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...der Unterschied im Unterschied

Soziale Reformen


Tolayon

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Wir kennen es ja zu Genüge, das Gemeckere über Hartz IV. Dabei hätten Reformen dieser Art schon vor zehn Jahren stattfinden sollen, da hat Deutschland gewaltig verschlafen. Andere Länder waren da schon fleisiger und haben ihr Sozialsystem bereits vor diesen zehn Jahren umgekrempelt, allem Anschein nach leise, ohne großes Trara und allzu heftige Proteste und nun geht es ihnen fast allen besser als uns.

Die Frage ist nun, was müsste bei uns noch alles geschehen damit es auch hierzulande wieder bergauf geht? Hartz IV ist da nur der Anfang, es gibt da noch weitaus mehr das getan werden müsste und wohl auch getan werden wird. Es fragt sich nur was, was wird da noch auf uns zukommen?

Die Vorschläge die ich hier zu diesem Thema zu machen habe folgen alle nach Michael-Moore-Manier, d.h. sie sind in ihrer Radikalität nicht allzu ernst zu nehmen, versuchen aber dennoch in eine richtige Richtung zu weisen.

Nun, wie es aussieht geht es darum sich widersprechende Ziele zu vereinbaren: Vom Kapitalismus geprägte Globalisierung einerseits und Soziale Sicherheit andererseits.

Das schreit nach einem ebenso widersprüchlich scheinenden Konzept - einer Art von Sozialem (Neo-)Liberalismus.

Praktisch hieße das etwa Folgendes:

Der Staat hält sich so weit wie möglich aus der Wirtschaft raus, das Beamtentum wird bis auf Justiz/Polizei komplett abgeschafft, die Steuern auf ein Minimum reduziert, ebenso andere Abgaben. Dann werden die Firmen die jetzt alle im (vorzugsweise östlichen) Ausland residieren auch wieder zurückkommen.

Im Gegenzug dazu erklären die Arbeitnehmer sich bereit, bei Niedriglohnarbeiten von etwa 100 Euro oder weniger im Monat Unterkunft und Verpflegung bereitzustellen. Eine gemütliche Arbeiterbaracke mit Pritschen für 200, Wasser, Brot, Suppe und ab und zu auch was Anständiges - ein weiterer Vorteil: Die Arbeitnehmer müssten nicht mehr anreisen, Zuspätkommen wird dank militärartigem Drill praktisch unmöglich.

Jetzt wird sich so mancher findige Geschäftsmann vielleicht fragen: "Warum soll ich die auch noch bezahlen, wenn die schon Essen, Trinken und ein Dach über den Kopf gratis bekommen?"

Nun, so ähnlich haben viele Leute schon einmal gedacht. Das Konzept nannte sich Sklaverei, und die Geschichtskundigen unter uns wissen dass es nicht funktioniert hat. Ein Mitarbeiter der Geld bekommt, über das er frei verfügen kann ist deutlich motivierter als seine zum Null-Lohn knechtenden Ahnen. Wie gesagt, 100 Euro im Monat müssten dem Genügsamen schon ausreichen. Zumal, und das sei hier noch einmal betont, Unterkunft und Verpflegung zusätzlich kostenlos von den Firmen gestellt werden, wenn es sein muss hier und da vielleicht auch mit Hilfe von staatlichen Zuschüssen finanziert.

Wenn in unserem utopischen, neoliberalen Sozialsystem einer seinen Job verliert kann er sicher sein: Spätestens in einem Monat hat er einen neuen, und wenn er den nicht will steht die Arbeitspolizei vor seiner Tür und prügelt ihn dorthin. Oh ja, es wird eine Arbeitspolizei geben, die sollte aber nicht wie die reguläre noch auf Beamtenbasis erfolgen, sondern aus hoch motivierten Angestellten bestehen.

Arbeitslosengeld und Sozialhilfe gibt es überhaupt keine mehr, es sei denn ein Bürger ist wirklich sozial bedürftig, d.h. er ist arbeitsunfähig, muss sich um einen kranken Angehörigen kümmern oder sowas. Solche Fälle müssen dann von drei unabhängigen Gutachtern untersucht und festgestellt werden, damit auch ja kein Cent an einen arbeitsfähigen Sozialschmarotzer verschwendet wird.

Nun gut, in der Praxis dürfte sich das Finden einer neuen Arbeitsstelle als nicht immer so ideal erweisen, wer daher länger als einen Monat ganz ohne Kohle dasteht hat ein Problem. In solchen Fällen kann der Staat notfalls einen einmaligen Zuschuss zu Miete und sonstigen Ausgaben geben, den Rest muss der Arbeitnehmer mit dem Gehalt von seiner neuen Stelle abbezahlen. Aber wer wird denn angesichts der oben beschriebenen Aussichten noch freiwillig in einem Mietshaus wohnen wollen?

Als zusätzlichen Anreiz dafür, möglichst schnell wieder einen neuen Job zu bekommen sorgen die Arbeiterpolizei und die anderen Angestellten der Arbeitsagenturen für die nötige Motivation: Dem Arbeitnehmer muss klar gemacht werden dass Arbeiten nicht in erster Linie zum Gelverdienen da ist, sondern zur seelischen und emotionalen Komplettierung des Menschen. Mit anderen Worten: Bist du arbeitslos, bist du nichts, bist du ein niemand, hast du keine Ehre. Daher sollten alle Betroffenen auch einen großen Anstecker mit der Aufschrift "Bin Arbeitslos" tragen, damit jeder ihn auch erkennt. Dies dient zunächst aber nicht der Diskriminierung, sondern vielmehr der Identifizierung und schnelleren Vermittlung. Erst wenn diese auch nach einem Monat nichts gebracht hat, wird der Anstecker durch einen noch größeren ersetzt auf dem dann steht: "Bin Arbeitslos und ein Fauler Sack". Von da an ist er Freiwild, die rechtsschaffenden, sich den Arsch für dreißig Cent die Stunde aufreißenden Bürger können ihn nach Belieben beschimpfen, bespucken, in den Arsch treten, aber bitte nicht mit Obst, faulen Eiern oder sonstigen Gegenständen bewerfen - für ein Vorstellungsgespräch braucht der Delinquent saubere Kleidung. Spucken daher am besten auch nur ins Gesicht.

Jetzt bleibt noch die Frage nach der Zumutbarkeit - da kann man schon sagen: Ein Monatslohn ab 50 Euro (aber bitte nicht weniger!) geht in Ordnung, sofern für Unterkunft und Verpflegung der Arbeitgeber aufkommt. Ansonsten dürften 200 Euro angemessen sein, dann kann man sich auch mietweise in einer dieser schnuckeligen Arbeiterbaracken einquartieren.

Umzug wegen der Arbeit: Auf jeden Fall! Für 100 Euro im Monat von München nach Hamburg oder von Köln nach Prag? Ja, es lebe die EU, vor allem ihre Osterweiterung, sofern der zukünftige Arbeitgeber (Mit eventuellen staatlichen Zuschüssen) für die Umzugskosten aufkommt.

Und nun zum letzten großen Knackpunkt: Welche Art von Arbeit für wen?

Ganz einfach: Alles für jeden. Es sollen sich auch mal Starsänger in Casting-Shows blamieren dürfen, das machen sie gewissermaßen ja auch heute schon. Weiter so!

Und ja, auch Spitzenjournalisten und Bestsellerautoren sollten mal für die BILD-Zeitung schreiben wenn ihnen das angeboten wird, denn streng genommen ist das gar keine Zumutung sondern ein Privileg.

Selbst ein dreifacher Doktor der Philosophie sollte sich nicht zu schade sein, für fünfzig Cent die Stunde in einem Bergwerg zu schuften. Allerdings sollte man ihm vielleicht doch nicht zumuten nach China zu reisen, wo er dann für zehn Cent in der Stunde Elefantendreck schippen muss. Allein was der Sprachkurs schon kosten würde!

