammen mit den 22 Buchstaben des hebräischen Alphabets, die zugleich auch die Elemente symbolisieren. Diese 32 ’Wege der Weisheit’ beinhalten die Kräfte, vermittels derer Gott durch ihre immer neue Kombination die Welt schuf, sie bieten den Zugang zum mystischen Prinzip der Schöpfung und geben damit auch die Möglichkeit, selber schöpferisch tätig zu werden. Es ist tatsächlich eine Anleitung, Leben zu schaffen.“

„Ah! Ich verstehe! Das Buch soll lehren, ’was die Welt im Innersten zusammenhält’ und vermittelt Kenntnis über die Zahlen- und Buchstabenkombinationen sowie die Namen, die es möglich machen, alles Seiende zu kontrollieren. Richtig?“

Assjima lächelte. Malik hatte schon einen ganz besonderen Kopf. Die Gespräche mit ihrem Schwager halfen ihr immer wieder, die eigenen Gedanken zu sortieren. „Ja. Offensichtlich versucht man, eine besondere Nähe zu Gott zu schaffen, indem Einsicht in seine Macht gewonnen wird. Der Autor des Buches gibt sich nicht damit zufrieden, einfach nur zu glauben, sondern er will die Einzigartigkeit Gottes aufzeigen, indem er versucht, die Schöpfung zu erklären. Doch was wäre die Erkenntnis wert, wenn ein Jeder die Schöpfung verstehen würde? Dann würde jeglicher Glaube verloren gehen. So hüllt der Autor seine Erklärungen in eine Form von Zahlen- und Buchstabenmystik, die nur Eingeweihte verstehen können, die mit dieser Erkenntnis verantwortungsbewusst umgehen können. Und Malik … Ich glaube, der unbekannte Autor dieses Werkes hat damit eine universale Aussage getroffen. Was hilft es uns, wenn wir die Schöpfung entmystifizieren? Kann daraus wirklich Gutes entstehen, wenn alle den Ursprung des Lebens begreifen würden? Wenn die Schöpfung zum Schöpfer wird … wer kontrolliert dann die Schöpfung? Malik, jedes Mal, wenn es versucht wurde, ging es schief. Wir sind keine universalen Wesen. Wir haben nur den Überblick über unsere eigene begrenzte Welt. Was passiert mit unserer Schöpfung außerhalb unseres Einflussbereiches, außerhalb unseres eigenen begrenzten Wissens? Ich für meinen Teil sehe mich nicht in der Lage, diese Verantwortung zu tragen. Selbst ein Q wäre damit überfordert. Ich glaube, wir haben einen Punkt erreicht, an dem wir der Wissenschaft Grenzen setzen müssen.“

Malik nickte traurig. „Ich denke auch, dass wir unsere eigene persönliche Neugier zurück stellen müssen. Es bleibt uns eigentlich keine Wahl. Auch wenn es unlogisch erscheinen mag … wir müssen die Zellen vernichten …“

„Ja! Doch vorher möchte ich noch mit diesem Datenanalytiker und Hobbytheologe Lieutenant Melor Nachalek sprechen, den Vinara mir so sehr empfohlen hat. Wir sollten auf keinen Fall überstürzt handeln. Es ist schon spät. Ich werde morgen versuchen, ihn zu erreichen.“ Die Ärztin stand auf, packte das Buch unter den Arm und verließ zusammen mit Malik den Raum.

Kaum hatten die beiden den Raum verlassen, öffnete sich leise die angelehnte Tür zum Labor. Als Setak sah, dass sein Büro tatsächlich leer war, öffnete er Assjimas Terminal und durchstöberte ihre digitalen Notizen. Nichts … doch halt! Sein Blick fiel auf ein paar weiße Papierbögen, die auf dem Fußboden lagen. Vorsichtig nahm er sie auf und begann, zu lesen.

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„Chemaschu – schläfst du schon?“ Setak schlüpfte unter die Bettdecke und strich mit den Fingerspitzen zärtlich über den nackten Rücken seiner Freundin.

„Hmmmm …“ brummelte es unter der Bettdecke. „Wo warst du? Ich habe lange auf dich gewartet …“ Assjima kuschelte sich an ihn. „Ich habe schlechte Nachrichten, Chemaschar. Vorhin kaum eine Nachricht vom Sternenflottenkommando herein. Die Community hat bereits die ersten erfolgreichen Testflüge absolviert. Mein Urlaub wird wohl in wenigen Tagen zu Ende sein.“

Setak betrachtete sie betrübt. „Schon? Das waren doch nur ein paar wenige Wochen! Du musst ausstehenden Urlaub haben, der für Jahre reichen sollte. Können die nicht mal eine Zeitlang ohne dich auskommen?“

Assjima lachte leise. „Wenn ich nicht rechtzeitig da bin, werden die mir wieder die ganze Krankenstation auf den Kopf stellen. Und ich bin dann wochenlang damit beschäftigt, den ganzen überflüssigen Kram raus zu schaffen. Nein, Setak … es muss nun mal so sein.“

„Du und dein verdammtes Pflichtbewusstsein! Hier hast du auch Pflichten! Was ist mit mir? Was ist mit unseren Versuchen? Ich werde damit ohne dich nicht weiterkommen.“

„Das wirst du auch nicht müssen.“ Assjimas Gesicht nahm einen ernsten Ausdruck an. „Setak – ich glaube, wir sollten die Zellkulturen vernichten.“

„Das ist nicht dein Ernst!“ Setaks gekonnt gespielte Überraschung wirkte überzeugend echt. „Warum? Wir sind doch so nahe dran!“

„Genau das ist ja das Problem, Chemaschar. Wir sind zu nahe dran. Die Wissenschaft hat Grenzen. Die haben wir erreicht. Es gibt Dinge, die zu erfahren wir noch nicht bereit sind … Bitte, Setak …“

„Gut, Assjima. Wenn du dir dessen so sicher bist, dann soll es so sein, wie du es wünscht. Wir können die Experimente jederzeit zu einem anderen Zeitpunkt erneut nachstellen - wenn du glaubst, bereit zu sein“ Sein schnelles Einlenken hätte sie stutzig machen müssen, doch lenkte er ihre Gedanken durch eine Flut von Küssen sehr schnell in andere Bahnen.