Besser wäre es da schon, die Massenarbeitslosen in die Gegenden zu karren die von starkem Minenbefall betroffen sind. Arbeit an der frischen Luft, Nervenkitzel wie bei einem Abenteuerurlaub, das ganze gepaart mit dem Gefühl etwas Wichtiges zu tun - was will man mehr? Und das Entfernen von Minen aller Art ist unzweifelhaft eine Aufgabe die höchster Dringlichkeit bedarf. Der Haken dabei ist nur die erhöhte Verletzungsgefahr - unter Umständen kehrt nicht selten einer der tapferen Helden nach einem unachtsamen Schritt als arbeitsunfähiger Krüppel nach Hause zurück. Was deren Versorgung den Staat wieder kostet! Ein paar gehen ja noch, vor allem als Vorzeigefälle für die Medien, aber auf Dauer... Von daher ein gut gemeinter Rat an alle Minenräumer: Wenn es euch schon erwischt, dann achtet wenigstens darauf dass es richtig in die Vollen geht, damit zu Hause nur noch die Beerdigungskosten anfallen.

Ja, wir sind sozial und neoliberal. Und stolz darauf.

Sonst noch Vorschläge? :blink:

Bearbeitet von Tolayon
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Top-Benutzer in diesem Thema

Die Vorschläge die ich hier zu diesem Thema zu machen habe folgen alle nach Michael-Moore-Manier, d.h. sie sind in ihrer Radikalität nicht allzu ernst zu nehmen, versuchen aber dennoch in eine richtige Richtung zu weisen.

Hab deinen Beitrag noch nicht gelesen (hol ich noch nach). Aber da kann man schonmal zustimmen: Wir brauchen einen Deutschen Michael Moore.

Ich hätte zwar Ideen welche Themen dieser im seinem ersten Buch aufnehmen könnte - aber wer will das tun? Zwar würde ich mich anbieten hab aber zuviel andere Projekte am laufen ;) .

Wie wäre es wenn man diesen Thread etwas missbrauchen würde, also nicht nur "Soziale Reformen" und jeder schreibt was zum Thema seiner wahl im Michael-Stil?

Aber ist jetzt nur so eine spontane Idee, vielleicht ist sie auch mist :P . Gruß,

Stübby

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Die meisten europäischen Länder haben die dringend benötigten Reformen schon längst hinter sich gebracht, der deutsche Wohlstandsstaat lässt wie immer auf sich warten.

Dass diese unausweichlich sind, mögen nur die wenigsten verstehen. Gerhard Schröder ist für mich einer der wichtigsten Politiker der deutschen Nachkriegsgeschichte, denn selbstlos verzichtet er quasi auf seine Wiederwahkl, zieht den Zorn des Volkes auf sich, um das Nötige zu tun.

Die Zeiten, in denen sich Deutschland auf seinen Finanzreserven ausruhen konte und eine wirtschaftliche Macht war, sind entgültig vorbei. Diesen Realitäten muss der Staat angepasst werden. Natürlich tun Einschnitte weh, dies ist mir klar, und Leuten, denen es jetzt schlecht geht, wird es auch hinterher schlecht gehen.

Doch wir haben ein Wohlstandsproblem. Die Mittelschicht lamentiert, dass inzwischen zu wenig Geld zur Verfügung steht, dennoch werden z.B. die Autos immer größer und teurer. Wie viele Familien in Deutschland haben nicht mindestens schon zwei, sogar drei Wagen vor der Haustür stehen? Wie viele beschäftigen nicht schon Hausfrauen, Musiklehrer, Nachhilfelehrer und vieles weitere mehr?

Daher mein Fazit: die Reformen müssen her und werden kommen. Die Union würde die Sache nur noch radikaler durchziehen, doch der normale, "dumme" Bürger scheint dies nicht begreifen zu wollen. Merz´ Forderung nach einer Abschaffung des Kündigungschutzes ist nur ein Vorgeschmack dessen, was die Opposition im Sinn hat.

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Nun, in gewisser Hinsicht ist Deutschland immer noch eine bedeutende Wirtschaftsmacht. Im Exportieren sind wir Weltmeister, nur die Nachfrage im Inland stockt momentan wegen der schwierigen Lage.

Was die Streichung des Kündigungsschutzes angeht - Dänemark hat dies schon längst getan, etwa ein Viertel aller Arbeitnehmer dort ist einmal im Jahr ohne Arbeit, aber dank des gut ausgetüftelten Vermittlungssystems finden die meisten schnell wieder etwas. Und auch die Finanzierung scheinen sie recht gut gelöst zu haben, wie genau die das jetzt machen weiß ich aber nicht auf Anhieb.

Von daher kann der Wegfall des Kündigungsschutzes allein nicht grundsätzlich schlecht sein, sofern ein schneller Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt und eine gute Versorgung über längere finanzielle Durstrecken einigermaßen garantiert ist.

@Stuebby:

Ich habe einen an Michael Moore erinnernden Stil bewusst gewählt, um die Problematik an sich und mögliche, oft nicht minder problematische Lösungsansätze etwas überspitzt zu formulieren. Ich finde man kann sich auch einer ernsten Sache mit Humor nähern, sofern man sich nicht völlig lustig über sie macht.

Des Weiteren sollte hier das im Titel angegebene Thema in der angemessenen Ernsthaftigkeit diskutiert werden, wobei ein gewisser Humor hin und wieder aber nicht gänzlich außen vor gelassen werden soll.

Denn wenn man gar nicht mehr über gar nichts lachen kann hat man wirklich ein Problem, finde ich...

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Was Micheal Moore betrifft: Ich kenn soweit nur den "Anti Waffen Film" und fand den Streifen recht interessant. Doch leider werden die Dinge nicht aus einer unvoreingenommenen Sicht geschildert, sondern forciert durch den Kakao gezogen.

Ob das im neuen Streifen auch so läuft, weiß ich nicht, habe nur in Kritiken davon gelesen.

Offen gesagt habe ich Tolayons Beitrag nicht komplett durchgelesen, da sich das für mich nicht praktikabel anhört. Dafür stimme ich aber den Beitrag von Werewolf weitestgehend zu und brauche dem eigentlich nichts hinzuzufügen.

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Ich muss an dieser Stelle einen Buchtipp loswerden. "Deutschland. Der Abstieg eines Superstars" von Gabor Steingart. Er beschreibt detailiert wie es sein konnte das aus dem Musterland Deutschland ein Sozialfall wurde. Und er beschreibt die einizigen nötigen Reformen die helfen würden das jetzt noch zu beseitigen und den fall zu stoppen.

Dazu gehören neben einigen Änderungen der Verfassung auch die Abkoppelung der Soizalbeiträge von der Arbeit und andere Besteuerungen der Arbeit.

Der Mann trifft wirklich die Situation so genau wie kein anderer zur Zeit und aus seine Urteile über die Politiker der letzten 50 Jahre ist genial.

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Tolayon, danke für die Aufklärung. Jetzt weis ich endlich, was dieser Soziale Neoliberalismus ist. Aber ich finde das nicht realisierbar. Zum Beispiel würde es überhaupt keinen Absatzmarkt mehr geben in Deutschland, wenn die Leute kaum noch Geld bekommen (200 Eus) und von ihren Arbeitgebern ernährt werden würden (sogar nur mit Wasser, Brot und Suppe). Was kann man sich von 200 Eus pro Monat kaufen? Auto? Oder gar Haus? Mal nen Urlaub? Wenn man noch Kinder hat, gewiss nicht.

Ich schließe mich Werewolf an, wenn er sagt, dass er vollsten Respekt für Schröders Leistungen hat. Und ich fände es sogar besser, wenn diese jetzigen Reformen radikaler durchgezogen werden würden.

Ich hatte auch mal sone unrealisierbare Idee: Wir schaffen die Renten vollständig ab (bekomm ich ja eh nicht mehr) und führen dafür auch kein System ein, dass das irgendwie ersetzen könnte. Das hätte einige Vorteile: Der Staat müsste keine Renten mehr bezahlen und die damit einhergehenden Einsparungen und ausserdem würden die Leute mehr Kinder bekommen, da sie jemanden brauchen, der sie später ernährt und ihnen beim Überleben hilft. So isses ja in einigen Afrikanischen Ländern. Allerdings ist klar, dass dieses System keinesfalls funktionieren würde. Bei Hartz IV rasten die ja schon alle aus. Was is dann erst da los? Wohl Revolution. Ausserdem ist das Sozialstaatsprinzip fest in der Verfassung verankert und man kann das auch nicht kippen, somit würde die rechtliche Grundlage fehlen, um das gesetz überhaupt durchzubringen.

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Die Reformen sind hart, aber leider notwendig.

Nicht, weil es unserem Land so unglaublich schlecht geht - Deutschland ist noch immer eines der reichsten Länder der Welt. Selbst die unter uns, die wirklich arm sind, sind noch unbeschreiblich viele Male wohlgenährter und besser gekleidet als die Mittelschicht in so manch anderem Land.

Die Reformen sind notwendig, weil uns die Perspektive abhanden gekommen ist.

Denn wir Deutschen haben die fatale Angewohnheit, darauf zu warten, daß die Regierung es schon richten wird. Aber die Regierung KANN es nicht richten. Nicht in einem demokratischen Staat, in dem faktisch das Volk die Macht hat und die Politiker an Gesetze gebunden sind. Die Regierung in einem solchen Staat ist - bei aller Macht, Prestige und Bevorzugungen, die der Beruf des Berufspolitikers mit sich bringen mag - nichts anderes als der Verwalter des Staatsvermögens, der Staatsfläche und aller weiteren Dinge, die den Wohlstand eines Staates ausmachen.

Insofern hat auch nicht die Regierung die hohe Arbeitslosenquote verschuldet.

Wenn keine Arbeitsplätze da sind - weil sie dank einer verstärkten Technisierung überflüssig wurden oder dank der Internationalisierung ins Ausland abgewandert sind - dann kann der Staat diese Arbeitsplätze nicht mit einem Fingerschnippen zurückzaubern.

Nur Firmen können Arbeitsplätze schaffen. Denn sie sind die, die produzieren und damit Arbeit finanzieren können.

Der Staat aber hat nichts, was er produziert und auch kein eigenes Vermögen. Der Staat hat nur das, was er von den Bürgern bekommt. Und damit muß er haushalten. Davon kann er aber keine Wunder vollbringen.

Er kann aber nicht tun, was ein Volk von ihm erwartet: Den Karren aus dem Dreck ziehen.

Die jetzige Situation kam nicht aus dem Nichts.

Sie ist die Situation, die Kritiker vorhergesagt haben, als eine alte Regierung - inklusive der damaligen Opposition - im Freudentaumel des sog. Mauerfalls eine übereilte, unbedachte und unvorbereitete Wiedervereinigung eingeleitet haben, die die Hälfte dieses Landes zu einem Dahinvegetieren verurteilt hat.

Sie ist die Situation, die Kritiker vorhergesagt haben, als vor 20/15 Jahren deutsche Firmen vermehrt ins Ausland gegangen sind, um dort zu produzieren. Damals haben alle gejubelt, weil Produkte plötzlich wesentlich billiger geworden sind. Niemand hat daran gedacht, daß man dafür irgendwann den Preis zahlen muß.

Und Beispiele dieser Art gibt es viele. Regierung und Parteizugehörigkeit hin und her - es waren alles Fehler. Aber es waren menschliche Fehler.

Wer hat sich nicht über die Möglichkeit der Wiedervereinigung gefreut?

Wer hat sich nicht darüber gefreut, als Fernseher plötzlich nur noch die Hälfte gekostet haben?

Die einzige Chance, Arbeitsplätze in Deutschland zu halten ist, Produkte wieder soviel kosten zu lassen, wie sie nun einmal kosten würden, wenn man sie in Deutschland produziert.

Dafür müssen die Konsumenten aber auch bereit sein, diese höheren Preise zu zahlen. Man kann nicht jammern, daß Grundig in Deutschland pleite geht, wenn man gleichzeitig keinen Grundig-Fernseher kaufen will, weil das Daewoo-Produkt nun mal günstiger ist.

Dafür müssen Firmen aber auch bereit sein, die höheren Löhne in Deutschland zu akzeptieren. Das werden sie aber nur tun, wenn ihre Mitarbeiter qualifiziert und engagiert sind. Und mehr können als jammern und meckern.

Dafür müssen Menschen in Deutschland wieder besser qualifiziert werden. Was nur geht, wenn Geld für Bildung da ist - Geld, das momentan in Sozialleistungen, Renten, Straßenbau und ähnlichem versickert. Und mehr Geld ist nunmal nicht da.

In Deutschland ist Arbeit teurer, ja - aber damit finanzieren wir alle Dinge wie Schulen für unsere Kinder, medizinische Versorgung, Strom, Wasser, Polizei, soziale Sicherheit, Renten - kurzum: ein verflucht sorgenfreies Leben im Vergleich zum Rest der Welt.

Wir alle wollen mehr Freizeit, sichere Jobs, weniger Steuern, mehr Urlaub, billige Produkte, eine sichere Rente, zweimal im Jahr Urlaub am Mittelmeer, Milch für 20 Cent, usw.

Wir wollen aber möglichst wenig dafür tun.

Von Arbeitslosen wird immer wieder gefordert, daß sie sich mehr anstrengen müssen.

Das ist Quatsch, denn sie strengen sich bereits an. Jeder, der in der letzten Zeit auf einem Arbeits- und/oder Sozialamt gewesen ist und sich dem Kampf dort hat stellen müssen, weiß, was ich meine.

Anstrengen müssen sich die, die in Lohn und Brot stehen - denn wir sind es, die die finanzielle und wirtschaftliche Zukunft dieses Staates in Händen halten. Wir tragen die Verantwortung. Wir müssen uns der Verantwortung stellen und bereit sein, zu bluten, etwas von unserem Wohlstand aufzugeben, damit sich etwas bewegt.

Nicht die Politik kann uns retten. Die Politik kann uns nur verwalten.

Retten können wir uns nur selber.

Gefällt mir das? Nein.

Auch ich will weniger Steuern zahlen, mehr Freizeit haben und mir um nichts Sorgen machen müssen.

Aber habe ich - oder haben wir - noch eine Wahl?

Es kann nicht immer nur nach oben gehen. Hinter jedem Gipfel geht es auch wieder runter.

Den Gipfel haben wir vor 7 Jahren erreicht.

Nun liegt es an uns, den nächsten Gipfel zu erklimmen. Oder jammernd im Tal liegen zu bleiben.

P.S.:

Und noch was in eigener Sache: Ich kann dieses Gejammer und Geheule nicht mehr hören! Das ist so verdammt typisch deutsch! Es kotzt mich nur noch an! Das ist es, was in mir immer mehr in Wunsch verstärkt, meine Koffer zu packen und von hier abzuhauen. Nicht das Wetter, nicht die Wirtschaft, nicht das politische System - nein, dieses verdammte Geflenne und Gewimmer. Scheiße, wir sind ein Volk von Weicheiern!

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Da wollte ich noch einige Worte loswerden, da ist mir Idic ( endlich bist du wieder da! :D ) zuvorgekommen. Und ihren Worten stimme ich zu.

Neben den veralteten Systemen stellt das Volk das größte Problem unseres Landes dar. Ja, ganz recht, das anfänglich schlechte Abschneiden unserer Olympioniken ist kein Anzeichen für degenerativen Sport, sondern zeugt von einem Volk, dass inzwischen nur noch aus Versagern besteht.