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Stunden später erwachte Assjima. Sie fühlte sich ungewohnt allein. Etwas stimmte nicht. Stille ... Im Dunklen tastete ihre Hand nach dem vertrauten Mann, doch der Platz neben ihr war leer. „Setak? Wo bist du?“ Keine Antwort. Sie machte das Licht an und stand auf. „Setak?“ Assjima war allein in der Wohnung. „Wo kann er nur mitten in der Nacht hingegangen sein?“ Unruhe ergriff sie. Und plötzlich wurde ihr bewusst, dass der Physiker viel zu schnell auf ihren Wunsch eingegangen war. „Er wird doch nicht …!“ Schnell zog sich Assjima an und rannte die kurze Strecke durch die leeren Straßen der unterirdischen Stadt hinüber zum physikalischen Institut. Auch hier lag alles im Dunkeln.

Totenstille. Nur ihr eigener Atem und das leise Brummen der Belüftungsanlage waren zu hören. Vielleicht hatte er nur nicht schlafen können und einen Spaziergang unternommen? Assjima wollte schon umdrehen und zur Wohnung zurückkehren, als sie ein leises, scharrendes Geräusch hörte. Es kam aus dem Labor. Vorsichtig öffnete sie die Tür. Auch hier war es dunkel. Ein leises Stöhnen … „Setak? Bist du das?“

„Assjima … lauf weg … schnell …“ Seine Stimme klang brüchig.

Die Ärztin rührte sich nicht von der Stelle. Angestrengt starrte sie in die Finsternis. „Was in aller Welt ist hier los? Bist du in Ordnung?“ Plötzlich spürte sie, dass hier noch etwas anderes war. Ein ungewohnter, säuerlicher Geruch lag in der Luft. „Computer, Licht!“ Doch die Technik reagierte nicht. Erneut das scharrende Geräusch. Es kam nicht aus der Richtung, in der sie Setak vermutete. Der seltsame Geruch wurde stärker. Da war etwas! In ihrer unmittelbaren Nähe! Instinktiv duckte sie sich und sprang zur Seite. Der leichte Luftzug über ihrem Kopf verriet, dass sie keine Sekunde zu früh reagiert hatte. Auf allen Vieren kroch sie in Setaks Richtung. Hinter ihr polterte es und irgendetwas fiel scheppernd zu Boden. Sie nutzte den Augenblick, schnellte empor, rannte quer durch den Raum, stolperte über Setaks Bein und landete keuchend neben ihm auf den Fußboden. „Verdammt! Setak, was ist hier los! Was ist das da drüben?“

„Ich … ich … weiß es nicht. Es ist …“ Assjima spürte etwas Nasses, Klebriges an ihrer Hand. „Du blutest! Kannst du aufstehen?“

„Ich glaube nicht … mein Bein …“ Der Geruch wurde stärker. Die Deltanerin packte den Verletzten vorsichtig unter den Armen und zog ihn ein Stück über den Boden, bis sie den dort vermuteten Tisch erreicht hatte. „Bleib hier unter dem Tisch liegen und sei mucksmäuschenstill. Was immer das da auch sein mag - es sieht im Dunkeln offensichtlich nicht mehr als wir.“ Eng aneinander gedrückt kauerten die beiden in ihrem Versteck und lauschten in den Raum hinein. Assjima versuchte, sich zu konzentrieren, um die Gedankenbilder des Wesens zu erhaschen, doch es gab für sie nichts zu sehen. Entweder konnte der unheimliche Besucher seine Bilder vor ihr abschirmen oder aber er hatte keine …

Sie brauchte Licht! Nur ein wenig, aber irgendwie musste sie mit den Augen sehen können, wer der Gegner war. Eine erneute Konzentration, ein kurzes Versinken in ihrem atomaren Raum, ein sehr schnelles Aufräumen unter den energetisch hoch geladenen Elektronen und für einen kurzen Augenblick tauchten Billionen kleiner Energieblitze das Labor in ein diffuses Dämmerlicht. Lang genug, dass sie in wenigen Metern Entfernung ein großes humanoides, jedoch sehr unförmiges Wesen erahnen konnte. “Was ist das?“ flüsterte sie Setak fragend zu.

„E …ee … es … ist ein …ich gl … glaube … ein Golem.“ Der Physiker hatte ganz offensichtlich starke Schmerzen. Erstaunt griff Assjima nach seiner Hand und ertastete dabei einige Papierblätter, die er fest umklammerte. Mit einem Male verstand sie. Entsetzen breitete sich in ihr aus. Setak hatte die Grenze überschritten. Er hatte nicht warten wollen. Die Verlockungen des Sefer Jezira waren einmal wieder zu groß gewesen.

Das scharrende Geräusch war erneut zu vernehmen. Im gleichen Augenblick sackte Setak in sich zusammen und verlor das Bewusstsein.