Jeder ist nur noch auf seinen Vorteil bedacht, jeder arbeit für sich selber und das auch noch schlecht. Leistungswillen wird nicht mehr belohnt, ja sogar noch belächelt. Wer kennt das nicht in der Schule: jemand, der sich anstrengt, Wissen erlangt und sich auch in der Freizeit mit seinen Arbeiten beschäftigt, wird als Streber beschimpft. Dabei ist es jener Streber, der später zur deutschen Elite zählen wird. Doch da "wir" neidisch sind, machen wir ihn fertig. Es ist einfach nicht mehr "in" intelligent und gut, womöglich sogar der beste, zu sein.

Wieso kommen die Computerspezialisten, die man per Greencard ins Land holt, ausgerechnet aus so armen Nationen wie Indien, Indonesien, Pakistan und anderen? Weil diese Menschen ganz genau wissen, dass, wenn sie nichts aus ihrem Leben machen, nichts investieren, sie einmal auf der Straße enden, nicht in der Lage ihre Familie zu ernähren. Was macht der Deutsche denn? Getreu dem Motto: wenn ich mal ein halbes Jahr arbeitslos bin ist doch egal! Wenn mir das Studium nicht gefällt, dann schmeisse ich es! Irgendwer bezahlt es ja schon. Alles Dinge, die ich hautnah diese Woche bei ehemaligen Mitschülern bemerkt habe.

Und wir sind eine Ich-Gesellschaft geworden. Nur wer für sich arbeitet ist cool. Alle schimpfen über die Steuern, doch sind nicht gerade die es, die unsere Sicherheit garantieren? Die Polizei, Straßen und Krankenhäuser finanzieren? Ist es da nicht zu viel verlangt, etwas Geld abzudrücken?

Die Menschen sind schon so faul geworden, dass sie sich um 9 (!) Monate Wehr- oder Zivildienst drücken! Ich bitte euch: nicht einmal diese wenigen Monate ist die Jugend von heute bereit in den Staat und damit in die Gemeinschaft zu investieren. Cool bin nicht ich, der einen Eid geschworen hat den Menschen dieses Landes zu dienen, nein, der tollste Hecht ist derjenige, der sich erfolgreich darum gedrückt hat und damit vor Freunden prahlt.

Es ist nicht mehr angesagt ein vernünftiges Leben zu führen, nein, der deutsche Jungspund muss mal geklaut haben, frühzeitig kiffen, saufen und vögeln, denn das ist es, was heute bei unserer jungen Generation zählt.

Leute, die Leistung bringen, sind unerwünscht. Und schlußendlich wird genau dies unser Untergang sein. Denn wenn schon halbwegs aufgeweckte ( ich zähle mich nicht zu den Superhirnen ) Menschen wie ich sich fragen, wieso man sich eigentlich für dieses undankbare Volk abrackern soll, wo soll dann alles enden?

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Tja, mir ist auch schon aufgefallen dass hierzulande Vieles einfach schlechtgeredet wird. Im Grunde genommen sind die Deutschen auch ein Volk von Lügnern, denn wenn man sie nach ihrer Lieblingsbeschäftigung fragt kommt alles Mögliche, nur kaum einer wird dazu das Jammern und Meckern zählen. Das verbindet uns fast allesamt, es scheint so typisch deutsch zu sein dass man schon befürchten muss das nie mehr weg zu kriegen...

In diesem Punkt (nicht was die Sozialreformen an sich anbelangt) sollen wir uns die USA mal als gaanz großes Vorbild nehmen:

Dort meckern die Leute nicht, sie handeln. Sie schnallen den Gürtel enger, spucken in die Hände, packen die Spitzhacke und los geht's. Oder sie verklagen einfach jemanden wenn ihnen an dem was nicht passt, andere laufen auch Amok und schießen alles über einen Haufen... OK, letzteres ist nicht erstrebenswert, aber im Großen und Ganzen geht es immer darum: Sie tun etwas, sie reden nicht, oder nur das allernötigste.

Das Problem scheint aber das wir, das einfache Volk nicht zu wissen scheinen was wir tun sollen. Das Jammern scheint in vielen Fällen ein Ausdruck von Hilfslosigkeit, Desorientierung und mangelnder Information zu sein. Vielleicht würden sie aktiv mit anpacken wenn sie wüssten wo und wie...

Nun, zu allererst einmal mit dem Jammern aufhören. Dann möglichst jede Arbeit anzunehmen die einem geboten wird, das wäre schon mal nicht verkehrt. Wobei ein Klavierspieler nicht unbedingt Steine schleppen muss, denn das könnte seine Hände zum Spielen ruinieren. Und wir sollten den Gürtel enger schnallen anstatt weiter im relativen Luxus zu schlemmen.

Gibt es sonst noch etwas das wir tun können?

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Deutschland ist ein reiches Land?

Rund 1,4 Billionen Euro Schulden zeigen die Kehrseite unserer Gesellschaft, die über ihre Verhältnisse lebt.

Ich habe das Gefühl, dass wir uns das nur gerne einreden (reiches Land), weil einem die hohe Staatsverschuldung im Alltag überhaupt nicht bewusst ist oder irgendwie auffällt. In Wahrheit müsste Deutschland in etwa jeden siebten Euro allein für die Tilgung der Zinsen abdrücken - unabhängig von irgendwelchen Rückzahlungen.

In der Praxis sieht es aber so aus, dass uns die Schulden erdrücken.

Wir sind weder in der Lange, den Schuldenberg rückläufig abzubauen, noch "stabil" zu halten und das ist ein großes Problem, was immer weiter wächst und auch noch nachfolgende Generationen immer stärker belasten wird.

Wenn der Staat sich weiterhin an seinen Sozialleistungen erstickt und die Arbeitslosigkeitslosenzahlen weiterhin so schlecht aussehen, werden wir immer weiter unsere Schulden türmen - noch mehr Zinsen zahlen - noch mehr Schulden aufnehmen - noch mehr Zinsen zahlen.......

Meines Erachtens müssen in vielen Bereichen harte Reformen her.

Neben noch massiveren Kürzungen von Sozialleistungen (und zwar in noch mehr Bereichen) muss der Faktor Arbeit vergünstigt werden, in dem man für Arbeitgeber bessere Rahmenbedingungen schafft - sprich: "macht die Arbeit günstiger".

Da diese Vergünstigungen nicht oder nur minimal zu Lasten des Staates gehen dürfen, müsste man die Verteilung der Steuerlast in Richtung Arbeitnehmer verschieben, um den Arbeitgeber zu entlasten.

Sicher macht da niemand einen Freudensprung, aber es muss eingesehen werden, dass wir uns zu dieser Problematik bald etwas einfallen lassen sollten.

Das funktioniert auch nur, wenn sowohl die Politik, als auch die Bürger geschlossen hinter diesen Vorhaben stehen.

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Gibt es sonst noch etwas das wir tun können?

Senkungen der Spitzengehälter von Konzernchefs.

Immer jammern die Leute über die Politiker und ihre Diäten, dabei verdient der Bundeskanzler nicht einmal einen Bruchteil dessen, was man im Vorstand von Mercedes und BMW erhält.

Dabei geht es mir nicht um Neid. Wer sein ganzes Leben lang hart gearbeitet hat, der soll auch entlohnt werden. Aber stat fünf Millionen Euro könne man meines Erachtens auch eine Million kriegen.

Noch vor zwanzig Jahren bekamen Firmenchefs das Dreifache an Gehalt, was der normale Mitarbeiter bezog. Heute ist es das zwanzigfache. Es geht nur noch um eine himmer größere Anhäufung von Reichtum, die gar nicht notwendig ist.

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Rund 1,4 Billionen Euro Schulden zeigen die Kehrseite unserer Gesellschaft, die über ihre Verhältnisse lebt.