Der Golem schien sich auf das Versteck der beiden hin zu bewegen. Die Gedanken rasten durch den Kopf der Deltanerin. Auf so etwas war sie nicht vorbereitet. Wie sollte sie allein gegen ein Wesen antreten, das keine Gedanken, keine Bilder in sich trug, in das sie nicht hineinsehen konnte, von dessen Vorgehensweise sie keine Vorstellung haben konnte …Wenn sie wenigstens etwas sehen könnte. Warum um alles in der Welt funktionierte das Licht nicht? Es schien überhaupt keine Energie im Labor zu sein. Auch die Kontroll-Lampen der vielen Messgeräte waren dunkel. Nicht einmal das Summen der Belüftung war in diesem Raum zu hören. Doch nebenan im Büro – da war es zu deutlich zu hören gewesen. Vielleicht gab es dort auch Licht? Sie musste den Golem hinauslocken – in ein anders Zimmer, weg von Setak. Und sie musste ihrem Gegner in die Augen sehen können. Sie entwand die Notizblätter dem festen Griff des bewusstlosen Physikers und tastete dann die unmittelbare Umgebung ab. Vielleicht lag hier etwas Brauchbares herum. Die beiden mussten sich einen heftigen Kampf geliefert haben. Überall waren Scherben verstreut. Etwas Spitzes bohrte sich tief in den Handballen, als sie sich mit der Hand aufstützen wollte. Assjima merkte, wie das Blut an den Fingern entlang lief. Doch sie ignorierte den Schmerz. Mit einem Male spürte sie etwas Festes unter den Fingern. Es musste irgendein Maschinenteil sein. Sie packte den Gegenstand und warf ihn in den Raum hinein – weg von Setak und weit weg von der Tür zum Büro. Es schepperte ordentlich. Sie dürfte wohl eine zerbrechliche Apparatur getroffen haben. Aber immerhin entfernten sich die schlürfenden Geräusche. So leise wie möglich schlich sie in die Richtung, in der sie die Bürotür vermutete. Unter ihren Füßen knirschten ein paar Scherben und sie stieß sich das Knie an irgendeiner Kante. Sofort spürte sie, dass das Wesen ebenfalls die Richtung wechselte. Der säuerliche Geruch nahm zu. Es konnte nicht mehr weit sein … wo zum Teufel war die verdammte Türe? Die Ahnung einer Bewegung hinter sich ließ sie unwillkürlich in Deckung gehen. Sie glitt leicht zur Seite und spürte, wie das Wesen hinter ihr ins Leere griff. Zum ersten Male im Leben wünschte sie sich einen Phaser in der Hand. Doch in einem zivilen deltanischen Labor lagen diese Dinger nicht gerade in jeder Ecke herum. Ein leichter, kaum zu vernehmender Luftzug – blitzschnell sprang sie auf, huschte durch die Tür und knallte sie von der anderen Seite her ordentlich zu. Natürlich funktionierte der Schließmechanismus ohne Energie nicht, aber alleine das unbekannte Phänomen einer Tür sollte dieses Wesen, das doch erst so kurz auf dieser Welt existierte, einen Moment lang beschäftigen. „Computer – Licht!“ Nichts! Doch die Belüftung war zu hören. Energie war da. Die Schreibtischlampe! Assjima tastete sich durch das Dunkel. Da war der Schreibtisch … die Lampe … der Schalter … Licht!

Sie warf einen kurzen Blick auf die Papiere in ihrer Hand. Ihre eigenen Notizen! "Gott ersann sie, bildete sie, stellte sie zusammen, wog sie vertauschte sie und brachte durch sie die ganze Schöpfung hervor, wie alles, was erschaffen werden soll..." Setak hatte die von ihr zusammengesetzten Buchstaben - die Zahlenentsprechungen - ausgesprochen! Der Wahnsinnige!

In diesem Moment zerbarst die metallene Stahltür zum Labor. Welch eine gewaltige Körperkraft musste dieses Wesen besitzen! Nach einem weiteren Schlag flog die Tür endgültig aus den Angeln und Assjima stand ihrem Gegner zum ersten Male von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Dieses Wesen war weit davon entfernt, ein Ebenbild Adams zu sein. Es war mehr als zwei Meter groß, von dunkler Hautfarbe und wirkte seltsam verkrüppelt. Es sah aus wie eine unfertige Lehmfigur – unvollständig ausgeformt, nicht gebrannt und nicht lasiert. Die Buchstabenkombination war offensichtlich fehlerhaft gewesen. Eine falsche Aussprache, eine 1 statt einer 7 – wer weis es. Doch spielte es in diesem Moment auch keine Rolle. Es war wie es war. Und es schien wie die anderen vor ihm geschaffenen Golems seelenlos zu sein. Die Augen unter seinen langen struppigen Haaren wirkten ungewöhnlich leer und glanzlos. Keine Bilder, keine Gedanken, keine Logik … reiner Instinkt. Aber es lebte und es war gefährlich.

Assjima drehte die Lampe so, dass der Lichtkegel dem Wesen direkt ins Gesicht schien. Es starrte verwirrt und geblendet in das ihm unbekannte Phänomen. Und die Deltanerin konnte deutlich die Schriftzeichen auf seiner Stirn lesen: „JHWH Elohim ’meth - Gott der Herr ist tot“ Setak hatte denselben Fehler begangen, wie schon mancher der irdischen Kabbalisten vor ihm. Oder hatte der Golem es selber verändert? Tatsache war: das aleph vom Wort Emeth fehlte! Ein Wesen, durch Worte geschaffen, durch Buchstaben verändert. Worte! War das die Lösung? Worte können tödlicher als Waffen sein …

Assjima trat aus dem Schatten in den Lichtkegel der Lampe. „Schalom Brukhim haBaim“ (Friede - gesegnet die Kommenden).

Der unförmige stumme Riese erstarrte. Seine ausdruckslosen Augen blinzelten verwirrt ins Licht. Er konnte das Gesicht des Wesens vor ihm nicht erkennen. Doch der zierliche Körper strahlte eigenartig. Es grüßte ihn. Es konnte sprechen, er konnte hören. Noch nie hatte jemand mit ihm gesprochen. Er wollte hören.