Ich habe das Gefühl, dass wir uns das nur gerne einreden (reiches Land), weil einem die hohe Staatsverschuldung im Alltag überhaupt nicht bewusst ist oder irgendwie auffällt

Also das Volksvermögen ist immernoch wesentlich höher als die Verschuldung und das ist der Kernpunkt warum wir nicht auseinanderbrechen!SChröder packt die Reformen jetzt endlich auch mit gewisser Schärfe an, muss leider sein.

Allerdings fürchte ich die nächste Wahl! Warum? Schröder wird sie leider Gottes verlieren und die CDU regiert. Ich glaube sie wird die Reformen ebenfall fortführen aber dann:

1) Unser beschissenes Wahlsystem lässt die CDU ein Bundesland nach dem anderen an die dann natürlich wiedererstarkende, popolisteschire SPD verlieren

2) Lafo wird wohl wieder der große Starke Mann in der SPD und der hat auch nur verteilen und umverteilen drauf, mit sparen ist dann essig und dann wirds eng!

Also eine SPD in der Opposition würde ich gar nicht gerne sehen!

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Also das Volksvermögen ist immernoch wesentlich höher als die Verschuldung und das ist der Kernpunkt warum wir nicht auseinanderbrechen!SChröder packt die Reformen jetzt endlich auch mit gewisser Schärfe an, muss leider sein.
http://www.staatsverschuldung.de/ - da findet man einen guten Überblick über die Schuldentwicklung.

Was das Volksvermögen betrifft: Die Vermögenswerte, die sich im Aktiva befinden, sehen natürlich "schön" aus. Doch man darf nicht vergessen, dass nur Geld allein (Quasi unser Umlaufvermögen) Vermögenswerte darstellen kann. Jede öffentliche Einrichtung - von der Gehwegplatte bis zum Bundestagsgebäude- fliesst als Vermögenswert in die Haushalts - Bilanz ein.

Und damit haben wir - wie schon gesagt - nur die Aktiva Seite unseres Haushaltes betrachtet, die sich überhaupt nicht mit der Herkunft des Geldes befasst.

Schauen wir nun ins Passiva, dann sehen wir die Herkunft des Geldes und da stecken nun mal 1,3 Billionen Euro Schulden drin, die uns 2003 jeden siebten Steuereuro gekostet haben (lt. staatsverschuldung.de).

Unsere materiellen Vermögenswerte werden uns nicht aus der Miserie helfen, auch nicht unser Umlaufvermögen oder irgendwelche Rücklagen. Wenn unser Land aus eigenen Kräften liquide genug wäre, dann würden wir doch Jahr für Jahr Schulden abbauen, anstatt noch mehr Schulden auf uns zu nehmen.

Senkungen der Spitzengehälter von Konzernchefs.

Immer jammern die Leute über die Politiker und ihre Diäten, dabei verdient der Bundeskanzler nicht einmal einen Bruchteil dessen, was man im Vorstand von Mercedes und BMW erhält.

Dem Gedankenzug kann ich zustimmen und die soziale Marktwirtschaft lässt ja auch gewisse Eingriffe durch den Staat zu. Doch ich bezweifle, dass sich jemand an das Thema herantrauen wird, da Politik und Wirtschaft oftmals näher verschweisst und voneinander abhängig sind, als es eigentlich der Fall sein sollte.

Trotzdem hast du recht und wenn man die Gehälter der Vorstände auf ein "reelles" Level bringen würde, könnte man sicher einen Haufen Arbeitsplätze finanzieren.

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Dabei geht es mir nicht um Neid. Wer sein ganzes Leben lang hart gearbeitet hat, der soll auch entlohnt werden. Aber stat fünf Millionen Euro könne man meines Erachtens auch eine Million kriegen.

Aber das ist ja auch ein springender Punkt. Es ist aus der Sicht von OttoNormalBürger IMMER zuviel. Würde der Manager statt der 5 Millionen "nur" eine Million erhalten, würde man dann meinen oder fragen, warum eine halbe Million nicht reichen würde.

Würde derjenige 10 Millionen verdienen, so würde man eben fragen, ob 5 Millionen nicht ausreichen würden. Hätte er dann die 5 Millionen... etc...

Die Reformen sind notwendig, so hart diese auch sind. Allerdings ist es doch klar, das die kleinen leute damit nicht zufriden sind, solange die Grossen Bosse weiter abkassieren. Und selbst wenn diese mal mit Beispiel vorangehen: Zu sagen "wir verzichten auf 10%" ist recht einfach, wenn

1.) Den Euro nicht 2x umdrehen muss wie der kleine mann

2.) noch einfacher, wenn man sich in den Jahren zuvor das Gehalt sich um erheblich mehr erhöht hat.

Das ist wie mit den Rabatten: 50, 60, 70% kann ich immer währen, wenn ich diese vorher aufgeschlagen habe.

Was mich aber ankotzt: Man jammert nun über die Auwirkungen der Reformen unter dem Argument, man würde den Kindern vieles zumuten oder diesen was wegnehmen wollen. Nun, das finde ich auch nicht in Ordnung.

Weitaus schlimmer aber, finde ich, das KEINER sich über die weitaus schlechteren Zustände aufregt, in denen die Kinder leben, die breits von der Stütze leben.

Dawaren die Sozi-Empfänger immer die Sündenböcke. Den Kindern würde es ja sowas von gut gehen.

Wer geht denn für das Wohlergehen dieser Kinder auf die Strasse? Hat mal jemand von BLÖD mal nachgerechnet, wovon diese Kinder leben, wenn man schon die Einschnitte von Hartz IV offenlegt? Nichts mit Sparbuch und Freibetrag.

Weil es ja einen nicht selber betroffen hat, hat man diesen ja vieles zugemutet.

Das ist ja in Ordnung. Wenn man aber selber darunter leiden könnte ist es nicht ok.

Oder redet jemand darüber, das man von Kindern aus Sozi-Familien, sobald diese die Schule verlassen, das selbe verlangt, wie jetzt von den Arbeitslosen?

Damit ein solches Kind so schnell wie möglich von der Stütze weg kommt, muss es sich eher für eine Ausblidung als für eine bessere Schulbidung entscheiden, und unter Umständen auch noch die Familie mit unterstützen! Es sei denn, man möchte mit Anfang 20 noch von der Stütze im Elternhaus leben.

Aber wie gesagt, DAS geht in der Debatte völlig unter.

Sobald sich nur etwas ändern soll, so klein es auch ist, geht ein Aufschrei durch's Land.

Mit stinkt diese Heuchelei, sowohl von der Gesellschaft, aber erst recht von den Politikern, die einerseits den Reformen im Bundesrat zustimmen, bzw. fordern, sich dann aber öffentlich davon distanzieren als wäre das alles nur von der Regierung verbockt.

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Aber das ist ja auch ein springender Punkt. Es ist aus der Sicht von OttoNormalBürger IMMER zuviel. Würde der Manager statt der 5 Millionen "nur" eine Million erhalten, würde man dann meinen oder fragen, warum eine halbe Million nicht reichen würde.

Würde derjenige 10 Millionen verdienen, so würde man eben fragen, ob 5 Millionen nicht ausreichen würden. Hätte er dann die 5 Millionen... etc...

Ich sehe die Sache so: man sollte so viel Geld erhalten, dass man 1. ein Mindestmaß an Lebensqualität erhalten und 2. sich einen gewissen Wohlstand erarbeiten kann.

Natürlich muss der Manager mehr Geld kriegen, denn er steckt tiefer in der Firma drin, seine Entscheidungen sind größer und daher haben die Konsequenzen eine ganz andere Tragweite. Er trägt ein größeres Risiko, also ist es nicht verkehrt, wenn er gut verdient.