In Assjimas Kopf arbeiteten die Synapsen auf Hochtouren. Malik hatte Recht. Es konnte von Nutzen sein, alte Sprachen zu beherrschen. Nicht immer war ein Universalübersetzer zur Hand. Kein Computer - kein Übersetzer. Sie beherrschte einige Sprachen, leider aber kein altes Hebräisch. Das hebräische Alphabet lesen und berechnen können war das Eine, sinnvolle Sätze zu bilden das Andere. Doch viellleicht gab es eine Lösung: Das Volk Israel war über die ganze Erde verteilt worden. Seine Sprache schlug sich in vielen anderen Sprachen nieder, hinterließ Spuren. Wörter, die in den Sprachgebrauch der Gastvölker übergegangen sind. Vielleicht konnte er das verstehen? Vielleicht reichte auch die Magie des Wortes an sich schon aus … alles, nur jetzt nicht schweigen! „Haberer – was suchst du in meinem Kaff? Sprich: bist du vielleicht meschugge? Oder glaubst du, besonders kess zu sein? Du störst uns bei der Maloche. Wir sind schusselige Wesen und wir lieben es nicht, uns mit Tinnef umgeben zu müssen.“

Welch seltsame Sprache. Aber er verstand. Das Wesen bezeichnete ihn als Freund, doch duldete es nicht, dass er es in seinem Hof besuchte. Es wollte wissen, ob er vielleicht verrückt sei, oder sich womöglich für besonders klug halte. Nein, er wollte es nicht bei der Arbeit stören, vor allen Dingen dann nicht, wenn die Wesen hier besonders nervös sind. Aber das er als Schund bezeichnet wurde … Was war das für ein Wesen, das kein Gesicht hatte, derart strahlte, dass er es nicht richtig sah, das sprechen konnte und ihn beleidigte. Aber er war ja auch nur ein niederes Ding ohne Sprache.

Der Riese zögerte. Assjima war sich sicher, dass er verstanden hatte. Sie machte einen Schritt auf ihn zu. „Jetzt lass uns mal Tacheles reden. Du veranstaltest hier ein ziemliches Tohuwabohu. Ich habe keine Lust, mit dir zu zocken und wenn du nicht sofort mit dem Zoff hier aufhörst, dann wird es ordentlich Zores geben. Und ich gehöre nicht zu denen, die gerne Stuss reden.“

Das Wesen drohte ihm. Es war klein und zerbrechlich. Er war groß und stark. Das andere Wesen in dem dunklen Raum hatte keine Chance gegen ihn gehabt. Doch nun war die Situation anders. Dieses Lichtwesen besaß die Macht des Wortes. Dem Wort musste er sich unterordnen. Er machte unwillkürlich einen Schritt zurück in das schützende Dunkel des Labors.

„Du mieser Kaffer, komm wieder raus! Oder bist du nicht ganz koscher? Nur koschere Wesen dürfen einen Seraphim schauen.“

Ein Seraphim! Er verstand – ein Lichtwesen. Der Golem musste sich dem Lichtwesen unterwerfen. Es sprach! Es sprach mit ihm, dem Golem. Er war stark – und er war rein! Warum sonst sollte der Seraphim mit ihm sprechen? Er trat zurück in das Licht. Es schmerzte in seinen Augen. Die Finsternis war schmerzlos. Licht tat weh. Wer im Licht lebte, musste viele Schmerzen aushalten können. Der Seraphim musste stark sein. Viel stärker als er, der Golem. Der Golem kann nicht im Licht sein. Er war schwach. Dennoch – der Seraphim wollte ihn im Licht sehen. Und einem Lichtwesen musste der Golem gehorchen. Es besaß die Macht des Wortes.

„Mein Gott – es gehorcht!“ schoss es Assjima durch den Kopf, als das riesenhafte Wesen vor ihr im Licht der Lampe stand. Doch was sollte sie nun mit ihm machen? Wie lange konnte sie ihn durch dumme Bemerkungen in Schach halten? Auch ging ihr so langsam das jiddische Vokabular aus. Was stand doch gleich noch im Sefer Jezira? Das Buch der Schöpfung hatte etwas angeboten. Aber der genaue Wortlaut war doch so wichtig … Sie dachte angestrengt nach.

Der Seraphim schwieg! Wo war die Macht des wortgewaltigen Lichtwesens? Der Golem war neugierig. Er wollte das Lichtwesen schauen. Auch wenn es schmerzte. Er war stark. Er war rein. Es hatte Hände wie er, es hatte Beine, einen Kopf … Er starrte in das Licht und langsam gewöhnten sich seine Augen an die Helligkeit. Er nahm immer mehr Einzelheiten wahr. Es hatte Finger wie er. Seine Haut war glatt und hell. Es war schön. Und es hatte keine Haare. Und keine Flügel. Müssen Seraphime nicht Flügel haben? Und plötzlich sah er! Die Hand des Lichtwesens blutete. Warmes, rotes Blut! Ein Seraphim blutet nicht! Wenn er auch vieles nicht wusste - DAS wusste er genau. DAS da war kein Seraphim. Das kleine Wesen wollte ihn betrügen! Ein Golem lässt sich nicht betrügen!

Die Deltanerin nahm die Veränderung in der Haltung des Golems sofort wahr. Erst hatte er sie mit kindlicher Neugier angestarrt und nun griff er an! Mit großen Schritten steuerte auf sie zu. Riesige Pranken bereiteten sich darauf vor, sie zu greifen und zu zerdrücken. Die Worte! Warum nur war man in solchen Momenten so oft sprachlos? Sie sprang hinter den Schreibtisch, duckte sich, suchte Deckung – und da lagen die Worte! Auf einem weißen Blatt Papier, das halb unter die Computerkonsole gerutscht war. Sie sprang auf und schleuderte ihre Waffe dem Golem ins Gesicht: „JHWH Elohim ′Emeth - Gott der Herr ist die Wahrheit. Nun aber, wo ihr, wie ER, einen Menschen erschaffen habt, wird man sagen: Es ist kein Gott in der Welt außer diesen beiden!“

Das riesenhafte Wesen erstarrte augenblicklich. Ein Ausdruck unglaublichen Erstaunens breitete sich über seinem Gesicht aus. Die Macht des Wortes war unendlich. Eine letzte Erkenntnis fand den Weg durch seinen einfach konstruierten Verstand: nicht alle Seraphime haben Flügel und auch Lichtwesen können bluten! Unlogisch, aber wahr!

Vor Assjimas Augen zerfiel der Riese. Nur etwas bräunliche, an terrestrischen Lehm erinnernde Masse blieb übrig. Erschöpft stützte sie sich auf den Schreibtisch. Das Papier in ihrer Hand war blutverschmiert und die Schrift verschwamm vor ihren Augen: "Wahrlich, man sollte diese Dinge nur studieren, um die Kraft und Allmacht des Schöpfers dieser Welt zu erkennen, aber nicht, um sie wirklich zu vollziehen."

„Setak, warum konntest du nicht hören?“ Setak! Sie rannte so schnell sie nur konnte hinüber ins Labor, zog den noch immer bewusstlosen Physiker unter dem Tisch hervor und schleppte ihn hinüber ins Licht. Er blutete stark aus einem offenen Oberschenkelhalsbruch und am Kopf hatte er eine große Platzwunde. Er war übel zugerichtet worden, doch würde Alles in Bälde verheilen. Die Ärztin versorgte ihn notdürftig und rief dann einen Krankentransport.

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Assjima befand sich auf dem Weg zurück nach Delta 4. Sie saß ganz hinten im Shuttle und versuchte, sich so unsichtbar wie möglich zu machen. Nur nicht angesprochen werden … nur keine belanglose Konversation mit irgendwelchen Mitreisenden führen müssen. In wenigen Tagen würde sie zurück auf die Community fliegen. Es gab vor der Abreise noch Vieles zu erledigen – und zu überdenken. Ihre Gedanken wanderten zurück in das Krankenhaus in Seyann Draschu. Dort wo ihr Chemaschar wohl versorgt auf seine Genesung wartete. Er hatte ihr Vertrauen missbraucht, ihre Notizen gestohlen, ihre Bedenken in den Wind geschlagen, sich und andere in Gefahr gebracht … Vielleicht würde er weiterhin ein Freund bleiben können. Aber ein Chemaschar?

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Milseya hatte ungefähr drei Stunden im Casino geschlafen – ungestört. Dann war einer der Barkeeper gekommen und hatte sie etwas unsanft wachgerüttelt und erklärt, er brauche den Tisch. Seufzend war sie aufgestanden und hatte sich schließlich zu ihrem Quartier begeben. Sie würde dort den Rest an Schlaf nachholen.

Doch zuvor nahm die Haliianerin eine lange, heiße Dusche. Als sie die Haare trocken reibend aus dem Badezimmer kam, saß er an ihrem Terminal und sah sie grinsend an.

„Ein Anblick, der mich doch immer wieder entzückt“, begrüßte er sie und betrachtete das schmale Handtuch, das um ihren Körper gewickelt war.

Sie stöhnte auf. „Zwei Besuche innerhalb von 24 Stunden? Ich hoffe, dass wird keine Gewohnheit bei Dir.“

Er lachte kurz auf. „Irgendwie ist der letzte Besuch nicht ganz so verlaufen, wie ich es mir erhofft hatte, Milseya.“

„Och, das tut mir aber leid, wenn ich deine Erwartungen nicht erfüllt habe, Adrian.“

„Aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben!“, grinste er, woraufhin Milseya ihm ein Grimasse schnitt.

Die Frau ging zum Bett und setzte sich seufzend darauf. „Was willst du Adrian? Ich bin müde. Ich will weiter schlafen.“

„Hast du mit Lt. Commander Shral gesprochen?“, fragte mit leicht veränderten, ernsteren Tonfall.

Sie nickte. „Ich habe ihr alles gesagt, was wichtig ist.“

„Und mein Besuch?“

„Sie hat nicht danach gefragt.“ grinste Milseya und legte sich hin. „Ich vermute, deinen Besuch kann man auch nicht zurückverfolgen.“

Sein Grinsen bestätigte ihre Vermutung. „Was wird Shral tun?“, wollte er wissen.

„Das, was du wolltest. Sie wird die Fragmente untersuchen. Wenn es befohlen wird, dann wird sie das Gerät ohne die Fragmente übergeben.“

"Gut." Er nickte zufrieden. „Weiß sie, warum Dalar das Gerät gebaut hat?“

"Ich habe es ihr nicht gesagt. Dalar ist ein Fanatiker. Es war unnötig, ihr davon zu erzählen. Bei seiner Rückkehr wird er feststellen, dass die Vorrichtung nicht funktioniert", antwortete Milseya.

"Dalar wird nicht zurückkehren", erklärte Adrian mit Bestimmtheit.

Die Haliianerin sah ihn zunächst verwundert an, dann begriff sie, was er meinte.

"Du hast immer gewusst, was ich tue, Milseya", sagte Adrian ohne sich damit rechtfertigen zu wollen.

"Ja. Aber das bedeutet nicht, dass ich es gut heiße, noch dass ich ständig daran erinnert werden oder gar Details wissen möchte", erwiderte sie

„Natürlich nicht. “ Er stand und ging zu der Haliianerin. „Du siehst wirklich entsetzlich aus“, stellte er fest.

„Danke. Sowas hört jede Frau gerne!“ meinte sie sarkastisch. Sie kuschelte sich unter die Decke, zog das Handtuch darunter hervor und warf es einfach auf den Boden. „Wäre das dann alles?“, fragte sie müde.

„Wirst du schlafen können?“ fragte er mit einem besorgten Unterton.

„Wirst du hier bleiben?“ Es klang mehr nach einer Bitte als nach einer Frage.

„Wenn du es möchtest“, erwiderte er.

„Ja. Das wäre schön“, gähnte sie.

Adrian legte sich auf die freie Seite des Bettes. Milseya legte ihren Kopf auf seinen Brustkorb und kuschelte sich an ihn, während er seinen Arm um sie legte und mit seiner Hand zärtlich über ihr Haar strich. Dann seufzte sie entspannt. „Du wirst nicht mehr da sein, wenn ich aufwache, oder?“

„Nein“, flüsterte er und küsste sanft ihren Kopf.

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Vinara holte sich Nachalek zur Unterstüzung und Identifizierung der Fragmente und baute diese zusammen mit ihm aus.

"Wäre es nicht sinnvoller noch einen Techniker hinzuzuziehen?", fragte der Lieutenant.

"Eigentlich schon, aber je weniger genau Bescheid wissen desto besser."

"Werden Sie die Fragmente vernichten?"

"Eines von ihnen zur Sicherheit, den Rest werde ich untersuchen... Kennen Sie einen Ort wo sie sicher verwahrt wären?"