Wenn er eine Million oder sagen wir zwei verdient, dann reicht dies für ein tolles Auto, ein großes Haus, die Ausbildung der Kinder, Spielereien und mehr. Er hat privat mehr Ausgaben als andere, daher verdient er auch mehr Geld ( bzw. umgekehrt, das eine bedingt das andere ).

Jedoch, was ist, wenn diese Person schließlich glücklich ist mit seinem Leben? Wenn er kein größeres Haus, kein teureres Auto, keine weiteren Haushaltshilfen kaufen wird? Ergo benötigt er dann nicht mehr Geld als die in meinem Beispiel erwähnten zwei Millionen. Dennoch erhöhen sich die Vorstandschefs ihre Bezüge, was dazu führt, dass sich das VErmögen einfach nur anhäuft. Er gibt es nicht einmal aus, er braucht es ja nicht, es sammelt sich nur an, und an, und an. Irgendwann mag der Manager 30 Millionen Euro haben und wird sie niemals ausgeben.

Geld, dass er nicht ausgibt, bringt ihm nichts. Also hätte er genausogut bei 10 Millionen Jahressälar bleiben können. Stattdessen wird erhöht, um scheinbar die menschliche Gier nach Geld zu befriedigen.

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Du bringst es genau auf den Punkt! Die Reichen leute geben ihr Geld nicht aus und bringen es unter Umständen ins Ausland.

Die kleinen Leute geben es aber auch nicht aus, aus Angst vor schlechteren Zeiten.

Also gibt es zuviel Geld auf Sparkonten und es wird dem Umlauf entzogen. Und daran krankt die Wirtschaft: Ohne Geldausgeben keinen Aufschwung.

(Es ist paradox: Dadurch, das die Leute ihr geld für schlechte Zeiten zusammenhalten, kommen diese "schlechten Zeiten" erst zustande!)

Ich bin aber auch der Meinung, das immer mehr Geld in die Hände von wenigen kommt und somit ganz verschwindet. Das Geld haben vorher die kleinen Leute ausgegeben, als es ihnen noch besser ging. Wo sonst hatten den Mannesmann, Vodafone, etc. ihre Milliarden her? Das Geld wurde doch erwirtschaftet.

Und was ist, wenn der kleine Mann zufrieden ist mit seinem Leben und seinem nicht so grossem Verdienst?

So haben die Leute früher gelebt und es ging ihnen gut. So kam der Aufschwung und es ging den Leuten besser. Nur, es wird immer das Wachstum gesehen. Daran wird der Erfolg gemessen. Aber nicht daran, was man schon erreicht hat. Irgendwann sind die Steigerungen nicht mehr möglich. Und Deutschland ist eben höher gestiegen als andere Länder. Die Vergleiche mit vorher ärmeren Ländern in der EU halte ich für unangemessen, bzw. übertrieben. (Von wegen letzter Platz in der Wachstumsrate, etc...)

Ich glaube nicht, das die Deutschen sich mit dem Standard dieser Länder zufrieden geben würden. Ist den anderen Ländern etwa kein Wohlstand gegönnt?

Bis die Deutschland überholt haben in Sachen Lohnniveau etc., ist es noch seeeehr weit hin.

Es wird auch vergessen, das wir vor 50 jahren bei NULL angefangen haben, und insofern es auch nur noch besser werden konnte. Man hat das nicht an anderen Ländern gemessen, sondern eben daran, das es halt wuchs.

Anderes ist es mit dem Osten. Wie soll es da ein Wirtschaftswunder geben, wenn es daran gemessen wird, wofür der Westen aber 40! Jahre gebraucht hat?!?

Seit der Wiedervereinigung soll der Osten in kurzer zeit 40 Jahre nachholen um mit dem Westen gleichzuziehen. Der Westen soll aber auch so weiterhin wachsen.

Wie soll das bitteschön funktionieren?!?

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Was das Volksvermögen betrifft: Die Vermögenswerte, die sich im Aktiva befinden, sehen natürlich "schön" aus. Doch man darf nicht vergessen, dass nur Geld allein (Quasi unser Umlaufvermögen) Vermögenswerte darstellen kann. Jede öffentliche Einrichtung - von der Gehwegplatte bis zum Bundestagsgebäude- fliesst als Vermögenswert in die Haushalts - Bilanz ein.

*gg* naja das wir ewig weiter Kohle verblasen können habe ich ja in meinem Post angedeutet aber es ist alles noch locker zu retten!

Den Japanern hatte man duch Zahlenakrobatik auch den Tod vorausgesagt und die berappeln sich gerade auch wieder! Infrastruktur und ein hohes Bildungsniveau haben wir ja noch eine Weile im Voraus!

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*gg* naja das wir ewig weiter Kohle verblasen können habe ich ja in meinem Post angedeutet aber es ist alles noch locker zu retten!
Ich würde diese lässige Ansicht gerne Teilen, denke aber nicht, dass wir in absehbarer Zeit das Problem in den Griff bekommen - und was die Japaner betrifft, wundert mich der Aufwärtstrend nicht sonderlich - warum?

Nun, man muss nur mal eine japanische Firma mit einer deutschen Firma vergleichen.

Die Japaner arbeiten effizienter und günstiger, dementsprechend können sie die Preise des Wettbewerbs unterbieten und so eine starke Position in der Weltwirtschaft einnehmen, was das Land natürlich stärkt.

Natürlich hat das auch eine Kehrseite, so dass der Lebensstandart eines normalen, japanischen Bürger schmaler gestaltet ist.

Zu den Millionen - Managern:

Was die Besserverdienenden betrifft, habe ich mal gelesen, dass über 50% sämtlicher Lohn- und Einkommenssteuereinahmen aus deren Kreise in die Staatskasse fliessen (find jetzt leider nicht die genaue Zahl).

Kein Wunder bei einem Steuersatz von 45%.

Du bringst es genau auf den Punkt! Die Reichen leute geben ihr Geld nicht aus und bringen es unter Umständen ins Ausland.

Die kleinen Leute geben es aber auch nicht aus, aus Angst vor schlechteren Zeiten.

Also gibt es zuviel Geld auf Sparkonten und es wird dem Umlauf entzogen. Und daran krankt die Wirtschaft: Ohne Geldausgeben keinen Aufschwung.

Das ist mir so noch nicht sonderlich aufgefallen. Persönlich: Ich kenne nur "kleine" bis "mittelständische" Leute, die immer noch fleißig und vielfältig einkaufen und wenn ich so in der Stadt unterwegs bin, ärger ich mich auch heutzutage noch über die vollen Kaufhäuser und die langen Schlangen an der Kasse - das sind meine Erfahrungen.

Und das die Reichen weniger Geld ausgeben, halte ich auch für eine Spekulation.

Das Problem, dass sich viele Reiche vor der Steuerfalle ins Ausland flüchten gibts ja nun nicht erst seit gestern. Eigentlich könnte sich das sogar rückläufig entwickeln, da die Steuerlast ja etwas gesenkt wurde/wird.

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Aber es wird ja dauernd gejammert, das kein Geld da sei.

Nun, wo ist das Geld denn hin, das erwirtschaftet wurde? Selbst wenn es "versickert", es muss doch irgendwo an einem Ende ankommen, oder?

Die Mannesmann/Vodafone-Milliarden, die UMTS-Erlöse... das Geld gab es doch, oder?

Die Umsätze an Weihnachten; auch das muss doch irgendwoher stammen.

Die Milliarden im Sportbusiness, Fussball, Formel 1... Die jammern doch überhaupt nicht über Einbrüche, oder?!?

Bei Hartz IV wird beklagt, das der Staat den Leuten ans Sparbuch will.

Wenn doch angeblich kein Geld vorhanden ist, warum haben die Leute dann Angst davor?!?

Damit, das die Reichen weniger Geld ausgeben, meinte ich, das das Geld aus dem Kreislauf entzogen wurde oder wird. Nicht, das es überhaupt nicht

ausgegeben wird. Ich wollte nur mal Werewolf's Beispiel aufgreifen.