Nachalek dachte kurz nach. "Besser wäre es jedes Fragment an einen separaten Platz zu verstecken und jedes möglichst außerhalb der Reichweite von Haliianern. Ich kenne da zwei Leute denen ich absolut vertraue, für den Rest müssten dann schon Sie sorgen. - Wenn Sie mir noch eine Frage gestatten: Glauben Sie Fähnrich Anquenar hat Ihnen die volle Wahrheit erzählt?"

"Soweit sie wichtig war schon, aber sie hat wie jeder hier ihre Geheimnisse die sie wohl lieber für sich behält. Scheinbar gibt es Parteien die ebenso sehr an die Unschädlichmachung der Apparatur interessiert sind wie solche die sie gerne für ihre Zwecke einsetzen würden. Womöglich ist Feyzon Daral ein religiöser Fanatiker, ich bezweifle dass er nicht wusste wie die Maschine zusammen mit dem Canar zu bedienen ist."

Der Datenanalytiker nickte zustimmend. "Das scheint mir auch unwahrscheinlich. Wer etwas derart Machtvolles konstruiert oder besser gesagt auch wiederbelebt weiß in der Regel genau was er tut. Dalar wollte die Maschine wahrscheinlich nur von einem anderen Haliianer testen lassen bevor er sie selbst anwendet."

"Wenn er das immer noch will könnte er jederzeit zurückkehren - und er würde das Fehlen der Fragmente bemerken und nach ihnen suchen."

Sie hatten inzwischen alle Fragmente entfernt - eigentlich unscheinbare Objekte. Vinara wählte eines davon mit einem vulkanischen Abzählreim, ließ die Abschirmung wieder aktivieren und begab sich mit dem Fragment in die von der Maschine am weitesten entfernte Ecke des Frachtraums. Dort scannte sie es eine Weile und legte es schließlich auf den Boden. "Mr. McNaughton, errichten Sie ein Eindämmungsfeld um diesen Gegenstand und zerstören Sie ihn", befahl sie dann dem Sicherheitsoffizier der die ganze Zeit schweigend zugesehen hatte.

"Aye, Ma'am", antwortete der junge Mann und er ging zu einer Schalttafel. Sekunden später hüllte ein Energiefeld das Fragment ein, in welches sich für einen Sekundenbruchteil eine winzige Lücke bildete um einen hochexplosiven Mikrosprengsatz mit zeitverzögerter Zündung hineinbeamen zu können. Nur wenige Augenblicke später war nichts mehr von dem Objekt übrig.

"Soll mit den anderen Gegenständen genauso verfahren werden?"

"Nein Danke, vorerst nicht. Bringen Sie lieber sechs kleine Kisten mit jeweils eigenem Abschirmfeld her."

"Ich weiß nicht ob wir so viele an Bord haben..."

"Dann nehmen Sie solche... Wissen Sie was? Es hat keinen Sinn. Ich weiß auch nicht was in mich gefahren ist, ich wollte die Fragmente wirklich untersuchen um hinter ihr Geheimnis zu kommen, aber das Risiko bei der möglichen Rückkehr eines fanatischen und zu allen bereiten Dalars ist mir doch zu groß. Wir sollten alle Fragmente zerstören."

"Commander, das klingt nicht sehr wissenschaftlich!", rügte Nachalek sie.

"Ich weiß, aber in diese Richtung möchte ich lieber nicht weiter forschen. Mir reicht schon Assjimas Experimentierfreude. Und diese Entscheidung treffe ich auch in meiner Eigenschaft als Zweiter Offizier dieses Schiffes. Glauben Sie mir, die Vorteile die uns eine Untersuchung dieser Objekte bringen könnte erscheinen mir im Vergleich zu den möglichen Gefahren zu gering." An den Sicherheitsoffizier gewandt sagte sie: "Jedes Teil sollte einzeln wie schon das erste zerstört werden. Scannen Sie das jeweilige Fragment aber vorher und sobald sie eine Energiesignatur bemerken die Ihnen nicht ganz koscher vorkommt, beamen Sie es ins All und zerstören es dort. Die Community soll keinen einzigen Kratzer abkriegen!"

Wieder in ihrem Quartier fand Vinara wie erwartet eine Nachricht von der wissenschaftlichen Abteilung der Sternenflotte vor, in welcher sie nach dem Fortschreiten ihrer Untersuchungen gefragt wurde und eine Bitte um Aushändigung nach Abschluss der Arbeiten angedeutet wurde. Sie schrieb zurück dass sie schon bald fertig sei, dass sie für eine vollständige Funktion der Vorrichtung aber nicht garantieren könne.

Im Anschluss daran folgte das dritte und diesmal auch letzte Rundschreiben an sämtliche Führungsoffiziere sowie die Fähnriche Anquenar und van Richthoven:

Sehr geehrte Damen und Herren,

die in Frachtraum Zwei befindliche Maschine hat sich nach neuesten Untersuchungen und Nachjustierung einiger defekter Teile als vergleichsweise harmlos erwiesen. Es ist noch nicht einmal sicher ob sie in ihrem jetzigen Zustand überhaupt jemals funktionieren wird, Fähnrich Anquenar wird sie auf jeden Fall nicht ausprobieren und das sollte auch kein anderer Haliianer. Ich werde die Apparatur samt Plänen in Kürze der wissenschaftlichen Abteilung der Sternenflotte zur weiteren Untersuchung übergeben.

Fähnrich van Richthoven, ich bedaure dass Sie aller Wahrscheinlichkeit nach keinen Blick mehr auf ihre organischen Komponenten werfen werden können, aber ich habe detailierte Scans gemacht und schicke sie Ihnen als Anhang an diese Nachricht.

Mit besten Grüßen

Lieutenant-Commander Vinara Shral,

Wissenschaftliche Leiterin.

Die Fragmente und deren Entfernung erwähnte sie absichtlich nicht. Von McNaughton kam die Meldung dass alle Teile erfolgreich und ohne Gefahr zerstört worden waren. Die Andorianerin schrieb nun noch eine persönliche Mitteilung an Milseya Anquenar:

Milseya,

ich habe mich nun doch entschlossen die Untersuchung von Dalars Maschine und all ihrer Komponenten endgültig einzustellen; die Gefahr dürfte nun dauerhaft gebannt sein, selbst wenn Dalar - welcher wie ich vermute ein religiöser Fanatiker sein könnte - zurückkehren und seine Konstruktion zurückfordern sollte.

Ich danke Ihnen nochmals für das Gespräch und wünsche Ihnen noch eine erfolgreiche und angenehme Zeit auf der Community.

Viele Grüße

Vinara Shral

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Nachdenklich betrachtete der mittlerweile leicht ergraute Mann die fünf Fragmente auf seinem Tisch. Er hatte den Bericht des Sicherheitsoffizier aufmerksam verfolgt. Und doch konnte er sich nicht vorstellen, dass diese kleinen, völlig unscheinbaren Teile soviel Macht in sich trugen. Aber wenn diese dazu beitragen würden, endlich seine Pläne, diese verräterischen Piloten unschädlich zu machen und den untergetauchten Fazil in die Finger zu bekommen, dann würde er Himmel und Hölle in Bewegung setzen. Ja, er würde sogar einen Pakt mit dem Teufel schließen.

Niemand legte sich mit ihm an!

Niemand entkam ihm!

Niemand!

„Und keiner weiß, dass Sie diese Fragmente nicht wirklich zerstört haben, Lieutenant?“, fragte er barsch.

McNaughton schüttelte mit dem Kopf. „Nein Sir, es war niemand hier. Zur Sicherheit habe ich andere Komponenten aus dem Frachtraum vernichtet. Das Protokoll weist also sieben Miniexplosionen auf.“

„Ausgezeichnet“. Admiral Cayman rieb sich zufrieden die Hände. „Ich werde veranlassen, dass die fehlenden Komponenten unentdeckt wieder an Bord gelangen, Lieutenant.“

„Verstanden, Sir.“

„Das war gute Arbeit, Lieutenant. Ich erwarte Ihren Bericht über die Auswirkungen dieser Vorrichtung auf Anquenar so bald wie möglich. Irgendwelche weiteren Vorkommnisse?“

Nathanel zögerte. „Ich weiß nicht, ob es von Bedeutung ist, Admiral.“

„Alles ist wichtig, was Sie mir über diese kleine haliianische Verräterin berichten“, erwiderte Cayman gereizt. Verstand McNaughton immer noch nicht, dass er am kürzeren Hebel saß?

„Es gab seltsame Energieanzeigen in ihrem Quartier. Ich weiß nicht, was es sein könnte. Möglicherweise ein Transporterstrahl. Aber ich kann es nicht mit Bestimmtheit sagen.“, erklärte der Lieutenant jg.

Der Admiral runzelte die Stirn. Ein Transporterstrahl? Das gefiel ihm nicht.

„Versuchen Sie es herauszufinden, Lieutenant. Und erstatten Sie mir sofort Bericht. Ich will wissen, was es war und wer mit ihr in Kontakt getreten ist“, befahl er.

„Aye, Sir“, antwortete Nathanel.

„Cayman Ende.“

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Und ewig singen die Wälder ... Teil 11

Laut kreischend planschten die Kinder draußen im Wasser. Vom Krach ein wenig verstört hatte sich die Gruppe Gaschujavögel in eine kleine Bucht auf der anderen Seite des Sees zurückgezogen. Der Sommer war vorbei und sie sammelten sich bereits für den Flug in den Süden. „In wenigen Tagen werden sie verschwunden sein – und ich auch“ ging es Assjima durch den Kopf, während sie ein paar Bücher (darunter auch das berühmte Handbuch von Dr. Phlox über Tiere an Bord von Raumschiffen) in die Tasche schob. Diesen Blick durch das Fenster hinaus auf das Wasser würde sie vermissen – so wie sie so Vieles an Bord der Community vermisste. Und wie gerne hätte sie einmal wieder die herbstlichen Farben des Lummabaumes gesehen. Doch von der dunklen Rotfärbung der Blätter war noch nichts zu sehen. „Es muss Jahre her sein, das ich einmal im Herbst zuhause war. Ich darf nicht vergessen, Aki zu bitten, ein Foto vom Baum zu machen, wenn es wieder so weit ist.“ Sie griff nach einem Stapel Papier und schaute ihn durch. Einige Blätter wanderten in den Papierkorb, andere in eine dünne Mappe. Ihr Blick blieb an einem handgeschriebenen Brief hängen. In ihren Augen war ein Hauch von Traurigkeit zu erahnen, als ihre Blicke über die eigenwillige, etwas ungeübte Handschrift glitt. Die Schrift eines Mannes, der es gewohnt war, Befehle zu geben, aber nicht viel von Hand schrieb. Wie oft schon hatte sie diesen Brief gelesen …

„Schwesterchen - bist du da oben?“ „Ja, Lakia! Komm doch bitte rauf!“ Einen Augenblick später erschien die ältere Schwester in der Tür. „Du willst also tatsächlich jetzt schon abreisen? Soweit ich informiert bin, hast du noch immer keinen offiziellen Einsatzbefehl vom Oberkommando bekommen. Du könntest also noch ein paar Tage bleiben.“

„Ich weiß, Lakia. Aber trotzdem … ich muss! Ich habe ein paar offizielle Nachrichten von Lt. Commander Shral bekommen. Sie ist mit einer seltsamen Maschine zugange, die mir persönlich ziemliche Sorgen bereitet. Ich bin zugegeben auch ein wenig neugierig und möchte mir das Ding gerne so schnell wie möglich anschauen, da es wohl biologische Komponenten beinhaltet. Und … auch wenn Vinara mich nicht gefragt hat … sie ist mir in den letzten Wochen so oft mit Rat und Tat zur Seite gestanden … Vielleicht kann sie meine Hilfe brauchen? Außerdem scheint diese kleine Haliianerin darin verwickelt zu sein. Du weißt, die mit der ich diese seltsame telepatische Begegnung hatte.“

Lakia betrachtete die Schwester forschend. „Wenn ich das richtig interpretiere, dann platzt du entweder vor Neugierde oder du hältst es ohne Arbeit ganz einfach nicht aus. Ersteres könnte ich verstehen, letzteres würde mir hingegen ernsthaft Sorgen bereiten.“

Ohne eine Antwort zu geben zuckte Assjima mit den Schultern und drehte verlegen den Brief zwischen den Fingern hin und her.