(Wenn ich mal bedenke, wie knausrig manche meiner "Kunden" sind, die sich "Professor" nennen, ein dickes Gehalt beziehen, aber gar nichts selber kaufen oder tönen "zu teuer")

Und die Steuerflüchtigen werdsen wohl trotz Steueramnestie nicht rückläufig.

Ich glaube, die verstehen darunter "Steueramnesie": "Och, das Milliönchen habe ich ja ganz vergessen..."

Bearbeitet von Yngwie Malmsteen
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Professor Knausig war vor 10 Jahren sicher genauso knauserig :ugly:

Bei Hartz IV wird beklagt, das der Staat den Leuten ans Sparbuch will.

Ich denk mal, dass ein Großteil der Protestler gar nicht soweit informiert sind - hauptsache, man ist erstmal dagegen. Ausserdem sollen die Leute bis zu einem gewissen Freibetrag selbst ihre Rücklagen verbrauchen, um so soziale Leistungen einsparen zu können.

Das sich in diesen Fällen große Vermögenswerte verbergen, bezweifle ich.

Und private Rücklagen sind doch nichts neues - jeder, der sich irgendwann ein Eigenheim leisten möchte, spart über viele Jahre auf dieses Ziel hin.

Ich habe auch Rücklagen, einen Bausparvertrag und andere, feste Anlagen.

Ich vermute eher, dass sich der Geldfluss von der deutschen Wirtschaft abwendet.

"Made in Germany" ist immer weniger gefragt. "Zu teuer" - lautet wohl die am häufigsten geäußerte Begründung. So verliert das produzierende Gewerbe mehr und mehr Marktanteile.

Andere Wirtschaftsbereiche kämpfen gegen andere Probleme - Einzelhändler werden von den großen Kaufgiganten (z.B. Media Markt) niedergemacht. Der kleine Radio- und Fernsehfritze kann halt nur 10 Fernseher einkaufen, während Media Markt gleich 1000 Fernseher abnimmt und ganz andere Konditionen erhält. Tja - und dann kommt noch das Internet dazu, worauf mehr als die Hälfte aller Bundeshalte drauf zugreift.

Immer mehr Onlineplattformen laden dazu ein, das Geld bequem von zu Hause aus auszugeben. Allein auf Ebay tummeln sich über 6 Millionen kaufkräftige Kunden.

Ich denke immer noch nicht, dass die Deutschen unbedint zu wenig Geld ausgeben.

Das Problem ist dann wohl eher, "wo" und "wofür" das Geld ausgegeben wird.

Vielleicht sollte man Umdenken, sich lieber einen VW als einen Toyota zu kaufen und mehr Wert auf "Service" statt auf "Discounter" oder "Kistenschieber" zu legen.

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Nun, man muss nur mal eine japanische Firma mit einer deutschen Firma vergleichen.

Die Japaner arbeiten effizienter und günstiger, dementsprechend können sie die Preise des Wettbewerbs unterbieten und so eine starke Position in der Weltwirtschaft einnehmen, was das Land natürlich stärkt.

Mir ist schon klar, dass man für alles eine Statistik findet, hier meine:

http://www.shoubu.de/jap07-03.htm#lohnstk

Es ist einfach nicht wahr, dass Deutsche Fabriken sich hinter wem auch immer verstecken müssen. Wir sind ein kleines Volk von gerade mal 82 Millionen Menschen in einem kleinen rohstoffarmen Land mit atemberaubenden Werten im Export und auch sonst in der Wirtschaft. Wenn man diesen Wirtschaftsriesen wieder schneller zum Laufen kriegt, braucht uns um die Zukunft nicht bange sein!

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"Verstecken" müssen wir uns sicher nicht, dazu hat Deutschland zu viele Innovationen erbracht - und natürlich bringen wir auch immer noch Innovationen - z.B. sind wir in der Automobilindustrie immer noch eine vorantreibende Kraft.

Nichtsdestotrotz sollte man sich nicht zu sehr auf den Export stützen - auf einem Bein kann man schlecht stehen und der steigende Euro kommt den exportierenden Gewerbe auch nicht unbedingt entgegen.

Und bevor man sich auf den gigantischen Zahlen ausruht, muss man ja den Import noch abziehen. Zwar stehen wir da noch ganz gut im Plus, aber die "Lösung aller Probleme" ist das mitnichten.

Annähernd das komplette Exportvolumen haben wir unserer Industrie zu verdanken.

Leider kommt gerade dieser Wirtschaftszweig mit "relativ" wenig Arbeitsplätzen aus.

Laut Bundeswirtschaftsministerium standen im Jahre 2001 rund 6,5 Millionen Leute unter den Fittichen der Industrie.

Auch sollte man sich mal ansehen, was wir überhaupt exportieren und ins Land einfahren. Ich wage zu behaupten, dass unsere Exportware die Binnenwirtschaft der entsprechenden Importländer weniger schadet als "umgekehrt". Beispielsweise gab es Zeiten, wo es nichts besonderes war - man sogar reichlich Herstellerauswahl hatte, einen Fernser, Telefon, HiFi Anlange und sonstigen elektronischen Spielkram "Made in Germany" zu besitzen.

Heute ist dieser Markt schon krass geschrumpft und nur große Unternehmen, wie z.B. Siemens, konnten sich am Markt durchsetzen, auch wenn die Produkte nur weitestgehend "Assembled in Germany" sind.

Worauf will ich hinaus?

Nun - die Binnenwirtschaft braucht einen neuen Antrieb, denn hier stecken die restlichen Arbeitsplätze. Der Staat kann die Rahmenbedingungen schaffen, um "Arbeit" wieder lukrativ(=bezahlbar) zu machen, dann liegt es an den Unternehmern und den Verbrauchern, ob sie sich "trauen" etwas draus zu machen.

Wir müssen wieder vielschichtiger werden und nicht ganze Wirtschaftszweige ans Ausland verschenken, diese Importieren und damit die Regale der Geschäfte füllen.

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Oh ja, es wird eine Arbeitspolizei geben, die sollte aber nicht wie die reguläre noch auf Beamtenbasis erfolgen, sondern aus hoch motivierten Angestellten bestehen.

LOL - Tolayon, habe noch einen Verbesserungsvorschlag: die hoch motivierten Angestellten der Arbeitspolizei erhalten zu ihrem Grundlohn noch eine Pro-Kopfpauschale!

Aber jetzt im Ernst: Ich durfte diesen sommer eine ähnliche Diskussion mit überwiegend akademisch gebildeten deutschen Bürgern der älteren Generation erleben, bei der mit phasenweise wirklich die Haare zu Berge standen. Null Flexibilität, ständige Jammerei, wenig Bereitschaft über den eigenen Tellerand in Deutschland hinaus zu schauen. Nein, mit dieser Einstellung wundert es mich nicht, daß der Karren in Deutschland wirklich tief im Schlamm fest sitzt.

Wenn wir Lösungsansätze finden wollen, brauchen wir gar nicht so weit weg gehen und über den Großen Teich nach Amerika blicken oder in den uns schon noch in Sachen Lebenseinstellung ein wenig fremden asiatischen Bereich schielen. Wir brauchen nur mal nach Norden schauen.

Toyalon hat das glaube ich angesprochen: der aufgehobene Kündigungsschutz in Dänemark. Dazu muß noch gesagt werden, daß man in Dänemark 6 Monate lang 100% des letzten Einkommens als Arbeitslosengeld ausbezahlt bekommt - dann gibt es nur noch Sozialhilfe. Hört sich hart an - aber es funktioniert hervorragend! Überraschend, wie aktiv die Arbeitslosen plötzlich bei der Arbeitssuche werden.