„Verdammt, Assjima! Du bist wirklich unmöglich!“ In Lakias dunkler Altstimme war deutlicher Ärger zu vernehmen. „Du bist Ärztin! Du weißt genau, dass es keinen Sinn macht, schlimme Erlebnisse einfach nur mit Arbeit zuzuschütten. Du solltest die freie Zeit nutzen und über alles nachdenken, das Gewesene wirklich richtig verarbeiten! Hier hast du deine Familie, deine Freunde, mit denen du sprechen kannst. Hast du die auch auf der Community? Wenn ja, dann hast du sie sehr gut vor uns versteckt.“

Die Jüngere schluckte, bevor sie zögernd antwortete. „Du hast Recht, Lakia. Hier habe ich euch. Auf dem Schiff habe ich niemanden … jetzt nicht mehr …“ Ihr Blick wanderte hinunter zu dem Brief in ihren Händen.

Lakia sah sie erstaunt an. Gab es da noch etwas, das die Schwester ihr nicht erzählt hatte? „Was ist das für ein Brief?“

„Den erhielt ich noch an Bord - unmittelbar vor meiner Abreise nach Delta IV. Er ist von Andr … von Captain Stewart.“ Sie reichte ihr den Brief hinüber und Lakia überflog ihn interessiert, wobei sich ihre Augenbrauen immer enger zusammen zogen.

„Eine erste Offizierin, der man nicht vertrauen kann und wegen der man den Dienst quittiert? Das hört sich für mich aber ziemlich stark nach einer typischen Männer-Ausrede an. Trotzdem, du solltest dir an ihm ein Beispiel nehmen. Er will die Schatten der Vergangenheit bekämpfen, indem er sich und seiner Tochter ein wenig Zeit und Ruhe gönnt. Dem Leben neu begegnen – das soll wirklich ein Mann geschrieben haben? Gefällt mir! Höre auf ihn. Noch besser: mach es ihm nach!“

„Seine Art ist nicht meine Art und sein Weg ist nicht mein Weg …“ Die Trauer in Assjimas Stimme ließ Lakia aufhorchen. Ihre Blicke bohrten sich in die Gedanken der Schwester hinein und blätterten deren Bilder sorgsam durch. „Du magst ihn. Du magst ihn sehr … Was ist passiert?“

Erneut zuckte Assjima mit den Schultern. „Nichts ist passiert. Was hätte auch geschehen sollen? Er ist ein Mensch … Es war nicht die richtige Zeit und schon gar nicht der passende Ort, ihn besser kennen zu lernen. Doch gelegentlich habe ich mir in seiner Gegenwart tatsächlich gewünscht, ein Mensch zu sein. Es war sehr verwirrend – und ist es jetzt immer noch. Vielleicht, weil ich das Gefühl hatte, er sei der Einzige an Bord, der mich wirklich versteht. Die anderen … ja, sie vertrauen mir und verlassen sich durchaus auch auf meine Intuition. Aber verstehen? Nein, das können sie nicht. Und nun ist er fort. Kein Abschied. Nur dieser Brief. Ich weiß nicht einmal, wo die beiden jetzt leben. Er hat einmal etwas von einem Häuschen in Schweden erzählt. Und dass er sich melden wolle. Nichts. Nur Schweigen. Ich will wissen, wie es Angela geht … wie es ihm geht. Ohne ihn - und ohne Angela - wird es an Bord der Community sehr einsam werden.“ Assjima zögerte kurz. „Aber gerade deswegen will ich zurück. Ich werde dort in den nächsten Tagen viel Zeit zum Nachdenken haben. Außer ein wenig Arbeit gibt es nicht viel, was mich daran hindern könnte. Ich will diese Tage haben, bevor wir auf eine neue Mission geschickt werden. Hier lenkt mich zu vieles ab, erinnert mich alles zu sehr an die letzten Ereignisse … und …“ Assjima lachte leise „… es ist einfach zu schön zum Grübeln.“

Jetzt musste auch Lakia schmunzeln. Sie nahm die Schwester in den Arm und drückte sie fest an sich. „Du wirst das schon schaffen. Du bist stark. Und du weißt, wo du uns findest. Pack jetzt fertig. Ich nehme die Kinder mit und du kommst dann nachher zum Abendessen rüber. In Ordnung?“

„Ja! Wir sehen uns dann später. Und Lakia …“

„Ja?“

„Danke, dass du immer da bist …“

„Wo sollte ich sonst sein?“ Lachend hüpfte die Schwester die Treppe hinunter und Assjima konnte kurz darauf laut und deutlich hören, wie sie bemüht war, die protestierenden Kinder aus dem Wasser heraus zu bekommen.

Assjima ließ die Blicke suchend durch ihr Arbeitszimmer wandern. Hatte sie etwas vergessen? Da war doch noch etwas … etwas Wichtiges … Vinara! Der Bericht! Auch wenn die Andorianerin mit dieser eigenartigen Apparatur sicherlich alle Hände voll zu tun haben dürfte, so würde sie sicherlich wissen wollen, wie schnell man scheitern kann, wenn man Gott spielen möchte. Assjima setzte sich an das Terminal und hämmerte einen knappen, sehr sachlich gehaltenen Bericht in den Computer. Sie ließ nichts aus, beschönigte nichts, ließ sich allerdings auch nicht auf eine Interpretation der mystischen und mythischen Hintergründe ein. Genau so, wie es gewesen war. Keine Zahlen und Daten, die reinen, vollkommen unlogischen Fakten. Ganz einfach nur - die Realität.

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