Aber wenn ich mal die skandinavischen Wohlfahrtsstaaten in einen großen Topf werfen darf kommt als Essenz Folgendes heraus:

1. eine aktive Arbeitsmarktpolitik, in der Staat, Gewerkschaften und Arbeitgeber versuchen, möglichst effektiv Hand in Hand zu arbeiten. Wenig Streiks, in schlechten Zeiten keine Lohnerhöhungen, dafür verstärkte soziale Leistungen der Arbeitgeber. Im absoluten Notfall greift der Staat ein und übernimmt auch schon mal eine kleine Firma, beschäftigt die Arbeitnehmer auf Kurzarbeitsbasis, in der das Gehalt etwa dem aktuellen Arbeitslosengeld entspricht. Aber die Leute sind nicht arbeitslos und wenn die Firma trotzdem endgültig pleite macht, dann haben sie weiterhin Anspruch auf Arbeitslosengeld. Der läußt nach 8-10 Monaten ab und man steht vor der Wahl:

Umziehen mit staatlicher Finanzspritze

Umschulung - vom Staat finanziert

Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen

Die Maßnahmen erscheinen manchmal ein wenig rigoros, da jede Arbeit, die einem Menschen zumutbar ist, auch jedem zugemutet werden kann - was bedeutet, dass im Ernstfall auch der Herr Professor den Hundedreck im Park zusammen fegen muß. Es herrscht die Grundeinstellung vor, daß jeder Arbeitslose nach einer Übergangsfrist für sein Geld irgendwas arbeiten muß. Sonst bekommt er nur noch Sozialhilfe. solche Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen können aber auch so aussehen, dass Arbeitslose einem Betrieb von der Gemeinde in Sachen Weiterbildung oder Umschulung zur Verfügung gestellt werden. So kann der kleine ortsansässige Schreiner 5 Vollzeitpraktikanten von der Gemeinde bekommen und mit deren Hilfe aufträge ausführen, die ansonsten seine betriebliche Kapazität übersteigen würden. Die Löhne zahlt die Gemeinde. Was hat sie davon? Nun, vielleicht einen ehemals arbeitslosen Mechaniker, der jetzt viel Ahnung vom Schreinern hat und deswegen einen neuen Job gefunden hat, einen gut florierenden Schreinerbetrieb, der vielleicht sogar den Mechaniker einstellen kann und das Ergebnis eines großen Auftrages, der vom Schreiner kostengünstig durchgeführt werden konnte, da er ja die Arbeitskraft von 5 Leuten nicht in Rechnung stellen mußte. Vielleicht wurden durch diesen Auftrag neue Arbeitsplätze geschaffen - zumindest aber hat sich das Steuerkässelchen der Gemeinde gefreut. Und was hat es gekostet? Nicht mehr als das Arbeitslosengeld, das die Gemeinde bzw. der Staat sowieso hätte zahlen müssen. DAS ist aktive Arbeitsmarktpolitik! Und seltsamerweise ist dieses System billiger als unsere deutsche Art und Weise, die Arbeitslosen zu verwalten - denn mehr wird hierzulande nicht gemacht.Im Übrigen liegt in den skandinavischen Ländern die Arbeitslosigkeit überall unter 5%.

Ach ja, und in Skandinavien ist der "Zunftszwang" - wie ich die Vorgaben im Bereich des Handwerkes immer gerne nenne - nicht so streng. Man muß keinen Meister einstellen, um eine Autowerkstatt zu eröffnen - man muß nicht einmal ein Geselle sein. Man muß eben nur ordentlich Autos reparieren können! Ohje, ich höre schon den Aufschrei unter den Handwerkern hier im Board! Und was ist mit der Qualitätskontrolle? Aber seien wir doch mal ehrlich: sagt eine Zeugnis mit Unterschrift und Stempel wirklich was über die Qualität der Arbeit aus? Das entscheidet doch letztendlich der Kunde ganz allein. Nun gut, in Ländern mit einer so dünnen Infrastruktur wie in Skandinavien, muß man halt ein wenig flexibel sein. Wie sollte man sonst eine Arbeit finden, wenn man nicht umziehen will? Da muß der Staat, der Arbeitnehmer und auch der Verbraucher ein wenig mehr Beweglichkeit aufzeigen.

2. Eine seltsame Bereitschaft der verschiedenen Lobbyisten sich an einer einheitlichen Politik zu beteiligen. Man redet nicht ständig gegeneinander, sondern Parteien, Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände und andere Interessensgemeinschaften versuchen gemeinsam eine Lösung des jeweiligen Problems zu finden. Eine Verhaltensweise á la Merkel sucht man dort oben vergebens, da man sich mit ständigem Opportunismus ohne sinnvolle Alternativvorschläge vor dem Wähler nur lächerlich macht. Nun, dazu sollte man vielleicht noch anmerken, dass sich die sozialdemokratischen Parteien von den konservativen Parteien in etwa so stark unterscheiden, wie der linke Flügel der SPD von ihrem rechten. Und es gibt in Skandinavien sogar sowas wie sozialdemokratische Kapitalisten :D

3. Bislang habe ich immer geglaubt, die Schweden seien Weltmeister im Klagen. Ich mußte diese Erkenntnis in den letzten Jahren gewaltig revidieren - die Deutschen übertrumpfen die Schweden um Längen! Als in Schweden Anfang der 90er Jahre das ganze Wohlfahrtssystem zusammen zu brechen drohte und der Staat dem einzelnen Bürger direkt in den Geldbeutel greifen wollte, haben alle laut aufgeschrieen. Es folgten 6 Wochen Kaos, in denen Schweden praktisch nicht regierbar war, aber dann hat man sich beruhigt, ein wenig nachgedacht und sich ins Unvermeidliche eingefunden. Wehklagen hilft ja nichts! Man hat in die Hände gespuckt und ist die Sache angegangen. ALLE haben geblutet, und das nicht zu wenig, aber die Talsohle ist durchschritten und es geht wieder steil aufwärts, während bei uns der Karren immer tiefer hineingeschoben wird. Wie wäre es, wenn man zur Abwechslung mal nicht an die nächsten Wahlen denken würde, sondern an eine gemeinsame, grundlegende Problemlösung?

Vieles von dem, was in den nordischen Wohlfahrtsstaaten funktioniert, ließe sich problemlos auch in abgewandelter Form in Deutschland praktizieren: aktive Arbeitsmarktpolitik, eine bessere Bildungspolitik - siehe Pisa ;) , mehr Flexibilität unter den Arbeitssuchenden, eine kleinere Spanne zwischen Niedriglöhnen und Spitzengehältern (kleine Unterschicht, gewaltig große Mittelschicht, kleine Oberschicht), ein soziales Netz, das in den unteren Bereichen so eng gestrickt ist, dass kaum einer durchfallen kann, das den Spitzenverdienern aber nicht allzuviele Sonderrechte einräumt (z.B. gleiche Krankenversicherung für alle - kann durch private Zusatzversicherungen etwas aufgepuscht werden. Eine kleine staatliche Grundrente in Kombination mit vorgeschriebenen aber in Grenzen frei zu wählenen Fondanlagen...)

Ohje, könnte noch endlos weitermachen, aber ich muß jetzt in die Heia. Muß ja schließlich morgen arbeiten - zum Glück bin ich freiberuflich tätig und muß so nicht für eine Rente arbeiten, die ich nie bekommen werde. Kann das Geld gleich verpulvern und somit die Wirtschaft ankurbeln :D

Bearbeitet von Brynhild
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Da wollte ich noch einige Worte loswerden, da ist mir Idic ( endlich bist du wieder da! :D ) zuvorgekommen. Und ihren Worten stimme ich zu.

SEINEN Worten! Irgenwann bringe ich dir das auch noch bei! Argh! <_<

Kommentar zum Rest folgt, wenn ich nicht mehr 13 Stunden am Tag Datenkontrolle machen muß und wieder aus den Augen gucken kann.... Bis später!

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